Feature Für ein strategisches „Ökonsystem“
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Feature Für ein strategisches „Ökonsystem“
Feature Feature Für ein strategisches „Ökonsystem“ Towards a Strategic “Econsystem” How governments can support Wie Regierungen die Wirtschaft in ihrem Land unterstützen können their economies Von Dr. Henning Meyer By Dr Henning Meyer Die Olympischen Spiele in London und ihre ökonomische Lesart The London Olympics and their economic meaning Im August sind die Olympischen Spiele in London zu Ende gegangen. Für die sportlichen Leistungen und die positive Stimmung wurden sie – zu Recht – in aller Welt gefeiert und die schönsten Momente werden den Zuschauern sicherlich noch viele Jahre im Gedächtnis bleiben. Unvergessen zum Beispiel Usain Bolt, der sein Gold-Triple von Peking wiederholte oder der Langstreckenläufer Mo Farah, der zweimal Gold über 5.000 und 10.000 Meter holte. Als die Spiele in vollem Gange waren und die Gastgebernation im Medaillenspiegel nach oben kletterte, mussten selbst die schärfsten Kritiker der Londoner Spiele einräumen, dass die 30. Olympischen Spiele der Neuzeit nicht nur in sportlicher Hinsicht ein großer Erfolg waren; ganz Großbritannien stand geeint hinter den Spielen. Nach sieben Jahren Planung und Bauzeit schien sich die Investition doch gelohnt zu haben was im Vorfeld der Veranstaltung oft in Frage gestellt worden war. Die anfängliche Olympiaskepsis löste sich rasch in Luft auf, als die Athleten aus England, Schottland, Wales und Nordirland mehr und mehr Medaillen holten, meist sogar Gold. Sicherlich hatte das Team aus Großbritannien seine Erfolge auch dem Heimvorteil zu verdanken. Doch tatsächlich sind die Olympischen Spiele in London der vorläufige Höhepunkt eines Trends, der schon viel früher, nämlich 1996 nach Atlanta, einsetzte, wie der damalige Medaillenspiegel zeigt (Abb. 1). Dass diese erfolgsgekrönte Entwicklung kein Zufall ist, soll im Folgenden aufgezeigt werden. The London Olympics ended in August and were widely – and rightly – celebrated for the athletic performances and positive emotions the competitions showcased. Memorable moments such as Usain Bolt successfully defending his three gold medals from Beijing and long-distance runner Mo Farah winning double gold in the 5,000-metre and 10,000-metre races will stick in the memories of spectators for years to come. As the games got going and the home nation’s medal tally began to rise, even the most fervent critics of the London Games had to concede that the 30th Olympic Games of modern times not only were a huge sporting success but also brought the whole of Great Britain (GB) behind the Games. After seven years of planning and building, the Games seemed like a worthwhile investment, which had quite often been questioned in the run-up to the event. But the mood in the country changed markedly as the athletes from England, Scotland, Wales and Northern Ireland collected more and more medals – most of them gold. True, it certainly helped Team GB to compete on home soil, but the London Olympics represented the high point of a development that started much earlier after the Atlanta Games of 1996, as you can see in the medal tally chart (Figure 1). And this turnaround of sports fortunes was no coincidence, as will be explained below. Für Großbritannien war der große Erfolg der Olympischen Spiele eine sehr willkommene Ablenkung von der äußerst enttäuschenden Wirtschaftsleistung des Landes, das sich bis heute noch nicht vom weltweiten Konjunkturabschwung erholt hat und sich aktuell einem Rückfall in die Rezession (= double-dip) ausgesetzt sieht. Allein im zweiten Quartal 2012 schrumpfte die britische Wirtschaft um 0,7 Prozent – und es ist das dritte Negativ-Quartal in Folge. Die Gesamtwirtschaftsleistung liegt immer noch 4,5 Prozent unter dem Vorkrisenhöchststand von 2008. 1 Zum Vergleich: Die Talfahrt der britischen Wirtschaft dauert bereits jetzt länger an als während der Großen Depression der 1930er-Jahre. 2 1 2 Vgl. Elliot, L., Watt, N., „George Osborne reeling as economy enters the disaster zone“, The Guardian, London, 2012. Vgl. Wolf, M., „End this masochism in economic policymaking“, Financial Times, London, 2012. These successful Olympic Games were also a muchwelcomed distraction from the very disappointing economic performance of the United Kingdom (UK), which has not yet recovered from the global economic downturn and is trapped in a double-dip recession. The British economy shrank by 0.7% in the second quarter of 2012 alone – the third quarter in a row – and overall output is still 4.5% lower than it was at the pre-crisis peak of 2008. 3 To put the current slump into historical perspective, the British economy has now been depressed for a longer period of time than during the Great Depression of the 1930s. 4 3 4 Cf. Elliot, L., Watt, N.: George Osborne reeling as economy enters the disaster zone. The Guardian, London, 2012. Cf. Wolf, M.: End this masochism in economic policymaking. Financial Times, London, 2012. Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 5 Feature Abb. 1/Fig. 1 1988–2012 Medaillen-Siege Großbritanniens bei Olympischen Spielen, 1988–2012/Great Britain’s medal yield at the Olympic Games, 30 25 20 15 10 5 0 Seoul 1988 Gold Silver Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Athens 2004 Beijing 2008 London 2012 Bronze Source: International Olympic Committee Website, 2012. Hinzu kommt, dass verschiedene Institute jüngst ihre Prognosen für das laufende und die kommenden Jahre nach unten korrigiert haben. Die Gründe hierfür liegen einerseits in den fortdauernden Problemen in der Eurozone und ihren Auswirkungen auf die globale Wirtschaft, andererseits jedoch auch in den politischen Entscheidungen im Land selbst. Dass sich das Vereinigte Königreich rasch von der Krise erholt, scheint in der Tat sehr unwahrscheinlich. In der Wirtschaftspresse ist bereits von einem „verlorenen Jahrzehnt“ für Großbritannien die Rede, wie es Japan in den 1990er-Jahren erlebte. Und angesichts der Tatsache, dass bereits eine halbe Dekade vergangen ist, könnte es auch mehr als ein Jahrzehnt werden. Abb. 2/Fig. 2 In addition to the poor state of the economy, recent forecasts by a variety of institutions for this and the coming years were significantly revised downwards, partially due to the persistent problems in the euro area and their impact on the wider global economy but also due to national policy decisions. So a speedy economic recovery in the UK seems very unlikely, and discussions about a Japanese-style lost decade like in the 1990s (or even longer, given that half a decade is already gone) are already key talking points in the financial and economic media. BIP-Wachstumsrate Großbritanniens 2007–2012/Great Britain’s GDP growth rate, 2007–2012 1.5% 1.0% 0.5% 0.0% -0.5% -1.0% -1.5% -2.0% -2.5% 2007 2007 2007 2007 2008 2008 2008 2008 2009 2009 2009 2009 2010 2010 2010 2010 2011 2011 2011 2011 2012 2012 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Source: The Guardian, Datablog, 2009. 