Deutsche aus Russland – Gewinn für Bayern
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Deutsche aus Russland – Gewinn für Bayern
Deutsche aus Russland Gewinn für Bayern Herausgegeben von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen über das Haus des Deutschen Ostens (München) Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Inhaltsverzeichnis Grußwort des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Günther Beckstein 3 Grußwort der Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Christa Stewens 4 Grußwort des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Adolf Fetsch 5 Andreas Prediger, Johannes Sommer, Vladimir Karius Anna Hergert, Nadja Fuchs Sport Andreas Weitzel, Andreas Schenke Marina und Alexander Ruppel, Igor Weber Thomas Janke, Waleri Weinert, Fußball-Aussiedlerpokal in Fürth/Nürnberg Viktor Friedrich, Johann Eitel, Christian Walter Vorwort des Vorsitzenden der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Eduard Neuberger 6 Porträts Ehrenamt Johannes Kirschmann, Alfred Bitzer Dr. Johannes Hörner, Juri Heiser, Waldemar Eisenbraun Anton Bosch, Viktoria Wesner, Aljona Heiser Valentina Weissenberger, Robert Rudi, Ilona Laitenberger Beruf und Selbständigkeit Dr. Michael Retzlaw, Elli Colosof, Irina Schmidt Waldemar Weber, Ella Schindler, Elvira Billmann und Ida Bakurin Irene Fitz, Artur Grauberger, Andreas Axt Victor Dukart, Natalia Wegner, Anna Dondörfer Kultur Willi Bunkowski, Tatjana Domme Robert Weber, Reinhold Leis, Andreas Peters Alexander Fitz, Nadja Runde, Marina Kondrasch Lina Neuwirt, Viktoria und Heinrich Lein, Dr. Andreas Meier Alexander Schröder, Familienorchester Hubert, Ewald Oster Regina Scheiermann, Waldemar Keer, Nikolai Lagoida 7 8 9 21 22 23 24 25 26 Geschichte: Deutsche aus Russland ein langer Weg voller Hoffnung 27-28 Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und ihre Landesgruppe Bayern 29-30 Weiterführende Literatur 31 Impressum 32 Wir bedanken uns ganz herzlich beim Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen und beim Haus des Deutschen Ostens in München mit seinem Direktor Dr. Ortfried Kotzian für die Unterstützung beim Zustandekommen der vorliegenden Broschüre. 10 11 Ebenso herzlich bedanken wir uns bei den Ortsgruppen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Bayern für ihre Hilfe bei den Recherchen und ihre aufschlussreichen Informationen über das Engagement der Deutschen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion in den Bereichen Ehrenamt, Beruf und Selbständigkeit, Kultur und Sport. Für weitere Informationen und Fotos geht der Dank auch an Sabine Aschenbrenner (Diakonisches Werk Passau), Conny Baumann (Würzburg, “Integration durch Sport”), Roland Dörfler (Heinersreuth), Swetlana Hartmann (Würzburg), Olga Knaub (Roth/Röhn), Alexander Thomas (Nürnberg) und Isolde Schmidt (Würzburg). Die übrigen Fotos der Broschüre stammen aus dem Archiv der Landsmannschaft (“Volk auf dem Weg”, Ortsund Landesgruppen) sowie aus Privatarchiven der vorgestellten Personen. 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Die Titelseite zeigt von links oben im Uhrzeigersinn: Anton Bosch, Adolf Fetsch, darunter Dr. Johannes Hörner, Eduard Neuberger, Mitglieder der Tanzgruppe “Birkenhain”, Viktoria Lein (rechts) und ihre Gesangsschülerin Alwine März, Ella Schindler und Johannes Sommer. Über alle diese Personen berichtet die Broschüre. 2 Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Grußwort des Bayerischen Ministerpräsidenten, Dr. Günther Beckstein Z usammenhalten – in Bayern Zukunft gestalten“ lautet das Motto des zentralen Treffens der Deutschen aus Russland in Augsburg Ende August 2008. Dieses Motto ist ein Appell zum Zusammenhalt ebenso wie eine Beschreibung dessen, was die Deutschen aus Russland in ganz besonderem Maße kennzeichnet: Sie wissen aus eigener, oft leidvoller Erfahrung in der Sowjetunion, wie wichtig der Zusammenhalt ist, wie viel sich bewegen und gestalten lässt, wenn man gemeinsam die eigenen Anliegen verfolgt. Das Band, das die Deutschen aus Russland eint, ist das Bewusstsein um die gemeinsame Geschichte und Kultur, um das gemeinsame Schicksal, das man in der Sowjetunion durchlebt und durchlitten hat. Sie können mit Stolz auf die großartigen zivilisatorischen Leistungen ihrer Vorfahren in Russland seit dem 18. Jahrhundert blicken. Sie sind aber besonders geprägt vom Bewusstsein und der Erinnerung an den Leidensweg, den sie nach dem Oktoberputsch von 1917 und erst recht seit 1941 unter Stalin und seinen Nachfolgern durchmachen mussten. Sie mussten diesen jahrzehntelangen Leidensweg gehen und wurden kollektiv in Haftung genommen für etwas, was weit weg von ihnen geschah, für die NS-Diktatur und den Angriff Hitlers auf die Sowjetunion. Zigtausende von ihnen fanden bei den Verschleppungen und Deportationen nach Sibirien durch Hunger, durch Seuchen und Erschöpfung den gen ist, ihre kulturellen und religiösen Wurzeln und Traditionen zu bewahren. Wir in Bayern können beispielsweise im Haus der Heimat in Nürnberg erleben, wie reichhaltig diese Kulturtradition ist und mit wie viel Liebe die Deutschen aus Russland zu ihr stehen. In vielen Veranstaltungen zeigen sie den Bürgerinnen und Bürgern den Facettenreichtum und die Schönheit ihrer Volksmusik, ihres Volkstanzes, ihrer Trachten, ihres Brauchtums. Sie ergänzen und bereichern damit das kulturelle Leben Bayerns. Dr. Günther Beckstein Tod. Zigtausende wurden Opfer unmenschlicher, willkürlicher Massaker. Alle Deutschen wurden damals in der Sowjetunion zwangsenteignet und erlebten schwerste Repressionen. Sie wurden bis weit in die 80er Jahre hinein daran gehindert, ihre deutsche Muttersprache zu sprechen und ihre deutsche Kultur weiter zu pflegen. Die Sprache und das kulturelle Leben einem Menschen zu rauben, bedeutet, ihn seiner Identität zu berauben. Denn Sprache und Kultur sind die Wurzeln der Identifikation, sind das Innerste und Tiefste, was eine Persönlichkeit prägt. Es verdient hohen Respekt und große Anerkennnung, dass es den Deutschen auch in Russland trotz aller Unterdrückungen, trotz aller Widerstände und trotz aller Entfernung und Trennung vom deutschen Kulturraum gelun- 3 Die Deutschen aus Russland haben sich aber weit über die Kultur hinaus auch in vielen anderen Bereichen mit großem Erfolg engagiert. Eine Reihe von Persönlichkeiten stellt diese Broschüre vor. So gibt sie einen Einblick in die Vielzahl und Vielfalt dessen, was die Deutschen aus Russland an Kreativität, Innovationskraft und Know-how zugunsten unseres Landes eingebracht haben. Ich wünsche dieser Broschüre viele Leser unter den Deutschen aus Russland, aber ebenso unter allen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes. Die Lektüre weitet unseren Blick für die Deutschen aus Russland, für ihre Geschichte und ihre Leistungen. In diesem Sinne ist sie auch ein guter Beitrag für ein gemeinsames Miteinander und für mehr Kenntnis über die Deutschen aus Russland in unserem Land. Dr. Günther Beckstein Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Grußwort der Bayerischen Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Christa Stewens D ie Integration von Aussiedlern und Spätaussiedlern mit ihren Familien aus den Staaten der ehemaligen UdSSR ist für Bayern und seine Bürger eine von Erfolg geprägte Geschichte. Beide Seiten, die deutschen Zuwanderer wie die Einheimischen, leisten hierzu ihren wichtigen Beitrag: Die Zuwanderer vor allem dadurch, dass sie ihre deutschen Sprachkenntnisse verbesssern und sich mit den hier geltenden Werten und Normen identifizieren, die Einheimischen, indem sie den Zuwanderern mit Offenheit begegnen und ihre Leistungen anerkennen. Dort, wo ein gegenseitiges Anerkennungsverhältnis entsteht, ist die Integration auch gut vorangekommmen. Bayern bietet allgemein gute Voraussetzungen für die berufliche und gesellschaftliche Integration. Dazu haben die seit vielen Jahren tä- Ganz wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hat die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V., insbesondere der Landesverband Bayern. Hierfür möchte ich dem Landesvorstand und allen Aktiven ganz herzlich danken. Gerade die Hilfestellungen der Landsmannschaft durch bürgerschaftliches Engagement sind bei der Integration sehr wirkungsvoll, führen sie doch zu sozialen Kontakten und Orientierung zwischen der einheimischen und der zugewanderten Bevölkerung. Ich wünsche Ihnen und uns allen für die Zukunft persönlichen Erfolg im gemeinsamen Bemühen, diesen Weg weiter voran zu schreiten. Christa Stewens tigen Vereine, Initiativen sowie die staatlichen und kommunalen Dienste einen wertvollen Beitrag geleistet. 4 Christa Stewens Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Grußwort des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Adolf Fetsch M land geborenen Ausländer mit 65,9 Prozent und reicht fast an die Erwerbsquote der einheimischen Bevölkerung heran, die bei 75 Prozent liegt. Es ist also klar, dass Deutsche aus Russland trotz erschwerter Bedingungen keineswegs überdurchschnittlich häufig arbeitslos sind. it der vorliegenden Broschüre ist ein Herzenswunsch der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und ihrer Landesgruppe Bayern in Erfüllung gegangen: Anhand zahlreicher Einzelbeispiele zeigt sie einer breiten Öffentlichkeit, dass sich die Aufnahme der Deutschen aus Russland im Freistaat Bayern gelohnt hat und ihre Integration ohne jeden Zweifel als Erfolgsgeschichte anzusehen ist. Wichtig ist diese Broschüre vor allem in einer Zeit, da die Akzeptanz der Deutschen aus Russland in der Bevölkerung nachgelassen hat. Eine Tendenz, die wir mit großem Bedauern seit dem sprunghaften Anstieg der Zahlen deutscher Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion ab Ende der 1980er Jahre zur Kenntnis nehmen mussten. Bis dahin waren Deutsche aus Russland in der Bundesrepublik willkommen, wurden als fleißige Arbeitskräfte geschätzt, gingen reibungslos in der einheimischen Gesellschaft auf und leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum und Wohlstand des Landes. Spätestens ab Mitte der 1990er Jahre war jedoch immer häufiger von Integrationsschwierigkeiten und Problemen die Rede, die mit den Deutschen aus Russland angeblich nach Deutschland gekommen seien. Sie wurden mit völlig haltlosen Vorwürfen konfrontiert und zum Opfer von Ressentiments und negativen Vorurteilen, die nicht zuletzt durch einseitige Berichte in den Medien verursacht und geschürt wurden. Ähnliches gilt für die Kriminalitätsrate der Deutschen aus Russland, die entgegen besonders gern verbreiteten Vorurteilen nach wie vor nicht über dem Bundesdurchschnitt liegt. Adolf Fetsch Anhand einiger Beispiele will ich erläutern, wie haltlos diese Vorwürfe waren und sind: Wie aus offiziellen Statistiken hervorgeht, sind Deutsche aus Russland auch in finanzieller Hinsicht keinesfalls eine Belastung für die Bundesrepublik. Als ausgesprochen junge und arbeitswillige Bevölkerungsgruppe zahlen sie nämlich erheblich mehr in die öffentlichen Sozial- und Rentenkassen ein, als sie diesen entnehmen. Das ist leider nur wenigen bekannt. Ebenso wie die Tatsache, dass laut Angaben des Statistischen Bundesamtes Deutsche aus Russland besser in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integriert sind als andere Zuwanderergruppen. Was die Erwerbsquote anbetrifft, liegt die Gruppe der Deutschen aus Russland mit 73,7 Prozent deutlich über der Gruppe der zugewanderten oder in Deutsch- 5 Und dass Deutsche aus Russland mit ihrem ausgeprägten Leistungswillen auch auf kulturellem und vor allem sportlichem Gebiet eine Bereicherung sind, sollten wir immer wieder mit Stolz berichten. Künstler aus unseren Reihen wie die erfolgreichen Sängerinnen Helene Fischer und Julia Neigel oder Sportler wie die Fußball-Nationalspielerin Renate Lingor, die beste deutsche Volleyballspielerin Angelina Grün, Boxweltmeisterin Ina Menzer oder die deutsche Siebenkampfmeisterin Lilli Schwarzkopf sind die beste Werbung für die Volksgruppe. Ich hoffe deshalb, dass die Broschüre weite Teile der Bevölkerung des Freistaates erreicht und so manches zurechtrücken kann, was sich an Fehlinformationen über die Deutschen aus Russland zu verfestigen droht. Dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen sowie dem Haus des Deutschen Ostens danke ich ganz herzlich für die Unterstützung bei der Publikation der Broschüre. Adolf Fetsch Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Das Potential an Kompetenz, Erfahrungen und Talenten verstärkt nutzen D ie Deutschen und ihre Familienangehörigen aus der ehemaligen Sowjetunion, die in mehr als 50 Jahren nach Deutschland ausgewandert sind, haben ein beachtliches Potential an Erfahrungen, Kenntnissen und Können mitgebracht. In verschiedenen Lebensbereichen der deutschen Gesellschaft sind sie mit ihren Kompetenzen und Talenten vertreten. Im Mittelpunkt ihres Lebens hier in Deutschland steht nach wie vor die berufliche Integration. Sollen sie sich neu orientieren, den Einstieg in den alten Beruf wagen oder eine beliebige Beschäftigung annehmen, um die Familie durchzubringen? Jede dieser Möglichkeiten ist mit Startschwierigkeiten, Umdenken und Anstrengungen verbunden. Leider wird der Einstieg in den früher ausgeübten Beruf der Spätaussiedler seitens der Politik und der Behörden nicht ausreichend unterstützt. Zu viele Lehrer, Ingenieure oder Wissenschaftler aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion finden auch in Bayern keinen Anschluss an ihren früheren Beruf, ihr persönliches und berufliches Potential wird nicht ausgeschöpft und verkümmert oft einfach. Und doch schaffen es nicht wenige, vor allem durch eigene Motivation und Tatkraft, auch beruflich Fuß zu fassen. Über Generationen mussten die Deutschen aus Russland in verschiedenen Orten sesshaft werden und ihr Leben neu organisieren und gestalten. Nicht von ungefähr sind sie auch hierzulande Spitzenreiter im “Häusle“-Bauen, leben ihre Tatkraft, Eigeninitiative und Kreativität in den verschiedensten Bereichen der Selbständigkeit aus und schaffen dadurch sogar Arbeitsplätze. Bundes- und bayernweit betreiben Deutsche aus Russland mit steigender Tendenz Arztpraxen, Sprach-, Kunst-, Musik- und Sportschulen, Verlage, Friseursalons, Bauunternehmen, Reisebüros, Fahrschulen, Lebensmittelgeschäfte oder Metzgereien. An vielen Hochschulen kommen zahlreiche motivierte Studenten aus Aussiedlerfamilien, die junge Generation der Deutschen aus Russland erschließt sich zunehmend Forschungsgebiete wie Mathematik, Eduard Neuberger Naturwissenschaften, Politologie oder Medizin. Einer der Wege, sich im neuen Land nicht zu verlieren sowie die mitgebrachten Erfahrungen und Kompetenzen einzubringen, ist das Ehrenamt. Vor allem in der kulturellen Breitenarbeit, der Sport-, Kinder- und Jugendarbeit und der Sprachförderung sind Deutsche aus Russland mit ihren Sprach- und Fachkompetenzen nicht wegzudenken. Zunehmend bringen sie sich auch in das Vereinsleben und die Kommunalpolitik ein. Besonders zahlreich sind russlanddeutsche Talente in den Bereichen Musik, bildende Kunst und Choreographie