Schule und Beratung 4-5/2015 - Bayerisches Staatsministerium für
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Schule und Beratung 4-5/2015 - Bayerisches Staatsministerium für
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 4-5/2015 Fachinformationen aus der Landwirtschaftsverwaltung in Bayern IMPRESSUM SCHULE und BERATUNG Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ISSN: 0941-360 Internet: http://www.stmelf.bayern.de/SuB Abonnentenservice: Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Porschestraße 5 a, 84030 Landshut, Telefon +49 871 9522-371, Fax +49 871 9522-399 Kontakt: Schriftleitung: Angelika Spitzer, Porschestraße 5 a, 84030 Landshut, Telefon +49 871 9522-394, Fax +49 871 9522-399 [email protected] Die in „Schule und Beratung“ namentlich gekennzeichneten Beiträge geben die Auffassung des Autors wieder. Eine Überprüfung auf fachliche Richtigkeit ist nicht erfolgt. Redaktionsschluss für Heft 8-9/15: 1. Juli 2015 Titelbild: Dr. Michael Honisch, AELF Kempten AA Mitarbeiterportal löst Intranet ab AA Standortmanagement beim Stallbau für die Nutztierhaltung AA Japanrind trifft Bayernrind AA Behördenvertreter vor Gericht INHALT MITARBEITERPORTAL AGRARSTRUKTUR STANDORTMANAGEMENT BILDUNG GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG Hell leuchtet der Frühling im Lächeln des Säuglings. Grünender Anfang drängt graue Knospen sich öffnen. RINDER Aus satten Wiesen quellen Gelb und Rosa und Blau. In Blumenblüten atmen die Zauber der Liebe bunte Beginne. Denn immer von Innen leuchtet licht das Wesen der Dinge. STELLUNGNAHMEN Möge der Frühling deines Herzens Auch dann noch aus deinem Antlitz leuchten, Wenn dein Gesicht schon Herbst trägt. Joachim Hamberger INHALT Dialog macht Schule Strategien für mehr Tierwohl mit neuen Labels und Initiativen Aktionstag zum internationalen Jahr der bäuerlichen Landwirtschaft Vielfalt im Energiepflanzenanbau Waldpädagogik baut Barrieren ab 46 Allergenkennzeichnung in unterfränkischen Profi- und RegioTreffs 48 AELF Fürth unterstützt beim Allergenmanagement 50 Zwischenmahlzeiten in Krippe und Kita 53gesund.gekocht.gewinnt 55 60 63 68 Japanrind trifft Bayernrind Einfluss der Jungviehalpung auf die spätere Leistung als Milchkuh Bewertung der Strukturversorgung beim Rind Zum Verhältnis von Kuh und Mensch 70 Behördenvertreter vor Gericht 73 Gerichtsverhandlung zeigt Wert von Stellungnahmen des AELF als Fachbehörde 75 Stellungnahmen – eine bedeutende Aufgabe am AELF 77 Letzte Seite AGRARSTRUK TUR STANDORT MANAGEMENT BILDUNG 34 36 38 40 44 GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG 25 Von der Konfrontation mit Bürgern zum Beratungsangebot Standortmanagement 27 Standortmanagement beim Stallbau für die Nutztierhaltung 30 Standortmanagement im landwirtschaftlichen Bauen RINDER 18 Hochwasserschutz im ländlichen Raum 21 Aspekte der Fruchtfolge konventionell wirtschaftender Betriebe STELLUNG NAHMEN 7 Mitarbeiterportal löst Intranet ab 10 Werkzeuge in Social Media 14 Von Lehrern für Lehrer MITARBEITER PORTAL 5 Vorwort Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenleben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten führt zum Erfolg. Henry Ford VORWORT Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Leserinnen und Leser, mit Wirkung zum 1. April 2015 hat mich das Bayerische Kabinett als Nachfolger von Herrn Ministerialdirektor Martin Neumeyer zum Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bestellt. Nach fast 14 Jahren kehre ich wieder „nach Hause“ zurück, in die Verwaltung, die ich als junger Landwirtschaftoberrat Richtung Staatskanzlei verlassen habe. Ich habe in diesen Jahren viele Erfahrungen sammeln können und ich habe Vieles gelernt. Ich hatte die Ehre, drei Ministerpräsidenten als Persönlicher Referent und Büroleiter zuarbeiten zu dürfen. Hätte mir das jemand vorausgesagt, hätte ich ihn als Träumer bezeichnet, genauso wenig hätte ich mir damals vorstellen können, als Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wieder zu kommen. Gerne kehre ich in mein Stammhaus zurück und trete dieses interessante und schöne Amt an und freue mich auf diese neue Herausforderung. Gründe dafür gibt es reichlich: AAHier wird Zukunft gestaltet Wenn wir uns global die Entwicklung der Landnutzung, der Agrarmärkte und der Umwelt ansehen, lässt sich leicht erkennen, dass dem ländlichen Raum, dass der Land- und Forstwirtschaft und auch den Fragen der Ernährung und der Hauswirtschaft in Zukunft eine noch größere Bedeutung zukommen. Hier sind wir gefordert, mit allen drei Verwaltungen, Landwirtschaft, Forst und Ländlicher Entwicklung gestalterisch tätig zu sein. Es ist unser gesamtes Spektrum gefragt: Wissenschaft, Bildung und Beratung ebenso wie Hoheitsvollzug und Förderung. AAHier wird Heimat gestaltet Alljährlich ergibt eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks ein eindeutiges Ergebnis. Der wichtigste Grund für die hohe Zufriedenheit der bayerischen Bevölkerung ist die wunderschöne Landschaft. Natürlich ist vieles davon gottgegeben. Aber es waren und sind die bäuerlichen Familien, die Waldbesitzer und die Jäger, die das Gesicht dieses Landes geschaffen haben und es täglich pflegen. Dies zu erhalten, bleibt eine wesentliche Aufgabe bayerischer Standort- und Heimatpolitik. Auch wenn es ein eigenes „Heimatministerium“ in Bayern gibt, sind unsere Verwaltungen hier besonders gefordert. AADer Bayerische Weg ist eindeutig richtig Bayerische Politik und gerade Bayerische Agrarpolitik ist schon immer eigene Wege gegangen. Der Bayerische Weg war dabei immer ein Miteinander von „groß und klein“ bzw. „modern und traditionell“. Der Bayerische Weg ist aber weit mehr, er ist ein Weg der Nachhaltigkeit und der bäuerlichen Werte. Bayern hat Nützen und Schützen immer zusammen gesehen, immer Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht gestellt und immer den bäuerlichen Unternehmer als Vorbild und nicht als Feindbild gesehen. Der Weg hat Bestand, gerade weil er auch immer wieder modern interpretiert wird: Mit der Erzeugung von Premiumprodukten – regional und ökologisch, mit der dezentralen Energieerzeugung, der Kooperation zwischen Landwirten und entlang der Wertschöpfungskette sowie dem Aufbau weiterer unternehmerischer Standbeine. Ich unterstütze diesen modernisierten Bayerischen Weg mit ganzer Kraft. 5 VORWORT Diese Politik dient allen Menschen. Denn trotz mancher Unkenrufe: Noch nie in der Menschheitsgeschichte konnten sich die Menschen so gut, so vielfältig und so individuell ernähren wie heute. Aber auch noch nie hatten die Menschen höhere Ansprüche an das, was sie essen, wie es produziert wird und woher es kommt. Hier einen fairen Ausgleich zwischen den Wünschen der Verbraucher, der Gesunderhaltung der Bevölkerung und der Realität der Erzeugung hinzubekommen, erfordert noch mehr Aufklärung, noch mehr Transparenz, aber auch mehr ehrlichen Dialog mit der Gesellschaft, über das, was geht und was eben nicht geht. Neben diesen sachlichen und politischen Gründen gibt es aber noch einen weiteren Grund: Eine Verwaltung mit Herz und Leidenschaft! Ich übernehme von meinem Vorgänger ein gut bestelltes Feld, wofür ich Ihnen ganz persönlich sehr danke. Ich übernehme eine hervorragende Mannschaft: bestens geschult, gut trainiert, hoch motiviert – einfach eine Spitzenmannschaft. In kaum einer anderen Verwaltung wird mit so viel Engagement, Eigeninitiative und Herzblut gearbeitet. Und darauf baue ich ganz besonders. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bevorstehenden Jahre werden für uns sicherlich anspruchsvolle und spannende Jahre werden. Nur mit vereinten Kräften können wir die Fülle an Aufgaben und Herausforderungen bewältigen. Was gestern gut war und heute wichtig ist, muss morgen nicht auch noch stimmen. Lassen Sie uns gemeinsam immer nach vorne schauen und die Zukunft gestalten. Ich freue mich sehr über die Herzlichkeit, mit der ich in meiner „Heimatverwaltung“ empfangen wurde. Das gibt mir Mut und Zuversicht. Ich weiß, dass ich auf Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bauen kann. Nach 14 Jahren außerhalb dieser Verwaltung heißt es für mich in der nächsten Zeit auch von Ihnen und Ihrer Erfahrung zu lernen. Ich bitte Sie dabei ausdrücklich um Ihre Unterstützung. Für unsere gemeinsame Zusammenarbeit wünsche ich uns allen ein gutes Gelingen und meinem Vorgänger Ministerialdirektor Martin Neumeyer wünsche ich für die neue Aufgabe an der Spitze der Bayerischen Staatsforsten alles Gute und immer eine glückliche Hand. Mit herzlichen Grüßen HUBERT BIT TLMAYER AMTSCHEF IM BAYERISCHEN STAATSMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAF T UND FORSTEN 6 MITARBEITERPORTAL Mitarbeiterportal löst Intranet ab von DR. HORST NEUHAUSER und GÜNTHER MEINGASSNER: Das neue Mitarbeiterportal (MAP) ist ein behörden- und verwaltungsübergreifender Informationspool für alle Themen des Geschäftsbereichs des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF). Jeder Nutzer kann auf alle eingestellten Informationen zugreifen. Damit wird die Zusammenarbeit zwischen den drei Verwaltungen und unter den Behörden wesentlich vereinfacht, Synergien und Vereinfachungen sind zu erwarten. Neue Kommunikationsin strumente wie Wikis oder Foren erlauben zudem auch eine größere Interaktivität. Eine elegante und treffsichere Suchfunktion ermöglicht eine effiziente Recherche im gesamten Portal. Zudem stehen Werkzeuge zur Verfügung, die das tägliche Arbeiten am Schreibtisch unterstützen und erleichtern. Verwaltungsübergreifender Themenkatalog Der Großteil der eingestellten Informationen findet sich im Themenkatalog, der damit einer der wichtigsten Bereiche des MAP ist. Im jetzigen Intranet liegen viele Informationen in vorhandenen Systemen mehrfach an verschiedenen Stellen und in unterschiedlicher Form vor. Durch die thematische und organisationsunabhängige Struktur der Datenablage im neuen MAP lassen sich Mehrfacharbeiten reduzieren und beispielsweise vorhandene Formblätter bereichsübergreifend nutzen. Damit sich die verschiedenen Bereiche des Ressorts dort wiederfinden und ihre Themen zuordnen können, gab es eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aus allen drei Verwaltungen. Sie entwickelten einen Katalog, unter dem möglichst alle Themen des Geschäftsbereichs zu finden sind. Um einen Wildwuchs in der praktischen Redaktionsarbeit zu vermeiden werden sogenannte Themenstrukturverantwortliche eingesetzt, die bei der stetigen Anpassung und Weiterentwicklung der Struktur des Themenkatalogs fachlich mitwirken und entscheiden. Neben der thematischen Suche verfügt das Portal über eine sehr schlagkräftige, individuell anpassbare Stichwortsuche, womit das Auffinden der benötigten Information zukünftig leicht gelingen sollte. Überblick durch Personalisierung „In diesem umfassenden Themenkatalog finde ich die für mich wichtigen Informationen ja nie“, werden sich jetzt manche denken. Durch die Personalisierung können den Nutzern definierte und für ihre Arbeit SUB 4-5/2015 wichtige Themen zugeordnet werden. Neu eingestellte Informationen erscheinen dann individuell auf dem Bildschirm des Nutzers als „Meine aktuellen Meldungen“. Es ist den Redakteuren auch möglich „ältere“ Informationen als aktuelle Meldung zu setzen und sie so wieder in Erinnerung zu bringen. Konkret ist dies in Abbildung 2 dargestellt. Durch die persönliche Anmeldung ist die Startseite bei jedem Nutzer individuell und auf seine Aufgaben ausgelegt. Man steigt über die Seite seiner Organisation in das MAP ein. Den Großteil des Bildschirmes nimmt dabei der Bereich „Meine aktuellen Meldungen“ ein. Mitarbeiterdaten Die Mitarbeiterdaten werden aus dem Active Directory (AD) übernommen und können dann von jeder Behörde durch ein von der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk) entwickeltes Webtool individuell angepasst werden. Damit ist sichergestellt, dass dienstlich notwendige Daten wie Telefonnummer, Organisationszugehörigkeit, Standort usw. korrekt im Mitarbeiterprofil zur Verfügung stehen und sich der Pflegeaufwand in Grenzen hält. Eine automatisierte Aktualisierung der Daten im Portal erfolgt täglich. Damit lassen sich die Kontaktdaten von benötigten Ansprechpartnern mit Hilfe der leistungsfähigen Suche leicht finden. Auch die Darstellung der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter in Organisationseinheiten oder der gesamten Behörde ist möglich. Neben diesen an zentralen Stellen zu aktualisierenden Daten hat jeder die Möglichkeit zusätzliche Informationen zu sich selbst einzustellen und damit Teil einer geschäftsbereichweiten Wissenslandkarte zu werden. 7 MITARBEITER PORTAL Neue interaktive Plattform für den gesamten Geschäftsbereich des StMELF MITARBEITERPORTAL ENERGIE aktiv einbringen und so die Kommunikation untereinander verbessern. Unter anderen gibt es das Werkzeug „Anmerkung“. Hier kann der Leser dem Autor eines Beitrags direkt eine Anmerkung zum eingestellten Inhalt geben. Die Nutzung dieser Technologien sollte in Zukunft für einen verbesserten Informationsfluss und der Eindämmung der Informationsflut bei jedem Einzelnen sorgen. Daneben bietet das MAP die Möglichkeit sich Bereiche individuell zu gestallten. Neben einer Zusammenstellung einer Favoritenliste können Themen „abonniert“ werden. Bei neuen Beiträgen erhält der Abonnent automatisch eine Nachricht. Auch lassen sich mit wenigen Klicks Übersichten zu für einen persönlich wichtigen Dokumenten, Foren, Wikis usw. erzeugen. Um den Einstieg zu diesen für die meisten neuen Werkzeuge zu erleichtern, werden von der FüAk über die aktuellen Meldungen in Zukunft Kurzanleitungen und Nutzungsempfehlungen gegeben. „Behördenintranet“ innerhalb des MAP In das MAP sind alle Behörden mit ihren individuellen Strukturen und Standorten eingepflegt. Bei Bedarf kann für jede Behörde ein zusätzliches Intranet eingerichtet werden, welches nur von den Mitgliedern dieser Behörde eingesehen werden kann. Hier sind dann ausschließlich Informationen abzulegen, die nicht allen Portalbesuchern zur Verfügung stehen sollen. So sind z. B. im internen Intranet der FüAk Informationen zum Qualitätsmanagement eingestellt, welche nur für FüAk Mitarbeiter relevant sind und daher auch nur von diesen eingesehen werden können. Der Einsatz gibt bei den Behörden Sinn, die bereits jetzt parallel zum Intranet des StMELF eigene Intranets betreiben und regelmäßig Informationsbedarf nur für ihre Behörde haben. Damit entfallen die Pflege und der Betrieb weiterer Systeme. AA Abbildung 1: Ausschnitt des behördenübergreifenden Themenkatalogs Neue Werkzeuge verbessern Kommunikation Im MAP stehen Werkzeuge der Web 2.0-Technologien zur Verfügung (siehe Beitrag zu Werkzeuge in Social Media, Seite 10 ff in diesem Heft). Damit können sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Foren, Wikis oder Umfragen selbst 8 Rückblick und Ausblick Alle Verwaltungen des Ressorts waren bei der Sichtung verschiedener Softwareprodukte als Ersatz für das bestehende Intranet beteiligt. Die Entscheidung fiel dann auf das Produkt „OfficeNet“ der Firma Seitenbau. OfficeNet wurde im Auftrag des Bundesverwaltungsamtes entwickelt und ist daher speziell für Behörden ausgerichtet. OfficeNet ist schon bei zahlreichen anderen Behörden, wie z. B. dem Bundeskanzleramt, im Einsatz und wird kontinuierlich modular weiter entwickelt. Durch dieses Vorgehen teilen sich die verschiedenen Behörden die Weiterentwicklungskosten. Unser Ressort hat hier u. a. die Lösung des zusätzlichen „Behördenintranets im MAP“ angestoßen und finanziert. Die zentrale Portalkoordination (ZPK) für das StMELF ist an der FüAk im Sachgebiet Web-Dienste, Anwendungsentwicklung angesiedelt. Das MAP wird bereits im Produktivsystem betrieben, SUB 4-5/2015 MITARBEITER PORTAL MITARBEITERPORTAL AA Abbildung 2: Ausschnitt der Startseite MAP eines Konkreten Nutzers d. h. es ist voll einsatzfähig. Die meisten Inhalte für den Themenkatalog kommen aus dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und den Landesanstalten. Das StMELF, die Landesanstalten für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau sowie Wald und Forstwirtschaft, das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern und die FüAk waren als Pilotbehörden an der Gestaltung, Erprobung und Weiterentwicklung beteiligt und erstellen bereits Inhalte im MAP. Die FüAk nutzt das „Intranet“ im MAP seit einem Jahr aktiv und es hat sich zu einem intensiv genutzten und akzeptierten Informations- und Arbeitsmedium entwickelt. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass ab 1. Oktober 2015 neue Inhalte nur noch im MAP bereitgestellt werden und der Großteil der Inhalte aus dem alten Intranet überführt ist. Bis zu diesem Zeitpunkt sind alle Behörden des Ressorts durch die ZPK als Organisation im MAP anzulegen und die Mitarbeiterdaten einzulesen. Die Aufbereitung der Mitarbeiterdaten über das Webtool erfolgt dann durch die Behörden selbst. Am 1. Oktober 2015 sollen dann alle Kolleginnen und Kollegen beim Hochfahren ihres Rechners automatisiert im System angemeldet werden und auf der Startseite ihre personalisierten Meldungen sehen. Der Zugang über eine Gastkennung ist im Behördennetz über https://map.stmelf.bybn.de/ möglich. DR. HORST NEUHAUSER GÜNTHER MEINGASSNER STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN [email protected] [email protected] Tastenkürzel für Windows Durch die Verwendung von „Tastenkürzel“ können Sie in Windows (auch z. T. Word, Excel, ...) Befehle ausführen, ohne dass Sie mit der Maus hantieren müssen. Das geht in der Regel schneller. Einfügen: Ausschneiden: Zurück: Drucken: SUB 4-5/2015 Strg + V Strg + X Strg + Z Strg + P Texte bearbeiten: • Fett: Strg + B • Unterstreichen: Strg + U • Kursiv: Strg + I Wiederholen: Strg + Y Öffnen: Strg + O Fenster minimieren/maximieren: Windows-Taste + Pfeil nach unten/oben Kopieren: Strg + C Speichern: Strg + S Suchen: Strg + F Neu: Strg + N Windows Explorer öffnen: Windows-Taste + E Wechsel zum Desktop: Windows-Taste + D Windows-Hilfe: Windows-Taste + F1 Zwischen Fenstern wechseln: Alt + Tabulator Beenden: Alt + F4 Programm-Wechsel: Alt + Esc Screenshot: Druck-Taste Endgültig Löschen: Umschalt + Entf 9 MITARBEITERPORTAL Werkzeuge in Social Media MITARBEITER PORTAL Was bietet unser Mitarbeiterportal? von DR. HORST NEUHAUSER: Social Media verfügen über eigene Werkzeuge und Kommunikationsmethoden, deren Begrifflichkeiten für Außenstehende oft neu sind. Auch das neue Mitarbeiterportal (MAP) im Geschäftsbereich arbeitet damit. Nachfolgender Beitrag stellt umfassend dar, welche Werkzeuge in Social Media angeboten werden und welche davon im MAP abgebildet sind. Manche gängige Werkzeuge lassen sich auch durch Methoden ersetzen. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) hat in seinem Leitfaden „Unternehmen 2.0: kollaborativ. innovativ. erfolgreich. – Ein praktischer Leitfaden zur Optimierung der Kommunikation, Informations- und Wissensspeicherung in Unternehmen und im Austausch mit Geschäftspartnern“ die heute vorhandenen Werkzeuge im Bereich Social Media beschrieben. Der Artikel gibt im Wesentlichen diesen Leitfaden von BITKOM wieder und stellt die sog. Werkzeuge der Business Collaboration vor. Dabei sind sowohl Methoden als auch Werkzeuge gleichermaßen für den Erfolg verantwortlich. Profile Profile in Social Media allgemein dienen zur Darstellung der eigenen Person, zum Auffinden von Experten und somit zum Aufbau bzw. Pflege des eigenen Netzwerks. In Business Collaboration-Werkzeugen verfügt jeder Benutzer über eine sogenannte Profilseite. Dort kann er seine Kontaktinformationen veröffentlichen, sich vorstellen, sich beschreiben und darstellen. Je nach Ausgestaltung der Plattform kann der Benutzer dort seinen persönlichen Status bzw. seine aktuellen Aktivitäten kommunizieren oder auch Fotos oder Videos veröffentlichen. Tags oder Schlagworte haben hier eine besondere Bedeutung und dienen der Beschreibung der Interessen, des Fachgebiets und der Fähigkeiten einer Person. Sie helfen so bei der Suche nach Experten in einem Unternehmen. Darüber hinaus dienen diese Tags für Vorschläge zur Erweiterung des eigenen Netzwerks. Im neuen Mitarbeiterportal in unserem Geschäftsbereich (MAP) gibt es eine Profilseite. Die Basisdaten werden zentral gefüllt. Zudem kann jeder freiwillig zusätzliche Angaben zu sich, seinen Aufgaben, seinen Interessen usw. machen. Selbstverständlich kann auch auf freiwilliger Basis ein Profilbild hochgeladen werden. Communities Eine Community ist eine Personengruppe mit einer gemeinsamen, thematischen Basis. Die Basis sind zum Beispiel über- 10 einstimmende Interessen, ähnliche Zuständigkeiten oder überschneidende Wissensgebiete, Zusammenarbeit und die Kommunikation zum gemeinsamen Themenschwerpunkt. Besonders der gegenseitige Austausch zwischen den Mitgliedern grenzt eine Community zu anderen Kommunikationswerkzeugen ab. In einer Community werden verschiedene Werkzeuge des Business Collaboration wie Foren, Blogs und Wikis für die Kommunikation kombiniert. Die Communities sind somit die Klammer um verschiedene Business Collaboration-Werkzeuge. Facebook ist derzeit wohl die bekannteste Online-Community. Im Unternehmen könnte man sich Communities für den Einkauf, die IT oder andere Fachbereiche schaffen. Im MAP können Teamräume eingerichtet werden, auf die nur ausgewählte Personen Zugriff haben. Das Anlegen und Administrieren ist aber aufwändig und sollte deshalb nicht zu häufig eingesetzt werden. In den meisten Fällen reichen Bereiche im öffentlichen Teil aus. Microblogging oder Blogging Microblogs sind kleine Log-Bücher im Web, in denen sehr kurze, reine Textmeldungen veröffentlicht werden. Mit den Meldungen teilen Nutzer die aktuellen Geschehnisse in ihrem Netzwerk mit oder geben Auskunft über ihren Status oder ihre Aktivitäten. Damit fördert Microblogging sowohl die direkte, als auch die indirekte Kommunikation. Der Nutzer abonniert die für ihn relevanten Microblogs, das sogenannte Following, und baut sich so sein Informationsnetzwerk auf. Alle Beiträge der abonnierten Microblogs werden dann in umgekehrter chronologischer Reihenfolge in einer Übersicht zusammengeführt. Die Beiträge eines Autors können durch einen sogenannten »Retweet« oder »Teilen« für die eigenen Abonnenten – das eigene Netzwerk – empfohlen werden. Dadurch erhöht sich die Reichweite einer Nachricht über die Grenzen des Netzwerkes des Verfassers hinaus und Diskussionen oder Meinungen zu Themen werden gefördert. Twitter ist der bekannteste Anbieter für diesen Dienst. »Twitter ist ein Echtzeit-Informationsnetzwerk, das Dich mit den neuesten Geschichten, Ideen, Meinungen SUB 4-5/2015 und Nachrichten über das verbindet, was Du interessant findest.« In dieser Form ist Microblogging nicht vorhanden. Als Alternative eignet sich bedingt das Forum oder die Dokumentenliste (nur für Personen mit Redakteursrechten). Blog ist die Kurzform zu Weblog, welches eine Kreuzung der Wörter Web und Logbuch ist. Weblogs sind Kommunikations- und Reflexionsmittel oder Informationsspeicher. Blogs für spezielle Projekte oder Teams unterstützen den Wissensaustausch und die Speicherung für spätere Referenzen. Unter Berücksichtigung des veränderten Prinzips des Informationsempfangs bieten Weblogs die Möglichkeit, E-Mails stellenweise zu ersetzen. Im Gegensatz zu diesen entscheidet der Nutzer selbst, wann er sich zu bestimmten Projekten oder Themen informieren möchte und erhält nicht eine Vielzahl von E-Mails, welche dann unsortiert und verteilt im Postfach liegen. Dies reduziert die Anzahl der erhaltenen E-Mails und fördert durch die Reduktion von Rundmails an viele Adressaten das effektive Zusammenarbeiten in Teams. Zusätzlich stehen die gespeicherten Informationen auch zu einem späteren Zeitpunkt weiteren Interessierten zur Verfügung. Entsprechend verringert sich der Organisationsaufwand für die Verteilung von Wissen, und dem Mitarbeiter wird eine Möglichkeit zu kontextabhängigen Unterstützung gegeben. Die Beiträge in einem Weblog werden in umgekehrter chronologischer Reihenfolge dargestellt, so dass der aktuellste Beitrag stets an erster Stelle steht. Meistens wird den Lesern auch die Möglichkeit gegeben, die Beiträge zu kommentieren und zu bewerten. Aus dieser Funktion kann der Austausch über den Inhalt und die Meinungen des Autors oder der Leser entstehen. Auch diese Form ist im MAP nicht angeboten. Als Alternativen eignen sich Foren, z. T. Wikis oder für Redakteure Dokumentenlisten usw. Gemeinsam Arbeiten im Wiki In einem Wiki erstellen und bearbeiten verschiedene Personen gemeinsam »Dokumente« in Form einer oder mehrerer verlinkter Webseiten, sog. Artikel. Über die Zusammenarbeit der verschiedenen Personen erreicht ein Wiki ein hohes Maß an inhaltlicher Tiefe und Qualität. Aus diesem Grund ist der vorwiegende Nutzen von Wikis das unternehmensinterne Wissensmanagement – die Aufbereitung und Bereitstellung von Informationen. Das Schreiben, Verändern oder Löschen solcher Artikel benötigt keine speziellen Kenntnisse und wird vergleichbar zu einem Textverarbeitungsprogramm realisiert. Zur besseren Erstellung einzelner Artikel können den Nutzern Vorlagen zur Verfügung gestellt werden, welche die Benutzbarkeit vereinfachen und die Darstellung vereinheitlichen sollen. Zur Sicherung der Beitragsqualität besitzen Wikis umfassende Möglichkeit zur artikelbezogenen Diskus- SUB 4-5/2015 sion und Versionierung. Das prominenteste Beispiel aus dem Internet ist sicherlich Wikipedia. Die Standardrubrik „Wiki“ ist vorhanden und kann von den Publikationsredakteuren eingerichtet werden. Allen Nutzern des MAPs steht es dann offen, dort Beiträge einzustellen, zu ergänzen oder zu korrigieren. Diskutieren im Forum Ein Forum dient der Diskussion eines eingegrenzten Themenbereiches, in dem Fragen und Beiträge diskutiert werden. Der strukturierte Meinungsaustausch zwischen den Nutzern steht dabei im Vordergrund. Stellt ein Nutzer in einem Forum eine Frage oder bittet um die Meinung der anderen Forumsmitglieder, können diese antworten oder ihre Meinung darlegen. Der Verlauf des Austauschs wird chronologisch dargestellt und kann so zu einem späteren Zeitpunkt nachvollzogen werden. Jede Diskussion hat ihren eigenen Strang (sog. Threads), so dass Diskussionen nicht vermischt werden. Die einzelnen Diskussionsverläufe sind in einem übergeordneten Themencluster sortiert. Die Standardrubrik „Forum“ ist vorhanden und kann von den Publikationsredakteuren eingerichtet werden. Alle Nutzer des MAPs können sich an den Diskussionen beteiligen. Dateien/Fileablage für Anhangdokumente Allgemein Wenngleich Business Collaboration mit neuen Medien und Werkzeugen die Kommunikation unterstützt, liegen Informationen auch als Dokumente vor. So werden Konzepte, Anleitungen, Broschüren oder ähnliches auch zukünftig als Dokumente vorliegen. Daher sind Werkzeuge zum Austauschen, Bearbeiten und Organisieren von Dokumenten auch als Business Collaboration-Werkzeuge gefragt. Mit der Dateiablage soll die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten sowie das Finden und Nutzen von Dokumenten unterstützt werden. Mit der Dateiablage eines Business Collaboration-Werkzeuges können Dateien abgelegt, gespeichert, Ordner und Unterordner zur Strukturierung genutzt werden, sowie Verlinkungen auf andere Dateien abgelegt werden – also klassische Funktionen, wie man sie auch aus der Dateiablage auf dem Computer kennt. Zusätzliche Dokumentenmanagementfunktionen erweitern die Möglichkeiten der Dateiablage. Zum Umfang zählen eine automatische Versionierung, Benachrichtigung, sowie Sperr- und Freigabefunktionen. Auch können durch Tagging und Metadaten die Dokumente um Beschreibungen erweitert werden. Im MAP können Dokumente als Anhangdokumente eingefügt werden. Sie sind aber bei Änderungen nachzupflegen. Eine Dokumentenmanagementfunktion ist nicht inte griert. Diese Möglichkeiten bietet künftig die eAkte. 11 MITARBEITER PORTAL MITARBEITERPORTAL MITARBEITER ENERGIE PORTAL MITARBEITERPORTAL Lesezeichen/Bookmarks/Dogears In Sammlungen für Lesezeichen werden Links zu Beiträgen, News, Artikeln, Diskussionen etc. gesammelt. Diese können mit Zusatzinformationen versehen werden und ermöglichen somit eine Strukturierung und Organisation der Informationen. Mit Lesezeichen werden die wichtigen Beiträge im Internet und dem Unternehmensnetzwerk gesammelt. Ein Nutzer kann auf diese Weise seinen persönlichen Wissensspeicher vervollständigen. Teilweise können die Lesezeichensammlungen auch veröffentlicht und anderen Benutzern zur Verfügung gestellt werden. Damit erleichtert man die Weitergabe von relevanten Informationen an die eigenen Kontakte/an das eigene Netzwerk. Jeder Mitarbeiter kann sich im MAP persönliche „Abonnements“ zu bestimmten Themen zusammenstellen und Lesezeichen für bestimmte Artikel benutzen. Aktivitäten/Projekte managen Ein Projekt ist ein einmaliges Vorhaben, welches aus Teilaufgaben oder Aktivitäten besteht und ein klar definiertes Ziel verfolgt. Das Projektziel wird dabei von den Rahmenbedingungen Zeit, Ressourcen und Ergebnisqualität beeinflusst. Betrachtet als Business Colloboration-Werkzeuge sind Projekte oder Aktivitäten die technische Ausgestaltung der oben genannten Projektdefinition. Projekte sind dabei oft Communities zugeordnet, (siehe auch die Beschreibung des Werkzeugs »Communities«), deren Basis das gemeinsame Projektziel ist. Der Funktionsumfang von Projekten reicht von einfachen Ordnern mit einigen zusätzlichen Feldern für die Termin- und Zielbeschreibung bis hin zu komplexen Projektmanagementwerkzeugen, in denen Terminpläne, Ressourcen und Dokumente verwaltet werden können. Aktivitäten sind klar definierte Aufgaben. Aufgaben haben i.d.R. eine Arbeits- und Zielbeschreibung, Anfangs- und Endtermin, einen Status, Notizen, sowie einen oder mehrere Bearbeiter. In einem Business CollaborationWerkzeug ist eine Aufgabe ein Objekt, welches in Projekten oder über Aufgabenlisten verwaltet werden kann. Verschiedene Sichten auf die Aufgaben ermöglichen die Bündelung von Aktivitäten zur »Persönlichen Aufgabenliste «, »Projektliste« o.ä. Im MAP ist kein Projektmanagementsystem, wie beispielsweise MS-Projekt, hinterlegt. Wie oben beschrieben können aber verschiedene Werkzeuge des MAP zur Unterstützung eingesetzt werden. Sinn gibt oft, eine Rubrik anzulegen und darunter dann die notwendigen Werkzeuge anzuordnen. Kennzeichnen mit Tagging Tagging ermöglicht die Kennzeichnung existierender Inhalte und dient somit nicht zur Erstellung von neuen Inhalten – 12 anders als die anderen Business Collaboration-Werkzeuge. Sinn und Zweck des Taggings ist die Strukturierung/Attributierung und somit das Wiederfinden von Informationen zu ermöglichen und zu vereinfachen. Beim Tagging werden Beiträgen, Informationen und sonstigen Datenschnipseln Schlüsselwörter als Metadaten hinzugefügt. Die möglichen Schlüsselwörter können dabei vom Unternehmen vorgegeben, als auch von den einzelnen Nutzern selbst definiert werden. Die Unternehmens- und Autorentaxonomie wird um die persönliche Taxonomie erweitert. Damit können Nutzer Personen, Unterlagen und Informationen in Abhängigkeit der Relevanz für ihre aktuelle Aufgabe selbst kennzeichnen. Mit der Erweiterung der Suchfunktionen um diese Tags können andere Nutzer diese Informationen schneller finden und ihren Nutzen klassifizieren. Indem persönliche Tag-Listen mit Kollegen geteilt werden, entstehen Verbindungen von Personen und Dokumenten, welche über die zugewiesenen Tags identifiziert werden können und eine neue Struktur erschaffen. Mit Hilfe von »Tag Clouds« können vielfach verwendete Tags optisch aufbereitet dargestellt werden. Je häufiger ein Tag benutzt wurde, desto stärker wird er hervorgehoben. Im MAP ist diese Form nicht vorhanden. Allerdings gibt es eine gute Suchfunktion. Activity-Streams als Pinnwand Acitivity-Streams stellen die Aktivitäten eines Business Collaboration-Werkzeugs in chronologischer Reihenfolge dar. Dabei steht der neueste Beitrag an oberster Stelle. Der Activity-Stream ist somit eine Pinnwand, mit der sehr schnell ein Überblick der Ereignisse im Netzwerk erlangt werden kann. Ein Beitrag in einem Activity-Stream stellt i. d. R. folgende Informationen dar: „Informationen zum Nutzer, der einen Beitrag verfasst hat oder eine Aktivität durchgeführt hat: Name und Foto“ „Zeitpunkt, an dem das Ereignis stattfand“ „Zusammenfassung des Beitrags oder Ereignisses“ Vom AcitivtyStream erreicht man dann die entsprechenden Aktivitäten und Beiträge im Business Collaboration-Werkzeug. Mit den Funktionen »Teilen«, »Weiterempfehlen«, »Merken «, »Interessant« oder »Kommentieren« kann man den Beitrag in seinem Netzwerk sehr einfach bekannt machen oder mit der Diskussion starten. Im MAP gibt es mehrere Formen, die dem Überblick dienen und auf der persönlichen Startseite dargestellt werden: AAMeine aktuellen Meldungen: Diese Meldungen sind personalisiert. Hier werden alle Neuerungen, denen man im allgemeinen Themenkatalog zugeordnet ist, aufgeführt. AAMeldung für alle: Diese Meldungen (Hausmitteilungen) erhalten alle Kollegen, die einer bestimmten Einheit zugeordnet sind. SUB 4-5/2015 AAKürzlich Publiziert: Hier werden alle im Portal öffentlich zugänglichen Beiträge in chronologischer Reihenfolge dargestellt. Umfragen/Polls zur schnellen Meinungsabfrage Umfragen ermöglichen eine schnelle und strukturierte Abfrage von Meinungen und Abstimmung von Fragestellungen. Business Collaboration-Werkzeuge ermöglichen üblicherweise einfache Umfragen und klar strukturierte, graphische Auswertungen. Meist können mehrere Fragen kombiniert werden. Pro Frage stehen Freitextantworten und Optionen zur Auswahl von einer oder mehreren Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Bei den Umfragen kann i.d.R. auch gesteuert werden, ob der aktuelle Stand der Umfrage sichtbar ist oder nicht. Die Standardrubrik „Umfrage“ ist vorhanden und kann von den Publikationsredakteuren eingesetzt werden. Instant Messaging/Chat Beim Instant Messaging erfolgt eine direkte und unmittelbare Kommunikation zwischen zwei oder mehr Kommunikationspartnern. Mit wenigen Sätzen werden kurze und knappe Informationen ausgetauscht und diskutiert. I.d.R. erwartet der Sender vom Empfänger eine Antwort innerhalb der nächsten Minuten. Somit ist die Kommunikation zwar leicht zeitversetzt, kann jedoch noch als gleichzeitig angesehen werden. Vom Grundsatz findet dabei keine Speicherung der Unterhaltung statt. Bei Instant Messaging melden sich die Nutzer im entsprechenden Werkzeug an. Über ein Verzeichnis und persönliche Adressbücher sind dann alle Nutzer des Instant Messagings auffindbar und kontaktierbar. Hat ein Nutzer Bedarf an einem »Gespräch« mit einem oder mehreren Personen, wählt er diese an und kann dann sein Anliegen mit ihnen in schriftlicher Form diskutieren. Beim Chat ist zwar auch eine Anmeldung notwendig, jedoch werden beim Chat sog. Räume angeboten. Möchte ein Nutzer sich mit anderen Personen austauschen, so muss er einem Chat-Raum beitreten. Im Chat-Raum sind dann alle Nachrichten für alle sichtbar. Die Chat-Räume sind thematisch organisiert. Noch nicht umgesetzt. Es laufen aber mit der Herstellfirma und anderen Nutzern des Systems Diskussionen, dies zu implementieren. Videokonferenzen ersetzen Dienstreisen Das Ziel eines Videokonferenzsystems ist, die Teilnehmer von physisch verschiedenen Orten in einem Konferenzraum zu vereinen, fast so als wäre es ein physisches Treffen. Videokonferenzen eignen sich daher für eine Vielzahl von Meetings, bei denen es auf Gestiken und Mimiken der an- SUB 4-5/2015 deren Teilnehmer ankommt, oder ein annäherndes Konferenzerlebnis erzeugt werden soll. In einer Videokonferenz steht eine Art virtueller Konferenzraum zur Verfügung. Die Teilnehmer der Konferenz wählen sich über die Endgeräte an den verschiedenen Standorten in die Konferenz ein. Als Endgerät kann entweder ein Computer mit WebCam und Headset oder ein professionelles Videokonferenzsystem genutzt werden. Die einzelnen Bilder und Tonsignale der verschieden Teilnehmer werden im virtuellen Besprechungsraum angezeigt bzw. übertragen. Bei Videokonferenzen steht der situative Austausch im Vordergrund und optimiert die Abstimmung bei verteilten Teams. Durch die Nutzung von Videokonferenzen können physische Treffen und die damit verbundenen Aufwände für Reisen reduziert werden. Im MAP sind keine Videokonferenzen möglich. Im Geschäftsbereich ist derzeit ein System im Test und mehrere Behörden sind hierbei eingebunden. Screensharing Beim Screensharing werden die Bildschirme der Teilnehmer in einem virtuellen Besprechungsraum geteilt. Damit können Inhalte gemeinsam bearbeitet und Hilfestellungen direkt vor Ort durchgeführt werden, ohne dass sich die Teilnehmer physisch an einem Ort treffen müssen. Beim Screensharing kommen mehrere Personen auf einem Screensharing-System zusammen. Die Teilnehmer wählen sich ähnlich der Videokonferenz in einen virtuellen Besprechungsraum ein. Dabei werden die Bildschirme der Teilnehmer bzw. nur eines Teilnehmers übertragen. Alle Teilnehmer sehen so die gleichen Inhalte. Viele Systeme bieten auch die Möglichkeit, dass die Teilnehmer über ihre Tastatur und Maus auf den gemeinsamen Bildschirm zugreifen und letztlich den entfernten PC bedienen. Im MAP nicht realisiert. Z. T. wird Screensharing im Geschäftsbereich aber genutzt, z. B. bei der Unterstützung durch die Hotline der FüAk. DR. HORST NEUHAUSER STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN [email protected] „Wir unterschätzen das, was wir haben und überschätzen das, was wir sind.