Der Neandertaler

Transcription

Der Neandertaler
100JahreHeidelberger Akademie der Wissenschaften
Früchte vom Baum des Wissens
Eine Festscfuift der wissenschaftlichenMitarbeiter
Heralsgegeben von
DITTE BANDINI
undULRICH KRONAUER
@)
Universitätsverlag
wINTER Heialelberg
ten fur das
zlrr Veifi-
MTcHAELBorus
Die N eandertaler
einereuropüischen
Menschenform
Verbreitung
und Expansion
Iinführung
Die Neandertaler über seit ihrer Entdeckung im Jalue 1856eine besondereFaszination auf ürls heutige Menschen aus, repräsentieren sie doch eine Menschenform, die
[ns einerseits so nahe stehi, andererseitsaber aüd1 so weit entfemt scheint. Zu dieser scheinbarenFerne hat nicht zületzt das falsche Bjld vom Neandertaler beiSetrage& das lange sowohl in der Offentlichleit als anch in beträchtlichen Teilen der Fachwelt geherrschthat. Dank einer Revision des Neanderialerbildes, sowohl in Hiisicht
auf sejn Aussehen a1sanch in Hinsicht auf s€ine technschen 1md geistigen F:ihi8keiten, ist aber der Neandertal€r heutzutage als deienige anerkafllt der er wirklich
istr ein volwetiger Mensd! der viele Züge mit ms ieih der aber doch in vielerlei
Hinsicht deutlich anders isi. Der 150.tälüestag der Entdeckmg des Namen gebenden Fossils im Neandertal bei Düsseldorf gab im Jalüe 2006A assdazr! sowohl in
einer wissenschaftlichen Monographiel a1sauch in allg€meinverstindlichen Publikationen'?unser heutigeswissen zu den Neandertalem alsammenzuhage.nund einem
breiten Publikum zu vermittelrl. Bis heute nimmi die Zahl der PublilGtionen zü den
Neandertalem und ihrer Zeii nicht ab. ]rn vorliegenden Beitrag soller 8emäßder alL
gemeinenZielsetzungendeslorschungsprcjektes 'The Role of Cultüe in Early Er?an
sions of Humais' der Heidelberger Akademie der Wissenschaftenbesonders zwei
Aspekte aus der Weli der Neandertaler heransgehoben werden: ihre Verbreitung
innerhalb Europas ü11dvor allem ihre Expansionsbewegüngenaus Europa hemus.
Die Zeit der Neandertaler
Zurächst sei kurz der algemeine zeitliche und kutturelle Hintergrund der Nean
deftäler skizziefi. Oft bedient mal1 sich ihrer materielle.n Hinterlassenschafte! um
! RälI W. Sdmitz
Glrsg.): Ncandetthnl1856 20a6, Main 2006.
2 z. B. Mi.häel Bolus md Ralf W. Schmirz: D?r Nandd/taJ.r, Osdndem 2006.
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tur die Zeit der.Neandertalcrä erstellen-Für den vorlieein Gliederunssschema
genden ßeitrag isi es vöIig ausreichend, diese Zeit etwas verehfachend und olme
aüf Unt€rgliedenirgen einzugehen, a1sMittelPaläolithikum zu bezeichnen,welches
dem mitileren Abschnitt der Altsteiizeii bzw- des Paläolithikums cntsPricht Dass
lctztlich die Gleichung ,,Zeit der Neandertalcl = Mittelpaläolithiküm", insbesondere
aber auch die umgekehrte Gleichung ,,Mittelpaläoliihikum = Zeit der Ncandertaler"
nicht tu1ner hundertPlozeniigaüfgelt, mag hier lediSlicham Raide erwähnt seh
Wänn nun dieses MittelPaläolithikum begonnen hai, darüber gibi es in der Forschung ganz unterschiedliche Ansichten, die jade fin sich ein guies Maß an Bercchtigung haben.wie so olL kommt es däbeidäraüf an, auswelchemBlickwhket man
die lrage betachtei. Hier wird einem besonde$\'on dem deursüen Altsteinzeiifolscher Gerhard Bosinski sorvie von seinem ftanzösischen Kollegen Alajn Tütlrean
vefirctenenAnsatz Sefolgt,nach walchem das MitielPaläolithikummit dem rcte1mäßigenVorkolnmeneher reu€n, geziettenMathodezür Gewinnungvon Steinaricfakten, der so genannten Lcvallois-Methode, begimt Wir reichen damit immerhin
fast 300.000lanre in der Zeit zl,rück NatürLich werden wir €ine scharfe Grenze zwisdlen dem vorhergehender AlQätäolithilum und dem Mittelpaläolithikum nicht zie
hen können, wie es ejgentlich in der Urgeschichte niemals scharfe EPochengrenzen
gibt, zü]näl auch regional sehr statke Unic'rschiedehestehen kijrot11. Es soll auch ni.ht
verschwiegen werden, dass es ftu den Begiin des MittelPaläolithikurns weitere, z.T
sehrunie$chiedliche Arsätze gibt. GeftLnrli seil1icr der EanzösischeForscherFra4ois
Bordcs, def eine 'kurze Chronologie' vcfteten hat Llnd das Mittelpaläolithiküm erst
mit der letzien Z$.ischeneiszeit (Een) vor efi^'a I 25.000lahen bzw. mit dem Anfang
der leizten (Wrim bzw Weichsel-)Eiszeii1'orefwa 115000Jahrenbagilme.nliel3-Rccht
große Einigkeii hc'rrscht dagegen in Bezüg äüf das Ende des N{ittelPaläolithikums,
das in den Zeiträum zwischenetwa 40.000und knaPp 30 000]ahtn vor heute fäl1t
ünd sich zeitlich mit dem Begim der jiinFren Altsieinzeit bzw' des JungpaläolithiLanse heirschta in der Öffentlichkeit, aber aüch in weiten Tcilen der Fachrvelt,ein
\'öllig f;lsclts Bild von den Neandefiatern und ihrer Zeit Zahlreiche Rekonstluktionenausdem 19.u1d 20.lahrhürdet zeugendavon,dasser häüfig alsein grobes,
wenig differenziefies,kultuIoses,ja gemdez Furchi einnößendesund wildes,fasi
nicht mens.hliches Wesen gali, das nur $'enig aüsgeprägte technische FähiSkeiten
besall, weitgehend von Aas lcbte und kaum in der Lage waa ürter unl/iruicheren
Bedingungen zu leben und über seinenüftnittelbarcn wohnbereich hinaüs zu gelangen.Sehr oft wird er mit Keule abgebildet - also ndt ejnem CeBanstand,der sich ideal
dazu eigneLCrobheit und wildheii zu flrggeriererl, für den esallerdings keine arclräotod.J.c'1 \d, ntrer-{'du- dc i \4 .telo ri^ il 1j\1.
