Aloft in München

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Aloft in München
21. November 2015
Loftiges Hotelkonzept: Die fast bodentiefen Fenster lassen tief blicken. Potenzielle Gäste sollen auf Anhieb erkennen können: Hier geht was!
Foto: Hotel
Hoteltest: Aloft in München
Coole Beats, viel Design &
offene Räume: Das neue Aloft
Hotel in München versteht sich
als „spannendes Ziel für aufgeschlossene Reisende“.
Doch kann das Hotel mehr als
nur Party? AHGZ und Treugast
haben eine Nacht in Münchens
neuem Lifestyle-Hotel
verbracht.
GEBÄUDE
Erwartung: „A-Loft“ – dieses Wortspiel weckt
Erwartungen an große Räume, grauen Beton
und viel Coolness. Loft steht für viel Platz und
die flexible Nutzung einer großen Fläche. Genau
das Richtige für Kreative und solche die es werden wollen.
Erfahrung: Wer in München mit dem Zug anreist, fällt quasi in die dunkelgraue Drehtür des
kernsanierten Ex-Polizeigebäudes, das sich von
außen sehr dezent in hellem Sandstein präsentiert. Das Erdgeschoss samt Drehtür wurde mit
einer dunklen Metallverkleidung versehen, die
ihre Wirkung vor allem nach Einbruch der Dunkelheit zeigt. Dann bietet sie den idealen Hintergrund für die Flut an Eindrücken, die aus der
dahinterliegenden Lounge quillt: Stylische Design-Möbel in bunten Farben, viel Platz zum Sitzen, eine gut ausgestattete Bar und der obligatorische Billardtisch. All das getaucht in das Licht
der großen Disco-Kugel, die den Lobby-Bar-Mix
perfekt in Szene setzt. Die vorbeilaufenden Passanten schauen neugierig ins Innere. Die fast bo-
dentiefen Fenster sind dazu ein cleverer baulicher Trick, um nach außen zu kommunizieren:
Hier geht was! Direkt hinter der Drehtür steuert
der Gast auf den Aloft-typischen, runden Empfangstresen zu. Ein Hingucker, der je nach Saison
sein Design wechselt. Als Gast hat man aufgrund
der Rundungen allerdings freie Sicht auf Zettel,
Listen, Post-its und all das, was an einer Rezeption eben sonst noch so herum liegt. Absolute
Ordnung und Diskretion sind hier ein absolutes
Muss, wenn man Gästen so tiefe Einblicke gewährt.
Durch die offene Gestaltung des Erdgeschosses
geht der Empfangsbereich direkt in die „re:fuel
Snackbar“ über, in der sich auch morgens das
Frühstück abspielt. Der angeschlossene, bunt gestaltete Innenhof bietet die Möglichkeit, an warmen Tagen seinen Drink oder das Frühstück im
Freien und abseits des Stadtlärms zu genießen.
Etwas unvorteilhaft platziert und leider auch
nicht ausreichend beschildert sind die öffentlichen Toiletten, für die man in den Keller gehen
muss und dort auch wirklich nur das Nötigste
vorfindet. Ein bisschen Farbe, interessante Bilder
oder die Musik aus der Bar über Lautsprecher
würden auch dort sicher gut ins Konzept passen.
Fazit: Insgesamt ist das loftige Konzept des Aloft
gut zu erkennen. Klare Linien und eine offene
Raumaufteilung gibt es sowohl in den öffentlichen Bereichen als auch auf den Zimmern. Hier
und da fehlt allerdings der Wow-Effekt.
Erreichter Wert: 75 %
DESIGN
Erwartung: „Stil zum Schnäppchenpreis“ – so
heißt es vielversprechend auf der Aloft-Website.
Abgesehen von poppigen Designmöbeln in bunten Farben, erwartet der Tester im Aloft vor al-
lem eine klare, stringente Designsprache, die
zum Gesamtkonzept passt und sich wie ein roter
Faden durch das ganze Haus zieht.
Erfahrung: Design und Stil beginnt nicht erst
in der Lobby. Der Hotelgast 2.0 bildet sich seine
Meinung meist bereits schon auf der Website.
Wofür steht die Marke? Was erwartet mich? Was
sagen ehemalige Gäste? Wie bei einem Vorstellungsgespräch zählt der erste Eindruck und ist
unter Umständen buchungsentscheidend.
