Lepra ist eine bakterielle Infektion. Früher war sie eine gefürchtete

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Lepra ist eine bakterielle Infektion. Früher war sie eine gefürchtete
Lepra
Was ist Lepra?
Lepra (Aussatz) ist eine chronische Infektionskrankheit, die man seit Urzeiten kennt.
Über Jahrtausende hat die Lepra Menschen in Angst und Schrecken versetzt und war
bereits in den ältesten Kulturen von China, Ägypten und Indien sehr gut bekannt.
Überall auf der Welt gilt die Lepra seither in jeder Gemeinschaft als eine ansteckende, verstümmelnde und unheilbare Geißel der Menschheit. Die Krankheit suchte einst
jeden Kontinent heim und hat ein Bild des Schreckens in der Geschichte und im
Gedächtnis des Menschen hinterlassen – ein Bild der Verstümmelung, Ausgrenzung
und Ausstoßung aus der Gesellschaft.
Der Erreger der Lepra ist Mycobacterium leprae, ein stäbchenförmiges Bakterium.
Lepra wird durch Husten oder Niesen übertragen. Die Infizierten schleudern hierbei
mikroskopisch kleine Tröpfchen mit den Bakterien in die Luft, die dann von anderen
Menschen in unmittelbarer Nähe eingeatmet werden. Über die genaue Art der Übertragung weiß man jedoch erst wenig, und die Infizierten zeigen nur selten schwere
Symptome: Flecken trockener Haut, die infolge von Nervenschädigungen gefühllos
werden, granuläre ulzerierende Läsionen an Händen, Füßen und Rücken sowie ein
schleimiger Ausfluss aus der Nase. Die Krankheit hat eine sehr lange Inkubationszeit,
so dass es schwer festzustellen ist, wo oder wann die Infektion erfolgte.
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Die Krankheit ist durch entstellende Hautläsionen, periphere Nervenschädigungen
und eine fortschreitende Verstümmelung gekennzeichnet. Sie kann auch die Schleimhaut (Mukosa) der oberen Atemwege und der Augen in Mitleidenschaft ziehen. Es gibt
zwei Hauptformen der Krankheit, die tuberkuloide und die lepromatöse Lepra. Beide
Formen führen zu depigmentierten Hautläsionen mit verminderter Berührungs-, Temperatur- oder Schmerzempfindlichkeit. Die lepromatöse Form ist die schwerste Form
der Lepra und verursacht große entstellende Knoten.
Lepra ist eine bakterielle
Infektion. Früher war sie
eine gefürchtete Krankheit, doch heutzutage gibt
es wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Allerdings
werden zunehmende
Resistenzen gegen die verfügbaren Präparate verzeichnet, und die weltweit
hohen Infektionszahlen
haben dazu geführt, dass
die Krankheit zu einem
globalen Problem geworden ist. Deshalb sind
immer wieder neue
Therapien erforderlich.
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Die Lepra führt schließlich zu Nervenschädigungen in den Extremitäten, die sich durch
einen Verlust der Sensibilität der Haut sowie Muskelschwäche manifestieren. Menschen mit langjähriger Lepra können wegen der Verstümmelung von Fingern oder
Zehen und wiederholten Verletzungen aufgrund der fehlenden Sensibilität häufig ihre
Hände oder Füße nicht mehr gebrauchen.
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Das Auftreten arzneimittelresistenter Mycobacterium leprae-Stämme sowie die weltweit hohen Infektionszahlen haben dazu geführt, dass die Krankheit zu einem globalen Problem geworden ist.
Wer ist von Lepra betroffen?
Die Lepra kommt in gemäßigten, tropischen und subtropischen Klimazonen vor und
ist in vielen Ländern der Welt noch immer stark verbreitet. Die jährliche Zahl der Neuinfektionen liegt bei etwa 600.000 Fällen, von denen 75 Prozent in Südostasien auftreten.
Heute sind vor allem sechs Länder am stärksten von der Lepra betroffen: Indien, Brasilien, Myanmar, Madagaskar, Nepal und Mozambique, in absteigender Reihenfolge.
Schätzungen zufolge sind in diesen Ländern zwischen einer und zwei Millionen Menschen aufgrund einer früheren oder bestehenden Lepra sichtbar und irreversibel
behindert und bedürfen medizinischer Versorgung. Neben den Pocken, die bereits ausgerottet sind, und der Poliomyelitis (Kinderlähmung) ist die Lepra eine der Krankheiten, deren vollständige Ausrottung sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum
Ziel gesetzt hat.
Es gibt Vermutungen, dass Infektionen und anschließende Erkrankungen meist bei
Menschen mit einem genetisch bedingten Defekt der zellvermittelten Immunabwehr
auftreten. Außerdem sind Kinder anfälliger für die Krankheit als Erwachsene.
Aktuelle Therapien:
Als Mycobacterium leprae im Jahr 1873 von dem norwegischen Arzt Gerhard Henrik
Armauer Hansen entdeckt wurde – ein anderer Name für die Lepra ist Morbus Hansen - war es das erste Bakterium, das als Krankheitserreger beim Menschen identifiziert wurde. Die erste Behandlungsmöglichkeit für die
Lepra stand jedoch erst Ende der 1940er Jahre mit der
Einführung des Wirkstoffes Dapson und dessen Derivaten zur Verfügung.
