“Olympe de Gouges”–Ehrenpreises

Transcription

“Olympe de Gouges”–Ehrenpreises
Einladung zur
Verleihung des 12.Frankfurter
“Olympe de Gouges”–Ehrenpreises
an
Frau Semiya Simsek
Schriftstellerin „Schmerzliche Heimat – Deutschland und der Mord an meinem Vater“
Die SPD Frauen des Bezirks Hessen-Süd und des Unterbezirks Frankfurt verleihen den 12.Olympe de Gouges Preis an
Frau Semiya Simsek für ihre sehr beeindruckende Rede bei der zentralen Gedenkfeier, am 23.2.2012 im Konzerthaus
Berlin, anlässlich der Opfer des NSU Terrors.
Frau Simsek hat als Tochter des ersten NSU Opfers, Enver Simsek, sehr eindrucksvoll die Situation der Angehörigen der
Mordopfer geschildert. Ihr Aufruf zum Zusammenhalt ist unvergessen. Dies passt genau zu der Tradition von Olympe de
Gouges.
Laudatio: Thorsten Schäfer-Gümbel SPD Landesvorsitzender Hessen
Musik: Gruppe Terz (spielt u.a. Klezmer und Folklore aus Süd- und Osteuropa)
Am 18.August 2013 11 Uhr im Haus am Dom Domplatz 3 60311 Frankfurt
Olympe de Gouges
Olympe de Gouges (7.5.1748-3.11.1793) die erste Frauenrechtlerin der Aufklärung. Sie verfasste 1791 die “Erklärung der
Rechte der Frau und Bürgerin”, die mit den Worten beginnt: “Mann, bist Du fähig gerecht zu sein? Eine Frau stellt Dir
diese Frage. Sage mir, wer hat Dir die selbstherrliche Macht verliehen, mein Geschlecht zu unterdrücken?” Eine im
wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährliche Frage, denn Olympe de Gouges starb dafür während der Französischen
Revolution unter der Guillotine. Die ASF Hessen-Süd und Frankfurt zeichnen mit dem Olympe de Gouges-Ehrenpreis
Frauen aus, die mit Ihrer Tätigkeit und ihrem Engagement anderen Frauen Mut machen und für viele eine Vorbildfunktion
sind.
Ulli Nissen – Vorsitzende der SPD-Frauen Frankfurt und Hessen-Süd
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Anmeldung bitte senden an: SPD Bezirk Hessen-Süd Birgit Meier, Fischerfeldstr.7-11 60311 Frankfurt
Telefon 069-299 888 -140 Fax -999 Email: [email protected]
Olympe de Gouges
Olympe de Gouges (7.5.1748-3.11.1793) die erste Frauenrechtlerin der Aufklärung. Sie verfasste 1791 die “Erklärung der
Rechte der Frau und Bürgerin”, die mit den Worten beginnt: “Mann, bist Du fähig gerecht zu sein? Eine Frau stellt Dir
diese Frage. Sage mir, wer hat Dir die selbstherrliche Macht verliehen, mein Geschlecht zu unterdrücken?” Eine im
wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährliche Frage, denn Olympe de Gouges starb dafür während der Französischen
Revolution unter der Guillotine. Die ASF Hessen-Süd und Frankfurt zeichnen mit dem Olympe de Gouges-Ehrenpreis
Frauen aus, die mit Ihrer Tätigkeit und ihrem Engagement anderen Frauen Mut machen und für viele eine Vorbildfunktion
sind.
Preisträgerinnen der letzten Jahre
2012 Dr. Renée Ernst – ehemalige deutsche Beauftragte für die UN-Millenniumsziele
Sie wurde ausgezeichnet für ihren großen Einsatz zur Umsetzung der Millenniumsziele – ein sehr wichtiger Schwerpunkt
war dabei das Ziel „Gleichstellung der Geschlechter/Stärkung der Rolle der Frauen“.
Laudatio: Cornelia Füllkrug-Weitzel Vizepräsidentin Brot für die Welt (2013 im Kompetenzteam von Peer Steinbrück)
2011 kein Olympe de Gouges Verleihung wegen großer Veranstaltung zu 100 Jahre Internationaler Frauentag
2010: Dr. Monika Hauser - Gründerin der Hilfsorganisation medica mondiale und
Trägerin des Alternativen Nobelpreises 2008
Sie wurde ausgezeichnet, weil sie mit ihrem Engagement Frauen hilft, die in Krisenregionen schrecklichste sexualisierte
Gewalt erfahren haben.
Laudatio: Heidemarie Wieczorek-Zeul
Ehemalige Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
2009: Edith Kleber - Vorstandsmitglied der Frankfurter Tafel
Sie wurde ausgezeichnet, weil sie sich hoch engagiert für Menschen in schwierigen Lebenslagen einsetzt.
Laudatio: Christine Hohmann-Dennhardt
Richterin am Bundesverfassungsgericht + ehemalige hessische Landesministerin
2008: Serap Cileli - türkischstämmige Frauenrechtlerin und Schriftstellerin
Sie wurde ausgezeichnet, weil sie mutig und unerschrocken ihre Positionen vertritt und auch dann nicht ihre Meinung
zurück hält, wenn sie bedroht wird.
Laudatio: Heidemarie Wieczorek-Zeul
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
2007: Dr. Gabriele Pauli – - Landrätin des Landkreises Fürth
Sie wurde ausgezeichnet, dafür dass sie den Mut hatte auch in einem sehr männerdominierten Bereich ihre Positionen zu
vertreten.
