Martin Suter - ZDF Presseportal
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Martin Suter – Verfilmungen im ZDF "Der Teufel von Mailand", Samstag, 22. Dezember 2012, 21.45 Uhr "Der letzte Weynfeldt", Samstag, 5. Januar 2013, 21.45 Uhr Inhalt 2 Martin Suter im ZDF Vorwort von Wolfgang Feindt 3 Der Teufel von Mailand Stab, Besetzung, Inhalt 5 Der letzte Weynfeldt Stab, Besetzung, Inhalt 7 "Ich erwarte keine werkgetreue Umsetzung" Interview mit Bestsellerautor Martin Suter 9 "Der Teufel ist stets mit von der Partie" Interview mit Schauspielerin Regula Grauwiller 11 "Das scheinbar Eindeutige ist das Uneindeutige der Figur" Interview mit Schauspielerin Ina Weisse 12 "In der Kunstszene weht der Wind einer anderen Zeit" Interview mit Schauspieler Stefan Kurt 15 "Ich mag Figuren, die am Abgrund stehen" Interview mit Schauspielerin Marie Bäumer 18 Bildhinweis und Impressum z.presse 16. November 2012 Martin Suter im ZDF Der Schweizer Martin Suter gehört sicherlich zu den renommiertesten und meistgelesenen Krimiautoren der Gegenwart. Auch in Deutschland sind seine Geschichten längst kein Geheimtipp mehr, was drei Millionen verkaufte Buchexemplare eindrucksvoll belegen. Network Movie und dem Kölner Büro für internationale Angelegenheiten ist es gelungen, nach den Fernsehrechten zum Roman "Der Teufel von Mailand" auch die für den Bestseller "Der letzte Weynfeldt" zu sichern, für den der Autor schon mehrfach ausgezeichnet wurde. So sind im Laufe von drei Jahren zwei spannende Spielfilme entstanden, dem weitere Adaptionen des Bestsellerautors Martin Suter folgen sollen. In einer großangelegten Koproduktion von ZDF und dem Schweizer Fernsehen sowie in Zusammenarbeit von Network Movie und C-Films wurde an Originalschauplätzen gedreht: "Der Teufel von Mailand" in der sagenhaften wie sagenumwobenen Bergwelt des Engadins, "Der letzte Weynfeldt“ im Herzen der finanzkräftigen und kunstbeflissenen Metropole Zürich. Ein Land- und ein Stadtkrimi, wobei sich "Der Teufel von Mailand" hin zum Genre Thriller bewegt und "Der letzte Weynfeldt" alle Zutaten eines genüsslichen, feinhumorigen Gesellschaftskrimis aufweist. Zwei Filme, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, die aber die professionelle Schreibe des Autors und der hohe Produktionswert eint. Im Spannungsfeld von archaischer Bergwelt und urbaner Wellness versucht Sonia in dem ersten Film am 22. Dezember einen Neuanfang, nachdem sie sich aus der Gewalt ihres Ehemanns befreien konnte. Doch ihre Welt gerät erneut aus den Fugen, als eine Limousine aus Italien vorfährt und im Fenster vier Worte geschrieben stehen: „Der Teufel von Mailand“. So stößt Sonia auf die gleichnamige Sage der Ursina, die für Schönheit und Reichtum ihre Seele verkauft hat. Ist es wirklich der Teufel, der plötzlich seinen Tribut fordert und unerklärliche Verbrechen im Hotel geschehen lässt? Für Sonia wird es eine Reise zu sich selbst, ein Spiel auf Leben und Tod. Für Hauptdarstellerin Regula Grauwiller der Wiedereinstieg ins Filmgeschäft (nach längerer Babypause). Sie agiert in einem besonderen Protagonisten-Ensemble: neben der diesjährigen Fernsehpreis-Gewinnerin Ina Weisse, den beiden Shootingstars Max Simonischek und David Rott wie auch Aron Hitz und Elisabeth Trissenaar. 2 z.presse 16. November 2012 Mit der Besetzung der Titelrolle im zweiten Film am 5. Januar entsprechen wir dem Wunsch von Martin Suter: Stefan Kurt. Er spielt den großbürgerlichen Kunstexperten Adrian Weynfeldt, der in einer riesigen Wohnung im Stadtzentrum von Zürich lebt und mit der Liebe abgeschlossen hat. Bis eines Abends Lorena ihn dazu bringt, sie mit nach Hause zu nehmen… Sie sorgt dafür, dass sein geregeltes Leben aus den Fugen gerät und sich ein erpresserisches Komplott entspinnt. In dieser Rolle begegnet Marie Bäumer dem minutiösen Spiel von Stefan Kurt auf Augenhöhe. Zwischen beiden entwickelt sich ein Katzund Mausspiel, indem nichts mehr ist, wie es scheint – Wahrheit und Lüge begegnen sich wechselseitig. 