Star Trek -- Was ist Heutzutage Möglich?
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Star Trek -- Was ist Heutzutage Möglich?
1 Star Trek – Was Ist Heutzutage Möglich? Michael Maier (Technische Universität Graz, Österreich [email protected]) Kurzfassung: Es werden einzelne fiktionale Gegenstände aus dem Star Trek – Universum auf die Möglichkeit der Realisierung mit heutiger Technologie untersucht. Behandelt werden das Holodeck, Handphaser, Isolineare Speicherchips, Tricorder und PADDs. Zu jedem Gegenstand wird eine kurze Erklärung geliefert, was das im Star Trek – Universum ist, wie es dort funktioniert, und wieweit es mit heutiger Technologie realisierbar wäre, oder schon existiert. Schlüsselwörter: Star Trek, Physik, Technik, Holodeck, Hologramme, Phaser, Strahlenwaffen, Isolineare Chips, Kristallspeicher, Tricorder, PADD 2 Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1 Das Holodeck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Was ist das Holodeck? . . . . . . . . . . . . . 1.2 Wie es funktioniert . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Wie würde man das heute realisieren? . . . . 1.3.1 Hologramme . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2 Materiereplikatoren . . . . . . . . . . . . 1.3.3 Traktorstrahlen . . . . . . . . . . . . . . 1.3.4 Gravitations- oder Trägheitsgeneratoren 1.3.5 Kraftfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 5 5 6 7 7 8 8 2 Isolineare optische Chips . . . . . . . . . . . . 2.1 Was sind Isolineare optische Chips? . . . . . 2.2 Wie funktionieren Isolineare optische Chips? 2.2.1 Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Wie würde man das heute realisieren? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 9 9 9 10 3 Phaser . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Was sind Phaser? . . . . . . . . . 3.2 Wie funktionieren Phaser? . . . . 3.2.1 Leistungsdaten . . . . . . . . 3.2.2 Funktionelle Details . . . . . . 3.3 Die perfekte Waffe? . . . . . . . . 3.4 Die besseren“ Waffen heute . . . ” 3.4.1 Kommunikationseinheit . . . 3.4.2 Nichttödliche Waffen . . . . . 3.4.3 Streufunktion / Crowd Control 3.4.4 Energiewaffen, Munitionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 11 12 12 13 14 14 15 16 16 4 Tricorder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Was sind Tricorder? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Universalmessgeräte heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 18 19 5 PADDs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Was sind PADDs? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 PADDs / PDAs heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 21 21 Zusammenfassung, Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Vorwort Star Trek – Nach über 35 Jahren, mehr als 850 Fernsehfolgen, 10 Filmen und einer unüberschaubaren Anzahl Literatur wird zurecht von einem Mythos gesprochen. Worum geht es in Star Trek? Die Antwort auf die gar nicht so trivial erscheinende Frage steckt im Begriff Star Trek“: es geht um Reisen – mutig ” dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist, sowie um die Weiterentwicklung der Menschheit, in sozialer sowie in technologischer Hinsicht. Und das übt die große Faszination aus, einen Blick in unsere Zukunft zu wagen, Utopien zu betrachten. Das ist das, was Star Trek von anderer Science Fiction unterscheidet. Es geht nicht um Kriege, große Schlachten oder Heldentaten. Nicht um Macht, einzelne Menschen oder epische Geschichten geht es, sondern um die Menschheit, wie sie mit neuen Herausforderungen umgeht, Herausforderungen sozialer, ethischer, sowie technologischer Hinsicht. Die Technik in Star Trek ist es, die ihren ganz eigenen Reiz ausübt. Selten in der Science