Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden

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Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden
Vater Prior, können
Sie uns etwas über
die Anfänge dieses
Klosters erzählen?
Dem Gottesdienst
soll nichts
vorgezogen werden
Dom Aidan: Die Urspünge unseres Klosters liegen in unserem langgehegten Verlangen,
ein klösterliches Leben in Einklang mit der Regel des heiligen
Benedikt zu führen – jeden Tag
und in Harmonie mit den klassischen liturgischen Riten und
dem Stundengebet der Mönche.
Ein neues Kloster für traditionelle
Benediktiner in Südfrankreich.
Am 7. Dezember 2011 errichtete Msgr. Dominique Rey, der
Bischof von Fréjus-Toulon in
Süd­frank­­reich, in La GardeFreinet (einem kleinen Ort zwischen Frejus und Toulon) das
Kloster St. Benedikt – eine neue
klösterliche Gemeinschaft, die
nach der Regel des heiligen
Benedikt lebt und die heilige
Liturgie in der älteren, klassischen Form der römischen
und monastischen Riten feiert.
Die Gottesdienste singen die
Mönche in der nahegelegenen
Pfarrkirche von La Garde-Freinet.
Bischof Rey empfing uns wie ein
wahrer Vater. Mit viel Unterstützung des Bischofs und seiner
Mitarbeiter, meines eigenen Bischofs sowie vieler Freunde und
der Einwohner von La GardeFreinet wurde es – zu unserem
eigenen Erstaunen – möglich,
am ersten Adventssonntag mit
dem vollständigen Stundengebet zu beginnen: Wir begingen
unsere kanonische Errichtung
mit der feierlichen Ersten Vesper vom Fest der Unbefleckten
Empfängnis vergangenen Dezember (2011).
Der Prior, Dom Aidan, gab im
Dezember 2011 ein Interview,
aus dem wir wichtige Passagen
über­setzt zitieren:
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Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden
Welche Unterstützung haben Sie von
der Diözese FréjusToulon und ihrem
Bischof erhalten?
Der Bischof und die Diözese
waren und sind äußerst hilfreich. Bischof Rey’s Ansatz ist,
immer zu fragen, wie er als Bischof das Wachstum der Kirche
stärken und vorantreiben kann.
Er ist willens, mit seiner Person
und seiner Diözese Initiativen
zu unterstützen, von denen er
annimmt, sie fördern das Königreich Gottes auf Erden. Er sucht
nach Lösungen, nicht nach Problemen.
Der Bischof hat uns die Nutzung
eines sehr großen Gebäudes neben der Pfarrkirche überlassen
und wir sind in der glücklichen
Lage, daß es bald zu klein wird.
Der Bischof hat uns auch großzügig finanziell geholfen – allein
die Kosten für die Krankenversicherung sind in Frankreich
astronomisch hoch – aber wir
müssen arbeiten, um möglichst
bald finanziell unabhängig zu
werden.
Praktische und brüderliche Unterstützung kam aus der ganzen
Diözese – und sogar der lokale
Klerus und die Gläubigen haben
Tagesablauf der
Mönche
Matutin Laudes Prim 4h00
6h00
7h30
Terz 9h00
(8h45 freitags, mit Ausnahme der Fastenzeit)
Konventmesse 9h15
(8h00 freitags, mit Ausnahme der Fastenzeit)
Sext 12h45
Non 14h00
(14h30 sonntags und an
Festen erster Klasse)
uns ermutigt und uns mit materiellen Dingen versorgt. Ein Kloster ist etwas Neues, aber seine
Ankunft wurde mit der Gastfreundlichkeit und Offenheit begrüßt, für die die lokale Bevölkerung und die Geistlichen dieser
Diözese bekannt sind.
Sind Sie Mitglied
in der weltweiten
Benediktiner-Konföderation?
Unsere Gemeinschaft ist durch
den Bischof errichtet und gehört
zu seiner Diözese.
Wir pflegen enge Kontakte zur
Konföderation – z.B. bzgl. der
Ausbildung von Novizen – und
sind dankbar für die persönliche
Unterstützung und den Erfahrungsaustausch, die wir trotz unserer Unabhängigkeit erhalten.