“ Marie von Ebner-Eschenbach 13 MITARBEITER PORTAL MITARBEITERPORTAL MITARBEITERPORTAL Von Lehrern für Lehrer „Portal für Lehrkräfte“ im Mitarbeiterportal erleichtert die Unterrichtsvorbereitung MITARBEITER PORTAL von GUDRUN SCHMALHOFER, ANDREA STÜTZLE und ELISABETH HERMANNSDORFER: Steigende Informationsflut und hoher Aufgabendruck erschweren den Lehrkräften an den Landwirtschaftsschulen eine solide Unterrichtsplanung. Um die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten, wurde ein Projekt etabliert mit dem Ziel, im Mitarbeiterportal Unterrichtshilfen aufzubereiten, zu bündeln und im sog. „Portal für Lehrkräfte“ zur Verfügung zu stellen. Das fördert die Vernetzung untereinander und erleichtert die Unterrichtsvorbereitung. Ab dem Wintersemester 2015/2016 kann der neue Arbeitsbereich im Mitarbeiterportal genutzt werden. Im Januar 2013 richtete das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ämterübergreifend sechs Fachschaften ein. Damit verbindet sich das Ziel, den Austausch zwischen den Lehrkräften der Landwirtschaftsschulen zu stärken, und in einem fortlaufenden Prozess die Qualität des Unterrichts auf hohem Niveau zu halten. Zusätzlich wurde im Juni 2014 eine zweijährige Projektstelle geschaffen. Sie dient der Konzeption, Implementierung und Betreuung des neuen Portals für Lehrkräfte. Seither arbeiten die Diplom-Pädagogin Gudrun Schmalhofer und die Agraringenieurin Andrea Stützle mit Hochdruck am Aufbau dieser Plattform und betreuen sie redaktionell. Wo ist das „Portal für Lehrkräfte“ zu finden? Das Portal für Lehrkräfte ist innerhalb des neuen Mitarbeiterportals (MAP) im Themenbereich „Bildung“ angesiedelt. Über die Navigation „Landwirtschaft“ oder „Hauswirtschaft“ gelangt man zu den verschiedenen Unterrichtsfächern an den Landwirtschaftsschulen. Weiter geht es über die Sachthemen hin zu den einzelnen Unterrichtsstunden (siehe Abbildung). Alle Themen sind rasch zu finden: Der Aufbau des Portals für Lehrkräfte orientiert sich an der Struktur der Lehrpläne. Alternativ kann die Funktion der Volltextsuche im Mitarbeiterportal genutzt werden. Startseite des Mitarbeiterportals -> Themenka- Bildungsrichtung: Landwirtschaftsschule, Unterrichtsfach: Familie, Persönlichkeit und talog -> -Bildung -> Portal für Lehrkräfte Abteilung Hauswirtschaft hauswirtschaftlliche Betreuung Sachthema: Entwicklung und Förderung vom Übersicht zur Unterrichtsstunde: Entwick- Zentraldokument: Entwicklungsstufe Kleinkind Säugling bis zum Jugendlichen lungsstufe Kleinkind AA Abbildung: Navigation durch das Portal für Lehrkräfte am Beispiel einer Unterrichtshilfe für die Landwirtschaftsschule, Abteilung Hauswirtschaft 14 SUB 4-5/2015 Wer profitiert davon? Mit der Bereitstellung der Unterrichtsmaterialien wird der Anspruch unterstützt, stets aktuelle Unterlagen auf fachschulgerechtem Niveau und mit möglichst geringem Zeitaufwand zur Hand zu haben. Jede Lehrkraft kann von der einen oder anderen Anregung der Kolleginnen und Kollegen profitieren, nach Bedarf die Materialien nutzen bzw. unkompliziert modifizieren. Es sind aber insbesondere die jungen Lehrkräfte, die eine wertvolle Hilfe erhalten, um sich rasch in ein Thema einzuarbeiten und auf dieser Basis ihren persönlichen Unterricht zu gestalten. Gleiches gilt für Lehrkräfte, die kurzfristig ein neues Fach unterrichten sollen, sei es als zusätzliche Aufgabe, als Vertretung im Krankheitsfall oder ähnliches. Ihnen bleibt keine Zeit für eine langwierige Unterrichtsvorbereitung. Darüber hinaus wird an die Einbindung von Drehbüchern für einzelne Schultage gedacht, an Arbeitsanweisungen für den fächerübergreifenden Unterricht und an die Bereitstellung exemplarischer Arbeiten für die Meisterprüfung (Wirtschafterarbeit, Arbeitsprojekt), an Datenbanken für Literatur, Bilder und Filme etc. Und schließlich ist die Einrichtung von Foren/Teamräumen geplant, die eine direkte Kommunikation aller Partner im Bildungsbereich des Ministeriums erlaubt. Wie kann das Portal nun wachsen? Die Fachschaftsleiterinnen und -leiter haben bereits einen Teil der Lehrkräfte aufgerufen, sich in Absprache mit dem Projektteam ein Thema auszusuchen, zu bearbeiten und einzureichen. Die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen blieb aber eher verhalten. Das mag einerWas beinhaltet das Portal? seits an den Arbeitsspitzen des laufenden WintersemesAlle neuen Unterrichtsmaterialien werden in sogenannten ters bzw. Schuljahres liegen (Oktober bis März), andererZentraldokumenten – mit dem Kürzel ZD – einheitlich aufbe- seits daran, dass das Projekt erst in den Startlöchern reitet. Auf die ersten, einführenden Seiten folgen alle vorhan- steht und weder der Aufbau des Portals noch exemplaridenen Informationsmaterialien zum Thema. Das können sche Dokumente als Referenz bislang eingesehen werLehrskizzen sein oder vollständige Lehrdarstellungen, also mit den konnten. Ablaufplanung, Tafelanschrift, Arbeitsblättern, Umdrucken Ein weiterer, ergänzender Ansatz, aktuelle Unterrichtsund weiterführenden Hinweisen, aber auch PowerPoint-Prä- materialien zu erstellen, entstammt der Idee, die fachlichen sentationen, MindMaps oder spezielle Handouts. Daneben Fortbildungen mit der methodisch-didaktischen Aufbereifinden sich Anleitungen und Anwendungen zu fachspezifi- tung von Unterrichtsmaterialien stärker zu koppeln. Dabei scher Software. Auch Prüfungsaufgaben vergangener Jahre werden von aussagekräftigen Motiven aus der Praxis auch mit Lösungen werden aufgeführt und anderes mehr. Fotos und Filme angefertigt. Konrad Wagner hat dies in seinem Artikel „Fortbildungseinheiten mit mehr Praxisbezug“ in „Schule und Beratung“ dargestellt (Ausgabe 11-12/2014, S. 54 – 56). Das Projektteam ist in jedem Fall zuversichtlich, dass die Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit wächst: Mit der Umstellung des Mitarbeiterportals von der Testversion auf das Produktivsystem wird auch das „Portal für Lehrkräfte“ auf technisch stabile Beine gestellt. Nun können die ersten Ergebnisse eingesehen und begutachtet werden. Und nicht nur das. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten des „Feedbacks“, der Anpassung, Korrektur, Ergänzung. Schließlich wird auch der Gefahr, dass alte Dokumente in den Tiefen der digitalen Systeme unangetastet schlummern, durch eine befristete GültigAA Ob Buffet oder Portal für Lehrkräfte – bringt jeder einen guten Beitrag, profitieren alle davon keitsdauer ein Riegel vorgeschoben. SUB 4-5/2015 15 MITARBEITER PORTAL MITARBEITERPORTAL MITARBEITERPORTAL Infobox: Anforderungen an die eingehenden Unterrichtshilfen MITARBEITER PORTAL • v or der Zusendung von Unterrichtsmaterialien bitte die Themenauswahl mit dem Projektteam abklären • pro thematischer Ausarbeitung eine Mail • angeben, an welcher Stelle die eingereichten Materialien sinnvoll zuzuordnen sind (vgl. Sachthemen bzw. Handlungsfelder im Lehrplan) • Materialien möglichst als Lehrdarstellung/Lehrskizze einreichen (einschließlich Tafelanschrift, Arbeitsblätter, Präsentationen etc.) • Urheber- und Nutzungsrechte bedenken oTextquellen nennen bzw. Zitierregeln beachten o bei Bildern und anderen Medien zumindest die Her- kunft angeben (daher sind eigene Fotos mit entspre- chenden Nutzungsrechten sehr willkommen) • weiterführende Hinweise (Literatur, Links etc.) mit angeben Unser Credo Lehrkräfte haben Vorbildfunktion, sie sollen kompetent sein und aktuelles Wissen gut vermitteln können. Es entlastet und beruhigt, wenn für den Unterricht gute Materialien rasch zur Hand sind. Das soll das neue „Portal für Lehrkräfte“ leisten. Dafür benötigen die Projektmitarbeiterinnen aber die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen! ANDREA STÜTZLE GUDRUN SCHMALHOFER ELISABETH HERMANNSDORFER STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN (FÜAK) [email protected] Outlook statt Doodle – Onlineplattform birgt Sicherheitsrisiken Doodle birgt Sicherheitsrisiken und soll in Zukunft nicht mehr verwendet werden. Das teilten die Datenschutzbeauftragten des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) mit. Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes haben mit der windowsbasierten Anwendung „Outlook“ bereits ein geeignetes Programm, um Termine zu koordinieren. Sie sollen Terminabsprachen zukünftig nur noch mit diesem Kalenderprogramm durchführen. Doodle ist eine webbasierende Onlineplattform, die es den Nutzern erlaubt, Terminabsprachen kleinere Umfragen usw. online durchzuführen. Wo früher 16 unzählige Rundmails gesendet werden mussten, um einen geeigneten Termin für alle Betroffenen zu finden, reicht eine zentrale Doodle-Umfrage aus. Vor allem in eng gestrickten Zeitrahmen hat sich dieses Programm bewährt – auch die öffentliche Verwaltung nutzt es. „Doch es ist nicht alles Gold was glänzt“, sagt Dr. Horst Neuhauser, Leiter der Abteilung Z an der Staatlichen Führungsakademie (FüAk). Hinter „Doodle“ verberge sich ein profitorientiertes Unternehmen. „Wer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bestätigt, ermöglicht es dem Anbieter, die gesendeten Daten kommerziell weiter zu verwenden. Diese Daten werden auf einer Datenbank in der Schweiz gespeichert und befinden sich damit außerhalb des Geltungsbereiches der EU“, informiert Neuhauser. Zu den persönlichen Daten, die Doodle nutzt, zählen unter anderem Name, Adresse, Geburtsdatum und E-Mail-Adresse. Daher warnen Datenschützer davor, die Onlineplattform dienstlich zu verwenden. Die Gefahr, sensible Daten unkontrolliert weiterzugeben, sei unkalkulierbar. Thomas Müller, AELF Bad Neustadt Josef Haslbeck, AELF Rosenheim Franz Brunner, AELF Landshut Johannes Schrems, AELF Bayreuth SUB 4-5/2015 MITARBEITERPORTAL Wer für wiederkehrende Sachverhalte immer wieder denselben Standardtext als E-Mails versenden muss, für den sind Schnellbausteine ein große Hilfe: Einmal eingerichtet lässt sich die E-Mail schnell aufrufen und anpassen: 1 Eine „Neue E-Mail-Nachricht“ aufrufen und unter „Text formatieren“ auf „HTML“ umstellen. 2 Die geplante E-Mail so erstellen, als würde man es in den Versand geben. 1 2 3 4 2 Den Text in der Mail markieren und in der Werk- zeugleiste das Symbol „Schnellbausteine“ auswählen In dem Pulldown-Menü ganz unten „Auswahl im Schnell- bausteine-Katalog speichern …“ (Pfeil) anklicken 5 Sofort geht ein Dialogfenster „Neuen Baustein erstellen" auf: Hier den Namen des Schnellbausteins vergeben, da sonst automatisch die Anrede übernommen wird (Pfeil). Mit OK bestätigen. 5 3 4 2 Schon ist der erste Schnellbaustein in Outlook erstellt. Wann immer Sie diese E-Mail schreiben wollen, öffnen Sie eine neue E-Mail, formatieren wieder in HTML und rufen unter Einfügen den Schnellbaustein auf. MONIKA MAIER STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN [email protected] Haben Sie auch Tipps und Tricks zur Arbeitserleichterung. Bitte schicken an [email protected] SUB 4-5/2015 17 MITARBEITER PORTAL Einfache Lösung bei wiederkehrenden E-Mails: Schnellbausteine AGRARSTRUK TUR Hochwasserschutz im ländlichen Raum Gruppen Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz AGRARSTRUKTUR von SIMON ÖSTREICHER und JOHANNES TREFFLER: Die Gruppen Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz (GLF) wurden an den sieben Bezirksregierungen ab Herbst 2013 neu eingerichtet. Sie bringen bei Hochwasserschutzvorhaben frühzeitig die Belange der Land- und Forstwirtschaft ein und sind Ansprechpartner für die Betroffenen und Behörden. Die GLF Schwaben war bisher vor allem bei regionalen Hochwasserschutzprojekten, der Hochwasserrisikomanagement-Planung und der Festsetzung von Überschwemmungsgebieten tätig. Die an der Donau geplanten gesteuerten Flutpolder sind ein neuer Arbeitsschwerpunkt. In den letzten Jahren haben sich in Bayern die sogenannten „Jahrhunderthochwasser“ gehäuft: Das Pfingsthochwasser 1999, die Augusthochwasser 2002 und 2005 und zuletzt das verheerende Junihochwasser 2013. Zudem hat das Schadenspotenzial in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen, da in einigen potenziellen Überschwemmungsbereichen Bau- und Gewerbegebiete verwirklicht wurden. Die Bayerische Staatsregierung hat deswegen im Juni 2013 ein erweitertes „Hochwasserschutzaktionsprogramm 2020plus“ mit einem Gesamtvolumen von 3,4 Mrd. Euro beschlossen. Im Rahmen dieses Programms sollen zukunftsorientierte Hochwasserschutzmaßnahmen, wie zum Beispiel der Bau von gesteuerten Flutpoldern und Hochwasserrückhaltebecken oder Deichrückverlegungen, umgesetzt werden. Belange der Land- und Forstwirtschaft vertreten Von den Hochwasserschutzvorhaben sind fast immer auch landwirtschaftliche Flächen und Wälder betroffen, sei es für Baumaßnahmen, als zusätzlicher Retentionsraum oder für ökologische Ausgleichsmaßnahmen. Die Staatsregierung setzt deswegen an den sieben Bezirksregierungen im Bereich Hochwasserschutz gezielt Mitarbeiter aus dem Geschäftsbereich des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) ein. Sie sollen die Belange der Land- und Forstwirtschaft frühzeitig bei den Planungen einbringen und als Ansprechpartner für betroffene Landwirte und Waldbesitzer dienen. Für diese „Gruppen Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz“ (GLF) 18 wurden bzw. werden insgesamt 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landwirtschafts- und Forstverwaltung sowie der Ländlichen Entwicklung an die Regierungen abgeordnet und zusätzlich ein Koordinator am StMELF eingesetzt. Diese 18 Vollzeitstellen sind für unsere Verwaltung „stellenneutral“, da für sie der schon jetzt zu erbringende Stellenabbau bis 2022 ausgesetzt wird. Beginnend mit Niederbayern im November 2013 bis zu Oberfranken im September 2014 sind jetzt alle sieben GLF eingerichtet. Sie sollen im Laufe des Jahres 2015 auf ihre endgültige Mitarbeiterzahl von je drei (in Südbayern) bzw. je zwei Vollzeitarbeitskräften (in Nordbayern) erweitert werden. Die Ausgangssituationen sind für die sieben GLF sehr unterschiedlich, je nachdem welche Hochwasserschutzmaßnahmen und sonstigen Projekte im jeweiligen Regierungsbe- AA Bild 1: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sieben GLF bei einer Exkursion zum Flutpolder „Weidachwiesen“ im Lkr. Oberallgäu (von rechts nach links) Rainer Prischenk, Regierung von Oberfranken; Susanne Winkler, Regierung von Niederbayern; Josef Huber, Regierung von Niederbayern; Karl Birk, Regierung von Niederbayern; Manfred Alzinger, Regierung von Oberbayern; Maria Stichlmair, Regierung von Mittelfranken; Dr. Michael Schwertl, Regierung von Oberbayern; Peter Schwappach, Regierung von Unterfranken; Dr. Stefan Kremb, Regierung der Oberpfalz; Michael Kaiser, StMELF; Simon Östreicher, Regierung von Schwaben (Foto: Michael Kaiser) SUB 4-5/2015 Infobox 1: Gruppen Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz (Stand April 2015) Mittelfranken Maria Stichlmair Niederbayern Karl Birk, Pablo Asensio, Josef Huber, Susanne Winkler Oberbayern Manfred Alzinger, Dr. Michael Schwertl Oberfranken Rainer Prischenk Oberpfalz Dr. Stefan Kremb Schwaben Simon Östreicher, Johannes Treffler Unterfranken Peter Schwappach Koordinator am StMELF Michael Kaiser zirk geplant und durchgeführt werden. Dementsprechend unterscheiden sich auch ihre Tätigkeitsbereiche. Nachfolgend beschreiben wir unsere Erfahrungen aus Schwaben. Hochwasserschutzprojekte in Schwaben Die Gruppe Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz an der Regierung von Schwaben in Augsburg hat Anfang 2014 unter Leitung von Simon Östreicher ihre Arbeit aufgenommen. Im Juni 2014 ist Johannes Treffler als Verstärkung dazu gestoßen und ab Mitte 2015 wird unser Team dann mit drei Mitarbeitern seine „Zielstärke“ erreicht haben. In der Zuständigkeit der Regierung von Schwaben liefen im Jahr 2014 keine großen Raumordnungs- oder Planfeststellungsverfahren im Bereich Hochwasserschutz, so dass sich für uns am Anfang erst die Frage stellte: „Wo sollen wir denn tätig werden?“ Nach einer ersten Vorstellungsrunde innerhalb der Regierung, bei den sieben schwäbischen Ämtern für Ernäh- AA Bild 2: Drosselbauwerk des Hochwasserrückhaltebeckens Putzmühle, Lkr. Aichach-Friedberg SUB 4-5/2015 rung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF), dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Schwaben und den Wasserwirtschaftsämtern (WWÄ) Donauwörth und Kempten wurde aber schnell klar, dass es für uns in Schwaben mit vielen kleineren und mittleren Hochwasserschutzprojekten genügend Betätigungsfelder gibt. Diese Vorhaben werden von den Landratsämtern planfestgestellt und von den WWÄ bzw. bei Gewässern 3. Ordnung von den Kommunen als Vorhabensträger umgesetzt. Einige dieser laufenden Projekte haben bereits eine längere Vorgeschichte und sind durch Klagen von Grundstückseigentümern ins Stocken geraten. Andere befinden sich gerade erst in der Anfangsphase der Planungen. In beiden Fallkonstellationen sind wir zwischen Wasserwirtschaft, Landratsamt und Land- und Forstwirtschaft vermittelnd tätig. Wir beraten und unterstützen die beteiligten Behörden und sind Ansprechpartner für die vom Projekt betroffenen Landwirte und Waldbesitzer. Wir versuchen dabei, für deren Anliegen möglichst „bürgerfreundliche“ Lösungen zu erreichen. Wichtige Hochwasserschutzprojekte in Schwaben sind zum Beispiel der Hochwasserschutz (HWS) Günz mit fünf geplanten größeren Hochwasserrückhaltebecken, der HWS Mindeltal mit verschiedenen größeren Maßnahmen, der HWS Dinkelscherben und der HWS Singold-Anliegergemeinden. Hochwasserrisiko und Überschwemmungsgebiete Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt im Jahr 2014 war für uns die sog. „Hochwasserrisikomanagement-Planung“ (HWRM-Planung). Im Rahmen dieser Planung werden für alle „Risikogewässer“ anhand von Karten mit verschiedenen Hochwasserszenarien Risikobewertungen vorgenommen und Maßnahmen zum Katastrophenschutz und für eine Verringerung der Hochwassergefahren festgelegt. Die GLF Schwaben hat bei diesem umfassenden Planungsprozess, der alle sechs Jahre erneuert wird, die Koordination der land- und forstwirtschaftlichen Beiträge der ÄELF und des ALE übernommen. Im Rahmen der HWRM-Planungen wurden für die Risikogewässer u. a. auch die Überschwemmungsbereiche für ein hundertjährliches Hochwasserereignis (HQ 100) neu berechnet. Jetzt werden anhand dieser Grundlagen von den Kreisverwaltungsbehörden sukzessive die bereits bestehenden amtlichen Überschwemmungsgebiete angepasst bzw., wo es bisher noch keine solche Gebiete gab, diese vorläufig gesichert oder festgesetzt. Für die Landwirte und Waldbesitzer ergeben sich in Überschwemmungsgebieten verschiedene Bewirtschaftungseinschränkungen, z. B. bei Bauvorhaben, Grünlandumbruch, „nicht nur kurzfristiger“ Ablagerung von Siloballen und Brennholz oder Anbau von „hochaufwachsenden“ Pflanzen wie Mais, Miscanthus oder Kurzumtriebsplantagen. Wir versuchen, die entsprechenden Regelungen 19 AGRARSTRUKTUR AGRARSTRUK TUR AGRARSTRUK TUR AGRARSTRUKTUR in Zusammenarbeit mit den ÄELF, WWÄ und Landratsämtern für die Landnutzer möglichst wenig belastend und praxisnah auszugestalten. Standort Rückhaltevolumen Einstaufläche gesamt davon LF davon Wald Leipheim ca. 12 Mio. m³ ca. 630 ha 15 Prozent 70 Prozent Dillingen ca. 5 Mio. m³ ca. 220 ha 10 Prozent 90 Prozent Ausblick: Flutpolder an der Donau ca. 5 Mio. m³ ca. 270 ha 20 Prozent 70 Prozent Steinheim Am 12. September 2014 hat der damaca. 12 Mio. m³ ca. 600 ha 40 Prozent 25 Prozent Höchstädt lige Umweltminister Dr. Marcel Huber ca. 14 Mio. m³ ca. 600 ha 75 Prozent < 5 Prozent Schwenningen die Standorte von zwölf an der Donau geplanten Flutpolder bekanntgegeca. 18 Mio. m³ ca. 470 ha 45 Prozent 50 Prozent Bertoldsheim (teils in Oberbayern) ben. Diese gesteuerten Flutpolder sollen als Überlastschutz bei extremen AA Tabelle: Geplante Flutpolder an der Donau in Schwaben Hochwassern dienen. Sie liegen angrenzend am Fluss und können durch Ein- und Auslassbau- werden für die Bauwerke (Deiche, Ein- und Auslassbauwerke wie gigantische Badewannen gezielt eingestaut und werke) und naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnah– nachdem der Scheitel der Hochwasserwelle durchgelaufen men dauerhaft größere Flächen benötigt. Die Baustellenist – wieder abgelassen werden. Die Polder eignen sich des- einrichtungen werden temporär zusätzliche Flächen in wegen besonders, um Hochwasserspitzen zu kappen und Anspruch nehmen. Es können zudem Bewirtschaftungserden Unterliegern dadurch die notwendigen „rettenden Zen- schwernisse durch die Zerschneidung von Flächen und Zutimeter“ weniger Wasserstand zu verschaffen. Sechs der fahrtswegen entstehen. Da die Flutpolder nur bei extrezwölf geplanten Standorte liegen ganz oder teilweise in men Hochwasserereignissen geflutet werden sollen, Schwaben (siehe Tabelle). können die Flächen innerhalb des Polders in den meisten Die Wasserwirtschaftsverwaltung will ihr Flutpolderkon- Jahren normal bewirtschaftet werden. Im Flutungsfall werzept in folgenden Schritten umsetzen: den alle entstandenen Schäden zu 100 Prozent entschädigt AAVorläufige Sicherung aller Flutpolderstandorte als (u. a. Ernteverluste, Beseitigung von Treibgut, Sedimenten Überschwemmungsgebiete. Dadurch soll verhindert und Schadstoffeinträgen, Ausfall von Abnahmeverträgen). werden, dass in den Gebieten neue Bauvorhaben Zudem erhalten die Grundstückseigentümer für die im und bauliche Erweiterungen durchgeführt werden. Grundbuch gesicherte Bereitstellung ihrer Flächen eine AAEinleitung von Raumordnungsverfahren für die Einmalentschädigung von 20 Prozent des Verkehrswerts. Standorte, die die größte HochwasserschutzwirEine besondere Belastung entsteht für die Betriebe, bei dekung haben. In Schwaben sind dies die Polder nen Gebäude im Polder liegen. Für sie müssen sachgestandorte Höchstädt, Schwenningen und Berrechte und faire Lösungen (z. B. eine Hochwasserfreilegung toldsheim. oder eine Absiedelung gegen Entschädigung) gefunden AADurchführung der Planfeststellungsverfahren für die werden. einzelnen Polder. Die GLF Schwaben wird sich – in Zusammenarbeit mit AABau der Flutpolder. den örtlich zuständigen ÄELF und dem ALE Schwaben – intensiv in den Kommunikations- und Planungsprozess zu den Dieser Prozess, der sich voraussichtlich über mehrere Jahre Flutpoldern einbringen. Ziel ist es, dass Varianten erarbeitet hinziehen wird, wird durch eine umfassende Öffentlichkeits- werden, die dem notwendigen Hochwasserschutz dienen, beteiligung begleitet. So wurden im ersten Quartal 2015 sie- die aber gleichzeitig möglichst flächensparend sind und die ben Auftaktveranstaltungen für einen „Hochwasserdialog Bewirtschaftung wenig einschränken. vor Ort“ durchgeführt, anschließend finden themenspezifische Workshops statt und im Internet wurde eine Informations- und Diskussionsplattform bereitgestellt (www.hochwasserdialog.bayern.de). SIMON ÖSTREICHER Land- und forstwirtschaftliche Betroffenheit Die Betroffenheit land- und forstwirtschaftlicher Betriebe durch den Bau der geplanten Flutpolder wird je nach den Einzelumständen sehr unterschiedlich sein. Sie kann im Einzelfall eine existenzbedrohende Wirkung erreichen. So 20 JOHANNES TREFFLER REGIERUNG VON SCHWABEN [email protected] SUB 4-5/2015 AGRARSTRUK TUR Aspekte der Fruchtfolge konven tionell wirtschaftender Betriebe von MARTINA HALAMA und STEFAN SCHÖNLEBEN: Die Agrarökonomie des Pflanzenbaus muss im Hinblick auf Nachhaltigkeit stets das Thema „Fruchtfolgen“ im Visier haben. Auch wegen des im Rahmen der EU-Agrarreform erforderlichen Greenings sollte die Fruchtfolge besonders berücksichtigt werden (1). Mit den seit 2005 zur Verfügung stehenden Feldstückskarten können nun alle geförderten landwirtschaftlich genutzten Feldstücke Bayerns unter Berücksichtigung ihrer geographischen Lage analysiert werden. Es wurden verschiedene Aspekte der in der Praxis realisierten Fruchtfolgen auf den konventionell bewirtschafteten Ackerflächen untersucht. Schwerpunkt bildeten Vor- und Nachfruchtbeziehungen und Anbauabstände einzelner Fruchtarten auf den Feldstücken. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) untersuchte in Verbindung mit einer Masterarbeit der TU München am Standort Weihenstephan nicht nur die Anbaustrukturen auf konventionell bewirtschafteten Ackerflächen, sondern auch die Fruchtfolgen auf den einzelnen Feldstücken. Schwerpunkt bildeten insbesondere Fragestellungen hinsichtlich der Vor- und Nachfrüchte und der Anbauabstände. Teile der Arbeit wurden nun von der LfL aktualisiert und erweitert. Dieser Artikel betrachtet exemplarisch nur Aspekte der Fruchtfolge wie Anbaupausen und Vor- und Nachfrüchte einzelner Fruchtarten bei konventioneller Bewirtschaftung. Bei Feldstücken, die in zwei oder mehr Schläge mit unterschiedlichen Nutzungsarten unterteilt sind, ist eine exakte Verortung der angebauten Fruchtart nicht mehr möglich. Feldstücke mit großen Flächenänderungen konnten ebenfalls nicht in die Analyse der Fruchtfolge einbezogen werden. Im Durchschnitt konnten zwei Drittel der Fläche einer Kulturart ausgewertet werden. Anbaupausen bei Winterraps Da Raps keine selbstverträgliche Kulturart ist, sollten Anbaupausen in der Fruchtfolge eingehalten werden. Literaturangaben (2) empfehlen, den Anteil von Raps in der Fruchtfolge auf ein Viertel zu begrenzen, da sonst mit steigendem Krankheits- und Schädlingsdruck zu rechnen ist. Dies bedeutet, dass die Anbaupause von Raps mindestens drei Jahre betragen sollte. Tabelle 1 zeigt die Anbaupausen von Winterraps, der im Zeitraum 2009 bis 2014 angebaut wurde. Auf etwa 75 Prozent der Fläche von im Jahr 2014 ange- Material und Methoden Datengrundlage für die Analyse bildeten die Feldstückskarten 2005 – 2014 mit der jeweiligen Flächennutzung aus der InVeKoS-Datenbank. Die Auswertungen erfolgten unter sorgfältiger Berücksichtigung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen, so dass ein Betriebs- oder Personenbezug zu den Feldstücken nicht mehr hergeAnbauabstand Einheit Jahr stellt werden konnte. 2009 2010 2011 2012 2013 2014 In die Analyse gingen nur Feldstücke ein, die als Ackerfläche genutzt % 0,2 0,2 0,2 0,1 0,2 0,1 Direkter Nachbau wurden. Als konventionell bewirtschaf% 3,1 2,7 3,6 2,8 1,8 2,0 1 Jahr tete Flächen wurden die Flächen be% 25,3 26,6 29,7 29,4 26,4 22,6 2 Jahre zeichnet, die nicht im Rahmen der Ag% 18,7 21,1 22,7 27,4 29,1 30,9 3 Jahre rarumweltmaßnahmen über das Kulturlandschaftsprogramm (KuLaP) % 52,7 49,3 43,8 40,2 42,4 44,4 4 Jahre und mehr mit der Maßnahme A11 „Ökologischer % 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Insgesamt Landbau im Gesamtbetrieb“ gefördert ha 87 828 77 692 62 458 67 608 69 593 64 999 Analysierte Fläche wurden. Auswertungen hinsichtlich der Fruchtfolge konnten nur an Feld- AA Tabelle 1: Anbauabstände von konventionell angebautem Winterraps in Bayern 2009 – 2014 in Prozent der analysierten Anbaufläche (Datengrundlage: Bay. StMELF; Berechnungen: Stefan stücken durchgeführt werden, die leSchönleben, Martina Halama) diglich eine Nutzungsart aufwiesen. SUB 4-5/2015 21 AGRARSTRUKTUR Eine Analyse anhand von Feldstückskarten AGRARSTRUKTUR AGRARSTRUK TUR bautem Winterraps wurde eine Anbaupause von drei Jahren und länger eingehalten. Dieser Anteil hat sich zwischen 2009 und 2014 leicht erhöht. Anbauabstände von mindestens vier Jahren sind in diesem Zeitraum eher rückläufig, während sich der Anteil von Fruchtfolgen mit 25 Prozent Winterraps deutlich von 18,7 Prozent auf 30,9 Prozent erhöht hat. Kürzere Anbauabstände kommen im Analysezeitraum auf 24,7 bis 33,6 Prozent der Anbauflächen von Winterraps vor. Direkter Nachbau von Winterraps ist bedeutungslos. Die Abbildung 1 stellt den Anteil der Winterrapsfläche 2009 und 2014 in den Gemeinden dar, auf dem der Anteil des Winterrapses in der Fruchtfolge mindestens 33 Prozent beträgt. AA Abbildung 1: Anteil der konventionell bewirtschafteten Winterrapsfläche mit einer Anbaupause von In beiden Jahren werden in den Regi2 Jahren und weniger an der analysierten Anbaufläche in den Gemeinden Bayerns 2009 und 2014 onen mit höherem Rapsanbau engere Fruchtfolgen als empfohlen eingehalten. Dies gilt vor al- lichen Bodennutzung und nicht zuletzt auf den ökonomilem für Unterfranken und die Region, in der Oberbayern, schen Erfolg. Hier sollen Vor- und Nachfrüchte beispielhaft Mittelfranken und die Oberpfalz aneinander grenzen. Jedoch behandelt werden. wird auch visuell deutlich, dass der Anteil zu enger RapsfruchtDie wichtigste Vorfrucht von Wintergerste ist Winterweifolgen 2014 etwas geringer ist als 2009. Dies dürfte nicht zu- zen (siehe Tabelle 2). 2014 stand auf 51,7 Prozent der Winterletzt am rückläufigen Rapsanbau in Bayern liegen. gerstenfläche im Vorjahr Winterweizen. Im Vergleich zu 2009 hat sich der Anteil geringfügig erhöht. Zur zweitwichtigsten Vorfrüchte von Wintergerste Vorfrucht hat sich Mais entwickelt. Auf 2009 angebauter Vor- und Nachfruchtbeziehungen in einer Fruchtfolge ha- Wintergerste stand im Vorjahr auf 8,3 Prozent der Fläche ben einen Einfluss auf die Nachhaltigkeit der landwirtschaft- Mais. Dieser Anteil stieg bis auf 19,2 Prozent im Jahr 2013 an Vorfrucht Einheit Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Winterweizen % 48,6 48,3 47,3 50,0 49,6 49,6 50,5 47,0 51,7 Mais % 8,3 10,3 11,9 12,8 15,0 11,2 16,7 19,2 14,6 Winterraps % 6,7 6,9 6,8 8,7 8,7 9,5 6,3 6,6 7,4 Wintergerste % 10,0 9,8 9,6 8,0 8,4 10,0 6,2 5,4 6,8 Sommergerste % 9,2 8,7 8,2 8,6 6,5 6,4 7,5 8,7 6,7 Triticale % 5,8 5,2 5,5 5,2 5,4 5,9 5,7 5,3 6,2 Roggen % 1,3 1,1 1,5 1,6 1,3 1,2 1,1 1,4 1,7 Hafer % 2,8 2,5 2,1 1,8 1,8 2,0 1,7 1,5 1,5 sonstiges % 7,5 7,2 7,1 3,3 3,3 4,2 4,2 4,9 3,5 insgesamt % 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 analysierte Fläche ha 180 103 188 800 182 054 186 843 176 438 164 356 146 182 167 461 167 400 AA Tabelle 2: Vorfrüchte der konventionell angebauten Wintergerste in Bayern 2006 – 2014 in Prozent der analysierten Anbaufläche (Datengrundlage: Bay. StMELF; Berechnungen: Stefan Schönleben, Martina Halama) 22 SUB 4-5/2015 zen. In Oberfranken und in der Oberpfalz ist Sommergerste als Vorfrucht von Wintergerste von großer Bedeutung. 