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Standespolitik
Kampagne „Aufbruch jetzt!“
Miß Germany 2002: „Für schöne Zähne ist nicht der Staat verantwortlich!“*
Katrin Wrobel (25) wurde im letzten Jahr
deutschlandweit bekannt durch ihre
Wahl zur Miß Germany. Die gebürtige
Berlinerin machte nach ihrem Realschulabschluß eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin und arbeitete danach vier Jahre
lang in zwei verschiedenen Praxen. Mit
ihrer Wahl zur Schönheitskönigin hängte
sie ihren gelernten Job an den Nagel.
Seitdem arbeitet sie als Fernsehmoderatorin und Model.
I
Der ganz alltägliche Wahnsinn
in den Praxen
Als Zahnarzthelferin habe ich oft stundenlang mit den Krankenkassen darüber gestritten, welche Maßnahme bewilligt wird, welches Formular wie ausgefüllt werden muß
und warum bei dem einen Patienten ein Zuschuß gewährt wird, und bei einem anderen
nicht. Oft hat man dabei mit Sachbearbeitern zu tun, die vom Ablauf einer Behandlung nicht die geringste Ahnung haben. Die
wissen gerade mal, wie sie ihre Anträge
genehmigen oder ablehnen müssen. Eine
Sachbearbeiterin genehmigte zum Beispiel
die Bezahlung für die Modellanfertigung für
einen Zahnersatz, die Prothese selbst aber
wurde abgelehnt. Später begründete ihr Vorgesetzter die unlogische Entscheidung damit,
daß sie ja auch sparen und irgendwo damit
anfangen müßten.
Den Kosten die Zähne zeigen
Diesen Wahnsinn erlebt man täglich in einer
Arztpraxis und deshalb weiß ich auch,
BZB/Mai/03/BLZK&KZVB
Foto: Bild-Zeitung, vbw-Initiative
ch habe sieben Jahre lang unser Gesundheitssystem aus nächster Nähe erlebt und
kann nur sagen: Ein Glück, daß ich
„
damit nichts mehr zu tun habe. Nicht nur für
die Patienten, auch für die Ärzte und Mitarbeiter in den Praxen sind der bürokratische Aufwand und die starren Behördenwege eine Zumutung.
Katrin Wrobel, Miß Germany 2002, mit dem 69. von 100 Reformvorschlägen: In Zeiten knapper Gesundheitskassen muß jeder mehr Eigenverantwortung tragen, auch bei der Zahnvorsorge. Dann werden auch die Beiträge sinken. Die Zeiten für „Vollkasko pur“ sind beim Zahnarzt vorbei.
warum eine Reform des Gesundheitssystems
nicht einfach bedeuten kann, daß man immer mehr an den Leistungen spart und ansonsten alles beim alten läßt. Das ruiniert
die Krankenkassen, die Ärzte und die Apotheker und bringt für den Patienten im Endeffekt eine schlechtere Behandlung. Wenn
unsere Gesundheitsministerin sagt, man
bräuchte keinen grundlegenden Systemwechsel, so lange man noch hier und da
etwas kürzen kann, ist das doch blanker
Hohn. Der Patient muß mehr Eigenverantwortung für seine Gesundheit übernehmen,
und der Arzt muß wieder mehr Freiheit bei
den Behandlungsmöglichkeiten bekommen.
In Spanien zum Beispiel haben die Menschen einfach viel bessere Zähne. Warum ist
das so? Weil die Spanier wissen, daß sie von
der Kasse nur einen Grundbetrag finanziert
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