6 Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 Feature Olympische Erfolge einerseits und schwächelnde Wirtschaft andererseits – da überrascht es nicht, dass in der Öffentlichkeit die Debatte aufgekommen ist, was die Wirtschaft bzw. die Wirtschaftspolitik des Landes von den olympischen Erfolgen des „Teams GB“ lernen könnte. Wie bereits angesprochen, war die rasche Verbesserung der sportlichen Leistungen nach den Spielen in Atlanta kein Zufall. Tatsächlich waren sie das Ergebnis einer kompletten Umstrukturierung des Spitzensports. Die dafür dringend benötigten finanziellen Mittel lieferte eine unter Premierminister John Major nach dem Vorbild anderer Länder eingeführte staatliche Lotterie. So wurden nicht nur beträchtliche Investitionen in eine neue Sportinfrastruktur und Technologien getätigt, sondern auch bessere Trainer, Sportpsychologen und Ernährungsberater akquiriert. Vor allem aber wurde die finanzielle Förderung der Sportler ausgeweitet und verbessert, sodass sich diese ganz auf ihre sportliche Karriere konzentrieren konnten. Wie der britische Wirtschaftswissenschaftler Will Hutton im August 2012 in einer Kolumne der Zeitschrift The Guardian erläuterte, hat Großbritannien für den Spitzensport ein völlig neues „Ökosystem“ geschaffen, in dem die Talente des Landes heranwachsen und sich entwickeln können. 5 Dieses System, dessen Grundstein vor über einem Jahrzehnt gelegt wurde, trägt nun Früchte, wie die wachsenden Erfolge des britischen Teams bei den letzten vier Olympischen Spielen gezeigt haben. Es liegt also durchaus nahe, dass Hutton empfiehlt, die Prinzipien des Spitzensports auf die Wirtschaft zu übertragen: „Hierfür muss der Staat zuerst gezielt und konsequent umfangreiche öffentliche Investitionen freisetzen, um vor allem die Bereiche zu unterstützen, die Unternehmertum fördern. Dazu gehören das Kommunikationswesen, die Forschung, die Wissensbranche, der Wohnungsbau und der Bildungssektor. […] Als Nächstes gilt es, Branche für Branche ein Ökosystem nach dem Vorbild des Spitzensports zu etablieren. Dafür braucht es neben Expertenwissen, Engagement, langfristiger Finanzierung und Business-Coaching auch ein Netzwerk von vermittelnden Institutionen. Diese könnten für die Unternehmen der Bereiche Life Sciences, Robotics und New Materials die Rolle spielen, die Interessenverbände wie die RYA (Royal Yachting Association), British Gymnastics oder British Cycling für Sportler und Sportlerinnen gespielt haben.“ 6 5 6 Vgl. Hutton, W., „Olympics: the key to our success can rebuild Britain’s economy“, The Guardian, London, 2012. A.a.O. Given the hugely different stories of British Olympic success and the country’s economic performance, it is not surprising that a public debate has emerged about what the British economy and economic policy-making could learn from the Olympic success of Team GB. As indicated above, the rapid improvement of the British performance after the Atlanta Games was not a coincidence but the result of a complete revamp of the UK’s professional sports system. Similar to the experience in other countries, the creation of a national lottery in the UK, introduced under Prime Minister John Major, generated much-needed financial investment. Not only was there significant investment in new sports infrastructure and technology but also in better coaches, sports psychologists and nutritionists. On top of this, more and better grants for athletes made it possible for them to concentrate on their sport and become full professionals. As the Oxford-based economist Will Hutton described in a column for the Guardian newspaper in August 2012, Great Britain created a completely new ecosystem for professional sports that allowed talents to develop and progress over time. 7 The vastly improved results at successive Olympic Games are just the consequence of this effective ecosystem that was established more than a decade earlier. Unsurprisingly, Hutton recommends the application of the same principles also in the economic context: “The first part of the alchemy is for the state to trigger substantial public investment in everything that supports enterprise – communications, science, knowledge generation and transfer, housing and education. And to do so with purpose and consistency. […] The next step is to reproduce sector by sector the kind of ecosystem that sport has developed. There needs to be specialist knowledge, commitment, long-term finance and coaching for business and a web of intermediate institutions that can do for companies in life sciences, robotics and new materials what the RYA (Royal Yachting Association), British Gymnastics and British Cycling have done for sportsmen and women.” 8 7 8 Cf. Hutton, W.: Olympics: the key to our success can rebuild Britain’s economy. The Guardian, London, 2012. Ibid. Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 7 Feature Interessanterweise ist in Deutschland eine umgekehrte Korrelation zwischen Sport und Wirtschaft zu beobachten. Nach den eher bescheidenen Leistungen der deutschen Athleten in London, wurde dort der Ruf nach einer grundlegenden Reform des deutschen Sportfördersystem laut, vor allem angesichts der deutlich besseren Medaillenbilanz vergleichbarer Länder wie Großbritannien – von den traditionellen Sport-Supermächten wie die USA und China ganz zu schweigen. Die Wirtschaftsentwicklung Deutschlands hingegen, ihre Widerstandsfähigkeit und ihre rasche Erholung nach dem starken Einbruch am Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise, hat weltweites Interesse an der Wirtschaftspolitik des Landes hervorgebracht. Nachdem das deutsche Modell im Ausland bis vor Kurzem noch als überholt und unflexibel abgetan wurde, interessiert man sich heute sehr für das Erfolgsgeheimnis der deutschen Wirtschaft. Zwar scheinen sich aktuell auch für Deutschland die Aussichten zu verfinstern – was sowohl auf ein schwächelndes Wachstum in wichtigen Exportmärkten als auch auf eine gedämpfte Binnennachfrage zurückzuführen ist –, doch hat das deutsche Wirtschaftssystem bewiesen, dass es in äußerst schwierigen Zeiten relativ erfolgreich bleiben kann. Aber warum beginnt dieses Feature eigentlich mit einem Abriss über die Erfolge bzw. Misserfolge von Briten und Deutschen bei Olympia bzw. in der Wirtschaft? Nun, Will Hutton liegt in seiner Grundannahme vermutlich richtig: Um sich langfristig und nachhaltig in einer Wettbewerbssituation durchsetzen zu können – sei es im Leistungssport oder auf internationalen Märkten – braucht es ein umfassendes Rahmenwerk, das die richtigen Aktivitäten mit den richtigen Mitteln unterstützt und fördert. Auf den Sport bezogen, sprach Will Hutton in diesem Zusammenhang von einem Ökosystem. Passend dazu könnte man dieses Fördersystem im Wirtschaftskontext „Ökonsystem“ nennen. Wie das Ökosystem im Sport braucht auch dieses Ökonsystem eine klare strategische Planung und es zeichnet sich nicht nur durch bestimmte Zielsetzungen aus, sondern auch durch eine angemessene institutionelle Infrastruktur sowie geeignete Verfahren und Regelungen. 