2014 wird die Sommergerste jedoch zunehmend von Winterweizen verdrängt. Im südöstlichen Oberbayern und in der niederbayerischen Region um Pfarrkirchen und an der Grenze zu Österreich wurde im Vergleich zu 2006 der Winterweizen als wichtigste Vorfrucht durch Mais ersetzt. Im südlichen Vorwald und auch im Bayerischen Wald wurde Wintergerste zwischen 2006 und 2014 neu in die Fruchtfolge mit Mais aufgenommen. In der Region um das Donaumoos wurden Kartoffeln als Vorfrucht von Wintergerste ebenfalls durch Mais und Winterweizen ersetzt. AA Abbildung 2: Die bedeutendsten Vorfrüchte von 2006 und 2014 konventionell angebauter Wintergerste in den Gemeinden Bayerns und betrug 2014 immer noch 14,6 Prozent. Winterraps bildete 2014 auf 7,4 Prozent der Wintergerstenfläche die Vorfrucht. Auf etwa 6,8 Prozent der Fläche wurde Wintergerste direkt nachgebaut. Weitere Getreidearten wie Sommergerste, Triticale, Roggen und Hafer sind als Vorfrüchte von Bedeutung. Abbildung 2 zeigt die räumliche Verteilung der wichtigsten Vorfrüchte von Wintergerste in den Gemeinden Bayerns 2006 und 2014. In beiden Jahren dominiert WinterweiNachfrucht Nachfrüchte von Mais Die mit großem Abstand wichtigste Nachfrucht von Mais ist Winterweizen (siehe Tabelle 3). Im Zeitraum von 2005 bis 2013 stand auf etwa 50 Prozent der Maisfläche nachfolgend Winterweizen. Die zweitwichtigste Nachfrucht bildete Mais selbst. Der Anteil sank jedoch von 27,9 Prozent im Jahr 2005 auf etwa 24,3 Prozent im Jahr 2013. Von Bedeutung waren auch weitere Getreidearten wie zum Beispiel Wintergerste, Triticale und Sommergerste. Einheit Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Winterweizen % 48,4 47,0 49,4 50,0 49,1 48,9 49,3 50,1 49,3 Mais % 27,9 27,7 27,2 26,3 25,5 26,9 24,7 22,3 24,3 Wintergerste % 5,9 7,7 8,4 7,9 9,0 5,7 7,1 9,0 6,6 Triticale % 3,4 4,0 3,8 3,8 4,6 4,8 5,4 5,5 5,9 Sommergerste % 5,2 4,9 4,7 3,6 3,2 4,4 4,2 3,5 3,9 Sonstiges Getreide als GPS % 0,3 0,5 0,7 0,9 1,2 1,2 1,4 1,8 2,1 Roggen % 0,6 0,8 0,9 0,9 0,9 0,8 1,1 1,3 1,1 Kartoffeln % 0,9 1,0 0,8 1,0 0,9 1,1 0,9 1,0 1,0 Hafer % 1,9 1,6 1,2 1,3 1,2 1,2 1,0 1,0 1,0 Sonstiges % 5,6 4,7 2,9 4,2 4,6 5,2 4,9 4,6 4,9 Insgesamt % 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Analysierte Fläche ha 251 613 252 337 259 294 303 178 295 439 324 788 346 166 358 838 370 444 AA Tabelle 3: Nachfrüchte von konventionell angebautem Mais in Bayern 2005 – 2013 in Prozent der analysierten Anbaufläche (Datengrundlage: Bay. StMELF; Berechnungen: Stefan Schönleben, Martine Halama) SUB 4-5/2015 23 AGRARSTRUKTUR AGRARSTRUK TUR AGRARSTRUKTUR AGRARSTRUK TUR men des Greenings wichtige Zwischenfruchtanbau konnte deshalb leider nicht in die Analysen einbezogen werden. Über eine Analyse der Nutzung der Ackerfläche können nun erstmals flächendeckend für Bayern einzelne Aspekte der Fruchtfolge wie Anbaupausen, Vor- und Nachfrüchte einzelner Kulturarten ausgewertet und langfristig beobachtet werden. Die Ergebnisse könnten Pflanzenbauern Hinweise auf das Entstehen von Krankheits- und Schädlingsproblemen oder auf Probleme in der Nährstoffversorgung geben. Ebenso kann die Kenntnis der Fruchtfolge zur Beantwortung umweltschutzrelevanter Fragestellungen wichtig sein. Auch AA Abbildung 3: Die bedeutendsten Nachfrüchte von 2005 und 2013 konventionell angebautem Mais kann versucht werden, die immer wiein den Gemeinden Bayerns der geforderten „typischen“ Fruchtfolgen einer Region abzuleiten. Abbildung 3 zeigt die räumlichen Schwerpunkte der beUm die langfristigen Fruchtfolgen genauer zu untersudeutendsten Nachfrüchte von Mais in den Anbaujahren chen, ist eine Fortführung der Analysen mit einer genaueren 2005 und 2013 in den Gemeinden Bayerns. In Südbayern Differenzierung nach Region, Betriebstyp und konventiound im Bayerischen Wald dominiert Mais als Nachfrucht von nelle oder ökologische Landwirtschaft notwendig. Im RahMais sowie in der Region um Ansbach. In Oberfranken und men dieses Beitrages können nur beispielhaft die Ergebnisse der nördlichen Oberpfalz war von 2005 angebautem Mais von drei Kulturarten vorgestellt werden. Es ist aber vorgeseSommergerste als Nachfrucht vorherrschend. 2013 ist die hen, die Analysen systematisch für die wichtigsten FruchtarSommergerste dort teilweise von Winterweizen und von ten, bei Bedarf jedoch für alle im InVeKoS-Antrag angegeben Mais verdrängt worden. Fruchtarten, jährlich durchzuführen. Fazit Um langfristige Fruchtfolgen in der Landwirtschaft zu untersuchen, bedarf es geeigneter Daten. Diese Daten liegen seit der Einführung der Feldstücksgeometrien 2005 in der Landwirtschaftsverwaltung vor. Obwohl nicht der komplette Datensatz zur Auswertung geeignet ist, steht ein ausreichend großes Datenmaterial für eine Analyse in Richtung Fruchtfolge zur Verfügung. Wie die Analysen zeigen, werden in Bayern die empfohlenen Anteile einer Kulturart in der Fruchtfolge nicht immer eingehalten. Dies kann zu Ertragseinbußen führen und den ökonomischen Erfolg verringern. Über die Untersuchung von Vor- und Nachfruchtbeziehungen wird deutlich, dass Mais und Weizen in der Fruchtfolgegestaltung auf den Ackerflächen dominieren. Es sind jedoch große regionale Unterschiede erkennbar. Leider ist in den Mehrfachanträgen bis 2014 nur die Gesamtfläche des Zwischenfruchtanbaus ausgewiesen, jedoch nicht wo und welcher Art der Zwischenfruchtanbau ist. Der im Rah- 24 Literatur (1) WARNECKE, RÜDIGER; FRICKE, LOTHAR: Mehr Fruchtfolge rechnet sich. DLG-Mitteilungen 08/2014, Frankfurt/Main, , S. 30-33, 2014. (2) DIE LANDWIRTSCHAFT: Pflanzliche Erzeugung. BLV Buchverlag, München, 12. Auflage, 2006. (3) SCHÖNLEBEN, STEFAN: Analyse der Flächenentwicklung, Anbaustrukturen und Fruchtfolgen konventionell wirtschaftender Betriebe in Bayern auf der Basis agrarstatistischer Daten. Masterarbeit im Studiengang Agrarmanagement. TU München, WZW, Freising, 2014. MARTINA HALAMA BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT INSTITUT FÜR AGRARÖKONOMIE STEFAN SCHÖNLEBEN TU MÜNCHEN [email protected] [email protected] SUB 4-5/2015 STANDORTMANAGEMENT Von der Konfrontation mit Bürgern zum Beratungsangebot Standortmanagement Schon 2006 wurde ich als Leiter des Sachgebiets Schweinezucht und -haltung am Amt in Landshut mit dem Akzeptanzproblem der Bevölkerung beim Bau von Schweineställen konfrontiert. Der Widerstand gegen Betriebsentwicklungsschritte der Landwirte massierte sich in der Gründung einer Bürgerinitiative (BI), die ihre Anliegen auch dem AELF vortragen wollten. Schnell war klar, dass die Frage nach einem geeigneten Standort sowohl für den Landwirt als auch die Bürgerschaft von zentraler Bedeutung ist. Es folgten weitere Problemfälle, die nahezu alle schwierig waren, weil die Detailplanungen bereits weit fortgeschritten, die Grundsatzfragen aber noch nicht geklärt bzw. gar nicht bedacht waren. Fehlendes gegenseitiges Verständnis erschwerte dann zusätzlich die Kommunikation bei diesen Bauvorhaben und führte nahezu unvermeidlich in die Konfrontation. Die Moderation einer Dorfgemeinschaft im Auftrag zweier Landwirte, die kooperieren wollten, führte mir dieses Konfliktpotenzial dann 2007 ganz drastisch vor Augen. Letztlich griff hier sogar der Vater, der inzwischen in die Stadt gezogen war, den Betriebsleiter, seinen Sohn, an: „Warum willst Du der Dorfgemeinschaft das zumuten?“. In diesem Fall wurde mir die Frage nach meiner Rolle als Beamter im öffentlichen Dienst erst so richtig bewusst: Hatte ich die Interessen der beiden kooperationswilligen Landwirte zu vertreten oder die der Dorfgemeinschaft? Eine Vermittlung zwischen den Parteien war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Für mich war nun die Frage: „Kann ich als Beamter der Landwirtschaftsverwaltung neutral sein?“ Die Antwort liegt zwar auf der Hand, im Tagesgeschäft verklärt sich der Blick allerdings wieder. Fest stand für mich fortan jedoch: Bevor ich wieder einen Moderationsauftrag annehme, muss ich mich erst fragen, ob ich bei dem Thema eine neutrale Stellung einnehmen kann. Wenn das nicht möglich ist, muss ich einen SUB 4-5/2015 anderen Moderator empfehlen, um mich selbst besser in die sachliche Diskussion einbringen zu können. Immer wieder nehme ich an verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Bau von Schweineställen teil, die von Emotionen geprägt sind. Ich frage mich jedes Mal vorher, warum ich mir das eigentlich antue und fahre mit einem mulmigen Gefühl zur Veranstaltung, übrigens immer nach Rücksprache mit dem Behördenleiter und vorheriger Klärung meiner Rolle. Bei der Rückfahrt bin ich dann jedes Mal froh, dabei gewesen zu sein, um einerseits zu verstehen, wo die Probleme liegen und andererseits die eine oder andere sachliche Information oder auch zu einer Richtigstellung beigetragen zu haben. Ziel muss dabei immer eine Deeskalation sein, auch wenn das manchmal schwierig ist. Dann bekam ich eine Anfrage eines bauwilligen Landwirts, der plante die Dorfgemeinschaft bereits ganz weit vorne über sein Vorhaben zu informieren. Ich bestärkte ihn darin dies zu tun, denn die Bürger wollen meiner Erfahrung nach nicht mehr vor vollendete Tatsachen gestellt, sondern früh informiert werden, wenn sie ein Vorhaben unmittelbar betrifft oder betreffen könnte. Von dem Landwirt stammt eine Aussage, die ich immer wieder gern zitiere: „Überall dort, wo keine Transparenz herrscht, gibt es Nährboden für Gerüchte, und Gerüchte schüren Emotionen“. Darin sehe ich das Problem. Emotionen kann man nicht mehr allein mit Sachinformation begegnen, da einem die Leute nicht mehr zuhören wollen oder können. Erst muss die emotionale Ebene bearbeitet werden, dann ist Sacharbeit vielleicht wieder möglich. Im Gespräch mit Mitglie- 25 STANDORT MANAGEMENT von JENS REIMER: Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landshut (AELF) geht seit 2011 den Weg des aktiven Standortmanagements, um die Interessen bauwilliger Landwirte und der von Standortentscheidungen betroffenen Bevölkerung besser in Einklang zu bringen. Jens Reimer leitet dort das Fachzentrum für Schweinezucht und -haltung und schildert aus seiner Sicht den Weg hin zu dieser Herangehensweise. ENERGIE STANDORTMANAGEMENT dern von Bürgerinitiativen habe ich auch gemerkt, dass die Meisten zugänglicher werden, wenn sie erst einmal ihren Emotionen freien Lauf lassen konnten. Eine wichtige Methode dabei ist für mich dann „aktiv zuzuhören“. Dennoch wird man als Beamter der Landwirtschaftsverwaltung nicht per se neutral wahrgenommen. Die Abgrenzung zum Bauernverband als Interessens- und Berufsvertretung der Landwirte wird von den Bürgern offenbar kaum oder gar nicht wahrgenommen. Die entscheidende Etappe auf dem Weg zu einer neuen Herangehensweise war dann die Diskussion in einer Gemeinde, der die Zahl von Bauvorhaben in der Schweinehal- AA Standortfaktoren beim Stallbau (Quelle: LfL-Information) tung Sorge bereitet. Diese Sorge wurde dann von einem Zweckverband zur Wasserversor- leme aufwerfen können. Daher ist es das erklärte Ziel des gung noch um den Aspekt des Grund- und Trinkwasser- Angebotes Standortmanagement (siehe Interview mit Alschutzes erweitert, da sich in zwei von vier Brunnen im fons Straßer auf Seite 27 ff.), so früh wie möglich die beiGemeindegebiet tendenziell steigende bzw. auf hohem den Seiten Privatwohl, und damit das Interesse des LandNiveau verharrende Nitratwerte finden. Auch hier wurden wirts, mit dem Gemeinwohl, d. h. dem Interesse der durch nicht transparente und nicht für alle verständliche Gemeinde und seiner Bürgergemeinschaft, gleichermaDarstellung komplexer Zusammenhänge Emotionen ge- ßen zu würdigen und in die Standortfindung einzubezieweckt. Dies geschah zum Teil sogar bewusst, um zu pro- hen. vozieren. Für mich war damit die Frage geboren was besBisher stellten sich manchmal im Vorfeld, sehr häufig ser ist: Provokation und Konfrontation oder Kommunika- aber erst im Nachhinein die Fragen ob der gewählte Standtion und Aufklärung. Aus dieser Entwicklung erwuchs ort in Bezug auf Emissionen und Immissionen noch vertretdann nach einem Behördenleiterwechsel, sowie dem Auf- bar ist, ob die Mindestabstände zur Wohnbebauung oder gabenumbau 2011 mit der Zuteilung eines Bauingenieurs zum Wald/Biotop eingehalten werden können oder das an das Fachzentrum, in einem Sechs-Augen-Gespräch Bauvorhaben in Bezug auf die rechnerisch notwendige eine Idee die zentrale Frage der Standortfindung syste- Futterfläche baurechtlich überhaupt genehmigungsfähig matisch anzugehen, um Konflikte durch weitsichtige Pla- ist. nungen im Vorfeld vermeiden bzw. lösen zu helfen. Die Folge ist ein langwieriges arbeitsintensives GenehmiDer Plan von Bauberater Alfons Straßer war, als AELF viel gungsverfahren, in dem alle Beteiligten unzufrieden sind, da früher als bislang üblich in die Bauvorhaben der Landwirte immer neue Fragen auftauchen, die nach Beantwortung eingebunden zu werden: und Bewertung zu anderen Ergebnissen führen können. Dies gilt es meiner Ansicht nach zu vermeiden. Wir versuchen auch weiterhin mit dem Beratungsangebot Standort„Wenn wir erst von einem Bauvorhaben management unseren Beitrag zu leisten. erfahren weil uns die Baugenehmigungsbehörde als Träger öffentlicher Belange um Stellungnahme bittet, ist das zu spät“. Aber auch wenn ein Bauplan bei der Gemeinde eingereicht wird, sind bereits Festlegungen getroffen, die Prob- 26 JENS REIMER AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN LANDSHUT [email protected] SUB 4-5/2015 STANDORTMANAGEMENT Standortmanagement beim Stallbau für die Nutztierhaltung Herr Straßer: Welche Aufgaben haben Sie als Standortmanager des Fachzentrums übernommen? Zu Beginn haben wir die Landkreisbürger mit einem Artikel in der lokalen Presse und zusätzlich die Gemeinden mit einem persönlichen Schreiben unseres Behördenleiters an alle Bürgermeister über unser Angebot informiert. Im Dienstgebiet Niederbayern/Oberpfalz, besonders aber im Raum Landshut, wo bereits eine hohe Dichte an Tierhaltungsanlagen vorhanden ist, war es naheliegend den Standort weiterer Ställe etwas besser zu durchleuchten, um dem Bauwerber einerseits Planungssicherheit zu geben, andererseits aber auch Emissionsgrenzen aufzuzeigen. Gemeinwohlfragen, wie der Immissionsschutz sowohl für Anwohner, als auch für den Wald oder Flora Fauna Habitat (FFH)-Gebiete, werden in die Standortsuche mit einbezogen. Durch entsprechende Berechnungen versuchen wir die zu erwartenden Einflüsse zu prognostizieren. Beschreiben Sie bitte an Hand eines Beispiels, wie Sie sich bei Standortfragen konkret einbringen? Ein größerer Ackerbaubetrieb möchte z. B. nach der Hofübergabe in die Schweinemast einsteigen und lässt sich dazu am Fachzentrum Schweinezucht und -haltung beraten. Um die Existenz des Betriebes langfristig zu sichern, ist eine Veredelung des eigenerzeugten Getreides durchaus sinnvoll, bei niedrigen Getreidepreisen oft sogar notwendig. Im ersten Schritt durchleuchtet und dokumentiert Teamkollege Franz Murr die wirtschaftliche Situation des Betriebs. Für den konkreten Landwirt rechnet sich ein Maststall mit 2 000 Mastplätzen. Die benötigte Futterfläche, wie auch die notwendige Fläche für die ordnungsgemäße Gülleausbringung ist vorhanden bzw. kann zur Verfügung gestellt werden. SUB 4-5/2015 Wie gehen Sie weiter vor, wenn die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme und die Flächenausstattung des Betriebes beurteilt sind? Wir prüfen den gewünschten Standort, meistens auch eine Alternative nach den klassischen Regeln, die da wären: Erschließung, Zufahrt, Wasser, Strom. Selbstverständlich muss bereits hier eine gesunde Abwägung getroffen werden. Als nächster Schritt werden die Gebäudegrundrisse im Lageplan 1 : 1 000 zu Papier gebracht, also ein Betriebskonzept erstellt. Gleichzeitig errechnen wir mit internen Programmen die Abstände zum Wald, zu Biotopen und zur nächsten Siedlung. Im konkreten Fall waren wir im Bereich einer Fernwasserleitung und in unmittelbarer Nähe zu einem Bannwald. Also nahmen wir bereits im Vorfeld mit den Kollegen der Forstverwaltung und dem Träger der Wasserversorgung Kontakt auf und passten die Abstände entsprechend deren Angaben an. Das Betriebskonzept, das in sich schlüssig und stimmig war, wurde bei der zuständigen Gemeindeverwaltung vorgestellt und erhielt dort mit wenigen Vorbehalt eine positive Beurteilung. Diese Unterlagen, inkl. unserer Berechnungen, wurden der Gemeinde und dem Landratsamt als Bauvoranfrage vorgelegt, um den Rechtsstand bestätigt zu bekommen. War damit Ihre Arbeit als Standortmanager beendet? Ganz im Gegenteil. Obwohl alle Fachabteilungen den Vorbescheid positiv verbeschieden hatten, bildete sich eine Bürgerinitiative gegen diese „ Massentierhaltungsanlage“. Nun war Hilfestellung für den Landwirt bei seiner „rechtlichen“ Unsicherheit, der kritischen Einstellung zur neuen Technologie und der Überforderung im Umgang mit dem Verbraucher gefragt. Der Bauwerber legte aber sein Projekt erst einmal auf Eis! Nun beginnt der zweite Schritt der Tätigkeit eines Stand- 27 STANDORT MANAGEMENT von IRMENGARD ANGERMÜLLER: Die Verwirklichung von landwirtschaftlichen Bauvorhaben erfordert häufig einen langen Diskussions-, Abstimmungs- und Genehmigungsprozess. Um einen Standort für beispielsweise einen Mastschweinestall zu finden, sind sowohl die überregional tätigen Fachzentren an der Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) als auch die örtlich zuständigen Sachgebiete Landwirtschaft als Fachbehörde gefordert. Alfons Straßer berät am AELF Landshut Landwirte, Kommunen und auch Bürger in Standortfragen. STANDORTMANAGEMENT STANDORT MANAGEMENT ENERGIE ortmanagers: Den Verbraucher gleichermaßen über seine Rechte und seine Pflichten aufzuklären. Die örtlichen Gegebenheiten in einem dicht besiedelten Gebiet mit einer gleichzeitig schon hohen Schweinedichte verlangen Lösungsansätze, die einerseits der gewandelten Landbewirtschaftung und Tierhaltung Rechnung tragen, andererseits aber auch den Anwohnern vermittelbar sind und auf Akzeptanz stoßen. Dies ist zunehmend ein gesellschaftspolitisches Problem und bedarf daher mehr als nur der Anstrengung im Standortmanagement. Landwirte, Behörden und Verbraucher müssen sich der neuen Situation mehr miteinander und nicht immer gegeneinander stellen, damit eine konstruktive Auseinandersetzung darüber möglich wird, wie der Spagat zwischen den Ansprüchen der Verbraucher und denen der modernen Landwirtschaft gelingt. Welche Rolle spielt die Berichterstattung in den Medien? Die Berichterstattung verunsichert oft nicht nur den Verbraucher, sondern sorgt auch bei dem Tierhalter für Missmut. Viele Berichterstattungen sind oberflächlich und nicht sachbezogen. Meinungsmache gegen die landwirtschaftliche Tierhaltung steht inzwischen auf der Tagesordnung, speziell in Fernsehen. Die bisher schon erreichten Verbesserungen in Bezug auf Tierwohl und Emissionen oder unsere hohen Standards in der Lebensmittelproduktion spielen dabei kaum eine Rolle. Die Preis-Kostenrelationen, welche in der Veredelungswirtschaft letztendlich Ausschlag gebend sind für immer größere Tierbestände, bleiben meist unerwähnt. Eine sachliche, aufklärende kontinuierliche Berichterstattung über die Leistungen der Landwirte für die Gesellschaft ist dringend geboten und würde beiden beteiligten Seiten gut tun. Ich bin sogar davon überzeugt, wenn es uns nicht gelingt Landwirtschaft und Verbraucher zu einem friedlichen Nebeneinander, auch mit mehr Auflagen und Technik, zu gewinnen, erleidet nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch unsere Kulturlandschaft einen irreparablen Rückschlag. Die Tierproduktion wandert in für sie bessere Regionen ab und unsere Kulturlandschaft, auf die wir mit Recht stolz sind, zerfällt in großflächige Monokulturen oder verstepptes Buschland. Gar nicht zu reden von dem wirtschaftlichen Verlust, den eine Verlagerung der Veredelung mit sich bringen würde. Was könnten die Medien besser machen? Sie müssen die agrarpolitischen und die gesellschaftspolitischen Ziele besser kommunizieren. Ich denke dabei an die Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen für die Bauernfamilien, an die Rationalisierung und Senkung der Produktionskosten sowie die Entwicklung von innovativen 28 Betriebskonzepten und Marketingstrategien. Die „Hightech Branche“ Landwirtschaft muss dem Verbraucher vermittelt werden. Welche Möglichkeiten haben wachsende Betriebe geeignete Standorte für Stallungen zu finden? Eine gute Möglichkeit ist, unser Beratungsangebot vor Beginn der Maßnahme in Anspruch zu nehmen, um alle Begrenzungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen bereits im Vorfeld mit einzuplanen. Bei schwierigen Standorten kann z. B. auch der Einbau von Abluftreinigungsanlagen eine Alternative zur Teilaussiedlung sein, die ja auch enorme Zusatzkosten für die Erschließung verursacht. Ebenso großen Stellenwert hat aber auch die sach- und fachgerechte Ausbringung der Gülle mit der bereits vorhandenen neuen Technik. Dass die Gülleausbringung künftig einen noch größeren Stellenwert bei der Akzeptanz neuer Schweineställe einnehmen wird, zeigen die aktuellen Diskussionen um Nitrateinträge im Grundwasser. Wissenschaftliche Untersuchungen, Innovationen aus Wirtschaft und Forschung, aber auch die stärkere Überprüfung der Einhaltung bestehender Gesetze, z. B. bei der Verbringung und Ausbringung der Nährstoffe, scheinen mir geeignet die bestehenden Probleme für die Zukunft noch besser zu lösen. Denn wir wissen leider noch nicht, ob die bereits ergriffenen Maßnahmen, genannt sei hier beispielsweise die Düngeverordnung aus dem Jahre 1996, nach 30 Jahren, so lange dauert es etwa bis unser heutiges Sickerwasser im Grundwasserkörper ankommt, schon eine Trendwende herbeiführen wird oder nicht. Entscheidend ist auch, den Verbraucher bereits im Vorfeld mit geeigneten Unterlagen und Dokumentationen aufzuklären. Sämtliche Pläne, Untersuchungen und Auswertungen offenzulegen ist eine vertrauensbildende Maßnahme und hilft dem Bauherrn einen Standort zu finden, der größtmögliche Akzeptanz findet. Was war Ihr schwierigster Fall? Schwierige Fälle gibt es mehr als einen: In der Regel ist dies ein festgefahrenes Baugesuch, das aus irgendeinem Grund von der oder den Kommunen nicht genehmigt werden kann. Der Landwirt pocht dann auf seine vermeintlichen Rechte und droht mit einem Rechtsanwalt. In einem Fall reichte ein Landwirt einen Bauantrag für einen Maststall ein, in dem der Abstand zur Wohngebietsausweisung der Gemeinde noch ausreichend war, wenn man den Nachbartrieb im Umkreis von 500 Meter nicht berücksichtigt. Nach der neuen VDI-Richtlinie 3894 muss aber auch von diesem Betrieb die Emission mitgerechnet werden, was der Landwirt aber nicht einsieht. Ein anderer Standort 500 Meter weiter im Westen wäre akzeptabel gewesen, aber dafür verweigerte SUB 4-5/2015 STANDORTMANAGEMENT Was war Ihr einfachster Fall? Einfach ist es einen Geruch emittierenden Betrieb sofort aus einer Ortschaft auszulagern. Der Standort ist in der Regel schnell gefunden, die Berechnungen der Abstände sind einfach nachzuweisen. Als Architekt in einer Fachbehörde weiß ich, dass wir unsere Landschaft nicht gänzlich zubauen sollen und dass mit einer Auslagerung aus dem Dorfkern eine Lücke im Dorf entsteht, die in der Regel nicht mehr geschlossen werden kann. Also ist der einfachste Fall nicht immer der beste für unsere Gesellschaft und unsere Kulturlandschaft. Solche Situationen erkennen, bewerten und mit geeigneten Mitteln umzusetzen bzw. in die richtigen Bahnen zu lenken, bedarf neben der Fachkenntnis und persönlichem Engagement zusätzlich des Einfühlungsvermögens in Land und Leute. Welche Erfahrungen möchten Sie Ihren Kollegen in der Beratung weitergeben? Wichtig ist, von vorne herein einen offenen Dialog mit Anwohnern, Behörden und Landwirten zu führen, in dem ganzheitliches Denken und Handeln mit viel Detail- und Hintergrundwissen den Rahmen für Nachhaltigkeit und Verträglichkeit bilden. Ich persönlich stelle mir vorab immer zwei Fragen: AAWürde ich das an der Stelle des Landwirts genauso machen? AAMöchte ich als Nachbar dann hier noch wohnen? Als Fachmann überlege ich mir: AAWelche Alternativen gibt es zu diesem Standort? AAWelche technischen Vorkehrungen sind nötig bzw. zu vertreten? STANDORT MANAGEMENT die Gemeinde eine Bebauung, weil sie Eigentümer eines 5 Meter breiten Randstreifens ist und somit der Landwirt keine Erschließung hatte. Dieser Fall zeigt eindeutig, wie wichtig eine Standortuntersuchung im Vorfeld ist. Hier hätte man sicher eine Lösung finden können. Schwierige Fälle sind generell Standorte rund um Dörfer und Siedlungen, die der Kommune die Möglichkeit der Ausweitung der Wohnbebauung nehmen. Meiner Meinung nach wird die Ausweisung von Sondergebieten für die Landwirtschaft für die Gemeinden künftig an Bedeutung gewinnen. Offen bleibt, ob auch die Landwirte bereit sind in diesem Gebiet dann zu bauen bzw. welche rechtlichen Konsequenzen sich für beide Parteien daraus ergeben. ALFONS STRASSER BAUBERATER IM FACHZENTRUM SCHWEINEZUCHT UND -HALTUNG AM AELF LANDSHUT [email protected] DAS INTERVIEW FÜHRTE IRMENGARD ANGERMÜLLER STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN [email protected] Wenn Kühe Hörner tragen – Planungsempfehlungen und Investitionsbedarf für Stallbauten Das KTBL hat Daten zur Haltung von behornten Milchkühen ermittelt. Die Ergebnisse sind in der Online-Anwendung Baukost unter www.ktbl.de abrufbar. Horntragende Kühe haben einen höheren Platzbedarf, da sie genügend Ausweichmöglichkeiten benötigen. Beim Neubau von Ställen ist deshalb mit höheren Baukosten zu rechnen. Nach den EG-Öko-Verordnungen dürfen behornte Tiere nicht mehr routinemäßig, sondern nur noch fallweise unter bestimmten Bedingungen enthornt werden. Deshalb sind neue Stallkonzepte gefragt, die auf die Haltung von horntragenden Kühen ausgelegt sind. Im KTBL-Projekt „Investitionsbedarf von Milchviehställen für horntragende Kühe“ wurde untersucht, wie SUB 4-5/2015 diese Ställe aussehen könnten und was sie kosten. Im Fokus standen vor allem Liegeboxenlaufställe. Gegenüber Ställen für die Haltung von hornlosen Kühen sind Reserveflächen und größere Abmessungen für Lauf- und Fressgänge, Liegeboxen und für den Wartebereich vor dem Melkstand einzuplanen. Ein großzügiges Flächenangebot und eine klare Gliederung der Funktionsbereiche unterstützt die Bildung einer stabilen und ruhigen Herde, sodass das Gefahrenpotenzial für ie Tiere und den Tierbetreuer minimiert wird. Daraus ergibt sich ein höherer Flächenbedarf von 25 bis 40 Prozent. Beim Vergleich des Investitionsbedarfs sind Mehrkosten von etwa 10 bis 20 Prozent je Tierplatz zu erwarten. Das Flächenangebot allein kann eine erfolg- reiche artgerechte Haltung jedoch nicht gewährleisten. Der Einfluss des Managements und die Mensch-Tier-Beziehung haben eine mindestens ebenso große, wenn nicht sogar größere Bedeutung. Das Projekt wurde durch fachkundige Experten aus Wissenschaft und Beratung begleitet und vom BÖLN (Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft) gefördert (FKZ: 11OE052). Die Daten zum Investitionsbedarf wurden von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erhoben. Kontakt Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL) www.ktbl.de 29 STANDORTMANAGEMENT Standortmanagement im landwirtschaftlichen Bauen Behördliche Zusammenarbeit bei der Stallbauplanung in Coburg STANDORT MANAGEMENT von CHRISTINE RÖDDER: Neben den unterschiedlichen Verbraucherwünschen und Umweltinteressen muss die Landwirtschaft heute auch die eigene Entwicklungsfähigkeit im Auge behalten. Besonders in beengten Hofstellen ist eine Erweiterung unter Berücksichtigung dieser verschiedenen Bedürfnisse und Wünsche schwierig. Daher sieht sich so mancher Landwirt mit dem Gedanken einer Aussiedlung des Hofes konfrontiert. Wie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg das Vorgehen der Standortfindung beim landwirtschaftlichen Stallbau zu lösen versucht, wird im folgenden Beitrag dargestellt. Die Standortwahl im landwirtschaftlichen Bauen ist einer der entscheidendsten Punkte in der Planung. Ein geeigneter Standort sollte immer mit Sorgfalt ausgewählt werden, denn hier spielen nicht nur unternehmerische Aspekte, wie vorhandene Grundstücke oder die Erschließung, sondern auch gesetzlich geregelte Vorgaben, zum Beispiel zu Mindestabständen, eine wichtige Rolle. Auch der Aspekt der guten dörflichen Nachbarschaft sollte beachtet werden, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Um all diese Aspekte und teils auch unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen kann es hilfreich sein, Unterstützung vom Vertreter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Anspruch zu nehmen. Zwei-Wochen-Rhythmus gehalten und zum anderen wird Getreide im Lohn gelagert und getrocknet. Derzeit mästet der Betrieb noch in geringfügigem Maße Bullen und Schweine. Bauvorhaben Geplant ist der Neubau eines Sauenstalls mit 684 Zuchtsauenplätzen und anschließender Ferkelaufzucht mit 2 400 Plätzen. Die Bullenmast soll aufgegeben werden. Der Stall soll auf dem gleichen Flurstück wie die Hofstelle stehen, allerdings befindet sich der geplante Standort im Außenbereich. Die Familie will maximal so viele Zuchtsauen halten, wie mit der eigenen Familie arbeitswirtschaftlich zu bewältigen sind. In naher Zukunft werden noch ca. 45 ha LF von einem Betrieb aus der Verwandtschaft dazu gepachtet werden können, der altersbedingt nicht mehr bewirtschaftet werden kann. Somit ergibt sich im Ziel eine Gesamt-LF von 117 ha, die für die nach BauGB § 201 erforderliche eigene Futter- Erweiternder Betrieb Im aktuellen Beratungsfall handelt es sich um einen im Haupterwerb geführten landwirtschaftlichen Betrieb in Oberfranken. Der Betriebsleiter, nennen wir ihn Hubert K., ist Landwirtschaftsmeister. Der älteste Sohn hat in diesem Jahr die landwirtschaftliche Lehre abgeschlossen und möchte zusätzlich die Landwirtschaftsschule besuchen und die Ausbildung mit der Meisterprüfung abschließen. Anschließend ist sein Einstieg in den Betrieb geplant. Auch die Ehefrau von Hubert K. hilft auf dem Betrieb mit. Es stehen dem Betrieb somit langfristig rund 2,5 eigene AK zur Verfügung. Derzeit bewirtschaftet der Betrieb ca. 72 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF), wobei der Ackerbau den größten Teil (ca. 70 ha) ausmacht und lediglich ca. 2 ha Dauergrünland vorhanden sind. AA Ein geeigneter Standort für landwirtschaftliche Bauten sollte immer mit Sorgfalt ausgesucht Zum einen werden 180 Zuchtsauen im werden (Foto: Sabine Waldert, AELF Coburg) 30 SUB 4-5/2015 STANDORTMANAGEMENT Vorarbeiten des AELF Im landwirtschaftlichen Stallbau sind unterschiedlichste Standortfaktoren, wie betriebliche Situation, Entwicklungsfähigkeit, raum- und planungsrechtliche Situation, Erschließung, wasserrechtliche Rahmenbedingungen, Bebaubarkeit, Abstände zu anderen Gebäuden und Ökosystemen in die Vorüberlegung einzubeziehen. Nachdem die eigenen Vorüberlegungen abgeschlossen sind, kontaktiert der Landwirt in der Regel das zuständige AELF, um in einem Vorgespräch eventuell bestehende Probleme, Fragen zum Ablauf oder Unsicherheiten zu klären. Für die Genehmigung selbst ist allerdings die zuständige Kreisverwaltungsbehörde, also das Landratsamt oder die kreisfreie Gemeinde, als Genehmigungsbehörde zuständig. Nachdem Hubert K. das AELF, im aktuellen Fall das Fachzentrum (FZ) Schweinehaltung, kontaktiert hat und erste Fragen und Probleme geklärt, sowie mögliche Alternativstandorte oder – varianten diskutiert wurden, bespricht und beurteilt er vor Ort gemeinsam mit dem Berater des FZ den möglichen Standort und dessen Alternativen. Dabei werden die Vor- und Nachteile der Standorte und auch der Durchführungsvarianten sowie die mögliche Sichtweise der anderen Beteiligten konstruktiv diskutiert. Im Anschluss daran bereitet das AELF alle benötigten Unterlagen – wie Vorentwürfe der Lagepläne und der Baupläne oder eine Ausbreitungsrechnung nach VDI-Richtlinie 3894 – vor und sendet diese vorab, zusammen mit der Einladung zum sogenannten „Standorttermin“ vor Ort, an die weiteren beteiligten Träger öffentlicher Belange. Durch diese Herangehensweise wird SUB 4-5/2015 gewährleistet, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Wissensstand sind und sich frühzeitig in den aktuellen Fall einarbeiten sowie mögliche Vor- und Nachteile aus der jeweiligen fachlichen Sicht herausarbeiten können. Standorttermin Beim Standorttermin haben alle beteiligten Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit den potentiellen Standort und die Alternativen einzusehen. Anschließend werden gemeinsam in einer Diskussionsrunde unter Gesprächsleitung des AELF die unterschiedlichen Vor- und Nachteile aus der jeweiligen Sicht diskutiert, bewertet sowie mögliche Vorschläge zur Umsetzung erarbeitet. Im Gegensatz zum konventionellen Vorgehen bekommt so jeder die Wünsche und Probleme der anderen Behörden mit. Die verschiedenen Möglichkeiten können vor Ort gemeinsam konstruktiv diskutiert werden. Die Ergebnisse des Standorttermins sind in der Tabelle festgehalten. Im aktuellen Fall stehen für Hubert K. drei mögliche Varianten zur Diskussion: AAVariante 1 ist ein gemeinsamer Betrieb mit seinem Sohn. Im ausgesiedelten Neubau mit Wartestall, Deckzentrum, Reserveabteile und Abferkelabteilen werden die Zuchtsauen gehalten. Die Althofstelle wird zur Ferkelaufzucht umgebaut. AABei Variante 2 findet ebenfalls der Neubau am Aussiedlungsstandort statt. Der Betrieb wird allerdings geteilt: Der Vater bewirtschaftet den Neubau und der Sohn die Althofstelle. Wartestall, Deckzentrum und Ferkelaufzucht befinden sich im Neubau, die Abferkelabteile und Reservebuchten an der Althofstelle. AAVariante 3 stellt die Situation im schlimmsten Fall aus Sicht des Landwirtes dar. Es werden die Möglichkeiten des Betriebes diskutiert, wenn er keine zusätzlichen Flächen zur Bewirtschaftung erhält. Das Bauvorhaben in Variante 1 ist an der Hofstelle nicht zu realisieren. Sowohl aus ökonomischen Gründen als auch aus Gründen des Immissionsschutzes besteht gemeindliche und behördliche Zustimmung zur Aussiedlung. Somit ist auch ein öffentliches Interesse für die Aussiedlung gegeben. Bei dem Vorhaben würde es sich um ein Bauvorhaben nach § 19 BImSchG, also einem Vereinfachten Verfahren ohne Öffentlichkeitsbeteiligung, handeln. Hierfür wäre eine standortbezogene Vorprüfung zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) einschließlich der Bewertung nach TA Luft und TA Lärm im Rahmen eines zusätzlichen privaten Gutachtens mit Ausbreitungsrechnung nötig. Weiterhin ist mit erhöhten Auflagen zur Vorsorge vor schädlichen Umwelteinwirkungen zu rechnen. Nach Bescheid ist der Bauherr verpflichtet immer den aktuellen Stand der Technik einzuhalten und ge- 31 STANDORT MANAGEMENT grundlage von mindestens 51 Prozent ausreichend sind. Auch mit der Dünge-Verordnung gibt es keine Probleme: Durch Ausbringung auf die eigenen Flächen und gegebenenfalls Gülleabnahmeverträge kann eine ausgeglichene Nährstoffbilanz eingehalten werden. Die benötigten Kapazitäten für eine sechs- bzw. neunmonatige Lagerdauer sind zum einen durch die vorhandenen Gruben und zum anderen den Neubau einer Güllegrube gewährleistet. Es handelt sich also im vorliegenden Fall um eine landwirtschaftliche Tätigkeit nach § 201 BauGB und um Betriebsleiter und