Bericht über den Auslandsaufenthalt an der University of Adelaide

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Bericht über den Auslandsaufenthalt an der University of Adelaide
BerichtüberdenAuslandsaufenthaltan
derUniversityofAdelaide2013
L.T.
GymnasialesLehramt:Politik/Wirtschaft,Englisch,Mathematik
Dieser Bericht darf im Internet veröffentlicht und zu Informationszwecken für andere Studierende zur Verfügung gestellt werden. Im Februar 2013 bin ich zu meinen zweisemestrigen Auslandsaufenthalt an der University of Adelaide in Australien gestartet. Mit der Planung für diese Zeit hatte ich aber schon über ein Jahr früher begonnen. Mit dem Erreichen der Zwischenprüfung in meinen beiden Hauptfächern Politik/Wirtschaft und Englisch fand ich es an der Zeit, an meinen sprachlichen Fähigkeiten zu feilen und etwas über den Tellerrand zu schauen. Australien war dabei ein Ziel, das ich schon länger im Hinterkopf hatte. Die ersten Informationen über den Austausch habe ich im Informationszimmer des akademischen Auslandsamts und im Gespräch mit dem zuständigen Austauschkoordinator bekommen können. Dort habe ich erfahren, dass man neben einem Transcript of Records mit guten Noten und zwei Empfehlungsschreiben auch einen Sprachnachweis und ein Motivationsschreiben einreichen muss. Bezüglich des Sprachtests habe ich mich dann für den TOEFL‐Test entschieden, da dieser überall akzeptiert wird. Meiner Erfahrung nach braucht man vor diesem Test keine Angst zu haben, wenn man sich in Englisch ein bisschen auskennt und nicht auf den Mund gefallen ist. Ich fand es aber für die Nerven gut, mich mit einem der vielen Trainingsbücher aus der Bücherei vorzubereiten und so genau zu wissen, was mich erwartet. Dass am Ende der Bewerbung dann ein Platz an der University of Adelaide heraus kam, war rückblickend das Beste, was mir passieren konnte – dazu später mehr. Während der Vorbereitung verging die Zeit bis zur Abreise sehr schnell für mich. Von Woche zu Woche habe ich dabei versucht die vielen Dinge zu planen, die so ein großer Schritt mit sich bringt. Der Austausch nach Adelaide läuft über das Baden‐Württembergische Landesprogramm South Australia und wird von Stuttgart aus organisiert. Das auch dort stattfindende Informationstreffen war für mich ein sehr wertvoller Moment in der Vorbereitung – nicht nur wegen der vielen hilfreichen Materialien, sondern auch, weil ich dort schon viele der Leute kennengelernt habe, die ich dann in Adelaide immer wieder getroffen habe. Für die Einschreibung an der Universität in Australien musste ich dann eine Auslandskrankenversicherung (die OSHC) abschließen, die organisierte aber die University of Adelaide – nur das Bezahlen musste ich noch selber übernehmen. Sobald das abgehakt war, konnte ich mein Visum beantragen. Wie unproblematisch und schnell das online ging, war schon ein guter erster Einblick in die Zeit in Australien, wo meiner Erfahrung nach vieles unbürokratisch und einfach gelöst wird. Für den Flug nach Down‐Under kann ich vor allem das in Dubai heimische Flugunternehmen empfehlen: Vom Service, Preis und Standard der Flugzeuge geht es meiner Erfahrung nach kaum besser. 1
Mich dann auch kulturell auf die Zeit in Australien vorzubereiten, fiel mir letztendlich etwas schwer. Daher entschied ich, offen auf die Zeit zuzugehen und mich überraschen zu lassen – so ist man zumindest unvoreingenommen, was ich als sehr positiv empfunden habe. Mir hat es vor allem Freude gemacht, schon die ersten Reisen zu planen. Dadurch stieg bei mir die Vorfreude und ich habe mir schon frühzeitig bewusst gemacht, worauf ich mich auch finanziell einzustellen hatte (auch dazu später mehr). In Adelaide wurde ich von Uniseite aus toll in Empfang genommen. Da ich mich für einen Begrüßungsservice angemeldet hatte, wurde ich am Flughafen empfangen und per Taxi zu der Unterkunft gebracht, die die Universität Adelaide schon für mich gebucht hatte. Dieses Hostel war zwar genauso heiß wie hässlich, für die ersten Tage aber ein beruhigender Faktor. Bei der Wohnungssuche wurde ich dann von der Universität auch unterstützt, ich habe mein shared house, das australische Äquivalent zu einer WG, letztendlich aber über die Internetseite gumtree.com.au gefunden. Der gute erste Eindruck der Universität hat sich in der Folge so fortgesetzt: In meiner ersten Woche in Adelaide stand die internationale Einführungswoche (O‐Week) an, wo ich an allen Stellen Hilfe mit der Kurswahl, Informationsveranstaltungen oder Touren über den Campus finden konnte. Angeleitet von studentischen Mentoren habe ich in dieser Woche auch die ersten Ausflüge in Adelaide und Umgebung unternommen, wobei die ersten Freundschaften entstanden. Von der Universität in Adelaide dachte ich zunächst, dass sie den deutschen Hochschulen ziemlich ähnlich sei, und auf den ersten Blick war sie das auch: Ich bin zu Vorlesungen und Tutorien gegangen, habe Hausarbeiten geschrieben und für Klausuren gelernt. Trotz dieser ähnlichen Rahmenbedingungen wurde ich oft überrascht von kleinen aber feinen Unterschieden. So habe ich z.B. schnell gelernt, dass man in Australien kaum Zeit in der Universität verbringen muss. Bei einem Vollzeitstudium (vier Kursen) hatte ich gerade einmal 12 Stunden Veranstaltungen. Das bedeutete dafür, dass umso mehr Einsatz Zuhause erwartet wurde. So habe ich in beiden Semestern dann mehrere längere Essays, Klausuren, Literaturanalysen und Argument‐Design‐Papers geschrieben, Podiumsdiskussionen vorbereitet und durchgeführt oder sieben Bücher für einen einzigen Literaturkurs gelesen. Ich war daher dankbar, dass ich mich in meinen Fächern Politik und Englisch vor allem für Kurse entschieden hatte, die mich besonders interessierten, wie z.B. Contemporary Australian Culture oder China Rising. Dadurch fiel es mir leicht, auch mehr Zeit zu investieren. 2