Die Website des Münchner Alofts präsentiert
sich beim Thema Design sehr zurückhaltend.
Vier große, sich abwechselnde Hintergrundbilder, ein bisschen Pink hier und dort und darüber
die Starwood-Buchungsmaske, fertig ist der Designhotel-Auftritt oder wie?
Nein, der Tester hätte sich hier etwas mehr „Sinn
für das Aufregende, das Gäste erstaunt und begeistert“ gewünscht, so wie es die vielverspre-
Daten & Fakten
L Eröffnet: August 2015
L Betreiber: Arabella Hospitality SE
L Hoteldirektor: Oliver Schäfer
L Operations Manager: Benno Bach
L Klassifizierung: nicht klassifiziert
(im 3- bis 4-Sterne-Segment)
L Mitarbeiter: 30
L Zimmer: 184
L Zimmerpreise: ab 129 Euro
L Adresse:
Bayerstraße 37
80335 München
Tel. 089 5402370
www.aloftmunichhotel.com
chenden Texte auf der Website in Aussicht stellen. Lebendige Fotos von Menschen, die Spaß am
Konzept haben, etwas Musik oder Impressionen
der Stadt sollten Neugierde wecken und Lust
machen, sofort zu buchen. Der Internetauftritt
vom Aloft München wirkt eine Spur zu kühl und
etwas einfallslos.
Die Umsetzung im Hotel zeigt sich lebendiger.
Viele farbliche Akzente (und man hat wirklich
keine Farbe ausgelassen), offene Räume, interessante Möbel und der große Billardtisch in der
Bar wecken auf den ersten Blick das Interesse des
anreisenden Gastes. Die Mitarbeiter tragen PoloShirts (gern auch eine Baseballkappe) und an der
Wand hängt ein Bildschirm, auf dem Gäste unter
dem hoteleigenen Hashtag #aloftmunich ihren
Aufenthalt in Szene setzen. Für einen kurzen
Moment hat der Tester den Eindruck, er sei in
einem hochwertigen Hostel gelandet.
Der Fahrstuhl befördert Gäste allerdings in eine
andere Kategorie. Elegante Farben, hochwertige
Materialien sowie der Geruch von neuem Teppich auf den langen Fluren und im Zimmer machen klar: Dies ist ein nagelneues Hotel. Merkwürdig ist jedoch, dass es in diesen Hotelbereichen nur wenige Bilder, ausgefallene Design-Elemente oder Musik gibt – ein Stil-Spagat ...
Erreichter Wert: 75 %
MITARBEITER
Erwartung: Schon auf der Website wird er vorgestellt: Der coole Barkeeper, der neben Rezepten für anspruchsvolle Signature-Cocktails auch
noch die angesagtesten Partys der Stadt aus dem
Ärmel schüttelt. Genauso erwartet der Tester
auch den Rest des Hotelteams: jung, dynamisch
und individuell. Dabei aber bitte höchst professionell!
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der
hotelier
Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung · 21. November 2015 · Nr. 47
Anreger des Monats
Das gehört auf die
HR-Agenda 2016
Aufreger des Monats
Wenn Gäste mit böser
Bewertung drohen
Fotos: Colourbox.de, Barry Barnes/Shutterstock.com
E
s hat etwas von Ablasshandel. Hoteliers
sollen Rabatte geben, damit sie keine
schlechte Bewertung bekommen. Das ist
eine beliebte Masche von so manchem Gast, der
– meist erst beim Check-out – dem Hotelier mit
einer bösen Kritik droht, sollte er nicht diese
oder jene Gebühr erlassen. Reine Erpressung!
Zwar betonen die großen Bewertungsportale,
dass sie Manipulationen nicht gutheißen und
dagegen vorgehen. Dazu sollten Hoteliers einen
Erpressungsversuch immer unverzüglich melden, möglichst noch
bevor die jeweilige Bewertung eingegangen
ist. Das heißt allerdings
noch nicht, dass die Bewertung dann tatsächlich gelöscht wird. Das
hat zum Beispiel Thilo
Naumann, Geschäftsführer des Promenadenhotels Admiral im Seebad Bansin auf Usedom, erfahren müssen. Etwa, als er von einem Gast erpresst worden ist, der die Parkgebühren erlassen
bekommen wollte – obwohl diese vorab klar
kommuniziert worden waren. Das Argument
von Holidaycheck fürs Nicht-Löschen: Die Bewertung sei differenziert und ausführlich und er
bewerte viele Dienstleistungen sehr positiv.
