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FERNREISEN | SRI LANKA
Leuchtendes Land
Die Tropeninsel Sri Lanka im Indischen Ozean, das frühere
Ceylon, ist ein interessantes Reiseland mit alten Traditionen,
tiefer Religiosität und viel tropischer Natur. Henry Jedelsky
besuchte auf Einladung von Meier’s Weltreisen und Dertour
das „leuchtende Land“, das dank neuer, günstiger Flugverbindungen Europa nun wieder näher gerückt ist.
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Hanuman-Languren sind aus den Tempeln nicht wegzudenken, ebenso wie die leuchtenden Roben der buddhistischen
Mönche. Die nächtliche Skyline von Colombo wirft ihre Lichtreflexe weit in den Indischen Ozean hinaus. Großes Bild: Die
Elefanten des Pinnawela-Elefantenwaisenhauses können sehr gut beim Bad im Maha-Oya Fluss beobachtet werden.
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FERNREISEN | SRI LANKA
Löwentor
Der Felsen von Sigiriya beherbergt nicht nur die Wolkenmädchen, sondern auch das eindrucksvolle Löwentor.
Seit kurzer Zeit führen neue Treppen aus
Stahl auch auf den Gipfel, auf dem man
einen hervorragenden Ausblick
auf die Umgebung
genießen kann.
Alle Buddhastatuen, wie hier die riesigen Statuen von Polonnaruwa,
genießen bei den Ceylonesen höchste Verehrung, ebenso
wie die tägliche Zeremonie im Zahntempel von Kandy.
Diese Teepflückerin auf einer Plantage in Nuwara Eliya erntet
rund 25 Kilogramm Teeblätter täglich. Das kühle Hochland im
Südosten ist die Heimat der besten Teesorten.
E
s ist mein erster Besuch auf
Sri Lanka seit mehr als dreißig Jahren und ich bin gespannt, wie sehr sich das Land nach
dem langen Bürgerkrieg und dem
Tsunami verändert hat. Vom Flughafen aus geht es gleich entlang der
Westküste nach Norden, vorbei an
dem ehemaligen Fischerdorf Negombo an die Chilaw-Lagune ins
moderne Strandhotel Anantaya mit
langen, goldgelben Sandstränden
und starker Meeresströmung. Nach
einem typisch ceylonesischen
Frühstück mit Tee, SpringhopperNudeln sowie Fisch- und Huhncurrys erkunden wir den WilpattuNationalpark. Hier sollen Leoparden, Lippenbären und Elefanten
leben, aber auf der Durchzugsstraße, die diesen Park durchschneidet,
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zeigt sich heute kein Wild. Vorbei
an Kokospalmen, Mango- und
Cashewbäumen erreichen wir Anuradhapura, die als erste Königsstadt um 400 vor Christi erbaut
wurde und von der aus singhalesische und südindische Könige die
Insel mehr als 1.300 Jahre lang beherrschten. Eine der beiden hohen
Pagoden, die Ruvanveliseya Dagoba, wurde gerade erst vor ein paar
Wochen frisch gekalkt. Die größte
Aufmerksamkeit der Besucher gilt
aber dem heiligen Sri Maha Bodhi
Baum, dem Ableger einer Pappelfeige, unter dem Buddha in Nordindien seine Erleuchtung gehabt
haben soll. Der Baum wird seit seiner Pflanzung vor 2.217 Jahren
verehrt und Tag und Nacht bewacht.
W
ir nächtigen im modernen
Aliya Hotel, das auf dem
Gelände einer ehemaligen Zwiebelfabrik errichtet wurde und das
Elefanten zum allgegenwärtigen
Thema hat. Von hier aus sind alle
Sehenswürdigkeiten des „kulturellen Dreiecks“ leicht zu erreichen.
