1. WS 09/10 - International Office
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1. WS 09/10 - International Office
University of Warwick, WS 09/10, Soziologie Vorbereitung Die Vorbereitung für mein Auslandssemester an der University of Warwick verlief eigentlich relativ reibungslos, jedoch waren die Wartezeiten bis zur endgültigen Annahmebestätigung von Warwick und auch für die Accomodation sehr nervenaufreibend. Also, nicht in Panik verfallen wenn man nicht gleich Antworten bekommt. Bei mir hat es letztlich bis drei Wochen vor Abflug nach Warwick gedauert, bis ich alle Informationen und Zusagen zusammen hatte. Zudem geben die Informationen ausführlich an, welche Schritte man gehen muss und wann man sich anmelden muss und welche Vorbereitungen vor der Ankunft getroffen werden müssen. Während der Vorbereitungsphase wurde seitens der Gasthochschule die Teilnahme an der sogenannten Orientation Week angeboten, zu der man sich anmelden konnte. Da nur begrenzt Plätze zur Verfügung stehen sollte man hier das Anmeldedatum nicht verpassen da es sehr lohnenswert ist, daran teilzunehmen. Wenn man sich vorab über die Finanzierung Gedanken macht gibt es die Möglichkeit mit wenig Aufwand ein englisches Konto zu eröffnen was problemlos auf dem Campus möglich ist und auch viele Studenten in Anspruch nehmen. Da ich allerdings in Deutschland bei der DKB ein Konto besitze, bei der man eine kostenlose Visa-Card bekommt und auch kostenlos im Ausland Geld abheben kann, kam dies für mich nicht in Frage. Ankunft und Orientierungswoche Mit der Teilnahme an der eine Woche vor regulärem Studienbeginn stattfindenden Orientation Week wird auch gleich die Anreise zum Campus organisiert. Auf dem Flughafen London-Heathrow wurden wir empfangen und mit Bussen nach Coventry gebracht, wo wir die Schlüssel für unsere Zimmer erhielten und eine Woche lang komplett versorgt wurden. So wurden Ausflüge u.a. nach Oxford organisiert, Campusführungen angeboten, wichtige Informationsveranstaltung für die zu erfüllenden Regularien abgehalten und viel abendliches Programm angeboten. So wurde unter anderem auch erklärt wie man sich für Module registrieren muss und auch mit welchen kulturellen Eigenheiten wir hier zu rechnen haben. Weiterhin erhält man auch seine University ID Card, die man eigentlich immer bei sich führen sollte, da man zum einen nur so in die Bibliothek kommt und zum anderen um generell Rabatte zu bekommen, da man in England in vielen Städten in Restaurants aber auch in normalen Läden als Student Rabatte bekommt. Alles in allem ist wirklich sehr lohnenswert an der Orientierungswoche teilzunehmen weil man so komplett mit allen Informationen versorgt wird und zudem erste Kontakte zu anderen Studenten knüpft, die meistens über die komplette Zeit bestehen bleiben. 2 Wenn man dennoch nicht an der Orientierungswoche teilnimmt ist die Anreise nicht viel komplizierter. Der nächste Flughafen ist Birmingham der nur eine halbe Stunde Zugfahrt von Coventry entfernt ist. Jedoch sind die Flüge von vielen Flughäfen in Deutschland nach Birmingham sehr teuer, sodass die meisten doch in London landen. Von dort aus ist die beste Möglichkeit den National Express (www.nationalexpress.com) zu nehmen der direkt in ca. 2,5h nach Coventry fährt. Die Universität liegt am Stadtrand von Coventry, so dass man noch etwa 15-30 Min mit dem Bus fahren muss. National Express ist Englands größtes Busunternehmen was so ziemlich überall hinfährt. Generell ist reisen mit dem Bus in England sehr günstig, sodass gerade für Studenten das reisen sehr einfach ist. Mit dem Megabusunternehmen (www.megabus.com) kann man, wenn man rechtzeitig bucht, z.B. von Coventry nach London für nur einen Pfund fahren. Solche Angebote sind zwar eher seltener aber viel teurer ist es sonst auch nicht. Abgesehen von der Orientation Week gibt es noch ein „Buddy scheme“, das einem das Zurechtfinden an der neuen Universität erleichtern soll. Unter einem „Buddy“ ist ein „Full-Time Student“ an der University of Warwick zu verstehen, der einem als persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung steht. In wieweit dies eine wirkliche Hilfe darstellt, hängt natürlich sehr stark vom jeweiligen „Buddy“ ab. Grundsätzlich würde ich aber empfehlen auf jeden Fall beim „Buddy scheme“ mitzumachen, was einem während der Bewerbungsphase angeboten wird. Unterkunft Generell gibt es zwei verschiedene Arten untergebracht zu werden was allerdings von der Länge des Aufenthalts abhängt. Studenten