vertreten. Deutsche aus der ehemaligen Sowjetunion haben Musik-, Kunst- und Tanzschulen eröffnet, leiten und gründen Chöre und Orchester. Sie vertreten Deutschland bei internationalen Wettbewerben und gehören zu den Preisträgern bei Wettbewerben bundes- und landesweit. Mit ihrem klassischen, aber auch internationalen Repertoire mischen sie in der Kulturlandschaft vor Ort mit. In den Gebieten Literatur, Verlagswesen, Theater und Film, wo neben Begabung und Fleiß insbesondere Sprachkenntnisse gefragt sind, zeichnet sich ebenfalls ein positiver Trend ab - eine junge Generation ist 6 im Kommen, der bundesweite Anerkennung zuteil wird. 16 Sportler aus den Reihen der Deutschen aus Russland haben Deutschland erfolgreich bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 vertreten, und auch dieses Mal in China mischen sie kräftig mit. Besonders in Sportarten wie Boxen, Ringen oder Gewichtheben, aber auch beim Fußball, in der Leichtathletik oder beim Kunstturnen glänzen sie vor allem in den Nachwuchskadern mit guten Leistungen. Junge Spätaussiedler trugen dazu bei, dass Sportvereine wieder auflebten oder neue Abteilungen gründen konnten. Zahlreiche Trainer aus der GUS arbeiten in dem bundesweiten Projekt “Integration durch Sport” mit. Ein Kapitel dieser Broschüre befasst sich mit der Aus- und Rückwanderung der Russlanddeutschen sowie den Aktivitäten der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Bayern in Vergangenheit und Gegenwart. Darin wird unter anderem die gegenwärtige Situation der Deutschen aus Russland verdeutlicht, die in vielerlei Hinsicht nicht immer zufriedenstellend ist. In diesem Sinne kann die Broschüre eine Plattform für gegenseitiges Kennenlernen, einen Erfahrungsaustausch und Dialog bieten und somit eine Hilfestellung für das Zusammenwachsen der einheimischen Bevölkerung und der Deutschen aus der GUS sein. Zahlreiche Deutsche aus Russland haben längst ihren Platz in der deutschen Gesellschaft gefunden. Sie sind erfolgreich und tragen mit ihren Fähigkeiten und Leistungen zum Wohlstand und zur gesellschaftlichen und kulturellen Vielfalt des Landes bei. Die nachstehenden Biographien aus verschiedenen Lebensbereichen stehen dafür. Überall, wo Deutsche aus der ehemaligen Sowjetunion zu Hause sind, trifft man auf weitere Erfolgsgeschichten, aber auch auf Menschen, die noch unsere Unterstützung brauchen. Auch deswegen lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Eduard Neuberger, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Ehrenamt Johannes Kirschmann (83), Landshut und Alfred Bitzer (76), Reisbach Kompetente und langjährige Mitarbeiter der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Mit Johannes Kirschmann und Alfred Bitzer sind zwei der verdientesten ehrenamtlichen Mitarbeiter der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft im Regierungsbezirk Niederbayern zu Hause. Trotz vorgerückten Alters sind beide nach wie vor als berufene Bundessozialreferenten der Landsmannschaft im Einsatz. Johannes Kirschmann wurde 1925 in dem Dorf Saratow (Balatzki), Gebiet Odessa, geboren. Er besuchte dort die Schule, erlebte 1938 die Russifizierungswelle der Kommunistischen Partei und 1941 den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht. 1943 wurde er zur deutschen Armee Johannes Kirschmann eingezogen und im September desselben Jahres an die Ostfront geschickt. Für ihn war der Krieg im Februar 1945 zu Ende. Es folgten zehn Jahre Haft in Rumänien, in der Ukraine und schließlich in den gefürchteten Goldgruben bei Swerdlowsk. Als ihm nach vielen vergeblichen Versuchen endlich 1976 die Ausreise nach Deutschland erlaubt wurde, engagierte er sich sofort innerhalb der Landsmannschaft für seine Landsleute. Er war Vorsitzender der Ortsgruppe Landshut sowie Mitglied des Vorstandes der Landesgruppe Bayern und des Bundesvorstandes. Bis zum heutigen Tag gilt Johannes Kirschmann als sehr erfahrener Sachwalter der Deutschen aus Russland und als hartnäckiger Verfechter ihrer Anliegen im Kampf um ihre verbrieften Rechte. Er tritt bei vielen Gelegenheiten energisch für die Pflege der deutschen Sprache und Kultur ein, er Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland im Internet: Homepage: www.deutscheausrussland.de E-Mail: [email protected] ist jedoch durchaus auch in der Lage und bereit, Landsleute, die Schwierigkeiten mit dem Deutschen haben, in russischer Sprache zu beraten. Für seinen selbstlosen Einsatz wurde Johannes Kirschmann mit der goldenen Ehrennadel der Landsmannschaft ausgezeichnet. Ein paar Jahr jünger als Kirschmann ist der 1931 in Mühlhausen im Gebiet Cherson geborene Alfred Bitzer, der dort als ältestes von acht Geschwistern der Familie eines Kolchosschmieds zur Welt kam. Er hatte kaum vier Schulklassen beendet, als seine Familie die Heimat verlassen musste, und im Januar 1944 wurde er wie viele Deutsche des Schwarzmeergebietes in den Warthegau evakuiert. Wenig später folgte die Flucht nach Sachsen, wo die Familie jedoch von der Roten Armee eingeholt und im September zurück nach Kirow im hohen Norden des europäischen Russlands verschleppt wurde. Auch für Alfred Bitzer dauerte es lange, bis er mit seiner Familie 1977 endlich die Ausreisegenehmigung erhielt und im Grenzdurchgangslager Friedland eintraf. Und auch er engagierte sich bereits kurz nach seiner Ankunft in Deutschland innerhalb der Landsmannschaft. Er prägte die Geschicke der Ortsgruppen München und Dingolfing-Landau als Vorstandsmitglied bzw. Vorsitzender in ganz erheblichem Maße mit und ist gegenwärtig stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Bayern. Darüber hinaus wirkt er seit 1983 innerhalb der Union der Vertriebenen. Bitzers große Stärke ist die Sozialarbeit, bei der er sich von keinem etwas vormachen lässt und jedem deutlich macht, dass sein Herz für seine Landsleute aus der ehemaligen Sowjetunion schlägt. Alfred Bitzer ist Träger der goldenen Ehrennadel der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und erhielt am 11. April 2008 für seine verdienstvolle Arbeit bei der Landsmannschaft und der Union der Vertriebenen die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Wer ihn kennt, wird sich gerne den Worten von Landrat Heinrich Trapp bei der Überreichung des Ordens anschließen: “Menschen wie Sie engagieren sich aus einem inneren Bedürfnis heraus.” Landrat Heinrich Trapp (2. von rechts) überreichte Alfred Bitzer (3. von links) die Verdienstmedaille. Links neben Bitzer seine Ehefrau Elisabeth; im Hintergrund der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Adolf Fetsch (links), und der Bürgermeister von Reisbach, Sepp Steinberger; ganz rechts die Vorsitzende der Ortsgruppe Dingolfing-Landau, Rita Palmer. 7 Ehrenamt Dr. Johannes Hörner (55), Ingolstadt Engagement in der Kommunalpolitik und im Vereinsleben Geboren und aufgewachsen ist Johannes Hörner in Kasachstan. Dorthin waren seine wolgadeutsche Mutter und sein schwarzmeerdeutscher Vater vertrieben worden. Nach dem Medizinstudium arbeitete Dr. Johannes Hörner bis 1986 in Karaganda, als Oberarzt in der Frauenklinik und danach als Facharzt für Urologie. Seit 1987 lebt der dreifache Vater in Deutschland, wo er als Gynäkologe und Geburtshelfer am Klinikum Ingolstadt praktizierte, zuerst als Oberarzt und zuletzt als leitender Oberarzt. Seit 1995 betreibt Dr. Hörner eine eigene Praxis, in der einige Fachärzte, mehrere Hebammen und Arzthelferinnen tätig sind. Seine Frau Anna ist Krankenschwester im Klinikum Ingolstadt und unterstützt ihren Mann in der Praxis. Die Tochter Katharina arbeitet seit 2007 als Fachärztin in der Praxis. Einen guten Ruf genießt Dr. Johannes Hörner auch dank seines vielfältigen ehrenamtlichen und wohltätigen Ein- Engagement im Vereinsleben und in der Kirche, kandidierte für den Stadtrat Dr. Johannes Hörner satzes. Er ist Vorsitzender der Ortsgruppe Ingolstadt der Landsmannschaft und aktiv in der Arbeitsgruppe “Politik und Landsmannschaft”. Seit Jahren engagiert er sich parteipolitisch (CSU) und in der Kommunalpolitik. Vor zehn Jahren gründete Dr. Hörner den Verein “Hilfe für Waisenkinder in Sibirien” zur Unterstützung des Waisenhauses “St. Nikolaus” in Nowosibirsk, der als Förderverein für die Diözese “Verklärung des Herrn” Spenden für die Katholiken in Sibirien sammelt. www.dr-hoerner.de Juri Heiser (45), Augsburg Im Einsatz für eine bessere Integration der Deutschen aus Russland Juri Heiser wurde 1963 in Kasachstan geboren, in einem deutschen Ort mit dem russischen Namen Neljubinka. Nach Mittlerer Reife und Militärdienst besuchte er von 1983 bis 1986 die Technikerschule in Frunse, Kirgisien, die er als Maschinenbautechniker abschloss. Ein Ökonomiestudium in Kustanai, Kasachstan, brach er 1991 ab, da er in diesem Jahr die Gelegenheit hatte, nach Deutschland auszuwandern. Aufgrund seiner deutschen Sprachkenntnisse und seiner beruflichen Ausbildung erhielt er bereits nach einer kurzen Neuorientierungs- und Umschulungsphase eine Stelle bei MANNutzfahrzeuge, wo er bis heute als Angestellter mit kaufmännischen und technischen Aufgaben beschäftigt ist. Ab September 2008 steht die Übernahme einer neuen Stelle als Länderreferent für die GUS-Länder an. Trotz der beruflichen Beanspruchung findet der zweifache Familienvater genügend Zeit und Kraft, sich ehrenamtlich in vielfältiger Weise zu engagieren. Zum Einsatz in der Landsmannschaft hat ihn die Überzeugung motiviert, dass sich die Integration der Deutschen aus Russland mit mehr Wissen über Waldemar Eisenbraun (34), Regensburg Juri Heiser die Struktur der deutschen Gesellschaft schneller und einfacher gestalten ließe. Inzwischen ist er nicht nur Vorsitzender der Orts- und Kreisgruppe Augsburg, sondern auch Mitglied des Bayerischen Landesvorstandes und auch auf Bundesebene in mehreren Gremien aktiv. Für die CSU trat er heuer zum zweiten Mal bei den Bayerischen Kommunalwahlen an und verpasste (vorläufig!) nur ganz knapp den Einzug in den Augsburger Stadtrat. 8 Waldemar Eisenbraun Waldemar Eisenbraun war 16, als seine Familie 1990 aus Dschambul, Kasachstan, nach Deutschland auswanderte – der nationalistische Druck war auch für Deutsche unerträglich geworden. Nach einem Intensivsprachkurs in Rothenbuch holte er die Mittlere Reife nach und machte danach das Fachabitur mit Schwerpunkt Wirtschaft an einer Fachoberschule. Nach einer dreijährigen Ausbildung bei einem Regensburger Systemhaus, das mittelständische Betriebe betreut, wurde er 1998 übernommen. Inzwischen arbeitet er dort seit zehn Jahren als Softwareberater und Projektmanager. Seinen Traum von einem akademischen Abschluss hat sich der dreifache Vater durch ein Betriebswirtschaftsstudium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Ostbayern im Frühjahr 2004 ebenfalls erfüllt. Auch Eisenbrauns ehrenamtliches Engagement kann sich sehen lassen. Er ist Vorsitzender der Kreis- und Ortsgruppe Regensburg der Landsmannschaft und stellvertretender Landesvorsitzender in Bayern. Außerdem engagiert er sich im Aussiedlerbeirat der Stadt Regensburg und im Kirchenvorstand der evang. Gemeinde Burgweinting, sitzt im Kreis- und Bezirksvorstand des BdV und im Kreisvorstand der UdV. Als Redakteur der Zeitung “Meine Stadt” setzt er sich für ein besseres Image seiner Landsleute ein. www.ldr-regensburg.de Ehrenamt Anton Bosch (73), Nürnberg Ehrenamt bei der Landsmannschaft, gründete den “Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland” Anton Bosch Kandel bei Odessa, Wartheland, Pettstadt bei Leipzig und ein Arbeitslager in Udmurtien, Westural, nach 1945 gehören ebenso zu den Lebensstationen von Anton Bosch wie seine berufliche Laufbahn in der Nachkriegszeit. Bis zur Auswanderung nach Deutschland 1974 arbeitete er als Elektromechaniker, Leiter eines Elektrokraftwerks und später Chefingenieur in der Energieversorgung von Karaganda, Kasachstan. In Nürnberg war er 23 Jahre lang in einer Elektrofirma tätig. Schon in den 60er Jahren engagierte sich Bosch für die Familienzusammenführung der Deutschen aus Russland; die Integration seiner Landsleute stand im Mittelpunkt seines Ehrenamtes bei der Landsmannschaft. Viele Jahre war er Vorsitzender der Orts- und Kreisgruppe Nürnberg-Fürth, Mitglied des Bundesvorstandes und Vorsitzender des Kulturrats der Landsmannschaft. 2001 schloss er sein Studium an der Universität Erlangen-Nürnberg in den Fächern Geschichte, Slawistik, Neue und Neueste Geschichte als Magister Artium ab. 1999 gründete er den “Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland”, den er bis 2007 unter dem Motto “Heimat ist Geschichte und Geschichte ist unser Auftrag!” leitete. Für seine Verdienste wurde Anton Bosch 2004 mit der goldenen Ehrennadel der Landsmannschaft gewürdigt. www.hfdr.de Viktoria Wesner (58), Bayreuth Breites Engagement in der Stadt und bei der Landsmannschaft In Russland studierte Viktoria Wesner als Dolmetscherin und Übersetzerin für Deutsch und Englisch in Moskau und später Deutsche Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Omsk. Danach war sie 27 Jahre als Deutschlehrerin und Konrektorin an einer Höheren Mittelschule tätig. Seit 1993 lebt sie mit ihrer Familie in Bayreuth und ist Lehrerin für Förderunterricht an der Albert-SchweitzerSchule. Außerdem unterrichtet sie seit zwölf Jahren in Sprachkursen. Schon in Nowosibirsk setzte sich Viktoria Wesner als Vorsitzende der Gebietsorganisation “Wiedergeburt” für ihre deutschen Mitbürger ein. Aufgrund ihrer guten Deutschkenntnisse und ihrer menschlichen Qualitäten konnte sie auch vielen Landsleuten in Bayreuth helfen, als Sozialreferentin der Landsmannschaft und im Vorstand der Kreis- und Ortsgruppe Bayreuth. Seit 2002 ist Viktoria Wesner Vorsitzende der Kreis- und Ortsgruppe und sorgt dafür, dass sich Aussiedler und Einheimische durch Kulturveranstal- Viktoria Wesner tungen näher kommen. Darüber hinaus ist sie seit sechs Jahren Mitglied des BdV-Vorstandes im Kreis Bayreuth. 2008 kandidierte Viktoria Wesner auf der CSU-Liste für das Stadtparlament. Aljona Heiser (43), Augsburg Attraktive Chormusik, Leiterin des Chors “Heimatmelodie” Vor ihre Ausreise 1991 studierte Aljona Heiser Musik in Swerdlowsk. Im Hauptberuf Rechtsanwaltsfachangestellte (beim Bischöflichen Ordinariat Augsburg), engagiert sie sich seit Jahren ehrenamtlich für die Chormusik der Landsmannschaft. 1998 übernahm sie den Chor “Heimatmelodie” der Orts- und Kreisgruppe Augsburg. Seitdem haben die 48 Sängerinnen und Sänger des Chors bei den verschiedensten Veranstaltungen geAljona Heiser glänzt. Bei der Chorolympiade 2004 mit 360 Zusammen mit Anna Hosmann, LaChören und 18.000 Sängern wurden rissa Beller und Tatjana Zier hat Aljona Aljona Heiser und ihr Chor (mit Wal- Heiser 2001 das Vokalquartett “Rudedemar Ungurs und Alexander Fertig mus” ins Leben gerufen. auf dem Akkordeon) in der Kategorie Die zweifache Mutter findet außerdem “Volkslieder mit Instrumentalbeglei- Zeit zum Komponieren; einige Lieder tung“ mit der höchstmöglichen Punkt- hat sie zu Texten von Landsleuten wie zahl und einem Silberdiplom bedacht. Philippine Baumstark, Hartmut Beck Der Chor tritt 30mal und häufiger pro und Johann Kampen verfasst. Jahr auf. Sein Repertoire besteht aus ca. 2006 erhielt sie für ihr ehrenamtliches 50 Liedern in Deutsch, Russisch, Ukrai- Engagement den Ritterschlag des Ornisch und Latein (Kirchenlieder). dens des Heiligen Georgs von Burgund. 