Panorama 3 2001 Horizont

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Panorama 3 2001 Horizont
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NEWS
&
NAMEN
SYMPOSIUM FÜR BERGSTEIGER
Vip
Sir Edmund Hillary in Bad Tölz
Gernot Sittner
Seit 1955 ist Dr. Gernot Sittner
Mitglied im Deutschen Alpenverein.
Gemeinsam mit Hans Werner Kilz
leitet er als Chefredakteur die Süddeutsche Zeitung. In seiner 130.
Sitzung berief der Hauptausschuss
des DAV Sittner in den Redaktionsausschuss von DAV Panorama. Die Redaktion freut sich über
die Zusage des kompetenten Ratgebers und begeisterten
Bergsteigers.
„Wo die Liebe hinfällt, wie eine Leidenschaft geboren wird
und warum – schwierig, darüber nach so vielen Jahren
Auskunft zu geben. Dass die Freunde am Wochenende gerne
in die Klettergärten des Oberpfälzer Jura und der Fränkischen
Schweiz radelten, spielte sicher eine Rolle dabei. Aber den
Ausschlag gab vielleicht etwas anderes: Von der Oberpfalz
aus erschienen die Alpen in den fünfziger Jahren für einen
Oberrealschüler mit untermotorisierten Eltern als ein ebenso
verlockendes wie fernes Ziel. Ein Schuljahr lang dauerte die
Vorfreude darauf; jeden Donnerstag, beim „Heimabend“, bot
sich Gelegenheit, Pläne zu schmieden und ein wenig vom
nächsten Sommer zu schwärmen – zurückhaltend natürlich,
wie es sich für Oberpfälzer gehört. Die Anschubfinanzierung
in Form einer Rückfahrkarte nach Bad Reichenhall kam dann
vom Alpenverein, von der Sektion Sulzbach-Rosenberg und
von der Praterinsel in München: Grundkurs „Gehen im Fels“
auf der Reiteralp. Eine Woche Neue Traunsteiner Hütte.
Inzwischen liegen die Berge längst vor der Haustür und der
Erlebnishorizont hat sich beträchtlich über die Berchtesgadener Alpen hinaus erweitert. Zur großen alpinistischen
Karriere hat es zwar nicht gereicht, aber der alten Liebe tut
das keinen Abbruch. Es muss ja nicht unbedingt das überlaufene Matterhorn sein, der Alphubel tut's schon auch. Und so
gerne man sich zum Beispiel an die nächtliche Lichterprozession auf den Montblanc erinnert: Mit den Jahren verfestigt
sich die Erkenntnis, dass es nicht nur aufs Ziel oder die Route
ankommt. Der Bergkamerad, der eine Tour gerne mit den
Worten bilanziert „Entscheidend ist die menschliche Begegnung“, meint das zwar ironisch, aber er hat trotzdem recht.“
Er war der erste Mensch auf
dem höchsten Gipfel der Erde,
machte sich aber nicht nur als
Bergsteiger, Forscher und Diplomat einen Namen. Sir Edmund
Hillary hat sein Leben vor allen
Dingen den Sherpas im Himalaya
gewidmet. Mit Hilfe der nach
ihm benannten Stiftung baut er
Krankenhäuser, Brücken und
Baumschulen. Als der Bergsteiger und Veranstalter Eckhard
Schmitt Sir Edmund in Khunde
begegnete, konnte er sich selbst
davon überzeugen, wie stolz die
Kinder erzählten, eine Hillary
Schule besuchen zu dürfen. Das
unermüdliche Engagement von
Edmund Hillary hat überzeugt
und fasziniert.Der kleine und bescheidene Wohlstand im Solo
Khumbu ist mit ein Verdienst
von Sir Edmund Hillary.
Seit vier Jahren versucht Eckhard Schmitt,Sir Edmund Hillary
nach Bad Tölz zu holen. Nun ist
es soweit. Am 23. Juni 2001
wird die „lebende Legende“ einmalig und exklusiv im Tölzer
Kurhaus berichten, mit Originalbildern von der Besteigung des
Mount Everest – kommentiert
und moderiert von Michael Pause und übersetzt von Norbert
Kerkel.
Abgerundet wird das „5. Symposium für Bergsteiger“ mit Vorträgen von Dr. Gerhard Schmatz
„Seven Summits“, Hermann Huber „50 Jahre Bergsteigen“ und
der ehemalige Leiter des Sicherheitskreises Pit Schubert berich-
tet „Von den Freuden und Leiden eines Trekkers im Himalaya“. Für DAV Mitglieder gibt es
Ermäßigungen.
Die Spendengelder der Stiftung
Deutschland gehen an das PaphluHospital in Nepal. Kontakt: Sir
Edmund Hillary Stiftung Deutschland e. V., Frau Ingrid Versen,
Altwiesseer Weg 6, D-83707 Bad
Wiessee, Spendenkonto: Kreissparkasse Tegernsee, Konto 620621011, BLZ 711 525 70
Unermüdlicher Einsatz
für die Sherpas:
Mount-Everest-Erstersteiger
Sir Edmund Hillary
Information und Buchung:
Hotel Tölzer Hof, Rieschstraße 21,
83646 Bad Tölz, Tel.: 08041/80 60,
Fax: 08041/80 63 33, E-Mail:
[email protected],
www.toelz.de/toelzer-hof.
FIRMENANGEBOT
Austausch der Edelweiß-Seile vom Typ Ultralight 40
Als vorbeugende Sicherheitsmaßnahme bietet die Firma Edelweiss ihren Kunden an,Seile vom
Typ Ultralight 40 in der Stärke
9,9 mm mit dem Produktionsdatum 03/00 kostenlos austauschen
zu lassen. Der Grund für diese
Aktion:Die Zeitschrift KLETTERN
veröffentlichte in der Ausgabe
März 2001 einen Testbericht,der
diesem Seil nicht die erwarteten
Sturzzahlen bescheinigte.
6 DAV Panorama
Das Produktionsdatum 03/00 der
Seile, die Edelweiss vorsorglich
austauscht, finden Sie in der Gebrauchsanleitung des Seiles.Sollten Sie nicht mehr über die Gebrauchsanleitung verfügen, können Sie jedes Seil des Typs Ultralight 40, das Sie nach Februar
2000 erworben haben, bei Edelweiss und deren Vertriebspartnern kostenfrei prüfen lassen.
Bei der Abwicklung hilft Ihnen
auch gerne Ihr örtlicher Sportfachhändler.
Edelweiss legt Wert auf die Feststellung, dass es sich hier um
eine reine Vorsichtsmaßnahme
handelt.Umfassende,kontinuierliche Tests sowohl unabhängiger
externer Institute als auch des
Edelweiss-Qualitätsmanagements
haben bei der Nachprüfung aller
Produktionslose der letzten Jahre ergeben, dass alle Prüflinge
stets die geforderten Werte erreichen. red
Sie erreichen Edelweiss unter folgenden Adressen: EDELWEISS,
2, Boulevard Pierre Joannon,
F-42400 Saint-Chamond,
Tel.: 0033/(0)477/29 22 80, Fax:
0033/(0)477/31 81 26; VAUDE
Sport GmbH & Co. KG, Vaudestr. 2,
D-88069 Tettnang-Kundenservice,
Tel.: 07542/5 30 61 81 oder
5 30 61 33, Fax: 07542/53 06-60.
Nr. 3/2001
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NAMEN
Kennen Sie den ?
Das Panorama-Gewinnspiel
mit dem
Foto: Georg Hohenester
Als höchster seiner Gebirgsgruppe steht er dort, wo man sich
mit „Allegra“ grüßt.
