Der demografische Wandel und seine Auswirkungen
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Der demografische Wandel und seine Auswirkungen
Der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf die Stadt Osterode am Harz Situationsanalyse und Lösungsansätze Bürgermeister Klaus Becker – Stand. 20.09.2010 – Seite 2 von 51 Vorwort Der demografische Wandel und seine Auswirkungen beschäftigen die Politik und die Verwaltung der Stadt Osterode am Harz bereits seit längerem. Ab 2004 wurden dann in verschiedenen Arbeitsgruppen Lösungsansätze und Maßnahmen zu den unterschiedlichsten Problembereichen erarbeitet und dann in der Folge umgesetzt. Als prominentes Beispiel mag hier die komplett neu aufgelegte Grundschulentwicklungsplanung dienen, bei der die Grundschullandschaft den zu erwartenden verringerten Schülerzahlen angepasst und leistungsfähige Einheiten geschaffen wurden. Auch das Thema ÖPNV und Stadtbusverkehr illustriert in hervorragender Art die Problematik. Die vorliegende Ausarbeitung beinhaltet eine sicher zunächst nur grob strukturierte Situationsanalyse bezogen auf Osterode am Harz und gibt zusammenfassende Informationen über die ergriffenen Maßnahmen. Des Weiteren stellt sie Ideen und Lösungsansätze dar, die in den letzten Wochen und Monaten von der Verwaltung und der Politik erarbeitet wurden. Im Rahmen der jährlichen Strategietagung der Stadtverwaltung im Juni 2010 wurde das Thema demografische Entwicklung noch einmal gründlich bearbeitet und die Gedanken daraus sind ebenfalls in diese Ausarbeitung eingeflossen, außerdem als Grundlage die Erkenntnisse der Enquete-Kommission „Demografischer Wandel-Herausforderung an ein zukunftsfähiges Niedersachsen“ des Niedersächsischen Landtages in der 15. Wahlperiode.. Es ist nun die Aufgabe von Bürgermeister, Politik und Verwaltung, die Ideen zu prüfen und ggf. weiter zu entwickeln, um sie den bereits laufenden Maßnahmen hinzuzufügen, damit Osterode weiter fit für die Zukunft gemacht wird. Es ist meines Erachtens dabei wichtig, bereits bei der Ideenentwicklung, aber auf jeden Fall bei der Umsetzungsplanung und spätestens bei der Durchführung der Maßnahmen, neben der Nachhaltigkeit auch auf ökologische Gesichtspunkte zu achten, sowie die Gedanken des Gender Mainstreaming einzubinden. In diesen Prozess müssen alle gesellschaftlichen Kräfte und vor allem die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden, um den notwendigen Gesamtkonsens zu erreichen. Osterode im September 2010 Klaus Becker -Bürgermeister- Seite 3 von 51 Inhaltsverzeichnis I. Einführung II. Bevölkerungsentwicklung a) Entwicklung in Deutschland b) Entwicklung in Niedersachsen c) Entwicklung im Landkreis Osterode am Harz d) Entwicklung in der Stadt Osterode am Harz e) Entwicklung in ausgewählten Ortsteilen der Stadt Osterode am Harz f) Exkurs Entwicklung in Europa und hier speziell in Frankreich III. Chancen und Potenziale des demografischen Wandels IV. Strategie V. Eingeleitete Maßnahmen und Lösungsansätze in den Handlungsfeldern a) Arbeit und Wirtschaft b) Integration c) Bildung d) Siedungsentwicklung e) Mobilität in der Stadt f) Kultur g) soziale Infrastruktur h) technische Infrastruktur i) Entwicklung der Verwaltung VI. Fazit VII. Anhang Seite 4 von 51 I. Einführung Der demografische Wandel zählt auf absehbare Zeit zu den großen Herausforderungen für die Kommunen in Deutschland. Da besonders der südniedersächsische Raum bereits jetzt intensiv von den Auswirkungen betroffen ist, hat sich die Stadt Osterode am Harz sehr früh im Rahmen von Arbeitskreisen und Modellprojekten mit dem Thema beschäftigt, um zum einen die Chancen und Potenziale dieser Veränderungen frühzeitig zu erkennen und Vorteile aus der Entwicklung zu ziehen und auf der anderen Seite die negativen Auswirkungen abzumildern. Auch das ländliche Regionalmanagement Osterode am Harz (ILEK) hat das Thema „Auswirkungen des demografischen Wandels“ sowie die damit verbundene Leerstandsproblematik als wichtigste Zukunftsthemen im Rahmen einer Evaluation benannt1. Der demografische Wandel ist ein komplexes, soziokulturelles Phänomen, das sich in unterschiedlichen Dimensionen ausdrückt, z.B. durch die Verringerung der Zahl der Menschen die Zunahme des Alters der Menschen einem zunehmenden Anteil von zugewanderten Menschen und ihrer Nachkommen an der Bevölkerung sowie eine Heterogenisierung und Vereinzelung in der Gesellschaft. Die Gestaltung des demografischen Wandels und seiner Folgen ist eine Daueraufgabe der Stadt Osterode am Harz, die Zeit und Ressourcen kostet, jedoch mittel- und langfristig gesehen eine Investition in die Zukunft darstellt, wenn es gelingt, die Chancen und Potenziale im Wandel zu entdecken und zu heben. Hierzu ist aber eine strategische Ausrichtung notwendig, d.h. für die einzelnen Teilhaushalte müssen Ziele entwickelt werden, die sich am demografischen Wandel orientieren. II. Bevölkerungsentwicklung a) Entwicklung in Deutschland Bevölkerungsstand am 31.12. ... nach Geschlecht - in 1 000 Bevölkerungsfortschreibung 2005 2006 2007 2008 Insgesamt 82 438,0 82 314,9 82 217,8 82 002,4 Männlich 40 340,0 40 301,2 40 274,3 40 184,3 Weiblich 42 098,0 42 013,7 41 943,5 41 818,1 2008 wurden in Deutschland 675.200 Kinder geboren. Dies war gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 7.500 Geburten und lag nur geringfügig über dem historischen Tiefstand von 672.700 Geburten im Jahr 2006. Aus der absoluten Geburtenzahl für das Jahr 2008 ergibt sich eine Geburtenrate von 8,2 Kindern je 1.000 Einwohner. Der seit längerem zu beobachtende Geburtenrückgang erklärt sich vor allem aus einer sinkenden 1 vTI-Evaluierung ILE Region Befragung 2009; Kurzpräsentation der Ergebnisse bei der Lenkungsauschussitzung am 12.08.2010 Seite 5 von 51 Zahl von Frauen im gebärfähigen Alter (15 bis 44 Jahre), denn die kopfstarken Altersgruppen der Babyboomer verlassen langsam aber sicher das Alter, in dem man überhaupt Kinder bekommen kann. Dramatischer ist der Geburtenrückgang über den Zeitraum der letzten 50 Jahre: 1964, in dem Jahr mit der höchsten jemals erfassten Geburtenzahl, wurden in Deutschland 1.357.300 Kinder oder 18,0 Kinder je 1.000 Einwohner geboren. Dies waren mehr als doppelt so viele Neugeborene wie 2008. Da die Sterberate in Deutschland im Gegensatz zur Geburtenrate konstant über zehn je 1.000 Einwohner liegt, ist der natürliche Bevölkerungssaldo seit langem negativ. Dennoch ist die Bevölkerung zwischen 1972 und 2002 um 3,5 Millionen angewachsen – einzig aufgrund von Zuwanderung. Seit 2003 reicht die Zahl der Zuwanderer nicht mehr aus, um den natürlichen Bevölkerungsverlust wett zu machen, und Deutschland schrumpft. Insgesamt ging die Bevölkerungszahl von Deutschland seit ihrem Maximum im Jahr 2002 bis Ende 2008 um 474.400 Personen zurück. Deutschland liegt mit 1,34 Geburten je Frau, unter dem Durchschnitt der EU. Dieser Wert entspricht jedoch lediglich zwei Dritteln der zum natürlichen Erhalt der Generationsgröβe erforderlichen Zahl von 2,1 Kindern je Frau. Das zu niedrige Geburtenniveau ist entscheidend für die langfristig negative Bevölkerungsentwicklung und mitverantwortlich für die Alterung der Bevölkerung. Über derartige soziale Normen zu Familie und Kindern geben die Umfragen des Eurobarometers Aufschluss. Nach der idealen Anzahl Kinder gefragt, antworten deutsche Frauen und Männer mit einem Wert von etwa 2,2, was unterhalb des Durchschnitts in der EU liegt. Es scheint, als habe die Sozialisierung in einem Umfeld mit wenigen Geschwistern die Deutschen bereits geprägt. Für die Familienpolitik bedeutet der niedrige Kinderwunsch einen begrenzten Handlungsspielraum. Maßnahmen wie das 2007 in Deutschland eingeführte Elterngeld, die der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der finanziellen Absicherung junger Mütter und Väter dienen sollen, können auf kurze Sicht allein darauf abzielen, die tatsächliche Geburtenrate der angestrebten so weit wie möglich anzunähern. Werte und Einstellungen zu Familie und Kindern können hingegen nur sehr viel langfristiger beeinflusst werden. Vor hundert Jahren betrug die durchschnittliche Lebenswartung 45 Jahre. Heute liegt sie bei 76 Jahren für den neugeboren Jungen und 82 Jahren für das neugeborene Mädchen, und steigt jährlich um 3 Monate. Wir leben in einer alternden Gesellschaft. Wir erleben nicht nur eine enorme Zunahme der Zahl der über 60-jährigen, sondern auch über 70-, 80-, 90- und Hundertjährigen. (im Jahre 2050 rechnet man in Deutschland mit rund 115 000 Hundertjährigen, während heute es nur 10 000 gibt). Zuwanderung und Abwanderung hielten sich in Deutschland im Jahr 2008 annähernd die Waage. Ein minimaler Wanderungsüberschuss von 4.800 Menschen bedeutet den niedrigsten Wert seit 1984, als der Saldo letztmals negativ ausfiel. Der sich seit einigen Jahren abzeichnende Trend hin zu weniger Zuwanderung hält somit an. Der Rückgang der Zuwanderungen in Deutschland lässt sich zu einem großen Teil damit erklären, dass sich das Reservoir der Spätaussiedler langsam erschöpft und die gesetzlichen Auflagen strenger geworden sind. Nach dem Höhepunkt der Migration von 397.000 Personen im Jahr 1990 waren es 2002 noch knapp 100.000 und vier Jahre später nur mehr 7.700. Ohne die Spätaussiedler hätte es schon in den Jahren 1997 und 1998 mehr Abwanderung als Zuwanderung in Deutschland gegeben, und der Bevölkerungsrückgang hätte bereits früher eingesetzt. Die ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, und der EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit, Vladimír Špidla, betonen heute die Bedeutung der älteren Generation für Europa: "Ältere Menschen können mit ihren Erfahrungen, ihrem Engagement und nicht zuletzt Seite 6 von 51 mit ihrer Wirtschaftskraft einen wichtigen Beitrag zu Wachstum und wirtschaftlicher Entwicklung leisten." Das große Potenzial dieser so genannten „silver-economy“ belegt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Danach verfügt die Generation der über 60 Jährigen in Deutschland über eine Kaufkraft von 316 Milliarden Euro – und erbringt damit fast ein Drittel des gesamten privaten Konsums. Dieser Anteil wird bis 2050 rein aus demografischen Gründen auf 386 Milliarden Euro steigen und damit mehr als 41 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen. Es ist zu beobachten, wie zum einen die Wirtschaft davon profitieren kann, wenn sie ältere Menschen aktiv einbindet, etwa bei der Produktentwicklung oder in der Unternehmensberatung. Die Praxisbeispiele zeigen aber auch, wie ältere Menschen von guten Produkten und Dienstleistungen für mehr Lebensqualität im Alter profitieren können, wenn Unternehmen ihre Konsumwünsche und Bedürfnisse ernst nehmen2. b) Entwicklung in Niedersachsen Bevölkerungsbewegung im Jahr Land BevölkeStatistische Geburten- ZugeFortWander.- Bevölkerung Region*, Kreis* überschuß zogene gezogene gewinn rungsam GeGeEinheitsoder oder zu- oder 31.12. borene storbene /Samtgemeinde* -defizit 1) 1) -verlust -abnahme Mitgliedsgemeinde* 2 4 5 6 7 8 9 10 1968 7038484 122451 86501 35950 497739 487715 10024 45974 1978 7225167 68557 85562 -17005 414541 396534 18007 1002 1988 7184943 76036 82920 -6884 367634 339409 28225 21341 1994 7715363 81520 85700 -4180 604572 533033 71539 67359 1998 7865840 82207 83677 -1470 537248 515336 21912 20442 1999 7898760 80483 82652 -2169 555609 520520 35089 32920 2000 7926193 79436 82901 -3465 565489 534591 30898 27433 2001 7956416 75239 82516 -7277 579275 541776 37499 30222 2002 7980472 73193 83512 -10319 569306 534930 34376 24057 2003 7993415 70563 85336 -14773 547137 519402 27735 12962 2004 8000909 70371 81487 -11116 521341 501741 19600 8484 2005 7993946 66993 82976 -15983 472745 463479 9266 -6717 2006 7982685 65327 82121 -16794 437806 432332 5474 -11320 2007 7971684 65326 82277 -16951 440830 434925 5905 -11046 2008 7947244 64887 84874 -19987 445749 450086 -4337 -24324 2005 war die Einwohnerzahl um 26,5 % höher als 1946, und um 10,8 % höher als 1972. Bei einem Vergleich der Entwicklung der Bundesländer zwischen 1995 und 2005 liegt 2 Daten zusammengestellt für Präsentation „Demografischer Wandel“ von Marine Monpays, Armentieres Juni 2010 Seite 7 von 51 Niedersachsen mit einem Bevölkerungszuwachs von 2,7 % nach Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein auf dem vierten Rang. Nach den Studien haben alle Bundesländer bis 2050 einen erheblichen Bevölkerungsrückgang zu erwarten. Der Bevölkerungsverlust Niedersachsens würde danach mit 18,1 % um knapp 1,5 Prozentpunkte höher ausfallen als der Bundesdurchschnitt. b) Entwicklung im Landkreis Osterode am Harz d) Entwicklung in der Stadt Osterode am Harz Jahr 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 GeburtenBevölkerung GeGeüberschuß Zuge- Fortgeam 31.12. borene storbene oder -defizit zogene zogene 23675 23993 24209 24474 24643 24845 25054 25300 169 164 176 190 169 184 196 206 288 326 324 291 358 338 345 350 -119 -162 -148 -101 -189 -154 -149 -144 798 891 829 885 900 933 905 1037 999 945 946 954 916 988 1002 1164 Wandergewinn oder verlust Bevölkerungs zu- oder abnahme -201 -54 -117 -69 -16 -55 -97 -127 -320 -216 -265 -169 -202 -209 -246 -271 Seite 8 von 51 e) Entwicklung in ausgewählten Ortsteilen der Stadt Osterode am Harz Beispiel Lerbach Die Ortschaft Lerbach hat in den letzten 15 Jahren viel Infrastruktur eingebüßt. Nach und nach haben Geschäfte (Schlachter, Bäcker, Lebensmittelladen) geschlossen und im Jahr 2009 musste mangels ausreichender Gäste verbunden mit einem hohen Sanierungsbedarf das Waldschwimmbad geschlossen werden. Ende 2009 wurde die Ortschaft dann in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen, und gemeinsam mit der Bevölkerung wurden Projekte erarbeitet, die letztendlich Lerbach attraktiveren sollen. So soll der drastische Bevölkerungsrückgang zumindest verlangsamt werden und die Ortschaft gerade für Neubürger interessant werden. Beispiel Schwiegershausen Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Einwohner 1.821 1.829 1.827 1.804 1.831 1.828 1.822 1.777 1.779 1.757 1.756 1.744 1.736 Seite 9 von 51 f) Exkurs Entwicklung in Europa und hier speziell in Frankreich3 Der demographische Wandel wird dadurch verursacht, dass Menschen länger leben. Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl älterer Arbeitnehmer (zwischen 56 und 64 Jahren) um 24 Millionen steigen. Im nächsten Jahrzehnt werden Menschen im Alter von über 40 Jahren die Mehrheit der Bevölkerung in Europa ausmachen, während es in Deutschland und Italien 60 Prozent der Bevölkerung sein werden. Infolgedessen wird es erheblich weniger Menschen im berufsfähigen Alter geben, während Menschen im Alter von über 65 Jahren mehr als 30 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union ausmachen werden. Die gesamte Anzahl der 50-65-jährigen in den fünf größten EU-Volkswirtschaften, die zwei Drittel des europäischen BIP repräsentieren, wird um 16 Prozent steigen und die Anzahl der Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren wird um nahezu 10 Prozent sinken. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist gestiegen und die Anzahl von Menschen mit mehr als 80 Jahren wird bis 2050 um rund 180 Prozent steigen. Diese Veränderung geht mit der entsprechenden Reduktion der Fruchtbarkeitsrate in ganz Europa einher, die heute unter dem Niveau liegt, das notwendig ist, um die derzeitige Bevölkerung zu ersetzen, sowie mit einer kleineren Anzahl an jungen Menschen, die in den Arbeitsmarkt eintreten. Wenn in Deutschland über die demografische Lage in Frankreich gesprochen wird, stehen meist die für deutsche Verhältnisse beeindruckend hohen Nachwuchszahlen im Vordergrund. Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau lag bei unseren südwestlichen Nachbarn im Jahr 2007 bei 1,96, zwischen Greifswald und dem Bodensee aber nur bei 1,37 – also bekommen französische Frauen knapp 50 Prozent mehr Kinder. Als Erklärung dafür dient meist eine grundsätzlich verschiedene Familienpolitik der beiden Länder. So versucht Frankreich seit langem, durch eine familienfreundliche Fiskalpolitik und qualitativ gute Betreuungsbedingungen für Kinder es Eltern zu erleichtern, Familie und Beruf zu vereinbaren (Deutschland strebt seit kurzem an, Elemente dieser Politik zu kopieren!). Schon in den 1970er Jahren bemühte sich die französische Politik um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und unterstützte das Zwei-Verdiener-Modell mit guten öffentlichen Betreuungsmöglichkeiten schon für unter Dreijährige. So kam es, dass Frankreich nie sehr niedrige Fertilitätsraten erlebt hat, wie sie in Deutschland seit fast 40 Jahren die Norm sind. Zwar erlangten Frauen auch in Deutschland immer bessere Berufsqualifikationen und fanden Jobs – sie konnten aber kaum auf die Unterstützung des Staates bei der Gründung einer Familie hoffen. Anders als Frankreich sitzt Deutschland heute in einer sogenannten Fertilitätsfalle. Dies besagt, dass wenige oder gar keine Kinder zu haben bereits zu einer sozialen Norm geworden ist. So setzen die über einen langen Zeitraum niedrigen Geburtsraten eine demografische Abwärtsspirale in Gang. 3 Präsentation von Marine Monpays, Armentieres vom 23.06.2010 Seite 10 von 51 Seite 11 von 51 Daraus ergeben sich folgende demografische Kennziffern für den Vergleich DeutschlandFrankreich: Der Nord Pas-de-Calais (d.h. die Region um Armentieres) hat allerdings ein ähnliches Problem wie Osterode. Die Lebensbedingungen sind schwieriger als anderswo und die soziale Lage ist teilweise kritisch. Dadurch bedingt verlassen viele junge Erwachsene die Region und die Bevölkerung altert. Sowohl Deutschland als auch Frankreich sehen sich einer raschen Alterung ihrer Gesellschaften ausgesetzt. Dieser Trend geht in Deutschland mit einer schrumpfenden und in Frankreich mit einer wachsenden Gesamtbevölkerung einher. Diese Erfahrung zeigt, dass es auch für ein hoch entwickeltes Industrieland möglich ist, demografisch stabil zu bleiben. Die gegensätzlichen demografischen Entwicklungen haben Folgen für die Wirtschaftskraft der beiden Länder. Während Deutschland sein Nachbarland beim Bruttoinlandsprodukt absolut derzeit noch deutlich übertrifft, ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in beiden Ländern schon heute sehr ähnlich. Bei ähnlichen Produktivitätssteigerungen diesseits und jenseits der Grenze könnte Frankreich Mitte des Jahrhunderts nicht nur demografisch, sondern auch wirtschaftlich vor Deutschland stehen. Der Knappheit an Arbeitskräften wird die deutsche Wirtschaft nur durch Investitionen in Bildung, eine bessere Integration von Zuwanderern, Innovationen und Produktivitätssteigerungen begegnen können. III. Chancen und Potenziale des demografischen Wandels Auf den Rat und die Verwaltung der Stadt Osterode am Harz kommen aufgrund des demografischen Wandels drei große Herausforderungen zu: 1. Um die notwendigen Veränderungen nachhaltig und wirksam einzuleiten, bedarf es qualifizierter Planungs- und Umsetzungsprozesse, die über das hierarchische Zielsystem der Stadt strategisch angelegt und gesteuert werden. 