8 Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 Interestingly, in the case of Germany almost the reverse relationship between sports and the economy is noticeable. After the, all in all, rather modest achievements of German athletes at the London Olympics, there were questions raised whether the current German system of support for professional athletes was in need of fundamental reform, given the much better performance of comparable countries, especially Great Britain. The comparison with sports superpowers such as the United States and China is a different story altogether. On the other hand, the resilience of the German economy, with its rather swift recovery after a sharp decline at the peak of the global economic crisis, has created much international interest in the German political economy. After a period in which the German model was often perceived as outdated and sclerotic by foreign commentators, there is a high degree of curiosity around the planet about how the German system works and what its main building blocks are. Even though at the time of writing the economic outlook for Germany is also worsening due to a weakening of growth in key export markets and subdued domestic demand, the German economic system has proved to be relatively successful in very difficult economic times. Why do I start this feature with a brief story about British and German results at the Olympic Games and the respective economic performances, you might ask? The answer is that I believe there is evidence to suggest that Will Hutton’s basic assumption is correct. In order to achieve long-term and sustainable success in a competitive situation – be it in toplevel sports or in international markets – the creation of a comprehensive framework that supports and nurtures the right kind of activities is a crucial element of success. Will Hutton, in the sports case, referred to an ecosystem. In the economic context one might call such a supporting system of interdependent elements an “econsystem”. Such an econsystem also needs clear strategic planning and is characterised not just by specific goals that ought to be achieved but also by a suitable institutional structure as well as appropriate procedures and regulations. Feature Ein strategisches Ökonsystem Strategy and the econsystem In einem klar definierten strategischen Rahmenwerk geben spezielle politische Maßnahmen nicht nur eine Antwort auf die Frage, was erzielt werden soll, sondern vielfach auch, wie, also mit welchen Mitteln, diese Ziele erreicht werden sollen wenngleich in der Politik oft diskutiert wird, ob man nicht beides getrennt voneinander behandeln sollte. Für die benötigte Infrastruktur zur Erreichung der gesetzten Ziele sorgt der institutionelle Rahmen. Dieser wird oft als zweitrangig betrachtet, dabei ist er in vielerlei Hinsicht ebenso wichtig wie die politischen Maßnahmen selbst. Und last but not least ist jede Wirtschaftsaktivität immer in ein politisches und sozioökonomisches Umfeld eingebettet. Märkte finden in keinem sozioökonomischen Vakuum statt, sondern funktionieren am besten, wenn ihre Akteure den jeweiligen Kontext verstehen und optimal zu nutzen wissen, wie John Kay, Kolumnist der Financial Times in seinem vor einigen Jahren erschienenen Buch The Truth about Markets überzeugend darlegte. 9 In Weiterentwicklung des Konzepts vom embedded market (der eingebetteten Marktwirtschaft), argumentiert Kay, dass jede Wirtschaftspolitik im Grunde untrennbar mit ihrem sozioökonomischem Kontext verbunden ist: In a clear strategic framework, specific policies answer the question of what is meant to be achieved and in many cases also define (some of) the procedures (how the objectives are meant to be achieved) – although there is frequently political discussion about the separation of “means” and “ends” and whether they should be treated independently. The institutional setting is the fundamental infrastructure that is needed to realise the defined aims. The institutional framework is often regarded as a second-order issue but is in many respects as important as the policies themselves. And last but not least, economic activity is always embedded in political and socio-economic environments. Markets do not operate in a socio-economic vacuum but, moreover, work best if their context is properly understood and used to maximum advantage, as the Financial Times columnist John Kay convincingly argued a few years ago in his book The Truth about Markets. 11 Advancing the concept of the “embedded market”, Kay argued that economic policy is basically indistinguishable from its socio-economic context: „Märkte sind immer in soziale Strukturen eingebettet. Das heißt, nicht nur wenn wir zur Wahl gehen, bestimmen wir ihre Entwicklung mit. Wirtschaftspolitik ist nicht nur der Regierung vorbehalten, sie ist keine Liste von Dingen, die der Staat tun sollte. Als Konsumenten, Arbeitgeber, Unternehmer und Aktionäre betreiben wir selbst Wirtschaftspolitik. Und wir formen sie mit, wenn wir den Normen und Werten der Marktwirtschaft entsprechen oder sie verletzen. Bei Wirtschaftspolitik geht es mindestens ebenso um gesellschaftliche Verhaltensweisen und Gewohnheiten wie um Gesetze und Regeln.“ 10 “Because markets are embedded in social institutions, it is not only, or mainly, by voting that we influence the development of the market economy. Economic policy is not a list of things the government should do. We make economic policy as consumers, employers, entrepreneurs and shareholders. We influence economic policy when we conform to, or resist, the norms and values of the market economy. Economic policy is as much about social attitudes and customary behaviour as it is about law and regulation.” 12 In addition to this, different cultures and histories, as well as key drivers of change, such as technological developments and environmental concerns, all influence how economic activity takes place and thus need to be taken into consideration. Darüber hinaus gibt es verschiedene kulturelle und historische Hintergründe und andere veränderungswirksame Kräfte wie technologische Entwicklungen und Umweltschutzbelange, die die Wirtschaftsaktivität mit beeinflussen und daher ebenfalls berücksichtigt werden müssen. 9 10 Kay, J., The Truth about Markets: Why Some Countries are Rich and Others Remain Poor. Penguin, London, 2004. A.a.O., S. 28. 11 12 Kay, J.: The Truth about Markets: Why Some Countries are Rich and Others Remain Poor. Penguin, London, 2004. Ibid., p. 28. Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 9 Feature Wenn wir von einem „strategischen Ökonsystem“ sprechen, müssen wir zunächst verstehen, was Strategien eigentlich sind und wie sie entwickelt bzw. umgesetzt werden können. In einer Welt, die national wie international ständig im Wandel ist, ist Strategieentwicklung ein äußerst komplexes Unterfangen. Allgemeingültige Strategien gibt es daher nicht. Eine effiziente Strategieentwicklung braucht maßgeschneiderte Lösungen, bei der verschiedene Analysemethoden zusammengebracht und an die jeweiligen individuellen Herausforderungen und Möglichkeiten angepasst werden müssen. Ziel eines jeden Strategieentwicklungsprozesses ist ein strategic fit, das heißt, die Vereinbarkeit der internen und externen Faktoren, die sich auf die Erfolgschancen der zuvor gesteckten Ziele auswirken. Darüber hinaus ist die Strategieentwicklung eine wichtige Triebfeder für Innovation, indem sie dazu animiert, neue Wege zu beschreiten und Dinge anders zu machen als bisher, wie Prof. Michael Porter von der Harvard Business School beobachtet: „Bei einer Strategie geht es vor allem darum, zu handeln, das heißt die Dinge anders anzugehen oder etwas anders zu machen als die Konkurrenz.“ 13 Um Innovationen voranzutreiben, also ‚etwas anders zu machen , braucht es natürlich auch Führungsstärke. „Die Neu- oder Weiterentwicklung einer klaren Strategie stellt in erster Linie oft eine organisatorische Herausforderung dar und braucht daher eine klare Führung. Es wird immer Kräfte geben, die dagegen wirken und Entscheidungen oder Kompromissen im Weg stehen. Als Gegengewicht sind ein klarer intellektueller Rahmen und starke, entscheidungswillige Führungskräfte unerlässlich.“ 14 Die Forschung im Bereich Strategiemanagement bietet das intellektuelle Rahmenwerk in Form von theoretischen Handlungsmodellen, die die Führungskräfte in die Lage versetzen sollen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Ein klares Bild davon, wie sich ein strategic fit herstellen lässt, zeigt das von George Panagiotou entwickelte Modell. 15 13 14 15 Porter, M., „What is Strategy?