Piéric tanzt mit den Schatten

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Piéric tanzt mit den Schatten
Piéric tanzt mit den Schatten
Piéric ist 4 Jahre alt.
Er hat das Down-Syndrom.
Seine Augen sind blau-grün.
Heute ist er ziemlich verkühlt.
Er besucht die Spielgruppe Schollamüsle in Koblach.
Heute bringt ihn Bernadette in die Spielgruppe.
Bernadette ist vom Mobilen Hilfsdienst.
Sie hilft der Familie ein paar Stunden in der Woche.
Sie hat selbst eine Schwester mit Down-Syndrom.
Kaum hat Piéric seine Patschen an,
saust er los in die Leseecke.
Fast eine Stunde lang schaut er sich
ein Bilderbuch über Tierkinder an.
Piéric macht dazu verschiedene Laute.
Seine Betreuerinnen Sandra und Veronika fragen sich,
ob die Laute französich oder deutsch sind.
Seine Mama spricht französich, sein Papa deutsch.
Und manchmal macht er Gebärden.
Die anderen Kinder haben sich Kleidchen angezogen.
Sie stolzieren damit herum und tanzen.
Piéric streckt die Hände nach Laura und Julia aus.
Sie nehmen ihn an den Händen und drehen sich sanft im Kreis.
Er lacht, kneift die Augen zusammen
und fällt auf den Hosenboden.
Schnell steht er wieder auf.
Jetzt singen die Mädchen „Häschen in der Grube“.
Er versucht, wie sie zu hüpfen.
Dann entdeckt er den Jausen-Tisch
und strahlt über das ganze Gesicht.
Sein Sessel hat einen Fußschemel,
damit seine Füße nicht in der Luft baumeln.
Ah, Nusskuchen! Er beginnt mit Genuss zu essen.
Sandra und Veronika erinnern sich an die
ersten Schritte von Piéric.
Das war nach den Sommerferien.
Ein Jahr vorher hat es geheißen: “Piéric kommt, wer nimmt ihn?“.
Sandra wollte sofort. Sie hat früher in der Lebenshilfe gearbeitet.
Veronika hatte zuerst Angst. Dann aber nicht mehr.
Sophie ist froh, dass Piéric im Schollamüsle ist.
Dort ist er überall dabei. Er gehört dazu.
Seine Mama Sophie ist Französin.
Ihr Beruf ist Restaurant.Fachfrau.
Mit ihrem französischen Mann hat sie in
Deutschland gelebt.
Sie haben 2 Töchter, Audrey und Estelle.
Dann ziehen sie nach Vorarlberg.
Die Ehe zerbricht.
Sophie verliebt sich wieder und heiratet Peter.
Sie bekommen eine Tochter, Célandine.
Dann wird Sophie noch einmal schwanger.
Der Arzt stellt fest, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Sophie sagt: „So wie das Kind kommt, ist es gut“.
Als Piéric auf die Welt kommt, hat er das Down-Syndrom.
Seine Schwester Audrey freut sich über einen Bruder.
Sie findet das Baby cool.
Estelle tut sich damit schwerer.
Erst als Piéric sie umarmt, geht es besser.
Piéric muss im ersten Jahr operiert werden.
Er hat Probleme mit den Nieren.
die Operation geht gut,
aber sein Immun-System ist sehr schwach und
er muss immer wieder ins Krankenhaus.
Irgendwann kann Sophie nicht mehr.
Sie ist erschöpft und kann nicht mehr schlafen.
Aber sie muss arbeiten und kann sich nicht erholen.
Für eine Therapie fehlt das Geld.
Die Stiftung „Kindertraum“ bezahlt einen großen Teil
des Oto-Trainings für sie und Piéric.
Der Elternverein EINZIGARTIG gibt ihr diesen Tipp.
Die Krankenkasse bezahlt diese Therapie nicht.
Das Training hilft Mutter und Kind.
Piéric lernt laufen und Sophie erholt sich etwas.
Trotzdem bleibt ihre Situation schwierig.
Sie muss 3 Monate um Hilfe kämpfen.
Die Entlastungs-Gutscheine sind schnell verbraucht.
Endlich sucht die Jugend-Wohlfahrt eine Entlastung für sie.
Sophie ist dankbar für die Unterstützung vieler Menschen.
Sie hat gelernt, was Integration ist.
Sie hat sich immer wieder anpassen müssen.
Aber sie hat auch ihr Anders-Sein gelebt.
Beides ist wichtig.
Célandine und Piéric sollen ihre verschiedenen Seiten ausleben können.
Sich anpassen, aber auch sich selbst bleiben dürfen.
Das wünscht sie sich für ihre Kinder.
Piéric spielt inzwischen mit dem Wasser.
Er hält seine Hände unter den Wasserstrahl.
Als Baby hat er seine Hände ausgebreitet
und mit seinem Schatten getanzt.
Jetzt kommt Piéric aus dem Spielzimmer.
Er entdeckt die Mama und fällt ihr um den Hals.
Er ist ein süßes Kind mit Down-Syndrom.
Aber vor allem ist er Piéric!

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