Joh in Büdingen schliesst zum Jahresende

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Joh in Büdingen schliesst zum Jahresende
veröffentlicht am 6. Mai 2009
Joh in Büdingen schließt zum Jahresende
50 Mitarbeiter betroffen - Peter K. Sudholt: Standorte Gelnhausen und Friedberg
stehen nicht auf der Kippe
BÜDINGEN. Das Kaufhaus Joh in Büdingen schließt zum Jahresende. Wegen
"sehr starker Umsatz- und Ergebnisrückgänge" ziehe sich sein Unternehmen von
dem Standort zurück, sagte Joh-Chef Peter K. Sudholt gestern Abend im Gespräch mit unserer Zeitung. Zuvor hatte er Büdingens Bürgermeister Erich Spamer
und den Ersten Stadtrat Manfred Hix informiert. Den rund 50 betroffenen Mitarbeitern berichtete er bereits am Vortag in einer Betriebsversammlung von der Schließung. Die Standorte Gelnhausen und Friedberg, so Sudholt gestern Abend, stünden jedoch nicht auf der Kippe. Im Gegenteil: "Die Schließung des Standorts Büdingen ist wesentlicher Teil eines Konsolidierungsprozesses, der die Joh-Gruppe
insgesamt fit für die Zukunft macht. Sie bedeutet sogar die Stärkung der Standorte
Gelnhausen und Friedberg." Als "völlig falsch" bezeichnete er gegenüber unserer
Zeitung getätigte Äußerungen, das Kaufhaus in der Barbarossastadt stehe ebenfalls in Frage: "Dagegen verwahre ich mich." Mit dem Betriebsrat wurden nach den
Worten des Geschäftsführers bereits gestern Verhandlungen aufgenommen. Ziel
sei es, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Büdingen trotz unterschiedlicher Kündigungsfristen, die sich nach der Betriebszugehörigkeit richten, gemeinsam bis zum Jahresende im Kaufhaus arbeiten. "Wir haben die Schließung acht
Monate vorher angekündigt, damit sich die Mitarbeiter rechtzeitig neu orientieren
können", sagte Sudholt.
Der Joh-Chef berichtete weiter, am bisherigen Kaufhaus-Standort in Büdingen
entstehe "im Rahmen einer größeren Projektentwicklung ein hochwertiger innerstädtischer Lebensmittelmarkt". Im Zuge des Umbaus der Immobilie sei mit der
Ansiedlung weiterer kleiner Einzelhandelsgeschäfte zu rechnen.
Peter K. Sudholt erinnerte gestern an große Einzelhandelsketten, die den Weg in
die Insolvenz hätten wählen müssen. Auch "Karstadt" habe weiterhin große Probleme. In den 60er und 70er Jahren, als Joh von Gelnhausen aus nach Büdingen
und Friedberg expandierte, seien dort noch viele US-Soldaten stationiert gewesen.
Nach deren Abzug sei die Kaufkraft spürbar geringer geworden. Hinzu komme die
Konkurrenz durch große Einkaufszentren und Fachmarktgebiete in der Region.
"Die allgemeine Konsumflaute und Kaufzurückhaltung infolge der Finanzkrise tut
ein übriges, um den Kaufhäusern und Textilfilialisten die Geschäfte schwer zu machen", sagte Sudholt. Er betonte: "In diesem Umfeld stimmen die Konsumenten
letztlich selbst darüber ab, ob sie auch in Zukunft noch in ihrem Kaufhaus vor Ort
einkaufen wollen. Erst am Ende dieses Prozesses merken die Kunden, wie sehr
das Kaufhaus fehlt, wenn es dann keine vergleichbare Handelsform mehr in der
Innenstadt gibt."
In welcher Form soll dies genau geschehen? Fahrwald: Auf alle Fälle nicht wie in
der Schule! Sondern in kleinen Gruppen, an denen maximal acht Personen teilnehmen. Die Bewohner der Stadt werden an einzelnen Tischen über ein bestimmtes Themenfeld diskutieren und ihre Ideen direkt auf das Tischtuch malen oder
niederschreiben. Danach wechseln die Gäste an einen anderen Tisch und können
sich dort zu den bereits erarbeiteten Ergebnissen äußern. Am Schluss werden alle
Beiträge vorgestellt. Diese spezielle Moderationsform heißt "Worldcafe und hat
sich seit zwei Jahren für Großgruppen bewährt. Sie hat den Vorteil, dass sie sehr
viele Ergebnisse bringt und alle Teilnehmer gleichzeitig aktiv sein können.
Welche Maßnahmen werden der Auftaktveranstaltung folgen?Fahrwald: Innerhalb
eines Jahres wird auf der Basis dieser Ideensammlung ein integriertes Handlungskonzept erstellt, es werden dazu Fachforen und Projektwerkstätten stattfinden, auch hier sollen sich die Bürger wieder aktiv beteiligen.
Wie wichtig ist die Einbindung der Bewohner für den Erfolg der StadtentwicklungsMaßnahmen? Fahrwald: Immens wichtig! Die integrierten Handlungskonzepte
werden unter Beteiligung aller Akteure erstellt, wobei nicht nur die Institutionsvertreter, also jene Menschen, die ohnehin ständig in der Öffentlichkeit stehen, sondern vor allem auch die Energien der Bewohner vor Ort aufgegriffen werden.
In welchem Rahmen ist das Programm Stadtumbau zu verstehen? Fahrwald: Vorreiter ist das sehr erfolgreich in den neuen Bundesländern als "Stadtumbau Ost"
durchgeführte Programm. Dies wurde jetzt auf die alten Bundesländer im Westen
übertragen. Ziel ist es, angesichts des demografischen Wandels von der Außenentwicklung und der Expansion wegzukommen, und stattdessen Veränderungen
und Verbesserungen im Bestand herbeizuführen. Das Programm hat eine Laufzeit
von zehn Jahren, die Projekte werden zu einem Drittel durch den Bund, zu einem
Drittel durch das Land und zu einem Drittel durch die teilnehmende Kommune finanziert. In diesem Fall also von der Stadt Büdingen.

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