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Wird Swiss Casinos seinem Namen und Gründungspionier gerecht? Bricht die Allianz mit Casinos Austria? S Steht dem Schweizer Casinobusiness das grosse Erdbeben bevor? Dass die Verliebtheit zwischen den Swiss Casinos und Casinos Austria seit längerer Zeit erloschen ist, ist kein Geheimnis. Jetzt wird die Liebe durch verschiedene Einflüsse getrübt, dass sogar eine Scheidung nicht auszuschliessen ist. Im Auslandgeschäft – lange Zeit nicht nur das Aushängeschild, sondern auch die Cash-Cow der Casinos Austria – halbierte sich der Gewinn auf 15,2 Millionen Euro. Angesichts dieser wegbrechenden Erträge und wachsender Konkurrenz macht der österreichische Konzern einen höchst bemerkenswerten Strategieschwenker: Casinos Austria-Boss Karl Stoss ist gemäss dem österreichischen Magazin «Die Presse» auf Partnersuche für das internationale Geschäft, das in der Casinos Austria International (CAI) gebündelt ist. Das könne von einer engen Kooperation bei einzelnen Auslandprojekten bis zur Hereinnahme eines Partners für die ganze CAI gehen. Man könne sich auch von einzelnen Casinos trennen, die nicht gut laufen oder bei denen es nur eine Minderheitsbeteiligung gibt. Solche Minderheitsbeteiligungen haben die Österreicher etwa bei den drei Aushängeschildern der Allianz mit den Swiss Casinos in St. Gallen, Pfäffikon und Schaffhausen. Die Spekulationen, dass auch an einen Verkauf aller ausländischen Casinos gedacht wird, dementierte Casinos Austria-Sprecher Martin Himmelbauer gegenüber «Der Presse». Sondierungen zu Interessenten laufen bereit heiss. So zum Austria-Milliardär Schlaff, einem der sich mit einem ausgeklügelten weltweiten Business-Netzwerk zu einem der reichsten Österreicher machte und für Casinos Austria kein Unbekannter mehr ist. Mit ihm haben die 42 SWISS GAMING MAGAZINE Hans Jecklin (links), der mit Swiss Casinos sein Lebenswerk schuf und Hans-Ueli Rihs, der ihm dieses abkaufte, haben die Schweizer Casinolandschaft mit ihrem patriotischen Denken von Anfang an geprägt. Casinos Austria das Casino in Jericho aufgebaut. Das anfangs vielversprechende Projekt steht wegen des Palästinenserkonflikts seit Jahren still. Eine viel lukrativere Zusammenarbeit gibt es seit vielen Jahren in Loutraki (Griechenland). Der Casinokomplex zählt zu den grössten und profitabelsten in Europa. Dort hält die CAI sechs Prozent – mit der Option, auf 17,6 Prozent aufzustocken. Die Muttergesellschaft der Club Hotel Loutraki (CHL) ist der in London börsennotierte israelische Casinos- und Hotelbetreiber Queenco Leisure International. Zwischen Queenco und CHL ist eine Holding – die Powerbrook Spain SL – geschaltet. An dieser hält laut Auskunft der Casinos Austria Schlaff über seine MS-Privatstiftung 50 Prozent. «Die Kooperation bei Loutraki funktioniert ausgezeichnet», betont Himmelbauer und verweist darauf, dass erst zu Jahresbeginn der 51-prozentige Anteil am Casino Belgrad an die CHL verkauft worden ist, die dort schon 39 Prozent besass. Noch im Laufen ist der Verkauf des Casinos Brüssel, auch da ist die CHL der Interessent. Hellhörig müsste man in der Schweiz auch deshalb sein, dass Casinos Austria in Deutschland einen Ausstieg ins Auge fassen könnte. Zu einer Trennung kommt es möglicherweise auch in Niedersachsen. Dort betreibt die CAI seit 2005 zehn Spielbanken, die seit dem Rauchverbot und den strengen Zugangskontrollen unter einem starken Besucherschwund leiden. Im Herbst 2008 wurde ein radikales Sparprogramm mit Personalabbau aufgesetzt, um den Erlösrückgang abzufangen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Stoss mit dem Geschäftsgang in Niedersachsen mehr als unzufrieden ist. Zu bedenken ist auch, dass diese Niedersachsen-Casinos seinerzeit zu einem Fantasiepreis erworben wurden. Ungeduldig soll Swiss Casinos-Besitzer Jöggi Rihs, der rund 98% der An- teile hält, sein. Der gutwillige Investor möchte offenbar mehr Diversifikationen. So ist der Kauf der Anteile der Stadt Lugano am Casino Lugano noch nicht endgültig vom Tisch. Der Zeitraum ist allerdings alles andere als günstig: die Tessiner Casinos mussten durchwegs Umsatzrückgänge hinnehmen, Campione sogar Personal entlassen und in Italien ist das neue Gesetz für Elektronische Casinos so gut wie über den Tisch, werden doch u.a. in der Toscana und im Piemont schon in diesem Sommer die ersten vier derartigen Casinos eröffnet. Nicht überraschen würde, wenn sich auch Schweizer Gruppierungen als Partner für Swiss Casinos herauskristallisieren. Ermutigen könnte Swiss Casinos auch die Interview-Aussage von Daniel Frei, dem Präsidenten des Schweizer Casino Verbandes betreffend Partner in diesem Magazin: «Im Rahmen der Konzessionsbearbeitung wurde den Interessenten suggeriert, dass das schweizerische ‘Know-how’ im Casinogeschäft nicht ausreicht. Die heutige Situation ist das Spiegelbild dieser damals unsinnigen Forderung.» Einer bizzaren Forderung, die der Bundesrat so wollte. Eine Swiss Casinos, die rein schweizerisch wäre, würde auch dem Denken von Pionier und Gründer der Ur-Swiss Casinos, Hans Jecklin, entsprechen. Er wäre ohne seinen – unnötigen – Las Vegas-Flopp, den ihm auch ehemalige «Weggefährten» einbrockten, im Markt. Und seine Denkweise war stets einheimisches Schaffen. Zu Tivolino-Zeiten liess er sogar amerikanische Embleme aus den Schaufenstern seiner brillianten Spielstätten, die zu den schönsten und profitabelsten in Europa zählten, verschwinden. ________________________ JAMES GRAF Macht Swiss Casinos den Weg bald einmal allein oder mit neuem – Schweizer – Partner?