Versorgungsziel erreicht - Tokheim Service
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Versorgungsziel erreicht - Tokheim Service
Technik Erfolgsgeschichte Autogas Versorgungsziel erreicht Alternative Antriebe im Aufwind: ◾ Autogas ◾ Erdgas ◾ Hybrid ◾ Elektro 418 659 71 519 2006 2011 37 265 2 307 1 931 5 971 30 554 Zumindest an jeder dritten Tankstelle kann heute Autogas getankt werden. Damit ist zumindest eine flächendeckende Versorgung garantiert. Aber lohnen sich für Tankstellenunternehmer Neuinvestitionen oder solche in den Bestand? A ls der Bundestag im Juni 2006 mit der Neufassung des Energiesteuergesetzes die Gleichstellung von Auto- und Erdgas beschloss, fühlten sich einige Visionäre angesichts der bis 2018 verlängerten Steuerbegünstigung für Autogas zu Höhenflügen beflügelt. Bis zum Jahr 2020 würden rund eine Million Autogas-Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen rollen, orakelte der Fortschrittsbericht zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung 2004. Inzwischen ist Realität am Markt eingekehrt. Zweifelsfrei gilt der Weg, den Autogas (LPG) an deutschen Tankstellen bestrit- www.tankstelle-magazin.de ten hat, als eine der großen Erfolgsgeschichten dieser Branche. Die Weiterentwicklung allerdings ist ins Stocken geraten. Mit derzeit geschätzten rund 460 000 Autogas-Fahrzeugen (Quelle: Deutscher Verband Flüssiggas e.V. = DVFG) ist die Hälfte der Wegstrecke bereits geschafft. Nur sind Signale, die ein Fortschreiten dieser Entwicklung als wahrscheinlich erscheinen lassen, kaum erkennbar. Der Fortschrittsbericht 2008 definiert das gleiche Ziel für Elektroautos: eine Million Fahrzeuge, allerdings mit Fördergeldern subventioniert. Die Autogas-Forschung werde dagegen mit keinem Cent öffentlicher Zuschüsse un- Fahrzeugbestand, jeweils am 1. Januar Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt 40 585 terstützt, moniert die Westfalen AG, Autogas-Lieferant (an rund 900 Stationen deutschlandweit) und Autogas-Tankstellenbetreiber (gut 100 Stationen). Dabei könnten rund 382 000 Tonnen CO2 eingespart werden – würde das prognostizierte Ziel von einer Million AutogasPkw offensiv realisiert werden. Das entspricht dem vierfachen Gewicht der Golden-Gate-Bridge in San Francisco/USA. Potenziale jedenfalls gibt es – beispielsweise in Fuhrparks – ermittelte das Center Automotive Research (CAR) der Fachhochschul- und Universitätskooperation Gelsenkirchen/Duisburg/Essen. Überraschende Erkenntnisse brachte tankstelle 3/2012 33 Technik Wieviel Schutz muss sein? Unter den Fachleuten rumort es. Einig ist man sich, dass der Anfahrschutz für oberirdische Autogasbehälter neu geregelt werden muss. Denn: Tritt Autogas aus, ist die Gefahr keineswegs zu unterschätzen. Da die Gaskomponenten Propan und Butan schwerer als Luft sind, fällt Autogas beim Austreten förmlich auf den Boden. Vor allem bei Windstille kann es sich in Senken, Mulden oder anderen Vertiefungen ablagern. Dann reicht schon der Wurf einer Zigarettenkippe aus. Doch müssen auch umfunktionierte Behälter ehemaliger Tankfahrzeuge neu geschützt werden, obwohl sie früher ohne jeglichen weiteren Anfahrschutz mit 80 km/h über die Straßen fuhren? Reicht der Schutz von Rohrleitung und Armatur hier nicht aus? An Beispielen wie diesen entzündet sich derzeit ein Streit der Experten im Gremium der zugelassenen Überwachungsstellen ZÜS (TÜV, DEKRA, etc.). Das eine Lager will alle Anfahrschutzsysteme per se für unzureichend erklären, die mit dem eigentlichen Behälter oder der Anlage in irgendeiner Form direkt verbunden sind. Die andere Gruppe favorisiert einen Bestandsschutz für offensichtlich funktionierende Anlagen. Ergebnislos ging man