Aloft in München
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Aloft in München
21. November 2015 Loftiges Hotelkonzept: Die fast bodentiefen Fenster lassen tief blicken. Potenzielle Gäste sollen auf Anhieb erkennen können: Hier geht was! Foto: Hotel Hoteltest: Aloft in München Coole Beats, viel Design & offene Räume: Das neue Aloft Hotel in München versteht sich als „spannendes Ziel für aufgeschlossene Reisende“. Doch kann das Hotel mehr als nur Party? AHGZ und Treugast haben eine Nacht in Münchens neuem Lifestyle-Hotel verbracht. GEBÄUDE Erwartung: „A-Loft“ – dieses Wortspiel weckt Erwartungen an große Räume, grauen Beton und viel Coolness. Loft steht für viel Platz und die flexible Nutzung einer großen Fläche. Genau das Richtige für Kreative und solche die es werden wollen. Erfahrung: Wer in München mit dem Zug anreist, fällt quasi in die dunkelgraue Drehtür des kernsanierten Ex-Polizeigebäudes, das sich von außen sehr dezent in hellem Sandstein präsentiert. Das Erdgeschoss samt Drehtür wurde mit einer dunklen Metallverkleidung versehen, die ihre Wirkung vor allem nach Einbruch der Dunkelheit zeigt. Dann bietet sie den idealen Hintergrund für die Flut an Eindrücken, die aus der dahinterliegenden Lounge quillt: Stylische Design-Möbel in bunten Farben, viel Platz zum Sitzen, eine gut ausgestattete Bar und der obligatorische Billardtisch. All das getaucht in das Licht der großen Disco-Kugel, die den Lobby-Bar-Mix perfekt in Szene setzt. Die vorbeilaufenden Passanten schauen neugierig ins Innere. Die fast bo- dentiefen Fenster sind dazu ein cleverer baulicher Trick, um nach außen zu kommunizieren: Hier geht was! Direkt hinter der Drehtür steuert der Gast auf den Aloft-typischen, runden Empfangstresen zu. Ein Hingucker, der je nach Saison sein Design wechselt. Als Gast hat man aufgrund der Rundungen allerdings freie Sicht auf Zettel, Listen, Post-its und all das, was an einer Rezeption eben sonst noch so herum liegt. Absolute Ordnung und Diskretion sind hier ein absolutes Muss, wenn man Gästen so tiefe Einblicke gewährt. Durch die offene Gestaltung des Erdgeschosses geht der Empfangsbereich direkt in die „re:fuel Snackbar“ über, in der sich auch morgens das Frühstück abspielt. Der angeschlossene, bunt gestaltete Innenhof bietet die Möglichkeit, an warmen Tagen seinen Drink oder das Frühstück im Freien und abseits des Stadtlärms zu genießen. Etwas unvorteilhaft platziert und leider auch nicht ausreichend beschildert sind die öffentlichen Toiletten, für die man in den Keller gehen muss und dort auch wirklich nur das Nötigste vorfindet. Ein bisschen Farbe, interessante Bilder oder die Musik aus der Bar über Lautsprecher würden auch dort sicher gut ins Konzept passen. Fazit: Insgesamt ist das loftige Konzept des Aloft gut zu erkennen. Klare Linien und eine offene Raumaufteilung gibt es sowohl in den öffentlichen Bereichen als auch auf den Zimmern. Hier und da fehlt allerdings der Wow-Effekt. Erreichter Wert: 75 % DESIGN Erwartung: „Stil zum Schnäppchenpreis“ – so heißt es vielversprechend auf der Aloft-Website. Abgesehen von poppigen Designmöbeln in bunten Farben, erwartet der Tester im Aloft vor al- lem eine klare, stringente Designsprache, die zum Gesamtkonzept passt und sich wie ein roter Faden durch das ganze Haus zieht. Erfahrung: Design und Stil beginnt nicht erst in der Lobby. Der Hotelgast 2.0 bildet sich seine Meinung meist bereits schon auf der Website. Wofür steht die Marke? Was erwartet mich? Was sagen ehemalige Gäste? Wie bei einem Vorstellungsgespräch