Telekom ist die ideale Ergänzung
zum neuen DAV-WAP-Portal.
Mit dem WAP-Angebot ist der
DAV erneut Pionier in der mobilen Internetanwendung für geschlossene Interessengruppen.
Dennoch geht die Entwicklung
weiter und an die Entwicklung
neuer Dienste ist bereits gedacht.
INTERNETZUGANG IM RUCKSACK
Neu – DAV-Wap-Portal
Das Internet ist beim DAV – wie
inzwischen in fast allen Bereichen der Gesellschaft – als Informationsmedium nicht mehr wegzudenken. Durch die Verschmelzung von Mobilfunk und Internet bieten sich neue Möglichkeiten, unabhängig vom Aufenthaltsort auf Informationen aller
Art zurückzugreifen.
Dabei ist nicht unbedingt das
herkömmliche Internet,wie es in
Form des WWW (WorldWide
Web) weltbekannt ist, gemeint,
sondern das sogenannte WAP
(Wireless Application Protokoll).
Um dem begrenzten Darstellungsvermögen (kleines Display,
eingeschränkte Grafik) von mobilen Endgeräten, insbesondere
Mobiltelefonen, gerecht zu wer-
genommen haben oder in Anspruch nehmen werden,können
nun – zusätzlich zu der bisher
möglichen Nutzung – Mobile
Internet Dienste, sogenannte
WAP-Dienste, nach ihren eigenen Vorstellungen einrichten
und verwenden. Konkret bedeutet dies, dass Sie unter www.
alpenverein.de/wapportal eine Maske finden, in der Sie individuell festlegen, ob Sie das
Wetter für einzelne Regionen,
die Adressen der Kletteranlagen
oder Hüttendaten mobil abrufen
möchten. Zudem können Sie
dort für Sie relevante Informationen abspeichern, z. B. Ihre
DAV-Mitgliedsnummer.
Die Funktionen sind eingebunden in das WAP-Leistungsange-
den, wurde dieser Dienst entwickelt. Für die Nutzung von
WAP-Diensten muss ein Endgerät mit einem WAP-Browser (einer Möglichkeit zur Darstellung
der WAP-Seiten) ausgerüstet
sein. Beinahe alle Hersteller von
Mobiltelefonen bieten derartige
Ausstattungen in Geräten aller
Preisklassen an.
Seit Herbst letzten Jahres ist der
DAV mit einem eigenen mobilen
Internetangebot für Mitglieder
im Netz. Dieses wurde nun erweitert:Nach dreimonatiger Testphase geht das DAV-WAP-Portal
in Betrieb. Mitglieder, die das
WAP-Handy-Angebot (Siemens
c35i mit T-D1 Karte) in Anspruch
Benutzerfreundlich:
das DAV-WAP-Portal
NaTour mit Hans Kammerlander
Joe Steimer und Reiner Braunger, beide aus dem württembergischen Laupheim, waren die
Gewinner der DAV-Schneehuhnaktion auf der OUTDOOR 2000
in Friedrichshafen.Dort hatte ihnen Hans Kammerlander,der bekannte Südtiroler Extremalpinist
und Sympathieträger des DAVProjektes Skibergsteigen umweltfreundlich, knifflige Fragen
rund ums Alpenschneehuhn gestellt. Mit ihrem Wissen holten
sich die beiden den ersten Preis,
eine naturverträgliche Skitour
zusammen mit Hans Kammerlander.
Am 24. März 2001 war es dann
soweit: Hans begleitete die Sieger bei strahlendem Wetter auf
den 3061 Meter hohen Ahrner
Kopf über dem Südtiroler Ahrntal. Diese Skitour war zudem Teil
einer Produktpräsentation des
Skiherstellers Fischer, bei der es
am Vorabend Gelegenheit gab,
rund 40 Sportfachhändlern aus
Deutschland, Österreich, der
Schweiz und Südtirol das DAV-
Schicken Sie die Antwort an: Deutscher Alpenverein,
Redaktion DAV Panorama, Von-Kahr-Str. 2-4, 80997 München
E-Mail: [email protected]
Auflösung des Panorama-Gewinnspiels aus Heft 2/2001:
Unsere Abbildung zeigte die Südwand des Dhaulagiri in Nepal,
mit 8167 Metern siebthöchster Berg der Erde.
8 DAV Panorama
Nr. 3/2001
Foto: Manfred Scheuermann
Foto: Lutz Bormann
Die Ziehung des Gewinners
zu Heft 1/2001:
Sigi Brenner vom DAV Summit Club zog aus den vielen
Einsendungen das Fax von Albert Raufer. Gratulation und viel
Freude bei der Bergwanderwoche am Gardasee.
Thomas R. Köhler,
Vorstand/CEO AISYS AG
SKIBERGSTEIGEN UMWELTFREUNDLICH
Der DAV Summit Club, weltweit größter Anbieter von alpinen
Reisen und Kursen, verlost unter den richtigen Einsendungen
erneut einen attraktiven Preis: eine Hochtourenwoche zu sechs
berühmten Viertausendern im Wallis. Der Preis umfasst Übernachtung, professionelle Betreuung durch einen Bergführer des
DAV Summit Clubund entsprechende Versicherungen.
Einsendeschluss ist der 15. Juni 2001. Die Teilnahme erfolgt
unter Ausschluss des Rechtsweges. Nicht teilnahmeberechtigt
sind die Angestellten der Bundesgeschäftsstelle des DAV.
bot der Deutschen Telekom, das
– neben dem Zugang zum Alpenverein-WAP-Portal – noch
weitere Möglichkeiten bereithält: Über den Menüpunkt „TMotion@T-D1“ auf Ihrem DAV
WAP-Handy gelangen Sie auf das
Inhaltsangebot und haben Zugriff auf alle öffentlich zugänglichen WAP-Dienste bei T-D1.
Einen Speicher für persönliche
WAP-Lieblingsadressen bietet
Ihnen die Funktion „Bookmarks
@T-D1“ (bis zu zehn persönliche
Adressen speicherbar). Kurzgesagt: Das WAP-Angebot der
Realisiert wurde das DAV-WAPPortal von den Münchner Spezialisten der Advanced Internet
Systems AG – WWW.AISYS-AG.
DE –,die bereits die erste Version
des mobilen Internetangebotes
des DAV realisiert haben.
Nr. 3/2001
Projekt Skibergsteigen umweltfreundlich vorzustellen und um
Unterstützung zu werben.Der Geschäftsführer der Firma Fischer,
Dr. Christoph Schindler, brachte
die positive Resonanz der Händler auf den Punkt: „Eine durch
und durch vernünftige Sache.
Und schließlich wird damit für
den Absatz unserer Tourenski der
Boden bereitet.“ Schindler schloss
die Frage an: „Warum geht man
so nicht auch in den anderen Alpenländern vor?“ Hans Kammerlander wird sich auf jeden Fall
weiterhin für die Aktion des DAV
stark machen. Voraussichtlich
dürfen wir ihn auch in diesem
Jahr auf der OUTDOOR begrüßen. Bis dahin wünschen wir
Hans viel Glück und Erfolg bei
seiner neuen Expedition zum
zweithöchsten Berg der Welt,
dem K 2. ms
Hans Kammerlander (2. v. r.)
und die Gewinnergruppe im
Aufstieg zum Ahrner Kopf
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NAMEN
Daniel Bartsch in einer
Direktvariante zu „Gläserne
Madonna“ (WI 5+)
EISKLETTERN & EXPEDITIONSVORBEREITUNG
Planung...
