Schule und Beratung 4-5/2015 - Bayerisches Staatsministerium für

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Schule und Beratung 4-5/2015 - Bayerisches Staatsministerium für
Bayerisches Staatsministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
4-5/2015
Fachinformationen aus der
Landwirt­schafts­verwaltung
in Bayern
IMPRESSUM
SCHULE
und
BERATUNG
Herausgeber:
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
ISSN: 0941-360
Internet:
http://www.stmelf.bayern.de/SuB
Abonnentenservice:
Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Porschestraße 5 a, 84030 Landshut,
Telefon +49 871 9522-371, Fax +49 871 9522-399
Kontakt:
Schriftleitung: Angelika Spitzer,
Porschestraße 5 a, 84030 Landshut,
Telefon +49 871 9522-394, Fax +49 871 9522-399
[email protected]
Die in „Schule und Beratung“ namentlich gekennzeichneten
Beiträge geben die Auffassung des Autors wieder.
Eine Überprüfung auf fachliche Richtigkeit ist nicht erfolgt.
Redaktionsschluss für Heft 8-9/15:
1. Juli 2015
Titelbild:
Dr. Michael Honisch, AELF Kempten
AA Mitarbeiterportal löst Intranet ab
AA Standortmanagement beim Stallbau für die Nutztierhaltung
AA Japanrind trifft Bayernrind
AA Behördenvertreter vor Gericht
INHALT
MITARBEITERPORTAL
AGRARSTRUKTUR
STANDORTMANAGEMENT
BILDUNG
GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG
Hell leuchtet der Frühling im Lächeln des Säuglings.
Grünender Anfang drängt graue Knospen sich öffnen.
RINDER
Aus satten Wiesen quellen Gelb und Rosa und Blau.
In Blumenblüten atmen die Zauber der Liebe bunte Beginne.
Denn immer von Innen leuchtet licht das Wesen der Dinge.
STELLUNGNAHMEN
Möge der Frühling deines Herzens
Auch dann noch aus deinem Antlitz leuchten,
Wenn dein Gesicht schon Herbst trägt.
Joachim Hamberger
INHALT
Dialog macht Schule
Strategien für mehr Tierwohl mit neuen Labels und Initiativen
Aktionstag zum internationalen Jahr der bäuerlichen Landwirtschaft
Vielfalt im Energiepflanzenanbau
Waldpädagogik baut Barrieren ab
46 Allergenkennzeichnung in unterfränkischen Profi- und RegioTreffs
48 AELF Fürth unterstützt beim Allergenmanagement
50 Zwischenmahlzeiten in Krippe und Kita
53gesund.gekocht.gewinnt
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60
63
68
Japanrind trifft Bayernrind
Einfluss der Jungviehalpung auf die spätere Leistung als Milchkuh
Bewertung der Struktur­versorgung beim Rind
Zum Verhältnis von Kuh und Mensch
70 Behördenvertreter vor Gericht
73 Gerichtsverhandlung zeigt Wert von Stellungnahmen des AELF als Fachbehörde
75 Stellungnahmen – eine bedeutende Aufgabe am AELF
77 Letzte Seite
AGRARSTRUK­
TUR
STANDORT­
MANAGEMENT
BILDUNG
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36
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40
44
GEMEINSCHAFTS­
VERPFLEGUNG
25 Von der Konfrontation mit Bürgern zum Beratungsangebot Standortmanagement
27 Standortmanagement beim Stallbau für die Nutztierhaltung
30 Standortmanagement im landwirtschaftlichen Bauen
RINDER
18 Hochwasserschutz im ländlichen Raum
21 Aspekte der Fruchtfolge konven­tionell wirtschaftender Betriebe
STELLUNG­
NAHMEN
7 Mitarbeiterportal löst Intranet ab
10 Werkzeuge in Social Media
14 Von Lehrern für Lehrer
MITARBEITER­
PORTAL
5 Vorwort
Zusammenkommen ist ein Beginn,
Zusammenleben ist ein Fortschritt,
Zusammenarbeiten führt zum Erfolg.
Henry Ford
VORWORT
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Leserinnen und Leser,
mit Wirkung zum 1. April 2015 hat mich das Bayerische Kabinett als Nachfolger von Herrn Ministerialdirektor Martin Neumeyer zum Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bestellt. Nach fast 14 Jahren kehre
ich wieder „nach Hause“ zurück, in die Verwaltung,
die ich als junger Landwirtschaftoberrat Richtung
Staatskanzlei verlassen habe.
Ich habe in diesen Jahren viele Erfahrungen sammeln können und ich habe Vieles gelernt. Ich hatte
die Ehre, drei Ministerpräsidenten als Persönlicher
Referent und Büroleiter zuarbeiten zu dürfen. Hätte
mir das jemand vorausgesagt, hätte ich ihn als Träumer bezeichnet, genauso wenig hätte ich mir damals
vorstellen können, als Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten wieder zu kommen.
Gerne kehre ich in mein Stammhaus zurück und trete dieses interessante und
schöne Amt an und freue mich auf diese neue Herausforderung. Gründe dafür gibt es
reichlich:
AAHier wird Zukunft gestaltet
Wenn wir uns global die Entwicklung der Landnutzung, der Agrarmärkte und
der Umwelt ansehen, lässt sich leicht erkennen, dass dem ländlichen Raum,
dass der Land- und Forstwirtschaft und auch den Fragen der Ernährung und
der Hauswirtschaft in Zukunft eine noch größere Bedeutung zukommen. Hier
sind wir gefordert, mit allen drei Verwaltungen, Landwirtschaft, Forst und
Ländlicher Entwicklung gestalterisch tätig zu sein. Es ist unser gesamtes
Spektrum gefragt: Wissenschaft, Bildung und Beratung ebenso wie Hoheitsvollzug und Förderung.
AAHier wird Heimat gestaltet
Alljährlich ergibt eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks ein eindeutiges
Ergebnis. Der wichtigste Grund für die hohe Zufriedenheit der bayerischen
Bevölkerung ist die wunderschöne Landschaft. Natürlich ist vieles davon gottgegeben. Aber es waren und sind die bäuerlichen Familien, die Waldbesitzer
und die Jäger, die das Gesicht dieses Landes geschaffen haben und es täglich
pflegen. Dies zu erhalten, bleibt eine wesentliche Aufgabe bayerischer
Standort- und Heimatpolitik. Auch wenn es ein eigenes „Heimatministerium“
in Bayern gibt, sind unsere Verwaltungen hier besonders gefordert.
AADer Bayerische Weg ist eindeutig richtig
Bayerische Politik und gerade Bayerische Agrarpolitik ist schon immer eigene
Wege gegangen. Der Bayerische Weg war dabei immer ein Miteinander von
„groß und klein“ bzw. „modern und traditionell“. Der Bayerische Weg ist aber
weit mehr, er ist ein Weg der Nachhaltigkeit und der bäuerlichen Werte.
Bayern hat Nützen und Schützen immer zusammen gesehen, immer Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht gestellt und immer den bäuerlichen Unternehmer
als Vorbild und nicht als Feindbild gesehen. Der Weg hat Bestand, gerade weil
er auch immer wieder modern interpretiert wird: Mit der Erzeugung von
Premiumprodukten – regional und ökologisch, mit der dezentralen Energieerzeugung, der Kooperation zwischen Landwirten und entlang der Wertschöpfungskette sowie dem Aufbau weiterer unternehmerischer Standbeine.
Ich unterstütze diesen modernisierten Bayerischen Weg mit ganzer Kraft.
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VORWORT
Diese Politik dient allen Menschen. Denn trotz mancher Unkenrufe: Noch nie in der
Menschheitsgeschichte konnten sich die Menschen so gut, so vielfältig und so individuell ernähren wie heute. Aber auch noch nie hatten die Menschen höhere Ansprüche an das, was sie essen, wie es produziert wird und woher es kommt. Hier
einen fairen Ausgleich zwischen den Wünschen der Verbraucher, der Gesunderhaltung der Bevölkerung und der Realität der Erzeugung hinzubekommen, erfordert
noch mehr Aufklärung, noch mehr Transparenz, aber auch mehr ehrlichen Dialog
mit der Gesellschaft, über das, was geht und was eben nicht geht.
Neben diesen sachlichen und politischen Gründen gibt es aber noch einen weiteren Grund:
Eine Verwaltung mit Herz und Leidenschaft!
Ich übernehme von meinem Vorgänger ein gut bestelltes Feld, wofür ich Ihnen
ganz persönlich sehr danke. Ich übernehme eine hervorragende Mannschaft: bestens geschult, gut trainiert, hoch motiviert – einfach eine Spitzenmannschaft. In
kaum einer anderen Verwaltung wird mit so viel Engagement, Eigeninitiative und
Herzblut gearbeitet. Und darauf baue ich ganz besonders.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bevorstehenden Jahre werden für
uns sicherlich anspruchsvolle und spannende Jahre werden. Nur mit vereinten
Kräften können wir die Fülle an Aufgaben und Herausforderungen bewältigen.
Was gestern gut war und heute wichtig ist, muss morgen nicht auch noch stimmen. Lassen Sie uns gemeinsam immer nach vorne schauen und die Zukunft gestalten.
Ich freue mich sehr über die Herzlichkeit, mit der ich in meiner „Heimatverwaltung“ empfangen wurde. Das gibt mir Mut und Zuversicht. Ich weiß, dass ich auf
Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bauen kann. Nach 14 Jahren außerhalb
dieser Verwaltung heißt es für mich in der nächsten Zeit auch von Ihnen und Ihrer
Erfahrung zu lernen.
Ich bitte Sie dabei ausdrücklich um Ihre Unterstützung.
Für unsere gemeinsame Zusammenarbeit wünsche ich uns allen ein gutes Gelingen und meinem Vorgänger Ministerialdirektor Martin Neumeyer wünsche ich
für die neue Aufgabe an der Spitze der Bayerischen Staatsforsten alles Gute und
immer eine glückliche Hand.
Mit herzlichen Grüßen
HUBERT BIT TLMAYER
AMTSCHEF IM
BAYERISCHEN STAATSMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG,
LANDWIRTSCHAF T UND FORSTEN
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MITARBEITERPORTAL
Mitarbeiterportal löst Intranet ab
von DR. HORST NEUHAUSER und GÜNTHER MEINGASSNER: Das neue Mitarbeiterportal
(MAP) ist ein behörden- und verwaltungsübergreifender Informationspool für alle Themen des
Geschäftsbereichs des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten (StMELF). Jeder Nutzer kann auf alle eingestellten Informationen zugreifen. Damit
wird die Zusammenarbeit zwischen den drei Verwaltungen und unter den Behörden wesentlich vereinfacht, Synergien und Vereinfachungen sind zu erwarten. Neue Kommunikationsin­
strumente wie Wikis oder Foren erlauben zudem auch eine größere Interaktivität. Eine
elegante und treffsichere Suchfunktion ermöglicht eine effiziente Recherche im gesamten
Portal. Zudem stehen Werkzeuge zur Verfügung, die das tägliche Arbeiten am Schreibtisch
unterstützen und erleichtern.
Verwaltungsübergreifender Themenkatalog
Der Großteil der eingestellten Informationen findet sich im
Themenkatalog, der damit einer der wichtigsten Bereiche
des MAP ist. Im jetzigen Intranet liegen viele Informationen
in vorhandenen Systemen mehrfach an verschiedenen Stellen und in unterschiedlicher Form vor. Durch die thematische und organisationsunabhängige Struktur der Datenablage im neuen MAP lassen sich Mehrfacharbeiten reduzieren
und beispielsweise vorhandene Formblätter bereichsübergreifend nutzen. Damit sich die verschiedenen Bereiche des
Ressorts dort wiederfinden und ihre Themen zuordnen können, gab es eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aus allen
drei Verwaltungen. Sie entwickelten einen Katalog, unter
dem möglichst alle Themen des Geschäftsbereichs zu finden
sind. Um einen Wildwuchs in der praktischen Redaktionsarbeit zu vermeiden werden sogenannte Themenstrukturverantwortliche eingesetzt, die bei der stetigen Anpassung und
Weiterentwicklung der Struktur des Themenkatalogs fachlich mitwirken und entscheiden.
Neben der thematischen Suche verfügt das Portal über
eine sehr schlagkräftige, individuell anpassbare Stichwortsuche, womit das Auffinden der benötigten Information zukünftig leicht gelingen sollte.
Überblick durch Personalisierung
„In diesem umfassenden Themenkatalog
finde ich die für mich wichtigen Informationen ja nie“,
werden sich jetzt manche denken. Durch die Personalisierung können den Nutzern definierte und für ihre Arbeit
SUB 4-5/2015
wichtige Themen zugeordnet werden. Neu eingestellte
Informationen erscheinen dann individuell auf dem Bildschirm des Nutzers als „Meine aktuellen Meldungen“. Es
ist den Redakteuren auch möglich „ältere“ Informationen
als aktuelle Meldung zu setzen und sie so wieder in Erinnerung zu bringen. Konkret ist dies in Abbildung 2 dargestellt.
Durch die persönliche Anmeldung ist die Startseite bei
jedem Nutzer individuell und auf seine Aufgaben ausgelegt.
Man steigt über die Seite seiner Organisation in das MAP ein.
Den Großteil des Bildschirmes nimmt dabei der Bereich
„Meine aktuellen Meldungen“ ein.
Mitarbeiterdaten
Die Mitarbeiterdaten werden aus dem Active Directory (AD)
übernommen und können dann von jeder Behörde durch
ein von der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten (FüAk) entwickeltes Webtool individuell angepasst werden. Damit ist sichergestellt, dass
dienstlich notwendige Daten wie Telefonnummer, Organisationszugehörigkeit, Standort usw. korrekt im Mitarbeiterprofil zur Verfügung stehen und sich der Pflegeaufwand in
Grenzen hält. Eine automatisierte Aktualisierung der Daten
im Portal erfolgt täglich.
Damit lassen sich die Kontaktdaten von benötigten Ansprechpartnern mit Hilfe der leistungsfähigen Suche leicht
finden. Auch die Darstellung der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter in Organisationseinheiten oder der gesamten Behörde ist
möglich.
Neben diesen an zentralen Stellen zu aktualisierenden
Daten hat jeder die Möglichkeit zusätzliche Informationen
zu sich selbst einzustellen und damit Teil einer geschäftsbereichweiten Wissenslandkarte zu werden.
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MITARBEITER­
PORTAL
Neue interaktive Plattform für den gesamten Geschäftsbereich des StMELF
MITARBEITERPORTAL
ENERGIE
aktiv einbringen und so die Kommunikation untereinander
verbessern. Unter anderen gibt es das Werkzeug „Anmerkung“. Hier kann der Leser dem Autor eines Beitrags direkt
eine Anmerkung zum eingestellten Inhalt geben.
Die Nutzung dieser Technologien sollte in Zukunft für einen verbesserten Informationsfluss und der Eindämmung
der Informationsflut bei jedem Einzelnen sorgen.
Daneben bietet das MAP die Möglichkeit sich Bereiche
individuell zu gestallten. Neben einer Zusammenstellung einer Favoritenliste können Themen „abonniert“ werden. Bei
neuen Beiträgen erhält der Abonnent automatisch eine
Nachricht. Auch lassen sich mit wenigen Klicks Übersichten
zu für einen persönlich wichtigen Dokumenten, Foren, Wikis
usw. erzeugen. Um den Einstieg zu diesen für die meisten
neuen Werkzeuge zu erleichtern, werden von der FüAk über
die aktuellen Meldungen in Zukunft Kurzanleitungen und
Nutzungsempfehlungen gegeben.
„Behördenintranet“ innerhalb des MAP
In das MAP sind alle Behörden mit ihren individuellen Strukturen und Standorten eingepflegt. Bei Bedarf kann für jede
Behörde ein zusätzliches Intranet eingerichtet werden, welches nur von den Mitgliedern dieser Behörde eingesehen
werden kann. Hier sind dann ausschließlich Informationen
abzulegen, die nicht allen Portalbesuchern zur Verfügung
stehen sollen. So sind z. B. im internen Intranet der FüAk Informationen zum Qualitätsmanagement eingestellt, welche
nur für FüAk Mitarbeiter relevant sind und daher auch nur
von diesen eingesehen werden können. Der Einsatz gibt bei
den Behörden Sinn, die bereits jetzt parallel zum Intranet
des StMELF eigene Intranets betreiben und regelmäßig Informationsbedarf nur für ihre Behörde haben. Damit entfallen die Pflege und der Betrieb weiterer Systeme.
AA Abbildung 1: Ausschnitt des behördenübergreifenden Themenkatalogs
Neue Werkzeuge verbessern Kommunikation
Im MAP stehen Werkzeuge der Web 2.0-Technologien zur
Verfügung (siehe Beitrag zu Werkzeuge in Social Media,
Seite 10 ff in diesem Heft). Damit können sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Foren, Wikis oder Umfragen selbst
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Rückblick und Ausblick
Alle Verwaltungen des Ressorts waren bei der Sichtung
verschiedener Softwareprodukte als Ersatz für das bestehende Intranet beteiligt. Die Entscheidung fiel dann auf
das Produkt „OfficeNet“ der Firma Seitenbau. OfficeNet
wurde im Auftrag des Bundesverwaltungsamtes entwickelt und ist daher speziell für Behörden ausgerichtet. OfficeNet ist schon bei zahlreichen anderen Behörden, wie
z. B. dem Bundeskanzleramt, im Einsatz und wird kontinuierlich modular weiter entwickelt. Durch dieses Vorgehen
teilen sich die verschiedenen Behörden die Weiterentwicklungskosten. Unser Ressort hat hier u. a. die Lösung des zusätzlichen „Behördenintranets im MAP“ angestoßen und
finanziert. Die zentrale Portalkoordination (ZPK) für das
StMELF ist an der FüAk im Sachgebiet Web-Dienste, Anwendungsentwicklung angesiedelt.
Das MAP wird bereits im Produktivsystem betrieben,
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MITARBEITER­
PORTAL
MITARBEITERPORTAL
AA Abbildung 2: Ausschnitt der Startseite MAP eines Konkreten Nutzers
d. h. es ist voll einsatzfähig. Die meisten Inhalte für den Themenkatalog kommen aus dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und den Landesanstalten. Das StMELF, die Landesanstalten für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau sowie Wald und Forstwirtschaft, das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern und
die FüAk waren als Pilotbehörden an der Gestaltung, Erprobung und Weiterentwicklung beteiligt und erstellen bereits
Inhalte im MAP. Die FüAk nutzt das „Intranet“ im MAP seit einem Jahr aktiv und es hat sich zu einem intensiv genutzten
und akzeptierten Informations- und Arbeitsmedium entwickelt.
Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass ab 1. Oktober 2015
neue Inhalte nur noch im MAP bereitgestellt werden und der
Großteil der Inhalte aus dem alten Intranet überführt ist. Bis
zu diesem Zeitpunkt sind alle Behörden des Ressorts durch
die ZPK als Organisation im MAP anzulegen und die Mitarbeiterdaten einzulesen. Die Aufbereitung der Mitarbeiterdaten über das Webtool erfolgt dann durch die Behörden
selbst. Am 1. Oktober 2015 sollen dann alle Kolleginnen und
Kollegen beim Hochfahren ihres Rechners automatisiert im
System angemeldet werden und auf der Startseite ihre personalisierten Meldungen sehen.
Der Zugang über eine Gastkennung ist im Behördennetz
über https://map.stmelf.bybn.de/ möglich.
DR. HORST NEUHAUSER
GÜNTHER MEINGASSNER
STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG,
LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
[email protected]
[email protected]
Tastenkürzel für Windows
Durch die Verwendung von „Tastenkürzel“ können Sie in Windows (auch z. T.
Word, Excel, ...) Befehle ausführen, ohne
dass Sie mit der Maus hantieren müssen. Das geht in der Regel schneller.
Einfügen: Ausschneiden: Zurück: Drucken: SUB 4-5/2015
Strg + V
Strg + X
Strg + Z
Strg + P
Texte bearbeiten:
• Fett: Strg + B
• Unterstreichen: Strg + U
• Kursiv: Strg + I
Wiederholen: Strg + Y
Öffnen: Strg + O
Fenster minimieren/maximieren:
Windows-Taste + Pfeil nach unten/oben
Kopieren: Strg + C
Speichern: Strg + S
Suchen: Strg + F
Neu: Strg + N
Windows Explorer öffnen:
Windows-Taste + E
Wechsel zum Desktop: Windows-Taste + D
Windows-Hilfe: Windows-Taste + F1
Zwischen Fenstern wechseln:
Alt + Tabulator
Beenden: Alt + F4
Programm-Wechsel: Alt + Esc
Screenshot: Druck-Taste
Endgültig Löschen:
Umschalt + Entf
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MITARBEITERPORTAL
Werkzeuge in Social Media
MITARBEITER­
PORTAL
Was bietet unser Mitarbeiterportal?
von DR. HORST NEUHAUSER: Social Media verfügen über eigene Werkzeuge und Kommunikationsmethoden, deren Begrifflichkeiten für Außenstehende oft neu sind. Auch das neue
Mitarbeiterportal (MAP) im Geschäftsbereich arbeitet damit. Nachfolgender Beitrag stellt
umfassend dar, welche Werkzeuge in Social Media angeboten werden und welche davon im
MAP abgebildet sind. Manche gängige Werkzeuge lassen sich auch durch Methoden ersetzen.
Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) hat in seinem Leitfaden
„Unternehmen 2.0: kollaborativ. innovativ. erfolgreich. – Ein
praktischer Leitfaden zur Optimierung der Kommunikation,
Informations- und Wissensspeicherung in Unternehmen
und im Austausch mit Geschäftspartnern“ die heute vorhandenen Werkzeuge im Bereich Social Media beschrieben. Der
Artikel gibt im Wesentlichen diesen Leitfaden von BITKOM
wieder und stellt die sog. Werkzeuge der Business Collaboration vor. Dabei sind sowohl Methoden als auch Werkzeuge
gleichermaßen für den Erfolg verantwortlich.
Profile
Profile in Social Media allgemein dienen zur Darstellung der
eigenen Person, zum Auffinden von Experten und somit
zum Aufbau bzw. Pflege des eigenen Netzwerks. In Business
Collaboration-Werkzeugen verfügt jeder Benutzer über eine
sogenannte Profilseite. Dort kann er seine Kontaktinformationen veröffentlichen, sich vorstellen, sich beschreiben und
darstellen. Je nach Ausgestaltung der Plattform kann der Benutzer dort seinen persönlichen Status bzw. seine aktuellen
Aktivitäten kommunizieren oder auch Fotos oder Videos
veröffentlichen.
Tags oder Schlagworte haben hier eine besondere Bedeutung und dienen der Beschreibung der Interessen, des
Fachgebiets und der Fähigkeiten einer Person. Sie helfen so
bei der Suche nach Experten in einem Unternehmen. Darüber hinaus dienen diese Tags für Vorschläge zur Erweiterung
des eigenen Netzwerks.
Im neuen Mitarbeiterportal in unserem Geschäftsbereich (MAP) gibt es eine Profilseite. Die Basisdaten werden
zentral gefüllt. Zudem kann jeder freiwillig zusätzliche Angaben zu sich, seinen Aufgaben, seinen Interessen usw. machen. Selbstverständlich kann auch auf freiwilliger Basis ein
Profilbild hochgeladen werden.
Communities
Eine Community ist eine Personengruppe mit einer gemeinsamen, thematischen Basis. Die Basis sind zum Beispiel über-
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einstimmende Interessen, ähnliche Zuständigkeiten oder
überschneidende Wissensgebiete, Zusammenarbeit und die
Kommunikation zum gemeinsamen Themenschwerpunkt.
Besonders der gegenseitige Austausch zwischen den Mitgliedern grenzt eine Community zu anderen Kommunikationswerkzeugen ab. In einer Community werden verschiedene Werkzeuge des Business Collaboration wie Foren,
Blogs und Wikis für die Kommunikation kombiniert. Die
Communities sind somit die Klammer um verschiedene Business Collaboration-Werkzeuge. Facebook ist derzeit wohl
die bekannteste Online-Community. Im Unternehmen
könnte man sich Communities für den Einkauf, die IT oder
andere Fachbereiche schaffen.
Im MAP können Teamräume eingerichtet werden, auf die
nur ausgewählte Personen Zugriff haben. Das Anlegen und
Administrieren ist aber aufwändig und sollte deshalb nicht
zu häufig eingesetzt werden. In den meisten Fällen reichen
Bereiche im öffentlichen Teil aus.
Microblogging oder Blogging
Microblogs sind kleine Log-Bücher im Web, in denen sehr
kurze, reine Textmeldungen veröffentlicht werden. Mit den
Meldungen teilen Nutzer die aktuellen Geschehnisse in ihrem Netzwerk mit oder geben Auskunft über ihren Status
oder ihre Aktivitäten. Damit fördert Microblogging sowohl
die direkte, als auch die indirekte Kommunikation. Der Nutzer abonniert die für ihn relevanten Microblogs, das sogenannte Following, und baut sich so sein Informationsnetzwerk auf. Alle Beiträge der abonnierten Microblogs werden
dann in umgekehrter chronologischer Reihenfolge in einer
Übersicht zusammengeführt. Die Beiträge eines Autors
können durch einen sogenannten »Retweet« oder »Teilen«
für die eigenen Abonnenten – das eigene Netzwerk – empfohlen werden. Dadurch erhöht sich die Reichweite einer
Nachricht über die Grenzen des Netzwerkes des Verfassers
hinaus und Diskussionen oder Meinungen zu Themen werden gefördert. Twitter ist der bekannteste Anbieter für diesen Dienst. »Twitter ist ein Echtzeit-Informationsnetzwerk,
das Dich mit den neuesten Geschichten, Ideen, Meinungen
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und Nachrichten über das verbindet, was Du interessant
findest.«
In dieser Form ist Microblogging nicht vorhanden. Als Alternative eignet sich bedingt das Forum oder die Dokumentenliste (nur für Personen mit Redakteursrechten).
Blog ist die Kurzform zu Weblog, welches eine Kreuzung der Wörter Web und Logbuch ist. Weblogs sind Kommunikations- und Reflexionsmittel oder Informationsspeicher. Blogs für spezielle Projekte oder Teams unterstützen
den Wissensaustausch und die Speicherung für spätere Referenzen. Unter Berücksichtigung des veränderten Prinzips
des Informationsempfangs bieten Weblogs die Möglichkeit, E-Mails stellenweise zu ersetzen. Im Gegensatz zu diesen entscheidet der Nutzer selbst, wann er sich zu bestimmten Projekten oder Themen informieren möchte und
erhält nicht eine Vielzahl von E-Mails, welche dann unsortiert und verteilt im Postfach liegen. Dies reduziert die Anzahl der erhaltenen E-Mails und fördert durch die Reduktion von Rundmails an viele Adressaten das effektive Zusammenarbeiten in Teams. Zusätzlich stehen die gespeicherten Informationen auch zu einem späteren Zeitpunkt
weiteren Interessierten zur Verfügung. Entsprechend verringert sich der Organisationsaufwand für die Verteilung
von Wissen, und dem Mitarbeiter wird eine Möglichkeit zu
kontextabhängigen Unterstützung gegeben. Die Beiträge
in einem Weblog werden in umgekehrter chronologischer
Reihenfolge dargestellt, so dass der aktuellste Beitrag stets
an erster Stelle steht. Meistens wird den Lesern auch die
Möglichkeit gegeben, die Beiträge zu kommentieren und
zu bewerten. Aus dieser Funktion kann der Austausch über
den Inhalt und die Meinungen des Autors oder der Leser
entstehen.
Auch diese Form ist im MAP nicht angeboten. Als Alternativen eignen sich Foren, z. T. Wikis oder für Redakteure Dokumentenlisten usw.
Gemeinsam Arbeiten im Wiki
In einem Wiki erstellen und bearbeiten verschiedene Personen gemeinsam »Dokumente« in Form einer oder mehrerer
verlinkter Webseiten, sog. Artikel. Über die Zusammenarbeit
der verschiedenen Personen erreicht ein Wiki ein hohes Maß
an inhaltlicher Tiefe und Qualität. Aus diesem Grund ist der
vorwiegende Nutzen von Wikis das unternehmensinterne
Wissensmanagement – die Aufbereitung und Bereitstellung
von Informationen. Das Schreiben, Verändern oder Löschen
solcher Artikel benötigt keine speziellen Kenntnisse und
wird vergleichbar zu einem Textverarbeitungsprogramm realisiert. Zur besseren Erstellung einzelner Artikel können den
Nutzern Vorlagen zur Verfügung gestellt werden, welche die
Benutzbarkeit vereinfachen und die Darstellung vereinheitlichen sollen. Zur Sicherung der Beitragsqualität besitzen Wikis umfassende Möglichkeit zur artikelbezogenen Diskus-
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sion und Versionierung. Das prominenteste Beispiel aus dem
Internet ist sicherlich Wikipedia.
Die Standardrubrik „Wiki“ ist vorhanden und kann von
den Publikationsredakteuren eingerichtet werden. Allen
Nutzern des MAPs steht es dann offen, dort Beiträge einzustellen, zu ergänzen oder zu korrigieren.
Diskutieren im Forum
Ein Forum dient der Diskussion eines eingegrenzten Themenbereiches, in dem Fragen und Beiträge diskutiert werden. Der strukturierte Meinungsaustausch zwischen den
Nutzern steht dabei im Vordergrund. Stellt ein Nutzer in einem Forum eine Frage oder bittet um die Meinung der anderen Forumsmitglieder, können diese antworten oder ihre
Meinung darlegen. Der Verlauf des Austauschs wird chronologisch dargestellt und kann so zu einem späteren Zeitpunkt
nachvollzogen werden. Jede Diskussion hat ihren eigenen
Strang (sog. Threads), so dass Diskussionen nicht vermischt
werden. Die einzelnen Diskussionsverläufe sind in einem
übergeordneten Themencluster sortiert.
Die Standardrubrik „Forum“ ist vorhanden und kann
von den Publikationsredakteuren eingerichtet werden. Alle
Nutzer des MAPs können sich an den Diskussionen beteiligen.
Dateien/Fileablage für Anhangdokumente
Allgemein
Wenngleich Business Collaboration mit neuen Medien und
Werkzeugen die Kommunikation unterstützt, liegen Informationen auch als Dokumente vor. So werden Konzepte,
Anleitungen, Broschüren oder ähnliches auch zukünftig als
Dokumente vorliegen. Daher sind Werkzeuge zum Austauschen, Bearbeiten und Organisieren von Dokumenten auch
als Business Collaboration-Werkzeuge gefragt. Mit der Dateiablage soll die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten sowie das Finden und Nutzen von Dokumenten unterstützt werden. Mit der Dateiablage eines Business
Collaboration-Werkzeuges können Dateien abgelegt, gespeichert, Ordner und Unterordner zur Strukturierung genutzt werden, sowie Verlinkungen auf andere Dateien abgelegt werden – also klassische Funktionen, wie man sie
auch aus der Dateiablage auf dem Computer kennt. Zusätzliche Dokumentenmanagementfunktionen erweitern die
Möglichkeiten der Dateiablage. Zum Umfang zählen eine
automatische Versionierung, Benachrichtigung, sowie
Sperr- und Freigabefunktionen. Auch können durch Tagging und Metadaten die Dokumente um Beschreibungen
erweitert werden.
Im MAP können Dokumente als Anhangdokumente eingefügt werden. Sie sind aber bei Änderungen nachzupflegen. Eine Dokumentenmanagementfunktion ist nicht inte­
griert. Diese Möglichkeiten bietet künftig die eAkte.
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MITARBEITER­
PORTAL
MITARBEITERPORTAL
MITARBEITER­
ENERGIE
PORTAL
MITARBEITERPORTAL
Lesezeichen/Bookmarks/Dogears
In Sammlungen für Lesezeichen werden Links zu Beiträgen,
News, Artikeln, Diskussionen etc. gesammelt. Diese können
mit Zusatzinformationen versehen werden und ermöglichen somit eine Strukturierung und Organisation der Informationen. Mit Lesezeichen werden die wichtigen Beiträge
im Internet und dem Unternehmensnetzwerk gesammelt.
Ein Nutzer kann auf diese Weise seinen persönlichen Wissensspeicher vervollständigen. Teilweise können die Lesezeichensammlungen auch veröffentlicht und anderen Benutzern zur Verfügung gestellt werden. Damit erleichtert
man die Weitergabe von relevanten Informationen an die eigenen Kontakte/an das eigene Netzwerk.
Jeder Mitarbeiter kann sich im MAP persönliche „Abonnements“ zu bestimmten Themen zusammenstellen und Lesezeichen für bestimmte Artikel benutzen.
Aktivitäten/Projekte managen
Ein Projekt ist ein einmaliges Vorhaben, welches aus Teilaufgaben oder Aktivitäten besteht und ein klar definiertes
Ziel verfolgt. Das Projektziel wird dabei von den Rahmenbedingungen Zeit, Ressourcen und Ergebnisqualität beeinflusst. Betrachtet als Business Colloboration-Werkzeuge
sind Projekte oder Aktivitäten die technische Ausgestaltung der oben genannten Projektdefinition. Projekte sind
dabei oft Communities zugeordnet, (siehe auch die Beschreibung des Werkzeugs »Communities«), deren Basis
das gemeinsame Projektziel ist. Der Funktionsumfang von
Projekten reicht von einfachen Ordnern mit einigen zusätzlichen Feldern für die Termin- und Zielbeschreibung bis hin
zu komplexen Projektmanagementwerkzeugen, in denen
Terminpläne, Ressourcen und Dokumente verwaltet werden können. Aktivitäten sind klar definierte Aufgaben. Aufgaben haben i.d.R. eine Arbeits- und Zielbeschreibung, Anfangs- und Endtermin, einen Status, Notizen, sowie einen
oder mehrere Bearbeiter. In einem Business CollaborationWerkzeug ist eine Aufgabe ein Objekt, welches in Projekten oder über Aufgabenlisten verwaltet werden kann. Verschiedene Sichten auf die Aufgaben ermöglichen die
Bündelung von Aktivitäten zur »Persönlichen Aufgabenliste «, »Projektliste« o.ä.
Im MAP ist kein Projektmanagementsystem, wie beispielsweise MS-Projekt, hinterlegt. Wie oben beschrieben
können aber verschiedene Werkzeuge des MAP zur Unterstützung eingesetzt werden. Sinn gibt oft, eine Rubrik anzulegen und darunter dann die notwendigen Werkzeuge anzuordnen.
Kennzeichnen mit Tagging
Tagging ermöglicht die Kennzeichnung existierender Inhalte
und dient somit nicht zur Erstellung von neuen Inhalten –
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anders als die anderen Business Collaboration-Werkzeuge.
Sinn und Zweck des Taggings ist die Strukturierung/Attributierung und somit das Wiederfinden von Informationen zu
ermöglichen und zu vereinfachen. Beim Tagging werden
Beiträgen, Informationen und sonstigen Datenschnipseln
Schlüsselwörter als Metadaten hinzugefügt. Die möglichen
Schlüsselwörter können dabei vom Unternehmen vorgegeben, als auch von den einzelnen Nutzern selbst definiert
werden. Die Unternehmens- und Autorentaxonomie wird
um die persönliche Taxonomie erweitert. Damit können
Nutzer Personen, Unterlagen und Informationen in Abhängigkeit der Relevanz für ihre aktuelle Aufgabe selbst kennzeichnen. Mit der Erweiterung der Suchfunktionen um diese
Tags können andere Nutzer diese Informationen schneller
finden und ihren Nutzen klassifizieren. Indem persönliche
Tag-Listen mit Kollegen geteilt werden, entstehen Verbindungen von Personen und Dokumenten, welche über die
zugewiesenen Tags identifiziert werden können und eine
neue Struktur erschaffen. Mit Hilfe von »Tag Clouds« können
vielfach verwendete Tags optisch aufbereitet dargestellt
werden. Je häufiger ein Tag benutzt wurde, desto stärker
wird er hervorgehoben.
Im MAP ist diese Form nicht vorhanden. Allerdings gibt
es eine gute Suchfunktion.
Activity-Streams als Pinnwand
Acitivity-Streams stellen die Aktivitäten eines Business Collaboration-Werkzeugs in chronologischer Reihenfolge dar.
Dabei steht der neueste Beitrag an oberster Stelle. Der Activity-Stream ist somit eine Pinnwand, mit der sehr schnell ein
Überblick der Ereignisse im Netzwerk erlangt werden kann.
Ein Beitrag in einem Activity-Stream stellt i. d. R. folgende Informationen dar: „Informationen zum Nutzer, der einen Beitrag verfasst hat oder eine Aktivität durchgeführt hat: Name
und Foto“ „Zeitpunkt, an dem das Ereignis stattfand“ „Zusammenfassung des Beitrags oder Ereignisses“ Vom AcitivtyStream erreicht man dann die entsprechenden Aktivitäten
und Beiträge im Business Collaboration-Werkzeug. Mit den
Funktionen »Teilen«, »Weiterempfehlen«, »Merken «, »Interessant« oder »Kommentieren« kann man den Beitrag in seinem Netzwerk sehr einfach bekannt machen oder mit der
Diskussion starten.
Im MAP gibt es mehrere Formen, die dem Überblick dienen und auf der persönlichen Startseite dargestellt werden:
AAMeine aktuellen Meldungen: Diese Meldungen sind
personalisiert. Hier werden alle Neuerungen, denen
man im allgemeinen Themenkatalog zugeordnet ist,
aufgeführt.
AAMeldung für alle: Diese Meldungen (Hausmitteilungen) erhalten alle Kollegen, die einer bestimmten
Einheit zugeordnet sind.
SUB 4-5/2015
AAKürzlich Publiziert: Hier werden alle im Portal
öffentlich zugänglichen Beiträge in chronologischer
Reihenfolge dargestellt.
Umfragen/Polls zur schnellen Meinungsabfrage
Umfragen ermöglichen eine schnelle und strukturierte Abfrage von Meinungen und Abstimmung von Fragestellungen. Business Collaboration-Werkzeuge ermöglichen üblicherweise einfache Umfragen und klar strukturierte, graphische Auswertungen. Meist können mehrere Fragen kombiniert werden. Pro Frage stehen Freitextantworten und Optionen zur Auswahl von einer oder mehreren Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Bei den Umfragen kann i.d.R. auch
gesteuert werden, ob der aktuelle Stand der Umfrage sichtbar ist oder nicht.
Die Standardrubrik „Umfrage“ ist vorhanden und kann
von den Publikationsredakteuren eingesetzt werden.
Instant Messaging/Chat
Beim Instant Messaging erfolgt eine direkte und unmittelbare Kommunikation zwischen zwei oder mehr Kommunikationspartnern. Mit wenigen Sätzen werden kurze und
knappe Informationen ausgetauscht und diskutiert. I.d.R.
erwartet der Sender vom Empfänger eine Antwort innerhalb der nächsten Minuten. Somit ist die Kommunikation
zwar leicht zeitversetzt, kann jedoch noch als gleichzeitig
angesehen werden. Vom Grundsatz findet dabei keine
Speicherung der Unterhaltung statt. Bei Instant Messaging
melden sich die Nutzer im entsprechenden Werkzeug an.
Über ein Verzeichnis und persönliche Adressbücher sind
dann alle Nutzer des Instant Messagings auffindbar und
kontaktierbar. Hat ein Nutzer Bedarf an einem »Gespräch«
mit einem oder mehreren Personen, wählt er diese an und
kann dann sein Anliegen mit ihnen in schriftlicher Form diskutieren.
Beim Chat ist zwar auch eine Anmeldung notwendig, jedoch werden beim Chat sog. Räume angeboten. Möchte ein
Nutzer sich mit anderen Personen austauschen, so muss er
einem Chat-Raum beitreten. Im Chat-Raum sind dann alle
Nachrichten für alle sichtbar. Die Chat-Räume sind thematisch organisiert.
Noch nicht umgesetzt. Es laufen aber mit der Herstellfirma und anderen Nutzern des Systems Diskussionen, dies
zu implementieren.
Videokonferenzen ersetzen Dienstreisen
Das Ziel eines Videokonferenzsystems ist, die Teilnehmer
von physisch verschiedenen Orten in einem Konferenzraum zu vereinen, fast so als wäre es ein physisches Treffen.