Fiction wird soviel Wert auf technische Details, sowie auf physikalische Korrektheit gelegt wie in Star Trek. Dementsprechend findet man unter Star Trek – Fans einen überraschend hohen Anteil an Naturwissenschaftlern und Physikern. Auch der bedeutendste Physiker unserer Zeit, Stephen Hawking, ist bekennender Star Trek – Fan [Hawking 2001]. Mehr als jede andere Utopie hat Star Trek die Entwicklung der Technik beeinflusst. Das treffendste Beispiel sind die aufklappbaren Kommunikatoren aus Kirks Zeit. Wer konnte sich damals vorstellen, immer sein persönliches Sprechfunkgerät dabei zu haben? (Und ja, die Spracherkennung funktioniert heutzutage auch schon zufriedenstellend.) Dies ist nicht das einzige Beispiel, das – damals, vor 30 Jahren Utopie – inzwischen Wirklichkeit geworden ist. Und mit den Dingen werde ich mich in der Arbeit beschäftigen, Utopien aus Star Trek, die Wirklichkeit geworden sind, oder es in naher Zukunft werden könnten. 4 Einleitung Diese Arbeit beschäftigt sich mit Dingen aus dem Star Trek – Universum, die damals Utopie waren, inzwischen jedoch möglich sind, oder in naher Zukunft sein werden. Hier möchte ich meinen Professor Hermann Maurer aus einem seiner Bücher [Maurer 2004] zitieren, dass Science Fiction nicht die technische Entwicklung voraussagt, sondern die technische Entwicklung erfolgt, weil sie durch die Science Fiction als erstrebenswert dargestellt wird. Dazu werde ich einige Beispiele aus Star Trek herausgreifen und näher beleuchten: – Das Holodeck, realistische Hologramme – Isolineare optische Chips (Kristallspeicher) – Phaser (Strahlenwaffen, auch nichttödlich) – Tricorder (Universal – Handscanner) – PADDs (Handcomputer, heute PDAs) Auf die physikalischen Konzepte der großen Utopien wie dem Warp-Antrieb, Beamen oder Subraumtechnologien möchte ich hier nicht eingehen, da dafür eine völlig neue Physik erforderlich ist, die es schlicht noch nicht gibt. Ich werde mich auf die möglichen Dinge des täglichen Lebens konzentrieren. Zu jedem Beispiel werde ich folgende Teilkapitel bringen: – Was genau ist das Beispiel in Star Trek? – Wie funktioniert es dort (zB laut dem Technischen Handbuch [Sternbach und Okuda 1994]) – Wie könnte man das mit heutiger Technik realisieren? • Ansätze, das zu erreichen • Welche Technologie wäre dazu noch nötig? – Heutige Anwendungsmöglichkeiten in unserem Leben 1 DAS HOLODECK 1 Das Holodeck 1.1 5 Was ist das Holodeck? Das Holodeck ist eine dreidimensionale Umgebungssimulation, die für die Benutzer von der Wirklichkeit nicht zu unterscheidende Simulationen erschaffen kann. Es ist primär als Freizeiteinrichtung gedacht, kann aber für auch alle anderen Arten von Simulationen verwendet werden. Man stelle sich das Holodeck als die ideale Erholungseinrichtung vor. Ein Raum, groß genug für eine oder mehrere Personen, der beliebige Realitäten darstellen kann. Man kann von praktisch allem, was der Computer in seinem Archiv hat, eine perfekte virtuelle Realität erschaffen, die von der Wirklichkeit nicht zu unterscheiden ist. 1.2 Wie es funktioniert Das Holodeck besteht aus zwei Subsystemen: – Das holographischen Abbildungssystem, welches für die visuellen Eindrücke zuständig ist. – Ein komplexes System aus Materiereplikatoren, Traktorstrahlen und Kraftfeldern für die Simulation von Sinneseindrücken. Der Gesamteindruck der Realität entsteht durch dreidimensionale Bilder, die teilweise direkt in die Augenlinsen der Benutzer projiziert werden, sowie dem Vortäuschen fester Oberflächen durch Kraftfelder. Objekte, mit denen die Benutzer enger interagieren, wie Nahrungsmittel oder Flüssigkeiten, werden vom Holodeck repliziert (d.h. aus einem Materiereservoir auf molekularer Ebene synthetisiert). Folglich liegt einem die Torte, die man im virtuellen Café verspeist, auch nach dem Verlassen der Simulation im Magen. Auch kann man sich in einem Holodeck völlig frei bewegen, da das Holodeck einen Tretmühlen – Effekt erstellt, wobei man beim Gehen auf der Stelle tritt, und sich nur die Umgebung herum bewegt. So kann man sich in allen drei Dimensionen unendlich weit fortbewegen, beim Beenden des Programms steht man wieder in der Mitte des Holodecks. Die Trägheitskräfte, die dabei auftreten sollten, werden dabei durch Gravitationsgeneratoren simuliert. 