Leseprobe - Piper

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Leseprobe - Piper
CPI Clausen & Bosse - Softproof - 11.11.2011 08:17:12
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NICHT FARBVERBINDLICH!
Nathan Long
ZOMBIESLAYER
Die Abenteuer von Gotrek und Felix 12
Aus dem Englischen
von Christian Jentzsch
Piper München Zürich
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Verlag GmbH. All rights reserved.
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®
MIX
Papier aus verantwortungsvollen Quellen
www.fsc.org
FSC® C083411
Deutsche Erstausgabe
Februar 2012
© 2010 Games Workshop Ltd. All rights reserved
Titel der englischen Originalausgabe:
»Zombieslayer«, BL Publishing, Nottingham 2010 – www.blacklibrary.com
This translation © Games Workshop Limited 2012
»Zombieslayer« © Games Workshop Limited 2010
Translated and used under license by Piper Verlag GmbH.
© der deutschsprachigen Ausgabe:
2012 Piper Verlag GmbH, München
Umschlagkonzeption: semper smile, München
Umschlaggestaltung: www.guter-punkt.de
Umschlagabbildung: Geoff Taylor
Karte: Nuala Kinrade
Satz: C. Schaber Datentechnik, Wels
Papier: Pamo Super von Arctic Paper Mochenwangen GmbH, Deutschland
Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany ISBN 978-3-492-26846-2
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Eins
Felix Jaeger gaffte voller Grauen, als unheimliches Ge-
lächter einträchtig aus den toten Kehlen der ZombieHorde erscholl. Tote Menschen wie tote Tiermenschen,
alle lachten mit derselben Stimme.
»Hans«, sagte er, wobei er langsam zurückwich, »Hans
der Eremit steckt hinter alledem.«
Gotrek Gurnisson hob seine Runenaxt. »Ich hätte ihn
bei unserer ersten Begegnung einen Kopf kürzer machen
sollen«, brummte er.
Kat wischte sich mit dem Rücken einer verschrammten
Hand über die blutverschmierte Stirn. Im widerlichen
grünen Licht Morrsliebs sah ihre Haut ebenso tot aus
wie die der wandelnden Leichen. »Wir haben sie gerade
getötet«, ächzte sie. »Jetzt müssen wir noch mal von vorne
anfangen?«
»Gut«, sagte Rodi Balkisson, während er seine zu Zöpfen geflochtene Slayer-Haarsichel glättete. »Vielleicht finden wir diesmal unser Verhängnis.«
»Du kannst deins gerne finden, Balkisson«, sagte
Gotrek. »Aber nicht Snorri Nasenbeißer.«
Der Slayer drehte sich um und half Snorri von der
provisorischen Trage herunter, auf der er und Rodi den
Zwerg nach dem Verlust seines rechten Beins transportiert hatten. Er legte sich Snorris Arm über die Schulter,
und Rodi tat dasselbe mit Snorris anderem Arm, dann
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stapften die drei Zwerge mit Felix und Kat im Schlepptau Baron Emil von Kotzebues Truppen entgegen, welche
im Angesicht der untoten Armee in der Mitte des schmalen Tals die Reihen schlossen und die Speere senkten.
»Tatsächlich hätte Snorri gar nichts dagegen, noch ein
paar mehr Tiermenschen niederzumetzeln«, sagte Snorri
mit einem Blick zurück auf die zotteligen untoten Ungeheuer, die ihnen hinterherstolperten.
»Tut mir leid, Vater Rostschädel«, sagte Rodi. »Kein
Gemetzel mehr für dich, bis du deine Wallfahrt gemacht
hast, weißt du noch?«
»Ach ja«, sagte Snorri schwermütig. »Das hat Snorri
ganz vergessen.«
Während allenthalben Sammelhörner tuteten und
Kanonen auf den Anhöhen donnerten, kämpften sich an
allen Ecken des Schlachtfeldes müde Speerträger und Ritter durch die Untoten zur Entsatzkolonne – und machten dabei Leichen nieder, welche dieselbe Uniform wie
sie trugen.
Das war das Schlimmste daran, dachte Felix. Zwar bestand die Hälfte der Zombies aus auferweckten Tiermenschen, doch die anderen waren Männer, an deren Seite
er und der Rest der Reichstruppen keine Viertelstunde
zuvor noch gekämpft hatten. Überall ringsumher schlurften tapfere Soldaten, die sich gerade noch mit ihren Brüdern verzweifelt gegen das tobende Meer der Tiermenschen
gestemmt hatten, nun neben eben diesen grausigen Gestalten und griffen ihre einstigen Kameraden mit grimmiger Verbissenheit und leerem Blick an – sodass sie im
Tod zu Verrätern an ihrer eigenen Art wurden.