die nur ein oder zwei terms in Warwick verbringen werden oncampus untergebracht. Erasmusstudenten die ein ganzes Jahr in Warwick bleiben werden vom Accomodation-Office off-campus in Leamington Spa oder (wie die meisten) in Coventry. Da ich onCampus gelebt habe, kann ich wenig über die Organisation der Off-Campus Wohnungen sagen. Meistens sind es aber typische kleine englische Reihenhäuser, mehr oder weniger schön eingerichtet und besitzen alle Internetanschluss. Generell darf man sich aber von englischen Wohnungen wohl nicht zu viel versprechen, da sie oft schon alt und auch leider ziemlich kalt sind. Ein Phänomen, was ich leider sehr oft wahrgenommen hab und mich mit ständigen Erkältungen geplagt hat. Überall ist es kalt und zieht es. Warme Kleidung ist daher sehr zu empfehlen wenn man in seinem Zimmer nicht frieren will. In den meisten Häusern haben vier Studenten gemischter Nationalität zusammen gelebt. Ein Nachteil für die Studierenden ist sicherlich die Entfernung zum Campus und das sie immer den Bus dahin nehmen müssen. Ein Vorteil allerdings auch, sich nicht ständig in der „Bubble“ aufzuhalten, wie der Campus liebevoll genannt wird, und auch mal „in die Stadt“ zu kommen. 3 On-Campus gibt es viele verschiedene Wohnheime. Da man vorher ja nicht weiß wie alles aussieht, war es schwer für mich vorab zu entscheiden welches am besten ist. Da es, wie ich festgestellt habe, nicht sooo die großen Unterschiede zwischen den teuren und günstigen Unterkünften gibt, würde ich empfehlen ein nicht so teures zu wählen, da die Preise wirklich extrem sind und man ca. 70 – 110 Pfund pro Woche bezahlen muss. Meistens wohnt man dann mit relativ jungen Engländern zusammen in einer Wohnung und teilt sich Küche und Bad. In den teuren Unterkünften hat man dann den Vorteil, dass man sein Bad nur zu zweit teilt, was für mich jedoch nicht den großen Preisunterschied rechtfertigt. Grundsätzlich kann ich Tocil und Hurst empfehlen. Wie auch off-campus gibt es überall kostenlose Internetzugänge. Wenn man sich nicht extra ein Internetkabel kaufen will, sollte man es bereits aus Deutschland mitbringen. Wenn man Probleme im Zimmer hat, gibt es überall Personal und auch auf der Homepage eine Seite auf der man Schäden melden kann. Meisten kommen dann sehr schnell sehr freundliche Mitarbeiter der Universität, die die Schäden beheben. Universität und Studium Die University of Warwick ist eine der Top-Universitäten im Vereinigten Königreich und belegt bei Rankings regelmäßig Spitzenpositionen. Sie ist am Rande Coventrys gelegen (nicht etwa in der Grafschaft Warwickshire, wie der Name vermuten lässt), umgeben von viel Grün. Der Campus ist nicht zu vergleichen mit der Universität Bremen, denn man fühlt sich hier eher wie in einer eigenen kleinen Stadt als in einer Universität. Auf dem Campus gibt es neben den universitären Einrichtungen, einen Supermarkt, Banken, Frisör, Theater, Kinos, Tennisplätze etc. und sogar Bars, Cafés und eine Disco. Wenn man ein Zimmer auf dem Campus hat, gibt es also fast keinen Grund diesen zu verlassen. Obwohl der Campus so imposant ist, möchte man das jedoch spätestens nach ein paar Wochen. Der nächstgelegene Ort Coventry ist aber leider nicht das schönste Städtchen was England zu bieten hat. Schöner hingegen ist Leamington. Auch hier werden Studenten untergebracht, hat ein schönes koloniales Erscheinungsbild und auch gute Möglichkeiten seinen Abend dort zu verbringen. Vom Campus aus kann man auch mit dem Bus zum nahegelegen Warwick Castle fahren. Dies ist eine der schönsten englischen Burgen die ich gesehen habe, da sie noch sehr gut erhalten ist und einen riesigen Park hat. Zudem finden dort ständig Veranstaltungen statt und man kann auch den „Dungeon“ besuchen. Sehr empfehlenswert ist es auch für einen Tag mal nach Stratford-upon-Avon zu fahren – der Geburtsstätte Shakespeares. Stratford ist ein kleines Städtchen mit vielen alten Gebäuden was zum flanieren einlädt. Das Studienjahr ist in Trimester, sogenannte Terms von je 10 Wochen unterteilt. In den ersten beiden Terms finden Vorlesungen und je nach Kurs eventuell begleitend noch Seminare statt. Im 4 dritten Term gibt es nur noch Wiederholungsveranstaltungen und es werden die Klausuren geschrieben. Selbst die Klausuren von Kursen, die nur im ersten Term liefen, liegen im dritten Term, so dass nur „Full-Year Students“ die Klausuren mitschreiben. Wenn man Part-Year Student ist, muss man als Soziologie-Student 2500 word essays in jedem Modul für jeden