Welt am Sonntag
Transcription
Welt am Sonntag
BERLIN 4 W E LT A M S O N N TA G N R . 18 3 . M A I 2 015 SAKROSANKT SICHER SIMPEL „Den Trabi zu fahren, war eine Herausforderung“ „Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan“ „Lieber perfektes Butterbrot als mittelmäßigen Hummer“ Palina Rojinski, Moderatorin, chauffierte den Champions-League-Pokal im Trabi-Cabrio durch Berlin Sir Simon McDonald, britischer Botschafter, hat das Motto beim Freiwilligentag im Johannesstift ausgegeben Lea Linster, Sterneköchin, zieht einfache Küche vor – vorausgesetzt, sie ist richtig gut Die TV-Moderatorin Verena Wriedt Schauspieler Erol Sander und seine Frau Caroline SERGEJ GLANZE (6); DPA/JENS KALAENE (2) Wolfgang Stumph und seine Frau Christine Elegant in Gelb: die Schauspielerin und Moderatorin Ruth Moschner Moderatoren unter sich: Miriam Pielhau haucht Jochen Schropp einen Kuss auf die Wange Unterwegs in Sachen Vorsorge: Ex-Fußballer Paul Breitner mit Frau Hildegard HOTEL DE ROME/ANDREA GIRARDO-CROCINI Heidrun Thaiss (l.), Christa Maar, Burda-Stiftung PA/DPA/GREGOR FISCHER JÖRG KRAUTHÖFER BONGARTS/GETTY IMAGES; DIANA RICHTER; DPA 1. Bühne 2. Leben 3. Umzug Pietro Benassi, italienischer Botschafter, hat am Dienstag 400 Gäste zu einem besonderen Event begrüßt: Die Botschaft in Tiergarten hatte sich in eine große Bühne verwandelt. In Anlehnung an das „Gallery Weekend“ wurde unter dem Titel „Embodied Resilience“ (Verkörperter Widerstand) im ganzen Haus Kunst dargeboten, darunter Klang-, Videound Leseperformances. Hanna Schygulla, Schauspielerin, war unter den Premierengästen der Dokumentation „Fassbinder“ über den Filmemacher Rainer Werner Fassbinder, der am 31. Mai 70 Jahre alt geworden wäre. Am Montagabend wurde der Film in der Volksbühne in Mitte vorgestellt. Ebenfalls unter den Gästen: die Schauspielerin Irm Hermann sowie Produzentin Juliane Lorenz. Peter Kienast ist der neue General Manager des „Hotels de Rome“ am Bebelplatz in Mitte. Er wurde als Nachfolger von Thies Sponholz am Dienstag vorgestellt. Der 48-Jährige zieht für seine neue Arbeit mit Frau, zwei Söhnen und zwei Hunden von Manchester nach Berlin. „Ich freue mich sehr darauf, Berlin mit seinen Kulturangeboten zu entdecken“, sagte Kienast. Kopf bis Fuß Wand und Bild BVG-Chefin Sigrid Nikutta kam am Montag mit besonderen Schuhen zur Aufsichtsratssitzung, mit gelbschwarz gestreiften Pumps. „Ich bin kein Borussia-Dortmund-Fan“, sagte sie, „das sind BVG-Schuhe.“ Die 46-Jährige verkündete mit Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen den BVG-Jahresabschluss 2014. Normalerweise trage sie nicht solche Schuhe, weil sie mit der S-Bahn zur Arbeit fahre. Am Montag war eine Ausnahme. „Die Schuhe habe ich mir spontan in der Friedrichstraße gekauft.“ Ein halbes Jahr hat Christian Awe an „Adanzé“ gearbeitet. Acht Schichten Farbe versprühte, malte und kippte der Künstler darauf, drei Tonnen Steine dienten ihm als Schablone. Ab sofort hängt das 162 Quadratmeter große Ergebnis seiner Arbeit an einer Hausfassade in Schöneberg. Am Donnerstagabend enthüllte Christian Awe gemeinsam mit Sponsor Marc F. Kimmich von der Copro Gruppe das Fassadenbild an einem Büro- und Geschäftshaus der Hauptstraße 117, direkt neben dem Kino „Odeon“. Die Ex-Boxerin Regina Halmich (l.) und die Modedesignerin Sonja Kiefer KAROLINE BEYER Sonntag nach Berlin ins Hotel Adlon gekommen. Dort fand am Abend der „Felix Burda Award“ statt, die Gala zur Auszeichnung von Engagement gegen Darmkrebs. Ein bisschen aufregen könnte sich der W er die 31-Jährige heute vor sich