Sag mir wo die Adern sind

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Sag mir wo die Adern sind
Gebäudeverkabelung
Sag mir wo die Adern sind
Kabeltester mit viel Nutzen für wenig Geld
Karsten Jungk
Angebohrte Leitungen, vertauschte
Adern, nicht auffindbare Leitungsenden, undefinierte Steckerbelegungen, mühselige Durchgangsprüfungen – das alles gehört zum Alltag des
Elektrikers. Dabei kommt es darauf
an, möglichst rasch und sicher diese
Fehler oder die richtige Zuordnung
von Adern zu finden. Die Werkzeuge
hierfür müssen nicht komplex sein,
sondern einfach, intuitiv und verlässlich in ihrer Diagnose.
B
ei Telefon- und Twisted-Pair-Verkabelungen besteht die Notwendigkeit, die richtige Paar- oder
Adernzuordnung zu klären; Kurzschlüsse, Unterbrechungen und allgemeine
Verdrahtungsfehler plagen nicht selten
den Elektriker.
Und um die Kosten so niedrig wie
möglich zu halten, sollten all diese in der
tagtäglichen Praxis auftretenden Aufgaben von einem Monteur allein, ohne
Unterstützung eines Kollegen gelöst
werden
können.
Jeder
Elektroinstallateur kennt die Situation:
• Oft bleibt der Verlauf einer Leitung in
der Wand im Unklaren (Bild 1), oder
• es stellt sich bei einer Vielzahl von
Kabeln in einem Verlegerohr, in zugeputzen UP-Dosen oder auf einer
Kabeltrasse die Frage, welches Kabel
ist welches oder
• wo kommt ein bestimmtes Kabel heraus bzw. zweigt es ab?
Mit dem Leitungssucher- und LAN-Tester-Kit KE 6301 der Firma Kurth Electronic wird eine solche Fehlersuche oder
ein Aderntest zur Routine.
Bild 1: Wer hier durchblickt, der kann sich
glücklich nennen! Hier steckt Arbeit dahinter, möchte man die Zuordnungen der
einzelnen Kabel feststellen
Bild 2: Praktischer Koffer mit Prüfgeräten
und Tester für Verkabelungen, KE6301
bewahrt man sie auch auf der Baustelle
oder im Transportfahrzeug sicher auf.
Im Einzelnen findet man oben links zwei
Netzwerkkabeltester mit einer LCD-
Anzeige, KE6000, rechts davon den Signalgeber KE 300 »EasyTest« und rechts
außen den Signalaufnehmer »Probe«.
Alle notwendigen Batterien und Adapter
TIA/EIA
EIA/TIA-568A und EIA/TIA-568B wurden
durch die Electronic Industries Alliance (EIA),
Telecommunications Industry Association
(TIA) und International Telecommunications
Union (ITU) definiert als Standard für die
Kontaktierung von achtpoligen RJ45-Steckern und -Buchsen. Beide Standards werden
bei Computernetzen (LAN) im Ethernet verwendet sowie bei vielen digitalen Telefonsystemen, wobei EIA / TIA-568B häufiger eingesetzt wird.
Die zwei Varianten sind darauf zurück zu
führen, dass EIA/TIA den TIA-568A-Standard
viel später als die Firma AT&T den proprietären Standard 258A einführte. Als TIA-568A
veröffentlicht wurde, war 258A bereits stark
verbreitet. EIA/TIA übernahm diesen bereits
etablierten Standard daher als TIA-568B. Der
einzige Unterschied zwischen TIA-568A und
TIA-568B ist die Vertauschung der Adernpaare 2 und 3 (orange und grün), Bild unten in
diesem Kasten .
Der meist verwendete Datenstecker für LANVerkabelungen ist der RJ45-Stecker. Seit circa
1989 hat sich dieser in der strukturierten
Gebäudverkabelung durchgesetzt .
Die Belegung der Pins dieser Stecker zeigt
das Bild im Kasten. Hier gibt es zwei Belegungen nach TIA/EIA, die aber bis auf die Farben
zum gleichen Ergebnis führen. Man muss sich
nur an einen der beiden Standards halten,
damit man nicht durcheinandergerät.
Kompakt und geschützt
In einem kleinen Köfferchen aus schlagfestem Kunststoff (Bild 2) befinden sich
die Bestandteile des Kits, übersichtlich in
Formschaumstoff eingelegt. Dadurch
Karsten Jungk,
freier Fachjournalist, Straubenhardt
Netzwerktechnik
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Gebäudeverkabelung
schriftet mit »CONT«. Die Helligkeit
der LED »CONT« gibt einen Hinweis
auf den Widerstand des Messobjekts
zwischen 0 (hell) bis 5 kΩ (dunkel).
für Koax-, BNC- und F- sowie RJ11-Stecker machen das Kit sofort einsatzbereit.
