Predigt Gildentag Peine 17

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Predigt Gildentag Peine 17
Predigt Gildentag Peine
17.6.2012
12:00
Liebe Jugendliche von Labora,
liebe Jugendliche von der BBS Peine,
liebe Festgemeinde zum 13. Peiner Gildentag –
und – 13 – das ist eine gute Zahl!!
Die weist in eine erfolgreiche Zukunft des Gildentages!
Predigt – heißt der Programmpunkt auf dem Zettel für diesen
Gottesdienst.
Eigentlich nicht ganz korrekt ausgedrückt!
Es müsste eigentlich heißen:
Zweite Predigt!
Die erste Predigt haben wir eben schön gehört:
Die Gedanken, die Wünsche, die Anmerkungen und Anfragen
der Jugendlichen der BBS und von Labora.
Und die Gedanken der Verantwortlichen aus Schule, Projekt und
Handwerk.
Eben – O-Ton – Originalton.
Es predigt nämlich immer das echte Leben – und ich sage danke für
diese Beiträge.
Wir brauchen Dich!!
So lautet das Thema, die Überschrift für diesen Gottesdienst.
Wir brauchen wirklich jede und jeden der jungen Menschen hier in Peine
und umzu – und überall in unserem Land.
Am Freitag habe ich noch kurz mit Frau Bickmann telefoniert und Sie
sagte:
Ich sitze hier gerade mit vier ganz tollen jungen Leuten und bereite die
Antworten auf die Fragen für den Gottesdienst vor.
Und auch wenn ich Sie, Frau Bickmann, bei anderen Gelegenheiten
erlebt habe, wurde immer deutlich:
Sie haben eine große Wertschätzung für jungen Menschen!
Und das ist dann ganz in meinem Sinne.
Und es ist so was wie ein Gegenprogramm,
zu dem, was oft so lautet:
Es ist schwierig mit den jungen Leuten,
die wollen nicht arbeiten, die halten nicht durch, die sind verwöhnt
und kommen mit zu vielen Lücken von der Schule.
Wir brauchen Dich!!
Wenn das eine ernst gemeinte Ansage ist,
dann brauchen wir zuerst die Wertschätzung für junge Menschen.
Diesen Satz:
Schön, dass es Dich, dass es Euch gibt und ihr seid wertvoll!
Und wenn das Handwerk oder andere Organisationen junge Menschen
interessieren und gewinnen wollen,
tut der genaue, der differenzierte Blick gut!
Wir haben nämlich eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen Jung und Alt:
Es gibt immer solche und solche – und das pauschale Etikettieren und
Ablegen in Schubladen geht immer haarscharf an der Wirklichkeit vorbei.
Wir brauchen Dich!
Und gut wäre es, wenn wir, und - das ist längst nicht nur Aufgabe des
Handwerks, sagen könnten:
Wir wollen wirklich, ganz im Ernst, dass jeder junge Mensch einen
angemessenen Platz zum Leben und Arbeiten bekommt.
Wie schwer das sein kann,
das wird unter anderem an der Arbeit von Labora deutlich.
Und dazu passt, dass gestern, passend zum Gildentag heute,
die katholische Jugendsozialarbeit die Ergebnisse aus dem
„Sozialmonitor Jugendarmut“ veröffentlicht hat:
Jung, ungebildet und arm – viele junge Erwachsene ohne
Perspektive!
Rund 80.000 junge Leute zwischen 17 und 24 hätten den Anschluss an
Schule, Arbeitswelt und Sozialsysteme völlig verloren.
Das sind genau 80.000 zuviel, denn:
Wir brauchen Dich!!
Was wir aber dabei nicht brauchen, ist die Suche nach Schuldigen und
das Weiterreichen des Schwarzen Peters in unserer Gesellschaft.
Die Zahl 80.000 muss uns unruhig machen – Christenmenschen
gehören da an die Spitze der Bewegung!
Wir brauchen Dich!
Da ist dann noch der Text aus dem Matthäusevangelium,
den Herr Zimmermann zu Beginn vorgelesen hat.
Um in der Sprache des Handwerks zu bleiben:
Ich finde, dieser Text ist eine ziemlich heftige Baustelle,
die ich an diesem Gildentag nicht zu Ende bekomme.
Aber – ich greife aus diesem Text das Stichwort Talente auf.
Damals war das ein Begriff für ca. 36 Kilo Silber – nicht schlecht.
Und einer hatte das einfach sicherheitshalber verbuddelt.
Und heute – beim Gildentag in Peine sage ich:
Bitte das eigene Talent nicht eingebuddelt lassen.
Und – soweit das möglich ist:
In der Lehre, in der Schule, in den Vereinen und wo auch immer:
jungen Menschen helfen,
ihr Talent, ihre Talente zu heben, auszubuddeln.
Um Gottes Willen soll jedes Talent zum Zuge kommen,
sich möglichst vermehren.
Schade, wenn Talente verkümmern, im Verborgenen bleiben und
deshalb womöglich Leben und Arbeiten nicht gelingen.
Wir brauchen Dich!
Auch deshalb, weil aus der Sicht Gottes niemand ohne Talent ist.
Aber auch die Menge an Talent nicht über den Wert eines Menschen
entscheidet.
Die Währung Gottes tickt anders als die Börse!
Gott wünscht sich, dass wir zur Entfaltung kommen.
Liebe Jugendliche,
liebe Gildentagsfestgemeinde!
Natürlich – alles leichter gesagt, gepredigt, als getan.
Und manchmal empfinden Sie, die Sie im Handwerk ausbilden und junge
Menschen begleiten, auch mal zu Recht einen jungen Menschen als
Zumutung und kommen an Grenzen.
Nur – bei näheren Hinsehen und Hinlesen:
Im Wort Zumutung, im Wort zumuten versteckt sich das Wörtchen MUT!
Und deshalb wünsche ich mir, dass wir alle, die wir jede und jeder von
uns Aktien haben im Kontakt und der Begleitung von jungen Menschen,
dass wir dieses „Wir brauchen Dich! Mutig und kraftvoll anpacken.
Jede und Jeder von den jungen Menschen ist wenigstens einen Versuch
wert!
So wünsche ich beiden Seiten – Euch, den jungen Menschen und Ihnen
im Handwerk die jeweils einladende und offene Hand des anderen.
Wir brauchen Euch – die jungen Menschen – im Handwerk und
anderswo.
Und Ihr seid uns wertvoll!
Gott segne das ehrbare Handwerk – heißt es traditionell.
Gotte segne die Menschen dort.
Aber der Segen Gottes soll sich über jede ehrbare Arbeit und über alle
Menschen verströmen.
Über Junge und Alte.
Denn:
Wir brauchen Dich!
Amen.