sitzen hat – selbstbewusst, aber nicht überheblich, überlegt, aber nicht altklug –, der mag kaum glauben, dass sie in jungen Jahren meist nur am Rande stand, regelrecht schüchtern war. Oder sich und ihr Talent gar versteckte. Diese Zeiten sind heute vorbei. Seit Balbina Monika Jagielska vor Kurzem mit „Über das Grübeln“ ihr erstes Album als Balbina veröffentlicht hat, steht die einstige Außenseiterin im Mittelpunkt. Doch der Weg dorthin war einer des Haderns. VON NINA HEITELE Ihre Kindheit und Jugend verbrachte die in Warschau geborene Sängerin in Moabit und in Neukölln. Früh entdeckte sie das Schreiben für sich, feilte in der Schule an Geschichten. Aber verstanden fühlte sich Balbina dabei nicht. Erst der Kontakt mit der Berliner Rapszene habe ihr damals den Mut gegeben, mit ihren Texten an die Öffentlichkeit zu gehen. „Ich weiß nicht, wie ich sein und was ich heute machen würde, wäre ich damals nicht mit Rappern in Berührung gekommen, die getextet und daraus Musik gemacht haben“, sagt sie im Gespräch. „Rapmusik ist so facettenreich. Sie bietet mehr als Getto, Goldketten und Mercedes. Da verwirklichen sich junge Menschen über Texte. Das zu sehen, war ein sehr, sehr wichtiger Punkt in meinem Leben.“ Die innere Ruhe kam, als sie nach Charlottenburg-Wilmersdorf zog. Der Bezirk ist nicht Eine Reise ins Unbekannte Balbina gilt als deutsche Pop-Hoffnung. Die Berlinerin tourt jetzt mit Herbert Grönemeyer lebensrettenden Vorsorge zu unterziehen. Miriam Pielhau, die selbst Krebs hatte, schwört auf Vorsorge: „Es gibt bei Früherkennung eine Heilungsquote von bis zu 98 Prozent. Das ist enorm! Wie viele Krebsfälle könnten verhindert werden, wenn die Menschen sich rechtzeitig untersuchen ließen. Davor wegzulaufen, ändert nichts.“ Der Schauspieler Erol Sander und Moderatorin Verona Pooth waren bereits, wie Paul Breitner heute, Testimonials für den „Felix Burda Award“. Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/ CSU-Fraktion, kam mit Partner Daniel Funke, der Schauspieler Wolfgang Stumph mit seiner Frau Christine. Die Moderatoren Jochen Schropp und Cherno Jobatey ließen sich ebenfalls auf dem roten Teppich blicken. unbedingt ein Teil der Stadt, der bekannt dafür ist, kreativer Schmelztiegel für junge Künstler zu sein – aber er ist ihr ganz persönlicher Wohlfühlkiez. „Ich liebe Wilmersdorf für seine Stille und Altberliner Art. Hier kann ich mich fokussieren“, sagt Balbina, die am liebsten im Garten des Literaturhauses an der Fasanenstraße Frühlingssonne tankt. „Es gibt für mich nichts Schöneres, als dort bei einem Assam eine Zeitung zu lesen. Ohne Mobiltelefon.“ Zu einer jungen Frau aus der Musikszene scheint diese unaufgeregte, fast schon bürgerliche Art gar nicht passen zu wollen. Im Gespräch erklärt sie das, was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint: „Ich bin ein Schreiber, der sich nicht am Schnellen und Skurrilen inspiriert, sondern im Alltag Ideen findet.“ Tatsächlich entpuppt sich die Sängerin in ihren Texten als akribische Beobachterin. Frei von jeder Besserwisserei oder Botschaft an die Welt besingt sie vor dem Hintergrund schlichter Popmelodien persönliche Grübeleien und damit auch die Unsicherheiten ihrer Generation – verpackt in eine Poesie, in der es um so Alltägliches wie Seife, Goldfische, Fenster oder Türen geht. Eine ziemlich große Tür in Richtung einer Karriere im Musikgeschäft öffnete sich, als Balbina im September vergangenen Jahres beim Bürgerfest des Bundespräsidenten Joachim Gauck singen durfte. Eine weitere, als Herbert Grönemeyer sie dazu einlud, seine