Vesper 18h00 (17h30 mittwochs)
(feierlich mit Anbetung des
Allerheiligsten
an Sonntagen und Festen
erster Klasse)
Komplet 20h00
(19h00 an Festen erster
Klasse)
Wie sehen das
Stundengebet und
das liturgische Leben des Klosters
aus?
Unser Tagesablauf ist übersichtlich: Wir beginnen um 4 Uhr
morgens mit der Matutin und
enden um 20 Uhr abends mit
der Komplet. Alle Tageszeiten
werden gemäß dem Breviarium
monasticum von 1963 gesungen, ebenso die Konventmesse
Dominus vobiscum Nr.4 – März 2012
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Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden
in der außerordentlichen Form
des römischen Ritus. Dieser Tagesablauf ist zwar eine Herausforderung, aber auch eine Freude, ihn zu leben.
In unserem liturgischen Leben
versuchen wir, „so viel zu tun,
wie uns nur irgend möglich ist“,
wie der heilige Thomas von
Aquin uns ermahnen würde.
Solange wir eine kleine Gemeinschaft sind, ist dies manchmal ein bescheidenes Vermögen, aber jede neue Berufung
ist ein Geschenk von Gottes
Vorsehung, die es der ganzen
Mönchsfamilie erlaubt, Gott ein
wenig vollkommener in der heiligen Liturgie zu verehren.
Selbstverständlich bildet die Liturgie das Leben des Klosters.
Sie ist unsere Daseinsberechtigung. Wir sind vor allem hier, um
Gott unsere Verehrung darzubringen, um „dem Gottesdienst
nichts vor­zu­ziehen“, wie der
heilige Benedikt lehrt. Das gibt
uns eine klare Identität und eine
Ordnung für je­den Tag. Es ist
eine besondere Freude, daß der
Gebrauch der älteren Riten kein
Thema ist – dank der weisen
Voraussicht und Gesetzgebung
unseres Heiligen Vaters, die von
Bischof Rey voll und ganz unterstützt und gefördert wird.
Es gibt keine Diskussionen darüber, daß wir unsere Tage und
Nächte damit verbringen, Gott
zu prei­sen, oder daß wir das
heilige Meßopfer in der Weise
darbringen, wie es Mönche seit
Jahrhunderten getan haben.
Welche Arbeiten
verrichten die Mitglieder der Gemeinschaft?
Unsere Hauptarbeit sind Gebet
und unsere eigene Lebensumkehr. Darüberhinaus gibt es die
notwendige Arbeit, Kandidaten zu prüfen und auszubilden.
Danach folgen alle die üblichen
verwaltenden Aufgaben sowie
die Arbeiten im Haushalt – vom
Kochen über Waschen, Putzen bis zur Beant­wor­tung von
Briefen und dem Bezahlen von
Rechnungen.
Wir betreiben außerdem einen kleinen Laden und erzeugen auch einen Teil der Dinge
selbst, die dort verkauft werden. Wir hoffen, einige Artikel
oder Bücher veröffentlichen zu
können. Wir dürfen ein kleines
Stück Land nutzen, um Nahrungsmittel anzubauen. Manchmal unterrichten wir Gläubige
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Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden
in Liturgie oder anderen Themen oder wir verrichten andere
geistige Arbeit. Wir empfangen
Gäste und Leute, die einige stille Tage verbringen wollen, und
wir bieten geistliche Begleitung
für Gläubige im alten Ritus an.
Von Zeit zu Zeit unterstützen wir
den Bischof in unterschiedlichen
Vorhaben.
Neben diesen Grundtätigkeiten
wird unsere Arbeit eine Antwort
auf die Gelegenheiten, Talente
und Nöte sein, die Gottes Vorsehung sendet – immer vorausgesetzt, daß diese den Gottesdienst nicht in den Hintergrund
drängen.
Wo befindet sich Ihr
Kloster? Ist es für
Interessierte möglich, Sie zu besuchen?
Wir sind in einem Dorf hoch
oben in der Mitte des MaurenGebirgsmassivs, zwischen Frejus und Toulon, in der Provence. Wir sind etwas mehr als 10
km vom Mittelmeer entfernt und
etwa 20 km nördlich von SaintTropez. Es ist eine außergewöhnlich schöne Gegend, und
unser Dorf genießt die Vorteile,
klein und ruhig zu sein. Es gibt
herrliche Aussichtsstellen mit
ausgedehnten Berg-Wanderwegen – ideal für Leute, die Stille
und innere Einkehr suchen.