Felix parierte einen Hieb vom Leichnam des Ritters
Teobalt von Dreschler, der bis zu seinem Tod in Felix’
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Armen ein edler Templer vom Orden des Feurigen Herzens gewesen war. Jetzt war er nur noch ein schrecklicher,
animierter Kadaver mit einem herabhängenden Kiefer
und einer glänzend roten Wunde mitten in der eingedrückten Brust. Kat zögerte, als sie den alten Ritter hätte
lähmen können, und verlor beinahe eine Hand, als er
nach ihr schlug.
»Wie kann ich gegen ihn kämpfen?«, stöhnte sie. »Er
war unser Freund.«
»Wer er einmal war, ist nicht mehr da«, sagte Gotrek,
während er einen Tiermenschen-Kadaver niederschlug.
»Töte ihn.«
Mit einem Schluchzen versenkte Kat ihr Hackbeil in
Ritter Teobalts Knie, während Felix ihm mit Karaghul
den Kopf abschlug, mit der Reliquie aus dem Orden des
alten Templers, die Teobalt Felix erst vor ein paar Tagen
vermacht hatte.
»Mit seinem eigenen Schwert«, sagte Felix verbittert,
als der alte Mann zu Boden ging.
Felix war so müde und zerschlagen, dass er kaum noch
die Klinge gegen die Toten erheben konnte, die auf sie zustolperten. Vor einer Stunde waren er, Kat und die drei
Slayer in den Steinkreis auf dem Hügel namens Tarnhalts Krone gestürmt und hatten Urslak Krüppelhorn
angegriffen, einen mächtigen Tiermensch-Schamanen,
um ihn daran zu hindern, eine Zeremonie zu beenden,
die alle Menschen, welche sich am Ende der Zeremonie
in einem Wald aufhielten, in Tiermenschen verwandelt
hätte. Eine halbe Stunde zuvor, nachdem sie Urslak getötet hatten, waren sie ins Tal unter der Krone geeilt, um
sich den Armeen der Lords Oktaf Plaschke-Miesner und
Giselbert von Volgen bei deren Verzweiflungsangriff auf
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die zehntausend Köpfe zählende Herde des Schamanen
anzuschließen. Vor zehn Minuten waren schließlich die
Truppen von Baron Emil von Kotzebue ins Tal gedonnert und den Tiermenschen in die Flanken gefallen, wodurch die zum Untergang verurteilten Armeen der jungen Lords gerettet worden waren – obwohl es da für die
jungen Lords selbst bereits zu spät gewesen war. Eine
Minute zuvor hatte Morrslieb, der Chaos-Mond, seinen
helleren Bruder Mannslieb genau um Mitternacht in der
Hexennacht, der letzten Sekunde des alten Jahres und
der ersten Sekunde des neuen, in Schatten gehüllt, und
alle Toten auf dem Schlachtfeld, Menschen wie Tiermenschen, hatten sich als Untote erhoben und ihre stumpfen, glotzenden Augen auf die Lebenden gerichtet. In all
der Zeit hatte Felix nicht aufgehört zu kämpfen.
Der ungeschlachte Leichnam von Gargorath dem GottBerührten, Kriegshäuptling von Urslaks gewaltiger Herde,
taumelte ächzend vor die Slayer und schwang das behufte Bein eines anderen Tiermenschen wie eine Keule.
Das von Gotreks Runenaxt in der Brust des Tiermenschen hinterlassene Loch, als der Slayer diesen zuvor
getötet hatte, schien ihm nicht das Geringste auszumachen.
»Du willst zweimal sterben?«, krächzte Gotrek, während er, Snorri und Rodi sich unter der Bein-Keule wegduckten.
Der stolpernde Zombie des Kriegshäuptlings wollte
ihnen nach, doch Gotrek überließ Snorri Rodi und schwang
seine Runenaxt in hohem Bogen nach hinten. Die Klinge
bohrte sich in die Seite von Gargoraths schwarzbepelztem Hals und durchtrennte das Rückgrat.
