Interview mit Paula Patton

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Interview mit Paula Patton
INTERVIEW mit Paula Patton
„Ich versuche, meine Wut mit einem Lächeln zu besiegen“
Was ihr Mann dazu sagte,
dass sie Tom Cruise küsste,
ob sie Lust auf eine fünfte
„Mission: Impossible“ hätte
und warum sie sich eine
chinesische Liebesgeschichte
auf der Leinwand wünscht,
das verrät die HollywoodSchauspielerin im Gespräch.
Interview:
Aleksandra Majzlic
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Kaum leuchtet der rote Knopf des Aufnahmegerätes vor ihr, sprudelt es nur so
aus Paula Patton heraus. Sie sagt zwar „Sorry, ich spreche zu lang“, fährt aber
sogleich in rasend schnellem Tempo fort. Dabei vermischt sich ihr Lachen mit
ihrer Stimme und sie verschluckt die eine oder andere Silbe. Kein Wunder, der
Dreh zu „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Regie: Brad Bird) war auch
sehr aufregend für die US-Amerikanerin. Denn als einzige Frau der toughen
Truppe rund um den Topspion Ethan Hunt (Tom Cruise) muss sie die Typen
ausfindig machen, die in einen Kreml-Anschlag verwickelt sind. So kickt sie in
Dubai mal eben ihre Gegnerin (Léa Seydoux) aus einem Fenster des Burj
Khalifa. Und in Mumbai legt die Flirtexpertin einen stinkreichen Inder aufs
Kreuz.
ML: Léa Seydoux und Sie haben monatelang für die Kampfszene im Burj Khalifa trainiert.
Warum haben Sie den Job nicht einer Stuntfrau überlassen?
Paula Patton: Ich hatte das Gefühl, dass ich die Stunts selbst machen muss, um Jane
überhaupt verkörpern zu können. Es war wahnsinnig anstrengend und schmerzhaft,
zweieinhalb Stunden täglich Körpertraining, also Martial Arts, Kickboxing etc. Ehrlich
gesagt, hatte ich am Anfang Angst, dass ich das gar nicht schaffen würde und dachte:
„Oh Gott, was mache ich hier?“ (lacht) Aber nach ungefähr einem Monat war alles
plötzlich ganz anders, ich weiß auch nicht, warum. Plötzlich gab mir das Training Kraft
und ich liebte das Gefühl, mich als Frau verteidigen zu können.
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ML: Im Burj Khalifa mussten Sie auch Tom Cruise, der an der Fassade herumkletterte,
zurück durch das Fenster ziehen …
Paula Patton: Ja. (lacht) Jeremy Renner packte Toms Fuß, ich hielt Jeremy fest und
dann zogen wir Tom gemeinsam nach oben. Beim ersten Take war ich noch mitten im
Raum und ein Stuntman hielt mich am Fußknöchel fest, aber beim fünften oder sechsten
Take war ich so nah am Fenster, dass ich Tom an der Fassade sehen konnte, er rief mir
zu: „Hi, Paula, wie geht’s?“ und ich sah nach unten und dachte nur: „Wow!!!“ (lacht) Die
Aussicht war echt atemberaubend. Dubai war ohnehin der spannendste Drehort für mich.
An einem Tag flogen wir im Helikopter in die City. Tom war der Pilot, wir flogen von der
Wüste in die Stadt, wir sahen all die architektonischen Wunder, es war einfach
unbeschreiblich.
ML: Und wie war es, Tom Cruise zu küssen?
Paula Patton: Oh, darüber spreche ich nicht. (lacht)
ML: Was hielt Ihr Mann davon?
Paula Patton: Er sagte: „Wenn das alles ist, dass du ihn im Film küsst, ist dein Mann
sehr glücklich.“ (lacht)
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ML: Zu Ihrer Filmbiografie zählen Tony Scotts „Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit“ mit
Denzel Washington sowie das hochgelobte und mehrfach ausgezeichnete Drama
„Precious – Das Leben ist kostbar“. Würden Sie dennoch „Mission: Impossible – Phantom
Protokoll“ als bisherigen Höhepunkt Ihrer Karriere bezeichnen?
Paula
Patton:
Mit
„Mission:
Impossible“
hat sich natürlich ein
Traum erfüllt, ich habe
mit einem wunderbaren
Regisseur
gearbeitet
und mit Schauspielern,
die ich bewundere. Ich
hatte vorher auch noch
nie so viel Spaß am
Set. So gesehen, war
das schon ein großer
Moment
in
meiner
Karriere. Und es ist
klar, dass „Mission:
Impossible“ auch von
viel mehr Menschen
gesehen werden wird
als jeder Film, den ich
vorher gemacht habe.
Dennoch
ist
keiner
meiner Filme wichtiger
als die anderen. An
jedem
hängt
mein
Herz, obwohl „Precious“
für
mich
eine
besondere Bedeutung
hat. Aber ich denke
nicht dauernd: „Das
war der Film, das war
der Film.“ Ich freue
mich auf alles, was als
Nächstes kommt.