Jan Mersch, dem zusammen mit
Hans Hocke die Betreuung der
Gruppe obliegt, machte uns zunächst mit dem geplanten Vorgehen bis zur Trainingsexpedition im Sommer 2002 vertraut.
Natürlich stand die Frage nach
unserem Expeditionsziel im Vordergrund. Der Rahmen war klar:
Höhe um 7000 Meter, anspruchsvoller Fels-Eis-Anstieg,
möglichst wenig objektive Gefahren (Eisschlag, Steinschlag).
Schnell bestand Einigung darüber,dass es in den Himalaya oder
Ein Spitzenteam:
die Teilnehmer des DAVExpeditionskaders mit
ihren Betreuern
ins Karakorum gehen soll: Spektakuläre Fotos, Bildbände von
Traumbergen und Berichte der
„alten Hasen“ Jan und Hans ließen die Herzen höher schlagen
und die Träume ins Unermessliche wachsen. Jetzt ist Informationsbeschaffung und gezielte Recherche angesagt, die Entscheidung soll beim nächsten Treffen
gefällt werden. Dass es bis zur
Abreise noch viel Arbeit ist –
nicht nur am Berg, sondern vor
allem in der AV-Bibliothek, im
Internet oder bei der berüchtigten Korrespondenz mit Pakistan,
Indien oder Nepal – wurde
schnell klar.
...und Praxis
Nach einem weiteren halben Tag
zur Klärung organisatorischer
Fragen qualmte so mancher Kopf
und alle waren heilfroh, als es
mittags zum Eis- und Mixedklettern hinaus an die nahegelegenen Eisbodenwände ging. Die
Sonne zerriss das bisherige Dauergrau und so tummelten wir
uns bald bei bestem Wetter in
den verschiedensten Routen.Bei
David hatte sich ein besonders
hoher Bewegungsdrang aufgestaut, weshalb er sich gleich in
eine noch unbegangene Linie
stürzte. Ich als sein Seilpartner
musste da wohl oder übel hin-
terher! Diese mit Klemmkeilen
und Eisschrauben abzusichernde Route, die der Erstbegeher lapidar mit „Gärtnerarbeit“ abtat,
ist wohl mit M6 zu bewerten. In
der Zwischenzeit schlossen Henning und Philipp eine Schottisch-Österreichische Eisfreundschaft (M6) und Daniel kämpfte
sich mit Friedemann den Stinger
(WI 6) hinauf.Stefan,Martin und
Nico als Dreierseilschaft sowie
Flo und Hans vergnügten sich
währenddessen an den anderen
Eisfällen und -säulen des Gebiets. Jan und Hans hatten den
schwierigsten Job: Als Bergführer und Betreuer mussten sie unserem Treiben zuschauen ohne
im Ernstfall direkt Eingreifen zu
können. Zwar kennen die beiden unsere Stärken und Schwächen sehr genau von den Trainingscamps und können uns
durchaus in Eigenverantwortung klettern lassen, dennoch
tragen sie eine gewisse Verantwortung – sicher keine leichte
Aufgabe!
Foto: Jan Mersch
Im Rahmen des DAV-Förderprogramms für Leistungsalpinismus hat Ende Februar 2001
das erste Treffen zur Konstituierung des „DAV-Expeditionskaders“ in den Hohen Tauern,
Alpinzentrum Rudolfshütte
des OeAV, stattgefunden. Da
sich fast alle Teilnehmer der
elfköpfigen Gruppe schon
aus den Trainingscamps des
vergangenen Jahres (DAV
Panorama berichtete darüber)
kannten – einzig Nico war als
„Neuer“ hinzugekommen –
ging es nach kurzer Begrüßung gleich zur Sache. Es berichtet Max Bolland, Mitglied
im DAV-Expeditionskader.
Foto: Hans Hocke
1. Treffen des DAV-Expeditionskaders
In Eis und Fels
Nach einer weiteren abendlichen Planungs- und Besprechungsrunde stand uns der kommende Tag gänzlich zum Klettern zur Verfügung. Die erste
Gruppe startete nachts um vier
Uhr zum SW-Grat des Totenkopfs, einer anspruchsvollen
Alpinkletterei, wie der Name ja
ahnen lässt. Nachdem die sechs
im Schein der Stirnlampen den
nervigen Zustieg per Ski hinter
sich gebracht hatten, stiegen sie
in eigenständigen Seilschaften
mit Steigeisen über den verschneiten Grat (Schwierigkeitsgrad IV bis V, im trockenen
Zustand!).Vom Gipfel ging’s eine
steile Firnrinne zurück zum
Skidepot und zurück zur Hütte.
Wir anderen ließen es etwas
gemütlicher angehen und fuhren gegen acht Uhr die Skipiste
zu den bekannten Grünseefällen
hinab. Hier lockt eine ganze
Reihe steiler Eiskaskaden mit
mehreren Seillängen anspruchsvoller Kletterei. So wurden Klassiker im 5.Eisgrad wie Eiswalzer,
Gläserne Madonna sowie eine
steilere Variante zur Madonna
von unseren drei Seilschaften
bei gar nicht so guten Verhältnissen bezwungen. Am Nachmittag
fanden wir uns wieder auf der
Hütte ein und es blieb noch
Energie genug, sich auf die
Skipiste zu stürzen oder im hütteneigenen Boulderraum rumzuturnen.
Risikodiskussion
Bei der abendlichen Diskussionsrunde wurde es dann ernster, als wir offen über die Risiken bei Expeditionen und die
Konsequenzen nach einem etwaigen Unfall diskutierten.Auch
wenn wir alle seit Jahren beim
Bergsteigen (mehr oder weniger) bewusst ein gewisses Risiko
eingehen, wurden wir doch
nachdenklich gestimmt. Dabei
wurde uns immer bewusster,
dass ein guter Zusammenhalt in
der Gruppe für ein Gelingen der
Expedition unabdingbar ist. Unser erstes Treffen zeigte bereits:
Alle haben’s drauf und machen
begeistert mit,stürzen sich in die
Vorbereitungsarbeit und wir verstehen uns prächtig.
Schön war für uns,dass sich vom
DAV als Träger dieses bis dato
einmaligen Projekts Dr. Michael
Olzowy, Referent des DAV für
Ausbildung, Bergsteigen und
Sicherheit und Karl Schrag vom
Referat Bergsteigen für einen Tag
bei uns einfanden.
Mit durchwegs positiven Eindrücken, einem Haufen neuer Träume und Pläne und einer ganzen
Menge Arbeit für die nächsten
Wochen zerstreuten wir uns am
folgenden Tag in die verschiedenen Himmelsrichtungen – bis
zum nächsten Treffen!
So geht’s weiter:
❏ Juli 2001: Festlegung des Expeditionsziels, Treffen in Innsbruck. Klettern im Karwendel
oder Wetterstein
❏ September 2001: Austausch
mit slowakischen Kletterern in
Berchtesgaden
❏ Februar 2002: Klettern in der
winterlichen Tatra mit slowakischen Bergsteigern
❏ Juli/ August 2002: Trainingsexpedition
Die Mitglieder des DAVExpeditionskaders:
Daniel Bartsch,
Sektion Bayerland
Martin Prechtel,
Sektion Rosenheim
Florian Behnke,
Sektion Kempten-Allgäu
Max Bolland,
Sektion Rosenheim
David Göttler,
Sektion Bayerland
Nico Löder,
Sektion Nürnberg
Hans Mitterer,
Sektion Alpiner Ski-Club
Henning Meißner,
Sektion Münster
Stefan Reich,
Sektion Suhl u. Mittenwald
Philipp Hoffmann,
Sektion Allgäu-Immenstadt
Friedemann Schuster,
Sektion Hanau
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NAMEN
Die Einmaligkeit des Naturjuwels Kaisertal steht zur Disposition: Nach Plänen der Straßeninteressenschaft Kaisertal soll demnächst eine knapp zwei Kilometer lange Straße durch die 1963
unter Naturschutz gestellte Region führen. Die Route soll von
der B 175 (Wildbichler Bundesstraße) abzweigen und durch
das Felssturzgelände am Fuß der
Schanzer Wände verlaufen.Nach
einer Rampenstrecke von 972
Metern will man anschließend
einen 767 Meter langen Tunnel
bohren und im Bereich des südlichen Tunnelportals die Straße
in die bestehende Kaisertalstraße einmünden lassen. Gegner
der Straßenerschließung befürworten als Alternativlösung den
Bau einer modernen und umweltschonenderen Seilbahn.