q o.. :r b.
r c r . , , L r i J g cw e J e r L
gelegentlich noch Veßlrcha unternomme& iin als degeneriertenVertretd imerhalb
abzu$nljfizieren Andererseitsgab cs natürlich auch
des MeDschenstammbaümes
wieder
um Obj.krivität bemühtaRekonstruktionenäu1
nnmer
in def Vergangenheit
.ler Grundlagc der rossjlfürde Dje Odginalfossitien dianen heute dazu, mit gerichts-
Der Neandertäler - Verbreitdg
)richt. Dass
ß':ihnt sein. in der For
I al1Berech-
ron SteillarCrenzezwi
I auch nicht
ireitere,z.T.
ller Fr;Lnqois
üd
Expdsion
einer exroPäischen MdschenJorm
23
medizinischcn Methoden sowie mit modernster Techrik Rekonstruktionen zu elsial1ar! die dem eiemaligen Aussehen der Naandertaler schonbeachilich nahe kommen
dürften und die illn gar nicht mehr so wild und menschenunähnlich zeiten.
Unser h€utiger,neuer Blick auf die NeandertalerzeiSt dadber hinaus, dasssie
auch kültlrell viel höher entwickelt wareq äls es l}nen lange Zeit zugebilligt worden war. Neandertaler hatien die F:ihigkeit zum vorausplanenden Flandeln, beispielsweise wenn sie sich vor einem Jagdzüg aüf Großwild mit geeigneien Wafien
und Werkzeugenaü$üsteten, walche sie wiederum ebe.nfallsin VoraüsPlanrng angefertigi hatien, oder wem sie aus z. T. über 250Kilometer Entfemung steinemeRolln1aslelle/u \e'dbFiren.LJbPre.idlienbe..l J f..n. ur -re er. \ iel -pdle dn di-derer
haupt vertugten sie über enlen reich gefüllien Werlzeügkaster! der effektive Gcräte
für ale denlöaren Tätigkeiten enthielt. Neandertaler wa ren sozialewesen, die k ar*e,
verletzte oder behinderte Miirnenschen pf]egten und ihnen so das Uberlebe.nermöglichien. Siebestattetenihre Toten (Abb. 1), und setu walrschen{ich vefügien sie aüch
über elne anikulierte Spmche.Allein aus dem Gesagtenwnd deutlich, dassder Neandertaler ein volwertiger Mensch wa r. Ebensounzweifelhaft ist aber auch, dasser sidl
in verschiedenerHinsicht vom anatomisch modemen Menschen unterschied Diese
Untelschiede b€treffen in erstd Lini€ die geistige WelL Während der anatomisch
modeme Mensch in vielfältiSer Weise symbolische lnhalte speicherte und übermit
fl ließ. Recht
;olithiküns,
)r heute fällt
rgpaläolithi
Rekonstruks ein grobes,
t lvildcs, iast
Ffigkeiien
r\rirtlicheren
ruszu gelaniersichideat
Lälrlich auch
mii gerichts-
Abb. :r: B€slathmg eines Nedd€.talers .üs dcr Kebara HöNe im Kannel Gebirge in lsrael. loto nach
einem Abgüss: H Jensert Tübingen.
telie, beispielsweise dürch zahteiche und manniS{älti8e Schmückgegenständeünd
Künstäußerunger! kennenwtu vom Neandertalera[enfals aüsseinerSPäFhaseetwas
Sclmuck, z. B. durchbohrte Tierz;iine, jedoch kein einziges sicher ansPrechbaras
Kunstobjekt. Trotzdem wäre es urgerecht, ihn deswegen als minderweriig einzü'
stufer! hai sidl der Neandertaler doch im Laufe seiner Entwicklung über mehr als
200.000Jahre hinweg als ausgesProchenerfol$ei.he Menschenform erwiesen, ein
Beweis, den wir modernen Me.nsch€nangesichiseiner solch Iangen Zeitspame erst
noch erbrhgen müsslln.