Videokonferenzen eignen sich daher für eine Vielzahl von
Meetings, bei denen es auf Gestiken und Mimiken der an-
SUB 4-5/2015
deren Teilnehmer ankommt, oder ein annäherndes Konferenzerlebnis erzeugt werden soll. In einer Videokonferenz
steht eine Art virtueller Konferenzraum zur Verfügung. Die
Teilnehmer der Konferenz wählen sich über die Endgeräte
an den verschiedenen Standorten in die Konferenz ein. Als
Endgerät kann entweder ein Computer mit WebCam und
Headset oder ein professionelles Videokonferenzsystem
genutzt werden. Die einzelnen Bilder und Tonsignale der
verschieden Teilnehmer werden im virtuellen Besprechungsraum angezeigt bzw. übertragen. Bei Videokonferenzen steht der situative Austausch im Vordergrund und
optimiert die Abstimmung bei verteilten Teams. Durch die
Nutzung von Videokonferenzen können physische Treffen
und die damit verbundenen Aufwände für Reisen reduziert
werden.
Im MAP sind keine Videokonferenzen möglich. Im Geschäftsbereich ist derzeit ein System im Test und mehrere
Behörden sind hierbei eingebunden.
Screensharing
Beim Screensharing werden die Bildschirme der Teilnehmer
in einem virtuellen Besprechungsraum geteilt. Damit können Inhalte gemeinsam bearbeitet und Hilfestellungen direkt vor Ort durchgeführt werden, ohne dass sich die Teilnehmer physisch an einem Ort treffen müssen. Beim
Screensharing kommen mehrere Personen auf einem
Screensharing-System zusammen. Die Teilnehmer wählen
sich ähnlich der Videokonferenz in einen virtuellen Besprechungsraum ein. Dabei werden die Bildschirme der Teilnehmer bzw. nur eines Teilnehmers übertragen. Alle Teilnehmer
sehen so die gleichen Inhalte. Viele Systeme bieten auch die
Möglichkeit, dass die Teilnehmer über ihre Tastatur und
Maus auf den gemeinsamen Bildschirm zugreifen und letztlich den entfernten PC bedienen.
Im MAP nicht realisiert. Z. T. wird Screensharing im Geschäftsbereich aber genutzt, z. B. bei der Unterstützung
durch die Hotline der FüAk.
DR. HORST NEUHAUSER
STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG,
LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
[email protected]
„Wir unterschätzen das, was wir haben und
überschätzen das, was wir sind.“
Marie von Ebner-Eschenbach
13
MITARBEITER­
PORTAL
MITARBEITERPORTAL
MITARBEITERPORTAL
Von Lehrern für Lehrer
„Portal für Lehrkräfte“ im Mitarbeiterportal erleichtert die Unterrichtsvorbereitung
MITARBEITER­
PORTAL
von GUDRUN SCHMALHOFER, ANDREA STÜTZLE und ELISABETH HERMANNSDORFER:
Steigende Informationsflut und hoher Aufgabendruck erschweren den Lehrkräften an den
Landwirtschaftsschulen eine solide Unterrichtsplanung. Um die Kolleginnen und Kollegen zu
entlasten, wurde ein Projekt etabliert mit dem Ziel, im Mitarbeiterportal Unterrichtshilfen
aufzubereiten, zu bündeln und im sog. „Portal für Lehrkräfte“ zur Verfügung zu stellen. Das
fördert die Vernetzung untereinander und erleichtert die Unterrichtsvorbereitung. Ab dem
Wintersemester 2015/2016 kann der neue Arbeitsbereich im Mitarbeiterportal genutzt werden.
Im Januar 2013 richtete das Bayerische Staatsministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ämterübergreifend
sechs Fachschaften ein. Damit verbindet sich das Ziel, den
Austausch zwischen den Lehrkräften der Landwirtschaftsschulen zu stärken, und in einem fortlaufenden Prozess die
Qualität des Unterrichts auf hohem Niveau zu halten.
Zusätzlich wurde im Juni 2014 eine zweijährige Projektstelle geschaffen. Sie dient der Konzeption, Implementierung und Betreuung des neuen Portals für Lehrkräfte. Seither arbeiten die Diplom-Pädagogin Gudrun
Schmalhofer und die Agraringenieurin Andrea Stützle mit
Hochdruck am Aufbau dieser Plattform und betreuen sie
redaktionell.
Wo ist das „Portal für Lehrkräfte“ zu finden?
Das Portal für Lehrkräfte ist innerhalb des neuen Mitarbeiterportals (MAP) im Themenbereich „Bildung“ angesiedelt.
Über die Navigation „Landwirtschaft“ oder „Hauswirtschaft“ gelangt man zu den verschiedenen Unterrichtsfächern an den Landwirtschaftsschulen. Weiter geht es über
die Sach­themen hin zu den einzelnen Unterrichtsstunden
(siehe Abbildung).
Alle Themen sind rasch zu finden: Der Aufbau des Portals
für Lehrkräfte orientiert sich an der Struktur der Lehrpläne.
Alternativ kann die Funktion der Volltextsuche im Mitarbeiterportal genutzt werden.
Startseite des Mitarbeiterportals -> Themenka-
Bildungsrichtung: Landwirtschaftsschule,
Unterrichtsfach: Familie, Persönlichkeit und
talog -> -Bildung -> Portal für Lehrkräfte
Abteilung Hauswirtschaft
hauswirtschaftlliche Betreuung
Sachthema: Entwicklung und Förderung vom
Übersicht zur Unterrichtsstunde: Entwick-
Zentraldokument: Entwicklungsstufe Kleinkind
Säugling bis zum Jugendlichen
lungsstufe Kleinkind
AA Abbildung: Navigation durch das Portal für Lehrkräfte am Beispiel einer Unterrichtshilfe für die Landwirtschaftsschule, Abteilung Hauswirtschaft
14
SUB 4-5/2015
Wer profitiert davon?
Mit der Bereitstellung der Unterrichtsmaterialien wird der
Anspruch unterstützt, stets aktuelle Unterlagen auf fachschulgerechtem Niveau und mit möglichst geringem Zeitaufwand zur Hand zu haben. Jede Lehrkraft kann von der
einen oder anderen Anregung der Kolleginnen und Kollegen profitieren, nach Bedarf die Materialien nutzen bzw. unkompliziert modifizieren.
Es sind aber insbesondere die jungen Lehrkräfte, die eine
wertvolle Hilfe erhalten, um sich rasch in ein Thema einzuarbeiten und auf dieser Basis ihren persönlichen Unterricht zu
gestalten. Gleiches gilt für Lehrkräfte, die kurzfristig ein neues
Fach unterrichten sollen, sei es als zusätzliche Aufgabe, als
Vertretung im Krankheitsfall oder ähnliches. Ihnen bleibt
keine Zeit für eine langwierige Unterrichtsvorbereitung.
Darüber hinaus wird an die Einbindung von Drehbüchern für einzelne Schultage gedacht, an Arbeitsanweisungen für den fächerübergreifenden Unterricht und an die Bereitstellung exemplarischer Arbeiten für die Meisterprüfung
(Wirtschafterarbeit, Arbeitsprojekt), an Datenbanken für Literatur, Bilder und Filme etc. Und schließlich ist die Einrichtung von Foren/Teamräumen geplant, die eine direkte Kommunikation aller Partner im Bildungsbereich des Ministeriums
erlaubt.
Wie kann das Portal nun wachsen?
Die Fachschaftsleiterinnen und -leiter haben bereits einen Teil der Lehrkräfte aufgerufen, sich in Absprache mit
dem Projektteam ein Thema auszusuchen, zu bearbeiten und einzureichen. Die Beteiligung der Kolleginnen
und Kollegen blieb aber eher verhalten. Das mag einerWas beinhaltet das Portal?
seits an den Arbeitsspitzen des laufenden WintersemesAlle neuen Unterrichtsmaterialien werden in sogenannten ters bzw. Schuljahres liegen (Oktober bis März), andererZentraldokumenten – mit dem Kürzel ZD – einheitlich aufbe- seits daran, dass das Projekt erst in den Startlöchern
reitet. Auf die ersten, einführenden Seiten folgen alle vorhan- steht und weder der Aufbau des Portals noch exemplaridenen Informationsmaterialien zum Thema. Das können sche Dokumente als Referenz bislang eingesehen werLehrskizzen sein oder vollständige Lehrdarstellungen, also mit den konnten.
Ablaufplanung, Tafelanschrift, Arbeitsblättern, Umdrucken
Ein weiterer, ergänzender Ansatz, aktuelle Unterrichtsund weiterführenden Hinweisen, aber auch PowerPoint-Prä- materialien zu erstellen, entstammt der Idee, die fachlichen
sentationen, MindMaps oder spezielle Handouts. Daneben Fortbildungen mit der methodisch-didaktischen Aufbereifinden sich Anleitungen und Anwendungen zu fachspezifi- tung von Unterrichtsmaterialien stärker zu koppeln. Dabei
scher Software. Auch Prüfungsaufgaben vergangener Jahre werden von aussagekräftigen Motiven aus der Praxis auch
mit Lösungen werden aufgeführt und anderes mehr.
Fotos und Filme angefertigt. Konrad Wagner hat dies in
seinem Artikel „Fortbildungseinheiten mit mehr Praxisbezug“ in „Schule
und Beratung“ dargestellt (Ausgabe
11-12/2014, S. 54 – 56).
Das Projektteam ist in jedem Fall
zuversichtlich, dass die Bereitschaft
der Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit wächst: Mit der Umstellung des
Mitarbeiterportals von der Testversion
auf das Produktivsystem wird auch
das „Portal für Lehrkräfte“ auf technisch stabile Beine gestellt. Nun können die ersten Ergebnisse eingesehen
und begutachtet werden. Und nicht
nur das. Es bestehen verschiedene
Möglichkeiten des „Feedbacks“, der
Anpassung, Korrektur, Ergänzung.
Schließlich wird auch der Gefahr, dass
alte Dokumente in den Tiefen der digitalen Systeme unangetastet schlummern, durch eine befristete GültigAA Ob Buffet oder Portal für Lehrkräfte – bringt jeder einen guten Beitrag, profitieren alle davon
keitsdauer ein Riegel vorgeschoben.
SUB 4-5/2015
15
MITARBEITER­
PORTAL
MITARBEITERPORTAL
MITARBEITERPORTAL
Infobox: Anforderungen an die eingehenden
Unterrichtshilfen
MITARBEITER­
PORTAL
•
v or der Zusendung von Unterrichtsmaterialien bitte die
Themenauswahl mit dem Projektteam abklären
• pro thematischer Ausarbeitung eine Mail
• angeben, an welcher Stelle die eingereichten Materialien
sinnvoll zuzuordnen sind (vgl. Sachthemen bzw.
Handlungsfelder im Lehrplan)
• Materialien möglichst als Lehrdarstellung/Lehrskizze einreichen (einschließlich Tafelanschrift, Arbeitsblätter,
Präsentationen etc.)
• Urheber- und Nutzungsrechte bedenken
oTextquellen nennen bzw. Zitierregeln beachten
o bei Bildern und anderen Medien zumindest die Her-
kunft angeben (daher sind eigene Fotos mit entspre-
chenden Nutzungsrechten sehr willkommen)
• weiterführende Hinweise (Literatur, Links etc.) mit
angeben
Unser Credo
Lehrkräfte haben Vorbildfunktion, sie sollen kompetent sein
und aktuelles Wissen gut vermitteln können. Es entlastet und
beruhigt, wenn für den Unterricht gute Materialien rasch zur
Hand sind. Das soll das neue „Portal für Lehrkräfte“ leisten. Dafür benötigen die Projektmitarbeiterinnen aber die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen!
ANDREA STÜTZLE
GUDRUN SCHMALHOFER
ELISABETH HERMANNSDORFER
STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR
ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND
FORSTEN (FÜAK)
[email protected]
Outlook statt Doodle – Onlineplattform birgt Sicherheitsrisiken
Doodle birgt Sicherheitsrisiken und soll
in Zukunft nicht mehr verwendet werden. Das teilten die Datenschutzbeauftragten des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten (StMELF) mit. Beamte und
Angestellte des öffentlichen Dienstes
haben mit der windowsbasierten Anwendung „Outlook“ bereits ein geeignetes Programm, um Termine zu
koordinieren. Sie sollen Terminabsprachen zukünftig nur noch mit diesem
Kalenderprogramm durchführen.
Doodle ist eine webbasierende Onlineplattform, die es den Nutzern erlaubt,
Terminabsprachen kleinere Umfragen
usw. online durchzuführen. Wo früher
16
unzählige Rundmails gesendet werden
mussten, um einen geeigneten Termin
für alle Betroffenen zu finden, reicht
eine zentrale Doodle-Umfrage aus. Vor
allem in eng gestrickten Zeitrahmen hat
sich dieses Programm bewährt – auch
die öffentliche Verwaltung nutzt es.
„Doch es ist nicht alles Gold was glänzt“,
sagt Dr. Horst Neuhauser, Leiter der
Abteilung Z an der Staatlichen Führungsakademie (FüAk). Hinter „Doodle“
verberge sich ein profitorientiertes
Unternehmen. „Wer die Allgemeinen
Geschäftsbedingungen (AGB) bestätigt, ermöglicht es dem Anbieter, die
gesendeten Daten kommerziell weiter zu verwenden. Diese Daten werden
auf einer Datenbank in der Schweiz
gespeichert und befinden sich damit außerhalb des Geltungsbereiches der EU“, informiert Neuhauser.
Zu den persönlichen Daten, die
Doodle nutzt, zählen unter anderem
Name, Adresse, Geburtsdatum und
E-Mail-Adresse. Daher warnen Datenschützer davor, die Onlineplattform dienstlich zu verwenden. Die
Gefahr, sensible Daten unkontrolliert
weiterzugeben, sei unkalkulierbar.
Thomas Müller, AELF Bad Neustadt
Josef Haslbeck, AELF Rosenheim
Franz Brunner, AELF Landshut
Johannes Schrems, AELF Bayreuth
SUB 4-5/2015
MITARBEITERPORTAL
Wer für wiederkehrende Sachverhalte immer wieder denselben Standardtext als E-Mails versenden muss, für den sind Schnellbausteine ein große Hilfe: Einmal eingerichtet lässt sich die E-Mail schnell aufrufen und anpassen:
1
Eine „Neue E-Mail-Nachricht“ aufrufen und unter „Text formatieren“ auf „HTML“ umstellen.
2
Die geplante E-Mail so erstellen, als würde man es in den Versand geben.
1
2
3
4
2
Den Text in der Mail markieren und in der Werk-
zeugleiste das Symbol „Schnellbausteine“ auswählen
In dem Pulldown-Menü ganz unten „Auswahl im Schnell-
bausteine-Katalog speichern …“ (Pfeil) anklicken
5
Sofort geht ein Dialogfenster „Neuen Baustein erstellen" auf: Hier den Namen des Schnellbausteins vergeben, da sonst automatisch die Anrede übernommen wird (Pfeil). Mit OK bestätigen.
5
3
4
2
Schon ist der erste Schnellbaustein in Outlook erstellt. Wann
immer Sie diese E-Mail schreiben wollen, öffnen Sie eine neue
E-Mail, formatieren wieder in HTML und rufen unter Einfügen
den Schnellbaustein auf.
MONIKA MAIER
STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG,
LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
[email protected]
Haben Sie auch Tipps und Tricks zur Arbeitserleichterung. Bitte schicken an [email protected]
SUB 4-5/2015
17
MITARBEITER­
PORTAL
Einfache Lösung bei wiederkehrenden E-Mails: Schnellbausteine
AGRARSTRUK TUR
Hochwasserschutz im
ländlichen Raum
Gruppen Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz
AGRARSTRUKTUR
von SIMON ÖSTREICHER und JOHANNES TREFFLER: Die Gruppen Landwirtschaft und Forsten
– Hochwasserschutz (GLF) wurden an den sieben Bezirksregierungen ab Herbst 2013 neu
eingerichtet. Sie bringen bei Hochwasserschutzvorhaben frühzeitig die Belange der Land- und
Forstwirtschaft ein und sind Ansprechpartner für die Betroffenen und Behörden. Die GLF
Schwaben war bisher vor allem bei regionalen Hochwasserschutzprojekten, der Hochwasserrisikomanagement-Planung und der Festsetzung von Überschwemmungsgebieten tätig. Die an
der Donau geplanten gesteuerten Flutpolder sind ein neuer Arbeitsschwerpunkt.
In den letzten Jahren haben sich in Bayern die sogenannten „Jahrhunderthochwasser“ gehäuft: Das Pfingsthochwasser 1999, die Augusthochwasser 2002 und 2005 und zuletzt das verheerende Junihochwasser 2013. Zudem hat das
Schadenspotenzial in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen, da in einigen potenziellen Überschwemmungsbereichen Bau- und Gewerbegebiete verwirklicht
wurden. Die Bayerische Staatsregierung hat deswegen im
Juni 2013 ein erweitertes „Hochwasserschutzaktionsprogramm 2020plus“ mit einem Gesamtvolumen von 3,4 Mrd.
Euro beschlossen. Im Rahmen dieses Programms sollen zukunftsorientierte Hochwasserschutzmaßnahmen, wie zum
Beispiel der Bau von gesteuerten Flutpoldern und Hochwasserrückhaltebecken oder Deichrückverlegungen, umgesetzt werden.
Belange der Land- und Forstwirtschaft vertreten
Von den Hochwasserschutzvorhaben
sind fast immer auch landwirtschaftliche Flächen und Wälder betroffen, sei es
für Baumaßnahmen, als zusätzlicher Retentionsraum oder für ökologische Ausgleichsmaßnahmen. Die Staatsregierung setzt deswegen an den sieben
Bezirksregierungen im Bereich Hochwasserschutz gezielt Mitarbeiter aus
dem Geschäftsbereich des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten (StMELF) ein. Sie sollen die
Belange der Land- und Forstwirtschaft
frühzeitig bei den Planungen einbringen und als Ansprechpartner für betroffene Landwirte und Waldbesitzer dienen. Für diese „Gruppen Landwirtschaft
und Forsten – Hochwasserschutz“ (GLF)
18
wurden bzw. werden insgesamt 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landwirtschafts- und Forstverwaltung sowie der
Ländlichen Entwicklung an die Regierungen abgeordnet und
zusätzlich ein Koordinator am StMELF eingesetzt. Diese 18
Vollzeitstellen sind für unsere Verwaltung „stellenneutral“, da
für sie der schon jetzt zu erbringende Stellenabbau bis 2022
ausgesetzt wird. Beginnend mit Niederbayern im November
2013 bis zu Oberfranken im September 2014 sind jetzt alle sieben GLF eingerichtet. Sie sollen im Laufe des Jahres 2015 auf
ihre endgültige Mitarbeiterzahl von je drei (in Südbayern)
bzw. je zwei Vollzeitarbeitskräften (in Nordbayern) erweitert
werden. Die Ausgangssituationen sind für die sieben GLF sehr
unterschiedlich, je nachdem welche Hochwasserschutzmaßnahmen und sonstigen Projekte im jeweiligen Regierungsbe-
AA Bild 1: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sieben GLF bei einer Exkursion zum Flutpolder
„Weidachwiesen“ im Lkr. Oberallgäu (von rechts nach links) Rainer Prischenk, Regierung von
Oberfranken; Susanne Winkler, Regierung von Niederbayern; Josef Huber, Regierung von
Niederbayern; Karl Birk, Regierung von Niederbayern; Manfred Alzinger, Regierung von
Oberbayern; Maria Stichlmair, Regierung von Mittelfranken; Dr. Michael Schwertl, Regierung von
Oberbayern; Peter Schwappach, Regierung von Unterfranken; Dr. Stefan Kremb, Regierung der
Oberpfalz; Michael Kaiser, StMELF; Simon Östreicher, Regierung von Schwaben (Foto: Michael
Kaiser)
SUB 4-5/2015
Infobox 1: Gruppen Landwirtschaft und Forsten –
Hochwasserschutz (Stand April 2015)
Mittelfranken
Maria Stichlmair
Niederbayern
Karl Birk, Pablo Asensio,
Josef Huber, Susanne Winkler
Oberbayern
Manfred Alzinger,
Dr. Michael Schwertl
Oberfranken
Rainer Prischenk
Oberpfalz
Dr. Stefan Kremb
Schwaben
Simon Östreicher,
Johannes Treffler
Unterfranken
Peter Schwappach
Koordinator am StMELF
Michael Kaiser
zirk geplant und durchgeführt werden. Dementsprechend
unterscheiden sich auch ihre Tätigkeitsbereiche. Nachfolgend
beschreiben wir unsere Erfahrungen aus Schwaben.
Hochwasserschutzprojekte in Schwaben
Die Gruppe Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz
an der Regierung von Schwaben in Augsburg hat Anfang
2014 unter Leitung von Simon Östreicher ihre Arbeit aufgenommen. Im Juni 2014 ist Johannes Treffler als Verstärkung
dazu gestoßen und ab Mitte 2015 wird unser Team dann mit
drei Mitarbeitern seine „Zielstärke“ erreicht haben. In der Zuständigkeit der Regierung von Schwaben liefen im Jahr 2014
keine großen Raumordnungs- oder Planfeststellungsverfahren im Bereich Hochwasserschutz, so dass sich für uns am
Anfang erst die Frage stellte: „Wo sollen wir denn tätig werden?“ Nach einer ersten Vorstellungsrunde innerhalb der Regierung, bei den sieben schwäbischen Ämtern für Ernäh-
AA Bild 2: Drosselbauwerk des Hochwasserrückhaltebeckens Putzmühle,
Lkr. Aichach-Friedberg
SUB 4-5/2015
rung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF), dem Amt für
Ländliche Entwicklung (ALE) Schwaben und den Wasserwirtschaftsämtern (WWÄ) Donauwörth und Kempten wurde
aber schnell klar, dass es für uns in Schwaben mit vielen kleineren und mittleren Hochwasserschutzprojekten genügend
Betätigungsfelder gibt. Diese Vorhaben werden von den
Landratsämtern planfestgestellt und von den WWÄ bzw. bei
Gewässern 3. Ordnung von den Kommunen als Vorhabensträger umgesetzt. Einige dieser laufenden Projekte haben
bereits eine längere Vorgeschichte und sind durch Klagen
von Grundstückseigentümern ins Stocken geraten. Andere
befinden sich gerade erst in der Anfangsphase der Planungen. In beiden Fallkonstellationen sind wir zwischen Wasserwirtschaft, Landratsamt und Land- und Forstwirtschaft vermittelnd tätig. Wir beraten und unterstützen die beteiligten
Behörden und sind Ansprechpartner für die vom Projekt betroffenen Landwirte und Waldbesitzer. Wir versuchen dabei,
für deren Anliegen möglichst „bürgerfreundliche“ Lösungen
zu erreichen. Wichtige Hochwasserschutzprojekte in Schwaben sind zum Beispiel der Hochwasserschutz (HWS) Günz
mit fünf geplanten größeren Hochwasserrückhaltebecken,
der HWS Mindeltal mit verschiedenen größeren Maßnahmen, der HWS Dinkelscherben und der HWS Singold-Anliegergemeinden.
Hochwasserrisiko und Überschwemmungsgebiete
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt im Jahr 2014 war für uns die
sog. „Hochwasserrisikomanagement-Planung“ (HWRM-Planung). Im Rahmen dieser Planung werden für alle „Risikogewässer“ anhand von Karten mit verschiedenen Hochwasserszenarien Risikobewertungen vorgenommen und Maßnahmen zum Katastrophenschutz und für eine Verringerung
der Hochwassergefahren festgelegt. Die GLF Schwaben hat
bei diesem umfassenden Planungsprozess, der alle sechs
Jahre erneuert wird, die Koordination der land- und forstwirtschaftlichen Beiträge der ÄELF und des ALE übernommen.
Im Rahmen der HWRM-Planungen wurden für die Risikogewässer u. a. auch die Überschwemmungsbereiche für ein
hundertjährliches Hochwasserereignis (HQ 100) neu berechnet. Jetzt werden anhand dieser Grundlagen von den Kreisverwaltungsbehörden sukzessive die bereits bestehenden
amtlichen Überschwemmungsgebiete angepasst bzw., wo
es bisher noch keine solche Gebiete gab, diese vorläufig gesichert oder festgesetzt. Für die Landwirte und Waldbesitzer
ergeben sich in Überschwemmungsgebieten verschiedene
Bewirtschaftungseinschränkungen, z. B. bei Bauvorhaben,
Grünlandumbruch, „nicht nur kurzfristiger“ Ablagerung von
Siloballen und Brennholz oder Anbau von „hochaufwachsenden“ Pflanzen wie Mais, Miscanthus oder Kurzumtriebsplantagen. Wir versuchen, die entsprechenden Regelungen
19
AGRARSTRUKTUR
AGRARSTRUK TUR
AGRARSTRUK TUR
AGRARSTRUKTUR
in Zusammenarbeit mit den ÄELF,
WWÄ und Landratsämtern für die
Landnutzer möglichst wenig belastend
und praxisnah auszugestalten.
Standort
Rückhaltevolumen
Einstaufläche
gesamt
davon LF
davon Wald
Leipheim
ca. 12 Mio. m³
ca. 630 ha
15 Prozent
70 Prozent
Dillingen
ca. 5 Mio. m³
ca. 220 ha
10 Prozent
90 Prozent
Ausblick: Flutpolder an der Donau
ca. 5 Mio. m³
ca. 270 ha
20 Prozent
70 Prozent
Steinheim
Am 12. September 2014 hat der damaca. 12 Mio. m³
ca. 600 ha
40 Prozent
25 Prozent
Höchstädt
lige Umweltminister Dr. Marcel Huber
ca. 14 Mio. m³
ca. 600 ha
75 Prozent
< 5 Prozent
Schwenningen
die Standorte von zwölf an der Donau
geplanten Flutpolder bekanntgegeca. 18 Mio. m³
ca. 470 ha
45 Prozent
50 Prozent
Bertoldsheim
(teils in Oberbayern)
ben. Diese gesteuerten Flutpolder sollen als Überlastschutz bei extremen AA Tabelle: Geplante Flutpolder an der Donau in Schwaben
Hochwassern dienen. Sie liegen angrenzend am Fluss und können durch Ein- und Auslassbau- werden für die Bauwerke (Deiche, Ein- und Auslassbauwerke wie gigantische Badewannen gezielt eingestaut und werke) und naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnah– nachdem der Scheitel der Hochwasserwelle durchgelaufen men dauerhaft größere Flächen benötigt. Die Baustellenist – wieder abgelassen werden. Die Polder eignen sich des- einrichtungen werden temporär zusätzliche Flächen in
wegen besonders, um Hochwasserspitzen zu kappen und Anspruch nehmen. Es können zudem Bewirtschaftungserden Unterliegern dadurch die notwendigen „rettenden Zen- schwernisse durch die Zerschneidung von Flächen und Zutimeter“ weniger Wasserstand zu verschaffen. Sechs der fahrtswegen entstehen. Da die Flutpolder nur bei extrezwölf geplanten Standorte liegen ganz oder teilweise in men Hochwasserereignissen geflutet werden sollen,
Schwaben (siehe Tabelle).
können die Flächen innerhalb des Polders in den meisten
Die Wasserwirtschaftsverwaltung will ihr Flutpolderkon- Jahren normal bewirtschaftet werden. Im Flutungsfall werzept in folgenden Schritten umsetzen:
den alle entstandenen Schäden zu 100 Prozent entschädigt
AAVorläufige Sicherung aller Flutpolderstandorte als
(u. a. Ernteverluste, Beseitigung von Treibgut, Sedimenten
Überschwemmungsgebiete. Dadurch soll verhindert und Schadstoffeinträgen, Ausfall von Abnahmeverträgen).
werden, dass in den Gebieten neue Bauvorhaben
Zudem erhalten die Grundstückseigentümer für die im
und bauliche Erweiterungen durchgeführt werden.
Grundbuch gesicherte Bereitstellung ihrer Flächen eine
AAEinleitung von Raumordnungsverfahren für die
Einmalentschädigung von 20 Prozent des Verkehrswerts.
Standorte, die die größte HochwasserschutzwirEine besondere Belastung entsteht für die Betriebe, bei dekung haben. In Schwaben sind dies die Polder­
nen Gebäude im Polder liegen. Für sie müssen sachgestandorte Höchstädt, Schwenningen und Berrechte und faire Lösungen (z. B. eine Hochwasserfreilegung
toldsheim.
oder eine Absiedelung gegen Entschädigung) gefunden
AADurchführung der Planfeststellungsverfahren für die werden.
einzelnen Polder.
Die GLF Schwaben wird sich – in Zusammenarbeit mit
AABau der Flutpolder.
den örtlich zuständigen ÄELF und dem ALE Schwaben – intensiv in den Kommunikations- und Planungsprozess zu den
Dieser Prozess, der sich voraussichtlich über mehrere Jahre Flutpoldern einbringen. Ziel ist es, dass Varianten erarbeitet
hinziehen wird, wird durch eine umfassende Öffentlichkeits- werden, die dem notwendigen Hochwasserschutz dienen,
beteiligung begleitet. So wurden im ersten Quartal 2015 sie- die aber gleichzeitig möglichst flächensparend sind und die
ben Auftaktveranstaltungen für einen „Hochwasserdialog Bewirtschaftung wenig einschränken.
vor Ort“ durchgeführt, anschließend finden themenspezifische Workshops statt und im Internet wurde eine Informations- und Diskussionsplattform bereitgestellt (www.hochwasserdialog.bayern.de).
SIMON ÖSTREICHER
Land- und forstwirtschaftliche Betroffenheit
Die Betroffenheit land- und forstwirtschaftlicher Betriebe
durch den Bau der geplanten Flutpolder wird je nach den
Einzelumständen sehr unterschiedlich sein. Sie kann im
Einzelfall eine existenzbedrohende Wirkung erreichen. So
20
JOHANNES TREFFLER
REGIERUNG VON SCHWABEN
[email protected]
SUB 4-5/2015
AGRARSTRUK TUR
Aspekte der Fruchtfolge konven­
tionell wirtschaftender Betriebe
von MARTINA HALAMA und STEFAN SCHÖNLEBEN: Die Agrarökonomie des Pflanzenbaus
muss im Hinblick auf Nachhaltigkeit stets das Thema „Fruchtfolgen“ im Visier haben. Auch
wegen des im Rahmen der EU-Agrarreform erforderlichen Greenings sollte die Fruchtfolge
besonders berücksichtigt werden (1). Mit den seit 2005 zur Verfügung stehenden Feldstückskarten können nun alle geförderten landwirtschaftlich genutzten Feldstücke Bayerns unter
Berücksichtigung ihrer geographischen Lage analysiert werden. Es wurden verschiedene
Aspekte der in der Praxis realisierten Fruchtfolgen auf den konventionell bewirtschafteten
Ackerflächen untersucht. Schwerpunkt bildeten Vor- und Nachfruchtbeziehungen und
Anbauabstände einzelner Fruchtarten auf den Feldstücken.
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) untersuchte in Verbindung mit einer Masterarbeit der TU München
am Standort Weihenstephan nicht nur die Anbaustrukturen
auf konventionell bewirtschafteten Ackerflächen, sondern
auch die Fruchtfolgen auf den einzelnen Feldstücken. Schwerpunkt bildeten insbesondere Fragestellungen hinsichtlich der
Vor- und Nachfrüchte und der Anbauabstände. Teile der Arbeit wurden nun von der LfL aktualisiert und erweitert. Dieser
Artikel betrachtet exemplarisch nur Aspekte der Fruchtfolge
wie Anbaupausen und Vor- und Nachfrüchte einzelner Fruchtarten bei konventioneller Bewirtschaftung.
Bei Feldstücken, die in zwei oder mehr Schläge mit unterschiedlichen Nutzungsarten unterteilt sind, ist eine exakte
Verortung der angebauten Fruchtart nicht mehr möglich.
Feldstücke mit großen Flächenänderungen konnten ebenfalls nicht in die Analyse der Fruchtfolge einbezogen werden. Im Durchschnitt konnten zwei Drittel der Fläche einer
Kulturart ausgewertet werden.
Anbaupausen bei Winterraps
Da Raps keine selbstverträgliche Kulturart ist, sollten Anbaupausen in der Fruchtfolge eingehalten werden. Literaturangaben (2) empfehlen, den Anteil von Raps in der Fruchtfolge
auf ein Viertel zu begrenzen, da sonst mit steigendem Krankheits- und Schädlingsdruck zu rechnen ist. Dies bedeutet,
dass die Anbaupause von Raps mindestens drei Jahre betragen sollte. Tabelle 1 zeigt die Anbaupausen von Winterraps,
der im Zeitraum 2009 bis 2014 angebaut wurde.
Auf etwa 75 Prozent der Fläche von im Jahr 2014 ange-
Material und Methoden
Datengrundlage für die Analyse bildeten die Feldstückskarten 2005 – 2014 mit der jeweiligen Flächennutzung aus der
InVeKoS-Datenbank. Die Auswertungen erfolgten unter
sorgfältiger Berücksichtigung der datenschutzrechtlichen
Bestimmungen, so dass ein Betriebs- oder Personenbezug
zu den Feldstücken nicht mehr hergeAnbauabstand
Einheit
Jahr
stellt werden konnte.
2009
2010
2011
2012
2013
2014
In die Analyse gingen nur Feldstücke ein, die als Ackerfläche genutzt
%
0,2
0,2
0,2
0,1
0,2
0,1
Direkter Nachbau
wurden. Als konventionell bewirtschaf%
3,1
2,7
3,6
2,8
1,8
2,0
1 Jahr
tete Flächen wurden die Flächen be%
25,3
26,6
29,7
29,4
26,4
22,6
2 Jahre
zeichnet, die nicht im Rahmen der Ag%
18,7
21,1
22,7
27,4
29,1
30,9
3 Jahre
rarumweltmaßnahmen
über
das
Kulturlandschaftsprogramm (KuLaP)
%
52,7
49,3
43,8
40,2
42,4
44,4
4 Jahre und mehr
mit der Maßnahme A11 „Ökologischer
%
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
Insgesamt
Landbau im Gesamtbetrieb“ gefördert
ha
87 828
77 692
62 458
67 608
69 593
64 999
Analysierte Fläche
wurden. Auswertungen hinsichtlich
der Fruchtfolge konnten nur an Feld- AA Tabelle 1: Anbauabstände von konventionell angebautem Winterraps in Bayern 2009 – 2014 in
Prozent der analysierten Anbaufläche (Datengrundlage: Bay. StMELF; Berechnungen: Stefan
stücken durchgeführt werden, die leSchönleben, Martina Halama)
diglich eine Nutzungsart aufwiesen.
SUB 4-5/2015
21
AGRARSTRUKTUR
Eine Analyse anhand von Feldstückskarten
AGRARSTRUKTUR
AGRARSTRUK TUR
bautem Winterraps wurde eine Anbaupause von drei Jahren und länger eingehalten. Dieser Anteil hat
sich zwischen 2009 und 2014 leicht
erhöht. Anbauabstände von mindestens vier Jahren sind in diesem
Zeitraum eher rückläufig, während
sich der Anteil von Fruchtfolgen mit
25 Prozent Winterraps deutlich von
18,7 Prozent auf 30,9 Prozent erhöht
hat. Kürzere Anbauabstände kommen im Analysezeitraum auf 24,7 bis
33,6 Prozent der Anbauflächen von
Winterraps vor. Direkter Nachbau
von Winterraps ist bedeutungslos.
Die Abbildung 1 stellt den Anteil
der Winterrapsfläche 2009 und 2014
in den Gemeinden dar, auf dem der
Anteil des Winterrapses in der Fruchtfolge mindestens 33 Prozent beträgt. AA Abbildung 1: Anteil der konventionell bewirtschafteten Winterrapsfläche mit einer Anbaupause von
In beiden Jahren werden in den Regi2 Jahren und weniger an der analysierten Anbaufläche in den Gemeinden Bayerns 2009 und 2014
onen mit höherem Rapsanbau engere Fruchtfolgen als empfohlen eingehalten. Dies gilt vor al- lichen Bodennutzung und nicht zuletzt auf den ökonomilem für Unterfranken und die Region, in der Oberbayern, schen Erfolg. Hier sollen Vor- und Nachfrüchte beispielhaft
Mittelfranken und die Oberpfalz aneinander grenzen. Jedoch behandelt werden.
wird auch visuell deutlich, dass der Anteil zu enger RapsfruchtDie wichtigste Vorfrucht von Wintergerste ist Winterweifolgen 2014 etwas geringer ist als 2009. Dies dürfte nicht zu- zen (siehe Tabelle 2). 2014 stand auf 51,7 Prozent der Winterletzt am rückläufigen Rapsanbau in Bayern liegen.
gerstenfläche im Vorjahr Winterweizen. Im Vergleich zu 2009
hat sich der Anteil geringfügig erhöht. Zur zweitwichtigsten
Vorfrüchte von Wintergerste
Vorfrucht hat sich Mais entwickelt. Auf 2009 angebauter
Vor- und Nachfruchtbeziehungen in einer Fruchtfolge ha- Wintergerste stand im Vorjahr auf 8,3 Prozent der Fläche
ben einen Einfluss auf die Nachhaltigkeit der landwirtschaft- Mais. Dieser Anteil stieg bis auf 19,2 Prozent im Jahr 2013 an
Vorfrucht
Einheit
Jahr
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Winterweizen
%
48,6
48,3
47,3
50,0
49,6
49,6
50,5
47,0
51,7
Mais
%
8,3
10,3
11,9
12,8
15,0
11,2
16,7
19,2
14,6
Winterraps
%
6,7
6,9
6,8
8,7
8,7
9,5
6,3
6,6
7,4
Wintergerste
%
10,0
9,8
9,6
8,0
8,4
10,0
6,2
5,4
6,8
Sommergerste
%
9,2
8,7
8,2
8,6
6,5
6,4
7,5
8,7
6,7
Triticale
%
5,8
5,2
5,5
5,2
5,4
5,9
5,7
5,3
6,2
Roggen
%
1,3
1,1
1,5
1,6
1,3
1,2
1,1
1,4
1,7
Hafer
%
2,8
2,5
2,1
1,8
1,8
2,0
1,7
1,5
1,5
sonstiges
%
7,5
7,2
7,1
3,3
3,3
4,2
4,2
4,9
3,5
insgesamt
%
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
analysierte Fläche
ha
180 103
188 800
182 054
186 843
176 438
164 356
146 182
167 461
167 400
AA Tabelle 2: Vorfrüchte der konventionell angebauten Wintergerste in Bayern 2006 – 2014 in Prozent der analysierten Anbaufläche (Datengrundlage:
Bay. StMELF; Berechnungen: Stefan Schönleben, Martina Halama)
22
SUB 4-5/2015
zen. In Oberfranken und in der
Oberpfalz ist Sommergerste als
Vorfrucht von Wintergerste von
großer Bedeutung. 2014 wird die
Sommergerste jedoch zunehmend
von Winterweizen verdrängt. Im
südöstlichen Oberbayern und in
der niederbayerischen Region um
Pfarrkirchen und an der Grenze zu
Österreich wurde im Vergleich zu
2006 der Winterweizen als wichtigste Vorfrucht durch Mais ersetzt.
Im südlichen Vorwald und auch im
Bayerischen Wald wurde Wintergerste zwischen 2006 und 2014 neu
in die Fruchtfolge mit Mais aufgenommen. In der Region um das Donaumoos wurden Kartoffeln als
Vorfrucht von Wintergerste ebenfalls durch Mais und Winterweizen
ersetzt.
AA Abbildung 2: Die bedeutendsten Vorfrüchte von 2006 und 2014 konventionell angebauter
Wintergerste in den Gemeinden Bayerns
und betrug 2014 immer noch 14,6 Prozent. Winterraps bildete 2014 auf 7,4 Prozent der Wintergerstenfläche die Vorfrucht. Auf etwa 6,8 Prozent der Fläche wurde Wintergerste
direkt nachgebaut. Weitere Getreidearten wie Sommergerste, Triticale, Roggen und Hafer sind als Vorfrüchte von
Bedeutung.
Abbildung 2 zeigt die räumliche Verteilung der wichtigsten Vorfrüchte von Wintergerste in den Gemeinden Bayerns 2006 und 2014. In beiden Jahren dominiert WinterweiNachfrucht
Nachfrüchte von Mais
Die mit großem Abstand wichtigste Nachfrucht von Mais ist
Winterweizen (siehe Tabelle 3). Im Zeitraum von 2005 bis 2013
stand auf etwa 50 Prozent der Maisfläche nachfolgend Winterweizen. Die zweitwichtigste Nachfrucht bildete Mais
selbst. Der Anteil sank jedoch von 27,9 Prozent im Jahr 2005
auf etwa 24,3 Prozent im Jahr 2013. Von Bedeutung waren
auch weitere Getreidearten wie zum Beispiel Wintergerste,
Triticale und Sommergerste.