“, Harvard Business Review 1996, 70, S. 64. A.a.O., S. 77. Panagiotou, G.; „Key Success Factors (KSFs) and Critical Success Factors (CSFs): Towards an Integrative Theory in Strategy Development“, Metropolitan University Business School (Hrsg.), London, 2009, S. 3. 10 Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 Talking about a “strategic econsystem” means developing an understanding about what strategies are and how to develop and implement them. Due to the rapidly altering nature of the national and international contexts, strategy development takes place in an immensely complex and constantly changing environment. This enormous complexity also suggests that there can be no strategy that is generally applicable. Effective strategy development, moreover, requires tailor-made solutions combining a variety of analytical techniques that are adjusted to specific challenges and opportunities. The ultimate aim of the strategy development process is to create a “strategic fit”, ensuring an effective alignment of specific objectives with the internal and external factors influencing their chances of realisation. Strategy development is also a driver of innovation by developing methods of doing things differently, as the Harvard Business School professor Michael Porter observed: “The essence of strategy is in the activities – choosing to perform activities differently or to perform different activities than rivals”. 16 Against this backdrop, it is unsurprising that strategy development also requires strong leadership to drive the innovation of “doing things differently”: “The challenge of developing or re-establishing a clear strategy is often primarily an organisational one and depends on leadership. With so many forces at work against making choices and trade-offs in organisations, a clear intellectual framework to guide strategy is a necessary counterweight. Moreover, strong leaders willing to make choices are essential.” 17 Research on strategic management also provides operational models that can function as such an intellectual framework for leaders to make informed decisions. One example that provides a clear view of a strategic fit was developed by George Panagiotou. 18 16 17 18 Porter, M.: What is Strategy?. Harvard Business Review 1996, 70, p. 64. Ibid., p. 77. Panagiotou, G.: Key Success Factors (KSFs) and Critical Success Factors (CSFs): Towards an Integrative Theory in Strategy Development. Metropolitan University Business School. (ed.). London, 2009, p. 3. Feature Abb. 3/Fig. 3 Schaffung eines strategic fit/Creating a ‘strategic fit’ Internal environment External environment Identification against customer expectations given the company’s segmentation and targeting objectives Identification against comparable competitors in the marketplace Designing and creating systems to enable the predetermined CSFs to achieve the targeted KSFs KSFs CSFs Capabilities and competencies KSFs Prevailing external conditions Political, economic, sociocultural, technological, international, legal and regulatory, environmental and ecological & competitive activity value drivers Strategic fit KSFs CSFs KSFs CSFs KSFs CSFs KSFs CSFs Market-based view (MBV) Outside-in approach to strategy development Organisational practices and processes CSFs Synchronisation Communication Integration Harmonisation Coordination Value creation activities Effective development of resources Resource-based view (RBV) Inside-out approach to strategy development Source: Panagiotou, G., „Key Success Factors (KSFs) and Critical Success Factors (CSFs)“, 2009. In seinem Modell unterscheidet Panagiotou zwischen entscheidenden Erfolgsfaktoren (key success factors, KSFs) und kritischen Erfolgsfaktoren (critical success factors, CSFs). Während erstere die externen Voraussetzungen beinhalten, die für den Erfolg eines Unternehmens entscheidend sind, beschreiben letztere die internen Erfolgsfaktoren. Ein strategic fit wird erreicht, wenn die internen Ressourcen effizient und in Einklang mit den externen Anforderungen eingesetzt werden, um die zuvor spezifizierten Ziele zu erreichen. Diese Aufteilung in interne und externe Faktoren findet sich auch in den zwei unterschiedlichen Herangehensweisen wieder, die im Laufe eines Strategieentwicklungsprozesses aufeinandertreffen. Nimmt man die KSFs als Ausgangspunkt der Strategieentwicklung, spricht man von einem Outside-inAnsatz, da die externen Faktoren zuerst betrachtet werden. Bei einer ressourcenbasierten Herangehensweise hingegen handelt es sich um einen Inside-out-Ansatz, da hier zunächst interne Kapazitäten, Strukturen und Prozesse analysiert werden. In der Realität gibt es diese strikte Trennung natürlich nicht. Im Idealfall gehen beide Herangehensweisen Hand in Hand. In this model there is a distinction between key success factors (KSFs) and critical success factors (CSFs). The former identify the key external determinants of success whereas the latter describe the internal capabilities that are critical. The combination of both elements creates a strategic fit, which is achieved when internal resources are effectively deployed in alignment with the specific requirements of the external context to realise given objectives. The two different categories also represent the different approaches that are combined in the strategy development process. Starting with an analysis of KSFs supports an outside-in approach to strategy since external factors are considered first. On the other hand, the resource-based view represents an inside-out approach because internal capabilities, structures and processes are taken as the starting point of strategy development. In real life, it is of course not about one approach or the other – both approaches have to be merged into a homogeneous process. Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 11 Feature Dieses Basiswissen stammt aus der Fachliteratur über Business und Management. Die wichtigsten Erkenntnisse lassen sich jedoch auch auf den Bereich der Strategieentwicklung übertragen, wenn es darum geht, die Wirtschaftsleistung mithilfe eines strategischen Ökonsystems anzukurbeln. Dabei werden die wirtschaftlichen Ziele auf politischer Ebene und ausgehend von einer Analyse der oben genannten externen Erfolgsfaktoren festgelegt. Das Wissen um diese allgemeinen Veränderungsimpulse sowie um die Eigenschaften und Herausforderungen des externen Umfelds ist für die Entwicklung einer erfolgreichen Strategie unerlässlich. Zu den internen Faktoren wiederum gehört eine angemessene Mittelzuwendung, die Schaffung der institutionellen Rahmenbedingungen sowie die Entwicklung geeigneter Verfahren und Regularien. Im Falle von Ländern, sind dies die kritischen Erfolgsfaktoren. Dazu muss laut Kay eine Analyse der landesspezifischen sozioökonomischen Eigenschaften, die sich ihrerseits darauf auswirken, wie die CSFs – und bis zu einem gewissen Grad auch die KSFs – in der Realität funktionieren, erfolgen. Nachdem nun klar ist, was ein strategisches Ökonsystem ist und welche Ziele es verfolgt, muss ein weiterer Faktor betrachtet werden, der beim Aufbau eines strategisches Ökonsystems in einem Geschäftsumfeld entscheidend ist: der Aspekt Führung. Der gesamte Prozess, von der Festlegung der allgemeinen Ziele bis hin zur Aufstellung eines möglichen Programms zur Reformierung der internen Strukturen, braucht starke Führungskräfte. Das hier diskutierte grundlegende Rahmenwerk ist auf verschiedene Bereiche anwendbar und auch für eine vergleichende Analyse geeignet ist, um Lücken bei der Erreichung des strategic fit aufzudecken. Im zweiten Teil dieses Features soll diese Argumentation nun am Beispiel der finanziellen Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) in Großbritannien und Deutschland weiterentwickelt werden. 