Werbemusikals
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Werbemusikals
Werbemusik als Teil der Markenidentität. Eine empirische Untersuchung. 1 Hintergrund Musik ist ein wesentlicher Bestandteil von Fernsehwerbespots. Wie die visuellen, müssen auch die akustischen Elemente einer Werbung auf das beworbene Produkt und dessen Unternehmens‐ philosophie abgestimmt sein. Ziel der vorliegenden Forschung war, zu prüfen, inwieweit sich eine Werbemusik mit dessen Firmenphilosophie des Unternehmens deckt. Deckt sich das Image der Werbemusik aus dem TV‐Werbespot mit dem Image der beworbenen Marken, kann von einem Marken‐Fit gesprochen werden. Die vorliegende Studie baut auf Östlinds Forschung auf. Der Forschungsgegenstand ist das Markenimage von Adidas bzw. Reebok, sowie die Musik aus den zugehörigen TV‐Werbespots. 2 Forschungsfrage Inwieweit unterscheidet sich das subjektiv wahrgenommene Image von Adidas und Reebok von den Eindrücken der verwendeten Musik in den TV‐ Spots? 3 Hypothesen (1) Adidas werden positivere Eigenschaften zugeordnet als Reebok. (2) Das subjektiv wahrgenommene Markenimage von Adidas und Reebok wird gegensätzlich sein. (3) Die vermittelte Stimmung der Musik in beiden TV‐ Werbespots wird dem subjektiv wahrgenommenen Markenimage widersprechen. Abb. 02 Durchschnittsprofile von Adidas und Reebok „Marke vs. Musik“ 5 Ergebnisse 5.1 Stichprobenbeschreibung Wir haben 34 Sportstudenten befragt. Davon befanden sich 58,8 % im vierten Fachsemester. Insgesamt nahmen Studenten aus dem zweiten bis neunten Semester an der Umfrage teil. Dabei waren jeweils 50,0 % weiblich oder männlich. Das Durch‐ schnittsalter lag bei 22,5 Jahren, wobei Probanden im Alter von 20 bis 28 Jahren teilnahmen. Vier von 34 Befragten (11,8 %) schauten kein Fernsehen. Nach Angaben der Probanden sahen gerade mal 8,8 % (n=3) Werbung. Über 40 % der Befragten gaben an während der Werbepause umzuschalten und über 35 % beschäftigen sich in der Zeit anders. 5.2 Hypothese 1 Adidas werden positivere Eigenschaften zugeordnet werden als Reebok. Die Mittelwertachse von Adidas (Abb. 01 Adidas) war weiter links positioniert als die von Reebok (Abb. 01 Reebok). Das Image der Marke Adidas wurde durchschnittlich mit 1,19 und Reebok mit 0,64 bewertet. Der Eindruck der verwendeten Musik aus dem TV‐Werbespot von Adidas wurde durchschnittlich mit 1,39 und Reebok mit 0,61 bewertet. Es wurden durchschnittlich jeweils beide Medien von Adidas „positiver“ bewertet als die von Reebok. Demnach wurde die Hypothese bestätigt. Abb. 01 Euklidische Distanz „Adidas vs. Reebok“ 4 Methode Das Ziel der Untersuchung war der Vergleich von Eindrücken. Mit einem standardisierten Fragebogen erhielten wir eine möglichst große Stichprobe. Zur Ermittlung der Eindrücke nutzten wir das Semantische Differenzial. Die dazugehörigen Adjektivpaare sind hauptsächlich aus den von den Unternehmen veröffentlichten Corporate Identities. Unsere Probanden waren Sportstudenten, denen wir zunächst die Musik aus den TV‐Werbespots vorspielten. Anschließend wurden sie aufgefordert aus ihrer Erfahrung mit der Marke ihren Eindruck im gleichen Fragebogen festzuhalten. Letztlich wurden Fragen zum Verhalten beim Fernsehen und der Werbung gestellt, um eventuelle Schwankungen in der Auswertung erklären zu können. 