2011 wurde "Der letzte Weynfeldt" als "Bester Film" mit dem Schweizer Fernsehpreis ausgezeichnet und konnte bei der Ausstrahlung fast 20 Prozent Marktanteil in der Hauptsendezeit verbuchen. Auch "Der Teufel von Mailand" erreichte im Herbst dieses Jahres in Martin Suters Heimat einen bemerkenswerten Zuschauerzuspruch (20 Prozent). Martin Suter könnte also "Der perfekte Freund" für das ZDF und seine Zuschauer(innen) werden – passend zum Titel eines weiteren Projekts des Ausnahmeautors, das sich derzeit in Entwicklung befindet… Wolfgang Feindt Hauptredaktion Reihen und Serien (VA) 3 z.presse 16. November 2012 Samstag, 22. Dezember 2012, 21.45 Uhr Der Teufel von Mailand Fernsehfilm Buch Regie Kamera Szenenbild Kostüme Musik Ton Schnitt Produktionsleitung Herstellungsleitung Produzenten Redaktion Länge Thomas Berger, nach dem gleichnamigen Roman von Martin Suter Markus Welter Pascal Rémond Urs Beuter Julia Ensner Michael Sauter Tom Weber Cécile Welter Roland Stebler Esther Rutschmann Anne Walser, Peter Nadermann Klaus Bassiner, Wolfgang Feindt (ZDF), Lilian Räber, Maya Fahrni (SRF) ca. 90" Eine Koproduktion von ZDF und SRF in Zusammenarbeit mit C-Films, Zürich und Network Movie GmbH, Köln Die Rollen und ihre Darsteller: Sonia Forster Barbara Peters Bob Manuel Igor Herr Casutt Reto Bazell Frédéric Maman Malou und andere Regula Grauwiller Ina Weisse Max Simonischek Aaron Hitz Philippe Graber Herbert Leiser Kaspar Weiss David Rott Elisabeth Trissenaar Mia Aegerter 4 z.presse 16. November 2012 Inhalt: Sonia Forster hat eine schlimme Zeit hinter sich: Ihre Ehe mit dem steinreichen Banker Frédéric Forster endete in einer Katastrophe. Seit ihr Mann versucht hat, sie zu töten, findet sie keine Ruhe mehr. Die junge Frau beschließt deshalb, erst einmal unterzutauchen. Eher unerwartet bekommt sie die Stelle als Physiotherapeutin in einem neueröffneten Wellness-Hotel in Val Grisch im Unterengadin. Bereits die Fahrt dahin fühlt sich befreiend an, und Sonia ist gewillt, alles Schlechte und Böse hinter sich zu lassen, einen Neuanfang zu wagen. Bald schon freundet sie sich mit dem Masseur Manuel an, und auch den attraktiven Barpianisten Bob schließt sie ins Herz. Die junge Besitzerin, Barbara Peters, ist Sonia ebenfalls sympathisch, auch wenn sie sich deren Situation nicht erklären kann. Das Hotel ist kaum ausgelastet, und damit sind die immensen Kosten für den Betrieb wohl nicht einmal annähernd gedeckt. Sonia, die auch im abgelegenen Engadiner Tal trotz ihrer guten Vorsätze immer noch gegen Ängste und Wahnvorstellungen kämpft, bemerkt zunächst nicht, dass die Stimmung der Dorfbewohner gegenüber den Angestellten des Hotels feindselig ist. Val Grisch war bisher dem Tourismus verschlossenen geblieben und sollte dies nach Ansicht der Einheimischen auch bleiben. Erst, als sich immer unerklärlichere Dinge im Hotel ereignen, wird Sonia allmählich hellhörig. Haben die merkwürdigen Ereignisse vielleicht mit ihr selbst zu tun? Als sie auf die alte Engadiner Sage vom Teufel von Mailand stößt, begreift sie, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht und sie Teil eines makabren Spiels geworden ist. Die latente Gefahr wird immer greifbarer für die junge Frau. Bald erkennt sie mit erschreckender Klarheit, dass ihre Vergangenheit sie einzuholen droht und sogar ihr Leben in Gefahr ist … 5 z.presse 16. November 2012 Samstag, 5. Januar 2013, 21.45 Uhr Der letzte Weynfeldt Fernsehfilm Buch Regie Kamera Szenenbild Kostüme Musik Ton Schnitt Produktionsleitung