2. Des Weiteren besteht die Notwendigkeit, die einzelnen Produkte der Stadt dem veränderten Aufgabenkatalog anzupassen und innovative Lösungen für kommunale Infrastrukturleistungen zu entwickeln und umzusetzen. Seite 12 von 51 3. Da der demografische Wandel und seine Auswirkungen tief in die gesellschaftlichen Strukturen der Stadt Osterode am Harz eingreifen, bedarf es einer engen Einbindung der Bürger und Bürgerinnen in diese Entwicklung. Die Einwohner müssen bei der Entwicklung mitgenommen und vor allem zu verantwortungsvollem Eigenengagement animiert werden. Mit Blick auf diese drei Herausforderungen müssen die verschiedensten kommunalen Handlungsfelder vor dem Hintergrund des demografischen Wandels beleuchtet und passende Ziele dazu entwickelt werden. Im Folgenden sollen diese Handlungsfelder kurz angerissen werden: 1. Arbeit und Wirtschaft Attraktive Standortbedingungen sind die entscheidende Voraussetzung, um Unternehmen am Standort binden zu können und ggf. neue Unternehmen zur Ansiedlung und Gründung zu gewinnen. Die Gewährleistung von günstigen Rahmenbedingungen für Investitionen und unternehmerische Aktivitäten sind also von zentraler Bedeutung, von der eben nicht nur die Unternehmen profitieren, sondern besonders auch die Arbeitnehmer und damit die ganze Region. Unter dieses Handlungsfeld fallen auch alle Aktivitäten, die mit dem Thema Attraktivität der Innenstadt und Osterode als Einkaufstadt zu tun haben. Die negative Entwicklung des Einzelhandelsangebotes besonders im Innenstadtbereich ist ein vielschichtiges Problem, welches nicht nur mit der demografischen Entwicklung sondern u.a. auch mit gesellschaftlichen Veränderungen wie z.B. anderen Einkaufsgewohnheiten (Stichwort Internethandel, Factory-Outlets) zu tun hat. 2. Integration Der Integration der Menschen mit Migrationshintergrund kommt in den Bereichen Sprache, Bildung, Arbeit, Wirtschaft und Ausbildung, Wohnen und gesellschaftliche Teilhabe eine Schlüsselrolle zu. Der Zuzug von Migranten ist wichtig, um den Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials zu verlangsamen. Es muss also darum gehen, die Integration dieser Personengruppe wesentlich zu verbessern. Hier wurden in den vergangenen Jahren in der Stadt Osterode am Harz bereits wichtige Grundlagen geschaffen. 3. Bildung Bildung ist die Schlüsselstelle der demografischen Entwicklung in unserem Landkreis. Der Anteil ausbildungsfähiger Schulabgänger muss erhöht werden. Ein wichtiger Weg zur Verbesserung der Zukunftsfähigkeit der Stadt Osterode am Harz liegt deshalb darin, das Handlungsfeld Bildung in kommunaler Verantwortung gemeinsam mit dem Landkreis Osterode am Harz zu gestalten. Das Oberziel des Landkreises Osterode am Harz, gerade im Hinblick auf Bildung für jeden, ist hier vorbehaltlos zu unterstützen. Kein Kind, kein Jugendlicher darf verlorengehen. Ein besonderes Augenmerk muss auf die Bildungschancen von Migrantenkindern gelegt werden. Die Stadt Osterode am Harz kann hier im Bereich der frühkindlichen Betreuung in den Krippen und Kindertagesstätten einiges zur Zielerreichung beitragen. Hierbei geht es auch darum, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. 4. Siedlungsentwicklung Für die Stadt Osterode am Harz wird ein weiterer starker Rückgang der Bevölkerung, vor allem auch in den Ortsteilen, prognostiziert. Des Weiteren werden künftig mehr alte Menschen hier leben, während der Anteil von Kindern und Jugendlichen sinkt. Aus dieser Situation heraus wird sich ein verstärkter Wettbewerb zwischen den Städten und Gemeinden um Einwohner entwickeln. Neben einer guten wirtschaftlichen Entwicklung und einem ausreichenden Arbeitsplatzangebot kommt es für die Frage, in Seite 13 von 51 welcher Stadt die Menschen ihren Wohnsitz wählen, entscheidend auf die Qualität und Bezahlbarkeit des vorhandenen Wohnungsangebotes und die Attraktivität des Wohnumfeldes an. Eines der Ziele muss es sicherlich sein, den Stadtkern bzw. die Dorfkerne nicht veröden zu lassen, sondern durch geeignete Maßnahmen Zuzug in Gebrauchtimmobilien zu forcieren. 5. Mobilität in der Stadt Die demografische Entwicklung rückt besonders die Mobilität älterer Menschen in den Fokus. Um besonders ihnen das Wohnumfeld positiv zu gestalten, sollte über die verschiedensten verkehrspolitischen Maßnahmen nachgedacht werden. Hierzu zählen z.B. längere Ampelphasen für Fußgänger, Ausweitung von Tempo-30-Zonen in Wohngebieten und in der Nähe wichtiger Dienstleistungszentren, Überquerungshilfen bei breiten Straßen, breite und hindernisfreie Fußwege, witterungsbeständige und ausreichende Sitzgelegenheiten sowie die Aufrechterhaltung eines bezahlbaren Stadtbusverkehrs. Vergessen werden dürfen hier aber auf keinen Fall die Bewohner der Ortsteile, denn auch diese sind mehr und mehr auf einen funktionierenden ÖPNV oder alternative Angebote angewiesen. 6. Kultur Der demografische Wandel wird in der Stadt Osterode am Harz und ihren Ortsteilen erhebliche Konsequenzen für die kulturelle Infrastruktur und das Angebot haben. Bereits jetzt erleben wir in manchen Bereichen ein Vereinssterben oder zumindest ein Zurückfallen in die Inaktivität von vielen alten Vereinen. Im Vereinswesen wird es daher sicherlich darum gehen, durch geschickte Kooperationen/Fusionen die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und im öffentlichen Bereich wird es weniger darum gehen, neue Einrichtungen zu schaffen, sondern vielmehr, die bestehenden zu erhalten und vor allem qualitativ weiter zu entwickeln. Kulturförderung ist aber auch eine Investition in die Zukunft der Kommunen, muss also als wichtiger Standortfaktor gesehen werden. 7. Soziale Infrastruktur Gerade weil die Zahl der Kinder und Jugendlichen in der Stadt zurückgeht, muss hier versucht werden, gegenzusteuern. Es geht hier vor allen darum, die Zukunftschancen für Kinder zu verbessern, aber auch Freizeitangebote für Jugendliche zu schaffen. Des Weiteren gehört hier sicher auch die weitere Umsetzung flexibler Betreuungszeiten für Kinder berufstätiger Eltern dazu. Die Stadt Osterode am Harz ist hier bereits sehr weit, aber man kann zusätzlich noch über Öffnungen an Samstagen oder sogar an Nachtbetreuung denken. Auch die pädagogische Betreuung in den Kindertageseinrichtungen, d.h., die Entwicklung der Kitas zu vorschulischen Bildungseinrichtungen kann ein wichtiges Ziel für die Zukunft sein. Die stark zunehmende Zahl der älteren Menschen ist eine weitere wichtige große Herausforderung im Rahmen des demografischen Strukturwandels. Hier sind völlig neue Konzepte und Strukturen zu entwickeln, die dem neuen „Bild der Alten“ gerecht werden. Ältere Menschen sollen und wollen Verantwortung übernehmen und an der Entwicklung, Planung und Durchführung der auf sie bezogenen Angebote und Dienste beteiligt werden. Hier besteht in der Stadt Osterode am Harz bereits ein gut funktionierendes Netzwerk, das es zu nutzen gilt. In dieses Handlungsfeld gehören u.a. auch die Themen ärztliche Versorgung und Inklusion, d.h. Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen. Seite 14 von 51 8. Technische Infrastruktur Die Technische Infrastruktur wie z.B. die ganze Ver- und Entsorgung ist zumeist direkt von der Anzahl der Nutzer abhängig. Reduziert sich deren Zahl, werden die Fixkosten auf eine kleinere Anzahl von Verbrauchern verteilt und die Pro-Kopf-Kosten steigen. Der Bevölkerungsrückgang führt dazu, dass die Auslastung der Versorgungsnetze sinkt. Dadurch kann es für die Nutzer zu erheblichen Kostensteigerungen kommen. Neben diesen direkten Kosten können darüber hinaus indirekte Kosten entstehen, z.B. durch die Notwendigkeit, Leitungen häufiger durchzuspülen. Auch öffentliche Gebäude wie z.B. Grundschulen, Kindertagesstätten etc. müssen in ihrer Anzahl und Größe den sich verändernden Bedingungen angepasst werden. Auswirkungen gibt es auch auf die Verkehrsinfrastruktur, beispielsweise auf die Größe der Fußgängerzone. Aufgrund der tendenziell sehr langen Investitionszyklen von Infrastruktureinrichtungen muss hier bei sämtlichen Investitionsentscheidungen sehr langfristig gedacht werden. Gerade diese Entscheidungen sind einem genauen Demografie-Check zu unterziehen, um Fehlinvestitionen zu vermeiden. Dieser wird in die sowieso gemäß der Gemeindehaushaltsund –kassenverordnung (GemHKVO) vorgeschriebenen Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Folgekostenbewertungen für Investitionen einbezogen. Infrastrukturprojekte sind in der Regel sehr groß und komplex. Sie haben eine lange Planungszeit und eine sehr lange Marktwirksamkeit, sind also eher für Dekaden als für Jahre konzipiert. Nachträgliche Größenanpassung kann zu großer Ressourcenverschwendung führen. In diesem Handlungsfeld müssen auch Aufgaben wie beispielsweise der flächendeckende Brandschutz einbezogen werden, denn künftig werden weniger Freiwillige für den Feuerwehrdienst zur Verfügung stehen. 9. Verwaltung Der Veränderung in der Gesellschaft muss auch durch die Anpassung der Verwaltungsorganisation Rechnung getragen werden. Es ist allerdings viel zu kurz gedacht, wenn man meint, die Größe der Verwaltung (Beschäftigtenzahl) einfach entsprechend der Bevölkerungsanzahl herunterfahren zu können. Ganz im Gegenteil: gerade im Zusammenhang mit der Erarbeitung von Maßnahmen zur Anpassung der Stadt an die neuen Verhältnisse wird zunächst eine eher größere Manpower in den Bereichen benötigt, was zur Zeit über Mehrarbeit bzw. Zeitverträge realisiert wird. Dadurch bleibt man flexibel, um dann in Zukunft das Personal langsam entsprechend der zu erledigenden veränderten Aufgabenstellungen abzuschmelzen. Über das seit 2009 laufende Projekt „Masterplan e-Government“ wird diese Entwicklung vorgeplant und gesteuert. IV. Strategie Dem demografischen Wandel in der Stadt Osterode am Harz sollte grundsätzlich mit einer Zwei-Wege-Strategie begegnet werden. Einerseits müssen die Auswirkungen (Effekte) des demografischen Wandels bewältigt werden, andererseits können durch gezielte Maßnahmen die Ursachen (Gründe) für den Wandel zumindest teilweise positiv beeinflusst werden. Das Management des demografischen Wandels kann aber nur gelingen, wenn Verwaltung, Politik und die Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen in diesen Prozess mit einbezogen werden. Widerstände gegen einzelne Maßnahmen, das hat die Vergangenheit gezeigt, beruhen häufig auf mangelhafter Information. Die Verbesserung der Informationslage ist somit eine zentrale Vorbedingung für die erfolgreiche Gestaltung des demografischen Wandels. Seite 15 von 51 Das Beispiel der Grundschuldiskussion in den letzten 3 Jahren hat deutlich gezeigt, dass diese Informationspolitik sehr umsichtig geplant werden muss, damit die gegebenen Informationen auch wirklich wahrgenommen und umgesetzt werden. Neben einer guten Pressearbeit sind sicherlich Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Bürgerversammlungen die geeigneten Mittel, um die gemeinsamen Zukunftsprobleme darzustellen und Lösungsansätze zu entwickeln, bzw. die betroffenen Bürgerinnen und Bürger zu überzeugen. Verschiedenste Instrumente können dann zur Erreichung der strategischen Ziele eingesetzt werden. Die Stadt Osterode am Harz hat bereits ein integriertes Stadtentwicklungskonzept in Auftrag gegeben und es laufen in den Ortschaften Lerbach und Düna Projekte zur Dorferneuerung. Anschließen können sich hier noch beispielsweise eine Verkehrsentwicklungsplanung sowie eine soziale Infrastrukturplanung. Wichtig sind in diesem Zusammenhang sicherlich auch möglichst kleinräumige Bevölkerungsprognosen wie in Lerbach bereits geschehen, um die Entwicklung in den einzelnen Ortschaften genauer analysieren zu können und Maßnahmen zu entwickeln. Ein gutes Demografiecontrolling rundet die strategische Planung ab. Hier müssen in regelmäßigen Intervallen bestimmte Indikatoren abgefragt werden, um die Sinnhaftigkeit eingeleiteter Maßnahmen zu überprüfen und um ggf. nachsteuern zu können. Mögliche Indikatoren sind hier: Bevölkerungsentwicklung Anteil der Altersgruppen an der Bevölkerung Anteil der Personen mit Migrationshintergrund Geburten- und Sterbesaldo Wanderungssaldo Haushaltsstruktur (Anteil der Haushalte nach Haushaltsgröße, Anteil der Haushalte nach Anzahl der Kinder, Anteil der allein erziehenden Haushalte an allen Haushalten) V. Eingeleitete Maßnahmen und Lösungsansätze in den Handlungsfeldern a) Arbeit und Wirtschaft Die im Jahre 2004 geschaffene Stelle „Kontaktstelle Wirtschaft“ ist der zentrale Lösungsansatz in diesem Arbeitsfeld. Gemeinsam mit dem Bürgermeister hält der Stelleninhaber engen Kontakt zu den Unternehmen im Stadtgebiet, um als Problemlöser den Betrieben günstige Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Bestandspflege steht hierbei oben an, denn zufriedene Unternehmensleitungen und Mitarbeiter sind die besten Werbeträger für den Standort Osterode am Harz. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit aber auch durch die Mitwirkung in Verbänden wie beispielsweise der MEKOM, dem Regionalverband Südniedersachsen und der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg macht die Stadt auf sich aufmerksam. Für das Jahr 2010 und ggf. folgende, wird zurzeit die Teilnahme an einer der weltgrößten Immobilienmessen, der EXPO REAL in München geplant. Auch eine Teilnahme an der Auswanderermesse in Utrecht/NL wird derzeit in Kooperation mit MEKOM und dem Landkreis überlegt.. Durch gezielte Investitionen hat die Stadt in der jüngsten Vergangenheit die Rahmenbedingungen für die in Osterode am Harz operierenden Unternehmen verbessert. Als herausragendes Beispiel wäre hier das Projekt „Medical Technology Area“ (MTA) zu nennen. Die Maßnahme diente dazu, zwei unorganisch gewachsene Gewerbegebiete miteinander zu verknüpfen, die Verkehrssituation für die Unternehmen durch Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz zu verbessern und Synergien durch Stärkung der Zusammenarbeit der dort Seite 16 von 51 ansässigen Betriebe zu heben. Konflikte durch die bestehende Gemengelage in den GEGebieten „Untere Söse“ und „Gipsmühlenweg“ wurden durch eine Entflechtung des Verkehrs vermieden bzw. beseitigt. Die Kontaktstelle Wirtschaft unterstützt und koordiniert Investitionsmaßnahmen z.B. durch sog. „Antragskonferenzen“, bei denen unter Einbeziehung aller relevanter Stellen (z.B. Landkreis, Gewerbeaufsicht etc.) die Gesamtthematik an einem Tisch besprochen wird, mit dem Ziel das Verfahren zu beschleunigen, so geschehen z.B. in Sachen Nachnutzung Kaserne. Die Unterstützung der heimischen Wirtschaft ist aber auch keine Einbahnstraße. Sie muss auch in die Pflicht genommen werden, für ihren Standort einzustehen. Viele tun dies bereits, aber manches global geführte Unternehmen identifiziert sich in keiner Weise mit seinem Standort. Hieran müssen die Stadtverwaltung und die Politik arbeiten4. Auch im Bereich der Ausbildungsplatzförderung ist die Stadt aktiv. Durch die eigene hohe Ausbildungsquote von ca. 9% wird ein gutes Beispiel gegeben, es erfolgen aber auch regelmäßige Gespräche mit Unternehmen, die noch nicht, oder nur in geringer Anzahl ausbilden. Ein weiteres zu beachtendes Thema im Zusammenhang mit der Personalwirtschaft ist die Überalterung von Belegschaften, wie sie die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12.07.2010 zum Thema gemacht hat5. Nicht nur die Betriebe im Bereich der Stadt Osterode am Harz, sondern auch die Stadt Osterode am Harz als Arbeitgeber selbst wird mit dieser Problematik konfrontiert werden. Viele Unternehmen sind auf alternde Belegschaften offensichtlich nicht vorbereitet. Ältere Beschäftigte werden in deutschen Unternehmen nämlich wenig geschätzt. Eine auf 3 Jahre angelegte Online-Umfrage zur Altersakzeptanz stellt schon nach wenigen Monaten fest: der durchschnittliche Wert der Altersakzeptanz beträgt 37 auf einer Skala von 0 (keine Altersakzeptanz) bis 100 (volle Altersintegration). Die Befragten bewerten sie negativer je älter sie selbst sind, die Folgen also am eigenen Leib verspüren – Frauen stärker als Männer. Der niedrige Wert ist zum Teil ein Erbe der jüngeren Vergangenheit, in der Unternehmen den notwendigen Personalumbau vor allem auf Kosten älterer Mitarbeiter vorangetrieben haben. Gerechtfertigt wurde dieser Personalumbau auf Kosten älterer Mitarbeiter mit Defiziten bei der geistigen Leistungsfähigkeit, die von der Altersforschung längst widerlegt sind. So hat etwa eine Recherche der FAZ-Sonntagszeitung vom 14. Juni 2009 festgestellt, dass Deutschlands Wirtschaft in Mitarbeiter jenseits der 55 nicht mehr investiert. Für die Stadt Osterode am Harz war der Personalumbau in der jüngsten Vergangenheit kein Thema, u. a. auch, weil länger beschäftigte Mitarbeiter im öffentlichen Dienst durch den Tarifvertrag besonders geschützt sind. Wie sieht heute die Realität aus? Altersstruktursimulationen haben eindeutig nachgewiesen: die meisten Unternehmen können das stetig wachsende Durchschnittsalter ihrer Belegschaft überhaupt nicht mehr anhalten oder gar senken. Zudem wird der Nachwuchs an jungen Fachkräften gerade in unserer Region weiter zurückgehen. Unternehmen haben gar keine andere Wahl als ihre Geschäftsmodelle mit älteren Belegschaften zu realisieren. Vor diesem Hintergrund schafft die niedrige Altersakzeptanz ernsthafte betriebliche Risiken. Es beginnt mit Kompetenzlücken. Ältere Mitarbeiter verfügen in der Regel über unternehmensspezifisches Erfahrungswissen. Sie können besser mit komplexen Problemstellungen umgehen, in denen es auf hohe zwischenmenschliche Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit ankommt, und sie können aufgrund ihrer Erfahrung potenzielle Risiken erkennen. Das sind genau die Fertigkeiten, die sich am wenigsten durch Computer ersetzen lassen. Die Strategie der Stadt Osterode am Harz wird also sein, ältere gute und erfahrene Mitarbeiter zu halten und zu motivieren, möglichst lange zu arbeiten. Ist dies aus individuellen Gründen nicht möglich (z. B. aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen), so ist rechtzeitig vor 4 Dokumentation der Strategietagung der Stadt Osterode am Harz 2010 Seite 7 FAZ vom 12.07.2010 „Höhere Altersakzeptanz reduziert Risiken“ von Rolf Bastian und Jürgen Tenckhoff 5 Seite 17 von 51 Ausscheiden des Mitarbeiters/der Mitarbeiterin ein Plan zu erarbeiten, wie das Wissen und die Erfahrung auf andere Mitarbeiter übertragen werden können. Dieser Hinweis wurde auch von der Niedersächsischen Kommunalprüfungsanstalt in einem ersten Ergebnisbericht am 13.07.2010 gegeben. Eine Quelle für Neubürger ist auch die hohe Zahl der Einpendler. Um von dem signifikanten Einpendlerüberschuss zu profitieren, macht die Stadt auf verschiedenste Weise Werbung, um Einpendler zum Zuzug zu bewegen(z.B. Plakataktion). Durch Aktivitäten im Innenstadtbereich versucht die Stadt ständig, sich der Negativentwicklung im Bereich Einzelhandel (EZH) entgegenzustemmen. Durch Anstoßen eines Innenstadtentwicklungskonzeptes aber auch durch Einzelmaßnahmen wie beispielsweise der Teilöffnung der Fußgängerzone im Bereich Rollberg und der Erschließung neuer Besuchergruppen wie z.B. Motorradfahrer wurden hier Impulse gegeben (z.B. Ansiedlung „Fair-Kauf“). Weniger Menschen bedeutet eben immer auch eine schlechter frequentierte Innenstadt, was dann wiederum zu Ladenleerständen führt. Die Gründe für diese Leerstände sind aber sehr vielschichtig und darauf soll im Folgenden näher eingegangen werden. Eine Rolle spielen insbesondere folgende Faktoren: a) Geringeres Kaufkraftvolumen, bedingt u. a. durch sinkende Einwohnerzahl (demografischer Effekt). Von 1998 bis 2009 hat Osterode am Harz 2600 Einwohner verloren6 – bei einer einzelhandelsrelevanten Kaufkraft von ca. 5000 € im Durchschnitt des genannten Zeitraums ergibt sich allein ein rechnerischer Kaufkraftverlust von ~ 13 Mio. € p. a. zum Ausgangsjahr. Auch die einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner ist in den letzten Jahren leicht gesunken. Sie liegt mit einer Kennziffer von 100,2% derzeit etwa auf Höhe des Bundesdurchschnitts. Weitere Kaufkraftverluste durch den demografischen Effekt sind zu erwarten: Bis 2020 wird ein Bevölkerungsrückgang auf rd. 22.000 Einwohner prognostiziert7. Dies bedeutet rechnerisch einen weiteren Kaufkraftverlust von ~ 11,4 Mio. €8. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass besonders die als kaufkräftig geltende Gruppe der 19- bis 25jährigen künftig einen geringeren Bevölkerungsanteil haben wird.9 b) Abwanderung von Kaufkraft insbesondere in Oberzentren, wo durch großflächigen Einzelhandel (sog. shopping-malls) ein vermeintlich besseres Einkaufserlebnis geboten wird. Zu nennen sind hier beispielsweise Center in Braunschweig, Hannover (je 30.000 m² VK), oder Wolfsburg (20.000 m²) incl. sog. Outlet-Center (WOB: 10.000 m²).10 Dabei nimmt die Bereitschaft der Käufer, auch größere Entfernungen zurückzulegen, zu. So meldet beispielsweise das Outlet-Center in Wolfsburg eine Zunahme der Kundenzahl mit einer Entfernung von über 100 km um 7%; 20% der Kunden legen mehr als 100 km zurück11. c) Geändertes Kaufverhalten der Konsumenten. Nicht nur bei der Zielgruppe der jüngeren Kunden ist dies in den letzten Jahren deutlich erkennbar: Der Onlinehandel (z. B. Amazon, eBay) gewinnt immer stärker an Bedeutung12. Wenn z. B. Amazon allein für 6 Quelle: Bürgerbüro/LA für Statistik. Zahl für 2009 liegt noch nicht vor. Quelle: Bertelsmann-Stiftung, „Wegweiser Kommune“ (www.wegweiser-kommune.de) 8 Aktuell: 5211 €/Einw. (Quelle: GfK/IHK) * 2200 prognostizierter Einwohnerverlust = 11,44 Mio. € 9 Quelle: Bertelsmann-Stiftung, wie vor. 10 Prof. Rudolf Hickel, 03.03.2010: „Kaufkraft die einmal in die großen Zentren abgewandert ist, kann niemals zurückgewonnen werden!“ 11 Quelle: PM vom 29.01.2010. Bei ca. 1,4 Mio. Kunden 2009 entspricht dies 280.000 Kunden. 12 Amazon Deutschland: Jahresumsatz 2007 ~ 1,1 Mrd.€. EBay und Amazon haben 16,3 bzw. 16,7 Mio. Kunden. (Quelle: GfK) 7 Seite 18 von 51 das erste Quartal 2010 einen Umsatzsprung um 46 % vermeldet13, der Versandhandelsableger der Drogeriekette Rossmann für das Gesamtjahr 2009 vom 23%14, schlägt diese Entwicklung zwangsläufig auch auf den stationären EZH durch. Durch starke Zuwächse im E-Commerce wuchs der Versand- und Onlinehandel in Deutschland im Jahr 2009 trotz Wirtschaftskrise auf einen Gesamtumsatz von 29,1 Mrd. € (2008: 28,6 Mrd.)15. Bezogen auf Osterode am Harz bedeutet das ein Umsatzvolumen von mehr als 8 Mio. €. Zwar ist der Einzelhandelsumsatz im Internet- und Versandhandel im 1. Quartal 2010 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen (real – 6,2%)16, eine Trendumkehr dürfte darin aber kaum zu sehen sein. Auf Dauer muss davon ausgegangen werden, dass dieser Markt weiter wächst. Für die Zielgruppe der mittleren und älteren Konsumenten verlieren zwar die klassischen Versandhäuser, TV-Kanäle (Beispiel: Channel 21, QVC) legen aber deutlich zu.17 Aber auch im Onlinehandel wird der Zielgruppe der der 50- bis 69jährigen (den sog. "Silver Surfern") besonderes Wachstumspotenzial zugerechnet18. Hinzu kommt, dass über Preisvergleichsportale (Beispiel: billiger.de) ein „knallharter“ Preiswettkampf besteht, gegen den stationärer Einzelhandel in den Zentren oft keine Chance hat (höhere Stückkosten durch Ladenraummiete, geringeres Umsatzvolumen, höhere Personalkosten durch Kundenberater etc.). d) Geringe Attraktivität Osterodes für Einzelhandelsfilialisten. Entsprechendes gilt für Franchisegeber. Einzelhandelsunternehmen haben klar definierte Standortkriterien. Einer der wichtigen Faktoren ist hierbei aufgrund des hieraus zu generierenden Umsatzvolumens die Einwohnerzahl des Standortes und seines Einzugsgebietes in Verbindung mit der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft. Städte mit Einwohnerzahlen unter 30.000 scheiden hierbei häufig von vornherein aus. Allerdings ist aufgrund des großen Expansionsdranges im Einzelhandel eine Tendenz zu kleineren Standorten zu erkennen: Umsatzzuwächse sind für Unternehmen, die flächendeckend in den größeren Städten bereits vertreten sind, sonst kaum noch zu generieren. Sie akzeptieren bei sonst stimmigen Rahmendaten (insbesondere einzelhandelsrelevante Kaufkraft) teilweise inzwischen auch kleinere Standorte. e) Nachfolgeproblematik. Beispiele der jüngsten Vergangenheit (Betten-Strüver, Peetz), zeigen, dass kleine, inhabergeführte Einzelhandelsunternehmen auch am fehlenden Nachwuchs kranken. Dies scheint zurückzuführen zu sein auf anderweitige berufliche Orientierung und/oder Wegzüge der nachfolgenden Generation, die kein Interesse an der Fortführung des elterlichen Betriebs hat [wohl auch wegen der unter a) bis d) genannter Thematik]. f) 13 Mietpreissituation. Die immer wieder geäußerten Auffassungen zu teilweise überhöhten Mietzinsforderungen werden von der Verwaltung geteilt. Mitunter ist zu hören, dass von auswärtigen Angehörigen an die Eigentümer Mietzinsempfehlungen gehen oder von Quelle: HAZ, 24.04.2010 Quelle: „Nds. Wirtschaft“ 5/2010. Rossmann Online GmbH 2009 mit Umsatz von 32 Mio. €, + 23% zum Vorjahr 15 Quelle: Börsenblatt.net/Bundesverband des deutschen Versandhandels. Incl. Reisen. 16 Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 154 vom 04.05.2010 17 Der Nettoumsatz allein bei QVC hat sich von 1997 bis 2008 auf 654 Mio. € beinahe versechzigfacht. (Quelle: QVC). Das entspricht anteilig auf OHA umgerechnet ~ 196 T€. Der Wettbewerber HSE steigerte von 2007 auf 2008 den Umsatz um 10 % auf 352 Mio. € und versendet täglich 47.000 Pakete. .(Quellen: mediabiz, HSE) Channel21 erwirtschaftete 2008 ~ 100 Mio. € Umsatz. 18 Quelle: DCRS Online/GfK, 31.03.2010 14 Seite 19 von 51 außerhalb lebenden Eigentümern Forderungen erhoben werden, die bei Kenntnis der Osteroder Verhältnisse nicht marktgerecht sind. Dies stellt nach Auffassung des Unterzeichners insbesondere bei Existenzgründern im Einzelhandel eine hohe Hürde dar. Zugunsten der Eigentümer muss aber gesagt werden, dass sie auf angemessene Geschäftsraummieten angewiesen sind, um ihr Gebäude instand zu halten und ggf. Investitionen zu tätigen. Hier erscheint mehr Flexibilität angebracht. Ein Ansatz können „Anlaufmieten“ oder Umsatzmieten (evtl. in Kombination) sein, die aber in den Fällen, die der Kontaktstelle Wirtschaft bekannt sind, von den Vermietern abgelehnt wurden. Die Verwaltung kann die Mietpreisgestaltung nicht beeinflussen. Das ist alleinige Angelegenheit der Vertragspartner bzw. des freien Marktes. g) Ladengrößen und -zustand. Die Altstadt verfügt naturgemäß über meist kleinräumige Ladenflächen. Der erzielbare Flächenumsatz ist aufgrund des Fixkostenblocks oft nicht rentabel. Insbesondere Filialunternehmen verlangen daher Verkaufsflächen in der Regel größer als 150 m², was ohne erhebliche Investitionen (z. B. auch Zusammenlegung von Gebäuden) in vielen Fällen nicht zu realisieren ist. Ebenfalls durch den historischen Gebäudebestand bedingt ist der Umstand, dass der vom Einzelhandel geforderte ebenerdige, barrierefreie Zugang zu Geschäften teilweise technisch kaum oder nur mit großem finanziellen Aufwand machbar ist. Soweit aber aufgrund eines geringen Niveauunterschiedes technisch möglich, unterstützt die Stadt durch Beratung und schnelle Erlaubnis (Höhenanhebung Straßenniveau im öffentlichen Bereich). Ladenoptik und –ausstattung entsprechen teilweise nicht (mehr) den Anforderungen. Einzelhandelsflächen mit Ofenheizung und schadhafter Fassade oder veralteten bzw. gar nicht vorhandenen Maßnahmen zur Energieeinsparung sind schlicht nicht vermietfähig. Bei allen Herausforderungen, denen sich Stadt und Gewerbetreibende, insbesondere Einzelhändler, in der Innenstadt gegenübersehen, ist zwar ein Potenzial zur Verbesserung der Situation unverkennbar und soll auch nicht bestritten werden, gleichwohl darf die Lage nicht schlecht geredet werden, wie es leider immer wieder geschieht. So vermag der gesamte Einzelhandel in Osterode am Harz überdurchschnittlich viel Kaufkraft zu binden. Dies schlägt sich in der Kennzahl zur Einzelhandelszentralität mit insgesamt 123,0 nieder. Andere untersuchte südniedersächsische Mittelzentren (Hann.-Münden 86,0, Duderstadt 106) schneiden hier deutlich schlechter ab. Ähnliches gilt für den Anteil von Spezialisten in der Fußgängerzone (OHA 14%, Hann.-Münden 10,3%, DUD 4%)19. Die Stadt Osterode am Harz setzt bei ihrer Strategie zur Stärkung es Einzelhandels und bei dem Bestreben, die Neuvermietung zu unterstützen, ganz wesentlich auf die enge Verzahnung mit fachkompetenten Akteuren. Sie arbeitet mit örtlichen Immobilienfachleuten zusammen. Diese verfügen über die erforderlichen Branchenkontakte, z. B. zu Expansionsabteilungen der Einzelhandelsunternehmen. Da der Gewerbeflächenvermarktung über das Internet zunehmende Bedeutung zukommt, betreibt die Kontaktstelle seit 2007 mit der IHK Hannover und gefördert von der Volksbank im Harz eG ein Ladenflächen-Fachportal. Osterode am Harz war damit bis vor kurzem in der Region führend, andere Städte haben nachgezogen. Dieses Portal wird von Expansionsabteilungen der Filialisten genutzt.20 Eine eigene Ladenflächendatenbank der Stadt Osterode am Harz existierte sogar zuvor bereits seit 2003. 19 Quelle: „Erfolgsanalyse von Fußgängerzonen in Grund- und Mittelzentren“, Untersuchung der IHK Hannover, April 2009 20 Aktueller Stand: 4.608 Besucher in den letzten 12 Monaten. Seite 20 von 51 Wesentliches Element der Strategie ist auch die regionale Zusammenarbeit. Dem dient beispielsweise die aktive Mitarbeit der Stadt in der Regionalen Einzelhandelskooperation des Regionalverbandes Südniedersachsen. Hier werden großflächige Ansiedlungen zwischen den Beteiligten abgestimmt, mindestens erfolgt eine Information über geplante Vorhaben. „Kirchturmdenken“ und Versuche, Betriebe abzuwerben, dienen der Sache nicht. Es wäre wünschenswert, wenn sich weitere Mittelzentren der Initiative anschlössen. Überregional ist Osterode am Harz Mitbegründer eines landesweiten Netzwerks „Leerstandmanagement“ mit fachkompetenter Unterstützung, in dem Maßnahmen und Strategien der Kommunen besprochen und Hinweise für Handlungsansätze gegeben werden. Strategie der Stadt Osterode am Harz – und der Geschäftsleute! – muss es sein, dem oben genannten Eindruck des vermeintlich attraktiveren Einkaufserlebnisses in den Zentren entgegen zu wirken. Hierbei spielt das Ambiente einer historischen Altstadt eine ganz wesentliche Rolle (weshalb der Denkmalschutz zur Erhaltung dieses Ambientes ernst genommen und nicht verteufelt werden sollte). Positives muss besser herausgestellt und noch weiter verbessert werden. Der Wochenmarkt z. B. ist ein deutlicher Pluspunkt für die Innenstadt. Kunden, die zum Wochenmarkt in die Stadt kommen, besuchen oft auch weitere Geschäfte in der Innenstadt. Ziel der Stadt ist es daher, gemeinsam mit den Marktbeschickern die Attraktivität des Wochenmarktes als „Magnet“ in Osterode am Harz weiter zu verbessern und darüber hinaus in der Region durch entsprechende Bewerbung bekannter zu machen. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Stadtverwaltung und der Marktbeschicker, hat bereits konkrete Maßnahmen (Sonderaktionen, regionale Werbung) vorbereitet, die derzeit umgesetzt werden. Allerdings ist es nicht allein Aufgabe der Stadtverwaltung, zur Attraktivität Osterodes als Einkaufsstadt beizutragen. Besondere Bedeutung kommt daher der Bündelung verschiedener, teilweise auseinanderzulaufen drohender Aktivitäten zu. WEGO, Interessengemeinschaft „Am Schilde“, in Teilen die IG Rollberg und Einzelaktivitäten und die Interessen der Hauptsponsoren zusammen zu fassen, ist daher erklärtes Ziel. Befördert werden soll dies durch die Schaffung einer neuen, straffen Organisationsstruktur des Stadtmarketings. Hierbei sind eine Reihe rechtlicher und steuerlicher Fragen derzeit ebenso noch offen wie die Frage, wie eine allen Interessen gerecht werdende Struktur zu organisieren ist. Ein weiterer Lösungsansatz ist die Unterstützung von Existenzgründungen. Das als Stadtmarketingprojekt entstandene Mentoringprogramm bietet Interessenten kompetente Ansprechpartner, die sowohl in der Gründungs- wie in der Anlaufphase wertvolle Hinweise geben können. Die Dienstleistung der Kontaktstelle besteht in der Vermittlung von Ansprechpartnern oder geeigneten Gewerbeflächen. Veranstaltungen in der Innenstadt können zur Kaufkraftbindung und –gewinnung beitragen, sind jedoch gewiss nicht die Lösung der Herausforderungen. Sie sollten von der Kaufmannschaft noch stärker genutzt werden, um das – entgegen verbreiteter Meinung – durchaus attraktive Angebot zu vermitteln. Bei Veranstaltungen der WEGO oder des Stadtmarketings geht es nicht vorrangig um Umsätze am Veranstaltungstag, sondern um mittel- bis langfristige positive Effekte. So zielte z. B. der am 15. Mai erstmals durchgeführte Motorradtag auf eine neue, zahlungskräftige und bislang bei der Bewerbung unterrepräsentierte Zielgruppe. Diese Kunden, die bisher überwiegend an Osterode am Harz vorbei in den Harz fahren, sollten motiviert werden, wiederzukommen. Eine solche Veranstaltung zielt also nicht nur auf einen kurzfristigen Effekt (Tagesumsatz am Veranstaltungstag), sondern auch auf mittel- und langfristigen Erfolg. Generell sollte aber der Gewinnung von Tagesgästen ein noch stärkeres Augenmerk gewidmet werden. Statistische Erhebungen gehen von einem Umsatz von ~ 30 € Seite 21 von 51 pro Person aus. Damit könnte für EZH und Gastronomie ein zusätzliches jährliches Umsatzvolumen im hohen fünfstelligen Bereich erzielt werden.21 Einer aktuellen Untersuchung zufolge hat innerhalb der Verbraucher, die bisher nicht online eingekauft haben, der Anteil der Personen deutlich zugenommen, die grundsätzlich keine Notwendigkeit für Online-Shopping sehen. Sie ziehen vielmehr den persönlichen Kontakt vor und nutzen aus Überzeugung den Einzelhandel vor Ort22. Dies ist ein deutlicher Hinweis an die Anbieter, sich z. B. durch besondere Dienstleistungsangebote, abgestimmte Öffnungszeiten – eine Herausforderung, die in der Kaufmannschaft bislang nicht zufriedenstellend gelöst worden ist –, noch bessere Serviceleistungen und anderes mehr vom Internethandel abzugrenzen und dadurch Kaufkraft zu halten, ggf. zurückzugewinnen. Online-Shops bieten den Betreibern von Ladengeschäften durchaus die Möglichkeit, Umsätze zu steigern und durch größeres Absatzvolumen günstigere Einkaufskonditionen auszuhandeln. Diese Möglichkeit wird heute noch nicht ausreichend genutzt. Allerdings muss auch darauf hingewiesen werden, dass Marketingaufwendungen, die die Stadt als Ganzes bewerben, besonders Anzeigenschaltungen oder Radiowerbespots, hohe Kosten verursachen. Mit dem derzeit dem Stadtmarketing zur Verfügung stehenden Budget sind aufwändige, große Personenkreise erreichende regionale wie überregionale Werbemaßnahmen nicht durchzuführen. Fazit: Abgewanderte Kaufkraft kann nur sehr bedingt zurückgewonnen werden. Die Lösung gibt es nicht. Insbesondere kann nicht „die Stadt“ im Sinne von „die Verwaltung“ im Alleingang gegensteuern. Ein Maßnahmenpaket, vor allem beständige, gemeinsame Arbeit verschiedenster Akteure ist erforderlich. Lösungsansätze, die in Betracht gezogen werden können, sind z. B.: 21 o Maßnahmen zur Neukundengewinnung. „Werbung kostet Geld, keine Werbung kostet Kunden“, so eine alte Marketingweisheit. Handel und Stadt sollten gemeinsam neue Zielgruppen für Osterode am Harz im Allgemeinen und für das Einzelhandelsangebot im Besonderen ansprechen und bewerben. Dabei sollte eine regionale Ausrichtung von Werbung, über das Kreisgebiet hinaus, z. B. durch Mailingaktionen, Anzeigenwerbung, ggf. Radiospots (z. B. bei Veranstaltungen) erfolgen. Nachteil: Letztlich handelt es sich um einen Kannibalisierungseffekt zwischen den Kommunen. o Anpassung der Fußgängerzone. Im Vergleich zu anderen Fußgängerzonen in Mittelzentren ist die Länge in Osterode am Harz überdurchschnittlich23. Im Bereich Rollberg/Auenstraße sind erste Ansätze einer Anpassung gemacht worden. Es sollte geprüft werden, ob dies in anderen Bereichen (Waagestraße, Scheffelstraße) fortgeführt wird. Dies muss dort aber einhergehen mit einer Umnutzung von leer stehenden Ladenflächen in diesen Bereichen – sonst ändert sich an der Ansicht „nackter“ Schaufenster nichts. o Bessere Erreichbarkeit. Anders als die „gefühlte“ Situation ist das Parkplatzangebot in Osterode am Harz gut. Dennoch kann durch die Schaffung eines Parkleitsystems oder die, zugegebenermaßen werbewirksame, aber im Annahme: 300 d * 100 Besucher * 30 €/Besucher/d = 900 T€ Quelle: Ges. für Konsumforschung (GfK): „Online Shopping Survey 2010“, Pressemitteilung GfK v. 30.03.2010 23 Quelle. „Erfolgsanalyse von Fußgängerzonen in Grund- und Mittelzentren“ IHK Hannover April 2009 22 Seite 22 von 51 Sinne der Haushaltskonsolidierung nicht zielführende Senkung der Parkgebühren eine Verbesserung des guten Zustandes herbeigeführt werden. Die Bündelung von Anstrengungen auf lokaler wie regionaler Ebene ist unverzichtbar. Besonderes Augenmerk ist bei den Stadtmarketingaktivitäten auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Politik, Geschäftsleuten und Sponsoren zu richten. In den Ortschaften der Stadt Osterode am Harz stellt sich die Frage der Nahversorgung immer stärker. Die letzten Geschäfte machen nach und nach zu (z.B. Lerbach) und nur in den größeren Dörfern wie z.B. Förste bleibt noch ein gewisses Angebot bestehen oder wird sogar neu geschaffen. In Schwiegershausen wurde beispielsweise von privater ehrenamtlicher Seite gemeinsam mit der Raiffeisen-Warengenossenschaft als Betreiber mit einem Dorfladenkonzept der Fa. Tegut entgegengewirkt. Derartige