Hofnachfolger, die sachkundig und nachhaltig auf Langfristigkeit ausgerichtet sowie betriebswirtschaftlich sinnvoll nach § 35, Abs. 1, Nr.1 BauGB wirtschaften. Mit der Ausweitung der landwirtschaftlichen Produktion zur Sicherstellung der Lebensgrundlage der beiden Familien von Betriebsleiter und Hofnachfolger, die in der derzeit bestehenden Hofstelle nicht durchführbar ist, ist auch eine dem landwirtschaftlichen Betrieb dienende Funktion gegeben. Baurechtlich kann man von einem landwirtschaftlichen Bauvorhaben sprechen. Eine Privilegierung für den Bau im Außenbereich ist daher sicher gegeben. STANDORTMANAGEMENT Träger öffentlicher Belange Landratsamt Baurecht STANDORT MANAGEMENT Landratsamt Naturschutz Landratsamt Immissionsschutz Variante 1 Aussiedlung: Stallneubau Zuchtsauen (ZS), Ferkelaufzuchtplätze (FAZ) in Altgebäuden, ein Betrieb (Vater und Sohn) Variante 2 Aussiedlung: Stallneubau ZS + FAZ, Abferkeln + Reservebuchten in Altgebäuden, Betriebsteilung Zuchtsauen (Vater), Ferkelaufzucht (Sohn) Variante 3 Aussiedlung: Stallneubau, Nutzung der Altgebäude, Betriebsteilung, „Worst Case“ keine zusätzliche Futterfläche für Neubau Einstufung Gebietscharakter: „Dorfgebiet“. Baurechtlich: Außenbereich, Privilegierung landw. Betriebe möglich, wenn keine öffentlichen Belange entgegenstehen; Einordnung bei Gebäuden dieser Größenordnung und Nutzung als BImSchG-Verfahren und Sonderbau; erhöhte Auflagen für Brandschutz; städteplanerische Sicht für Gestaltung und Konzepterstellung mit einbeziehen; Erschließung auch unter juristischen Gesichtspunkten (Grunddienstbarkeit) beachten, ansonsten gelten für Stallneubau gleichen Voraussetzungen wie bei Var.1. Privilegierung aufgrund fehlender Futterfläche unmöglich; mitgezogene Privilegierung schwierig, da landw. Schwerpunkt am neuen Stall nicht untergeordnet; Änderung des Flächennutzungsplanes und Aufstellung eines Bebauungsplans notwendig, Größe der Ausgleichsflächen /-leistungen können erst Gleiche Voraussetzungen für den nach Vorliegen konkreter Planung festgelegt werden. Stallneubau wie in Var. 1. Möglichkeiten: Streuobstwiesen, Extensivierung, usw., weitere Absprache mit der UNB BImSchG-Verfahren unterscheidet sich grundsätzlich vom Baurecht im Grundsatz des Vorsorgeprinzips -> zusätzliche Auflagen. Abstandsbemessung erfolgt nach Vorgaben TA Luft, ein vom Bauherren bei unabh., öffentlich bestelltem Gutachter in Auftrag gegebenes Gutachten zwingend erforderlich. Aus Sicht FB Umweltschutz ist neue Standort geeignet für Stall dieser Größenordnung. In TA Luft geforderte Waldabstand wird erfüllt. Zwei Betreiber auf zwei Grundstücken bedeuten Baurechtsverfahren, wenn am Stall und an Hofstelle bei Hülle, Gülle-, Lüftungstechnik keine Veränderungen sowie keine Vergrößerung der Tierhaltung vorgenommen: -> Nutzungsänderung ohne Außenwirkung -> Maßnahme genehmigungsfrei; Althofstelle dann für Aussiedlung nur Hintergrundbelastung; Voraussetzung: 2 getrennte Flurstücke mit eingetragener Grunddienstbarkeit; Landratsamt Wasserrecht Wasserrechtlich: keine Probleme, nur Bereich Nieder- Gleiche Voraussetzungen für den schlagswasser bedarf flexibler Klärung im Bereich Ab- Stallneubau wie in Var. 1. leitung (großflächige Versickerung/Einleitung in Gewässer). Dachflächen > 1 000 m² Fläche erfordern wasserrechtliches Verfahren. Unterteilung in versch. Dachsegmente möglich, auch Einleitung von Dachfläche 1 in Vorfluter im Dorf und Dachfläche 2 mit großflächiger Versickerung. Landratsamt Veterinärrecht Einschlägige Vorschriften eingehalten: Stall der Kate- Gleiche Voraussetzungen für den gorie 3, d. h. Einfriedung/geschlossene Stallwand und Stallneubau wie in Var. 1. Hygieneschleuse zwingend notwendig. Stadt Bauamt Planung findet im Außenbereich statt, keine Probleme Gleiche Voraussetzungen für den und Einwände seitens der Gemeinde erwartet, wenn Stallneubau wie in Var. 1. vorab fachliche Abstimmung der Fachbehörden erfolgt; AELF Handhabung Emissionen: Abluftführung und Gülle- Zwei Betriebe müssen auch unter gruben müssen geklärt werden: Abluft soll zentral, Aspekt InVeKos mit Abteilung 1 Güllegrube geschlossen, mit Perlite-Schüttung als Ab- am AELF abgeklärt werden. deckung, ausgeführt werden; AELF FZ Schweinehaltung Maßnahme im geplanten Umfang aus Platzgründen an Gleiche Voraussetzungen für den Althofstelle kaum realisierbar. Aus Immissionsschutz- und Stallneubau wie in Var. 1. ökonomischen Gründen Aussiedlung erforderlich und sinnvoll; Staatl. Bauamt, Amt für ländl. Keine Einwände Entwicklung, AELF Bereich Forsten (schriftlich) Überwiegende Futtergrundlage ist für landwirtschaftliche Tätigkeit im Rahmen der Privilegierung zwingend erforderlich. Gleiche Voraussetzungen für den Stallneubau wie in Var. 1. AA Tabelle: Interessen der Träger öffentlicher Belange 32 SUB 4-5/2015 gebenenfalls nachzubessern. Bei Variante 2 sind keine weiteren Probleme zu erwarten. Im Stallneubau befinden sich 540 Sauenplätze sowie die Ferkelaufzuchtplätze. In den Altgebäuden entstehen 120 Abferkelplätze sowie 24 Reserveplätze. Wie bei Variante 1 ist die Maßnahme an der Hofstelle nicht zu realisieren, und es besteht ein öffentliches Interesse an der Aussiedlungsmaßnahme. Es handelt sich um ein landwirtschaftliches Bauvorhaben, da die Flächenausstattung AA Bis das Gebäude so steht, ist oft ein langer Abstimmungsprozess notwendig (Foto: Sabine auch bei der Betriebsteilung für die erWaldert, AELF Coburg) forderliche „überwiegend eigene Futtergrundlage“ gegeben und damit eine Privilegierung der für seine berufliche Zukunft im Hinblick auf die ErweiteMaßnahme möglich ist. Durch die Aufteilung sind beide Vor- rungsmöglichkeiten, sondern auch unter Beachtung aller haben, sowohl der Stallneubau als auch die Nutzung der Alt- anderen Interessen wie Umwelt und Nachbarschaft – zu fingebäude, nach Baurecht zu behandeln. Hier gilt die VDI- den. Richtlinie 3894 als Berechnungsgrundlage und hat in diesem Unterstützend hilft der Standorttermin durch die enge Rahmen Rechtscharakter. behördliche Zusammenarbeit und die gemeinsame DisVariante 3 ist rechtlich äußerst problematisch zu betrach- kussion am „runden Tisch“ nicht nur dem Landwirt die ten. Die zusätzliche Futterfläche wird für die Umsetzung des Bauvoranfrage einzusparen, sondern auch eine zügige Bauvorhabens sowohl aus bau- als auch aus immissions- Baugenehmigung zu erlangen, da vorab alle wichtigen schutzrechtlichen Gründen zwingend benötigt. Der Betrieb und vor allem kritischen Punkte von allen Beteiligten gewird als landwirtschaftliches Gewerbe angesehen und ein meinsam geklärt wurden. Dies ist durch das Erstellen eiBauvorhaben ist bei dieser Variante nur unter Ausweisung nes Protokolls auch im Nachhinein für alle Beteiligten eines Bebauungsplans mit einem „Sondergebiet Landwirt- nachvollziehbar. schaft“ möglich. Zudem handelt es sich auch hier um ein VerDer Standorttermin ist damit nicht nur für den Landwirt einfachtes Verfahren nach § 19 BImSchG ohne Öffentlich- eine große Chance um mögliche Unklarheiten schon im Vorkeitsbeteiligung, bei dem jedoch eine standortbezogene feld abklären zu lassen und konkret in die Planung einsteiVorprüfung zur UVP durch einen privaten Gutachter nötig gen zu können. Auch auf Seiten der Behörden ist diese Art und gegebenenfalls mit erhöhten Auflagen zu rechnen ist. des Standortmanagements eine Chance, da alle im Einklang Auch hier ist der Bauherr verpflichtet nach dem Bescheid im- zielorientiert miteinander arbeiten und sich dies wiederum mer den aktuellen Stand der Technik einzuhalten und gege- positiv nach außen auswirkt. benenfalls nachzubessern. Wenn alle für das Bauvorhaben benötigten Aspekte geInfobox: Rechtliche Grundlagen zur Vertiefung klärt und gegebenenfalls entsprechende Auflagen abgesprochen wurden, schickt das AELF das mit allen Beteiligten Eine Zusammenstellung der rechtlichen Grundlagen, abgestimmte Protokoll des Standorttermins an alle Teilnehbesonders im Hinblick auf den Immissionsschutz, mer und den Landwirt. Auf der Basis des Protokolls, der wurde im Rahmen einer Facharbeit aufgearbeitet und Kenntnis des Sachverhaltes und der Antragsunterlagen kann ist inklusive der Quellenangaben beim AELF abrufbar. die Baugenehmigung in der Regel zügig erteilt werden, da im Vorfeld alle Unklarheiten gemeinsam abgeklärt und gelöst werden. Eine Bauvoranfrage zur Vorabfrage der Genehmigungsfähigkeit eines Bauvorhabens kann damit komplett entfallen. Fazit Mit dem Standorttermin hat der Landwirt die Möglichkeit den optimalen Standort für seinen Stallneubau – nicht nur SUB 4-5/2015 CHRISTINE RÖDDER AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN COBURG [email protected] 33 STANDORT MANAGEMENT STANDORTMANAGEMENT BILDUNG Dialog macht Schule BILDUNG von PETER GACH und DR. SIEGFRIED KIENER: Die Landwirtschaftsschule hat eine lange Tradition. Die Lerninhalte stehen für Nachhaltigkeit, sie sollen aber auch offen sein für Neuerungen. Dies zu kommunizieren ist die Aufgabe aller Beteiligten, die an diesem Bildungsprozess mitwirken. Der Dialog mit der Schulfamilie – Schulleiter, Lehrer, Eltern Studierende – ist eine Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für die Lerninhalte und die Erwartungen an die Schule zu diskutieren. Nur im Gespräch miteinander ist es möglich, Vertrauen zueinander aufzubauen. Landwirtschaftsschule wird auf diese Weise aktiv und kooperativ von den beteiligten Akteuren gestaltet. Die Landwirtschaftsschule steht vor großen Herausforderungen. Die Themen Tierwohl, Landwirtschaft in der öffentlichen Meinung, Arbeitszeit und Entlohnung oder die Agrarmärkte entfalten eine hohe Dynamik an Veränderungen. Der Schulleiter, das Lehrerkollegiums, die Studierenden und die Eltern haben ihre Vorstellungen, was Schule leisten kann. Vor diesem Hintergrund steht die Überlegung, wie wir einen guten Übergang der Studierenden in die elterlichen Betriebe schaffen können. Die Eltern, die in der Regel selbst vor 30 Jahren die Landwirtschaftsschule besucht haben, haben ihr Bild von der Landwirtschaftsschule. Ziel der Aktion „Dialog macht Schule“ ist es, die Erwartungen an die Landwirtschaftsschule mit den jetzigen Verhältnissen zusammenzubringen und auf Augenhöhe mit allen Beteiligten zu diskutieren. Auswahl der Inhalte Die Initiative für die Durchführung des Dialog Forums geht von der Schulleitung und der Lehrerkonferenz aus. Hier werden der Zeitrahmen, das Programm und die Räumlichkeiten in der Schule festgelegt. Die Studierenden stellen die Lerninhalte der Fächer Betriebslehre, Pflanzenbau, Tierproduktion sowie Berufsausbildung und Mitarbeiterführung vor. Die Schwerpunkte für die Präsentation wählen die Studierenden selbst. Beim Dialogtag 2015 standen folgende Themen auf der Tagesordnung: 34 AAMindesteinsatzumfang bei Maschinen, Wirtschafterarbeit, Bilder aus dem Sommersemester zu Einkommensalternativen AASchüttelbox und Besprechung einer Futterration, Vorteil langlebiger Kühe AABedeutung des Kalkes für nachhaltig gute Erträge im Pflanzenbau, Experimente mit Kalk und Säuren zur Veranschaulichung der Wirkung von Kalk AAKriterien für die Auswahl eines Auszubildenden Die Lehrer unterstützen mit Materialien, Bildern, Arbeitsblättern aus dem Unterricht und Medien, wie Beamer, Flipchart. Durch die freie Wahl ergeben sich verschiedene Formen der Präsentationen. Allein dieser Vergleich der Vorgehensweise ist für sich betrachtet spannend und interessant. Denn hier können die Studierenden die Wirkungsweise ihrer Präsentationen bewerten. Die Eltern bringen über ihre Fragen an Lehrer und Studie- AA Die Eltern drücken die Schulbank, die Studierenden sitzen auf den Logenplätzen SUB 4-5/2015 BILDUNG Was müssen wir als Schule investieren? Der Zeitbedarf für die Vorbereitung umfasst zwei Stunden Vorbereitung in der Lehrerkonferenz, zwei Unterrichtseinheiten für die Ausarbeitung der Themen mit den Studierenden. Ein Vormittag von 8:45 bis 13:00 Uhr wird für AA Aktiver Bodenschutz mit Kalk – veranschaulicht mit einer Präsentation und einemVersuch die Durchführung des Dialogtages verwendet. Die Nachbereitung des Tages erfordert circa drei Stunden. Die Küche in der Landwirtschaftsschule ter, über Gastvorträge in der Schule oder Schulveranstaltunbietet Kaffee mit Kuchen in der Pause und ein Mittagessen gen bilden sich Mandatsträger und kreative Köpfe des Landan. Die Teilnehmer bezahlen eine Tagungspauschale. kreises ihre Meinung zu der Landwirtschaftsschule. Die Eltern haben ein starkes Interesse daran, wem sie ihre Söhne Unsere Erfahrungen und Töchter für drei Semester anvertrauen. Daher ist hier unLandwirtschaftsschule hat ihren eigenen öffentlichen Raum. sere Initiative erforderlich, wie Landwirtschaft im AllgemeiÜber die Landwirtschaftsschule wird auch außerhalb der nen und die Landwirtschaftsschule im Besonderen in der ÖfSchule gesprochen. Durch die Schultage im Sommersemes- fentlichkeit wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Unsere Antwort heißt: Dialog macht Schule. PETER GACH DR. SIEGFRIED KIENER AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN WEIDEN [email protected] [email protected] AA Vorführung einer Schüttelbox SUB 4-5/2015 35 BILDUNG rende ihre Meinungen direkt in die Diskussion ein. Hier standen im Fokus der Aussprache: Arbeitszeit in wachsenden Betrieben, Vermarktung der Produkte als Bestandteil der Lerninhalte im Unterricht, produktionstechnische Nachfragen zu den Fachthemen, und die künftige Personalausstattung der Landwirtschaftsschule Weiden nach der Versetzung und Pensionierung zweier Stammlehrer. In den Pausengesprächen haben die Eltern bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit, mit den Lehrern persönlich Kontakt aufzunehmen. Die Eltern nutzen die 30 Minuten Kaffeepause und ein open end nach dem Mittagessen für diesen Gedankenaustausch. BILDUNG Strategien für mehr Tierwohl mit neuen Labels und Initiativen Fachtagung „Lebenslanges Lernen“ für hauswirtschaftliche Lehr- und Fachkräfte BILDUNG von JUDITH REGLER-KEITEL: „Den Arbeitsmarkt und die Verbraucher im Blick“ – unter diesem Motto fand im November 2014 die Fachtagung „Lebenslanges Lernen“ statt. Der Schwerpunkt lag auf dem derzeit sehr aktuellen Thema „Tierwohl“. Neue Initiativen und Labels wurden vorgestellt und die Problematik aufgrund des steigenden Fleischkonsums und des Verbraucherverhaltens aufgezeigt. Die Fachtagung des Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) fand bereits zum vierten Mal statt, dieses Mal vor rund 130 Ausbilderinnen, Fachkräften hauswirtschaftlicher Betriebe, Lehrkräften hauswirtschaftlicher Schulen sowie Bildungsberaterinnen. Themen zur Berufsbildung standen ebenso auf dem Programm wie Informationen über aktuelle Verbraucherthemen, die für Unterricht und Ausbildung in der Hauswirtschaft relevant sind. Diskussion zum Tierwohl versachlichen Prof. Dr. Prisca V. Kremer von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf verwies auf die in den Medien häufig emotional und einseitig geführte Diskussion zum Thema Tierhaltung. Auf der einen Seite glauben laut einer europäischen Umfrage 75 Prozent der Deutschen, dass es landwirtschaftlichen Nutztieren schlecht gehe, auf der anderen Seite sei die Bereitschaft, bei Fleisch einen höheren Preis für mehr Tierwohl zu bezahlen, eher gering. Bei Befragungen, wofür der Verbraucher bereit sei, mehr Geld auszugeben, wird an erster Stelle höhere Qualität genannt, an zweiter Stelle Freilandhaltung, dann Regionalität und erst an achter Stelle Tierwohl. Dabei stellt der steigende Bedarf an Produkten tierischer Herkunft eine enorme Herausforderung für die Tierproduktion dar. Frau Prof. Kremer betonte, dass derzeit intensiv an Maßnahmen für den Schutz und das Wohlergehen von Tieren gearbeitet werde, auch um die Strategien der Europäischen Kommission umzusetzen. Es soll sichergestellt werden, „dass landwirtschaftliche Nutztiere unter Bedingungen gehalten werden, die keine Misshandlung, keinen Missbrauch, keine Schmerzen und kein Leiden mit sich bringen“. Tierschutzlabel seien politisch gewollt. Bereits vorhandene und etablierte Labels wie QS und Bio stehen u. a. für tierschutzgerechte bzw. artgerechte Tierhaltung mit entsprechenden Kontrollen. 36 AA Von links: Prof. Dr. Prisca V. Kremer, Prof. Dr. Paul Michels, Prof. Dr. Mirjam Jaquemot Am Beispiel des Tierschutzlabels des Deutschen Tierschutzbundes wurden die Kriterien für Einstiegs- bzw. Premiumstufen für Masthühner und Mastschweine dargelegt. So gelten z. B. für Masthühner für die Einstiegsstufe ein Platzangebot von einer maximalen Besatzdichte von 25 kg/m² sowie eine Bestandsobergrenze von maximal zwei mal 30 000 Masthühnerplätzen. Weitere Kriterien beziehen sich auf die Zuchtlinien, den Kaltscharrraum, die Strukturierung, die Transportdauer, die Schlachtung und auf tierbezogene Kriterien (siehe: http://www.tierschutzlabel.info/tierschutzlabel/) Zur Sprache kamen auch die Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft „Neue Wege für mehr Tierwohl“ (siehe www.bmel.de) und die Initiative des StMELF für bessere Haltungsbedingungen von Nutztieren. Aus Sicht der Referentin „bietet die Initiative Tierwohl einen neuen Ansatz, der diesmal v. a. durch Flexibilität den Landwirten entgegen kommt und eine breitere Basis von Tieren erreichen soll.“ SUB 4-5/2015 AA Interessierte Teilnehmerinnen im „Alten Reithaus“ in Triesdorf In der anschließenden Diskussion richtete Prof. Dr. Kremer einen Appell an die hauswirtschaftlichen Lehr- und Fachkräfte, im Unterricht und in der Ausbildung durch fachlich fundierte Informationen der zum Teil sehr unsachlichen Berichterstattung in den Medien entgegen zu wirken. Themen der hauswirtschaftlichen Berufsbildung Einen interessanten Blick auf den Arbeitsmarkt ermöglichten die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Bundesstudie „Neue Perspektiven für die Hauswirtschaft“, vorgetragen von Diplomsoziologin Susanne Winge, Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. Die Studie stellt u. a. einen steigenden Bedarf in den Bereichen „Alltagsbetreuung, hauswirtschaftliche Unterstützung in der ambulanten Pflege, Quartiersmanagement, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung“ fest. Birgit Achhammer, Hauswirtschaftsleitung im Seniorenstift Regensburg, berichtete von der positiven Entwicklung des Stellenwertes der Hauswirtschaft in den Alten- und Pflegeeinrichtungen des Seniorenstifts. Das Ergebnis zeige sich zum einen in einer hohen Fachkräftequote und zum anderen in einer neuen Organisationsstruktur, beides durch Überzeugungsarbeit erreicht. So seien die Präsenzkräfte in den Wohngruppen der Hauswirtschaftsleitung und nicht, wie in anderen Häusern üblich, der Pflegedienstleitung unterstellt. Elfriede Töpfer, Ausbildungsleiterin und Hotelmanagerin Diakonie Neuendettelsau ermöglichte mit vielen Bildern einen Blick in den Ausbildungsbetrieb Hotellerie und Gastronomie. Hauswirtschaftliche Azubis durchlaufen unter anderem die Bereiche Housekeeping, Verpflegung und Service. SUB 4-5/2015 Wichtig in dieser Branche seien Motivation und eine „Dienstleistungshaltung“. Die aktuelle Situation in der Berufsbildung Hauswirtschaft in Bayern stellte Ministerialrätin Gisela Miethaner (StMELF) dar. Aufgrund demografischer und gesellschaftlicher Entwicklungen steige der Bedarf an hauswirtschaftlichen Dienstleistungen. Die Gewinnung von Berufsnachwuchs und eine den Anforderungen des Arbeitsmarkt angepasste Aus- und Fortbildung habe oberste Priorität. Der Frage „Regional oder Bio: Was wünscht der Verbraucher?“ stellte sich Prof. Dr. Paul Michels von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Die Nachfrage nach Bioprodukten steigt kontinuierlich, wobei ein starker Trend zu regionalen Produkten zu beobachten sei. Regionale Produkte sollten hinsichtlich des Ortes der Erzeugung, Verarbeitung und Verpackung kritisch überprüft werden. Auch sehe z. B. die Umweltbilanz eines im Winter im Gewächshaus regional erzeugten Salates sehr viel schlechter aus als die eines spanischen Kopfsalates. Prof. Michels sieht den richtigen Weg bei mehr Bio-Produkten aus der Region. Bayern sei hier Vorreiter mit seinem Landesförderprogramm „BioRegio Bayern 2020“. Prof. Dr. Dr. Bruno Ehrmaier ist überzeugt: „Frauen denken nachhaltiger als Männer.“ Wissen über „Erneuerbare Energien im hauswirtschaftlichen Umfeld“ sollte deshalb in der Berufsbildung Hauswirtschaft vermittelt werden. Gerade für Großhaushalte, z. B. in Tagungshäuser und sozialen Einrichtungen, spielt das Thema Energieverbrauch und Nutzung der Eigenstromproduktion aus vorhandenen Photovoltaikanlagen auf den Gebäuden eine immer größere Rolle. Die Fortbildungstagung wurde kompetent moderiert von Prof. Dr. Mirjam Jaquemoth, die im Studiengang Ernährung und Versorgungsmanagement an der Hochschule in Triesdorf v. a. für die Themen Haushaltsökonomie und Verbraucherpolitik zuständig ist. Die Vorträge sind auf der Internetseite des Ministeriums unter www.berufe.hauswirtschaft. bayern.de eingestellt. JUDITH REGLER-KEITEL FORTBILDUNGSZENTRUM HAUSWIRTSCHAFT TRIESDORF [email protected] 37 BILDUNG BILDUNG BILDUNG Aktionstag zum internationalen Jahr der bäuerlichen Landwirtschaft BILDUNG von ANNE LUTZ: Das internationale Jahr der bäuerlichen Landwirtschaft nutzte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt , um den Dialog mit den Verbrauchern zu suchen. Am 4. Oktober 2014 fand ein Aktionstag auf dem Schweinfurter Bauernmarkt statt. Ziel war es, über die vielfältigen Aufgaben der modernen Landwirtschaft zu informieren, Vorurteile aus der Welt zu schaffen und für den Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe zu werben. Die Vereinten Nationen (UN) hatten 2014 zum „Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe“ ausgerufen. Dies ist eine Bestätigung für die bayerische Agrarpolitik, die nicht nach dem Motto „Wachsen oder Weichen“ agiert, sondern gezielt auf die bäuerlichen Familienbetriebe setzt. Die bäuerlichen Familienbetriebe sind das wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Rückgrat des ländlichen Raumes und damit ein unverkennbares Markenzeichen Bayerns. Jedoch ist den Meisten nicht bewusst, dass hinter vielen heute oft als selbstverständlich wahrgenommenen Leistungen für unsere Umwelt, Wirtschaft und Kulturlandschaft bäuerliche Familien mit ihrer tagtäglichen Arbeit, ihrem Engagement und ihrer Bodenhaftung stehen. Deshalb sollte in Bayern das UN-Themenjahr genutzt werden, um die Leistungen der Familienbetriebe noch stärker herauszustellen. kate erklärten den Begriff „bäuerliche Familienbetriebe“ und verdeutlichen deren Leistungen für die Gesellschaft. Es wurde auch auf die Entwicklung der Landwirtschaft in Bayern sowie die wirtschaftliche Situation der Betriebe eingegangen. Auch sollte dem interessierten Verbraucher dargestellt werden, dass Landwirte zwar staatliche Unterstützung erhalten, für diese aber auch Gegenleistungen erbringen. Schließlich sollte über die Plakate noch deutlich werden, was jeder Einzelne leisten kann, um den Erhalt bäuerlicher Familienbetriebe zu unterstützen. „Von der bäuerlichen Landwirtschaft erwarte ich mir die Produktion von hochwertigen, regionalen Lebensmitteln“ Der Bauernmarkt als Gelegenheit zum Dialog Jeden ersten Samstag im Monat bieten Landwirte aus der Region ihre selbst erzeugten Produkte auf dem Marktplatz in Schweinfurt an. Bei bestem Herbstwetter kamen Anfang Oktober zahlreiche Besucher auf den Markt und zeigten großes Interesse am Stand des AELF Schweinfurt. Anita R., Hausfrau „Mit unserem eigenständigen Bayerischen Weg in der Agrarpolitik setzen wir ganz gezielt auf den Fortbestand und die Entwicklung der bäuerlichen Familienbetriebe.“ Landwirtschaftsminister Helmut Brunner Die Idee hinter dem Aktionsstand war, durch ein Gewinnspiel mit Glücksrad einerseits die Verbraucher an den Stand zu locken, andererseits durch Fragen, welche sich teilweise auf die ausgestellten Plakate bezogen, die Besucher zur Betrachtung der Plakatausstellung zu animieren. Die sechs Pla- 38 AA Anna-Barbara Heyder vom AELF Schweinfurt mit Standbesuchern am Glücksrad SUB 4-5/2015 BILDUNG AA Dr. Michaela Neff (AELF Schweinfurt) im Dialog mit einem Marktbeschicker Kenntnisse über Landwirtschaft dürftig Die allgemeinen Fragen zur Landwirtschaft zeigten auf, wie wenig viele Verbraucher sich mit der Herkunft ihrer Lebensmittel beschäftigten. So schätzte die Mehrzahl die jährliche Milchleistung einer Kuh auf deutlich unter 1 000 Liter. Erfreulich war hingegen, dass viele Kinder über Projekte in Schule und Kindergarten oft über ein besseres Hintergrundwissen zum Thema Landwirtschaft verfügen, als die Erwachsenen. Sie hatten meist keine Probleme dabei, die Ausgangsprodukte verschiedener Lebensmittel zu benennen. Dass Käse aus Milch ist und man für die Herstellung von Pommes Frites Kartoffeln braucht, war für die Kleinsten ebenso logisch wie die Tatsache, dass man getrocknetes Gras Heu nennt. Besonders die Fragen, die sich auf die ausgestellten Plakate bezogen, lösten häufig Erstaunen bei den Teilnehmern aus. So konnten sich die wenigsten vorstellen, dass vom Verkaufspreis eines Brotes lediglich 6 Prozent beim Landwirt ankommen. Ebenso verwundert waren die meisten, wenn sie erfuhren, dass ein deutscher Durchschnittsbürger lediglich 12 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel ausgibt. Einkauf auf dem Bauernmarkt in Schweinfurt wird hierzu schon ein Beitrag geleistet. Gelobt wurde auch die Idee für einen solchen Aktionstag, denn viele gaben zu, sich unbewusst immer weniger mit der Landwirtschaft und somit der Herkunft ihrer Lebensmittel auszukennen. So stößt das (Wunsch-) Bild der Öffentlichkeit vom Bauernhof mit einer kleinen Anzahl von Kühen, Schweinen und dem Hahn auf dem Misthaufen auf die Realität einer knallharten Preispolitik, der die Landwirtschaft unterworfen ist und welche die Betriebe zu Spezialisierung und Wachstum zwingt. Dass also Betriebe mit zehn Kühen nicht von der Landwirtschaft leben können, muss dem Verbraucher erst bewusst gemacht werden. Das Verständnis für die Situation und die Probleme bayerischer Familienbetriebe konnte aber durch den Aktionstag zumindest bei den Marktbesuchern in Schweinfurt verstärkt werden. Deutlich wurde jedoch, dass die Landwirte auf den Verbraucher zugehen und sich öffnen sollten. Der Verbraucherdialog über Aktionen wie diese ist dringend notwendig. Andernfalls entfremdet sich die Gesellschaft immer weiter von der Landwirtschaft. „Agrarfabriken mit zig tausend Mastschweinen stoßen auf wenig Verständnis und haben meiner Meinung nach mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun.“ Hubert L., Rentner Dialog schafft Verständnis Im Dialog mit den Verbrauchern wurde klar, dass einem Großteil der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft und die regionalen Betriebe durchaus ein Anliegen sind. Durch den SUB 4-5/2015 ANNE LUTZ AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN SCHWEINFURT [email protected] 39 BILDUNG Beim Gewinnspiel am Glücksrad „erdrehten“ sich die Standbesucher ihre Fragen. Der Preis, ein Einkaufsgutschein für den Bauernmarkt, konnte dann direkt vor Ort eingelöst werden. Es gab Zahlenfelder, denen Fragen zugeordnet waren und Aktionsfelder. Wurde eines der Aktionsfelder erreicht, mussten die Teilnehmer Getreidearten bestimmen oder am Gummieuter melken. Insbesondere Letzteres stellte für viele eine große Herausforderung dar. Auch bei der Getreidebestimmung waren nicht alle Teilnehmer gleich gut, besonders aber die älteren Standbesucher verfügten über gute Kenntnisse, wenn es darum ging, Weizen, Gerste und Hafer zu erkennen. BILDUNG Vielfalt im Energiepflanzenanbau Bayernweites Gemeinschaftsprojekt informiert BILDUNG von ANDREA SOBCZYK, JULIA HALLER und KORNELIA MARZINI: Ziel des Gemeinschaftsprojektes ist, das Fachwissen der Forschungseinrichtungen, basierend auf Exaktversuchen, im Bereich Substratproduktion für Biogas zu bündeln und an die breite Öffentlichkeit weiter zu geben. Über die gesamte Projektlaufzeit finden dazu Feldtage und Vortragsveranstaltungen statt. Das Projekt „Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau“ wird von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Kooperation mit der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) und des Technologie- und Förderzentrums im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) bearbeitet. Die vier wichtigsten Erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung in Deutschland sind Bio-, Sonnen-, Wasser- und Windenergie. Vorteil der Bioenergie gegenüber den anderen ist, dass sie variabel abgerufen beziehungsweise eingesetzt werden kann. Bei guter Vernetzung der einzelnen Erneuerbaren Energien hat die Bioenergie das Potential Schwankungen im Strombedarf bedingt durch Spitzenlast- oder Tageszeiten auszugleichen. Erster Schritt zur Bioenergiegewinnung aus Biogas ist die Substratproduktion. Das am häufigsten eingesetzte pflanzliche Substrat in Bayern ist die Maissilage, gefolgt von Grassilage und Getreide-Ganzpflanzensilage (Getreide-GPS). Um über die vielfältigen Möglichkeiten in der Substratproduktion zu informieren gibt es seit 2013 das Projekt „Informations- und Demonstrationszentrum Energiepflanzenanbau“. Bayernweit sind daraus zehn Standorte (siehe Abbildung) entstanden, an denen sowohl mehrjährige, als auch einjährige Kulturen in verschiedenen Anbausystemen demonstriert werden. Publiziert werden Fachinformationen, welche auf den Forschungsergebnissen der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der Landesanstalt für Weinund Gartenbau (LWG) und des Technologie- und Förderzentrums im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) basieren. Koordiniert wird das Projekt von der Arbeitsgruppe Biomasse (IPZ 4c) des Institutes für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der LfL in Freising. Energiepflanzen im praktischen Anbau Im praktischen Anbau sind neue Kulturen, wie beispielsweise Durchwachsene Silphie oder Riesenweizengras und massenreiche Mischungen aus Wildpflanzen zu sehen. Bereits in der Praxis etablierte Kulturen, wie Wintergetreide und Mais sind ebenfalls vertreten. Zusammen mit anderen einjährigen Kulturen stehen hier verschiedene standortangepasste Anbausysteme im Fokus. Die Schauflächen sind bei 40 AA Abbildung: Übersicht der Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau in Bayern öffentlichen landwirtschaftlichen Einrichtungen angelegt und für jedermann ganzjährig frei zugänglich. Zur Selbstinformation sind vor Ort individuelle Kulturschilder angebracht, bei denen allgemeine und anbauspezifische Informationen vermerkt sind. Jährlich organisierte Feldtage an den einzelnen Standorten bieten die Möglichkeit, Fragen im direkten Gespräch mit dem Fachpersonal zu klären und sich mit den Teilnehmern auszutauschen (aktuelle Termine siehe Infobox). Darüber hinaus können zielgruppenangepasste Führungen für Landwirte, Jäger, Imker, Umweltschützer, Berater, Schüler oder interessierte Bürger an- SUB 4-5/2015 BILDUNG 28. Mai: TFZ Straubing 2. Juni: LVFZ Schwarzenau 9. Juni: LfL-Versuchsstation Grub 5. Juli: LWG Veitshöchheim „Tag der offenen Tür“ 8. Juli: LfL-Versuchsstation Grub 14. Juli: LVFZ Almesbach 21. Juli: LLA Bayreuth 29. Juli: Willendorf/Merkendorf 4. August: LVFZ Achselschwang 20. August: HLS Rotthalmünster 17. Sept.: TFZ Straubing Uhrzeiten, Anfahrtsbeschreibungen und weitere Informationen finden Sie unter http://www.biogas-forum-bayern.de/energiepflanzen gefragt werden. Fachvorträge zum Thema Substratproduktion für Biogasanlagen werden ebenfalls an Veranstaltungen, wie Pflanzenbautagen oder Fachmessen gehalten. Aktuelle Veranstaltungstermine, Steckbriefe und Anfahrtsbeschreibungen zu den Standorten sind im Internet auf dem Fachportal „Biogas Forum Bayern“ zu finden. Fruchtfolgen abwechslungsreich gestalten Biogasfruchtfolgen ist ein Thema mit dem sich die Arbeitsgruppe Biomasse (IPZ4c) der LfL in Freising beschäftigt. Die auf den Schauflächen gezeigten Anbausysteme stammen aus einem bereits abgeschlossenen Versuch, welcher über vier Jahre an drei Standorten durchgeführt wurde. Innerhalb der Systeme sind verschiedene Wintergetreidearten zur GPS-Nutzung vertreten, wobei mit zunehmender Standzeit der Ertrag steigt. Wintertriticale wird beispielsweise Ende Juni beziehungsweise Anfang Juli geerntet und verbleibt von den Getreidearten am längsten auf dem Feld. Aufgrund der relativ langen Vegetationszeit ist ein anschließender Zweitfruchtanbau sehr schwierig. Optimale Trockensubstanzgehalte von 28 bis 30 Prozent, die für eine ordnungsgemäße Silierung nötig AA Grünroggen mit Mais als sind, werden unter bayeriNachfrucht SUB 4-5/2015 schen Verhältnissen in der Regel nicht erreicht. Ausgenommen sind dabei Gräser, welche angewelkt werden können. Nach der frühräumenden Wintergerste ist ein Anbau von Mais oder Sorghum bis Mitte Juni möglich. Bei der Saatgutwahl sollte auf möglichst frühreife Sorten geachtet werden. Die Sommertriticale hat in einem Versuch zu Zweitkulturen durch gesunde und gute Erträge überzeugt. Optimaler Saatzeitpunkt ist die letzte Junidekade. Weidelgrasuntersaat auch für Greening interessant Greening ist dieses Jahr ein großes Thema. Vor allem bei den „Ökologischen Vorrangflächen“ muss im Vorfeld kalkuliert werden. Weidelgrasuntersaaten im Wintergetreide können dabei mit dem Faktor 0,3 angerechnet werden. Wie bei allen Zweikulturnutzungssystemen ist auch bei diesem Anbauverfahren eine ausreichende Wasserversorgung unabdingbar. Nutzungsdauer und Standortsituationen sind bei der Sortenwahl des Weidelgras maßgeblich, da diese in ein-, über- und mehrjährig unterschieden werden. Versuche der LfL belegen, dass eine Weidelgrasuntersaat im Vergleich zu einer Blanksaat einen Entwicklungsvorsprung besitzt, wodurch ein Schnitt mehr im Jahr erzielt werden kann. Derzeitige Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine gleichzeitige Herbstaussaat von Untersaat und Getreide einer Nachsaat im Frühjahr vorzuziehen ist. Besonders an Standorten mit hohem Unkrautdruck etabliert sich die Frühjahrsuntersaat unzureichend. Um der Untersaat genügend Licht und Nährstoffe zu sichern, muss bei der Aussaat das Saatgut des Getreides um 1/3 reduziert werden. Weitere Vorteile sind die unkrautunterdrückende Wirkung der Untersaat und die im Rahmen des Greening geforderte Winterbegrünung. Maismischanbau noch im Versuchsstadium Neben dem reinen Maisanbau wird auch eine Parzelle mit Mais und Stangenbohnen als Mischanbau präsentiert. In Ländern wie Chile wird auf Grund optimaler Flächennutzung der Mischanbau schon seit vielen Jahren betrieben. Ein aktuell an der LfL laufender Versuch soll Aufschluss über die Problematik der Mechanisierung dieses Verfahrens bezüglich Aussaattechnik, geeigneter Sorten für Bayern und möglichen unkrautregulierenden Maßnahmen bringen. Sinn und Zweck ist es, mit Hilfe von Leguminosen und Blühpflanzen die AA Mais mit Stangenbohnen im Biodiversität im SilomaisanMischanbau 41 BILDUNG Infobox 1: Feldtage 2015 BILDUNG AA Feldtag in Ansbach vor einer mehrjährigen Wildpflanzenmischung BILDUNG bau zu erhöhen und trotzdem gute Erträge zu erwirtschaften. Blühflächen zur Biogasverwertung Seit 2008 forscht die LWG an verschieden Wildpflanzenmischungen, die als Substrat in der Biogasanlage dienen. Neben einheimischen Arten werden auch fremdländische Stauden untersucht, welche sehr massenwüchsig sind und so den Ertrag steigern könnten. Die Mischungen bestehen aus bis zu 25 verschiedenen ein- und mehrjährigen Arten, was eine jährlich ändernde Bestandszusammensetzung mit sich zieht. Trockenstress können vor allem Bestände im zweiten und dritten Jahr durch ihre Artenvielfalt besser kompensieren als Kulturen in Reinanbau. Ihr großer ökologischer Wert kommt nicht nur Bienen als eine große und vor allem lang verfügbare Nahrungsquelle entgegen, sondern auch den Boden- und Wildtieren. „Genügsam und bei der Gesellschaft sehr beliebt“ Arbeitstechnisch sind die Wildpflanzenmischungen und anderen mehrjährigen Kulturen sehr genügsam, da außer der Bodenbearbeitung, Ansaat und Düngung nur die Ernte anfällt. Besonders an Gewässerrandstreifen sind sie zu empfehlen. Methanhektarerträge der Mischungen liegen bei circa 50 Prozent von Silomais und bieten somit eine gute Alternative zwischen Akzeptanz in der Bevölkerung und Substrat für die Biogasanlage. Der geeignete Erntezeitpunkt der artenreichen Mischungen beläuft sich im ersten Jahr von Ende August bis Ende September. Ab dem zweiten Standjahr ab Mitte Juli bis August. 