Die Neandertaler - eine eüopäische Menschenlorm
Bekachtenwir die Entwicklung der Neande{aler ein wenig genaüer lruwischen sind
dürch FossiLienetwa 300 Irdividuen nachgewiesen Damit sind die Neandedaler,
sieht man enrmal von unserer eigenenArt ab, die am bestenbekannte und erforschte
Menschenform überhaupt. Es war ein domiger We8 hin zü der AkzePtanz, dass
das 1856 im Neandertal sefundene Skelett tatsächlich einer alten, ausgestorbenen
MenschenJorm angehörte, üd die bereits kurz nach der Auffindung geäußerten
zutreffenden Beürteilungen durch Johäm Carl Fuhhott3 und Hermann Schaaffhaüse# war€n in den günstiSstenF?illenbeläche1tworden. Nachdem dürch weitei: llmde
der Weg zu einer sachlicherenDisküssion geebnei war, stellte man fest, dass sogar
vor 1856bereits Knochen dieser neuen Menschenform gefunden woiden waren, und
zwar 1829oder 1830im belgischen Engis und 1848in Gibraliar
Nach unseren heutigen Kenlrinissen liegen dle UrsPrihge der Neandertaler aussclrtießlich in Europ4 1md ihre Evolution verlief zunächst ausschließlich dort Sehl
watüscheinlich entwickelten sich die Neandefialer aus späteren Formen des archaibezeichnet werden Deren
schen HorTdsripiers, die oft aucL.als HomohetulelüelSensis
aus der Sima del
sPektakulären
Menschenresten
€üropäsche Linie lässt sidl mit den
Elefante in Atapuerca bei Burgos in SPanieninzwischen 1,2 Milionen Jahre zurückverfolgen, nachdam Iange Zeit die etwa 800 000Jatue alten Fossilien aus einer anderen Fundsielle in Atapnerca, de! Gral1 Dolina, als die ältesten EufoPäer Salien Die
genannten Menschenreste, lvie ein ebenfalls etwa 800.000lahie alter Schäd€l ans
Ceprano in Italiery zeigen noch keine Neandertäler-Merkmale
Johdl Ca.l Fdlrott: Mals.rlidL Uebetßtc nuselnetEelseflgottedesDüsselthals Ein BeitraSzut Flaga
nber dieExlste"zJasli\n Mers.hen,jn: Vetlündlungend4ldtüthttotß.h.n Ueteina det Yeßiis.hen Rheifl
lnndet11dNcstphalens16 Oa59),5 137 153.
Herndnn Schaalflralsen: Z,/ Kenfltnif det nltukfl Rasse"s.hidel,in: MrlL^ ,4t ri" 5 (1858),S 453
qai a.rs : Der Nüatlettüalet F!d, lom 1888.
Der Neandertaler - verbreitug
ud
Expansion einer edopäis.hd
Menschenfom
25
Prä-Neandertaler
g einzu-
nen sind
äüßerten
Eine Schhssel-Fundsielle für den Prozess, den man im Sime des tuanzösischen
'Neandertalisienmg' bezeichnen
Anthropologen ]ean-iac$res Hublin vieileicht als
kann. befindet sich ebenfalisin Atapuerca;es handeli sich hierbei um dje Sima de
'Knochengrube'. Diesel Name hat seine Berech
los Hüesos,was soviel bedeütet wie
tigung, fand man hier doch unzählige Knocherr die zu etwa 30 Individuen gehören
und die sich an dieser Siella über einen längeren Zeilraum hinweg ansammelten Die
ältestenFunde aus der Simade los HuesosgaltenlangeZeit als etwa 300000Jahre
ali, doch scheint durch neue natlrwissenschaftliche Datierungen ein Älter bis zu
600.000taluen möglich. Hier sind weitere Foßchungen abzuwarten Was die Funde
dassehiSe der Knochenntm erste
aberu.a. so bedeütendmacht,ist die Tatsache,
aüfweiser!
ohlre dasses sich schon um
deudich arkennbareNeandertaler-Merkmale
Neandertaler handeln würde. Diese sotrie vergleichbare Fossilien an der Schwelle
Fündstelenin EnroPagefundc'nwür
zu den NeandertäIem,die an verschiedenen
den, z. B. in A ago (Taütavel) in Frar*reich, ?eha lona und APid ima in Gdechenland,
Venesszö]lösin Unsarrr Swanscombein Großbniamie& schiießlich in Reilhgen ünd
Stainheim sof ie vielleicht Bilzingsleben in Deutschland, werden hier als Prä
Neandertaler bezeichnet.
15Ssogar
Frühe Neandertaler
tort. Sehr
Simadel
rlien- Die
rädel aus
S€it späiesiens200.000Jalüenvor heute lassensich die euroPäischenMenschentunde
klar vom archaischenHomosdpiensbzw.vo Hano heidelleryensisurterscheidery und
mit sütem Rechrkm1 man nun bereits von Neardertalem sPrecheryanch wem noch
nichi a e tpischen Merkmale in vollem Umfang aüsgePrä8tsind. Im vorliegenden
Beihag wird die Bezeichfturg Frühe Neandefialer Iür a]le Neandertaler-Fossilienver'\.endet, die in die Zeit vor der letzierl Eiszeit, der Würm oder Weichsel-Eiszeit,
gehörer! d.h. die älter sind als ehva 115.000Jaln€ Zu den frühestenFunden aus
dieser Gruppe gehd€n diejeniSenaus der Lazaret-Höhlebei Nizza und aus der FüdBall de ]'Aubesiet beide in Fmnkreich, sowie äus Pontne\.rydd in Wales Auch
ste11e
die Funde aus dem Eem, d. h. der letzten Zwische.neiszeit,die zwischen etwa 125.000
und 115.000Jalüe alt sind, gehören in die Gruppe der Frühen Neandertaler, so z. B
die Schädelvon Saccopastoreoder das Skelett aüs Lamalünga, beide in ltälierL sowie
der größie Teil der zaHreich€n Resteaus KraPina in Krcatien
KlassßcheNeärdertälel
Aus der letzten Eiszeit liegen ab 115.000lahre vor heute dain in großer Zall die
Klassischen Neandertaler vor, die meist gemeint sind, wenn allgemein von Nean-
26
(Dr€ieck€)
vonPiä-Neandertalcrn
md F.ühd Nean
Abb.2:V€rbrcitugde.l'mdstelm mjt lossiLi€n
(mchSermg€liud tolüs)
ihresSi..llmgsgebiet€s
(Quadüte)rnd Mind€stausdehnmg
dertal€rn
delialeln die Redeisi. Siezeigen nlln die typischen Neandenaler-Merkma le in vollet
in einigen Iällen schon geradezu kaiikaturhafier Äüsprä811ng.Zu den am besten
bekamian Funden dieser Gruppe 8ehört das Nämen gebendeSkalett aus dem NeandertäI selbst. Einigc der berühmtester Fundsiellen Klassischer Neandertaler liegen
in Südwesifrarkeich. Zu ilüen gehörenklingende Name.nwje La Fenassie,Le Mousfier, La Quina LLndLa Chapelle-aux-Saints.Von der Ve$reitung der.Neande$alar,
tulsbesondereauch von einigen Fundprovinzen außerhalb Eurcpas, wird noch aüs
führlicher zu sprechensein. Wie alt die letzte.nNeandertaler sind, därüber sind sich
dia Forsdlerüneins.Einige Kouegenmeinen,dassnodl vor etwa 27 28.000]ahrcn
einige Neandertaler in Europa gelebt hätten, andereKollegen lehner dies ab und set
zen das Ende der Neandertaler bereits vor 32 34.000lahren an. FLir uiserc Betracht1]ng spielen diese ünterschiedlichen Ansätze jedoch kaum eine Ro11e.