Initiativen sollten genau analysiert werden, ob sie ggf. auch für andere Standorte in abgewandelter Form tauglich ist. Weitere Möglichkeiten sind z.B. die Nutzung von mobilen Geschäften. Auch hier kann von Erfahrungen anderer Kommunen profitiert werden. Die Stadt ist zu diesem Thema bereits im Rahmen des Regionalverbandes Südniedersachsen tätig. Unter der Überschrift Wirtschaft sind letztendlich auch die Eigenbetriebe der Stadt bzw. wirtschaftlich rechnende Einheiten zu beleuchten. Der Stadtforstbetrieb ist auf Grund seiner von Natur her langfristigen Betrachtungsweise relativ einfach darzustellen24. Der Wald wächst wie in den letzten 500 Jahren mit entsprechender Pflege unbeirrt weiter. Unterschiede gibt es ggf. bei den Holzarten, die dem Klimawandel angepasst werden müssen. Bei der Holzvermarktung wird es in den nächsten Jahrzehnten keine Probleme geben, solange Deutschland ein Holzexportland bleibt. Im Bereich Erholungswald muss die Planung auf den demografischen Wandel, aber auch auf andere Veränderungen, wie z.B. geänderte Urlaubsaktivitäten, abgestellt werden. In der jüngsten Vergangenheit wurden Einrichtungen, die dem Erholungszweck dienen (Bänke, Köten, Schutzhütten, Grillplätze), aus Kostengründen nicht mehr erneuert. Über dieses Thema muss im Sinne des Tourismus aber grundsätzlich neu nachgedacht werden. Die Einrichtungen der Wirtschaftsbetriebe Osterode sind bereits voll im Umstellungsprozess auf die neue Situation. Im ALOHA werden viele zusätzliche Veranstaltungen zur Attraktivitätssteigerung gerade für junge Familien durchgeführt (Aqua Beat Party, Open Air Kino, Kindertag etc.). Damit wird die Stadt familienfreundlicher, gleichzeitig werden Mängel an anderer Stelle (fehlendes Kino, fehlende Großraumdisko) teilweise ausgeglichen. Die Stadthalle verändert ebenfalls ihr Programm, um mehr junge Menschen in die Halle zu bringen. Als Beispiele mögen hier die „3 freundliche Tage After Show Party“, verschiedene Dance Partys und das Public Viewing zur Fußball WM dienen, mit denen sich die Stadthalle „hoffähig“ für das junge Publikum gemacht hat. Interessant auch für Senioren ist sicher das Wellnessangebot nebst Saunagarten im Schwimmbad sowie das Kulturangebot der Stadthalle. b) Integration Von den 82,1 Millionen Einwohnern Deutschlands im Jahr 2008 hatten 15,6 Millionen Personen einen Migrationshintergrund. D.h. 19 % der Gesamtbevölkerung (2005: 18,3 %, 2007: 18,7 %) sind seit 1950 nach Deutschland zugewandert oder sind Nachkommen von Zuwanderinnen oder Zuwanderern. Von den 15, 6 Millionen sind 8,3 Millionen deutsche Staatsangehörige. Der leichte Anstieg des Anteils der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist auf zwei Ursachen zurückzuführen: Im Vergleich zu 2007 ist die Bevölkerung ohne 24 Vermerk F4 Az.: 04 82 06 28 03 vom 28.04.2010 Seite 23 von 51 Migrationshintergrund um 277.000 auf 66,6 Mio. Personen zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Bevölkerung mit Migrationshintergrund durch Zuzug und Geburten um 155.000 Personen angewachsen. Im Rahmen dieses Anstiegs ist zwar der Ausländeranteil seit 2005 relativ konstant geblieben, der Anteil der Deutschen mit Migrationshintergrund stieg in diesem Zeitraum aber an (2005: 9,4 %, 2007: 9,9 %, 2008: 10,1 %). Der stärkste Zuwachs war bei Deutschen mit Migrations-hintergrund, aber ohne eigene Migrationserfahrung zu verzeichnen, also bei den schon in Deutschland geborenen Nachkommen von Zuwanderern. Die Alterspyramide für Deutschland im Jahr 2008 zeigt, dass der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung in den jüngeren Altersstufen am größten ist. So haben inzwischen 34,4 % der Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund, bei den Kindern bis zum Lebensalter von zehn Jahren sind es 32,7 %. Auch in der Altersgruppe bis 35 Jahre beträgt der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund mit 27,3 % deutlich über ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Dagegen beträgt der Migrantenanteil in der Altersgruppe über 65 Jahre nur 8,5%. Das Durchschnittsalter der Personen mit Migrationshintergrund beträgt 34, 4 Jahre, bei denen ohne Migrationshintergrund sind es 45, 3 Jahre.25 Bürgerschaftliches Engagement stellt eine wichtige Grundlage für die Identifikation mit dem Gemeinwesen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Mitwirkung an der demokratischen Willensbildung auf allen politischen Ebenen dar. Damit ist bürgerschaftliches Engagement auch eine wichtige Komponente im Integrationsprozess. Es trägt zur Willens- und Meinungsbildung bei und mobilisiert die Gemeinschaft für gesellschaftliche Entwicklungen. Migrantinnen und Migranten bringen ein hohes Engagementpotential mit. Zahlen aus der Studie des Bundesverbandes für Wohnen und Stadtentwicklung: 20 % der Personen mit Migrationshintergrund haben sich bereits an Entscheidungen über die eigene Nachbarschaft beteiligt; 42% würden sich gerne beteiligen. 18% Prozent der Befragten sind bereits ehrenamtlich für "ein gutes Zusammenleben im Quartier" engagiert, 30% würden sich gerne engagieren. Die Migranten der 2. Generation sind fast so häufig ehrenamtlich aktiv wie Einheimische ohne Migrationshintergrund.26 Diese durchaus positiven gesamtdeutschen Zahlen können für Osterode am Harz einen deutlichen Hinweis auf das noch längst nicht ausgeschöpfte Potenzial geben. Seit 2004 wurde der Kontakt zu Migranten bzw. deren Organisationen verstärkt gesucht, um diese in das „Osteroder Netzwerk“ einzubeziehen. Im Jahr 2005 wurden z.B. die Geschäftsführer der ausländisch geführten Unternehmen der Stadt in den Ratssaal eingeladen, um ihnen die Unterstützungsmöglichkeiten von Stadt und Landkreis näherzubringen und um für die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen zu werben. In einer Arbeitsgruppe mit Migranten wurde das Thema „Ausländer in Osterode“ näher beleuchtet und während des Ramadan 2010 hat der Bürgermeister die Vorstände der moslemischen Gruppen gemeinsam mit den christlichen Kirchen, den Ratsmitgliedern und vielen an dem Thema Integration arbeitenden Menschen zum Iftar, dem Fastenbrechen nach islamischer Tradition, und anschließenden Gesprächen in den Ratssaal eingeladen. Diese Veranstaltung war ein voller Erfolg, denn von vielen moslemischen Teilnehmern wurde angemerkt, dass man sich nun auch wirklich ernst genommen fühle. Alle Redner des Abends machten aber auch deutlich, dass Integration keine Einbahnstrasse ist, sondern von beiden Seiten angegangen werden muss. Über die D.I.T.I.B. Moschee am alten Bahnhof wurde der Kontakt zur Muslimischen Gemeinde gesucht und in den Jahren ausgebaut. Bei den regelmäßigen Treffen mit dem Imam bzw. Vorstandsmitgliedern werden die Themen Integration und hierbei vor allem die verstärkte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben z.B. über die Mitgliedschaft in Hilfsorganisationen (siehe auch Projekt der Freiwilligen Feuerwehr) oder Vereinen diskutiert und umgesetzt. Auch der islamische Arbeitskreis Harz ist hierbei ein wichtiger Partner, ebenso wie auch viele 25 8. Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland - NST-Info-Beitrag Nr. 5.43 / 2010 Seite 1 26 8. Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland - NST-Info-Beitrag Nr. 5.43 / 2010 Seite 8 Seite 24 von 51 Einzelpersonen mit Migrantenhintergrund wie z.B. der türkische Gymnasiallehrer im Ruhestand und Buchautor Ihsan Kurtoglu aus Wulften. Auch zu den zugewanderten Russlanddeutschen bzw. Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion wurde der Kontakt gesucht und über den Verein Ivoh Globus, den Internationalen Treff und viele Einzelpersonen auch gefunden. Auch mit diesem Personenkreis sind bereits viele Veranstaltungen durchgeführt worden. Unter anderem hat sich auch ein Arbeitskreis des Stadtmarketings dieser Thematik angenommen und im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Bürgergespräche“ mit Migranten diskutiert. Um an die Migranten heranzukommen, müssen in der Zukunft neue Wege gegangen werden. Einladungen ins Rathaus oder in andere öffentliche Räume wird nur zögerlich gefolgt und von daher ist der Weg richtig, den der Internationale Treff eingeschlagen hat, indem er in die Wohnbereiche der zugewanderten Menschen geht und dort sein Angebot präsentiert. Am 07.09.2010 fand z.B. ein „Interkultureller Tag“ auf dem Parkplatz der Kreuzkirchengemeinde statt, bei dem der Internationale Treff/Rumänienhilfe, die Kreiswohnbau, das Mehrgenerationenhaus/Prager Schule, das Paritätische Sozialzentrum und die DiakonieSozialstation ihre Angebote im Wohngebiet „Siechenfeld“ darstellten27. Für die Zukunft ist es wichtig, möglichst alle Migranten in das gesellschaftliche Leben einzubeziehen. Das geht aber nur über einen gegenseitigen respektvollen Umgang mit der Kultur, der Religion und der Lebensweise des jeweils anderen. Gegenseitige Einladungen zu besonderen Veranstaltungen sind hier bei der Förderung des Verständnisses sicher hilfreich. Auch die Einbindung in das politische Geschehen und die Willensbildung wäre wünschenswert. Es muss gesellschaftliche Verantwortung an Migranten abgegeben werden, um diese in die Gesellschaft zu integrieren28. Es könnte beispielsweise ein Integrationsverein geschaffen werden, der unter anderem eine Lotsenfunktion übernehmen soll. Sprachbarrieren müssen abgebaut werden, allerdings sind hier auch die Migranten stets in der Bringschuld, da manch einer gar nicht das aktuelle Angebot nutzen und sich offensichtlich nicht integrieren will. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Auch die Politik muss sich dem Thema Migration noch stärker öffnen. In den kleineren eher als in den großen Parteien gibt es im Bund und in den Ländern schon ein paar gute Beispiele, in denen Migranten Führungspositionen einnehmen. Die Parteien stehen der Integration von Migranten zwar nicht entgegen, aber ergreifen auch nicht aktiv genug die Initiative, Migranten mit ins Boot zu holen. Ziel muss sein, Migranten über die Parteien in die Ortsräte bzw. den Stadtrat zu bekommen. Auch die Verwaltung berücksichtigt diese größer werdende Bevölkerungsgruppe noch nicht ausreichend. Beispielsweise wurde auch das Leitbild der Stadt vor zwei Jahren ohne Mitarbeit von Ausländern erarbeitet. Folgende Oberziele sollten im Bereich der Integration verfolgt werden: ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ Gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt schaffen Anerkennung ausländischer Zeugnisse Vorbildfunktion auch hier wahrnehmen, Akzeptanz fremder Kulturen fördern Förderung der Integrationswilligkeit, Vertrauen schaffen Sprachbarrieren abbauen Potenziale der ausländischen Bürger nutzen29. Die Stadtverwaltung hat in den vergangenen Jahren bewusst viele Mitarbeiter aus anderen Ländern und Kulturkreisen eingestellt, um sich auf die verändernde Bevölkerung einzustellen. Konkret sollten in der Stadtverwaltung diejenigen mit Migrationshintergrund Ansprechpartner für Migranten sein. 27 Einladungsflyer „Interkultureller Tag“ des Internat. Treff/Rumänienhilfe am 07.09.2010 Strategietagung 2010 Dokumentation Seite 6 29 Strategietagung 2010 Dokumentation Seite 19 28 Seite 25 von 51 Ein weiteres Projekt wurde im August 2010 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales u.a. im Landkreis Osterode gestartet. Gemeinsam mit dem Landkreis Peine sollen 100 Personen aus dem Hartz IV Bereich, davon 8 in der Stadt Osterode am Harz, in dem Projekt „Bürgerarbeit“ gefördert werden. Dieses könnte für den Intergrationsprozess förderlich sein, denn als Tätigkeiten kommen u.a. in Betracht: Unterrichtung über andere Kulturkreise im Kindergarten Ausbildung von Migrantinnen (Projekt: Stadtteilmütter), um anderen Frauen mit Migrationshintergrund die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern und sie aus der Isolation zu locken(z.B. deutsche Sitten und Gebräuche, Schulsystem, Behörden). Angebote zur Unterstützung von Migranten und Migrantinnen gibt es in Osterode am Harz wie beschrieben durchaus viele, sie müssen nur stärker in die Öffentlichkeit gebracht werden, was aber nur durch direkte Ansprache geht, da diese Klientel zumeist nicht die örtliche Zeitung liest oder sich anderweitig über lokale Gegebenheiten informiert. Das Thema „älter werden in Deutschland“ ist für Migranten auch oft ein großes Problem. Anders als in ihren Heimatländern werden die älteren Menschen nicht mehr in dem Maße von der Großfamilie aufgefangen, und gerade bei Migranten der 1. Generation, die auch oft noch erhebliche Sprachprobleme haben, gestaltet sich das Leben immer schwieriger. Auch hier gibt es inzwischen Hilfsangebote, die aber noch bekannter gemacht werden müssen. Hier ist die Verwaltung gefragt, derartige Initiativen wie die vom Internationalen Treff, dem Seniorenservicebüro des Landkreises oder der Prager Schule weiter zu unterstützen30. c) Bildung Bildung ist anerkanntermaßen die wichtigste Schlüsselstelle zur Bewältigung des demografischen Wandels. Seit Sommer 2004 hat sich die Stadtverwaltung daher verstärkt mit dem Thema Grundschulentwicklungsplanung auseinandergesetzt. Bei zurückgehenden Geburtenzahlen ist natürlich auch das Thema Kinderbetreuung sehr genau zu beleuchten. Die Zahl der Geburten ist von 296 für das Kindergartenjahr 1992/93 auf nunmehr 164 für das abgelaufene Kindergartenjahr 2009/10 zurückgegangen. Im Vorjahr hatten wir sogar nur 150 Geburten. Das entspricht einen Rückgang von 45 % bis heute, von 43 % bis 2004/05 und von 30 % innerhalb von 10 Jahren (siehe untenstehende Tabelle). Seit 2003/2004 beträgt der Rückgang nur noch 8 %. Der Trend scheint sich merklich verlangsamt zu haben, ist vielleicht sogar (vorläufig) zum Stillstand gekommen. Bis 2025 geht die Bertelsmannstiftung von einem weiteren Bevölkerungsrückgang von 13 % bezogen auf 2006 in Osterode aus31. Bei den Geburten werden hier keine expliziten Zahlen genannt. Die Verringerung der Geburten wird zwischen 10 und 20 % liegen, was einen Rückgang von 180 auf 162 bis 134 Kinder pro Jahr bedeutet. Die Stadt plant hier sicherheitshalber mit der ungünstigeren Variante. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung nun auf die Kindergartenplätze der Stadt Osterode am Harz? Lag der Bedarf zur Jahrtausendwende noch bei 814 (Spalte 3 der untenstehenden Tabelle), so liegt er heute bei 602 und in 2025 zwischen 440 und 530 Plätzen, je nachdem, welche der Bevölkerungsvarianten eintreten wird. 30 31 „Älter werden in Deutschland“, AWO Bundesverband e.V., Berlin November 2009 Demographiebericht Kommune „Osterode am Harz“, www.wegweiser-kommune.de Seite 26 von 51 Kindergartenjahr (01.08 - 31. 07.) Summe der 3-6 jährigen, wobei 33% der Dreijährigen Summe Kinderder 1-3 gartengezählt jährigen plätze Krippenplätze Jahrgangsstärken werden 1990/91 ca. 276 1991/92 ca. 1992/93 ca. 286 296 1993/94 ca. 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 -Prognose 2011/12 -Prognose 2012/13 -Prognose 2013/14 -Prognose 2014/15 -Prognose 2015/16 -Prognose 2016/17 -Prognose 2017/18 -Prognose 2018/19 -Prognose 2019/20 -Prognose 2020/21 -Prognose 2021/22 -Prognose 2022/23 -Prognose 2023/24 -Prognose 2024/25 -Prognose 262 243 249 247 224 221 227 225 189 208 178 171 193 180 171 150 164 162 160 158 156 154 152 150 148 146 144 142 140 138 136 134 945 925 884 836 814 794 768 747 736 710 681 632 621 602 601 594 556 539 529 539 532 525 519 512 505 499 492 485 479 492 496 471 445 448 452 414 397 386 349 364 373 351 321 314 326 322 318 314 310 306 302 298 294 290 286 282 278 274 686 686 706 706 706 706 706 673 619 631 611 611 611 611 586 586 4 22 25 33 45 45 45 90 90 Ein Gegentrend stellt die längere Betreuung der Kinder in den Kindergärten dar. Noch in den 90iger Jahren war ein zweijähriger Kindergartenbesuch normal. Man ging mit 4 und 5 Jahren in den Kindergarten. Dreijährige waren nur ganz vereinzelt anzutreffen. Mittlerweile gehen die Kinder 3 bis 4 Jahre in den Kindergarten. Sobald sie drei Jahre alt werden, kommen sie in den Kindergarten, wenn Plätze frei sind. Dadurch ist der Rückgang an Kindergartenplätzen nicht so stark, wie der Rückgang an Kindern insgesamt. Seite 27 von 51 Die Zahl der Kindergartenplätze ist von 706 als Höchststand 2000 auf 611 zurück gegangen. Das ist „nur“ ein Rückgang von 13 %. Dabei ist auf die örtliche Verteilung des Rückgangs zu achten. In der Kernstadt sind bis auf den Kindergarten „Zum Guten Hirten“ alle Kindergartenplätze belegt und es hat einen Abbau von 50 Plätzen gegeben. In den Ortschaften sind ebenfalls 50 Plätze abgebaut worden, und es sind zwischen 35 und 40 Plätzen nicht belegt, wobei anteilig weniger Kinder in den Ortschaften leben. Das heißt der Rückgang der Kinderzahlen ist in den Ortschaften ausgeprägter. Das ist auch in der Schulentwicklung zu erkennen. Ob diese Entwicklung dazu führen wird, dass in den Ortschaften weitere Gruppen reduziert werden, muss abgewartet werden. Für die nächsten 3 Jahre ist dies nicht zu erkennen. Der Rückgang der Kinderzahlen macht in Osterode den Krippenausbau weniger kostenintensiv, als bei unveränderten Kinderzahlen. Die beiden bisherigen Krippen konnten durch die Umwandlung von bestehenden Kindergartengruppen geschaffen werden. Für den Innenstadtbereich ist dies in den nächsten 3 Jahren (2013 Rechtsanspruch auf Krippenplatz!) nur für den Kindergarten Kreuzkirche zu erwarten. Der Kindergarten Kreuzkirche plant in 2012 auch eine Kindergartengruppe in eine Krippengruppe umzuwandeln. Für den Schützenpark und für Fuchshalle ist diese Perspektive nicht erkennbar. Daher bleibt der geplante Neubau für den ältesten maroden Kindergarten Schützenpark weiterhin notwendig. Die Nachfrage nach Krippenplätzen hat in den 5 Jahren, seitdem auch unter Dreijährige betreut werden, erheblich zugenommen. Es ist von einer weiteren Nachfragesteigerung auszugehen. Die kommunalen Dachverbände diskutieren bereits, dass die politisch avisierte Quote von 35 % Betreuungsplätzen nicht ausreichen wird. Diese Diskussion ist sicherlich realistisch einzuschätzen. Durch den Ausbau der Kinderbetreuung lässt sich die geringere Geburtenrate zwar nicht rückgängig machen, sie kann aber dazu beitragen, dass Frauen wieder eher dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen (bei absehbarem Fachkräftemangel) und dass der Wegzug junger Familien gestoppt oder möglicherweise sogar in einen Zuzug gedreht wird. Ein besonderer Akzent könnte durch die komplette Beitragsbefreiung gesetzt werden. Das würde gerade junge Familien motivieren nach Osterode zu ziehen. Wobei von einer solchen Maßnahme (Kostenpunkt ca. 250.000 € jährlich!) überwiegend die gut und besser verdienenden Familien - aufgrund der Beitragsstaffelung - profitieren würden. Zurzeit ist dies aber nicht zu finanzieren, vor allem, da es sich um eine freiwillige Leistung handeln würde. Es wäre aber ein landes- und bundesweites Signal, auch für Investoren: „Osterode ist eine familienfreundliche Stadt“! Kombiniert mit dem vorhandenen günstigen Bauland, der vorhandenen hervorragend ausgebauten Schullandschaft und den sehr guten Freizeitangeboten ließe sich vermutlich die Kinderzahl damit stabilisieren oder gar leicht erhöhen. Teilweise würde dies aber zu Lasten der umliegenden Städte und Gemeinden gehen und wäre verbunden mit Folgekosten für die Einrichtungen (neue Gruppen)32. Der Grundschulbereich hat bereits seit einigen Jahren mit stark zurückgehenden Schülerzahlen zu kämpfen, die nicht kompensiert werden können. Aufgrund der einbrechenden Schülerzahlen mussten bereits 3 Schulstandorte geschlossen werden. Ziel der Verwaltung und des Bürgermeisters war es daher von Anfang an, durch Schließung der schwachen Schulen stärkere Einheiten zu bilden, die den Kindern ein umfangreicheres Bildungsangebot liefern können. Dies ist bereits weitestgehend gelungen. Die nachfolgende Tabelle stellt die Schülerzahlenentwicklung im Bereich der Grundschulen in Osterode mit Stand August 2010 dar. Aufgrund von Weg- und Zuzügen können sich kurzfristig Änderungen ergeben, die gerade bei schülerschwachen Schulen dramatische Auswirkungen haben können. 