Laudatio: Dr. Inge von Bönninghausen Journalistin + u.a. langjährige Vorsitzende des Deutschen Frauenrats
2006: „Anlaufstelle für straffällig gewordene Frauen der AWO“ und an den „Förderverein für die Anlaufstelle für
straffällig gewordene Frauen“. Sie wurden ausgezeichnet für Ihre herausragende und hoch engagierte Arbeit mit und
für straffällig gewordene Frauen!!
Laudatio: Prof. Dr. Helga Cremer-Schäfer Erziehungswissenschaftlerin Uni Frankfurt
2005: Frau Dr. Asili Barre-Dirie + FORWARD Germany e.V.
Sie wurden ausgezeichnet für Ihre Aufklärungsarbeit und die Bekämpfung von weiblicher genitaler Beschneidung in
Deutschland und Afrika.
Laudatio: Dr. Annette Kühnel Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Frauenverbände
2004: 1.FFC (1.Frauen-Fußball-Club Frankfurt) als Wegbereiterinnen im Frauensport
Laudatio: Sylvia Schenk Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer und ehemalige Stadträtin
2003 Frauenmusikbüro - das Netzwerk für Musikerinnen - Für ihr gute und wichtige Arbeit als Vernetzungs- und
Weiterbildungsinstitution für Musikerinnen im POP-Musik-Bereich
2002: Gertrud Mehrens ( "Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzende von FIM - Frauenrecht ist Menschenrecht e.V."
) für ihre über 20-jährige ehrenamtliche Arbeit für Frauenrechte
Laudatio: Elvira Niesner Leiterin von FiM “Frauenrecht ist Menschenrecht”
2001: Martin Kessel – Geschäftsführer der Firma Contragest GmbH
Abtreibungsmedikaments Mifegyne
Laudatio: Ulrike Seibert Leiterin Frauenfunk Hessischer Rundfunk
für den Weitervertrieb des
Rede Semiya Simsek anlässlich der zentralen Gedenkfeier im Konzerthaus Berlin am 23.
Februar 2012
„Hörst Du das? Die Glöckchen. Das sind die Schäfchen, die jetzt aus den Bergen runter ins Tal
kommen. Das tun sie immer in der Nacht. Mein Papa erzählte gerne von sich und von seinen
Träumen. Ich liebte es, ihm zuzuhören. Er saß in dieser warmen Sommernacht in unserem Garten in
der Türkei und aß Kirschen. Ich setzte mich zu ihm und fragte ihn: Kannst Du nicht schlafen? Doch,
Semiya, sagte er, ich möchte etwas hören. Und so lauschten wir zusammen dem Klang der
Glöckchen der Schafe. Ich spürte, wie glücklich mein Vater in diesem Moment war.
Ein Jahr später war mein Vater tot. Am 9. September 2000 wurde auf meinen Vater Enver Simsek
geschossen. Er starb zwei Tage später im Krankenhaus. Der erste Mord. Wir sollten keinen weiteren
gemeinsamen Sommer mehr haben. Von einem Tag auf den anderen änderte sich für uns alles, für
mich alles. Das alte Leben gab es nicht mehr. Mein Vater war tot. Er wurde nur 38 Jahre alt. Ich
finde keine Worte dafür, wie unendlich traurig wir waren. Doch in Ruhe Abschied nehmen und
trauern, das konnten wir nicht.
Die Familien, für die ich hier heute spreche, wissen, wovon ich rede. Elf Jahre durften wir nicht
einmal reinen Gewissens Opfer sein.
Immer lag da die Last über unserem Leben, dass vielleicht doch irgendwer aus meiner Familie, aus
unserer Familie verantwortlich sein könnte für den Tod meines Vaters. Und auch den anderen
Verdacht gab es noch: Mein Vater ein Krimineller, ein Drogenhändler. Können Sie erahnen, wie es
sich für meine Mutter angefühlt hat, plötzlich selbst ins Visier der Ermittlungen genommen zu
werden? Und können Sie erahnen, (wie) es sich für mich als Kind angefühlt hat, sowohl meinen
toten Vater als auch (meine) schon ohnehin betroffene Mutter unter Verdacht zu sehen? Dass all
diese Vorwürfe aus der Luft gegriffen waren und völlig haltlos waren, das wissen wir heute.
Mein Vater wurde von Neonazis ermordet. Soll mich diese Erkenntnis nun beruhigen? Das Gegenteil
ist der Fall. In diesem Land geboren, aufgewachsen und fest verwurzelt, habe ich mir über
Integration noch nie Gedanken gemacht. Heute stehe ich hier, trauere nicht nur um meinen Vater
und quäle mich auch mit der Frage: Bin ich in Deutschland zu Hause? Ja klar bin ich das. Aber wie
soll ich mir dessen noch gewiss sein, wenn es Menschen gibt, die mich hier nicht haben wollen. Und
die zu Mördern werden, nur weil meine Eltern aus einem fremden Land stammen? Soll ich gehen?
Nein, das kann keine Lösung sein. Oder soll ich mich damit trösten, dass wahrscheinlich nur
einzelne zu solchen Taten bereit sind? Auch das kann keine Lösung sein.
In unserem Land, in meinem Land muss sich jeder frei entfalten können. Unabhängig von
Nationalität, Migrationshintergrund, Hautfarbe, Religion, Behinderung, Geschlecht oder sexueller
Orientierung. Lasst uns nicht die Augen verschließen und so tun, als hätten wir dieses Ziel schon
erreicht. Meine Damen und Herren, die Politik, die Justiz, jeder einzelne von uns ist gefordert.
Ich habe meinen Vater verloren, wir haben unsere Familienangehörigen verloren. Lasst uns
verhindern, dass das auch anderen Familien passiert. Wir alle gemeinsam zusammen, nur das kann
die Lösung sein.“