5.3 Hypothese 2 Das subjektiv wahrgenommene Marken‐Image von Adidas und Reebok werden gegensätzlich sein. Der Vergleich „Adidas vs. Reebok“ (Abb. 02) zeigte einige Ähnlichkeiten der subjektiv wahrgenommenen Images der Marken auf. Die größte Differenz lag mit 1,41 bei „billig vs. teuer“. Dabei vermittelte Adidas den Eindruck teurere Produkte auf den Markt zu bringen. Die Differenz war jedoch zu gering, um von einem Gegensatz zu sprechen. Das bestätigte ebenfalls der durchschnittliche Differenzwert von 0,74. Demnach wurde der Hypothese widersprochen. Literatur ADIDAS (2011): http://www.adidas.com/home/de; letzter Aufruf: 21.06.2011 ÖSTLIND, Götz (2003): Musik in der Werbung. Die Musik in der Fernsehwerbung als Teil der Corporate Identity eines Unternehmens unter besonderer Berücksichtigung der Häufigkeitsverteilung der unterschiedlichen Werbeformen. Magisterarbeit. Lüneburg. Universität Lüneburg, Angewandte Kulturwissenschaft. REEBOK International Ltd. (2011): http://www.reebok.com/DE/; letzter Aufruf: 21.06.2011 SCHMID, S. & Kotulla, T. (2007): Grenzüberschreitende Akquisitionen und zentrale Konsequenzen für die internationale Marktbearbeitung – Der Fall Adidas/Reebok. Berlin: ESCP‐EAP, Europäische Wirtschaftshochschule. Working Paper Nr. 32 5.4 Hypothese 3 Der vermittelte Eindruck der Musik aus den TV‐ Werbespots wird dem subjektiv wahrgenommenen Marken‐Image widersprechen. Das Polaritätsprofils von Adidas machte deutlich, dass sich das wahrgenommene Markenimage kaum mit dem Eindruck der Musik aus dem TV‐Werbespot deckte. Mit einem durchschnittlichen Distanzmaß von 1,32 (neutraler Bereich) war zwar nicht von einem Kontrast zwischen Marke und Musik zu sprechen, dennoch war kein Marken‐Fit gegeben, so dass die Hypothese weder als bestätigt, noch als widerlegt gelten konnte. Die Eindrücke zur Marke Reebok zeigten im Durchschnitt ähnliche Werte wie die Eindrücke zur Musik vom verwendeten Werbespot. Das durchschnittliche Distanzmaß lag bei 0,63 und damit im Toleranzbereich. Obwohl hier kein gänzlich einheitliches Marken‐Fit erkennbar war, konnte aufgrund des Durchschnittswertes der niedrigen Distanz zwischen Marke und Musik die Hypothese widerlegt werden. 6 Diskussion Trotz der Ergebnisse sind wir nicht der Meinung, dass die Musik im Adidas‐Werbespot schlechter gewählt wurde, als die im Reebok‐Werbespot. Wir glauben, dass die Probanden irritiert von der großen Anzahl musikalisch nachträglich eingefügter Effekte waren, sodass sie die eigentliche Werbemusik nicht richtig einordnen und bewerten konnten; die Effekte erklären sich erst im Zusammenhang mit dem Video. Deshalb sind wir der Ansicht: Werbespot und Musik erzielen immer gemeinsam eine Wirkung und müssen nur eine absolut authentisch und kongruente Brücke zum Image tragen, wenn die Marken‐ oder Unternehmensphilosophie gar nicht oder nur minimal veränderbar ist. Ein gutes Beispiel sind hier die Werbespots des WWF, die absolutes Vertrauen suggerieren müssen, da dort direkt nach Spenden gefragt wird. Dementsprechend glauben wir, dass für Unternehmen oder Marken mit einem sehr heterogenen Image wie Adidas, andere Bereiche der Werbeforschung interessanter sind. Autoren: Katharina Gramlich Franziska Götze Dennis Meyerhoff