„Das NewYork Europas“

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„Das NewYork Europas“
HandelsblattNr. 215 vom 06.11.2015 Seite 028
Finanzen & Börsen Immobilien
„Das
New York
Europas“
Für anspruchsvolle Immobilienkäufer
aus dem Ausland ist Berlin
in Deutschland die erste Wahl.
► Vor allem US-Amerikaner
sind auf dem Vormarsch.
► Exklusive Penthouses kosten
bis zu zehn Millionen Euro.
Christian Hunziker
Berlin
D
as Raumgefühl ist
schon beeindruckend.
Noch ist das Penthouse
in der Chausseestraße
in Berlin-Mitte erst im
Rohbau fertig, doch das Konzept
des US-Stararchitekten Daniel
Libeskind ist schon jetzt spürbar:
ein bis zu 7,50 Meter hoher Raum,
kühn angeordnete Fensterflächen,
kaum ein rechter Winkel – die fast
300 Quadratmeter großeWohnung
wirkt eher wie eine Skulptur. Gar
nicht zu reden vom unverbaubaren
Blick über die deutsche Hauptstadt.
Eine Wohnung so recht nach dem
Geschmack wohlhabender Käufer
aus dem Ausland, die auf dem Berliner Markt eine immer bedeutendere Rolle spielen. „Aktuell werden
die Topprojekte in den zentralen
Lagen mehrheitlich von internationalen Käufern nachgefragt“, beobachtet Markus Feldt , geschäftsführender Gesellschafter der jüngst gegründeten Berliner Niederlassung
des Exklusiv-Maklers Coldwell Banker. Und Oliver Blum vom ebenfalls
neu am Markt aktiven Berliner Büro d es Luxusimmobilienmaklers
John Taylor attestiert Berlin „das
Potenzial, das New York Europas zu
werden“.
Es ist d eshalb kein Zufall, dass
d er Verkauf d es auf d en Namen
„Sapphire“ – Saphir – getauften Libeskind-Projekts nicht etwa in Berlin, sondern in New York startete.
„Berlin übt auf ausländische Wohnungskäufer eine hohe Anziehungskraft aus“, sagt Rainer Bahr, einer
der beiden Bauherren des Sapphire. „Berlin“, bestätigt Daniel Masnaghetti, Geschäftsführer der JohnTaylor-Gruppe mit Sitz in Monaco,
„ist d as Investitionsziel Nummer
eins für internationale Käufer in
Deutschland.“ Der Grund: Die Stadt
verbinde ein hervorragendes Image
mit guten Zukunftsaussichten und
„sehr vernünftigen“ Preisen.
Trotzdem sollten Interessenten
für exklusive Berliner Wohnungen
tunlichst über ein gut gefülltes
Bankkonto verfügen. Den genauen
Preis für das Penthouse im Sapphire nennt Bahr zwar nicht; er liegt
aber gewiss höher als die 13000 Euro pro Quadratmeter, die Käufer für
die teuersten Wohnungen in den
unteren Etagen berappen müssen.
Derart stolze Preise finden sich in
Berlin immer häufiger. „Wir sind dabei, die Schwelle von zehn Millionen
Euro für exklusive Penthouses zu
überschreiten“, sagt Thomas Zabel,
Chef der auf internationale Kunden
spezialisierten Zabel Property
Group. Im Angebot hat er momentan ein riesiges Penthouse im „Living Levels“, einem gerade fertiggestellten Wohnturm an der Spree –
Kostenpunkt: 7,15 Millionen Euro.
Ein solches Konzept verfolgt die
Frankonia Eurobau im Ensemble
am Schinkelplatz in Berlin-Mitte,
für das die Bauarbeiten bald beginnen sollen. „Wo sonst kann man gegenüber dem Stadtschloss eine
Wohnung kaufen?“, fragt rhetorisch
Frankonia-Chef Uwe Schmitz unter
Verweis auf das derzeit in Bau befindliche Humboldt-Forum, das seinem Projekt direkt gegenüberliegt.
Schmitz lässt die exklusiven, bis zu
340 Quadratmeter großen Wohnungen auf der Schlossseite bis ins
letzte Detail einrichten – inklusive
Vorhängen, Terrassenmöbeln und
sogar Kaffeemaschine.
Solche auf eine internationale
Kundschaft zugeschnittenen Angebote gebe es in der Hauptstadt leid er zu wenige, bed auert Makler
Thomas Zabel. Auch Nikolaus Ziegert, Chef der mit der Vermarktung
des Sapphire beauftragten Ziegert
Bank- und Immobilienconsulting,
weist darauf hin, „dass Wohnungen
Dabei beobachtet Zabel, dass vermögende Käufer aus dem Ausland
Berliner Wohnimmobilien heute
nicht mehr nur als lukrative Anlageobjekte betrachten. Sie sehen die im höchsten Preissegment immer
Stadt auch „als Ort, an dem es sich ein Alleinstellungsmerkmal braulohnt, ein Domizil zu haben“.
chen“. Schwer hätten es hingegen
Luxusobjekte ohne exklusive MerkDamit steigen die Ansprüche an
male. „Mit ihnen wird die jeweilige
die Ausstattung weiter – und konseZielgruppe nicht erreicht.“
quenterweise auch die Preise. „Ein
Breit gefächert ist die Herkunft
US-amerikanischer Käufer hat ganz
andere Ansprüche als ein deut- der Käufer: 2014 hat Ziegert Berliner
scher Interessent“, nennt Zabel ein Wohnimmobilien an Kunden aus 57
Beispiel. So schätzten es viele Käu- Nationen verkauft. Zabel wiederum
fer aus dem Ausland, wenn die verzeichnet eine Zunahme an USWohnung komplett ausgestattet sei, amerikanischen Käufern, während
so dass sie sich um nichts kümmern die Zahl russischer Kunden wegen
der
müssten. Ein „absolutes Muss“ für d er Rubel-Schwäche und
anspruchsvolle Kunden sei zudem Schwierigkeit, Devisen ins Ausland
ein Doorman, der nicht nur Pakete zu transferieren, deutlich gesunken
entgegennimmt, sondern auch sei. Wichtige Nachfrageregionen für
Dienstleistungen aller Art erbringt. Zabel sind außerdem Israel, Nordafrika und China – wobei sich Chinesen eher im mittleren Kaufpreissegment um 350 000 Euro bewegen.
Eine Gruppe allerdings hat selbst
der international bestens vernetzte
Zabel nicht in seiner Kartei: Superreiche aus den Golfstaaten. „Für
sie“, stellt der Makler nüchtern fest,
„ist Berlin nicht luxuriös genug.“
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LUXUS
MADE IN BERLIN
Preise 3,3 Prozent der 2013
und 2014 angebotenen Berliner Eigentumswohnungen
kosteten mehr als 750 000
Euro. Wohnungen mit einem
Quadratmeterpreis von mindestens 6 000 Euro machen
ein Prozent des Marktes aus.
Tendenz 2014 sind in Berlin
457 Wohneinheiten für einen
Quadratmeterpreis von über
5 000 Euro verkauft worden,
fast 50 Prozent mehr als 2013.
Projekte Herausragend sind
das Palais Varnhagen in Mitte,
das Hochhaus Living Levels in
Friedrichshain, das Projekt Eisenzahnstraße 1 in Wilmersdorf und das Frankonia-Projekt am Schinkelplatz in Mitte.