Einheit
Jahr
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Winterweizen
%
48,4
47,0
49,4
50,0
49,1
48,9
49,3
50,1
49,3
Mais
%
27,9
27,7
27,2
26,3
25,5
26,9
24,7
22,3
24,3
Wintergerste
%
5,9
7,7
8,4
7,9
9,0
5,7
7,1
9,0
6,6
Triticale
%
3,4
4,0
3,8
3,8
4,6
4,8
5,4
5,5
5,9
Sommergerste
%
5,2
4,9
4,7
3,6
3,2
4,4
4,2
3,5
3,9
Sonstiges Getreide als GPS
%
0,3
0,5
0,7
0,9
1,2
1,2
1,4
1,8
2,1
Roggen
%
0,6
0,8
0,9
0,9
0,9
0,8
1,1
1,3
1,1
Kartoffeln
%
0,9
1,0
0,8
1,0
0,9
1,1
0,9
1,0
1,0
Hafer
%
1,9
1,6
1,2
1,3
1,2
1,2
1,0
1,0
1,0
Sonstiges
%
5,6
4,7
2,9
4,2
4,6
5,2
4,9
4,6
4,9
Insgesamt
%
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
Analysierte Fläche
ha
251 613
252 337
259 294
303 178
295 439
324 788
346 166
358 838
370 444
AA Tabelle 3: Nachfrüchte von konventionell angebautem Mais in Bayern 2005 – 2013 in Prozent der analysierten Anbaufläche (Datengrundlage: Bay.
StMELF; Berechnungen: Stefan Schönleben, Martine Halama)
SUB 4-5/2015
23
AGRARSTRUKTUR
AGRARSTRUK TUR
AGRARSTRUKTUR
AGRARSTRUK TUR
men des Greenings wichtige Zwischenfruchtanbau konnte deshalb leider nicht in die Analysen einbezogen
werden.
Über eine Analyse der Nutzung
der Ackerfläche können nun erstmals
flächendeckend für Bayern einzelne
Aspekte der Fruchtfolge wie Anbaupausen, Vor- und Nachfrüchte einzelner Kulturarten ausgewertet und
langfristig beobachtet werden. Die Ergebnisse könnten Pflanzenbauern
Hinweise auf das Entstehen von
Krankheits- und Schädlingsproblemen oder auf Probleme in der Nährstoffversorgung geben. Ebenso kann
die Kenntnis der Fruchtfolge zur Beantwortung umweltschutzrelevanter
Fragestellungen wichtig sein. Auch
AA Abbildung 3: Die bedeutendsten Nachfrüchte von 2005 und 2013 konventionell angebautem Mais
kann versucht werden, die immer wiein den Gemeinden Bayerns
der geforderten „typischen“ Fruchtfolgen einer Region abzuleiten.
Abbildung 3 zeigt die räumlichen Schwerpunkte der beUm die langfristigen Fruchtfolgen genauer zu untersudeutendsten Nachfrüchte von Mais in den Anbaujahren chen, ist eine Fortführung der Analysen mit einer genaueren
2005 und 2013 in den Gemeinden Bayerns. In Südbayern Differenzierung nach Region, Betriebstyp und konventiound im Bayerischen Wald dominiert Mais als Nachfrucht von nelle oder ökologische Landwirtschaft notwendig. Im RahMais sowie in der Region um Ansbach. In Oberfranken und men dieses Beitrages können nur beispielhaft die Ergebnisse
der nördlichen Oberpfalz war von 2005 angebautem Mais von drei Kulturarten vorgestellt werden. Es ist aber vorgeseSommergerste als Nachfrucht vorherrschend. 2013 ist die hen, die Analysen systematisch für die wichtigsten FruchtarSommergerste dort teilweise von Winterweizen und von ten, bei Bedarf jedoch für alle im InVeKoS-Antrag angegeben
Mais verdrängt worden.
Fruchtarten, jährlich durchzuführen.
Fazit
Um langfristige Fruchtfolgen in der Landwirtschaft zu untersuchen, bedarf es geeigneter Daten. Diese Daten liegen seit
der Einführung der Feldstücksgeometrien 2005 in der Landwirtschaftsverwaltung vor. Obwohl nicht der komplette Datensatz zur Auswertung geeignet ist, steht ein ausreichend
großes Datenmaterial für eine Analyse in Richtung Fruchtfolge zur Verfügung.
Wie die Analysen zeigen, werden in Bayern die empfohlenen Anteile einer Kulturart in der Fruchtfolge nicht immer
eingehalten. Dies kann zu Ertragseinbußen führen und den
ökonomischen Erfolg verringern. Über die Untersuchung
von Vor- und Nachfruchtbeziehungen wird deutlich, dass
Mais und Weizen in der Fruchtfolgegestaltung auf den
Ackerflächen dominieren. Es sind jedoch große regionale
Unterschiede erkennbar.
Leider ist in den Mehrfachanträgen bis 2014 nur die Gesamtfläche des Zwischenfruchtanbaus ausgewiesen, jedoch nicht
wo und welcher Art der Zwischenfruchtanbau ist. Der im Rah-
24
Literatur
(1) WARNECKE, RÜDIGER; FRICKE, LOTHAR: Mehr Fruchtfolge
rechnet sich. DLG-Mitteilungen 08/2014, Frankfurt/Main, ,
S. 30-33, 2014.
(2) DIE LANDWIRTSCHAFT: Pflanzliche Erzeugung. BLV Buchverlag, München, 12. Auflage, 2006.
(3) SCHÖNLEBEN, STEFAN: Analyse der Flächenentwicklung,
Anbaustrukturen und Fruchtfolgen konventionell
wirtschaftender Betriebe in Bayern auf der Basis agrarstatistischer Daten. Masterarbeit im Studiengang Agrarmanagement. TU München, WZW, Freising, 2014.
MARTINA HALAMA
BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT
INSTITUT FÜR AGRARÖKONOMIE
STEFAN SCHÖNLEBEN
TU MÜNCHEN
[email protected]
[email protected]
SUB 4-5/2015
STANDORTMANAGEMENT
Von der Konfrontation mit
Bürgern zum Beratungsangebot
Standortmanagement
Schon 2006 wurde ich als Leiter des Sachgebiets Schweinezucht und -haltung am Amt in Landshut mit dem Akzeptanzproblem der Bevölkerung beim Bau von Schweineställen konfrontiert. Der Widerstand gegen Betriebsentwicklungsschritte der Landwirte massierte sich
in der Gründung einer Bürgerinitiative (BI), die ihre Anliegen auch dem AELF vortragen wollten. Schnell war klar,
dass die Frage nach einem geeigneten Standort sowohl
für den Landwirt als auch die Bürgerschaft von zentraler
Bedeutung ist.
Es folgten weitere Problemfälle, die nahezu alle schwierig
waren, weil die Detailplanungen bereits weit fortgeschritten, die Grundsatzfragen aber noch nicht geklärt bzw. gar
nicht bedacht waren. Fehlendes gegenseitiges Verständnis
erschwerte dann zusätzlich die Kommunikation bei diesen
Bauvorhaben und führte nahezu unvermeidlich in die Konfrontation.
Die Moderation einer Dorfgemeinschaft im Auftrag
zweier Landwirte, die kooperieren wollten, führte mir dieses
Konfliktpotenzial dann 2007 ganz drastisch vor Augen. Letztlich griff hier sogar der Vater, der inzwischen in die Stadt gezogen war, den Betriebsleiter, seinen Sohn, an: „Warum willst
Du der Dorfgemeinschaft das zumuten?“. In diesem Fall
wurde mir die Frage nach meiner Rolle als Beamter im öffentlichen Dienst erst so richtig bewusst: Hatte ich die Interessen
der beiden kooperationswilligen Landwirte zu vertreten
oder die der Dorfgemeinschaft? Eine Vermittlung zwischen
den Parteien war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich.
Für mich war nun die Frage: „Kann ich als Beamter der Landwirtschaftsverwaltung neutral sein?“ Die Antwort liegt zwar
auf der Hand, im Tagesgeschäft verklärt sich der Blick allerdings wieder. Fest stand für mich fortan jedoch: Bevor ich
wieder einen Moderationsauftrag annehme, muss ich mich
erst fragen, ob ich bei dem Thema eine neutrale Stellung einnehmen kann. Wenn das nicht möglich ist, muss ich einen
SUB 4-5/2015
anderen Moderator empfehlen, um mich selbst besser in die
sachliche Diskussion einbringen zu können.
Immer wieder nehme ich an verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Bau von Schweineställen teil, die von
Emotionen geprägt sind. Ich frage mich jedes Mal vorher,
warum ich mir das eigentlich antue und fahre mit einem
mulmigen Gefühl zur Veranstaltung, übrigens immer
nach Rücksprache mit dem Behördenleiter und vorheriger Klärung meiner Rolle. Bei der Rückfahrt bin ich dann
jedes Mal froh, dabei gewesen zu sein, um einerseits zu
verstehen, wo die Probleme liegen und andererseits die
eine oder andere sachliche Information oder auch zu einer Richtigstellung beigetragen zu haben. Ziel muss dabei immer eine Deeskalation sein, auch wenn das manchmal schwierig ist.
Dann bekam ich eine Anfrage eines bauwilligen Landwirts, der plante die Dorfgemeinschaft bereits ganz weit
vorne über sein Vorhaben zu informieren. Ich bestärkte ihn
darin dies zu tun, denn die Bürger wollen meiner Erfahrung
nach nicht mehr vor vollendete Tatsachen gestellt, sondern
früh informiert werden, wenn sie ein Vorhaben unmittelbar
betrifft oder betreffen könnte. Von dem Landwirt stammt
eine Aussage, die ich immer wieder gern zitiere:
„Überall dort, wo keine Transparenz herrscht,
gibt es Nährboden für Gerüchte, und Gerüchte schüren Emotionen“.
Darin sehe ich das Problem. Emotionen kann man nicht
mehr allein mit Sachinformation begegnen, da einem die
Leute nicht mehr zuhören wollen oder können. Erst muss
die emotionale Ebene bearbeitet werden, dann ist Sacharbeit vielleicht wieder möglich. Im Gespräch mit Mitglie-
25
STANDORT­
MANAGEMENT
von JENS REIMER: Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landshut (AELF) geht
seit 2011 den Weg des aktiven Standortmanagements, um die Interessen bauwilliger Landwirte und der von Standortentscheidungen betroffenen Bevölkerung besser in Einklang zu
bringen. Jens Reimer leitet dort das Fachzentrum für Schweinezucht und -haltung und schildert aus seiner Sicht den Weg hin zu dieser Herangehensweise.
ENERGIE
STANDORTMANAGEMENT
dern von Bürgerinitiativen habe ich
auch gemerkt, dass die Meisten zugänglicher werden, wenn sie erst einmal ihren Emotionen freien Lauf lassen konnten. Eine wichtige Methode
dabei ist für mich dann „aktiv zuzuhören“. Dennoch wird man als Beamter
der Landwirtschaftsverwaltung nicht
per se neutral wahrgenommen. Die
Abgrenzung zum Bauernverband als
Interessens- und Berufsvertretung
der Landwirte wird von den Bürgern
offenbar kaum oder gar nicht wahrgenommen.
Die entscheidende Etappe auf
dem Weg zu einer neuen Herangehensweise war dann die Diskussion in
einer Gemeinde, der die Zahl von
Bauvorhaben in der Schweinehal- AA Standortfaktoren beim Stallbau (Quelle: LfL-Information)
tung Sorge bereitet. Diese Sorge
wurde dann von einem Zweckverband zur Wasserversor- leme aufwerfen können. Daher ist es das erklärte Ziel des
gung noch um den Aspekt des Grund- und Trinkwasser- Angebotes Standortmanagement (siehe Interview mit Alschutzes erweitert, da sich in zwei von vier Brunnen im fons Straßer auf Seite 27 ff.), so früh wie möglich die beiGemeindegebiet tendenziell steigende bzw. auf hohem den Seiten Privatwohl, und damit das Interesse des LandNiveau verharrende Nitratwerte finden. Auch hier wurden wirts, mit dem Gemeinwohl, d. h. dem Interesse der
durch nicht transparente und nicht für alle verständliche Gemeinde und seiner Bürgergemeinschaft, gleichermaDarstellung komplexer Zusammenhänge Emotionen ge- ßen zu würdigen und in die Standortfindung einzubezieweckt. Dies geschah zum Teil sogar bewusst, um zu pro- hen.
vozieren. Für mich war damit die Frage geboren was besBisher stellten sich manchmal im Vorfeld, sehr häufig
ser ist: Provokation und Konfrontation oder Kommunika- aber erst im Nachhinein die Fragen ob der gewählte Standtion und Aufklärung. Aus dieser Entwicklung erwuchs ort in Bezug auf Emissionen und Immissionen noch vertretdann nach einem Behördenleiterwechsel, sowie dem Auf- bar ist, ob die Mindestabstände zur Wohnbebauung oder
gabenumbau 2011 mit der Zuteilung eines Bauingenieurs zum Wald/Biotop eingehalten werden können oder das
an das Fachzentrum, in einem Sechs-Augen-Gespräch Bauvorhaben in Bezug auf die rechnerisch notwendige
eine Idee die zentrale Frage der Standortfindung syste- Futterfläche baurechtlich überhaupt genehmigungsfähig
matisch anzugehen, um Konflikte durch weitsichtige Pla- ist.
nungen im Vorfeld vermeiden bzw. lösen zu helfen.
Die Folge ist ein langwieriges arbeitsintensives GenehmiDer Plan von Bauberater Alfons Straßer war, als AELF viel gungsverfahren, in dem alle Beteiligten unzufrieden sind, da
früher als bislang üblich in die Bauvorhaben der Landwirte immer neue Fragen auftauchen, die nach Beantwortung
eingebunden zu werden:
und Bewertung zu anderen Ergebnissen führen können.
Dies gilt es meiner Ansicht nach zu vermeiden. Wir versuchen auch weiterhin mit dem Beratungsangebot Standort„Wenn wir erst von einem Bauvorhaben
management unseren Beitrag zu leisten.
erfahren weil uns die Baugenehmigungsbehörde als Träger öffentlicher Belange um
Stellungnahme bittet, ist das zu spät“.
Aber auch wenn ein Bauplan bei der Gemeinde eingereicht wird, sind bereits Festlegungen getroffen, die Prob-
26
JENS REIMER
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT
UND FORSTEN LANDSHUT
[email protected]
SUB 4-5/2015
STANDORTMANAGEMENT
Standortmanagement beim
Stallbau für die Nutztierhaltung
Herr Straßer: Welche Aufgaben haben Sie als
Standortmanager des Fachzentrums übernommen?
Zu Beginn haben wir die Landkreisbürger mit einem Artikel in der lokalen Presse und zusätzlich die Gemeinden
mit einem persönlichen Schreiben unseres Behördenleiters an alle Bürgermeister über unser Angebot informiert.
Im Dienstgebiet Niederbayern/Oberpfalz, besonders aber
im Raum Landshut, wo bereits eine hohe Dichte an Tierhaltungsanlagen vorhanden ist, war es naheliegend den
Standort weiterer Ställe etwas besser zu durchleuchten,
um dem Bauwerber einerseits Planungssicherheit zu geben, andererseits aber auch Emissionsgrenzen aufzuzeigen. Gemeinwohlfragen, wie der Immissionsschutz sowohl für Anwohner, als auch für den Wald oder Flora
Fauna Habitat (FFH)-Gebiete, werden in die Standortsuche mit einbezogen. Durch entsprechende Berechnungen versuchen wir die zu erwartenden Einflüsse zu prognostizieren.
Beschreiben Sie bitte an Hand eines Beispiels, wie
Sie sich bei Standortfragen konkret einbringen?
Ein größerer Ackerbaubetrieb möchte z. B. nach der Hofübergabe in die Schweinemast einsteigen und lässt sich
dazu am Fachzentrum Schweinezucht und -haltung beraten. Um die Existenz des Betriebes langfristig zu sichern, ist
eine Veredelung des eigenerzeugten Getreides durchaus
sinnvoll, bei niedrigen Getreidepreisen oft sogar notwendig.
Im ersten Schritt durchleuchtet und dokumentiert Teamkollege Franz Murr die wirtschaftliche Situation des Betriebs.
Für den konkreten Landwirt rechnet sich ein Maststall mit
2 000 Mastplätzen. Die benötigte Futterfläche, wie auch die
notwendige Fläche für die ordnungsgemäße Gülleausbringung ist vorhanden bzw. kann zur Verfügung gestellt werden.
SUB 4-5/2015
Wie gehen Sie weiter vor, wenn die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme und die Flächenausstattung des
Betriebes beurteilt sind?
Wir prüfen den gewünschten Standort, meistens auch eine
Alternative nach den klassischen Regeln, die da wären: Erschließung, Zufahrt, Wasser, Strom. Selbstverständlich muss
bereits hier eine gesunde Abwägung getroffen werden. Als
nächster Schritt werden die Gebäudegrundrisse im Lageplan 1 : 1 000 zu Papier gebracht, also ein Betriebskonzept
erstellt. Gleichzeitig errechnen wir mit internen Programmen die Abstände zum Wald, zu Biotopen und zur nächsten
Siedlung.
Im konkreten Fall waren wir im Bereich einer Fernwasserleitung und in unmittelbarer Nähe zu einem Bannwald. Also
nahmen wir bereits im Vorfeld mit den Kollegen der Forstverwaltung und dem Träger der Wasserversorgung Kontakt
auf und passten die Abstände entsprechend deren Angaben
an. Das Betriebskonzept, das in sich schlüssig und stimmig
war, wurde bei der zuständigen Gemeindeverwaltung vorgestellt und erhielt dort mit wenigen Vorbehalt eine positive
Beurteilung. Diese Unterlagen, inkl. unserer Berechnungen,
wurden der Gemeinde und dem Landratsamt als Bauvoranfrage vorgelegt, um den Rechtsstand bestätigt zu bekommen.
War damit Ihre Arbeit als Standortmanager beendet?
Ganz im Gegenteil. Obwohl alle Fachabteilungen den Vorbescheid positiv verbeschieden hatten, bildete sich eine Bürgerinitiative gegen diese „ Massentierhaltungsanlage“. Nun
war Hilfestellung für den Landwirt bei seiner „rechtlichen“
Unsicherheit, der kritischen Einstellung zur neuen Technologie und der Überforderung im Umgang mit dem Verbraucher gefragt. Der Bauwerber legte aber sein Projekt erst einmal auf Eis!
Nun beginnt der zweite Schritt der Tätigkeit eines Stand-
27
STANDORT­
MANAGEMENT
von IRMENGARD ANGERMÜLLER: Die Verwirklichung von landwirtschaftlichen Bauvorhaben
erfordert häufig einen langen Diskussions-, Abstimmungs- und Genehmigungsprozess. Um
einen Standort für beispielsweise einen Mastschweinestall zu finden, sind sowohl die überregional tätigen Fachzentren an der Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF)
als auch die örtlich zuständigen Sachgebiete Landwirtschaft als Fachbehörde gefordert.
Alfons Straßer berät am AELF Landshut Landwirte, Kommunen und auch Bürger in Standortfragen.
STANDORTMANAGEMENT
STANDORT­
MANAGEMENT
ENERGIE
ortmanagers: Den Verbraucher gleichermaßen über seine
Rechte und seine Pflichten aufzuklären. Die örtlichen Gegebenheiten in einem dicht besiedelten Gebiet mit einer
gleichzeitig schon hohen Schweinedichte verlangen Lösungsansätze, die einerseits der gewandelten Landbewirtschaftung und Tierhaltung Rechnung tragen, andererseits
aber auch den Anwohnern vermittelbar sind und auf Akzeptanz stoßen. Dies ist zunehmend ein gesellschaftspolitisches
Problem und bedarf daher mehr als nur der Anstrengung im
Standortmanagement. Landwirte, Behörden und Verbraucher müssen sich der neuen Situation mehr miteinander und
nicht immer gegeneinander stellen, damit eine konstruktive
Auseinandersetzung darüber möglich wird, wie der Spagat
zwischen den Ansprüchen der Verbraucher und denen der
modernen Landwirtschaft gelingt.
Welche Rolle spielt die Berichterstattung in den
Medien?
Die Berichterstattung verunsichert oft nicht nur den Verbraucher, sondern sorgt auch bei dem Tierhalter für Missmut. Viele Berichterstattungen sind oberflächlich und nicht
sachbezogen. Meinungsmache gegen die landwirtschaftliche Tierhaltung steht inzwischen auf der Tagesordnung,
speziell in Fernsehen. Die bisher schon erreichten Verbesserungen in Bezug auf Tierwohl und Emissionen oder unsere
hohen Standards in der Lebensmittelproduktion spielen dabei kaum eine Rolle. Die Preis-Kostenrelationen, welche in
der Veredelungswirtschaft letztendlich Ausschlag gebend
sind für immer größere Tierbestände, bleiben meist unerwähnt. Eine sachliche, aufklärende kontinuierliche Berichterstattung über die Leistungen der Landwirte für die Gesellschaft ist dringend geboten und würde beiden beteiligten
Seiten gut tun.
Ich bin sogar davon überzeugt, wenn es uns nicht gelingt
Landwirtschaft und Verbraucher zu einem friedlichen Nebeneinander, auch mit mehr Auflagen und Technik, zu gewinnen, erleidet nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch
unsere Kulturlandschaft einen irreparablen Rückschlag. Die
Tierproduktion wandert in für sie bessere Regionen ab und
unsere Kulturlandschaft, auf die wir mit Recht stolz sind, zerfällt in großflächige Monokulturen oder verstepptes Buschland. Gar nicht zu reden von dem wirtschaftlichen Verlust,
den eine Verlagerung der Veredelung mit sich bringen
würde.
Was könnten die Medien besser machen?
Sie müssen die agrarpolitischen und die gesellschaftspolitischen Ziele besser kommunizieren. Ich denke dabei an die
Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen für
die Bauernfamilien, an die Rationalisierung und Senkung der
Produktionskosten sowie die Entwicklung von innovativen
28
Betriebskonzepten und Marketingstrategien. Die „Hightech
Branche“ Landwirtschaft muss dem Verbraucher vermittelt
werden.
Welche Möglichkeiten haben wachsende Betriebe
geeignete Standorte für Stallungen zu finden?
Eine gute Möglichkeit ist, unser Beratungsangebot vor Beginn der Maßnahme in Anspruch zu nehmen, um alle Begrenzungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen bereits im Vorfeld mit einzuplanen. Bei
schwierigen Standorten kann z. B. auch der Einbau von Abluftreinigungsanlagen eine Alternative zur Teilaussiedlung
sein, die ja auch enorme Zusatzkosten für die Erschließung
verursacht.
Ebenso großen Stellenwert hat aber auch die sach- und
fachgerechte Ausbringung der Gülle mit der bereits vorhandenen neuen Technik. Dass die Gülleausbringung künftig einen noch größeren Stellenwert bei der Akzeptanz neuer
Schweineställe einnehmen wird, zeigen die aktuellen Diskussionen um Nitrateinträge im Grundwasser. Wissenschaftliche
Untersuchungen, Innovationen aus Wirtschaft und Forschung, aber auch die stärkere Überprüfung der Einhaltung
bestehender Gesetze, z. B. bei der Verbringung und Ausbringung der Nährstoffe, scheinen mir geeignet die bestehenden
Probleme für die Zukunft noch besser zu lösen. Denn wir wissen leider noch nicht, ob die bereits ergriffenen Maßnahmen,
genannt sei hier beispielsweise die Düngeverordnung aus
dem Jahre 1996, nach 30 Jahren, so lange dauert es etwa bis
unser heutiges Sickerwasser im Grundwasserkörper ankommt, schon eine Trendwende herbeiführen wird oder nicht.
Entscheidend ist auch, den Verbraucher bereits im Vorfeld mit geeigneten Unterlagen und Dokumentationen aufzuklären. Sämtliche Pläne, Untersuchungen und Auswertungen offenzulegen ist eine vertrauensbildende Maßnahme
und hilft dem Bauherrn einen Standort zu finden, der größtmögliche Akzeptanz findet.
Was war Ihr schwierigster Fall?
Schwierige Fälle gibt es mehr als einen: In der Regel ist dies
ein festgefahrenes Baugesuch, das aus irgendeinem Grund
von der oder den Kommunen nicht genehmigt werden
kann. Der Landwirt pocht dann auf seine vermeintlichen
Rechte und droht mit einem Rechtsanwalt. In einem Fall
reichte ein Landwirt einen Bauantrag für einen Maststall ein,
in dem der Abstand zur Wohngebietsausweisung der Gemeinde noch ausreichend war, wenn man den Nachbartrieb
im Umkreis von 500 Meter nicht berücksichtigt. Nach der
neuen VDI-Richtlinie 3894 muss aber auch von diesem Betrieb die Emission mitgerechnet werden, was der Landwirt
aber nicht einsieht. Ein anderer Standort 500 Meter weiter im
Westen wäre akzeptabel gewesen, aber dafür verweigerte
SUB 4-5/2015
STANDORTMANAGEMENT
Was war Ihr einfachster Fall?
Einfach ist es einen Geruch emittierenden Betrieb sofort aus
einer Ortschaft auszulagern. Der Standort ist in der Regel
schnell gefunden, die Berechnungen der Abstände sind einfach nachzuweisen. Als Architekt in einer Fachbehörde weiß
ich, dass wir unsere Landschaft nicht gänzlich zubauen sollen
und dass mit einer Auslagerung aus dem Dorfkern eine Lücke
im Dorf entsteht, die in der Regel nicht mehr geschlossen werden kann. Also ist der einfachste Fall nicht immer der beste für
unsere Gesellschaft und unsere Kulturlandschaft. Solche Situationen erkennen, bewerten und mit geeigneten Mitteln umzusetzen bzw. in die richtigen Bahnen zu lenken, bedarf neben der Fachkenntnis und persönlichem Engagement zusätzlich des Einfühlungsvermögens in Land und Leute.
Welche Erfahrungen möchten Sie Ihren Kollegen in
der Beratung weitergeben?
Wichtig ist, von vorne herein einen offenen Dialog mit Anwohnern, Behörden und Landwirten zu führen, in dem ganzheitliches Denken und Handeln mit viel Detail- und Hintergrundwissen den Rahmen für Nachhaltigkeit und Verträglichkeit bilden. Ich persönlich stelle mir vorab immer zwei
Fragen:
AAWürde ich das an der Stelle des Landwirts genauso
machen?
AAMöchte ich als Nachbar dann hier noch wohnen?
Als Fachmann überlege ich mir:
AAWelche Alternativen gibt es zu diesem Standort?
AAWelche technischen Vorkehrungen sind nötig bzw.
zu vertreten?
STANDORT­
MANAGEMENT
die Gemeinde eine Bebauung, weil sie Eigentümer eines 5
Meter breiten Randstreifens ist und somit der Landwirt keine
Erschließung hatte. Dieser Fall zeigt eindeutig, wie wichtig
eine Standortuntersuchung im Vorfeld ist. Hier hätte man sicher eine Lösung finden können.
Schwierige Fälle sind generell Standorte rund um Dörfer
und Siedlungen, die der Kommune die Möglichkeit der Ausweitung der Wohnbebauung nehmen. Meiner Meinung
nach wird die Ausweisung von Sondergebieten für die Landwirtschaft für die Gemeinden künftig an Bedeutung gewinnen. Offen bleibt, ob auch die Landwirte bereit sind in diesem Gebiet dann zu bauen bzw. welche rechtlichen Konsequenzen sich für beide Parteien daraus ergeben.
ALFONS STRASSER
BAUBERATER IM FACHZENTRUM SCHWEINEZUCHT UND
-HALTUNG AM AELF LANDSHUT
[email protected]
DAS INTERVIEW FÜHRTE
IRMENGARD ANGERMÜLLER
STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG,
LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
[email protected]
Wenn Kühe Hörner tragen – Planungsempfehlungen und Investitionsbedarf für Stallbauten
Das KTBL hat Daten zur Haltung von behornten Milchkühen ermittelt. Die Ergebnisse sind in der Online-Anwendung
Baukost unter www.ktbl.de abrufbar.
Horntragende Kühe haben einen höheren Platzbedarf, da sie genügend Ausweichmöglichkeiten benötigen. Beim
Neubau von Ställen ist deshalb mit
höheren Baukosten zu rechnen.
Nach den EG-Öko-Verordnungen dürfen
behornte Tiere nicht mehr routinemäßig,
sondern nur noch fallweise unter bestimmten Bedingungen enthornt werden. Deshalb sind neue Stallkonzepte gefragt, die
auf die Haltung von horntragenden Kühen
ausgelegt sind. Im KTBL-Projekt „Investitionsbedarf von Milchviehställen für horntragende Kühe“ wurde untersucht, wie
SUB 4-5/2015
diese Ställe aussehen könnten und was sie
kosten. Im Fokus standen vor allem Liegeboxenlaufställe. Gegenüber Ställen
für die Haltung von hornlosen Kühen sind Reserveflächen und größere Abmessungen für Lauf- und
Fressgänge, Liegeboxen und für den
Wartebereich vor dem Melkstand
einzuplanen. Ein großzügiges Flächenangebot und eine klare Gliederung der
Funktionsbereiche unterstützt die Bildung
einer stabilen und ruhigen Herde, sodass
das Gefahrenpotenzial für ie Tiere und den
Tierbetreuer minimiert wird. Daraus ergibt
sich ein höherer Flächenbedarf von 25 bis
40 Prozent. Beim Vergleich des Investitionsbedarfs sind Mehrkosten von etwa 10 bis
20 Prozent je Tierplatz zu erwarten. Das
Flächenangebot allein kann eine erfolg-
reiche artgerechte Haltung jedoch nicht
gewährleisten. Der Einfluss des Managements und die Mensch-Tier-Beziehung
haben eine mindestens ebenso große,
wenn nicht sogar größere Bedeutung.
Das Projekt wurde durch fachkundige Experten aus Wissenschaft und
Beratung begleitet und vom BÖLN
(Bundesprogramm Ökologischer Landbau
und andere Formen nachhaltiger
Landwirtschaft) gefördert (FKZ: 11OE052).
Die Daten zum Investitionsbedarf
wurden von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erhoben.
Kontakt
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL)
www.ktbl.de
29
STANDORTMANAGEMENT
Standortmanagement im
landwirtschaftlichen Bauen
Behördliche Zusammenarbeit bei der Stallbauplanung in Coburg
STANDORT­
MANAGEMENT
von CHRISTINE RÖDDER: Neben den unterschiedlichen Verbraucherwünschen und Umweltinteressen muss die Landwirtschaft heute auch die eigene Entwicklungsfähigkeit im Auge
behalten. Besonders in beengten Hofstellen ist eine Erweiterung unter Berücksichtigung
dieser verschiedenen Bedürfnisse und Wünsche schwierig. Daher sieht sich so mancher
Landwirt mit dem Gedanken einer Aussiedlung des Hofes konfrontiert. Wie das Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg das Vorgehen der Standortfindung beim
landwirtschaftlichen Stallbau zu lösen versucht, wird im folgenden Beitrag dargestellt.
Die Standortwahl im landwirtschaftlichen Bauen ist einer
der entscheidendsten Punkte in der Planung. Ein geeigneter
Standort sollte immer mit Sorgfalt ausgewählt werden, denn
hier spielen nicht nur unternehmerische Aspekte, wie vorhandene Grundstücke oder die Erschließung, sondern auch
gesetzlich geregelte Vorgaben, zum Beispiel zu Mindestabständen, eine wichtige Rolle. Auch der Aspekt der guten
dörflichen Nachbarschaft sollte beachtet werden, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Um all diese Aspekte und teils
auch unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen kann
es hilfreich sein, Unterstützung vom Vertreter des Amtes für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Anspruch
zu nehmen.
Zwei-Wochen-Rhythmus gehalten und zum anderen wird
Getreide im Lohn gelagert und getrocknet. Derzeit mästet
der Betrieb noch in geringfügigem Maße Bullen und
Schweine.
Bauvorhaben
Geplant ist der Neubau eines Sauenstalls mit 684
Zuchtsauenplätzen und anschließender Ferkelaufzucht
mit 2 400 Plätzen. Die Bullenmast soll aufgegeben werden. Der Stall soll auf dem gleichen Flurstück wie die Hofstelle stehen, allerdings befindet sich der geplante Standort im Außenbereich. Die Familie will maximal so viele
Zuchtsauen halten, wie mit der eigenen Familie arbeitswirtschaftlich zu bewältigen sind. In naher Zukunft werden noch ca. 45 ha LF von einem Betrieb aus der Verwandtschaft dazu gepachtet werden können, der
altersbedingt nicht mehr bewirtschaftet werden kann.
Somit ergibt sich im Ziel eine Gesamt-LF von 117 ha, die
für die nach BauGB § 201 erforderliche eigene Futter-
Erweiternder Betrieb
Im aktuellen Beratungsfall handelt es sich um einen im
Haupterwerb geführten landwirtschaftlichen Betrieb in
Oberfranken. Der Betriebsleiter, nennen wir ihn Hubert K.,
ist Landwirtschaftsmeister. Der älteste Sohn hat in diesem
Jahr die landwirtschaftliche Lehre abgeschlossen und möchte zusätzlich
die Landwirtschaftsschule besuchen
und die Ausbildung mit der Meisterprüfung abschließen. Anschließend ist
sein Einstieg in den Betrieb geplant.
Auch die Ehefrau von Hubert K. hilft
auf dem Betrieb mit. Es stehen dem
Betrieb somit langfristig rund 2,5 eigene AK zur Verfügung. Derzeit bewirtschaftet der Betrieb ca. 72 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF),
wobei der Ackerbau den größten Teil
(ca. 70 ha) ausmacht und lediglich ca. 2
ha Dauergrünland vorhanden sind. AA Ein geeigneter Standort für landwirtschaftliche Bauten sollte immer mit Sorgfalt ausgesucht
Zum einen werden 180 Zuchtsauen im
werden (Foto: Sabine Waldert, AELF Coburg)
30
SUB 4-5/2015
STANDORTMANAGEMENT
Vorarbeiten des AELF
Im landwirtschaftlichen Stallbau sind unterschiedlichste
Standortfaktoren, wie betriebliche Situation, Entwicklungsfähigkeit, raum- und planungsrechtliche Situation, Erschließung, wasserrechtliche Rahmenbedingungen, Bebaubarkeit, Abstände zu anderen Gebäuden und Ökosystemen in
die Vorüberlegung einzubeziehen. Nachdem die eigenen
Vorüberlegungen abgeschlossen sind, kontaktiert der Landwirt in der Regel das zuständige AELF, um in einem Vorgespräch eventuell bestehende Probleme, Fragen zum Ablauf
oder Unsicherheiten zu klären. Für die Genehmigung selbst
ist allerdings die zuständige Kreisverwaltungsbehörde, also
das Landratsamt oder die kreisfreie Gemeinde, als Genehmigungsbehörde zuständig.
Nachdem Hubert K. das AELF, im aktuellen Fall das
Fachzentrum (FZ) Schweinehaltung, kontaktiert hat und
erste Fragen und Probleme geklärt, sowie mögliche Alternativstandorte oder – varianten diskutiert wurden, bespricht und beurteilt er vor Ort gemeinsam mit dem Berater des FZ den möglichen Standort und dessen
Alternativen. Dabei werden die Vor- und Nachteile der
Standorte und auch der Durchführungsvarianten sowie
die mögliche Sichtweise der anderen Beteiligten konstruktiv diskutiert. Im Anschluss daran bereitet das AELF alle
benötigten Unterlagen – wie Vorentwürfe der Lagepläne
und der Baupläne oder eine Ausbreitungsrechnung nach
VDI-Richtlinie 3894 – vor und sendet diese vorab, zusammen mit der Einladung zum sogenannten „Standorttermin“ vor Ort, an die weiteren beteiligten Träger öffentlicher Belange. Durch diese Herangehensweise wird
SUB 4-5/2015
gewährleistet, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Wissensstand sind und sich frühzeitig in den aktuellen Fall
einarbeiten sowie mögliche Vor- und Nachteile aus der jeweiligen fachlichen Sicht herausarbeiten können.
Standorttermin
Beim Standorttermin haben alle beteiligten Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit den potentiellen Standort und
die Alternativen einzusehen. Anschließend werden gemeinsam in einer Diskussionsrunde unter Gesprächsleitung des
AELF die unterschiedlichen Vor- und Nachteile aus der jeweiligen Sicht diskutiert, bewertet sowie mögliche Vorschläge
zur Umsetzung erarbeitet. Im Gegensatz zum konventionellen Vorgehen bekommt so jeder die Wünsche und Probleme
der anderen Behörden mit. Die verschiedenen Möglichkeiten können vor Ort gemeinsam konstruktiv diskutiert werden. Die Ergebnisse des Standorttermins sind in der Tabelle
festgehalten.
Im aktuellen Fall stehen für Hubert K. drei mögliche Varianten zur Diskussion:
AAVariante 1 ist ein gemeinsamer Betrieb mit seinem
Sohn. Im ausgesiedelten Neubau mit Wartestall,
Deckzentrum, Reserveabteile und Abferkelabteilen
werden die Zuchtsauen gehalten. Die Althofstelle
wird zur Ferkelaufzucht umgebaut.
AABei Variante 2 findet ebenfalls der Neubau am
Aussiedlungsstandort statt. Der Betrieb wird
allerdings geteilt: Der Vater bewirtschaftet den
Neubau und der Sohn die Althofstelle. Wartestall,
Deckzentrum und Ferkelaufzucht befinden sich im
Neubau, die Abferkelabteile und Reservebuchten an
der Althofstelle.
AAVariante 3 stellt die Situation im schlimmsten Fall aus
Sicht des Landwirtes dar. Es werden die Möglichkeiten des Betriebes diskutiert, wenn er keine zusätzlichen Flächen zur Bewirtschaftung erhält.
Das Bauvorhaben in Variante 1 ist an der Hofstelle nicht zu
realisieren. Sowohl aus ökonomischen Gründen als auch aus
Gründen des Immissionsschutzes besteht gemeindliche und
behördliche Zustimmung zur Aussiedlung. Somit ist auch
ein öffentliches Interesse für die Aussiedlung gegeben. Bei
dem Vorhaben würde es sich um ein Bauvorhaben nach § 19
BImSchG, also einem Vereinfachten Verfahren ohne Öffentlichkeitsbeteiligung, handeln. Hierfür wäre eine standortbezogene Vorprüfung zur Umweltverträglichkeitsprüfung
(UVP) einschließlich der Bewertung nach TA Luft und TA
Lärm im Rahmen eines zusätzlichen privaten Gutachtens mit
Ausbreitungsrechnung nötig. Weiterhin ist mit erhöhten
Auflagen zur Vorsorge vor schädlichen Umwelteinwirkungen zu rechnen. Nach Bescheid ist der Bauherr verpflichtet
immer den aktuellen Stand der Technik einzuhalten und ge-
31
STANDORT­
MANAGEMENT
grundlage von mindestens 51 Prozent ausreichend sind.
Auch mit der Dünge-Verordnung gibt es keine Probleme:
Durch Ausbringung auf die eigenen Flächen und gegebenenfalls Gülleabnahmeverträge kann eine ausgeglichene
Nährstoffbilanz eingehalten werden. Die benötigten Kapazitäten für eine sechs- bzw. neunmonatige Lagerdauer
sind zum einen durch die vorhandenen Gruben und zum
anderen den Neubau einer Güllegrube gewährleistet. Es
handelt sich also im vorliegenden Fall um eine landwirtschaftliche Tätigkeit nach § 201 BauGB und um Betriebsleiter und Hofnachfolger, die sachkundig und nachhaltig
auf Langfristigkeit ausgerichtet sowie betriebswirtschaftlich sinnvoll nach § 35, Abs. 1, Nr.1 BauGB wirtschaften. Mit
der Ausweitung der landwirtschaftlichen Produktion zur
Sicherstellung der Lebensgrundlage der beiden Familien
von Betriebsleiter und Hofnachfolger, die in der derzeit
bestehenden Hofstelle nicht durchführbar ist, ist auch
eine dem landwirtschaftlichen Betrieb dienende Funktion
gegeben. Baurechtlich kann man von einem landwirtschaftlichen Bauvorhaben sprechen. Eine Privilegierung
für den Bau im Außenbereich ist daher sicher gegeben.