Neandertaler Geographie:
Eine eüropäischeMenschenformverlässtEuropa
Beirachien wir mm die algemeine Verbreitung der Neandertaler und vedolgen
wir ihre Expansionsbewegungen.Als Basis dienen dabei zwei Kartierungen, von
denen eine (Abb. 2) die Prä-Nealrdertaler sowie die Frühen Neandefialer zeigt, die
andere (Abb. 3) dia KlassischenNeanderialert Es sind in den Karten a1lein der Lite
5 ldl dank. an di€s€r Stelle mcinem Kol€g€n Dr Jordi SermgeLi,mit desscn L]nrerstürzmg di€ Kaitierunsen enrstmden slnd md dessenld€m z. T. in die tolgdden a$lünrmgen eingeflossol sind
srche dazu: lordi se.dnAeri md Michael Bolus: o,t ol E,rPs - Thr disPeßßtoJa successfllF',ntür
ha ininktm,n Qmttär 5s ea08),s.83 98
,i!,
Der Nemdcrlaler
Verüreitlng
und Eyansion
€iner europäüchen McNchenfam
^bb. 3: Verbreitms der Fündstelen t lossilien Kldsisch.r Ncandcrtal€r md Mindestalsdehn!.g
Siedlugsgebietes(Ia.h Scran8eliud Bolrs)
:rtaler liegen
!sie, Lc Moü
2s.000jahren
nd verfolgen
ner zeigt, die
le in der Lite-
27
ihJes
ratlr greifbaren Fundsiellen mit Neandedalerfossilien kartieri, insgesamt 183Fundplätze in 26 Länden, da nür eine mehr o.1arweni8er vollständige Kartierung weiter gehende lnteryretaiioncn e aubt. So haben in der Vergangenheit selektive Kartierungen dazu geFülrt, dass ganze Teile Europas ürtenepräsentiert geblieben sind,
woraus leiztlich wiederlrm eir1eReihe von FeNschlüssenresultierie. Bewlisst haben
lingällg Sefmder! da nur bei ihnen
in die Kii ten nür Fundstellenmit MenschenresteD
ünzwcideüti8
belegt ist. Bei den kulturelen tlin
die Anwesenheii von Neänderialem
terlassenschaftenist die Situation nicht gaiz so klar. Zwar wurde weiter oben Sesagi,
dia Zeit der Neandelialer sei dasMitielpaläolithikum, eswurde aberauch angedeutet,
dass ejne Paralelisieftrng nicht immer gegebensei. lst man aufgrund des archäo]ogischen Befmdes für El1ropänoch berechti8t, mitielpaläo1id-lischeFunde auch oltrle
zugehörige Menschenlnochen dem Neandertaler zlrznschreibe& so isi das für aüßer
europäischeRegionen keinesweF der Fall. Im Nahen Osten, über den gleich zu sPrechen sein wird, haben im Zeitraum zwisdlen etwa 120.000ünd 90.000Jahrenvor heute
beispielsweiseauch anatomischmoderneMenschenals mitielpaläolithischklassifizierbare Hinterlassenschaften produziert, die sich von denen gleichzeitiger Neandertaler in E ropa praltisch nicht unterscheidenlassen.Mit der VerbreiulS der konkreien Neandertaier-Fossilienhaben wir also zwar nur entn Teil des ehenaligen Verbreitungsgebietesdieser MenschenJormerfasst, dafür aber denjenigen, der er olme
jedenZweifel fte,rlLeniierihat.
Eine rarichtigeFläge bei der Behachtmg der geograPhischenVerbreiiung der Neal1
dertaler-Fossilienist, lvo si.h däs Kerngebiet dieserMenschenJormbef1lndenhat Das
Kemgebiet bezeichnet dasjenige Gebiet, in 'valchem Nealtdeltaler seii jhrem ersten
Auftreten mehr oder weniger kontinuierlich gelebthaben.Damii scheidenNod ünd
der letzMitteleuropabereitsaus,da dieseGebietewährend der Kä1tchöchststinde
ten und vorletzten Eiszeit nahezu entvölk€rt waren.