zählt der erste Eindruck und ist unter Umständen buchungsentscheidend. Die Website des Münchner Alofts präsentiert sich beim Thema Design sehr zurückhaltend. Vier große, sich abwechselnde Hintergrundbilder, ein bisschen Pink hier und dort und darüber die Starwood-Buchungsmaske, fertig ist der Designhotel-Auftritt oder wie? Nein, der Tester hätte sich hier etwas mehr „Sinn für das Aufregende, das Gäste erstaunt und begeistert“ gewünscht, so wie es die vielverspre- Daten & Fakten L Eröffnet: August 2015 L Betreiber: Arabella Hospitality SE L Hoteldirektor: Oliver Schäfer L Operations Manager: Benno Bach L Klassifizierung: nicht klassifiziert (im 3- bis 4-Sterne-Segment) L Mitarbeiter: 30 L Zimmer: 184 L Zimmerpreise: ab 129 Euro L Adresse: Bayerstraße 37 80335 München Tel. 089 5402370 www.aloftmunichhotel.com chenden Texte auf der Website in Aussicht stellen. Lebendige Fotos von Menschen, die Spaß am Konzept haben, etwas Musik oder Impressionen der Stadt sollten Neugierde wecken und Lust machen, sofort zu buchen. Der Internetauftritt vom Aloft München wirkt eine Spur zu kühl und etwas einfallslos. Die Umsetzung im Hotel zeigt sich lebendiger. Viele farbliche Akzente (und man hat wirklich keine Farbe ausgelassen), offene Räume, interessante Möbel und der große Billardtisch in der Bar wecken auf den ersten Blick das Interesse des anreisenden Gastes. Die Mitarbeiter tragen PoloShirts (gern auch eine Baseballkappe) und an der Wand hängt ein Bildschirm, auf dem Gäste unter dem hoteleigenen Hashtag #aloftmunich ihren Aufenthalt in Szene setzen. Für einen kurzen Moment hat der Tester den Eindruck, er sei in einem hochwertigen Hostel gelandet. Der Fahrstuhl befördert Gäste allerdings in eine andere Kategorie. Elegante Farben, hochwertige Materialien sowie der Geruch von neuem Teppich auf den langen Fluren und im Zimmer machen klar: Dies ist ein nagelneues Hotel. Merkwürdig ist jedoch, dass es in diesen Hotelbereichen nur wenige Bilder, ausgefallene Design-Elemente oder Musik gibt – ein Stil-Spagat ... Erreichter Wert: 75 % MITARBEITER Erwartung: Schon auf der Website wird er vorgestellt: Der coole Barkeeper, der neben Rezepten für anspruchsvolle Signature-Cocktails auch noch die angesagtesten Partys der Stadt aus dem Ärmel schüttelt. Genauso erwartet der Tester auch den Rest des Hotelteams: jung, dynamisch und individuell. Dabei aber bitte höchst professionell! 2 der hotelier Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung · 21. November 2015 · Nr. 47 Anreger des Monats Das gehört auf die HR-Agenda 2016 Aufreger des Monats Wenn Gäste mit böser Bewertung drohen Fotos: Colourbox.de, Barry Barnes/Shutterstock.com E s hat etwas von Ablasshandel. Hoteliers sollen Rabatte geben, damit sie keine schlechte Bewertung bekommen. Das ist eine beliebte Masche von so manchem Gast, der – meist erst beim Check-out – dem Hotelier mit einer bösen Kritik droht, sollte er nicht diese oder jene Gebühr erlassen. Reine Erpressung! Zwar betonen die großen Bewertungsportale, dass sie Manipulationen nicht gutheißen und dagegen vorgehen. Dazu sollten Hoteliers einen Erpressungsversuch immer unverzüglich melden, möglichst noch bevor die jeweilige Bewertung eingegangen ist. Das heißt allerdings noch nicht, dass die Bewertung dann tatsächlich gelöscht wird. Das hat zum Beispiel Thilo Naumann, Geschäftsführer des Promenadenhotels Admiral im Seebad Bansin auf Usedom, erfahren müssen. Etwa, als er von einem Gast erpresst worden ist, der die Parkgebühren erlassen bekommen wollte – obwohl diese