42 Kulturen werden neu- und wiederentdeckt Dauerkulturen, wie zum Beispiel Durchwachsene Silphie, Riesenweizengras, Sida, Switchgrass, Miscanthus und IGNISCUM®, werden am TFZ untersucht. Aufgrund ihrer Mehrjährigkeit sind viele ökologische Vorteile gegeben. Durch die ganzjährige Bodenbedeckung tragen sie beispielsweise zum Erosions- und Gewässerschutz bei, bieten Schutzraum für Wildtiere und verbessern durch den Humusaufbau die Bodenfruchtbarkeit. Eine Dauerkultur mit großem Potenzial ist die Durchwachsene Silphie. Ihr wird eine Nutzungsdauer von über zehn Jahren zugesprochen. Das Hauptproblem der Durchwachsenen Silphie war bisher die geringe Keimfähigkeit des Saatguts, die ein kostenintensives Pflanzverfahren notwendig machte. Seit letztem Jahr ist nun vorbehandeltes Saatgut mit einer verbesserten Keimfähigkeit verfügbar, so dass der Anbau auch aus ökonomischer Sicht attraktiver wird. Fruchtfolgen gestalten mit neuen Arten Neben den Dauerkulturen werden am TFZ auch die einjährigen Energiepflanzen Sorghum, Amarant, Quinoa, Buchweizen sowie die Gemenge Wickroggen und WintertriticaleErbse untersucht und an den Informations- und Demonstrationszentren in Anbausystemen vorgestellt. Buchweizen und Quinoa sind vor allem aufgrund ihrer kurzen Vegetationszeit interessant. Rund 100 Tage nach der Saat erreichen sie bereits die Siloreife und können somit äußerst flexibel in die Fruchtfolgen eingebunden werden, zum Beispiel nach der Ernte von Getreide-GPS. Buchweizen sowie Quinoa gehören zu den Pseudogetreidearten, d. h. die Körner enthalten viel Stärke; zählen jedoch nicht zum Getreide. Eine weitere Kultur dieser Gruppe ist der Amarant. Inhaltsstoffanalysen haben gezeigt, dass dieser einen im Vergleich zu klassischen landwirtschaftlichen Kulturen, wie Mais und Getreide, hohen Gehalte an Spurenelementen wie Nickel AA Durchwachsene Silphie Blüte und Kobalt enthält, die für die Mikroorganismen im Biogasfermenter essentiell sind. Bisher wurde Amarant jedoch nur sehr wenig züchte- SUB 4-5/2015 BILDUNG tar nicht übersteigen. Beim Kauf des Winterroggensaatguts muss auf eine gute Standfestigkeit geachtet werden, um die Lagergefahr möglichst gering zu halten, da der Einsatz von Wachstumsreglern nicht möglich ist. Bereitet die Ernte mit dem Feldhäcksler Probleme, ist ein Rapsgebiss mit Seitenmessern empfehlenswert. Das Projekt „Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau“ ist vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert. Bei Fragen und Terminvereinbarungen für individuelle Führungen steht Andrea Sobczyk (Kontaktdaten siehe Autor) jederzeit gerne zu Verfügung. AA Wickroggen ist bei Insekten sehr beliebt Blühakzent im Winterroggen Wickroggen ist eine Mischung aus Winterroggen und der winterharten Zottelwicke, welche durch ihre violetten Blüten ein imposantes Bild zeigt und von Insekten gerne besucht wird. Die Wicke bindet als Leguminose mithilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff, sodass Mineraldünger eingespart werden kann. Gleichzeitig schließt sie rasch den Bestand, sodass Unkraut unterdrückt wird. Das Mischungsverhältnis kann variiert werden, je stärker der Blüheffekt gewünscht ist. Allerdings sollte der Wickenanteil 10 kg je Hek- BILDUNG ANDREA SOBCZYK BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT INSTITUT FÜR PFLANZENBAU UND PFLANZENZÜCHTUNG JULIA HALLER TECHNOLOGIE- UND FÖRDERZENTRUM IM KOMPETENZZENTRUM FÜR NACHWACHSENDE ROHSTOFFE (TFZ) KORNELIA MARZINI BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WEINBAU UND GARTENBAU [email protected] [email protected] [email protected] risch bearbeitet, sodass häufig Probleme bei der Abreife bestehen. Auf dem deutschen Markt ist derzeit nur eine Sorte zugelassen. Berichtigung zum Beitrag „Nachhaltige Biogaserzeugung aus Wildpflanzen“ in „Schulde und Beratung" Heft 3/15 SUB 4-5/2015 120 % 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % Ach Bau Ssm Alm Gru Ost Srb 3. SJ 2. SJ 1. SJ 3. SJ 2. SJ 1. SJ 3. SJ 2. SJ 1. SJ 3. SJ 2. SJ 1. SJ 3. SJ 2. SJ 1. SJ 3. SJ 2. SJ 1. SJ 3. SJ 2. SJ 1. SJ 3. SJ 2. SJ 0% 1. SJ MARTIN DEGENBECK BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WEINBAU UND GARTENBAU [email protected] 140 % Relativer TM-Ertrag der WPM (% des Maisertrags) Die Abbildung 2 in meinem Beitrag „Nachhaltige Biogaserzeugung aus Wildpflanzen“ in „Schule und Beratung“ Heft 3/2015, Seite 35 enthält leider falsche Ertragswerte, die den Ringversuch Bayern Energie aus Wildpflanzen betreffen. Dafür bitte ich um Nachsicht. In der nebenstehenden Abbildung sind die Werte nun korrigiert. Sch AA Abbildung 2: Trockenmasseertrag 2013 in Prozent des Maisertrags (gestrichelte Linie) an den acht Versuchsstandorten des Ringversuchs Bayern, WPM im 1., 2. und 3. Standortjahr 43 BILDUNG Waldpädagogik baut Barrieren ab BILDUNG von GERHARD SEIDL: Waldpädagogische Führungen mit behinderten Menschen sind eine besondere Herausforderung. Bei guter Planung und Vorbereitung sind sie eine hervorragende Möglichkeit für die Behinderten, neue Erfahrungen in einem Umfeld zu machen, zu dem sie normalerweise keinen Zugang haben. Der Abbau von Barrieren findet dabei auf beiden Seiten statt, die Waldpädagogen lernen bei solchen Führungen viel über den Umgang mit Menschen – und dieser gelungene Umgang mit Menschen ist für ihre Arbeit eine entscheidende Fähigkeit. Der Beitrag schildert Erfahrungen aus einem Seminar, in dem angehende Waldpädagogen auf Führungen mit besonderen Teilnehmergruppen vorbereitet werden sollen. Die bayerische Staatsregierung plant, bis 2020 möglichst viele Barrieren für Menschen mit Behinderung abzubauen. Für körperlich und geistig Behinderte gibt es neben den physikalischen Begrenzungen in der Umwelt auch Grenzen durch fehlende Gelegenheiten, in einer anderen Umgebung neue Erfahrungen zu machen. Gerade in der Waldpädagogik gibt es aber Möglichkeiten, die im ersten Moment erstaunen. Diese Erfahrung haben im Herbst 2014 eine Gruppe Waldpädagogen zusammen mit ca. 50 Behinderten und deren Betreuer in einem Seminar der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gemacht. Inhalt des Seminars „Besondere Zielgruppen in der Waldpädagogik“ war die Planung, Durchführung und Nachbereitung von AAFührungen für drei Gruppen körperlich und/oder geistig behinderter Kinder (erste bis fünfte Klasse), AAeine Führung mit einer Gruppe blinder Menschen, AAeine Führung mit Taubstummen, und AAeine Führung mit einer gemischten Gruppe mit autistischen und hyperaktiven Kindern (vier bis zehn Jahre). Für eine gelungene Waldführung müssen verschiedene Einflussgrößen aufeinander abgestimmt werden (siehe Abbildung). In diesem Bericht soll dargestellt werden, wie weit diese Einflussgrößen auch für Führungen mit behinderten Menschen gelten und was bei Behindertenführungen besonders beachtet werden muss. peraktiven Kindern sind sehr unterschiedlich zu den Voraussetzungen, die eine Gruppe von Taubstummen für die Führung mitbringt. Gespräche mit den Begleitern sind unverzichtbar, um diese Fragen zu beantworten. Das Problem dabei: Die Begleiter kennen ihre Behinderten in der Einrichtung, sie haben aber wenig Vorstellung, was im Wald möglich ist und wie sich die behinderten Teilnehmer im Wald verhalten. Deshalb ist es sinnvoll, die Gespräche mit den Begleitern durch den direkten Kontakt mit den Behinderten vor der Veranstaltung zu ergänzen. Auch innerhalb der Gruppe können die Voraussetzungen der Teilnehmer unterschiedlich sein. Im Seminar war die Führung der Gruppe der 4- bis 10-Jährigen behinderten Kinder durch die große Altersspanne und die sehr unterschiedlichen Möglichkeiten der Kinder besonders schwierig. Eine Lösung war es, einerseits die Ansprüche an die Führung auf ein passendes Maß zu reduzieren und andererseits auf die einzelnen Teilnehmer intensiver einzugehen. Statt Wissensvermittlung wurden z.B. durch gemeinsames Musizieren die Sinne der Teilnehmer und das Gruppen erlebnis stärker angesprochen. Die vorbereitenden Gespräche und die anschließende Umsetzung der Ideen in ein „Drehbuch“ für die Waldführung sind aufwendig und zeitintensiv, aber unverzichtbar für eine erfolgreiche Führung. Für die Führungen in Roggenburg waren die Waldpädagogen etwa einen vollen Arbeitstag beschäftigt mit der Planung der Führung, der Sichtung des Waldortes, der Vorbereitung der Aktivitäten und der Abstimmung untereinander. Teilnehmerorientierung In der Waldpädagogik hat die Teilnehmerorientierung oberste Priorität: Das gilt für alle Waldführungen, wirkt sich aber bei behinderten Teilnehmern stärker aus. Was können und wollen Blinde, Taubstumme, geistig behinderte Kinder, was bringen sie mit in den Wald, was sollen sie mitnehmen (lernen, erleben, erfahren)? Wie ist die Gruppe zusammengesetzt und was interessiert die Begleiter? Die Möglichkeiten und Grenzen von autistischen oder hy- AA Einflussgrößen auf eine gelungene Waldführung 44 SUB 4-5/2015 BILDUNG Waldort/Umfeld Einen wichtigen Einfluss auf die positive Grundstimmung nimmt der Waldort. Im Wald sind die Förster kompetent, hier können sie auf Wissen und Erfahrung aufbauen und diese Sicherheit den Teilnehmern spüren lassen. Waldpädagogik kann durch mitgebrachtes Material im Klassenzimmer oder in einem Saal stattfinden, aber der Lernort Wald ist am besten durch den direkten Kontakt mit der Vielfalt im Wald erfahrbar. Dieser Lernort Wald hat den besonderen Vorteil einer fast beliebigen Skalierbarkeit. Prof. Manfred Spitzer beschreibt es in einem seiner Vorträge: „Es ist für jeden etwas dabei, vom einfachen Fühlen, Riechen, Hören und Schmecken hin zum komplexen Ökosystem Wald“. Für Führungen mit behinderten Menschen ist es bei der Auswahl der Führungsstrecke besonders wichtig, sich in die Teilnehmer einzufühlen. Wie sieht der Wald aus, in dem die Führung stattfinden soll? Wie sehen die Wege aus, welche Pflanzen und welche Tiere gibt es? Können sich die Behinderten im Wald gefahrlos bewegen? Bei der Führung mit Blinden war es beispielsweise eine besondere Herausforderung, sich abseits der Wege durch den Wald zu bewegen – und zwar für die Behinderten und die Waldpädagogen. Waldpädagogik hat einen großen Vorteil durch den „Wohlfühlort Wald“. Bei den hyperaktiven Kindern war zu sehen, dass die ruhige Atmosphäre im Wald und die offene Art der Waldpädagogen zur Entspannung beigetragen haben – die Begleiter waren erstaunt über die Ruhe, die in den Kindergruppen herrschte. Umgang mit Unvorhergesehenem Eine Waldführung lebt auch von den nicht geplanten Besonderheiten im Wald. Die Vielfalt im Wald, Tierbeobachtungen, Geräusche, Wetter, besondere Pflanzen sind eine Bereicherung, die dazu gehört. Gleichzeitig gibt es ein Drehbuch, das dem Ablauf der Führung einen roten Faden gibt. Es ist ein Spannungsfeld, einerseits offen auf die Vielfalt einzugehen SUB 4-5/2015 und auf der anderen Seite nicht in Beliebigkeit zu fallen. Ein Thema, das die Führung begleitet, hilft sowohl den Förstern als auch den Teilnehmern, immer wieder zum roten Faden zurückzufinden und die Orientierung zu behalten. Bei den Führungen in Roggenburg waren immer Gruppen aus zwei oder drei Waldpädagogen für eine Führung verantwortlich, was den Umgang mit dem Unvorhergesehenen schwieriger macht. Hier helfen klare Absprachen und deutliche Signale, wenn ein Waldführer z.B. zu viel Zeit für seinen Führungsteil beansprucht. Organisation Vorbereitung und Ablauf Eine Waldführung beginnt nicht mit dem Zeitpunkt, an dem die Waldpädagogen und die Teilnehmer aufeinander treffen, sondern mit den Absprachen vor der Führung. Wie viele Teilnehmer sind in der Gruppe, wie viele Behinderte und wie viele Begleiter werden kommen? Wann können die Teilnehmer kommen, wie lange haben sie Zeit? Wie kommen sie in den Wald (Anfahrtsstrecke und Treffpunkt) und wie mobil sind sie im Wald (Rollstuhlfahrer, körperliche Beeinträchtigung)? Wann brauchen sie Pausen, was ist möglich bei schlechtem Wetter, gibt es Ausweichmöglichkeiten? Was ist zu tun bei einem Unfall? Eine gelungene waldpädagogische Veranstaltung ist kein Spaziergang im Wald, sondern ein sorgfältig geplantes Ereignis – und das braucht bei der Planung und Vorbereitung Zeit. Bei Führungen mit behinderten Menschen ist diese Vorbereitungszeit deutlich länger und intensiver, es müssen mehr Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Zusätzlich ist der direkte Kontakt mit Betreuern und Behinderten vor der Führung zeitaufwendig, aber sehr sinnvoll. Zusammenfassung und Schluss Waldpädagogik ist eine gesetzlich festgelegte Aufgabe der Forstverwaltung. Die Erfahrungen, die in der Waldpädagogik mit den sehr unterschiedlichen Zielgruppen gemacht werden, sind auch in einer ganzen Reihe von anderen Bereichen sinnvoll. Zum Beispiel gelten bei der Organisation einer Veranstaltung für Waldbesitzer ähnliche Regeln wie in einer Waldführung: Sich bewusst auf ein Gespräch einzustellen, sich vorher mit den Interessen und Wünschen des Gesprächspartners zu beschäftigen ist eine Kompetenz, die in jeder Art der Kommunikation wichtig für den Erfolg ist. Mit einer guten Vorbereitung und offenem Interesse macht das Ergebnis den Förstern und ihren Kunden im Wald Freude – das war in Roggenburg eindrucksvoll zu sehen. GERHARD SEIDL Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten [email protected] 45 BILDUNG Persönlichkeit des Waldpädagogen Jeder Waldpädagoge gestaltet die Führung durch seine Persönlichkeit und seine Kompetenzen – schon deshalb kann es keine standardisierte Waldpädagogik geben. Diese „Führungspersönlichkeit“ kommt bei besonderen Zielgruppen stärker zum Tragen als bei Standardführungen mit 3. oder 4. Klassen. Es ist sinnvoll, sich mit der Welt der Teilnehmer zu beschäftigen und sich auf die Behinderten einzustellen. Das gelingt unterschiedlich gut, je nach Persönlichkeit von Behinderten und Waldpädagogen. In Roggenburg war es interessant zuzusehen, wie nach einer notwendigen Zeit des Vertrauensaufbaus durch das gegenseitige Interesse Kontakt entstanden ist, der für beide Seiten positiv war. Für dieses „Aufeinander zugehen“, ist Zeit notwendig, deshalb muss die Führung mit behinderten Menschen am Anfang bewusst Möglichkeiten bieten, sich kennenzulernen. GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG Allergenkennzeichnung in unter fränkischen Profi- und RegioTreffs von BRIGIT TE BAUMEISTER, BEATE LAUMEYER und DÖRTE JENTSCH: Die seit 2014 vorgeschrieben Allergenkennzeichnung ist eine Herausforderung für Betriebe der Gemeinschaftsverpflegung. Das Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg bot deshalb in Unterfranken in den Arbeitskreisen für Verpflegungsverantwortliche in Gesundheits-, Sozialeinrichtungen, Betriebsgastronomie (ProfiTreffs) und in Schulen (RegioTreffs) eine dreiteilige Veranstaltungsreihe zum diesem Thema an. Fachinformationen und Erfahrungsaustausch sollten die Umsetzung in der Küche vor Ort erleichtern. 2014 konnten so in Unterfranken 834 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit diesem komplexen Thema vertraut gemacht werden. GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG Um ein passendes Konzept zu schneidern, trugen wir im Kollegenkreis im Vorfeld viele Aspekte der Allergenkennzeichnung zusammen, diskutierten und strukturierten sie. Bedürfnisse, Gemeinsamkeiten und Unterschiede für die verschiedenen Zielgruppen wurden herausgearbeitet. So entstand eine dreiteilige Fortbildungsreihe, die mit einem einheitlichen Programm die ProfiTreffs und die RegioTreffs in Unterfranken mit der Allergenkennzeichnung vertraut machte. Da auch die Kitas von der Allergenkennzeichnung betroffen sind, luden wir diese zu den RegioTreffs ein. Aufbereitungs- und Verteilerküchen jedoch brauchen nur Basisinformationen und erhielten deshalb eine eigene Veranstaltung. In Unterfranken bieten wir ProfiTreffs und RegioTreffs in jeder Runde dreimal an, in den Regionen Nord, Süd und West. Pro Jahr und Region werden drei bis vier verschiedene Themen angeboten. Gleiche Themen für unterschiedliche Zielgruppen bedeuten aber, nicht jeder muss das Rad neu erfinden: Drei Kolleginnen übernahmen deshalb jeweils ein Fortbildungsreihe „Allergenkennzeichnung“ 2014 am Fachzentrum Ernährung/ Gemeinschaftsverpflegung Würzburg Zielgruppen • ProfiTreff: Küchenleiter in Betrieben der Gemeinschaftsverpflegung wie Seniorenheime, Tagungshäuser, Krankenhäuser etc. • RegioTreff: Verpflegungsverantwortliche in Schulmensen mit eigener Zubereitungsküche Verpflegungsverantwortliche in Kindertagesstätten mit eigener Zubereitungsküche Teil 1 • Rechtsgrundlagen zur Kennzeichnung von Allergenen • Grundlagen zu Allergien und Unverträglichkeiten • Kennzeichnungspflichtige Stoffe und daraus gewonnene Erzeugnisse Inhaltliche Vorbereitung: Dörte Jentsch, Fachzentrum E/GV Unterfranken Teil 2 • • • Teil 3 Kennzeichnung allergener Stoffe in Speiseplänen Möglichkeiten und Grenzen des Austauschs allergener Stoffe Allergikerfreundliches Basissortiment Inhaltliche Vorbereitung: Marion Begerau, Vernetzungsstelle Schulverpflegung Unterfranken • • • Allergenmanagement Organisation von Küchenabläufen Informations- und Schnittstellenmanagement Inhaltliche Vorbereitung: Christine Zehnter, Fachzentrum Ernährung/GV Unterfranken Weitere Veranstaltungen zum Thema Allergenkennzeichnung: • • ProfiTreff: Allergenkennzeichnung, Softwareprogramme für das Küchenmanagement RegioTreff: Basiskurs für Verpflegungsverantwortliche in Schulen und Kitas mit Aufbereitungsküchen (nur in Würzburg) Reichweitenwirkung: 22 Veranstaltungen, 834 Teilnehmer (2014) 46 SUB 4-5/2015 GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG Nachfrage nach Veranstaltungen sehr groß Die inhaltlichen Schwerpunkte der drei Fortbildungsteile lagen auf: AAGrundlagen zu Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten und ihre Auslöser AASchritte bis zur Kennzeichnung der Allergene im Speiseplan: Erkennen der Allergene in den eingesetzten Produkten, Austauschmöglichkeiten AAKennzeichnungsbeispiele, Informations- und Schnittstellenmanagement, Organisation von Küchenabläufen, Vermeidung von Kreuzkontaminationen Die Anmeldezahlen überraschten uns. Üblicherweise nahmen an den Arbeitskreisen 10 bis 25 Interessenten teil, jetzt lagen die Anmeldezahlen bei durchschnittlich 37. Viele Verpflegungsverantwortliche nahmen an allen drei Veranstaltungen teil. Dies macht die Brisanz des Themas deutlich. Der Informationsbedarf und teilweise auch eine Verunsicherung bei den Verantwortlichen für die Küche wurden in den Veranstaltungen deutlich: Es wurde viel und auch kontrovers diskutiert. Fachinformationen und Erfahrungsaustausch Die präsentierten Fachinformationen stellten wir den Teilnehmern als Papierausdruck zur Verfügung und klärten offene Fragen sofort. In jeder Veranstaltung waren die Teilnehmer auch in Gruppen- oder auch Einzelarbeit aufgefordert, zum Beispiel Allergene anhand von Zutatenlisten zu deklarieren oder sich über den Umgang mit Allergikern auszutau- schen. Gerade zum persönlichen Austausch boten auch die Pausen Gelegenheit. In den ProfiTreffs entstand der Wunsch Softwareprogramme für das Küchenmanagement kennen zu lernen, um in der Praxis die Allergenkennzeichnung zu erleichtern und sicher zu gestalten. Für diese Veranstaltung in Würzburg wurden sechs Anbieter eingeladen, die ihr Angebot vorstellten. Fazit: Ein voller Erfolg! Unsere gute Zusammenarbeit innerhalb des Fachzentrums E/GV Unterfranken ermöglicht es uns solche gemeinsamen Aktivitäten erfolgreich durchzuführen. Die Zahlen können sich sehen lassen: Am Jahresende 2014 hatten insgesamt 834 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 22 Veranstaltungen zum Thema Allergenkennzeichnung besucht. 2015 werden wir dieses Thema noch einmal aufgreifen, wenn die Lebensmittelinformations-Ergänzungsverordnung veröffentlicht ist. In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der lokalen Lebensmittelüberwachung besprechen wir dann die formellen Vorgaben für die Kennzeichnung der Allergene auf den Speiseplänen und greifen das Thema Mitarbeiterschulung auf. BRIGITTE BAUMEISTER BEATE LAUMEYER DÖRTE JENTSCH FACHZENTRUM ERNÄHRUNG/GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN WÜRZBURG [email protected] [email protected] [email protected] Vorsorge ist besser als Nachsorge – Schulungspflichten nach dem EU-Hygienerecht Dass Schulungspflichten zur Hygiene öfter als lästige Pflicht, denn als hilfreich und notwendig im Arbeitsalltag von lebensmittelverarbeitenden Betrieben wahrgenommen werden, liegt auf der Hand. Der Umgang mit Lebensmitteln ist schließlich kein Hexenwerk. Schulungen unterbrechen derweil den betrieblichen Ablauf. Man muss sich die Zeit nehmen, die Schulungsinhalte zu vermitteln und – als Schulungsteilnehmer – auch zu verinnerlichen. Dabei möchte doch jeder einfach nur seine Arbeit machen. Damit aber genau das möglich ist, sollte die einmal jährlich vorgeschriebene SUB 4-5/2015 Mitarbeiterschulung nach der EU-Hygieneverordnung Nr. 852/2004 gut vorbereitet und gewissenhaft durchgeführt werden. Denn je besser jeder Einzelne den hygienisch einwandfreien Umgang mit Lebensmitteln verinnerlicht, umso wahrscheinlicher ist es, dass Hygienefehler im Arbeitsalltag nicht zu weit längeren Unterbrechungen des Arbeitsalltags führen, als es eine Schulung je könnte. Vermittelt werden müssen dabei grundlegende Kenntnisse in der Lebensmittelhygiene, etwa zur Übertragung von Krankheitserregern, ihrer Vermehrung im Lebensmittel, einschließlich warentypi- scher Besonderheiten. Auch die Organisation und Durchführung betrieblicher Eigenkontrollen, der Umgang mit Lebensmittelabfällen sowie die Reinigung und Desinfektion sind Themen, die in der Schulung regelmäßig aufgegriffen werden sollten. Eine gute Grundlage zur Vor- und Nachbereitung der jährlichen Hygieneschulung oder auch zum Auffrischen des eigenen Hygienewissens zwischendurch bietet das aid-Heft „Küchenhygiene“. In aller Kürze, gut verständlich und mit einprägsamen Bildern sind darin die wesentlichen Punkte hygienischen Arbeitens zusammengefasst. Dr. Christina Rempe, www.aid.de 47 GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG Thema, bereiteten dies intensiv vor und stellten die Unterlagen denen zur Verfügung, die die Präsentation in ihren Arbeitskreisen übernahmen. GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG AELF Fürth unterstützt beim Allergenmanagement Allergenleitfaden steht zum Download bereit GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG von ELKE MESSERSCHMIDT: Seit Dezember 2014 gibt es die Informationspflicht über Allergene in loser Ware – eine Herausforderung für Küchen in Altenheimen, Kliniken, Kitas, Schulen und Kantinen. Eine schriftliche Allergendokumentation ist zukünftig erforderlich. Mancher Koch fühlt sich da in seiner Kreativität eingeschränkt, und mancher Verpflegungsbeauftragte ist mit den Vorgaben überfordert. Ein Jahr lang hat das Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth Küchenleiter im Arbeitskreis ProfiTreff begleitet, um sie für eine gelungene Allergenkennzeichnung fit zu machen. Wir schulten die Küchenleiter rund um das Thema Allergenkennzeichnung und unterstützen sie mit einem Leitfaden zum Allergenmanagement im eigenen Betrieb. Viele Einrichtungen haben das „frische Kochen“ neu für sich entdeckt, um eine maximale Transparenz für den Essensteilnehmer bieten zu können – man weiß dann schließlich „was drin ist“. Aus den Erfahrungen mit den ProfiTreff-Teilnehmern entstand die Idee einen Allergen-Leitfaden für Küchenleiter und Ausgabekräfte zu erstellen. Mit diesem unterstützen wir insbesondere kleinere Küchen dabei, die vermeintliche Hürde Allergenkennzeichnung leichter zu nehmen. Zugleich dient der Leitfaden als einfaches Nachschlagewerk. Mitarbeiter und Verantwortliche können sich zur Allergenthematik informieren und sich vorbereiten für die Mitarbeiterschulung oder das Gespräch mit dem Essensgast. Der Allergenleitfaden gliedert sich in drei Teile mit jeweils Basiswissen zur Informationspflicht und zum Allergenmanagement im Betrieb sowie praktischen Hilfen in Form von Checklisten und Kopiervorlagen. Basiswissen Allergeninformation Die Informationspflicht besteht laut Lebensmittelinformations-Verordnung für 14 von der EU festgelegte Allergene und auch für lose, also nicht verpackte Ware. Konkret heißt dies für Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung, dass sie nun für ihre Speisen schriftlich dokumentieren müssen, welche dieser 14 Allergene sich im Essen befinden. Diese Information soll dem Essensgast vor Kaufentschluss zugängig sein, darf aber auch mündlich durch einen geschulten Mitarbeiter übermittelt werden. In diesem Fall reicht ein deutlich zu lesender Hinweis auf die schriftliche Dokumentation aus. Kreuzkontaminationen müssen nicht erfasst 48 Infobox 1: Allergene, die laut Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) kennzeichnungspflichtig sind • • • • • • • • • • • • • • lutenhaltiges Getreide: G Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut oder deren Hybridstämme sind differenziert zu nennen Krebstiere Eier Fisch Erdnuss Sojabohnen Milch (einschließlich Laktose) Schalenfrüchte: Mandlen, Haselmüsse, Walnüsse, Kaschunüsse, Pecannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamia- oder Queenstandnüsse sind differenziert zu nennen Sellerie Senf Sesamsamen Schwefeldioxid und Sulfit (ab 10 mg/l) Lupine Weichtiere werden. Eine Spurenkennzeichnung ist demnach nicht erforderlich – aber u. U. aus Gründen der Produkthaftung sinnvoll. Der Leitfaden nennt die 14 kennzeichnungs SUB 4-5/2015 GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG Für die Kennzeichnung der Allergene im Speiseplan empfiehlt der Leitfaden den Einsatz einer intuitiven Kennzeichnung, d. h. die Anfangsbuchstaben der Allergene werden genutzt. So erkennt der Allergiker die Allergene am einfachsten und muss sich nicht lange in die Fußnotenerklärungen von Zahlen und Buchstaben einlesen. Ebenso zeigt der Leitfaden konkrete Beispiele für Informationsmedien von der Kladde über ein Preisverzeichnis bis hin zur Kennzeichnung im Speiseplan. Zu jedem Medium erhält der Leser einen kurzen Kommentar, der ihm hilft sich über die Eignung des jeweiligen Mediums in seiner Einrichtung klar zu werden. Ergänzende Hinweise zur Umsetzung für verschiedene Zielgruppen in der Gemeinschaftsverpflegung, aber auch für Direktvermarkter, Bauernhofgastronomen und Fachservice für hauswirtschaftliche Dienstleistungen runden den ersten Teil ab. Basiswissen Allergenmanagement Allergene sind für den größten Teil der Bevölkerung harmlose Nahrungsbestandteile. Für die Betroffenen reichen aber kleine Spuren, um eine allergische Reaktion auszulösen. Es genügt nicht, lediglich das betreffende Lebensmittel aus dem Speiseplan zu entfernen. Infolge von Kreuzkontaminationen im Herstellungsprozess können sich allergieauslösende Spuren oft plötzlich auf ursprünglich allergenfreien Lebensmitteln wiederfinden. Möchte man dem Allergiker Hilfe bieten, geht es um mehr als das Erfassen von Rezepten und die Festlegung von Kennzeichnungselementen. Dann ist es sinnvoll, sich als Einrichtung grundlegend Gedanken zu machen, wie Allergene im Betriebsablauf behandelt werden sollen. Es bietet sich an, Allergene als einen Punkt ins HACCP-Konzept zu integrieren. Dabei legt der Betrieb fest, wie er mit den Waren beim Wareneingang, bei der Lagerung und im Kochvorgang umgeht, um eine Allergenfreiheit der Einzelkomponenten dau- SUB 4-5/2015 erhaft zu gewährleisten. Alle Anstrengungen und das beste Konzept sind umsonst, wenn die Mitarbeiter darüber nichts wissen. Daher gehört auch eine gute Mitarbeiterschulung zum Allergenmanagement. Der zweite Teil des Leitfadens vermittelt dieses Basiswissen zum Allergenmanagement im Betrieb. Wie geht die Gemeinschaftsverpflegung verantwortungsvoll mit Hauptallergenen im Betriebsablauf um? Was ist wichtig im Umgang mit Allergikern, besonders in Kita und Schule? Wichtige Aspekte zu HACCP und Mitarbeiterschulung werden besprochen. Ergänzend ist eine in unseren Profi Treffs erprobte Methode zur Mitarbeiterschulung vorgestellt. Praktische Hilfen Hier finden Interessierte eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, an der sich kleine Betriebe bei der Einführung ihrer Dokumentation in Papierform orientieren können. Das Beispiel aus der Schulverpflegung lässt sich leicht auf jeden anderen Betrieb übertragen. Dabei helfen die Kopiervorlagen für ein Allergenkonzept, Rezepturen, Rezepturabweichungen, Mitarbeiterinformationsblätter sowie eine Teilnahmebescheinigung an einer Mitarbeiterschulung. Infobox 2: Leitfaden zum Download Verfasst wurde der Leitfaden von Sonja Osiander am Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung Mittelfranken. Sie hat als qualifizierte Ernährungsfachkraft Allergologie (DAAB). die Qualifikation, Großbetriebe bei der Einführung der Allergenkennzeichnung zu begleiten. Unterstützt haben Dr. Gesine Schulze vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Erlangen sowie Wigand Schweizer von der Regierung von Mittelfranken. Der Leitfaden steht zum Download bereit unter http://www.aelf-fu.bayern.de/ernaehrung/gv/index.php ELKE MESSERSCHMIDT FACHZENTRUM ERNÄHRUNG/GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN FÜRTH [email protected] 49 GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG pflichtigen Allergene und zeigt die in der Infobox 1 dargestellte rechtliche Situation auf. Auch wenn eine mündliche Auskunft möglich ist, benötigt der Betrieb eine schriftliche Allergendokumentation. Dazu gibt der Leitfaden Anleitung, indem er z. B. auf folgende Fragen eingeht: AAWoher erhalte ich die Allergeninformationen, wenn ich Convenienceprodukte einsetze oder Ware vom Metzger erhalte? AAWie erfasse ich Rezepte? AAMuss ich Spuren aus Betriebsabläufen kennzeichnen? AADarf ich nur noch nach Rezept kochen und was mache ich mit Resten? AAWie erfolgt eine Kennzeichnung auf dem Speiseplan? GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG Zwischenmahlzeiten in Krippe und Kita Eine Herausforderung in vielfacher Hinsicht von DR. KERSTIN CLAUSEN: Die Verpflegung von Krippenkindern im Alter von 1 bis 3 Jahren gewinnt auch in Bayern zunehmend an Bedeutung. Grundsätzlich können Kinder ab dem Alter von einem Jahr an der normalen Kitaverpflegung teilnehmen. Die Gemeinschaftsverpflegung von 1- bis 3-Jährigen stellt allerdings einige Herausforderungen an die Verantwortlichen für die Planung, Zubereitung und auch Begleitung der Speisen. Am Beispiel der Zwischenmahlzeiten sollen ausgewählte Herausforderungen näher dargestellt werden. GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG In Bayern machen 1- bis 3-Jährige bereits 35 Prozent aller betreuten Kinder aus – mit seit Jahren steigender Tendenz (1, 2). Das Krippenalter ist verbunden mit großen Entwicklungen auch im Hinblick auf das Essen und Trinken. Neben dem Angebot gesundheitsförderlicher Mahlzeiten sind bei der Planung und Zubereitung zusätzliche Aspekte wie die Lebensmittelsicherheit, die individuellen Essfertigkeiten der Kinder und die Gewöhnung an neue Lebensmittel zu berücksichtigen. Um diese Aspekte erfolgreich in Krippen und Kitas zu tragen, ist ein gelungener Transfer von Fachkenntnissen an die Verantwortlichen eine weitere Herausforderung. Herausforderung 1: das Ernährungskonzept Einmal eingeübte Ernährungsgewohnheiten können die Gesundheit langfristig im positiven wie im negativen Sinne beeinflussen, da sie oft bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben (6). Vor allem die frühe Kindheit gilt als sogenannte kritische Phase, was ernährungsbedingte Auswirkungen auf die Gesundheit im späteren Lebensalter betrifft (4). Von einem ausgewogenen Ernährungskonzept profitieren daher alle Kinder. Für die Praxis müssen nährstoffbezogene Empfehlungen in praktische lebensmittel- und mahlzeitenbezogene Empfehlungen umgesetzt werden. Solche Empfehlungen für die Zwischenmahlzeiten gibt das Ernährungskonzept der Optimierten Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung (7). Dieses Konzept gilt ab dem Alter von einem Jahr und schließt nahtlos an die Empfehlungen für das erste Lebensjahr an (8). Die Empfehlungen lassen sich sowohl in der Familie als auch