32 Vermerk F2 –Jugend- vom 23.08.2010 „Demografischer Wandel, hier: Kinderbetreuung und Jugendarbeit“ Seite 28 von 51 Gesamtschülerzahlen der Grundschulen in Osterode am Harz33 Schuljahr 2001/ 2002/ 2003/ 2004/ 2005/ 2006/ 2007/ 2008/ 2009/ 2010/ 2011/ 2012/ 2013/ 2014/ 2015/ 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2001/ Röddenberg 216 208 194 186 174 166 154 152 147 158 162 161 172 166 163 -24,54% -12,37% 5,84% 3,16% Am Jacobitor 224 212 195 180 189 187 177 158 179 162 177 177 168 179 162 -27,68% -10,00% -8,47% 0,00% Dreilinden ** 116 116 118 106 102 97 93 88 90 148 130 117 105 106 102 -12,07% -3,77% 9,68% -31,01% Lasfelde 125 121 124 125 133 144 129 120 107 90 90 82 75 69 73 -41,60% -41,60% -43,41% -18,89% Am Schwarzenberg 133 114 116 114 108 101 88 54 60 45 63 80 76 77 75 -43,61% -34,21% -14,77% 66,67% 163 155 160 158 137 143 122 118 117 -42,65% -40,61% -28,22% -25,95% 761 759 760 718 715 692 -37,55% -28,81% -21,81% -9,07% 2015* 2004/ 2015* 2007/ 2015* 2010/ 2015* Grundschule Dorste 83 68 68 74 62 61 Förste 121 130 122 123 109 99 Sösetal* Schwiegershausen Gesamt 90 81 64 64 62 68 81 83 74 1108 1050 1001 972 939 923 885 810 817 *Dorste und Förste ab 2007 zusammen ** Dreilinden und Schwiegershausen ab 2010 zusammen * Berechnung bezieht sich auf den jeweiligen Stichtag der Fortschreibung Für das Schuljahr 2008/2009 wurden die Zahlen aktuell im Januar 2009 von den Schulen gemeldet Ab dem Schuljahr 2010/2011 wurden die Zahlen nach dem Stand von Einwohnermeldelisten ermittelt: Schuljahr 2009/2010 Stand: 04.11.2009 Schuljahr 2010/2011 Stand: 25.08.2010 Schuljahr 2010/2011 Stand: 08.08.2008 Schuljahr 2011/2012 Stand: 08.08.2008 Schuljahr 2012/2013 Stand: 08.08.2008 Schuljahr 2013/2014 Stand: 08.08.2008 Schuljahr 2014/2015 Stand: 08.12.2008 Schuljahr 2015/2016 Stand: 13.10.2009 Durch die Einführung von offenen Ganztagsgrundschulen wurde das Angebot weiter verbessert und gerade für Kinder aus bildungsfernen Bevölkerungsteilen durch die Nachmittagsbetreuung bessere Chancen eröffnet. Hier besteht die klare Forderung an das Land Niedersachsen, diese Bestrebungen mit zusätzlichen Lehrerstunden für den Nachmittag zu unterstützen. Durch bereits in den Kindergärten ansetzende Sprachförderung soll den Kindern früh eine bessere Grundlage gegeben werden, damit sie in den weiterführenden Schulen besser zurechtkommen. Hier besteht auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Landkreis, der in seinen Oberzielen richtigerweise ebenfalls das Thema Bildung in den Vordergrund gestellt hat. Für die Zukunft scheint eine erheblich stärkere Förderung der zunehmenden alleinerziehenden Elternteile und sozial Benachteiligter mit ihren Kindern erforderlich. Ziel muss sein, dass die Familien und hier vor allem die Kinder die Chance bekommen, in möglichst geordneten Verhältnissen zu leben, um den Kindern eine leistungsgerechte Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen. Dies ist eine wichtige Maßnahme zur Steigerung der Ausbildungs- und späteren Arbeitsfähigkeit der oft eher bildungsfernen Kinder. In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis Osterode am Harz muss hier eine möglichst durchgehende „Begleitung“ dieser 33 Tabelle „Gesamtschülerzahlen“ F2, Stand: 24.08.2010 Seite 29 von 51 Familien durch Fachkräfte und Ehrenamtliche gewährleistet werden. Dadurch wird ein mögliches Potenzial für zukünftige Auszubildende erschlossen. Durch die zunehmende Orientierungslosigkeit von Jugendlichen und Eltern ist es für viele junge Menschen ein zentrales Problem einen für sie geeigneten Job zu finden. Mit Hilfe eines Praktikantenpools können Jugendliche einen Überblick über Berufe in der Region gewinnen und Firmen Personal für Ferienjobs finden. Über die Einrichtung einer zentralen Vermittlungsstelle zum Beispiel auf Basis ehrenamtlicher Arbeit in den Räumen der ELFEN könnten die Jugendlichen erste Einstiege in das Berufsleben wagen. So können Fehlentscheidungen bei der Berufswahl minimiert werden und es werden Möglichkeiten geschaffen, sich besser mit der Stadt Osterode am Harz zu identifizieren. Auch über den BITO (Berufsinformationstag) oder die MEKOM sollten verstärkt Stellen angeboten werden und wichtige Verbindungen zwischen Schule und Wirtschaft, z.B. an den berufsbildenden Schulen, geschaffen werden. Eventuelle Nachteile ergeben sich aus den entstehenden Kosten und den Zielpersonen der Aktion, da die Frage bleibt, wie man die Kinder der eher bildungsfernen Schicht motivieren kann, dabei zu sein34. Ein ergänzender Punkt bei der Vorbereitung der Berufsfindung von jungen Menschen ist die Motivation von jungen Frauen, einen technisch geprägten Beruf zu erlernen. Durch den jährlichen „Zukunftstag“ ist hier ein Anfang gemacht, allerdings bedarf es doch noch erheblicher Anstrengungen, um nachhaltigen Erfolg zu haben. Im Zusammenhang mit Bildung, persönlicher Entwicklung und Berufsfindung ist auch die Jugendarbeit der Stadt Osterode am Harz zu sehen. Da in der Jugendarbeit mit freiwilligen Strukturen gearbeitet wird, gibt es keine so direkten Auswirkungen des Rückgangs der Jugendlichen auf die Jugendarbeit. Beispiel: Der Jugendraum Dorste wurde in den 90iger Jahren von 20 bis 30 Dorster Jugendlichen regelmäßig besucht. Das waren ca 30 % der in Frage kommenden Jugendlichen. So ist bei einer heutigen Besucherzahl von 15- 20 die Quote aufgrund der demografischen Entwicklung wahrscheinlich sogar etwas höher als in den 90iger Jahren. Für die Ausstattung und Größe des Jugendraumes, auch für die Betreuung ändert sich durch die zurückgegangene Besucherzahl aber nichts. Was zu erwarten ist, ist ein Rückgang auf die Teilnehmerzahlen bei Ferienpassaktivitäten. Ca. 40 % weniger Kinder wird auch zu Rückgängen bei der Ferienpassaktion führen. Es ist zu vermuten, dass dieser Trend in den letzten zwei Jahren bereits eingesetzt hat. Dies ist zu beobachten und entsprechend ist darauf zu reagieren. Was sich für die Jugendarbeit massiv auswirkt und noch weiter auswirken wird, sind Entwicklungen im Schulbereich. Durch das 12-jährige Abitur wird es kaum noch Oberstufenschüler geben, die sich ehrenamtlich engagieren können, da es ganz einfach an Zeit fehlt. Auch werden diese Schüler weniger Angebote der Jugendarbeit in Anspruch nehmen. Außerdem wird durch die Ganztagsschule auch für die Schüler von Haupt- und Realschulen das Zeitfenster kleiner, um Angebote der Jugendarbeit in Anspruch zu nehmen. Die Diskussion über diese Problematik hat in der Fachwelt (und auch in der Stadtjugendpflege) mit Vehemenz begonnen. Bereits absehbare Trends: 34 Jugendarbeit in Zukunft ohne Gymnasiasten? Wer wird Jugendgruppenleiter, wenn die Gymnasiasten keine Zeit mehr haben? Angebote stärker am Spätnachmittag und in den Abendstunden? Mehr Angebote an den Wochenenden und in den Ferien; dadurch aber zusätzliche Belastungen für Haupt- und Ehrenamtliche? Nachwuchsprobleme für alle Jugendarbeit betreibenden Vereine und Verbände? Strategietage 2010 Dokumentation Seite 10 Seite 30 von 51 Hinzu kommt eine Einengung der Spielräume durch die zunehmende Dominanz von „Wertvorstellungen“ der „Älteren“. Beispiele der letzten Jahre: Einschränkung des Spielbetriebs auf dem Bolzplatz Lehmteich, keine OpenAir-Veranstaltungen in der Innenstadt nach 22.00 Uhr, Probleme am Haus der Jugend mit Lärm durch Jugendveranstaltungen. Diese Beispiele beruhen nicht darauf, dass der Lärm zugenommen hat, sondern dass weniger Lärm toleriert wird. Dieser Trend wird sich noch verstärken, weil die Altersgruppe der „Älteren“ noch an Gewicht zunehmen wird und vermutlich noch stärker auf „ihren“ Vorstellungen von einer lebenswerten Stadt beharren wird. Dieses Konfliktpotenzial zeigt sich heute schon bei mancher Diskussion im Bereich Stadtmarketing. Die Konflikte zwischen Jungen und Alten könnten sich verschärfen. Ein Problem im Rahmen des demographischen Wandels wird zunehmend die Gewinnung von geeigneten Fachkräften für die Kitas und die Jugendarbeit sein. Dort wird in Zukunft allein der gute Ruf der städtischen Kitas und der Jugendarbeit nicht ausreichen, junge, gute Kräfte zu halten, wenn nicht eine Vollzeitbeschäftigung und eine angemessenen Bezahlung geboten werden35. d) Siedlungsentwicklung Bedingt durch den demographischen Wandel stehen die Kommunen vor Herausforderungen, die zwar seit Beginn des neuen Jahrtausends diskutiert werden, aber je nach räumlicher Lage ganz unterschiedliche Ausprägungen haben und deshalb auch völlig anders bewertet werden müssen. Je nachdem ob es sich um eine Wachstums-, Stagnations- oder Schrumpfungsregion handelt, erfordern die Auswirkungen des demographischen Wandels gänzlich andere Strategien. Bislang wurde im Sinne eines Wettbewerbs der Standorte um Einwohner versucht, durch Ausweisung von Wohnbaulandflächen und deren Vermarktung mit Hilfe attraktiver Grundstückspreise, Einwohner zu gewinnen und damit einen Art Trendumkehr zu schaffen. In der Kernstadt von Osterode aber auch in einigen Ortschaften ist dies so geschehen. Bis Ende 2008 konnte der Trend durch besondere Rabattangebote beim Grundstückskauf städtischer Grundstücke („Familie plus“ und „Öko plus“) zumindest abgeschwächt werden. In Zeiten jedoch, da die Bevölkerung insgesamt schrumpft und die Neubautätigkeit infolge fehlenden Zuzugs stark rückläufig ist, handelt es sich bei den Ansiedlungen häufig nur noch um interne Wanderungsgewinne. Wurden die Auswirkungen solcher Wanderungen durch Veränderung der Haushaltsgröße (immer mehr 1-2 Personen Haushalte) bei gleichzeitiger Erhöhung der Wohnflächen pro Haushalt lange Zeit kompensiert, sind sie im Stadtbild heute nicht mehr zu übersehen. Gerade im Innenstadtbereich und in den Dorfkernen kommt es vermehrt zu Wohnungsleerständen. Besonders betroffen sind solche Bereiche, in denen geschlossene Bauweise mit Fachwerk und Denkmalschutz zusammentreffen, da diese Kombination erfahrungsgemäß sanierungsaufwendig, kostenintensiv und selten altengerecht ist und damit nicht unbedingt die Interessen des klassischen Häuslebauers widerspiegelt. Die Bemühungen um das Thörmer´sche Haus mögen hier als Extrembeispiel dienen. Soll also eine teilweise leerstehende oder verfallende Altstadt verhindert werden, müssen Strategien gefunden werden, die diesen Wohnstandort gegenüber dem Neubaugebiet, das auch in Zukunft, wenn auch sehr restriktiv hinsichtlich der Neuausweitung, seine Berechtigung hat, konkurrenzfähig machen. Zusammenfassend lassen sich folgende Tendenzen erkennen: - 35 zunehmender Leerstand und Wertverlust von Häusern, vor allem in Stadt-/Ortsteilen mit schlechter Nahversorgung und einem unattraktiven mittelbaren und unmittelbaren Wohnumfeld Vermerk F2 –Jugend- vom 23.08.2010 „Demografischer Wandel, hier: Kinderbetreuung und Jugendarbeit“ Seite 31 von 51 - es werden sich Bereiche entwickeln, in denen Häuser quasi unverkäuflich werden Das Leben in schrumpfenden Orten wird teurer in dem Maße, in dem die Bevölkerungszahl schrumpft (Straßenunterhaltung, Wasserver- und –entsorgung etc.) Haussanierung in der Innenstadt trifft auf viele Probleme. Aus der an anderer Stelle beschriebenen Situation lassen sich schlagwortartig folgende Handlungsnotwendigkeiten ableiten: - restriktive Neuausweisung von Baugebieten (Innenentwicklung hat Vorrang) Rücknahme von bestehenden Baugebieten wie z.B. Silberkuhle II in Dorste und in Katzenstein (soweit entschädigungsfrei möglich) Unterstützung bei der Anpassung von Gebäuden im Bestand an veränderte Bedürfnisse (alten- bzw. familiengerecht, energieeffizient) Berücksichtigung der Zunahme von Ein- und Zweipersonenhaushalten Unterstützung der Entwicklung von Ortskernen Förderung der Mischung von wohn- und gewerblicher Nutzung und Dienstleistung; Wiederansiedlung von Einzelhandel für den täglichen Bedarf in den Kernen (z.B. NETTO-Markt in der Kernstadt, Tegut in Schwiegershausen) Neubau/Erneuerungsbedarf der technischen Infrastruktur, Prüfung von dezentralen, teilbaren oder zusammenlegbaren flexiblen Systemen Entwicklung eines attraktiven Unterstützungspaketes für Hauskäufer in der Innenstadt/Dorfkern Anwerbung von Einpendlern zum Hauskauf in Osterode Die Stadt Osterode hat eine hohe Zahl von Einpendlern, die in der Stadt arbeiten, aber woanders wohnen (Einpendlerüberschuss ca. 2000 Menschen). Diese Gruppe stellt ein besonderes Problem dar, da sie die Infrastruktur teilweise mitnutzen, die Stadt nach Feierabend allerdings wieder verlassen36. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, diese Pendler zu motivieren, nach Osterode zu ziehen. Durch eine Plakataktion in 2009 und die Verteilung von entsprechenden Flyern37 ist dies bereits teilweise geschehen. Im Jahre 2009 hat die Stadt Osterode am Harz an einer Modellstudie zur Siedlungsentwicklung teilgenommen. Die Erkenntnisse daraus fließen in die zukünftigen Entscheidungen zur Stadtentwicklung ein. Ein besonderes Augenmerk muss auch auf sinnvolle und finanzierbare Projekte zur Attraktivierung der Ortsteile gelegt werden. Deshalb wird versucht, die Ortsteile über das Dorferneuerungsprogramm zukunftsfähig zu machen. Für die Kernstadt wird seit 2009 ein integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet. Ein Teilbereich der historischen Altstadt wurde auf der Grundlage der vorbereitenden Untersuchungen für das Programm städtebaulicher Denkmalschutz angemeldet. Des weiteren trifft sich seit 2009 eine Arbeitsgruppe, an der neben dem Bürgermeister und Mitarbeitern der Verwaltung auch regionale Unternehmer, die Sparkasse und die Volksbank und ein Mitarbeiter der EU aus Brüssel als Berater teilnehmen und beschäftigt sich mit dem Thema „Attraktivierung des Wohnstandortes Osterode“. Die Kreiswohnbau, an der die Stadt Osterode am Harz beteiligt ist und im Aufsichtsrat durch den Bürgermeister vertreten wird, hat schon vor Jahren das Thema „Wohnen im Alter“ aufgegriffen und in vielen Projekten umgesetzt. Neben barrierefreien, altengerechten Wohnungen setzt man auf das Konzept „Wohnen plus Service“. Neben modernen Räumen bietet man u.a. folgende Dienstleistungen an: 36 37 Fahrdienst z.B. zum Arzt oder zur Apotheke Beratung in Fragen des täglichen Lebens Strategietagung 2010 Seite 6 Flyer „Eigenheim statt hoher Fahrtkosten“ von der Kontaktstelle Wirtschaft 2009 Seite 32 von 51 Vermittlung einer 24h Notrufanlage Beratung bei Behörden und vergleichbaren Angelegenheiten Vermittlung von hauswirtschaftlichen Dienstleistungen Vermittlung von pflegerischer Betreuung Vermittlung von Freizeitangeboten und kulturellen Veranstaltungen Vermittlung von Kontakten zu Verbänden und Organisationen Geltendmachung von Ansprüchen gegenüber Kostenträgern Herstellung von Kontakten zu Verbänden und Organisationen, insbesondere Seniorenarbeit Eine jüngst erschienene Studie des Pestel-Instituts weist noch einmal deutlich auf den zukünftigen Bedarf an altersgerechten Wohnungen hin38. Zur Siedlungsentwicklung gehört natürlich auch der weitere Aus- bzw. Umbau der Infrastruktur. Wie vorher schon unter den Handlungsnotwendigkeiten beschrieben muss die Stadt alle Chancen zur Verbesserung des Wohnumfeldes nutzen. Stets muss aber genau abgewogen werden, ob der wirtschaftliche oder standortbegünstigende Vorteil die möglichen Nachteile, z.B. aus ökologischer oder städteplanerischer Sicht, überwiegt. e) Mobilität in der Stadt Als Aufgabe der staatlichen Daseinsvorsorge stellt der öffentliche Personennahverkehr eine Grundversorgung für die Bevölkerung dar und ist insbesondere für den ländlichen Raum unverzichtbar. Eine der wichtigsten Aufgaben dabei ist, die Mobilität der Menschen langfristig zu sichern. Aufgrund der demographischen Entwicklung ist davon auszugehen, dass die alternde Bevölkerung unserer Stadt mittelfristig auf andere individuelle und öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein wird. Hier hat besonders der Nahverkehr (Stadtbus etc.) eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, um die Teilnahme der Menschen am öffentlichen Leben zu ermöglichen. Da der öffentliche Personennahverkehr oftmals die einzige Möglichkeit für eine selbstbestimmte Mobilität darstellt, geht es hierbei um den Erhalt der Lebensqualität durch die Gewährleistung von Mobilität. Gefragt ist hier eine bezahlbare und greifbare (seniorengerechte) Gestaltung der Fahrzeuge und Haltestellen. So benötigen ältere Menschen oftmals mehr Zeit beim Ein- und Ausstieg oder sie sind überfordert mit einem sehr umfangreichen Linientakt und Tarifangebot. Ein Fahrplan muss demnach auf die demographische Lage ausgerichtet sein; d. h. feste Zeiten, die gut zu merken sind. Ein verlässlicher Fahrplan ist hierbei Grundvoraussetzung. Auch andere spezielle Maßnahmen für Senioren, wie z. B. die Anschaffung von Niederflurbussen, gut lesbare Linien- und Fahrpläne oder die akustische Unterstützung optischer Informationen, kommen gleichermaßen allen Kunden zugute. Wichtig für die Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personennahverkehrs ist insbesondere die Werbung um Kunden der älteren Generation. Eine stetige Informationsarbeit sowie Marketingstrategien, z. B. auch in Seniorenwohnheimen oder über die Kreiswohnbau, sind absolut notwendig. Auch alternative Formen des ÖPNV werden geprüft. Zu nennen sind hier Kleinbuskonzepte wie z.B. der Bürgerbus in Clausthal-Zellerfeld, der auf der ehrenamtlichen Arbeit der Vereinsmitglieder basiert und vielfach von Studenten gefahren wird. In Seesen gibt es die sog. „Lila Linie“, die im Wesentlichen mit dem Osteroder Stadtbussystem vergleichbar ist, aber die wesentliche Kundschaft durch die Schildautalklinik erhält. Auch in Bad Grund gab es eine „lila Linie“, die aber aufgrund der zu hohen Kosten vor einigen Jahren wieder eingestellt wurde. In der Strategietagung der Stadt 2010 