Schlussfolgerung des Hoteliers: „Das ist schon
ein Schaden, von dem ich mich mit 72 Euro hätte
frei kaufen können“, nämlich dann, wenn er die
Parkgebühr erlassen hätte. Ablasshandel eben.
Trotz der Digitalisierung Zustände wie im Mittelalter ...
rk
Chefredakteur:
Rolf Westermann (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Natascha Ziltz, Brit Glocke
Graphik: Harald Maier, Kerstin Gugel
E-Mail: [email protected]
Internet: www. ahgz.de
Fotos:
D
emografie, Digitalisierung, Wertewandel – nach Einschätzung der ManpowerGroup-Studie „Arbeitswelt der Zukunft“ stehen Personalverantwortlichen und
HR-Profis turbulente Zeiten bevor. Vor diesen ist
auch die Hotellerie nicht gefeit. Doch wie die
Studie
zeigt, hapert es zurzeit noch in jedem
zweiten
Unternehmen
in
Deutschland an einer nachhaltigen Personalstrategie.
Damit sich Unternehmen
auf die Arbeitswelt der
Zukunft
vorbereiten
können, hat das Unternehmen Manpower auch
gleich einige Anregungen für
die HR- Agenda 2016 dazu gepackt. Demnach
würden Angebote wie Kinderbetreuung, Sabbaticals, Gesundheitsförderung und CSR-Initiativen, sprich Corporate Social Responsibility,
immer wichtiger. Ebenso individuelle Konzepte
wie mehr Gleitzeit, Jobsharing- und Crowdsourcing-Modelle sowie Investitionen in Inklusionsprojekte. Dazu gehört das Recruiting stärker zu
internationalisieren und qualifizierte Fachkräfte
aus dem Ausland anzuwerben. Ebenso wie das
Recruiting zu digitalisieren, da es im Arbeitsmarkt der Zukunft längst nicht mehr genügt,
Stellenanzeigen zu schalten. Bereits jeder sechste
Jobsuchende sei auf Karrierenetzwerken wie
Xing oder LinkedIn aktiv. Auf Facebook schaue
sich fast jeder zehnte Wechselwillige nach neuen
Arbeitgebern um. Doch erst jedes zweite deutsche Unternehmen betreibe aktiv Social-MediaRecruiting, so die Studie.
brg
Bescheiden: Die kleine Bluetooth-Dockingstation auf dem Nachttisch
Bequem: Das Kingsize-Bett mit Boxspringmatratze, Topper und extraweichem Schoner
Übersichtlich: Die Kaffee- und Teestation auf dem Zimmer
L Fortsetzung von Seite 1
Hoteltest ...
Erfahrung: Als der Tester die Nummer des
Alofts mit Münchner Vorwahl wählt, wird er sogleich von einem Computer durch verschiedene
Auswahlmöglichkeiten gelotst. Englisch oder
Deutsch, Einzel oder Gruppenreservierung. Das
ist leider nicht die Rezeption vor Ort, sondern
ein Call-Center. Die freundliche Mitarbeiterin
fragt professionell, aber wenig empathisch die
benötigten Standards ab und forciert zum
Schluss noch das Kundenbindungsprogramm
der Kette. Gääähn! Der Wunsch nach LateCheck-out und das Zimmer zum Innenhof wurden „vermerkt“, ging aber bis zum Check-in leider verloren. Eine persönliche Note, mehr lokales Wissen oder die proaktive Nachfrage nach
Freizeitprogramm würden den Gast schon bei
der Reservierung auf die lockere Coolness des
Produktes einstimmen.
Der Check-in verläuft dann im gleichen Stil:
Nett, aber ohne pepp! Die junge Mitarbeiterin
im Poloshirt (bei Aloft „Talent“ genannt) wirkt
freundlich und erkundigt sich nach der Anreise,
erklärt kurz die Möglichkeiten des Hauses und
wünscht nach der Unterzeichnung des Meldescheins einen angenehmen Aufenthalt. Hier
bleibt „das spannende Reiseziel für aufgeschlossene Reisende“ leider weit hinter den Erwartungen zurück. Pro-aktive Erklärungen zum neuen
Konzept (vielleicht sogar bei einem spontanen
Rooming), Ortsangaben zur Stadt und InsiderTipps fürs Abendprogramm könnte man hier
schon erwarten. Dazu gäben kleine Gesten wie
das kurze Begleiten zum Fahrstuhl einen persönlichen Touch, besonders da die offene LobbyLounge als einziger öffentlicher Bereich des Hotels geradezu nach offener und pro-aktiver Kommunikation schreit. Hier schlummert noch viel
Potenzial.