1.3 Wie würde man das heute realisieren? Die heutigen Ansätze, komplett in eine virtuelle Realität eintreten zu können, basieren nicht darauf einen Raum so umzugestalten, dass er anders erscheint sondern (weil das viel leichter mit weniger Ressourcen zu realisieren ist) die Wahrnehmung des Menschen direkt zu beeinflussen. 1 DAS HOLODECK 6 Für die visuelle Darstellung werden heute hauptsächlich VR-Helme verwendet, die vor jedem Auge ein eigenes Display haben, um stereo-sehen zu ermöglichen. Für das Tastgefühl müssen Sensorhandschuhe getragen werden, die die Fingerkuppen direkt stimulieren. Für die Fortbewegung gibt es den Ansatz, sich in eine große drehbare Kugel mit 10 m Durchmesser zu begeben, und dadurch in jede Richtung laufen zu können. Die Nachteile heutiger Systeme ist das Equipment, das am Körper getragen werden muss, sowie die dafür notwendigen Kabel. Außerdem wird ein leistungsfähiger Computer mit Spezialsoftware benötigt, der die interaktive Umwelt darstellen kann. Heutzutage ist das mit noch nicht ausreichendem Realismusgrad möglich. Um ein Holodeck wie in Star Trek zu konstruieren, sind so einige Dinge nötig, die heute größtenteils noch nicht existieren: – Dreidimensionale Bilder (Hologramme) – Materiereplikatoren – Traktorstrahlen – Gravitations- / Trägheitsgeneratoren – Kraftfelder Bis auf den ersten Punkt ist alles derzeit Science Fiction, ihre theoretische Funktion wird nur ganz kurz erklärt werden. 1.3.1 Hologramme Was versteht man heutzutage unter einem Hologramm? Ein Hologramm ist eine photographische Aufnahme, welche eine dreidimensionales Abbild eine Motivs wiedergibt [Wikipedia Hologramm 2005]. Hologramme schweben bei stereoskopischer Betrachtung frei im Raum. Die Hologramme, die wir landläufig aus Geldscheinen und anderweitigen Dingen als Reproduktionsschutz kennen, sind statisch und für die Darstellung von bewegten Bildern nicht geeignet. Was für für eine realistische Darstellung benötigt wird, sind Bildschirme, die dreidimensionale Bilder anzeigen können. Die einfache Theorie zum 3D – Sehen ist, jedem Auge ein leicht verschobenes Bild zu zeigen, aus denen das Gehirn automatisch eine 3D-Situation berechnet. Wie kann man das ohne am Körper zu tragende Hilfsmittel erreichen? Gerade im letzten Jahr hat sich auf diesem Sektor viel getan. Dabei wird der leicht unterschiedliche Winkel ausgenutzt, mit dem beide Augen den Bildschirm sehen. Die derzeit verwendete Methode ist, auf die Bildschirme vertikale dünne, einen Pixel breite Linsen aufzutragen, die jedem Auge ein leicht verschobenes Bild 1 DAS HOLODECK 7 präsentieren. Mit geeigneten 3D-Grafiktreibern sieht so jedes Auge das für es bestimmte Bild. Der Nachteil ist die Verkleinerung der maximal verfügbaren Auflösung, da mehrere Bilder auf einem Schirm dargestellt werden müssen. Es gibt heute bereits wandgroße 3D – Bildschirme, einer ist auf der Weltausstellung 2005 in Aichi, Japan mit einer Bilddiagonale von 210 ” ( 5,3 m ) zu sehen. Diese Schirme liefern heute schon sehr beeindruckende Bilder, für die detailgetreue Nachbildung der Realität fehlen heute allerdings noch die Computersoftbzw. Grafikhardware, was jedoch eine reine Zeit- bzw. Ressourcenfrage ist. 1.3.2 Materiereplikatoren