Mit welcher Lederkombi kann ich mich auf ein
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Mit welcher Lederkombi kann ich mich auf ein
Massenware oder wahre Maßarbeit? Mit welcher Lederkombi kann ich mich auf ein klassisches Motorrad setzen, ohne von der Farben-Lehrerin einen Eintrag ins Klassenbuch zu bekommen? W i r haben uns mal umgeschaut, wie die großen und klei nen Hersteller vom Leder ziehen O h, wie ist das schön! Nach zehn Jahren Zweirad-Abstinenz ist mir rechtzeitig vor der bevorstehenden Midlife-Crisis wieder eine M o t o G u z z i zugelaufen. Helm hab ich noch, Lederkombi hab ich auch noch, kann also losgehen. Kann es? Kann es nicht. H e l m zu alt, Lederkombi zu ... nein, nicht zu eng, zu weit! Tatsächlich: Der Herr Senn hat gedarbt die letzten zehn Jahre und sich reichlich Speck und Restmuskeln abgespart. Ein Fähnchen im W i n d , trotzdem mit Ranzen, da passt nix mehr. Also: Alles neu macht der M o i . Ein Rundgang durch die Megastores und Gigashops der üblichen Verdächtigen macht den Anfang. M i t einer rechtschaffenen Detektivausbildung lassen sich hier tatsächlich einige unaufgeregte Gewänder für die artgerechte Fahrt auf klassischem Alteisen herauspicken. Der Grat zwischen „geht d o c h ! " und „geht gar nicht" ist allerdings schmal. Preislich meist unfassbar günstig, wenn nicht gar billig, Massenware aus Fern-Fern-Ost macht's auch hier möglich. Natürlich hat so w e n i g Preis auch seinen Preis: Nicht selten findet vielteiliges Restleder mit milchzähnigen Verbindungsreißverschlüssen aus D a m e n portemonnaies Verwendung, die aparte Farbauswahl steht Ballonseidenanzügen aus den achtziger Jahren häufig immer noch in nichts nach, und Worte wie C h i - na, Vietnam und Polyester auf den eingenähten Etiketten stimmen den Hautarzt und Ästheten in mir auch nicht gerade fröhlicher. U n d ein weiteres Problem soll ebenfalls nicht verschwiegen werden: der feine Unterschied zwischen Massen und Maßen. Wessen Körpermaße keinen Maßkörper ausweisen, der wird mit Massenwarengrößen massive Probleme b e k o m men. Worte wie China, Vietnam und Polyester stimmen den Hautarzt in mir nicht freundlich Aber auch Gewichtsindividualisten und Figurfreigeistern kann geholfen werden: von Maßarbeitern. Diese Horte der Glückseligkeit haben drei Dinge auf dem Klingelschild stehen: In völliger Schadstoffarmut lebendes Leder von (zugegeben ehemals) glücklich grasenden deutschen Kühen, handgemacht in Deutschland von gelernten Schneidern und offene Ohren für jede Art von persönlichen Gestaltungswünschen. Na, das wollte ich doch mal sehen! Einer der ältesten Kultschneider für Lederbekleidung aller Art ist die Firma „Ori- ginal V e d d e l " von Carsten Paulsen in Hamburg. Berühmt wurde der Familienbetrieb aus dem Hafenstadtteil Veddel mit seiner Zunftbekleidung für Handwerker und der seit den Siebzigern legendären Veddelhose. Diese Hosen aus Deutschleder genanntem Pilotstoff (doppelte Jeansstärke, unverwüstlich) und ihre Zunftbekleidung verkaufen die Hamburger an e i nen 7.000 M a n n und Frau starken Kundenstamm rund um den Globus. Kleine Anekdote: Als in den Siebzigern an immer mehr Diskotheken das kleine Schildchen „Kein Einlass in Lederkleidung" zur A b wehr von Bikern angebracht wurde, ließen sich die führenden Motorrad-Clubs bei Paulsen ihre Klamotten in eben diesem Deutschleder-Stoff herstellen, um weiterhin überaus gern gesehene Diskotheken-Gäste bleiben zu können... U n d ähnlich ist es auch heute noch bei Original Veddel: Der Kunde bestimmt, was er gerne hätte. Es gibt weder Grenzen noch Vorgaben. U n d auch nichts von der Stange: Bei Paulsen wird jedes Teil ausschließlich auf Bestellung und auf Maß gearbeitet. „Das hat uns schon immer von den Mitbewerbern unterschieden: Es gibt Firmen, die bieten Kombis von der Stange an, dann gibt es Maß-Konfektion, wo bestehende Schnitte auf die Maße des Trägers angepasst werden, und dann gibt es OLDTIMER MARKT 6/2008