vorab klar kommuniziert worden waren. Das Argument von Holidaycheck fürs Nicht-Löschen: Die Bewertung sei differenziert und ausführlich und er bewerte viele Dienstleistungen sehr positiv. Schlussfolgerung des Hoteliers: „Das ist schon ein Schaden, von dem ich mich mit 72 Euro hätte frei kaufen können“, nämlich dann, wenn er die Parkgebühr erlassen hätte. Ablasshandel eben. Trotz der Digitalisierung Zustände wie im Mittelalter ... rk Chefredakteur: Rolf Westermann (V.i.S.d.P.) Redaktion: Natascha Ziltz, Brit Glocke Graphik: Harald Maier, Kerstin Gugel E-Mail: [email protected] Internet: www. ahgz.de Fotos: D emografie, Digitalisierung, Wertewandel – nach Einschätzung der ManpowerGroup-Studie „Arbeitswelt der Zukunft“ stehen Personalverantwortlichen und HR-Profis turbulente Zeiten bevor. Vor diesen ist auch die Hotellerie nicht gefeit. Doch wie die Studie zeigt, hapert es zurzeit noch in jedem zweiten Unternehmen in Deutschland an einer nachhaltigen Personalstrategie. Damit sich Unternehmen auf die Arbeitswelt der Zukunft vorbereiten können, hat das Unternehmen Manpower auch gleich einige Anregungen für die HR- Agenda 2016 dazu gepackt. Demnach würden Angebote wie Kinderbetreuung, Sabbaticals, Gesundheitsförderung und CSR-Initiativen, sprich Corporate Social Responsibility, immer wichtiger. Ebenso individuelle Konzepte wie mehr Gleitzeit, Jobsharing- und Crowdsourcing-Modelle sowie Investitionen in Inklusionsprojekte. Dazu gehört das Recruiting stärker zu internationalisieren und qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Ebenso wie das Recruiting zu digitalisieren, da es im Arbeitsmarkt der Zukunft längst nicht mehr genügt, Stellenanzeigen zu schalten. Bereits jeder sechste Jobsuchende sei auf Karrierenetzwerken wie Xing oder LinkedIn aktiv. Auf Facebook schaue sich fast jeder zehnte Wechselwillige nach neuen Arbeitgebern um. Doch erst jedes zweite deutsche Unternehmen betreibe aktiv Social-MediaRecruiting, so die Studie. brg Bescheiden: Die kleine Bluetooth-Dockingstation auf dem Nachttisch Bequem: Das Kingsize-Bett mit Boxspringmatratze, Topper und extraweichem Schoner Übersichtlich: Die Kaffee- und Teestation auf dem Zimmer L Fortsetzung von Seite 1 Hoteltest ... Erfahrung: Als der Tester die Nummer des Alofts mit Münchner Vorwahl wählt, wird er sogleich von einem Computer durch verschiedene Auswahlmöglichkeiten gelotst. Englisch oder Deutsch, Einzel oder Gruppenreservierung. Das ist leider nicht die Rezeption vor Ort, sondern ein Call-Center. Die freundliche Mitarbeiterin fragt professionell, aber wenig empathisch die benötigten Standards ab und forciert zum Schluss noch das Kundenbindungsprogramm der Kette. Gääähn! Der Wunsch nach LateCheck-out und das Zimmer zum Innenhof wurden „vermerkt“, ging aber bis zum Check-in leider verloren. Eine persönliche Note, mehr lokales Wissen oder die proaktive Nachfrage nach Freizeitprogramm würden den Gast schon bei der Reservierung auf die lockere Coolness des Produktes einstimmen. Der Check-in verläuft dann im gleichen Stil: Nett, aber ohne pepp! Die junge Mitarbeiterin im Poloshirt (bei Aloft „Talent“ genannt) wirkt freundlich und erkundigt sich nach der Anreise, erklärt kurz die Möglichkeiten des Hauses und wünscht nach der Unterzeichnung des Meldescheins einen angenehmen Aufenthalt. Hier bleibt „das spannende Reiseziel für aufgeschlossene Reisende“ leider weit hinter den Erwartungen zurück. Pro-aktive Erklärungen zum neuen Konzept (vielleicht sogar bei einem spontanen Rooming), Ortsangaben zur Stadt und