Ganz anders abends in der Bar: Der Tester und
seine Begleitung sitzen keine zwei Minuten, da
werden sie bereits überschüttet mit lebendigem
Service, professioneller Coolness und geballter
Erfrischend: Die Lobby mit ausgefallenen Möbeln, Lampen und Kissen
Fachkompetenz. Der Barkeeper mit Tattoos,
Baseballkappe und tief ausgeschnittenem
T-Shirt ist genau so, wie sich der Tester die AloftMitarbeiter vorgestellt hatte. Auf die Frage, wo
man hier abends lecker essen gehen kann, empfiehlt er seinen Lieblingsitaliener um die Ecke,
erklärt knieend den Weg zum nächsten Szeneclub und lädt später auf Cocktails an seiner Bar
ein. Geht doch! Später zeigt er dann noch sein
Können als Mixologe, Entertainer und Markenbotschafter. Ein Paradebeispiel für die gewünschte Coolness von Aloft und Retter der
Punktewertung für diese Kategorie.
Erreichter Wert: 65 %
ZIMMERAUSSTATTUNG
Erwartung: Das Loft-Konzept sollte natürlich
auch in den Zimmern erkennbar sein. Der Tester
Hoteltest
AHGZ und Treugast nehmen einmal im
Monat ein Hotel unter die Lupe. Das Augenmerk liegt dabei auf den folgenden sieben
Kriterien: Gebäude, Design, Mitarbeiter,
Zimmerausstattung und -angebot, Essen und
Trinken, Zusatzleistungen und Kommunikation. Bewertet wird beispielsweise, ob das
Design den Anforderungen an das Produkt
entspricht. Außerdem wichtig: Stehen die
Mitarbeiter hinter dem Konzept? Wie ist der
Service? Und wie schaut es mit den Zusatzleistungen aus? Die Kriterien werden unter
zwei entscheidenden Gesichtspunkten betrachtet: Erwartung und Erfahrung.
Bei den Kriterien werden die Erwartungen
des Gastes an das Hotel mit der tatsächlichen
Erfahrung vor Ort abgeglichen. Es entsteht
somit ein komplettes Bild zwischen der Au-
ßendarstellung des Hotels und der tatsächlichen Leistung am Gast. Wieviel Prozent der
möglichen Punktezahl das Hotel erzielt, steht
hinter den Kriterien und zusammengefasst am
Ende des Tests. Jedes Hotel erhält am Ende ein
Rating. Das Rating reicht von AAALiga der
Champions bis C Zurück auf Los.
Dem Test liegt der Treugast Mystery-Check
zugrunde. Dieses Beratungsprodukt der Treugast bewertet außer allgemeinen Kriterien vor
allem das Hotelkonzept. Die Besonderheit
eines Konzepts kann so, losgelöst von der
funktionalen Seite, betrachtet werden. Der
Test hat zudem den Anspruch, überdrehte
oder gute konzeptionelle Ideen zu beleuchten.
Ein besonderer Service: Für die getesteten
Häuser besteht die Möglichkeit einer Nachbesprechung mit den Testern.
Foto: Hotel
erwartet eine großzügige Raumaufteilung, klare
Linien und moderne, technische Spielereien. Ein
hochwertiges Bett und innovative Details sind
das Minimum. Die stolze Zimmerrate von
knapp 200 Euro legt die Latte hoch.
Erfahrung: Das für den Test gebuchte BreezyZimmer Nr. 709 befindet sich im siebten Stock
und macht einen guten ersten Eindruck. In der
Luft hängt ein recht schwerer Moschus-Duft, der
wahrscheinlich vom Vormieter stammt, aber
dank der kippbaren Fenstern leicht zu beseitigen
ist. Die Raumgestaltung ist erwartungsgemäß
offen. Dunkles Holz und Erdtöne dominieren
das schlicht gehaltene Zimmer mit Blick über die
Dächer des lebendigen Hauptbahnhofs. Höhepunkt ist das Kingsize-Bett, dessen Boxspringmatratze plus Topper und extra weichem Schoner komforttechnisch in der absoluten Oberliga
spielen.