9 Ehrenamt Valentina Weissenberger (54), Bad Kissingen Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit bei der djo Robert Rudi (52), Ingolstadt Jugendarbeit mit Aussiedlern mit Schwerpunkt Suchtprävention Beruflich umsatteln musste Robert Rudi nicht nur einmal in seinem Leben. In Karaganda, Kasachstan, studierte er Agronomie und arbeitete im Bereich Ackerbau und Landwirtschaft. 1993 reiste der zweifache Vater mit seiner Familie nach Deutschland aus, wo er sich auch beruflich neu orientieren musste. Valentina Weissenberger Die ehemalige Lehrerin aus Kasachstan, Valentina Weissenberger, engagiert sich bereits seit Jahren ehrenamtlich bei der djo – Deutsche Jugend in Europa. In Bad Kissingen hilft Valentina Weissenberger Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei ihrer Integration. Sie unterstützt Grund- und Hauptschüler bei den Hausaufgaben und fördert sie durch Angebote der sprachlichen Integration, wobei ihr vor allem die Vermittlung von Lernhilfen und Lerntechniken (“Lernen lernen”) wichtig ist. Die Eltern werden in diese Arbeit mit einbezogen. In einem von ihr gegründeten “Mädchentreff” wird differenziert auf die Wünsche und Bedürfnisse von Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren eingegangen. Einmal im Monat trifft man sich dort mit einer Dipl.-Sozialpädagogin vom Gesundheitsamt für den Bereich sexualpädagogische Mädchenarbeit. Neben den Gruppenangeboten gestaltet Valentina Weissenberger unterschiedliche offene Angebote für Kinder und Jugendliche im Jugendtreff. Die Elternarbeit ist auch in diesem Bereich sehr intensiv und erfolgreich; Valentina hat Kontakt zu allen Eltern, deren Kinder die Einrichtung besuchen. Ihr vorbildliches Engagement ist ein Beispiel dafür, wie russlanddeutsche SpätaussiedlerInnen ihre mitgebrachten Fähigkeiten und Kompetenzen zum Gemeinwohl einbringen können. Rudi ließ sich bis 1998 zum Heizungs-, Gas- und Wasserinstallateur ausbilden und arbeitete danach in diesem Beruf in Eichstätt und Ingolstadt. Seit 2003 wirkt er erfolgreich in einem anderen Bereich: Er ist Mitarbeiter der “Sozialen Stadt” und im Gesundheitsamt Ingolstadt für das Modellprojekt “Zur Suchtprävention und Betreuung drogengefährdeter russischsprechender Aussiedler“ zuständig. 2004 bis 2007 absolvierte er eine Fortbildung zum “Geprüften Sozialberater” mit Schwerpunkt Migrationssozialarbeit und ließ sich für die Mitarbeit in der Suchtkrankenhilfe ausbilden. Unter dem Dach des “Freundeskreises Blaues Kreuz Deutschland” gründete Robert Rudi Rudi die Selbsthilfegruppe “Jugendliche Deutsche aus Russland” in Ingolstadt, die jungen Aussiedlern und Migranten hilft, sich von Drogen und Alkohol fernzuhalten. Am eigenen Beispiel und mit verschiedenen Freizeit- und Sportangeboten zeigen die Mitglieder des Vereins, dass man ohne Drogen und Alkohol besser leben kann. www.jugendarbeit-ei.de/pages/jdr/ Ilona Laitenberger (36), Fürth Engagement in der Kinder-, Jugend-, Eltern- und Multiplikatorenarbeit Die Diplomsozialpädagogin Ilona Laitenberger lebt seit 1992 in Deutschland. Im Herkunftsland Usbekistan hatte sie begonnen, Psychologie in Taschkent zu studieren. In der neuen Heimat setzte sie ihre Ausbildung fort und schloss ein Studium der Sozialpädagogik an der FH Nürnberg ab. Berufliche Erfahrungen sammelte sie beim Internationalen Bund Fürth von 1994 bis 2002 im Arbeitsfeld “Eingliede- Ilona Laitenberger rungshilfe für jugendliche Aussiedler” sowie bei der Betreuung men Familie, Erziehung und Schule zuvon Mädchen- und Jugendgruppen. ständig. Seit Jahren engagiert sich die dreifache In den Jahren 2006 und 2007 engagierMutter auch ehrenamtlich in der Kin- te sie sich im Mütterzentrum Fürth in der- und Jugendarbeit, unter anderem den Bereichen “Interkulturelle Koordibei der Landsmannschaft der Deut- nation” und Unterstützung von Frauen schen aus Russland, wo sie Vorstands- mit Migrationshintergrund. Seit vorimitglied der Ortsgruppe Fürth ist. gem Jahr kümmert sich Ilona LaitenIlona Laitenberger leitet seit 1999 eine berger bei “elan GmbH“ als KoordinaErziehungs- und Familienberatungs- torin der “Fürther Initiative für schulstelle in Fürth und ist dort für Beratun- pflichtige (Spät-)Aussiedler” (FISS) um gen in russischer Sprache zu den The- Eltern- und Multiplikatorenarbeit. 10 Beruf und Selbständigkeit Elli Colosof (46), Fürth Irina Schmidt (47), München Fachärztin für Allgemeinmedizin, Inhaberin einer hausärztlichen Praxis Zahnärztin mit deutscher Approbation, betreibt eine eigene Praxis 30 Jahre ihres Lebens hat Irina Schmidt der Medizin gewidmet, 19 davon der Zahnheilkunde. Von jung auf war der Arztberuf ihr erklärtes Traumziel. Dr. Michael Retzlaw Dr. Michael Retzlaw (58), München Leitender Oberarzt in einem großen Kinderchirurgischen Zentrum Wer sein Kind den Händen von Dr. med. Michael Retzlaw anvertraut, kann sicher sein, dass er mit ihm einen Arzt mit höchstem medizinischem Wissen und fachmännischem Können, mit sehr viel Verantwortungsbewusstsein, Erfahrung und Fingerspitzengefühl vor sich hat. Seit Jahren genießt der Kinderchirurg in München den besten Ruf. Geboren wurde er in einer deutschen Familie im nordsibirischen Peleduy. Nach der Schule begann er sein Studium der Medizin in Alma-Ata, Kasachstan, und absolvierte die Hochschule mit Auszeichnung. Darauf folgte eine Ausbildung in der Fachrichtung Kinderchirurgie an der Uniklinik Alma-Ata. Seitdem ist die Kinderchirurgie ein Gebiet, auf dem sich der Chirurg immer mehr profiliert hat. Nach der Ausreise in die DDR 1977 setzte Michael Retzlaw seine Ausbildung als Kinderchirurg in Leipzig und Chemnitz mit Abschluss als Facharzt erfolgreich fort. 1983 promovierte er zum Doktor der Medizin; dabei erfand er eine neue Darmanastomose-Technik und erhielt dafür den Wissenschaftlichen Preis der DDR. Seit 1989 lebt Michael Retzlaw in der Bundesrepublik. 1993 ließ er sich in München nieder, wo er inzwischen als leitender Oberarzt in einem großen Kinderchirurgischen Zentrum tätig ist. “Ich bin sehr stolz, in Deutschland zu leben”, sagt er. Elli Colosof Seit über einem Jahr betreibt Elli Colosof, Fachärztin für Allgemeinmedizin, eine hausärztliche Praxis in Fürth bei Nürnberg. Vor der Ausreise nach Deutschland 1999 hatte sie sich vorgenommen: “Wenn es die kleinste Chance gibt, werde ich alles dafür tun, um sie zu nutzen.” Ihren geliebten Beruf wollte die Dipl.Ärztin aus dem sibirischen Barnaul auf gar keinen Fall an den Nagel hängen; für den schlimmsten Fall hatte sie noch das Krankenschwesterndiplom parat. Ganz schnell erkannte sie die harte Realität: Integration funktioniert nur, wenn man sich selbst helfen will. Deutschkurs, sechs Monate Theorie am VIA-Institut für Bildung und Beruf von Dr. Matthias Klug, ein Praktikum im Krankenhaus St. Josef in Buchloe im Ostallgäu, wo sie anschließend dreieinhalb Jahre arbeitete, und dann die Praxis von Dr. Romagnoli in Nürnberg alles Stationen auf dem Weg ihrer beruflichen Eingliederung. Im September 2006 legte Elli Colosof ihre Prüfungen ab. Sechs Jahre hatte sie gebraucht, um hier das zu werden, was sie vor der Ausreise bereits war. Trotzdem ist sie heute überzeugt: “Das war notwendig. Ohne die Kenntnis der hiesigen Gesetze, Strukturen und Fachbegriffe hat man hier keine Chance.” Zuwanderer aus der GUS stellen den Großteil ihrer Patienten, aber auch Türken, Griechen und Italiener sitzen in der Warteschlange. Entsprechend vielsprachig sind auch die Praxishelferinnen an der Rezeption. 11 Irina Schmidt Nach der Schule versuchte die Tochter deutscher Eltern aus Kasachstan ihr Glück im damaligen Leningrad. Ihr erstes Brot verdiente sie als Sanitäterin, dann folgte die Medizinische Fachschule und erst danach die Medizinische Hochschule mit Diplomabschluss als Zahnärztin. Nach Spezialisierungen im Bereich der Prothetik arbeitete Irina Schmidt in St. Petersburg, wo sie ab 1993 eine eigene Praxis aufbauen konnte, und ab 1995 musste sie sich wieder durchsetzen, diesmal in München. Seit zehn Jahren ist sie dort als Zahnärztin mit deutscher Approbation tätig, seit zehn Jahren in der eigenen Praxis. Ein neues Heim finden, die Sprache erlernen, sich in einem neuen Berufssystem zurechtfinden, Prüfungen und Assistenzzeit hinter sich bringen, eine neue Existenz aufbauen und sich einen Namen erarbeiten - das alles hat die engagierte Frau bereits hinter sich. In ihrem Knochenjob musste sie viel Ausdauer, Geduld, Kraft, Optimismus und Risikobereitschaft an den Tag legen. “Trotz all dem sehe ich mich als einen glücklichen Menschen, der seinen Beruf und das Leben liebt. Ich kann jedem nur raten, an den eigenen Träumen festzuhalten”, sagt Irina Schmidt. Beruf und Selbständigkeit Ella Schindler (31), Nürnberg Journalistin – Redakteurin bei der “Nürnberger Zeitung” Elvira Billmann (58) und Ida Bakurin (51), Nürnberg Privatsprachschule ELVIDA ein gefragtes Sprachund Integrationszentrum Seit ihrer Gründung im Sommer 2003 hat sich die private Sprachschule ELVIDA, eines von zehn Sprachinstituten in Nürnberg (Kornmarkt 6), zu einem gefragten Sprach- und Integrationszentrum entwickelt. Waldemar Weber Waldemar Weber (63), Augsburg Autor, Publizist, Übersetzer und Verleger, Herausgeber der “Deutsch-Russischen Zeitung” Für den Autor, Publizisten, Übersetzer und Verleger Waldemar Weber sind Sprache und Literatur Mittel der Aufklärung und Umgestaltung. Er studierte Germanistik und Slawistik in Moskau, arbeitete als Kulturjournalist und machte sich einen Namen als Übersetzer und Herausgeber westeuropäischer Lyrik und Prosa. In mehreren Anthologien hat Weber so gut wie die gesamte Klassik des deutschen Gedichtes des 20. Jahrhunderts in russischer Sprache zugänglich gemacht. In den 90er Jahren leitete er ein Seminar für Poetik und literarische Übersetzung am Gorki-Literaturinstitut Moskau, hatte Gastprofessuren in Wien, Innsbruck, Graz und Passau, publizierte in russischen, russlanddeutschen, österreichischen und deutschen Periodika. 2002 erhielt er den “Liechtenstein-Preis” des PEN-Clubs Liechtenstein. Vor einigen Jahren gründete er den Verlag Waldemar Weber, den er zusammen mit seiner Frau Tatjana, einer Germanistin, betreibt. Die Bücher des Verlages behandeln Aspekte der russlanddeutschen und gesamtdeutschen Geschichte. Einige Jahre war Weber Juryvorsitzender des Russlanddeutschen Kulturpreises des Landes BadenWürttemberg. Nachdem er bereits Mitte der 90er Jahre eine zweisprachige Zeitung herausgegeben hat, erscheint nun seine “Deutsch-Russische Zeitung” seit Januar 2008 wieder in neuem Gewand. Ella Schindler In der Ukraine geboren und aufgewachsen, übersiedelte Ella Schindler 1992 im Alter von 16 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. Schon in der Ukraine hatte Ella Schindler zwei Leidenschaften: Schwimmen und vor allem Schreiben. Doch in der neuen Heimat angekommen, musste sie sich zuerst der Herausforderung Sprache stellen, denn sie verfügte damals über keine Deutschkenntnisse. Nach einem Sprachkurs sowie dem Hauptschul- und Realschulabschluss beendete sie ihre schulische Laufbahn mit der Fachhochschulreife. Sie studierte Sozialpädagogik in Nürnberg und arbeitete anschließend in England. Zurück in Deutschland, sammelte Ella Schindler Erfahrungen in der Presseund Öffentlichkeitsarbeit. Durch ein Praktikum bei der “Nürnberger Zeitung” hatte sie ihren Jugendtraum wieder entdeckt: “Ich will Journalistin werden!” Am 1. Oktober 2004, exakt zwölf Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland, schloss sich für sie der Kreis, indem sie ein Volontariat bei der “Nürnberger Zeitung” begann. Inzwischen arbeitet sie bei der Zeitung als Redakteurin im Ressort “Die Region und Bayern”. Ella Schindler ist ein Mensch geworden, der sich in mehreren Sprachen und Ländern heimisch fühlt. In vielen Situationen hat ihr der Satz ihres ukrainischen Schwimmtrainers aus der Jugendzeit Mut gemacht: “Ich will, ich kann, ich werde.” 12 Ida Bakurin (links) und Elvira Billmann. Um der harten Konkurrenz standzuhalten, bemühen sich die Schulgründerinnen Elvira Billmann und Ida Bakurin mit eigener Unterrichtsmethodik, die vorwiegend auf Kommunikation, viel Power und Kreativität basiert, den Sprachunterricht für Zuwanderer aus der GUS und vielen anderen Ländern möglichst effizient und lebensnah zu gestalten. Wie der Schülerbestand in den derzeit laufenden zehn Kursen ist auch das Team der Schule international: Im Sprachzentrum arbeiten zehn Deutschlehrer aus verschiedenen Herkunftsländern, eine Sozialberaterin steht Hilfesuchenden mit Rat und Tat zur Seite. Das Kürzel “ELVIDA” steht für “Elvira” und “Ida”, die nach langem Überlegen den Sprung in die Selbständigkeit wagten. In vielen Berufsjahren sammelten sie Erfahrungen nicht nur als Pädagogen, sondern auch hinsichtlich der Organisation und Geschäftsführung einer Sprachschule. Elvira Billmann, seit 1988 in Deutschland, unterrichtete viele Jahre Deutsch in Perm und Alma-Ata, Ida Bakurin, seit 16 Jahren in Nürnberg, arbeitete im sibirischen Krasnojarsk als Lehrerin und Übersetzerin. Beide konnten ihre beruflichen Erfahrungen unter anderem an verschiedenen Sprachinstituten erweitern. ELVIDA Nürnberg Tel./Fax: 0911-6608511 Beruf und Selbständigkeit Irene Fitz (54), München Generaldirektorin der Medizinischen Brücke GmbH Mit Fleiß, großer Willensstärke und ehrgeizigem Organisations- und Kommunikationstalent hat Irene Fitz reiche Erfahrungen gesammelt und sich eine ganz neue Existenz aufgebaut: Sie ist Generaldirektorin der Medizinischen Brücke GmbH. Zusammen mit ihrem Mann, dem Journalisten Alexander Fitz, und zwei Töchtern (eine dritte wurde in Deutschland geboren) kam Irene Fitz 1991 nach Deutschland. Obwohl sie Diplomabschlüsse als Theaterwissenschaftlerin und Psychologin in der Tasche hatte, wurde ihr schnell bewusst, dass es keinen Sinn hatte, sich auf diese Bereiche zu konzentrieren. 1996 übernahm sie deshalb einen Begleitservice von Patienten, die aus den Republiken der ehemaligen UdSSR zur Kur hierher nach Deutschland kamen. Rasch erweiterten sich dabei ihre Kontakte zu Kuranstalten und Medizinern nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz. Als das Unternehmen sichere Erfolgsaussichten zeigte, beschlossen Irina und Alexander Fitz, eine GmbH zu gründen, die sich inzwischen auf verschiedene Dienstleistungen in den bes- Irene Fitz ten privaten Unikliniken Deutschlands spezialisiert hat. Die erfolgreiche Tätigkeit der GmbH wird durch enge Kontakte mit führenden deutschen Kliniken und Herstellern medizinischer Technik gefördert, aber auch durch eine enge Zusammenarbeit mit medizinischen Kapazitäten europa- und weltweit. www.med-most.de Selbständiger Unternehmer, betreibt seit zehn Jahren ein Bauunternehmen rfahrungen als selbständiger Unternehmer und Manager hat der Bauingenieur für Industrie-und Zivilbau Artur Grauberger bereits in seiner alten Heimat, dem sibirischen Krasnojarsk, erArtur Grauberger worben. Dort baute er von 1991 bis zur Ausreise 1995 eine eigene Baufirma auf. Dieses Wissen konnte er in Deutschland gut gebrauchen, um in seinem alten Beruf Fuß zu fassen. 