im Kita- bzw. Krippenalltag umsetzen. Pro Tag werden in der Optimierten Mischkost zwei Zwischenmahlzeiten empfohlen – eine am Vormittag, eine am Nachmittag. Mengenmäßig machen Obst und Gemüse den größten Anteil aus, gefolgt von Milch und Milchprodukten, Brot und Getreide(flocken). Zu jeder Mahlzeit gehört ein energiefreies bzw. -armes Getränk (Abbildung). Als Zwischenmahlzeiten können beispielsweise Brot50 AA Lebensmittelgruppen in den Zwischenmahlzeiten in der Optimierten Mischkost (Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE )2012) mahlzeiten bestehend aus Vollkornbrot mit oder ohne Käseaufschnitt und Gemüsebeilage gereicht werden oder Müslimahlzeiten bestehend aus Getreideflocken, Milch oder Joghurt und Obst oder ein Obst-/Rohkostteller. Folgende Mengenempfehlungen für zehn Zwischenmahlzeiten können als Orientierung für 1- bis 3-Jährige dienen bzw. als Kalkulationsgrundlage für die Planung dienen (siehe Infobox). Infobox: Mengenempfehlung typischer Lebensmittelgrupen für zehn Zwischenmalzeiten für 1- bis 3-jährige (abgeleitet aus FKE 2012 (7)) Obst/Gemüse 450 g Milch-/Milchprodukte 250 ml/g Brot/Getreideflocken 150 g Fleisch-/Wurstwaren 10 g Getränke 1 150 ml SUB 4-5/2015 GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG AA Bild 1: Beispiel für entwicklungsgerechte Brotmahlzeiten für 1- bis 3-Jährige (12) dieser Empfehlungen erfordert zusätzliche spezifische Fachkenntnisse des Personals in Krippe und Kita. Herausforderung 2: Entwicklungsstand der Kinder Das Krippenalter ist verbunden mit großen Fortschritten bei der Entwicklung von motorischen Essfertigkeiten und dem Zahnstatus. Jedes Kind hat seine individuelle Entwicklungsgeschwindigkeit, so dass die Zeitpunkte, zu denen sich Essfertigkeiten entwickeln, wie das sichere zum Mund führen, AA Bild 2: Beispiel für entwicklungsgerechte Müslimahlzeit für 1- bis 3-Jährige (12) SUB 4-5/2015 51 GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG Die Mengen können beliebig auf zehn Mahlzeiten verteilt werden. Zu berücksichtigen ist, dass jedes Kind seinen individuellen Bedarf hat und der Appetit von Tag zu Tag schwankt. Beispiele von Zwischenmahlzeiten finden sich in der KErn-Broschüre „Zwischenmahlzeiten in der Kita“ unter www.kern.bayern.de und im Intranet des KErn (5). Für Kinder unter einem Jahr, die definitionsgemäß auch zu den Krippenkindern zählen, gelten bei der Ernährung die Empfehlungen für das erste Lebensjahr (8). Die Umsetzung gemeinschaf tsverpflegung gemeinschaftsverpflegung das Abbeißen, das Kauen und das sichere Löffeln, von Kind zu Kind mehrere Monate auseinander liegen. Auch der Zahnstatus ist von Kind zu Kind verschieden und beeinflusst die Lebensmittelauswahl und -zubereitung (9, 12). Empfehlungen für die Lebensmittelauswahl ab dem ersten Lebensjahr vernachlässigen diese Tatsache in der Regel. Um sicher zu stellen, dass alle Kinder von empfohlenen Lebensmitteln in ausreichender Menge essen können, muss bei der Auswahl und Zubereitung der individuelle Entwicklungsstand berücksichtigt werden. Dies erfordert die Aufmerksamkeit der Verpflegungsverantwortlichen und Betreuer in der Krippe. Durch Beobachten und Rücksprache mit den Eltern sollten sie ein Angebot entwicklungsgerechter Mahlzeiten gewährleisten. Ein Beispiel für entwicklungsgerechte Brotmahlzeiten zeigt Bild 1. Für Kinder mit kaum entwickelten Essfertigkeiten und kaum entwickeltem Zahnstatus ist das Brot noch aus feingemahlenem Mehl, ohne Rinde und in mundgerechte Stücke geschnitten. Der Belag ist streichfähig, damit er nicht so leicht vom Brot fällt, und das Gemüse ist weich und kleingeschnitten. Im Übergang kann das Brot in größere Stücke geschnitten werden, das Gemüse kann schon mehr zum Kauen sein. Und Kindern mit gut entwickelten Essfertigkeiten und gut entwickeltem Zahnstatus kann kerniges Brot und hartes Gemüse zum Abbeißen angeboten werden. Analog den Brotmahlzeiten zeigt Bild 2 entwicklungsgerechte Müslimahlzeiten. Herausforderung 3: Lebensmittelauswahl Aufgrund eines nicht voll ausgereiften Immunsystem sind Kinder im Alter von ein bis unter fünf Jahren für lebensmittelbedingte Infektionen besonders empfänglich und werden vom Bundesinstitut für Risikobewertung als besonders empfindliche Personengruppe eingestuft (3). Für die Lebensmittelauswahl und -zubereitung in Krippe und Kita bedeutet das: AAkeine Rohmilch und Rohmilchspeisen anbieten AAauf Weichkäse aus Rohmilch sowie Weichkäsesorten aus pasteurisierter Milch, die mit Oberflächenschmiere hergestellt sind (z. B. Limburger, Harzer, Mainzer), verzichten AAkein selbsthergestelltes Milchspeiseeis anbieten AAkeine Speisen mit rohen Eiern, die nicht erhitzt werden, ausgeben (z. B. Eischnee in Dessert, selbstgemachte Mayonnaise) AAkein rohes Hackfleisch anbieten (z. B. Tatar) AAstreichfähige, schnell gereifte Rohwürste, insbesondere frische Mettwurst, meiden AAunverarbeitete Fischerzeugnisse, wie Sushi, Schalentiere, oder geräucherte Fischerzeugnisse wie Räucherlachs, weglassen AASprossen vor dem Verzehr durch Kochen oder Braten erhitzen AATiefkühlbeeren vor dem Verzehr kochen 52 Kleinkinder haben ein höheres Risiko, sich zu verschlucken. Deshalb ist besondere Vorsicht geboten bei harten, erdnussgroßen Lebensmitteln wie Nüssen, Oliven, Johannisbeeren, Weintrauben (10). Um das Verdauungssystem an die Vielfalt und Mengen neuer, insbesondere ballaststoffreicher Lebensmittel zu gewöhnen, ist eine schrittweise Einführung vor allem von Vollkornprodukten (Vollkornbrot, kernige Getreideflocken) und blähenden Lebensmitteln (Kohlgemüse) sinnvoll. Herausforderung 4: Transfer in bayerische Kitas Der Transfer fachlicher Informationen in die bayernweit über 8 000 Kitas und Krippen erfolgt landesweit über mehrere Wege. Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) erarbeitet fachliche Inhalte und anwenderfreundliche Medien, die u. a. zum kostenlosen Download zur Verfügung stehen. So wurden aktuell drei Flyer und ein Plakat zum Thema Krippenverpflegung erstellt (http://www.kern.bayern.de/publikationen/index.php). Darüber hinaus bieten in den Regierungsbezirken die acht Fachzentren für Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung Maßnahmen für Verpflegungsverantwortliche in Kitas und Krippen an. Hierfür bereitet das KErn die fachlichen Inhalte in Form von Präsentationen, Informationen und weiteren Maßnahmen auf. Diese haben zum Ziel durch Hintergrundwissen und praktische Übungen die fachliche Kompetenz in Kitas und Krippen zu erhöhen und somit das Angebot an Speisen zu verbessern (Nähere Informationen: http://www.stmelf.bayern.de/ernaehrung/003940/). Fazit Die Verpflegung 1- bis 3-Jähriger in Krippe und Kita stellt vielfältige Herausforderungen. Sie sollten zusammen mit weiteren Herausforderungen (Rahmenbedingungen, personelle Qualifikation) Bestandteil eines Verpflegungskonzeptes sein, das allen Beteiligten und Entscheidern bekannt ist und mitgetragen wird. Dies bildet die Basis einer guten Verpflegung in Kita und Krippe. Literaturangaben bei der Autorin. Dr. Kerstin Clausen Kompetenzzentrum für Ernährung – KErn Kulmbach [email protected] SuB 4-5/2015 GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG gesund.gekocht.gewinnt Wettbewerb für ausgezeichnete Seniorenverpflegung Nachdem der Wettbewerb „gesund.gekocht.gewinnt“ 2012 zum ersten Mal ausgetragen und erfolgreich abgeschlossen wurde, ging er 2014 in eine zweite Runde. Die Brisanz des Themas einer gesundheitsbewussten und qualitativ hochwertigen Gemeinschaftsverpflegung speziell in Senioreneinrichtungen besteht weiterhin und wird in Zukunft durch die demografische Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Derzeit sind in Bayern circa 115 000 Menschen in über 1 400 stationären Einrichtungen auf ein entsprechendes Verpflegungsangebot angewiesen. Bedingt durch gesellschaftliche Veränderungen werden zukünftig mehr AA „In der Podiumsrunde diskutierten (von links) Iris Hassel, Klaus Wendl (Preisträger), Moderatorin Corina Hilss, Dieter Kreuz (LandesSeniorenVertretung), Prof. Dr. Ulrike Arens-Azevedo und Menschen ihre letzten Lebensjahre in beBettina Stegmüller (Preisträgerin) die Herausforderungen der Zukunft“ treuten Einrichtungen verbringen. Doch nicht nur die Altersstrukturen der Gesellschaft, auch die Lebens- und Essgewohnheiten verändern gende Engagement der teilnehmenden Einrichtungen hersich. Dies verlangt vonseiten der Senioreneinrichtungen An- vorzuheben. Die Akteure anderer Einrichtungen sollen mopassungen, auch im Verpflegungsangebot. tiviert werden, sich ebenso für die nachhaltige und gesundheitsförderliche Verpflegung ihrer Bewohner einzusetzen. „Die individuellen Bedürfnisse der Senioren müssen im Mittelpunkt stehen, gleichzeitig sollen bei der Ernährung auch Aspekte berücksichtigt werden, die sich durch gesundheitliche Einschränkungen im Alter ergeben.“ Monika Rothbächer, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Landshut Der Wettbewerb zielt darauf ab die Öffentlichkeit auf diese Thematik aufmerksam zu machen sowie das hervorra- SUB 4-5/2015 Der Wettbewerb und seine Durchführung Wie 2012 beantworteten die Einrichtungen Fragen zu ihrem Speisenangebot, reichten Auszüge aus aktuellen Speiseplänen sowie ihr Verpflegungskonzept ein. Inhaltlich wurde diesmal ein stärkerer Fokus auf Frühstück, Abendessen und die Zwischenmahlzeiten gelegt. Auch wurde auf die Kommunikation mit den Bewohnern ein besonderes Augenmerk gelenkt. Neu hinzugekommen ist auch die Frage nach der 53 GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG von GABRIELE LANGER, JOSEFINE OBERST und CHRISTINA HOFFMANN: Das Kompetenzzen trum für Ernährung (KErn) schrieb 2014 erneut den Wettbewerb „gesund.gekocht.gewinnt“ aus und konnte fünf stationäre Einrichtungen der Seniorenverpflegung mit beispielhaften gesundheitsförderlichen und genussvollen Verpflegungskonzepten als Preisträger auszeichnen. 68 Einrichtungen aus ganz Bayern beteiligten sich an dem Wettbewerb. GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG AA Ministerialdirigent Eckbert Dauer (links) zeichnete fünf Einrichtungen für ihre beispielhaften Lösungsansätze gesundheitsförderlicher und nachhaltiger Verpflegung aus und überreichte jeder Einrichtung die Siegerurkunde GEMEINSCHAFTS VERPFLEGUNG Wertschätzung von Lebensmitteln. Die Unterteilung des Fragebogens nach Fragen an die Küchenleitung und Fragen an Hauswirtschaft und Pflege verdeutlicht auch, wie wichtig ein gutes Schnittstellenmanagement ist. Erstmals war es möglich, die Bewerbung auf elek tronischem Wege einzureichen. Die Bewerbungsunterlagen wurden von KErn zunächst ausgewertet, anschließend wählte der Beirat des Wettbewerbs zwölf Einrichtungen für eine Vor-Ort-Besichtigung aus. Schlussendlich gingen fünf Einrichtungen als gleichwertige Sieger hervor. Preisträger und Fachtagung Den Abschluss des Wettbewerbs bildete die feierliche Prämierung der Siegerbetriebe im Rahmen einer Fachtagung für stationäre Seniorenverpflegung im November 2014 in München. Über die Auszeichnung freuen sich: AABRK Seniorenwohn- und Pflegeheim St. Andreas, Wurmannsquick AAFreiherrlich Moritz-von-Hutten’sche Pfründnerspitalstiftung, Arnstein AABRK Clemens-Kessler-Haus, Marktoberdorf AABeneVit Haus Lechauenhof, Langweid AABRK Wohn- und Pflegezentrum, Furth im Wald In ihrem Vortag „Mit Standards zu mehr Verpflegungsqualität in stationären Senioreneinrichtungen“ sprach Prof. Dr. Ulrike Arens-Azevedo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg besonders die verantwortlichen Mitarbeiter in den Einrichtungen an, die unmittelbar an der Leistungserstellung beteiligt sind und damit erheblichen Einfluss auf die Qualität des Essens als solches und somit auch das Wohlbefinden der Bewohner haben. Mediatorin, ernährungsmedizinische Beraterin DGE und Fachbuchautorin Iris Hassel brachte den Teilnehmern das Thema Schnittstellenmanagement näher. Sie referierte nicht nur über Herausforderungen, sondern ging ebenso auf die Chancen eines erfolgreichen Schnittstellenmanagements ein und motivierte damit die Besucher der Fachtagung sich aktiv einzusetzen und bereichsübergreifend zu kommunizieren. In einer abschließenden Podiumsrunde wurden Zukunftsfragen und Herausforderungen einer langfristigen und gesundheitsförderlichen Verpflegung diskutiert. Hierbei wurden auch Fragen des Publikums einbezogen. Infobox: Nähere Informationen beim KErn 54 Über den Wettbewerb und die Preisträger wurde eine Dokumentation veröffentlicht. Diese und weitere Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter: http://www.kern.bayern.de/wissenstransfer/079568/ index.php GABRIELE LANGER JOSEFINE OBERST CHRISTINA HOFFMANN KOMPETENZZENTRUM FÜR ERNÄHRUNG – KERN KULMBACH [email protected] SUB 4-5/2015 RINDER Japanrind trifft Bayernrind Eignung von Wagyu-Rindern und dessen Kreuzungen für die intensive Mast Das Wagyu (= Japanisches Rind) wird in Japan in verschiedenen Gegenden und Linien gezüchtet. Die deutsche Wagyu zucht geht auf Nachzuchten aus Nordamerika und Australien zurück; die reinrassigen Zuchttiere sind eher kleinrahmig und weisen hervorragende Fleischqualitätsmerkmale auf. Im Mittelpunkt des folgenden Versuchs stand daher die Frage, ob sich eine bayerische Rasse für ein Kreuzungszuchtprogramm mit Wagyu besonders eignet und wie sich die Einkreuzung auf die Mast- und Schlachtleistung und insbesondere die Fleischqualität auswirken würde. Besteht hier eine Marktlücke für bayerische Landwirte? Embryotransfer – Besamung – Schlachtung Ein Landwirt führte 2010 Embryonen und Samen von Full blood Wagyus aus den USA und Australien ein. Die Embryonen wurden von Empfängertieren ausgetragen. In oberbayerischen und schwäbischen Vertragsbetrieben wurden Kalbinnen und Kühe mit zwei Bullen der Rasse Wagyu besamt. Die Mutterrassen waren Fleckvieh, Braunvieh und Schwarzbunte. Die Kälber wurden mit 16 Wochen von den Vertragsbetrieben auf den Betrieb nach Eresried gebracht und in Mastgruppen aufgeteilt. Um die Ergebnisse besser Wagyu x Wagyu x Fleckvieh Braunvieh Wagyu x Schwarzbunt Bullen 14 11 2 Färsen 14 12 3 Ochsen 8 AA Tabelle 1: Anzahl Kälber für den Mastversuch SUB 4-5/2015 Fleckvieh rein 6 vergleichen zu können, wurden bei den Bullen in jede Bucht ein reinrassiger Fleckviehabsetzer zugekauft. Die Bullen und Färsen wurden auf Vollspaltenboden mit Gummiauflagen gemästet. Pro Bucht wurden 6 bis 7 Tiere möglichst von jedem Genotyp aufgestallt. Zwei männliche Mastgruppen wurden von einem benachbarten Landwirt gemästet, damit die Ergebnisse des neu bezogenen Stalles in Eresried mit denen eines erfahrenen Mästers verglichen werden konnten. In einem weiteren Stall wurden auf Tiefstreu acht Ochsen gemästet, die von 2 Wagyu-Vätern abstammten – Mutterrasse Fleckvieh. Die Fütterung der Masttiere erfolgte gemäß den Fütterungsempfehlungen des Institutes für Tierernährung. Wie in Bayern üblich bildete Maissilage die Grundlage, ergänzt durch je ein halbes Kilogramm Heu und Stroh je Tier und Tag. Das Kraftfutter bestand aus Gerste, Weizen und Körnermais, ergänzt mit Sojaschrot zur Eiweißversorgung und Mineralfutter. In der Endmast ab ca. 650 kg Lebendgewicht wurde die Fütterung nach Empfehlungen von japanischen Mästern mit dem Ziel umgestellt, die Fetteinlagerung innerhalb des Muskels (Marmorierung oder Marbling) zu verbessern. Die Maissilagegaben wurden sukzesWagyu sive verringert und die Kraftfuttergaben erfullblood höht. Die Zusammensetzung des Kraftfutters wurde geändert und enthielt nun 50 Prozent 6 Getreide und je 25 Prozent Weizenkleie und Trockenschnitzel plus Mineralfutter. Als Strukturergänzung wurden 2 bis 3 kg Haferstroh je Tier und Tag gegeben. 55 RINDER Von ULRICH GEUDER und MAXIMILIAN PICKL: „Kobe-Rind“ und „Wagyu-Fleisch“ aus Japan werden verbunden mit einer einzigartigen Fleischqualität. Für die Produkte werden weltweit unglaublich hohe Preise erzielt. Die männlichen Masttiere der F1 Generation aus der Kreuzung Wagyu Bulle mit Fleckvieh-, Braunvieh- und Schwarzbuntkühen erzielten bei dem vorliegenden Versuch ansprechende Werte in der Mast- und Schlachtleistung, konnten aber mit den reinrassigen Fleckviehbullen nicht mithalten. In dem Merkmal Intramuskulärer Fettgehalt zeigte die Einkreuzung mit Wagyu Bullen die erhoffte Wirkung. Der Intramuskuläre Fettgehalt von knapp 7 Prozent bei den Jungbullen der Kreuzungen Wagyu und Fleckvieh ist für die Erzeugung von „Premium“-Fleisch noch nicht ausreichend, bei entsprechender Vermarktung und Nachfrage können jedoch u. U. höhere Preise erzielt werden. Die Färsen und Ochsen waren den Bullen beim intramuskulären Fettgehalt und der Marmorierung überlegen, allerdings mit Abstrichen bei Tageszunahmen und Fleischfülle, die Schlachtkörper zeigten eine starke Verfettung. RINDER Wiegungen liegen 24 Stunden Nüchterung im Wartestall. Bei beiden Werten 1400 waren die FV-Bullen wegen der kürzeren Mastdauer leichter als die Tiere der 1200 anderen Rassen, die sich nahezu gleichauf zeigten. Die Lebendtageszunah1000 men belegen die Überlegenheit in der Mastleistung der Zweinutzungsrasse 800 Fleckvieh mit 1 365 g pro Tag vor WY x FV (1 144 g), WY x BV (1 089 g). Die rein600 rassigen Wagyubullen fallen mit 751 g deutlich ab. 400 Alter b. Mastende Tg. Endgewicht n. Transp. kg Schlachthofgewicht kg Tageszun.s.Geburt g Tabelle 2 zeigt die Mittelwerte in einigen ausgewählten Merkmalen der Fleckvieh (N=6) Wagyu x Fleckvieh (N=14) Wagyu X Braunvieh (N=11) Wagyu Fullblood (n=5) Schlachtleistung. Die mittleren SchlachtAA Abbildung 1: Mastleistung der Jungbullen aus dem Kreuzungsprogramm gewichte der vier Gruppen unterschieAlle Bullen, Färsen und Ochsen wurden an der Bayeri- den sich nicht stark, am leichtesten waren die Schlachtkörper schen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub geschlach- von Fleckvieh, die ja auch mit dem niedrigsten Alter die Mast tet, die Schlachtkörper nach den gesetzlichen Vorgaben zu- beendet hatten. Allerdings lag die Streuung der Schlachtgegeschnitten und in Handelsklassen eingestuft. Zur Untersu- wichte hoch, vor allem bei den Tieren der Kreuzung WY x BV, chung der Fleischqualität wurde ein Tag nach der Schlach- die mit 330 kg sowohl den leichtesten als auch mit 538 kg den tung von jedem Schlachtkörper die 9. Rippe entnommen schwersten Schlachtkörper vorzuweisen hatten. In der und ins Fleischlabor der Abteilung Qualitätssicherung und Schlachtausbeute wiesen drei Genotypen FV, WY x FV und Untersuchungswesen in Grub gebracht. Dort wurde der int- WY keine großen Unterschiede auf, erwartungsgemäß ramuskuläre Fettgehalt mit der NIR-Methode bestimmt und schlachteten die Fleckviehbullen am besten aus, die Braun13 Tage nach der Schlachtung die Zartheit mit Hilfe der Inst- viehkreuzungen lagen knapp zwei Prozentpunkte darunter. ronmethode ermittelt, wobei die Aufbereitung der Proben Die Fullblood-Bullen schlachteten trotz stärkerer Verfettung im Kochverfahren erfolgte. sehr gut aus. Der Grund liegt in dem geringeren Knochenanteil, der sich in feinen Gliedmaßen und geringem KopfgeJungbullengewicht von 600 kg bis 900 kg wicht widerspiegelt. Die Schlachtungen erfolgten nach den Vorgaben des BetrieDie Unterschiede bei den Nettozunahmen wurden durch bes Krätz. Dadurch unterschieden sich die Schlachttiere im die unterschiedliche Ausschlachtung vor allem bei den Alter teilweise erheblich, der jüngste Fleckviehbulle wurde Braunviehkreuzungen noch deutlicher als bei den Lebendmit 15 Monaten, der älteste Wagyubulle mit 35 Monaten ge- tageszunahmen. Mit durchschnittlich 822 g waren die Fleckschlachtet. Dies lag zum einen darin begründet, dass die rei- viehbullen absolute Spitze, gefolgt von den zwei Kreuzungsnen Fleckviehbullen sehr viel schneller wuchsen als die anderen Genotypen, Merkmal FlV (n=6) WY x FV WY x BV Wagyu zum zweiten wurde die Buchtenfläche (n=14) (n=11) (n=5) im Betrieb Eresried mit zunehmender Ø std Ø std Ø std Ø std Mastdauer zu klein. Im Schnitt war die Mastdauer der kg 411 ± 43 431 ± 36 423 ± 56 427 ± 36 Schlachtgewicht Fullblood Wagyus mit 980 Tagen fast g 822 ± 87 688 ±70 634 ± 67 437 ± 40 Nettozunahme doppelt so lang wie die der reinen 59,6 ±2 59,0 ±1 57,7 ±1 58,9 ±2 Schlachtausbeute Prozent Fleckviehbullen, die Kreuzungstiere laPkt. 3,33 ± 0.52 3.29 ±0.47 2.82 ± 0.40 3.00 ± 0.00 EUROP gen mit 629 (WY x FV) bzw. 669 Tagen (WY x BV) auch deutlich niedriger (siehe Pkt. 2,50 ± 0.55 3.21 ±0.70 3.45 ± 0.52 3.40 ± 0.55 Fettklasse Abbildung 1). Die Mastendgewichte Prozent 41,7 ± 0.63 40.11 ±1.04 39.87 ± 0.44 38.13 ± 0.72 Pistolenanteil wurden im Schlachthaus Grub nach cm² 67 ±9.65 69.47 ±8.61 61.25 ± 10.49 66.73 ± 4.04 Muskelfläche dem Transport ermittelt, die Schlachthofgewichte unmittelbar vor der AA Tabelle 2: Mittelwerte und Standardabweichungen Schlachtleistung und Schlachtkörperqualität Schlachtung. Zwischen den beiden Bullen RINDER Mastleistung Mastbullen 1600 56 SUB 4-5/2015 Mittelwerte Fleischqualität Mastbullen varianten. Die Fullblood Wagyubullen erzielten mit Nettozunahmen von durchschnittlich 437 g je Tag etwas mehr als die Hälfte der beiden Fleckviehbullen. Ein direkter Vergleich der Fullblood Wagyus mit den anderen Tieren darf in den Merkmalen der Mast- und Schlachtleistung nur unter Berücksichtigung der Fütterungsniveaus erfolgen. Die Schlachtkörper von Fleckvieh und Fleckviehkreuzungen wurden im Mittel in die Fleischigkeitsklasse R+ eingestuft, die der fünf Follblood Wagyubullen alle in die Handelsklasse R, die Braunviehkreuzungen lagen erwartungsgemäß leicht niedriger (durchschnittlich R-). Die Tiere der Rasse Fleckvieh wurden sehr jung geschlachtet und damit deren Wachstumskapazitäten nicht voll ausgenutzt. Eine längere Mastdauer hätte deren EUROP Bewertung verbessert bei leicht höhe- AA Bild 1: Ein typischer Vertreter der Rasse: der in Deutschland geborene Wagyubulle Aizatzurudoi mit kleinem Rahmen und nicht allzu starker Bemuskelung rer Fettklasse. Mit zunehmendem Alter verändern sich die prozentualen Anteile der Teilstücke am Schlachtkörper der verfettungsgrad bestimmt. Versuche der LfL zeigten, dass Bullen: Das Vorderviertel wird im Vergleich zum Hinterviertel Tiere mit hoher Fettklasse einen höheren Nierenfettanteil schwerer. Hierfür sind zwei Ursachen verantwortlich: und auch höheren intramuskulärem Fettgehalt aufwiesen. AAmit dem Alter zunehmende Ausprägung des Kamms, Aus Abbildung 2 wird ersichtlich, dass dieses Merkmal aber AAzunehmende Verfettung vermehrt im Vorderviertel. auch deutlich von der Genetik beeinflusst wird. Mit 2,59 Prozent IMF wiesen die Fleckviehschlachtkörper die niedrigsten Beim Schlachtkörper macht sich dies in abnehmenden Pisto- Gehalte auf (sicher auch bedingt durch die frühe Schlachlenanteilen bemerkbar. Der Unterschied in diesem Merkmal tung). Die Kreuzungen lagen mit durchschnittlich 4,75 Prozwischen den sehr jungen Fleckviehtieren und den fast dop- zent (WY x FV) und 6,88 Prozent (WY x BV) schon deutlich höpelt so alten Wagyubullen betrug 3,5 Prozent, während die her, wobei die Streuung sehr hoch ausfiel. Mit 9,7 Prozent indurchschnittliche Fläche des longissimus dorsi bei den zwei tramuskulärem Fettgehalt wurde der höchste Wert bei einer Rassen den gleichen Wert aufwies. Die FV-Kreuzungen hat- Braunviehkreuzung gemessen. Die fünf Fullblood Wagyu ten mit 69,5 cm2 die größte Muskelfläche, die Braunviehkreu- bullen wiesen im Schnitt 12,38 Prozent intramuskulären Fettzungen fielen deutlich ab. anteil auf, ohne dass die Schlachtkörper insgesamt zu stark verfettet waren. Der niedrigste Wert lag mit 9,2 Prozent so Fleischqualität der männlichen 80 Schlachtkörper Das Ziel der Zucht von Wagyus in Rein70 form wie auch von Kreuzungsproduk60 56 ten ist die Erzeugung von Rindfleisch 52 50 50 als Premium-Produkt, das auf dem 44 Markt einen hohen Preis erzielen kann. 40 Hierbei spielt vor allem die Marmorie30 rung des Fleisches eine entscheidende 20 Rolle, die mit dem Auge subjektiv er12,38 fasst wird. Im Labor wird der intramus6,88 10 4,75 2,59 kuläre Fettgehalt mit der NIR-Methode 0 objektiv ermittelt und somit das Ergebintramusk.Fettgehalt % Scherkraft N Fleckvieh (N=6) Wagyu x Fleckvieh (N=14) Wagyu X Braunvieh (N=11) Wagyu Fullblood (n=5) nis besser vergleichbar. Marmorierung und intramuskulärer Fettgehalt (IMF) AA Abbildung 2: Fleischqualitätsmerkmale Mastbullen der unterschiedlichen Gnetiken (Mittelwerte werden wesentlich vom Gesamt und Standardabweichungen) SUB 4-5/2015 57 RINDER RINDER RINDER AA Bild 2: Marmorierung im Anschnitt des langen Rückenmuskels zwischen der 8. und 9. Rippe von reinem Fleckviehbullen (Bild a), Jungbullen Wagyu x Fleckvieh (b), Fullblood Wagyubullen (c), Färse Wagyu x Braunvieh (d) hoch wie der höchste Wert bei allen anderen Schlachtkörpern. Bild 2 zeigt Anschnitt-Flächen des musculus longissimus dorsi von vier unterschiedlichen Tieren. Die im Muskelfleisch eingelagerten Fettbestandteile sollen möglichst gleichmäßig verteilt sein und sind das entscheidende Qualitätsmerkmal des Fleisches in der Wagyurinderzucht. Der reine Fleckviehbulle liegt bei 3,54 Prozent und der Jungbulle Wagyu x Fleckvieh bei 7,30 Prozent intramuskulärem Fettanteil. Der Anschnitt des Fullblood Wagyubullen weist im Rückenmuskel 15,2 Prozent IMF auf. Die Färse Wagyu x Braunvieh hat von allen Schlachtkörpern mit einem IMFGehalt von 21,7 Prozent den absolut höchsten Wert der bei diesem Versuch geschlachteten Tiere. Einige Schlachtkörper zeigten bei gewünschten hohen Fettgehalten im Muskel auch sehr viel Fett zwischen den Muskeln, was eher unerwünscht ist. In der Zartheit, gemessen mit der Warner-Bratzler Schere im Labor nach dreizehn Tagen Reifung, schnitten die Full blood Waguys mit durchschnittlich 44 N am besten ab, die reinen Fleckviehbullen wiesen trotz des geringsten Alters RINDER Merkmal WY x FV (n = 14) WY x BV (n = 12) WY x SB (n = 3) Ø Ø Ø Tage 799 809 863 Mastendgewicht kg 658 651 701 Schlachtgewicht kg 358 353 381 Lebendtageszunahmen g 808 762 759 Nettozunahme g 458 445 442 Prozent 56,9 56,4 56,8 EUROP Pkt. 3,07 2,75 2 Fettklasse Pkt. 4,2 4,5 5 Schlachtkörperlänge cm 136 140 146 cm² 62 58 62 Alter Schlachtausbeute Muskelfläche AA Tabelle 3: Mittelwerte Mast- und Schlachtleistung Färsen 58 mit 56 N die höchsten Werte auf, die Kreuzungen lagen dazwischen. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Rassen als gering einzustufen. Der entscheidende Faktor für die Zartheit ist die Fleischreifung. Wie in mehreren Untersuchungen nachgewiesen wurde, sinken die Scherkraftwerte unabhängig von der Rasse nach 14 Tagen auf circa zwei Drittel und nach 21 Tagen auf ungefähr die Hälfte des Ausgangswertes. Mast- und Schlachtleistung der Färsen Die weiblichen Tiere wurden mit geringerer Intensität gemästet als die Bullen. Es standen hier nur Kreuzungstiere zur Verfügung. Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, bewegten sich die Lebendtageszunahmen zwischen 750 und 808 g (WY x FV) und damit deutlich niedriger als bei den Bullen. Das Schlachtalter lag mit durchschnittlich 27 bis 29 Monaten deutlich über denen der männlichen Tiere, wobei die Schwarzbuntkreuzungen am ältesten waren. Entsprechend hoch für Färsen fielen mit 650 bis 700 kg auch die mittleren Mastendgewichte aus, wobei die Bandbreite von 546 kg bis 736 kg recht groß war und die Schlachtgewichte stark streuten. Den schwersten Schlachtkörper brachte eine FV-Kreuzung mit 409 kg auf die Waage, zeigte dabei jedoch eine sehr starke Verfettung. Die Ausschlachtung sah alle drei Kreuzungsvarianten im Durchschnitt auf gleicher Höhe. Allerdings muss man auch hier unbedingt die Gewichte berücksichtigen, denn je höher das Mastendgewicht desto höher liegt auch die Schlachtausbeute. In den Nettozunahmen waren die FV Kreuzungen leicht besser als die beiden anderen, allerdings hatte man sich da einen weit größeren Abstand erwartet. Insgesamt lagen die Mastleistungen der Färsen im unteren Bereich, bei intensiverer Fütterung und kürzerer Mastdauer wären höhere Mastleistungen erzielbar gewesen. Alle drei Schwarzbuntkreuzungen wurden in die Fleischigkeitsklasse O eingestuft, erwartungsgemäß zeigten die FV-Kreuzungen hier die besten Werte. Von den 29 weiblichen Schlachtkörpern wurde nur einer in die Fettklasse 3 eingestuft. Am stärksten verfettet waren die Kreuzungen SUB 4-5/2015 RINDER 50 45 40 41,83 44,1 36,54 35 30 Starke Marmorierung bei Färsen 25 Die Marmorierung in den Anschnittflä20 15,13 chen des Rückenmuskels war bei den 14,26 15 Färsen sehr ausgeprägt. Die intramus8,8 10 kulären Fettgehalte(IMF) lagen bei den 5 weiblichen BV- und SB-Kreuzungen sogar höher als die Fullblood Wagyu-Bul0 intramusk.Fettgehalt % Scherkraft N len (Abbildung 3). Alle Proben dieser Wagyu x Fleckvieh (N=14) Wagyu x Braunvieh (N=12) Wagyu x Schwarzbunt (N=3) Tiere wiesen Werte über 11 Prozent auf, der höchste Wert wurde von einer AA Abbildung 3: Fleischqualitätsmerkmale der Färsenschlachtkörper Kreuzung mit BV erzielt und lag bei 21,7 Prozent bei einem Schlachtgewicht von 374 kg und der Fett- KOSHIGEFUJI Y342 bei größerem Rahmen eine bessere klasse 4. Zwischen Schlachtgewicht, Gesamtverfettung und Ausschlachtung zeigten; allerdings kann aufgrund der geIMF-Gehalt zeigte sich eine mittlere Korrelation, der größere ringen Anzahl von Proben die Vererbungsleistung für die Einfluss kommt von der Genetik. Die FV-Kreuzungen lagen Merkmale nicht abgesichert werden. im IMF-Gehalt deutlich unter den anderen beiden Varianten. Das Merkmal Zartheit bestätigte die Ergebnisse von anFazit deren Versuchen an der LfL. Die Kreuzungen Wagyu x Ob die Produktion von Wagyu Fleisch sich auch rechnet, Milchrasse Schwarzbunt zeigten hier die niedrigsten Scher- hängt hauptsächlich von der Vermarktung ab. Wenn die kraftwerte, während die BV-Kreuzungen am höchsten la- Schlachtkörper nicht als Premiumprodukt, sondern an den gen (Abbildung 3). Insgesamt lagen die Werte bei den Fär- bayerischen Fleischhandel verkauft werden, ist ab der Fettsen unter denen der männlichen Tiere, das Fleisch von klasse 4 mit deutlichen Preiseinbußen zu rechnen. Für die Diweiblichen Tieren ist bei gleicher Behandlung zarter als das rektvermarktung können die Kreuzungstiere eine lukrative von Jungbullen. Alternative darstellen, wenn die Käufer bereit sind, für das Die acht Ochsen stammten alle aus Fleckviehkühen, be- Fleisch mit höherem Fettgehalt und damit intensiverem Gesamt mit zwei verschiedenen Wagyubullen. Sie wurden in schmack entsprechend mehr zu bezahlen. Außerdem muss einem Alter zwischen 24 und 27 Monaten geschlachtet mit neben der Vermarktung der wertvollen Teilstücke auch die Schlachtgewichten von 350 bis 434 kg bei Nettozunahmen Möglichkeit bestehen, die Verarbeitungsware gewinnbrinvon durchschnittlich 523 g je Tier und Tag. Die Fleischigkeits- gend zu vermarkten. Der Handel mit dem Hochpreisprodukt klassen lagen zwischen R und O, mit Fettklassen von 4 und 5 „Wagyufleisch“ wird voraussichtlich nur einigen wenigen zeigten die Schlachtkörperhälften eine starke Verfettung. Spezialisten vorbehalten bleiben. Die Bemuskelung der Ochsen war erwartungsgemäß schlechter als der Bullen und auch der Färsen, mit durchschnittlich 54 cm2 Muskelfläche im Anschnitt zwischen der 8. und 9. Rippe war der Muskel um ca. 20 Prozent kleiner als bei den Bullen und 13 Prozent kleiner als bei den Färsen der FVKreuzungen. Der intramuskuläre Fettgehalt der Ochsen lag zwischen 6,7 Prozent und 14 Prozent und damit deutlich niedriger als ULRICH GEUDER bei den Färsen aber höher als bei den Bullen mit der gleiMAXIMILIAN PICKL chen Genetik. Die Väter der Ochsen waren zwei Bullen von BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR dem Australischen Züchter David Blackmore. Bei der BeLANDWIRTSCHAFT trachtung der Einzelergebnisse fallen die Nachkommen INSTITUT FÜR TIERZUCHT von KINUYASUDI Y350 mit höheren IMF-Werten und [email protected] rer Bemuskelung auf , während die Nachkommen von [email protected] SUB 4-5/2015 59 RINDER Fleischqualität Mastfärsen mit SB, gefolgt von BV und FV (Tabelle 3). Ein großer Teil der Schlachtkörper könnte bei „normaler“ Vermarktung nur mit sehr großen Abschlägen abgesetzt werden. RINDER Einfluss der Jungviehalpung auf die spätere Leistung als Milchkuh RINDER Franz Pirchner, Professor an der TU München, 1980 Dies gilt auch noch heute; während sich allerdings in der Zwischenzeit zahlreiche Untersuchungen mit den Auswirkungen der Alpung von Milchkühen befasst haben, liegen wenige Studien über den Einfluss einer Jungviehaufzucht auf der Alm auf die spätere Leistung als Milchkuh vor. Ein Hauptgrund für das Fehlen gesicherter Ergebnisse ist die Schwierigkeit belastbares Datenmaterial zu erstellen. Neben dem sehr variablen Faktor Alpung (u. a. Ertragsfähigkeit, Höhenlage und klimatische Bedingungen) spielt das unterschiedliche Management des Talbetriebes eine ebenso wichtige Rolle für die spätere Leistung der Milchkuh. Aus diesem Grund wurde diese Untersuchung an umfangreichem Datenmaterial, in dem sich unterschiedliche gerichtete Einflüsse ausgleichen und Auswirkungen durch das Management statistisch bereinigt werden können, durchgeführt. Daten aus verschiedenen Quellen Die Untersuchung wurde an Braunvieh- und Fleckviehkühen durchgeführt, die als Jungvieh gesömmert wurden. Hierzu wurden von den Alm- bzw. Alpwirtschaftsvereinen in Oberbayern und im Allgäu die Almnummern der Gemeinschaftsund Genossenschaftsalmen in Bayern zur Verfügung gestellt. Da alle Verbringungen auf registrierte Almen an die 60 1 450 1 400 1 392 1 350 1 286 1 300 1 250 1 220 1 200 1 150 1 124 1 100 1 050 1 000 Braunvieh gealpt Erstabkalbealter in Monaten „Geälptem Vieh geht der Ruf voraus, dass es gesund sei, widerstandsfähig, dass es durchhalte, besser fruchtbar sei, kurzum eine Reihe von Vorteilen besitze, doch existieren sehr wenig kritische Untersuchungen. Nichtsdestoweniger bleibt, dass es gefragt ist.