Regensburger Ärztenetz

Transcription

Regensburger Ärztenetz
Heute bleibt die Praxis zu:
Die Fachärzte protestieren
MEDIZIN „Das Honorar ist
Stellschraube für medizinische Leistung“, sagt der Ärztenetz-Vorsitzende Dr.
Ascher: „Und dieses Honorarsystem tötet Leistung.“
Wer heute zum Facharzt wollte, der sollte vorher anrufen
oder sich gleich etwas anderes vornehmen. Denn heute bleiben viele
Facharztpraxen zu. Ein paar Internisten werden sicher arbeiten, doch die
Augen- und Hautärzte, die Urologen
und Neurologen, Radiologen und
Gastroenterologen folgen wohl nahezu geschlossen dem Aufruf der Facharztverbände zu einem bayernweiten
Aktions- und Informationstag. Doch
es gibt Notdienste und die Hausärzte
arbeiten normal, ebenso die Kliniken.
REGENSBURG.
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DR. GERHARD ASCHER
Sie dürfen das Wort „Streik“ nicht mehr in den Mund nehmen. Also machen die Fachärzte heute einen Info- und Aktionstag.
Foto: dpa-Archiv
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Im Vordergrund des Aufbegehrens
steht die neue Honorarregelung, die
Ärzten bis zu 40 Prozent Umsatzeinbußen bescheren soll. Erster Erfolg
des Protests ist eine Konvergenzregelung, die die Verluste auf fünf Prozent
reduzieren soll, falls sie funktioniert.
Doch es geht um mehr als nur das
liebe Geld. Es geht um den Patienten
und die Qualität künftiger medizinischer Versorgung, machten gestern
die Vorsitzenden des Regensburger
Ärztenetzes, Dr. Gerhard Ascher und
Dr. Stephan Hülsmann sowie Geschäftsführer Dr. Thomas Koch klar.
Das Honorar sei die Stellschraube für
medizinische Leistung und damit, so
befürchten die Ärzte, solle die Qualität ärztlicher Versorgung weit heruntergedreht werden. Ziel der Gesundheitspolitik sei eine pauschalierte medizinische Grundversorgung durch
Hausärzte, die „den ganzen Bauchladen“ medizinischer Leistungen anbieten. Das dichte Netz der niedergelassenen Fachärzte soll stark ausgedünnt
werden. Mittelständische Ärzte sollen
durch angestellte Ärzte ersetzt werden, die in Medizinischen Versor-
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KOMMENTAR
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Krank?
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„Wir werden
in Raster gezwungen!
Das ist
Gleichmacherei mit
standardisierten Behandlungen und standardisierten Preisen.“
W
ir Patienten
liegt auf der Intensivzahlen mehr
station. Wer heilt das
und bekommen wenialles? Ulla Schmidt?
ger. Nicht mal AufWohl eher nicht. Es
munterung gibt’s
wird mehr Medizin
mehr beim Doktor,
von der Stange geben,
nur Unsicherheit: ob
Desease-Management
VON HEINZ KLEIN, MZ
man überhaupt nochzu Festpreisen in Vermal kommen darf im
sorgungszentren und
Quartal, ob man die Behandlung
Gespräche mit Callcentern und in
selber zahlen muss, ob der Doc
Warteschleifen. Schon irgendwie
überhaupt offen hat? Und wo das
ein Albtraum. Doch der Traum von
Bermuda-Dreieck liegt, in dem die
innovativer Spitzenmedizin für aldrei Milliarden verschwinden, die
le, individuell maßgeschneidert
wir jetzt mehr zahlen, kann auch
von strahlenden, weil super bezahlniemand sagen. Dafür gibt es neue
ten Ärzten, ist nicht mehr finanRollen. Jetzt sind die Ärzte die
zierbar. Nun müssen wir einen
Kranken, die Patienten die DumWeg finden, der uns gesund hält
men und das Gesundheitssystem
und nicht ganz arm macht.
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gungszentren irgendwelcher Klinikkonzerne arbeiten oder in Polikliniken wie zu DDR-Zeiten. „Wir werden
in Raster gezwungen! Das ist Gleichmacherei mit standardisierten Behandlungen und standardisierten
Preisen. Dieses System ist leistungstö-
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tend“, zürnte Dr. Gerhard Ascher. Zu
den Opfern könnten nicht nur die
Fachärzte, auch die Kassenärztlichen
Vereinigungen gehören, wenn Kassen
mit ausgesuchten Ärzten Verträge
schließen. Das nächste Opfer wäre
dann die freie Arztwahl.
(zk)