28
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darunter einer im nördlichen und nordöstlichen Schwarzmeeiranm'
außerFunden liegt Es treten iedoch aüch einige
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eL oo:ir'rheI mdpo\iJven(leulÜchhrnorSchor
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ru'|d"erresh'nid"r im rr/r '
'; .. '-".r' t 'rrero' Lr'\' criebc"a'rnre
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t"n ,.'"*" r'lvei weitere lündproviizen mit Kiassischen Neandertalem
i" i*-"ri.
die lange
i- *"",]i"n€n TeüZeniralasiensmii der Fundstele Teshik Tastt
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eine kleine'
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o"tu.n"* u, oplaiz nü Neanclertalerrestengalt' und schließlich
2"iiJ
noch weiter von EuroPa entfefnte, im Altai-GetJiei
als Kemgebiet der Neandertaler angesehen' und
ö* *ira Sta*""U.unt'eich
von Neandetalertatsächlich finden wi hier bei weitem die dichteste Verbr€itung
(Abb 3)
," uezug auf clie Klassischen Nearldenaler' Die Karte
rr*."a*"
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ci
"b dls alle niSer
.*f,l rft". ,* r. a*r icl- dJ$ 'lie Btrd' rrune dY eo'frdrkfl
Vrl 'Lmee-egior J1tPr"h:jz' Zurind€'l mspar Fr
BFoeJfllngder
Kerneeorerdre
serxqer\orr nurer cn
uno itrlr,n *heir, r -,l. \aänd, rl"le' ^berfrll' mehJodcr
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Kemgebiet
f*U.-, * aass wir beide Regionen auch in
klar' da zu
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r- gi'.Ori.r. u"f koatien ünd den Balkan isi die Lage
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"t'"*"r' F 'owoh' I riirrr at duc-nbe'o'loer-spi rFNd5'i' no \e Ln
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Dei Schweryunkt der lorschunsen in Gdechanland las
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"-hg:,*t"*"
P€tralona und wahl
bisher nicht a;f der Altsieinzeit, doch isi es aüffa11end'dassmit
z$'ei der zehr,lkartierten Fündstellen mii Prä-Neanderta,.f1"afaf-t eptat-"
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bisher nür
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r"rr. ln Cle"i'""ra1ld ri"gen Aüch der Türkei lässt der Forschungsstand
konkrete Aussagen züwenise
Kemgebiet der Neandertaler umrissen Ob und in
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östliche Mittelneerraum ebenJalls zum Keingebiet
t"*a
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Kennhisse offen bleiben Auf die
*"f1,*t -"* U"t- g"genwärtiSen Siand unserer
aus dier""r'*"i iere Probieme bei der Zuweisung einzelrler Fossilien
i*""rn"r,""
nicht engegangen $'eroenser Region zu besiimmten Merschenformen' kam hier
sp:ir''ler'
\ or 80 o0 n00l"hJenm
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"r'r''U;'',1"'\.*.aFrl,lerrnL'Fbic'oe-le'rl'ge'rlsräFl
erstmals außerhalb Eüopas bege8nen
Verbreitungskarten die
In ihrer angestrebtenvolls*indigkeii üntersbeichen die
ünd w;tlichen MittelmeeIraums sowie Südwestfrankn"i".,t *e a"!
"o.ari"hen
Der Neddertaler - verbieitüg ud Elpansion eind euryprüschenMenschsrJorn
29
00lahren in
r€ichs, w?ihr€ndWest-lmd Nordfrankeich sowie DeutscNand und andereT€ile Mit
teleüropas ledi8lich all der ?edpherie der Verteilung liegen. BerücksichiiStman dabei
die bioklimatischen Zonen, denen diese Regionen angehörcn, so wird deüt1ich,dass
das Kemsebiet mit kontinuierlicher Anwesen]rcit von Neandertalem die mediterranen und submediterranen Zonen umfassi, die sich durch eine diverse Vegetation mit
Savarner! W;ildem und alich Grasland auszeichrlen.Dagegenscheinendie meisten
Bercicheder gemäßigtenkontinentaler Zonen und der waldlosen StePper- und Tundrenzonen wenig bzw. kaum von Neandertalem frcqüentiert worden zü sein. Nür
für die Klassischen Neandefialer haben wir verlässliche Hinweise alrf Ausbreitungen in östlichere ünd nordöstlichere Regionen aüs dem KernSebiet heraus. Die Tat
sache, dass die sporadische Ausbreitung in die nordeurcpäische Tiefebene nur
während warmer htelvafle innefialb def letzien Eiszeit erfolgte, hai Clive Fin]ayübe /eügendherdu'8edrbeitet.6
5on\on C:brdltdr\,4useum.ehr
Für die KlassischenNeandertaler zeiSt sid! dass die Ibensche Halbinsel mit 26
Fundstelten (davon Itinf mit ünsichercr Zuweisung) in SPanieryPortugal und Gibm ltar sowie ltalier mit 21 Fundstellen (davon eine mit msicherer Zuweisüng) zusammer so vieie Fundstelen geliefet llaben wie lrankreich mit 48 Fundstelen (davon
eine mit msichercr Zuweisüng). Die hohe Fmddichte und die daraüs ableitbare
ursprüngliche ?opülationsdichte in den gena rien Regionen steher im Gegensatz
zum gesamtenBercich ZentraleurcPas. Hier kennen wir aus Deuisdfand, BeISier!
der Schweiz, Tschechler! der Slowakei, Kroatien und Ungam lediglich 28 Fundstel1enmit Neandetaler-Fossilien (davon vier mit ünsicherer Zuweisung) AlerdinSs
muss an dieser Sielle zugegeben werden, dass die hier aufgezeigte Verbreitung bis
zu einem gewissen Grade durch unterschiedlichen Forschüngsstandin verschiedenen Regionen 1md auch durch Unteßchiede in den geograPhischenGegebenheiten
beeinflüsst sein känn. So$'urden bei weitem die meisten Nemdertalerresie in Höhlen
aufgefinden, so dass Gebiete ohne Höhlen möglidlerweise untefiePräsentiert sind.