STANDORTMANAGEMENT
Träger öffentlicher Belange
Landratsamt
Baurecht
STANDORT­
MANAGEMENT
Landratsamt
Naturschutz
Landratsamt
Immissionsschutz
Variante 1
Aussiedlung: Stallneubau Zuchtsauen (ZS),
Ferkelaufzuchtplätze (FAZ) in Altgebäuden, ein
Betrieb (Vater und Sohn)
Variante 2
Aussiedlung: Stallneubau ZS +
FAZ, Abferkeln + Reservebuchten in Altgebäuden, Betriebsteilung Zuchtsauen (Vater),
Ferkelaufzucht (Sohn)
Variante 3
Aussiedlung: Stallneubau,
Nutzung der Altgebäude,
Betriebsteilung, „Worst Case“
keine zusätzliche Futterfläche
für Neubau
Einstufung Gebietscharakter: „Dorfgebiet“. Baurechtlich: Außenbereich, Privilegierung landw. Betriebe möglich, wenn keine öffentlichen Belange entgegenstehen;
Einordnung bei Gebäuden dieser Größenordnung und
Nutzung als BImSchG-Verfahren und Sonderbau; erhöhte Auflagen für Brandschutz; städteplanerische Sicht für
Gestaltung und Konzepterstellung mit einbeziehen;
Erschließung auch unter juristischen Gesichtspunkten (Grunddienstbarkeit)
beachten,
ansonsten gelten für Stallneubau
gleichen Voraussetzungen wie bei
Var.1.
Privilegierung aufgrund fehlender Futterfläche unmöglich; mitgezogene Privilegierung schwierig, da landw. Schwerpunkt am
neuen Stall nicht untergeordnet;
Änderung des Flächennutzungsplanes und Aufstellung eines Bebauungsplans notwendig,
Größe der Ausgleichsflächen /-leistungen können erst Gleiche Voraussetzungen für den
nach Vorliegen konkreter Planung festgelegt werden. Stallneubau wie in Var. 1.
Möglichkeiten: Streuobstwiesen, Extensivierung, usw.,
weitere Absprache mit der UNB
BImSchG-Verfahren unterscheidet sich grundsätzlich
vom Baurecht im Grundsatz des Vorsorgeprinzips ->
zusätzliche Auflagen. Abstandsbemessung erfolgt nach
Vorgaben TA Luft, ein vom Bauherren bei unabh., öffentlich bestelltem Gutachter in Auftrag gegebenes Gutachten zwingend erforderlich. Aus Sicht FB Umweltschutz
ist neue Standort geeignet für Stall dieser Größenordnung. In TA Luft geforderte Waldabstand wird erfüllt.
Zwei Betreiber auf zwei Grundstücken bedeuten Baurechtsverfahren, wenn am Stall und an Hofstelle bei Hülle, Gülle-, Lüftungstechnik
keine Veränderungen sowie keine
Vergrößerung der Tierhaltung vorgenommen: -> Nutzungsänderung
ohne Außenwirkung
-> Maßnahme genehmigungsfrei;
Althofstelle dann für Aussiedlung
nur Hintergrundbelastung; Voraussetzung: 2 getrennte Flurstücke mit
eingetragener Grunddienstbarkeit;
Landratsamt
Wasserrecht
Wasserrechtlich: keine Probleme, nur Bereich Nieder- Gleiche Voraussetzungen für den
schlagswasser bedarf flexibler Klärung im Bereich Ab- Stallneubau wie in Var. 1.
leitung (großflächige Versickerung/Einleitung in Gewässer). Dachflächen > 1 000 m² Fläche erfordern wasserrechtliches Verfahren. Unterteilung in versch. Dachsegmente möglich, auch Einleitung von Dachfläche 1
in Vorfluter im Dorf und Dachfläche 2 mit großflächiger
Versickerung.
Landratsamt
Veterinärrecht
Einschlägige Vorschriften eingehalten: Stall der Kate- Gleiche Voraussetzungen für den
gorie 3, d. h. Einfriedung/geschlossene Stallwand und Stallneubau wie in Var. 1.
Hygieneschleuse zwingend notwendig.
Stadt Bauamt
Planung findet im Außenbereich statt, keine Probleme Gleiche Voraussetzungen für den
und Einwände seitens der Gemeinde erwartet, wenn Stallneubau wie in Var. 1.
vorab fachliche Abstimmung der Fachbehörden erfolgt;
AELF
Handhabung Emissionen: Abluftführung und Gülle- Zwei Betriebe müssen auch unter
gruben müssen geklärt werden: Abluft soll zentral, Aspekt InVeKos mit Abteilung 1
Güllegrube geschlossen, mit Perlite-Schüttung als Ab- am AELF abgeklärt werden.
deckung, ausgeführt werden;
AELF
FZ Schweinehaltung
Maßnahme im geplanten Umfang aus Platzgründen an Gleiche Voraussetzungen für den
Althofstelle kaum realisierbar. Aus Immissionsschutz- und Stallneubau wie in Var. 1.
ökonomischen Gründen Aussiedlung erforderlich und
sinnvoll;
Staatl. Bauamt, Amt für ländl. Keine Einwände
Entwicklung, AELF Bereich
Forsten (schriftlich)
Überwiegende Futtergrundlage
ist für landwirtschaftliche Tätigkeit im Rahmen der Privilegierung zwingend erforderlich.
Gleiche Voraussetzungen für den
Stallneubau wie in Var. 1.
AA Tabelle: Interessen der Träger öffentlicher Belange
32
SUB 4-5/2015
gebenenfalls nachzubessern.
Bei Variante 2 sind keine weiteren
Probleme zu erwarten. Im Stallneubau
befinden sich 540 Sauenplätze sowie
die Ferkelaufzuchtplätze. In den Altgebäuden entstehen 120 Abferkelplätze
sowie 24 Reserveplätze. Wie bei Variante 1 ist die Maßnahme an der Hofstelle nicht zu realisieren, und es besteht ein öffentliches Interesse an der
Aussiedlungsmaßnahme. Es handelt
sich um ein landwirtschaftliches Bauvorhaben, da die Flächenausstattung AA Bis das Gebäude so steht, ist oft ein langer Abstimmungsprozess notwendig (Foto: Sabine
auch bei der Betriebsteilung für die erWaldert, AELF Coburg)
forderliche „überwiegend eigene Futtergrundlage“ gegeben und damit eine Privilegierung der für seine berufliche Zukunft im Hinblick auf die ErweiteMaßnahme möglich ist. Durch die Aufteilung sind beide Vor- rungsmöglichkeiten, sondern auch unter Beachtung aller
haben, sowohl der Stallneubau als auch die Nutzung der Alt- anderen Interessen wie Umwelt und Nachbarschaft – zu fingebäude, nach Baurecht zu behandeln. Hier gilt die VDI- den.
Richtlinie 3894 als Berechnungsgrundlage und hat in diesem
Unterstützend hilft der Standorttermin durch die enge
Rahmen Rechtscharakter.
behördliche Zusammenarbeit und die gemeinsame DisVariante 3 ist rechtlich äußerst problematisch zu betrach- kussion am „runden Tisch“ nicht nur dem Landwirt die
ten. Die zusätzliche Futterfläche wird für die Umsetzung des Bauvoranfrage einzusparen, sondern auch eine zügige
Bauvorhabens sowohl aus bau- als auch aus immissions- Baugenehmigung zu erlangen, da vorab alle wichtigen
schutzrechtlichen Gründen zwingend benötigt. Der Betrieb und vor allem kritischen Punkte von allen Beteiligten gewird als landwirtschaftliches Gewerbe angesehen und ein meinsam geklärt wurden. Dies ist durch das Erstellen eiBauvorhaben ist bei dieser Variante nur unter Ausweisung nes Protokolls auch im Nachhinein für alle Beteiligten
eines Bebauungsplans mit einem „Sondergebiet Landwirt- nachvollziehbar.
schaft“ möglich. Zudem handelt es sich auch hier um ein VerDer Standorttermin ist damit nicht nur für den Landwirt
einfachtes Verfahren nach § 19 BImSchG ohne Öffentlich- eine große Chance um mögliche Unklarheiten schon im Vorkeitsbeteiligung, bei dem jedoch eine standortbezogene feld abklären zu lassen und konkret in die Planung einsteiVorprüfung zur UVP durch einen privaten Gutachter nötig gen zu können. Auch auf Seiten der Behörden ist diese Art
und gegebenenfalls mit erhöhten Auflagen zu rechnen ist. des Standortmanagements eine Chance, da alle im Einklang
Auch hier ist der Bauherr verpflichtet nach dem Bescheid im- zielorientiert miteinander arbeiten und sich dies wiederum
mer den aktuellen Stand der Technik einzuhalten und gege- positiv nach außen auswirkt.
benenfalls nachzubessern.
Wenn alle für das Bauvorhaben benötigten Aspekte geInfobox: Rechtliche Grundlagen zur Vertiefung
klärt und gegebenenfalls entsprechende Auflagen abgesprochen wurden, schickt das AELF das mit allen Beteiligten Eine Zusammenstellung der rechtlichen Grundlagen,
abgestimmte Protokoll des Standorttermins an alle Teilnehbesonders im Hinblick auf den Immissionsschutz,
mer und den Landwirt. Auf der Basis des Protokolls, der
wurde im Rahmen einer Facharbeit aufgearbeitet und
Kenntnis des Sachverhaltes und der Antragsunterlagen kann
ist inklusive der Quellenangaben beim AELF abrufbar.
die Baugenehmigung in der Regel zügig erteilt werden, da
im Vorfeld alle Unklarheiten gemeinsam abgeklärt und gelöst werden. Eine Bauvoranfrage zur Vorabfrage der Genehmigungsfähigkeit eines Bauvorhabens kann damit komplett
entfallen.
Fazit
Mit dem Standorttermin hat der Landwirt die Möglichkeit
den optimalen Standort für seinen Stallneubau – nicht nur
SUB 4-5/2015
CHRISTINE RÖDDER
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
COBURG
[email protected]
33
STANDORT­
MANAGEMENT
STANDORTMANAGEMENT
BILDUNG
Dialog macht Schule
BILDUNG
von PETER GACH und DR. SIEGFRIED KIENER: Die Landwirtschaftsschule hat eine lange
Tradition. Die Lerninhalte stehen für Nachhaltigkeit, sie sollen aber auch offen sein für Neuerungen. Dies zu kommunizieren ist die Aufgabe aller Beteiligten, die an diesem Bildungsprozess mitwirken. Der Dialog mit der Schulfamilie – Schulleiter, Lehrer, Eltern Studierende – ist
eine Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für die Lerninhalte und die Erwartungen an die
Schule zu diskutieren. Nur im Gespräch miteinander ist es möglich, Vertrauen zueinander
aufzubauen. Landwirtschaftsschule wird auf diese Weise aktiv und kooperativ von den
beteiligten Akteuren gestaltet.
Die Landwirtschaftsschule steht vor großen Herausforderungen. Die Themen Tierwohl, Landwirtschaft in der öffentlichen Meinung, Arbeitszeit und Entlohnung oder die
Agrarmärkte entfalten eine hohe Dynamik an Veränderungen. Der Schulleiter, das Lehrerkollegiums, die Studierenden und die Eltern haben ihre Vorstellungen, was Schule
leisten kann.
Vor diesem Hintergrund steht die Überlegung, wie wir
einen guten Übergang der Studierenden in die elterlichen
Betriebe schaffen können. Die Eltern, die in der Regel selbst
vor 30 Jahren die Landwirtschaftsschule besucht haben,
haben ihr Bild von der Landwirtschaftsschule. Ziel der Aktion „Dialog macht Schule“ ist es, die Erwartungen an die
Landwirtschaftsschule mit den jetzigen Verhältnissen zusammenzubringen und auf Augenhöhe mit allen Beteiligten zu diskutieren.
Auswahl der Inhalte
Die Initiative für die Durchführung des Dialog Forums geht
von der Schulleitung und der
Lehrerkonferenz aus. Hier werden der Zeitrahmen, das Programm und die Räumlichkeiten
in der Schule festgelegt.
Die Studierenden stellen
die Lerninhalte der Fächer Betriebslehre, Pflanzenbau, Tierproduktion sowie Berufsausbildung und Mitarbeiterführung
vor. Die Schwerpunkte für die
Präsentation wählen die Studierenden selbst. Beim Dialogtag 2015 standen folgende
Themen auf der Tagesordnung:
34
AAMindesteinsatzumfang bei Maschinen, Wirtschafterarbeit, Bilder aus dem Sommersemester zu Einkommensalternativen
AASchüttelbox und Besprechung einer Futterration,
Vorteil langlebiger Kühe
AABedeutung des Kalkes für nachhaltig gute Erträge im
Pflanzenbau, Experimente mit Kalk und Säuren zur
Veranschaulichung der Wirkung von Kalk
AAKriterien für die Auswahl eines Auszubildenden
Die Lehrer unterstützen mit Materialien, Bildern, Arbeitsblättern aus dem Unterricht und Medien, wie Beamer, Flipchart.
Durch die freie Wahl ergeben sich verschiedene Formen der
Präsentationen. Allein dieser Vergleich der Vorgehensweise
ist für sich betrachtet spannend und interessant. Denn hier
können die Studierenden die Wirkungsweise ihrer Präsentationen bewerten.
Die Eltern bringen über ihre Fragen an Lehrer und Studie-
AA Die Eltern drücken die Schulbank, die Studierenden sitzen auf den Logenplätzen
SUB 4-5/2015
BILDUNG
Was müssen wir als Schule investieren?
Der Zeitbedarf für die Vorbereitung umfasst
zwei Stunden Vorbereitung in der Lehrerkonferenz, zwei Unterrichtseinheiten für die Ausarbeitung der Themen mit den Studierenden.
Ein Vormittag von 8:45 bis 13:00 Uhr wird für AA Aktiver Bodenschutz mit Kalk – veranschaulicht mit einer Präsentation und einemVersuch
die Durchführung des Dialogtages verwendet. Die Nachbereitung des Tages erfordert
circa drei Stunden. Die Küche in der Landwirtschaftsschule ter, über Gastvorträge in der Schule oder Schulveranstaltunbietet Kaffee mit Kuchen in der Pause und ein Mittagessen gen bilden sich Mandatsträger und kreative Köpfe des Landan. Die Teilnehmer bezahlen eine Tagungspauschale.
kreises ihre Meinung zu der Landwirtschaftsschule. Die
Eltern haben ein starkes Interesse daran, wem sie ihre Söhne
Unsere Erfahrungen
und Töchter für drei Semester anvertrauen. Daher ist hier unLandwirtschaftsschule hat ihren eigenen öffentlichen Raum. sere Initiative erforderlich, wie Landwirtschaft im AllgemeiÜber die Landwirtschaftsschule wird auch außerhalb der nen und die Landwirtschaftsschule im Besonderen in der ÖfSchule gesprochen. Durch die Schultage im Sommersemes- fentlichkeit wahrgenommen und wertgeschätzt werden.
Unsere Antwort heißt: Dialog macht Schule.
PETER GACH
DR. SIEGFRIED KIENER
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT
UND FORSTEN WEIDEN
[email protected]
[email protected]
AA Vorführung einer Schüttelbox
SUB 4-5/2015
35
BILDUNG
rende ihre Meinungen direkt in die Diskussion
ein. Hier standen im Fokus der Aussprache: Arbeitszeit in wachsenden Betrieben, Vermarktung der Produkte als Bestandteil der Lerninhalte im Unterricht, produktionstechnische
Nachfragen zu den Fachthemen, und die künftige Personalausstattung der Landwirtschaftsschule Weiden nach der Versetzung und Pensionierung zweier Stammlehrer.
In den Pausengesprächen haben die Eltern bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit, mit
den Lehrern persönlich Kontakt aufzunehmen. Die Eltern nutzen die 30 Minuten Kaffeepause und ein open end nach dem Mittagessen für diesen Gedankenaustausch.
BILDUNG
Strategien für mehr Tierwohl mit
neuen Labels und Initiativen
Fachtagung „Lebenslanges Lernen“ für hauswirtschaftliche Lehr- und Fachkräfte
BILDUNG
von JUDITH REGLER-KEITEL: „Den Arbeitsmarkt und die Verbraucher im Blick“ – unter diesem
Motto fand im November 2014 die Fachtagung „Lebenslanges Lernen“ statt. Der Schwerpunkt
lag auf dem derzeit sehr aktuellen Thema „Tierwohl“. Neue Initiativen und Labels wurden
vorgestellt und die Problematik aufgrund des steigenden Fleischkonsums und des Verbraucherverhaltens aufgezeigt.
Die Fachtagung des Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) fand bereits zum
vierten Mal statt, dieses Mal vor rund 130 Ausbilderinnen,
Fachkräften hauswirtschaftlicher Betriebe, Lehrkräften hauswirtschaftlicher Schulen sowie Bildungsberaterinnen. Themen zur Berufsbildung standen ebenso auf dem Programm
wie Informationen über aktuelle Verbraucherthemen, die für
Unterricht und Ausbildung in der Hauswirtschaft relevant
sind.
Diskussion zum Tierwohl versachlichen
Prof. Dr. Prisca V. Kremer von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf verwies auf die in den Medien häufig emotional und einseitig geführte Diskussion zum Thema Tierhaltung. Auf der einen Seite glauben laut einer europäischen
Umfrage 75 Prozent der Deutschen, dass es landwirtschaftlichen Nutztieren schlecht gehe, auf der anderen Seite sei die
Bereitschaft, bei Fleisch einen höheren Preis für mehr Tierwohl zu bezahlen, eher gering. Bei Befragungen, wofür der
Verbraucher bereit sei, mehr Geld auszugeben, wird an erster Stelle höhere Qualität genannt, an zweiter Stelle Freilandhaltung, dann Regionalität und erst an achter Stelle Tierwohl. Dabei stellt der steigende Bedarf an Produkten
tierischer Herkunft eine enorme Herausforderung für die
Tierproduktion dar. Frau Prof. Kremer betonte, dass derzeit
intensiv an Maßnahmen für den Schutz und das Wohlergehen von Tieren gearbeitet werde, auch um die Strategien der
Europäischen Kommission umzusetzen. Es soll sichergestellt
werden, „dass landwirtschaftliche Nutztiere unter Bedingungen gehalten werden, die keine Misshandlung, keinen Missbrauch, keine Schmerzen und kein Leiden mit sich bringen“.
Tierschutzlabel seien politisch gewollt. Bereits vorhandene
und etablierte Labels wie QS und Bio stehen u. a. für tierschutzgerechte bzw. artgerechte Tierhaltung mit entsprechenden Kontrollen.
36
AA Von links: Prof. Dr. Prisca V. Kremer, Prof. Dr. Paul Michels, Prof. Dr.
Mirjam Jaquemot
Am Beispiel des Tierschutzlabels des Deutschen Tierschutzbundes wurden die Kriterien für Einstiegs- bzw. Premiumstufen für Masthühner und Mastschweine dargelegt.
So gelten z. B. für Masthühner für die Einstiegsstufe ein
Platzangebot von einer maximalen Besatzdichte von
25 kg/m² sowie eine Bestandsobergrenze von maximal
zwei mal 30 000 Masthühnerplätzen. Weitere Kriterien beziehen sich auf die Zuchtlinien, den Kaltscharrraum, die
Strukturierung, die Transportdauer, die Schlachtung und
auf tierbezogene Kriterien (siehe: http://www.tierschutzlabel.info/tierschutzlabel/)
Zur Sprache kamen auch die Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft „Neue Wege für
mehr Tierwohl“ (siehe www.bmel.de) und die Initiative des
StMELF für bessere Haltungsbedingungen von Nutztieren.
Aus Sicht der Referentin „bietet die Initiative Tierwohl einen
neuen Ansatz, der diesmal v. a. durch Flexibilität den Landwirten entgegen kommt und eine breitere Basis von Tieren
erreichen soll.“
SUB 4-5/2015
AA Interessierte Teilnehmerinnen im „Alten Reithaus“ in Triesdorf
In der anschließenden Diskussion richtete Prof. Dr. Kremer einen Appell an die hauswirtschaftlichen Lehr- und
Fachkräfte, im Unterricht und in der Ausbildung durch fachlich fundierte Informationen der zum Teil sehr unsachlichen
Berichterstattung in den Medien entgegen zu wirken.
Themen der hauswirtschaftlichen Berufsbildung
Einen interessanten Blick auf den Arbeitsmarkt ermöglichten
die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Bundesstudie
„Neue Perspektiven für die Hauswirtschaft“, vorgetragen
von Diplomsoziologin Susanne Winge, Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. Die Studie stellt u. a. einen steigenden
Bedarf in den Bereichen „Alltagsbetreuung, hauswirtschaftliche Unterstützung in der ambulanten Pflege, Quartiersmanagement, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung“
fest.
Birgit Achhammer, Hauswirtschaftsleitung im Seniorenstift Regensburg, berichtete von der positiven Entwicklung
des Stellenwertes der Hauswirtschaft in den Alten- und
Pflegeeinrichtungen des Seniorenstifts. Das Ergebnis zeige
sich zum einen in einer hohen Fachkräftequote und zum
anderen in einer neuen Organisationsstruktur, beides
durch Überzeugungsarbeit erreicht. So seien die Präsenzkräfte in den Wohngruppen der Hauswirtschaftsleitung
und nicht, wie in anderen Häusern üblich, der Pflegedienstleitung unterstellt.
Elfriede Töpfer, Ausbildungsleiterin und Hotelmanagerin
Diakonie Neuendettelsau ermöglichte mit vielen Bildern einen Blick in den Ausbildungsbetrieb Hotellerie und Gastronomie. Hauswirtschaftliche Azubis durchlaufen unter anderem die Bereiche Housekeeping, Verpflegung und Service.
SUB 4-5/2015
Wichtig in dieser Branche seien Motivation und eine „Dienstleistungshaltung“.
Die aktuelle Situation in der Berufsbildung Hauswirtschaft in Bayern stellte Ministerialrätin Gisela
Miethaner (StMELF) dar. Aufgrund
demografischer und gesellschaftlicher Entwicklungen steige der Bedarf an hauswirtschaftlichen Dienstleistungen. Die Gewinnung von
Berufsnachwuchs und eine den Anforderungen des Arbeitsmarkt angepasste Aus- und Fortbildung habe
oberste Priorität.
Der Frage „Regional oder Bio: Was
wünscht der Verbraucher?“ stellte sich
Prof. Dr. Paul Michels von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Die
Nachfrage nach Bioprodukten steigt
kontinuierlich, wobei ein starker Trend zu regionalen Produkten zu beobachten sei. Regionale Produkte sollten hinsichtlich des Ortes der Erzeugung, Verarbeitung und Verpackung kritisch überprüft werden. Auch sehe z. B. die
Umweltbilanz eines im Winter im Gewächshaus regional erzeugten Salates sehr viel schlechter aus als die eines spanischen Kopfsalates. Prof. Michels sieht den richtigen Weg bei
mehr Bio-Produkten aus der Region. Bayern sei hier Vorreiter
mit seinem Landesförderprogramm „BioRegio Bayern 2020“.
Prof. Dr. Dr. Bruno Ehrmaier ist überzeugt: „Frauen denken nachhaltiger als Männer.“ Wissen über „Erneuerbare
Energien im hauswirtschaftlichen Umfeld“ sollte deshalb in
der Berufsbildung Hauswirtschaft vermittelt werden. Gerade für Großhaushalte, z. B. in Tagungshäuser und sozialen
Einrichtungen, spielt das Thema Energieverbrauch und
Nutzung der Eigenstromproduktion aus vorhandenen Photovoltaikanlagen auf den Gebäuden eine immer größere
Rolle.
Die Fortbildungstagung wurde kompetent moderiert
von Prof. Dr. Mirjam Jaquemoth, die im Studiengang Ernährung und Versorgungsmanagement an der Hochschule in
Triesdorf v. a. für die Themen Haushaltsökonomie und Verbraucherpolitik zuständig ist. Die Vorträge sind auf der Internetseite des Ministeriums unter www.berufe.hauswirtschaft.
bayern.de eingestellt.
JUDITH REGLER-KEITEL
FORTBILDUNGSZENTRUM HAUSWIRTSCHAFT
TRIESDORF
[email protected]
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BILDUNG
BILDUNG
BILDUNG
Aktionstag zum internationalen
Jahr der bäuerlichen Landwirtschaft
BILDUNG
von ANNE LUTZ: Das internationale Jahr der bäuerlichen Landwirtschaft nutzte das Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt , um den Dialog mit den Verbrauchern zu suchen. Am 4. Oktober 2014 fand ein Aktionstag auf dem Schweinfurter Bauernmarkt
statt. Ziel war es, über die vielfältigen Aufgaben der modernen Landwirtschaft zu informieren,
Vorurteile aus der Welt zu schaffen und für den Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe zu
werben.
Die Vereinten Nationen (UN) hatten 2014 zum „Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe“ ausgerufen. Dies
ist eine Bestätigung für die bayerische Agrarpolitik, die nicht
nach dem Motto „Wachsen oder Weichen“ agiert, sondern
gezielt auf die bäuerlichen Familienbetriebe setzt. Die bäuerlichen Familienbetriebe sind das wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Rückgrat des ländlichen Raumes
und damit ein unverkennbares Markenzeichen Bayerns. Jedoch ist den Meisten nicht bewusst, dass hinter vielen heute
oft als selbstverständlich wahrgenommenen Leistungen für
unsere Umwelt, Wirtschaft und Kulturlandschaft bäuerliche
Familien mit ihrer tagtäglichen Arbeit, ihrem Engagement
und ihrer Bodenhaftung stehen. Deshalb sollte in Bayern das
UN-Themenjahr genutzt werden, um die Leistungen der Familienbetriebe noch stärker herauszustellen.
kate erklärten den Begriff „bäuerliche Familienbetriebe“ und
verdeutlichen deren Leistungen für die Gesellschaft. Es
wurde auch auf die Entwicklung der Landwirtschaft in Bayern sowie die wirtschaftliche Situation der Betriebe eingegangen. Auch sollte dem interessierten Verbraucher dargestellt werden, dass Landwirte zwar staatliche Unterstützung
erhalten, für diese aber auch Gegenleistungen erbringen.
Schließlich sollte über die Plakate noch deutlich werden, was
jeder Einzelne leisten kann, um den Erhalt bäuerlicher Familienbetriebe zu unterstützen.
„Von der bäuerlichen Landwirtschaft erwarte
ich mir die Produktion von hochwertigen,
regionalen Lebensmitteln“
Der Bauernmarkt als Gelegenheit zum Dialog
Jeden ersten Samstag im Monat bieten Landwirte aus der
Region ihre selbst erzeugten Produkte auf dem Marktplatz
in Schweinfurt an. Bei bestem Herbstwetter kamen Anfang
Oktober zahlreiche Besucher auf den Markt und zeigten großes Interesse am Stand des AELF Schweinfurt.
Anita R., Hausfrau
„Mit unserem eigenständigen Bayerischen
Weg in der Agrarpolitik setzen wir ganz
gezielt auf den Fortbestand und die Entwicklung der bäuerlichen Familienbetriebe.“
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner
Die Idee hinter dem Aktionsstand war, durch ein Gewinnspiel mit Glücksrad einerseits die Verbraucher an den Stand
zu locken, andererseits durch Fragen, welche sich teilweise
auf die ausgestellten Plakate bezogen, die Besucher zur Betrachtung der Plakatausstellung zu animieren. Die sechs Pla-
38
AA Anna-Barbara Heyder vom AELF Schweinfurt mit Standbesuchern am
Glücksrad
SUB 4-5/2015
BILDUNG
AA Dr. Michaela Neff (AELF Schweinfurt) im Dialog mit einem Marktbeschicker
Kenntnisse über Landwirtschaft dürftig
Die allgemeinen Fragen zur Landwirtschaft zeigten auf, wie
wenig viele Verbraucher sich mit der Herkunft ihrer Lebensmittel beschäftigten. So schätzte die Mehrzahl die jährliche
Milchleistung einer Kuh auf deutlich unter 1 000 Liter. Erfreulich war hingegen, dass viele Kinder über Projekte in Schule
und Kindergarten oft über ein besseres Hintergrundwissen
zum Thema Landwirtschaft verfügen, als die Erwachsenen.
Sie hatten meist keine Probleme dabei, die Ausgangsprodukte verschiedener Lebensmittel zu benennen. Dass Käse
aus Milch ist und man für die Herstellung von Pommes Frites
Kartoffeln braucht, war für die Kleinsten ebenso logisch wie
die Tatsache, dass man getrocknetes Gras Heu nennt.
Besonders die Fragen, die sich auf die ausgestellten Plakate bezogen, lösten häufig Erstaunen bei den Teilnehmern aus. So konnten sich die wenigsten vorstellen, dass
vom Verkaufspreis eines Brotes lediglich 6 Prozent beim
Landwirt ankommen. Ebenso verwundert waren die meisten, wenn sie erfuhren, dass ein deutscher Durchschnittsbürger lediglich 12 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel ausgibt.
Einkauf auf dem Bauernmarkt in Schweinfurt wird hierzu
schon ein Beitrag geleistet. Gelobt wurde auch die Idee für
einen solchen Aktionstag, denn viele gaben zu, sich unbewusst immer weniger mit der Landwirtschaft und somit der
Herkunft ihrer Lebensmittel auszukennen. So stößt das
(Wunsch-) Bild der Öffentlichkeit vom Bauernhof mit einer
kleinen Anzahl von Kühen, Schweinen und dem Hahn auf
dem Misthaufen auf die Realität einer knallharten Preispolitik, der die Landwirtschaft unterworfen ist und welche die
Betriebe zu Spezialisierung und Wachstum zwingt. Dass also
Betriebe mit zehn Kühen nicht von der Landwirtschaft leben
können, muss dem Verbraucher erst bewusst gemacht werden.
Das Verständnis für die Situation und die Probleme bayerischer Familienbetriebe konnte aber durch den Aktionstag
zumindest bei den Marktbesuchern in Schweinfurt verstärkt
werden. Deutlich wurde jedoch, dass die Landwirte auf den
Verbraucher zugehen und sich öffnen sollten. Der Verbraucherdialog über Aktionen wie diese ist dringend notwendig.
Andernfalls entfremdet sich die Gesellschaft immer weiter
von der Landwirtschaft.
„Agrarfabriken mit zig tausend Mastschweinen stoßen auf wenig Verständnis und haben
meiner Meinung nach mit Landwirtschaft
nichts mehr zu tun.“
Hubert L., Rentner
Dialog schafft Verständnis
Im Dialog mit den Verbrauchern wurde klar, dass einem
Großteil der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft und die
regionalen Betriebe durchaus ein Anliegen sind. Durch den
SUB 4-5/2015
ANNE LUTZ
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
SCHWEINFURT
[email protected]
39
BILDUNG
Beim Gewinnspiel am Glücksrad „erdrehten“
sich die Standbesucher ihre Fragen. Der Preis,
ein Einkaufsgutschein für den Bauernmarkt,
konnte dann direkt vor Ort eingelöst werden. Es
gab Zahlenfelder, denen Fragen zugeordnet
waren und Aktionsfelder. Wurde eines der Aktionsfelder erreicht, mussten die Teilnehmer Getreidearten bestimmen oder am Gummieuter
melken. Insbesondere Letzteres stellte für viele
eine große Herausforderung dar. Auch bei der
Getreidebestimmung waren nicht alle Teilnehmer gleich gut, besonders aber die älteren
Standbesucher verfügten über gute Kenntnisse,
wenn es darum ging, Weizen, Gerste und Hafer
zu erkennen.
BILDUNG
Vielfalt im Energiepflanzenanbau
Bayernweites Gemeinschaftsprojekt informiert
BILDUNG
von ANDREA SOBCZYK, JULIA HALLER und KORNELIA MARZINI: Ziel des Gemeinschaftsprojektes ist, das Fachwissen der Forschungseinrichtungen, basierend auf Exaktversuchen, im
Bereich Substratproduktion für Biogas zu bündeln und an die breite Öffentlichkeit weiter zu
geben. Über die gesamte Projektlaufzeit finden dazu Feldtage und Vortragsveranstaltungen
statt. Das Projekt „Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau“ wird
von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Kooperation mit der Landesanstalt für
Wein- und Gartenbau (LWG) und des Technologie- und Förderzentrums im Kompetenzzentrum
für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) bearbeitet.
Die vier wichtigsten Erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung in Deutschland sind Bio-, Sonnen-, Wasser- und Windenergie. Vorteil der Bioenergie gegenüber den anderen ist,
dass sie variabel abgerufen beziehungsweise eingesetzt
werden kann. Bei guter Vernetzung der einzelnen Erneuerbaren Energien hat die Bioenergie das Potential Schwankungen im Strombedarf bedingt durch Spitzenlast- oder Tageszeiten auszugleichen. Erster Schritt zur Bioenergiegewinnung
aus Biogas ist die Substratproduktion. Das am häufigsten
eingesetzte pflanzliche Substrat in Bayern ist die Maissilage,
gefolgt von Grassilage und Getreide-Ganzpflanzensilage
(Getreide-GPS). Um über die vielfältigen Möglichkeiten in
der Substratproduktion zu informieren gibt es seit 2013 das
Projekt „Informations- und Demonstrationszentrum Energiepflanzenanbau“. Bayernweit sind daraus zehn Standorte
(siehe Abbildung) entstanden, an denen sowohl mehrjährige,
als auch einjährige Kulturen in verschiedenen Anbausystemen demonstriert werden. Publiziert werden Fachinformationen, welche auf den Forschungsergebnissen der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der Landesanstalt für Weinund Gartenbau (LWG) und des Technologie- und Förderzentrums im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe
(TFZ) basieren. Koordiniert wird das Projekt von der Arbeitsgruppe Biomasse (IPZ 4c) des Institutes für Pflanzenbau und
Pflanzenzüchtung der LfL in Freising.
Energiepflanzen im praktischen Anbau
Im praktischen Anbau sind neue Kulturen, wie beispielsweise Durchwachsene Silphie oder Riesenweizengras und
massenreiche Mischungen aus Wildpflanzen zu sehen. Bereits in der Praxis etablierte Kulturen, wie Wintergetreide
und Mais sind ebenfalls vertreten. Zusammen mit anderen
einjährigen Kulturen stehen hier verschiedene standortangepasste Anbausysteme im Fokus. Die Schauflächen sind bei
40
AA Abbildung: Übersicht der Informations- und Demonstrationszentren
Energiepflanzenanbau in Bayern
öffentlichen landwirtschaftlichen Einrichtungen angelegt
und für jedermann ganzjährig frei zugänglich.
Zur Selbstinformation sind vor Ort individuelle Kulturschilder angebracht, bei denen allgemeine und anbauspezifische Informationen vermerkt sind. Jährlich organisierte
Feldtage an den einzelnen Standorten bieten die Möglichkeit, Fragen im direkten Gespräch mit dem Fachpersonal zu
klären und sich mit den Teilnehmern auszutauschen (aktuelle Termine siehe Infobox). Darüber hinaus können zielgruppenangepasste Führungen für Landwirte, Jäger, Imker, Umweltschützer, Berater, Schüler oder interessierte Bürger an-
SUB 4-5/2015
BILDUNG
28. Mai:
TFZ Straubing
2. Juni:
LVFZ Schwarzenau
9. Juni:
LfL-Versuchsstation Grub
5. Juli:
LWG Veitshöchheim „Tag der offenen Tür“
8. Juli:
LfL-Versuchsstation Grub
14. Juli:
LVFZ Almesbach
21. Juli:
LLA Bayreuth
29. Juli:
Willendorf/Merkendorf
4. August:
LVFZ Achselschwang
20. August:
HLS Rotthalmünster
17. Sept.:
TFZ Straubing
Uhrzeiten, Anfahrtsbeschreibungen und weitere Informationen finden Sie
unter http://www.biogas-forum-bayern.de/energiepflanzen
gefragt werden. Fachvorträge zum Thema Substratproduktion für Biogasanlagen werden ebenfalls an Veranstaltungen, wie Pflanzenbautagen oder Fachmessen gehalten. Aktuelle Veranstaltungstermine, Steckbriefe und Anfahrtsbeschreibungen zu den Standorten sind im Internet auf dem
Fachportal „Biogas Forum Bayern“ zu finden.
Fruchtfolgen abwechslungsreich gestalten
Biogasfruchtfolgen ist ein Thema mit dem sich die Arbeitsgruppe Biomasse (IPZ4c) der LfL in Freising beschäftigt. Die
auf den Schauflächen gezeigten Anbausysteme stammen aus
einem bereits abgeschlossenen Versuch, welcher über vier
Jahre an drei Standorten durchgeführt wurde.
Innerhalb der Systeme sind verschiedene Wintergetreidearten zur GPS-Nutzung vertreten, wobei mit zunehmender Standzeit der Ertrag steigt. Wintertriticale wird beispielsweise Ende Juni beziehungsweise Anfang Juli geerntet und verbleibt von
den Getreidearten am
längsten auf dem Feld. Aufgrund der relativ langen Vegetationszeit ist ein anschließender
Zweitfruchtanbau sehr schwierig.
Optimale Trockensubstanzgehalte von 28 bis 30 Prozent, die für eine ordnungsgemäße Silierung nötig AA Grünroggen mit Mais als
sind, werden unter bayeriNachfrucht
SUB 4-5/2015
schen Verhältnissen in der Regel nicht erreicht. Ausgenommen sind dabei Gräser, welche angewelkt werden können.
Nach der frühräumenden Wintergerste ist ein Anbau von
Mais oder Sorghum bis Mitte Juni möglich. Bei der Saatgutwahl sollte auf möglichst frühreife Sorten geachtet werden.
Die Sommertriticale hat in einem Versuch zu Zweitkulturen
durch gesunde und gute Erträge überzeugt. Optimaler
Saatzeitpunkt ist die letzte Junidekade.
Weidelgrasuntersaat auch für Greening interessant
Greening ist dieses Jahr ein großes Thema. Vor allem bei den
„Ökologischen Vorrangflächen“ muss im Vorfeld kalkuliert
werden. Weidelgrasuntersaaten im Wintergetreide können
dabei mit dem Faktor 0,3 angerechnet werden. Wie bei allen
Zweikulturnutzungssystemen ist auch bei diesem Anbauverfahren eine ausreichende Wasserversorgung unabdingbar. Nutzungsdauer und Standortsituationen sind bei der
Sortenwahl des Weidelgras maßgeblich, da diese in ein-,
über- und mehrjährig unterschieden werden. Versuche der
LfL belegen, dass eine Weidelgrasuntersaat im Vergleich zu
einer Blanksaat einen Entwicklungsvorsprung besitzt, wodurch ein Schnitt mehr im Jahr erzielt werden kann. Derzeitige Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine gleichzeitige
Herbstaussaat von Untersaat und Getreide einer Nachsaat
im Frühjahr vorzuziehen ist. Besonders an Standorten mit
hohem Unkrautdruck etabliert sich die Frühjahrsuntersaat
unzureichend. Um der Untersaat genügend Licht und Nährstoffe zu sichern, muss bei der Aussaat das Saatgut des Getreides um 1/3 reduziert werden. Weitere Vorteile sind die
unkrautunterdrückende Wirkung der Untersaat und die im
Rahmen des Greening geforderte Winterbegrünung.
Maismischanbau noch im Versuchsstadium
Neben dem reinen Maisanbau wird auch eine Parzelle mit
Mais und Stangenbohnen als Mischanbau präsentiert. In
Ländern wie Chile wird auf Grund optimaler Flächennutzung
der Mischanbau schon seit
vielen Jahren betrieben. Ein
aktuell an der LfL laufender
Versuch soll Aufschluss über
die Problematik der Mechanisierung dieses Verfahrens
bezüglich Aussaattechnik,
geeigneter Sorten für Bayern und möglichen unkrautregulierenden Maßnahmen
bringen. Sinn und Zweck ist
es, mit Hilfe von Leguminosen und Blühpflanzen die AA Mais mit Stangenbohnen im
Biodiversität im SilomaisanMischanbau
41
BILDUNG
Infobox 1: Feldtage 2015
BILDUNG
AA Feldtag in Ansbach vor einer mehrjährigen Wildpflanzenmischung
BILDUNG
bau zu erhöhen und trotzdem gute Erträge zu erwirtschaften.
Blühflächen zur Biogasverwertung
Seit 2008 forscht die LWG an verschieden Wildpflanzenmischungen, die als Substrat in der Biogasanlage dienen.
Neben einheimischen Arten werden auch fremdländische
Stauden untersucht, welche sehr massenwüchsig sind
und so den Ertrag steigern könnten. Die Mischungen bestehen aus bis zu 25 verschiedenen ein- und mehrjährigen Arten, was eine jährlich ändernde Bestandszusammensetzung mit sich zieht. Trockenstress können vor
allem Bestände im zweiten und dritten Jahr durch ihre Artenvielfalt besser kompensieren als Kulturen in Reinanbau. Ihr großer ökologischer Wert kommt nicht nur Bienen als eine große und vor allem lang verfügbare
Nahrungsquelle entgegen, sondern auch den Boden- und
Wildtieren.