Das Bad präsentiert sich hell und offen und
wirkt aufgrund der vielen Spiegel sehr großzügig. Durch eine massive Schiebetür lässt sich der
Dusch- und WC-Bereich vom Rest des Bades abtrennen, was für Privatsphäre sorgt. Der nur
halb-aufgefüllte Shampoo-Spender in der Dusche ist noch hinzunehmen, Haare auf dem WC
und Badezimmerboden sind hingegen ein NoGo. Da das Haus erst im August an den Start
gegangen ist, ist das Zimmer ansonsten in einem
sehr guten Zustand und wirkt durchdacht, praktisch und gut. Wer allerdings Erwartungen nicht
nur erfüllen, sondern übertreffen will, muss in
der heutigen Zeit noch einen drauf setzen. Die
kleine Bluetooth-Dockingstation auf dem
Nachttisch wirkt in einem Design-Konzept wie
diesem wenig innovativ, die W-Lan Verbindung
ist sehr schwach und auch die Kaffee- und Teestation samt Kaffeeweißer und Idee-Kaffee erscheint wenig ideenreich.
Ein guter Ansatz ist hingegen „Re:Stock“: Gäste
können am Empfang Ladegeräte für ihr
L Fortsetzung auf Seite 3
der
Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung · 21. November 2015 · Nr. 47
Smartphone oder kleine Reisebegleiter ausleihen. Doch in der Realität zeigt sich ein anderes
Bild: Ein Standard-Handyladekabel sei nicht
mehr vorrätig. „Die sind leider nie wieder zurückkommen“, sagt der Rezeptionsmitarbeiter
entschuldigend. Schade! Denn wenn das Hotel
so einen Service extra bewirbt, sollte es mittels
Deposit oder klassischer Verleihliste sicherstellen, dass verliehene Gegenstände auch ihren Weg
zurückfinden.
Fazit: Insgesamt ein solides Zimmerprodukt auf
gehobenem Niveau zum stolzen Preis. Leider ohne Wow-Effekt!
Erreichter Wert: 70 %
ESSEN & TRINKEN
Erwartung: Abseits des Lifestyles muss natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt sein. Der
Tester ist gespannt, wie Aloft es schafft, ein
Selbstbedienungskonzept mit dem „coolen“
Markenversprechen zu kombinieren. Frische
Produkte ansprechend präsentiert und zum Mitnehmen – das funktioniert?
Erfahrung: Anstelle eines klassischen Restaurants erwartet den Gast die rund um die Uhr
geöffnete „re:fuel Snackbar“, an der man sich
selbst bedienen kann. Das ist keine Übergangslösung sondern Teil des Konzeptes. Zur Auswahl
stehen die 4 S: Sandwiches, Suppen, Salat und
Sushi. Daneben ein Kühlschrank voller Kaltgetränke mit so mancher Rarität wie heller Cola
oder der Hopfenlimo „Hopster“. Bier gibt es
auch, allerdings – wohl in Anlehnung an die
Wiesn – nur in der 1-Liter-Dose. Ein Prosit!
Dennoch: Gerade bei einem minimalistischen
Speisenangebot mit hippem Anspruch dürfen
Gäste etwas mehr Individualität erwarten können: Lokale Produkte in cooler Verpackung, ein
Signature-Dish in Kooperation mit lokalen Szene-Gastronomen, ein Foodtruck vor dem Haus
oder zu Stoßzeiten ein einfaches Gericht – live
gekocht. So etwas hätte Wiedererkennungswert
und wäre sicher authentischer als Suppe aus der
Mikrowelle und Sushi in Supermarktqualität.
Das Frühstück funktioniert nach dem gleichen
Prinzip. Selbstbedienung und kleine Auswahl,
immerhin mit Pancakes, Lachs und Leberpastete. Aber auch hier fehlt es leider am gewissen Etwas und dem Sinn fürs Detail. So gibt es Eier nur
gekocht, nicht ausreichend abgeschreckt und mit
der bösen „2“ vor dem Herkunftscode (Anmerk.:
Bodenhaltung, billigste Art von Ei aus dem Handel). Der Orangensaft schmeckt verdächtig nach
Mango, kann aber aufgrund fehlender Beschriftung nicht identifiziert werden. Und eine der
beiden Kaffeemaschinen verlangt vergeblich
nach Reinigung. Ein eingeschränktes Angebot ist
grundsätzlich okay, aber dann sollte man mehr
Wert auf entsprechende Details legen.