Herstellungsleitung Produzenten Redaktion Länge Alexander Buresch, nach dem gleichnamigen Roman von Martin Suter Alain Gsponer Matthias Fleischer Gerald Damovsky Pascale Suter Diego Baldenweg Tom Weber Gion-Reto Killias Sina Schlatter Christof Stillhard Anne Walser, Peter Nadermann Klaus Bassiner, Wolfgang Feindt (ZDF) Peter Studhalter, Maya Fahrni (SF) ca. 90" Eine Koproduktion von ZDF und SF in Zusammenarbeit mit C-Films, Zürich und Network Movie GmbH, Köln Die Rollen und ihre Darsteller: Adrian Weynfeldt Lorena Rolf Strasser Pedroni Herr Dr. Baier Frau Hauser Frau Almeida Veronique Kaspar Cassutt und andere Stefan Kurt Marie Bäumer Roeland Wiesnekker Nicholas Ofczarek Vadim Glowna Annemarie Düringer Susana Fernandes Genebra Bettina Stucky Pascal Ulli 6 z.presse 16. November 2012 Inhalt: Adrian Weynfeldt stammt aus einer wohlhabenden Familie, ist Experte für Schweizer Kunst, Mitte 50 und Junggeselle. Seine von den Schuhen bis zum Schlafanzug maßgeschneiderte Welt besteht aus einer überschaubaren Zahl an kontrollierbaren Beziehungen und immer gleichen Tagesabläufen. Doch eines Abends treibt ihn das Fehlen einer Olive für seinen Drink aus der Wohnung in eine nahegelegene Bar. Dort begegnet er einer schönen Frau, deren direkte Art und ungeschliffenem Charme Adrian sich nicht entziehen kann. Entgegen seinen Gepflogenheiten nimmt er Lorena mit nach Hause. Am nächsten Morgen steht sie außerhalb der Balkonbrüstung und will hinunterspringen. Dem ungelenken Weynfeldt gelingt es, sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Von nun an macht Lorena ihn für ihr Leben verantwortlich und verleitet ihn dazu, ihr mehrfach aus finanziellen Engpässen zu helfen. So beginnt er, ihre Schulden bei einem Mann namens Pedroni zu begleichen, von dem Lorena angibt, er sei ein Geldeintreiber. Dann bittet ihn sein alter Freund Dr. Baier um einen unmöglichen Gefallen: Weynfeldt soll eine Fälschung des Gemäldes "Le Salamandre" von Felix Vallotton zur Auktion freigeben. Doch was hat Lorena damit zu tun? Und wird Weynfeldt, der bisher mit dem Fälscher- und Erpressermilieu nichts am Hut hatte, der Versuchung widerstehen? 7 z.presse 16. November 2012 "Ich erwarte keine werkgetreue Umsetzung" Interview mit Bestsellerautor Martin Suter Nicht nur Ihre Bücher sind sehr erfolgreich, sondern auch die Filme, die aufgrund Ihrer Romanvorlagen realisiert wurden. Haben Sie bereits beim Schreiben Ihrer Geschichten eine spätere Verfilmung im Kopf? Ich denke beim Schreiben nie an eine mögliche Verfilmung, aber meine Geschichten sind oft in Szenen erzählt wie beim Film. Sie sind voller innerer Dialoge, Rückblenden und Erzählerinformationen, die filmisch gar nicht so einfach umzusetzen sind. Das sind Schwierigkeiten, auf die die Drehbuchautoren oft erst während der Arbeit stoßen. Konnten Sie Einfluss auf die Entwicklung der Drehbücher zu "Der Teufel von Mailand" und "Der letzte Weynfeldt" nehmen? Ich nehme nur Einfluss, wenn das gewünscht ist. Bei "Der letzte Weynfeldt" habe ich das Drehbuch gelesen und hatte nichts daran auszusetzen. Bei "Der Teufel von Mailand" hatte ich das Drehbuch nicht gesehen, aber mit der Produktion über die Umsetzung gesprochen. Es ging dabei um die Berücksichtigung von zwei für mich sehr entscheidende Elemente der Geschichte. Was gefällt Ihnen besonders gut dabei? Ich schreibe ja selbst Drehbücher und weiß, dass Romane und Filme zwei sehr verschiedene Formate sind. Ich erwarte also keine werkgetreue Umsetzung. Aber es gibt schon essenzielle Elemente, bei denen es mir wichtig ist, dass sie enthalten sind. In dieser Beziehung bin ich mit "Der letzte Weynfeldt" glücklicher als mit "Der Teufel von Mailand". Atmosphärisch finde ich beide gut gelungen. Wie schwierig war es, im Kunstmetier zu recherchieren, um den Kunstberater und -experten Weynfeldt so authentisch wie möglich darstellen zu können? Die Recherchen waren nicht schwieriger als bei anderen Romanen. Mir ist es immer wichtig, dass in der Fiktion das Nichtfiktive stimmt. Verleiht Stefan Kurt Ihrem Weynfeldt die nötige Mischung aus vermeintlicher Überheblichkeit und Bescheidenheit, die Ihre Figur im Roman auszeichnet? 