»So sei es.«
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Der tote Tiermensch kippte vorwärts, während Gotrek
seine Axt aus dem Leichnam riss und wieder Snorris
Arm schulterte. Gemeinsam mit anderen Überlebenden
eilten sie weiter und mussten dabei in alle Richtungen
Hiebe austeilen. Glücklicherweise erhoben sich die Zombies immer noch einzeln und nicht in ihrer Gesamtheit,
und es hatte nicht den Anschein, als habe Hans der Eremit die völlige Kontrolle über ihre Glieder. Sie ruckten
und zuckten und fielen ebenso oft, wie sie liefen, oder
torkelten in die falsche Richtung, doch mit jeder verstreichenden Sekunde wurden ihre Bewegungen sicherer und zielgerichteter – alle wandten sich von Kotzebues belagerter Kolonne zu wie blinde Moskitos, die vom
Blutgeruch angelockt wurden.
Je näher Felix, Kat und die Slayer der Kolonne kamen,
umso dichter wurden die Massen der Zombies, bis sie eine
solide Mauer bildeten, durch die Felix praktisch nichts
mehr sehen konnte.
»Die Reihen schließen und ausrichten! Formiert euch!
Formiert euch!«, rief ein Sergeant irgendwo hinter den
Leichen.
»Die Verwundeten auf die Karren! Die laufen können,
tragen alle, die es nicht können! Bewegung!«
»Wir ziehen uns geordnet zurück, verflucht! Wenn
ihr euch vor etwas fürchten wollt, dann fürchtet meinen
Stiefel, sonst landet er in eurer Kehrseite!«
»Kopf, Hals oder Beine, meine Herren! Kopf, Hals oder
Beine! Alle anderen Treffer zählen nicht!«
Dieser letzte Ausspruch stammte von einem prächtig
aussehenden alten Ritter in den Farben Middenlands, den
Felix über die Köpfe der Zombies hinweg dabei beobachten konnte, wie er mit einem langen Schwert auf dem
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Rücken eines schwer gepanzerten Schlachtrosses energische Hiebe austeilte. Er trug keinen Helm auf dem stoppelhaarigen Kopf und brüllte seine Befehle durch den
größten, weißesten und prächtigsten Schnurrbart, den Felix
je gesehen hatte. Das musste von Kotzebue sein, überlegte Felix – ihr Retter. Neben ihm kämpfte ein stiernackiger, breitschultriger Adeliger mit einem streitlustigen
Bulldoggengesicht, das Felix bekannt vorkam. Er trug einen
burgunderroten und senfgelben Rock über der Rüstung und
den gekrönten Adler von Talabecland auf dem Schild.
»Mein Sohn!«, rief der Talabecländer. »Findet meinen
Sohn!«
Als er das hörte, erkannte Felix das Gesicht schließlich. Es war ein älteres Spiegelbild desjenigen von Giselbert von Volgen, einem der jungen Lords, der seine winzige Armee gegen die überwältigende Übermacht der
Tiermenschen geführt hatte. Es musste Giselberts Vater
sein, und er brüllte vergebens. Giselbert war tot, von
Gargorath gefällt und wie alle anderen Leichen auf dem
Schlachtfeld wiedererweckt. Er würde die Rufe seines
Vaters nicht hören.
Zehn Schritte von der Kolonne entfernt wurde Felix,
Kat und den Slayern der Weg durch einen Nachschubkarren versperrt, der inmitten des Schwarms der Untoten gestrandet war. Fahrer und Besatzung kämpften auf
der Ladung – der ordentlich verstauten Leinwand und
den Stangen einiger Offizierszelte – um ihr Leben, während die Pferde des Karrens wieherten und ausschlugen.
»Helft uns!«, rief der Fahrer den Truppen zu.
Doch nach einem hektischen Trompetensignal und einem
gebrüllten »Kompanie: Marsch!« setzten sich Ritter und
Fußsoldaten nach Süden in Bewegung, wobei sie sich
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bei jedem Schritt der angreifenden Zombies erwehren
mussten.
Gotrek bedeutete Rodi mit einem Kopfnicken zu dem
Karren, während der Fahrer vor Bestürzung laut jammerte.
»Hier«, sagte der Slayer, während er einen Zombie
mit seiner Axt beiseite hieb und sich zur Ladeklappe des
Karrens durchschlug. »Hoch, Nasenbeißer.«
Er und Rodi stemmten Snorri auf den Leinwandhaufen, dann fuhren sie herum und verschafften sich mit
ein paar gezielten Hieben etwas Luft, bevor sie Snorri
folgten. Felix trat einen Leichnam von sich, der sein Bein
festhielt, dann zog er sich selbst auf den Karren, die japsende Kat neben sich.