in dieser Angelegenheit im Dezember auseinander. Die Folgesitzung fand im Februar statt – nach Drucklegung des Magazins. Wir bleiben am Ball. ◼ 400 000 300 000 Zahl der Tankstellen 500 000 Absatz in t · Zahl der Fahrzeuge Autogas-Entwicklung 4 000 ◾ Absatz Deutschland gesamt ◾ Fahrzeuge ◾ Tankstellen 100 000 2006 2007 Quelle: DVFG (2011 Hochrechnung) 34 8 000 6 000 200 000 0 10 000 tankstelle 3/2012 2008 2009 2010 2011 2 000 0 die Studie „Umweltschutz im Fuhrpark“ letztlich nicht zutage, Vermutetes aber hat sie deutlich unterstrichen. Demnach steht der Kraftstoffverbrauch als Entscheidungskriterium bei der Beschaffung von Firmen-Pkw ganz oben (1,7 auf einer Skala von 1= sehr wichtig, 2=wichtig, 3=teilweise wichtig, etc.). Kilometerkosten (1,9), CO2-Ausstoß „Wir haben (2,4), Reichweite (2,5) oder eine absolut Kfz-Steuer (2,7) folgen erst flächenspäter. Mit Blick auf den heudeckende te zur Verfügung stehenVersorgung den Kraftstoff-Pool erwarerreicht.“ ten die Fuhrpark-ManaRobert Schneiderger dass Eco-Modelle, Gasbanger, DVFG Fahrzeuge und Hybrid-Pkw weiter an Bedeutung gewinnen, erläutert Westfalen-Sprecher Jürgen Erwert. „Unabhängig von der Fahrzeugklasse amortisiert sich Autogas unter allen alternativen Antriebskonzepten am schnellsten. Speziell in der Kleinst- und Kompaktwagenklasse stellen die übrigen Energieformen angesichts der hohen Fahrzeugpreise ohnehin keine Alternative dar. Sogar gegenüber Dieselmotoren ist Autogas finanziell attraktiv.“ Interesse vorhanden Das rechne sich für Flotten im Besonderen. Erwert: „Bereits bei fünf Mittelklasse-Fahrzeugen liegt die jährliche Ersparnis mit Autogas gegenüber Dieselmotoren zwischen 3200 und 5300 Euro. Unter der Annahme einer errichteten Betriebstankstelle kann sie bei 50 Fahrzeugen sogar auf jährlich 68 000 Euro ansteigen.“ Weil Investitionen in die Technologie anderer Marktteilnehmer wie Automobilindustrie und Politik allerdings ausbleiben, hat auch Westfalen die eigenen Autogas-Aktivitäten im letzten Jahr zurückgeschraubt. Ziel erreicht, lautet im Prinzip auch die Zwischenbilanz des Deutschen Verbandes Flüssiggas e.V. (DVFG). „Wir haben eine absolut flächendeckende Versorgung erreicht“, sagt DVFG-Hauptgeschäftsführer Robert Schneiderbanger. Diese gelte für dünner besiedelte Gegenden ebenso, weil man dort ohnehin länger fahren muss, um auch konventionellen Kraftstoff tanken zu können. Rein rechnerisch könnte man sogar ein Überangebot von Autogas-Tankstationen zu tankfähigen Fahrzeugen verwww.tankstelle-magazin.de muten. Denn während laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zum 1. Januar dieses Jahres in Deutschland 51,7 Millionen Kraftfahrzeuge (davon 42,9 Millionen Pkw) gemeldet waren, die ihren Benzinoder Dieselkraftstoff an einer von insgesamt etwas mehr als 14 700 Stationen tanken, stehen den knapp 460 000 Autogas-tankenden Fahrzeugen sogar 6341 öffentliche Autogas-Zapfpunkte (Tankstellen und sonstige Standorte; Westfalen AG, 4. Oktober 2011) gegenüber. Markt ist dicht besetzt Diese Relation macht Zweierlei deutlich: Die Kraftstoffanbieter haben ihre Hausaufgaben gemacht. Doch obwohl sich auch der Bestand an Autogas-betriebenen Fahrzeugen innerhalb der letzten fünf Jahre mehr als verzehnfacht hat, ist die Technologie aus ihrem Nischendasein nicht erwachsen. „Das Manko liegt schlichtweg in der Vermarktung der gesamten Technologie bis zum fertigen Produkt“, sagt Erwert. Versuche, die Weiterent- wicklung zu puschen, bleiben derzeit eher Einzelinitiativen. Einige Automobilhersteller fahren beispielsweise aktuell Feldversuche, in denen Lkw im Dieselbetrieb etwa 30 Prozent Autogas zugeführt werden. Auch der DVFG plant für dieses Jahr eine Imagekampagne. Ob durch insuläres Engagement allerdings Impulse mit Flächenwirkung initiiert werden, bleibt fraglich. Für Erwert ist die Konsequenz daher klar: „Wenn man heute keine Autogastankstelle hat, muss man auch in keine neue investieren.