8 z.presse 16. November 2012 Oh ja, sehr. Das war bereits die dritte Zusammenarbeit mit Stefan. In meinen beiden Originaldrehbüchern "Beresina oder die letzten Tage der Schweiz" und "Giulias Verschwinden" war er auch dabei, alle drei Male ist er wunderbar. In "Der Teufel von Mailand" geht es um eine Frau, deren Wahrnehmung empfindlich gestört ist, und um die gleichnamige Sage, in der ein Mädchen dem Teufel seine Seele gegen Reichtum und Schönheit verkauft. Wie sind Sie auf diese Geschichte gekommen? Die gestörte Wahrnehmung, die Synästhesie der Protagonistin, geht auf einen Nachmittag mit Dr. Albert Hoffmann, dem Entdecker des LSD, zurück, bei dem wir über die Wahrnehmung gesprochen haben. Die Sage ist erfunden, beruht aber auf einem alten Märchen- und Sagenmotiv. Wie gefällt es Ihnen, dass Ina Weisse ihrer Figur Barbara Peters so viel Kühle und etwas Geheimnisvolles verleiht? Beides gefällt mir sehr gut und entspricht auch der Anlage der Figur im Roman. Wie unterscheiden sich beim Entwickeln von Dialogen die Arbeits- und Herangehensweise für ein Drehbuch oder für einen Roman? Beim Drehbuch müssen Dialoge noch ein wenig mehr gesprochen klingen als im Roman. Von welchem Ihrer Bücher glauben Sie, dass man sie auch verfilmen könnte? Ich glaube, sie alle eignen sich, und soviel ich weiß, sind auch alle als Filme in Arbeit. Außer natürlich mein neuester Roman "Die Zeit, die Zeit". Wer oder was inspiriert Sie beim Schreiben Ihrer Geschichten? Das Schreiben selbst. Sie gehen nächstes Jahr auf eine lange Reise … 9 z.presse 16. November 2012 Es sollen ein halbes Dutzend Asienreisen mit Basislager in Singapur werden. Ich habe vor, eifrig Notizen zu machen und Material zu sammeln. Woran schreiben Sie momentan? An "Allmen und die Dahlien", meinem nächsten Krimi aus der AllmenReihe. Sehen Sie viel fern? Ich sehe oft fern. Regelmäßig Nachrichten und gerne gute Kino- oder Fernsehfilme. Auch Serien mag ich, die allerdings aus Gründen der Ungeduld als DVDs. In Guatemala schauen wir amerikanische Bezahlsender wie etwa HBO, in Europa nur die Öffentlich-Rechtlichen. Die vielen Werbeunterbrechungen der Privaten ertrage ich immer schlechter. "Der Teufel ist stets mit von der Partie" Interview mit Schauspielerin Regula Grauwiller Sie spielen eine Frau, die sich in ihren Tag- und Nachtträumen von ihrem Ex-Mann verfolgt fühlt und später Wahnvorstellungen entwickelt. Wie haben Sie sich in die Psyche dieser Figur eingefühlt? Noch bevor überhaupt endgültig entschieden war, ob der Roman "Der Teufel von Mailand" wirklich verfilmt wird, las ich das Buch von Martin Suter und dachte sofort: Die Sonia würde ich gern spielen! Vom ersten Moment an hat mich diese Figur gepackt. Im Roman ist Sonia psychisch am Ende und beschließt somit, ihr Leben zu verändern. So weit unten setzt das Drehbuch zwar nicht an, doch ging für mich von dieser Rolle ein großer Reiz aus, weil ich in ihr so viel gesehen habe: eine Frau, die in ihrem Leben sehr verletzt wurde und daraus resultierend ihren Mitmenschen extrem misstrauisch und panisch gegenübertritt. Im Laufe der Geschichte leidet sie unter Verfolgungswahn und wird richtiggehend paranoid. Das fand ich sehr spannend. Um dieser Figur in ihrer Tiefe und Komplexität gerecht zu werden, habe ich mir jede Szene einzeln erarbeitet und in meiner Fantasie Bilder gesucht, die Ängste bei mir auslösen. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, 10 z.presse 16. November 2012 eine Frau zu spielen, die so ganz anders ist, als ich es im wirklichen Leben bin. Ist es als Schauspielerin schwierig, sich auf eine Figur einzulassen, die auf einer Romanvorlage basiert? Ehrlich gesagt hatte ich vorher nur ein Buch von Martin Suter gelesen, "Small World", aber das hat mir sehr gut gefallen. Im Fall von "Der Teufel von Mailand" war es tatsächlich nicht so einfach, von der Romanvorlage zu abstrahieren. Die Rolle der Sonia ist im Drehbuch zwar in ihren Grundzügen auch sehr komplex angelegt, doch sind ihre Wahnvorstellungen nicht ganz so extrem wie im Roman. Im Buch nimmt Sonia beispielsweise Drogen wie LSD und erlebt dadurch Realitätsverschiebungen, die sie nicht mehr klar unterscheiden lassen, was real ist und was nicht. Dennoch hat mir die Romanvorlage geholfen, diese Figur zu erfassen, zu verstehen, warum es so weit mit Sonia kommen konnte und welcher Anstrengung es für sie bedurfte, da wieder herauszufinden. Sonia macht eine bewundernswerte Entwicklung durch: Aus einer sehr verschlossenen und misstrauischen Frau wird am Ende eine Person, die es gelernt hat, wieder das Schöne im Leben zu sehen und Vertrauen zu schöpfen. Das hat mir sehr gut gefallen. "Der Teufel von Mailand" spielt in einem kleinen Dorf und in einem einsam gelegenen, nicht stark frequentierten Hotel in den Schweizer Bergen. Hat die mystische Umgebung Einfluss auf Ihr Spiel genommen? Dieser Ort hat für mich weder etwas Mystisches noch etwas Bedrohliches, denn ich liebe das Engadin seit meiner Kindheit! Es ist für mich einer der schönsten Orte der Welt. Schon als Kind war ich dort in den Bergen oft mit meinen Eltern wandern. Wenn ich im Engadin bin, fühle ich mich einfach nur glücklich. Deshalb war ich auch so dankbar, dass ich dort fünf Wochen drehen durfte. Während dieser Zeit musste ich mich eher bemühen, nicht die ganze Zeit zu lächeln, vor lauter Freude, in meinen geliebten Bergen zu sein. Erst in der letzten Einstellung, als Sonia befreit ist und sich dem Leben wieder öffnet, durfte ich einmal so richtig strahlen. Das entsprach dem Gefühl, das ich sonst in dieser Umgebung empfinde. Deshalb mochte ich die Szene sehr gern. Was wichtig war Ihnen ganz persönlich dieses Projekt? Der Film "Der Teufel von Mailand" ist für mich persönlich ein ganz wichtiger Film – er bedeutet quasi meinen Wiedereinstieg als Schauspielerin nach einer längeren Pause. 11 z.presse 16. November 2012 Die Geschichte beruht auf einer Sage … Die fiktive Sage trägt enorm zum Spannungsbogen bei. Der Zuschauer weiß bis zum Schluss nicht, ob die Wahrnehmungen von Sonia real sind oder ob sie völlig durchdreht – denn der Teufel ist stets mit von der Partie. Sonia hatte einen tierischen Partner an ihrer Seite – wie war das Spiel mit dem Wellensittich Pavarotti? Zum Glück mag ich Tiere sehr gern, auch Vögel. Es gibt Menschen, die richtige Vogelphobien entwickeln. Sie bekommen Panik, wenn Vögel mit den Flügeln flattern. Ähnlich erging es unserer Ausstatterin. Die Arme hatte Angst, wenn sie den Käfig mit Pavarotti für die jeweilige Szene platzieren musste. Für mich war es ein angenehmes Gefühl, die zarten Krallen des Vogels das erste Mal auf meiner Hand zu spüren. Das hatte ich vorher noch nicht erlebt. Pavarotti war super, auch dank einer Tiertrainerin, aber er musste ja auch nur sitzen und nicht fliegen. Nur ab und zu ist er versehentlich auf der Tonangel gelandet. "Das scheinbar Eindeutige ist das Uneindeutige der Figur" Interview mit Schauspielerin Ina Weisse Sie spielen die Hotelbesitzerin Barbara Peters. Wie würden Sie selbst Ihre Figur charakterisieren? Um das Hotel zu führen, braucht Barbara ein hohes Maß an