Ja, Besucher sind immer willkommen, sei es, daß sie das
Stundengebet oder die heilige
Messe mitfeiern wollen, sei es,
daß sie Ruhe oder innere Einkehr suchen. Männliche Gäste,
die im Kloster mitleben möchten, sollten immer zuvor Kontakt
mit uns aufnehmen. Generell ist
Gastfreundschaft ein wichtiger
Teil unserer Berufung.
Auf unserer Website befinden
sich einige Fotos: http://www.
msb-lgf.org/
Dominus vobiscum Nr.4 – März 2012
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Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden
Wie kann man Ihr
Kloster unterstützen?
Zuerst muß ich all jenen unseren Dank aussprechen, die uns
bis heute mit großen und kleinen
Wohl­taten beschenkt haben. Wir
waren dauerhaft beeindruckt
und bewegt über die Güte der
Göttlichen Vorsehung, die durch
so viele großzügige Herzen
wirkte. Daß ein guter Beginn für
unser Leben hier möglich war,
ist zu einem großen Teil der
Wohltätigkeit dieser Einzelnen
zu verdanken – um deren Taten
nur der allmächtige Gott weiß –
und für die wir jeden Tag beten
und einmal im Monat das Meßopfer feiern.
Trotzdem müssen wir – wie ich
vorhin bereits sagte – möglichst
schnell finanziell unabhängig
werden. Mit der Ankunft neuer
Berufungen steigt diese Notwendigkeit. Unterstützung und
Spenden sind immer willkommen und ein wahrer Segen. Wie
auf unserer Website erwähnt,
gibt es viele Möglichkeiten, das
Kloster zu unterstützen: vom
Erwerb unserer Produkte und
Schriften über die Benutzung
unserer Bücher-Wunschliste auf
Amazon bis hin zu Spenden und
Meßstipendien. Wir sind uns andererseits sehr wohl bewußt,
daß wir hart arbeiten müssen,
um ein eigenes Einkommen zu
erwirtschaften. Dazu sind sowohl Personal als auch Kapital
notwendig - aber Gottes Vorsehung wird uns nicht im Stich lassen, solange wir unserer monastischen Berufung treu bleiben.
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Refektorium (Speisesaal)
Dom Aidan, was
wird die Zukunft
bringen für das Kloster St. Benoît?
Sie bringt die nächste Gebetszeit, den nächsten Anlaß, brüderliche Liebe unter den Mönchen zu üben, die nächste Gelegenheit, Leiden in Glauben
und Hoffnung zu ertragen, die
nächste Möglichkeit, Christus
in einer Person willkommen zu
heißen, die das Kloster besucht
und die vielleicht nicht einmal
von der Notwendigkeit weiß,
Gott zu suchen.
Wenn ich treu beachte, was die
Ordensregel von mir in jeder
dieser Situationen fordert, dann
stellt die Zukunft in Aussicht
– nein, sie verspricht es – daß
Gott in allem gepriesen und gefunden wird und daß ich immer
mehr umgeformt werde in Ihn.
Sicher haben wir Hoffnungen
und Pläne, aber die Vorsehung
wird alles gut durchmischen
und nach ihrem eigenen, größeren Plan handeln. Wir werden
sehen, was die Zukunft bringt.
Aber wenn diese Gemeinschaft
der Regel treu bleiben kann und
aufmerksam gegenüber der
Stimme Gottes, dann wird alles,
was sie bringt, von Gott sein.
Gott segne Sie und alle Ihre Leser!
Monastère Saint-Benoît
2, rue de la Croix
83680 La Garde-Freinet
France
Tel. : +33 4 94 96 17 79
Website: www.msb-lgf.org
Bankverbindung:
ADFT Monastère Saint-Benoît
Credit Agricole– code: 19106
Guichet 00018
n. 43628146242
Clé: 38
IBAN: FR76 1910 6000 1843
6281 4624 238
BIC: AGRIFRPP891