Pressemappe zum Projekt „Sei eigen mit Respekt !“
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Pressemappe zum Projekt „Sei eigen mit Respekt !“
Pressemappe zum Projekt „Sei eigen mit Respekt !“ SOIS UNIQUE – AVEV RESPECT ! SII TU PROPIO – CON RISPETTO ! KENDIN OL AMA – SAYGIN OL ! BE UNIQUE – WITH RESPECT ! Durchgeführt an der Gesamtschule Wilhelmsburg im Herbst 2007 pro familia Landesverband Hamburg Fachteam Sexualpädagogik Abschlussveranstaltung am 28.11.2007 Ausgangssituation / Ansatzpunkt Hamburg ist eine multikulturelle Stadt. In Hamburg leben laut statistischem Landesamt 257060 Menschen mit anderen Staatsangehörigkeiten (Stand 31.12.2006). Hinzu kommen eingebürgerte Menschen mit anderer Herkunft. Dies spiegelt sich auch in den Anteilen von SchülerInnen in Hamburg wieder. In einigen Stadtteilen sind bis zu 80% (z.B. an der Gesamtschule in Wilhelmsburg) der SchülerInnen nicht deutscher Herkunft. Die UNESCO hat im Oktober 2005 in der Konvention zur kulturellen Vielfalt bekräftigt, „dass die kulturelle Vielfalt, die sich in einem Rahmen von Demokratie, Toleranz, sozialer Gerechtigkeit und gegenseitiger Achtung der Völker und Kulturen entfaltet, für Frieden und Sicherheit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene unabdingbar ist.“. Die Europäische Union hat sich dieser UNESCO-Konvention angeschlossen, so dass sie seit dem 18. März 2007 auch für Deutschland gilt. Die Europäische Union hat zudem das Jahr 2008 zum Jahr des „Interkulturellen Dialoges“ ernannt, um die Wichtigkeit von Begegnung und Austausch der Kulturen stärker ins Bewusstsein zu heben. Wie sieht es nun konkret an Hamburger Schulen aus? Wie geht es Jugendlichen mit dieser Herausforderung? Was für Konsequenzen haben diese gesellschaftlichen Veränderungen? Laut der OECD-Studie 2007 gehören Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland zu den „Bildungsverlierern“. Die Sexualpädagogik des pro familia Landesverbandes Hamburg versteht sich als Teil des Bildungssystems und verfolgt dabei die Ziele, die im bundesverbandlichem Rahmenkonzept für Sexualpädagogik1 festgeschrieben sind: Die pro familia will mit ihren sexualpädagogischen Angeboten Menschen darin unterstützen, - ihren eigenen Körper akzeptieren, partnerschaftliches Handeln zu erlernen, Selbstvertrauen und eine sexuelle Identität entwickeln, Ihr Recht auf eine eigene Identität einzufordern, Die Unterschiedlichkeit der Geschlechter anzuerkennen, Ein gleichberechtigtes Verhältnis von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen anzustreben und zu pflegen, Einen angst- und aggressionsfreien Umgang mit Homosexualität zu finden, Offenheit, Neugier und Akzeptanz gegenüber unterschiedlichen Lebensweisen und kulturellen Herkünften zu entwickeln. Durch das Projekt „Sei eigen – mit Respekt!“ möchte die pro familia Hamburg Jugendliche bei der Bewältigung dieser Aufgaben unterstützen. 1 Zu finden unter http://www.profamilia.de/getpic/1951.pdf (Seite 9). Das Projekt „Sei eigen mit Respekt“ an der Gesamtschule Wilhelmsburg Jugendlichen (inter-/transkulturell2) zur Seite stehen in der Zeit der Pubertät Jugendliche stehen vor vielen Herausforderungen in der Zeit der Pubertät. Der Körper verändert sich, neue Gefühle tauchen auf und Beziehungen verändern sich. Sie sind auf dem Weg ihr eigenes „Ich“ zu gestalten und zu finden. Dies tun sie mit den Erfahrungen bzw. der Prägung (z.B. durch das Elternhaus) ihres bisherigen Lebens und in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Diese Umwelt wird (mit ihren Normen und Werten) von Jugendlichen als sehr vielfältig, facettenreich und auch widersprüchlich erlebt. Jugendliche (vor allem mit Migrationshintergrund) setzen sich damit auseinander, welche Werte für sie selber wichtig sind und welche sie übernehmen wollen. Die inter-/transkulturell geprägte Gesellschaft in Deutschland ist einerseits eine große Herausforderung in diesem Prozess und zum anderen eine große Chance eigene Lebenswege zu entwickeln und sich dabei mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen. Dabei fühlen sich viele Jugendliche mit Migrationshintergrund vielfach als Fremde und das Gefühl der „Diskriminierung“ steht vielen bei einer offenen Auseinandersetzung im Weg. Die SexualpädagogInnen des pro familia Landesverbandes Hamburg möchten Jugendliche bei diesem wichtigen Prozess unterstützen. In ihrer täglichen Arbeit begleiten sie viele Jugendliche unterschiedlicher Herkunft durch die Zeit der Pubertät. Sie sind dabei offen für Fragen und bereit sich mit den Jugendlichen auch zu schwierigen Fragestellungen auseinanderzusetzen. An der Gesamtschule Wilhelmsburg wurde in diesem Herbst erstmalig das Projekt „Sei eigen mit Respekt“ mit drei 8. Klassen (ca. 80 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren) durchgeführt. Diese Schule ist deshalb