Disziplin und Selbstkontrolle. Sie ist immer konzentriert, hat alles im Blick. Gleichzeitig kann sie sich einfühlen und dadurch die Menschen um sich herum manipulieren. War es eine Herausforderung für Sie, diese geheimnisvolle Frau zu spielen? Hinter ihrer Beherrschung und Freundlichkeit verbirgt sich ja Zerrissenheit. Barbara Peters ist fremd im Ort und wird von der Bevölkerung dafür angefeindet. Trotzdem kämpft sie. Sie ist undurchsichtig und vielschichtig. Wenn sie das eine sagt, meint sie vielleicht etwas ande- 12 z.presse 16. November 2012 res. Aber was genau? Das scheinbar Eindeutige ist das Uneindeutige der Figur. Was hat für Sie den Reiz dieser Geschichte ausgemacht? Die Ambivalenz der Figuren – man weiß nie genau, wer wann wo steht – und das Versteckspiel. Dass es um Verführbarkeit geht, um Schwächen und um die Frage, wie mit Macht umgegangen wird. Kannten Sie bereits die Bücher von Martin Suter? Ich habe einige seiner Bücher gelesen. Das Komplizierte an jeder Romanvorlage ist, dass bei der Übersetzung in ein anderes Medium natürlich immer etwas verloren geht. Man muss das Dramatische herausarbeiten und auf vieles verzichten. So wird das Drama zwar freigelegt, aber anderes Material geht verloren. Trotzdem kann die Verfilmung dem Roman gerecht werden, wenn sie seinen Geist, seine Atmosphäre einfängt. "In der Kunstszene weht der Wind einer anderen Zeit" Interview mit Schauspieler Kurt Stefan Sie spielen Adrian Weynfeldt sehr diskret, zurückgenommen, verbindlich – genau so, wie man es von einem Kunstberater erwartet. War diese Rolle besonders spannend für Sie? Ich liebe es, diese zurückgenommenen Rollen zu spielen. Das liegt mir im Blut. Es hat wohl etwas mit meinem Charakter zu tun. Wahrscheinlich steckt in Adrian Weynfeldt einiges von meiner eigenen Person. Schon als ich den Roman las, fand ich viele persönliche Berührungspunkte. Das Besondere an der Rolle war jedoch, dass Adrian in den meisten Szenen reagiert und nicht agiert. Normalerweise halten sich Aktion und Reaktion die Waage. Nicht so bei Weynfeldt. Er ist eher der stille Beobachter und Zuhörer, spielt sehr minimalistisch, manchmal benutzt er nur einen Augenaufschlag. Das war für mich als Schauspieler schon eine spezielle Herausforderung. Auch wie Adrian sitzt, welchen Gesichtsausdruck er auflegt oder in welcher Tonlage er spricht, war für mich erst einmal ungewohnt. Ihre Figur macht eine große Wandlung durch. Hat Ihnen gerade das an Ihrer Rolle gefallen? 13 z.presse 16. November 2012 Die Zuschauer sollen Empathie für Adrian Weynfeldt entwickeln. Er führt ein so geregeltes, durchstrukturiertes Leben, dass er gar nicht merkt, wie einsam er ist. Adrian zelebriert regelrecht diese Regelmäßigkeit, indem er immer zu einer bestimmten Uhrzeit in ein bestimmtes Café geht und in der immer gleichen Bar einen Martini trinkt oder vielmehr die Olive aus dem Glas fischt. Erst, als er Lorena kennenlernt, ändert sich seine Lebensweise. Fast unmerklich geht eine Wandlung in Adrian vor. Das war wunderbar zu spielen, und es gab viele witzige Situationen − beispielsweise die Szene im Zimmer seiner verstorbenen Mutter, die wie ein Drache von einem Bild an der Wand auf ihn hinunterschaut. All die Jahre nach ihrem Tod ließ Adrian dieses Zimmer unverändert, am Ende entschließt er, darin einen Fitnessraum einrichten zu lassen. Damit entweiht er es quasi und emanzipiert sich so von seiner über den Tod hinaus übermächtigen Mutter. Die Kunstszene ist eine ganz eigene Welt. Haben Sie sich dort umgesehen, um sich auf die Rolle vorzubereiten? Martin Suter hatte schon beim Schreiben seines Romans ein Vorbild für die Figur des Weynfeldt: den Kunstexperten Christoph Keller. Ihn habe ich zusammen mit dem Regisseur Alain Gsponer besucht. Das