Den sehr entspannten Umgang der Dozenten mit den Studierenden fand ich dabei eine spannende Erfahrung: So ließen sich meine Dozenten nicht nur prinzipiell mit Vornamen ansprechen, sondern haben auch immer ein offenes Ohr für mich gehabt, und zum Schluss wurden wir als Kurs dann auch mal zum Essen eingeladen. Generell fand ich vieles an der Universität in Adelaide einfach unkomplizierter: So wurden z.B. die Vorlesungen alle aufgenommen und online zur Verfügung gestellt, Kurswahlen liefen über ein einziges zentrales System ab und im Hub (dem Hauptgebäude im Herzen des Campus) konnte ich zu jeder Tages‐ und Nachtzeit einen Computerarbeitsplatz (oder auch mal ein bequemes Sofa) finden. Das habe ich sehr genossen. Schon während der Einführungswoche habe ich gemerkt, dass eine Universität in Australien viel weiter in das soziale Leben der Studierenden hinein reicht als in Deutschland. Statt privater Vereine gibt es in Australien an der Universität eine Großzahl von Clubs, die von den Studierenden selbst organisiert werden. Auf diese Weise kann man leicht Neues ausprobieren und viele Leute kennenlernen. Ich habe so Ultimate Frisbee und Wasserski kennengelernt, mich dem German Club und dem Language and Cultural Exchange Program angeschlossen, und viele Ausflüge mit dem Exchange Student Network unternommen. Gerade der German Club hat mich dabei überrascht: Ein bisschen gegen meine Erwartung habe ich dort viele Australier kennen gelernt, die an mehr als nur deutscher Bierkultur Interesse hatten (auch wenn das jährliche Oktoberfest im Club eine feste Institution ist). Ein toller Nebeneffekt war, dass eigentlich jeder Club mindestens einmal im Semester ein Barbecue veranstaltete; So verging kaum eine Woche, in der es nicht mindestens zweimal einen Grund gab, um mit Freunden auf einer der vielen grünen Rasenflächen der Universität zu sitzen und Gegrilltes zu essen. Auch aus finanzieller Hinsicht fand ich das hilfreich. Ansonsten ist Australien nämlich ein sehr teures Pflaster und ich war froh, mit Adelaide in der wohl günstigsten australischen Stadt gelandet zu sein. Dennoch musste ich z.B. bei Mietpreisen von umgerechnet 100 Euro pro Woche für ein WG‐Zimmer erst einmal schlucken. Auch die Lebensmittelpreise waren ziemlich hoch im Vergleich zu Deutschland. Es lohnt sich daher, die Augen nach Wegen offen zu halten, wie die Mittel ein bisschen weiter reichen. Ich habe z.B. gerne meine Einkäufe kurz vor Schluss am Wochenende auf dem Central Market erledigt, wo man viele frische Lebensmittel zu günstigen Preisen bekommen konnte. Umgekehrt kann man in Australien aber auch gutes Geld verdienen, wenn man 3
einen Job findet. So habe ich z.B. für meine Mitarbeit in einem Forschungsprojekt – ich habe als Native Speaker deutsche Werbefilme analysiert – umgerechnet 15 Euro pro Stunde bekommen. Ohne das Baden‐Württemberg Stipendium wäre aber einiges nicht möglich gewesen. An dieser Stelle daher ein großes Dankeschön für diese Unterstützung! Alles in allem waren meine neun Monate in Adelaide eine unbezahlbare Erfahrung! Nie zuvor habe ich so schnell so viele Menschen von überall auf der Welt kennengelernt. Ich habe Australien als ein unglaublich multi‐kulturelles Land erfahren – ein echter melting pot der Kulturen. Dazu kommen noch die alten australischen Kulturen der indigenous people und eher modernere australische Ideen, wie das etwas gewöhnungsbedürftige Australian Football: Alles in allem eine hochspannende Mischung. Adelaide kann ich als Studienort jedem empfehlen: Die Bedingungen an der University of Adelaide sind sehr gut. Dort zu studieren war für mich eine durchweg positive Erfahrung. Auch abseits der Uni habe ich in Adelaide alles gefunden, was man mit Studentenleben in Australien verbinden könnte: Tolle Strände, Berge zum Wandern und eine unglaublich lebendige Stadt, nicht nur während der zahlreichen Festivals. Trotzdem hat es sich auch sehr gelohnt, mal aus Adelaide raus zu kommen. Meine Reisen ins Red Centre, zum Great Barrier Reef oder nach Sydney werde ich nie vergessen. In den neun Monaten in Australien habe ich nicht nur für mein Studium sehr viel mitgenommen, sondern habe auch neue Sichtweisen auf die Welt, Europa, Deutschland und mich gewonnen – eine besondere Erfahrung für mich. Bei Rückfragen zu meinem Bericht und meinen Erfahrungen stehe ich gerne zur Verfügung. 4