12 Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 These basic insights stem from the literature on business and management, but the key lessons are also relevant for developing a strategic econsystem that can significantly improve performance. In such a setting, the economic objectives are defined politically and on the basis of an analysis of the key success drivers in the external environment, many of which I referred to above. Without a clear understanding of the general drivers of change as well as the properties and challenges of the external environment, one cannot devise a successful strategy. The domestic mechanisms to achieve these aims include the allocation of resources, the provision of an institutional framework and the development of appropriate processes and regulations. In the case of countries, these are all critical success factors that need to be complemented by an analysis of country-specific socio-economic properties, as Kay explained, that all have an impact on how these CSFs – and to an extent also KSFs – work in reality. Against this backdrop it becomes clear what a strategic econsystem is and what it seeks to achieve. Of course, in the context of shaping a strategic econsystem, as in the business environment, leadership is a key ingredient. Defining the overall aims as well as a potential program of reform to adjust domestic structures to achieve these aims requires strong leadership. This basic framework can be applied to different sectors and can also be used comparatively in order to identify missing elements that prevent the achievement of strategic fit. In the second part of this feature, I will develop this argument further with the concrete example of some elements of the small and medium enterprise (SME) finance frameworks in Britain and Germany. Feature Globale Krise, wirtschaftliche Erholung und KMU-Finanzierung The global crisis, economic recovery and SME finance Seit über einem halben Jahrzehnt hat die Welt nun schon mit den weitreichenden wirtschaftlichen Folgen der globalen Finanzkrise zu kämpfen, die 2007/2008 begann. Einige Länder, darunter das Vereinigte Königreich, haben sich bis heute nicht vollständig davon erholt. 2009 kamen die bedeutendsten Industrie- und Schwellenländer zum wichtigsten G20-Treffen der Geschichte in London zusammen. Neben einigen Sofortmaßnahmen, um den totalen Kollaps des weltweiten Finanzsystems zu verhindern, wurden weiterführende Schritte zum Schutz und zur Förderung der sogenannten Realwirtschaft eingeleitet. Dazu gehörten unter anderem zusätzliche Mittel zur Förderung des internationalen Handels und eine größere Anerkennung der Rolle der staatlichen Exportkreditversicherungen (ECAs), die in der Krise teilweise lebenswichtige Funktionen übernommen haben, die der private Versicherungsmarkt nicht länger abdecken konnte. Dies führte zu signifikanten Marktverschiebungen, da die ECAs gemäß dem Globalen Plan für Wiederaufschwung und Reform der G20 ihre Kapazitäten erhöht haben, um die riesige Lücke im Exportkreditversicherungswesen zu schließen. Davon profitierten die staatlichen Kreditversicherer: So legten die ECAs zwischen 2008 und 2010 von 15 auf 28 Prozent zu. Darüber hinaus ist die Zahl der ECA-Deckungen für mittel- und langfristige Handelstransaktionen mit einer Dauer von mehr als einem Jahr während der Finanz- und Wirtschaftskrise signifikant gestiegen. Vor allem in Industrieländern hat die Nachfrage nach staatlicher Exportkreditversicherung in diesem Bereich stark zugenommen. So lag die Wachstumsrate der ECAs im Jahr 2009 bei 25 Prozent und das Gesamtjahresvolumen der Mitglieder der Berner Union erreichte ein Allzeithoch von 191 Milliarden US-Dollar. 19 For about half a decade now, the world has faced severe economic challenges in the wake of the global financial crisis that started in 2007/2008. Even today some countries, as mentioned above, including the United Kingdom, have not yet reached their pre-crisis peaks in economic output. In 2009 world leaders gathered in London for the most crucial G20 meeting in history and agreed on some immediate measures to prevent the complete meltdown of the global financial system and some further measures to maintain and stimulate activity in what is often dubbed the “real economy”. The agreed measures included additional means to foster international trade and an appreciated role for institutions such as export credit agencies (ECAs), which to an extent took over vital economic functions that the private financial sector was no longer able to provide. This also triggered significant market shifts as ECAs increased their capacities in line with the G20 global plan for recovery and reform. This resulted in a strong movement in market shares from private to public credit insurers, increasing the ECAs’ market share from 15% in 2008 to 28% in 2010. Furthermore, during the financial and economic crisis, ECA coverage also grew significantly for medium- and long-term cover for trade transactions of more than one year. Especially in developed countries, a huge increase in demand in this area was noticeable. In 2009, the growth rate was 25% reaching a full year total of $191 billion for Berne Union member ECAs. This represented the highest level ever recorded. 20 Für diese Entwicklung gibt es vier Hauptgründe: Erstens ist der weltweite Handel immer noch der wichtigste Wachstumsmotor – und dies umso mehr in Zeiten der Krise. Zweitens: Wie inzwischen allgemein anerkannt, bergen Liquiditätsprobleme an den Finanzmärkten eine enorme Ansteckungsgefahr für die Realwirtschaft, mit möglicherweise verheerenden Folgen für die gesamte Wirtschaft. Schließlich ist es der ursprüngliche Zweck der Finanzmärkte, finanzielle Mittel in die Realwirtschaft zu bringen. Drittens kann sich Schlimmeres verhindern lassen, wenn es staatliche Institutionen gibt, die zumindest bis zu einem gewissen Grad in der Lage sind, diese wichtige Funktion zu übernehmen. 19 Klasen, A., „The Role of Export Credit Agencies in Global Trade.“ Global Policy Journal, London School of Economics and Political Science and John Wiley & Sons Ltd. (Hrsg.), London, 2011, 2, S. 220. There are four important lessons in this development: First, global trade remains a key driver for growth and especially so in economic crises. Second, as is now widely understood, liquidity problems in private financial markets, whose original purpose was to channel financial resources into the real economy, can create widespread contagion and have a crippling effect on the whole of the economy. Third, if there are public institutions that, at least to an extent, are able to take over this vital function, much damage can be prevented. 20 Klasen, A.: The Role of Export Credit Agencies in Global Trade. Global Policy Journal. London School of Economics and Political Science and John Wiley & Sons Ltd. (ed.). London, 2011. 2, p. 220. Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 13 Feature Und viertens sind solche Institutionen auch in guten Zeiten durchaus sinnvoll, da die staatliche Rückendeckung auch Transaktionen ermöglicht, die andernfalls nicht zustande kommen würden. And fourth, even in good economic times it is useful to have such public institutions, as the backing of national governments makes otherwise unviable transactions possible. Besonders attraktiv sind solche staatlichen Institutionen, wenn man sich die unterschiedlichen Bedürfnisse von multinationalen Unternehmen einerseits und kleinen und mittleren Unternehmen andererseits ansieht. Schließlich verfügen die KMUs nicht über dieselben Privilegien wie die großen multinationalen Unternehmen, die oft eine stärkere Marktposition innehaben. Dabei sind KMUs in vielen Industrieländern wesentliche Impulsgeber für Beschäftigung und Innovation, wie Andreas Klasen und ich in einem Beitrag für Al Jazeera English darlegten: Public institutions become particularly interesting if you discern between the different demands of multinational companies, which often have more market leverage, and SMEs, which are a key driver of employment and innovation in many developed economies but do not benefit from the same sort of privileges. As Andreas Klasen and I argued in an opinion editorial for Al Jazeera English: „Kleine und mittlere Unternehmen sind besonders abhängig von einer solchen staatlichen Unterstützung. Und angesichts der besonderen Rolle, die sie als Triebfeder für Beschäftigung und Innovation spielen, ist eine angemessene strukturelle Unterstützung der KMUs für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes unerlässlich. Beispiel Deutschland: Seine 3,7 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen stellen mehr als 99 Prozent der gesamten Unternehmen. Sie produzieren 40 Prozent der steuerpflichtigen Umsätze und erwirtschaften etwa 50 Prozent der gesamten Nettowertschöpfung aller Unternehmen des Landes. Der viel gepriesene deutsche Mittelstand ist eindeutig einer der wichtigsten Konjunkturmotoren der deutschen Wirtschaft. Doch vor welchen Herausforderungen stehen kleine und mittlere Unternehmen heute? Damit KMUs funktionieren können, brauchen sie in erster Linie verlässliche Kreditlinien, um wichtige Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) zu finanzieren, ausreichend Umlaufvermögen zu generieren und um ihre Rohstoffversorgung in einem oft unbeständigen Marktumfeld sicherzustellen. Diese so wichtigen Kreditlinien sind jedoch aufgrund unzureichender Liquidität oder Zuteilungssysteme an den Finanzmärkten für sie oft nicht verfügbar. Darüber hinaus benötigen KMUs häufig Versicherungen für Exporttransaktionen, die das Risiko von Nichtzahlungen aus verschiedenen politischen oder kommerziellen Gründen decken.“ 21 21 Klasen, A., Meyer, H., „How to foster growth through trade“, Al Jazeera (Hrsg.), Doha, 2012, (www.aljazeera.com/indepth/opinion/ 2012/04/2012417101631792268.html). 14 Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 “Small and medium-sized enterprises in particular are dependent on such a [public] support framework. And given their critical role for employment, and as drivers of innovation, structural help for these businesses is crucial for economic success. Take Germany as an example. Germany’s 3.7 million SMEs represent more than 99% of all businesses, produce roughly 40% of taxable turnover and account for approximately 50% of total net value added by companies. The renowned Mittelstand is evidently one of the key drivers of Germany’s economy. What are the challenges small and medium-sized businesses currently face? For SMEs to perform well they require reliable credit lines to finance essential research and development (R&D) investments, obtain working capital and secure their commodity supplies in often volatile market conditions. Due to inadequate liquidity and allocation issues in financial markets these essential credit lines are often unavailable. SMEs also require insurance cover for risks linked to export transactions, most typically arising from non-payment through different types of political or commercial risks”. 22 22 Klasen, A., Meyer, H.: How to foster growth through trade. Al Jazeera. Doha, 2012. (www.aljazeera.com/indepth/opinion/ 2012/04/2012417101631792268.html). Feature Was passiert, wenn es eine solche staatliche Rückendeckung für KMUs nicht gibt, lässt sich am Beispiel Großbritannien gut verfolgen. Die britischen KMUs leiden bereits seit geraumer Zeit unter den oben erwähnten Liquiditätsengpässen. In Zeiten schwachen Wachstums und wirtschaftlicher Rezession und da die großen Privatbanken mit dem Schuldenabbau beschäftigt sind, stehen den KMUs die notwendigen Kreditlinien entweder nicht zur Verfügung oder sind zu teuer. Angesichts der angespannten gesamtwirtschaftlichen Situation ist zwar auch seitens der KMUs die Kreditnachfrage gesunken, doch das kann nicht über die deutlichen Defizite im Kreditsystem hinwegtäuschen, die sich sogar noch verschärfen werden, wenn die Wirtschaft sich erholt. Laut eines Berichts der Financial Times vom März 2012 könnte diese Finanzierungslücke bis Ende 2016 auf ganze 191 Milliarden Pfund anwachsen. 23 Vor diesem Hintergrund scheint es wenig überraschend, dass die britische Regierung nach Wegen sucht, die ins Stocken geratene Kreditversorgung des Mittelstands anzukurbeln. Nachdem der im Jahr 2011 gestartete Merlin-Plan, der den Banken Zielvorgaben für die Kreditvergabe an Unternehmen machte, nicht die gewünschten Effekte brachte, führte Finanzminister George Osborne März 2012 sein CreditEasing-Programm ein. Bei dem 20 Milliarden Pfund schweren Zweijahresplan handelt es sich um ein staatliches Kreditprogramm, in dessen Rahmen die Regierung Kredite garantiert, um so günstigere Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen zu schaffen. Die angesprochenen privaten Banken reagierten zwar zunächst durchaus positiv auf das Vorhaben, wandten jedoch ein, der Zinssatz läge gerade einmal ein Prozent über den Kreditkosten der Regierung, sodass sich das Programm für sie nicht lohne. 24 Wie das Beispiel zeigt, reichen politische Strategien und das ZurVerfügung-Stellen von – in diesem Fall begrenzten – finanziellen Mitteln allein nicht aus. Was es auch braucht, sind die entsprechenden Institutionen, die die jeweilige Politik effizient umsetzen. 23 24 Vgl. Burgess, K., „Breedon urges new routes to SME credit“, Financial Times, London, 2012, (www.ft.com/cms/s/0/657252e0-6f4d11e1-b368-00144feab49a.html - axzz23zsnt8z3). Vgl. Goff, S., „Banks questions ‘credit easing’ policy“, Financial Times, London, 2012, (www.ft.com/cms/s/0/236725ee-5afb-11e1a2b3-00144feabdc0.html - axzz1oFyBDq7C). How economic contagion without appropriate public institutions works can again be demonstrated at the example of the British economy: British SMEs have suffered for some time now from the kind of liquidity shortage mentioned in the quote above. As the big private banks are engaged in deleveraging, and under the conditions of weak growth or recession, necessary credit lines for SMEs are either unavailable or too costly. Even though the poor economic context has also reduced SME demand for credit, there is a big shortfall in the system which will – other things being equal – become even more pronounced as the economy recovers. The Financial Times reported in March 2012 that the finance gap could be as large as £191 billion by the end of 2016. 25 Against this background it is unsurprising that the government of the United Kingdom has tried to find ways to close this gap with policy initiatives. After the so-called Merlin targets – giving banks targets for overall business loans provided – did not work as expected in 2011, the UK Chancellor George Osborne introduced his “credit easing” scheme. Worth about £20 billion over two years, it is a national loan guarantee scheme with which the government underwrites loans to generate cheaper funding for businesses. Even though private banks initially seemed to be supportive in principle, they argued that the fee of merely 1% on top of the government’s borrowing costs would not make the scheme worthwhile for them. 26 What becomes evident with this example is that even though the policy and the – in this case very limited – financial resources are in place, there is simply a lack of appropriate institutions to deliver the policy effectively. 