Die Unentschlossenen

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Die Unentschlossenen
Fonte: Die Neue Südtiroler Tageszeitung | Data: 27/05/2016 | Pagina: 7 | Autore: von Heinrich Schwarz | Categorie:
Unibz
Südtiroler Sparkasse: Hunderte Aktionäre
werden zur Versammlung erwartet
Die Unentschlossenen
Konrad Bergmeister wird mit dem neuen Vorstand der Stiftung Sparkasse
erst am Tag der Aktionärsversammlung analysieren, ob gegen die alte
Sparkasse-Führung eine Haftungsklage eingereicht werden soll.
Die Kleinaktionäre tendieren indes zu einem Ja.
von Heinrich Schwarz
D
ie Anspannung bei den Mitarbeitern und Aktionären der
Südtiroler Sparkasse steigt. Am
kommenden Dienstag fällt auf der
Gesellschafterversammlung
die
Entscheidung, ob gegen die ehemalige Führungsspitze Haftungsklagen eingereicht werden, nach-
„Für einen Nicht-Rechtsanwalt
sind die Ausführungen teilweise
schwierig zu verstehen.“
Stephan Jäger
dem die Bank in den letzten Jahren
Rekordverluste schrieb.
Die Rechtsanwälte, die im Auftrag
der Sparkasse ein Gutachten erstellt haben, sind zum Schluss gekommen, dass die Voraussetzungen für Haftungsklagen gegeben
seien. Aus diesem Grund schlägt
der aktuelle Verwaltungsrat um
Präsident Gerhard Brandstätter
den Aktionären die Genehmigung
Die über 26.000 Kleinaktionäre der
Sparkasse wissen: Sie selbst haben
im Grunde gar keinen Einfluss auf
die Entscheidung der Gesellschafterversammlung. Zwar kann jeder
Aktionär abstimmen, doch die Gewichtung erfolgt nach Aktienanteilen. Und Mehrheitsaktionär der
Sparkasse ist die Stiftung Sparkasse, die rund 66 Prozent des
Stammkapitals hält. Jeder blickt
deshalb auf die Stiftung. Folgt sie
dem Vorschlag des Sparkasse-Verwaltungsrates oder verhindert sie
einen Rechtsstreit mit der früheren Bankenspitze um Norbert
Plattner und Peter Schedl?
Die Stimmabgabe der Stiftung erfolgt durch deren neuen Präsidenten Konrad Bergmeister. Der neue
Vorstand wurde erst vor zwei Wochen gewählt. Demnach kommt
nun alles sehr kurzfristig.
Bergmeister gab gestern auf Anfrage der Tageszeitung zu: „Ich weiß
momentan nur das, was ich in den
Zeitungen gelesen habe. Ich kann
deshalb leider noch nichts zum
Thema sagen.“
Die Beschlussvorlagen des Verwaltungsrates
Haftungsklage 1: Norbert Plattner, Enrico Valentinelli, Walter Ausserhofer,
Maria Niederstätter, Gerhard Gruber
Haftungsklage 2: Marina La Vella, Mauro Pellegrini, Werner Schönhuber, Hans
Peter Leiter, Helmut Gschnell, Andreas Sanoner, Anton Seeber, Alberto Zocchi,
Siegfried Zwick, Heinrich Dorfer
Haftungsklage 3: Peter Gliera, Andrea Maria Nesler, Heinrich Müller
Haftungsklage 4: Peter Schedl
von vier Beschlüssen – also von
vier Haftungsklagen – vor. Wie berichtet, betreffen die Beschlussvorlagen insgesamt 19 Personen,
die zwischen April 2007 und April
2014 für die Sparkasse tätig waren
(siehe Infokasten).
Der Verwaltungsrat der Stiftung
trifft sich erst am Dienstagvormittag, um über die Stimmabgabe zu
den Haftungsklagen zu diskutieren. Am selben Tag findet die Gesellschafterversammlung statt.
Der Verbund der Kleinaktionäre
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der Südtiroler Sparkasse, der rund
300 Mitglieder zählt, hat ebenfalls
noch nicht entschieden. „Aus zeitlichen Gründen trifft sich der Vorstand erst in diesen Tagen“, erklärt Präsident Stephan Jäger, der
von einem „sehr heiklen Thema“
spricht.
Eine klare Meinung hat Jäger, der
bis vor kurzem selbst noch als Vertreter der Kleinaktionäre Verwaltungsrat der Sparkasse war, nicht:
Konrad Bergmeister:
„Alles sehr kurzfristig“
Stephan Jäger:
„Heikles Thema“
„Wir müssen uns den Bericht des
Verwaltungsrates zum Gutachten
noch genauer anschauen. Für einen Nicht-Rechtsanwalt sind die
Ausführungen teilweise schwierig
zu verstehen.“ Die Auswirkungen
von eventuellen Haftungsklagen
seien schwer abzuschätzen. Auf jeden Fall sei von einem jahrelangen
Verfahren auszugehen, das viel
Unruhe in die Bank bringe.
Stephan Jäger betont aber auch:
„Als die Haftungsklage bei der
letzten
Gesellschafterversammlung vor zwei Monaten auf der Tagesordnung stand, äußerten mehrere unserer Mitglieder den
Wunsch, als Verbund dafür zu
stimmen.“ Dies ohne Informationen über die Inhalte des Rechtsgutachtens. Bekanntlich musste
die Abstimmung damals verschoben werden, weil das Gutachten
noch nicht fertiggestellt war.
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