1996 bis 1998 absolvierte er Meistervorbereitungskurse und legte die Prüfungen bei der Handwerkskammer München und im Ausbildungszentrum Bau der Elias Holl lnnung in Augsburg ab. Existenzgründung im Bereich Telekommunikation, betreibt das Technikcenter INTEAL Andreas Axt Artur Grauberger (54), München E Andreas Axt (36), Augsburg Seit 1998 betreibt der zweifache Vater das mittelständische Bauunternehmen Grauberger Bau mit einem Jahresumsatz von bis zu 2,5 Mio. Euro. Wie Grauberger selbst stammen auch seine Mitarbeiter, 16 bis 20 zuverlässige Fachleute, aus der ehemaligen Sowjetunion. Erfahrung und fachliche Kompetenz werden in dem Unternehmen besonders hoch geschätzt. In den Jahren 2002 und 2004 hat es den Münchner Fassadenpreis im Bereich Altbausanierung und Renovierungsarbeiten gewonnen. 2004 positionierte sich die Firma als Generalunternehmer für schlüsselfertige Wohnanlagen im Großraum München, und vor über einem Jahr hat Grauberger seinen Betrieb umstrukturiert: Von den bis dahin vorherrschenden Altbausanierungen stieg das Unternehmen auf Neubau bzw. Schlüsselfertigbau um. www.grauberger.net 13 Mit dem von ihm selbst gegründeten Technikcenter INTEAL hat Andreas Axt das seltene Glück, einen Beruf zu haben, der auch noch Spaß macht - in einer Branche, die für ihn eine der allerinteressantesten ist, der Telekommmunikation. Inzwischen hat er die meisten seiner Träume verwirklicht. Neben dem beruflichen Erfolg gehören dazu ein Eigenheim, eine Familie mit zwei Kindern und nicht zuletzt die Möglichkeit zu reisen: An der adriatischen Küste hat er zusammen mit seinem Vater ein Schnellboot liegen. “Schade nur, dass ich nicht öfter als fünf bis sechs Tage im Jahr am Steuerrad stehen kann. Die Arbeit wächst einem ständig über den Kopf”, bedauert er. “Andererseits ohne Arbeit auch kein Spaß”, so sein Motto. In dieser Bemerkung ist ein wesentlicher Teil der Mentalität der Deutschen aus Russland enthalten: Fleiß und Eigeninitiative sind Eigenschaften, die bereits die Vorfahren in den ehemaligen Siedlungsgebieten hatten. Mit 20 kam Andreas Axt nach Deutschland, suchte sich nach dem Sprachkurs eine Arbeit und bildete sich gleichzeitig im Bereich Telekommunikation und Existenzgründung weiter. Es war nicht leicht, in der fremden Umgebung ein sicheres Selbstvertrauen zu entwickeln, eigene Erfahrungen zu sammeln, sich auf dem Markt zu behaupten und Lücken für eigene Angebote zu finden. Aber Andreas Axt hatte ein festes Ziel vor Augen, in seiner Familie einen stabilen Rückhalt und einen unverwüstlichen Charakter. www.inteal.de Beruf und Selbständigkeit Victor Dukart (50), Bad Abbach Erfolgsschmiede - private Musikschule mit besten Noten an die Spitze Victor Dukart kann auf viele Erfolge in seinem Leben zurückblicken - die private Musikschule in Bad Abbach gehört dazu. Seit 1992 lebt der gelernte Musiker mit seiner musikalischen Familie in Bayern; auch seinen drei Kindern liegt die Musik im Blut. Angefangen hat Victor Dukart mit Sprachkurs und Aushilfsjobs, die Musik wollte er dabei jedoch nicht an den Nagel hängen. 1999 übernahm er die kommunale Musikschule mit 100 Schülern; seitdem hat sich die Zahl der Schüler mehr als verdoppelt. Sie werden von zwölf qualifizierten Pädagogen unterrichtet. Das Fächerangebot kann sich sehen lassen: Akkordeon, Blockflöte, Chor, EGitarre, Gitarre, Keyboard, Klavier, Knopfakkordeon, Melodica, Querflöte, Schlagzeug, Violine, Gesang (Rock, Pop, Jazz), Klarinette, Saxophon und musikalische Früherziehung. Bei Musikwettbewerben wie “Jugend musiziert”, “Fränkischer Harmonikatag”, “Fröhliche Harmonika” oder “Landesentscheid Deutscher Akkordeonmusikpreis” haben die Jungtalente aus Bad Abbach ihr Können schon mehrmals unter Beweis gestellt. Beim “Fränkischen Harmonikatag” im Okto- ber 2006 in Solnhofen erspielten sich Victor Dukarts Schüler knapp die Hälfte der Preise - rund 20 Pokale nahmen sie mit nach Hause! Ein Beweis, dass er mit seiner Schule auf dem richtigen Weg ist, ist ein Sonderpokal, den er von seinen Schülern mit der Aufschrift “Victor Dukart. Der beste Musiklehrer der Welt” bekommen hat. TU-Absolventin, forscht im Bereich Biochemie und Immunologie Natalia Wegner in die Wissenschaft. Nach der Grundschule besuchte sie das Gymnasium Viktoriaschule in Darmstadt. 2003 belegte Natalia Wegner beim Landeswettbewerb “Jugend forscht” den 1. Platz im Fachgebiet Biologie und erhielt ein Forschungspraktikum für Polar- und Meeresforschung beim Alfred-Wegener-Institut in Bre- Stellvertretende Stationsleiterin im Altenheim, Ehrenamt in der Landsmannschaft Victor Dukart Natalia Wegner (24), München/London Der hessische Landeswettbewerb “Jugend forscht” war für die Abiturientin Natalia Wegner, die 1990 im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern aus Kasachstan nach Hessen gekommen war, das Sprungbrett Anna Dondörfer (51) Bayreuth merhaven. Im gleichen Jahr sicherte sie sich beim Bundeswettbewerb “Jugend forscht” den 2. Platz. Es folgten ein vierwöchiger Aufenthalt am Smith College in der Nähe von Boston, ein Empfang durch Bundeskanzler Gerhard Schröder in Berlin und der Umzug von Darmstadt nach München, wo Natalia Wegner, gefördert durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, Biochemie an der Technischen Universität München studierte. Nach dem Studiumabschluss mit Auszeichnung im Herbst 2006 absolvierte sie in London als Beste des Jahrgangs ein forschungsbasiertes Master-Jahresstudium der Biochemie am Imperial College London, einer weltweit hoch angesehenen Universität. Seit 2007 arbeitet Natalia Wegner an der Medizinischen Fakultät des Colleges an ihrer Doktorarbeit auf dem Gebiet Immunologie. 14 Anna Dondörfer Deutschlehrerin von Beruf, arbeitete Anna Dondörfer mehrere Jahre als Schuldirektorin in Kasachstan. Seit 1992 lebt sie mit ihrer Familie in Bayreuth. Hier absolvierte sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin und ist heute stellvertretende Stationsleiterin in einem Altenheim. Seit 1995 engagiert sich Anna Dondörfer bei der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und ist seit sechs Jahren 2. Vorsitzende der Ortsgruppe Bayreuth. Dort gilt ihr Hauptinteresse der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit; sie moderiert die meisten Veranstaltungen, organisiert Ausflüge und Reisen für Aussiedler und Einheimische. Auch bei allen anderen landsmannschaftlichen Aktivitäten wirkt sie aktiv mit: Auf Initiative der Ortsgruppe und in Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte, der Caritas, der Kirchen und der Stadt Bayreuth beteiligte sie sich an der Planung und Durchführung von Projekten wie “Integration durch Bildung” und “Computerkurse für junge Aussiedler” sowie Veranstaltungen wie Seniorentreffen, Heimatnachmittage, Jugendtreffen, Integrationsveranstaltungen oder Tanzabenden zusammen mit einheimischen Deutschen. Bei der Organisation der Interkulturellen Wochen und von Zusammenkünften mit bekannten Schriftstellern und Künstlern ist ihr Engagement ebenfalls nicht wegzudenken. Kultur Willi Bunkowski (59), München Künstler und Pädagoge, leitet seit 25 Jahren eine Kunstschule Seit bald zwei Jahren hat die Kunstschule von Willi Bunkowski, die er 1983 in München ins Leben gerufen hat, ein neues Ambiente in der Ottobrunner Straße 3: Im großen Außenbereich der Villa können sich die Kunststudenten von der Natur inspirieren lassen. Die Kunstschule, die mit vier Schülern in der Schwanthaler Straße begonnen hat, ist heute eine beliebte Lehrstätte für Profis und Liebhaber. Das Konzept kann man dem Programm entnehmen: gegenständliches Zeichnen, Farb- und Kompositionslehre, Aktzeichnen und Anatomiestudien ebenso wie Kunstund Designgeschichte sowie Grafikdesign. In klassischer akademischer Tradition wird hier das grundlegende Handwerk des Künstlers vermittelt. Wie wichtig das ist, weiß der in Syktywkar, Republik Komi, geborene Bun- Willi Bunkowski kowski aus eigener Erfahrung. 1972 kam er nach Deutschland und setzte sein Kunststudium an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart fort, das er 1980 als Dipl.-Grafik- designer abschloss. Danach sammelte er Erfahrungen in einem Grafikatelier, bei der Trickfilmproduktion und im Fernsehen. Die Schule hatte im Laufe der Jahre immer mehr Erfolg, u.a. bei der Vorbereitung auf weiterführende Hochschulen und Akademien. Neben dem täglichen Ausbildungsbetrieb werden dort auch Kurse für Kinder und Jugendliche oder Ausstellungen durchgeführt. Willi Bunkowski, seit 1983 Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler München, ist selbst produktiver Künstler, beteiligt sich zusammen mit anderen Künstlern an Gruppenausstellungen und veranstaltet Einzelausstellungen. www.arte-factum.net Tatjana Domme (54), Würzburg Lehrerin aus Leidenschaft, leitet ehrenamtlich ein Kindertheater Aus Kasachstan brachte die Lehrerin Tatjana Domme bei ihrer Ausreisenach Deutschland im Jahr 1992 eine kleine Bibliothek russischer Klassiker und eine 13-jährige berufliche Erfahrung mit. Von ihrem Traum, auch hier Kinder zu unterrichten, musste sie sich allerdings zunächst verabschieden. Nach einem Arbeitsamtkurs für Altenpfleger arbeitete sie im Juliusspital, Russisch und russisches Theater unterrichtete sie ehrenamtlich in den Volkshochschulen am Heuchelhof und in Lengfeld. Doch dann traf Tatjana Domme eine Entscheidung fürs Leben: In Nürnberg bestand sie 2002 die Prüfungen zur staatlich anerkannten Russischlehrerin in Deutschland, und heute ist die passionierte Lehrerin offiziell im Auftrag des Schulamtes der Stadt Würzburg tätig und unterrichtet an drei Schulen Russisch für ca. 120 Kinder aus der ehemaligen Sowjetunion. Auch ihre Leidenschaft Theater gibt sie weiter: Mit ihrem Kinder- und Jugend- Tatjana Domme und einige ihrer Schüler. theater (über 50 Teilnehmer) tritt Tatjana Domme nicht nur in Schulen und Kirchen auf, sondern auch bei Veranstaltungen der Ortsgruppe Würzburg der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Aufgeführt werden russische Märchen und Theaterstücke 15 nach Werken bekannter russischer Autoren. Seit 2003 gibt Tatjana Domme in der VHS Russisch auch für einheimische Deutsche. Ihre Schüler sind zwischen 18 bis 70, und jeder hat seine Gründe, die “schwere Sprache” zu erlernen. Kultur Robert Weber (70), Augsburg Reinhold Leis (68), Landshut Andreas Peters (50), Bad Reichenhall Dichter, Prosaiker, Übersetzer und Herausgeber Lyriker und Übersetzer – schreibt Gedichte, Fabeln und Märchen Lyriker und Erzähler – Publikationen und Auszeichnungen Robert Weber Reinhold Leis Andreas Peters Robert Webers Weg in die Literatur führte über einige Um- und Irrwege: Ausbildung als Elektriker, Jugendtraum Schauspieler, Medizinstudium, erste Schritte in der Poesie... 1961-1966 Sprachstudium (Deutsch und Englisch) in Moskau und Lehrtätigkeit. Der Lyriker und Übersetzer Reinhold Leis wurde 1941 als Kleinkind von der Wolga nach Sibirien deportiert. Seit 1977 lebt der Lyriker und Erzähler, Kinderbuchautor und Liedermacher Andreas Peters in Deutschland. Mit 15 wurde er Schlosserlehrling und anschließend Schlosser in einer Reparaturwerkstatt. 1962 bis 1966 studierte Reinhold Leis Deutsche Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Omsk und war anschließend Dozent an der Pädagogischen Hochschule Koktschetaw, Nordkasachstan. Er verfasste zahlreiche methodische Abhandlungen zum Deutschunterricht in den Schulen und ein Lehrbuch zur deutschen Literatur. Ab 1986 war er Mitarbeiter der deutschsprachigen Zeitung “Freundschaft“ in Alma-Ata. Seit 1992 lebt Leis in Landshut. 45 Jahre lang ist er literarisch tätig, schreibt Gedichte, Fabeln und Märchen, übersetzt Dichter aus dem Russischen. Ein feiner satirischer Ton beherrscht seine Parabeln auf das Alltagsleben und die Fabeln über soziale Missstände und menschliche Schwächen. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitungen, Almanachen und Sammelbänden. Aus seiner früheren Schaffensperiode ist das Sonett “Die Muttersprache” bekannt. In den letzten 30 Jahren wurden weitere seiner Werke verlegt, unter anderem “Pflichttreue. Gedichte” (AlmaAta, 1978), “Reimmärchen” (Alma-Ata, 1980), “Gedichte” (Moskau, 1986), “Die Flügel erstarken im Flug” (Alma-Ata, 1987), “Prinzessin mit knusperbraunen Fingern. Märchen” (Alma-Ata, 1989) und “Das Tier-Alphabet von A-Z” (Selbstverlag Landshut, 1994). Er studierte Theologie, Philosophie und Krankenpflege in der Schweiz, in Gießen und Frankfurt/Main. Als Pfleger und Seelsorger war er an der Universitätsklinik Gießen tätig, gegenwärtig ist er Pastor der Evangelischen Freikirche Bad Reichenhall und Pfleger an der Nervenklinik Salzburg. Peters ist Mitglied des Literaturkreises der Deutschen aus Russland und hat mehrere Buchveröffentlichungen aufzuweisen: “Einmischung in innere Angelegenheiten. Erzählungen” (2001), “Einspruch, Euer Ehren! Gedichte” (2001), “Dichten und Trachten. Gedichte” (2002), “Kinder, Narren und die Wahrheit. Kindergeschichten” (2005), “Atemwege und Speiseröhren. Gedichte” (2005), “Menschenkinder. Erzählungen und Gedichte“ (2006), “Hinterm Kreuz die Lichtung - Schatten über Bad Reichenhall. Die EishallenTragödie” (2007), “Der Frost stellt Bilder aus” (2008). Die Anregungen für seine Gedichte und Geschichten sind aus dem Leben gegriffen, und sie nehmen Bezug auf eigene Befindlichkeiten – Erinnerungen aus der alten Heimat Kirgisien und Erfahrungen eines Lebens verweben sich zu einer Einheit. 2005 erhielt Peters den Literaturpreis “Preis des Lebens” und war Preisträger bei “best german underground lyriks”. Lesungsanfragen: [email protected] Damals hatte er sich mit seiner kühnen Dichtkunst schon einen Namen gemacht. 1967 wurde Weber literarischer Mitarbeiter der deutschsprachigen Zentralzeitung “Neues Leben”; jahrzehntelang prägte er die Wochenschrift mit seiner Dichtung, seinen Prosawerken und publizistischen Schriften. Die thematische Spannbreite der Poesie Robert Webers reichte von Liebes- und Gedankenlyrik über Heimatgedichte und Naturlyrik bis zur politischen und gesellschaftlichen Bekenntnislyrik. Seine Dichtkunst überraschte durch frische Bilder und unerwartete Kontraste, durch leidenschaftliche Aussagekraft und gewagte Metaphern – das hatte Seltenheitswert in der damaligen russlanddeutschen Literaturszene. Johann Warkentin bezeichnete Weber als die “Galionsfigur unserer zaghaften sowjetdeutschen Moderne” und als Repräsentanten der russlanddeutschen Lyrik schlechthin. Als Mitglied im Schriftstellerverband der UdSSR war er mehrere Jahre Vorsitzender der Kommission für russlanddeutsche Literatur. Seit einigen Jahren lebt er in Augsburg, wo er sein früheres Faible für Übersetzungen entdeckt hat. Er verfasst Liedertexte und beteiligt sich an Lesungen. 16 Kultur Alexander Fitz (60), München Publizist, Prosaiker, Drehbuchautor - Auszeichnungen und Literaturpreise Der Publizist, Prosaiker und Drehbuchautor Alexander Fitz studierte Journalismus an der Universität Taschkent und arbeitete danach in verschiedenen Zeitungen in Mittelasien. Ab Mitte der 80er Jahre war Fitz aktiver Teilnehmer der Bewegung für die Wiederherstellung der Rechte der repressierten Völker in der Sowjetunion und Delegierter der ersten beiden Kongresse der Deutschen in der UdSSR. 