25 26 Cf. Burgess, K.: Breedon urges new routes to SME credit. Financial Times. London, 2012. (www.ft.com/cms/s/0/657252e0-6f4d-11e1b368-00144feab49a.html - axzz23zsnt8z3). Cf. Goff, S.: Banks questions ‘credit easing’ policy. Financial Times. London, 2012. (www.ft.com/cms/s/0/236725ee-5afb-11e1-a2b300144feabdc0.html - axzz1oFyBDq7C). Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 15 Feature Der britische Wirtschaftsminister Vince Cable scheint dieses Problem erkannt zu haben, da er vorschlug, die heute in Staatsbesitz befindliche Royal Bank of Scotland (RBS) aufzulösen, um neue institutionelle Einheiten für KMU-Kredite zu schaffen. So schrieb er laut Medienangaben einen Brief an Premierminister David Cameron, in dem er den Kreditmangel als größtes Wachstumshemmnis bezeichnete: „Wir sollten akzeptieren, dass die RBS nicht in ihrer ursprünglichen Form an den Markt zurückkehren wird und ihre Zeit in staatlicher Obhut dafür nutzen, sie zu einer britischen Geschäftsbank zu machen, mit einer sauberen Bilanz und dem Mandat, schnelle Darlehen an gesunde Unternehmen zu vergeben“, so Cable. Das Land brauche eine solche Institution, um „unsere wirtschaftlichen Zielsetzungen, wie die Förderung von Exporten und strategisch wichtigen Branchen, zu erreichen.“ 27 Die gesamte RBS in eine vollwertige Investitionsbank zu verwandeln, wie es andere Kommentatoren im Sinn haben, davor schreckte Cable jedoch zurück. Für den international renommierten Wirtschaftswissenschaftler Lord Robert Skidelsky hingegen steht die Scheu vor der Errichtung einer solchen staatlichen Investitionsbank für eine angloamerikanisch geprägte Sicht auf die Wirtschaft, die es zu überwinden gilt: „Wir müssen der weit verbreiteten anglo-amerikanische Denkweise, dass es dem Staat nicht zukomme, bestimmte Branchen oder Unternehmen zu begünstigen, die Stirn bieten. Denn die Regierung kann durchaus die richtige Wahl treffen, genau wie der Privatsektor die falsche treffen kann. Staatliche Investitionsbanken waren in anderen Ländern durchaus ein Erfolg (in der Vergangenheit auch in Großbritannien) und wir können aus diesen Erfahrungen lernen. Nehmen wir zum Beispiel die deutsche KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), die den deutschen Mittelstand seit den späten 1940er-Jahren mit zusätzlichen Finanzspritzen unterstützt. […] Die Theorie, dass die Kapitalzuteilung immer den Märkten überlassen werden sollte, ist nur unter idealen Bedingungen richtig. In einer weniger perfekten Welt müssen wir abwägen zwischen dem, was staatlich gelenkte Investitionen bewirken könnten, und dem, was der private Kapitalmarkt leistet.“ 28 27 28 Parker, G., Rigby, E., Giles, C., Goff, S., „Cable calls for RBS breakup to boost business lending“, Financial Times, London, 2012. (www.ft.com/cms/s/0/3bd19b34-67ba-11e1-978e-00144feabdc0.html - axzz23zxflokP). Skidelsky, R., Martin, F. , Westerlind Wigstrom, C., „Blueprint for a British Investment Bank“, Centre for Global Studies (Hrsg.). London, 2011, S. 7. 16 Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 UK Business Secretary Vince Cable seemed to acknowledge this problem when he argued that the now state-owned Royal Bank of Scotland (RBS) ought to be broken up to create new institutional mechanisms for SME lending. Identifying the lack of credit as a major obstacle for growth, the financial press reported of a letter Cable wrote to the British Prime Minister David Cameron: “My suggestion is that we recognise that RBS will not return to the market in its current shape and use its time as a ward of state to carve out of it a British business bank with a clean balance sheet and a mandate to expand lending rapidly to sound businesses,” [Cable] wrote. He also said such an institution should be on hand to “support our other industrial objectives, such as supporting exports and sectors identified as of strategic importance.” 29 Cable stopped short of asking to convert the whole of RBS into a full-fledged British investment bank, but this is exactly what other commentators are asking for. The internationally acclaimed economist Lord Robert Skidelsky, for instance, claimed that opposition to such a public investment bank is embedded in the Anglo-American view of how an economy ought to work and noted that this view needs to change: “We need to tackle head on the common Anglo-American view that ‘government can’t pick winners’. The quick answer is that governments can pick winners, and the private sector can pick losers. State investment banks have been successful elsewhere (and in fact in the past, in the UK), and we can learn from these experiences. Take, as one example, Germany’s KfW [Kreditanstalt für Wiederaufbau], which has nurtured the German Mittelstand of companies since the late 1940s without additional injections of capital. […] The theory that capital allocation should always be left to the markets is valid only under ideal conditions. In the world of second bests we must compare what publicly-directed investment might do with what the private capital market actually achieves.” 30 29 30 Parker, G., Rigby, E., Giles, C. and Goff, S.: Cable calls for RBS break-up to boost business lending. Financial Times. London, 2012. (www.ft.com/cms/s/0/3bd19b34-67ba-11e1-978e-00144feabdc0.html - axzz23zxflokP). Skidelsky, R., Martin, F. and Westerlind Wigstrom, C.: Blueprint for a British Investment Bank. Centre for Global Studies (ed.). London, 2011, p. 7. Feature Interessanterweise bringt Skidelsky die deutsche KfW als ein mögliches Vorbild für Großbritannien. In der Tat versorgt die KfW – in enger Zusammenarbeit mit privaten Banken und einem Netzwerk staatlicher Regionalbanken – die deutschen KMUs mit den nötigen Kreditlinien und kann so dabei helfen, lähmende Liquiditätsengpässe zu verhindern. Hinzu kommt, dass über die Vergabe konzessionärer Kredite Marktanreize für wünschenswerte Strukturveränderungen geschaffen werden. Im Fall der KfW sind das in erster Linie Anreize zum Klimaschutz und umweltfreundlichen Bauen. Und Skidelsky wirft noch einen weiteren wichtigen Punkt auf: nämlich die Führungsrolle, die den Regierungen zufällt, wenn sie selbst die Auswahl treffen, das heißt besonders vielversprechende Wirtschaftssektoren begünstigt, die von einem strategischen Ökonsystem profitieren sollten. Für diejenigen, die der Meinung sind, dass eine solche gezielte Förderung nicht die Aufgabe von Regierungen, sondern das natürliche Ergebnis von Marktprozessen sein sollte, mag dieses Konzept problematisch sein. Doch wie Skidelsky argumentiert, hat die Geschichte der Wirtschaft immer wieder gezeigt, dass die Regierung durchaus richtig und der Privatsektor manchmal auch falsch liegen kann. Doch so unterschiedlich beide Ansätze in Bezug auf ihre Zielsetzungen (Unternehmen wollen Gewinne erwirtschaften, Regierungen hingegen die Gesamtwirtschaft voranbringen und international strategisch günstig positionieren) und hinsichtlich ihrer Rechenschaftsadressaten (bei den Regierungen die Wählerschaft und bei den Unternehmen die Aktionäre und Stakeholder) sind, im Grunde sollten und können beide Herangehensweisen sich gegenseitig ergänzen. Fazit Angesichts der zentralen Bedeutung, die KMUs für Wirtschaftswachstum, Innovation und Beschäftigungssituation eines Landes haben, wird deutlich, wie verheerend und kontraproduktiv die erwähnten Liquiditätsengpässe für Großbritannien sind, wenn das Land doch endlich