Bis hierhin lässi sich konstatiererr dass die Neandertaler eüroPäischeUreinwohner warery die ilüen Verbreitungsradius ohne Zweifel bis in nördliche Breiten äus
dehnter! die sich nach Ausweis von Artefaltfünden Selegendich auch in Hochgebirgsregionen, z. B. in den Alpen, auflielten und die ünter günstiSen klimätischen
Bedingmgen und Umweltverhälinissen reg€1mäßigibr Kerngebiet verließen. Fossilien im Vorderen Orient und in Zentralasien zeigerr dasszumindest die Klassischen
Neande alef dabei auch ihren Heimatkontinent verlassenhaben. In Anlehnlmg an
den Begriff 'Out of Ahica' für die ExPansionfrü]lel anatomisch modemer Menschen
'Olit o{ EuroPe' sprechen.
kann man im Fäle der Neandertaler von eirler Bewegrmg
Eindeütige ?rä-Neandertaler sowie eindeutiSeFriihe Neandenaler würden außerhalb
Xuropas bisher nicht entdeckt.
lwesttuank
6 Clive Eilayson: Neflder,i,ts rnd Madü, Hanafl' Afl EcalosicalandEaötutiaturyPdsPeenu,Cmttid.Ee
2004.
€ltn Fundrdnung, 211
cher Nealr-
nige aüßerne Gruppe
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de (Abb. 3)
alleinigem
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L Ob und in
Kemgebiet
Michael Bolus
Fi:hrt man sich die allgemeineVerbreitung der Neandertaler-Fossilienünd dasdäraus erschtießbareKemgebiet in südlicherenBrciten vor Aü8er! so 1\ird die in der Literattil häufig propagierie Sicht der Neändertaler als k:ilteadaptiede Menschenform
mehr als fraglich. In der Tat sprechenmehrerelakien ganz im Ceganteil dafür, ln den
Neanderialem eher eine an gemäßi8te, wetul nicht warme Klima LrI]dUmweltbedingüngen angepassieMerudtnform zr1sehen.NLII wenige I-lin1 €ise kömen än dieser Stelle aufgefülüt werden. Hier sind zuächst die Skalettmerkmale zu nenn€n, die
entgegen der häufi8 vertetenen Meinung, die in illner Zeugnisse einer Kälteadaption sieh! genauso gui eine Anpassung an ein Leben in gemäßigten bis hin zr1sub
tropisclrcn Regionen widerspiegeln könner! wie dies der Tübinger Anihropologe
Alfred Czanetzki herausgearbeitet hat.7 Ein weitercs Indiz kann die Tatsächeseh,
dassNeandertaler nur in selienenFällen härtere o€anische Materlalier wie Knochery
Geweih ünd Elfenbein bearbeitetery obwohl sie nach Ausweis von Fünden z. B. im
niedersächsischenSalzgitter Lebensiedt durchaus dazu in der Lage wären. Geht man
davoD aus, dass Neandertaler bevorzugt unter 8emäßigten bis warmen Klima- und
Umweltveü:ilhissen lebten, dann hatten sie in ausreichendemMaße Holz zür Ver
ftigung, das sich $.esentlichleichier bearbeiten]ässt als Knochen, Geweih und Elfenbein. Nü wem sie sich in Gebietebegabe.n,in denen illnen die Bioiope kaüm geeig
nete Hölzer zur Vefügüng stellien, mussten sie überhaupt die h:irteren organischen
Matedalien beärbeiten,wie dies z. B. im genainter Salzgitter-Lebensiedtder Fall war
Weiterhin lassen sidl in Mitteleuropa mehrere Besiedlungslü.ken feststelen, die in
der Regelmit aüsgeprägierenKältephasenzusammenfallen. Südlich der AlPen sind
dagegenkeine solchenBesiedlungslückenfestzusiellen,wie dies exemPlarischalr der
Abfolge der jialienischen Fumane-Höl e h der Nähe von Verona aüJgezeigtwerden
kam. Selbst zür Zeit des Kältemaximums der letzten Eiszeit, als weiie Teile Mitteleufopas unbewolnbar ware.n,lässi si.h tur Iialien keine Besiedlmtsunlerbrechung
erkenrn. Schließlich sei noch efwähnt, däss die Resionerr in denen Neandertaler
offensichtlicham längstennbedebt habenud die man als ihr Rückalgsgebiet bezeichnen Lann, geographisch mehr oder weniger mit Tejlen itues Keingebiets über
Neandeltaler'Oui of Eürope'und anaiomischmoderneMenschen'OutofAfrica'sind sie sich begegnet?
Es herßcht heützutage weit gehende EiniSkeit dadber, dass die anaiomisch modernen Mensche.nsich in Afrjka entwickelt und von dori aus sukzessive die ganze
heuiige bewotnte Welt erobert haben. Dieser Sachverhaltwjrd in der Forschunghäü-
7 Alfrcd Czarnetzki: Morylol%ial mideie aJadaptir. .htr'|.ttt! i th. SenusH.no, n: Mnn ani enoi
nüütent h rc Palieobthie, hg. von H€rbdt Ulrich, IRAUL 62, Liage 1995 5. 97-:110.
Menschentom
Der Neändefaler Verbreilungund E4dsion einereuroPäis.hen
h der Lite
]iür, in d€n
Lmweltbe-
K:ilteadap-
e Knochen,
len z.B.im
L.Ceht malr
Klima und
und Elfenaum Seergrrganschen
ierFallwar.