„Genügsam und bei der Gesellschaft sehr beliebt“
Arbeitstechnisch sind die Wildpflanzenmischungen und
anderen mehrjährigen Kulturen sehr genügsam, da außer der Bodenbearbeitung, Ansaat und Düngung nur die
Ernte anfällt. Besonders an Gewässerrandstreifen sind
sie zu empfehlen. Methanhektarerträge der Mischungen
liegen bei circa 50 Prozent von Silomais und bieten somit eine gute Alternative zwischen Akzeptanz in der Bevölkerung und Substrat für die Biogasanlage. Der geeignete Erntezeitpunkt der artenreichen Mischungen
beläuft sich im ersten Jahr von Ende August bis Ende
September. Ab dem zweiten Standjahr ab Mitte Juli bis
August.
42
Kulturen werden neu- und wiederentdeckt
Dauerkulturen, wie zum Beispiel Durchwachsene Silphie, Riesenweizengras, Sida, Switchgrass, Miscanthus und IGNISCUM®, werden am TFZ untersucht. Aufgrund ihrer Mehrjährigkeit sind viele ökologische Vorteile gegeben. Durch die
ganzjährige Bodenbedeckung tragen sie beispielsweise zum
Erosions- und Gewässerschutz bei, bieten Schutzraum für
Wildtiere und verbessern durch den Humusaufbau die Bodenfruchtbarkeit.
Eine Dauerkultur mit großem Potenzial ist die Durchwachsene Silphie. Ihr wird eine Nutzungsdauer von über
zehn Jahren zugesprochen. Das Hauptproblem der Durchwachsenen Silphie war bisher die geringe Keimfähigkeit
des Saatguts, die ein kostenintensives Pflanzverfahren notwendig machte. Seit letztem Jahr ist nun vorbehandeltes
Saatgut mit einer verbesserten Keimfähigkeit verfügbar, so
dass der Anbau auch aus ökonomischer Sicht attraktiver
wird.
Fruchtfolgen gestalten mit neuen Arten
Neben den Dauerkulturen werden am TFZ auch die einjährigen Energiepflanzen Sorghum, Amarant, Quinoa, Buchweizen sowie die Gemenge Wickroggen und WintertriticaleErbse untersucht und an den Informations- und Demonstrationszentren in Anbausystemen vorgestellt. Buchweizen
und Quinoa sind vor allem aufgrund ihrer kurzen Vegetationszeit interessant. Rund 100 Tage nach der Saat erreichen
sie bereits die Siloreife und können somit äußerst flexibel in
die Fruchtfolgen eingebunden werden, zum Beispiel nach
der Ernte von Getreide-GPS. Buchweizen sowie Quinoa gehören zu den Pseudogetreidearten, d. h.
die Körner enthalten
viel Stärke; zählen jedoch nicht zum Getreide. Eine weitere
Kultur dieser Gruppe
ist der Amarant. Inhaltsstoffanalysen
haben gezeigt, dass
dieser einen im Vergleich zu klassischen
landwirtschaftlichen
Kulturen, wie Mais
und Getreide, hohen
Gehalte an Spurenelementen wie Nickel
AA Durchwachsene Silphie Blüte
und Kobalt enthält,
die für die Mikroorganismen im Biogasfermenter essentiell
sind. Bisher wurde Amarant jedoch nur sehr wenig züchte-
SUB 4-5/2015
BILDUNG
tar nicht übersteigen. Beim Kauf des Winterroggensaatguts
muss auf eine gute Standfestigkeit geachtet werden, um die
Lagergefahr möglichst gering zu halten, da der Einsatz von
Wachstumsreglern nicht möglich ist. Bereitet die Ernte mit
dem Feldhäcksler Probleme, ist ein Rapsgebiss mit Seitenmessern empfehlenswert.
Das Projekt „Informations- und Demonstrationszentren
Energiepflanzenanbau“ ist vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert.
Bei Fragen und Terminvereinbarungen für individuelle Führungen steht Andrea Sobczyk (Kontaktdaten siehe Autor) jederzeit gerne zu Verfügung.
AA Wickroggen ist bei Insekten sehr beliebt
Blühakzent im Winterroggen
Wickroggen ist eine Mischung aus Winterroggen und der
winterharten Zottelwicke, welche durch ihre violetten Blüten ein imposantes Bild zeigt und von Insekten gerne besucht wird. Die Wicke bindet als Leguminose mithilfe von
Knöllchenbakterien Stickstoff, sodass Mineraldünger eingespart werden kann. Gleichzeitig schließt sie rasch den Bestand, sodass Unkraut unterdrückt wird. Das Mischungsverhältnis kann variiert werden, je stärker der Blüheffekt gewünscht ist. Allerdings sollte der Wickenanteil 10 kg je Hek-
BILDUNG
ANDREA SOBCZYK
BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR
LANDWIRTSCHAFT
INSTITUT FÜR PFLANZENBAU UND
PFLANZENZÜCHTUNG
JULIA HALLER
TECHNOLOGIE- UND FÖRDERZENTRUM
IM KOMPETENZZENTRUM FÜR NACHWACHSENDE ROHSTOFFE (TFZ)
KORNELIA MARZINI
BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WEINBAU
UND GARTENBAU
[email protected]
[email protected]
[email protected]
risch bearbeitet, sodass häufig Probleme bei der Abreife bestehen. Auf dem deutschen Markt ist derzeit nur eine Sorte
zugelassen.
Berichtigung zum Beitrag „Nachhaltige Biogaserzeugung aus Wildpflanzen“ in „Schulde und Beratung"
Heft 3/15
SUB 4-5/2015
120 %
100 %
80 %
60 %
40 %
20 %
Ach
Bau
Ssm
Alm
Gru
Ost
Srb
3. SJ
2. SJ
1. SJ
3. SJ
2. SJ
1. SJ
3. SJ
2. SJ
1. SJ
3. SJ
2. SJ
1. SJ
3. SJ
2. SJ
1. SJ
3. SJ
2. SJ
1. SJ
3. SJ
2. SJ
1. SJ
3. SJ
2. SJ
0%
1. SJ
MARTIN DEGENBECK
BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR
WEINBAU UND GARTENBAU
[email protected]
140 %
Relativer TM-Ertrag der WPM (% des Maisertrags)
Die Abbildung 2 in meinem Beitrag „Nachhaltige Biogaserzeugung aus Wildpflanzen“ in „Schule und Beratung“ Heft 3/2015,
Seite 35 enthält leider falsche Ertragswerte,
die den Ringversuch Bayern Energie aus
Wildpflanzen betreffen. Dafür bitte ich
um Nachsicht. In der nebenstehenden
Abbildung sind die Werte nun korrigiert.
Sch
AA Abbildung 2: Trockenmasseertrag 2013 in Prozent des Maisertrags (gestrichelte Linie) an den
acht Versuchsstandorten des Ringversuchs Bayern, WPM im 1., 2. und 3. Standortjahr
43
BILDUNG
Waldpädagogik baut Barrieren ab
BILDUNG
von GERHARD SEIDL: Waldpädagogische Führungen mit behinderten Menschen sind eine
besondere Herausforderung. Bei guter Planung und Vorbereitung sind sie eine hervorragende
Möglichkeit für die Behinderten, neue Erfahrungen in einem Umfeld zu machen, zu dem sie
normalerweise keinen Zugang haben. Der Abbau von Barrieren findet dabei auf beiden Seiten
statt, die Waldpädagogen lernen bei solchen Führungen viel über den Umgang mit Menschen
– und dieser gelungene Umgang mit Menschen ist für ihre Arbeit eine entscheidende Fähigkeit. Der Beitrag schildert Erfahrungen aus einem Seminar, in dem angehende Waldpädagogen auf Führungen mit besonderen Teilnehmergruppen vorbereitet werden sollen.
Die bayerische Staatsregierung plant, bis 2020 möglichst
viele Barrieren für Menschen mit Behinderung abzubauen.
Für körperlich und geistig Behinderte gibt es neben den
physikalischen Begrenzungen in der Umwelt auch Grenzen
durch fehlende Gelegenheiten, in einer anderen Umgebung
neue Erfahrungen zu machen. Gerade in der Waldpädagogik
gibt es aber Möglichkeiten, die im ersten Moment erstaunen. Diese Erfahrung haben im Herbst 2014 eine Gruppe
Waldpädagogen zusammen mit ca. 50 Behinderten und deren Betreuer in einem Seminar der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gemacht.
Inhalt des Seminars „Besondere Zielgruppen in der Waldpädagogik“ war die Planung, Durchführung und Nachbereitung von
AAFührungen für drei Gruppen körperlich und/oder
geistig behinderter Kinder (erste bis fünfte Klasse),
AAeine Führung mit einer Gruppe blinder Menschen,
AAeine Führung mit Taubstummen, und
AAeine Führung mit einer gemischten Gruppe mit
autistischen und hyperaktiven Kindern (vier bis zehn
Jahre).
Für eine gelungene Waldführung müssen verschiedene Einflussgrößen aufeinander abgestimmt werden (siehe Abbildung). In diesem Bericht soll dargestellt werden, wie weit
diese Einflussgrößen auch für Führungen mit behinderten
Menschen gelten und was bei Behindertenführungen besonders beachtet werden muss.
peraktiven Kindern sind sehr unterschiedlich zu den Voraussetzungen, die eine Gruppe von Taubstummen für die Führung mitbringt. Gespräche mit den Begleitern sind
unverzichtbar, um diese Fragen zu beantworten. Das Problem
dabei: Die Begleiter kennen ihre Behinderten in der Einrichtung, sie haben aber wenig Vorstellung, was im Wald möglich
ist und wie sich die behinderten Teilnehmer im Wald verhalten. Deshalb ist es sinnvoll, die Gespräche mit den Begleitern
durch den direkten Kontakt mit den Behinderten vor der Veranstaltung zu ergänzen. Auch innerhalb der Gruppe können
die Voraussetzungen der Teilnehmer unterschiedlich sein.
Im Seminar war die Führung der Gruppe der 4- bis 10-Jährigen behinderten Kinder durch die große Altersspanne und
die sehr unterschiedlichen Möglichkeiten der Kinder besonders schwierig. Eine Lösung war es, einerseits die Ansprüche
an die Führung auf ein passendes Maß zu reduzieren und andererseits auf die einzelnen Teilnehmer intensiver einzugehen. Statt Wissensvermittlung wurden z.B. durch gemeinsames Musizieren die Sinne der Teilnehmer und das Gruppen­
erlebnis stärker angesprochen.
Die vorbereitenden Gespräche und die anschließende
Umsetzung der Ideen in ein „Drehbuch“ für die Waldführung
sind aufwendig und zeitintensiv, aber unverzichtbar für eine
erfolgreiche Führung. Für die Führungen in Roggenburg waren die Waldpädagogen etwa einen vollen Arbeitstag beschäftigt mit der Planung der Führung, der Sichtung des
Waldortes, der Vorbereitung der Aktivitäten und der Abstimmung untereinander.
Teilnehmerorientierung
In der Waldpädagogik hat die Teilnehmerorientierung oberste
Priorität: Das gilt für alle Waldführungen, wirkt sich aber bei
behinderten Teilnehmern stärker aus. Was können und wollen
Blinde, Taubstumme, geistig behinderte Kinder, was bringen
sie mit in den Wald, was sollen sie mitnehmen (lernen, erleben, erfahren)? Wie ist die Gruppe zusammengesetzt und was
interessiert die Begleiter?
Die Möglichkeiten und Grenzen von autistischen oder hy-
AA Einflussgrößen auf eine gelungene Waldführung
44
SUB 4-5/2015
BILDUNG
Waldort/Umfeld
Einen wichtigen Einfluss auf die positive Grundstimmung
nimmt der Waldort. Im Wald sind die Förster kompetent, hier
können sie auf Wissen und Erfahrung aufbauen und diese Sicherheit den Teilnehmern spüren lassen. Waldpädagogik
kann durch mitgebrachtes Material im Klassenzimmer oder in
einem Saal stattfinden, aber der Lernort Wald ist am besten
durch den direkten Kontakt mit der Vielfalt im Wald erfahrbar.
Dieser Lernort Wald hat den besonderen Vorteil einer fast beliebigen Skalierbarkeit. Prof. Manfred Spitzer beschreibt es in
einem seiner Vorträge: „Es ist für jeden etwas dabei, vom einfachen Fühlen, Riechen, Hören und Schmecken hin zum komplexen Ökosystem Wald“. Für Führungen mit behinderten
Menschen ist es bei der Auswahl der Führungsstrecke besonders wichtig, sich in die Teilnehmer einzufühlen. Wie sieht der
Wald aus, in dem die Führung stattfinden soll? Wie sehen die
Wege aus, welche Pflanzen und welche Tiere gibt es? Können
sich die Behinderten im Wald gefahrlos bewegen?
Bei der Führung mit Blinden war es beispielsweise eine
besondere Herausforderung, sich abseits der Wege durch
den Wald zu bewegen – und zwar für die Behinderten und
die Waldpädagogen. Waldpädagogik hat einen großen Vorteil durch den „Wohlfühlort Wald“. Bei den hyperaktiven Kindern war zu sehen, dass die ruhige Atmosphäre im Wald und
die offene Art der Waldpädagogen zur Entspannung beigetragen haben – die Begleiter waren erstaunt über die Ruhe,
die in den Kindergruppen herrschte.
Umgang mit Unvorhergesehenem
Eine Waldführung lebt auch von den nicht geplanten Besonderheiten im Wald. Die Vielfalt im Wald, Tierbeobachtungen,
Geräusche, Wetter, besondere Pflanzen sind eine Bereicherung, die dazu gehört. Gleichzeitig gibt es ein Drehbuch, das
dem Ablauf der Führung einen roten Faden gibt. Es ist ein
Spannungsfeld, einerseits offen auf die Vielfalt einzugehen
SUB 4-5/2015
und auf der anderen Seite nicht in Beliebigkeit zu fallen. Ein
Thema, das die Führung begleitet, hilft sowohl den Förstern
als auch den Teilnehmern, immer wieder zum roten Faden
zurückzufinden und die Orientierung zu behalten.
Bei den Führungen in Roggenburg waren immer Gruppen aus zwei oder drei Waldpädagogen für eine Führung
verantwortlich, was den Umgang mit dem Unvorhergesehenen schwieriger macht. Hier helfen klare Absprachen und
deutliche Signale, wenn ein Waldführer z.B. zu viel Zeit für
seinen Führungsteil beansprucht.
Organisation Vorbereitung und Ablauf
Eine Waldführung beginnt nicht mit dem Zeitpunkt, an dem
die Waldpädagogen und die Teilnehmer aufeinander treffen, sondern mit den Absprachen vor der Führung. Wie viele
Teilnehmer sind in der Gruppe, wie viele Behinderte und wie
viele Begleiter werden kommen? Wann können die Teilnehmer kommen, wie lange haben sie Zeit? Wie kommen sie in
den Wald (Anfahrtsstrecke und Treffpunkt) und wie mobil
sind sie im Wald (Rollstuhlfahrer, körperliche Beeinträchtigung)? Wann brauchen sie Pausen, was ist möglich bei
schlechtem Wetter, gibt es Ausweichmöglichkeiten? Was ist
zu tun bei einem Unfall? Eine gelungene waldpädagogische
Veranstaltung ist kein Spaziergang im Wald, sondern ein
sorgfältig geplantes Ereignis – und das braucht bei der Planung und Vorbereitung Zeit.
Bei Führungen mit behinderten Menschen ist diese Vorbereitungszeit deutlich länger und intensiver, es müssen
mehr Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Zusätzlich ist
der direkte Kontakt mit Betreuern und Behinderten vor der
Führung zeitaufwendig, aber sehr sinnvoll.
Zusammenfassung und Schluss
Waldpädagogik ist eine gesetzlich festgelegte Aufgabe der
Forstverwaltung. Die Erfahrungen, die in der Waldpädagogik mit den sehr unterschiedlichen Zielgruppen gemacht
werden, sind auch in einer ganzen Reihe von anderen Bereichen sinnvoll. Zum Beispiel gelten bei der Organisation einer
Veranstaltung für Waldbesitzer ähnliche Regeln wie in einer
Waldführung: Sich bewusst auf ein Gespräch einzustellen,
sich vorher mit den Interessen und Wünschen des Gesprächspartners zu beschäftigen ist eine Kompetenz, die in
jeder Art der Kommunikation wichtig für den Erfolg ist. Mit
einer guten Vorbereitung und offenem Interesse macht das
Ergebnis den Förstern und ihren Kunden im Wald Freude –
das war in Roggenburg eindrucksvoll zu sehen.
GERHARD SEIDL
Staatliche Führungsakademie für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten
[email protected]
45
BILDUNG
Persönlichkeit des Waldpädagogen
Jeder Waldpädagoge gestaltet die Führung durch seine Persönlichkeit und seine Kompetenzen – schon deshalb kann es
keine standardisierte Waldpädagogik geben. Diese „Führungspersönlichkeit“ kommt bei besonderen Zielgruppen
stärker zum Tragen als bei Standardführungen mit 3. oder 4.
Klassen. Es ist sinnvoll, sich mit der Welt der Teilnehmer zu
beschäftigen und sich auf die Behinderten einzustellen. Das
gelingt unterschiedlich gut, je nach Persönlichkeit von Behinderten und Waldpädagogen.
In Roggenburg war es interessant zuzusehen, wie nach einer notwendigen Zeit des Vertrauensaufbaus durch das gegenseitige Interesse Kontakt entstanden ist, der für beide Seiten positiv war. Für dieses „Aufeinander zugehen“, ist Zeit notwendig,
deshalb muss die Führung mit behinderten Menschen am Anfang bewusst Möglichkeiten bieten, sich kennenzulernen.
GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG
Allergenkennzeichnung in unter­
fränkischen Profi- und RegioTreffs
von BRIGIT TE BAUMEISTER, BEATE LAUMEYER und DÖRTE JENTSCH: Die seit 2014 vorgeschrieben Allergenkennzeichnung ist eine Herausforderung für Betriebe der Gemeinschaftsverpflegung. Das Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung am Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Würzburg bot deshalb in Unterfranken in den Arbeitskreisen für
Verpflegungsverantwortliche in Gesundheits-, Sozialeinrichtungen, Betriebsgastronomie
(ProfiTreffs) und in Schulen (RegioTreffs) eine dreiteilige Veranstaltungsreihe zum diesem
Thema an. Fachinformationen und Erfahrungsaustausch sollten die Umsetzung in der Küche
vor Ort erleichtern. 2014 konnten so in Unterfranken 834 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit
diesem komplexen Thema vertraut gemacht werden.
GEMEINSCHAFTS­
VERPFLEGUNG
Um ein passendes Konzept zu schneidern, trugen wir im Kollegenkreis im Vorfeld viele Aspekte der Allergenkennzeichnung
zusammen, diskutierten und strukturierten sie. Bedürfnisse,
Gemeinsamkeiten und Unterschiede für die verschiedenen
Zielgruppen wurden herausgearbeitet. So entstand eine dreiteilige Fortbildungsreihe, die mit einem einheitlichen Programm die ProfiTreffs und die RegioTreffs in Unterfranken mit
der Allergenkennzeichnung vertraut machte. Da auch die Kitas von der Allergenkennzeichnung betroffen sind, luden wir
diese zu den RegioTreffs ein. Aufbereitungs- und Verteilerküchen jedoch brauchen nur Basisinformationen und erhielten
deshalb eine eigene Veranstaltung.
In Unterfranken bieten wir ProfiTreffs und RegioTreffs in jeder Runde dreimal an, in den Regionen Nord, Süd und West.
Pro Jahr und Region werden drei bis vier verschiedene Themen angeboten. Gleiche Themen für unterschiedliche Zielgruppen bedeuten aber, nicht jeder muss das Rad neu erfinden: Drei Kolleginnen übernahmen deshalb jeweils ein
Fortbildungsreihe „Allergenkennzeichnung“ 2014 am Fachzentrum Ernährung/ Gemeinschaftsverpflegung
Würzburg
Zielgruppen
• ProfiTreff: Küchenleiter in Betrieben der Gemeinschaftsverpflegung wie Seniorenheime, Tagungshäuser, Krankenhäuser etc.
• RegioTreff: Verpflegungsverantwortliche in Schulmensen mit eigener Zubereitungsküche
Verpflegungsverantwortliche in Kindertagesstätten mit eigener Zubereitungsküche
Teil 1
• Rechtsgrundlagen zur Kennzeichnung von Allergenen
• Grundlagen zu Allergien und
Unverträglichkeiten
• Kennzeichnungspflichtige Stoffe
und daraus gewonnene Erzeugnisse
Inhaltliche Vorbereitung:
Dörte Jentsch, Fachzentrum E/GV Unterfranken
Teil 2
•
•
•
Teil 3
Kennzeichnung allergener Stoffe in
Speiseplänen
Möglichkeiten und Grenzen des
Austauschs allergener Stoffe
Allergikerfreundliches Basissortiment
Inhaltliche Vorbereitung:
Marion Begerau, Vernetzungsstelle
Schulverpflegung Unterfranken
•
•
•
Allergenmanagement
Organisation von Küchenabläufen
Informations- und Schnittstellenmanagement
Inhaltliche Vorbereitung:
Christine Zehnter, Fachzentrum Ernährung/GV Unterfranken
Weitere Veranstaltungen zum Thema Allergenkennzeichnung:
•
•
ProfiTreff: Allergenkennzeichnung, Softwareprogramme für das Küchenmanagement
RegioTreff: Basiskurs für Verpflegungsverantwortliche in Schulen und Kitas mit Aufbereitungsküchen (nur in Würzburg)
Reichweitenwirkung: 22 Veranstaltungen, 834 Teilnehmer (2014)
46
SUB 4-5/2015
GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG
Nachfrage nach Veranstaltungen sehr groß
Die inhaltlichen Schwerpunkte der drei Fortbildungsteile lagen auf:
AAGrundlagen zu Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten und ihre Auslöser
AASchritte bis zur Kennzeichnung der Allergene im
Speiseplan: Erkennen der Allergene in den eingesetzten Produkten, Austauschmöglichkeiten
AAKennzeichnungsbeispiele, Informations- und Schnittstellenmanagement, Organisation von Küchenabläufen, Vermeidung von Kreuzkontaminationen
Die Anmeldezahlen überraschten uns. Üblicherweise nahmen
an den Arbeitskreisen 10 bis 25 Interessenten teil, jetzt lagen
die Anmeldezahlen bei durchschnittlich 37. Viele Verpflegungsverantwortliche nahmen an allen drei Veranstaltungen
teil. Dies macht die Brisanz des Themas deutlich. Der Informationsbedarf und teilweise auch eine Verunsicherung bei den
Verantwortlichen für die Küche wurden in den Veranstaltungen deutlich: Es wurde viel und auch kontrovers diskutiert.
Fachinformationen und Erfahrungsaustausch
Die präsentierten Fachinformationen stellten wir den Teilnehmern als Papierausdruck zur Verfügung und klärten offene Fragen sofort. In jeder Veranstaltung waren die Teilnehmer auch in Gruppen- oder auch Einzelarbeit aufgefordert,
zum Beispiel Allergene anhand von Zutatenlisten zu deklarieren oder sich über den Umgang mit Allergikern auszutau-
schen. Gerade zum persönlichen Austausch boten auch die
Pausen Gelegenheit.
In den ProfiTreffs entstand der Wunsch Softwareprogramme für das Küchenmanagement kennen zu lernen, um in
der Praxis die Allergenkennzeichnung zu erleichtern und sicher zu gestalten. Für diese Veranstaltung in Würzburg wurden sechs Anbieter eingeladen, die ihr Angebot vorstellten.
Fazit: Ein voller Erfolg!
Unsere gute Zusammenarbeit innerhalb des Fachzentrums
E/GV Unterfranken ermöglicht es uns solche gemeinsamen
Aktivitäten erfolgreich durchzuführen. Die Zahlen können
sich sehen lassen: Am Jahresende 2014 hatten insgesamt
834 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 22 Veranstaltungen
zum Thema Allergenkennzeichnung besucht.
2015 werden wir dieses Thema noch einmal aufgreifen,
wenn die Lebensmittelinformations-Ergänzungsverordnung veröffentlicht ist. In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der lokalen Lebensmittelüberwachung besprechen wir dann die formellen Vorgaben für die Kennzeichnung der Allergene auf den Speiseplänen und greifen das
Thema Mitarbeiterschulung auf.
BRIGITTE BAUMEISTER
BEATE LAUMEYER
DÖRTE JENTSCH
FACHZENTRUM ERNÄHRUNG/GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
WÜRZBURG
[email protected]
[email protected]
[email protected]
Vorsorge ist besser als Nachsorge – Schulungspflichten nach dem EU-Hygienerecht
Dass Schulungspflichten zur Hygiene
öfter als lästige Pflicht, denn als hilfreich und notwendig im Arbeitsalltag
von lebensmittelverarbeitenden Betrieben wahrgenommen werden, liegt auf
der Hand. Der Umgang mit Lebensmitteln ist schließlich kein Hexenwerk.
Schulungen unterbrechen derweil den betrieblichen Ablauf. Man muss sich die Zeit
nehmen, die Schulungsinhalte zu vermitteln und – als Schulungsteilnehmer – auch
zu verinnerlichen. Dabei möchte doch
jeder einfach nur seine Arbeit machen.
Damit aber genau das möglich ist, sollte
die einmal jährlich vorgeschriebene
SUB 4-5/2015
Mitarbeiterschulung nach der EU-Hygieneverordnung Nr. 852/2004 gut vorbereitet und gewissenhaft durchgeführt
werden. Denn je besser jeder Einzelne
den hygienisch einwandfreien Umgang
mit Lebensmitteln verinnerlicht, umso
wahrscheinlicher ist es, dass Hygienefehler im Arbeitsalltag nicht zu weit längeren Unterbrechungen des Arbeitsalltags
führen, als es eine Schulung je könnte.
Vermittelt werden müssen dabei grundlegende Kenntnisse in der Lebensmittelhygiene, etwa zur Übertragung von
Krankheitserregern, ihrer Vermehrung im
Lebensmittel, einschließlich warentypi-
scher Besonderheiten. Auch die Organisation und Durchführung betrieblicher
Eigenkontrollen, der Umgang mit Lebensmittelabfällen sowie die Reinigung
und Desinfektion sind Themen, die in
der Schulung regelmäßig aufgegriffen
werden sollten. Eine gute Grundlage zur
Vor- und Nachbereitung der jährlichen
Hygieneschulung oder auch zum Auffrischen des eigenen Hygienewissens
zwischendurch bietet das aid-Heft „Küchenhygiene“. In aller Kürze, gut verständlich und mit einprägsamen Bildern sind
darin die wesentlichen Punkte hygienischen Arbeitens zusammengefasst.
Dr. Christina Rempe, www.aid.de
47
GEMEINSCHAFTS­ VERPFLEGUNG
Thema, bereiteten dies intensiv vor und stellten die Unterlagen denen zur Verfügung, die die Präsentation in ihren Arbeitskreisen übernahmen.
GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG
AELF Fürth unterstützt beim
Allergenmanagement
Allergenleitfaden steht zum Download bereit
GEMEINSCHAFTS­
VERPFLEGUNG
von ELKE MESSERSCHMIDT: Seit Dezember 2014 gibt es die Informationspflicht über
Allergene in loser Ware – eine Herausforderung für Küchen in Altenheimen, Kliniken,
Kitas, Schulen und Kantinen. Eine schriftliche Allergendokumentation ist zukünftig
erforderlich. Mancher Koch fühlt sich da in seiner Kreativität eingeschränkt, und mancher Verpflegungsbeauftragte ist mit den Vorgaben überfordert. Ein Jahr lang hat das
Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth Küchenleiter im Arbeitskreis ProfiTreff begleitet, um sie
für eine gelungene Allergenkennzeichnung fit zu machen. Wir schulten die Küchenleiter
rund um das Thema Allergenkennzeichnung und unterstützen sie mit einem Leitfaden
zum Allergenmanagement im eigenen Betrieb.
Viele Einrichtungen haben das „frische Kochen“ neu für sich
entdeckt, um eine maximale Transparenz für den Essensteilnehmer bieten zu können – man weiß dann schließlich „was
drin ist“. Aus den Erfahrungen mit den ProfiTreff-Teilnehmern entstand die Idee einen Allergen-Leitfaden für Küchenleiter und Ausgabekräfte zu erstellen. Mit diesem unterstützen wir insbesondere kleinere Küchen dabei, die vermeintliche Hürde Allergenkennzeichnung leichter zu nehmen. Zugleich dient der Leitfaden als einfaches Nachschlagewerk. Mitarbeiter und Verantwortliche können sich zur Allergenthematik informieren und sich vorbereiten für die Mitarbeiterschulung oder das Gespräch mit dem Essensgast.
Der Allergenleitfaden gliedert sich in drei Teile mit jeweils Basiswissen zur Informationspflicht und zum Allergenmanagement im Betrieb sowie praktischen Hilfen in Form
von Checklisten und Kopiervorlagen.
Basiswissen Allergeninformation
Die Informationspflicht besteht laut Lebensmittelinformations-Verordnung für 14 von der EU festgelegte Allergene
und auch für lose, also nicht verpackte Ware. Konkret heißt
dies für Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung, dass
sie nun für ihre Speisen schriftlich dokumentieren müssen,
welche dieser 14 Allergene sich im Essen befinden. Diese
Information soll dem Essensgast vor Kaufentschluss zugängig sein, darf aber auch mündlich durch einen geschulten
Mitarbeiter übermittelt werden. In diesem Fall reicht ein
deutlich zu lesender Hinweis auf die schriftliche Dokumentation aus. Kreuzkontaminationen müssen nicht erfasst
48
Infobox 1: Allergene, die laut Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) kennzeichnungspflichtig
sind
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
lutenhaltiges Getreide:
G
Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut oder deren
Hybridstämme sind differenziert zu nennen
Krebstiere
Eier
Fisch
Erdnuss
Sojabohnen
Milch (einschließlich Laktose)
Schalenfrüchte:
Mandlen, Haselmüsse, Walnüsse, Kaschunüsse, Pecannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamia- oder
Queenstandnüsse sind differenziert zu nennen
Sellerie
Senf
Sesamsamen
Schwefeldioxid und Sulfit (ab 10 mg/l)
Lupine
Weichtiere
werden. Eine Spurenkennzeichnung ist demnach nicht erforderlich – aber u. U. aus Gründen der Produkthaftung
sinnvoll. Der Leitfaden nennt die 14 kennzeichnungs­
SUB 4-5/2015
GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG
Für die Kennzeichnung der Allergene im Speiseplan empfiehlt der Leitfaden den Einsatz einer intuitiven Kennzeichnung, d. h. die Anfangsbuchstaben der Allergene werden
genutzt. So erkennt der Allergiker die Allergene am einfachsten und muss sich nicht lange in die Fußnotenerklärungen
von Zahlen und Buchstaben einlesen. Ebenso zeigt der Leitfaden konkrete Beispiele für Informationsmedien von der
Kladde über ein Preisverzeichnis bis hin zur Kennzeichnung
im Speiseplan. Zu jedem Medium erhält der Leser einen kurzen Kommentar, der ihm hilft sich über die Eignung des jeweiligen Mediums in seiner Einrichtung klar zu werden. Ergänzende Hinweise zur Umsetzung für verschiedene Zielgruppen in der Gemeinschaftsverpflegung, aber auch für Direktvermarkter, Bauernhofgastronomen und Fachservice für
hauswirtschaftliche Dienstleistungen runden den ersten
Teil ab.
Basiswissen Allergenmanagement
Allergene sind für den größten Teil der Bevölkerung harmlose Nahrungsbestandteile. Für die Betroffenen reichen aber
kleine Spuren, um eine allergische Reaktion auszulösen. Es
genügt nicht, lediglich das betreffende Lebensmittel aus
dem Speiseplan zu entfernen. Infolge von Kreuzkontaminationen im Herstellungsprozess können sich allergieauslösende Spuren oft plötzlich auf ursprünglich allergenfreien
Lebensmitteln wiederfinden.
Möchte man dem Allergiker Hilfe bieten, geht es um
mehr als das Erfassen von Rezepten und die Festlegung von
Kennzeichnungselementen. Dann ist es sinnvoll, sich als Einrichtung grundlegend Gedanken zu machen, wie Allergene
im Betriebsablauf behandelt werden sollen. Es bietet sich an,
Allergene als einen Punkt ins HACCP-Konzept zu integrieren.
Dabei legt der Betrieb fest, wie er mit den Waren beim
Wareneingang, bei der Lagerung und im Kochvorgang umgeht, um eine Allergenfreiheit der Einzelkomponenten dau-
SUB 4-5/2015
erhaft zu gewährleisten.
Alle Anstrengungen und das beste Konzept sind umsonst, wenn die Mitarbeiter darüber nichts wissen. Daher gehört auch eine gute Mitarbeiterschulung zum Allergenmanagement.
Der zweite Teil des Leitfadens vermittelt dieses Basiswissen zum Allergenmanagement im Betrieb. Wie geht
die Gemeinschaftsverpflegung verantwortungsvoll mit
Hauptallergenen im Betriebsablauf um? Was ist wichtig
im Umgang mit Allergikern, besonders in Kita und Schule?
Wichtige Aspekte zu HACCP und Mitarbeiterschulung
werden besprochen. Ergänzend ist eine in unseren Profi­
Treffs erprobte Methode zur Mitarbeiterschulung vorgestellt.
Praktische Hilfen
Hier finden Interessierte eine Schritt-für-Schritt-Anleitung,
an der sich kleine Betriebe bei der Einführung ihrer Dokumentation in Papierform orientieren können. Das Beispiel
aus der Schulverpflegung lässt sich leicht auf jeden anderen Betrieb übertragen. Dabei helfen die Kopiervorlagen
für ein Allergenkonzept, Rezepturen, Rezepturabweichungen, Mitarbeiterinformationsblätter sowie eine Teilnahmebescheinigung an einer Mitarbeiterschulung.
Infobox 2: Leitfaden zum Download
Verfasst wurde der Leitfaden von Sonja Osiander am Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung Mittelfranken. Sie hat als qualifizierte Ernährungsfachkraft Allergologie (DAAB). die Qualifikation, Großbetriebe bei der
Einführung der Allergenkennzeichnung zu begleiten. Unterstützt haben Dr. Gesine Schulze vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Erlangen sowie Wigand
Schweizer von der Regierung von Mittelfranken. Der Leitfaden steht zum Download bereit unter
http://www.aelf-fu.bayern.de/ernaehrung/gv/index.php
ELKE MESSERSCHMIDT
FACHZENTRUM ERNÄHRUNG/GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
FÜRTH
[email protected]
49
GEMEINSCHAFTS­ VERPFLEGUNG
pflichtigen Allergene und zeigt die in der Infobox 1 dargestellte rechtliche Situa­tion auf. Auch wenn eine mündliche
Auskunft möglich ist, benötigt der Betrieb eine schriftliche
Allergendokumentation. Dazu gibt der Leitfaden Anleitung,
indem er z. B. auf folgende Fragen eingeht:
AAWoher erhalte ich die Allergeninformationen, wenn
ich Convenienceprodukte einsetze oder Ware vom
Metzger erhalte?
AAWie erfasse ich Rezepte?
AAMuss ich Spuren aus Betriebsabläufen kennzeichnen?
AADarf ich nur noch nach Rezept kochen und was mache
ich mit Resten?
AAWie erfolgt eine Kennzeichnung auf dem Speiseplan?
GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG
Zwischenmahlzeiten
in Krippe und Kita
Eine Herausforderung in vielfacher Hinsicht
von DR. KERSTIN CLAUSEN: Die Verpflegung von Krippenkindern im Alter von 1 bis 3 Jahren
gewinnt auch in Bayern zunehmend an Bedeutung. Grundsätzlich können Kinder ab dem Alter
von einem Jahr an der normalen Kitaverpflegung teilnehmen. Die Gemeinschaftsverpflegung
von 1- bis 3-Jährigen stellt allerdings einige Herausforderungen an die Verantwortlichen für
die Planung, Zubereitung und auch Begleitung der Speisen. Am Beispiel der Zwischenmahlzeiten sollen ausgewählte Herausforderungen näher dargestellt werden.
GEMEINSCHAFTS­
VERPFLEGUNG
In Bayern machen 1- bis 3-Jährige bereits 35 Prozent aller betreuten Kinder aus – mit seit Jahren steigender Tendenz (1, 2).
Das Krippenalter ist verbunden mit großen Entwicklungen
auch im Hinblick auf das Essen und Trinken. Neben dem Angebot gesundheitsförderlicher Mahlzeiten sind bei der Planung und Zubereitung zusätzliche Aspekte wie die Lebensmittelsicherheit, die individuellen Essfertigkeiten der Kinder
und die Gewöhnung an neue Lebensmittel zu berücksichtigen. Um diese Aspekte erfolgreich in Krippen und Kitas zu
tragen, ist ein gelungener Transfer von Fachkenntnissen an
die Verantwortlichen eine weitere Herausforderung.
Herausforderung 1: das Ernährungskonzept
Einmal eingeübte Ernährungsgewohnheiten können die Gesundheit langfristig im positiven wie im negativen Sinne beeinflussen, da sie oft bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben (6). Vor allem die frühe Kindheit gilt als sogenannte
kritische Phase, was ernährungsbedingte Auswirkungen auf
die Gesundheit im späteren Lebensalter betrifft (4). Von einem ausgewogenen Ernährungskonzept profitieren daher
alle Kinder.
Für die Praxis müssen nährstoffbezogene Empfehlungen
in praktische lebensmittel- und mahlzeitenbezogene Empfehlungen umgesetzt werden. Solche Empfehlungen für die
Zwischenmahlzeiten gibt das Ernährungskonzept der Optimierten Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung (7). Dieses Konzept gilt ab dem Alter von einem Jahr
und schließt nahtlos an die Empfehlungen für das erste Lebensjahr an (8). Die Empfehlungen lassen sich sowohl in der
Familie als auch im Kita- bzw. Krippenalltag umsetzen.
Pro Tag werden in der Optimierten Mischkost zwei Zwischenmahlzeiten empfohlen – eine am Vormittag, eine am
Nachmittag. Mengenmäßig machen Obst und Gemüse den
größten Anteil aus, gefolgt von Milch und Milchprodukten,
Brot und Getreide(flocken). Zu jeder Mahlzeit gehört ein
energiefreies bzw. -armes Getränk (Abbildung).
Als Zwischenmahlzeiten können beispielsweise Brot50
AA Lebensmittelgruppen in den Zwischenmahlzeiten in der Optimierten
Mischkost (Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE )2012)
mahlzeiten bestehend aus Vollkornbrot mit oder ohne Käseaufschnitt und Gemüsebeilage gereicht werden oder Müslimahlzeiten bestehend aus Getreideflocken, Milch oder
Joghurt und Obst oder ein Obst-/Rohkostteller. Folgende
Mengenempfehlungen für zehn Zwischenmahlzeiten können als Orientierung für 1- bis 3-Jährige dienen bzw. als Kalkulationsgrundlage für die Planung dienen (siehe Infobox).
Infobox: Mengenempfehlung typischer Lebensmittelgrupen für zehn Zwischenmalzeiten für 1- bis
3-jährige (abgeleitet aus FKE 2012 (7))
Obst/Gemüse
450 g
Milch-/Milchprodukte
250 ml/g
Brot/Getreideflocken
150 g
Fleisch-/Wurstwaren
10 g
Getränke
1 150 ml
SUB 4-5/2015
GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG
AA Bild 1: Beispiel für entwicklungsgerechte Brotmahlzeiten für 1- bis 3-Jährige (12)
dieser Empfehlungen erfordert zusätzliche spezifische Fachkenntnisse des Personals in Krippe und Kita.
Herausforderung 2: Entwicklungsstand der Kinder
Das Krippenalter ist verbunden mit großen Fortschritten bei
der Entwicklung von motorischen Essfertigkeiten und dem
Zahnstatus. Jedes Kind hat seine individuelle Entwicklungsgeschwindigkeit, so dass die Zeitpunkte, zu denen sich Essfertigkeiten entwickeln, wie das sichere zum Mund führen,
AA Bild 2: Beispiel für entwicklungsgerechte Müslimahlzeit für 1- bis 3-Jährige (12)
SUB 4-5/2015
51
GEMEINSCHAFTS­ VERPFLEGUNG
Die Mengen können beliebig auf zehn Mahlzeiten verteilt werden. Zu berücksichtigen ist, dass jedes Kind seinen
individuellen Bedarf hat und der Appetit von Tag zu Tag
schwankt. Beispiele von Zwischenmahlzeiten finden sich in
der KErn-Broschüre „Zwischenmahlzeiten in der Kita“ unter
www.kern.bayern.de und im Intranet des KErn (5).