Teamwork
»EasyTest« und »Probe« zeigen sich als
ein gut aufeinander eingespieltes Team,
das in allgemeinen Verkabelungen
nahezu alle Verdrahtungsfehler aufspürt.
»Probe«, ein berührungsloser Detektor
für elektrische Felder mit eingebautem
Lautsprecher, deckt Verdrahtungsfehler
auf – ausgestattet mit zwei Tastern zum
Aktivieren des Geräts – in zwei Empfindlichkeitsstufen. Ohne weitere Hilfsmittel
ist »Probe« bereits äußerst nützlich, um
unter Spannung stehende Stromleitungen
aufzuspüren. Nach dem Drücken auf die
Empfindlichkeitstaste »HIGH« lassen
sich – geleitetet von einem mehr oder
weniger lauten Brummton – verdeckte
Leitungen grob lokalisieren. Im Nahbereich wird zur genaueren Eingrenzung
auf »LOW« umgeschaltet. Die Ortungstiefe ist beachtlich und mit etwas Übung
sind die Suchergebnisse viel besser als mit
manchem teuren Leitungssuchgerät.
Durchgang
Unter Mitwirkung von »EasyTest« steigt
die Vielfalt und Genauigkeit der Messungen. Das dem Testkoffer beiliegende
»EasyTest« KE300 classic kennt zwei
durch einen Schiebeschalter oben rechts
wählbare Betriebsarten »CONT« und
»TONE«. In »CONT« arbeitet EasyTest
als Durchgangsprüfer. Wenn zwischen
Bild 3: Patchkabeltest: in Ordnung
Bild 4: Patchkabeltest, Fehler: Leitung 3:
offen, Leitung 1-2: Verdrahtungstausch
den – mit Krokodilklemmen versehenen
roten und schwarzen Prüfkabeln – getesteten Adern eine leitende Verbindung
besteht, leuchtet eine grüne LED, be-
Leichteres Orten von verdeckten
Leitungen
In der Betriebsart »TONE« aktiviert
man den Signalgenerator des Geräts
zur Erzeugung von Suchfrequenzen
durch Druck auf die Taste »SOLID«
oder »ALT«. Er gibt in der Stellung
»SOLID« eine quarzgenaue kontinuierliche 1-kHz-Rechteckspannung ab,
deren Frequenz durch anhaltendes
Drücken der Taste »SOLID« (> 2 s) auf
2,6 kHz erhöht werden kann. Nach
einem kurzen Druck (< 2 s) auf »ALT«
alterniert die Suchfrequenz zwischen
880 Hz und 1 kHz, bei länger anhaltendem Druck (> 2 s) zwischen 1,9 kHz
und 2,6 kHz. Speist man eines dieser
Signale in ein spannungsloses Adernpaar des zu untersuchenden Kabels
ein, lässt sich dieses mit »Probe« exakt
als signalführendes identifizieren. Bei
der 2,6-kHz-Frequenz reagiert das
menschliche Ohr besonders empfindlich, was die Wahrnehmung in geräuscherfüllten Umgebungen, bei schwachem Signal oder bei starken
Störsignalen, z. B. in E-Verteilungen,
erleichtert.
Auch falsch ausgekreuzte Adernpaare findet der Elektriker mit etwas
Übung problemlos (siehe Bild in Kasten
»Kreuzungen«). Einen schönen Über-
KREUZUNGEN
Cross-over-Kabel dienen zur direkten Verbindung zweier Endgeräte, ohne Zwischenschaltung von Hubs (Switches), (Bild unten).
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Bis zu 100Mbit/s (Fast-Ethernet) reichen
hierzu die Kreuzungen der vier Adern aus.
Bie höheren Datengeschwindigkeiten bis
zu 10Gbit/s nutzt man alle acht Adern
eines Datenkabels. Auch hier findet das
Cross-over-Kabel Verwendung. Das Crossover-Kabel wird folgendermaßen verdrahtet:
Netzwerktechnik
Gebäudeverkabelung
blick über die praktischen Aspekte der
Twisted-Pair-Verkabelungen findet man
im Internet unter http://www.netzmafia.de/skripten/netze/twisted.html
LAN-Verkabelungen
Die meisten Fehler in lokalen Vernetzungen (LAN: Local Area Network) sind
elementar: Kurzschlüsse, Vertauschungen und Unterbrechungen. Darauf spezialisieren sich die beiden NetzwerkkabelTester KE6000 im Zusammenspiel. Sie
ersetzen natürlich keinen teuren LinkAnalysator, sind aber unverzichtbar bei
den grundlegenden Funktionstests im
spannungslosen LAN.