»Fahr los!«, rief Gotrek dem Fahrer zu, während er
und Rodi auf die untoten Tiermenschen und Menschen
einschlugen, die Anstalten machten, ihnen zu folgen.
»Wir halten sie fern.«
»Ich danke Ihnen, Herr Zwerg«, sagte der Mann. »Vielen Dank!«
Er nahm die Zügel, während sich Gotrek, Rodi, Felix und
Kat den Männern an den Seiten des Karrens anschlossen
und begannen, von oben auf die angreifenden Zombies
einzuschlagen und nach ihnen zu treten.
»Menschling, Kleine«, blaffte Gotrek. »Haltet sie von
den Pferden fern.«
Felix ächzte vor Erschöpfung, kroch aber mit Kat am
Fahrer vorbei auf den Kutschbock, von dem sie dann unbeholfen auf die Rücken der Karrengäule sprangen. Die
verängstigten Tiere bockten und wieherten, während
sich Felix und Kat mit einer Hand an ihren Mähnen festklammerten und mit der anderen auf die Zombies einschlugen, doch als sich vor ihnen eine Lücke auftat, setz19
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ten sie sich in Bewegung und zogen den Karren langsam
durch den Sumpf aus zweimal getöteten Leichen in Richtung der zurückweichenden Kolonne.
Dann erhob sich eine Stimme über den Kampflärm.
»Mein Sohn! Halt! Wir müssen zurück!«
Felix blickte auf. Lord von Volgen zeigte direkt auf
den Karren, die Augen weit aufgerissen.
»Von Kotzebue!«, rief er. »Haltet die Kolonne an! Mein
Sohn!«
Sein Sohn? Felix schaute sich stirnrunzelnd um. Eine
Gestalt in einer wunderschön geschmiedeten Rüstung
zog sich an der Spitze einer Horde von Untoten auf die
Heckklappe des Karrens. Sie trug dieselben Farben wie
Lord von Volgen, doch das Gesicht unter dem verbeulten Helm war ebenso leblos und verwittert wie bei Felix’
letztem Blick darauf – als der Leichnam des Lords und
der seines Vetters Oktaf Plaschke-Miesner wenige Augenblicke zuvor in einer grauenhaften Verhöhnung des
Lebens auf ihn zugestolpert waren.
Gotrek und Rodi enthaupteten den Leichnam des jungen Lords und traten ihn dann zurück in die Menge der
Untoten.
Ein jämmerliches Geheul drang aus der Kolonne. »Giselbert! Nein! Mein Sohn!«
Eine Klaue kratzte über Felix’ Arm, und er musste
seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zombies richten,
die sein Pferd umringten, also schlug und hackte er auf
sie ein und trat nach ihnen, während Kat auf dem zweiten Pferd dasselbe tat. Die Hiebe der Toten waren unbeholfen und leicht zu parieren, doch sie waren so zahlreich
und unermüdlich, dass sie und Felix alle Mühe hatten,
sie in Schach und sich selbst auf den Pferden zu halten.
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Nach einer Zeitspanne, die ihnen wie eine Stunde erschien, erreichte der Karren die Kolonne, und die Reihe
der Speerträger, die sich verzweifelt gegen die ungeschlachte Horde wehrten, teilte sich und ließ sie durch.
Einmal hinter ihren Reihen, brachen Felix und Kat auf
den Hälsen ihrer Pferde zusammen und blieben einfach
nur keuchend liegen. Felix war so erschöpft wie nie zuvor, und nun, da seine Glieder nicht mehr arbeiten mussten, machten sich die Schmerzen der zahlreichen Wunden bemerkbar, die er in dieser kein Ende nehmenden
Nacht erlitten hatte. Er war von Kopf bis Fuß zerschnitten, verschrammt, zerkratzt und zerschlagen, und es gab
keine Stelle an ihm, die nicht schmerzte.
»Tja, das war das«, sagte Rodi hinter ihm. »Wir können jetzt zurückkehren und unser Verhängnis suchen.«
»Du kannst es«, sagte Gotrek. »Ich bleibe bei Snorri
Nasenbeißer, bis sich die Kolonne abgesetzt hat.«
»Aber …«
Felix schaute zurück, als sich Rodi von dem Meer der
Zombies abwandte und Snorri anfunkelte, der mitten auf
dem Karren lag und die Aderpresse fester zog, die um
seinen Beinstumpf gewickelt war.