InsiderTipps fürs Abendprogramm könnte man hier schon erwarten. Dazu gäben kleine Gesten wie das kurze Begleiten zum Fahrstuhl einen persönlichen Touch, besonders da die offene LobbyLounge als einziger öffentlicher Bereich des Hotels geradezu nach offener und pro-aktiver Kommunikation schreit. Hier schlummert noch viel Potenzial. Ganz anders abends in der Bar: Der Tester und seine Begleitung sitzen keine zwei Minuten, da werden sie bereits überschüttet mit lebendigem Service, professioneller Coolness und geballter Erfrischend: Die Lobby mit ausgefallenen Möbeln, Lampen und Kissen Fachkompetenz. Der Barkeeper mit Tattoos, Baseballkappe und tief ausgeschnittenem T-Shirt ist genau so, wie sich der Tester die AloftMitarbeiter vorgestellt hatte. Auf die Frage, wo man hier abends lecker essen gehen kann, empfiehlt er seinen Lieblingsitaliener um die Ecke, erklärt knieend den Weg zum nächsten Szeneclub und lädt später auf Cocktails an seiner Bar ein. Geht doch! Später zeigt er dann noch sein Können als Mixologe, Entertainer und Markenbotschafter. Ein Paradebeispiel für die gewünschte Coolness von Aloft und Retter der Punktewertung für diese Kategorie. Erreichter Wert: 65 % ZIMMERAUSSTATTUNG Erwartung: Das Loft-Konzept sollte natürlich auch in den Zimmern erkennbar sein. Der Tester Hoteltest AHGZ und Treugast nehmen einmal im Monat ein Hotel unter die Lupe. Das Augenmerk liegt dabei auf den folgenden sieben Kriterien: Gebäude, Design, Mitarbeiter, Zimmerausstattung und -angebot, Essen und Trinken, Zusatzleistungen und Kommunikation. Bewertet wird beispielsweise, ob das Design den Anforderungen an das Produkt entspricht. Außerdem wichtig: Stehen die Mitarbeiter hinter dem Konzept? Wie ist der Service? Und wie schaut es mit den Zusatzleistungen aus? Die Kriterien werden unter zwei entscheidenden Gesichtspunkten betrachtet: Erwartung und Erfahrung. Bei den Kriterien werden die Erwartungen des Gastes an das Hotel mit der tatsächlichen Erfahrung vor Ort abgeglichen. Es entsteht somit ein komplettes Bild zwischen der Au- ßendarstellung des Hotels und der tatsächlichen Leistung am Gast. Wieviel Prozent der möglichen Punktezahl das Hotel erzielt, steht hinter den Kriterien und zusammengefasst am Ende des Tests. Jedes Hotel erhält am Ende ein Rating. Das Rating reicht von AAALiga der Champions bis C Zurück auf Los. Dem Test liegt der Treugast Mystery-Check zugrunde. Dieses Beratungsprodukt der Treugast bewertet außer allgemeinen Kriterien vor allem das Hotelkonzept. Die Besonderheit eines Konzepts kann so, losgelöst von der funktionalen Seite, betrachtet werden. Der Test hat zudem den Anspruch, überdrehte oder gute konzeptionelle Ideen zu beleuchten. Ein besonderer Service: Für die getesteten Häuser besteht die Möglichkeit einer Nachbesprechung mit den Testern. Foto: Hotel erwartet eine großzügige Raumaufteilung, klare Linien und moderne, technische Spielereien. Ein hochwertiges Bett und innovative Details sind das Minimum. Die stolze Zimmerrate von knapp 200 Euro legt die Latte hoch. Erfahrung: Das für den Test gebuchte BreezyZimmer Nr. 709 befindet sich im siebten Stock und macht einen guten ersten Eindruck. In der Luft hängt ein recht schwerer Moschus-Duft, der wahrscheinlich vom Vormieter stammt, aber dank der kippbaren Fenstern leicht zu beseitigen ist. Die Raumgestaltung ist erwartungsgemäß offen. Dunkles Holz und Erdtöne dominieren das schlicht gehaltene Zimmer mit Blick über die Dächer des lebendigen Hauptbahnhofs. Höhepunkt ist das Kingsize-Bett, dessen Boxspringmatratze plus