1991 reiste er mit seiner Familie nach Deutschland aus. Als Journalist arbeitet er für Publikationen in Deutschland, Russland und den USA. Seine russischsprachigen Bücher thematisieren u.a. das folgenschwere Schicksal der Russlanddeutschen. Fitz ist Mitglied der Schriftstellerverbände Russlands und Deutschlands. Sein herausragender Beitrag zur Förderung der kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland wurde mit der Tjutschew-Medaille (2003), dem Lomonossow-Orden (2005) und Marina Kondrasch (41), Straubing Klavierlehrerin und Kirchenmusikerin, betreibt das “Musikstudio Julia” Alexander Fitz der Puschkin-Medaille (2007) gewürdigt. Er ist Preisträger des Allrussischen Nikolaj-Rubzow-Literaturpreises (2005) und wurde mit der “Goldenen Jessenin-Medaille” des Russischen Schriftstellerverbandes ausgezeichnet. 2008 erhielt er für sein Buch “Die Rückkehr des verlorenen Deutschen” die “Goldene Feder von Moskowien“ des Schriftstellerverbandes Russlands. www.pereplet.ru Nadja Runde (37), Dingolfing Die Autorin erzählt phantasievolle Geschichten für Kinder In den Versmärchen von Nadja Runde geschehen die wundersamsten Dinge: ein Teig geht spazieren (“Das Märchen vom Hefeteig”), ein Wal schluckt eine ganze Flotte (“Potti der Wal”), und auch in ihrem neuesten Buch “Das weiße Krokodil” mit Reimmärchen für Kinder geht es spannend zu. Eva Rönnau, Viktor Heinz, Reinhold Leis und Ulrich Henkys haben ihre Märchen und Verse aus dem Russischen übersetzt. Die Nadja Runde hübschen Illustrationen stammen von Ljubov Jerjomina. Kinderbuches erhielt die Dichterin eine In ihren Büchern (alle im Verlag Robert UNESCO-Auszeichnung, 2000 war sie Burau erschienen) geht es meist um eine der Preisträgerinnen des InternaTiere. Mit Tieren und Büchern ist sie in tionalen Kulturfestivals in Kasachstan. Kasachstan aufgewachsen; dorthin Seit sieben Jahren lebt Nadja Runde wurden ihre deutschen Vorfahren aus mit ihrer Familie in Dingolfing, wo sie dem Kaukasus deportiert. ein Theaterstudio für Kinder ins Leben Schon ganz früh wusste Nadja Runde, gerufen hat. Sie ist Mitglied des Literadass sie Schriftstellerin werden will. Sie turkreises der Deutschen aus Russland, studierte in Kustanai Russische Spra- bekommt Anerkennung für ihre Büche und Literatur, arbeitete danach als cher und wird zu Lesungen eingeladen. Lehrerin. 1996 erschien ihr erster Lyrikwww.litkreis.de band. Für den Entwurf ihres ersten www.bmv-burau.de 17 Marina Kondrasch Nach der Mittelschule in Karaganda, Kasachstan, studierte Marina Kondrasch bis 1987 an der Musikfachschule “Soduron Kolisa” in Leninabad, Tadschikistan; Abschluss Klavier mit der Qualifikation als Lehrerin für Kindermusikschulen und Konzertmeisterin. Bis zu ihrer Ausreise im Jahr 1995 nach Deutschland arbeitete Maria Kondrasch als Klavierlehrerin an einer Kindermusikschule in Kairakkum, Tadschikistan. Ihr Abschluss wurde in Deutschland gleichgestellt mit der staatlichen Musikreifeprüfung im Hauptfach Klavier an einer deutschen Fachakademie für Musik bzw. einem deutschen Konservatorium. In den Jahren 1996 bis 2000 absolvierte die zweifache Mutter zusätzlich ein Orgelstudium bei der Dekanatskantorin Ulrike Steinmetz an der Evangelischen Gesamtkirche Regensburg mit Abschluss als Kirchenmusikerin. Seit Januar 1997 ist sie Organistin bei der Evangelischen Kirche Bogen. Gleichzeitig arbeitete sie bis 1998 als Klavierlehrerin an der Musikschule Rieder in Straubing, danach als Klavierlehrerin am Privaten Musikinstitut Ostbayern und an der Privaten Musikschule Bad Abbach. Seit über zwei Jahren betreibt Marina Kondrasch das “Musikstudio Julia” in Straubing. Ihre Schüler nehmen regelmäßig am bundesweiten Musikwettbewerb “Jugend musiziert” teil und gehören immer zu den Preisträgern. Kultur Lina Neuwirt (58), Möttingen Sängerin und Liederautorin, Auftritte bundesweit Viktoria (34) und Heinrich Lein (44), München Musiker und Entertainer, betreiben die Künstleragentur Lein-Up Seit Jahren begeistert das “Münchner Duo“ Viktoria und Heinrich Lein das Publikum mit musikalischer Unterhaltung. Beide sind ehemalige Schauspieler des Deutschen Theaters Alma-Ata, Kasachstan, und seit 1994 in Deutschland; in München betreiben sie die Künstleragentur Lein-Up. Lina Neuwirt Durch ihre Auftritte machte sich die Sängerin und Liederautorin Lina Neuwirt schon in der ehemaligen Sowjetunion einen guten Namen. 1989 gründete sie die Volkskunstgruppe “Morgenlicht” in Sowetskoje, Gebiet Nordkasachstan, mit der die Musikerin (Studium an der Pädagogischen Hochschule Omsk) Regionen Kasachstans und Sibiriens bereiste. Das Ensemble interpretierte überwiegend Lieder, die Lina Neuwirt komponiert hatte, aber auch alte deutsche Stimmungslieder gehörten zum Programm. Das Lied “Mein Heimatdorf” von Lina Neuwirt wurde zum Lieblingslied vieler Russlanddeutschen. Ihre Gruppe sang u.a. beim Festival der Deutschen Kultur in Alma-Ata 1990, bei den “Wiedergeburt”-Kongressen in Moskau und wurde 1992 zum Bundestreffen der Deutschen aus Russland nach Stuttgart eingeladen. Mittlerweile sind alle ehemaligen Sänger der Gruppe in Deutschland. Lina Neuwirt lebt seit 1993 in Bayern; einige Jahre sang sie in einem einheimischen Chor in Nördlingen, trat bei landsmannschaftlichen Wanderausstellungen und anderen Veranstaltungen auf, auch mit neuen Liedern wie “Bayern ist schön” oder “In Nördlingen bin ich verliebt”, die immer gut ankommen. Inzwischen hat sie eine Ausbildung als Erzieherin absolviert und arbeitet in einem privaten Förderzentrum der “Lebenshilfe”. Hier leitet sie den Kinderchor “Singende Herzchen”, mit dem sie in Krankenhäusern und Altenheimen auftritt. Das Duo tritt auf, präsentiert andere Künstler und Viktoria und Heinrich Lein fördert junge Talente. Als Musiker und Entertainer bieten Vikto- Songs und tritt viel auf. Seit 2003 beria und Heinrich Lein ein umfangrei- geistert die Sängerin beim Schülerfestiches Programm für Show-Events, Ga- val “Young and Free” in Nürnberg. las und Feste. Sie gibt erfolgreich Gesangunterricht; Viktoria Lein war schon mit 19 Vokal- unter anderem stammt Gracia Baur repetitorin am Deutschen Schauspiel- (“Deutschland sucht den Superstar”) theater Alma-Ata und sang deutsche aus Viktorias Gesangsschmiede. Die Schlager in der Musikgruppe “Rhyth- Hälfte ihrer Schüler kommt aus russmus-72” in Batamschinsk, Aktjubinsk, landdeutschen Familien, etwa die deren Mitbegründer und Solisten ihre Nachwuchstalente Alwine März, Maria Eltern waren. Sie spielt Klavier, Key- Musaev, Iris Beirith oder Julia Bauer. board und Gitarre, schreibt eigene www.leinup.de Dr. Andreas Meier (54), Fürth Die Liebe zur Musik liegt in der Familie Das Interesse für das Akkordeon entwickelte sich bei Dr. Andreas Meier schon in früher Kindheit - sein Großvater spielte das Instrument leidenschaftlich gern. Er absolvierte die Musikschule in Pawlodar, Kasachstan, studierte danach an der Musikfachhochschule Alma-Ata (Dipl.-Musiklehrer für Akkordeon und Klavier) und an der Kunsthochschule Frunse, Kirgisien, mit Abschluss als Dipl.-Musikpädagoge für Akkordeon, Klavier und Orchesterleitung. Während seiner Wehrdienstzeit spielte er im “Tanz- und Gesangsensemble der Sowjetarmee”. Danach war Andreas Meier zehn Jahre lang Dozent und Dekan an der Kunsthochschule Frunse. 1988 bis1993 promovierte er in Moskau am Lehrstuhl für Psychologie und Pädagogik. Seit 1993 leben die Meiers in Fürth und beteiligen sich aktiv am öffentlichen Leben. Von 1998 bis 2006 leitete Dr. Meier das Akkordeonorchester in Oberasbach. Von Anfang an war er als Musiklehrer und -therapeut tätig. 18 Dr. Andreas Meier Zwölf seiner Musikschüler haben bereits mit Erfolg am Wettbewerb “Jugend musiziert” teilgenommen. Seit 14 Jahren arbeitet Dr. Andreas Meier als Musiktherapeut im Bezirksklinikum Ansbach. Seine Kinder Arthur (Studium Dipl.Musikpädagoge, Altsaxophon) und Christine (Studium Dipl.-Musikerin, Violine; bekam den Talentpreis des Theatervereins Fürth) sind in die Fußstapfen des Vaters getreten. Kultur Alexander Schröder (53), Würzburg Virtuose auf dem Akkordeon, betreibt eine Akkordeonschule Ewald Oster (57), Schweinfurt Mit Musik durchs Leben, engagiert bei der Landsmannschaft Als sich die Familie Schröder 1993 in Würzburg niederließ, hatte Alexander Schröder zwanzig Berufsjahre als Musiklehrer hinter sich. Wenige Monate nach dem Sprachkurs unterrichtete er hier bereits an einer Musikschule Akkordeon und gab Privatunterricht. Seit 1999 ist er selbständig und betreibt eine Akkordeonschule. Seine Kinder folgen ihm musikalisch nach. Lilli und Alexander Alexander Schröder mit seinen Kindern Lilli und jun. lernten in Kasachstan Geige Alexander. und Akkordeon und waren so gut, dass sie ihre Musikausbildung in lerweile sehr beliebt, treten bei KulturWürzburg fortsetzen konnten. festen und landsmannschaftlichen VerZum Beruf will aber nur Alexander die anstaltungen auf. In ihrem Repertoire Musik machen; er studiert Akkordeon haben sie klassische Werke aus vielen an der Hochschule für Musik Nürn- Ländern sowie Volksmelodien aus berg. Lilli dagegen hat ein Jurastudium Russland und Deutschland. Vater Alean der FH Aschaffenburg mit Schwer- xander leitet außerdem ein Kinderpunkt Wirtschaftsrecht absolviert. Akkordeonorchester der Musikschule Die Schröders sind in Würzburg mitt- und seit 2001 einen Aussiedlerchor. Familienorchester Hubert, Bayreuth Spielt Klassik in allen Variationen, Auftritte bundesweit und im Ausland Als die Huberts 1993 aus Nowokusnezk, Sibirien, nach Deutschland kamen, spielten von den 31 Mitgliedern der Großfamilie 16 im Orchester. Bereits am vierten Tag ihres Aufenthalts musizierten sie in der Kirche des Aufnahmelagers. Bald beeindruckte das Familienorchester die Zuhörer in Bayreuth, Nürnberg, Stuttgart, Wiesbaden und anderswo mit Musik vom Barock bis Auftritt beim Bundestreffen der Landsmannschaft in zur Gegenwart und perfektem Wiesbaden 2007. Zusammenspiel von Violinen, Bratschen, Celli und Kontrabass. bekannt wurde. Mit den NowosibirsAls Familienorchester waren die Hu- ker Philharmonikern reisten die Huberts schon in Russland bekannt. Die berts sogar nach Rom. Mehrfach spielEltern Peter und Erna Hubert sorgten te das Hubert-Orchester bei Festivals dafür, dass ihre sieben Kinder eine ge- der deutschen Kultur. diegene Musikausbildung erhielten: Auch in Deutschland sind viele MusiFrieda und Ferdinand spielen Akkor- ker aus der Familie pädagogisch tätig deon, Albert, Richard, Erika und Emi- und spielen im Familienorchester, das lia Geige, Eduard Klavier. aus dem kulturellen Leben Bayreuths Später arbeiteten fünf Geschwister in nicht mehr wegzudenken ist. 2007 einer Musikfachschule und gründeten sorgte das Orchester beim Bundestrefein Kammerorchester, das durch Auf- fen der Landsmannschaft für den mutritte, auch im Fernsehen, landesweit sikalischen Rahmen der Feierstunde. 19 Ewald Oster Als Kind zog Ewald Oster mit seinen Eltern aus Russland nach Usbekistan, wo er aufwuchs und im Kulturhaus von Tschirtschik bei Taschkent begann, Musik zu machen. Dort wurde das 15-jährige Musiktalent als Kandidat für eine musikalische Militärausbildung (vergleichbar mit einer Musikfachschule) entdeckt, die er 1964 bis 1966 in der Fachrichtung Trompete absolvierte. Danach folgten einige Jahre Armeedienst als Musiker im Militärorchester. 1976 spielte Oster im “Musik-Chol“ der Usbekischen Philharmonie und zog mit Konzerten durch die Sowjetunion. 1977 wanderte er mit seiner Familie nach Deutschland aus und siedelte sich in Unterfranken an. Fast 20 Jahre arbeitete er in der Logistikabteilung der Firma FAG. In dieser Zeit musizierte er auch mit namhaften deutschen Künstlern, darunter Marianne und Michael, Franz Lang, Winfried Stark und seine Steigerwälder, das Struwwelpeter Sextett und der Elmus Express. Zusammen mit diesen Musikern ging er auf Auslandstourneen, die ihn beispielsweise nach Florida, Los Angeles, Ungarn und Holland führten. Zurzeit betreibt er eine Toto-Lotto-Annahmestelle. Seit 30 Jahren ist Ewald Oster aktiv in der Landsmannschaft, seit 2001 Vorsitzender der Orts- und Kreisgruppe Schweinfurt. 2008 kandidierte er auf der “Schweinfurter Liste” für den Stadtrat. Kultur Regina Scheiermann (30), Würzburg Musikerin, Sängerin, Chorleiterin Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit Regina Scheiermann Als die Familie Scheiermann 1987 aus Usbekistan nach Deutschland kam, war Regina erst neun. Gesangs- und Musikunterricht hatte sie bereits bei ihrer Mutter Margarita, einer Musikpädagogin. Die Liebe zur Musik gehört zur Familientradition: Schon der Großvater mütterlicherseits war Orchesterleiter, die Großmutter Sängerin. Als Schülerin stand Regina ihrer Mutter, die ehrenamtlich musikalische Kinderarbeit leistete, stets als Sängerin oder instrumental zur Seite. Nach dem Abitur studierte sie an der Hochschule für Musik in Würzburg (Instrument und Gesang) mit Abschluss als Diplom-Musiklehrerin. Ihre Vokalausbildung setzte sie in Nürnberg fort und erhielt ein “Diplom als Künstlerin”. Schon als Studentin trat Regina Scheiermann mit Opernarien und klassischem Gesang auf. Ehrenamtlich leitete die engagierte Musikerin einen Kinderchor, unterrichtete Klavier, Gitarre und Flöte. Inzwischen unterrichtet Regina an der Städtischen Sing- und Musikschule Würzburg Musikalische Früherziehung, Flöte, Klavier, Gesang und andere Fächer und leitet einen Kinderchor. Neben der pädagogischen Tätigkeit gibt sie Solokonzerte und tritt zusammen mit anderen Künstlern auf. Sie beeindruckte mit ihrem Können bereits Musikfreunde in Polen, Ungarn, China und Japan. Waldemar Keer (54), Landau/Isar Musiker und Sammler von Liedtexten und Musiknoten In Zelinograd (heute Akmola) absolvierte Waldemar Keer eine Musikschule (Posaune). Anschließend studierte er zwar Bauwesen und war bis 1988 in der Baubranche tätig, doch die Musik blieb seine Passion. Nach dem Zerfall der Sowjetunion studierte Keer außerdem Gitarre und arbeitete als Musiklehrer. Die Gründung der russlanddeutschen Gesellschaft “Wiedergeburt” 1989 in Zelinograd eröffnete Keer ein neues Betätigungsfeld. Ehrenamtlich leitete er das Kinderensemble “Nachtigall”, den Jugendchor “Rosmarin” und den Seniorenchor “Späte Blumen”. Zum Repertoire gehörten deutsche Volkslieder, klassischer Gesang und Lieder zu Höhepunkten des Kirchenjahres. Im deutschen Café “Hannover”, dessen Mitbegründer er war, leitete Keer eine Unterhaltungskapelle. Vor der Auswanderung nach Deutschland Ende 1997 unterrichtete er “Theater und deutsche Volkskunst” am deutschen Gymnasium in Akmola. Waldemar Keer Keer spielt einige Musikinstrumente, schreibt Sätze und Arrangements für Akkordeon und Gitarre sowie Sätze für Chor und Ensembles, darunter der Orchesterverein Dingolfing-Landau. Außerdem ist Keer ein leidenschaftlicher Sammler von Liedtexten und Musiknoten und hat mehr als 1.000 Volkslieder zusammengetragen. Nikolai Lagoida (42), Würzburg Kunstmaler und Raumgestalter mit zahlreichen Ausstellungen Nach seiner Ausbildung an der Kunstfachschule