“ Nutzungsdauer in Tagen (LS-Schätzwerte) von Dr. Dieter Krogmeier und ANNA KIMMERLE: Der Jungviehaufzucht auf der Alm werden positive Effekte auf Gesundheit und Widerstandfähigkeit zugeschrieben. Sie sollen zu einer längeren Nutzungsdauer führen. Allerdings liegen bisher sehr wenige gesicherte Studien zu dieser Fragestellung vor. Auswertungen an einem umfangreichen Datenmaterial von als Jungvieh gealpten Braunvieh- und Fleckviehkühen bestätigen die positiven Effekte. Die Vorteile betreffen nicht nur die Nutzungsdauer, sondern auch die Milchleistung, insbesondere die Lebensleistung, sowie einige Fitnessmerkmale. Allerdings sind Unterschiede zwischen gealpten und im Stall aufgezogenen Milchkühen nicht so ausgeprägt, wie dies teilweise angenommen wird. Fleckvieh nicht-gealpt 35 34,1 34 33,5 33 32 31,6 31,1 31 30 Braunvieh gealpt Fleckvieh nicht-gealpt AA Abbildung 1 und 2: Unterschiede in der Nutzungsdauer und dem Erstkalbealter zwischen gealpten und nicht-gealpten Tieren HI-Tier-Datenbank gemeldet werden müssen, konnten aus dieser Datenbank die Lebensohrmarkennummern aller auf diesen Almen in den Jahren 2000 bis 2005 registrierten Tiere zugespielt werden. Anhand der Lebensohrmarke wurden SUB 4-5/2015 RINDER die für die Auswertungen benötigten Leistungsdaten vom LKV Bayern e. V. zur Verfügung gestellt. Das Datenmaterial umfasste nach umfangreichen Plausibilitätskontrollen 8 541 Fleckvieh- und 32 442 Braunviehtiere von insgesamt 242 Almen. Ein Rückblick auf die Almjahre 2000 bis 2005 scheint zwar auf den ersten Blick eher historischen Wert zu haben, bietet aber die Möglichkeit, die tatsächlich erreichte Lebensdauer der Kühe zu vergleichen. Als Vergleichsstichprobe wurden nicht-gealpte Tiere der gleichen Geburtsjahrgänge aus den gleichen Landkreisen, herangezogen. Diese umfasste 246 473 Fleckvieh- und 151 587 Braunviehtiere. alpten Tiere verlängert. Parallel mit der längeren Nutzungsdauer wurde ein höheres Erstkalbealter bei den gealpten Tieren beobachtet (Abbildung 2), das deutlich über dem betriebswirtschaftlich empfohlenen Erstkalbealter liegt. Es wird durch die restriktive Fütterung auf der Alm und das damit verbundene niedrigere Lebendgewicht bewirkt; ist aber bei einer Jungviehaufzucht auf der Alm durchaus gerechtfertigt. Tiere auf Almweiden verursachen geringere Futterkosten, und die Körperkondition und -konstitution sowie die Gesundheit werden gefördert. Bei optimiertem Management ließe sich aber auch bei einer Jungviehaufzucht auf der Alm ein niedrigeres Erstkalbealter erreichen. Positive Wirkung auf die spätere Milchleistung Tabelle 1 zeigt Unterschiede in den durchschnittlichen Laktationsleistungen und in der Lebensleistung. Die Leistungen wurden in den Jahren 2002 bis 2009 erbracht, liegen in der absoluten Höhe also deutlich niedriger als aktuell. Es besteht eine Überlegenheit der gealpten Tiere in der Milchmenge in allen Laktationen und in beiden Rassen. Bei einer Berücksichtigung des höheren Erstkalbealters im statistischen Modell reduziert sich zwar der Vorteil, er bleibt aber in allen Laktationen signifikant. Verschiedene unabhängige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine deutlich höhere EnergieverMerkmal Fleckvieh Braunvieh sorgung der Tiere während der Herbstgealpt n.-gealpt Diff. gealpt n.-gealpt Diff. und Winterfütterung im Stall, nach vor1. Laktation heriger restriktiver Fütterung auf der 6 089 5 841 +248 6 137 5 891 +246 Milch-kg Alm, positive Effekte auf das Jungvieh hat (kompensatorisches Wachstum) 3,97 4,08 –0,11 4,10 4,16 –0,06 Fett-Prozent und später zu besseren Milchleistun3,41 3,43 –0,02 3,52 3,52 0 Eiweiß-Prozent gen führen kann. 2. Laktation Neben dem positiven Effekt auf die 6 845 6 564 +281 6 762 6 553 +209 Milch-kg Milchmenge, führte die Alpung in den ersten drei Laktationen zu tendenziell 3,98 4,08 –0,10 4,14 4,19 –0,05 Fett-Prozent niedrigeren Milchinhaltsstoffen. Dabei 3,43 3,48 –0,05 3,58 3,60 –0,02 Eiweiß-Prozent war in beiden Rassen der Fettgehalt 3. Laktation der Milch deutlicher verringert als der 7 245 6 960 +285 7 185 6 991 +194 Eiweißgehalt. Milch-kg Der größte Abstand zeigt sich in der 3,95 4,05 –0,10 4,12 4,18 –0,06 Fett-% Lebensleistung, die eine Kombination 3,38 3,42 –0,04 3,53 3,55 –0,02 Eiweiß-% aus der Nutzungsdauer und der DurchLebensleistung schnittsleistung innerhalb der Laktationen ist. Die Lebensleistung der gealp22 697 19 985 +2 712 25 948 23 074 +2 874 Milch-kg ten Tiere liegt in der Milchmenge beim 3,97 4,07 –0,10 4,15 4,21 –0,06 Fett-% Fleckvieh um 13,6 Prozent und beim 3,41 3,45 –0,04 3,56 3,56 0 Eiweiß-% Braunvieh um 12,5 Prozent höher. Der AA Tabelle 1: Unterschiede in den durchschnittlichen Laktationsleistungen und der Lebensleistung Vorteil in der Lebensleistung für Fett gealpter und nicht-gealpter Tiere bei Braunvieh und Fleckvieh (LS-Schätzwerte und Standard(kg) und Eiweiß (kg) fällt aufgrund der fehler) niedrigeren Inhaltsstoffe geringer aus. SUB 4-5/2015 61 RINDER Längere Nutzungsdauer, höheres Erstkalbealter Die Auswertungen zeigten bei den gealpten Tieren einen höheren Anteil noch lebender Tiere in den höheren Laktationen. Die größten Unterschiede ergaben sich in beiden Rassen zum Ende der dritten Laktation (BV +4,9, FV + 4,3 Prozent lebende Tiere) bzw. vierten Laktatation (BV +4,4, FV +4,7 Prozent lebende Tiere). Die höhere Lebenserwartung gealpter Tiere zeigt sich ebenfalls in der Nutzungsdauer, bei deren Berechnung mögliche Managementeffekte statistisch ausgeglichen wurden (Abbildung 1). Diese ist beim Braunvieh um 106 Tage und beim Fleckvieh um 92 Tage zu Gunsten der ge- RINDER RINDER Alpung und Fitnessmerkmale Unterschiede ergeben sich ebenfalls bei mehreren Fitnessmerkmalen in der ersten Laktation. Die Totgeburtenrate der gealpten Tiere liegt beim Braunvieh um 1,1 Prozent und beim Fleckvieh um 2,2 Prozent niedriger. Ebenfalls günstige Effekte zeigen sich im Anteil von Schwergeburten und Kaiserschnitten (Braunvieh –0,4 Prozent, Fleckvieh –1,2 Prozent). Eine höhere Bewegungsaktivität, die zu einer besseren Körperkondition führt, wirkt sich häufig positiv auf den Geburtsverlauf aus. Auch in der Zellzahl des ersten Probemelkens besteht eine Differenz zu Gunsten der gealpten Tiere. Diese weisen im Durchschnitt eine um ca. 5 600 Zellen (Braunvieh) bzw. 12 700 Zellen (Fleckvieh) niedrigere Zellzahl auf. Dies steht im Gegensatz zu einer bei den Almtieren beobachteten erhöhten Abgangsrate aufgrund von Eutererkrankungen. Möglicherweise wurden Tiere mit schwerwiegenden Problemen in der Eutergesundheit bereits gemerzt. Auf der Alm besteht ein erhöhtes Risiko durch die Übertragung von Infektionserregern im Zuge des gegenseitigen Besaugens, das nicht nur zu chronischen und akuten Mastitiden sondern auch zu Euterverletzungen bis hin zum Ausfall einzelner Euterviertel führen kann. Im Fruchtbarkeitsbereich lassen sich tendenziell Nachteile durch die Alpung erkennen. Im Alter von zwei Monaten war der Anteil trächtiger Kalbinnen bei den gealpten Tieren beim Fleckvieh um zwei und beim Braunvieh um ein Prozent niedriger als bei Kalbinnen, die im Talbetrieb aufgezogen wurden. Dieses Ergebnis ist eher unerwartet, da allgemein weniger Fruchtbarkeitsstörungen bei Tieren mit Freiland-/ Weidehaltung in der Aufzucht beobachtet werden. Möglicherweise werden Vorteile der Alpungstiere in der Konstitution durch Managementeffekte überdeckt. Da die Jungrinder häufig noch vor dem Almauftrieb gedeckt werden müssen, ist der optimale Besamungszeitpunkt nicht immer gegeben und eine erneute Brunst wird auf der Alm nicht frühzeitig erkannt. Zuchtviehverkauf – ein wichtiges Standbein Während von den nicht-gealpten Tieren in dieser Untersuchung beim Braunvieh 5,5 Prozent und beim Fleckvieh 3,6 Prozent zur Zucht verkauft wurden, war der Anteil bei den gealpten Tieren mit 11 bzw. 7,4 Prozent in etwa doppelt so hoch. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung des Zuchtviehverkaufs für zahlreiche Alpungsbetriebe, die in der Regel einen überdurchschnittlich hohen Jungviehbestand halten und bei denen der Zuchtviehverkauf nicht unwesentlich zum Betriebserfolg beiträgt. In diesen Zahlen spiegelt sich auch die große Beliebtheit von gealpten Tieren bei den Käufern wider. Neben der Erwartung einer besseren Tiergesundheit und einer erhöhten Widerstandsfähigkeit und Klauenstabilität, begründen viele Betriebe ihre Vorliebe für 62 gealpte Tiere damit, dass sich diese schnell und unproblematisch in die Herde integrieren lassen. Die Alpung von Jungvieh – ein Fazit Der Jungviehaufzucht auf der Alm werden positive Effekte auf die Gesundheit und Widerstandfähigkeit zugeschrieben. Schätzungen gehen dabei von einer um ein bis zwei Laktationen verlängerten Nutzungsdauer aus. Die eigenen Untersuchungen bestätigen die positiven Auswirkungen, wobei die Vorteile nicht nur die Nutzungsdauer, sondern auch die Milchleistung, insbesondere die Lebensleistung sowie einige Fitnessmerkmale, betreffen. Die Nutzungsdauer ist um 3 bis 4 Monate verlängert, der Vorteil der gealpten Kühe also geringer, als teilweise beschrieben wird. Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass ein Großteil der Vergleichsbetriebe in Grünlandgebieten liegt, und zu vermuten ist, dass viele dieser Betriebe Weidehaltung im Tal betreiben. Weidehaltung hat ebenfalls positive Effekte auf die Tiergesundheit und die Widerstandfähigkeit, was die Vorteile der Almhaltung bei diesem Vergleich relativiert. Ein weiterer Grund ist, dass die positiven Auswirkungen nur dann vollends zur Geltung kommen, wenn sowohl das Almmanagement als auch das Betriebsmanagement auf dem Heimatbetrieb optimal ist. Bei der Vielzahl der in den Auswertungen berücksichtigten Almen und Betriebe kann dies natürlich nicht immer der Fall sein, und die um 3 bis 4 Monate verlängerte Nutzungsdauer ist als ein Durchschnittswert vieler Betriebe zu verstehen. Es bleibt aber festzustellen, dass die Alpung (für Jungtiere) sicherlich eine der natürlichsten Haltungsformen für das Rind ist und dass durch die natürlichen Umweltreize und die Bewegung förderliche Einflüsse auf die Gesundheit entstehen, die sich dann auch auf die Leistung der Milchkuh auswirken. Dies sollte trotz eines höheren organisatorischen Aufwands Milchviehbetriebe dazu bewegen, an der Jungviehaufzucht auf der Alm festzuhalten. Dies gilt insbesondere für Betriebe, für die der Verkauf gealpter Jungkühe als Zuchtvieh ein wichtiges finanzielles Standbein darstellt. Letztendlich bestätigt diese Studie die Almbauern in ihrer Arbeit und zeigt, dass es neben naturschutzfachlichen, touristischen und landschaftskulturellen Argumenten auch produktionstechnische und betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte gibt, die für die Alpung sprechen. DR. DIETER KROGMEIER BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDW IRTSCHAFT INSTITUT FÜR TIERZUCHT [email protected] ANNA KIMMERLE AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN KEMPTEN [email protected] SUB 4-5/2015 RINDER Bewertung der Struktur versorgung beim Rind Neue Kennzahl zur Beurteilung der „Wiederkäuergerechtheit“ von Rationen von DR. THOMAS ET TLE, DR. HUBERT SCHUSTER und DR. KARL RUTZMOSER: Hohe Leistungen in der Rinderfütterung führen zu Rationsgestaltungen mit relativ niedrigen Gehalten an strukturwirksamer Faser und hohen Gehalten an im Pansen leicht abbaubaren Kohlenhydraten. Beide Rationsparameter beeinflussen die „Wiederkäuergerechtheit“ der Ration und werden nach bisherigen Vorgaben getrennt beurteilt, was auch Fragen aufwirft. Um dies zu umgehen, wurde der Versuch unternommen, beide Rationskennzahlen in einer einzigen Zahl, dem „Strukturindex“ zu vereinigen. Die Vorgehensweise wird in folgendem Bericht dargestellt. Der Strukturindex erweist sich in der Praxis als brauchbares Instrument zur Rationsplanung und -beurteilung. SUB 4-5/2015 Ableitung des Strukturindex Der Strukturindex wurde an Hand von Daten aus einem Fütterungsversuch mit Milchkühen abgeleitet. In diesem Versuch wurde die Grundmischung als teilaufgewertete Mischration von Grob- und Kraftfutter in Wiegetrögen verabreicht; zusätzliches Leistungskraftfutter wurde im Melksystem (Melkroboter) zugeteilt. Das Melksystem erfasste auch die tägliche Milchmenge der Einzelkühe, die Milchinhaltsstoffe wurden in zweiwöchigem Abstand gemessen. Insgesamt waren 49 Einzelkühe mit 291 Zwei-Wochenperioden in der Auswertung dabei. Näheres zu dem beschriebenen Fütterungsversuch findet sich bei ETTLE et al. (2011). Zunächst wurde für jede Beobachtung (Zwei-Wochenperiode/Kuh) an Hand der ermittelten Futteraufnahme und den Infobox 1: Allgemeine Ableitung des Strukturindex Berechnung des Pansen-pH-Wertes pH = 6,5 + (0,044 * peNDF) – (0,0006 * peNDF * peNDF) – (0,017 * pansenabbaubare Stärke) – (0,016 * TM-Aufnahme) (peNDF, abbaubare Stärke in Prozent der TM; TM-Aufnahme in kg TM/Tag) Regressionsgleichung für die Menge an pansenabbaubaren Kohlenhydraten für pH-Wert von 6,15 Pansenabbaubare Kohlenhydrate (pabKH, kg/Tag) = 2,8 + 0,36 NDFom GF (kg/Tag) Berechnung des Strukturindex Strukturindex NDFom = NDFom GF / (NDFom GF + (pab KH – 2,8) / 0,36)*100 (NDFom GF und pab KH in kg/Tag) 63 RINDER In der Bundesrepublik Deutschland besteht derzeit noch keine Übereinstimmung, welcher Maßstab zur Beurteilung der Strukturversorgung beim Futter bzw. zur Beurteilung des Bedarfes eines Tieres heranzuziehen ist. Die verschiedenen vorhandenen Ansätze, wie das Verhältnis von Konzentrat zu Grobfutter (z. B. FLATT et al., 1969), die Rohfaser (HOFFMANN, 1990) oder auch die strukturwirksame Rohfaser (PIATKOWSKI et al., 1977, 1990) können nicht vollends befriedigen. Auch der von der DLG (2001) empfohlene Strukturwert nach DE BRABANDER et al. (1999) schätzt Futtermittel (besonders Grassilagen) im Einzelfall falsch ein (GfE, 2001). Aus diesen Gründen besteht bei verschiedenen Gremien Konsens, dass eine Weiterentwicklung des Bewertungssystems der Strukturwirkung dringlich vorangetrieben werden soll. Basis sollen Arbeiten an der Universität Hohenheim (Zebeli et al., 2008) zur „physikalisch effektiven NDF“ (peNDF) sein. Dieses System wurde vorwiegend an Hand von Metaanalysen von Literaturdaten abgeleitet. Dementsprechend sollen im Weiteren Arbeiten zur Anwendbarkeit und die Übertragung in die Praxis im Vordergrund stehen. Für die Beurteilung der Wiederkäuergerechtheit müssen sowohl der Gehalt an strukturwirksamer Faser als auch an pansenabbaubaren Kohlenhydraten (pabKH) berücksichtigt werden. Der Strukturindex vereinigt beides in einer Zahl (RUTZMOSER und ETTLE, 2011). Die Ableitung des „Strukturindex“ erfolgte in Absprache mit der Hohenheimer Arbeitsgruppe. Dieser soll die Größen der Strukturwirksamkeit und der pansenabbaubaren Kohlenhydrate in einer Zahl vereinigen (RUTZMOSER und ETTLE, 2011). Der vorliegende Beitrag stellt die Ableitung des Strukturindex nochmal dar. Darüber hinaus wird anhand von Rationsbeispielen auf die Anwendung in der Praxis eingegangen werden. Inhaltsstoffen der Ration der zu erwartende Pansen-pH-Wert berechnet (ZEBELI 2008, Gleichung siehe Infobox 1). Im folgenden Schritt wurde für die jeweiligen Zwei-Wochen-Perioden je Kuh die tägliche Aufnahme an pansenabbaubaren Kohlenhydraten und an physikalisch effektiver Neutraler Detergenzienfaser (peNDF) berechnet. Dabei wurde in Anlehnung an Steingass und Zebeli (2010) unterstellt, dass die tägliche Aufnahme an physikalisch effektiver NDF gleich der täglichen Aufnahme an NDFom aus dem Grobfutter (NDF(GF)) ist. Die so für jede Kuh und Zwei-Wochenperiode errechneten täglichen Aufnahmen an pansenabbaubaren Kohlenhydraten und an NDF(GF) wurden daraufhin graphisch aufgetragen, wobei zwischen pHWerten kleiner bzw. größer 6,15 (errechnet aus oben beschriebener Gleichung) unterschieden AA Auch bei Mastbullen sind Struktur und Kohlenhydrate wichtig (Foto: Dr. Hubert Schuster) wurde (Abbildung 1). In dieser Darstellung wurden Werte mit pH größer 6,15 von den Werten mit pH kleiner schen 0 und 100 annehmen. Bei einem Strukturindex der Ra6,15 mit einer Geraden voneinander getrennt, die sich aus ei- tion von 50 wird ein Pansen-pH-Wert von 6,15 erwartet. Ein ner Regressionsgleichung ergeben. Diese Gleichung stellt die Strukturindex über 50 lässt höhere Pansen- pH-Werte erwarMenge an pansenabbaubaren Kohlenhydraten dar, welche ten, ein Strukturindex unter 50 weist auf zu erwartende bei der korrespondierenden Aufnahme an NDF(GF) einen pH- azidotische Bedingungen hin. Die Ableitung eines entspreWert von 6,15 erwarten lässt. Die Gleichung wurde nach Trans- chenden Strukturindex-Werts ist auch mit anderen Einformation in einen allgemein gültigen Strukturindex formu- gangsgrößen, wie z. B. der pansenabbaubaren Stärke oder liert (siehe Infobox 1). der Rohfaser möglich (RUTZMOSER und ETTLE, 2011; RUTZ Der so berechnete Strukturindex kann nur Werte zwi- MOSER und SCHUSTER, 2011; RUTZMOSER et al., 2011), wodurch sich abweichende Gleichungen zur Berechnung des Strukturindex er8 geben. Die hier dargestellte Gleichung berücksichtigt nicht nur die im Pansen 7 abbaubare Stärke, sondern auch die Aufnahme an Zucker, wodurch die zu erwartenden Pansen-pH-Werte ge6 nauer eingeschätzt werden sollten. Die richtige Größe NDFom wird hier der Einfachheit halber mit NDF umschrie5 ben. Dementsprechend sollte die in diesem Beitrag dargestellte Formel zur 4 Berechnung des Strukturindex auf Basis der pansenabbaubaren Kohlenhydrate und der NDFom aus dem Grobfut3 ter Verwendung finden. Die Verwendung der Größe NDFom aus dem Grob2 futter gegenüber der mit der Schüttel2 3 4 5 6 7 8 box ermittelten peNDF stellt gegenüber den Grundannahmen aus der ArNDF aus Grobfutter (kg/Tag) beit von ZEBELI et al. (2008) eine VerAA Abbildung 1: Beziehung zwischen täglicher Aufnahme an NDF(GF) und pabKH (Daten aus einfachung dar. Diese Vereinfachung Versuch zum Einsatz von Luzernesilage, ETTLE et al., 2011, Regressionsgleichung in Infobox 1) ist aber notwendig, wenn der Strukturpansenabaubare Kohlenhydrate (kg/Tag) RINDER RINDER 1 Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft 64 SUB 4-5/2015 RINDER Regression für Mastbullen Pansenabbaubare Kohlenhydrate (pabKH, kg/Tag) = 1,32 + 0,5 * NDFom GF (kg/Tag) Berechnung des Strukturindex für Mastbullen Strukturindex Mastbullen NDFom = NDFom GF/(NDFom GF + (pab KH – 1,32) / 0,5) * 100 index auch in der Rationsplanung und nicht nur im Nachhinhein zur Bewertung einer gemischten Ration eingesetzt werden soll. Übertragung des Strukturindex auf Mastbullen Soll der Strukturindex auf Mastbullen übertragen werden, sind zwei Unterschiede in der Fütterung gegenüber Milchkühen zu beachten: Zum einen verändert sich mit dem Wachstum das Lebendgewicht und die damit verbundene [in kg FM] Ausgangsration A Ration B Ration C Futteraufnahme und zum anderen ist die aufgenommene Futtermenge im Vergleich zum Lebendgewicht erkennbar kleiner (RUTZMOSER und SCHUSTER, 2011). Für die Anpassung der Futteraufnahmewurde die NDF(GF) (NDFom aus Grobfutter) sowie die pab KH mit einer Exponentfunktion des Lebendgewichtes W (W 0,62) auf ein einheitliches Lebendgewicht von 700 kg umgerechnet. Damit kann das Verhältnis von Futtermengen und Lebendgewicht über die praktisch bedeutsame Spanne angepasst werden. Wegen der unterschiedlichen Futteraufnahme zu Milchkühen wurde für Mastbullen eine eigene Regressionsgleichung zur Abgrenzung der zu erwartenden Pansen-pH-Werte über und unter 6,15 errechnet. Auf der Grundlage dieser Regression wird wiederum der Strukturindex für Mastbullen errechnet (Infobox 2). Nach entsprechender Transformation dieser Gleichung kann der Strukturindex für Mastbullen berechnet werden. Dieser Strukturindex für Mastbullen hat die gleichen Eigenschaften, wie für Milchkühe beschrieben. Er erreicht den Wert 50 an der Schwelle der verträglichen pansenabbauba[in kg FM] Ausgangsration A B C Grassilage, 1.Schnitt 15,0 15,0 15,0 5,7 Maissilage 18,0 18,0 18,0 3,0 1,5 Gerste/Weizen 7,0 6,5 3,5 0,7 0,7 0,7 Rapsextraktionsschrot 3,0 3,0 3,0 Mineralfutter 0,1 0,1 0,1 Heu 1,0 1,0 1,0 Gerstenstroh / 0,3 0,3 Min.-Futter 0,18 0,18 0,18 Körnermais / / 1,5 Stroh / 1,0 1,0 Körnermais / / 3,0 Maissilage [kg FM] 10,2 10,2 10,2 Grassilage 5,7 5,7 Triticale 3,8 SES Kennzahlen (in der TM) Kennzahlen (in der TM) Pansenabbaubare Kohlenhydrate [Prozent] 33,4 30,0 26,6 Pansenabbaubare Kohlenhydrate, kg/Tag 3,05 2,60 2,32 3,9 3,6 7,0 1 194 1 306 1 306 1,3 1,5 1,5 NDF(GF) [Prozent] 28,2 31,9 31,9 Strukturwert NDF(GF), kg/Tag 2,57 2,78 2,78 38 45 50 Pansenstabile Stärke [Prozent] Strukturwirksame Rohfaser [g] Strukturwert Strukturindex NDF (GF) Fettdruck – entspricht nicht der Beratungsempfehlung Pansenabbaubare Kohlenhydrate [Prozent] 27,8 26,0 23,7 Pansenabbaubare Kohlenhydrate, kg/Tag 5,66 5,40 4,92 3,3 3,1 6,0 2 630 3 004 3 004 1,3 1,5 1,5 NDF(GF) [Prozent] 29,2 31,9 31,9 NDF(GF), kg/Tag 5,94 6,63 6,63 43 48 53 Pansenstabile Stärke [Prozent] Strukturwirksame Rohfaser [g] Strukturindex NDF(GF) RINDER Infobox 2: Ableitung des Strukturindex für Mastbullen Fettdruck – entspricht nicht der Beratungsempfehlung AA Tabelle 1: Praktisches Beispiel einer Bullenmastration (400 kg Lebendmasse, ca. 1 400 g tägliche Zunahmen) SUB 4-5/2015 AA Tabelle 2: Praktisches Beispiel einer Milchviehration (750 kg Lebendmasse, ca 30 kg Milch) 65 RINDER Infobox 3: Vergleichswerte zur Beurteilung von Strukturversorgung und pansenabbaubaren Kohlenhydraten Strukturwirksame Rohfaser: > 400 g/100 kg LM bei der Kuh (GfE 2001) > 300 g/100 kg LM bei Mastbullen (in Anlehnung an GfE 2001, wachsende Rinder) Strukturwert: > 1,1 bei der Kuh (DE BRABANDER et al., 1999) > 0,6 bei Mastbullen (DE CAMPENEERE et al., 2002) peNDF (Grobfutter): > 31,2 Prozent bei der Kuh (ZEBELI et al., 2008) > 20 Prozent bei Mastbullen (RUSSEL et al., 1992) Pansenabbaubare Kohlenhydrate: > Max. 25 Prozent bei der Kuh (Gruber Tabelle 2013) > Max. 28 Prozent bei Mastbullen (Gruber Tabelle 2012) RINDER ren Kohlenhydrate mit einem Pansen-pH von 6,15. Liegt der Strukturindex über 50, kann von stabilen Pansenbedingungen ausgegangen werden, weil genügend Strukturfaser verfügbar ist. Umgekehrt weist ein Strukturindex unter 50 auf zu hohe Mengen an pansenabbaubaren Kohlenhydraten im Vergleich zur strukturwirksamen Faser hin mit dem Risiko der Pansenübersäuerung (pH < 6,15). Anwendung in der Praxis Der Einsatz der verschiedenen Parameter zur Beurteilung der Strukturversorgung in Verbindung mit dem Gehalt an pansenabbaubaren Kohlenhydraten wird jeweils anhand einer praktischen Ration (A) aus der Bullenmast (Tabelle 1) bzw. Milchviehhaltung (Tabelle 2) dargestellt. In beiden Fällen versuchten Landwirte, die aufgrund von Witterungsextremen in Bayern 2013 entstandene Futterknappheit bzw. mangelnde Futterqualität durch höhere Getreidegaben auszugleichen. In beiden Fällen klagten die Landwirte über unruhige Tiere und verminderte Fresslust. Im Milchviehbetrieb stellten sie zusätzlich eine verminderte Milchleistung fest. In jeder Ration werden die Mengen an pansenabbaubaren Kohlenhydraten dargestellt. Zusätzlich wurden die Kennzahlen zu pansenstabiler Stärke, strukturwirksamer Rohfaser, Strukturwert, NDF(GF) und Strukturindex(GF) erfasst und mit den jeweiligen Richtwerten aus der Literatur verglichen (Infobox 3). Beide Rationen werden in zwei Schritten abgeändert: zuerst durch Zugabe von Gerstenstroh und leichte Minderung der Getreidemenge (B), dann durch Zugabe von Gerstenstroh und Änderung der Kraftfutterzusammensetzung (C). In jedem Arbeitsschritt werden die Auswirkungen auf die entsprechenden Kennzahlen aufgeführt. Werte, die nicht den Beratungsempfehlungen entsprechen, sind mit 66 Infobox 4: Kalkulation des Strukturindex NDFom für Mastbullen 1. Normierung des Lebengewicht Gewicht 400 kg 0,62 = 400 0,62 = 41,05 Gewicht 700 kg 0,62 = 700 0,62 = 58,07 2. Faktor (700 / 400 kg Lebendgewicht) = 58,07 / 41,05 = 1,415 Pansenabbaubare KH, kg/Tag = 3,05 * 1,415 = 4,32 NDFom(GF), kg / Tag = 2,57 * 1,415 = 3,64 3. Berechnung des Strukturindex NDFom für die Bullen- mastration A: Strukturindex NDFom = 3,64 kg NDFom(GF) / (3,64 kg NDFom(GF) + (4,32 kg pab KH – 1,32) / 0,5)*100 = 38 Fettdruck gekennzeichnet. Für die Milchviehration A berechnet sich der Strukturindex nach NDF(GF) durch einsetzen der täglichen Mengen an pabKH und NDF(GF) in die Formel die folgt: Strukturindex NDFom = 5,94 kg NDF (GF) / (5,94 kg NDF (GF) + (5,66 kg pab KH – 2,8) / 0,36)*100 = 43 Für die Kalkulation des Strukturindex NDFom für Mastbullen muss für oben dargestelltes Beispiel gemäß dem Vorschlag von RUTZMOSER und SCHUSTER (2012) zunächst das tatsächliche Lebendgewicht von 400 kg im Beispiel auf ein Lebendgewicht von 700 kg normiert werden. Die beiden Werte werden nun zueinander in Verhältnis gesetzt und damit der Faktor ermittelt, mit dem die Größen NDFom und pabKH (jeweils in kg) für die weitere Kalkulation des Strukturindex NDFom multipliziert werden. Daraus erfolgt die Berechnung des Strukturindex (siehe Infobox 4). Anwendung in der Rationsgestaltung In der Bullenmastration wurden zum Ausgleich der relativ geringen Energiegehalte aus Mais- und Grassilage 3,8 kg Triticale zugegeben (Tabelle 1, Ausgangsration A). Die pansenabbaubaren Kohlenhydrate liegen mit 33,4 Prozent zu hoch. Die strukturwirksame Rohfaser wäre mit 1194 g knapp zufriedenstellend. Der Anteil von 28,2 Prozent NDF(GF) und ein Strukturwert von 1,3 stufen die Ration strukturmäßig als ausreichend ein. Der Strukturindex weist jedoch mit 37,8 auf deutliche Probleme in der Ration hin. Die Zugabe von 300 g Gerstenstroh (Schritt B) und die SUB 4-5/2015 leichte Reduzierung des Getreides von 3,8 auf 3,0 kg verbessern zwar die Werte für strukturwirksame Rohfaser, Strukturwert und NDF(GF), geben aber keinen Hinweis auf den nach wie vor mit 30,0 Prozent überhöhten Gehalt an pansenverfügbaren Kohlenhydraten. Nur der Strukturindex weist weiterhin auf einen bestehenden Mangel in der Ration hin. Erst durch den Austausch von 1,5 kg Triticale durch dieselbe Menge an Körnermais werden die pansenverfügbaren Kohlenhydrate auf 26,6 Prozent gesenkt und damit ein Wert erreicht, der den Beratungsempfehlungen entspricht. Gleichzeitig steigt der Strukturindex auf den angestrebten Wert von 50. In der Milchviehration wurde knappes Grobfutter und der Mangel an Inhaltsstoffen durch hohe Mengen an Getreideschrot ausgeglichen (Tabelle 2, Ausgangsration A). Die Ration ist durch einen deutlichen Überhang an pansenverfügbaren Kohlenhydraten (27,8 Prozent), sowie einen AA Zuckerreiche Grassilagen nicht mit Getreide ergänzen (Foto: Dr. Hubert Schuster) Strukturmangel gekennzeichnet. Belegt wird dies aber nur durch die Größen strukturwirksame Rohfaser, Fazit peNDF und Strukturindex. Kein Hinweis erfolgt über den Zur Beurteilung der Strukturwirksamkeit existieren verStrukturwert. Die Ergänzung mit 1 kg Gerstenstroh und die schiedene Maßstäbe. Dabei gibt der Strukturwert nicht imleichte Reduzierung des Getreideschrots von 7,0 auf 6,5 kg mer zuverlässige Hinweise auf bestehende Probleme. Die bringt eine weitere leichte Erhöhung des Strukturwerts. Strukturwirksame Rohfaser und NDF(GF) sind zwar brauchNach dem Gehalt an NDF(GF) und strukturwirksamer Rohfa- bare Maßstäbe für die Strukturversorgung des Pansens, beser scheint die Strukturversorgung nun gesichert, der Gehalt ziehen jedoch die Menge an pansenabbaubaren Kohlenhyan pansenverfügbaren Kohlenhydraten ist jedoch mit 26,0 draten nicht mit ein. Der Strukturindex bezieht sowohl die Prozent weiterhin zu hoch. Dies wird durch den Strukturin- Futterstruktur als auch die pansenabbaubaren Kohlenhyddex von 47,9 bestätigt. Auch hier erfolgte ein Austausch von rate mit ein. Er orientiert sich am Pansen-pH-Wert und er3 kg Getreideschrot durch dieselbe Menge an Körnermais. möglicht dadurch flexible Grenzwerte für die NDF(GF) und Dies bringt keine Änderung bei den nur strukturabbilden- berücksichtigt parallel die Obergrenzen für pansenabbauden Faktoren „strukturierter Rohfaser“ und „peNDF“. Der bare Kohlenhydrate. Strukturindex steigt jedoch auf 53 an. Der Anteil an pansenDer Strukturindex erweist sich daher in der Praxis als verfügbaren Kohlehydraten wird mit 23,7 Prozent auf ein Ni- brauchbares Instrument zur Rationsplanung und -beurteiveau abgesenkt, das auch bei einer knappen Strukturversor- lung. Eine Validierung des Strukturindex für Milchkühe und gung kein längeres Absinken des Pansen-pH-Werts unter Mastbullen wird weiterhin anhand einer breiten Basis von 6,15 erwarten lässt. Daten aus Fütterungsversuchen durchgeführt. Der Strukturindex ist nicht mit einer scharfen Mengenbegrenzung bei der strukturwirksamen Rohfaser oder NDF(GF) Literaturangaben bei den Autoren verbunden: Sinkende Strukturanteile bedingen jedoch immer eine gleichzeitige Reduzierung von pansenverfügbaren Kohlehydraten, um den Richtwert von „50“ einzuhalten. UmDR. THOMAS ETTLE gekehrt wird jedoch durch den Richtwert „50“ die OberDR. HUBERT SCHUSTER grenze von 28 bzw. 25 Prozent an pansenverfügbaren KohDR. KARL RUTZMOSER lenhydraten bei Mastbullen bzw. Milchvieh durchwegs BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT eingehalten: Höhere Gehalte an pansenverfügbaren KohlenINSTITUT FÜR TIERERNÄHRUNG UND FUT TERWIRTSCHAFT hydraten müssten durch erhöhte Gaben von Strukturfutter [email protected] wie Stroh ausgeglichen werden, was aber durch das [email protected] aufnahmevermögen begrenzt wird. [email protected] SUB 4-5/2015 67 RINDER RINDER RINDER Zum Verhältnis von Kuh und Mensch RINDER von DR. WALTER KREUL: Die Entwicklungsgeschichte der Menschheit ist, zumindest aus der Perspektive des eurasischen Raumes gesehen, untrennbar mit dem Rind verknüpft und ohne das Tier nicht vorstellbar. Der Autor schildert diese Beziehung aus kulturhistorischer und wirtschaftlicher Sicht. „Anarchie, Terror und Blut. Der Sommer wurde medial von einem großen Thema beherrscht: Kühe“. So betitelte am 6. Oktober 2O14 die für knackige, aufreizende Überschriften bekannte Berliner „taz. die tageszeitung“ einen ganzseitigen Beitrag. Darin listet der Autor Helmut Höge penibel auf, was den Kühen während der zurückliegenden Monate in deutschen Landen alles an Schlimmen vorzuwerfen war: Weideausbrüche, lahmgelegter Zug- und Straßenverkehr, Angriffe auf harmlose Passanten, verletzte Bauern und Bäuerinnen sowie dergleichen Schreckensmeldungen mehr. Weiter heißt es: „Obwohl die Weidesaison 2014 noch gar nicht beendet ist, resümierte der SPIEGEL bereits: „vermehrte Kuhangriffe sorgen für Schlagzeilen“. Und das NEUE DEUTSCHLAND schrieb: „In jüngerer Zeit machten Rinderattacken auf Menschen Schlagzeilen“, wobei es dafür nicht das Sommerloch, sondern den zunehmenden Stress des Rindviehs verantwortlich machte. In München mußten Polizisten eine wild gewordene Kuh erschießen, die sich auf dem Schlachthof losgerissen hatte und eine Joggergruppe überrannte. Selbstverständlich widmeten die „Süddeutsche Zeitung“, der „Münchner Merkur“ und die BILD-Zeitung für Bayern, ja sogar der TV-Nachrichtensender n24, dem „Kuh-Drama“ die gebührende Aufmerksamkeit. Vorfälle dieser Art gab es eigentlich schon immer, denn Kühe sind nicht so friedvoll, wie sich das romantisch veranlagte Städter vielleicht vorstellen. Neu ist allerdings, daß beispielsweise an der Stelle, wo die Münchner „Amok-Kuh“ ihr Leben aushauchte, anderntags Blumen hinterlegt waren und Grablichter in Milchflaschen brannten. Unter den vermeintlich Trauernden, so der „taz“-Artikel, gäbe es inzwischen Bestrebungen „ein Denkmal für die unbekannte Kuh“ aufzustellen. Nun könnte man all dies unter der Rubrik „Kurioses“ verbuchen und zur Tagesordnung übergehen. Aber das in letzter Zeit zu beobachtende geballte Medienecho auf Zwischenfälle mit Kühen sowie die darauf einsetzende Reaktion von Teilen der Öffentlichkeit haben eine Dimension erlangt, die es angezeigt erscheinen lassen, sich etwas näher mit dem Verhältnis zwischen Rind und Mensch zu befassen. Die „Geschäftsbeziehung“ von Rind und Mensch Nach allem was man weiß, begann diese Beziehungsgeschichte vor etwa 8 000 bis 10 000 Jahren. Da fingen jungsteinzeitliche Ackerbauern im Stromgebiet von Euphrat und Tigris, also in Mesopotamien, damit an, Rinder als Opfer- und Zugtiere zu halten. Ohne das Rind, ohne seine Zugkraft und 68 ohne die Produkte seines Stoffwechsels – Milch, Fleisch, Leder, Dung – wäre der Mensch nicht das geworden, was er heute darstellt. Denn das Rind ist neben anderen Wiederkäuern der große Stoffumwandler. Es erschließt dem Menschen die Energie, die in dem für ihn unverdaulichen Pflanzenmaterial gespeichert ist. Da global gesehen 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche absolutes Grünland sind, ist das nicht hoch genug zu bewerten. „Rind nutzt Gras, Mensch nutzt Rind“, auf diese prägnante Kurzformel kann die nun schon Jahrtausende währende „Geschäftsbeziehung“ zwischen Mensch und Rind gebracht werden. Nur durch seine Herrschaft über das Rind ist es dem Menschen möglich geworden, die Entwicklungsstufe des Sammlers und Jägers hinter sich zu lassen. Denn gesellschaftliche Organisation war nötig, um die großen, starken Tiere zu beherrschen und sich ihrer mannigfaltigen Ressourcen zu bedienen. All die Völkerschaften, die über Jahrhunderte hindurch Europa durchwanderten, trieben Rinderherden mit sich. Und als die Europäer daran gingen, die Welt zu erobern, nahmen sie Rinder mit auf die Reise. Christoph Kolumbus brachte die ersten Kühe in die Neue Welt. Im 19. Jahrhundert wurden Australien und Neuseeland als Weidegründe für den stetig wachsenden Rindfleischhunger des britischen Imperiums erschlossen. „Am Anfang war die Kuh“, ist deshalb überaus treffend das erste Kapitel des Buches „Die Kuh“ von Florian Werner (erschienen 2009 bei NAGEL & KIMCHE im Carl Hanser Verlag, München) überschrieben. Die Kuh in der Welt der Mythen Vor dem geschilderten Hintergrund ist es nicht weiter verwunderlich, daß Rinder bereits die Mythenwelt des Altertums bevölkerten. So war das Rinderhorn von jeher ein Zeichen für Fruchtbarkeit. Die alten Ägypter glaubten, dass das Firmament über ihren Köpfen in Wirklichkeit der Unterleib einer gewaltigen Himmelskuh sei. Dem afrikanischen Hirtenvolk der Fulbe zufolge wurde die Welt aus einem Tropfen Milch geschaffen, der dem Euter der heiligen Urkuh Itoori entstammte. Und in der germanischen Mythologie ist überliefert, eine Urkuh namens Audhumla hätte mit ihrer Milch und ihrer warSUB 4-5/2015 RINDER men Zunge das Überleben der ersten Erdenbewohner gesichert. Von ähnlichen Gedanken waren wahrscheinlich auch die Bewohner der niederländischen Stadt Leeuwarden geleitet, als sie 1962 ein Kuh-Denkmal mit der schönen Bezeichnung „Us Mem“ („Unsere Mutter“) errichteten. Rinder bestimmen selbst heute noch die Traumbilder und Mythen der Menschen, obwohl die allermeisten von ihnen in ihrem täglichen Leben nichts mehr mit den Tieren zu tun haben. Märchen, Romane, Gedichte, Theaterstücke, Filme und Gemälde sind von Kühen bevölkert und illustrieren das enge Verhältnis von Mensch und Rind. Werbespots, nicht nur für die ureigensten Produkte der Kuh wie Milch, Butter, Käse und Joghurt, sondern auch für Schokolade, Energiedrinks und Fußball-Europameisterschaften, sind – zumindest in Deutschland, Österreich und in der Schweiz – ohne das Konterfei von Kühen kaum denkbar. Auch der amerikanische Cowboy, bekannt aus unzähligen Westernromanen und -filmen, ist letztlich eine mittels der Rinder zum Mythos stilisierte Figur der modernen Massenkultur. Dieser Mythos beruht auf Urerinnerungen daran, dass Macht und Herrschaft nur so weit reichen, wie die eigenen Kühe grasen. Macht und Reichtum verkörpern Rinder zudem bei vielen Völkern Afrikas und Asiens, wo sie unter anderem als Brautpreis dienen. Dagegen sind vom Menschen verlassene, verwahrloste, vor Hunger brüllende Kuhherden, das wird aus Berichten über Kriege, Flucht und Vertreibungen immer wieder deutlich, nachgerade ein Bild für die Auflösung zivilisatorischer Ordnung. Kalb“ apostrophiert. Die Liste solcher und ähnlicher, auf das Rind bezogene Redensarten, ließe sich beliebig fortsetzen. Das Rind in Literatur und Sprache Wie sehr das Rind in Literatur und Sprache verwurzelt ist, macht das Schrifttum offenkundig, das Florian Werner in seinem Buch „Die Kuh“ verwendet und zitiert. Von Theodor W. Adorno über Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Hebbel bis Botho Strauß, von Gaius Julius Caesar über Tacitus und Vergil bis Xenophanes – die großen Namen lassen vor Ehrfurcht erbleichen – reicht die Liste der Dichter und Denker, welche die Tiere in irgendeiner Form in ihr Schaffen mit einbezogen haben. Selbst Martin Luther befasste sich mit dem Leben der Rinder – im Jenseits. Brave Haustiere wie die Kühe, so der Reformator, würden im Himmelreich gar die absolute Mehrheit stellen. Gott habe nämlich die Strafe des Menschen für den Sündenfall dahingehend gemildert, daß im jenseitigen Reich „mehr Thiere sind, die da nütze sind und dienen, denn die da Schaden thun“, also „mehr Ochsen, denn Löwen; mehr Kühe, denn Bären.