“ Dass allerdings alles bleibt wie gehabt, ist ebenso unwahrscheinlich. Das ließ das 2. TÜV-Nord-FlüssigkeitsgasSymposium erahnen, das im Dezember 2011 in Dortmund über die Bühne ging. „Durch die Neuregelung des Anfahrschutzes und den daraus resultierenden Druck der Behörden wird sich die Tankstellenlandschaft in Deutschland absehbar radikal ändern“, bilanziert Teilnehmer Edmund Brück von der Tokheim Service-Gruppe (TSG). „Die oberirdischen Anlagen werden sukzessive aus dem Blick- punkt verschwinden. Aber es werden keinesfalls weniger werden.“ Nähere Infos zur aktuellen Situation finden Sie im Kasten, Seite 34. So oder so wird das Thema Autogas zumindest Tokheim weiterhin beschäftigen. Allein für dieses Jahr liegen Brück knapp 50 Aufträge für Neuinstallationen vor. Frank Spieß [email protected] Technik 00010248Goehler.pdf - Februar 14, 2012 – ANZEIGE – Kosten senken − Zeit sparen − Sicherheit erhöhen Ärger mit oberirdischen LPG-Tankstellen? Wir helfen Ihnen die Vorschriften zu erfüllen. Einfach, schnell, kostengünstig, mit Gefährdungsbeurteilung f für Behörden- und TÜV-Prüfung Anfahrschutz f preiswert und schnell in Fertigbauweise. Auch nachrüstbar. Bitte fordern Sie ausführliche Infos an: Telefon: 0 60 21-505-181 · Telefax: 0 60 21-505-102 E-Mail: [email protected] Mit 13 Standorten in Deutschland auch in Ihrer Nähe. www.tokheim-service.de Checkliste für Tankstellenbetreiber kommt Die sich verschlechternde Situation für Tankstellenbetreiber war für uns Anlass beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) nachzufragen, ob hier von staatlicher Seite Hilfe zu erwarten ist. Schließlich arbeiten Tankstellenpächter als Handelsvertreter und können mit ihrem geringen Einkommen häufig nicht einmal ihre Alterversorgung sichern. Auch der Deutsch-Österreichische Tankstellenverband und das Tankstellengewerbe Bayern haben bereits Bundesminister Dr. Philipp Rösler und Staatssekretär Dr. Bernhard Heitzer die problematische Situation der Tankstellenpächter geschildert. www.tankstelle-magazin.de Stellungnahme des BMWi: Dem Bundesministerium ist die Problematik bekannt. Deshalb hat Staatssekretär Dr. Bernhard Heitzer am 4.Oktober 2011 ein Gespräch mit den Tankstellenbetreiberverbänden über die teilweise schwierige wirtschaftliche Situation der Tankstellenbetreiber geführt. Aus Sicht des BMWi ist es bei den Vertragsverhandlungen für den Betrieb einer Tankstelle von großer Bedeutung, dass potentielle Betreiber richtig und vollständig über die Risiken und Erfolgsaussichten informiert sind. Das BMWi wird deshalb in Kürze eine Checkliste für Tankstellenbetreiber auf seinem Existenzgründungs- portal veröffentlichen und potentiellen Interessenten auch über die Verbände zugänglich machen. Die Checkliste soll beiden Vertragsparteien Anhaltspunkte geben, welche Informationen ausgetauscht werden sollten. Außerdem hat Staatssekretär Heitzer das für das Handelsvertreterrecht zuständige Bundesministerium der Justiz (BMJ) gebeten zu prüfen, ob und gegebenenfalls welche Änderungen der Handelsvertreter-Richtlinie zu Verbesserungen für die Tankstellenpächter führen könnten. Entsprechende Änderungen, so die Vereinbarung zwischen BMWi und BMJ, sollen dann in Brüssel angeregt werden. ◾ Dr. Bernhard Heitzer hatte schon als Chef des Bundeskartellamts intensiv mit der Tankstellenbranche zu tun. Als verbeamteter Staatssekretär im BMWi ist er für dieses Thema gleichfalls zuständig. tankstelle 3/2012 35