Krasnodar mit Abschluss als Diplomfachlehrer für Zeichnen und Malen arbeitete Nikolai Lagoida als Designer und Auftragskünstler in Iwanowo, Russland. Seit 1995 lebt Lagoida mit seiner Familie in Ochsenfurt; seine Frau Elena ist Mediengestalterin in einem Verlag und eine kreative PR-Managerin. Im Kolping-Bildungszentrum Schweinfurt hatte er 1996 zum ersten Mal die Möglichkeit, seine Arbeiten der Öffentlichkeit vorzustellen. Seit 1999 arbeitet er als freischaffender Künstler. Er ist nicht nur ein renommierter Ausstellungskünstler, sondern auch ein hochgeschätzter Auftragsmaler für Porträt- und Wandmalerei. Er beteiligt sich regelmäßig an Ausstellungen, Künstlersymposien (Deutschland, Italien, Russland) und Kunstaktionen in Würzburg. Seine Werke (Ölbilder, Porträts, Grafiken, Aquarelle, Wandmalereien und Raumgestaltungen) zeigen unter dem Motto “Schönheit rettet die Welt” seine neue fränkische Heimat und Spuren 20 Nikolai Lagoida der Vergangenheit. Sie waren bei vielen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen zu sehen. Lagoidas Bilder sind in Galerien und Museen in Russland sowie in Privatsammlungen in den USA, in Israel, Russland, Kanada, Tschechien und Frankreich vertreten. www.lagoida.meinatelier.de Kultur Andreas Prediger (81), Bad Reichenhall Auf den Spuren der Leidensgeschichte der Russlanddeutschen Vladimir Karius (50), Nördlingen – Nürnberg Vielseitiger Künstler mit Lust zum Experimentieren Die russlanddeutsche Leidensgeschichte hat einen festen Platz im Schaffen von Andreas Prediger. Hungersnot, Tod ihm nahe stehender Menschen, Zwangsarbeit und Erniedrigungen – das alles hat der deportierte Wolgadeutsche selbt miterlebt. Von seinem 17. bis 28. Lebensjahr war er Zwangsarbeiter in einer Kohlengrube bei Kemerowo. Trotzdem schaffte er es, seinen Traum vom Künstlerberuf zu verwirklichen. Er Andreas Prediger ließ sich zum Lehrer für Malen und Nachbarn zu rufen. Auch die Natur Zeichnen ausbilden und arbeitete als seiner neuen Heimat hat er inzwischen Kunstlehrer in der Schule und als De- in drei Einzel- und zahlreichen Grupkorateur in Prokopjewsk. penausstellungen präsentiert. Ab 1967 stellte er mehrfach aus, 1991 Andreas Prediger ist Mitglied des “Arbei der ersten Ausstellung russland- beitskreises bildende Kunst” der deutscher Künstler in Moskau. Landsmannschaft und seit 1998 im Seit 1993 ist Prediger in Bad Reichen- “Künstlerverband der Laufener Palethall ansässig und hat es sich zur Auf- te”. 2000 wurde ihm die “Ehrengabe gabe gemacht, mit seiner realistisch- des Kulturpreises für bildende Kunst” plakativen Kunst das Schicksal der des Russlanddeutschen Kulturpreises Volksgruppe in das Bewusstsein seiner des Landes Baden-Württemberg verlieLandsleute und der einheimischen hen. Johannes Sommer (86), Amberg Bildhauer aus Sibirien - lässt die Kunst für die Aufklärung arbeiten In Russland hatte Johannes Sommer mehr als 30 Ausstellungen in Rayonzentren und Städten der Altairegion und Sibiriens. Dabei musste der Zeitzeuge, der an der Wolga und in Sibirien alle Schrecken des stalinistischen Terrors erlebte, immer wieder erzählen, dass die Deutschen, die in der Sowjetunion lebten, einmal eine autonome Republik an der Wolga hatten und nicht Kriegsgefangene oder deren Nachkommen waren. Als er 2003 mit seiner Familie aus Barnaul nach Deutschland kam, organisierte er mit der VHS Amberg-Sulzbach eine Wanderausstellung, die inzwischen in Dutzenden Orten des Kreises weilte. Mit seinen Plastiken und Plakaten berichtete er über das Kollektivschicksal der Volksgruppe. 1958 hatte Sommer die Kunstuniversität in Moskau absolviert und konnte in seinem Beruf als Bildhauer Anerkennung genießen. 1975 wurde er in den Kunstverband aufgenommen und erhielt 1997 den Ehrentitel “Verdienter Johannes Sommer Kulturschaffender der Russischen Föderation”. Im Mittelpunkt seiner Kunst steht der schaffensfreudige Mensch in seiner ganzen Vielfalt. Sommer hat 14 Monumente und Denkmalkomplexe sowie über 150 Porträts und Kompositionen seiner Zeitgenossen geschaffen. Über 40 seiner Werke befinden sich in Kunstgalerien und Museen Russlands und in einigen deutschen Privatgalerien. 21 Vladimir Karius Vielfältigkeit und Experimentierfreude liegen in der Natur von Vladimir Karius; so entsteht Schönes in Holz, Farbe oder Stein. Mit besonderer Vorliebe arbeitet der Künstler mit Holz und Wurzelstöcken von Bäumen. Im sibirischen Barnaul erlernte er den Beruf eines Diamantenverzierers, studierte später Architektur und arbeitete danach als Dekorateur und industrieller Formgestalter in Betrieben, zuletzt als Restaurateur des Feuerwehrmuseums. Seit 2002 lebt Karius mit seiner Familie in Deutschland, zunächst in Nördlingen und jetzt in Nürnberg. Hauptberuflich restaurierte er alte Möbelstücke in einer Tischlerei und schuf dann Steinplastiken in der Steinwerkstatt Löffler. Seine Schnitzereien, Wurzelplastiken, Steinskulpturen, Aquarelle und Ölbilder zeigte Karius bereits mehrmals bei Gruppenausstellungen mit der Russisch-Deutschen Künstlergesellschaft Nürnberg, wo er seit 2005 Mitglied ist. In Reimlingen stellte er zusammen mit Alexander Wachtel aus Kasachstan und Wladimir Barantschikov aus Kirgisien aus. In Nördlingen präsentierte er sich mit Sergej Belosjorow-Österlein, der wie er selbst aus Sibirien kommt. Bei den Deutschen Baumpflegetagen in Augsburg stellte er mit einheimischen Künstlern aus, und von April bis Ende Juni 2008 zeigte Karius, unterstützt vom Steinmetzbetrieb Löffler, seine kreative Palette im Bildungs- und Tagungshaus Reimlingen. Kultur Anna Hergert (31), Bad Neustadt a.d. Saale Tanzgruppen “Crazy Dancer” – Jugend engagiert sich Fünf Tanzgruppen sind unter dem Namen “Crazy Dancer“ vereint. 2001 wurden sie von der Tanzleiterin Anna Hergert gegründet und trainieren seither beim TSV Brendlorenzen. Die Tanzgruppen sind Mitglied der djo Deutsche Jugend in Europa und vereinen ca. 80 Teilnehmer im Alter von fünf bis 24 Jahren. Seit Jahren ist der Name “Crazy Dancer” durch Auftritte bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen bestens bekannt. Vorgeführt werden moderne, klassische, internationale, Kinder- und Jugendtänze. Anna Hergert, die aus Kasachstan stammt und seit 1997 in Deutschland lebt, will dadurch die mitgebrachte Kultur erhalten und die gegenwärtige vermitteln. Die Gruppen traten beispielsweise 2006 in Würzburg bei der Präsentation der Länder Spanien und Russland zur Fußballweltmeisterschaft auf, zeigten ihr Können beim Bundestreffen der Landsmannschaft in Wiesbaden 2007, beim Wettbewerb “Wir für uns – Jugend engagiert sich” (Gemeinschaftsaktion des Bayerischen Sozialministeriums) und beim Jahrmarkt der Kulturen in Kaliningrad, Russland, 2007. Unterstützung kommt von der djo, dem TSV Brendlorenzen, dem Programm “Integration durch Sport”, dem Bezirksjugendring Unterfranken sowie den Jugendämtern Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. www.djo-bayern.de (djo Unterfranken) Anna Hergert mit ihren Tänzerinnen und Tänzern. internationale Kinder- und Jugenddarbietungen und russlanddeutsche Folklore. Seit Jahren ist der Name “Grazie” durch Auftritte bei Veranstaltungen in Bayern, aber auch in Karlsruhe oder Wiesbaden bekannt. Unterstützt werden sie von der djo, dem TSV Aschbach, dem BLSV durch das Projekt “Integration durch Sport”, dem Bezirksjugendring Oberfranken und dem Kreisjugendring Bamberg. 2004 hat Nadja Fuchs, die im deutschen Dorf Podsosnowo in der Altairegion, Russland, aufgewachsen ist, außerdem die Folkloregruppe “Birkenhain” ins Leben gerufen. Nadja Fuchs, Aschbach Tanzen mit “Grazie” und “Birkenhain” – Auftritte landesweit Die Tanzgemeinschaft “Grazie” wurde im Januar 1998 von der Choreographin Nadja Fuchs gegründet. Mittlerweile besteht sie aus vier Kinderund Jugendgruppen mit ca. 60 Mitgliedern, die beim TSV Aschbach trainieren. “Grazie” ist außerdem Mitglied der djo – Deutsche Jugend in Europa. Zum Repertoire der Gruppen, das etwa 60 Tänze umfasst, gehören moderne und Die Gruppe “Birkenhain”. 22 Auch die anderen Tänzer von “Birkenhain” kommen aus Podsosnowo; sie erhalten die Volkstänze und das Brauchtum, die in der damaligen deutschen Siedlung gepflegt wurden, lebendig und vermitteln sie der Öffentlichkeit. Zu sehen waren sie u.a. bei den Bundestreffen der Deutschen aus Russland 2004 (Karlsruhe) und 2007 (Wiesbaden), bei den “Tagen der Russlanddeutschen Kultur” in Berlin 2007, beim Jahrmarkt der Kulturen in Bad Salzuflen 2008. Um die Jahreswende 2007/ 08 beteiligte sich “Birkenhain” an einer Konzertreise nach Argentinien. www.djo-bayern.de (djo Unterfranken) Sport Andreas Weitzel (33), Augsburg Gründer und Leiter der Systema Akademie Augsburg Seit elf Jahren gibt es die “Systema Akademie Augsburg” von Andreas Weitzel. Seine Schule basiert auf der altrussischen Kampfkunst “Systema” (Selbstverteidigung und Gesundheitsförderung), die sich im russisch-ukrainischen Raum bis heute erhalten hat. Andreas Weitzel stammt aus der Ukraine und begeisterte sich schon von jung auf für Andreas Weitzel (Mitte) mit seinen Freunden und Sportkollegen Danil (links) und Michail Ryabko. Kampfsportarten. 1991 reiste er mit seinen Eltern in die schen Schwertkampf sowie GesundBundesrepublik Deutschland aus und heitstraining. machte sein Hobby zum Beruf, wurde Weitzels Schüler glänzen mit Erfolgen Bundestrainer der European Systema bei Samboturnieren. Die Schule ist MitAssociation. Inzwischen ist seine Schu- glied im Sambo Verband Bayern; 2004 le weit über die Landesgrenzen hinaus wurde dort der Sambo-Bayernpokal bekannt. ausgetragen. Bei der 5. Deutschen SamSystema lebt von Entspannungs-, bomeisterschaft in Heidenau siegten Atem- und Bewegungstechniken und drei Sportler von Systema, Bernd ist ein effektives System zur Abwehr Orend, Eduard Bykadorov und Viktor von Gegnern. Die Schule bietet Trai- Wenz, und bei der jüngsten Bayeriningsgruppen in Systema und Ring- schen Sambomeisterschaft erkämpften kampf für Erwachsene, Kinder und Ju- die Augsburger zwei Gold-, vier Silbergendliche an, außerdem Selbstverteidi- und drei Bronzemedaillen. gung für Frauen und Mädchen, historiwww.andreas-weitzel.info “Integration durch Sport” F ür eine langfristige Integration bietet der Sport mit seinen weitreichenden individuellen Chancen und sozialen Möglichkeiten ein wichtiges Handlungsfeld. “Integration durch Sport” ist ein Programm des Deutschen Olympischen Sportbundes. In der Umsetzung sind die Landessportbünde eigenverantwortlich angegliedert – in Bayern ist es der Bayerische Landessportverband. Zentrales Ziel des Programms ist die Integration der Zuwanderer in die Aufnahmegesellschaft und in den organisierten Sport. Das Programm wird vom Bundesministerium des Innern gefördert und fügt sich in das Gesamtkonzept der Integrationsförderungen der Bundesregierung ein. Das Programm arbeitet mit verschiedenen Integrationsmodulen, die sowohl die bestehenden Angebotsstrukturen des traditionell organisierten Sports als auch neue, alternative Formen des Sports beinhalten und nutzen. Durch die Angebote des Programms haben auch viele Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, Sportlehrer und Trainer, die Möglichkeit, in den früheren Beruf einzusteigen oder sich zumindest ehrenamtlich in verschiedensten Sportbereichen und der Jugendarbeit zu engagieren. Weitere Informationen: www.integration-durch-sport.de Andreas Schenke (41), Bamberg Ehrenamtlicher Sporttrainer, Vorsitzender des Sambo Verbandes Bayern Sambo (Selbstschutz ohne Waffen) ist eine weit verbreitete Kampfsportart in der ehemaligen Sowjetunion. Auch in Deutschland ist die Sportart dank dem Engagement von Deutschen aus Russland auf dem Vormarsch. 2003 wurde der Deutsche Sambo Verband gegründet (Initiator und Präsident Josef Bart). Andreas Schenke ist Vorsitzender des Sambo Verbandes Bayern mit über zehn Samboclubs, in denen an die 800 Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahre trainieren. Sie werden vom Programm “Integration durch Sport” und durch Sportvereine vor Ort unterstützt. Fünfmal fanden bereits Bayerische Meisterschaften statt, in Augsburg kämpften die Samboka um den Bay- ernpokal. Die bayerische Landesauswahl gehört zu den drei stärksten bundesweit. Bei der Germaniade 2005 in Dresden holten die Bayern den 2. Platz und bei der 5. Deutschen Meisterschaft in Heidenau mit über 300 Sportlern gewannen sie Bronze. Schenke, der vor der Ausreise als Trainer in einer Sportschule tätig war, lebt seit 1995 in Bayern. 1998 gründete er im SC Lichteneiche bei Bamberg eine Samboabteilung. Seit 13 Jahren engagiert sich der Versicherungsfachmann leidenschaftlich für die Entwicklung des Sambosports in Bayern. “Mit unseren offenen Angeboten finden wir Zugang zu vielen jungen Spätaussiedlern und Migranten, die bisher kaum erreicht werden konnten”, sagt er. www.samboka.de 23 Andreas Schenke (rechts) mit Waldemar Horn, Deutscher und Bayerischer Sambomeister. Sport Marina und Alexander Ruppel, Memmingen Zirkusgruppe “Quirlige” - hilft Kindern bei der Integration zen” des Programms “Integration durch Sport” sowie auf dem Bundestreffen der Deutschen aus Russland in Wiesbaden 2007, wo sie mit ihren akrobatischen Kunststücken in schillernden Kostümen brillierten. Die überwiegende Mehrheit der Kinder der Zirkusgruppe im Alter zwischen sechs und 15 Jahren stammt aus russlanddeutschen Familien oder anderen Zuwanderergruppen. Neben sportlicher, akrobatischer und Freizeitbetätigung steht deshalb auch die soziale Integration der Kinder im Vordergrund. Igor Weber (43), Nürnberg Präsident des Sportvereins DJK-Langwasser und Sportlehrer Marina Ruppel und die “Quirligen”. Mehr als 50 Kinder trainieren in der integrativen Zirkusgruppe “Quirlige” beim TV Memmingerberg und haben Spaß an Bewegung, Akrobatik und Turnen. Marina und Alexander Ruppel, die seit 1995 mit ihren fünf Kindern in Bayern leben, haben die Zirkusgruppe mit Unterstützung des Programms “Integration durch Sport” ins Leben gerufen. In Südkasachstan arbeiteten beide als Trainer in einer Sportschule; Alexander als Sportlehrer, Marina war als gelernte Zirkusartistin für Kunstturnen zuständig. Ihren erlernten Beruf wollten sie auch hier nicht endgültig an den Nagel hängen. 2001 hatten ihre “Quirligen” beim Wettbewerb “Kinder machen Zirkus” erstmalig Erfolg. Inzwischen hat die Gruppe zahlreiche Auftritte hinter sich, darunter beim Streetsoccercup Kirchheim voriges Jahr, in der Memminger Partnerstadt in der Ukraine, Tschernigow, mehrfach beim “Spiel ohne Gren- Igor Weber (2. von links) mit einigen seiner erfolgreichen jungen Sportler. 