Negative Folgen
für Fauna und Flora
Zahlreiche Beispiele in Tirol beweisen, dass eine Straßenerschließung mittel- bis langfristig
negative Auswirkungen hat: Ein
zusammenhängendes Waldstück
in der Umgebung der Gemeinden Kufstein und Ebbs würde
zerschnitten und belärmt werden – mit nachhaltigen Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt.
Störungsempfindliche Vögel wie
Wanderfalke,Weißrückenspecht,
Uhu und seltene Pflanzen wie
stengelloser Enzian, Alpen-Aurikel oder Kleinblütige Akelei wären konkret vom Straßenbau bedroht. Die Erschließung des bisher unzugänglichen Geländes
würde ebenso zu einer waldbaulichen Intensivierung führen,
z. B. zur Förderung des Fichtenwuchses.Gegenmaßnahmen,die
diesen Eingriff ausgleichen sollen, sind nicht vorgesehen. Zudem würde sich der Straßenbau
auf das Landschaftsbild auswirken. Hier erwarten die Naturschützer eine Aufweichung der
geplanten restriktiven Fahrgenehmigungen durch Abschrankung.
12 DAV Panorama
KAISERTAL
FACHMESSE IN AUGSBURG
Vom Straßenbau bedroht
Bayern Regenerativ 2001
Bereits zum zweiten Mal bietet die öffentliche Fachmesse „Bayern Regenerativ“ interessierten
Besuchern einen umfassenden
Überblick über das Spektrum erneuerbarer Energien und rationeller Energieverwaltung. Rund
140 Aussteller werden vom 22.24. Juni 2001 im Messe Zentrum
Augsburg ihre Produkte und
Dienstleistungen präsentieren.
Parallel dazu informieren Politiker, Forscher und Industrielle
das Publikum auf einer LiveBühne über aktuelle Themen.
Im Rahmen der „Bayern Regenerativ 2001“ finden verschiedene
Fachtagungen statt:Zum Beispiel
vermittelt die „Passivhaus Bayern
2001“ Architekten, Kommunen,
Handwerkern sowie allen Interessierten neueste Erkenntnisse
über energieeffizientes Bauen.
Auf der „Biogas International
2001“ erfahren die Teilnehmer
Die geplante
Trassenführung
ins Kaisertal
Unzureichende
Verkehrsanbindung
Auf Dauer ist die schlechte Infrastruktur für die 30 Bewohner
des Kaisertals unzumutbar. Ein
Fortbestehen der momentanen
Situation hätte katastrophale Folgen für die regionale Landwirtschaft und die Erholungsfunktion des Tales und damit für den
Tourismus. Ein Teil der einheimischen Bevölkerung und die Stadt
Kufstein, größter Landbesitzer
im Kaisertal,plädiert deshalb für
eine umweltschonendere und
kostengünstigere Alternative: eine moderne Seilbahn mit beschränktem Personen- und Fahrzeugtransport. Für die Bevölkerung würde eine solche Seilbahn
sichtliche Erleichterungen mit
sich bringen und den Schutzgedanken des Kaisergebirges wahren. 150 Höhenmeter müssen
die Bewohner des Tals auf der
„Sparchen-Stiege“ (300 quer gelegte Rundhölzer) überwinden,
um das Inntal und Kufstein hinter sich zu lassen. Für den Materialtransport steht eine Seilbahn
der Stadt Kufstein von 1956 zur
Verfügung, die vorrangig dem
Holztransport dient. Diverse Güter können nur an zwei, im Sommer drei Vormittagen befördert
werden, für Personen ist die Benutzung der Materialbahn verboten.
Foto: Archiv Sektion Oberland
NEWS
Antoniuskapelle/Kaisertal, im Hintergrund der Wilde Kaiser
Einkunftsquelle Tourismus
Neben vier bewirtschafteten
Bauernhöfen werden vom Inntal
aus sieben touristische Betriebe,
darunter das Anton-Karg-Haus
(Hinterbärenbad) und das Stripsenjochhaus der Sektion Kufstein, das Hans-Berger-Haus der
Naturfreunde Österreichs und
die Vorderkaiserfeldenhütte der
DAV-Sektion Oberland ver- und
entsorgt. Die wirtschaftliche Basis bilden vor allem Tourismus,
Land- und Forstwirtschaft. Das
Kaisertal wird wegen seiner abwechslungsreichen Natur- und
Kulturlandschaft,der Kulisse des
Wilden Kaisers und des Zahmen
Kaisers mit den vorgelagerten
Almen, dem weitgehenden Fehlen von Kraftfahrzeugen und der
vielfältigen Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten ge-
schätzt. Noch ist das Kaisertal in
der glücklichen Lage, den Massenverkehr abzuwehren. Es besetzt eine touristische Nische,
um die es andere Regionen beneiden und die im Zuge der allgemeinen weiteren Verkehrszunahme immer attraktiver wird.
Franz Speer
Helfen auch Sie mit, das Kaisertal als Naturjuwel zu erhalten und mailen Sie Ihren
Protest an die verantwortlichen Politiker! In der Rubrik
„Alpen-News“ unter www.alpenverein.de können Sie das
vom Referat Umwelt- und
Naturschutz vorformulierte
Protestschreiben downloaden! Vielen Dank für Ihre
Unterstützung!
Nr. 3/2001
alles über den sich entwickelnden internationalen Markt für
Biogastechnologie.
Vom 31.August bis 2.September
2001 veranstaltet die Kommunikations- und Informationsservice GmbH „erneuerbare energien“ erstmalig die Kongressmesse „Zukunftsenergien 01“ im
nordrhein-westfälischen Hamm.
Auch diese Messe sieht eine
Ausstellung und Fachtagungen
zu Spezialthemen für Fachleute
und Endverbraucher vor.
Nähere Informationen erhalten
Sie bei der Kommunikations- und
Informationsservice GmbH,
Katja Atzinger,
Unter den Linden 15,
72705 Reutlingen,
Tel.: 07121/30 16-0,
Fax: 07121/30 16-00,
E-Mail: [email protected],
Internet www.energie-server.de. cb
EVANGELISCHE AKADEMIE BAD BOLL
Erfolgreiche Tagung
Trekking- und Höhenmedizin
Wie von DAV Panorama im Vorfeld mehrfach angekündigt
hat der Deutsche Alpenverein gemeinsam mit der Evangelischen
Akademie Bad Boll und der Deutschen Gesellschaft für
Berg- und Expeditionsmedizin (BexMed) vom 23. bis 25. Februar
2001 ein Wochenendseminar zur Trekking- und Höhenmedizin
veranstaltet.