Ein kleiner Teil der Dinge, mit denen im Holodeck interagiert werden kann, allen voran Verbrauchsgüter, bestehen aus echter Materie, und können auch aus dem Holodeck entfernt werden. Sinnvoll ist das vor allem bei Nahrungsmitteln, oder auch Flüssigkeiten, mit denen die Benutzer direkten Hautkontakt haben. Woher nimmt der Computer all diese Dinge? Im 24. Jhdt. existiert ein Gerät, das beliebige Gegenstände aus formloser Materie herstellen kann. Dem Prinzip nach ähnlich dem berühmten Beamen“, jedoch wird der Materie vor dem Ma” terialisieren eine andere Form gegeben. Damit lassen sich beliebige unbelebte Gegenstände beliebiger Größe und Komplexität bei relativ geringem Energieverbrauch herstellen. Dieses Gerät an sich, sollte es jemals realisiert werden, da es alles herstellen kann (außer lebendiger Materie, da es aus Speicherplatzgründen nur mit Molekularauflösung arbeitet), kann man, wenn man den Gedanken weiter spinnt, als die Lösung aller Nahrungs- und sonstigen fabrikationsbedingt komplexen Ressourcenprobleme sehen. Man füttert“ es mit den Rohstoffen (in molekularer oder ” atomarer Form), sowie ein wenig Energie, und es stellt Nahrung oder Gebrauchsgegenstände aus zB Abfall her, ohne jegliche Umweltbelastung oder sonstigen schädlichen Auswirkungen. 1.3.3 Traktorstrahlen Wenn gewisse Gegenstände mittels Replikator erzeugt werden, müssen diese auch irgendwie in der Szenerie bewegt werden. Dazu gibt es sogenannte Traktorstrahlemitter, die auf einen Gegenstand im Raum berührungslos Zug- oder Druckkräfte ausüben kann. Das Prinzip dahinter ist laut dem Handbuch [Sternbach und Okuda 1994] technisches Geschwätz um Subraum- und Gravitonfelder, basiert also auf dem in Star Trek für alles herangezogenem Subraum. Heutzutage denkbar wären maximal auf Basis von Schallwellen arbeitende Systeme, die ähnliche Effekte wie ein starker Basslautsprechers haben. 1 DAS HOLODECK 1.3.4 8 Gravitations- oder Trägheitsgeneratoren Zu einer wirklichkeitsgetreuen Simulation gehören auch Trägheits- bzw. Schwerkrafteffekte, die sich laut Isaac Newton gleichen. Diese werden benötigt, sobald das Holodeck einen Tretmühlen-Effekt generieren muss, wenn eine Person sich zu weit von der Mitte fortbewegt. Beim Tretmühlen-Effekt bewegt sich die Szenerie weiter, die Person tritt jedoch auf der Stelle, um nicht gegen die realen Wände des Holodecks zu laufen. Dabei müssen natürlich Trägheitskräfte auftreten, um der Person das Gefühl zu geben, wirklich stehenzubleiben, wie in einem Aufzug, nur horizontal. Selbiges gilt natürlich vertikal, wenn Treppen oder Aufzüge simuliert werden. In Star Trek wird dazu wieder ein Subraumfeld herangezogen. Heutzutage die einzige Möglichkeit Trägheitseffekte zu simulieren, bieten auf hydraulischen Stelzen stehende Simulatoren für zB Pilotentraining. Hierbei wird durch schnelles Verändern der Lage des Simulators eine Beschleunigung und somit ein Trägheitseffekt generiert. Das ist eine mechanisch sehr aufwändige Möglichkeit, die einiges an Platz erfordert. Jedoch ist durch den maximalen Fahrweg der Hydraulikzylinder festgelegte Dauer der Effekte im Normalfall sehr gering. Ein weiterer, gravierender Nachteil ist, dass der gewünschte Effekt nicht beliebig oft in einer Richtung wiederholbar ist. Denn die Hydraulikzylinder, wenn sie maximal ein- bzw ausgefahren wurden, können nur noch in die entgegengesetzte Richtung bewegt werden. 