Zudem bietet es sehr geräumige
Zimmer, einen großen Swimmingpool und einen großartigen Blick
auf den Felsen von Sigiriya. Wir
besuchen zunächst das nahe Pollonaruwa, die von tamilischen Königen im 11. Jahrhundert nach Christus gegründete neue Hauptstadt.
Sie wurde aber schon 1070 von den
Singhalesen erobert und bereits
1214 dem Dschungel überlassen.
Die Zitadelle, ein königliches Bad
und vor allem der Tempel Vatadage
mit seinen Mondsteinen und den
Wächterfiguren beeindrucken sehr.
Auf den Mauern beobachten Scharen von Ceylon-Hutaffen die Besucher, die sich – vor allem beim berühmten Felsenschrein von Gal Vihara – ihrer Schuhe und des Eintrittsgeldes entledigen müssen.
Seitdem Pollonaruwa zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde,
sind die beeindruckenden Buddhastatuen durch hässliche Schutzdächer geschützt, was ihnen viel von
ihrem fotografischen Reiz nimmt.
Vorbei an einigen Wewas, den vielen künstlich angelegten Stauseen
Sri Lankas, fahren wir weiter in den
Minneriya-Nationalpark, wo wir
bei einer kurzen Jeepsafari ein
gutes Dutzend Elefanten, einen
Pfau und einen Haubenadler beob-
Weiße Dagoba
Die Ruwanwelisaya Dagoba ist neben dem Heiligen Bodhi Baum eines
der großen Heiligtümer von Anuradhapura, einer ehemaligen Königsstadt,
von der aus ab 400 vor Christi singhalesische und südindische Könige die
Insel beherrschten.
Die berühmten Wolkenmädchen von Sigiriya
können ohne Weiteres gut fotografiert werden,
wenn man den Blitz abschaltet.
achten können. Es soll noch etwa
viertausend bis sechstausend Elefanten auf Sri Lanka geben, die
größte Unterart des Indischen
Elefanten.
D
er nächste Tag sieht uns im
morgendlichen Anstieg auf
den bekannten Felsen von Sigiriya, einen mächtigen rostbraunen
Monolithen, der sich aus der grünen Waldebene erhebt. Es ist Ende
der Regenzeit, die Sonne strahlt
vom tiefblauen Himmel und verleiht den Felswänden, den Überhängen und den wenigen Bäumen
flirrende Lichtreflexe. Ich stelle
fest, dass die metallenen Stufen
und der eiserne Handlauf aus jüngster Zeit stammen müssen, sie erleichtern den Aufstieg ebenso wie
die beiden neuen Wendeltreppen
ungemein. Schon bald stehe ich
vor den berühmten Wolkenmädchen von Sigiriya. 21 Bilder,
wahrscheinlich vor mehr als tausend Jahren mit Naturfarben auf
Nass-Verputz gemalt, heute so
leuchtend lebendig wie damals.
Das Fotografieren ist – auch ohne
Blitz – kein Problem, das Licht
reicht bei Weitem aus. Weiter geht
es entlang der Spiegelwand zum
eindrucksvollen „Löwentor“, das
aber wahrscheinlich immer schon
nur aus den beiden riesigen Pranken bestanden hat. Eine steile Eisentreppe, auch sie ist neuen Ursprungs, ermöglicht den Aufstieg
auf den Gipfel selbst, auf dem ein
Badebecken, ein Thron und einige
Mauerreste von der Vergänglich-
Die Zugfahrt von Kandy nach Nuwara Eliya bringt viele interessante
Erlebnisse, unter anderem Eindrücke aus dem täglichen Leben
und viele strahlende Kinderaugen.
keit der Königsherrschaft künden,
aber auch einen hervorragenden
Rundblick auf die weite tropische
Umgebung gewähren.