Tagungsleiter Klaus Strittmatter konnte gemeinsam mit Walter
Treibel von der BexMed und Dr. Rainald Fischer, Beauftragter für
Bergmedizin im DAV, in den Räumen der Akademie über 170
interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßen. Zehn
Referentinnen und Referenten, unter ihnen so bekannte Namen
wie Oswald Oelz, Extrembergsteiger und Arzt aus Zürich,
beleuchteten das Thema Trekking- und Höhenmedizin in allen
Facetten. In seinem Schlusswort erklärte Klaus Strittmatter,
Zweiter Vorsitzender des DAV, dass der Deutsche Alpenverein
sich zukünftig vermehrt dem Thema Bergmedizin widmen möchte
und hierfür auch entsprechende Konzepte ausgearbeitet werden.
red
Der ausführliche Tagungsband zu dieser
Veranstaltung steht seit April 2001 zur Verfügung
und ist gegen ein Rückporto von 3 Mark
beim DAV zu beziehen.
Nr. 3/2001
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NEWS
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NAMEN
WILDER KAISER
Foto: Peter Hundegger
Der Arbeitskreis Wilder Kaiser
geht ins achte Jahr und arbeitet
nach wie vor nach strengen Kriterien. Dennoch sind in mittlerweile 26 Routen mehr als 300
Sicherheitshaken gesetzt worden. Soweit die Zwischenbilanz
des Arbeitskreises Wilder Kaiser,
den Vertreter des DAV und OeAV
sowie aller umliegender Sektionen, der Bergrettung und Alpingendarmerie – samt und sonders Kaiserkenner – 1993 gebildet haben. Der berüchtigte Hakenkrieg im Wilden Kaiser fand
damit ein Ende.
Der Ersatz von alten Normalhaken („Rostgurken“) durch geklebte Sicherheitshaken in klassischen Kaiserklettereien hat eine lange Tradition; bereits in den
sechziger Jahren setzte Pit Schubert solide Ringe an Standplätzen und Abseilstellen in vielbegangenen Routen, z. B. Fleischbank Ostwand, Dülferführe.
Dennoch prallten in besagtem
„Hakenkrieg“ Ende der achtziger
Jahre die Aktionen der Hakenbefürworter („Bohren“) und Hakengegner („Absägen“) hart aufeinander und erst nach der
Gründung des Arbeitskreises, in
dem beide Parteien vertreten
sind, kehrte wieder Ruhe ein.
Strenge Richtlinien für das Anbringen der Bohrhaken sollen einerseits die Kletterer vor schweren Unfällen durch Hakenausbrüche schützen, andererseits
jedoch die Meisterleistungen an
Kühnheit und Kletterkönnen
der Erstbegeher wie Dülfer,
Wiessner oder Buhl würdigen
und für einen sehr sparsamen
Einsatz der Bohrhaken sorgen.
So wird der Kaiserkletterer auch
in Zukunft die Klassiker nicht
plaisirmäßig aufbereitet finden,
sondern muss sich sehr wohl
noch um die eigenen Stand- und
Zwischensicherungen kümmern,
solange das Anbringen von Schlingen, Klemmkeilen oder Friends
für den „Normalkletterer“ möglich ist. Erfahrung im alpinen
Klettern und Anbringen von mobilen Sicherungsmitteln ist also
14 DAV Panorama
Die Route von Rossi und
Wiessner an der FleischbankSüdostwand gehört zu den
beliebtesten klassischen
Extremklettereien im Wilden
Kaiser. Früher meist „technisch“ wiederholt, hat sich im
Zeitalter des zehnten Grades
unter den guten Kletterern die
freie Begehung durchgesetzt.
Bereits in den sechziger
Jahren setzte Pit Schubert
solide Ringe in vielbegangenen
Routen.
auch in „sanierten“ Kaiserrouten
erforderlich.
Die wichtigsten Punkte aus den
Richtlinien des Arbeitskreises
Wilder Kaiser:
Allgemein:
❏ Der Arbeitskreis sieht im alpinen Klettern einen Tätigkeitsbereich absoluter Eigenverantwortlichkeit.
❏ Der Arbeitskreis erkennt die
grundsätzliche Problematik von
Normalhaken und ist der Meinung, dass eine zuverlässige Absicherung mit Normalhaken und
mobilen Sicherungsmitteln nicht
immer gewährleistet ist.Gewähr
für eine zuverlässige Absicherung bieten fachgerecht gesetzte
Norm-Bohrhaken.
❏ Eine Vollausstattung von Klet-
terrouten mit Sicherheitshaken
ist nicht beabsichtigt.
❏ Der Arbeitskreis spricht sich
dafür aus, dass Neutouren im
Wilden Kaiser nur von unten erschlossen werden sollen.
Anbringen der
Sicherheitshaken:
❏ Norm-Bohrhaken werden an
neuralgischen Punkten und an
Standplätzen gesetzt.Ausgenommen sind Standplätze, an denen
mit einfachen Mitteln, z. B. Sanduhr, Baum, Felsköpfl, eine zuverlässige Standsicherung errichtet
werden kann.
Um als neuralgische Stelle zu gelten, müssen folgende Punkte erfüllt sein:
❏ Sie ist nicht oder nur sehr
schwierig mit mobilen Sicherungsmitteln abzusichern.
❏ Der durchschnittliche Begeher ist an dieser Stelle auf eine
zuverlässige Sicherung angewiesen.
❏ Ein Versagen der Sicherung
hätte bei einem Sturz aller Voraussicht nach schwere Verletzungen zur Folge, z. B. Absturz
der Seilschaft, Aufschlagen auf
einem Band, Aufprall gegen die
Wand.
Der Arbeitskreis entscheidet,
welche Routen saniert werden
und beschließt die konkreten
Sanierungsmaßnahmen. Er beauftragt zur Umsetzung Bergführer bzw. qualifizierte Mitarbeiter
des Arbeitskreises. Die Materialkosten werden vom OeAV und
DAV getragen. ks
Wer sich über den aktuellen Stand
der sanierten Routen im Wilden
Kaiser informieren will, kann dies im
Internet unter www.alpenverein.de
abrufen.
Nr. 3/2001
Foto: Heinz Zak
Klassische Kletterrouten – sanft saniert
H o r i z o n t
&
NAMEN
Heisses Eisen
Anglizismen
Viele Leser von DAV Panorama sind empört, wenn sie in die rechte Ecke geschubst werden, weil sie ein Übermaß an Anglizismen in der
deutschen Sprache ablehnen. Eine Gegenüberstellung triftiger Argumente soll zur Versachlichung beitragen.
Pro:
Hans-Peter Rudolph,
Public Relations
Gore Deutschland
Muss ich denn das Meeting canceln oder kann ich
nicht einfach die Besprechung absagen? Brauche
ich unbedingt High Performance Crosstrainers
oder tun es nicht auch ein paar gute Laufschuhe?
Droht der Untergang des Abendlandes durch ein Zuviel an Anglizismen?
Oder sind wir nur ein bisschen zu stolz auf unsere deutsche Sprache?
Müssen wir uns zum Erhalt der rhetorischen nationalen Identität abschotten gegen fremdsprachliche Einflüsse oder brauchen wir neue Wörter,
um neue Dinge zu verstehen?
Auf diese Fragen gibt es kein ja oder nein, kein schwarz oder weiß.
Sondern es gibt nur eine lebendige Grauzone, genährt durch Multiplikatoren des Zeitgeistes wie Fernsehen und Zeitschriften. Maßgeblich
beeinflusst durch Werber und PR-Leute, die (leider allzu oft) versuchen,
austauschbaren Produkten durch inhaltsleere Wort-Neuschöpfungen
Einzigartigkeit zu verleihen.