1.3.5 Kraftfelder Kraftfelder sind etwas, was man aus fast jeder Science Fiction kennt: Sie werden als Schutzschilde oder zum Einsperren von Dingen/Personen gebraucht. Prinzipiell ist ein Kraftfeld ein Feld, das Materie Widerstand entgegensetzt, wenn man sie durch das Feld bewegen will. Wozu werden sie in Holodecks benötigt? Man stelle sich eine holographische Wand vor: Die Augen sehen, da ist etwas, mit der Hand kann man jedoch durchgreifen. Wie kann man also eine Wand so simulieren, um sich daran anlehnen zu können, ohne hindurch zu fallen? (so im Sinne von: Der Klügere gibt nach. . . ) Die Methode, die komplette Wand zu aus echter Materie replizieren, wäre ein sinnloser, energiefressender Workaround. Platziert man jedoch ein Kraftfeld an der Wand, sieht das Auge die holographische Projektion, und man fühlt beim Berühren einen Widerstand. Natürlich sollte das kein Kraftfeld a’la – hingreifen, farbige Energiefunken fliegen, und danach hat man sich die Hand verbrannt – sein, sondern eine gemäßigte Variante. Wünschenswert wäre dabei eine Mikrostruktur an der Oberfläche des Kraftfeldes, die eine fühlbare Resonanz der Beschaffenheit der Oberfläche zurückgibt, damit sich zB eine Raufasertapete anders anfühlt, als eine Holzoberfläche. 2 2 ISOLINEARE OPTISCHE CHIPS 9 Isolineare optische Chips (Kristallspeicher) 2.1 Was sind Isolineare optische Chips? Schon zu Kirks Zeiten sah man die Crewmitglieder, wenn Daten angefordert wurde, mit kleinen bunten Datenträgern herumlaufen, auf die eine angeblich für die damalige Zeit irrsinnige Menge Daten passten. Damals wurde noch von Mikroband-Kassetten gesprochen. In Star Trek: Die nächste Generation waren die Datenträger ein ganzes Stück moderner. Hier wurden sogenannte Isolineare optische Chips eingeführt, die wesentlich kompakter waren, und deren Größen an die heute gebräuchlichen Memory-Sticks von Sony erinnert. Wenn man es genau nimmt, erinnert die Größe der Memory-Sticks an genau diese kleinen Kristallspeicher aus Star Trek (hint!). In der Vereinigten Föderation der Planeten (Eine Art interstellarer UNO, deren Kampf- und Forschungstruppe die Sternenflotte ist, deren Flaggschiff die Enterprise ist.) werden die kaugummistreifengroßen Kristallspeicher verwendet. Andere Kulturen verwenden ähnliche Speichertechnologie, nur in anderer Bauform, zB zylindrisch in Kugelschreibergröße. Die Bauform ist im Prinzip Geschmackssache, was wichtig ist, ist Durchlässigkeit für die Schreib- / Lesestrahlen, sowie Unempfindlichkeit der Daten gegenüber Umwelteinflüssen. 2.2 Wie funktionieren Isolineare optische Chips? Die Information wird hierbei als Hologramm im der Kristallstruktur des durchsichtigen Materials gespeichert. Es werden logischerweise Einkristalle verwendet, da Kristalle aufgrund ihrer Struktur relativ robust sind. Außerdem kann man dann als praktischen Nebeneffekt die Schreib- / Lesestrahlen an der Gitterstruktur führen. Das Technische Handbuch spricht hierbei von einer Speicherkapazität von 2,15 KiloQuads pro Einheit. Nun, was ist ein KiloQuad? Genau das ist absichtlich so formuliert, damit es zu keiner heute gebräuchlichen Mengeneinheit für Daten in Bezug gebracht werden kann. Denn so unvorsichtig, eine Schätzung (vor allem in der Computertechnologie) 350 Jahre in die Zukunft zu machen, waren die Autoren natürlich auch nicht. 2.2.1 Konzept Die Idee, Information dreidimensional abzuspeichern, wie heute ansatzweise versucht wird (mehrlagige DVDs, etc.), ist also gar nicht so neu. Heutzutage wird Information fast nur auf Oberflächen (Auf Magnetbändern- und scheiben, optisch auf den Silberscheiben etc.) zweidimensional abgespeichert. Dabei werden schon recht hohe Packungsdichten erreicht, (die letzte Meldung im Mai 2005) 100 Gigabyte auf HD-DVD – Nachfolgern. 2 ISOLINEARE OPTISCHE CHIPS 10 Eine kleine überschlägige Rechnung über die 2D-Packungsdichten auf 12 cm – Silberscheiben: Sagen wir, wir bekommen 150 GB auf eine 12 cm – Scheibe. Rechnen wir die ca. 30 % Fehlerkorrektur-Overhead der heutigen Silberscheiben weg, bleiben ca. 100 GB auf 10 000 mm², das sind 10 MB / mm². Das sind 10 Millionen Byte auf 1 mm², ergibt nach Adam Riese: 10 Byte auf einer Kantenlänge von 1 µm, ergibt einen Bit-zu-Bit - Abstand von 100 nm. Nun, könnten wir diese Daten dreidimensional abspeichern, wieviel würde man in einem Kristall von nur 1 x 1 x 1 cm unterbringen können? 