rllery die in
Alpensjnd
ieile Miitel-
31
fig als Oüt of Africa II-ModeII bezeichnei.sDje ersien anatomisch modernen Menschenfinden wir vor nindesiens 160.000Jahrer!vieleicht sogarschon\.or 200.000
FrüheNeander
lahren,h Ostaftika,alsozu einerZeit, alsin Europaausschließlich
talei gelebt haben. Interessanterweisehaben sich beidc Menschenfofmen um eiwa
die gleicheZeit aüfgemacht,ihren jeü,eiligen Heimatkontine.ntzu verlasselr"und beide
begaben sich zürächst offensichtlich in den Nahen Osten. Diese üngefähre Gleichzeitigk€it der Wandarungen hat in der Vergangenheitzu del Aina}lme geführi, beide
Menschenformen könnten sich im Gebiet des heutisen Israel begegnet seh. In der
Tät liegen in einem Un*reis von eiwa 200 km, z.T. sogar h unnittelbarer Nachbarschaft, sowohl Höhlen wie Slhu1 ünd Qafzell, die von modernen Menschen genutzt
worden sind, ats auch Höhlery in denen Neand€rtaler gelebt haben wie z B. TabuD,
Kebara (Abb. 1) ürd Amrid. Naue Datienngsserien machen es jedoch inzwisdlen
wahrscheinlich, dassvor etwa 90 120.000Taluenzunächsi anaiomis.h modelne Menschenim VorderenOrient lebten,diesc.dieRegiondann aberwieder verließen-Zwischenetwa 90.000ürd 50.000lalüen vor heute findet man im Gebiet dann nür noch
Neardertaler,die wiederaünspäterdort nichi mehr nachwaisbarsind so dassdie
Waluscheinlichkeit von Begegnungen beider Menschenformen auf ein Mnimüm
schrumpft. Moderne chemischeAnalysen an den Knochen der Jagdbeutehaben darüber hinäLrsgezeigt, dass Neandertaler ünd modeme Menschen offensichilich unter
verschiedenenklimatischen Bedinglurgen im Nahen Osten lebten, so dass auch von
dieser Seiteher BegeFtunser eher aüszuschließensind.
Es ist übdgens bemerk€nswert, dassNeandeltaler ofiensichilich niemals den afrj.
kanisd€n Kontinent betretenhaben,also die Heimai der anäiomisch modernen Menschen.Modeme Menschen \ .anderten dategen sehi woN in den Heimätkontinent
'Fremde'betraien. Mög1ichefl\'eiseshd
der Neandertaler eirr den sie ohne Frage als
anatomisch modeme Menschen im Verlaufe ihrer Aüsbrcitung iinerhalb EuroPas
Neandertalem begegnet.Wem man sich vor Auten ftil1rt, dass die Neandertaler ihr
Verbreitüngsgebietvor etwa 40 50.000JahrennnmerHn bis in das Altai-Cebiet aus\ .eiteten,so wären die KlassischanNeandefialer noch in Ex?ansionbegriffer! als erste
änatomisch moderne Menschen Erlropa beiraieD- wenn die wätuscheidichkeii tur
Begegnungenbeider Menschenformen h Europa ar1chdurchaus besiaht, so mllss
zugegebenwerden, dass unzweideütige Hinweise alrch hier bishef nicht existieren
Schlussfolgerungen
3 die ganze
ichürg häu-
Die Neardertaler sind in Eüropa entstanden, und ein großar Teil ihrer Evolution
fand auf diesemKontinent siatt.A1s'Kinder Europas'waren die Neandcrialergut
s Gänrd B.äuer: Das O,rr o/,4r'i.a Mad.ll rnd die Kafltra?erseunl den LbsPrMg desnat1cfte" Mensehe",
i\: WaherNanttunü Mensch,11S.vor Nicnohs I. Conar4 zq'eite aklualisierte Auflage, Tübin8.n 2006,
s. 171 196.
32
unteran die Verhältnisse in ihrer H€imat angepassi Dies wird durch die Tatsache
gemetnNeändedaler
stdchen. dass sie sich, beirachtet man ldihe und lcassisdle
sam, über einen Zeitaum von gut 200000 ]ähren als erfolgleiche Menschenlom
der Neanbehaupten konnten. Nicht zuletzi aus der Diskussion des Kemgebietes
'ie
kälteadaPein€
propagiert'
\
ofi
nicht,
dass
sia
dertälär 1ässtsich schlüssfolsen,
ehei
tierte MenschenJor-rnwafery sondem viel eher eine an mindestens gemäßigia'
völlig
Es
ist
FoIm
soqar wämere Klima- und Umweltbedingugen angePasste
und
mzweifelhaft, dass Neandertaler die F:ihigkeit besaßen,unier ungünstiSeren
Breiten
auch kälteren Umwelibedjngungen zu leben, und Füldplätze in nördlichen
Bedinwärmere
an
taten
Als
auch
erfolgreich
es
ttass
sie
legen Zengnis davon ab,
'1emen' Insgesamt gese
jedoch
sie
dies
mussten
g;gen gewöhnte Menschenform
.*t". s"l' verschiectenenUmwelt- ünd Klimabedin$lrgen' von bewaliel' i"tä
"i" am Mittelmeer bis hin zu waldfreien Tundrengebietm' üm die Extremdeten Biotopen
mit
ounkte zu nerrnen.Neardertalerreste fanden sich in vergese[schaftung einerseits
andeilusspferdknochen, die auf ziemlich warme Klimabedingungen hinweisen'
das
ist
Nichtsdestoweniger
anzei8en
Klima
rerseits mit Rentierknochen, die kaltes
der
Kälieadaption
fin
eine
Beleg
Vorkonrmen mit kälteanzeigenden Tieraiten kein
nicht
der
Neanderiaier
Neandertaler von Beginn a; Dassaüch die Skelettmerkmale
sie
das Ergebnis elner K:ilteadaption sein müssen, würde beleits gesagi Und wenl1
mit Fellauch ; mii den arktischen Inüit verSlichen werden, so sind vollstindig
wesides
im
Bereich
end
kalter
Umwelt
in
schneid
kleidung angezogeneNeandertaid
man
wenn
zumal
vorstellbar/
nur
schwer
lichen 1llrd nördlichen Mittelmeeres
ni'ht
\'LilrelmPe+emPerdtufen
oeoen\r oa"..elb't /J Ze'cn de' Kältead\nr d'e
heutniedrigcr waren als die Temperaturen der südlichen Nordsee ünd der Osisee
im
zutagai Darüber hnraus bieten Polen aüs von Neandertälern bewohnten Höhlen
wäiüend
mitämeernahen SparnenBelegeI1jr das Vorkommen von Olivenbäum.:n'
z T'
Bedingungen'
küile
besonders
durch
gleichzeitigeFi-trdhorizonte in Mitteleuropa
dürch Dauerfrost, gekeiMeichnet sind
Das Kerneebieider Neandefialer umfasstnebenSüdwest und Südiarkreich
Neandermindestensa"uchSpanienund lialien. DiesesKerngebietverljeßendie
taler regelmäßi8u;d vergrößertenso ihr Sjedlüngsärealum GebietevorübergeAufent
hender"Aufenthalte.Inctemsie immer weitefe Gebietevorübergehender
ilüe
Einflussnul
nicht
halte erobeten, erweiteriendie Klassis'henNeandertal€r
b l L o p d i n L rr g e \ e r e m M ä ß e i t o e S r n r ' ns c n lF ß l j ' ni J ' h m i r e r n ' r
"ohire
die
L^oän"cr. 1 l- qe- wonl mii m, l' e-enI rp"n- or''weller' r- | uropr hFr"u'
\;e niLhlnur i r ci;n \Jhe r O{.n rü rrle r' -oroern rLCnin le e Zerfrdl"' tn' urd
drs
oB
g " g F n t , d e d e . \ 4 r i r e l o . r l ; o l : . h r l Jsm
s arin'oqFiLerrrF-n(eReBiorenqi'
kühtemit
Gebiete
auch
dies iaten,betratensieü'iederholt
rtta"itäiC"ti"t.