Für Kinder unter einem Jahr, die definitionsgemäß auch
zu den Krippenkindern zählen, gelten bei der Ernährung die
Empfehlungen für das erste Lebensjahr (8). Die Umsetzung
gemeinschaf tsverpflegung
gemeinschaftsverpflegung
das Abbeißen, das Kauen und das sichere Löffeln, von Kind
zu Kind mehrere Monate auseinander liegen. Auch der Zahnstatus ist von Kind zu Kind verschieden und beeinflusst die
Lebensmittelauswahl und -zubereitung (9, 12).
Empfehlungen für die Lebensmittelauswahl ab dem ersten Lebensjahr vernachlässigen diese Tatsache in der Regel.
Um sicher zu stellen, dass alle Kinder von empfohlenen Lebensmitteln in ausreichender Menge essen können, muss
bei der Auswahl und Zubereitung der individuelle Entwicklungsstand berücksichtigt werden. Dies erfordert die Aufmerksamkeit der Verpflegungsverantwortlichen und Betreuer in der Krippe. Durch Beobachten und Rücksprache
mit den Eltern sollten sie ein Angebot entwicklungsgerechter Mahlzeiten gewährleisten.
Ein Beispiel für entwicklungsgerechte Brotmahlzeiten
zeigt Bild 1. Für Kinder mit kaum entwickelten Essfertigkeiten und kaum entwickeltem Zahnstatus ist das Brot noch aus
feingemahlenem Mehl, ohne Rinde und in mundgerechte
Stücke geschnitten. Der Belag ist streichfähig, damit er nicht
so leicht vom Brot fällt, und das Gemüse ist weich und kleingeschnitten. Im Übergang kann das Brot in größere Stücke
geschnitten werden, das Gemüse kann schon mehr zum
Kauen sein. Und Kindern mit gut entwickelten Essfertigkeiten und gut entwickeltem Zahnstatus kann kerniges Brot
und hartes Gemüse zum Abbeißen angeboten werden.
Analog den Brotmahlzeiten zeigt Bild 2 entwicklungsgerechte Müslimahlzeiten.
Herausforderung 3: Lebensmittelauswahl
Aufgrund eines nicht voll ausgereiften Immunsystem sind
Kinder im Alter von ein bis unter fünf Jahren für lebensmittelbedingte Infektionen besonders empfänglich und werden
vom Bundesinstitut für Risikobewertung als besonders empfindliche Personengruppe eingestuft (3). Für die Lebensmittelauswahl und -zubereitung in Krippe und Kita bedeutet das:
AAkeine Rohmilch und Rohmilchspeisen anbieten
AAauf Weichkäse aus Rohmilch sowie Weichkäsesorten
aus pasteurisierter Milch, die mit Oberflächenschmiere hergestellt sind (z. B. Limburger, Harzer,
Mainzer), verzichten
AAkein selbsthergestelltes Milchspeiseeis anbieten
AAkeine Speisen mit rohen Eiern, die nicht erhitzt
werden, ausgeben (z. B. Eischnee in Dessert, selbstgemachte Mayonnaise)
AAkein rohes Hackfleisch anbieten (z. B. Tatar)
AAstreichfähige, schnell gereifte Rohwürste, insbesondere frische Mettwurst, meiden
AAunverarbeitete Fischerzeugnisse, wie Sushi, Schalentiere, oder geräucherte Fischerzeugnisse wie
Räucherlachs, weglassen
AASprossen vor dem Verzehr durch Kochen oder Braten
erhitzen
AATiefkühlbeeren vor dem Verzehr kochen
52
Kleinkinder haben ein höheres Risiko, sich zu verschlucken.
Deshalb ist besondere Vorsicht geboten bei harten, erdnussgroßen Lebensmitteln wie Nüssen, Oliven, Johannisbeeren,
Weintrauben (10).
Um das Verdauungssystem an die Vielfalt und Mengen
neuer, insbesondere ballaststoffreicher Lebensmittel zu
gewöhnen, ist eine schrittweise Einführung vor allem von
Vollkornprodukten (Vollkornbrot, kernige Getreideflocken) und blähenden Lebensmitteln (Kohlgemüse) sinnvoll.
Herausforderung 4: Transfer in bayerische Kitas
Der Transfer fachlicher Informationen in die bayernweit über
8 000 Kitas und Krippen erfolgt landesweit über mehrere Wege. Das
Kompetenzzentrum für Ernährung
(KErn) erarbeitet fachliche Inhalte
und anwenderfreundliche Medien,
die u. a. zum kostenlosen Download
zur Verfügung stehen. So wurden
aktuell drei Flyer und ein Plakat zum
Thema Krippenverpflegung erstellt
(http://www.kern.bayern.de/publikationen/index.php).
Darüber hinaus bieten in den
Regierungsbezirken die acht Fachzentren für Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung Maßnahmen
für Verpflegungsverantwortliche in Kitas und Krippen an.
Hierfür bereitet das KErn die fachlichen Inhalte in Form von
Präsentationen, Informationen und weiteren Maßnahmen
auf. Diese haben zum Ziel durch Hintergrundwissen und
praktische Übungen die fachliche Kompetenz in Kitas und
Krippen zu erhöhen und somit das Angebot an Speisen zu
verbessern (Nähere Informationen: http://www.stmelf.bayern.de/ernaehrung/003940/).
Fazit
Die Verpflegung 1- bis 3-Jähriger in Krippe und Kita stellt
vielfältige Herausforderungen. Sie sollten zusammen mit
weiteren Herausforderungen (Rahmenbedingungen, personelle Qualifikation) Bestandteil eines Verpflegungskonzeptes sein, das allen Beteiligten und Entscheidern bekannt ist
und mitgetragen wird. Dies bildet die Basis einer guten Verpflegung in Kita und Krippe.
Literaturangaben bei der Autorin.
Dr. Kerstin Clausen
Kompetenzzentrum für Ernährung –
KErn Kulmbach
[email protected]
SuB 4-5/2015
GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG
gesund.gekocht.gewinnt
Wettbewerb für ausgezeichnete Seniorenverpflegung
Nachdem der Wettbewerb „gesund.gekocht.gewinnt“ 2012 zum ersten Mal ausgetragen und erfolgreich abgeschlossen
wurde, ging er 2014 in eine zweite Runde.
Die Brisanz des Themas einer gesundheitsbewussten und qualitativ hochwertigen Gemeinschaftsverpflegung speziell in
Senioreneinrichtungen besteht weiterhin
und wird in Zukunft durch die demografische Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Derzeit sind in Bayern
circa 115 000 Menschen in über 1 400 stationären Einrichtungen auf ein entsprechendes Verpflegungsangebot angewiesen. Bedingt durch gesellschaftliche Veränderungen werden zukünftig mehr AA „In der Podiumsrunde diskutierten (von links) Iris Hassel, Klaus Wendl (Preisträger), Moderatorin Corina Hilss, Dieter Kreuz (LandesSeniorenVertretung), Prof. Dr. Ulrike Arens-Azevedo und
Menschen ihre letzten Lebensjahre in beBettina Stegmüller (Preisträgerin) die Herausforderungen der Zukunft“
treuten Einrichtungen verbringen. Doch
nicht nur die Altersstrukturen der Gesellschaft, auch die Lebens- und Essgewohnheiten verändern gende Engagement der teilnehmenden Einrichtungen hersich. Dies verlangt vonseiten der Senioreneinrichtungen An- vorzuheben. Die Akteure anderer Einrichtungen sollen mopassungen, auch im Verpflegungsangebot.
tiviert werden, sich ebenso für die nachhaltige und
gesundheitsförderliche Verpflegung ihrer Bewohner einzusetzen.
„Die individuellen Bedürfnisse der Senioren
müssen im Mittelpunkt stehen, gleichzeitig
sollen bei der Ernährung auch Aspekte
berücksichtigt werden, die sich durch gesundheitliche Einschränkungen im Alter
ergeben.“
Monika Rothbächer, Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten, Landshut
Der Wettbewerb zielt darauf ab die Öffentlichkeit auf diese
Thematik aufmerksam zu machen sowie das hervorra-
SUB 4-5/2015
Der Wettbewerb und seine Durchführung
Wie 2012 beantworteten die Einrichtungen Fragen zu ihrem
Speisenangebot,
reichten
Auszüge aus aktuellen Speiseplänen sowie ihr Verpflegungskonzept ein.
Inhaltlich wurde diesmal
ein stärkerer Fokus auf Frühstück, Abendessen und die
Zwischenmahlzeiten gelegt. Auch wurde auf die Kommunikation mit den Bewohnern ein besonderes Augenmerk gelenkt. Neu hinzugekommen ist auch die Frage nach der
53
GEMEINSCHAFTS­ VERPFLEGUNG
von GABRIELE LANGER, JOSEFINE OBERST und CHRISTINA HOFFMANN: Das Kompetenzzen­
trum für Ernährung (KErn) schrieb 2014 erneut den Wettbewerb „gesund.gekocht.gewinnt“
aus und konnte fünf stationäre Einrichtungen der Seniorenverpflegung mit beispielhaften
gesundheitsförderlichen und genussvollen Verpflegungskonzepten als Preisträger auszeichnen. 68 Einrichtungen aus ganz Bayern beteiligten sich an dem Wettbewerb.
GEMEINSCHAF TSVERPFLEGUNG
AA Ministerialdirigent Eckbert Dauer (links) zeichnete fünf Einrichtungen für ihre beispielhaften Lösungsansätze gesundheitsförderlicher und nachhaltiger Verpflegung aus und überreichte jeder Einrichtung die Siegerurkunde
GEMEINSCHAFTS­
VERPFLEGUNG
Wertschätzung von Lebensmitteln. Die Unterteilung des Fragebogens nach Fragen an die Küchenleitung und Fragen an
Hauswirtschaft und Pflege verdeutlicht auch, wie wichtig ein
gutes Schnittstellenmanagement ist.
Erstmals war es möglich, die Bewerbung auf elek­
tronischem Wege einzureichen. Die Bewerbungsunterlagen
wurden von KErn zunächst ausgewertet, anschließend
wählte der Beirat des Wettbewerbs zwölf Einrichtungen für
eine Vor-Ort-Besichtigung aus. Schlussendlich gingen fünf
Einrichtungen als gleichwertige Sieger hervor.
Preisträger und Fachtagung
Den Abschluss des Wettbewerbs bildete die feierliche Prämierung der Siegerbetriebe im Rahmen einer Fachtagung
für stationäre Seniorenverpflegung im November 2014 in
München. Über die Auszeichnung freuen sich:
AABRK Seniorenwohn- und Pflegeheim St. Andreas,
Wurmannsquick
AAFreiherrlich Moritz-von-Hutten’sche Pfründnerspitalstiftung, Arnstein
AABRK Clemens-Kessler-Haus, Marktoberdorf
AABeneVit Haus Lechauenhof, Langweid
AABRK Wohn- und Pflegezentrum, Furth im Wald
In ihrem Vortag „Mit Standards zu mehr Verpflegungsqualität in stationären Senioreneinrichtungen“ sprach Prof.
Dr. Ulrike Arens-Azevedo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg besonders die verantwortlichen Mitarbeiter in den Einrichtungen an, die unmittelbar an der Leistungserstellung beteiligt sind und
damit erheblichen Einfluss auf die Qualität des Essens als
solches und somit auch das Wohlbefinden der Bewohner
haben.
Mediatorin, ernährungsmedizinische Beraterin DGE und
Fachbuchautorin Iris Hassel brachte den Teilnehmern das
Thema Schnittstellenmanagement näher. Sie referierte nicht
nur über Herausforderungen, sondern ging ebenso auf die
Chancen eines erfolgreichen Schnittstellenmanagements
ein und motivierte damit die Besucher der Fachtagung sich
aktiv einzusetzen und bereichsübergreifend zu kommunizieren.
In einer abschließenden Podiumsrunde wurden Zukunftsfragen und Herausforderungen einer langfristigen und gesundheitsförderlichen Verpflegung diskutiert. Hierbei wurden auch Fragen des Publikums einbezogen.
Infobox: Nähere Informationen beim KErn
54
Über den Wettbewerb und die Preisträger wurde eine
Dokumentation veröffentlicht. Diese und weitere Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter:
http://www.kern.bayern.de/wissenstransfer/079568/
index.php
GABRIELE LANGER
JOSEFINE OBERST
CHRISTINA HOFFMANN
KOMPETENZZENTRUM FÜR ERNÄHRUNG –
KERN KULMBACH
[email protected]
SUB 4-5/2015
RINDER
Japanrind trifft Bayernrind
Eignung von Wagyu-Rindern und dessen Kreuzungen für die intensive Mast
Das Wagyu (= Japanisches Rind) wird in Japan in verschiedenen Gegenden und Linien gezüchtet. Die deutsche Wagyu­
zucht geht auf Nachzuchten aus Nordamerika und Australien zurück; die reinrassigen Zuchttiere sind eher kleinrahmig
und weisen hervorragende Fleischqualitätsmerkmale auf. Im
Mittelpunkt des folgenden Versuchs stand daher die Frage,
ob sich eine bayerische Rasse für ein Kreuzungszuchtprogramm mit Wagyu besonders eignet und wie sich die Einkreuzung auf die Mast- und Schlachtleistung und insbesondere die Fleischqualität auswirken würde. Besteht hier eine
Marktlücke für bayerische Landwirte?
Embryotransfer – Besamung – Schlachtung
Ein Landwirt führte 2010 Embryonen und Samen von Full­
blood Wagyus aus den USA und Australien ein. Die Embryonen wurden von Empfängertieren ausgetragen. In oberbayerischen und schwäbischen Vertragsbetrieben wurden
Kalbinnen und Kühe mit zwei Bullen der Rasse Wagyu besamt. Die Mutterrassen waren Fleckvieh, Braunvieh und
Schwarzbunte. Die Kälber wurden mit 16 Wochen von den
Vertragsbetrieben auf den Betrieb nach Eresried gebracht
und in Mastgruppen aufgeteilt. Um die Ergebnisse besser
Wagyu x Wagyu x
Fleckvieh Braunvieh
Wagyu x
Schwarzbunt
Bullen
14
11
2
Färsen
14
12
3
Ochsen
8
AA Tabelle 1: Anzahl Kälber für den Mastversuch
SUB 4-5/2015
Fleckvieh
rein
6
vergleichen zu können, wurden bei den Bullen in jede Bucht
ein reinrassiger Fleckviehabsetzer zugekauft.
Die Bullen und Färsen wurden auf Vollspaltenboden mit
Gummiauflagen gemästet. Pro Bucht wurden 6 bis 7 Tiere
möglichst von jedem Genotyp aufgestallt. Zwei männliche
Mastgruppen wurden von einem benachbarten Landwirt
gemästet, damit die Ergebnisse des neu bezogenen Stalles
in Eresried mit denen eines erfahrenen Mästers verglichen
werden konnten. In einem weiteren Stall wurden auf Tiefstreu acht Ochsen gemästet, die von 2 Wagyu-Vätern abstammten – Mutterrasse Fleckvieh.
Die Fütterung der Masttiere erfolgte gemäß den Fütterungsempfehlungen des Institutes für Tierernährung. Wie in
Bayern üblich bildete Maissilage die Grundlage, ergänzt
durch je ein halbes Kilogramm Heu und Stroh je Tier und
Tag. Das Kraftfutter bestand aus Gerste, Weizen und Körnermais, ergänzt mit Sojaschrot zur Eiweißversorgung und Mineralfutter.
In der Endmast ab ca. 650 kg Lebendgewicht wurde
die Fütterung nach Empfehlungen von japanischen Mästern mit dem Ziel umgestellt, die Fetteinlagerung innerhalb des Muskels (Marmorierung oder Marbling) zu verbessern. Die Maissilagegaben wurden sukzesWagyu
sive verringert und die Kraftfuttergaben erfullblood
höht. Die Zusammensetzung des Kraftfutters
wurde geändert und enthielt nun 50 Prozent
6
Getreide und je 25 Prozent Weizenkleie und
Trockenschnitzel plus Mineralfutter. Als Strukturergänzung wurden 2 bis 3 kg Haferstroh je
Tier und Tag gegeben.
55
RINDER
Von ULRICH GEUDER und MAXIMILIAN PICKL: „Kobe-Rind“ und „Wagyu-Fleisch“ aus Japan
werden verbunden mit einer einzigartigen Fleischqualität. Für die Produkte werden weltweit
unglaublich hohe Preise erzielt. Die männlichen Masttiere der F1 Generation aus der Kreuzung
Wagyu Bulle mit Fleckvieh-, Braunvieh- und Schwarzbuntkühen erzielten bei dem vorliegenden Versuch ansprechende Werte in der Mast- und Schlachtleistung, konnten aber mit den
reinrassigen Fleckviehbullen nicht mithalten. In dem Merkmal Intramuskulärer Fettgehalt
zeigte die Einkreuzung mit Wagyu Bullen die erhoffte Wirkung. Der Intramuskuläre Fettgehalt
von knapp 7 Prozent bei den Jungbullen der Kreuzungen Wagyu und Fleckvieh ist für die
Erzeugung von „Premium“-Fleisch noch nicht ausreichend, bei entsprechender Vermarktung
und Nachfrage können jedoch u. U. höhere Preise erzielt werden. Die Färsen und Ochsen
waren den Bullen beim intramuskulären Fettgehalt und der Marmorierung überlegen, allerdings mit Abstrichen bei Tageszunahmen und Fleischfülle, die Schlachtkörper zeigten eine
starke Verfettung.
RINDER
Wiegungen liegen 24 Stunden Nüchterung im Wartestall. Bei beiden Werten
1400
waren die FV-Bullen wegen der kürzeren Mastdauer leichter als die Tiere der
1200
anderen Rassen, die sich nahezu gleichauf zeigten. Die Lebendtageszunah1000
men belegen die Überlegenheit in der
Mastleistung der Zweinutzungsrasse
800
Fleckvieh mit 1 365 g pro Tag vor WY x
FV (1 144 g), WY x BV (1 089 g). Die rein600
rassigen Wagyubullen fallen mit 751 g
deutlich ab.
400
Alter b. Mastende Tg.
Endgewicht n. Transp. kg
Schlachthofgewicht kg
Tageszun.s.Geburt g
Tabelle 2 zeigt die Mittelwerte in einigen ausgewählten Merkmalen der
Fleckvieh (N=6)
Wagyu x Fleckvieh (N=14)
Wagyu X Braunvieh (N=11)
Wagyu Fullblood (n=5)
Schlachtleistung. Die mittleren SchlachtAA Abbildung 1: Mastleistung der Jungbullen aus dem Kreuzungsprogramm
gewichte der vier Gruppen unterschieAlle Bullen, Färsen und Ochsen wurden an der Bayeri- den sich nicht stark, am leichtesten waren die Schlachtkörper
schen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub geschlach- von Fleckvieh, die ja auch mit dem niedrigsten Alter die Mast
tet, die Schlachtkörper nach den gesetzlichen Vorgaben zu- beendet hatten. Allerdings lag die Streuung der Schlachtgegeschnitten und in Handelsklassen eingestuft. Zur Untersu- wichte hoch, vor allem bei den Tieren der Kreuzung WY x BV,
chung der Fleischqualität wurde ein Tag nach der Schlach- die mit 330 kg sowohl den leichtesten als auch mit 538 kg den
tung von jedem Schlachtkörper die 9. Rippe entnommen schwersten Schlachtkörper vorzuweisen hatten. In der
und ins Fleischlabor der Abteilung Qualitätssicherung und Schlachtausbeute wiesen drei Genotypen FV, WY x FV und
Untersuchungswesen in Grub gebracht. Dort wurde der int- WY keine großen Unterschiede auf, erwartungsgemäß
ramuskuläre Fettgehalt mit der NIR-Methode bestimmt und schlachteten die Fleckviehbullen am besten aus, die Braun13 Tage nach der Schlachtung die Zartheit mit Hilfe der Inst- viehkreuzungen lagen knapp zwei Prozentpunkte darunter.
ronmethode ermittelt, wobei die Aufbereitung der Proben Die Fullblood-Bullen schlachteten trotz stärkerer Verfettung
im Kochverfahren erfolgte.
sehr gut aus. Der Grund liegt in dem geringeren Knochenanteil, der sich in feinen Gliedmaßen und geringem KopfgeJungbullengewicht von 600 kg bis 900 kg
wicht widerspiegelt.
Die Schlachtungen erfolgten nach den Vorgaben des BetrieDie Unterschiede bei den Nettozunahmen wurden durch
bes Krätz. Dadurch unterschieden sich die Schlachttiere im die unterschiedliche Ausschlachtung vor allem bei den
Alter teilweise erheblich, der jüngste Fleckviehbulle wurde Braunviehkreuzungen noch deutlicher als bei den Lebendmit 15 Monaten, der älteste Wagyubulle mit 35 Monaten ge- tageszunahmen. Mit durchschnittlich 822 g waren die Fleckschlachtet. Dies lag zum einen darin begründet, dass die rei- viehbullen absolute Spitze, gefolgt von den zwei Kreuzungsnen Fleckviehbullen sehr viel schneller
wuchsen als die anderen Genotypen,
Merkmal
FlV (n=6)
WY x FV
WY x BV
Wagyu
zum zweiten wurde die Buchtenfläche
(n=14)
(n=11)
(n=5)
im Betrieb Eresried mit zunehmender
Ø
std
Ø
std
Ø
std
Ø
std
Mastdauer zu klein.
Im Schnitt war die Mastdauer der
kg
411
± 43
431
± 36
423
± 56
427
± 36
Schlachtgewicht
Fullblood Wagyus mit 980 Tagen fast
g
822
± 87
688
±70
634
± 67
437
± 40
Nettozunahme
doppelt so lang wie die der reinen
59,6
±2
59,0
±1
57,7
±1
58,9
±2
Schlachtausbeute Prozent
Fleckviehbullen, die Kreuzungstiere laPkt.
3,33 ± 0.52
3.29 ±0.47
2.82 ± 0.40
3.00 ± 0.00
EUROP
gen mit 629 (WY x FV) bzw. 669 Tagen
(WY x BV) auch deutlich niedriger (siehe
Pkt.
2,50 ± 0.55
3.21 ±0.70
3.45 ± 0.52
3.40 ± 0.55
Fettklasse
Abbildung 1). Die Mastendgewichte
Prozent
41,7 ± 0.63 40.11 ±1.04 39.87 ± 0.44 38.13 ± 0.72
Pistolenanteil
wurden im Schlachthaus Grub nach
cm²
67 ±9.65 69.47 ±8.61 61.25 ± 10.49 66.73 ± 4.04
Muskelfläche
dem Transport ermittelt, die Schlachthofgewichte unmittelbar vor der AA Tabelle 2: Mittelwerte und Standardabweichungen Schlachtleistung und Schlachtkörperqualität
Schlachtung. Zwischen den beiden
Bullen
RINDER
Mastleistung Mastbullen
1600
56
SUB 4-5/2015
Mittelwerte Fleischqualität Mastbullen
varianten. Die Fullblood Wagyubullen erzielten
mit Nettozunahmen von durchschnittlich 437 g je
Tag etwas mehr als die Hälfte der beiden Fleckviehbullen. Ein direkter Vergleich der Fullblood
Wagyus mit den anderen Tieren darf in den Merkmalen der Mast- und Schlachtleistung nur unter
Berücksichtigung der Fütterungsniveaus erfolgen.
Die Schlachtkörper von Fleckvieh und Fleckviehkreuzungen wurden im Mittel in die Fleischigkeitsklasse R+ eingestuft, die der fünf Follblood
Wagyubullen alle in die Handelsklasse R, die
Braunviehkreuzungen lagen erwartungsgemäß
leicht niedriger (durchschnittlich R-). Die Tiere der
Rasse Fleckvieh wurden sehr jung geschlachtet
und damit deren Wachstumskapazitäten nicht
voll ausgenutzt. Eine längere Mastdauer hätte deren EUROP Bewertung verbessert bei leicht höhe- AA Bild 1: Ein typischer Vertreter der Rasse: der in Deutschland geborene Wagyubulle
Aizatzurudoi mit kleinem Rahmen und nicht allzu starker Bemuskelung
rer Fettklasse.
Mit zunehmendem Alter verändern sich die
prozentualen Anteile der Teilstücke am Schlachtkörper der verfettungsgrad bestimmt. Versuche der LfL zeigten, dass
Bullen: Das Vorderviertel wird im Vergleich zum Hinterviertel Tiere mit hoher Fettklasse einen höheren Nierenfettanteil
schwerer. Hierfür sind zwei Ursachen verantwortlich:
und auch höheren intramuskulärem Fettgehalt aufwiesen.
AAmit dem Alter zunehmende Ausprägung des Kamms, Aus Abbildung 2 wird ersichtlich, dass dieses Merkmal aber
AAzunehmende Verfettung vermehrt im Vorderviertel.
auch deutlich von der Genetik beeinflusst wird. Mit 2,59 Prozent IMF wiesen die Fleckviehschlachtkörper die niedrigsten
Beim Schlachtkörper macht sich dies in abnehmenden Pisto- Gehalte auf (sicher auch bedingt durch die frühe Schlachlenanteilen bemerkbar. Der Unterschied in diesem Merkmal tung). Die Kreuzungen lagen mit durchschnittlich 4,75 Prozwischen den sehr jungen Fleckviehtieren und den fast dop- zent (WY x FV) und 6,88 Prozent (WY x BV) schon deutlich höpelt so alten Wagyubullen betrug 3,5 Prozent, während die her, wobei die Streuung sehr hoch ausfiel. Mit 9,7 Prozent indurchschnittliche Fläche des longissimus dorsi bei den zwei tramuskulärem Fettgehalt wurde der höchste Wert bei einer
Rassen den gleichen Wert aufwies. Die FV-Kreuzungen hat- Braunviehkreuzung gemessen. Die fünf Fullblood Wagyu­
ten mit 69,5 cm2 die größte Muskelfläche, die Braunviehkreu- bullen wiesen im Schnitt 12,38 Prozent intramuskulären Fettzungen fielen deutlich ab.
anteil auf, ohne dass die Schlachtkörper insgesamt zu stark
verfettet waren. Der niedrigste Wert lag mit 9,2 Prozent so
Fleischqualität der männlichen
80
Schlachtkörper
Das Ziel der Zucht von Wagyus in Rein70
form wie auch von Kreuzungsproduk60
56
ten ist die Erzeugung von Rindfleisch
52
50
50
als Premium-Produkt, das auf dem
44
Markt einen hohen Preis erzielen kann.
40
Hierbei spielt vor allem die Marmorie30
rung des Fleisches eine entscheidende
20
Rolle, die mit dem Auge subjektiv er12,38
fasst wird. Im Labor wird der intramus6,88
10
4,75
2,59
kuläre Fettgehalt mit der NIR-Methode
0
objektiv ermittelt und somit das Ergebintramusk.Fettgehalt %
Scherkraft N
Fleckvieh (N=6)
Wagyu x Fleckvieh (N=14)
Wagyu X Braunvieh (N=11)
Wagyu Fullblood (n=5)
nis besser vergleichbar. Marmorierung
und intramuskulärer Fettgehalt (IMF) AA Abbildung 2: Fleischqualitätsmerkmale Mastbullen der unterschiedlichen Gnetiken (Mittelwerte
werden wesentlich vom Gesamt­
und Standardabweichungen)
SUB 4-5/2015
57
RINDER
RINDER
RINDER
AA Bild 2: Marmorierung im Anschnitt des langen Rückenmuskels zwischen der 8. und 9. Rippe von reinem Fleckviehbullen (Bild a), Jungbullen Wagyu x
Fleckvieh (b), Fullblood Wagyubullen (c), Färse Wagyu x Braunvieh (d)
hoch wie der höchste Wert bei allen anderen Schlachtkörpern.
Bild 2 zeigt Anschnitt-Flächen des musculus longissimus
dorsi von vier unterschiedlichen Tieren. Die im Muskelfleisch eingelagerten Fettbestandteile sollen möglichst
gleichmäßig verteilt sein und sind das entscheidende Qualitätsmerkmal des Fleisches in der Wagyurinderzucht. Der
reine Fleckviehbulle liegt bei 3,54 Prozent und der Jungbulle Wagyu x Fleckvieh bei 7,30 Prozent intramuskulärem
Fettanteil. Der Anschnitt des Fullblood Wagyubullen weist
im Rückenmuskel 15,2 Prozent IMF auf. Die Färse Wagyu x
Braunvieh hat von allen Schlachtkörpern mit einem IMFGehalt von 21,7 Prozent den absolut höchsten Wert der bei
diesem Versuch geschlachteten Tiere. Einige Schlachtkörper zeigten bei gewünschten hohen Fettgehalten im Muskel auch sehr viel Fett zwischen den Muskeln, was eher unerwünscht ist.
In der Zartheit, gemessen mit der Warner-Bratzler Schere
im Labor nach dreizehn Tagen Reifung, schnitten die Full­
blood Waguys mit durchschnittlich 44 N am besten ab, die
reinen Fleckviehbullen wiesen trotz des geringsten Alters
RINDER
Merkmal
WY x FV
(n = 14)
WY x BV
(n = 12)
WY x SB
(n = 3)
Ø
Ø
Ø
Tage
799
809
863
Mastendgewicht
kg
658
651
701
Schlachtgewicht
kg
358
353
381
Lebendtageszunahmen
g
808
762
759
Nettozunahme
g
458
445
442
Prozent
56,9
56,4
56,8
EUROP
Pkt.
3,07
2,75
2
Fettklasse
Pkt.
4,2
4,5
5
Schlachtkörperlänge
cm
136
140
146
cm²
62
58
62
Alter
Schlachtausbeute
Muskelfläche
AA Tabelle 3: Mittelwerte Mast- und Schlachtleistung Färsen
58
mit 56 N die höchsten Werte auf, die Kreuzungen lagen dazwischen. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den
Rassen als gering einzustufen.
Der entscheidende Faktor für die Zartheit ist die
Fleischreifung. Wie in mehreren Untersuchungen nachgewiesen wurde, sinken die Scherkraftwerte unabhängig von
der Rasse nach 14 Tagen auf circa zwei Drittel und nach 21
Tagen auf ungefähr die Hälfte des Ausgangswertes.
Mast- und Schlachtleistung der Färsen
Die weiblichen Tiere wurden mit geringerer Intensität gemästet als die Bullen. Es standen hier nur Kreuzungstiere zur
Verfügung. Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, bewegten sich die
Lebendtageszunahmen zwischen 750 und 808 g (WY x FV)
und damit deutlich niedriger als bei den Bullen. Das
Schlachtalter lag mit durchschnittlich 27 bis 29 Monaten
deutlich über denen der männlichen Tiere, wobei die
Schwarzbuntkreuzungen am ältesten waren. Entsprechend
hoch für Färsen fielen mit 650 bis 700 kg auch die mittleren
Mastendgewichte aus, wobei die Bandbreite von 546 kg bis
736 kg recht groß war und die Schlachtgewichte stark streuten. Den schwersten Schlachtkörper brachte eine FV-Kreuzung mit 409 kg auf die Waage, zeigte dabei jedoch eine sehr
starke Verfettung.
Die Ausschlachtung sah alle drei Kreuzungsvarianten im
Durchschnitt auf gleicher Höhe. Allerdings muss man auch
hier unbedingt die Gewichte berücksichtigen, denn je höher
das Mastendgewicht desto höher liegt auch die Schlachtausbeute. In den Nettozunahmen waren die FV Kreuzungen
leicht besser als die beiden anderen, allerdings hatte man
sich da einen weit größeren Abstand erwartet. Insgesamt lagen die Mastleistungen der Färsen im unteren Bereich, bei
intensiverer Fütterung und kürzerer Mastdauer wären höhere Mastleistungen erzielbar gewesen.
Alle drei Schwarzbuntkreuzungen wurden in die Fleischigkeitsklasse O eingestuft, erwartungsgemäß zeigten die
FV-Kreuzungen hier die besten Werte. Von den 29 weiblichen Schlachtkörpern wurde nur einer in die Fettklasse 3
eingestuft. Am stärksten verfettet waren die Kreuzungen
SUB 4-5/2015
RINDER
50
45
40
41,83
44,1
36,54
35
30
Starke Marmorierung bei Färsen
25
Die Marmorierung in den Anschnittflä20
15,13
chen des Rückenmuskels war bei den
14,26
15
Färsen sehr ausgeprägt. Die intramus8,8
10
kulären Fettgehalte(IMF) lagen bei den
5
weiblichen BV- und SB-Kreuzungen sogar höher als die Fullblood Wagyu-Bul0
intramusk.Fettgehalt %
Scherkraft N
len (Abbildung 3). Alle Proben dieser
Wagyu x Fleckvieh (N=14)
Wagyu x Braunvieh (N=12)
Wagyu x Schwarzbunt (N=3)
Tiere wiesen Werte über 11 Prozent auf,
der höchste Wert wurde von einer AA Abbildung 3: Fleischqualitätsmerkmale der Färsenschlachtkörper
Kreuzung mit BV erzielt und lag bei 21,7
Prozent bei einem Schlachtgewicht von 374 kg und der Fett- KOSHIGEFUJI Y342 bei größerem Rahmen eine bessere
klasse 4. Zwischen Schlachtgewicht, Gesamtverfettung und Ausschlachtung zeigten; allerdings kann aufgrund der geIMF-Gehalt zeigte sich eine mittlere Korrelation, der größere ringen Anzahl von Proben die Vererbungsleistung für die
Einfluss kommt von der Genetik. Die FV-Kreuzungen lagen Merkmale nicht abgesichert werden.
im IMF-Gehalt deutlich unter den anderen beiden Varianten.
Das Merkmal Zartheit bestätigte die Ergebnisse von anFazit
deren Versuchen an der LfL. Die Kreuzungen Wagyu x Ob die Produktion von Wagyu Fleisch sich auch rechnet,
Milchrasse Schwarzbunt zeigten hier die niedrigsten Scher- hängt hauptsächlich von der Vermarktung ab. Wenn die
kraftwerte, während die BV-Kreuzungen am höchsten la- Schlachtkörper nicht als Premiumprodukt, sondern an den
gen (Abbildung 3). Insgesamt lagen die Werte bei den Fär- bayerischen Fleischhandel verkauft werden, ist ab der Fettsen unter denen der männlichen Tiere, das Fleisch von klasse 4 mit deutlichen Preiseinbußen zu rechnen. Für die Diweiblichen Tieren ist bei gleicher Behandlung zarter als das rektvermarktung können die Kreuzungstiere eine lukrative
von Jungbullen.
Alternative darstellen, wenn die Käufer bereit sind, für das
Die acht Ochsen stammten alle aus Fleckviehkühen, be- Fleisch mit höherem Fettgehalt und damit intensiverem Gesamt mit zwei verschiedenen Wagyubullen. Sie wurden in schmack entsprechend mehr zu bezahlen. Außerdem muss
einem Alter zwischen 24 und 27 Monaten geschlachtet mit neben der Vermarktung der wertvollen Teilstücke auch die
Schlachtgewichten von 350 bis 434 kg bei Nettozunahmen Möglichkeit bestehen, die Verarbeitungsware gewinnbrinvon durchschnittlich 523 g je Tier und Tag. Die Fleischigkeits- gend zu vermarkten. Der Handel mit dem Hochpreisprodukt
klassen lagen zwischen R und O, mit Fettklassen von 4 und 5 „Wagyufleisch“ wird voraussichtlich nur einigen wenigen
zeigten die Schlachtkörperhälften eine starke Verfettung. Spezialisten vorbehalten bleiben.
Die Bemuskelung der Ochsen war erwartungsgemäß
schlechter als der Bullen und auch der Färsen, mit durchschnittlich 54 cm2 Muskelfläche im Anschnitt zwischen der 8.
und 9. Rippe war der Muskel um ca. 20 Prozent kleiner als bei
den Bullen und 13 Prozent kleiner als bei den Färsen der FVKreuzungen.
Der intramuskuläre Fettgehalt der Ochsen lag zwischen
6,7 Prozent und 14 Prozent und damit deutlich niedriger als
ULRICH GEUDER
bei den Färsen aber höher als bei den Bullen mit der gleiMAXIMILIAN PICKL
chen Genetik. Die Väter der Ochsen waren zwei Bullen von
BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR
dem Australischen Züchter David Blackmore. Bei der BeLANDWIRTSCHAFT
trachtung der Einzelergebnisse fallen die Nachkommen
INSTITUT FÜR TIERZUCHT
von KINUYASUDI Y350 mit höheren IMF-Werten und [email protected]
rer Bemuskelung auf , während die Nachkommen von [email protected]
SUB 4-5/2015
59
RINDER
Fleischqualität Mastfärsen
mit SB, gefolgt von BV und FV (Tabelle 3). Ein großer Teil der Schlachtkörper könnte bei „normaler“ Vermarktung nur mit sehr großen Abschlägen
abgesetzt werden.
RINDER
Einfluss der Jungviehalpung auf
die spätere Leistung als Milchkuh
RINDER
Franz Pirchner, Professor an der TU München, 1980
Dies gilt auch noch heute; während sich allerdings in der
Zwischenzeit zahlreiche Untersuchungen mit den Auswirkungen der Alpung von Milchkühen befasst haben, liegen
wenige Studien über den Einfluss einer Jungviehaufzucht
auf der Alm auf die spätere Leistung als Milchkuh vor.
Ein Hauptgrund für das Fehlen gesicherter Ergebnisse ist
die Schwierigkeit belastbares Datenmaterial zu erstellen. Neben dem sehr variablen Faktor Alpung (u. a. Ertragsfähigkeit,
Höhenlage und klimatische Bedingungen) spielt das unterschiedliche Management des Talbetriebes eine ebenso
wichtige Rolle für die spätere Leistung der Milchkuh. Aus diesem Grund wurde diese Untersuchung an umfangreichem
Datenmaterial, in dem sich unterschiedliche gerichtete Einflüsse ausgleichen und Auswirkungen durch das Management statistisch bereinigt werden können, durchgeführt.
Daten aus verschiedenen Quellen
Die Untersuchung wurde an Braunvieh- und Fleckviehkühen
durchgeführt, die als Jungvieh gesömmert wurden. Hierzu
wurden von den Alm- bzw. Alpwirtschaftsvereinen in Oberbayern und im Allgäu die Almnummern der Gemeinschaftsund Genossenschaftsalmen in Bayern zur Verfügung gestellt. Da alle Verbringungen auf registrierte Almen an die
60
1 450
1 400
1 392
1 350
1 286
1 300
1 250
1 220
1 200
1 150
1 124
1 100
1 050
1 000
Braunvieh
gealpt
Erstabkalbealter in Monaten
„Geälptem Vieh geht der Ruf voraus, dass es
gesund sei, widerstandsfähig, dass es durchhalte, besser fruchtbar sei, kurzum eine Reihe
von Vorteilen besitze, doch existieren sehr
wenig kritische Untersuchungen. Nichtsdestoweniger bleibt, dass es gefragt ist.“
Nutzungsdauer in Tagen (LS-Schätzwerte)
von Dr. Dieter Krogmeier und ANNA KIMMERLE: Der Jungviehaufzucht auf der Alm werden
positive Effekte auf Gesundheit und Widerstandfähigkeit zugeschrieben. Sie sollen zu einer
längeren Nutzungsdauer führen. Allerdings liegen bisher sehr wenige gesicherte Studien zu
dieser Fragestellung vor. Auswertungen an einem umfangreichen Datenmaterial von als
Jungvieh gealpten Braunvieh- und Fleckviehkühen bestätigen die positiven Effekte. Die
Vorteile betreffen nicht nur die Nutzungsdauer, sondern auch die Milchleistung, insbesondere
die Lebensleistung, sowie einige Fitnessmerkmale. Allerdings sind Unterschiede zwischen
gealpten und im Stall aufgezogenen Milchkühen nicht so ausgeprägt, wie dies teilweise
angenommen wird.
Fleckvieh
nicht-gealpt
35
34,1
34
33,5
33
32
31,6
31,1
31
30
Braunvieh
gealpt
Fleckvieh
nicht-gealpt
AA Abbildung 1 und 2: Unterschiede in der Nutzungsdauer und dem
Erstkalbealter zwischen gealpten und nicht-gealpten Tieren
HI-Tier-Datenbank gemeldet werden müssen, konnten aus
dieser Datenbank die Lebensohrmarkennummern aller auf
diesen Almen in den Jahren 2000 bis 2005 registrierten Tiere
zugespielt werden. Anhand der Lebensohrmarke wurden
SUB 4-5/2015
RINDER
die für die Auswertungen benötigten Leistungsdaten vom
LKV Bayern e. V. zur Verfügung gestellt. Das Datenmaterial
umfasste nach umfangreichen Plausibilitätskontrollen 8 541
Fleckvieh- und 32 442 Braunviehtiere von insgesamt 242 Almen.