ML: In „Precious“ spielen Sie eine Lehrerin, die einer von ihren Eltern gedemütigten
Afroamerikanerin zeigt, dass ihr im Leben alle Türen offenstehen. In Hollywood gibt es
für Frauen nicht so viele Möglichkeiten, solche komplexen Charaktere in wichtigen Rollen
zu spielen, oder?
Paula Patton: Ja, das stimmt, aber es wird zunehmend besser. Ich sehe mich auch als
Schauspielerin in der Verantwortung, den Regisseur dazu zu bringen, weibliche Figuren
komplexer anzulegen. Und wenn man als Schauspielerin eine Rolle übernimmt, kann man
auch versuchen, ihr mehr Tiefe zu geben. Die meisten Regisseure sind so einem
Engagement gegenüber auch sehr aufgeschlossen.
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ML: In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie viel Wut in sich haben. Warum ist das
so?
Paula Patton: Weil das Leben eben sehr schmerzhaft sein kann, Menschen können
einen sehr verletzen. Ich bin ein friedliebender Mensch. Und wenn ich leide, versuche ich,
diese negativen Gefühle zu unterdrücken, meine Wut mit einem Lächeln zu besiegen.
Aber manchmal muss die Wut einfach raus, dann denke ich: „Oh, mein Mann kann doch
gar nichts dafür.“
ML: Sie haben Regie studiert und einige Kurzfilme gedreht. Haben Sie den Wunsch,
wieder einmal hinter der Kamera zu stehen?
Paula Patton: Ich weiß ganz sicher, dass ich irgendwann mal Filme produzieren will.
Aber im Moment kommt das nicht in Frage. Weil ich diese Erfahrungen gesammelt habe,
bewundere ich Regisseure wie Brad Bird so. Er muss alles entscheiden, angefangen bei
der Farbe der Klamotten bis hin zu den Tapeten. Für alles, was im Film zu sehen ist,
wurde eine Entscheidung getroffen. Und als Schauspieler sollte man nicht denken, dass
man die wichtigste Person am Set ist, das ist man nämlich nicht. Man braucht ein gutes
Licht, ein gutes Set, also eigentlich eine ganze Armee, um einen Film zu machen.
ML: Hat sich die Situation für afroamerikanische Schauspieler gebessert?
Paula Patton: Ja, ich denke, da hat sich viel getan. Aber es geht ja nicht nur um
Schwarze, sondern auch um Asiaten oder Latinos. Wir sollten dahin kommen,
einzusehen, dass Menschen einfach Menschen sind und dass unsere Geschichten
einander ähnlich sind. Emotionen wie Glück, Liebe und Leid empfinden wir doch alle. Wir
sollten auch mal eine Liebesgeschichte mit Chinesen auf der Leinwand sehen, das würde
auch das Verständnis untereinander fördern.
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ML: Gibt es eine „Mission: Impossible“ in Ihrem Leben?
Paula Patton: Mutter zu sein und „Mission: Impossible“ zu drehen kam mir anfangs wie
eine „Mission: Impossible“ vor. Mein Sohn war erst fünf Monate alt, als ich die Rolle
kriegte, das war ein Wunder für mich. Ich wusste nicht, wie ich das managen sollte, und
fragte meine Mutter. Sie sagte: „Ich bin für dich da, helfe dir, das ist dein Traum, der
nun wahr wird.“ Und so klappte alles, wenn man mal davon absieht, dass ich wenig
Schlaf hatte. (lacht) Mein Sohn ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Und es gab
zwar Tage, an denen ich sehr lange gearbeitet habe, aber dann hatte ich auch wieder
längere Zeit frei und konnte jede Sekunde mit ihm verbringen. Man denkt immer, dass
man dies und das braucht, wenn man einen Film macht, dass man dieses oder jenes
nicht schaffen kann, dass man viel Raum für sich benötigt, um sich mit der Figur
auseinanderzusetzen, und dann stellt man fest, dass man das alles nicht braucht und
dass man alles hinkriegt. Und wenn mein Kind da ist, spiele ich mit ihm, und wenn alles
soweit ist, bin ich wieder in meiner Rolle. Ich hätte in Millionen Jahren nicht daran
gedacht, dass das funktionieren würde, ohne verrückt zu werden, aber es funktionierte.
ML: Wenn es einen fünften „Mission: Impossible“-Film geben sollte, wären Sie gerne
wieder mit an Bord?
Paula Patton: Wenn ich gefragt werde, bin ich natürlich dabei.
„Mission: Impossible 4“-Quartett bei der Europapremiere in der BMW Welt:
Simon Pegg, Tom Cruise, Paula Patton und Brad Bird
Fotos:
Stefan Ziemba (Premierenfotos in München, Dezember 2011) und
Paramount Pictures Germany (Filmszenen)
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