Artikel als PDF anzeigen

Transcription

Artikel als PDF anzeigen
ITRESELLER
Geschäft mit sehr steilem Wachstum
21. April 2008 - Das Geschäft mit Netzwerkinfrastruktur und Dienstleistungen in der Schweiz wächst verglichen mit
anderen Bereichen der IT überproportional. Getrieben wird der Markt durch veränderte Anforderungen der
Anwender und Unternehmen wie steigende Gerätezahl, Mobilität, Sicherheit, Echtzeit- und Dauerverfügbarkeit und
nicht zuletzt auch dank dem Durchbruch von Voice over IP. Er ist vielleicht weniger «sexy» als andere Bereiche der ICT, aber der Netzwerkmarkt gehört zu den
schnellstwachsenden Segmenten der gesamten IT-Industrie. Gemäss IDC wächst der Netzwerkmarkt,
insbesondere der Markt für Netzwerkinfrastruktur in Unternehmen (LAN-Switches), zeitweise weltweit bis doppelt
so schnell wie der Server-, Storage oder Software-Markt. Gleiches gilt auch für die Schweiz: Wenn auch der Netzwerkmarkt (ohne das Privatkundengeschäft) gemäss dem
Schaffhauser Marktforschungsunternehmen MSM Research mit 788,6 Mio. Franken in diesem Jahr bloss rund 5
Prozent der gesamten Ausgaben ausmacht, die Schweizer Unternehmen in die Informations- und
Kommunikationstechnologien investieren werden, so verzeichnet er auch weit grössere Wachstumsraten als der
Gesamtmarkt und die meisten Teilbereiche davon. Gemäss MSM Research wird der gesamte Netzwerkmarkt
dieses Jahr um 4,9 Prozent zulegen, am meisten Zuwachs werden dabei die Bereiche W-Lan mit 9,9 Prozent
Wachstum und Netzwerkmanagement-Software mit 10,9 Prozent erzielen. Mobile Netzwerktechnologien (Access
Points und Gateways) machen am gesamten Netzwerkmarkt erst 5,6 Prozent aus, während rund ein Viertel (26,5
Prozent) auf Software für Netz- und Sys-temmanagement entfällt. Router und Bridges beanspruchen 16,2 und
Hubs und Switches den Löwenanteil von 47,6 Prozent für sich.
Wachsende Ansprüche
Die grossen Treiber sind dabei einerseits Bedürfnisse, die in den Unternehmen selbst entstehen, und
technologische Veränderungen. Der Netzwerkmarkt profitiert anwenderseitig von der steigenden Nachfrage nach
Mobilität und ständiger Verfügbarkeit, einer steigenden Gerätezahl pro Nutzer, erhöhter Vernetzung von
Unternehmen mit deren Aussenstellen, Lieferanten und Kunden oder bedingt durch Firmenübernahmen (Stichwort
Bandbreiten-Management) und in diesem Zusammenhang die Entwicklung hin zu IP-basierten Anwendungen wie
Videokonferenzen, Unified Communication und Kollaborations-Lösungen, erhöhten Sicherheitsanforderungen, auch
infolge gesetzlicher Regulierungen. Nicht zu unterschätzen sein werden in Zukunft die Nachfrage nach
Mietsoftware-Lösungen sowohl im Bereich der Unternehmens-Software (ERP) als auch auf IT-Seite, etwa für
System-Management.
IP-Telefonie und die Folgen
Aus technischer Sicht treiben unter anderem das Verschmelzen von Netzwerk- und Speicherinfrastrukturen oder
die Virtualisierung von Server, Clients und Netzwerken den Markt an. Immer stärker greift aber vor allem die
Konvergenz von IT und Telefonie, nachdem die IT-Verantwortlichen sich nun seit Jahren auf die Sprach-Schiene
vorbereitet haben. Es gibt also viel Nachholbedarf diesbezüglich, und viele Telefonie-Anlagen müssen endlich auf
den neuesten Stand gebracht und in die IP-Welt migriert werden. Doch nicht nur die Nachfrage nach Voice-over-IP-Lösungen beschleunigt den Markt, die Lösungen selbst ziehen
weitere Investitionen in die Netzwerkinfrastruktur nach sich. Denn anders als etwa bei ERP-Applika-tionen, wo man
eine Verzögerung von ein paar Sekunden noch hinnimmt, haben Nutzer von IP-Telefonie höhere Ansprüche. Weil
das menschliche Ohr sogar Verzögerungen von nur 50 Millisekunden wahrnimmt, generiert jeder Franken, der für
IP-Sprachanwendungen ausgegeben wird, weitere drei bis fünf Franken für die Infrastruktur.
