Puriewitsch dehnte seine Untersuchungen auf zahlreiche Endo

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Puriewitsch dehnte seine Untersuchungen auf zahlreiche Endo
Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie.
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P u r i e w i t s c h dehnte seine Untersuchungen auf zahlreiche E n d o ­
sperme, Cotyledonen, Zwiebelschuppen, R h i z o m e , Knollen, W u r z e l n
und Z w e i g e aus und konnte die Resultate H a n s t e e n ' s ganz all­
gemein bestätigen, w o b e i sich eine Reihe v o n interessanten Einzel­
resultaten e r g a b .
Hansteen
hatte bereits gesehen, dass die Entleerung der
Endosperme gehemmt oder vollständig sistirt w i r d , wenn die
Lösungsproducte in eine nur kleine W a s s e r m e n g e abgeleitet w e r d e n ;
er brachte diese Erscheinung in eine Parallele mit der hemmenden
W i r k u n g bestimmter Gährungsproducte auf die Thätigkeit der sie
erzeugenden Organismen.
Verf. konnte nun weiter feststellen, dass
die Endospermentleerung auch dann stillsteht, wenn statt W a s s e r
eine L ö s u n g v o n Stoffen, w e l c h e nicht unter den Entleerungsproducten v o r k o m m e n , in entsprechender Concentration dargeboten
wird. S o entleeren sich Endosperme v o n Mais und W e i z e n nur
sehr langsam in 2 °/o Traubenzuckerlösung, 3 °/o Rohrzuckerlösung
oder 2 °/o G l y c e r i n ; durch 1,5 °/o Natriumchlorid oder Kaliumnitrat
wird die Entleerung gänzlich sistirt. Verf. denkt hierbei an einen
Reiz, welchen die osmotische W i r k u n g dieser Stoffe auf die E n d o spermzellen ausübt.
D i e beschriebenen Erscheinungen zeigen, dass B r o w n u n d
M o r r i s nicht im Recht sind, wenn sie das E n d o s p e r m als inactiven Reservestoffbehälter ansehen.
D a s s das E n d o s p e r m activ
thätig ist, wird auch dadurch dargethan, dass untergetaucht g e ­
haltene, also an Sauerstoffmangel l e i d e n d e , sowie durch A e t h e r
oder Chloroform narkotisirte Endosperme unentleert bleiben.
Bei der selbstthätigen Entleerung v o n Reservestoffbehältern
kann man unter den L ö s u n g s p r o ducten sowohl K o h l e h y d r a t e nach­
weisen, w e l c h e F e h l i n g ' s L ö s u n g direct reduciren, als auch (mit­
unter in ansehnlicher M e n g e ) solche, welche erst nachlnvertirung redu­
ciren. O b Rohrzucker v o r k o m m t , wurde nicht sichergestellt. Interessant
ist, dass aus dem Rhizom v o n Rudbeckia
digitata,
welches nebst
Stärke Inulin enthält, bei der Entleerung zuerst das Inulin schwindet
Grosse Mengen Asparagin finden sich
und dann erst die Stärke.
in den Entleerungsproducten der Cotyledonen v o n L u p i n e n ; das
E n d o s p e r m v o n Mais, W e i z e n , Dattel, die W u r z e l v o n Beta vul­
garis, die Knollen v o n Dahlia entleeren Eiweissstoffe.
D i e Sicherstellung der Thatsache, dass das E n d o s p e r m sich
selbstthätig entleert, ist wichtig in B e z u g auf Beantwortung der
F r a g e , o b nicht der Keimling Stoffveränderungen im N ä h r g e w e b e ,
b e v o r die Substanzen in das E m b r y o g e w e b e eindringen, hervorruft.
E s ist zu vermuthen, dass die L ö s u n g s p r o d u c t e unverändert v o m
Keimling aufgenommen werden.
W o h l kann aber ein indirecter
Einfluss auf die Entleerung des Reservestoffbehälters Seitens des
Keimlings ausgeübt werden, indem der E m b r y o ein in die E n d o spermzellen eindringendes Ferment absondert.
So entleeren sich
thatsächlich Maisendosperme ohne E m b r y o , aber mit Scutellum,
weit rascher als ohne Scutellum, und Phaseolus-Cotyledonen,
an
denen kleine Stengel- oder Wurzelstückchen belassen wurden, ent­
leeren sich ebenso viel rascher, als isolirte C o t y l e d o n e n allein.