Ein Rückblick auf die Almjahre 2000 bis 2005 scheint zwar
auf den ersten Blick eher historischen Wert zu haben, bietet
aber die Möglichkeit, die tatsächlich erreichte Lebensdauer
der Kühe zu vergleichen. Als Vergleichsstichprobe wurden
nicht-gealpte Tiere der gleichen Geburtsjahrgänge aus den
gleichen Landkreisen, herangezogen. Diese umfasste
246 473 Fleckvieh- und 151 587 Braunviehtiere.
alpten Tiere verlängert.
Parallel mit der längeren Nutzungsdauer wurde ein höheres Erstkalbealter bei den gealpten Tieren beobachtet
(Abbildung 2), das deutlich über dem betriebswirtschaftlich
empfohlenen Erstkalbealter liegt. Es wird durch die restriktive Fütterung auf der Alm und das damit verbundene niedrigere Lebendgewicht bewirkt; ist aber bei einer Jungviehaufzucht auf der Alm durchaus gerechtfertigt. Tiere auf
Almweiden verursachen geringere Futterkosten, und die
Körperkondition und -konstitution sowie die Gesundheit
werden gefördert. Bei optimiertem Management ließe sich
aber auch bei einer Jungviehaufzucht auf der Alm ein niedrigeres Erstkalbealter erreichen.
Positive Wirkung auf die spätere Milchleistung
Tabelle 1 zeigt Unterschiede in den durchschnittlichen Laktationsleistungen und in der Lebensleistung. Die Leistungen
wurden in den Jahren 2002 bis 2009 erbracht, liegen in der
absoluten Höhe also deutlich niedriger als aktuell.
Es besteht eine Überlegenheit der gealpten Tiere in der
Milchmenge in allen Laktationen und in beiden Rassen. Bei
einer Berücksichtigung des höheren Erstkalbealters im statistischen Modell reduziert sich zwar der Vorteil, er bleibt
aber in allen Laktationen signifikant. Verschiedene unabhängige Untersuchungen haben gezeigt,
dass eine deutlich höhere EnergieverMerkmal
Fleckvieh
Braunvieh
sorgung der Tiere während der Herbstgealpt
n.-gealpt
Diff.
gealpt
n.-gealpt
Diff.
und Winterfütterung im Stall, nach vor1. Laktation
heriger restriktiver Fütterung auf der
6 089
5 841
+248
6 137
5 891
+246
Milch-kg
Alm, positive Effekte auf das Jungvieh
hat (kompensatorisches Wachstum)
3,97
4,08
–0,11
4,10
4,16
–0,06
Fett-Prozent
und später zu besseren Milchleistun3,41
3,43
–0,02
3,52
3,52
0
Eiweiß-Prozent
gen führen kann.
2. Laktation
Neben dem positiven Effekt auf die
6 845
6 564
+281
6 762
6 553
+209
Milch-kg
Milchmenge, führte die Alpung in den
ersten drei Laktationen zu tendenziell
3,98
4,08
–0,10
4,14
4,19
–0,05
Fett-Prozent
niedrigeren Milchinhaltsstoffen. Dabei
3,43
3,48
–0,05
3,58
3,60
–0,02
Eiweiß-Prozent
war in beiden Rassen der Fettgehalt
3. Laktation
der Milch deutlicher verringert als der
7 245
6 960
+285
7 185
6 991
+194
Eiweißgehalt.
Milch-kg
Der größte Abstand zeigt sich in der
3,95
4,05
–0,10
4,12
4,18
–0,06
Fett-%
Lebensleistung, die eine Kombination
3,38
3,42
–0,04
3,53
3,55
–0,02
Eiweiß-%
aus der Nutzungsdauer und der DurchLebensleistung
schnittsleistung innerhalb der Laktationen ist. Die Lebensleistung der gealp22
697
19
985
+2
712
25
948
23
074
+2
874
Milch-kg
ten Tiere liegt in der Milchmenge beim
3,97
4,07
–0,10
4,15
4,21
–0,06
Fett-%
Fleckvieh um 13,6 Prozent und beim
3,41
3,45
–0,04
3,56
3,56
0
Eiweiß-%
Braunvieh um 12,5 Prozent höher. Der
AA Tabelle 1: Unterschiede in den durchschnittlichen Laktationsleistungen und der Lebensleistung
Vorteil in der Lebensleistung für Fett
gealpter und nicht-gealpter Tiere bei Braunvieh und Fleckvieh (LS-Schätzwerte und Standard(kg) und Eiweiß (kg) fällt aufgrund der
fehler)
niedrigeren Inhaltsstoffe geringer aus.
SUB 4-5/2015
61
RINDER
Längere Nutzungsdauer, höheres Erstkalbealter
Die Auswertungen zeigten bei den gealpten Tieren einen
höheren Anteil noch lebender Tiere in den höheren Laktationen. Die größten Unterschiede ergaben sich in beiden Rassen zum Ende der dritten Laktation (BV +4,9, FV + 4,3 Prozent
lebende Tiere) bzw. vierten Laktatation (BV +4,4, FV +4,7 Prozent lebende Tiere). Die höhere Lebenserwartung gealpter
Tiere zeigt sich ebenfalls in der Nutzungsdauer, bei deren Berechnung mögliche Managementeffekte statistisch ausgeglichen wurden (Abbildung 1). Diese ist beim Braunvieh um
106 Tage und beim Fleckvieh um 92 Tage zu Gunsten der ge-
RINDER
RINDER
Alpung und Fitnessmerkmale
Unterschiede ergeben sich ebenfalls bei mehreren Fitnessmerkmalen in der ersten Laktation.
Die Totgeburtenrate der gealpten Tiere liegt beim Braunvieh um 1,1 Prozent und beim Fleckvieh um 2,2 Prozent niedriger. Ebenfalls günstige Effekte zeigen sich im Anteil von
Schwergeburten und Kaiserschnitten (Braunvieh –0,4 Prozent, Fleckvieh –1,2 Prozent). Eine höhere Bewegungsaktivität, die zu einer besseren Körperkondition führt, wirkt sich
häufig positiv auf den Geburtsverlauf aus.
Auch in der Zellzahl des ersten Probemelkens besteht
eine Differenz zu Gunsten der gealpten Tiere. Diese weisen
im Durchschnitt eine um ca. 5 600 Zellen (Braunvieh) bzw.
12 700 Zellen (Fleckvieh) niedrigere Zellzahl auf. Dies steht
im Gegensatz zu einer bei den Almtieren beobachteten erhöhten Abgangsrate aufgrund von Eutererkrankungen.
Möglicherweise wurden Tiere mit schwerwiegenden Problemen in der Eutergesundheit bereits gemerzt. Auf der Alm
besteht ein erhöhtes Risiko durch die Übertragung von Infektionserregern im Zuge des gegenseitigen Besaugens, das
nicht nur zu chronischen und akuten Mastitiden sondern
auch zu Euterverletzungen bis hin zum Ausfall einzelner Euterviertel führen kann.
Im Fruchtbarkeitsbereich lassen sich tendenziell Nachteile durch die Alpung erkennen. Im Alter von zwei Monaten
war der Anteil trächtiger Kalbinnen bei den gealpten Tieren
beim Fleckvieh um zwei und beim Braunvieh um ein Prozent
niedriger als bei Kalbinnen, die im Talbetrieb aufgezogen
wurden. Dieses Ergebnis ist eher unerwartet, da allgemein
weniger Fruchtbarkeitsstörungen bei Tieren mit Freiland-/
Weidehaltung in der Aufzucht beobachtet werden. Möglicherweise werden Vorteile der Alpungstiere in der Konstitution durch Managementeffekte überdeckt. Da die Jungrinder häufig noch vor dem Almauftrieb gedeckt werden
müssen, ist der optimale Besamungszeitpunkt nicht immer
gegeben und eine erneute Brunst wird auf der Alm nicht
frühzeitig erkannt.
Zuchtviehverkauf – ein wichtiges Standbein
Während von den nicht-gealpten Tieren in dieser Untersuchung beim Braunvieh 5,5 Prozent und beim Fleckvieh 3,6
Prozent zur Zucht verkauft wurden, war der Anteil bei den
gealpten Tieren mit 11 bzw. 7,4 Prozent in etwa doppelt so
hoch. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung des Zuchtviehverkaufs für zahlreiche Alpungsbetriebe, die in der Regel
einen überdurchschnittlich hohen Jungviehbestand halten
und bei denen der Zuchtviehverkauf nicht unwesentlich
zum Betriebserfolg beiträgt. In diesen Zahlen spiegelt sich
auch die große Beliebtheit von gealpten Tieren bei den Käufern wider. Neben der Erwartung einer besseren Tiergesundheit und einer erhöhten Widerstandsfähigkeit und Klauenstabilität, begründen viele Betriebe ihre Vorliebe für
62
gealpte Tiere damit, dass sich diese schnell und unproblematisch in die Herde integrieren lassen.
Die Alpung von Jungvieh – ein Fazit
Der Jungviehaufzucht auf der Alm werden positive Effekte
auf die Gesundheit und Widerstandfähigkeit zugeschrieben.
Schätzungen gehen dabei von einer um ein bis zwei Laktationen verlängerten Nutzungsdauer aus. Die eigenen Untersuchungen bestätigen die positiven Auswirkungen, wobei
die Vorteile nicht nur die Nutzungsdauer, sondern auch die
Milchleistung, insbesondere die Lebensleistung sowie einige Fitnessmerkmale, betreffen. Die Nutzungsdauer ist um
3 bis 4 Monate verlängert, der Vorteil der gealpten Kühe also
geringer, als teilweise beschrieben wird. Ein Grund hierfür ist
sicherlich, dass ein Großteil der Vergleichsbetriebe in Grünlandgebieten liegt, und zu vermuten ist, dass viele dieser Betriebe Weidehaltung im Tal betreiben. Weidehaltung hat
ebenfalls positive Effekte auf die Tiergesundheit und die Widerstandfähigkeit, was die Vorteile der Almhaltung bei diesem Vergleich relativiert.
Ein weiterer Grund ist, dass die positiven Auswirkungen
nur dann vollends zur Geltung kommen, wenn sowohl das
Almmanagement als auch das Betriebsmanagement auf
dem Heimatbetrieb optimal ist. Bei der Vielzahl der in den
Auswertungen berücksichtigten Almen und Betriebe kann
dies natürlich nicht immer der Fall sein, und die um 3 bis 4
Monate verlängerte Nutzungsdauer ist als ein Durchschnittswert vieler Betriebe zu verstehen.
Es bleibt aber festzustellen, dass die Alpung (für Jungtiere) sicherlich eine der natürlichsten Haltungsformen für
das Rind ist und dass durch die natürlichen Umweltreize
und die Bewegung förderliche Einflüsse auf die Gesundheit
entstehen, die sich dann auch auf die Leistung der Milchkuh auswirken. Dies sollte trotz eines höheren organisatorischen Aufwands Milchviehbetriebe dazu bewegen, an der
Jungviehaufzucht auf der Alm festzuhalten. Dies gilt insbesondere für Betriebe, für die der Verkauf gealpter Jungkühe
als Zuchtvieh ein wichtiges finanzielles Standbein darstellt.
Letztendlich bestätigt diese Studie die Almbauern in ihrer Arbeit und zeigt, dass es neben naturschutzfachlichen,
touristischen und landschaftskulturellen Argumenten auch
produktionstechnische und betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte gibt, die für die Alpung sprechen.
DR. DIETER KROGMEIER
BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LAND­W IRTSCHAFT
INSTITUT FÜR TIERZUCHT
[email protected]
ANNA KIMMERLE
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT
UND FORSTEN KEMPTEN
[email protected]
SUB 4-5/2015
RINDER
Bewertung der Struktur­
versorgung beim Rind
Neue Kennzahl zur Beurteilung der „Wiederkäuergerechtheit“ von Rationen
von DR. THOMAS ET TLE, DR. HUBERT SCHUSTER und DR. KARL RUTZMOSER: Hohe Leistungen in der Rinderfütterung führen zu Rationsgestaltungen mit relativ niedrigen Gehalten an
strukturwirksamer Faser und hohen Gehalten an im Pansen leicht abbaubaren Kohlenhydraten. Beide Rationsparameter beeinflussen die „Wiederkäuergerechtheit“ der Ration und
werden nach bisherigen Vorgaben getrennt beurteilt, was auch Fragen aufwirft. Um dies zu
umgehen, wurde der Versuch unternommen, beide Rationskennzahlen in einer einzigen Zahl,
dem „Strukturindex“ zu vereinigen. Die Vorgehensweise wird in folgendem Bericht dargestellt. Der Strukturindex erweist sich in der Praxis als brauchbares Instrument zur Rationsplanung und -beurteilung.
SUB 4-5/2015
Ableitung des Strukturindex
Der Strukturindex wurde an Hand von Daten aus einem Fütterungsversuch mit Milchkühen abgeleitet. In diesem Versuch wurde die Grundmischung als teilaufgewertete Mischration von Grob- und Kraftfutter in Wiegetrögen verabreicht;
zusätzliches Leistungskraftfutter wurde im Melksystem
(Melkroboter) zugeteilt. Das Melksystem erfasste auch die
tägliche Milchmenge der Einzelkühe, die Milchinhaltsstoffe
wurden in zweiwöchigem Abstand gemessen. Insgesamt
waren 49 Einzelkühe mit 291 Zwei-Wochenperioden in der
Auswertung dabei. Näheres zu dem beschriebenen Fütterungsversuch findet sich bei ETTLE et al. (2011).
Zunächst wurde für jede Beobachtung (Zwei-Wochenperiode/Kuh) an Hand der ermittelten Futteraufnahme und den
Infobox 1: Allgemeine Ableitung des Strukturindex
Berechnung des Pansen-pH-Wertes
pH = 6,5 + (0,044 * peNDF) – (0,0006 * peNDF * peNDF) –
(0,017 * pansenabbaubare Stärke) – (0,016 * TM-Aufnahme)
(peNDF, abbaubare Stärke in Prozent der TM; TM-Aufnahme
in kg TM/Tag)
Regressionsgleichung für die Menge an pansenabbaubaren Kohlenhydraten für pH-Wert von 6,15
Pansenabbaubare Kohlenhydrate (pabKH, kg/Tag) = 2,8 +
0,36 NDFom GF (kg/Tag)
Berechnung des Strukturindex
Strukturindex NDFom = NDFom GF / (NDFom GF + (pab KH
– 2,8) / 0,36)*100
(NDFom GF und pab KH in kg/Tag)
63
RINDER
In der Bundesrepublik Deutschland besteht derzeit noch
keine Übereinstimmung, welcher Maßstab zur Beurteilung
der Strukturversorgung beim Futter bzw. zur Beurteilung
des Bedarfes eines Tieres heranzuziehen ist. Die verschiedenen vorhandenen Ansätze, wie das Verhältnis von Konzentrat zu Grobfutter (z. B. FLATT et al., 1969), die Rohfaser
(HOFFMANN, 1990) oder auch die strukturwirksame Rohfaser (PIATKOWSKI et al., 1977, 1990) können nicht vollends befriedigen. Auch der von der DLG (2001) empfohlene Strukturwert nach DE BRABANDER et al. (1999) schätzt Futtermittel (besonders Grassilagen) im Einzelfall falsch ein (GfE, 2001).
Aus diesen Gründen besteht bei verschiedenen Gremien
Konsens, dass eine Weiterentwicklung des Bewertungssystems der Strukturwirkung dringlich vorangetrieben werden
soll. Basis sollen Arbeiten an der Universität Hohenheim (Zebeli et al., 2008) zur „physikalisch effektiven NDF“ (peNDF)
sein. Dieses System wurde vorwiegend an Hand von Metaanalysen von Literaturdaten abgeleitet. Dementsprechend
sollen im Weiteren Arbeiten zur Anwendbarkeit und die
Übertragung in die Praxis im Vordergrund stehen. Für die
Beurteilung der Wiederkäuergerechtheit müssen sowohl
der Gehalt an strukturwirksamer Faser als auch an pansenabbaubaren Kohlenhydraten (pabKH) berücksichtigt
werden. Der Strukturindex vereinigt beides in einer Zahl
(RUTZMOSER und ETTLE, 2011). Die Ableitung des „Strukturindex“ erfolgte in Absprache mit der Hohenheimer Arbeitsgruppe. Dieser soll die Größen der Strukturwirksamkeit und
der pansenabbaubaren Kohlenhydrate in einer Zahl vereinigen (RUTZMOSER und ETTLE, 2011). Der vorliegende Beitrag stellt die Ableitung des Strukturindex nochmal dar. Darüber hinaus wird anhand von Rationsbeispielen auf die Anwendung in der Praxis eingegangen werden.
Inhaltsstoffen der Ration der zu erwartende
Pansen-pH-Wert berechnet (ZEBELI 2008, Gleichung siehe Infobox 1). Im folgenden Schritt
wurde für die jeweiligen Zwei-Wochen-Perioden je Kuh die tägliche Aufnahme an pansenabbaubaren Kohlenhydraten und an physikalisch
effektiver Neutraler Detergenzienfaser (peNDF)
berechnet. Dabei wurde in Anlehnung an Steingass und Zebeli (2010) unterstellt, dass die tägliche Aufnahme an physikalisch effektiver NDF
gleich der täglichen Aufnahme an NDFom aus
dem Grobfutter (NDF(GF)) ist. Die so für jede Kuh
und Zwei-Wochenperiode errechneten täglichen Aufnahmen an pansenabbaubaren Kohlenhydraten und an NDF(GF) wurden daraufhin
graphisch aufgetragen, wobei zwischen pHWerten kleiner bzw. größer 6,15 (errechnet aus
oben beschriebener Gleichung) unterschieden AA Auch bei Mastbullen sind Struktur und Kohlenhydrate wichtig (Foto: Dr. Hubert Schuster)
wurde (Abbildung 1). In dieser Darstellung wurden Werte mit pH größer 6,15 von den Werten mit pH kleiner schen 0 und 100 annehmen. Bei einem Strukturindex der Ra6,15 mit einer Geraden voneinander getrennt, die sich aus ei- tion von 50 wird ein Pansen-pH-Wert von 6,15 erwartet. Ein
ner Regressionsgleichung ergeben. Diese Gleichung stellt die Strukturindex über 50 lässt höhere Pansen- pH-Werte erwarMenge an pansenabbaubaren Kohlenhydraten dar, welche ten, ein Strukturindex unter 50 weist auf zu erwartende
bei der korrespondierenden Aufnahme an NDF(GF) einen pH- azidotische Bedingungen hin. Die Ableitung eines entspreWert von 6,15 erwarten lässt. Die Gleichung wurde nach Trans- chenden Strukturindex-Werts ist auch mit anderen Einformation in einen allgemein gültigen Strukturindex formu- gangsgrößen, wie z. B. der pansenabbaubaren Stärke oder
liert (siehe Infobox 1).
der Rohfaser möglich (RUTZMOSER und ETTLE, 2011; RUTZ­
Der so berechnete Strukturindex kann nur Werte zwi- MOSER und SCHUSTER, 2011; RUTZMOSER et al., 2011), wodurch sich abweichende Gleichungen
zur Berechnung des Strukturindex er8
geben. Die hier dargestellte Gleichung
berücksichtigt nicht nur die im Pansen
7
abbaubare Stärke, sondern auch die
Aufnahme an Zucker, wodurch die zu
erwartenden Pansen-pH-Werte ge6
nauer eingeschätzt werden sollten. Die
richtige Größe NDFom wird hier der
Einfachheit halber mit NDF umschrie5
ben. Dementsprechend sollte die in
diesem Beitrag dargestellte Formel zur
4
Berechnung des Strukturindex auf Basis der pansenabbaubaren Kohlenhydrate und der NDFom aus dem Grobfut3
ter Verwendung finden. Die Verwendung der Größe NDFom aus dem Grob2
futter gegenüber der mit der Schüttel2
3
4
5
6
7
8
box ermittelten
peNDF stellt gegenüber den Grundannahmen aus der ArNDF aus Grobfutter (kg/Tag)
beit von ZEBELI et al. (2008) eine VerAA Abbildung 1: Beziehung zwischen täglicher Aufnahme an NDF(GF) und pabKH (Daten aus
einfachung dar. Diese Vereinfachung
Versuch zum Einsatz von Luzernesilage, ETTLE et al., 2011, Regressionsgleichung in Infobox 1)
ist aber notwendig, wenn der Strukturpansenabaubare Kohlenhydrate (kg/Tag)
RINDER
RINDER
1
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
64
SUB 4-5/2015
RINDER
Regression für Mastbullen
Pansenabbaubare Kohlenhydrate (pabKH, kg/Tag) = 1,32 +
0,5 * NDFom GF (kg/Tag)
Berechnung des Strukturindex für Mastbullen
Strukturindex Mastbullen NDFom = NDFom GF/(NDFom GF
+ (pab KH – 1,32) / 0,5) * 100
index auch in der Rationsplanung und nicht nur im Nachhinhein zur Bewertung einer gemischten Ration eingesetzt werden soll.
Übertragung des Strukturindex auf Mastbullen
Soll der Strukturindex auf Mastbullen übertragen werden,
sind zwei Unterschiede in der Fütterung gegenüber Milchkühen zu beachten: Zum einen verändert sich mit dem
Wachstum das Lebendgewicht und die damit verbundene
[in kg FM]
Ausgangsration A Ration B
Ration C
Futteraufnahme und zum anderen ist die aufgenommene
Futtermenge im Vergleich zum Lebendgewicht erkennbar
kleiner (RUTZMOSER und SCHUSTER, 2011).
Für die Anpassung der Futteraufnahmewurde die NDF(GF)
(NDFom aus Grobfutter) sowie die pab KH mit einer Exponentfunktion des Lebendgewichtes W (W 0,62) auf ein einheitliches Lebendgewicht von 700 kg umgerechnet. Damit kann
das Verhältnis von Futtermengen und Lebendgewicht über
die praktisch bedeutsame Spanne angepasst werden.
Wegen der unterschiedlichen Futteraufnahme zu Milchkühen wurde für Mastbullen eine eigene Regressionsgleichung zur Abgrenzung der zu erwartenden Pansen-pH-Werte
über und unter 6,15 errechnet. Auf der Grundlage dieser Regression wird wiederum der Strukturindex für Mastbullen errechnet (Infobox 2). Nach entsprechender Transformation
dieser Gleichung kann der Strukturindex für Mastbullen berechnet werden.
Dieser Strukturindex für Mastbullen hat die gleichen Eigenschaften, wie für Milchkühe beschrieben. Er erreicht den
Wert 50 an der Schwelle der verträglichen pansenabbauba[in kg FM]
Ausgangsration A
B
C
Grassilage, 1.Schnitt
15,0
15,0
15,0
5,7
Maissilage
18,0
18,0
18,0
3,0
1,5
Gerste/Weizen
7,0
6,5
3,5
0,7
0,7
0,7
Rapsextraktionsschrot
3,0
3,0
3,0
Mineralfutter
0,1
0,1
0,1
Heu
1,0
1,0
1,0
Gerstenstroh
/
0,3
0,3
Min.-Futter
0,18
0,18
0,18
Körnermais
/
/
1,5
Stroh
/
1,0
1,0
Körnermais
/
/
3,0
Maissilage [kg FM]
10,2
10,2
10,2
Grassilage
5,7
5,7
Triticale
3,8
SES
Kennzahlen (in der TM)
Kennzahlen (in der TM)
Pansenabbaubare
Kohlenhydrate [Prozent]
33,4
30,0
26,6
Pansenabbaubare
Kohlenhydrate, kg/Tag
3,05
2,60
2,32
3,9
3,6
7,0
1 194
1 306
1 306
1,3
1,5
1,5
NDF(GF) [Prozent]
28,2
31,9
31,9
Strukturwert
NDF(GF), kg/Tag
2,57
2,78
2,78
38
45
50
Pansenstabile Stärke
[Prozent]
Strukturwirksame
Rohfaser [g]
Strukturwert
Strukturindex NDF (GF)
Fettdruck – entspricht nicht der Beratungsempfehlung
Pansenabbaubare
Kohlenhydrate [Prozent]
27,8
26,0
23,7
Pansenabbaubare
Kohlenhydrate, kg/Tag
5,66
5,40
4,92
3,3
3,1
6,0
2 630
3 004
3 004
1,3
1,5
1,5
NDF(GF) [Prozent]
29,2
31,9
31,9
NDF(GF), kg/Tag
5,94
6,63
6,63
43
48
53
Pansenstabile Stärke
[Prozent]
Strukturwirksame
Rohfaser [g]
Strukturindex NDF(GF)
RINDER
Infobox 2: Ableitung des Strukturindex für
Mastbullen
Fettdruck – entspricht nicht der Beratungsempfehlung
AA Tabelle 1: Praktisches Beispiel einer Bullenmastration (400 kg
Lebendmasse, ca. 1 400 g tägliche Zunahmen)
SUB 4-5/2015
AA Tabelle 2: Praktisches Beispiel einer Milchviehration (750 kg Lebendmasse, ca 30 kg Milch)
65
RINDER
Infobox 3: Vergleichswerte zur Beurteilung von
Strukturversorgung und pansenabbaubaren Kohlenhydraten
Strukturwirksame Rohfaser:
> 400 g/100 kg LM bei der Kuh (GfE 2001)
> 300 g/100 kg LM bei Mastbullen (in Anlehnung an GfE 2001, wachsende Rinder)
Strukturwert:
> 1,1 bei der Kuh (DE BRABANDER et al., 1999)
> 0,6 bei Mastbullen (DE CAMPENEERE et al., 2002)
peNDF (Grobfutter):
> 31,2 Prozent bei der Kuh (ZEBELI et al., 2008)
> 20 Prozent bei Mastbullen (RUSSEL et al., 1992)
Pansenabbaubare Kohlenhydrate:
> Max. 25 Prozent bei der Kuh (Gruber Tabelle 2013)
> Max. 28 Prozent bei Mastbullen (Gruber Tabelle 2012)
RINDER
ren Kohlenhydrate mit einem Pansen-pH von 6,15. Liegt der
Strukturindex über 50, kann von stabilen Pansenbedingungen ausgegangen werden, weil genügend Strukturfaser verfügbar ist. Umgekehrt weist ein Strukturindex unter 50 auf
zu hohe Mengen an pansenabbaubaren Kohlenhydraten im
Vergleich zur strukturwirksamen Faser hin mit dem Risiko
der Pansenübersäuerung (pH < 6,15).
Anwendung in der Praxis
Der Einsatz der verschiedenen Parameter zur Beurteilung
der Strukturversorgung in Verbindung mit dem Gehalt an
pansenabbaubaren Kohlenhydraten wird jeweils anhand einer praktischen Ration (A) aus der Bullenmast (Tabelle 1) bzw.
Milchviehhaltung (Tabelle 2) dargestellt. In beiden Fällen
versuchten Landwirte, die aufgrund von Witterungsextremen in Bayern 2013 entstandene Futterknappheit bzw. mangelnde Futterqualität durch höhere Getreidegaben auszugleichen. In beiden Fällen klagten die Landwirte über
unruhige Tiere und verminderte Fresslust. Im Milchviehbetrieb stellten sie zusätzlich eine verminderte Milchleistung
fest.
In jeder Ration werden die Mengen an pansenabbaubaren Kohlenhydraten dargestellt. Zusätzlich wurden die Kennzahlen zu pansenstabiler Stärke, strukturwirksamer Rohfaser, Strukturwert, NDF(GF) und Strukturindex(GF) erfasst und
mit den jeweiligen Richtwerten aus der Literatur verglichen
(Infobox 3). Beide Rationen werden in zwei Schritten abgeändert: zuerst durch Zugabe von Gerstenstroh und leichte Minderung der Getreidemenge (B), dann durch Zugabe von
Gerstenstroh und Änderung der Kraftfutterzusammensetzung (C). In jedem Arbeitsschritt werden die Auswirkungen
auf die entsprechenden Kennzahlen aufgeführt. Werte, die
nicht den Beratungsempfehlungen entsprechen, sind mit
66
Infobox 4: Kalkulation des Strukturindex NDFom
für Mastbullen
1. Normierung des Lebengewicht
Gewicht 400 kg 0,62 = 400 0,62 = 41,05
Gewicht 700 kg 0,62 = 700 0,62 = 58,07
2.
Faktor (700 / 400 kg Lebendgewicht) = 58,07 / 41,05 = 1,415
Pansenabbaubare KH, kg/Tag = 3,05 * 1,415 = 4,32
NDFom(GF), kg / Tag = 2,57 * 1,415 = 3,64
3. Berechnung des Strukturindex NDFom für die Bullen-
mastration A:
Strukturindex NDFom =
3,64 kg NDFom(GF) / (3,64 kg NDFom(GF) + (4,32 kg pab KH
– 1,32) / 0,5)*100 = 38
Fettdruck gekennzeichnet.
Für die Milchviehration A berechnet sich der Strukturindex nach NDF(GF) durch einsetzen der täglichen Mengen an
pabKH und NDF(GF) in die Formel die folgt:
Strukturindex NDFom =
5,94 kg NDF (GF) / (5,94 kg NDF (GF) + (5,66 kg pab KH
– 2,8) / 0,36)*100 = 43
Für die Kalkulation des Strukturindex NDFom für Mastbullen
muss für oben dargestelltes Beispiel gemäß dem Vorschlag
von RUTZMOSER und SCHUSTER (2012) zunächst das tatsächliche Lebendgewicht von 400 kg im Beispiel auf ein Lebendgewicht von 700 kg normiert werden. Die beiden Werte
werden nun zueinander in Verhältnis gesetzt und damit der
Faktor ermittelt, mit dem die Größen NDFom und pabKH (jeweils in kg) für die weitere Kalkulation des Strukturindex NDFom multipliziert werden. Daraus erfolgt die Berechnung
des Strukturindex (siehe Infobox 4).
Anwendung in der Rationsgestaltung
In der Bullenmastration wurden zum Ausgleich der relativ
geringen Energiegehalte aus Mais- und Grassilage 3,8 kg
Triticale zugegeben (Tabelle 1, Ausgangsration A). Die pansenabbaubaren Kohlenhydrate liegen mit 33,4 Prozent zu
hoch. Die strukturwirksame Rohfaser wäre mit 1194 g
knapp zufriedenstellend. Der Anteil von 28,2 Prozent
NDF(GF) und ein Strukturwert von 1,3 stufen die Ration
strukturmäßig als ausreichend ein. Der Strukturindex weist
jedoch mit 37,8 auf deutliche Probleme in der Ration hin.
Die Zugabe von 300 g Gerstenstroh (Schritt B) und die
SUB 4-5/2015
leichte Reduzierung des Getreides von 3,8 auf
3,0 kg verbessern zwar die Werte für strukturwirksame Rohfaser, Strukturwert und NDF(GF),
geben aber keinen Hinweis auf den nach wie vor
mit 30,0 Prozent überhöhten Gehalt an pansenverfügbaren Kohlenhydraten. Nur der Strukturindex weist weiterhin auf einen bestehenden
Mangel in der Ration hin. Erst durch den Austausch von 1,5 kg Triticale durch dieselbe Menge
an Körnermais werden die pansenverfügbaren
Kohlenhydrate auf 26,6 Prozent gesenkt und damit ein Wert erreicht, der den Beratungsempfehlungen entspricht. Gleichzeitig steigt der Strukturindex auf den angestrebten Wert von 50.
In der Milchviehration wurde knappes Grobfutter und der Mangel an Inhaltsstoffen durch
hohe Mengen an Getreideschrot ausgeglichen
(Tabelle 2, Ausgangsration A). Die Ration ist durch
einen deutlichen Überhang an pansenverfügbaren Kohlenhydraten (27,8 Prozent), sowie einen AA Zuckerreiche Grassilagen nicht mit Getreide ergänzen (Foto: Dr. Hubert Schuster)
Strukturmangel gekennzeichnet. Belegt wird dies
aber nur durch die Größen strukturwirksame Rohfaser,
Fazit
peNDF und Strukturindex. Kein Hinweis erfolgt über den Zur Beurteilung der Strukturwirksamkeit existieren verStrukturwert. Die Ergänzung mit 1 kg Gerstenstroh und die schiedene Maßstäbe. Dabei gibt der Strukturwert nicht imleichte Reduzierung des Getreideschrots von 7,0 auf 6,5 kg mer zuverlässige Hinweise auf bestehende Probleme. Die
bringt eine weitere leichte Erhöhung des Strukturwerts. Strukturwirksame Rohfaser und NDF(GF) sind zwar brauchNach dem Gehalt an NDF(GF) und strukturwirksamer Rohfa- bare Maßstäbe für die Strukturversorgung des Pansens, beser scheint die Strukturversorgung nun gesichert, der Gehalt ziehen jedoch die Menge an pansenabbaubaren Kohlenhyan pansenverfügbaren Kohlenhydraten ist jedoch mit 26,0 draten nicht mit ein. Der Strukturindex bezieht sowohl die
Prozent weiterhin zu hoch. Dies wird durch den Strukturin- Futterstruktur als auch die pansenabbaubaren Kohlenhyddex von 47,9 bestätigt. Auch hier erfolgte ein Austausch von rate mit ein. Er orientiert sich am Pansen-pH-Wert und er3 kg Getreideschrot durch dieselbe Menge an Körnermais. möglicht dadurch flexible Grenzwerte für die NDF(GF) und
Dies bringt keine Änderung bei den nur strukturabbilden- berücksichtigt parallel die Obergrenzen für pansenabbauden Faktoren „strukturierter Rohfaser“ und „peNDF“. Der bare Kohlenhydrate.
Strukturindex steigt jedoch auf 53 an. Der Anteil an pansenDer Strukturindex erweist sich daher in der Praxis als
verfügbaren Kohlehydraten wird mit 23,7 Prozent auf ein Ni- brauchbares Instrument zur Rationsplanung und -beurteiveau abgesenkt, das auch bei einer knappen Strukturversor- lung. Eine Validierung des Strukturindex für Milchkühe und
gung kein längeres Absinken des Pansen-pH-Werts unter Mastbullen wird weiterhin anhand einer breiten Basis von
6,15 erwarten lässt.
Daten aus Fütterungsversuchen durchgeführt.
Der Strukturindex ist nicht mit einer scharfen Mengenbegrenzung bei der strukturwirksamen Rohfaser oder NDF(GF) Literaturangaben bei den Autoren
verbunden: Sinkende Strukturanteile bedingen jedoch immer eine gleichzeitige Reduzierung von pansenverfügbaren
Kohlehydraten, um den Richtwert von „50“ einzuhalten. UmDR. THOMAS ETTLE
gekehrt wird jedoch durch den Richtwert „50“ die OberDR. HUBERT SCHUSTER
grenze von 28 bzw. 25 Prozent an pansenverfügbaren KohDR. KARL RUTZMOSER
lenhydraten bei Mastbullen bzw. Milchvieh durchwegs
BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT
eingehalten: Höhere Gehalte an pansenverfügbaren KohlenINSTITUT FÜR TIERERNÄHRUNG UND FUT TERWIRTSCHAFT
hydraten müssten durch erhöhte Gaben von Strukturfutter
[email protected]
wie Stroh ausgeglichen werden, was aber durch das [email protected]
aufnahmevermögen begrenzt wird.
[email protected]
SUB 4-5/2015
67
RINDER
RINDER
RINDER
Zum Verhältnis von Kuh und Mensch
RINDER
von DR. WALTER KREUL: Die Entwicklungsgeschichte der Menschheit ist, zumindest aus der
Perspektive des eurasischen Raumes gesehen, untrennbar mit dem Rind verknüpft und ohne
das Tier nicht vorstellbar. Der Autor schildert diese Beziehung aus kulturhistorischer und
wirtschaftlicher Sicht.
„Anarchie, Terror und Blut. Der Sommer wurde medial von einem großen Thema beherrscht: Kühe“. So betitelte am 6. Oktober 2O14 die für knackige, aufreizende Überschriften bekannte Berliner „taz. die tageszeitung“ einen ganzseitigen
Beitrag. Darin listet der Autor Helmut Höge penibel auf, was
den Kühen während der zurückliegenden Monate in deutschen Landen alles an Schlimmen vorzuwerfen war: Weideausbrüche, lahmgelegter Zug- und Straßenverkehr, Angriffe
auf harmlose Passanten, verletzte Bauern und Bäuerinnen sowie dergleichen Schreckensmeldungen mehr. Weiter heißt es:
„Obwohl die Weidesaison 2014 noch gar nicht beendet ist, resümierte der SPIEGEL bereits: „vermehrte Kuhangriffe sorgen
für Schlagzeilen“. Und das NEUE DEUTSCHLAND schrieb: „In
jüngerer Zeit machten Rinderattacken auf Menschen Schlagzeilen“, wobei es dafür nicht das Sommerloch, sondern den
zunehmenden Stress des Rindviehs verantwortlich machte. In
München mußten Polizisten eine wild gewordene Kuh erschießen, die sich auf dem Schlachthof losgerissen hatte und
eine Joggergruppe überrannte. Selbstverständlich widmeten
die „Süddeutsche Zeitung“, der „Münchner Merkur“ und die
BILD-Zeitung für Bayern, ja sogar der TV-Nachrichtensender
n24, dem „Kuh-Drama“ die gebührende Aufmerksamkeit.
Vorfälle dieser Art gab es eigentlich schon immer, denn
Kühe sind nicht so friedvoll, wie sich das romantisch veranlagte Städter vielleicht vorstellen. Neu ist allerdings, daß beispielsweise an der Stelle, wo die Münchner „Amok-Kuh“ ihr Leben aushauchte, anderntags Blumen hinterlegt waren und
Grablichter in Milchflaschen brannten. Unter den vermeintlich
Trauernden, so der „taz“-Artikel, gäbe es inzwischen Bestrebungen „ein Denkmal für die unbekannte Kuh“ aufzustellen.
Nun könnte man all dies unter der Rubrik „Kurioses“ verbuchen und zur Tagesordnung übergehen. Aber das in letzter Zeit zu beobachtende geballte Medienecho auf Zwischenfälle mit Kühen sowie die darauf einsetzende Reaktion
von Teilen der Öffentlichkeit haben eine Dimension erlangt,
die es angezeigt erscheinen lassen, sich etwas näher mit
dem Verhältnis zwischen Rind und Mensch zu befassen.
Die „Geschäftsbeziehung“ von Rind und Mensch
Nach allem was man weiß, begann diese Beziehungsgeschichte vor etwa 8 000 bis 10 000 Jahren. Da fingen jungsteinzeitliche Ackerbauern im Stromgebiet von Euphrat und
Tigris, also in Mesopotamien, damit an, Rinder als Opfer- und
Zugtiere zu halten. Ohne das Rind, ohne seine Zugkraft und
68
ohne die Produkte seines Stoffwechsels – Milch, Fleisch, Leder, Dung – wäre der Mensch nicht das geworden, was er
heute darstellt. Denn das Rind ist neben anderen Wiederkäuern der große Stoffumwandler. Es erschließt dem Menschen die Energie, die in dem für ihn unverdaulichen Pflanzenmaterial gespeichert ist. Da global gesehen 70 Prozent
der landwirtschaftlich genutzten Fläche absolutes Grünland
sind, ist das nicht hoch genug zu bewerten.
„Rind nutzt Gras, Mensch nutzt Rind“,
auf diese prägnante Kurzformel kann die nun schon Jahrtausende währende „Geschäftsbeziehung“ zwischen Mensch
und Rind gebracht werden.
Nur durch seine Herrschaft über das Rind ist es dem Menschen möglich geworden, die Entwicklungsstufe des Sammlers und Jägers hinter sich zu lassen. Denn gesellschaftliche
Organisation war nötig, um die großen, starken Tiere zu beherrschen und sich ihrer mannigfaltigen Ressourcen zu bedienen. All die Völkerschaften, die über Jahrhunderte hindurch Europa durchwanderten, trieben Rinderherden mit
sich. Und als die Europäer daran gingen, die Welt zu erobern,
nahmen sie Rinder mit auf die Reise. Christoph Kolumbus
brachte die ersten Kühe in die Neue Welt. Im 19. Jahrhundert
wurden Australien und Neuseeland als Weidegründe für den
stetig wachsenden Rindfleischhunger des britischen Imperiums erschlossen. „Am Anfang war die Kuh“, ist deshalb überaus treffend das erste Kapitel des Buches „Die Kuh“ von Florian Werner (erschienen 2009 bei NAGEL & KIMCHE im Carl
Hanser Verlag, München) überschrieben.