24 Zu seinem Beruf als Sportlehrer fand Igor Weber über die ehrenamtliche Arbeit in Sportvereinen zurück. Ende 1996 kam die Familie aus dem sibirischen Barnaul, wo Weber Sportlehrer an der Technischen Universität war, nach Bayern. Zunächst war er als Trainer offener Sportgruppen und Starthelfer für das Programm “Integration durch Sport” tätig, wobei ihm die Unterstützung des Bayerischen Landessportverbandes eine große Hilfe war. Igor Weber engagierte sich außerdem in der Kinderund Jugendarbeit der Ortsgruppe Fürth der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Ebenfalls ehrenamtlich bietet der zweifache Vater Sportberatung im Haus der Heimat Nürnberg an. Im Nürnberger Stadtbezirk Langwassser ergab sich schließlich eine Beschäftigung beim “DJK Sportfreunde Langwasser” (Stützpunktverein im Programm “Integration durch Sport”) als Sportlehrer, zunächst als ABM-Kraft. Inzwischen ist Igor Weber Präsident des Sportvereins DJK Langwasser und Sportlehrer an der Schule. Energisch bemüht er sich, Integration im Sport in Langwasser umzusetzen. Der Sportverband DJK (Deutsche Jugendkraft) ist bundesweit in ca. 1.200 Vereinen organisiert, versteht sich als Brücke zwischen Kirche und Sport und praktiziert die unterschiedlichsten Sportarten als Lebenshilfe und Erlebnisangebot. Die DJK Langwasser ist einer von 52 Vereinen in der Diözese Eichstätt. www.djk-langwasser.de Sport Thomas Janke (13), Memmingen Herr der Keulen, Ringe und Bälle – ein Nachwuchstalent im Jonglieren Thomas Janke Fünf Keulen, sechs Ringe oder sieben Bälle kann Thomas Janke gleichzeitig durch die Luft wirbeln - im Jonglieren ist das Nachwuchstalent ein echter Profi. Die Familie Janke kam 1990 aus Südrussland nach Deutschland. Mit acht begann Thomas mit dem Jonglieren in der Zirkusgruppe “Quirlige” beim TV Memmingerberg, seit über drei Jahren tritt er solo auf. Was er auf der Bühne kann, hat er aus eigenem Antrieb und durch hartes Training – an manchen Tagen bis zu fünf Stunden – gelernt. Vater Johann begleitet ihn überall bei seinen Auftritten, bestärkt und motiviert ihn. Auftritte im Zirkus und bei Festivals haben Thomas in kurzer Zeit zahlreiche Siegesurkunden und Preise eingebracht: 3. Platz beim Lilalu-Zirkusfestival 2005 in München, 3. Platz beim Kleinkunstfestival 2006 in Ulm, Gold im Nachwuchswettbewerb beim 5. Dresdener Varieté- und Zirkusfestival 2006, 2. Platz beim internationalen Festival European Youth Circus 2006 in Wiesbaden. 2007 war er in der RTL-Show “Das Supertalent” zu sehen. Bei der Galashow des internationalen Nachwuchsfestivals “Première Rampe 2007” in Monte Carlo gewann er nicht nur den Preis in Bronze, sondern er konnte auch die fürstliche Familie sowie weitere fast 4.000 Zuschauer zu stehendem Ovationen bewegen. www.thomasjanke.de Waleri Weinert (48), Geretsried Gründer und Leiter des Sportjugendtreffs Edelweiß Geretsried In Syktywkar, Russland, arbeitete Waleri Weinert als Sportlehrer und Trainer für Boxen und Karate an einer Berufsfachschule. Seit 1994 lebt er mit seiner Familie in Bayern. Vier Jahre nach der Aussiedlung gründete Weinert den Verein Edelweiß in Geretsried. Von Anfang an war er Starthelfer im Programm “Integration durch Sport”, sein Sportjugendtreff Edelweiß ist Stützpunktverein des Programms. Unterstützung Waleri Weinert mit dem ehemaligen Bayerischen bekommt das Projekt zusätzlich Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der als Anerkennung für die Vereinstätigkeiten einen Wandurch die Stadt Geretsried, das derpokal gestiftet hatte. Sportamt, den Kreisjugendring und die Robert-Bosch-Stiftung. werden auch Freizeitmaßnahmen Fast 120 junge Leute zwischen sieben (Wandern, Schlauchbootfahren, Grilund 30 Jahren beteiligen sich regelmä- len, Ausflüge) sowie Mannschaftswettßig an den Vereinsaktivitäten. Neben kämpfe und Turniere angeboten. Fußball, Boxen, Kickboxen, Gewichthe- Sucht- und Gewaltprävention wird daben, Schwimmen, Schach, Skilanglauf, bei ganz groß geschrieben: Alkohol, ZiLuftgewehrschießen und Tischtennis garetten und Drogen sind tabu. Traditioneller Fußball-Aussiedlerpokal in Fürth/Nürnberg Zum 11. Mal versammelten sich in diesem Jahr im Sportkomplex Fürth bei Nürnberg die stärksten Aussiedlerfußballmannschaften zum traditionellen Turnier um den Aussiedlerpokal. Die Tradition wurde von Leonid Frolow ins Leben gerufen. Nach wie vor ist er der engagierte Organisator des bekannten Fußballturniers, das jedes Jahr viele Bewerber anlockt. Leidenschaftlichen Fußball haben in den vergangenen Jahren bereits die Aussiedlerkicker aus den bayerischen Die Spieler von Germes Nürnberg. 25 Städten Nürnberg, Augsburg, Coburg, Amberg, Regensburg, Bad Brückenau, Ingolstadt, Fürth und Kaufbeuren gezeigt, aber auch aus Duisburg, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig, Schwäbisch Hall, Freiburg, Künzelsau und Mönchengladbach. “Ich begrüße solche Veranstaltungen; gerade hier können junge Aussiedler ihre Energie und ihre Fähigkeiten in die richtige Bahn leiten. Solche Sportaktivitäten bringen die Menschen einander näher”, so der Bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten Markus Söder bei der Eröffnung des jüngsten Turniers. Auch deutsche Sportvereine haben das Turnier inzwischen entdeckt und Ausschau nach talentierten Sportlern gehalten. Diesmal spielten zwölf Teams um den Pokal. “Spartak” (Künzelsau) ging als Sieger hervor, an zweiter Stelle landete “Germes” (Nürnberg) und an dritter “Ottoberg“ (Hof). Sport Viktor Friedrich (44), Aschaffenburg Boxtrainer im TV Aschaffenburg, Zusammenarbeit mit “Integration durch Sport” Viktor Friedrich Aus Kasachstan brachte Viktor Friedrich eine Ausbildung als DiplomSportlehrer und seine Erfahrung aus mehr als 120 Kämpfen als Amateurboxer mit. 1995 fand der zweifache Vater mit seiner Familie eine neue Heimat in Aschaffenburg. Seine sportliche Erfahrung verhalf ihm zu einem Job im städtischen Bad als Schwimmmeister. Doch zunächst ging er seinen beiden sportlichen Leidenschaften nach, dem Boxen und dem Schachspiel. So wurde er 1997 Mitglied beim TV Aschaffenburg, machte seinen Boxtrainerschein und fing als Übungsleiter im Verein an. Mit Viktor Friedrich erlebte die Boxabteilung des Vereins einen Aufschwung. Innerhalb weniger Jahre verdoppelte sich die Zahl der Mitglieder, auch die Zahl der aktiven Boxer nahm stark zu. Heute boxen 60 Kinder und Jugendliche beim TVA, einige von ihnen mit großem Erfolg. Roman Hildt und Konstantin Löwen wurden Süddeutsche Meister, Vladimir Nain Bayrischer Meister. Der Zuwachs ist ebenso wie die Erfolge Viktor Friedrich und dem Programm “Integration durch Sport” zu verdanken. Der TV Aschaffenburg ist Stützpunktverein in dem Programm; seit 1999 wird die Arbeit der Boxabteilung unterstützt. Friedrich organisiert außerdem Beachvolleyball-Turniere und motiviert Jugendliche für andere Sportarten. Johann Eitel (19), Bayreuth Hoffnungsvoller Ringer, Leiter der Ringer-Abteilung beim 1. AC Bayreuth 1993 kam der damals dreijährige Johann Eitel aus Zelinograd, Kasachstan, mit seinen Eltern nach Bayern. Mit vier begann er beim 1. AC Bayreuth mit Bodenturnen, Laufspielen und Ringen. Mit zehn Jahren gewann Johann bei den Oberfränkischen Meis- Johann Eitel terschaften seine erste Goldmedaille. In den folgenden Jahren verfeinerte er seinen Kampfstil im Freistilringen. Mit 14 war er überregional erfolgreich, wurde Bayerischer Schülermeister und gewann bei den Deutschen Meisterschaften die Silbermedaille. Allmählich entwickelte sich Johann Eitel zu einem der besten Kämpfer der 1. Mannschaft. 2006 gewann er seinen fünften Titel bei den Oberfränkischen Jugendmeisterschaften, wurde Bayerischer Vizemeister, Bayerischer und Deutscher Kadettenmeister. Auch 2007 und 2008 setzte er sich als Bayerischer und Deutscher Juniorenmeister durch. Schon als Schüler bewies Johann, dass er Verantwortung übernehmen kann er war Klassen- und Schulsprecher in der Johannes-Kepler-Realschule. Nun leitet er mit 19 Jahren die Abteilung Ringen beim 1. AC Bayreuth und ist damit ein echtes Vorbild. Christian Walter (46), Pocking Streetworker und Boxtrainer beim SV Pocking 1892 In Kasachstan absolvierte Christian Walter die Hochschule für Körperkultur und Sport. Als der Sportlehrer 1996 nach Deutschland kam, versuchte er trotz knapper Sprachkenntnisse seine Erfahrungen einzubringen. Im Sportverein Pfarrkirchen begann er Jugendliche ehrenamtlich zu trainieren, vor allem junge Boxer. Gleichzeitig lernte er die deutsche Sprache von seinen Schülern. Seit 2006 ist Walter unter dem Dach des Diakonischen Werkes Passau/Pocking Streetworker beim Projekt “Nadja” (Leiterin Sabine Aschenbrenner). Er ergänzt das Projekt erfolgreich mit einem Sportangebot, das sich immer stärker in Richtung Boxen orientiert hat. Etwa zwei Dutzend Jugendliche kommen zum Training. Der SV Pocking 1892, in dem Walter die jungen Boxer trainiert, gründete 2004 eine Boxabteilung, stellte die Sportausrüstung zur Verfügung und sorgte für die weitere Betreuung der Sportler sowie die Dauerhaftigkeit des Angebots. Durch die Vereinsmitgliedschaft haben die Sportler auch die Möglichkeit, an 26 Christian Walter mit Frau Grewe (Jugendmigrationsdienst) und Frau PatryLeopold (Migrationsberatung). offiziellen Wettbewerben teilzunehmen, und haben bereits Erfolge bei überregionalen Meisterschaften erzielt. 2007 erhielt die Sparte Boxen des SV Pocking 1892 einen Preis für ihre vorbildliche Integrationsarbeit in Niederbayern. Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Deutsche aus Russland ein langer Weg voller Hoffnung Auswanderung nach Russland Zarin Katharina II. Am 22. Juli 1763 erließ Katharina II., die erste Deutsche auf dem russischen Zarenthron (1762-1796), ein Manifest, in dem sie Ausländer nach Russland einlud und ihnen Privilegien zusicherte. Im Gnadenprivileg Pauls I. (17961801) vom 6. September 1800 wurden den Mennoniten zusätzliche Vorrechte eingeräumt (Befreiung vom Kriegsund Zivildienst für alle Zeiten, keine Eidesleistung vor Gericht, Gewerbefreiheit etc.). Das Manifest Alexanders I. (1801 -1825) vom 20. Februar 1804 legte besonderen Wert auf Einwanderer, die gute Landwirte, Handwerker, Winzer oder Viehzüchter waren. Auswanderungsgründe: Not und Missstände infolge von Kriegen (Siebenjähriger und Napoleonischer Krieg); politische Unterdrückung durch die eigenen Fürsten und die fremde Besatzung; um Heeres- und Frontdiensten zu entgehen; Beeinträchtigung der Glaubensfreiheit. Privilegien: unentgeltliche Landzuweisung,; freie Religionsausübung; Steuerfreiheit bis zu 30 Jahren; Befreiung vom Militärdienst; kulturelle Autonomie; gemeindliche Selbstverwaltung; keine Leibeigenschaft. Herkunftsgebiete der Auswanderer: Hessen, Rheinhessen, Pfalz, Württemberg, Baden, Elsass und Bayern. Konfession: Die Ansiedlung an der Wolga und im Schwarzmeergebiet erfolgte konfessionell streng getrennt in geschlossenen Dörfern. Von 104 Kolonien an der Wolga waren bei der Gründung 66 evangelisch und 38 katholisch. Im Schwarzmeergebiet waren 1914 etwa 45 Prozent der Kolonien evangelisch, 36 Prozent katholisch und 19 Prozent mennonitisch. Der Schulunterricht erfolgte in Deutsch und war stark konfessionell geprägt. Entwicklung bis zum I. Weltkrieg: Nach den Anpassungsschwierigkeiten der ersten Jahrzehnte folgte eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte der deutschen Kolonien an der Wolga und am Schwarzen Meer, aber auch in zahl- Auswanderung an die Wolga (Illustration von Oskar Aul in dem Buch “Das Manifest der Zarin” von Viktor Aul). 27 reichen Tochterkolonien (Nordkaukasus, Ural, Sibirien, Kasachstan, Zentralasien). Aus etwa 304 Mutterkolonien entwickelten sich 3.232 Tochtersiedlungen. Aus ursprünglich 100.000 Einwanderern war 1897 laut Volkszählung eine Volksgruppe von 1,7 Millionen geworden. Vor dem I. Weltkrieg lebten in Russland etwa 2,5 Millionen Deutsche, davon 600.000 an der Wolga, 530.000 im Schwarzmeergebiet, 550.000 in den polnischen Provinzen (damals Russisches Reich), 200.000 in Wolhynien, 170.000 im Baltikum und 50.000 in und um St. Petersburg. Vertreibungen und Umsiedlungen verbannt in alle Ewigkeit Vertreibungen im I. Weltkrieg: Ein Erlass vom 18. August 1914 verbot den Gebrauch der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit, in Schule und Kirche, untersagte das Recht auf Versammlungen. Die deutschen Zeitungen wurden verboten, in der Presse wurde eine Spionage- und Verdächtigungshysterie losgetreten. 1915: Enteignungs- und Liquidationsgesetze, antideutscher Pogrom in Moskau. Bis 1916: Deportation von 200.000 Wolhyniendeutschen nach Sibirien. Die revolutionären Ereignisse verhinderten die Aussiedlung der Wolgadeutschen laut einem Erlass vom 17. Februar 1917. Autonomierechte für Wolgadeutsche: 1918: Gründung der Arbeitskommune (autonomes Gebiet) der Wolgadeutschen. 1924: Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen mit der Hauptstadt Engels (Pokrowsk). 1918-1922: Zehntausende Opfer durch Gewalt und Hunger. Kurzer Aufschwung nach 1917: Viele deutsche Betriebe haben landesweiten bis grenzübergreifenden Erfolg: Winzerkooperative “Konkordia” in Helenendorf, Kaukasus, Gewerbeverein Sarpinka an der Wolga, Fabrik zur Herstellung von landwirtschaftlichen Geräten in Katharinenstadt etc. Deutsche Kulturstätten in Engels: Deutsches Staatstheater, Deutsche Staatsphilharmonie, Symphonieorchester, das Deutsches Lied- und Tanzensemble, ab 1925 Museum der ASSR der Wolgadeutschen. Auch in Südrussland gab es Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern 1964 erste deutschsprachige Zeitungen und Rundfunksendungen, 1980 Gründung des Deutschen Schauspieltheaters Temirtau/Alma-Ata, ab 1981 Literaturalmanach “Heimatliche Weiten”. Politischer Aufbruch und kulturelle Wiederbelebung nach 1985 Oskar Aul: Russlanddeutsche Frauen bei der Zwangsarbeit im hohen Norden Russlands 1943. deutsche Theater, Zeitungen, Staatsverlage, Hoch- und Fachschulen. Kollektivierung und politische Repressalien: 1928-1931: Enteignungen und Verbannung der “Kulaken” (wohlhabende Bauern), Massaker und Todesopfer; Schließung der Kirchen und Verschleppung der Geistlichen, religiöse Verfolgungen. 1938: Auflösung der deutschen Bezirke, Verbot der deutschen Sprache in den Schulen außerhalb der Wolgarepublik. Ende 1929: massenhafte Auswanderungsbewegung. Ab Mitte der 30er Jahre: politi- sche Verfolgungen; mit einem Anteil von 14,7 Prozent (!) an der Gesamtanzahl der Opfer bei einem Bevölkerungsanteil von nur 1,4 Prozent waren die Deutschen die am stärksten verfolgte nationale Gruppe. Vor dem II. Weltkrieg lebten rund 1,4 Millionen Deutsche in der Sowjetunion. II. Weltkrieg – Deportation und Zwangsarbeit: Vertreibungserlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 und Beginn der Deportationen sämtlicher Deutscher aus dem europäischen Teil nach Sibirien und Mittelasien. Ab Ende 1941: Mobilisierung zur Zwangsarbeit in die NKWD-Arbeitslager für Bau-, Rüstungs- und Holzwirtschaft, Öl- und Kohleförderung. Etwa 300.000 Deutsche kommen ums Leben. Halbherzige Rehabilitierungsversuche: Verstreuung über Sibirien, Kasachstan und Mittelasien, Unsicherheit, Angst und völlige Entrechtung auch nach dem Krieg. Sondersiedlung unter Kommandanturaufsicht. Ein Regierungserlass von 1948 legte die Verbannung der Deutschen auf “ewige Zeiten” fest, ein weiterer vom 13. Dezember 1955 hob zwar die Kommandantur auf, erlaubte aber keine Rückkehr in die Herkunftsgebiete. 1964 wurden die Deutschen formal vom Vorwurf des Verrats im Vertreibungserlass vom 28. August 1941 freigesprochen. Die Broschüre der Landsmannschaft der Deutschen 1972: Aufhebung der Einaus Russland informiert über die Vergangenheit und schränkungen in der Wahl des Wohnortes. Ab 1955 bzw. Gegenwart der Volksgruppe. 