B
ald erreichen wir Kandy, die
letzte singhalesische Königsstadt, die zwischen tausend Hügeln und Tälern idyllisch an einem
See liegt und den größten Schatz
des Buddhismus, einen Eckzahn
Buddhas, bewahrt. Der Besuch
der Puja Zeremonie im Zahntempel ist ein absolutes Muss und
zeigt die tiefe Gläubigkeit der singhalesischen Pilger. Der Legende
nach wurde der Zahn Buddhas vor
rund 1.700 Jahren von Prinzessin
Hemamali in ihrem Haarknoten
nach Ceylon geschmuggelt. Er
wird seither in sieben silbernen
Schatullen, die die Form einer Dagoba haben, aufbewahrt. Der Wiener Schriftsteller Helmut Uhlig
schreibt allerdings 1973 in seinem
Buch, dass der Zahn 1560 nachweislich von missionswütigen
portugiesischen Katholiken im indischen Goa verbrannt worden sei.
Wir konfrontieren unseren bemühten Reiseleiter und die anderen
singhalesischen Freunde jedoch
nicht mit dieser Theorie, sondern
fragen sie über die Esala Perahera,
das zehntägige Vollmondfest, das
jährlich im Juli oder im August
stattfindet. Die abendlichen Umzüge bieten bis zu 150 festlich geschmückte Elefanten, an die zehntausend Tänzer und Tänzerinnen
und werden von bis zu einer Million Besuchern verfolgt.
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wenn einem Elefanten „der Rüssel
ausrutscht“.
E
Der berühmte Zahntempel liegt inmitten von dschungelbedeckten Bergen an einem kleinen See. Einmal im Jahr
wird Kandy während des Vollmondfestes zum Schauplatz eines der größten religiösen Feste der Welt.
ir beziehen in Kandy das
Hotel Cinamon Citadel, das
trotz seiner rund dreißig Jahre
noch immer eines der ersten Häuser am Platz ist, während sich das
berühmte Queens Hotel nur noch
für nostalgische Besuche an der
Hotel-Bar eignen dürfte. Aus Zeitgründen verzichten wir auf den ansonsten durchaus sehenswerten
Botanischen Garten von Kandy
und fahren am nächsten Morgen
mit dem Bummelzug entlang unzähliger Teeplantagen in Richtung
Süden nach Nurwara Eliya, die
„Stadt des Lichtes“ und das Zentrum der ceylonesischen Teeproduktion.
D
as Bergland empfängt uns mit
kühlen Nebelschwaden und
dem Grand Hotel, einem wirklichen Zeitzeugen der langen englischen Kolonialherrschaft. Hier
begann man auf fast zweitausend
Metern Seehöhe Tee zu pflanzen,
holte als Pflücker südindische Tamilen ins Land und errichtete
1889 den ersten Golfplatz Asiens.
Auch heute noch werden von
jeder Pflückerin rund 25 Kilogramm Teeblätter am Tag geerntet: Zwölf Prozent der Tee-Ernte
unserer Erde kommen aus Sri
Lanka.
Auf dem Weg nach Colombo besuchen wir das Pinnawela Ele-
phant Orphanage. Vor über dreißig
Jahren begann dieses Waisenhaus
mit drei jungen Elefanten unter einer Palme – heute ist es eine viel
besuchte Sehenswürdigkeit mit 80
Elefanten, von denen rund die
Hälfte dort geboren worden ist
und alle nicht mehr ausgewildert
werden können. Hotels, Restaurants und Souvenirshops säumen
jenen Weg, auf dem die Elefanten
mittags zum Bad im Maha-Oya
Fluss getrieben werden. Das
Schauspiel des Bades der grauen
Riesen und ihrer Betreuer ist ein
großes Spektakel für die zahlreichen Besucher, mitunter kommt es
zu gefährlichen Unfällen, etwa
SRI LANKA
ANREISE:
Mit Turkish Airlines täglich ab Wien und Salzburg sowie viermal wöchentlich ab Graz nach
Istanbul, von dort schnell und unkompliziert
weiter nach Colombo mit Zwischenlandung
www.srilanka.travel/de/
auf den Malediven, der Flugpreis beträgt ab
580,- Euro. Man kann daher eine Sri Lanka
Rundreise sehr günstig mit einem Malediven
Badeaufenthalt kombinieren. Empfehlenswert ist weiters die Businessklasse von Tur-
kish Airlines mit Do&Co Catering und Liegebetten zum Preis ab 2.150,- Euro.