war eine spannende Sache. In der Kunstszene weht der Wind einer anderen Zeit. Auch der Menschenschlag ist ein ganz eigener. Die Leute sind wahnsinnig gebildet, sehr höflich und sehr bestimmt – eine eigenartige Mischung. Kunstexperten umgibt ein anderer Geist. Speziell bei Christoph Keller spürt man das und darüber hinaus seine große Passion für klassische Werke. Er hat mir einige Bilder des Schweizer bzw. französischen Malers Félix Vallotton gezeigt. Über sie haben wir dann lange gefachsimpelt. Das Thema Kunstfälschung geriet durch die Beltracchi-Fälle in jüngster Zeit verstärkt in den Focus der Medien. Hatten Sie sich schon einmal damit befasst, bevor Sie das Angebot für diese Rolle bekamen? Mit dem Thema Kunstfälschung hatte ich bisher überhaupt keine Berührungspunkte. Diesbezüglich bekamen wir von Christoph Keller viele interessante Einblicke in die Machenschaften der Kunstszene. Er erklärte uns, woran ein Original zu erkennen ist und woran eine Fälschung. Spannend waren für mich seine Erläuterungen, wie so etwas geprüft wird. Daneben fand ich es unglaublich faszinierend, mich als Adrian in einer Welt zu bewegen, in der Geld überhaupt keine Rolle spielt, weil einfach genügend da ist. Ich bekam für meine Rolle maßgeschneiderte Anzüge und las diverse Knigge-Bücher, um mir den 14 z.presse 16. November 2012 passenden Verhaltenskodex anzueignen. Interessant in dieser Hinsicht war auch mein Zusammentreffen mit Isa Gräfin von Hardenberg. Sie lehrte mich, wie ich mich in diesen hohen Kreisen zu bewegen hatte. Interessieren Sie sich auch privat für Kunst? Auf jeden Fall. Wenn ich Zeit habe, gehe ich sehr gern in Ausstellungen. Während des Drehs habe ich mich viel mit den Gemälden des Schweizer Malers Ferdinand Hodler beschäftigt, dessen Bilder bzw. Reproduktionen in der Wohnung von Adrian Weynfeldt hingen. Nach den Dreharbeiten wurden die Bilder intern versteigert, und jetzt habe ich drei davon zu Hause. Diese Art von Kunst gefällt mir ausgesprochen gut. Zum dritten Mal standen Sie für eine Romanverfilmung von Martin Suter vor der Kamera. Welchen Bezug haben Sie zu ihm und seinen Büchern? Als Schweizer kenne ich natürlich Martin Suter. Seine Romane habe ich immer in einem Rutsch durchgelesen. Martin Suter schreibt hervorragend lakonische Texte. Seine Sprache ist kurz und prägnant, gepaart mit unheimlich viel Humor – ein gefundenes Fressen für einen Schauspieler, der seine Figuren spielen und seine Texte sprechen darf. Vielleicht ist es auch die Schweizer Art zu denken, die uns immer wieder zusammenführt. 15 z.presse 16. November 2012 "Ich mag Figuren, die am Abgrund stehen" Interview mit Schauspielerin Marie Bäumer Wie hat Ihnen die Figur der Lorena, diese Mischung aus Femme fatale und schriller Betrügerin, gefallen? Die Rolle der Lorena war sehr stringent angelegt. Ich mochte sie wirklich gern. Von mir aus hätte Lorena sogar noch extremer sein können, denn ich mag Figuren, die nah am Abgrund stehen. Die Lebenstragik Lorenas wird gleich zu Anfang deutlich, als sie an der Balkonbrüstung steht, im Begriff zu springen. Der Zuschauer spürt die Doppelbödigkeit dieser Frau. Sie hat zwar sehr schnell gerochen, dass es bei Weynfeldt viel zu holen gibt, doch schon früh schwingt bei ihr eine typisch weibliche Empathie mit. Dabei wird klar, dass Lorena nicht nur abgebrüht ist, sondern auch eine tragische Komponente in sich trägt. Haben Sie eine Affinität zu vielschichtigen Rollen? Ich liebe es, den Deckel hochzuheben, in die Figur hineinzuschauen und dann ins Extreme zu gehen. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt etwas anderes spielen könnte. Mir machen die Oberfläche und eine bestimmte Art von Leichtigkeit mehr Angst. Ich bewundere es sehr, wenn sich Schauspieler elegant mit Schirm, Charme und Melone in leichten Rollen bewegen. Diesen Kollegen zolle ich Respekt. Ich selbst habe einen besseren Zugang zu komplexeren Rollen. Das liegt vielleicht daran, dass ich mich damit sehr viel beschäftigt habe. Was hat Sie besonders gereizt, bei "Der letzte Weynfeldt" mitzuspielen? Zum einen war ich neugierig auf die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Alain Gsponer, mit dem ich immer schon einmal arbeiten wollte. Zum anderen habe ich schon zwei Mal mit Stefan Kurt gespielt und genieße die Zusammenarbeit mit ihm sehr. Unser Zusammenspiel ist wie "Blind Ping Pong", wir verstehen uns quasi blind. Die Figur des Weynfeldt passte einfach perfekt zu Stefan Kurt, sie steht in herrlichem Kontrast zu meiner Rolle. Ganz besonders gefiel mir, wie gewitzt Weynfeldt letztlich aus der gesamten Geschichte herauskommt. Die Schrulligkeit der Charaktere insgesamt bis hin zu den Nebenfiguren wie dem Kunstfälscher Strasser oder der Sekretärin von Weynfeldt fand ich super. Alle Figuren waren sehr gut angelegt. Das lag daran, dass sich der Regisseur intensiv mit ihnen und der Geschichte beschäftigt hat. Alain Gsponer ist ein sehr sensibler Regisseur, der in- 16 z.presse 16. November 2012 tensiv in die Psyche der Charaktere eintaucht. Zudem mag ich die Romane von Martin Suter sehr. Der Film basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage des Bestsellerautors. Sind Literaturverfilmungen eine besondere Herausforderung für Sie? Basiert ein Drehbuch auf einer Romanvorlage, kann das sehr schwierig sein. Beim Lesen eines Romans hat man seine eigenen Fantasien und ist dann bei der filmischen Umsetzung enttäuscht, wenn manche Dinge der eigenen Vorstellung überhaupt nicht entsprechen. Das ist ja oft das Tragische, dass man an bestimmten Bildern hängt, die im Drehbuch gestrichen wurden. Dabei stirbt man immer einen kleinen Tod. Deshalb ist es leichter, ein Drehbuch ohne Romanvorlage zu verfilmen. Den Roman "Der letzte Weynfeldt" kannte ich nicht. Ich habe ihn parallel zur Vorbereitung auf die Rolle der Lorena gelesen. Das Wunderbare bei dieser Literaturverfilmung war, dass wir bei der Umsetzung des Drehbuchs noch etwas Einfluss nehmen konnten, es war noch Bewegung möglich und Raum für eigene Interpretationen. Das war für mich wichtig. Auch unsere Schweizer Produzentin war sehr offen. Am Ende ist ein liebevoll gestalteter und hochwertiger Film entstanden. Wie haben Sie die Dreharbeiten in der Schweiz empfunden? Gedreht haben wir im Winter in Zürich am See. Das war schon eine morbide Stimmung, die ihren ganz eigenen nebulösen Charme hatte. Gleichzeitig gastierte ein Zirkus in der Stadt, was noch mehr zu dieser Stimmung beitrug. Welchen Bezug haben Sie privat zu Kunst? Kunst interessiert mich sehr, vor allem Skulpturen. Genauso aber liebe ich die Malerei und Fotografie. Wenn ich drehfrei habe, gehe ich oft und gern in Ausstellungen. Da mir die Kunstszene der Schweiz bis dato nicht vertraut war, hat es mir großen Spaß bereitet, in die Klassiker der Schweizer Malerei einzutauchen. Vor allem der Kunstmarkt und diese Unsummen von Geld − Wahnsinn! Das Thema Kunstfälschung war mir ganz neu, deshalb fand ich es sehr spannend, mich damit intensiver zu beschäftigen. Die Interviews führte Gitta Deutz 17 z.presse 16. November 2012 Kontakt ZDF-Pressestelle: Lisa Miller Telefon: 089-9955-1962 E-Mail: [email protected] Bildhinweis Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon: 06131 – 70-16100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/martinsuter ZDF Hauptabteilung Kommunikation / Pressestelle Verantwortlich: Alexander Stock Fotos: Daniel Ammann (ZDF)/ Christian Lanz (ZDF)/ Bastian Schweitzer (Diogenes Verlag) [email protected] ©2012 by ZDF 18