ausgewählt worden, weil es dort eine sehr vielfältige kulturelle Durchmischung unter den Jugendlichen gibt und LehrerInnen und auch Schulleitung dieses Projekt in vielfältiger Form unterstützten. An jeweils vier Vormittagen haben sich die Jugendlichen mit den Themen „Herkunft – Zukunft“, „Geschlechterrollen“, „Transkulturalität“ und „Körper & Gefühle“ auseinandergesetzt. Hierbei gab es Platz für persönliche Fragestellungen, moderierten Diskussionen unter den Jugendlichen und kreativen Arbeitsmethoden zu den Themen. Ziele dieser Veranstaltung waren: Offenheit für andere Lebens- und Liebesweisen entwickeln, kulturelle Vielfalt als Chance nutzen, seinen „eigenen Weg“ finden und einen respektvollen Umgang mit Anderen zu entdecken. Am 28.11.2007 gab es von 13 bis 16 Uhr eine Abschlussveranstaltung in der Aula der Gesamtschule Wilhelmsburg. Diese diente einerseits dem „runden Abschluss“ des Projektes mit allen Beteiligten (Schule (SchülerInnen und LehrerInnen)und pro familia) und andererseits gab sie Interessierten (Presse, Politik und Öffentlichkeit) die Möglichkeit sich über das Projekt zu informieren. Highlights an diesem Tag waren eine Videodokumentation des Projektes, ein Quiz in dem LehrerInnen und SchülerInnen gegeneinander antraten und natürlich der Besuch des prominenten Rappers Samy Deluxe, der das Projekt unterstützt. Die positive Ressonanz auf dieses Angebot zeigt, das solche Projekte wichtig und nötig sind. Die pro familia möchte mit solchen Projekten - in inter-/transkulturellen Zusammensetzungen - einen Beitrag zur Förderung der inter-/transkulturellen Kompetenz und der Prävention von (sexualisierter) Gewalt leisten. Denn wenn sich Jugendliche aktiv und reflektiert mit ihrer Umwelt auseinandersetzen können, dann trägt dies auch zu einer Selbststärkung bei, die nicht auf die Unterdrückung und Defamierung von anderen aufbaut, sondern eine Möglichkeit bietet „Eigen mit Respekt zu sein“. 2 Wir benutzen hier die Begriffe inter- und transkulturell. Der Begriff „interkulturell“ betont dabei eher die „Kommunikation und den Kontakt“ zwischen den Kulturen und der Begriff „transkulturell“ nimmt eher das „Wandelbare“ innerhalb von Kulturen und innerhalb einzelner Menschen in den Blick. Für diese sinnvolle Arbeit gibt es leider noch keine Geldmittel und so ist die pro familia auf der Suche nach einer Finanzierung um solche Projekte auch an anderen Schulen durchführen zu können. Der Bedarf und die Notwendigkeit sind dar und schon jetzt gibt es interessierte Schulen die gerne an einem solchen Projekt teilnehmen würden. Zitate zum bzw. aus dem Projekt „Was ich nicht gut finde, ist das der Ruf von Wilhelmsburg und unserer Schule nicht so gut ist.“ (Schülerin) „Es lohnt sich hier (in Wilhelmsburg) zu sein!“ (Schulleiter der GS Wilhelmsburg) „Dieses Projekt ist für die Schule Wilhelmsburg wichtig… vielleicht in anderen sozialen Brennpunkten auch… aber auch für Wilhelmsburg.“ (Lehrerin der GS Wilhelmsburg) „Ich finde es gerade wichtig, dass die Jugendlichen bei dieser Thematik die Möglichkeit haben, sich mit PädagogInnen auseinander zu setzen, die nicht aus/in der Schule sind.“ (Sozialpädagogin aus der GS Wilhelmsburg) „Das geht nicht um Klamotten… das geht um Herz… wenn man Liebe zueinander hat kommt man miteinander klar.“ (Schüler) Das Fachteam Sexualpädagogik des pro familia Landesverbandes Hamburg Der pro familia Landesverband Hamburg bietet durch seinen Bereich Sexualpädagogik in Hamburg präventive und aufklärende Angebote rund um die Themen Liebe, Freundschaft, Partnerschaft, Schwangerschaft und Sexualität an. Diese Angebote richten sich an Jugendliche (Schulklassenangebote und Projekttage), Eltern (Elternabende in KiTas und an Schulen) und pädagogische Fachkräfte (Fortbildungen und Fachberatungen). In 2006 wurden mit diesen Angeboten ca. 5000 Schüler und SchülerInnen, ca. 300 Eltern und ca. 200 Fachkräfte erreicht. Die Nachfrage nach solchen Veranstaltungen betrug ungefähr die (jeweils) doppelte Anzahl von Personen. Außerdem gibt es die Möglichkeit sich über das Telefon oder über emails Beratung zu holen. Die Berücksichtigung von kultureller Vielfalt in dieser Arbeit ist für die pro familia grundlegend. Das bedeutet auch, dass das Fachteam Sexualpädagogik Wert darauf legt multikulturell zusammengesetzt zu sein. Darüber hinaus gibt es spezielle Angebote zur inter/transkulturellen Sexualpädagogik. Der Bereich Sexualpädagogik finanziert sich fast ausschließlich über Spendengelder und steht damit (leider) immer wieder „auf sehr wackligen Füssen“. D.h. wir suchen immer wieder nach Finanzierungsmöglichkeiten für unsere Projekte. Kontakt: Pro familia Hamburg Bereich Sexualpädagogik Seewartenstraße 10 20459 Hamburg Telefon: 040/3099749-20 (Mo. und Mi. 14-16 Uhr) Ansonsten über das zentrale Büro 040/3099749-10 e-mail: [email protected]