Austrian Airlines fliegt seit Ende Oktober direkt von Wien nach Colombo. Ein Mal pro
Woche geht es jeweils dienstags mit einer
Boeing 767 nonstop von Wien nach Sri Lanka. Die Flugdauer beträgt rund 9:10
Stunden. Tickets gibt es ab 636,- Euro hin
und retour inkl. Steuern und Gebühren.
www.turkishairlines.com
www.austrian.com
EINREISE:
Touristenvisum für 30 Tage, kostet online ca.
USD 30,-. www.eta.gov.lk
WÄHRUNG:
1,- Euro ca. 148 Sri Lanka Rupien (LKR),
Umtausch in Banken und Hotels. Geldautomaten am Flughafen und in den größeren
Städten, funktionieren aber nicht immer.
BESTE REISEZEIT:
© [email protected]
Dezember bis April für die Südwestküste und
das Hochland, Ostküste ab Mai bis November.
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LITERATUR:
Reiseführer Sri Lanka von Vistapoint sowie
als Ergänzung „Sri Lanka fürs Handgepäck“
vom Unionsverlag.
www.facebook.de/vistapoint
www.unionsverlag.com
EMPFOHLENE REISEVERANSTALTER:
Dertour, Meier‘s Weltreisen, Jumbo Touristik/Ruefa, Enjoy Reisen, Take Off Reisen u.a.
PREISBEISPIELE:
Dertour bietet eine Privatrundreise im klimatisierten Pkw mit Fahrer ab/bis Colombo
drei Nächte mit Halbpension ab 739,- Euro
pro Person.
Meier’s Weltreise hat eine Rundreise mit
sieben Nächten ab/bis Colombo ab 1.015,Euro pro Person im Angebot.
Take Off Erlebnisreisen bietet die 15-tägige
Privatreise „Kolonial und Komfort“ mit eigenem Chauffeur ab/bis Colombo ab 2.355,Euro pro Person.
Mit freundlicher Unterstützung von
Dertour und Turkish Airlines.
VERKEHR:
Linksverkehr, oft chaotisch, Mietwagen immer mit Fahrer buchen.
www.reiseaktuell.at
www.dertour.de
www.turkishairlines.com
Fotos: Henry Jedelsky
W
rst als der heftige Nachmittagsregen vorbei ist, fahren wir nach
Colombo weiter. Der Tropenguss
lässt das Grün der Vegetation in unglaublichen Tönen glänzen, während die Bananen und die Königskokosnüsse daraus knallgelb hervorleuchten. Ich erkenne Colombo
nicht wieder: Unzählige Hochhäuser, breite Autobahnen und weitgeschwungene Brücken durchziehen
die Stadt. In einem eben erst eröffneten Einkaufszentrum wird
gerade ein Fernsehspot für eine original-ceylonesische Hochzeit gedreht, und die „Braut“ begeistert
nicht nur die Filmcrew. Dort, wo
ich vor mehr als dreißig Jahren gewohnt habe, ragt jetzt anstelle des
Hauses mit Garten und Pool ein
mehrstöckiges, total verspiegeltes
Bürohaus empor. Ich bin aber trotzdem nicht sehr traurig, denn wir beziehen das neue Ozo Colombo Hotel Quartier, das modernste Annehmlichkeiten und zudem einen
fantastischen Ausblick auf die
nächtliche Skyline der Stadt bietet.
Wie so oft, wird auch hier Sri Lanka
seinem Beinamen „Leuchtendes
v
Land“ voll gerecht.