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Heute gibt es wirksame Medikamente, und die Isolation
von Infizierten in Leprakolonien ist inzwischen nicht
mehr notwendig. Die Früherkennung ist wichtig, da sich
mit einer frühzeitigen Behandlung die durch die Krankheit verursachten bleibenden Schädigungen begrenzen
lassen. Durch die Langzeitbehandlung mit Medikamenten geht von den Betroffenen keine Ansteckungsgefahr
mehr aus und sie können wieder ein normales Leben
führen. Die Prävention besteht darin, engen Körperkontakt mit unbehandelten Infizierten zu vermeiden.
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Medikamente zur Bekämpfung des Erregers und Linderung der Symptome sind: eine
Diphenylsulfon-Verbindung, ein Makrolidantibiotikum, ein RiminophenazinfarbstoffDerivat, eine Carbothiamid-Verbindung und verwandte Substanzen. Im Jahr 1981
führte die WHO die Kombinationstherapie (Multi-Drug Therapy, MDT) als Lepra-Standardtherapie ein. Die bei der WHO-Kombinationstherapie verwendeten Medikamente
richten sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und werden bei Patienten mit
hohen Konzentrationen von Leprabakterien im Körper 12 Monate als Dreifachkombination (Makrolidantibiotikum, Riminophenazin-Derivat und Diphenylsulfon) oder bei
Patienten mit geringerer Bakterienlast für sechs Monate als Zweifachschema (Makrolidantibiotikum und Diphenylsulfon) verabreicht.
Kinder erhalten entsprechend niedrigere Dosierungen dieser Medikamente. Das
Makrolidantibiotikum, das auch zur Behandlung der Tuberkulose eingesetzt wird, ist
auch heute noch das wichtigste Lepramedikament und kommt deshalb bei beiden Formen der Lepra zur Anwendung.
Weitere wirksame Antibiotika zur Behandlung der Lepra sind Substanzen aus den
Klassen der Makrolide, der Tetrazykline und der Gyrasehemmer.
N-Acetylsalicylsäure, Corticosteroide, das Riminophenazin-Derivat oder eine Glutarimid-Verbindung werden zur Eindämmung der Entzündungsreaktion (Erythema nodosum leprosum, ENL) verwendet, die unter der Therapie auftreten kann. Die Wirksamkeit dieser Medikamente gegen die Symptome des chronisch-rezidivierenden ENL ist
vor allem auf ihre Wirkung gegen Fieber und ihren Effekt auf die mit der Krankheit
verbundene Neuritis, d.h. die Entzündungsreaktion um die peripheren Nerven der
Patienten, zurückzuführen.
Seit der Einführung der Kombinationstherapie (MDT)
ist die ENL-Reaktion zu einer seltenen Komplikation
geworden, die nur noch bei wenigen Patienten mit
hoher Bakterienlast auftritt. Die meisten ENL-Reaktionen sind nur leicht ausgeprägt und erfordern - von
Schmerzmitteln und fiebersenkenden Medikamenten
abgesehen - keine spezielle Behandlung.
Was ist in der Entwicklung?
Es gibt Hinweise darauf, dass eine Immuntherapie mit
Impfstoffen, die aus Mycobacterium leprae oder anderen Mykobakterien hergestellt werden, die Beseitigung
von abgetöteten Bakterien aus den Geweben beschleunigen könnte. Die Impfung mit Bacille Calmette-Guerin
(BCG) Vaccine wurde ursprünglich gegen Tuberkulose
eingesetzt, scheint jedoch auch gegen Lepra wirksam
zu sein und einen etwa 40- bis 50-prozentigen Schutz zu verleihen. Es sind jedoch
noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, bis dieser Ansatz für die Anwendung in
routinemäßigen Programmen zur Bekämpfung der Lepra empfohlen werden kann.
Langzeitperspektiven
Der Krankheitserreger Mycobacterium leprae weist besondere Merkmale auf: seine
Wachstumsrate ist extrem langsam, so dass die durchschnittliche Verdopplungszeit
etwa zwei Wochen dauert und es den Forschern bisher nicht gelungen ist, den Mikroorganismus in Kulturen zu züchten. Das Bakterium gedeiht am besten bei Temperaturen leicht unterhalb der Körpertemperatur der meisten Säugetiere; dies erklärt seine
Affinität zu den kühleren Regionen des menschlichen Körpers. Es lässt sich nur in
bestimmten Gürteltierarten und in der Mauspfote kultivieren.
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Dr. Jean-Marie Muschart, Marie-Claire Pickaert (Koordinator).
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sanofi-aventis; Design und Produktion: Megaluna+Triumviraat
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Mittlerweile ist es gelungen, das Genom von Mycobacterium leprae zu sequenzieren.
Die molekularen Informationen über die Art des Genoms mit dem vollständigen Genkatalog werden neue Möglichkeiten zur Behandlung der Lepra eröffnen. Die folgenden Forschungsrichtungen sollten mit Priorität verfolgt werden: 1.) Übertragungsarten und Methoden der Früherkennung, 2.) Entwicklung von weiteren Tiermodellen,
3.) Methoden der Chemoprophylaxe und 4.) immunologische Studien zur Entwikklung eines Impfstoffs zur Infektionsprophylaxe.
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