"i"
arlzuPasren Umweltbedingungen,und si.] lemten, sich an un8ünstigeresKlima
zü
gelebt
sen. Dennoch scheinensie niemals unter extrem kaiten Bedingungen
Geliete
haben.Möglicherweisewurde ihnen die ExPansionin solch europaferne
Streiilüer
Wandedouten
dass
entlang
efmö8licht,
wie die Al;i-Region dädurch
Der Nemdertaler
:=ier gemein
r-:e kälieadaP
:a:l3igte, €her
- Es ist völlig
,-siigeren ünd
ichen Breiten
:mere Bedin-
:r die Exh-em-
,,eniger ist das
:ndig mit Fell-
:r Osisee heül
rien Höhlen im
lingr1llgen, z.T.
Südfrankeich
r die Neander-
Velbreillmg md Expdsion
einer euroPäischen MenschenJorm
33
und aufgelockertenWaldbeständenexisiierten,wie
fen mit Sävannenvegetätion
dies eine vor Cliv€ finläyson und ]os6 Caüi6n Publizierte Karie' andeütet.Wie
die NeandertaleraufdrästischeKlima- und Um 'eltänderungenin CebietenvorübergehendenAufenthalts reagiefien, bleibt noch zu erfofschen Vielleicht ver
suchtensie,in ihr Kerugebietzudckzukehren, das sie Generationenvorher verlassenhatten.Dies magjedochv on NeandertalerpoPulationenverhindert $'orden
in der
sein, die nach wie vor dort lebten.In Analogia zu Austauschmechanismen
eiszeiilichenSäugetierfaünain MitteieuroPaist €swahrscheinli.h, dassdie Neandertalerpoplrlationenalrßerhalbdes Kerngebietesausstarben.In Zeiten von Kli
dürften neue GrupPenihr KemFbiet verlassenhaber! und der
maverbesserungen
?rozessbegannvon neuem.
Als anatomischmodcme Menschenvor etwä 40.000lahren,wahrscheinlich\.on
Osten oder Südosien konmend, in Mitteleuropa eintrafen, beraten sie vermutlich
ein weitgelend menschenleeresGebiet, da MjiteleuroPa weder zlun Kemgebiet noch
zum Rückzugsgebietder Neandertaler gehörte.Breitetensich die modemen Menscher
von dort \4.eiterin südlicher Richiuns aus, erfeichten sie schließlich das Kern- ünd
waren sie
Am E11de
Rückzugsgebictder Neandefialerin Süd- u1d SüdwesteuroPa.
es,die'aüs der Kälte'kamen; und nicht die Neanderlaler,sondem die anatomisch
modernen Menschen waren letztlich besserin der Läge, ünter Kältebedingungen zu
leben,besserzunindest als die Neandertaler.NachdemmodemeMenschenersi die
nördlichen Bereidle des ehemaliger Kemgebieies der Neandedaler besiedelt hätten,
war esden Neandertalem auch bei Klimävcrbesserung nicht mehr möglicb ilü Kemgebietzüverlassen,wie sieesvor Alkunft der modenen Manschentaten Stattdes
sen schiumpfte ilr ehemäligesKemgebiei immer weiter zusammen, bis die letzten
Neandertalar nu1 noch in wenigen Retugien imerhalb des Kerngebietesüberlebter,
so z. B. in Südspeien, in Kroatienund vielleichtauf der KIim ülld im Kaukasuste
biet. DjesesZüsammenschrumpfen des Siadluntsgebietes spielte ohne Zt'eifel eina
der Nean
gawidltige Rollebei dem nach\^'ievor etwasgeheimnisvdlenAüssterben
Entwicklung
dertalera1scigeneMensdtenformnachgut 200.000
Ja]üenerfolSreicher
und Ercallsio[
r ltue Einfluss
gionen wie das
)iete mit kühle:lgen gelabt zu
! cLive Finlayson md JosaS. cdi6n: Äa/ri1 aologi.,l t"narü a,n ik inPoct o N.anlletthtl tid athd
htnßt ryp"ldt ianr, ii:'rte,t1s i n Etala!'! a"d Eühttlan 22 QAA\, 5 213 222

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