Auf der anderen Seite: Die Weltgemeinde wächst durch Internet und
Medien immer enger und schneller zusammen. Und ein „globales Dorf“
braucht eine gemeinsame Sprache. Denn nur eine funktionierende
Kommunikation sichert Zukunft und garantiert Weiterentwicklung. Weltweit agierende Firmen vereinheitlichen aus Kosten- und Effizienzgründen
ihre Kennzeichnungen und Standards. Und der gemeinsame (sprachliche) Nenner ist nun mal das Englische. Soll ich meinem Kind das Surfen
im weltweiten Netz vorenthalten, nur weil dort vorwiegend in einer anderen Sprache kommuniziert wird und stattdessen die „Bürgschaft“ lernen
lassen? Sicher nicht. Letztlich gilt es jedoch, Auswüchse – in beide
Richtungen! – zu vermeiden. Das richtige Maß, die wohlwollende
Dosierung tut Not.
Deshalb: Auch künftig sollten Sie Ihr Kind mit einer „High Five“ loben,
wenn Sie Ihren Respekt über die Snowboard-Stunts des Nachwuchses
zum Ausdruck bringen wollen. Oder wollen Sie wirklich mit einer „hohen
Fünf“ den Nachwuchs abklatschen, wenn er elegant und trickreich
auf seinem „Schneebrett“ daherkommt? Das wäre doch echt „uncool“,
oder..?
Contra:
Gerd Schrammen,
Verein Deutsche Sprache
Darf ich die finest outdoor shoes von Mephisto
nur in den Rocky Mountains oder im schottischen
Hochland benutzen? Eignet sich die Einlegesohle
heat auch für das Erzgebirge? Ist es erlaubt, in
einem Atlas snowshoe trail „ressort“ im Ötztal –
richtig ist: resort – deutsch zu sprechen? Sind glittertind trousers nur für
Amerikanerinnen geschneidert worden?
So dumm fragt in Wirklichkeit niemand. Aber ist es nicht komisch, dass
wir in Deutschland immer mehr auf Englisch angesprochen werden?
Ich scheue mich ein wenig, als Nordlicht über alpine Dinge zu reden,
auch wenn ich – alle Urlaube in den Dolomiten zusammengerechnet –
immerhin ein knappes Jahr in den Alpen verbracht habe. Versteht sich,
mit großem Vergnügen und viel Gemütsbewegung beim Blick auf den
Rosengarten oder die Sella. Von hiking, free climbing, canyoning, heliskiing und snowboarding oder anderen modischen Körperertüchtigungen in den Bergen habe ich wenig Ahnung. Aber hier geht es um die
deutsche Sprache. Die gehört uns allen von Flensburg bis Berchtesgaden
– oder Innsbruck.
Ein paar flinke Schwätzer machen die Windjacke zum windbreaker, die
Schneekette unter dem Schuh zum turtle, die Schneeschuhe zu snow
shoes. Dazu das Seilspringen zum rope skipping, das Spielzeug zu toys.
Die Auskunft nennen sie service point, den Roller kickboard, den Hausmeister facility manager und den Bestattungsmeister funeral master.
Vielleicht sorgt der für mächtig fun bei der Grablegung.
Bei Karstadt irren die Kunden durchs Warenhaus, weil sie nicht verstehen, welche Abteilungen mit personality oder living gemeint sind.
Wer soll sich da auskennen, wenn freecall bei der Telekom nichts kostet,
freeway bei der Post aber zehn Mark?
Schlichte Gemüter halten dieses sprachliche Durcheinander und die
aufgepfropften englischen Brocken für eine Bereicherung der deutschen
Sprache und ein Zeichen von Leben. Wo Wörter wie Junggeselle,
Börsenkrach oder Kundendienst – verdrängt durch single, service, crash
– aussterben, „lebt“ die deutsche Sprache. Alles klar? Andere Zeitgenossen der treuherzigen Art meinen, die anglo-amerikanischen Anleihen
machten uns weltoffen, seien ein Beweis von multikultureller Gesinnung,
von Freiheit gar. Da komme ich nicht mehr mit. Was hier entsteht –
sagen wir besser: künstlich und ohne Not erzeugt wird – ist bestenfalls
bikulturell, US-Sprache, -Geschmack und -Lebensform, den deutschen
Dingen übergestülpt. Der monokulturelle Zustand, die amerikanische
Einheitssoße, genannt „Globalisierung“, kündigt sich an.
Müssen wir uns dem freiwillig unterwerfen, indem wir – oft schlechtes
oder falsches – Englisch in die deutsche Sprache einschleusen? Die
Engländer nennen diese kriecherische Anbiederung an die englische
Sprache linguistic submissiveness, „sprachliche Unterwürfigkeit“. Sie
machen sich ganz schön lustig über unser würdeloses Gebaren. Recht
haben sie, auch, weil wir nicht wirklich englisch können. Die kids heißen
bei uns kits, das sind Eimer oder Werkzeugtaschen. Und den chat room
machen wir zum shat room. Das erste Wort dieses zusammengesetzten
Ausdrucks ist die Vergangenheit von to shit.
Streiten wir nicht darüber, ob wir tatsächlich ein Gesetz zum Schutz der
deutschen Sprache brauchen. In Frankreich, Polen, Lettland oder
Spanien bewähren sich Gesetze oder gesetzesähnliche Bestimmungen
bei der Erhaltung der Muttersprache. In Frankreich sagt Gore-Tex „La
Garantie de vous tenir au sec“ und nicht Guaranteed to keep you dry.
Etwas mehr als 90 Prozent der Franzosen begrüßen das. Ich meine auch,
wo rohe Sprachganoven am Werk sind, ist der Ruf nach Sprachwächtern,
die Bußgelder verhängen, nicht ganz unvernünftig.
Am Ende mag Goethe sprechen. In seinem Reineke Fuchs benutzt der
Gauner Reineke einmal die fremde Sprache Latein. Sein Vetter, der
Dachs Grimbart, ermahnt ihn: „Redet Deutsch, damit ich’s verstehe!“
Dem werden alle zustimmen, auch diejenigen, die sich in den Alpen und
im Schnee tummeln.
Unter www.dav-community.de können Sie interaktiv mitdiskutieren! Klicken Sie auf der Eingangsseite auf den Button mit der schreibenden Hand und stellen Sie Ihren Beitrag in die Rubrik „Dav Panorama Aktuell – Anregung und Kritik“/Pro und Contra Anglizismen.
16 DAV Panorama
Nr. 3/2001
WANDERFÜHRER
SPIRITUELLES WANDERN
Arthrosegerecht unterwegs
Bergexerzitien 2001
Wandern ist auch bei Arthrose
die ideale Form der Bewegung –
vorausgesetzt man hält einige
Regeln ein.Von der richtigen Ausrüstung über die optimale Beschaffenheit der Wege bis hin zu
Lockerungsübungen für die
Gelenke bietet „EXXAKT MOVE
– Der Wanderführer für Menschen mit Arthrose“ Wissenswertes rund um das gelenkschonende Wandern. Außerdem gibt er
Tipps, wie Arthroseschmerz bekämpft werden kann: Der neue
Wirkstoff Rofecoxib® lindert
Schmerz und Entzündungen,ohne auf den Magen zu schlagen.
Denn Schmerzfreiheit ohne Nebenwirkungen ist die Voraussetzung für eine aktive Lebensgestaltung und spannende Touren.
Der Wanderführer wurde von
der Initiative „Bewegung gegen
Arthrose-Schmerz“ in Zusammenarbeit mit Dr.Thomas Horstmann, Orthopäde und Sportme-
diziner an der Universitätsklinik
Tübingen, entwickelt. red
Er ist kostenlos bei
MSD Sharp & Dohme,
Infocenter, Lindenplatz 1,
D-85540 Haar erhältlich.