IT-Hersteller gewinnen an Wichtigkeit
Aus diesen Voraussetzungen ergibt sich zwangsläufig, dass IT-Hersteller eine immer wichtigere Rolle im
Kommunikations-Bereich übernehmen, insbesondere was Sprach- und Video-Technologien angeht. «Microsoft und
die Telefonie-Anbieter werden unbehagliche Partner bleiben», hiess es letztes Jahr im IDC-Report «World-wide
Enterprise Networking 2007 Top 10 Predictions», und daran wird sich auch 2008 nichts ändern. Denn die enorme
und weiterhin steigende Verbreitung von Microsoft Outlook macht es einerseits für klassische Telefoniehersteller
wie beispielsweise Notel unumgänglich, mit Microsoft zu partnern. Andererseits wird Microsoft im Collaborationsund Kommunikationsbereich mit Anwendungs- und Infrastruktur-Software im Enterprise-Bereich eine immer
wichtigere Rolle spielen. Aber nicht nur Microsoft, auch andere IT-Hersteller drängen immer stärker in den klassichen Netzwerkmarkt. Durch
die Virtualisierungsbemühungen und die steigende Konvergenz von Netzwerken und Speichersystemen sind auch
Unternehmen wie Oracle, IBM oder EMC immer stärker ins Netzwerk-Geschäft eingebunden. Oder HP: Der
Hersteller der Procurve-Switches erfreut sich bei Unternehmen steigender Beliebtheit. So macht der Marktanteil
von HP im Lan-Bereich mittlerweile in der Region Europa, Naher Osten und Afrika gemäss IDC zwischen 14 und 15
Prozent aus. Und während Marktführer Cisco, der etwas mehr als die Hälfte der Verkäufe für sich verbuchen kann,
nur noch etwa gleich schnell (14 bis 15 Prozent) wie der Markt wächst, legt HP übers Jahr gesehen (je nach
Quartal) bis zu 20 und mehr Prozent zu. Leidtragende sind die klassischen Netzwerk-Grössen wie beispielsweise
die drittplatzierte 3Com. Bei den Layer-3-Switches ist HPs Marktanteil mittlerweile fast dreimal so gross wie der von
Nortel, und von den modularen Switches (Chassis) verkauft HP mittlerweile fünf mal mehr als Nortel.
Schweizer Firmen geht es prima
Trotz sinkender Preise und Margen bleibt das Netzwerkgeschäft dementsprechend auch für Schweizer
Dienstleister weiterhin interessant - und dies sowohl für die Cisco/Microsoft-Seite als auch für die klassischen
Netzwerker wie zum Beispiel Nortel-Partner Burkhalter-Networks. Gemäss dem PR-Verantwortlichen Hans Legler
hat Burk-halter Networks im letzten Jahr «die Umsatzzahlen stetig gesteigert und neue Mitarbeiter rekrutiert». Als
gröss-te Treiber sieht Legler naturgemäss Voice over IP sowie Tech-nologien wie Unified Commication (UC),
Collaboration, Videokonferen-zen etc. «Da diese Technologien übergreifend sind», sagt Legler, «und ohne
Bandbreitenmanagement keine professionelle Voip- oder Videokonferenzlösung möglich ist.» Burkhalter Networks
will denn auch in Zukunft auf UC, Unified Messaging sowie Drahtlos- und mobiles Computing setzen.
Der Cisco-Weg
Hört man sich im Cisco-Umfeld um, so kommen heitere Auskünfte zurück. So konnte der mehrfach preisgekrönte
Cisco-Partner Netcloud, der übrigens am eben zu Ende gegangenen Cisco Partner Summit in Honolulu, Hawaii mit
dem europäischen Mobility Award ausgezeichnet wurde, im letzten Jahr den Umsatz um sage und schreibe 100
Prozent auf 26 Mio. Franken steigern. Gemäss Sales Manager Patrick Hempele ist die Steigerung vor allem auf
Cisco-Hardware zurückzuführen. «Durch Zuwachs von Engineering-Experten konnten wir aber auch unser
angestammtes Geschäft weiter ausbauen», sagt er. Netcloud hat sich in den letzten Jahren stark auf das
Gesundheitswesen spezialisiert. «Wir verstehen die Bedürfnisse immer besser und sprechen die Sprache dieser
Branche», sagt Hempele, der in weiteren Branchen die Vertikalisierung weiter ausbauen möchte. Netcloud
beschäftigt derzeit 43 Mitarbeitende in Winterthur, Bern und Basel. Die Teams sollen in den Bereichen Sicherheit,
Mobilität, Datacenter, Unified Communications und Netzwerkmanagement weiter ausbauen.
Der Multi-Hersteller-Weg
Während Netcloud ausschliesslich auf Cisco setzt, wählte Econis, die letztes Jahr den IBM-Partner Systematics
Soft Solution übernommen hatte und mittlerweile 63 Leute beschäftigt, auf eine Multi-Hersteller-Strategie. Econis
verfügt mittlerweile ausser über Cisco-Zertifikate auch über Citrix-, Microsoft-, VMware-, Juniper- und
IBM-Spezialisten. «Durch den Zusammenschluss wurde das Portfolio und die technischen Ressourcen
zweckmässig ergänzt, um die Kunden in Infrastrukturthemen mit durchgängigen Leistungen zu unterstützen, sagt
Marketingleiter Urs Rutschmann.«Diese Strategie hat merklich zur Verbesserung der Positionierung von Econis auf
dem Markt beigetragen. Rutschmann will in der näheren Zukunft auf Server-, Speicher- und Client-Virtualisierung setzen, unter anderem um
Verfügbarkeitsbedürfnissen und Umweltschutzgedanken von Kunden entsprechen zu können. Erhöhte Nachfrage
sieht Rutschmann auch für Unified Communication, Drahtlos- und Weitdistanznetz-Optimierung, Sicherheit, Mobile
Computing und Notfallrechenzentren. «Zudem sind es weitere, über den Themenkreis Netzwerk hinausgehende
Bereiche wie Managed Services, SAN, Storage, Client Server und Software on Demand, welche eine positive
Entwicklung der Infrastruktur begünstigen», sagt Rutschmann. Er sieht für Mietsoftware (Software-as-a-Service, Saas) grundsätzlich Potenzial in der Schweiz. «Gegenwärtig ist
Saas aufgrund der Lizenzierungsmodelle aber noch nicht attraktiv genug für infrastrukturnahe Software. Das
grosse Potential sehen wir bei den Applikationsanbietern, zum Beispiel ERP-Hersteller.» (Markus Häfliger)
Copyright by Swiss IT Media 2017