»Also gut«, grunzte Rodi schließlich. »Das bin ich ihm
schuldig, aber danach wird nicht mehr gewartet. Hier
gibt es ein großartiges Verhängnis.«
»Aye«, sagte Gotrek. »Es wird nicht mehr gewartet.«
Er sprang von dem Karren und ging zur linken Flanke der
Kolonne. »Dann komm, Bartling. Wir wärmen uns mit
denen da etwas auf.«
Rodi folgte ihm grinsend. »Gut. Je eher diese Menschlinge entkommen, desto eher haben wir den Rest für uns
allein.«
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Die beiden Slayer drängten sich in die Reihe der Speerträger, die mechanisch in die wogende Masse der Untoten
stießen, während die Kolonne aus dem Tal marschierte.
»Kopf, Hals und Beine!«, brüllte Rodi, während er mit
seinem Hammer auf die Zombies eindrosch.
Die Speerträger jubelten und fielen in seinen Schlachtruf ein. »Kopf, Hals und Beine!«
Gotrek blieb stumm. Er war zu beschäftigt damit zu
töten.
»Wir sollten ihnen helfen«, sagte Kat, die sich erschöpft
vom Hals des Pferdes aufrichtete.
»Aye«, sagte Felix, »das sollten wir.«
Doch als er sich hochstemmte, zitterten seine Arme so
stark, dass seine Nutzlosigkeit an der Front sofort offensichtlich war. Er würde sich lediglich in die Reihen der
Toten einfügen, und er hatte nicht die Absicht, sich von
Gotrek erschlagen zu lassen, weil er ein Zombie geworden war. Immerhin gab es noch andere Arbeit, die verrichtet werden musste.
Felix sah, dass die Helfer der Feldmedizi mit der Zahl
der Verwundeten überfordert waren, die sich aus den Flanken und der Nachhut zurückfallen ließen. Diese wurden
so schnell wie möglich zu den Sanitätskarren getragen,
dennoch blieben Männer einfach deswegen zurück, weil
es zu wenig Träger für sie gab.
Er stieg ab und winkte Kat zu. »Komm mit«, sagte er.
»Dabei können wir helfen.«
Großer Jubel kam auf, und Felix und Kat hielten bei ihrer
Arbeit inne, einen verwundeten Speerträger auf den Karren zu legen. Er folgte von Kotzebues Kolonne aus Rittern, Speerträgern und Hellebardieren durch einen nied22
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rigen Pass zwischen zwei Hügeln am Südende des Tals
von Tarnhalts Krone, und alle Männer schüttelten ihre
Waffen, brüllten und verabschiedeten sich mit zweifingrigen Grüßen vom Schlachtfeld.
Felix blinzelte. Er und Kat hatten sich so auf den Transport der Verwundeten konzentriert, dass sie die Fortschritte der Kolonne gar nicht bemerkt hatten. Sie waren
nicht mehr von Zombies umringt. Die schlurfenden Untoten waren alle unterhalb von ihnen, nachdem die Felswände immer näher rückten und sie von der Nachhut
aus Speerträgern aufgehalten wurden, die den schmalen
Pass versperrte – ein tapferes Opfer, das dem Rest der
Armee die Flucht ermöglichte.
»Wir … wir haben uns abgesetzt«, sagte Kat staunend.
»Und jetzt kehren wir um«, sagte Gotrek, der sich mit
Rodi zu ihnen gesellte.
Felix klopfte das Herz in der Brust. Das bedeutete, dass
sich ihre Wege zu guter Letzt trennten. Er wusste nicht,
was er sagen sollte.
Doch als er den Mund in der vagen Hoffnung öffnete,
etwas Angemessenes werde schon herausfallen, blies ein
kalter, nach Tod und Erde stinkender Wind aus dem Tal
herauf und ließ den mutigen Jubel verstummen. Blitze
zuckten über ihnen, denen Donner folgte, ein ohrenbetäubendes Krachen, dessen Echo scheinbar endlos durch
die Kargen Höhen hallte.
Felix und die anderen blickten ebenso wie der Rest der
Kolonne nach oben. Die beiden Monde waren jetzt hinter einer blassen Wolkendecke verborgen und hatten sich
wieder getrennt, sodass die Finsternis vorbei war. Sie
sahen jetzt aus wie die leuchtenden Augen eines Warpstaub-Süchtigen, die durch eine Maske aus schmutziger
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Gaze starten. Und vor ihnen, auf dem Gipfel des Hügels
über dem Pass, trat die irrsinnig lachende Gestalt von
Hans dem Eremiten aus einer verblassenden Wolke aus
Schatten.