Erstmals bieten in diesem Jahr
die Arbeitskreise Kirche und
Sport der Diözesen München
und Augsburg Bergexerzitien an.
Vom 6.–9. September 2001 werden die Teilnehmer vier Tage
lang im Karwendel unterwegs
sein, begleitet von spirituellen
Texten zum Thema Berg und
Religion. Bei den Wanderungen
von Hütte zu Hütte handelt es
sich nicht um Schweigeexerzitien, doch sollen Abschnitte des
Weges schweigend zurückgelegt
werden. Die Teilnehmer sollten
in der Lage sein, täglich bis zu
sechs Stunden mit Rucksack zu
wandern, klettertechnische Fertigkeiten sind nicht erforderlich,
allerdings wird ein gewisses
Maß an Schwindelfreiheit und
Trittsicherheit – auch bei ungünstigen Wetterverhältnissen –
vorausgesetzt. Am 24. Juli wird
es ein Informationstreffen geben. kw
Foto: Georg Hohenester
NEWS
Der Kostenbeitrag beträgt ohne
Übernachtung und Verpflegung
DM 50,–. Anmeldung bei:
AK Kirche und Sport,
Don Bosco Platz 3,
86161 Augsburg,
Tel.: 0821/55 53 53.
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NEWS
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NAMEN
ÜBER DEN WOLKEN . . .
NORDPATAGONIEN
Schnupperkurs mit Gleitschirm
Erkundungsexpedition in der
Yates- und Peucasgruppe
18 DAV Panorama
Wer’s nachmachen möchte,
sollte folgende Frage
beantworten können:
Wie heißt der warme Aufwind, der Gleitschirmflieger
bis zu den Wolken trägt?
DAV Panorama verlost unter den
richtigen Einsendungen (bitte an
die Redaktion adressieren bzw.
mailen) drei Schnupperkurse
beim Flugzentrum Bayerwald,
Schwarzer Helm 71,93086 Wörth/
Donau, Tel: 09482/95 95 25, EMail:Schorsch.Hoecherl@t-online.
de, Internet: www.flugzentrumbayerwald.de. Hans Grüneißl
Weitere Informationen zum Gleitschirmfliegen sind auch beim
Deutschen Hängegleiterverband e.V.,
Miesbacher Straße 2,
83703 Gmund, Tel.: 08022/96 75-0,
Fax: 08022/96 75 99,
E-Mail: [email protected], www.dhv.de
erhältlich.
Oliver Guenay aus Pfronten/
Allgäu und der Chilene Ludwig
Codjambassis aus Puerto Montt
haben Ende 2000 eine Kleinexpedition in eine der am wenigsten besuchten Gebirgsgruppen
des chilenischen Südens unternommen.
Ziel war die Erstbesteigung des
Yates und die Richtigstellung der
Kartenangaben zu diesem Berg
und seinen Trabanten sowie eine
Erkundung des sogenannten Cordon de Peucas, eines aus mehre-
FOTOAUSSTELLUNG HISTORISCH
Sieben Jahre Indien
Das Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum zeigt seit dem
11. Mai 2001 und noch bis 19.
August die Ausstellung „Sieben
Jahre Indien – Photographien
und Reiseberichte von Samuel
Bourne 1863–1870“. Zu sehen
sind 200 Original-Fotografien
aus verschiedenen Sammlungen.
Samuel Bourne, der 1863 nach
Indien auswanderte,gilt als einer
der international erfolgreichsten
und bedeutendsten Reisefotografen des 19.Jahrhunderts.Während mehrerer spektakulärer Expeditionen durch den indischen
Subkontinent und in den Himalaya zwischen 1863 und 1870
entstanden seine Fotografien abseits der üblichen Routen.
Bournes technisch herausragende und bestechend schöne Aufnahmen zeigen unberührte Landschaften und beeindruckende
Hochgebirgsszenen und spüren
dabei auch vertrauten Merkmalen seiner englischen Heimat
nach. Seine Bilder der wichtigsten indischen Paläste und Prachtbauten sowie seine Porträts der
indischen Bevölkerung sprühen
vor Neugier und Begeisterung
für das Exotische und Fremdartige und wecken touristische Sehnsüchte. Die europäischen Vorstellungen über das seit jeher faszinierende Indien wurden durch
Bournes Aufnahmen nachhaltig
geprägt.
Im Mittelpunkt der Münchner
Ausstellung stehen neben den Fotografien die von Samuel Bourne
selbst verfassten Reiseberichte,
welche seine wochenlangen Fußmärsche durch den schneebedeckten Himalaya schildern und
erst deutlich machen, unter
welch abenteuerlichen Bedingungen diese Fotografien zustande kamen. red
Begleitend zur Ausstellung ist
bei Schirmer/Mosel ein Katalog mit
140 Fotografien in Duotone und
Texten von John Falconer, Gary
Sampson, Ulrich Pohlmann, Esther
Ruelfs und Wolfgang Stein erschienen (272 Seiten; Preis DM 48,an der Museumskasse, im Buchhandel DM 98,-).
Indienfan Samuel
Bourne hielt seine
Erlebnisse in
eindrucksvollen
Bildern fest.
Nr. 3/2001
zum Ende der Besiedlung im
Peucastal,um zu Fuß mit Machete den Weg nach oben anzutreten. Meh-rere Versuche, durch
den Regenwald an den ersten
der Peucastürme heranzugelangen, wurden durch schlechtes
Wetter und große Schwierigkeiten im Zustieg vereitelt. Ein weiterer Vorstoß ist für 2001 geplant. Im gesamten Sektor gibt
es ein erhebliches Potenzial unerschlossener Felswände und
Eisanstiege. Die beste Jahreszeit
Foto: Oliver Guenay
Gespannt machten sich die sieben Teilnehmer auf den Weg zum
Flugzentrum Bayerwald in Wörth
an der Donau, um bereits kurze
Zeit später dem mit Sack und
Pack vollgestopften Anhänger
bis zu einem Wiesenhang in der
Nähe von Rettenbach zu folgen.
Dort wurde die Ausrüstung verteilt: der vorläufig noch verpackte Schirm, dessen Größe nach
dem Lebendgewicht des Fliegers
oder der Fliegerin ausgewählt
wurde,eine Art überdimensionaler Sitzgurt, ein Helm für harte
Landungen und ein Funksprechgerät, über das die Neulinge Anweisungen und moralischen Zuspruch in der Luft erhalten sollten. Nach einer theoretischen
Einweisung ging es schnell zur
Sache:Die Fluglehrer verbanden
die zahllosen bunten Leinen des
Schirms mit dem Sitzgurt und
legten ihren Schülern die sogenannten Steuerleinen in die
Hände.Die mussten dann laufen,
um den Schirm und sich selbst in
die Luft zu bringen und – mit etwas Glück – auch abzuheben.
Das Fliegen selbst war ganz einfach, nur die Landung hatte ihre
Tücken. Wer etwa statt der per
Funk befohlenen Kurve gleich
eine ganze Wende flog, den zog
der Schirm nach der Landung
noch ein beträchtliches Stück
mit der Nase durchs Gras,so dass
der Begriff „Schnupperkurs“ eine ganz neue Bedeutung erhielt.
Wenn sich auch die Flugweiten
von einem bis fünfzig Metern zunächst noch in Grenzen hielten,
so hatten doch alle Teilnehmer
nach und nach ihre Erfolgserlebnisse, die auch den kritischen
Augen Schorsch Höcherls vom
Flugzentrum Bayerwald standhielten. Als gegen Abend Flaute
einsetzte ging der Kurs mit einem abschließenden Lehrfilm in
der Flugschule zu Ende – und
das Interesse für den luftigen
Sport war erst recht geweckt.