Topper und extra weichem Schoner komforttechnisch in der absoluten Oberliga spielen. Das Bad präsentiert sich hell und offen und wirkt aufgrund der vielen Spiegel sehr großzügig. Durch eine massive Schiebetür lässt sich der Dusch- und WC-Bereich vom Rest des Bades abtrennen, was für Privatsphäre sorgt. Der nur halb-aufgefüllte Shampoo-Spender in der Dusche ist noch hinzunehmen, Haare auf dem WC und Badezimmerboden sind hingegen ein NoGo. Da das Haus erst im August an den Start gegangen ist, ist das Zimmer ansonsten in einem sehr guten Zustand und wirkt durchdacht, praktisch und gut. Wer allerdings Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern übertreffen will, muss in der heutigen Zeit noch einen drauf setzen. Die kleine Bluetooth-Dockingstation auf dem Nachttisch wirkt in einem Design-Konzept wie diesem wenig innovativ, die W-Lan Verbindung ist sehr schwach und auch die Kaffee- und Teestation samt Kaffeeweißer und Idee-Kaffee erscheint wenig ideenreich. Ein guter Ansatz ist hingegen „Re:Stock“: Gäste können am Empfang Ladegeräte für ihr L Fortsetzung auf Seite 3 der Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung · 21. November 2015 · Nr. 47 Smartphone oder kleine Reisebegleiter ausleihen. Doch in der Realität zeigt sich ein anderes Bild: Ein Standard-Handyladekabel sei nicht mehr vorrätig. „Die sind leider nie wieder zurückkommen“, sagt der Rezeptionsmitarbeiter entschuldigend. Schade! Denn wenn das Hotel so einen Service extra bewirbt, sollte es mittels Deposit oder klassischer Verleihliste sicherstellen, dass verliehene Gegenstände auch ihren Weg zurückfinden. Fazit: Insgesamt ein solides Zimmerprodukt auf gehobenem Niveau zum stolzen Preis. Leider ohne Wow-Effekt! Erreichter Wert: 70 % ESSEN & TRINKEN Erwartung: Abseits des Lifestyles muss natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt sein. Der Tester ist gespannt, wie Aloft es schafft, ein Selbstbedienungskonzept mit dem „coolen“ Markenversprechen zu kombinieren. Frische Produkte ansprechend präsentiert und zum Mitnehmen – das funktioniert? Erfahrung: Anstelle eines klassischen Restaurants erwartet den Gast die rund um die Uhr geöffnete „re:fuel Snackbar“, an der man sich selbst bedienen kann. Das ist keine Übergangslösung sondern Teil des Konzeptes. Zur Auswahl stehen die 4 S: Sandwiches, Suppen, Salat und Sushi. Daneben ein Kühlschrank voller Kaltgetränke mit so mancher Rarität wie heller Cola oder der Hopfenlimo „Hopster“. Bier gibt es auch, allerdings – wohl in Anlehnung an die Wiesn – nur in der 1-Liter-Dose. Ein Prosit! Dennoch: Gerade bei einem minimalistischen Speisenangebot mit hippem Anspruch dürfen Gäste etwas mehr Individualität erwarten können: Lokale Produkte in cooler Verpackung, ein Signature-Dish in Kooperation mit lokalen Szene-Gastronomen, ein Foodtruck vor dem Haus oder zu Stoßzeiten ein einfaches Gericht – live gekocht. So etwas hätte Wiedererkennungswert und wäre sicher authentischer als Suppe aus der Mikrowelle und Sushi in Supermarktqualität. Das Frühstück funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Selbstbedienung und kleine Auswahl, immerhin mit Pancakes, Lachs und Leberpastete. Aber auch hier fehlt es leider am gewissen Etwas und dem Sinn fürs Detail. So gibt es Eier nur gekocht, nicht ausreichend abgeschreckt und mit der bösen „2“ vor dem Herkunftscode (Anmerk.: Bodenhaltung, billigste Art von Ei aus dem Handel). Der Orangensaft schmeckt verdächtig nach Mango, kann aber aufgrund fehlender Beschriftung nicht identifiziert werden. Und eine