“ Und auch der Philosoph Friedrich Nietzsche findet in seinen „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ das Himmelreich bei den Kühen. Die deutsche Umgangssprache ist überreich an Metaphern und Redewendungen, die auf Erfahrungen mit Rindern verweisen. Ist jemand an einem undurchsichtigen Geschäft beteiligt, so treibt er einen „Kuhhandel“; wenn man sich mehr zuschulden kommen lässt als allgemein üblich ist, dann gehen die Missetaten „auf keine Kuhhaut“; die Jagd nach materiellen Reichtum wird als „Tanz um das Goldene Nicht von ungefähr bekommen deshalb in manchen Fremdenverkehrsgemeinden des bayerischen und schwäbischen Alpenraumes die Bauern für die Haltung von Kühen finanzielle Zuschüsse. Denn das bestehende, von Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen geschätzte Landschaftsbild in seiner Kombination aus saftigen Wiesen, grünen Weiden, dunklen Wäldern sowie malerischen Dörfern und Bauernhöfen, lässt sich ökonomisch sinnvoll nur mit Milchkühen bewahren. Der Mensch unterjochte sich zwar die Kuh und hat die Herrschaft über ihren Körper immer weiter perfektioniert. Schwindelerregend sind die in den vergangenen Jahrzehnten erzielten Steigerungen bei der Milch- und Mastleistung der Tiere; die Techniken der künstlichen Besamung, der Sperma- und der Embryonenkonservierung haben die züchterische Arbeit immer mehr von der Begrenzung durch Zeit und Raum befreit. Andererseits hat sich die Kuh dem Menschen durch seine Abhängigkeit von ihr als Milch-, Fleisch-, Leder- und Düngerlieferantin, als Gesundheitsspenderin und schließlich als Erhalterin von Kulturlandschaften zusehends unentbehrlicher gemacht. SUB 4-5/2015 Zur Symbiose zwischen Mensch und Kuh Die Kühe haben ihren „Klauenabdruck“ sogar in den menschlichen Genen hinterlassen. Denn die Fähigkeit, noch im Erwachsenenalter Milch zu verdauen, ist eine sehr späte Errungenschaft des Homo sapiens. Erst mit dem Beginn der gezielten Milchviehhaltung, und damit mit dem Verzehr von Milch, bewirkte eine genetische Veränderung beim Menschen, dass sein Körper ein Enzym für den Abbau des Milchzuckers nicht nur im Säuglingsalter bildet, sondern auch bei Erwachsenen. Dies geschah logischerweise nur in Gegenden, in denen Milchkühe in nennenswerten Umfang gehalten wurden, wo also eine durch Milchgenuß hervorgerufene Wirkung auf die Gene überhaupt vonstatten gehen konnte. Die meisten asiatischstämmigen, dem Säuglingsalter entwachsenen Menschen, aber darüber hinaus viele Erwachsene in Afrika und selbst im südlichen Europa, vertragen bis heute keine Kuhmilch. Eine Symbiose hat sich zudem zwischen Kühen und Tourismus herausgebildet. So lautet ein derber Spruch aus den Bergregionen: DR. WALTER KREUL Schlesierstraße 1, 82110 Germering Freier Agrarwissenschaftler und Publizist 69 RINDER „Zuerst geht die Kuh, dann geht der Gast, wen soll man da noch melken?“. STELLUNGNAHMEN Behördenvertreter vor Gericht Mitarbeiter der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und ihre Rollen in Gerichtsverfahren von ANDREA WOLF: Die Konstellationen, in denen Mitarbeiter der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) als Behördenvertreter vor Gericht auftreten müssen, sind vielfältig. Dies gilt selbst dann, wenn die Prozessvertretung bereits auf eine andere Behörde übertragen wurde. Nur ein geringer Anteil der Mitarbeiter der ÄELF hat Erfahrungen in diesem Bereich. Deshalb soll im Folgenden ein kurzer Überblick über das verwaltungsgerichtliche Verfahren gegeben werden. STELLUNG NAHMEN Im Jahr 2014 wurden dem Sachgebiet F1 Rechtsangelegenheiten der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk) 61 Verwaltungsstreitsachen im Bereich der Agrarförderung von den ÄELF mit der Bitte vorgelegt, die Vertretung des Freistaates Bayern zu übernehmen. Nicht bei jeder mündlichen Verhandlung muss aus fachlicher Sicht zwingend ein Mitarbeiter des AELF zur Unterstützung der FüAk anwesend sein. Allerdings können die Mitarbeiter der ÄELF auch in anderen Bereichen – etwa bei Klagen von Bauwerbern aufgrund nicht erteilter Baugenehmigungen – als Behördenvertreter vor Gericht auftreten. Geht am AELF eine Klage gegen einen Bescheid ein, ist dieses als Ausgangsbehörde gemäß § 5 Abs. 2 Satz 1 der Verordnung über die Landesanwaltschaft Bayern (LABV) grundsätzlich Vertreter des Freistaates Bayern. Die Zuständigkeit der Ausgangsbehörde besteht, bis die Vertretung auf eine andere Behörde – im Bereich der Agrarförderung auf die FüAk als Widerspruchsbehörde – übertragen wird. Prozessuale Rollen des Behördenvertreters Der Behördenvertreter kann im verwaltungsgerichtlichen Verfahren verschiedene Rollen einnehmen. In den meisten Fällen wird – nachdem die Prozessvertretung in Förderangelegenheiten auf die FüAk übertragen wurde – der Mitarbeiter des AELF als Auskunftsperson oder Zeuge an der Verhandlung teilnehmen. Nach § 99 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) sind Behörden zur Erteilung von Auskünften verpflichtet. Ein Behördenmitarbeiter, der im Verwaltungsverfahren mit der Angelegenheit befasst war, kann vom Gericht zur mündlichen Verhandlung beigezogen werden, um dieser Auskunftspflicht nachzukommen. Seine Äußerungen stellen in diesem Fall amtliche Auskünfte dar. Ein Mitarbeiter des AELF kann zudem vom Gericht als 70 Zeuge geladen und vernommen werden. Zeuge ist eine Person, die über ihre konkreten Wahrnehmungen über vergangene Tatsachen und Zustände aussagen soll. Schließlich kann ein Amtsmitarbeiter durch die Prozessvertretung formlos beigezogen werden, um sie in der mündlichen Verhandlung fachlich zu unterstützen. Beamte haben grundsätzlich über die ihnen bei ihrer amtlichen Tätigkeit bekannt gewordenen dienstlichen Angelegenheiten Verschwiegenheit zu bewahren (§ 37 Abs. 1 Beamtenstatusgesetz – BeamtStG). Die Verschwiegenheitspflicht gilt jedoch z. B. nicht für offenkundige Tatsachen und für Mitteilungen im dienstlichen Verkehr, also auch nicht, soweit lediglich Abläufe im Verwaltungsverfahren geschildert werden. Wollen oder müssen Beamte vor Gericht über Angelegenheiten, die der Amtsverschwiegenheit unterliegen, aussagen, benötigen sie hierfür eine Aussagegenehmigung. Die Genehmigung erteilt der Dienstvorgesetzte. Die Bayerischen Verwaltungsgerichte In Bayern gibt es für sieben Regierungsbezirke sechs Verwaltungsgerichte. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass das Bayerische Verwaltungsgericht Regensburg für Verwaltungsstreitsachen der Regierungsbezirke Niederbayern und Oberpfalz örtlich zuständig ist. Die Kammern der Verwaltungsgerichte sind mit drei Berufsrichtern – von denen einer der Vorsitzende ist – und zwei ehrenamtlichen Richtern besetzt. Nur selten wird die Entscheidung nach § 6 Abs. 1 VwGO auf den Einzelrichter übertragen. Diese Übertragung auf einen einzelnen Berufsrichter der Kammer kommt nur in Betracht, wenn die Sache keine SUB 4-5/2015 STELLUNGNAHMEN nehmen können. Das Verwaltungsgericht soll möglichst in nur einer mündlichen Verhandlung über den Streitstoff entscheiden können. Der Berichterstatter trifft alle dafür nötigen Entscheidungen, indem er beispielsweise Auskünfte einholt, das persönliche Erscheinen der Parteien in der mündlichen Verhandlung anordnet und Zeugen zur Verhandlung lädt. Stellt sich der Sachverhalt als besonders komplex heraus, kann mit den Verfahrensbeteiligten ein sogenannter Erörterungstermin durchgeführt werden. Dieser dient der Vorbereitung der mündlichen Verhandlung durch Aufklärung des Sachverhaltes und Klärung offener Fragen. Gleichzeitig kann die Rechtslage mit den Beteiligten diskutiert werden. Hält der Berichterstatter den Rechtsstreit für entscheidungsreif, schließt er das vorbereitende Verfahren. Mit der Mitteilung des Termins zur mündlichen Verhandlung werden die Beteiligten geladen. Vorbereitung der mündlichen Verhandlung Geht bei einem der Bayerischen Verwaltungsgerichte eine Klage ein, wird diese mit einem Aktenzeichen versehen und an die zuständige Kammer abgegeben. Der Vorsitzende der Kammer prüft die gerichtsinterne Zuständigkeit anhand des Geschäftsverteilungsplans. Einer der drei Berufsrichter der Eröffnung der Verhandlung mit dem Sachbericht Kammer wird als Berichterstatter benannt. Der Berichterstat- Der Vorsitzende eröffnet die mündliche Verhandlung mit ter bereitet die mündliche Verhandlung und die letztendli- dem Aufruf der Sache und stellt fest, wer zum Termin erche Entscheidung der Kammer vor, indem er den Sachver- schienen ist. Grundsätzlich kann bei Ausbleiben eines Beteihalt ermittelt und die übrigen Mitglieder der Kammer ligten auch ohne diesen verhandelt werden. Sind alle Beteidarüber in Kenntnis setzt. ligten anwesend, trägt der Berichterstatter den wesentlichen Der Kläger wird über den Eingang der Klage und das Inhalt der Akten vor. Dieser sogenannte Sachbericht ist eine Aktenzeichen der Sache informiert. Gleichzeitig wird die Klage dem Beklagten zugestellt. In Infobox: Check-Liste im Falle einer Klage im Förderrecht diesem Zusammenhang wird der Beklagte in der Regel aufgefordert, die vollständigen Ver• Originalakt vollständig? waltungsvorgänge einschließlich der Wider• Alle betroffenen Förder- u. Mehrfachanträge spruchsakten im Original und durchnumme• Alle Bestandteile der Anträge (z. B. Flächen- und Nutzungsnachriert innerhalb einer Frist von vier Wochen weis, Viehverzeichnis) vorzulegen. Wird die Prozessvertretung auf • Alle Bewilligungsbescheide und Auszahlungsmitteilungen oder eine andere Behörde – wie im Bereich des Änderungsbescheide Landwirtschaftsrechts auf die FüAk – übertra• Alle mit dem Widerspruch angegriffenen Bescheide gen, sind die Klage und die Verwaltungsvor• Formblatt sowie der Übergabe- bzw. Pachtvertrag bei Betriebsingänge unverzüglich an diese Behörde weiterhaberwechsel zuleiten. Liegt zu diesem Zeitpunkt bereits • Pacht- oder notarielle Kaufverträge bzw. sonstige Verträge eine Klagebegründung vor, ist innerhalb der • Prüfakten inklusive farbiger Ausdruck der Fotos bei Prüfungen festgesetzten Frist zum Vorbringen des Klä• Schriftwechsel mit der FüAk bei fachaufsichtlicher Kontrolle gers Stellung zu nehmen (Klageerwiderung). • Originalakt chronologisch geordnet und nummeriert? Nach Eingang der Verwaltungsvorgänge • Vorlageschreiben gegliedert? bei Gericht prüft der Berichterstatter die Sach• Darstellung des Sachverhalts und Rechtslage, bereitet die notwendigen Be• Fachliche und ggf. rechtliche Würdigung schlüsse vor, korrespondiert mit den Verfah• Sonstige Anmerkungen rensbeteiligten und wertet deren Stellungnah• Stellungnahme zur Klagebegründung, falls eine solche schon men aus. Die Klageerwiderung wird durch das vorhanden ist Gericht an die Verfahrensbeteiligten – den Klä• Spiegelakt erstellen ger und gegebenenfalls dessen Bevollmächtig• Weiterleitung des Originalakts mit Vorlageschreiben an FüAk ten – übermittelt, die ihrerseits wieder Stellung SUB 4-5/2015 71 STELLUNG NAHMEN besonderen Schwierigkeiten aufweist und keine grundsätzliche Bedeutung hat. Wird gegen die Entscheidung eines Bayerischen Verwaltungsgerichts Berufung eingelegt, ist für die Entscheidung hierüber der Bayerische Verwaltungsgerichtshof mit Sitz in München zuständig. Im Bereich des Landwirtschaftsrechts entscheidet die Außenstelle des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs in Ansbach. Die Senate sind mit drei Berufsrichtern besetzt. Sollte gegen die Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs Revision eingelegt werden, entscheidet hierüber das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. STELLUNGNAHMEN gedrängte Darstellung des Sachverhalts, wie er sich aus den vorgelegten Verfahrensakten, eventuell beigezogener Akten anderer Behörden und den von den Beteiligten vorgelegten Unterlagen ergibt. Der Sachbericht ist vor allem für die ehrenamtlichen Richter von Bedeutung, da sie an der Vorberatung der Berufsrichter nicht teilnehmen. Einführung in den rechtlichen Rahmen des Falls An den Sachbericht schließt das Sach- und Rechtsgespräch an. Der Vorsitzende führt in den rechtlichen Rahmen des Falles ein und erläutert, welche Punkte aus Sicht des Gerichts für die Entscheidung ausschlaggebend sein werden. Dabei werden alle tatsächlich und rechtlich strittigen Fragen erörtert. Zu diesem Zeitpunkt wird unter Umständen bereits die Ansicht der Kammer zu einer bestimmten Frage angedeutet. Im Anschluss an die Einführung in die Problempunkte wird zunächst dem Kläger und daraufhin dem Beklagten das Wort erteilt. Beide Seiten können so eine Stellungnahme abgeben und auf den Vortrag der anderen Partei reagieren. STELLUNG NAHMEN Beweisaufnahme, wenn nötig Findet eine Beweisaufnahme statt, wird diese sinnvollerweise nach dem Sach- und Rechtsgespräch durchgeführt. Zum einen sind nun strittige Punkte möglicherweise bereits geklärt, zum anderen hat das Ergebnis der Beweisaufnahme unter Umständen Auswirkungen auf die Stellung der Anträge. Nach der Beweisaufnahme erhalten die Beteiligten erneut Gelegenheit zur Stellungnahme. Geht ein Beteiligter davon aus, dass der Sachverhalt noch nicht ausreichend ermittelt wurde, kann er einen Beweisantrag stellen, der zu Protokoll erklärt wird. Über diesen Antrag muss die Kammer noch während der mündlichen Verhandlung – also sofort – entscheiden. Hält das Gericht weitere Sachverhaltsermittlungen für erforderlich, ergeht ein Beweisbeschluss und die mündliche Verhandlung wird auf einen neuen Termin vertagt. Ist der Sachverhalt aus Sicht des Gerichts ausreichend ermittelt, wird der Beweisantrag durch einen zu begründenden Beschluss abgelehnt. Anträge meist am Schluss Für den Zeitpunkt der Antragstellung bestehen keine festen Vorgaben. Nachdem sich die Anträge aber am Ergebnis der mündlichen Verhandlung orientieren, werden sie oft erst am Schluss der mündlichen Verhandlung gestellt. Wird der Kläger nicht durch einen Rechtsanwalt vertreten und kann den zu stellenden Antrag selbst nicht korrekt formulieren, schlägt der Vorsitzende eine korrekte Formulierung vor, die der Kläger im Regelfall übernehmen wird. 72 Beratung – Entscheidung – Urteilsverkündung Das Gericht schließt die mündliche Verhandlung und zieht sich anschließend zur geheimen Beratung und Abstimmung zurück. Ist die Beratung beendet und die Kammer zu einer Entscheidung gelangt, wird diese verkündet. In der Regel wird hierzu die Urteilsformel – der Tenor – verlesen. Sind die Beteiligten noch anwesend, erfolgt eine kurze Erläuterung der Entscheidung. Danach schließt der Vorsitzende die Sitzung. Der Berichterstatter setzt das Urteil schriftlich ab, das von den Berufsrichtern unterzeichnet und anschließend den Beteiligten zugestellt wird. Vorgehensweise nach Eingang der Klage am AELF Sobald dem AELF eine Klage zugestellt wurde, sind der FüAk ein Schreiben, mit dem die Prozessvertretung übertragen wird, das Schreiben des Verwaltungsgerichts, der chronologisch geordnete und durchnummerierte Originalakt und gegebenenfalls eine Stellungnahme zur Klagebegründung vorzulegen. Bis die FüAk dem Verwaltungsgericht die Prozessvertretung anzeigt, bleibt zunächst das AELF Zustellungsempfänger. Eventuell in der Zwischenzeit eingehende Schreiben des Gerichts sollten umgehend an die FüAk weitergeleitet werden. Zudem ist es zweckmäßig, beim AELF einen vollständigen Spiegelakt anzulegen, um zu eventuellen Rückfragen Stellung nehmen zu können. Dieser Spiegelakt ermöglicht es dem Mitarbeiter des AELF, sich auch einen länger zurückliegenden Sachverhalt vor der mündlichen Verhandlung in Erinnerung zu rufen. Infobox: Weitere Informationen im Intranet Ergänzende Informationen zur Vorlage von Klagen an die FüAk können im Intranet der FüAk unter Unser Angebot/Abteilung F: Dokumente & Schreiben/F1 Rechtsangelegenheiten/Verwaltungsgerichtliches Verfahren; Prozessvertretung eingesehen werden. Selbstverständlich steht das Sachgebiet F1 den Ämtern darüber hinaus bei Fragen gerne zur Verfügung. ANDREA WOLF STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN [email protected] SUB 4-5/2015 STELLUNGNAHMEN Gerichtsverhandlung zeigt Wert von Stellungnahmen des AELF als Fachbehörde In der Fortbildung, die von der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk) organisiert wurde, lernten wir an einem konkreten Fall die juristische Argumentationsweise vor Gericht kennen. Der Besuch einer öffentlichen Gerichtsverhandlung über den Fall aus dem eigenen Fachbereich bot uns zudem die Möglichkeit den Ablauf eines Verwaltungsgerichtsverfahrens persönlich zu erleben. Da wir auch vom Gericht als Gutachter angefragt werden, helfen diese Einblicke bei der gezielten Vorbereitung auf Gerichtsverhandlungen. Fachlich stand die Fortbildung unter der Leitung von Michael Kaiser vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und Andrea Wolf. Die Juristin von der FüAk informierte über die Regularien vor Gericht, den üblichen Ablauf einer Gerichtsverhandlung und unsere Stellung als Gutachter vor Gericht. So erfuhren wir, dass die Kollegen von der L2.2 zum Gericht im Regelfall beigezogen und zu fachlichen Dingen befragt, aber nicht als Zeugen geladen werden. Der Fall: Schafstall im Außenbereich In der Verhandlung ging es um die Neugründung eines Betriebs mit rund 5 ha LF, die fast ausschließlich gepachtet waren, sowie rund 60 Milchziegen und Milchschafen (Muttertiere). Der Kläger hatte im Außenbereich bereits ohne Genehmigung einen Folienschafstall errichtet. Nachdem er die Genehmigung nach langem Hin und Her nachträglich bekommen hatte, beantragte er für sich und SUB 4-5/2015 seine dreiköpfige Familie ein Betriebsleiterwohnhaus neben dem Schafstall. Dies hatte ihm das Landratsamt, auch aufgrund der negativen Stellungnahme des AELF, nicht genehmigt. Das Brisante an dem Fall war, dass der Kläger nach Ablehnung des Baugesuches eine Petition im Landtag eingereicht hatte. Er konnte die Abgeordneten von der Berechtigung seiner Eingabe überzeugen und einen Berücksichtigungsbeschluss erreichen. Diesen Beschluss setzte das zuständige Landratsamt aber nicht um, weshalb der Antragsteller eine Untätigkeitsklage gegen das Landratsamt angestrengt hatte, die Gegenstand der besuchten Gerichtsverhandlung war. Das Gericht betonte eingangs, dass das Ergebnis des vorangegangenen Petitionsverfahrens für die Urteilsfindung keine Richtung vorgibt und der Fall nach den Kriterien des § 35 Abs. 1 Nr. 1 BauGB (privilegierter landwirtschaftlicher Betrieb im Außenbereich) sowie § 201 BauGB (Begriff der Landwirtschaft) abgehandelt wird. In der anschließenden Befragung des Klägers durch die berichterstattende Richterin wurden die Tatbestandsmerkmale für einen landwirtschaftlichen Betrieb (Flächenausstattung, Anteil der Fläche im Eigentum, Flächenabsicherung, Umfang der Tierhaltung, Ernsthaftigkeit, Gewinnerzielungsabsicht, Gewinnerzielungsmöglichkeit, sachkundige Leitung, organisatorische Einheit, Nachhaltigkeit der Betriebsführung, Betriebskonzept erfolgversprechend ...) abgeprüft. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass sehr erhebliche Zweifel am Vorliegen eines landwirtschaftlichen Betriebes nach § 35 Abs. 1 Nr. 1 BauGB bestehen. Auch bei der „dienenden Funktion des Wohnhauses“ nach § 35 Abs. 1 BauGB (Wohnhaus für Personenzahl angemessen, Kosten in vernünftigem Verhältnis zur vorhandenen Landwirtschaft, Wohnhaus betrieblich orientiert) stellte das Gericht fest, dass die dienende Funktion nach Durchsicht des maßgeblichen Eingabeplans sicherlich nicht gegeben ist. 73 STELLUNG NAHMEN von KARL DIEPOLD: Im Rahmen der Fortbildung „Verwaltungsgerichtsverfahren Stellungnahmen – Gerichtsbesuch“ hatten Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Bildung und Beratung, Sachgebiet L2.2. Landwirtschaft, die mit der Erstellung von Stellungnahmen als Fachbehörde im hoheitlichen Bereich betraut sind, die Möglichkeit, an einer Sitzung des Verwaltungsgerichtes Regensburg teilzunehmen. Wir 14 „landwirtschaftlichen Sachverständigen“ aus ganz Bayern hatte damit eine sehr anschauliche Gelegenheit, an einem konkreten Beispiel die praktische Verwertung unserer Stellungnahmen zu erleben. STELLUNGNAHMEN Letztendlich zog dann der Kläger, nachdem ihm vom Gericht signalisiert wurde, dass seine Klage nicht erfolgreich sein würde, die Klage zurück. Fachliche Absicherung zahlt sich aus Von meiner Warte aus (und so auch sicherlich der Eindruck meiner Kolleginnen und Kollegen) war ich positiv angetan, wie strukturiert das Gericht bei der Erhebung der Tatbestandsmerkmale vorging und sich an objektive Kriterien anlehnte. „Es war klar ersichtlich, dass nur Fakten zählten!“ Freundlich im Ton, aber verbindlich in der Fragstellung wurden die einzelnen Kriterien der Reihe nach abgehandelt und sofort von der Protokollführerin nach Diktat niedergeschrieben. Die pragmatische Vorgehensweise und die sehr gute Detailkenntnis sowie der landwirtschaftliche Sachverstand des Gerichtes überzeugten mich sehr. Ebenso die Tatsache, dass die Stellungnahmen der Landwirtschaftsbehörden eine große Rolle spielen. Deshalb müssen sie klar und eindeutig sein. Man tut gut daran, das Prüfschema genau abzuarbei- ten, nach objektiven Kriterien zu argumentieren, und wenn es notwendig ist, auch eine eingehende Wirtschaftlichkeitsberechnung (Ökonom, Einfachanalyse) anzufertigen bzw. sich anderweitig fachlich abzusichern. Das zahlt sich aus, spätestens vor Gericht! Dass die Kollegen aus den anderen Abteilungen bzw. Fachzentren Hilfestellung leisten können, versteht sich von selbst. Nach der Verhandlung konnten wir uns eingehend mit dem Vorsitzenden Richter Alfons Mages und den beiden Berufsrichtern fachlich austauschen und die Inhalte noch vertiefen. Die eineinhalb Stunden, die sich „das Gericht“ dafür Zeit nahm, waren sehr gut investiert und taten auch den vermeintlich „alten Hasen“ gut. Dafür nochmals vielen Dank. Bedanken möchte ich mich auch bei Michael Kaiser und Andrea Wolf für das schnelle Zustandekommen dieses Termins. Ich kann nur jedem Kollegen in der L2.2, der mit Stellungnahmen zu tun hat, raten, diese praxisnahe Art der Fortbildung wahrzunehmen. KARL DIEPOLD AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN NEUMARKT [email protected] Holz-Ausstellung im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Mitarbeiter der Verwaltung Ludwig Loibl im Veranstaltungssaal des Ministeriums in München eine Werkschau. Die Skulpturen und Bilder zeigen die Schönheit von Holz in einer mystischen und sportiven Serie. Es gibt auch themenbezogene Werke und die Neuvorstellung des Art`LL zu sehen. Schauen Sie rein und lassen Sie sich inspirieren und verzaubern. Der Eintritt ist frei. StMELF AA Rufquartett AA Schwungvoller Torso AA Gut beschützt STELLUNG NAHMEN Holz hat den Menschen schon immer beeindruckt, ob als Roh-, Bau- oder Werkstoff. Er ist so vielseitig und einzigartig wie die Skulpturen, die aus Holz gemacht werden. Vom 3. bis 17. Juli zeigt der Künstler und 74 SUB 4-5/2015 STELLUNGNAHME Stellungnahmen – eine bedeutende Aufgabe am AELF Regionalbesprechungen mit Workshop-Charakter von IRMENGARD ANGERMÜLLER: Die Sachgebiete Landwirtschaft in der Abteilung Bildung und Beratung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sind unter anderem zuständig für fachliche Stellungnahmen und die Mitwirkung beim Vollzug von Gesetzen und Verordnungen. Mit Hilfe zusätzlicher, regionalspezifischer Besprechungsangebote wurden 2014 die Mitarbeiter bestmöglich unterstützt, dieser Aufgabe im Alltag am Amt gerecht zu werden. Inhalte und Vorgehensweise waren dabei auf die Zielgruppe zugeschnitten. Eine Fortführung in 2015 ist geplant. Vorüberlegungen, Organisation und Vorbereitung Die fachliche Betreuung erfolgte durch das Staatsministerium und die LfL; die organisatorische Abwicklung und die Moderation übernahm die FüAk. Die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten und die mögliche Anzahl an Veranstaltungen erforderten beim Blick auf die Landkarte bereits Kompromisse. So wurden fünf Regionalbesprechungen über Bayern verteilt in Weilheim, Landshut, Nördlingen, Nabburg und Bamberg und eine weitere zusätzliche für die ÄELF mit Zuständigkeit für den Ballungsraum München angeboten. SUB 4-5/2015 Als Tagungsorte fiel die Wahl vorrangig auf die örtlichen ÄELF. Schon die ersten Anrufe bei den jeweiligen Behördenleitern erbrachten positive Reaktionen und Zusagen für die Räumlichkeiten sowie organisatorische Unterstützung. Trotz des zur Verfügung stehenden engen Zeitfensters konnten, auch mit Rücksicht auf den Unterrichtsbeginn an den Landwirtschaftsschulen, alle Termine in den Oktober gelegt werden. Auswahl und Bearbeitung der Themen Zu Beginn jeder Besprechung äußerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Erwartungen und Wünsche zu Themen, die sie behandeln wollten. Jeder Teilnehmer konnte die gesammelten Themen bzw. Fälle mit insgesamt drei imaginären Punkten priorisieren. Die Bearbeitung der Themen erfolgte in Kleingruppen von vier bis sechs Personen (siehe Arbeitsauftrag zum Erfahrungsaustausch in der Infobox) Nach der ersten Veranstaltung hat sich gezeigt, dass die Bearbeitung von Themen ohne Verbindung zu einem konkreten Fall weniger geeignet ist. Zielführender ist das Besprechen der Problematik anhand eines Falles aus der Praxis. In den folgenden Veran- STELLUNG NAHMEN Die Stellungnahmen binden nicht nur einen erheblichen Teil der Personalressourcen, sie erfordern auch eine kontinuierliche Information und Abstimmung. Im Jahr 2014 wurden deshalb erstmals, zusätzlich zur jährlich stattfindenden Dienstbesprechung und dem Fortbildungsangebot, Regionalbesprechungen abgehalten. Ziel dieser Regionalbesprechungen ist es, den Teilnehmern die Gelegenheit zu geben, regionaltypische Fallgestaltungen und Probleme gemeinsam mit einem Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und mit der zuständigen Ansprechpartnerin an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zu erörtern. Die – im Gegensatz zur großen Dienstbesprechung – wesentlich geringere Teilnehmerzahl ermöglicht es, den einzelnen Veranstaltungen einen Workshop-Charakter zu verleihen. Das Angebot richtete sich 2014 an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sachgebiete L2.2. Bei künftigen Regionalbesprechungen ist auch die Teilnahme anderer Organisationseinheiten, die bezüglich spezieller Bauvorhaben mit den Sachgebieten L2.2 für die Erarbeitung der Baustellungnahme zusammenarbeiten, geplant. Dies sind die verschiedenen Fachzentren, die Abteilungen L4 Gartenbau sowie die Mitarbeiter der Gruppe Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz. AA Bild: Die Sitzordnung im Stuhlkreis: Für einigen Teilnehmer anfangs ungewohnt, aber zunehmend akzeptiert, weil für den Meinungsaustausch und die intensiven Diskussionen sehr förderlich 75 STELLUNGNAHME Infobox: Arbeitsauftrag zum Erfahrungsaustausch Bearbeiten Sie bitte das Thema ... in der Gruppe mit Hilfe ihrer eigenen Erfahrungen a) Erstellen Sie eine Liste mit Lösungsvorschlägen b) Nennen Sie geeignete und benötigte Hilfsmittel c) Aufträge d) ... staltungen ist dies entsprechend berücksichtigt worden. Bei der Vorstellung und Diskussion der Themen bzw. Fälle im Plenum konnten Einzelaspekte und Vorgehensweisen noch einmal gemeinsam mit dem StMELF und der LfL in großer Runde abgestimmt sowie fachliche Informationen eingebracht werden. Die erwähnte „Runde“ ist, – mit einer Ausnahme – bei den Veranstaltungen im Stuhlkreis gesessen (Bild). Alle auf den Pinnwänden dargestellten Ergebnisse wurden mittels Fotoprotokoll gesichert. STELLUNG NAHMEN Erfahrungsaustausch hatte oberste Prioriät Der Erfahrungsaustausch mit den Kollegen steht, wie nicht anders vermutet, an erster Stelle bei den Erwartungen an den Besprechungstag. Aber auch aktuelle Informationen und Wissenszuwachs werden sehr häufig genannt. Zahlreiche Teilnehmer sehen in der Unterstützung bei der Erstellung von Stellungnahmen den Zweck der Regionalbesprechungen. Sich neu bzw. wieder zu justieren, eine einheitliche Vorgehensweise bei der Arbeit mit Hilfe einer fachlichen Abstimmung und eine damit verbundene Sicherheit ist vielen wichtig – und natürlich die Diskussion am praktischen Beispiel. Das Kennenlernen der Kollegen und das Lernen voneinander war ein oft genannter Aspekt. Eigene Themen aus der Praxis am Amt Die große Bereitschaft der Teilnehmer, ihre eigenen Fälle aus der Praxis einzubringen, beeinflusste die Diskussion und die gemeinsame Suche nach Lösungen sehr positiv. Eine Reihe von Themen, die sich bei der Priorisierung als Spitzenreiter herauskristallisierten, ist, wenn auch mit großen regionalen Unterschieden zwischen Süd und Nord, das Tagesgeschäft in der Arbeit der Teilnehmer. Meist in Verbindung mit konkreten Fällen wurden deshalb zwei oder drei der folgenden Themen bei allen Terminen bearbeitet: AAzweites Wohnhaus für den Betrieb, bei verschiedenen Konstellationen wie zum Beispiel viehloser Ackerbaubetrieb 76 AAAbgrenzung von Landwirtschaft und Hobby AAmitgezogene Privilegierung AAEmissionen im Zusammenhang mit der Anwendung der VDI-Richtlinie 3894 Weit oben auf der Prioritätenliste standen und wurden auch bearbeitet: AAverfahrensfreie bauliche Anlagen AAAussiedlung von Kleinbetrieben AAUmnutzung bestehender landwirtschaftlicher Gebäude AAAnlage von Kurzumtriebsplantagen auf Dauergrünland AABauleitplanung AABayerische Kompensationsverordnung AAkünftigen Regelungen der Bundesanlagenverordnung Erwartungen erfüllt Nach der Bearbeitung der Fälle in den Kleingruppen, der Vorstellung und der Aussprache in der großen Gruppe sowie der Abstimmung mit dem Staatsministerium und der LfL waren wesentliche Ziele erreicht. Es waren offene Fragen beantwortet, neue Fragen aufgeworfen, Hilfsmittel benannt oder in Aussicht gestellt und Verständnis geweckt. Die Regionalbesprechungen wurden von insgesamt 97 Teilnehmern besucht. Es waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, fast alle ÄELF vertreten. Das Ergebnis der Evaluierung zeigt, dass die Besprechungen von den Mitarbeitern in den Sachgebieten L 2.2 als für die Arbeit sehr wichtig erachtet werden und eine Weiterführung gewünscht wird. Ausblick Durch die intensive Bearbeitung und Diskussion von Musterfällen bzw. die Möglichkeit Fragen zu stellen und sich mit den Kollegen der Nachbarämter auszutauschen, wird es im Alltag leichter sein, viele Routinefälle schneller und sicherer abzuwickeln. Auch im Jahr 2015 wird es deshalb wieder Regionalbesprechungen geben. In der nächsten Runde soll wieder eine freie Themenwahl ermöglicht werden, wobei Spezialthemen vorab eingereicht werden können. Die Gruppeneinteilung in den Regionen wird wie 2014 beibehalten. Als Termine sind im Jahr 2015 vier Veranstaltungen im Juli und eine Veranstaltunge im Oktober geplant. IRMENGARD ANGERMÜLLER STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN [email protected] SUB 4-5/2015 INHALT MITARBEITERPORTAL AGRARSTRUKTUR STANDORTMANAGEMENT BILDUNG GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG Hell leuchtet der Frühling im Lächeln des Säuglings. Grünender Anfang drängt graue Knospen sich öffnen. RINDER Aus satten Wiesen quellen Gelb und Rosa und Blau. In Blumenblüten atmen die Zauber der Liebe bunte Beginne. Denn immer von Innen leuchtet licht das Wesen der Dinge. STELLUNGNAHMEN Möge der Frühling deines Herzens Auch dann noch aus deinem Antlitz leuchten, Wenn dein Gesicht schon Herbst trägt. Joachim Hamberger Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 4-5/2015 Fachinformationen aus der Landwirtschaftsverwaltung in Bayern IMPRESSUM SCHULE und BERATUNG Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ISSN: 0941-360 Internet: http://www.stmelf.bayern.de/SuB Abonnentenservice: Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Porschestraße 5 a, 84030 Landshut, Telefon +49 871 9522-371, Fax +49 871 9522-399 Kontakt: Schriftleitung: Angelika Spitzer, Porschestraße 5 a, 84030 Landshut, Telefon +49 871 9522-394, Fax +49 871 9522-399 [email protected] Die in „Schule und Beratung“ namentlich gekennzeichneten Beiträge geben die Auffassung des Autors wieder. Eine Überprüfung auf fachliche Richtigkeit ist nicht erfolgt. Redaktionsschluss für Heft 8-9/15: 1. Juli 2015 Titelbild: Dr. Michael Honisch, AELF Kempten AA Mitarbeiterportal löst Intranet ab AA Standortmanagement beim Stallbau für die Nutztierhaltung AA Japanrind trifft Bayernrind AA Behördenvertreter vor Gericht