wurde hierzu folgendes festgestellt: 38 Harz Kurier am 20.09.2010, „Markt wird auf den Bedarf reagieren“ Seite 33 von 51 Da der ÖPVN sehr teuer ist und mit fast 60.000 Euro pro Jahr subventioniert werden muss, könnte eine Verbindung geschaffen werden, die die Kapazitäten voll ausschöpft und flexibel auf die Bürger eingehen kann. Mit der „Lila Linie“ nach dem Clausthaler Vorbild erhofft man sich Kosten einzusparen und deutlich flexibler reagieren zu können. Mit Hilfe von auf Abruf bereitstehenden Personen (in CLZ Studenten) sollen die Linien so effizient wie möglich genutzt werden. Doch auch bei dieser Art der Mobilität entstehen Kosten für den städtischen Haushalt, die in Form von Subventionen getragen werden müssen. Jedoch sind diese Kosten auf Grund der flexiblen und effektiven Nutzung der kleinen Busse weitaus geringer als die des bisherigen Stadtbusses. Zu prüfen wäre auch noch ein Sponsoring für die Lila Linie. Auch die Frage, ob die Lila Linie den ÖPNV zu Teilen ersetzen kann und wer die Kosten an den Bussen trägt, muss geklärt werden. In der Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, ob die bislang beauftragte RBB den Transport auch zu den gleichen Konditionen wie andernorts anbieten würde. Außerdem wurde besprochen, ob eine feste Route für die Lila Linie eingerichtet werden sollte oder sie eher für Einzeleinsätze zur Verfügung steht. Diese Punkte müssen mit Clausthal und den entsprechenden Verantwortlichen noch geklärt werden. Aber auch andere Konzepte wie die Rote-Punkt-Aktion in Hannover nach einer Fahrpreiserhöhung vor vielen Jahren, bei der mit einem roten Punkt gekennzeichnete Privatfahrzeuge andere Menschen mitnehmen, wurden vorgeschlagen. Weitere Alternativen wären, eine kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel anzubieten oder eben einfach direkt in der Stadt zu wohnen. Die Abschaffung des Stadtbusnetzes, würde ohne Ersatzverkehr jedoch zur Immobilität und letztendlich zur Vereinsamung von einzelnen Personen führen39. In diesem Gesamtzusammenhang wurde auch die Einschätzung zur Entwicklung des ÖPNV aus Sicht des Zweckverbands Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) erbeten. Von dort wird mitgeteilt, dass nach Vergleich der Jahresstatistik 2005 mit 2009, alle Stadtbusstädte im Verbandsgebiet (das sind neben Osterode am Harz noch Northeim, Einbeck, Hann.Münden und Holzminden) in diesem Zeitraum deutliche, teils dramatische Fahrgastverluste verzeichnet haben. D.h. die viel diskutierte demografische Entwicklung schlägt inzwischen voll durch und die verbleibende Rest-Bevölkerung kann offensichtlich nur schwer zu einer häufigeren ÖPNV-Benutzung animiert werden. Die Stadtbusqualität ist dabei durchaus unterschiedlich, am hochwertigsten in Northeim, aber selbst hier verliert der Stadtbus jedes Jahr rund 10.000 Fahrgäste. Osterode ist am ehesten mit Einbeck zu vergleichen: Auch hier fährt ein Bus mehrere Schleifen pro Stunde, allerdings ist das Angebot seit mehreren Jahren konstant. Aber angesichts der Zahlen wird in allen Städten über kurz oder lang zu entscheiden sein, entweder den Zuschuss zu erhöhen oder das Angebot auszudünnen. Osterode hat den Nachteil, keinen richtigen „Zielmagneten“ im Stadtbusnetz zu haben, so wie andernorts (z.B. das Krankenhaus in Seesen, daher ist auch deren „Lila Linie“ nicht so recht vergleichbar). Derartige Einrichtungen bringen immer dankbare Fahrgäste. Der ZVSN empfiehlt, den Fahrgästen in Osterode am Harz die Zeit zu geben, das Stadtbusangebot anzunehmen, d.h. keine rasche nochmalige Änderung. Folgende Schlussfolgerung ist aus dieser Einschätzung des ZVSN für Osterode zu ziehen: Für den Erhalt eines attraktiven Stadtbusverkehrs müssen langfristig mehr Mittel bereitgestellt werden; u.a. für Werbung, Finanzierung einer verbesserten Vertaktung, Einbezug der Ortschaften (insbesondere Freiheit). Um den ÖPNV auch für Jugendliche interessanter zu gestalten, wäre auch die Ausdehnung des Fahrplans bis in die Abendstunden oder die Einrichtung eines Anrufsammeltaxis nach Fahrplanschluss zu überlegen. Ende des Jahres soll daher eine Gesprächsrunde mit Fachleuten durchgeführt werden, um für die Zukunft abzuwägen, wie ein bezahlbarer Stadtbusverkehr Osterode am Harz trotz rückläufiger Fahrgastzahlen aussehen könnte. 39 Strategietagung 20120 Dokumentation Seite 13/14 Seite 34 von 51 Nach Durchführung dieser Expertenrunde sollen die Ergebnisse im Verwaltungsausschuss diskutiert werden40. Für die „neuen Alten“ ist eine möglichst lange eigenständige Mobilität sehr wichtig. Neben dem Schwerpunkt ÖPNV muss die Stadt sich dem Mobilitätswillen der Bevölkerung anpassen und möglichst auf eine barrierefreie Straßenarchitektur achten. Es ist aber auch gezielt über neuartige Fortbewegungsformen nachzudenken. Gerade im bereich der E-Mobilität wird hierzu im Bereich der Metropolregion nach praktischen Lösungsansätzen geforscht41. Elektrische Trittkraftverstärker bei Fahrrädern (Pedelecs) könnten eine Teillösung des Mobilitätsproblems sein. Pedelec ist eine allgemeine Bezeichnung für ein Elektrofahrrad, welches hybrid mit Elektromotor und Muskelkraft betrieben wird. Pedelec steht für Pedal Electric Cycle und ist eine Wortschöpfung von Susanne Brüsch in ihrer Diplomarbeit von 1999. Im Gegensatz zu einem E-Bike, das auch ohne Treten angetrieben werden kann, gibt der Pedelec-Motor ohne Treten (oder Kurbelbewegung) keine Leistung ab. Das Pedelec ist führerscheinfrei, wenn der Motor nur bis max. 25 km/h unterstützt. Der Segway Personal Transporter (Segway PT, früher HT für Human Transporter, bei einigen deutschen Länderpolizeien auch Selbstbalance-Roller genannt) ist ein Elektromotorroller, der eine Person befördern kann. Er wird seit Dezember 2001 von Segway Inc. aus Bedford im USBundesstaat New Hampshire hergestellt. Der Fahrer steht zwischen zwei nebeneinander angeordneten Rädern auf einer Plattform und kann sich an einer Lenkstange festhalten. Jedes Rad wird per Einzelradantrieb von einem separaten Elektromotor angetrieben. Unterschiedliche Drehzahlen der Räder ermöglichen eine Kurvenfahrt wie bei Kettenfahrzeugen.Das Fahrzeug ist selbstbalancierend. Ein computergesteuerter Regelkreis lässt den Segway automatisch in die Richtung fahren, in die sich der Fahrer lehnt. Sobald die Neigungssensoren (Halbleiter-Gyroskope) registrieren, dass sich der Fahrer nach vorne oder hinten neigt, drehen die Räder in diese Richtung. Die Fortbewegung wird ausschließlich durch solche Gewichtsverlagerungen gesteuert, es gibt keine Bedienelemente zum Bremsen oder Beschleunigen. Diese Funktionsweise entspricht dem aufrechten Gang, bei dem sich der Schwerpunkt des Körpers stets über der Auflagefläche der Füße befindet. Der Segway ist deshalb intuitiv zu bedienen. Ein Schwenken der Lenkstange nach rechts oder links bewirkt durch die Schwerpunktverlagerung die dementsprechende Kurvenfahrt. Sobald sich der Fahrer mit der Lenkstange zur Seite neigt, wird das von den Neigungssensoren wahrgenommen. Tests beweisen, dass diese Art der Fortbewegung durchaus auch für ältere Menschen erlernbar ist. In diesem Gesamtzusammenhang könnte über die Einrichtung von E-Tankstellen im Stadtbereich nachgedacht werden42. f) Kultur Kulturarbeit wird in Osterode in großem Maße ehrenamtlich, teilweise unterstützt durch die Verwaltung, in den verschiedensten Vereinen gemacht. Auch die Stadtmarketingorganisation hat sich diesem Thema angenommen. Eine wichtige Veranstaltungsreihe in diesem Zusammenhang waren ein Fachvortrag für Vereinsvorstände zum Thema Stadtmarketing, der Dialogtag der Vereine und letztendlich die Bürgertage 2009. 40 Vermerk F1 „Zukünftige Entwicklung des ÖPNV-Stadtbusverkehr Osterode am Harz“ vom 01.09.2010 Vorlage Arbeitsprogramm „Halbzeit“ für die Aufsichtsratssitzung der Metropolregion am 21.06.2010 Seite 15 „Mobilitätswirtschaft“ 42 Strategietagung 2010 Dokumentation Seite 5 41 Seite 35 von 51 Mit dem Rückgang der Bevölkerung gibt es auch im Vereinswesen einen klaren Mitgliederschwund, wodurch städtische Anlagen teilweise nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden. Durch die Belegungsprobleme entstehen hohe Kosten und Unfrieden zwischen den Vereinen. Langfristig sind Angebotsverluste von Sportanlagen auf Grund der Wirtschaftlichkeit zu erwarten. Durch Nutzungsgebühren und das Abbauen von Altanlagen wären Kosteneinsparungen und Refinanzierungen möglich. Diese Maßnahme muss jedoch von der Politik getragen werden und dort auf Zustimmung stoßen. Eine Verwaltungsinterne Arbeitsgruppe hat sich bereits 2004/2005 intensiv mit dieser Möglichkeit befasst, allerdings keine Zustimmung in der Politik bekommen. Die Folgen von Nutzungsgebühren wären jedoch wahrscheinlich Beitragserhöhungen in den Vereinen, da sich besonders die kleinen Vereine derartige Nutzungsgebühren nicht leisten können. Durch Fusionen der Vereine können finanzielle Probleme besser in den Griff bekommen werden, jedoch sind Führungsprobleme zu erwarten. Außerdem müssten z.B. in der Folge jugendliche Vereinsmitglieder rechtzeitig zu den Trainingszeiten gefahren werden, da das Training dann außerhalb ihres direkten Wohnumfeldes stattfinden würde43. Es wurde bereits bewusst versucht, Vereine zur engeren Zusammenarbeit zu bewegen, um ggf. letztendlich Vereinsfusionen anzustoßen, die das Überleben sichern sollen. Im Nachgang haben sich dadurch erfreulicherweise bereits viele gemeinsame Projekte ergeben, die ein Verein alleine nicht mehr hätte stemmen können. Als weitere Ansatzpunkte könnten hier ein städtischer runder Tisch für Chöre, gemeinsame effektivere Nutzung der Sportanlagen durch mehrere Vereine mit demselben Zweck und gegenseitige Werbung für sich und andere sein44. Die Stadt kann hier jeweils Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Ende März 2010 diskutierte auch der Kreissportbund(KSB) über die Thematik der zurückgehenden Mitgliederzahlen45 und durchaus sinnvolle Fusionsbestrebungen von Sportvereinen gerade in kleineren Ortschaften. Allein im vergangenen Jahr reduzierte sich der Gesamtmitgliederbestand um 1,77%. Dabei ist es eben nicht nur der vielfach zitierte demografische Wandel, sondern auch die sich in den letzten Jahren gravierend veränderte Situation in der Arbeitswelt. Das allein zwingt schon die Vereine nach Ansicht des KSB Vorsitzenden Hartmut Heise zum Handeln, ehe es zu spät ist. Auf dem ordentlichen Kreisfußballtag in Bad Lauterberg Ende Juli 2010 warb Heise erneut für eine Neuorganisation der Vorstandsarbeit in den Sportvereinen: „Wir werden es uns in Zukunft nicht mehr erlauben können, in kleineren Orten vier oder fünf sporttreibende Vereine zu haben.“ Er stellte in diesem Zusammenhang die aus seiner Sicht zahlenmäßig zu hohe Bindung von Ehrenamtlichen in den einzelnen Vereinen in Frage.46 Hier kann die Stadt nicht nur bei Sportvereinen unterstützend tätig werden, indem sie Foren zur Anbahnung engerer Zusammenarbeit anbietet. Genau dies war auch der Hintergrund für den Dialogtag der Vereine und die seit Anfang April 2010 laufende Veranstaltungsreihe auf dem Martin-Luther-Platz „Vereine stellen sich vor“, organisiert durch das Stadtmarketing. Das beginnende Vereinssterben wird teilweise aber auch durch überholte Strukturen der jeweils übergeordneten Verbände beschleunigt. In Riefensbeek-Kamschlacken könnte beispielsweise der Harzclub-Zweigverein in ca. 3 Jahren zahlungsunfähig sein, wenn er weiter pro Mitglied einen entsprechend hohen Geldbetrag an den Hauptverein abführen muss. Ähnliche Entwicklungen ergeben sich bereits beim Sozialverband und beim TSV Riefensbeek-Kamschlacken.47 Hier muss, ausgehend von diesen konkreten Beispielen, in einem geeigneten Kreis nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden. Gerade in abgelegenen Ortschaften ist das Thema Fusion aber oft keine Lösungsmöglichkeit, da vermutlich kaum geeignete Partner in akzeptabler Nähe zur Verfügung stehen. 43 Strategietagung 2010 Dokumentation Seite 11 Strategietagung 2010 Dokumentation Seite 9 45 Harzkurier vom 23. Juni 2010 Seite 9 „Hartmut Heise wirbt für Fusionen“ 46 Harzkurier vom 31. Juli 2010 „Fußballer stellen sich der Zukunft“ 47 Vermerk F4 Burkhard von Koppen Az: F4 82 06 28 05 vom 26.05.2010 44 Seite 36 von 51 Das Thema Kultur/Freizeit hat gerade in der jüngsten Zeit z.B. durch den Oxfam Trailwalker und die Anerkennung des Oberharzer Wasserregals als Weltkulturerbe neue Impulse erhalten, die von der Stadt Osterode am Harz aufgegriffen und positiv zum Nutzen der Stadt entwickelt werden müssen. Gerade der zweite Punkt könnte sehr gut mit dem durch das Stadtmarketing erarbeitete Projekt „Entdeckerpfad Mühlgraben“ zusammenpassen und zusätzliche Besucher in unsere Stadt locken. g) Soziale Infrastruktur Im Rahmen des demografischen Wandels wird sich besonders die soziale Infrastruktur anpassen müssen, um dem gesellschaftlichen Wandel gerecht zu werden. Ein wichtiges Feld dabei ist die Integration von bzw. der Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Während man bislang integrative Ansätze verfolgt hat, ist der neue Weg in der sogenannten Inklusion (Einbeziehung) zu suchen. Inklusion ist eine neue Leitidee für ein gutes Leben behinderter Menschen. Dieser Begriff mag - weil er neu ist – mit Skepsis gesehen werden. Ein Blick in neuere Publikationen und Titel von Fachveranstaltungen zeigt aber: Inklusion als gesellschaftlich anspruchsvolles Ziel der Nicht-Ausgrenzung von Bürgern ist im Gespräch. Teilhabe aller Menschen wird zu einer Frage der Realisierung von Bürgerrechten. Die Lebenshilfe identifiziert sich mit dem Ziel der Integration. Häufig geht es bei Initiativen zur Integration aber eigentlich um Re-Integration. Die Betreuung behinderter Menschen in gesellschaftlichen „Sonderstrukturen“ wie Sonderkindergärten, Sonderschulen und beschützenden Werkstätten etc. soll ergänzt werden durch die Begegnung mit nicht behinderten Menschen. Sie sollen sich in der Gesellschaft wieder heimisch und willkommen fühlen können. Abgrenzung behinderter Menschen soll möglichst vermieden werden. Inklusion fragt nach Wegen, wie denn Ausgrenzung von vorneherein vermieden werden kann. Wenn dies erklärtes Ziel ist, muss sich die Behindertenhilfe viel mehr als in der Vergangenheit in die gesellschaftlichen Regelstrukturen wie Kindergarten, Schule etc begeben, um hier durch Beratung, Unterstützung und den Transfer erworbenen Wissens an die dort handelnden Menschen Ausgrenzung zu verhindern. Auch dies verlangt natürlich die Bereitschaft, dafür mehr Geld in die Hand zu nehmen, denn zum Nulltarif ist so etwas nicht möglich. Die Stadt Osterode hat hier bereits einige Punkte angeschoben. So ist man bereits in Gesprächen mit den Harz-Weser-Werkstätten, um möglicherweise im Bereich Kindertagesstätten ein integratives Projekt anzuschieben und bei der „Crazy-Golf“ Anlage in Riefensbeek-Kamschlacken wird dies bereits gemeinsam umgesetzt. Beim Ausbau der Bahnhofstrasse finden die Belange von Behinderten, aber auch alten Menschen, ebenfalls Berücksichtigung. Die Straßenübergänge sind beispielsweise auf Null gesetzt, d.h. es gibt keine Hindernisse mehr für Rollstühle oder Rollatoren. Dies soll in diesem Zuge auch gleich bei der Fußgängerampel zur Marientorstrasse fortgeführt werden. Bei der städtischen Strategietagung 2010 wurden noch weitere nachfolgend genannte Punkte zur sozialen Infrastruktur benannt: breitere Einstellplätze im Innenstadtbereich für Familien und Senioren, Mehrgenerationenspielplätze für jung und alt (Spiel- und Fitnessgeräte), zentrale Familienbetreuung am Wochenende48. In diesem Handlungsfeld muss u.a. auch das Thema ärztliche Versorgung abgearbeitet werden. Der Vorsitzende der Ärzteschaft Osterode am Harz, Herr Dr. Eilts, hat in einem Gespräch im März 201049 die Ärzteversorgungslage in der Stadt Osterode als zufriedenstellend bezeichnet. Mittelfristig wird sie sich auf die Note ausreichend reduzieren. Nicht zufriedenstellend ist die Situation mehr und mehr in den Ortschaften. Nachfolgende Übersicht zeigt den aktuellen Stand: 48 49 Dokumentation Strategietagung 2010 Seite 9 Gespräch mit Dr. Manfred Eilts am 24.03.2010 Seite 37 von 51 Da erst 6 der niedergelassenen Allgemeinmediziner über 50 sind, ist das Gesamtthema noch nicht sehr dringend. Mittelfristig muss es aber das Ziel sein, die Situation zumindest zu erhalten und in den größeren Ortschaften ggf. zu verbessern. Insgesamt zeichnet sich ein Trend zu Versorgungszentren ab, welches im Fall Osterode im Kreiskrankenhaus etabliert wird. Osterode muss daher alles daran setzen, Ärzte in der Stadt zu halten, bzw. durch geeignete Maßnahmen junge Ärzte in die Stadt incl. der Ortschaften zu holen. Auch die Einrichtung von „Zweigpraxen“ könnte hier eine Möglichkeit sein. Dr. Eilts wies im Zusammenhang mit einer Sitzung des Arbeitskreises „Demografischer Wandel“ der Stadt Osterode am Harz zusätzlich auf einige Fakten hin, die hier im folgenden genannt sind50: - mit zunehmenden Alter nimmt die Einsamkeit zu und viele Senioren müssen sich finanziell einschränken - in jedem Alter, aber auch insbesondere im Seniorenalter, besteht eine Sensibilität nach körperlicher und geistiger Wärme und Zuwendung. Es ist davon auszugehen, dass Senioren Kontakt suchen und diesen nicht meiden - Seh-, Hör- und Reaktionsvermögen nehmen ab, was einen biologischen Alterungsprozeß beschreibt - Die Senioren stellen eine inhomogene Gruppe sowohl in Bezug auf ihren Bildungsstand, ihre geistige Fitness und in Bezug auf den Personenstand dar. Viele Senioren haben ein subjektives Unsicherheitsgefühl, sowohl bei Tag als auch bei Nacht auf die Straße zu gehen. Ihnen fehlt das Vertrauen, welches zusätzlich durch Fernsehen und Horrormeldungen kaputt gemacht wird. Dadurch bleiben viele Ältere zu Hause und es fehlt ihnen an sozialen Kontakten. Als Maßnahme könnte ein ehrenamtlicher Sicherheitsservice eingesetzt werden, der jedoch wiederum Kosten für Schulungen, Vorbereitungen und Aufwandsentschädigungen verursacht. Grundsätzlich muss hier aber festgestellt werden, dass die öffentliche Sicherheit zunächst erst einmal Aufgabe der Polizei und damit Landessache ist. Des Weiteren gibt es auch durchaus negative Erfahrungen mit derartigen ehrenamtlichen „Sheriffs“51 in anderen Städten. 