28 Hoffnungen der Deutschen nur teilweise erfüllt: Die Liberalisierung in der Gorbatschow-Zeit schaffte Voraussetzungen für die Aufarbeitung der Geschichte der Russlanddeutschen und ihre weitere Rehabilitierung. Kulturelle Wiederbelebung in Form von Volkskunst und Festivals der deutschen Kultur. Erstarkung der deutschen Autonomiebewegung und Forderungen zur Wiederherstellung der Wolgarepublik. 1991: Das Gesetz “Über die Rehabilitierung der repressierten Völker” erfüllte die Hoffnungen der Deutschen nur teilweise; als Folge massenhafte Aussiedlung Anfang der 90er Jahre. 1989 lebten in der UdSSR 2.040.000 Deutsche, 960.000 in Kasachstan, 840.000 in Russland (davon nur 35.000 an der Wolga), der Rest vor allem in Kirgisien, Usbekistan und der Ukraine. Familienzusammenführung - Rückwanderung in das Land der Vorfahren: 1955: Anerkennung der im Krieg erfolgten Einbürgerungen der Russlanddeutschen; Beginn der Familienzusammenführung. 1972: Erlass über die Gewährung der Freizügigkeit für alle Sowjetbürger und die erste große Ausreisewelle. Massenauswanderung Ende der 80er und vor allem in den 90er Jahren. Heute leben in Deutschland über 2,5 Millionen Deutsche aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Deutsche aus Russland in Bayern: In Bayern haben seit 1950 mehr als 600.000 Aussiedler und Spätaussiedler Aufnahme gefunden (Stand: November 2007). Mit der Aufnahme der Spätaussiedler erfüllt der Freistaat Bayern eine historische Pflicht gegenüber dem Kriegsfolgenschicksal der Deutschen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, die noch Jahrzehnte nach Kriegsende Benachteiligungen hinnehmen mussten. Die Integration der Aussiedler ist Auftrag und Herausforderung gleichzeitig. Es handelt sich um einen zweiseitigen Prozess, der die Bereitschaft von Staat und Gesellschaft erfordert, das Integrationsgeschehen zu fördern, und von den Deutschen aus Russland die Bereitschaft verlangt, die Chancen aktiv zu nutzen, die ihnen hier geboten werden. Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und ihre Landesgruppe Bayern Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland wurde 1950 in Stuttgart gegründet und versteht sich bis zum heutigen Tag als Interessenvertreterin, Hilfsorganisation und Kulturverein aller Russlanddeutschen. Als eingetragener Verein verfolgt die Landsmannschaft ausschließlich gemeinnützige Zwecke, sie ist überparteilich und überkonfessionell und offen für alle, die sich für das Wohl der Russlanddeutschen einsetzen wollen. Die Anfangsjahre Nachdem sich ein Großteil der landsmannschaftlichen Aktivitäten zunächst in Stuttgart und Baden-Württemberg abgespielt hatte, wurde die Arbeit ab Mitte der 50er Jahre zunehmend auf eine breitere Basis gestellt. Auch in Bayern schlossen sich immer mehr Deutsche aus Russland zu Gliederungen zusammen, und es war gewiss kein Zufall, dass vom 8. bis 10. Juni 1957 das Bundestreffen der Landsmannschaft einmal nicht in BadenWürttemberg veranstaltet wurde, sondern in Nürnberg, wo gleichzeitig auch die vierte Bundesdelegiertenversammlung stattfand. Bei der Feierstunde füllten rund 4.000 Teilnehmer die große Messehalle am Hauptbahnhof. 1957 wurde auch die Landesgruppe Bayern mit Peter Weimer als erstem Vorsitzenden ins Leben gerufen. Der erste Vorstand stellte sich die Aufgabe, Orts- und Kreisgruppen zu initiieren und die Landsleute in sozialen Fragen zu beraten und zu unterstützen. Adolf Fetsch Zur zentralen Figur innerhalb der Landesgruppe entwickelte sich in den nächsten Jahren der gegenwärtige Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Adolf Fetsch (Neufahrn), der bereits von 1964 bis 1972 Vorsitzender der Ortsgruppe München war und dann von 1972 bis 2004 nicht weniger als 32 Jahre als Landesvorsitzender in Bayern agierte. Adolf Fetsch gehört zu den Deutschen aus Russland, die bereits seit Kriegsende in der Bundesrepublik Deutschland leben und hier auf eine erfolgreiche Berufslaufbahn zurückblicken können. Er wurde am 5. November 1940 in der 27 Orts- und Kreisgruppen Gegenwärtig gehören knapp 2.400 Familien der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland als Mitglieder an. Sie verteilen sich auf 27 Ortsund Kreisgruppen: Adolf Fetsch Ukraine (Wosnessensk) geboren und kam als Dreijähriger mit den Flüchtlingstrecks nach Deutschland. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Kaufmannslehre und die städtische Kaufmannsschule München (1957) und war in der Folge Buchhalter, Kaufmännischer Leiter, Prokurist und selbständiger Kaufmann. Seit über vier Jahrzehnten ist er in der CSU aktiv. Bereits früh verlegte er jedoch den Schwerpunkt seiner politischen Tätigkeit auf den Vertriebenenund Aussiedlerbereich. Dem Bundesvorstand der Landsmannschaft gehört er seit 1978 an; mit Ausnahme der Jahre 1991-1993 war er bis zu seiner Wahl zum Bundesvorsitzenden im Jahr 2003 stellvertretender Bundesvorsitzender. Bei der Bundesdelegiertenversammlung der Landsmannschaft 2006 wurde er als Bundesvorsitzender wieder gewählt. Darüber hinaus ist er seit 1994 Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen. In diesem Jahr wurde er in seinem Amt als Vizepräsident mit der höchsten Stimmenzahl aller Kandidaten wieder gewählt. Ungeachtet seiner Mitgliedschaft in der CSU, wird Adolf Fetsch von allen maßgeblichen Parteien als kompetenter und fairer Fachmann anerkannt, der sich kontinuierlich und hartnäckig für die Interessen seiner Landsleute einsetzt. Dr. Arthur Bechert Nach Adolf Fetschs Wahl zum Bundesvorsitzenden trat der damalige Vorsitzende der Orts- und Kreisgruppe Regensburg, der Diplom-Physiker und IT-Berater Dr. Arthur Bechert (44), 2004 29 Mittelfranken: Ansbach, Fürth, Nürnberg. Niederbayern: Bayerisch EisensteinRegen, Dingolfing-Landau, Landshut, Straubing-Bogen. Oberbayern/München: Berchtesgadener Land, Ingolstadt, München, Rosenheim, Traunreut-Traunstein, Waldkraiburg. Oberfranken: Bamberg, Bayreuth, Coburg, Forchheim. Oberpfalz: Regensburg, Sulzbach-Rosenberg. Schwaben: Augsburg, Dillingen/Donau, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen-Mindelheim, Nördlingen-Donauwörth. Unterfranken: Schweinfurt, Würzburg. seine Nachfolge als Landesvorsitzender an. Dr. Bechert, der vor 17 Jahren aus Tomsk nach Deutschland aussiedelte, gehört in der dritten Wahlperiode dem Bundesvorstand der Dr. Arthur Bechert Landsmannschaft an, er ist aber seit Jahren auch in verschiedenen anderen Organisationen ehrenamtlich aktiv. So ist er Bezirksvorsitzender des Bundes der Vertriebenen sowie im Kreisvorstand der Union der Vertriebenen und im Aussiedlerbeirat der Stadt Regensburg vertreten. Für die CSU trat er in diesem Jahr bei den Kommunalwahlen in Regensburg an und kandidiert am 28. September 2008 für den Bayerischen Landtag (Oberpfalz, Listenplatz 9). Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern schaftliche Projekt “Integration junger Spätaussiedler in das Gemeinwesen des Landkreises Straubing-Bogen”. Außerhalb der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland engagiert sich Neuberger vor allem beim Bund der Vertriebenen und der Union der Vertriebenen auf Orts-, Bezirks- und Landesebene. Das aktuelle Team Eduard Neuberger Eduard Neuberger Neuer Landesvorsitzender ist seit dem 20. April 2008 Eduard Neuberger (Äußere Passauer Straße 87, 94315 Straubing, Tel./Fax: 09421-52754, lmdr. [email protected]). Bis zur Ausreise nach Deutschland 1991 arbeitete der ausgebildete Schauspieler am Deutschen Schauspieltheater Temirtau, Alma-Ata. Seit 1992 ist Eduard Neuberger Vorsitzender der Ortsgruppe Straubing-Bogen der Landsmannschaft; er war Mitglied des bayerischen Landesvorstandes und Kulturreferent der Landesgruppe. Die Schwerpunkte seiner ehrenamtlichen Tätigkeit liegen in der sozialen Betreuung, Beratung und Begleitung. Die Kinder- und Jugendarbeit steht dabei im Vordergrund; hier wird er von seiner Ehefrau Emma in vielfältiger Weise unterstützt. Seine fachlichen Kompetenzen erweiterte er durch ein Studium der Sozialpädagogik an der Fachhochschule Regensburg. Von 2003 bis 2006 leitete er das landsmann- Im Landesvorstand Bayern der Landsmannschaft steht Eduard Neuberger neben Adolf Fetsch als Sprecher und Ehrenvorsitzendem eine schlagkräftige Mannschaft zur Seite: Alfred Bitzer, 1. stellvertretender Vorsitzender, zuständig für den Bereich Soziales und Organisation; Röntgenstraße 12, 94419 Reisbach, Tel: 08734640, [email protected]. Waldemar Eisenbraun, 2. stellvertretender Vorsitzender, zuständig für den Bereich Beratung und Betreuung der landsmannschaftlichen Gliederungen in Bayern sowie interne Steuerung; Büro: Plattlinger Straße 16, 93055 Regensburg, Tel.: 0941-9308683, w.eisenbraun @ldr-regensburg.de, Homepage: www. ldr-regensburg.de. Natalia Gellert, Schriftführerin Juri Heiser, Presse, Öffentlichkeitsarbeit, politische Integration. Elena Miller, stellvertretende Schatzmeisterin. Valentina Ruppert, Jugendreferentin und stellvertretende Kulturreferentin. Helene Scheftner, Schatzmeisterin. Valentina Stripling, stellvertetende Schriftführerin, stellvertretende Jugendreferentin. Die Mitglieder des neuen bayerischen Landesvorstandes (von links): Juri Heiser, Viktoria Wesner, Eduard Neuberger, Valentina Ruppert, Linda Wolf, Elena Miller, Alfred Bitzer, Waldemar Eisenbraun, Natalia Gellert, Helene Scheftner, Dorothea Walter. 30 Die Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart Tel.: 0711/16659-0 Fax: 0711/2864413 E-Mail: [email protected] Homepage: www.deutscheausrussland.de Dorothea Walter, Beratung und Betreuung der Ortsgruppen, öffentliche Kommunalarbeit, Netzwerkarbeit. Viktoria Wesner, Bildung und Beruf. Linda Wolf, Kulturreferentin. Der Landesvorstand setzt in seinem Einsatz für die Anliegen der Deutschen aus Russland auf eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit allen Entscheidungsträgern im Freistaat Bayern, vor allem mit der Bayerischen Staatsregierung. Seine Mitglieder stehen als kompetente Ansprechpartner in zahlreichen politischen Gremien zur Verfügung, beispielsweise in kommunalen Integrations- und Aussiedlerbeiräten, in BdV-Gliederungen oder in kirchlichen Einrichtungen. Vielerorts engagieren sich die Ehrenamtlichen auch parteipolitisch. Das Landestreffen 2008 Aufgrund des großen Erfolges der Sommerfeste der Orts- und Kreisgruppe Augsburg beschloss die Landesgruppe Bayern, das Fest in diesem Jahr als Bayerisches Landestreffen unter dem Motto “Zusammenhalten - in Bayern Zukunft gestalten” am 24. August in Augsburg durchzuführen und dafür über die Grenzen Augsburgs hinaus zu werben. Die Schirmherrschaft übernahm der Bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein, der sich ebenso wie der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Christoph Bergner, auch bereit erklärte, sich mit einer Festrede an die Teilnehmer zu wenden. Organisiert wurde das Treffen von der Orts- und Kreisgruppe Augsburg und der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft mit Unterstützung des Fördervereins der Landsmannschaft in Augsburg, des Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen und des Hauses des Deutschen Ostens in München. Deutsche aus Russland - Gewinn für Bayern Weiterführende Literatur Aus dem Bücherangebot der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland N. Wagner, “Ein Volk wird gejagt - die Russlanddeutschen”, 8,50 Euro. E. Udsulaschwili, “Die deutschen Kolonisten in Georgien” (Elisabethtal-Asureti 1818-1941), 12,- Euro. Anton Bayr, “Vergessene Schicksale”, 17,- Euro. “Frierende Hande - erfrorene Hoffnungen. Berichte deutscher Deportierter”, 19,80 Euro. R. Nachtigal, ”Die Dondeutschen 1830 bis 1930”, 17,- Euro. H. Schlotthauer, “Ich bin ein Wolgadeutscher”, 8.90 Euro. Broschüre “Deutsche aus Russland gestern und heute. Volk auf dem Weg”, 7. Auflage 2006. Johann Kampen & Hans Kampen, “Heimat und Diaspora – Russlanddeutsche in der Bundesrepublik Deutschland 19502000”, 8,- Euro. HEIMATBÜCHER der Landsmannschaft: 1954, 1955, 1956, 1957, 1958, 1959, 1960, 1961, 1962, 1963, 1964, 1965, 1966, 1967/68 (jeweils 8,- Euro); 1969-72 (J. Schnurr “Die Kirchen und das religiöse Leben der Russlanddeutschen”, Katholischer Teil, 23,- Euro, Evangelischer Teil, 19,- Euro); 1973-81 (11,- Euro); 1982-84 (12,- Euro); 1985-89, 1990/91, 1992-94, 1995/96, 1997/98, 2000 - I. und II. Teil, 2001/02, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007/08 (je 10,- Euro). Dr. K. Stumpp, “Die Auswanderung aus Deutschland nach Rußland in den Jahren 1763-1862”, 48,- Euro; “Die Rußlanddeutschen - 200 Jahre unterwegs”, 185 Bilder, 15,- Euro. G. Wolter, “Die Zone der totalen Ruhe” (deutsch und russisch), je 17,90 Euro. V. Aul, “Das Manifest der Zarin”, 7,- Euro. A. Bosch, J. Lingor, “Entstehung, Entwicklung und Auflösung der deutschen Kolonien am Schwarzen Meer”, 7,Euro. G. Hildebrandt, “Wieso lebst du noch? Ein Deutscher im Gulag”, Taschenbuch, 6,- Euro. E. Imherr, “Verschollene Heimat an der Wolga”, 10,- Euro. I. Walker, “Fatma” - eine historische Lebensgeschichte aus dem Kaukasus, 10,- Euro. J. Warkentin, “Russlanddeutsche – Woher? Wohin”, 11,90 Euro. N. Kossko, “Die geraubte Kindheit” (deutsch, russisch), 8,Euro; “Am anderen Ende der Welt”, 10,- Euro; “Wo ist das Land”, 12,- Euro. N. Däs, “Alle Spuren sind verweht. Russlanddeutsche Frauen in der Verbannung”, 10,- Euro. Bestellungen: Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart Telefon: 0711-1665922, Telefax: 0711-2864413 E-Mail: [email protected] Publikationen des Historischen Forschungsvereins der Deutschen aus Russland (HFDR) Johannes Kufeld, “Die deutschen Kolonien an der Wolga”. Anton Bosch (Hrsg.), “Russland-Deutsche Zeitgeschichte”, Band 1, 2, 3, 4. Viktor Bruhl, “Die Deutschen in Sibirien – Eine hundertjährige Geschichte von der Ansiedlung bis zur Auswanderung” (Band I, II). Ulrich Mertens, “Handbuch Russland-Deutsche” mit Ortsverzeichnis ehemaliger Siedlungsgebiete, 562 Textseiten, zwei Landkarten mit Migrations- und Siedlungsgebieten der Deutschen in Russland und der ehemaligen UdSSR. Anton Bosch, Anton Bertsch, Michael Wanner, “Trauerbuch Odessa” (Russland-Deutsche Geschichte, Band 5, 6); Stalins Staatsterror an den Deutschen in den Gebieten Odessa und Nikolajew, Ukraine. Kalender des HFDR (2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009). Bestellungen: Michael Wanner, Tel.: 09402–3916, Nina Paulsen, Tel.: 0911–6279253, www.hfdr.de Weitere Publikationen zum Thema: Viktor Streck, “Heimat ist ein Paradies”, Viktor Streck Verlag, Bad Pyrmont 2006, ISBN 978-3-00-020745-7. Bestellungen: [email protected], www.streck.info Alwina Meiber, “Fremde Heimat”, “Die Muttersprache blieb ihr Band”. Bestellungen bei der Autorin unter Tel.: 06772-960841. Abraham Dück, “Das Leben zu bestehen ist mehr als übers Feld zu gehen. Lebenschronik in drei Teilen”, Verlag Dr. Faustus, 2005. Bestellungen beim Autor unter Tel.: 09171896518. 31 Bilder aus Bayern Impressum “Deutsche aus Russland – Gewinn für Bayern” Herausgeber: Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen über das Haus des Deutschen Ostens (München) Texte: Nina Paulsen, Hans Kampen Redaktion und Layout: Hans Kampen Druck W. Kohlhammer, Druckerei GmbH + Co. KG 32