Term schreiben, was allerdings weniger schlimm war als anfänglich gedacht. Auch den Lehrveranstaltungen zu folgen war wenig problematisch. Wenn man möchte kann man auch kostenlos angebotene Englischkurse besuchen, die thematisch verschieden sind. So werden u.a. Grammatik, Essay schreiben oder spezielle Pronounciation Kurse angeboten. Ein grundsätzlicher Unterschied liegt meiner Meinung nach in den verkürzten Vorlesungszeiten und auf nach in einem höheren Anteil an Eigenarbeit. Zwar ist die Länge der meisten Vorlesungen und Seminare nur 50 Minuten, man muss sich jedoch gut auf die Seminare vorbereiten und auch viel Nacharbeiten um alles zu verstehen. Positiv fiel mir auf, dass Professoren viel mehr Zeit für ihre Studenten aufbringen. So ist es durchaus üblich, dem Professor bei Unklarheiten oder Problemen eine E-Mail zu schicken, die garantiert innerhalb der nächsten 24 Stunden auf das Höflichste beantwortet wird. Sicherlich merkt man hier, wie in vielen anderen Bereichen auch, dass die Uni im Vergleich zu deutschen Hochschulen ein Vielfaches an finanziellen Mitteln zur Verfügung hat, was nicht zuletzt natürlich an den enormen Studiengebühren liegt. Societies und studentisches Leben Neben dem studieren gibt es natürlich zahlreiche Möglichkeiten seine Freizeit spannend zu gestalten. Begeistert war ich von dem unzähligen Angebot an Societies. Es gibt Societies zu allen erdenklichen Themen und Interessensgebieten, so von der German Society bis hin zur Cheese and Chocolate Society oder der Ale Society. Diese stellen sich traditionell am ersten Wochenende des neuen akademischen Jahres auf der sogenannten Fresher’s Fair vor. Um Mitglied in einem dieser Societies zu werden, muss eine geringe Gebühr pro akademisches Jahr bezahlt werden. Zusätzlich werden von den Societies viele Veranstaltungen organisiert, wobei das Spektrum von Mottopartys über Themenwochen breit gestreut ist. Ich bin unter anderem in die Erasmus-Society und die Englisch Society eingetreten was ich nur empfehlen kann. Mit der Erasmus-Society werden neben wöchentlichen Veranstaltungen viele Ausflüge organisiert und einem so die Möglichkeit gegeben, viel vom Land zu sehen. So wurde im ersten Term ein Ausflug nach Edingburgh organisiert und im zweiten Term ein Ausflug nach Dublin. Tagesausflüge werden auch für relativ wenig Geld am Wochenende vom International Office angeboten, z.B. nach Cambrigde, Liverpool, Cardiff oder Brighton. Einfacher zu reisen ist kaum möglich. Die English Society war sehr interessant da sie in typische englische Gewohnheiten und Sitten eingeführt hat und auch Socials organisiert hat wie den typischen englischen Sunday Roast oder das English Breakfast. 5 Besonders empfehlen kann ich auch die Sports Club Card für 30 Pfund, mit der ihr das ganze Jahr Zugang zum weit gefächerten Sportangebot erhaltet. Das Sportangebot ist wahnsinnig vielfältig und man hat die Möglichkeit viele Sachen auszuprobieren. So kann man unter anderem Golf lernen, klettern oder auch Rugby spielen. Alles in allem….. ….war es eine der großartigsten Erfahrungen die ich bisher machen durfte und bin sehr froh das mir die Möglichkeit gegeben wurde, meine Zeit im Ausland um ein weiteren Term verlängern zu dürfen. In dem letzten halben Jahr habe ich viel von dem „english way of life“ mitgenommen und die Engländer als sehr nette Menschen kennengelernt. Besonders kulturelle Eigenarten wie dem Busfahren beim Aussteigen „Thank you“ zu sagen oder das allgegenwärtige „Sorry“ wenn man versehentlich jemanden anrempelt (wo man in Deutschland manchmal nur böse Blicke erntet) haben mich an das Land und die Leute gebunden. Auch war es sehr beeindruckend an einer englischen Spitzenuniversität zu studieren, die enorme Mittel zur Verfügung hat und an der Studenten als Kunden wahrgenommen und dementsprechend auch mit ihnen umgegangen wird. Trotz des zeitintensiven Studiums kamen auch die schönen Erlebnisse nicht zu kurz, wie zum Beispiel diverse Reisen nach Dublin, London, Oxford, Liverpool oder Edinburgh. Es war immer wieder faszinierend mit Menschen so vieler und unterschiedlicher Nationen zusammen zu treffen, ins Gespräch zu kommen und neue Freunde zu finden. Was bleibt sind viele tolle Eindrücke und natürlich auch ein bisschen Wehmut, dass die Zeit so schnell vergangen ist. Zum Schluss bleibt nur der übliche Satz: Jeder sollte den Schritt wagen ins Ausland zu gehen und diese Erfahrung und Eindrücke nicht verpassen die einem das ganze restliche Leben begleiten werden. 6