50 51 Schreiben von Dr. Manfred Eilts Mai 2010 Strategietagung 2010 Dokumentation Seite 14 Seite 38 von 51 Der zuständige Fachbereich 1 befindet sich zurzeit in Gesprächen mit der örtlichen Polizeiführung, um eine Verbesserung der Situation durch häufigere Streifengänge zu erreichen, bzw. notfalls eine Ergänzung der Polizei durch gemeinsame Streifengänge mit Stadtbediensteten oder eines Security-Unternehmens zu überlegen. Hier sind allerdings auch noch vielfältige rechtliche Fragen zu beantworten. In dieses Handlungsfeld gehört eigentlich auch der große Bereich der Jugendarbeit mit all seinen differenzierten Angeboten und deren Weiterentwicklung. Aus konzeptionellen Gründen wurde dieser Teil aber bereits im Handlungsfeld „Bildung“ abgehandelt. h) Technische Infrastruktur Demografische Veränderungen in der Gesellschaft lösen sofort Anpassungen der technischen Infrastruktur der Stadt aus. Viele Einrichtungen sind auf höhere Nutzerzahlen aufgebaut und müssen daher verändert werden, um wirtschaftlich zu bleiben und im Zusammenhang mit anstehenden Baumaßnahmen muss in jedem Fall der „Demografie-Check“ vorgeschaltet sein, um ggf. bereits in der Planung auf die veränderten bzw. in absehbarer Zukunft sich verändernden Rahmenbedingungen einzugehen. Aufgrund der vorgeschriebenen Pflicht zur Wirtschaftlichkeitsberechnung bei jedem Investitionsvorhaben wird dem bereits jetzt genüge getan. Gebäude und Liegenschaften der Stadt müssen regelmäßig auf ihre wirtschaftliche Verwendung bei den sich ändernden Rahmenbedingungen überprüft werden. Leerfallende öffentliche Gebäude werden entweder kurzfristig einer neuen sinnvollen Verwendung zugeführt oder verkauft, wobei das Verkaufen aufgrund des immer schwieriger werdenden Marktes problematisch ist. Zu beachten ist bei diesem Gesamtthema, dass Infrastruktur zwar in Teilen zurückgebaut, in anderen Teilen aber auch über eine altersgerechte Ausweitung der Infrastruktur nachgedacht werden muss. Die Außengestaltung der Kernstadt mag hier als Beispiel dienen. Sowohl im Stadtkern, aber auch in den Randbereichen und in den Ortschaften muss ein altersgerechtes Umfeld geschaffen werden. Hierzu gehören beispielsweise öffentliche Toiletten, genügend Ruhebänke und eine adäquate Beleuchtungssituation, um der gefühlten Sicherheit zu dienen52. Es muss aber z.B. auch darüber nachgedacht werden, ob man die Schulmensen, die an die neuerrichteten Ganztagsgrundschulen angegliedert wurden, zusätzlich als Generationentreffpunkte nutzen könnte. Mit Erzählcafe oder ähnlichen Veranstaltungen könnten die Einrichtungen zusätzlich belebt und damit wirtschaftlicher genutzt werden. Neben den offensichtlichen Folgen der demografischen Entwicklung wie z.B. Leerstände gibt es aber noch viele Auswirkungen, die sich erst mittel- bis langfristig zeigen, dann aber kaum noch zu heilen sind. Hierzu zählt z.B. der flächendeckende Brandschutz. Im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 wurden die Ortsbrandmeister der Ortsfeuerwehren der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Osterode am Harz gebeten, eine Aufstellung der Mitglieder der Einsatzabteilung zu erstellen. Hierbei galt es, nur Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner aufzuführen, die wirklich verfügbar sind. Gleichzeitig wurde ermittelt, wie viele Mitglieder der Einsatzabteilung tagsüber verfügbar sind. Die mögliche Mitgliederentwicklung der Einsatzabteilungen sieht wie folgt aus: 52 Strategietagung 2010 Dokumentation Seite 13 Seite 39 von 51 Orts-Fw. Dorste Düna Förste Freiheit Lasfelde Lerbach Marke Nienstedt Osterode Riefensbeek Schwiegersh. Ührde Jugend Fw ja/nein ja nein ja ja ja ja nein ja ja ja ja nein Ortsfeuerwehr Dorste Düna Förste Freiheit Lasfelde Lerbach Marke Nienstedt Osterode Riefensbeek-Kamschlacken Schwiegershausen Ührde Stand 2008 Stand 2009 Stand 2015 Stand 2025 65 29 53 39 77 21 19 36 69 26 75 18 62 29 43 37 77 22 18 28 72 19 56 19 56 25 39 34 74 19 14 23 68 15 46 16 38 10 27 25 55 16 6 18 52 13 37 13 Einsatzabteilung 62 29 43 37 77 22 18 28 72 19 56 19 tagsüber verf. 32 5 24 13 45 9 8 21 25 4 27 8 Hierbei ist anzumerken, dass es sich bei diesen Darstellungen nur um eine Prognose anhand von Bestandsdaten handelt. Mögliche Eintritte, Übernahmen aus der Jugendfeuerwehr und Austritte können im Voraus nicht ermittelt werden. Der Arbeitskreis „Feuerwehr“ ist auch zu dem Entschluss gekommen, dass zurzeit auf keine Ortsfeuerwehr verzichtet werden kann. a) Mitgliedergewinnung Die Mitgliedergewinnung ist grundsätzlich in zwei Bereiche aufgeteilt. Zum einen geht es darum, Frauen und Männer, die bereits mindestens 16 Jahre alt sind, als sogenannte „Seiteneinsteiger“ für den ehrenamtlichen Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr zu begeistern. Diese Form der Mitgliedergewinnung ist sehr schwierig, da dieser Personenkreis oftmals bereits bei anderen Vereinen oder Institutionen ehrenamtlich tätig ist. Ein weiterer Punkt ist die Unwissenheit, dass es in der Stadt Osterode am Harz eine Freiwillige Feuerwehr gibt, welche Aufgaben ein Feuerwehrmitglied der Einsatzabteilung hat sowie welche Voraussetzungen gegeben sein müssen. An dieser Stelle ist zu nennen, dass aufgrund der gestellten Pflichtaufgaben einer Feuerwehr nicht jede Frau und jeder Mann Mitglied der Einsatzabteilung der Feuerwehr werden kann. Um Frauen und Männer für den Dienst in der Feuerwehr zu begeistern, ist es daher sehr wichtig, intensiv zu informieren. Diese Information kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Es bieten sich hier zum einen Dorffeste, Bürgertage, Tage der offenen Tür bei der Feuerwehr oder ähnliches an. Weit verbreitet ist mittlerweile auch die Präsenz der Feuerwehr durch Internetauftritte. Wenn diese interessant gestaltet sind, kann dies die Neugier auf den Dienst in der Feuerwehr wecken. Ebenso muss intensiv darauf aufmerksam gemacht werden, dass nicht nur Männer zur Feuerwehr gehen können, sondern auch Frauen. Seite 40 von 51 Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, den Dienst bei der Feuerwehr interessant zu machen. Lukrative Angebote sind hier das Stichwort. Diese könnten z. B. wie folgt aussehen: Einrichtung einer zusätzlichen Feuerwehrrente in Form einer einmaligen Zahlung oder monatlicher Zahlung, geknüpft an verschiedene Voraussetzungen (z. B. Mindestdienstjahre). Freier Eintritt ins Schwimmbad Zinsgünstige Darlehen für Wohneigentumsschaffung usw. Dies sind nur einige mögliche Beispiele. Gefragt ist bei der Mitgliedergewinnung aber auch die Stadtverwaltung als Träger der Freiwilligen Feuerwehr. Hier sollte darauf hingewirkt werden, dass freie Stellen bei der Stadt Osterode am Harz bei gleicher Qualifikation vorrangig an Feuerwehrmitglieder vergeben werden bzw. der Bewerber bei Erhalt der offenen Stelle Mitglied in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr wird. Der zweite Bereich der Mitgliedergewinnung ist die Jugendarbeit. Bei 9 der 12 Ortsfeuerwehren der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Osterode am Harz gibt es eine Jugendfeuerwehr. Dies ist schon einmal eine gute Voraussetzung. Hier muss aber intensiv und ständig daran gearbeitet werden, stets genügend Mitglieder in der Jugendfeuerwehr zu haben und natürlich durch eine interessante und abwechslungsreiche Gestaltung diese bei der Feuerwehr zu halten, damit sie später in die Einsatzabteilungen übernommen werden können. Diese Aufgabe wird durch die Jugendfeuerwehrwarte wahrgenommen. Die Jugendfeuerwehren der Ortsfeuerwehren werben intensiv für neue Mitglieder. Hinderlich hierbei ist, dass Mädchen und Jungen erst mit 10 Jahren in die Jugendfeuerwehr aufgenommen werden können. Oftmals sind sie dann bereits in anderen Vereinen und damit für die Feuerwehr nicht mehr oder nur sehr schwer zu begeistern. Um dies in Zukunft zu vermeiden bzw. zu minimieren, wurde in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendfeuerwehrwart die Gründung von sogenannten „Kinderfeuerwehren“ vorangetrieben. Die erste Zusammenkunft fand am 04.09.2009 im Feuerwehrhaus der Ortsfeuerwehr Osterode statt. Durch diese Maßnahme erhoffen wir, frühzeitig Mädchen und Jungen zu interessieren, um sie später in die Einsatzabteilungen übernehmen zu können. b) Integration von ausländischen Mitbürgern Die Integration von ausländischen Mitbürgern ist eine weitere Möglichkeit zur Optimierung der Einsatzabteilungen. Oftmals ist bei unseren ausländischen Mitbürgern gar nicht bekannt, dass in der Stadt Osterode am Harz die Sicherstellung des Brandschutzes durch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Osterode am Harz erfolgt, da in ihren Heimatländern keine Freiwilligen Feuerwehren vorhanden sind. Hier ist es zunächst einmal erforderlich, diese Informationen zu vermitteln. Geschehen könnte dies durch eine Darstellung bzw. Vorstellung der Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr im zentral gelegenen Feuerwehrhaus der Ortsfeuerwehr Osterode. c) Effektive Planung und Nutzung Die demographische Entwicklung geht auch an der Feuerwehr nicht vorbei. Ein weiterer Punkt ist die Arbeitsmarktsituation. Diese Faktoren erfordern ein Umdenken und Reagieren. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Einsatzzahlen der Ortsfeuerwehren steigen. Ein Großteil dieser Einsätze sind Fehl- und Täuschungseinsätze von Brandmeldeanlagen. Oftmals auch tagsüber. Für diese Einsätze werden dann die entsprechenden Ortsfeuerwehren alarmiert. Die Folgen sind dann nicht selten anfallende Lohnausfallkosten. Diese Einsätze könnten aber auch mit weniger Personal abgewickelt werden. Im Bereich der Ortsfeuerwehr Osterode könnten diese Einsätze durch Bildung einer „kleinen Tagesalarmschleife“ abgewickelt werden. Hierbei ist auch die Einbindung von Mitarbeitern des Bauhofes (Feuerwehrmänner) in Verbindung mit dem hauptamtlichen Gerätewart eine Alternative. Dadurch würden keine Lohnausfallkosten entstehen und gleichzeitig würden die Mitglieder Einsatzabteilung entlastet. Es ist ebenso wichtig, die Arbeitgeber nicht über ein notweniges Maß hinaus zu strapazieren. Durch das niedersächsische Brandschutzgesetz muss in Zukunft geregelt werden, dass ein Feuerwehrmitglied einer anderen Stadt oder Gemeinde, welches aber im Bereich der Stadt Osterode am Harz arbeitet, bei der dortigen Ortsfeuerwehr tagsüber Einsätze mitfahren kann Seite 41 von 51 und darf. Die Ortsfeuerwehren der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Osterode am Harz müssen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten, als sie es jetzt schon tun. Sie unterstützen sich gegenseitig mit Fahrzeugen, Geräten und Personal. In der Zukunft ist auch die Ausbildung von Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden verschiedener Ortsfeuerwehren an zentral stationierten Spezialfahrzeugen (z. B. Drehleiter oder Rüstwagen) eine mögliche Alternative. d) Blick in die Zukunft Die Zeichen der Zeit wurden erkannt. Es wurden Maßnahmen und Vorschläge entwickelt, damit die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Osterode am Harz auch in Zukunft als moderne, zeitgemäße Feuerwehr den Brandschutz flächendeckend und qualitativ hochwertig sichern kann. Das funktionierende Gesamtkonzept „Freiwillige Feuerwehr Osterode am Harz“ mit der Gesamtheit der 12 Ortsfeuerwehren für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger sowie dessen Hab und Gut hat sich bewährt.53 Bei der Strategietagung der Stadt Osterode im Juni 2010 wurde die Überlegung laut, eine kleine Berufsfeuerwehr für den Ersteinsatz aus Mitarbeitern des Bauhofes zu schaffen, um die Belastung der freiwilligen Kräfte zu reduzieren. Diese Überlegung soll mit dem Feuerwehrkommando und dem zuständigen Fachbereich diskutiert werden. Mitte August 2010 hat Innenminister Uwe Schünemann ein umfassendes Konzept vorgestellt, das die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren in Niedersachsen und damit die Sicherheit der Bevölkerung in den kommenden vier Jahrzehnten gewährleisten soll. Der demografische Wandel und die zunehmenden Probleme ehrenamtlicher Brandbekämpfer mit der Freistellung vom Arbeitsplatz waren die Ausgangspunkte für einen zwei Jahre währenden Diskussionsprozess, der jetzt in einen Abschlussbericht gemündet ist. Unter der Maßgabe „Agieren können, statt reagieren müssen“ hat eine Projektgruppe unter Leitung von Landesbranddirektor Jörg Schallhorn sechs Handlungsfelder sowie konkrete Vorschläge erarbeitet, die jetzt gemeinsam mit Politik und Wirtschaft, mit den kommunalen Spitzenverbänden, Gewerkschaften, Feuerwehrangehörigen und Organisationen der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr nach regionalen Bedürfnissen umgesetzt werden sollen. Nach Prognosen des Landesbetriebs für Statistik wird die Bevölkerung des Landes bis zum Jahr 2050 um bis zu 20 Prozent, die Zahl der unter 20- Jährigen um knapp 40 Prozent und die der Erwerbstätigen um etwa 30 Prozent abnehmen. Gleichzeitig werden die Anforderungen an den Brandschutz durch die fortschreitende Technisierung steigen, aber auch durch den wachsenden Anteil alleinlebender älterer Menschen. Zur Sicherstellung von flächendeckenden, einheitlichen Sicherheitsstandards wird das Innenministerium gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden und dem Landesfeuerwehrverband einen Leitfaden zur Brandschutzbedarfsplanung für die Träger der Feuerwehr, die Gemeinden, erarbeiten. Zur Förderung des Ehrenamtes ist ein Maßnahmenbündel geplant: Anpassung des organisatorischen und rechtlichen Rahmens im Landesbrandschutzgesetz an aktuelle Herausforderungen, die beidseitige Anerkennung der in Beruf und Feuerwehr erworbenen Qualifikationen – etwa als Sicherheits-, Brand- oder Gefahrengutbeauftragter, eine Chipkarte als attraktiver Berechtigungsausweis, die Stiftung von Feuerwehrabzeichen des Landes sowie ein Art Handbuch für die Werbung Ehrenamtlicher. Die qualitativ hohe Aus- und Fortbildung will das Land durch den Erhalt der beiden zentralen Schulen in Celle und Loy sichern; die Bildungsangebote sollen noch bedarfs- und praxisorientierter werden, der Standort Loy wird ausgebaut. Eltern, Kindergärten und Schulen sollen in die Nachwuchswerbung einbezogen werden, um insbesondere Mädchen anzulocken. 53 Bericht über die zukünftige Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr in der Stadt Osterode am Harz , F1 vom 02.02.2010 Seite 42 von 51 Kultursensible Werbekonzepte und Kampagnen sowie die enge Kooperation mit den entsprechenden Verbänden sollen die Feuerwehr auch für Migranten attraktiv machen.54 Das Innenministerium nannte in diesem Zusammenhang auch ein paar weitere interessante Daten zur Feuerwehr. So nahm die Zahl der ehrenamtlichen niedersächsischen BrandschützerInnen um 595 auf insgesamt 127 160 Mitglieder leicht zu. Mit zusätzlichen 418 Feuerwehrfrauen wuchs deren Zahl auf insgesamt 12 084 oder einen Anteil von 9,5 Prozent. Die Zahl der Ortsfeuerwehren sank um sechs gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 3356. Gut 32 350 Jugendliche waren 2009 in knapp 1950 Jugendfeuerwehren aktiv (minus 1,2 Prozent). Dagegen stieg die Zahl der Kinder in den Kinderfeuerwehren um 514 auf 4005 an. Die Anzahl der hauptamtlichen Brandschützer in den zehn Berufsfeuerwehren und drei hauptamtlichen Wachbereitschaften ist 2009 leicht angestiegen auf 2106. In Betrieben mit besonderem Gefährdungspotential sind 102 Werksfeuerwehren mit 3809 neben- und 703 hauptberuflichen BrandschützerInnen eingerichtet (minus drei Werksfeuerwehren).55 i) Entwicklung der Verwaltung Eine zentrale Aufgabe des zukünftigen Verwaltungshandelns wird der Umgang mit der demografischen Entwicklung sein. Neben neuen Organisationsformen muss gemeinsam mit der Politik die zukünftige Versorgung der Bevölkerung mit Dienstleistungen gestaltet werden. Da die Nachfrage nach Dienstleistungen zuerst in den Randbereichen der Stadt – hier vor allem in den Ortsteilen – rückläufig ist, muss man sich mit den Wechselwirkungen zwischen Rückbau der Infrastruktur und Ortssterben auseinandersetzen (Beispiel: „Stirbt die Schule, stirbt das Dorf?!“). Hier ist die gesamte Verwaltung auf Jahre gefordert56. Grundsätzlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich die Größe der Verwaltung proportional zum Rückgang der Bevölkerung verhält. Aufgrund von neuen oder stets komplizierter werdenden Aufgaben lässt sich eine Reduzierung des Personals nicht direkt an der Bevölkerungszahl festmachen. Die Frage wird in absehbarer Zukunft auch nicht lauten „Wie senke ich den Personalbestand der Stadt Osterode?“, sondern eher „Wo bekomme ich geeignetes Ersatzpersonal für ausscheidende Mitarbeiter her, die die anstehenden schwierigen Fachaufgaben erfüllen?“. Auch die Stadt Osterode am Harz läuft hier wie alle anderen Arbeitgeber der Region in eine „demografische Falle“. Nachfolgende Grafik gibt einen Überblick über die Problematik: 54 Rundblick vom 10.08.2010 „Brandschutz auch in Zukunft sicherstellen“ Rundblick vom 10.08.2010 „Freiwillige Feuerwehr meldet mehr Brände und mehr Feuerwehrfrauen“ 56 Dokumentation Strategietage 2010 Seite 5 55 Seite 43 von 51 57 Die Verwaltungsleitung hat bereits Maßnahmen eingeleitet, um dieses Problem zu mindern. Zum einen wird der „Arbeitsplatz Stadt Osterode am Harz“ attraktiver gemacht. Da die Bezahlung tariflich geregelt ist und dieser zumeist unter vergleichbaren Tarifverträgen z.B. in der Industrie liegt, muss mit anderen Vorzügen geworben werden. Dies geschieht zum einen durch modern ausgestattete Arbeitsplätze, aber auch durch Maßnahmen wie die Einführung eines Gesundheitsmanagements und eines zeitgemäßen Arbeitsschutzes sowie einem guten Betriebsklima. Durch Werbung auf Veranstaltungen wie dem Berufsinformationstag Osterode (BITO) und durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit muss um adäquates Personal gerade im Bereich des Berufsnachwuchses geworben werden. Ergänzend dazu wurde im Jahr 2009 das Projekt „Masterplan e-Government“ gestartet, um durch den Einsatz von geeigneten technischen Verfahren die zukünftige Aufgabenerledigung in möglichst effizienter Art sicherzustellen, da die Arbeitsmenge vermutlich eher nicht zurückgehen wird. In diesem Projekt wurden insgesamt über 820 Prozesse in der Verwaltung beschrieben und nach erfolgter Priorisierung werden jetzt für die personalintensivsten – und damit auch kostenträchtigsten Prozesse – Verfahrensoptimierungen erarbeitet. Im Sommer 2011 sollten die ersten optimierten Prozesse eingerichtet sein. Die Verwaltung darf sich in diesem Zusammenhang aber nicht nur auf den Einsatz der ITTechnik beschränken, sondern muss sich auch auf den geänderten Anspruch bzw. das Nutzerverhalten zur Kommunikation mit dem Kunden einstellen. Dazu gehört auch, ob und ggf. in welchem Umfang Soziale Netzwerke (z. B. Facebook, MeinVZ, Twitter) zur Kundenkommunikation eingesetzt werden können. Insbesondere für die derzeit noch jüngere Generation ist der Umgang hiermit selbstverständlich; dem muss eine Verwaltung Rechnung tragen. Die Stadt Osterode am Harz ist hierbei führend; in einem Modellprojekt, das gemeinsam mit dem Regionalverband Südniedersachsen initiiert und eingeleitet wurde, nutzt sie die genannten Netzwerke bereits heute. Auch der Internetzugang www.osterode.de wird zurzeit überarbeitet. Es wurde ein neues Pflichtenheft erstellt und im September 2010 liefen die Präsentationen verschiedenster Anbieter. Auch hier wird im Besonderen darauf geachtet, dass die neuen Seiten der Stadt den Bürger möglichst schnell und einfach zu den gewünschten Informationen bzw. zur angeforderten Dienstleistung führt. 