»Ja«, zischte er den Soldaten zu, die ihn schaudernd
angafften. »Flieht zu euren Herren. Sagt ihnen, dass ich
komme. Sagt ihnen, dass jede Burg und jede Stadt zwischen hier und Altdorf fallen wird. Sagt ihnen, dass ihre
Toten meine Armee sein werden. Sagt ihnen, dass ich
Altdorf mit hunderttausend Leichen einnehmen und aus
Sigmars Reich das Reich der Toten machen werde.«
Pistolen und Gewehre wurden auf den Eremiten angelegt und krachten, und Kat nahm ihren Bogen und
schoss einen Pfeil auf ihn ab, doch er achtete nicht darauf, und keines der Geschosse schien sein Ziel zu finden.
»Jetzt könnt ihr vielleicht noch vor der Flut weglaufen«, sagte der Eremit. »Doch bald wird das Meer der
Toten über eure Mauern schwappen und euch ersäufen.
Und dann werdet ihr wiederauferstehen und mit uns
marschieren. Alle werden sterben. Alle werden eins. Alle
werden mein sein.«
Die Speerträger und Ritter reagierten auf diese Proklamation mit lautem Gebrüll und lösten ihre Ordnung
auf, da sie den steilen Hang des Hügels emporliefen.
Gotrek und Rodi folgten, zwergische Flüche auf den Lippen, doch bevor einer von ihnen mehr als drei Schritte
gemacht hatte, sammelten sich Nebel und Schatten um
den Eremiten, und dann war er ebenso plötzlich verschwunden, wie er zuvor aufgetaucht war.
Felix schauderte und zog seinen roten Wollmantel aus
dem Südenland fester um die Schultern zusammen, während die Männer ob dieses magischen Verschwindens
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Schutzgebete flüsterten. Er hoffte, dass Hans’ Worte nur
Prahlerei waren, doch nachdem er gesehen hatte, wie der
angebliche Eremit ihn und Gotrek und die anderen dazu
gebracht hatte, Urslaks Herdenstein zu zerstören, sodass
er seine schwarze Magie wirken konnte, war er nicht bereit, darauf zu wetten. Wer dieser Hans auch sein mochte,
er war auf jeden Fall ein mächtiger und verschlagener
Nekromant, und Felix fürchtete, dass sie bisher nur einen
Bruchteil seiner Fähigkeiten gesehen hatten.
»Komm schon, Gurnisson«, sagte Rodi. »Die Menschlinge haben einen guten Platz gewählt. Hier können wir
die Leichen lange Zeit aufhalten.«
Gotrek nickte. »Aye.«
»Snorri könnte helfen, wenn er eine Krücke hätte«,
sagte Snorri, während er sich auf dem Karren aufrichtete.
Gotrek drehte sich um und musterte ihn finster. »Du
gehst nach Karak Kadrin, Nasenbeißer. Dies ist nicht dein
Verhängnis.«
Snorri ließ den Kopf hängen. »Snorri hat es schon wieder vergessen.«
Felix und Kat gingen zu den Slayern.
Felix schluckte. »Also … also heißt es schließlich doch
Abschied nehmen«, sagte er dümmlich.
»Aye, Menschling«, sagte Gotrek, und obwohl er ernst
zu bleiben versuchte, konnte Felix erkennen, dass es ihm
schwerfiel, den Eifer aus seinem Tonfall zu verbannen.
»Vergiss nicht dein Versprechen. Bring Snorri Nasenbeißer zum Grimnirschrein, dann bist du frei.«
»Ich bringe ihn hin«, versprach Felix.
»Leb wohl, Gotrek«, sagte Kat. »Leb wohl, Rodi. Möge
Grimnir euch in seine Hallen aufnehmen.«
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Felix streckte die Hand aus, doch als Gotrek Anstalten
machte, sie zu ergreifen, ließ der Donner von Hufen die
Erde beben. Zwanzig Ritter galoppierten die Kolonne
entlang, Baron von Kotzebue und Lord von Volgen an
ihrer Spitze, um sie hinter dem Karren zu zügeln und
einen Ring aus Pferdefleisch, Pistolen und gezückten
Schwertern um Gotrek, Felix, Kat und Rodi zu bilden.
»Da!«, rief von Volgen, indem er mit seinem Breitschwert auf die Slayer zeigte. »Da sind die unmenschlichen Berserker, die meinen Sohn ermordet haben!«
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