Viel besser macht es die W XYZ Bar: Hochwertige Spirituosen als Basis für beliebte Longdrinks,
frische Ideen wie gesmokte Cocktails in geeisten
Gläsern, dazu Empfehlungen wie den Munich
Mule mit lokal gebranntem Gin. Doch wo sind
die Gäste? Es ist Freitagabend und bis auf eine
Hand voll Hausgäste ist keiner da. Wo ist die Party? Wo die Münchner Schickeria? Zwei große,
improvisierte Schilder am Hoteleingang und ein
Hinweis auf der Website geben ein erstes Indiz:
„Zutritt derzeit leider nur für Hotelgäste“. Hier
ist wohl administrativ etwas schief gelaufen,
denn bei Konzeption und Platzangebot lässt sich
klar erkennen, dass diese Bar auch für externe
Gäste konzipiert und sicher bald geöffnet sein
wird. Insgesamt also gemischte Gefühle beim
Tester und noch viel Luft nach oben bei Aloft.
Erreichter Wert: 60 %
ZUSATZLEISTUNGEN
Erwartung: Das sehr schlanke Hotelkonzept
wirbt online mit dem Spruch „Sinn für das Aufregende, das Gäste erstaunt und begeistert“. Was
genau das ist, bleibt abzuwarten. Der Tester hofft
auf innovative Ideen, praktische Gadgets oder
Serviceleistungen, die dem Gast einen wirklichen Mehrwert bieten.
Erfahrung: „Stay & Play“, so heißt es auf der
Website und tatsächlich kann man dem Aloft
München einen gewissen Spieltrieb zuschreiben.
Nicht nur der obligatorische Billardtisch in der
Lounge, auch Aloft gebrandete Gesellschaftsspiele und ein separater Raum mit Kicker und
Xbox fordern den verspielten Reisenden zu einer
Partie heraus. Dieses Angebot ist nicht nur netter
Zeitvertreib, sondern unterstützt auch die
Hip: An der Snackbar können sich Gäste rund um die Uhr bedienen
Fotos: Hotel
hotelier
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Grundidee Alofts, ein Ort zu sein, an dem sich
Menschen kennenlernen. Ein guter Ansatz, der
dem Trend eines offenen und sozial aktiven Hotels entgegenkommt. In der Durchführung
könnte es ruhig noch etwas mehr sein. Die Xbox
bietet derzeit leider nur zwei Spiele, die Gesellschaftsspiele könnten um ein Vielfaches aufgestockt und durch interessante Bücher ergänzt
werden, die der gesamten Lounge noch mehr
Wohnzimmer-Charakter verleihen würden.
Wer Sport dem Spielen vorzieht, für den ist das
„re:charge Fitness-Studio“ eine schlanke, aber
hochwertige Lösung. Durch die Fenster scheint
Tageslicht und durch die Bose-Boxen kommt
satter Sound. Frische Handtücher liegen bereit
und kostenfreies Wasser gibt‘s auch. Einzig verwirrend ist der Hinweis „Essen und Pferdchen
spielen verboten“. Ist hier mit manchen Gästen
der Spieltrieb durchgegangen? Oder handelt es
sich nur um einen Übersetzungsfehler?
In Zukunft soll es nach Angaben eines Mitarbeiters auch einen Roomservice-Roboter geben, der
gewünschte Snacks und Getränke aufs Zimmer
bringt. Solche Zusatzleistungen sind es, die begeistern und Service mit Technik verbinden. An
weiteren Angeboten dieser Art mangelt es bislang noch. Aloft wäre aber der ideale Ort für Pilotprojekte wie dieses.
