2013_01_28 Hans Albers Revue in Ortenberg
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2013_01_28 Hans Albers Revue in Ortenberg
Kreis-Anzeiger - Druckansicht: Hans Schwab steht plötzlich auf dem Tisch http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/wetteraukreis/ortenberg/print_12... Donnerstag, 21. Februar 2013 13:25 Uhr URL: http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/wetteraukreis/ortenberg/12784113.htm ORTENBERG Hans Schwab steht plötzlich auf dem Tisch 28.01.2013 - ORTENBERG Ortenberger Schauspieler-Sänger bringt bei seiner Hans-Albers-Revue im Bürgerhaus die Zuhörer zum Jubeln (hwo). Vor kurzem noch in Hamburg, danach in Wiesbaden, Frankfurt, Berlin und bei den Burgfestspielen in Bad Vilbel - Hans Schwab, Ronka Nickel sowie Dirk und Kirsten Raufeisen feiern mit der „Hans-Albers-Revue“ nicht nur bei ihrem „Heimspiel“ in Ortenberg Triumphe. Etlichen der Besucher im vollbesetzten Bürgerhaus hatte die Revue beim ersten Gastspiel im vergangenen Jahr so gut gefallen, dass sie auch diesmal dabei waren, mit genauso viel Begeisterung. Hans Schwab, der blonde Hans mit den blauen Augen, lässt manchmal tatsächlich vergessen, dass dort oben auf der Bühne nicht das Original singt, tanzt und den Cognac schlürft, sondern der in Ortenberg bestens bekannte Schauspieler und Sänger. Er braucht dazu nur einen Kleiderständer mit verschiedenen Jacken und Kopfbedeckungen - und sein großes Talent natürlich. Entertainer Hans Schwab ist Hans Albers: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ singen die Gäste begeistert mit. Fotos: Wohlfahrt Er allein könnte allerdings das Leben und Wirken von Hans „Hanne“ Albers nicht so authentisch darstellen, gäbe es nicht Dirk Raufeisen, den Ausnahmepianisten, der für die Arrangements zuständig ist und der sich mit Kirsten Raufeisen am Piano und dem Akkordeon abwechselt. Beide beherrschen die Instrumente souverän und singen teilweise auch mit. Die Soli von Dirk Raufeisen auf dem Piano und genau so packend auf dem Akkordeon brachten ihm verdienten Szenenapplaus. Ronka Nickel ist nicht nur hervorragende Moderatorin, die die musikalischen Auftritte mit Anekdoten und Tatsachen - schönen und weniger schönen - aus dem Leben von Hans Albers verbindet, sondern auch Sängerin und virtuose Beherrscherin der singenden Säge. Ihre mündlichen Beiträge lassen das Leben des beliebten Sängers und Schauspielers im wahrsten Sinne des Wortes „Revue“ passieren, verbinden die grandiosen Auftritte von Hans Schwab, der die beliebten und bekannten Lieder wie „Komm auf die Schaukel, Luise“, „Ich kam aus Alabama“, „In Hamburg an der Elbe“ oder „Flieger, grüß mir die Sonne“ mit nahezu authentischer Stimme singt. Hans Albers Karriere begann „etwas mühsam“, so Ronka Nickel, erst Ende der Zwanziger wurde der 1891 in Hamburg geborene Künstler, der bis dahin schon in über 100 Stummfilmen mitgespielt hatte, so richtig bekannt. Er bekommt die Hauptrolle in einem der ersten Tonfilme, „Die Nacht gehört uns“ - und von da ging es steil bergan. Er spielt Theater, dreht Filme, steht in Revuen auf der Bühne, und „weibliche Hysterie bei öffentlichen 1 von 2 21.02.2013 13:26 Kreis-Anzeiger - Druckansicht: Hans Schwab steht plötzlich auf dem Tisch http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/wetteraukreis/ortenberg/print_12... Auftritten gibt es nicht erst seit den Beatles“, erfährt das Publikum. Auch bei den Auftritten von Hans Albers wartete schon mal der Krankenwagen um die Ecke, denn Ohnmachtsanfälle gehörten zur Tagesordnung. Er sang aber auch zu schön: „In meinem Herzen, da ist für viele Platz...“ Die Revue erobert Berlin und Hans Albers die Berliner. Diese Kunstform gibt ihm endlich die Möglichkeit, sich auszutoben, er singt - „Mein Gorilla hat eine Villa im Zoo“ - spielt, improvisiert. 1933 mussten viele jüdische Künstler Deutschland verlassen, die Kunstszene wurde regelrecht „ausgedünnt“. Auch die jüdische Lebensgefährtin von Hans Albers, Hansi Burg, emigriert 1938 und kehrt erst 1946 zu ihm zurück. Albers war kein Nazi, aber auch kein Widerstandskämpfer. Er singt weiter und dreht Filme, wie 1944 „Die große Freiheit Nr. 7“, während Krieges verboten und 1947 ein Riesenerfolg. Nach dem Krieg geht die Erfolgsgeschichte des großen Blonden weiter. Er spielt auch wieder Theater, wie in München, wo er den „Mackie Messer“ in Brechts Dreigroschenober völlig neu interpretiert, dreht weiter Filme, wie „Bomben auf Monte Carlo“ zusammen mit Heinz Rühmann. Hans Albers lebt auf der Überholspur: zu viel Arbeit, zu viel Alkohol, zu viele Frauen, zu wenig Schlaf und trotzdem ungeheuer professionell. Im Jahre 1960 stirbt er, und bei seiner Beerdigung in Hamburg bricht der Verkehr zusammen, so viele Tausende wollen sich von ihm verabschieden. Filmregisseur Helmut Käutner hält eine berührende Abschiedsrede, „Good bye, Johnny“ für seinen Freund Albers, der auch über 50 Jahre nach seinem Tod noch präsent ist. Hans Schwab, Ronka Nickel, Dirk und Kirsten Raufeisen führten das Publikum durch „das Universum von Hans Albers“, verzauberten die Zuhörer und ließen den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Natürlich gab es Zugaben, und ganz am Ende - wer hätte nicht schon darauf gewartet - erklang das unvergessliche „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Da hielt es die Menschen nicht mehr auf ihren Stühlen - und Hans Schwab stand plötzlich sogar auf einem der Tische. © Kreis-Anzeiger 2013 Alle Rechte vorbehalten | Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Kreis-Anzeiger 2 von 2 21.02.2013 13:26