57 Präsentation Fa. b.i.t.consult GmbH bei der Stadt Osterode am Harz 2010 Seite 44 von 51 Eine weitere Möglichkeit, der Demografiefalle zu entgehen, liegt in der Interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ). Auch Unternehmen versuchen, durch sog. shared services Fachkräfte zu bündeln und besser auszunutzen. Mit der KDS haben wir bereits ein gutes Beispiel für ein derartiges Vorgehen. Zurzeit werden einige Möglichkeiten der IKZ im Landkreis, aber auch darüber hinaus geprüft bzw. umgesetzt. Man stellt aber auch sehr schnell fest, dass die Umsetzung von IKZ nicht nur im politischen Bereich sondern teilweise auch in der Bevölkerung schnell auf Widerstände trifft, die nur mühsam abzubauen sind. Trotzdem versucht die Stadt Osterode mit verschiedenen Partnern „auf Augenhöhe“ Kooperationen zu entwickeln. Mit der Stadt Bad Sachsa besteht seit einem Jahr eine enge Zusammenarbeit im Finanzwesen. Mitarbeiter der Stadt Osterode unterstützen in Bad Sachsa die Einführung des NKR. Dadurch braucht dort kein eigener Bilanzbuchhalter teuer ausgebildet werden. Auch mit anderen Gemeinden laufen Verhandlungen für eine engere Zusammenarbeit. Bis Ende des Jahres 2010 soll eine Vereinbarung mit der Samtgemeinde Bad Grund getroffen sein, die die Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Standesamt regelt. Die Dienstleistung soll weiter vor Ort im Rathaus Windhausen erbracht werden, aber durch Mitarbeiter der Stadt Osterode am Harz. Durch gemeinsame Nutzung der erforderlichen Software und zentrale Abarbeitung der Fälle lassen sich – wenn auch relativ geringe – Einsparungen realisieren. Der Vertragsentwurf liegt vor und soll im Herbst 2010 unterzeichnet werden. Dieses Beispiel soll auch als Testfall für weitere Kooperationen dienen. Als ein weiteres Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit kann die an anderer Stelle angesprochene Teilnahme an der EXPO REAL betrachtet werden. Eine Messeteilnahme ohne Kooperation mit Dritten – hier im Rahmen der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg wäre für die Stadt Osterode am Harz finanziell nicht darstellbar. Insoweit eröffnet diese Form der Kooperation innerhalb der Metropolregion der Stadt eine Präsentationsmöglichkeit auf internationaler Ebene. Die SPD-Fraktionen der Stadt Osterode am Harz und der Samtgemeinde Bad Grund streben gemeinsam eine engere Zusammenarbeit an, um Vorbehalte für interkommunale Kooperationen abzubauen. So fand Anfang September 2010 eine gemeinsame Fraktionssitzung statt, um über anstehende gemeindeübergreifende Themen zu sprechen. Auch der Landkreis als Gemeindeverband ist hierbei ein wichtiger Kooperationspartner. Erst kürzlich hat die Stadt Osterode beispielsweise dem Landkreis die Wahrnehmung der Aufgaben nach dem Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) für das Gebiet der Stadt Osterode am Harz zur zentralen Erledigung zurückgegeben. Auch die jeweiligen SPD Fraktionen des Kreistages, der vier Städte und drei Samtgemeinden des Landkreises Osterode am Harz wollen für eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit eintreten und Projekte zügig zum Erfolg bringen. Die Interkommunale Zusammenarbeit soll helfen, den Problemen, die sich insbesondere aus dem demografischen Wandel und des Einwohnerrückgangs im Landkreis Osterode am Harz ergeben, entgegenzuwirken. Ein entsprechendes Grundsatzpapier soll in die Räte eingebracht werden58. Aus Sicht des Bürgermeisters und der Verwaltung sind für die Stadt Osterode aber einige Grundsätze zur Vereinbarung von IKZ zu beachten: 58 Funktionsfähigkeit der Region sichern (bürgernahe qualitativ hochwertige Verwaltung vor Ort). Lokale Demokratie sichern bzw. stärken (Ortsräte sind wichtig, Rat muss seinen Einfluss auf das Verwaltungshandeln behalten). Bei Kooperations- und Fusionsdebatten die weiteren Nachbarn nicht vergessen (Insellösungen vermeiden!). Kommunale Mandatsträger und Bevölkerung müssen von Anfang an mitgenommen werden Harz Kurier vom 03.09.2010 „Anpfiff zum Spiel auf Augenhöhe“ Seite 45 von 51 Verwaltungsdienstleistungen, die nah am Bürger sind, müssen in den Gemeinden erbracht werden, bis auf übergeordnete z.B. raumordnerische Funktionen. IKZ und Fusionen brauchen sehr viel Zeit und Gründlichkeit. Neue kommunale Aufgaben sollten möglichst gleich zentral bearbeitet werden, wenn die Aufgabe es erlaubt. IKZ ist immer dann sinnvoll, wenn sich zumindest mittelfristig ein finanzieller, strategischer und/oder politischer Vorteil für die Beteiligten ergibt. Bei IKZ ergibt sich in der Regel ein Know-how-Verlust bei dem Partner, der die Aufgabe abgibt. Dieser Verlust ist ggf. nur sehr schwer, wenn überhaupt rückgängig zu machen. Nicht nur die Verwaltung sollte der zukünftigen Situation angepasst werden, sondern auch in der Politik kann darüber nachgedacht werden, die Strukturen zu verschlanken. Hier muss über eine Verkleinerung der Gremien nachgedacht werden. Sowohl der Rat, als auch die Ortsräte haben hier Luft nach unten59. Insgesamt wird es aber stets ein Mix der verschiedensten Maßnahmen sein, der zum gewünschten Ergebnis führt. Wichtig ist, dass die Weichen jetzt gestellt werden, um der Entwicklung frühzeitig entgegenzutreten. Bei allen Maßnahmen im Rahmen des Umgangs mit den Auswirkungen des demografischen Wandels gilt: Wer frühzeitig die Probleme erkennt und die geeigneten Maßnahmen ergreift, wird einen uneinholbaren strategischen Vorteil haben. Die kommunale Zeitschrift „der Gemeinderat“ berichtet in einer Spezialausgabe im Frühjahr 2007 über den Bericht des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung „Demografischer Wandel und nachhaltige Infrastrukturplanung“60 und stellt folgendes fest: In Regionen mit stark abnehmender Bevölkerung wird es schwieriger und kostspieliger, Leistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge im bisherigen Maß bereitzustellen. Daraus ergibt sich die Gefahr einer negativen Entwicklungsspirale, die schon heute in vielen Regionen Ostdeutschlands zu beobachten ist und zunehmend auch Westdeutschland treffen wird. Ungeachtet dessen werden seitens der Politik die Auswirkungen einer älter werdenden und regional unterschiedlich schrumpfenden Gesellschaft auf die künftige Infrastruktur noch zu wenig in das Handeln einbezogen. Dies stellt zumindest der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung des Bundestages in seinem Bericht „Demographischer Wandel und nachhaltige Infrastrukturplanung“ vom März dieses Jahres fest. Damit sich die Probleme in den betroffenen Regionen nicht verschärfen, sind aus Sicht des Beirates lokal und regional angepasste und vor allem über klassische Ressortgrenzen hinweg vernetzte Lösungen erforderlich. Der Beirat tritt dafür ein, Programme und Modellvorhaben, die die Folgen des demografischen Wandels in den Blick nehmen, horizontal zwischen den Ressorts und auch vertikal zwischen Bund, Ländern und Kommunen stärker zu verknüpfen und weiterzuentwickeln. Dies mit dem Ziel, Synergieeffekte zu nutzen und Wechselwirkungen der Programme in der Stadt-Land-Beziehung stärker in politischen Maßnahmen zu berücksichtigen. Grundsätzlich sollten öffentliche Vorhaben im Bereich der Infrastruktur schon im Vorfeld auf ihre „Demografiefestigkeit“ geprüft werden, um spätere Anpassungsmaßnahmen möglichst zu vermeiden. Für den Bereich der Stadt- und Raumentwicklung empfiehlt der Beirat, die Wirkung von Maßnahmen insbesondere im regionalen Zusammenhang zu betrachten und einen Ansatz zu verfolgen, der interkommunale Kooperationen und regionale Entwicklungskonzepte stärker fördert. Bei der Fördermittelvergabe sollten Konkurrenzsituationen zwischen Kommunen einer Region verhindert werden. 59 60 NGO § 32(1) und § 55 f Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode Drucksache 16/4900 Seite 46 von 51 Der Beirat nimmt auch besonders die Bereiche Mobilität sowie technische Infrastruktur in den Blick. Für den öffentlichen Personennahverkehr empfiehlt er flexible Modelle (Ruf- und Bürgerbusse, Anrufsammeltaxis), die die Mobilität insbesondere auch im ländlichen Raum gewährleisten. Im Bereich der Leitungsinfrastruktur für Energie, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung seien dezentrale Systeme und alternative Technologien zu prüfen, die in entsiedelten ländlichen Räumen rentabel sein könnten. Gefordert wird auch ein flächendeckender Ausbau moderner Kommunikationstechnik, um insbesondere auf dem „flachen Land“ die Voraussetzungen für moderne Arbeitsplätze und gesellschaftliche Teilhabe der Menschen zu schaffen61. Interessant sind in diesem Gesamtzusammenhang auch neue Leitlinien der Verwaltungswissenschaften aus Nordrhein-Westfalen, denn auch sie zeigen den Veränderungsbedarf gerade in Bezug auf e-Government des Verwaltungshandelns auf62: o o o o o o o o o Government entwickelt sich zur Grundlage neuer Arbeitsteiligkeit Verwaltungsleistungen werden in vernetzten Strukturen erbracht Verwaltungsarchitektur durch Trennung von Vertrieb und Produktion „No wrong door“ durch einheitliche Anlaufstellen (One Stop Government) Effizienzgewinne durch gemeinsame org-übergreifende Leistungserbringung (Shared Services) Struktur folgt dem Prozess auf der Basis von Prozessoptimierungen Vernetzte Produktion verlangt, die Zuständigkeiten zu definieren / ändern Vernetzte Verwaltung erfordert ein Höchstmaß an Standardisierung Möglichkeiten / Grenzen der vernetzten Verwaltung müssen erprobt werden VI. Fazit Die Wichtigkeit des Themas „Demografischer Wandel und die Auswirkungen auf die Stadt Osterode am Harz“ ist im Vorgehenden zu Genüge deutlich geworden. Der Bürgermeister hat daher das Gesamtthema zur Chefsache erklärt, denn es geht letztendlich um die zukünftige Position der Stadt als Mittelzentrum in der Region. Des weiteren wurde bereits nach der Kommunalwahl 2006 der bisherige Sozialausschuss um die Aufgabenbereiche „ältere Generationen“ und „Intergration“ ergänzt. Gerade auch im Hinblick auf die derzeitige Diskussion über die Kommunalstrukturen in Niedersachsen ist es äußerst wichtig, eine starke Stadt mit einer sehr effizient und wirtschaftlich arbeitenden Verwaltung darzustellen. In diesem Zusammenhang bleibt auch die Zukunft der kleinen Landkreise – also auch der des Landkreises Osterode am Harz – abzuwarten. Gerade erst hat sich eine Arbeitsgruppe der Landkreis-SPD Göttingen dafür ausgesprochen, die Landkreise Göttingen und Northeim zu einem gemeinsamen Regionalkreiszusammenzuschließen. Der Landkreis Osterode am Harz, so die weitere Überlegung der Arbeitsgruppe, könnte sich dem Regionalkreis anschließen, wenn er das möchte. Man sei sich darüber im Klaren, dass ein Zusammenschluss nur wenig Einspareffekte bringt. Entscheidend sei, dass in einem größeren Kreis überörtliche Aufgaben gebündelt werden und das Geld dafür gezielter eingesetzt werden kann.63 Leider kann sich die Landesregierung nicht dazu durchringen, die notwendige Gebietsreform von „oben“ durchzusetzen, aber das jüngste „Hesse-Gutachten zur Kommunalstruktur in Niedersachsen“ gibt hier doch interessante Hinweise: 61 62 63 „Der Gemeinderat“ Spezialausgabe Demografie 2007 Seite 8 Wissenschaftliche Begleitforschung D-NRW, 2007, Prof. Dr. Lenk HNA Lokale Nachrichten vom 28.07.2010 Seite 47 von 51 Im Gesamtergebnis seiner Untersuchungen kommt der Gutachter u.a. zu dem Schluss, dass nach der laufenden Freiwilligkeitsphase und angesichts nur begrenzter weiterer Möglichkeiten zur interkommunalen Zusammenarbeit „selektive Gebietsreformen und punktuelle Anpassungen“ unausweichlich sein dürften. Dies gelte zunächst für die Landkreisebene.64 Für Südniedersachsen nennt Prof. Hesse folgende Möglichkeiten: - die Verbandsstruktur in der Region Göttingen könnte gestärkt werden durch die Schaffung eines Zweckverbands für Regionalplanung - die Kreise Osterode am Harz und Northeim könnten mit Göttingen fusionieren.65 Wie die politische Diskussion über dieses Thema laufen wird, ist zurzeit noch in keiner Weise abzusehen, da sie aber direkte Auswirkungen auf die Stadt Osterode am Harz hat, ist sie sehr genau zu beobachten. In den einzelnen Fachbereichen der Osteroder Stadtverwaltung wird mit Nachdruck und in enger Zusammenarbeit mit dem gesamten Rat weiter an den in dieser Ausarbeitung angesprochenen Fragestellungen gearbeitet. Dadurch wird die Stadt fit für die Zukunft erhalten und weiterentwickelt. Alle Entscheidungen werden einem „Demografiecheck“ unterzogen, um die knapper werdenden Ressourcen möglichst wirtschaftlich einzusetzen. Unter dem Leitbild der Stadt Osterode und unter Berücksichtigung der verabschiedeten Oberziele müssen die Themen weiterentwickelt und vorangebracht werden. Die Niedersächsische Kommunalprüfungsanstalt, die im 2. Quartal 2010 die Stadt Osterode geprüft hat, hat in dem ersten Ergebnisbericht66 u.a. festgestellt, dass sich die Stadt sehr gut mit dem demografischen Wandel auseinandersetzt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet hat. VII. Anhang 64 Presseinformation des Nds. Ministeriums für Inneres und Sport vom 15.07.2010 Harzkurier vom 15. Juli 2010 „Gutachter stellt Landkreise in Frage“ 66 Präsentation des NKPA am 13.07.2010 im Rathaus Osterode am Harz 65 Seite 48 von 51 Bewertung der einzelnen Maßnahmen durch die Strategietagung 201067 Anz. Nennungen ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ 67 Flexible Kinderbetreuung bis Sec I Städt. Grundstücke und Immobilien (Abriss, Veräußerung, nur notwendige behalten) Aufgabenkritik durch Controlling Aufgabenanalyse Überprüfung des städtischen Angebots Rückbau von Infrastruktur Sammeltaxi Pedelecs Gesellschaftliche Zusammenarbeit in allen Bereichen Anstreben und Unterstützung von Vereinsfusionen Konzept zur Findung von Fachkräften Spielplätze für alle Generationen Konzentration der FFW Verkleinerung der Ortsräte Jung betreut alt – Gratiswohnen Abbau der Altanlagen Kleine Berufsfeuerwehr für Ersteinsatz Zentralisierung von nicht strategischen Aufgaben Bürgerprojekte Absprache Lila‐Linie mit CLZ Pamperstonne SeniorenELFEN Marketing „Unsere Stadt ist sicher“ Innovationspotential Vereinsvorstellung in der Schule Fusion d. Sportarten für Kosteneinsparungen Dialogtag für Vereine Gegenseitige Werbung Familienwochenendprogram Prakt. Mitarbeit durch die Politik Kooperation mit gleichgroßen Kommunen Know‐how Teilung Rote‐Punkt‐Aktion Hannover „Nette Toilette“ Ruhebänke Familienparkplätze Zusammenlegung von Alt & Jung Ehrenamtlicher Sicherheitsservice Altengerechter Hasumeisterservice IGS Zusammenlegung der Feuerwehrkapellen Spezialisierung der Sportvereine Runder Tisch für Chöre Gemeinsame Veranstaltungen Praktikantenpool Verbesserte Beleuchtung Benefit für Engagement Mehrgenerationenhaus Kooperation + Kommunikation mit Ortsstellen Ehrenamtliches Engagement ausweiten Strategietagung 20120 Dokumentation Seite 18 13 11 8 8 7 6 4 4 4 4 4 3 3 3 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Seite 49 von 51 Ergebniszusammenfassung Strategietage 2010 der Stadtverwaltung Osterode am Harz68 Bereich Integration der Migranten Mobilität Kultur Arbeit und Wirtschaft 68 Problem Maßnahme Verantwortungsübertragung an Migranten Ansprache der Migranten Potenzial der Migranten nutzen Sprachbarrieren Akzeptanz in der Bevölkerung schaffen Mobilität im Alter/ Altersgerechte Dienstleistungen Barrierefreiheit ÖPNV: Preis, Auslastung, Effizienz Generation "junge Alte" Vereinzelung Freizeitangebot Vereine und Verbände Personal (Qualifizierte Schulabsolventen halten, oder zum Zurückkommen animieren) Einzelhandel Geschlechterorientierte Betrachtung unterschiedlicher Kulturen differenzierte Quotenregelung Integration in Vereine, Hilfsorganisationen, Caritative Verbände Integration in politische Gremien, Personal Mitarbeiter mit Migrationshintergrund als Kontaktperson Strategietage 2010 Ergebniszusammenfassung Anerkennung von Zeugnissen Vorbildfunktion der Stadt Gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt schaffen fördern und fordern von Sprachkompetenz Gründung eines Integrationsvereins Familienparkplätze Ruhebänke "nette Toilette" Rote‐Punkt‐Aktion Hannover Lila‐Linie (Absprache mit CLZ) ‐ Nutzungsmöglichkeit überprüfen Sammeltaxi Pedelecs (Zentrale Stellen, Kooperation) Mehrgenerationenspielplatz Überprüfung und Konzentration des städtischen Angebots Familienwochenendprogramm Anstreben und Unterstützung von Vereinsfusionen Fusion der Sportarten zur Kosteneinsparung Dialogtag für Vereine Spezialisierung der Sportvereine Zusammenlegung Feuerwehr Chöre Runder Tisch Chöre Gegenseitige Werbung Gemeinsame Veranstaltung (Bälle, Jubiläen) Abbau der Altanlagen Praktikantenpool, Studentenpraktika, Gründung von Azubi‐WG´s moderater Denkmalschutz Seite 50 von 51 Bildung Siedlungs‐ entwicklung Technische Infrastruktur Interne Stadtverwaltung Vereinbarung von Familie und Beruf Altersgerechter Arbeitsplatz Wirtschaftsfaktoren Senioren Wissensverlust, Generation Junge Alte Altersarmut Facharbeitermangel Schule Kindergärten Kinderfreundlichkeit Kinderbetreuung Verzicht auf Sondernutzungsgebühren in Teilbereichen Überprüfung des städtischen Angebots Außengastronomie erleichtern, maßvolle Mieten Infrastruktur anpassen Ortsteile attraktiver erhalten Entwicklung familienfreundlichen Stadt Wohnen im Alter Veränderung des Wohnungsmarktes Rückbau von Infrastruktur (Abriss) Veräußerung von Immobilien und Grundstücken Brandschutz Kleine Berufsfeuerwehr für Ersteinsätze Benefits für Engagement (FFW) Konzentration der FFW, Qualität steigern IKZ Aufgabenentwicklung der Stadt Politische Struktur Bevölkerungsrückgang versus Anzahl der Beschäftigten Zentralisierung von nicht‐strategischen Aufgaben Kooperation mit gleichgroßen Städten (Know‐how Teilung) Ehrenamtliche s Engagement ausweiten Durchführung von Bürgerprojekten Mitarbeiter‐Wohnungen schaffen Gemeinsame Nutzung von Parkplätzen (Anwohner, Mitarbeiter) Gemeinsame Zusammenarbeit in Betrieben IGS Vereinsvorstellung in der Schule Flexible Kinderbetreuung bis Sec II Praktikantenpool Mehrgenerationenhaus Verbesserte Beleuchtung Mitarbeit bei Streichungen, Kosteneinsparungen durch Politik Aufgaben der Stadt überprüfen und zentrales Controlling einrichte öffentliche Stellen schaffen Arbeitsplatzängste minimieren Aufgabenanalyse Seite 51 von 51 Soziale Infrastruktur in der Stadtverwaltung Gefühlte Unsicherheit Versorgung (ärztliche) Bildungsangebot soziale Berufe Unterstützung der älteren Bevölkerung Marketing: "Unsere Stadt ist sicher" Ehrenamtlicher Sicherheitsservice Pampers‐Tonne Zusammenlegung von Alt und Jung Jung betreut alt (Gratiswohnen Senioren ELFEN Altersgerechter Hausmeisterservice Anm.: Es handelt sich bei dieser Liste lediglich um eine Stichwortartige Zusammenfassung der Ergebnisse. Die einzelnen Punkte wurden als Ideen festgehalten und in den meisten Fällen nur grob andiskutiert. Die Machbarkeit bzw. die letztendliche zielführende Sinnhaftigkeit wurde noch nicht geprüft.