KE6000 verfügt zur Aktivierung über
einen linksseitigen Schiebeschalter. Wird
er betätigt, erscheint am unteren Rand
des vierzeiligen Flüssigkristalldisplays
das Wort »MASTER«. Jetzt kann mit
dem Gerät schon geprüft werden, ob ein
Patchkabel in Ordnung ist (Bild 3). Dazu
steckt man einen RJ45-Stecker des
Kabels in die Buchse M (Master) und den
anderen in die Buchse L (Loop). Eventuelle Fehler zeigen sich in der dritten
Zeile (Bild 4).
Insbesondere bei Steckerbelegungen
nach den verschiedenen Normen TIA/
EIA (siehe dazu Kasten auf S. 27) kann es
zu Fehlfunktionen kommen, wenn die
Adernbelegung an beiden Enden nicht
übereinstimmt. Bei einwandfreiem Kabel
erkennt der Prüfer im Display jetzt in den
zwei oberen Zeilen zwei identische Ziffernreihen 1 bis 8. Im Falle eines ungeschirmten Kabels erscheint UTP in der
vierten Zeile am unteren Displayrand
(Unshielded Twisted Pair). Ein geschirmtes Kabel bewirkt folgende Anzeige:
»FTP« in der vierten Zeile und je eine
»Null« an den Rechts-außen-Positionen
der Zeilen 1 und 2 (Bild 4).
GEMISCHTES
Für die verschiedenen Sprach- und Datendienste sind in den internationalen Richtlinien unterschiedliche Buchsenkontaktbelegungen
festgelegt
worden.
Ein
gemischter Betrieb ist möglich. Damit die
Signalleitungen an den richtigen Kontakten der Endgeräte angelegt sind, wurden
für Y-Kabel (Cable Sharing Adapter) verschiedene Ausführungen entwickelt:
Vieles mehr ...
... ist mit dem Kurth-Kit möglich, dessen
detaillierte Beschreibung den Rahmen
sprengen würde:
• Finden von falschen Aderüberkreuzungen (split pair),
• Lokalisieren von Kurzschlüssen und
Unterbrechungen (auch bei Koaxialkabeln),
• Prüfen von analogen Telefonanschlüssen im Betrieb mit Polaritätsanzeige
über den RJ11-Anschluss des KE300
u. v. m.
Alle Geräte haben eine Low-BatteryAnzeige und gewähren durch lange Batteriestandzeiten minimale Betriebskosten. Um die Batterien zu schonen,
schaltet sich das KE300 nach ca. 45 min
aus, es sei denn, man drückt die Wahltaste für den gewünschten Suchton zweimal innerhalb von zwei Sekunden.
Verkreuzt
Schließt man LAN-Endgeräte direkt
zusammen, z. B. zwei Rechner für einen
direkten Filetransfer zwischen den beiden Festplatten, müssen die Sendeadern
direkt mit den entsprechenden Empfangsadern des Gegengeräts korrespondieren. Einige (oder alle) Adern kreuzen
sich zwischen den beiden RJ45-Steckern, wie , das zeigen die Bilder Im Kasten »Kreuzungen«.
Fazit
Prüfen eines verlegten Links
Aber was ist zu tun, wenn eine Strecke
z. B. zwischen Switch und Computer
geprüft werden soll, bei der ja nicht der
Netzwerktechnik
gleichzeitige Zugriff auf Anfang und
Ende wie bei einem Patchkabel möglich
ist? Hier kommt der zweite KE6000 im
Kit ins Spiel. Er wird am entfernten
Ende mit dem zu untersuchenden Kabel
über den Eingang »M« verbunden und
mit der Taste »M« (Mode) auf »Slave«
umgeschaltet. Am nahen Ende wird
ebenfalls ein KE6000 angeschlossen
(Buchse M), der als Master fungiert
(Bild 5). Nun kommunizieren die beiden Geräte miteinander und signalisieren, wie vorstehend beschrieben, den
Zustand des Twisted-Pair-Abschnitts
über beide Displays. Das ist ein großer
Vorteil, weil man so auf beiden Seiten
der Strecke alle Informationen über
ihren Zustand erhält. Dadurch – und
durch die gleichzeitige Erkennung und
Anzeige von Mehrfachfehlern in Klarschrift – unterscheidet sich KE6000
von den meisten Einfachtestern mit
Leuchtdiodenanzeige auf dem Markt.
Bild 5: Patchkabeltester KE 6000 an
einem Link-Ende
Für einen Installateur sind die knapp
240 € für den Kurth-Leitungssucherund LAN-Tester-Kit KE 6301 bestens
angelegt. Im Alleingang kann er eine
Vielzahl von Messungen vornehmen
und klassische Fehler in Energieverteilungen und Datenvernetzungen
schnell lokalisieren. Schon durch die
Zeitersparnis bei der einfachen Kabelsuche amortisiert sich diese Investition
schnell.
■
www.kurthelectronic.de
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