Erreichter Wert: 75 %
KOMMUNIKATION
Schlicht: Das Breezy-Zimmer macht einen guten Eindruck, könnte aber bunter sein
Kommunikativ: Der Billardtisch in der Lobby soll Gäste zusammenbringen
Gesamtergebnis: Hoffnungsträger (BBB)
Gebäude
75 %
Design
75 %
Mitarbeiter
65 %
Zimmerausstattung
70 %
Essen & Trinken
60 %
Zusatzleistungen
75 %
Kommunikation
70 %
Ergebnis
70 %
AAA > 90 % = Liga der Champions
AA > 80 % = Top-Performer
A > 70 % = Performer
BBB > 60 % = Hoffnungsträger
BB > 50 % = Fragezeichen
B > 40 % = Low-Performer
CCC > 30 % = Anfänger
CC > 20 % = Fragwürdig
C > 10 % = Zurück auf Los
Das Ergebnis der Bewertung des Alofts München könnte kaum treffender sein: Hoffnungsträger. Denn das Konzept und die Idee dahinter
sind innovativ und vielversprechend. Ein lebendiger und zentral gelegener Ort, offen und abwechslungsreich designt, mit technischem
Schnick-Schnack und lockerer Atmosphäre. Allerdings bot der Kontrast zwischen Erwartung
und Realität, geschürt vom öffentlichen Auftritt
und der veranschlagten Rate, zu häufig Anlass
für Kritik. Was noch fehlt, ist eindeutig das gewisse Etwas. Mehr Individualität im Gästekontakt, aufregendere technische Features und Details im Zimmer sowie ein ideenreicheres Speisenangebot würden dem Konzept gut tun. Mitarbeiter wie der Barkeeper können einem Konzept Persönlichkeit geben, begeistern und aus
Erstbesuchern Stammgäste machen. Wenn sich
genau diese Art von junger, authentischer Gastfreundschaft im gesamten Hotel durchsetzt und
das Aloft frische Ideen umsetzt, kann dieser
Hoffnungsträger schnell zum Hotspot werden.
Erwartung: Eine trendige, in Deutschland
noch nicht etablierte Design-Marke wie Aloft
muss besonders bei der Außenkommunikation
Gas geben, um neue Gäste und Fans zu gewinnen. Intern muss es lässig und individuell zugehen, wobei der gehobene Standard natürlich
zu Professionalität verpflichtet.
Erfahrung: Der Außenauftritt von Aloft ist
vielversprechend modern und etwas bieder zugleich. Zum einen wird jeder erdenkliche SocialMedia-Kanal mit poppigen Posts und Fotos bedient, auf der anderen Seite erwartet den Anrufer und Website-Besucher ein etwas angestaubter
Kettenhotellerie-Auftritt – immerhin mit modernen und vielversprechenden Texten.
Zuletzt machte Aloft von sich reden. Wie das
Unternehmen mitteilte, könnten Gäste bald vom
Zimmer aus per Whatsapp ihre RoomserviceBestellung aufgeben, die dann von dem bereits
erwähnten Roboter geliefert wird. Eine witzige
Idee, die sicher ihre Liebhaber finden wird und
vor allem den Technologiebezug der Marke unterstreichen soll.
Weitaus praktischer ist die SPG-App (Starwood
Preferred Guests), die den Reisenden nicht nur
mit Angeboten aus dem Starwood-Portfolio versorgt, sondern während des Aloft-Aufenthalts
auch als Zimmerschlüssel dienen soll. Laut Unternehmen ist dieser Service in allen Aloft-Hotels weltweit verfügbar, funktionierte im getesteten Haus allerdings (noch) nicht.
Auf den Zimmern präsentiert sich Aloft in
puncto Infomaterialien entspannt zurückhaltend. Ein schlichtes und ansprechend designtes
Kompendium informiert den Gast kurz und
bündig über das Haus, gibt Tipps für die Erkundung Münchens und bittet darum, die Rezeption
bei weiteren Fragen zu Kontaktieren. Der Tester
hat dies während seines Aufenthaltes natürlich
häufiger getan und stellte fest: Es gibt Unterschiede in der Art der Kommunikation zwischen
„Talents“ und Hotelgästen. So scheint es zum
Beispiel keine klare Regelung zu gebe, ob Gäste
klassisch mit „Sie“ oder mit „Du“ angeredet werden sollen.
Auch bietet die offene Rezeption keinen Rückzugsort für die Talents. Somit können die Gäste
manche interne Konversationen mitverfolgen.
Auch der Tester hörte mehrere Gastnamen und
Zimmernummern. Das sorgt für Abzug bei der
Bewertung: Denn die Privatsphäre des Gastes
sollte immer diskret und professionell behandelt
werden.
Fazit: Der offene Markenauftritt wird rundum
gut kommuniziert, könnte aber noch mehr professionelle Individualität vertragen.
Erreichter Wert: 70 %
Anzeige

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