der beiden Kaffeemaschinen verlangt vergeblich nach Reinigung. Ein eingeschränktes Angebot ist grundsätzlich okay, aber dann sollte man mehr Wert auf entsprechende Details legen. Viel besser macht es die W XYZ Bar: Hochwertige Spirituosen als Basis für beliebte Longdrinks, frische Ideen wie gesmokte Cocktails in geeisten Gläsern, dazu Empfehlungen wie den Munich Mule mit lokal gebranntem Gin. Doch wo sind die Gäste? Es ist Freitagabend und bis auf eine Hand voll Hausgäste ist keiner da. Wo ist die Party? Wo die Münchner Schickeria? Zwei große, improvisierte Schilder am Hoteleingang und ein Hinweis auf der Website geben ein erstes Indiz: „Zutritt derzeit leider nur für Hotelgäste“. Hier ist wohl administrativ etwas schief gelaufen, denn bei Konzeption und Platzangebot lässt sich klar erkennen, dass diese Bar auch für externe Gäste konzipiert und sicher bald geöffnet sein wird. Insgesamt also gemischte Gefühle beim Tester und noch viel Luft nach oben bei Aloft. Erreichter Wert: 60 % ZUSATZLEISTUNGEN Erwartung: Das sehr schlanke Hotelkonzept wirbt online mit dem Spruch „Sinn für das Aufregende, das Gäste erstaunt und begeistert“. Was genau das ist, bleibt abzuwarten. Der Tester hofft auf innovative Ideen, praktische Gadgets oder Serviceleistungen, die dem Gast einen wirklichen Mehrwert bieten. Erfahrung: „Stay & Play“, so heißt es auf der Website und tatsächlich kann man dem Aloft München einen gewissen Spieltrieb zuschreiben. Nicht nur der obligatorische Billardtisch in der Lounge, auch Aloft gebrandete Gesellschaftsspiele und ein separater Raum mit Kicker und Xbox fordern den verspielten Reisenden zu einer Partie heraus. Dieses Angebot ist nicht nur netter Zeitvertreib, sondern unterstützt auch die Hip: An der Snackbar können sich Gäste rund um die Uhr bedienen Fotos: Hotel hotelier 3 Grundidee Alofts, ein Ort zu sein, an dem sich Menschen kennenlernen. Ein guter Ansatz, der dem Trend eines offenen und sozial aktiven Hotels entgegenkommt. In der Durchführung könnte es ruhig noch etwas mehr sein. Die Xbox bietet derzeit leider nur zwei Spiele, die Gesellschaftsspiele könnten um ein Vielfaches aufgestockt und durch interessante Bücher ergänzt werden, die der gesamten Lounge noch mehr Wohnzimmer-Charakter verleihen würden. Wer Sport dem Spielen vorzieht, für den ist das „re:charge Fitness-Studio“ eine schlanke, aber hochwertige Lösung. Durch die Fenster scheint Tageslicht und durch die Bose-Boxen kommt satter Sound. Frische Handtücher liegen bereit und kostenfreies Wasser gibt‘s auch. Einzig verwirrend ist der Hinweis „Essen und Pferdchen spielen verboten“. Ist hier mit manchen Gästen der Spieltrieb durchgegangen? Oder handelt es sich nur um einen Übersetzungsfehler? In Zukunft soll es nach Angaben eines Mitarbeiters auch einen Roomservice-Roboter geben, der gewünschte Snacks und Getränke aufs Zimmer bringt. Solche Zusatzleistungen sind es, die begeistern und Service mit Technik verbinden. An weiteren Angeboten dieser Art mangelt es bislang noch. Aloft wäre aber der ideale Ort für Pilotprojekte wie dieses. Erreichter Wert: 75 % KOMMUNIKATION Schlicht: Das Breezy-Zimmer macht einen guten Eindruck, könnte aber bunter sein Kommunikativ: Der Billardtisch in der Lobby soll Gäste zusammenbringen Gesamtergebnis: Hoffnungsträger (BBB) Gebäude 75 % Design 75 % Mitarbeiter 65 % Zimmerausstattung 70 % Essen & Trinken 60 % Zusatzleistungen 75 % Kommunikation 70 % Ergebnis 70 % AAA > 90 % = Liga der Champions AA > 80 % = Top-Performer A > 70 % = Performer BBB > 60 % = Hoffnungsträger