Erfolgreiche Kleinexpedition am Yates I.
Fotos: Sammlung Dietmar Siegert
Wenn’s dem Esel zu wohl
wird..., dann geht er in die Luft;
so könnte man in Anlehnung an
das bekannte Sprichwort zum
Plan einiger Mitglieder der Sektion Regensburg/Ortsgruppe Cham
sagen, einmal das Gleitschirmfliegen auszuprobieren. Dabei
waren die Intentionen unterschiedlich: Einige wollten einfach einmal Luft unterm Hintern
spüren, andere sich künftig
durch Hinunterfliegen den mühseligen Abstieg vom Berg ersparen.
ren Granittürmen bestehenden
Kammes.Ausgangspunkt war die
Siedlung Rio Puelo, 170 Kilometer südöstlich von Puerto Montt.
Nach mehreren vergeblichen
Versuchen, bis über den Regenwald hinauszustoßen, gelang
von einem Hochlager aus die
Besteigung des Cerro Yates I
über die 700 Meter hohe Nordostwand (Eis bis 60 Grad) mit
Abstieg über den Ostsporn (Eis
und brüchiger Fels) bei besten
Verhältnissen in sehr kurzer
Zeit. Regenwald und Umgebung des Berges und Besteigung
wurden umfangreich dokumentiert. Mit dem Mountainbike radelten die Bergsteiger dann bis
Nr. 3/2001
reicht von Dezember bis März.
Die drei Peucastürme sind weiterhin unerstiegen und warten
mit Felswänden zwischen 400
und 1000 Metern. Der Verbindungsgrat Yates I mit Yates II ist
ein fünf Kilometer langer Eisgrat, ebenfalls unversucht, dasselbe gilt für die 80 Grad steile
Südwand des Yates I. Am weiter
nördlich gelegenen Cerro la
Trinidad über dem La Junta Tal
bei Cochamo haben englische
Bergsteiger inzwischen einige
äußerst schwierige Felsanstiege
eröffnet. og
Weitere Auskünfte über das Gebiet
unter [email protected].
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NEWS
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NAMEN
AUSZEICHNUNG DER STADT MÜNCHEN
Medaille „München leuchtet – Den Freunden Münchens“
für Dr. Helmuth Zebhauser
Am 30. März 2001 hat Münchens Bürgermeisterin Gertraud
Burkert Dr. Helmuth Zebhauser
die Medaille „München leuchtet
– Den Freunden Münchens“ verliehen und damit den 74-jährigen für seine Verdienste um das
Alpine Museum in München geehrt.
Dr. Zebhauser war von 1983 bis
2000 Beauftragter und Referent
für die Kultur-, Wissenschaftsund Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand des Deutschen Alpenvereins.Sein Schaffen hat den Deutschen Alpenverein kulturell neu
geprägt. Zuständig für den gesamten Kulturschatz hat der promovierte Mathematiker und Philosoph mehr als 20 Bücher zur
Geschichte des Alpinismus,über
alpine Landschaften und zur bayerischen Architektur geschrieben. Neben dem Alpinen Museum hat er diverse andere Museen eingerichtet,u.a.auch mehrere Abteilungen im Deutschen
Museum, Ausstellungen gestaltet
und seine Erfahrungen in einem
Lehrbuch „Messen und Ausstellungen“ niedergelegt. Im Haus
des Alpinismus hat Helmuth Zebhauser die Alpenvereinsbücherei betreut, Sammlungen archiviert, Forschungsberichte, die
umfangreichen Reihen „Alpine
Klassiker“ und „Dokumente des
Alpinismus“ herausgegeben,zahlreiche Ausstellungen entworfen
und Dutzende von Aufsätzen zu
aktuellen Fragen des Alpinismus
und der Alpingeschichte geschrieben. Geschult durch langjährige Lehrtätigkeit an Fachakademie und Universität fand der
exzellente Buchautor für seine
kenntnisreichen, historisch fundierten, bisweilen auch scharfzüngigen Vorträge stets eine
zahlreiche Zuhörerschaft. Ganz
besondere Erwähnung verdient
Zebhausers Buch „Alpinismus
im Hitlerstaat“,eine differenzierte Bestandsaufnahme der Verstrickung des Alpinismus in den
Nationalsozialismus. Helmuth
Zebhauser hat das Alpine Muse20 DAV Panorama
Zweck zuzuführen. Nach einem
gestalterisch und inhaltlich
schlüssigen Konzept ist es Helmuth Zebhauser gelungen,die in
den Kriegswirren verloren gegangenen Bestände des Alpinen
Museums durch den gezielten
Ankauf aussagekräftiger Exponate zu ersetzen und eine Sammlung auszubauen, die wesentliche Aspekte der Geschichte des
Alpinismus darstellt.Bei der kongenialen Entwicklung und Gestaltung des Museums ist Helmuth Zebhauser die Vermittlung vor allem auch der kulturund sozialgeschichtlichen Facetten des Themas auf so hohem
fachlichen Niveau geglückt, dass
die Dauerausstellung auch fünf
Jahre nach Eröffnung in ihrer inhaltlichen Gliederung und der
hierauf abgestimmten Präsentation außerordentlich aktuell
wirkt.
Die besondere Lage unweit der
Münchner Altstadt inmitten eiDr. Helmuth Zebhauser, ehemaliger Kulturbeauftragter des DAV,
wurde von der Stadt München
für seine Verdienste um das
Alpine Museum ausgezeichnet.
um in Kempten – eine „Faktengeschichte des Alpinismus“ – als
Zweigstelle des Bayerischen Nationalmuseums initiiert und eingerichtet. Sein bedeutendstes
Werk ist jedoch das Alpine Museum auf der Praterinsel in München, in dem er eine „Ideengeschichte des Alpinismus“ entwickelt und sichtbar gemacht
hat. Dieses Museum ist die Krönung seines Schaffens für die
Kultur im Alpenverein.
Bereits 1907 hatte sich der
Deutsche und Österreichische
Alpenverein entschlossen, ein
Museum zu gründen. Die Stadt
München stellte dafür das ehemalige Ausflugslokal „Isarlust“
auf der Praterinsel zur Verfügung
– ein repräsentatives Gebäude in
bester Lage unweit der Münchner Altstadt. Soweit die Samm-
lungen dieses ersten Museums
die Wirren des Krieges überdauerten, gingen sie nach 1945 in
den Besitz des Österreichischen
Alpenvereins über; sie werden
heute im Alpenvereins-Museum
in Innsbruck gezeigt. Die Bergsteigerstadt München aber besaß seit dem Zweiten Weltkrieg
kein Alpines Museum mehr. Ein
solches erneut zu schaffen ermöglichte die Verfügung der Stadt
München, das nach dem Krieg
wieder errichtete Gebäude auf
der Praterinsel seinem ursprünglichen, der Kultur gewidmeten
nes kleinen Parks und umgeben
von zwei Isararmen hat das Haus
des Alpinismus mit dem Alpinen
Museum zu einem besonderen
Anziehungspunkt werden lassen. Die Bergsteigerstadt München hat wieder ein Alpines Museum, das jährlich über zwanzigtausend Besucher aufsuchen
und – dank Helmuth Zebhauser
– einen kleinen,aber feinen Platz
in der Münchner Museenlandschaft einnimmt.
J. Klenner, Erster Vorsitzender des
DAV, W. Welsch, Referent für
Wissenschaft und Kultur des DAV
Nr. 3/2001