Tour zu unterstützen. Auch in Berlin wird sie am 13. Mai in der O2 World auf der Bühne stehen. Doch an Gelb-schwarz gestreift: BVG-Chefin Sigrid Nikutta trug bei der Pressekonferenz der Verkehrsbetriebe farblich passende Schuhe einen Heimvorteil glaubt die selbst erklärte Perfektionistin, die zum Runterkommen am liebsten bügelt, aber abspülen hasst, nicht. „Mir zittern die Knie und die Hände und die Füße. Und alles andere auch“, sagt sie. Im Vergleich zu kleineren Clubkonzerten sei man bei so einer großen Tour viel abhängiger von der Technik. „Das ist der einzige Punkt, bei dem ich et- SONY MUSIC/NICO WÖHRLE TREFFPUNKT 63-Jährige schon, wenn er hört, dass 70 Prozent aller Frauen sich um ihre Darmkrebsvorsorge kümmern, aber nur 40 bis 45 Prozent aller Männer. „Dabei sind die Überlebenschancen relativ gut. Aber erst einmal entdeckt werden muss die Krankheit natürlich“, sagt der frühere Profi des FC Bayern. Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Showbusiness kamen in den Ballsaal, darunter die Moderatorinnen Ruth Moschner und Miriam Pielhau, die ehemalige Boxerin Regina Halmich und Kabarettistin Monika Gruber. Letztere hielt eine Laudatio auf die ausgezeichnete Aktion „Das Bier danach“ im bayerischen Goldberg-Klinikum. Dort wird jedem Patienten nach der Darmspiegelung ein alkoholfreies Weißbier spendiert – eine augenzwinkernde Werbung für Männer, sich der DAVIDS/DARMER M änner sind einfach dumm“, sagt Paul Breitner drastisch. „Zumindest, wenn es um Gesundheitsvorsorge wie Darmspiegelungen geht.“ Um auf die Unverzichtbarkeit der Vorsorge hinzuweisen, ist der ehemalige Fußballweltmeister mit seiner Frau Hildegard am vergangenen COPRO/HARRY SCHNITGER (2) Das Weißbier danach „Mir zittern die Knie und die Hände und die Füße“ Balbina Monika Jagielska, Sängerin Marc F. Kimmich (l.) und Künstler Christian Awe am Donnerstag nach der Enthüllung des Bildes „Adanzé“ an der Hauptstraße in Schöneberg was Muffensausen habe. Wenn du da etwas nicht hörst, bist du auf gut Deutsch geliefert. Deshalb hoffe ich einfach, dass kein Monitor ausfällt, ich meine Band höre und selbst nicht stolpere und ins Publikum falle.“ Die Frage, was für sie danach passieren könnte, stelle sie sich nicht. „Für mich ist das eine unbekannte Reise. Vor so vielen Menschen habe ich noch nie gespielt und kann mir die Dimension dessen nicht ausmalen. Ich rechne mit allem“, so Balbina. „Ich habe mit Künstlern gesprochen, die mit Lenny Kravitz auf Tour waren. Danach ging das normale Leben weiter. Ich kenne aber auch Künstler, die mit Herbert Grönemeyer auf Tour waren und für die das normale Leben danach nicht weiterging. Ich kann’s gar nicht einschätzen, finde es aber super, dass das Leben in diesem Punkt so unberechenbar ist.“ Die fast schon kindliche Neugier nimmt man Balbina sofort ab. Nicht zuletzt deshalb, weil sie keinen Zweifel daran lässt, wie sehr sie diese aufregende Zeit erfüllt. Am Tag der Album-Veröffentlichung hat sie zu einem exklusiven Gig in die DAM Gallery an der Neuen Jakobstraße in Mitte geladen. Alles ganz intim, Balbina mittendrin – schwirrt von Gast zu Gast, von Freund zu Freundin. Bei ihrem Auftritt kullern schließlich Tränen. Man frage sich immer, wann sich die Anspannung auflöse und die Emotionen herausbrechen, sagt sie. Die Antwort liegt für alle anderen auf der Hand: Jetzt ist der Moment. Jetzt ist Balbinas Zeit. Dieses Dokument ist lizenziert für Serviceplan Public Relations GmbH&Co. KG, uw12035D. Alle Rechte vorbehalten. © WELT am SONNTAG. Download vom 06.05.2015 11:22 von www.genios.de.