die Folgen der Wirtschaftskrise hinter sich lassen will. Aus der Perspektive des strategischen Ökonsystems betrachtet, zeigt sich, dass ein wichtiger kritischer Erfolgsfaktor nicht gegeben ist, was hauptsächlich auf die vorhandene institutionelle Struktur der KMU-Finanzierung zurückzuführen ist. Kurz: Es gibt keine oder kaum Anreize für den privaten Finanzsektor, Kredite an KMUs zu vergeben. Zudem fehlt es dem Land zurzeit an einer Alternative, um dem Sektor die nötige Liquidität auf anderen Wegen zur Verfügung zu stellen. Wenn der Privatsektor den Bedarf nicht deckt, steht es schlecht um die KMUs. Interestingly, Skidelsky mentioned the German KfW as one of the positive examples for the UK to look at. Indeed, in close cooperation with private banks and the public local banking networks, the KfW has provided credit lines to Germany’s SME sector and thus can help to avoid crippling liquidity squeezes. On top of this, the provision of concessional credit lines also provides a channel to set market incentives for structural changes that are deemed desirable. In the case of the KfW, this primarily involves incentives for climate protection and environmentally friendly building. The second important point mentioned by Skidelsky is the leadership role of governments in picking winners, ie, identifying economic sectors that look particularly promising and should therefore benefit from the building of a surrounding strategic econsystem. This is a difficult concept for people who assume that picking winners is not the job of governments but the natural result of market processes. But as Skidelsky argued, economic history suggests that governments can indeed pick winners and the private sector can also place losing bets. The different overarching aims – in the case of businesses to create profits, and in the case of governments to advance the overall economy and position it strategically in the international environment – and the different lines of accountability – in the case of governments the electorate, and in the case of businesses shareholders and stakeholders – also mean that both approaches can and should be merged into a mutually complementary process. Conclusion If one accepts the central importance of SMEs for economic growth, innovation and employment, and this against the backdrop of the UK’s declared desire to bounce back from economic crisis, it becomes clear how harmful the liquidity bottleneck analysed above is. Viewed through the strategic econsystem prism, one can identify the failure of a key CSF, which is primarily due to the institutional structure of SME finance. In a nutshell, there are no or only poor incentives for the private financial sector to lend to businesses, and the UK currently lacks an alternative route to deliver liquidity to the sector. If the private route is blocked, the sector suffers. Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 17 Feature Am Beispiel der KMU-Finanzierung wird deutlich, wie wichtig nicht nur funktionierende politische und finanzielle Rahmenbedingungen, sondern auch ein zuträglicher institutioneller Rahmen sowie angemessene Verfahren und Regularien sind. Wenn auch die Antwort auf die Frage, was angemessen und was tatsächlich machbar ist, von Land zu Land unterschiedlich ausfällt, lohnt es sich in jedem Fall, einen Blick auf die Erfolgsgeschichten anderer Länder zu werfen. Darüber hinaus bietet ein klares und gut durchdachtes Rahmenwerk wie das des strategischen Ökonsystems die Chance, Problembereiche zu identifizieren, um so entsprechende Anstrengungen zur Lösung dieser Probleme in Angriff nehmen zu können. Die andauernde Wirtschaftskrise und die politischen Antworten darauf haben gezeigt, dass es vielfältige Möglichkeiten gibt, die Wirtschaftsleistung anzukurbeln. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Lektion lernen, dass wir verstehen, was funktioniert und was nicht funktioniert, und dass wir nach neuen Wegen suchen, unsere Wirtschaftssysteme zu reformieren. Die hervorragenden Leistungen des britischen Teams bei den Olympischen Spielen sind ein gutes Beispiel dafür, wie die strategische Umstrukturierung des Umfelds langfristigen Erfolg möglich machte. Dieses Prinzip könnten sich Großbritannien und andere Länder zu eigen machen, wenn es darum geht, ihre Wirtschaftsstrukturen mittel- und langfristig zu reformieren. Das Potenzial ist vorhanden – nun liegt es an den Regierungen, dieses zu nutzen. Über den Autor Dr. Henning Meyer ist Politikwissenschaftler, Analyst und politischer Kommentator. Aktuell ist er am Government Department der London School of Economics and Political Science (LSE) tätig. Zudem ist er Direktor der New Global Strategy Ltd. sowie Mitbegründer und Herausgeber des Social Europe Journal. Zu seinen Spezialgebieten zählen die Sozialdemokratie, die europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Globalisierung, die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen sowie die Politik Deutschlands und Großbritanniens. Henning Meyer erwarb einen MA in britischer und europäischer Politikwissenschaft und Regierungslehre der London Guildhall University sowie ein PhD in Vergleichender Politikwissenschaft und einen Executive MBA der London Metropolitan University. Er schreibt regelmäßig für Publikumszeitungen wie The Guardian und ZEIT ONLINE und ist als Kommentator zu politischen und wirtschaftlichen Themen im Fernsehen zu sehen, zum Beispiel bei BBC News, Al Jazeera International und France 24. 18 Trade & Finance Herbst/Autumn 2012 This example of SME finance also shows the relevance of not only policy and financial resources but also a conducive institutional structure as well as appropriate procedures and regulations. As explained, what is appropriate and what is likely to work necessarily differs from country to country, but the analysis of best practices elsewhere is always insightful and a clear intellectual framework such as that of the strategic econsystem allows one to identify problem areas and focus efforts to address them. The ongoing economic crisis and the general development and policy responses since its outbreak have revealed a huge scope to improve economic performance. It is time to learn the lessons of what works and what does not and to try to reform economies taking these lessons into account. The recent British Olympic performance is one example where a strategic remodelling of the surrounding ecosystem produced long-term success. These principles could also be an important guide for the UK and other countries when thinking about the medium- to long-term adjustment of their economic structures. The opportunities for improvements are there and governments should try to use them. About the author Dr Henning Meyer is a political scientist, analyst and commentator currently based at the Government Department of the London School of Economics and Political Science (LSE). He is also Director of New Global Strategy Ltd. as well as co-founder and editor of Social Europe Journal. His expertise is in social democracy, European economic and social policy, globalisation, transatlantic economic relations and British and German politics. Henning Meyer holds an MA in British and European Politics and Government from London Guildhall University as well as a PhD in Comparative Politics and an Executive MBA, both from London Metropolitan University. He publishes frequently in mainstream publications such as The Guardian and ZEIT ONLINE and is a regular TV commentator on political and economic issues on news channels such as BBC News, Al Jazeera International and France 24.