Die Kuh in der Welt der Mythen
Vor dem geschilderten Hintergrund ist es nicht weiter verwunderlich, daß Rinder bereits die Mythenwelt des Altertums
bevölkerten. So war das Rinderhorn von jeher ein Zeichen für
Fruchtbarkeit. Die alten Ägypter glaubten, dass das Firmament über ihren Köpfen in Wirklichkeit der Unterleib einer gewaltigen Himmelskuh sei. Dem afrikanischen Hirtenvolk der
Fulbe zufolge wurde die Welt aus einem Tropfen Milch geschaffen, der dem Euter der heiligen Urkuh Itoori entstammte.
Und in der germanischen Mythologie ist überliefert, eine Urkuh namens Audhumla hätte mit ihrer Milch und ihrer warSUB 4-5/2015
RINDER
men Zunge das Überleben der ersten Erdenbewohner gesichert. Von ähnlichen Gedanken waren wahrscheinlich auch
die Bewohner der niederländischen Stadt Leeuwarden geleitet, als sie 1962 ein Kuh-Denkmal mit der schönen Bezeichnung „Us Mem“ („Unsere Mutter“) errichteten.
Rinder bestimmen selbst heute noch die Traumbilder und
Mythen der Menschen, obwohl die allermeisten von ihnen in
ihrem täglichen Leben nichts mehr mit den Tieren zu tun haben. Märchen, Romane, Gedichte, Theaterstücke, Filme und
Gemälde sind von Kühen bevölkert und illustrieren das enge
Verhältnis von Mensch und Rind. Werbespots, nicht nur für die
ureigensten Produkte der Kuh wie Milch, Butter, Käse und Joghurt, sondern auch für Schokolade, Energiedrinks und Fußball-Europameisterschaften, sind – zumindest in Deutschland,
Österreich und in der Schweiz – ohne das Konterfei von Kühen
kaum denkbar. Auch der amerikanische Cowboy, bekannt aus
unzähligen Westernromanen und -filmen, ist letztlich eine
mittels der Rinder zum Mythos stilisierte Figur der modernen
Massenkultur. Dieser Mythos beruht auf Urerinnerungen daran, dass Macht und Herrschaft nur so weit reichen, wie die
eigenen Kühe grasen. Macht und Reichtum verkörpern Rinder
zudem bei vielen Völkern Afrikas und Asiens, wo sie unter anderem als Brautpreis dienen. Dagegen sind vom Menschen
verlassene, verwahrloste, vor Hunger brüllende Kuhherden,
das wird aus Berichten über Kriege, Flucht und Vertreibungen
immer wieder deutlich, nachgerade ein Bild für die Auflösung
zivilisatorischer Ordnung.
Kalb“ apostrophiert. Die Liste solcher und ähnlicher, auf das
Rind bezogene Redensarten, ließe sich beliebig fortsetzen.
Das Rind in Literatur und Sprache
Wie sehr das Rind in Literatur und Sprache verwurzelt ist, macht
das Schrifttum offenkundig, das Florian Werner in seinem Buch
„Die Kuh“ verwendet und zitiert. Von Theodor W. Adorno über
Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Hebbel bis Botho
Strauß, von Gaius Julius Caesar über Tacitus und Vergil bis Xenophanes – die großen Namen lassen vor Ehrfurcht erbleichen –
reicht die Liste der Dichter und Denker, welche die Tiere in irgendeiner Form in ihr Schaffen mit einbezogen haben. Selbst
Martin Luther befasste sich mit dem Leben der Rinder – im Jenseits. Brave Haustiere wie die Kühe, so der Reformator, würden
im Himmelreich gar die absolute Mehrheit stellen. Gott habe
nämlich die Strafe des Menschen für den Sündenfall dahingehend gemildert, daß im jenseitigen Reich „mehr Thiere sind, die
da nütze sind und dienen, denn die da Schaden thun“, also
„mehr Ochsen, denn Löwen; mehr Kühe, denn Bären.“ Und
auch der Philosoph Friedrich Nietzsche findet in seinen „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ das Himmelreich bei den Kühen.
Die deutsche Umgangssprache ist überreich an Metaphern und Redewendungen, die auf Erfahrungen mit Rindern verweisen. Ist jemand an einem undurchsichtigen Geschäft beteiligt, so treibt er einen „Kuhhandel“; wenn man
sich mehr zuschulden kommen lässt als allgemein üblich ist,
dann gehen die Missetaten „auf keine Kuhhaut“; die Jagd
nach materiellen Reichtum wird als „Tanz um das Goldene
Nicht von ungefähr bekommen deshalb in manchen Fremdenverkehrsgemeinden des bayerischen und schwäbischen
Alpenraumes die Bauern für die Haltung von Kühen finanzielle Zuschüsse. Denn das bestehende, von Einheimischen und
Urlaubern gleichermaßen geschätzte Landschaftsbild in seiner Kombination aus saftigen Wiesen, grünen Weiden, dunklen Wäldern sowie malerischen Dörfern und Bauernhöfen,
lässt sich ökonomisch sinnvoll nur mit Milchkühen bewahren.
Der Mensch unterjochte sich zwar die Kuh und hat die Herrschaft über ihren Körper immer weiter perfektioniert. Schwindelerregend sind die in den vergangenen Jahrzehnten erzielten Steigerungen bei der Milch- und Mastleistung der Tiere; die
Techniken der künstlichen Besamung, der Sperma- und der
Embryonenkonservierung haben die züchterische Arbeit immer mehr von der Begrenzung durch Zeit und Raum befreit.
Andererseits hat sich die Kuh dem Menschen durch seine Abhängigkeit von ihr als Milch-, Fleisch-, Leder- und Düngerlieferantin, als Gesundheitsspenderin und schließlich als Erhalterin
von Kulturlandschaften zusehends unentbehrlicher gemacht.
SUB 4-5/2015
Zur Symbiose zwischen Mensch und Kuh
Die Kühe haben ihren „Klauenabdruck“ sogar in den menschlichen Genen hinterlassen. Denn die Fähigkeit, noch im Erwachsenenalter Milch zu verdauen, ist eine sehr späte Errungenschaft des Homo sapiens. Erst mit dem Beginn der gezielten
Milchviehhaltung, und damit mit dem Verzehr von Milch, bewirkte eine genetische Veränderung beim Menschen, dass sein
Körper ein Enzym für den Abbau des Milchzuckers nicht nur im
Säuglingsalter bildet, sondern auch bei Erwachsenen. Dies geschah logischerweise nur in Gegenden, in denen Milchkühe in
nennenswerten Umfang gehalten wurden, wo also eine durch
Milchgenuß hervorgerufene Wirkung auf die Gene überhaupt
vonstatten gehen konnte. Die meisten asiatischstämmigen,
dem Säuglingsalter entwachsenen Menschen, aber darüber
hinaus viele Erwachsene in Afrika und selbst im südlichen Europa, vertragen bis heute keine Kuhmilch.
Eine Symbiose hat sich zudem zwischen Kühen und Tourismus herausgebildet. So lautet ein derber Spruch aus den
Bergregionen:
DR. WALTER KREUL
Schlesierstraße 1, 82110 Germering
Freier Agrarwissenschaftler und Publizist
69
RINDER
„Zuerst geht die Kuh, dann geht der Gast,
wen soll man da noch melken?“.
STELLUNGNAHMEN
Behördenvertreter vor Gericht
Mitarbeiter der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und ihre Rollen in
Gerichtsverfahren
von ANDREA WOLF: Die Konstellationen, in denen Mitarbeiter der Ämter für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) als Behördenvertreter vor Gericht auftreten müssen, sind
vielfältig. Dies gilt selbst dann, wenn die Prozessvertretung bereits auf eine andere Behörde
übertragen wurde. Nur ein geringer Anteil der Mitarbeiter der ÄELF hat Erfahrungen in diesem
Bereich. Deshalb soll im Folgenden ein kurzer Überblick über das verwaltungsgerichtliche
Verfahren gegeben werden.
STELLUNG­
NAHMEN
Im Jahr 2014 wurden dem Sachgebiet F1 Rechtsangelegenheiten der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten (FüAk) 61 Verwaltungsstreitsachen im Bereich der Agrarförderung von den ÄELF mit der
Bitte vorgelegt, die Vertretung des Freistaates Bayern zu
übernehmen. Nicht bei jeder mündlichen Verhandlung
muss aus fachlicher Sicht zwingend ein Mitarbeiter des
AELF zur Unterstützung der FüAk anwesend sein. Allerdings können die Mitarbeiter der ÄELF auch in anderen Bereichen – etwa bei Klagen von Bauwerbern aufgrund nicht
erteilter Baugenehmigungen – als Behördenvertreter vor
Gericht auftreten.
Geht am AELF eine Klage gegen einen Bescheid ein, ist
dieses als Ausgangsbehörde gemäß § 5 Abs. 2 Satz 1 der Verordnung über die Landesanwaltschaft Bayern (LABV) grundsätzlich Vertreter des Freistaates Bayern. Die Zuständigkeit
der Ausgangsbehörde besteht, bis die Vertretung auf eine
andere Behörde – im Bereich der Agrarförderung auf die
FüAk als Widerspruchsbehörde – übertragen wird.
Prozessuale Rollen des Behördenvertreters
Der Behördenvertreter kann im verwaltungsgerichtlichen
Verfahren verschiedene Rollen einnehmen. In den meisten
Fällen wird – nachdem die Prozessvertretung in Förderangelegenheiten auf die FüAk übertragen wurde – der Mitarbeiter des AELF als Auskunftsperson oder Zeuge an der Verhandlung teilnehmen.
Nach § 99 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung
(VwGO) sind Behörden zur Erteilung von Auskünften verpflichtet. Ein Behördenmitarbeiter, der im Verwaltungsverfahren mit der Angelegenheit befasst war, kann vom Gericht
zur mündlichen Verhandlung beigezogen werden, um dieser Auskunftspflicht nachzukommen. Seine Äußerungen
stellen in diesem Fall amtliche Auskünfte dar.
Ein Mitarbeiter des AELF kann zudem vom Gericht als
70
Zeuge geladen und vernommen werden. Zeuge ist eine Person, die über ihre konkreten Wahrnehmungen über vergangene Tatsachen und Zustände aussagen soll.
Schließlich kann ein Amtsmitarbeiter durch die Prozessvertretung formlos beigezogen werden, um sie in der mündlichen Verhandlung fachlich zu unterstützen.
Beamte haben grundsätzlich über die ihnen bei ihrer
amtlichen Tätigkeit bekannt gewordenen dienstlichen Angelegenheiten Verschwiegenheit zu bewahren (§ 37 Abs. 1
Beamtenstatusgesetz – BeamtStG). Die Verschwiegenheitspflicht gilt jedoch z. B. nicht für offenkundige Tatsachen und
für Mitteilungen im dienstlichen Verkehr, also auch nicht, soweit lediglich Abläufe im Verwaltungsverfahren geschildert
werden.
Wollen oder müssen Beamte vor Gericht über
Angelegenheiten, die der Amtsverschwiegenheit unterliegen, aussagen, benötigen sie
hierfür eine Aussagegenehmigung.
Die Genehmigung erteilt der Dienstvorgesetzte.
Die Bayerischen Verwaltungsgerichte
In Bayern gibt es für sieben Regierungsbezirke sechs Verwaltungsgerichte. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass das
Bayerische Verwaltungsgericht Regensburg für Verwaltungsstreitsachen der Regierungsbezirke Niederbayern und
Oberpfalz örtlich zuständig ist.
Die Kammern der Verwaltungsgerichte sind mit drei Berufsrichtern – von denen einer der Vorsitzende ist – und zwei
ehrenamtlichen Richtern besetzt. Nur selten wird die Entscheidung nach § 6 Abs. 1 VwGO auf den Einzelrichter übertragen. Diese Übertragung auf einen einzelnen Berufsrichter
der Kammer kommt nur in Betracht, wenn die Sache keine
SUB 4-5/2015
STELLUNGNAHMEN
nehmen können.
Das Verwaltungsgericht soll möglichst in nur einer mündlichen Verhandlung über den Streitstoff entscheiden können. Der Berichterstatter trifft alle dafür nötigen Entscheidungen, indem er beispielsweise Auskünfte einholt, das
persönliche Erscheinen der Parteien in der mündlichen Verhandlung anordnet und Zeugen zur Verhandlung lädt.
Stellt sich der Sachverhalt als besonders komplex heraus,
kann mit den Verfahrensbeteiligten ein sogenannter Erörterungstermin durchgeführt werden. Dieser dient der Vorbereitung der mündlichen Verhandlung durch Aufklärung des
Sachverhaltes und Klärung offener Fragen. Gleichzeitig kann
die Rechtslage mit den Beteiligten diskutiert werden.
Hält der Berichterstatter den Rechtsstreit für entscheidungsreif, schließt er das vorbereitende Verfahren. Mit der
Mitteilung des Termins zur mündlichen Verhandlung werden die Beteiligten geladen.
Vorbereitung der mündlichen Verhandlung
Geht bei einem der Bayerischen Verwaltungsgerichte eine
Klage ein, wird diese mit einem Aktenzeichen versehen und
an die zuständige Kammer abgegeben. Der Vorsitzende der
Kammer prüft die gerichtsinterne Zuständigkeit anhand des
Geschäftsverteilungsplans. Einer der drei Berufsrichter der
Eröffnung der Verhandlung mit dem Sachbericht
Kammer wird als Berichterstatter benannt. Der Berichterstat- Der Vorsitzende eröffnet die mündliche Verhandlung mit
ter bereitet die mündliche Verhandlung und die letztendli- dem Aufruf der Sache und stellt fest, wer zum Termin erche Entscheidung der Kammer vor, indem er den Sachver- schienen ist. Grundsätzlich kann bei Ausbleiben eines Beteihalt ermittelt und die übrigen Mitglieder der Kammer ligten auch ohne diesen verhandelt werden. Sind alle Beteidarüber in Kenntnis setzt.
ligten anwesend, trägt der Berichterstatter den wesentlichen
Der Kläger wird über den Eingang der Klage und das Inhalt der Akten vor. Dieser sogenannte Sachbericht ist eine
Aktenzeichen der Sache informiert. Gleichzeitig wird die Klage dem Beklagten zugestellt. In
Infobox: Check-Liste im Falle einer Klage im Förderrecht
diesem Zusammenhang wird der Beklagte in
der Regel aufgefordert, die vollständigen Ver• Originalakt vollständig?
waltungsvorgänge einschließlich der Wider• Alle betroffenen Förder- u. Mehrfachanträge
spruchsakten im Original und durchnumme• Alle Bestandteile der Anträge (z. B. Flächen- und Nutzungsnachriert innerhalb einer Frist von vier Wochen
weis, Viehverzeichnis)
vorzulegen. Wird die Prozessvertretung auf
• Alle Bewilligungsbescheide und Auszahlungsmitteilungen oder
eine andere Behörde – wie im Bereich des
Änderungsbescheide
Landwirtschaftsrechts auf die FüAk – übertra• Alle mit dem Widerspruch angegriffenen Bescheide
gen, sind die Klage und die Verwaltungsvor• Formblatt sowie der Übergabe- bzw. Pachtvertrag bei Betriebsingänge unverzüglich an diese Behörde weiterhaberwechsel
zuleiten. Liegt zu diesem Zeitpunkt bereits
• Pacht- oder notarielle Kaufverträge bzw. sonstige Verträge
eine Klagebegründung vor, ist innerhalb der
• Prüfakten inklusive farbiger Ausdruck der Fotos bei Prüfungen
festgesetzten Frist zum Vorbringen des Klä• Schriftwechsel mit der FüAk bei fachaufsichtlicher Kontrolle
gers Stellung zu nehmen (Klageerwiderung).
• Originalakt chronologisch geordnet und nummeriert?
Nach Eingang der Verwaltungsvorgänge
• Vorlageschreiben gegliedert?
bei Gericht prüft der Berichterstatter die Sach• Darstellung des Sachverhalts
und Rechtslage, bereitet die notwendigen Be• Fachliche und ggf. rechtliche Würdigung
schlüsse vor, korrespondiert mit den Verfah• Sonstige Anmerkungen
rensbeteiligten und wertet deren Stellungnah• Stellungnahme zur Klagebegründung, falls eine solche schon
men aus. Die Klageerwiderung wird durch das
vorhanden ist
Gericht an die Verfahrensbeteiligten – den Klä• Spiegelakt erstellen
ger und gegebenenfalls dessen Bevollmächtig• Weiterleitung des Originalakts mit Vorlageschreiben an FüAk
ten – übermittelt, die ihrerseits wieder Stellung
SUB 4-5/2015
71
STELLUNG­
NAHMEN
besonderen Schwierigkeiten aufweist und keine grundsätzliche Bedeutung hat.
Wird gegen die Entscheidung eines Bayerischen Verwaltungsgerichts Berufung eingelegt, ist für die Entscheidung
hierüber der Bayerische Verwaltungsgerichtshof mit Sitz in
München zuständig. Im Bereich des Landwirtschaftsrechts
entscheidet die Außenstelle des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs in Ansbach. Die Senate sind mit drei Berufsrichtern besetzt.
Sollte gegen die Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs Revision eingelegt werden, entscheidet
hierüber das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.
STELLUNGNAHMEN
gedrängte Darstellung des Sachverhalts, wie er sich aus den
vorgelegten Verfahrensakten, eventuell beigezogener Akten anderer Behörden und den von den Beteiligten vorgelegten Unterlagen ergibt. Der Sachbericht ist vor allem für
die ehrenamtlichen Richter von Bedeutung, da sie an der
Vorberatung der Berufsrichter nicht teilnehmen.
Einführung in den rechtlichen Rahmen des Falls
An den Sachbericht schließt das Sach- und Rechtsgespräch
an. Der Vorsitzende führt in den rechtlichen Rahmen des
Falles ein und erläutert, welche Punkte aus Sicht des Gerichts für die Entscheidung ausschlaggebend sein werden.
Dabei werden alle tatsächlich und rechtlich strittigen Fragen erörtert. Zu diesem Zeitpunkt wird unter Umständen
bereits die Ansicht der Kammer zu einer bestimmten Frage
angedeutet.
Im Anschluss an die Einführung in die Problempunkte
wird zunächst dem Kläger und daraufhin dem Beklagten das
Wort erteilt. Beide Seiten können so eine Stellungnahme abgeben und auf den Vortrag der anderen Partei reagieren.
STELLUNG­
NAHMEN
Beweisaufnahme, wenn nötig
Findet eine Beweisaufnahme statt, wird diese sinnvollerweise nach dem Sach- und Rechtsgespräch durchgeführt.
Zum einen sind nun strittige Punkte möglicherweise bereits
geklärt, zum anderen hat das Ergebnis der Beweisaufnahme
unter Umständen Auswirkungen auf die Stellung der Anträge. Nach der Beweisaufnahme erhalten die Beteiligten erneut Gelegenheit zur Stellungnahme. Geht ein Beteiligter
davon aus, dass der Sachverhalt noch nicht ausreichend ermittelt wurde, kann er einen Beweisantrag stellen, der zu
Protokoll erklärt wird. Über diesen Antrag muss die Kammer
noch während der mündlichen Verhandlung – also sofort –
entscheiden. Hält das Gericht weitere Sachverhaltsermittlungen für erforderlich, ergeht ein Beweisbeschluss und die
mündliche Verhandlung wird auf einen neuen Termin vertagt. Ist der Sachverhalt aus Sicht des Gerichts ausreichend
ermittelt, wird der Beweisantrag durch einen zu begründenden Beschluss abgelehnt.
Anträge meist am Schluss
Für den Zeitpunkt der Antragstellung bestehen keine festen
Vorgaben. Nachdem sich die Anträge aber am Ergebnis der
mündlichen Verhandlung orientieren, werden sie oft erst am
Schluss der mündlichen Verhandlung gestellt. Wird der Kläger nicht durch einen Rechtsanwalt vertreten und kann den
zu stellenden Antrag selbst nicht korrekt formulieren, schlägt
der Vorsitzende eine korrekte Formulierung vor, die der Kläger im Regelfall übernehmen wird.
72
Beratung – Entscheidung – Urteilsverkündung
Das Gericht schließt die mündliche Verhandlung und zieht
sich anschließend zur geheimen Beratung und Abstimmung
zurück. Ist die Beratung beendet und die Kammer zu einer
Entscheidung gelangt, wird diese verkündet. In der Regel
wird hierzu die Urteilsformel – der Tenor – verlesen. Sind die
Beteiligten noch anwesend, erfolgt eine kurze Erläuterung
der Entscheidung. Danach schließt der Vorsitzende die Sitzung.
Der Berichterstatter setzt das Urteil schriftlich ab, das von
den Berufsrichtern unterzeichnet und anschließend den Beteiligten zugestellt wird.
Vorgehensweise nach Eingang der Klage am AELF
Sobald dem AELF eine Klage zugestellt wurde, sind der FüAk
ein Schreiben, mit dem die Prozessvertretung übertragen
wird, das Schreiben des Verwaltungsgerichts, der chronologisch geordnete und durchnummerierte Originalakt und gegebenenfalls eine Stellungnahme zur Klagebegründung
vorzulegen. Bis die FüAk dem Verwaltungsgericht die Prozessvertretung anzeigt, bleibt zunächst das AELF Zustellungsempfänger. Eventuell in der Zwischenzeit eingehende
Schreiben des Gerichts sollten umgehend an die FüAk weitergeleitet werden. Zudem ist es zweckmäßig, beim AELF einen vollständigen Spiegelakt anzulegen, um zu eventuellen
Rückfragen Stellung nehmen zu können. Dieser Spiegelakt
ermöglicht es dem Mitarbeiter des AELF, sich auch einen länger zurückliegenden Sachverhalt vor der mündlichen Verhandlung in Erinnerung zu rufen.
Infobox: Weitere Informationen im Intranet
Ergänzende Informationen zur Vorlage von Klagen an die
FüAk können im Intranet der FüAk unter Unser Angebot/Abteilung F: Dokumente & Schreiben/F1 Rechtsangelegenheiten/Verwaltungsgerichtliches Verfahren; Prozessvertretung
eingesehen werden. Selbstverständlich steht das Sachgebiet F1 den Ämtern darüber hinaus bei Fragen gerne zur Verfügung.
ANDREA WOLF
STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR
ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND
FORSTEN
[email protected]
SUB 4-5/2015
STELLUNGNAHMEN
Gerichtsverhandlung zeigt Wert
von Stellungnahmen des AELF
als Fachbehörde
In der Fortbildung, die von der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk) organisiert wurde, lernten wir an einem konkreten Fall die juristische Argumentationsweise vor Gericht kennen. Der Besuch
einer öffentlichen Gerichtsverhandlung über den Fall aus
dem eigenen Fachbereich bot uns zudem die Möglichkeit
den Ablauf eines Verwaltungsgerichtsverfahrens persönlich
zu erleben. Da wir auch vom Gericht als Gutachter angefragt
werden, helfen diese Einblicke bei der gezielten Vorbereitung auf Gerichtsverhandlungen.
Fachlich stand die Fortbildung unter der Leitung von Michael Kaiser vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und Andrea Wolf.
Die Juristin von der FüAk informierte über die Regularien vor
Gericht, den üblichen Ablauf einer Gerichtsverhandlung und
unsere Stellung als Gutachter vor Gericht. So erfuhren wir,
dass die Kollegen von der L2.2 zum Gericht im Regelfall beigezogen und zu fachlichen Dingen befragt, aber nicht als
Zeugen geladen werden.
Der Fall: Schafstall im Außenbereich
In der Verhandlung ging es um die Neugründung eines Betriebs mit rund 5 ha LF, die fast ausschließlich gepachtet
waren, sowie rund 60 Milchziegen und Milchschafen (Muttertiere).
Der Kläger hatte im Außenbereich bereits
ohne Genehmigung einen Folienschafstall
errichtet.
Nachdem er die Genehmigung nach langem Hin und Her
nachträglich bekommen hatte, beantragte er für sich und
SUB 4-5/2015
seine dreiköpfige Familie ein Betriebsleiterwohnhaus neben dem Schafstall. Dies hatte ihm das Landratsamt, auch
aufgrund der negativen Stellungnahme des AELF, nicht genehmigt.
Das Brisante an dem Fall war, dass der Kläger nach Ablehnung des Baugesuches eine Petition im Landtag eingereicht
hatte. Er konnte die Abgeordneten von der Berechtigung seiner Eingabe überzeugen und einen Berücksichtigungsbeschluss erreichen. Diesen Beschluss setzte das zuständige
Landratsamt aber nicht um, weshalb der Antragsteller eine
Untätigkeitsklage gegen das Landratsamt angestrengt hatte,
die Gegenstand der besuchten Gerichtsverhandlung war.
Das Gericht betonte eingangs, dass das Ergebnis des vorangegangenen Petitionsverfahrens für die Urteilsfindung
keine Richtung vorgibt und der Fall nach den Kriterien des
§ 35 Abs. 1 Nr. 1 BauGB (privilegierter landwirtschaftlicher Betrieb im Außenbereich) sowie § 201 BauGB (Begriff der Landwirtschaft) abgehandelt wird. In der anschließenden Befragung des Klägers durch die berichterstattende Richterin wurden die Tatbestandsmerkmale für einen landwirtschaftlichen
Betrieb (Flächenausstattung, Anteil der Fläche im Eigentum,
Flächenabsicherung, Umfang der Tierhaltung, Ernsthaftigkeit, Gewinnerzielungsabsicht, Gewinnerzielungsmöglichkeit, sachkundige Leitung, organisatorische Einheit, Nachhaltigkeit der Betriebsführung, Betriebskonzept erfolgversprechend ...) abgeprüft. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass
sehr erhebliche Zweifel am Vorliegen eines landwirtschaftlichen Betriebes nach § 35 Abs. 1 Nr. 1 BauGB bestehen.
Auch bei der „dienenden Funktion des Wohnhauses“
nach § 35 Abs. 1 BauGB (Wohnhaus für Personenzahl angemessen, Kosten in vernünftigem Verhältnis zur vorhandenen
Landwirtschaft, Wohnhaus betrieblich orientiert) stellte das
Gericht fest, dass die dienende Funktion nach Durchsicht des
maßgeblichen Eingabeplans sicherlich nicht gegeben ist.
73
STELLUNG­
NAHMEN
von KARL DIEPOLD: Im Rahmen der Fortbildung „Verwaltungsgerichtsverfahren Stellungnahmen – Gerichtsbesuch“ hatten Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Bildung und Beratung,
Sachgebiet L2.2. Landwirtschaft, die mit der Erstellung von Stellungnahmen als Fachbehörde
im hoheitlichen Bereich betraut sind, die Möglichkeit, an einer Sitzung des Verwaltungsgerichtes Regensburg teilzunehmen. Wir 14 „landwirtschaftlichen Sachverständigen“ aus ganz
Bayern hatte damit eine sehr anschauliche Gelegenheit, an einem konkreten Beispiel die
praktische Verwertung unserer Stellungnahmen zu erleben.
STELLUNGNAHMEN
Letztendlich zog dann der Kläger, nachdem ihm vom
Gericht signalisiert wurde, dass seine Klage nicht erfolgreich
sein würde, die Klage zurück.
Fachliche Absicherung zahlt sich aus
Von meiner Warte aus (und so auch sicherlich der Eindruck
meiner Kolleginnen und Kollegen) war ich positiv angetan,
wie strukturiert das Gericht bei der Erhebung der Tatbestandsmerkmale vorging und sich an objektive Kriterien anlehnte.
„Es war klar ersichtlich, dass nur Fakten zählten!“
Freundlich im Ton, aber verbindlich in der Fragstellung wurden die einzelnen Kriterien der Reihe nach abgehandelt und
sofort von der Protokollführerin nach Diktat niedergeschrieben. Die pragmatische Vorgehensweise und die sehr gute
Detailkenntnis sowie der landwirtschaftliche Sachverstand
des Gerichtes überzeugten mich sehr. Ebenso die Tatsache,
dass die Stellungnahmen der Landwirtschaftsbehörden eine
große Rolle spielen. Deshalb müssen sie klar und eindeutig
sein. Man tut gut daran, das Prüfschema genau abzuarbei-
ten, nach objektiven Kriterien zu argumentieren, und wenn
es notwendig ist, auch eine eingehende Wirtschaftlichkeitsberechnung (Ökonom, Einfachanalyse) anzufertigen bzw.
sich anderweitig fachlich abzusichern. Das zahlt sich aus,
spätestens vor Gericht! Dass die Kollegen aus den anderen
Abteilungen bzw. Fachzentren Hilfestellung leisten können,
versteht sich von selbst.
Nach der Verhandlung konnten wir uns eingehend mit
dem Vorsitzenden Richter Alfons Mages und den beiden Berufsrichtern fachlich austauschen und die Inhalte noch vertiefen. Die eineinhalb Stunden, die sich „das Gericht“ dafür
Zeit nahm, waren sehr gut investiert und taten auch den vermeintlich „alten Hasen“ gut. Dafür nochmals vielen Dank. Bedanken möchte ich mich auch bei Michael Kaiser und Andrea
Wolf für das schnelle Zustandekommen dieses Termins. Ich
kann nur jedem Kollegen in der L2.2, der mit Stellungnahmen zu tun hat, raten, diese praxisnahe Art der Fortbildung
wahrzunehmen.
KARL DIEPOLD
AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT
UND FORSTEN NEUMARKT
[email protected]
Holz-Ausstellung im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Mitarbeiter der Verwaltung Ludwig Loibl
im Veranstaltungssaal des Ministeriums in
München eine Werkschau. Die Skulpturen
und Bilder zeigen die Schönheit von Holz
in einer mystischen und sportiven Serie.
Es gibt auch themenbezogene Werke und
die Neuvorstellung des Art`LL zu sehen.
Schauen Sie rein und lassen Sie sich inspirieren und verzaubern. Der Eintritt ist frei.
StMELF
AA Rufquartett
AA Schwungvoller Torso
AA Gut beschützt
STELLUNG­
NAHMEN
Holz hat den Menschen schon immer beeindruckt, ob als Roh-, Bau- oder Werkstoff.
Er ist so vielseitig und einzigartig wie die
Skulpturen, die aus Holz gemacht werden.
Vom 3. bis 17. Juli zeigt der Künstler und
74
SUB 4-5/2015
STELLUNGNAHME
Stellungnahmen – eine
bedeutende Aufgabe am AELF
Regionalbesprechungen mit Workshop-Charakter
von IRMENGARD ANGERMÜLLER: Die Sachgebiete Landwirtschaft in der Abteilung Bildung
und Beratung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sind unter anderem
zuständig für fachliche Stellungnahmen und die Mitwirkung beim Vollzug von Gesetzen und
Verordnungen. Mit Hilfe zusätzlicher, regionalspezifischer Besprechungsangebote wurden
2014 die Mitarbeiter bestmöglich unterstützt, dieser Aufgabe im Alltag am Amt gerecht zu
werden. Inhalte und Vorgehensweise waren dabei auf die Zielgruppe zugeschnitten. Eine
Fortführung in 2015 ist geplant.
Vorüberlegungen, Organisation und Vorbereitung
Die fachliche Betreuung erfolgte durch das Staatsministerium und die LfL; die organisatorische Abwicklung und die
Moderation übernahm die FüAk.
Die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten und die
mögliche Anzahl an Veranstaltungen erforderten beim Blick
auf die Landkarte bereits Kompromisse. So wurden fünf Regionalbesprechungen über Bayern verteilt in Weilheim,
Landshut, Nördlingen, Nabburg und Bamberg und eine weitere zusätzliche für die ÄELF mit Zuständigkeit für den Ballungsraum München angeboten.
SUB 4-5/2015
Als Tagungsorte fiel die Wahl vorrangig auf die örtlichen
ÄELF. Schon die ersten Anrufe bei den jeweiligen Behördenleitern erbrachten positive Reaktionen und Zusagen für die
Räumlichkeiten sowie organisatorische Unterstützung.
Trotz des zur Verfügung stehenden engen Zeitfensters
konnten, auch mit Rücksicht auf den Unterrichtsbeginn an
den Landwirtschaftsschulen, alle Termine in den Oktober
gelegt werden.
Auswahl und Bearbeitung der Themen
Zu Beginn jeder Besprechung äußerten die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer ihre Erwartungen und Wünsche zu Themen,
die sie behandeln wollten. Jeder Teilnehmer konnte die gesammelten Themen bzw. Fälle mit insgesamt drei imaginären
Punkten priorisieren. Die Bearbeitung der Themen erfolgte in
Kleingruppen von vier bis sechs Personen (siehe Arbeitsauftrag zum Erfahrungsaustausch in der Infobox) Nach der ersten
Veranstaltung hat sich gezeigt, dass die Bearbeitung von Themen ohne Verbindung zu einem konkreten Fall weniger geeignet ist. Zielführender ist das Besprechen der Problematik
anhand eines Falles aus der Praxis. In den folgenden Veran-
STELLUNG­
NAHMEN
Die Stellungnahmen binden nicht nur einen erheblichen Teil
der Personalressourcen, sie erfordern auch eine kontinuierliche Information und Abstimmung. Im Jahr 2014 wurden deshalb erstmals, zusätzlich zur jährlich stattfindenden Dienstbesprechung und dem Fortbildungsangebot, Regionalbesprechungen abgehalten.
Ziel dieser Regionalbesprechungen ist es, den Teilnehmern die Gelegenheit zu geben, regionaltypische Fallgestaltungen und Probleme gemeinsam mit einem Vertreter des
Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten (StMELF) und mit der zuständigen Ansprechpartnerin an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zu erörtern.
Die – im Gegensatz zur großen Dienstbesprechung – wesentlich geringere Teilnehmerzahl ermöglicht es, den einzelnen
Veranstaltungen einen Workshop-Charakter zu verleihen.
Das Angebot richtete sich 2014 an die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Sachgebiete L2.2. Bei künftigen Regionalbesprechungen ist auch die Teilnahme anderer Organisationseinheiten, die bezüglich spezieller Bauvorhaben mit den Sachgebieten L2.2 für die Erarbeitung der Baustellungnahme zusammenarbeiten, geplant. Dies sind die verschiedenen Fachzentren, die Abteilungen L4 Gartenbau sowie die Mitarbeiter der
Gruppe Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz.
AA Bild: Die Sitzordnung im Stuhlkreis: Für einigen Teilnehmer anfangs
ungewohnt, aber zunehmend akzeptiert, weil für den Meinungsaustausch und die intensiven Diskussionen sehr förderlich
75
STELLUNGNAHME
Infobox: Arbeitsauftrag zum Erfahrungsaustausch
Bearbeiten Sie bitte das Thema ... in der Gruppe mit
Hilfe ihrer eigenen Erfahrungen
a) Erstellen Sie eine Liste mit Lösungsvorschlägen
b) Nennen Sie geeignete und benötigte Hilfsmittel
c) Aufträge
d) ...
staltungen ist dies entsprechend berücksichtigt worden.
Bei der Vorstellung und Diskussion der Themen bzw.
Fälle im Plenum konnten Einzelaspekte und Vorgehensweisen noch einmal gemeinsam mit dem StMELF und der LfL in
großer Runde abgestimmt sowie fachliche Informationen
eingebracht werden.
Die erwähnte „Runde“ ist, – mit einer Ausnahme – bei
den Veranstaltungen im Stuhlkreis gesessen (Bild). Alle auf
den Pinnwänden dargestellten Ergebnisse wurden mittels
Fotoprotokoll gesichert.
STELLUNG­
NAHMEN
Erfahrungsaustausch hatte oberste Prioriät
Der Erfahrungsaustausch mit den Kollegen steht, wie nicht
anders vermutet, an erster Stelle bei den Erwartungen an
den Besprechungstag. Aber auch aktuelle Informationen
und Wissenszuwachs werden sehr häufig genannt. Zahlreiche Teilnehmer sehen in der Unterstützung bei der Erstellung von Stellungnahmen den Zweck der Regionalbesprechungen. Sich neu bzw. wieder zu justieren, eine einheitliche
Vorgehensweise bei der Arbeit mit Hilfe einer fachlichen Abstimmung und eine damit verbundene Sicherheit ist vielen
wichtig – und natürlich die Diskussion am praktischen Beispiel. Das Kennenlernen der Kollegen und das Lernen voneinander war ein oft genannter Aspekt.
Eigene Themen aus der Praxis am Amt
Die große Bereitschaft der Teilnehmer, ihre eigenen Fälle aus
der Praxis einzubringen, beeinflusste die Diskussion und die
gemeinsame Suche nach Lösungen sehr positiv.
Eine Reihe von Themen, die sich bei der Priorisierung als
Spitzenreiter herauskristallisierten, ist, wenn auch mit großen regionalen Unterschieden zwischen Süd und Nord,
das Tagesgeschäft in der Arbeit der Teilnehmer. Meist in
Verbindung mit konkreten Fällen wurden deshalb zwei
oder drei der folgenden Themen bei allen Terminen bearbeitet:
AAzweites Wohnhaus für den Betrieb, bei verschiedenen Konstellationen wie zum Beispiel viehloser
Ackerbaubetrieb
76
AAAbgrenzung von Landwirtschaft und Hobby
AAmitgezogene Privilegierung
AAEmissionen im Zusammenhang mit der Anwendung
der VDI-Richtlinie 3894
Weit oben auf der Prioritätenliste standen und wurden auch
bearbeitet:
AAverfahrensfreie bauliche Anlagen
AAAussiedlung von Kleinbetrieben
AAUmnutzung bestehender landwirtschaftlicher
Gebäude
AAAnlage von Kurzumtriebsplantagen auf Dauergrünland
AABauleitplanung
AABayerische Kompensationsverordnung
AAkünftigen Regelungen der Bundesanlagenverordnung
Erwartungen erfüllt
Nach der Bearbeitung der Fälle in den Kleingruppen, der
Vorstellung und der Aussprache in der großen Gruppe sowie
der Abstimmung mit dem Staatsministerium und der LfL waren wesentliche Ziele erreicht. Es waren offene Fragen beantwortet, neue Fragen aufgeworfen, Hilfsmittel benannt
oder in Aussicht gestellt und Verständnis geweckt.
Die Regionalbesprechungen wurden von insgesamt 97
Teilnehmern besucht. Es waren, von wenigen Ausnahmen
abgesehen, fast alle ÄELF vertreten.
Das Ergebnis der Evaluierung zeigt, dass die Besprechungen von den Mitarbeitern in den Sachgebieten L 2.2 als für
die Arbeit sehr wichtig erachtet werden und eine Weiterführung gewünscht wird.
Ausblick
Durch die intensive Bearbeitung und Diskussion von Musterfällen bzw. die Möglichkeit Fragen zu stellen und sich mit
den Kollegen der Nachbarämter auszutauschen, wird es im
Alltag leichter sein, viele Routinefälle schneller und sicherer
abzuwickeln.
Auch im Jahr 2015 wird es deshalb wieder Regionalbesprechungen geben. In der nächsten Runde soll wieder eine
freie Themenwahl ermöglicht werden, wobei Spezialthemen vorab eingereicht werden können. Die Gruppeneinteilung in den Regionen wird wie 2014 beibehalten. Als Termine sind im Jahr 2015 vier Veranstaltungen im Juli und eine
Veranstaltunge im Oktober geplant.
IRMENGARD ANGERMÜLLER
STAATLICHE FÜHRUNGSAKADEMIE FÜR ERNÄHRUNG,
LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
[email protected]
SUB 4-5/2015
INHALT
MITARBEITERPORTAL
AGRARSTRUKTUR
STANDORTMANAGEMENT
BILDUNG
GEMEINSCHAFTSVERPFLEGUNG
Hell leuchtet der Frühling im Lächeln des Säuglings.
Grünender Anfang drängt graue Knospen sich öffnen.
RINDER
Aus satten Wiesen quellen Gelb und Rosa und Blau.
In Blumenblüten atmen die Zauber der Liebe bunte Beginne.
Denn immer von Innen leuchtet licht das Wesen der Dinge.
STELLUNGNAHMEN
Möge der Frühling deines Herzens
Auch dann noch aus deinem Antlitz leuchten,
Wenn dein Gesicht schon Herbst trägt.
Joachim Hamberger
Bayerisches Staatsministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
4-5/2015
Fachinformationen aus der
Landwirt­schafts­verwaltung
in Bayern
IMPRESSUM
SCHULE
und
BERATUNG
Herausgeber:
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
ISSN: 0941-360
Internet:
http://www.stmelf.bayern.de/SuB
Abonnentenservice:
Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
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Redaktionsschluss für Heft 8-9/15:
1. Juli 2015
Titelbild:
Dr. Michael Honisch, AELF Kempten
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