BB > 50 % = Fragezeichen B > 40 % = Low-Performer CCC > 30 % = Anfänger CC > 20 % = Fragwürdig C > 10 % = Zurück auf Los Das Ergebnis der Bewertung des Alofts München könnte kaum treffender sein: Hoffnungsträger. Denn das Konzept und die Idee dahinter sind innovativ und vielversprechend. Ein lebendiger und zentral gelegener Ort, offen und abwechslungsreich designt, mit technischem Schnick-Schnack und lockerer Atmosphäre. Allerdings bot der Kontrast zwischen Erwartung und Realität, geschürt vom öffentlichen Auftritt und der veranschlagten Rate, zu häufig Anlass für Kritik. Was noch fehlt, ist eindeutig das gewisse Etwas. Mehr Individualität im Gästekontakt, aufregendere technische Features und Details im Zimmer sowie ein ideenreicheres Speisenangebot würden dem Konzept gut tun. Mitarbeiter wie der Barkeeper können einem Konzept Persönlichkeit geben, begeistern und aus Erstbesuchern Stammgäste machen. Wenn sich genau diese Art von junger, authentischer Gastfreundschaft im gesamten Hotel durchsetzt und das Aloft frische Ideen umsetzt, kann dieser Hoffnungsträger schnell zum Hotspot werden. Erwartung: Eine trendige, in Deutschland noch nicht etablierte Design-Marke wie Aloft muss besonders bei der Außenkommunikation Gas geben, um neue Gäste und Fans zu gewinnen. Intern muss es lässig und individuell zugehen, wobei der gehobene Standard natürlich zu Professionalität verpflichtet. Erfahrung: Der Außenauftritt von Aloft ist vielversprechend modern und etwas bieder zugleich. Zum einen wird jeder erdenkliche SocialMedia-Kanal mit poppigen Posts und Fotos bedient, auf der anderen Seite erwartet den Anrufer und Website-Besucher ein etwas angestaubter Kettenhotellerie-Auftritt – immerhin mit modernen und vielversprechenden Texten. Zuletzt machte Aloft von sich reden. Wie das Unternehmen mitteilte, könnten Gäste bald vom Zimmer aus per Whatsapp ihre RoomserviceBestellung aufgeben, die dann von dem bereits erwähnten Roboter geliefert wird. Eine witzige Idee, die sicher ihre Liebhaber finden wird und vor allem den Technologiebezug der Marke unterstreichen soll. Weitaus praktischer ist die SPG-App (Starwood Preferred Guests), die den Reisenden nicht nur mit Angeboten aus dem Starwood-Portfolio versorgt, sondern während des Aloft-Aufenthalts auch als Zimmerschlüssel dienen soll. Laut Unternehmen ist dieser Service in allen Aloft-Hotels weltweit verfügbar, funktionierte im getesteten Haus allerdings (noch) nicht. Auf den Zimmern präsentiert sich Aloft in puncto Infomaterialien entspannt zurückhaltend. Ein schlichtes und ansprechend designtes Kompendium informiert den Gast kurz und bündig über das Haus, gibt Tipps für die Erkundung Münchens und bittet darum, die Rezeption bei weiteren Fragen zu Kontaktieren. Der Tester hat dies während seines Aufenthaltes natürlich häufiger getan und stellte fest: Es gibt Unterschiede in der Art der Kommunikation zwischen „Talents“ und Hotelgästen. So scheint es zum Beispiel keine klare Regelung zu gebe, ob Gäste klassisch mit „Sie“ oder mit „Du“ angeredet werden sollen. Auch bietet die offene Rezeption keinen Rückzugsort für die Talents. Somit können die Gäste manche interne Konversationen mitverfolgen. Auch der Tester hörte mehrere Gastnamen und Zimmernummern. Das sorgt für Abzug bei der Bewertung: Denn die Privatsphäre des Gastes sollte immer diskret und professionell behandelt werden. Fazit: Der offene Markenauftritt wird rundum gut kommuniziert, könnte aber noch mehr professionelle Individualität vertragen. Erreichter Wert: 70 % Anzeige