1 mm³ besitzt 1 Milliarde µm³, in einen Mikrometer bekommen wir mit 100 nm Bitabstand 1 KBit, das wären 1 TBit für 1 mm³. Für einen Würfel von 1 x 1 x 1 cm sind das dann 1 Exa-Bit, also 125 TB. Ein durchaus erstrebenswertes Ziel. 2.3 Wie würde man das heute realisieren? Sieht doch theoretisch schon ganz gut aus mit heutiger Technologie für die Kristallspeicher, oder? Tatsächlich arbeiten eine Menge Forschergruppen weltweit an genau solchen Speichern. Prinzipiell ist der erfolgversprechendste Ansatz ein Phase-Change-Verfahren, bei dem durch eine Energieeinwirkung (Laserstrahl) die Kristallstruktur eines Punktes im Medium verändert wird, um andere messbare Eigenschaften zu erhalten. Nach genau diesem Verfahren arbeiten auch heutige CD/DVD – Schreiber. Das größte Problem derzeit ist die Genauigkeit der Verfahren und das Finden eines geeigneten Materials. Diese Materialien müssen extrem genau gefertigt werden, sowie eine große Anzahl an Schreib- / Lesezyklen überstehen. Das Material muss zusätzlich durchlässig genug sein muss, um auch in tieferen Schichten gute Schreib- und Leseergebnisse zu erzielen. Interessante Information zu derzeitigen Forschungsprojekten, teilweise schon marktreif, findet man unter [Heise online 2005] und [futurezone 2005]. 3 PHASER 3 Phaser 11 Die in der ordinären Science Fiction gebräuchlichste Waffe ist der Laser, egal ob an Raumschiffen, zur Planetenverteidigung oder als einfache Handwaffe. Das Problem mit Laserstrahlen ist jedoch folgendes: Vom Prinzip her sind es nur elektromagnetische Wellen, die beim Auftreffen auf ein Ziel eine gewisse Menge an Energie in Form von Wärme an das Ziel übergeben. Je nach Menge der Energie erwärmt sich das Ziel, verdampft oder durch die hohe Geschwindigkeit der Verdampfung explodiert es. Laser sind somit ganz gut geeignet, etwas zu zerstören, jedoch nicht, um es nur lahmzulegen, oder bei Lebensformen, diese zu betäuben. Nachdem Star Trek nicht Star Wars heißt, brauchte man auch nichttödliche Waffen, mit denen man Gegner ausschalten konnte, ohne ihnen gleich ein handtellergroßes Loch in die Brust zu brennen. 3.1 Was sind Phaser? Dazu wurden Phaser“ – Waffen eingeführt, die auf niedriger Stufe Ziele oh” ne Nebenwirkungen ausschalten können. Phaser gibt es in allen Größenklassen von planetaren Verteidigungsystemen bis hin zum unauffälligen Handgerät, das versteckt am Körper getragen werden kann. Zu Kirks Zeiten waren die persönlichen Phaserpistolen ähnlich mit Griff und Lauf geformt, und hatten nur zwei Einstellungen: Tödlich und Betäubung. Bei Betäubung bricht der Betroffene für einige Zeit bewusstlos zusammen, auf Töten gestellt, hat der Phaser wesentlich katastrophalere Auswirkungen: Das getroffene Objekt wird atomar aufgelöst, was bei Lebensformen natürlich einem sofortigem Tod gleichkommt. Die modernen“ Versionen der Handwaffen (ca. ab 2360) sind jedoch wesent” lich interessanter, da sie im Technischen Handbuch [Sternbach und Okuda 1994] sehr detailliert erklärt werden. Es gibt hier 3 Typen: – Typ I, kleiner persönlicher Phaser – Typ II, Standardwaffe der Sicherheitsabteilung und für Außenmissionen – Typ III, Phasergewehr mit Zielfunktionen, Zoom und allen Extras 3.2 Wie funktionieren Phaser? Die Funktionsweise eines Phasers beruht auf dem schnellen Nadion-Effekt, siehe Handbuch [Sternbach und Okuda 1994]. Was das genau ist, soll uns hier nicht berühren, interessanter sind vielmehr die Leistungsdaten und funktionalen Details. 3 PHASER 3.2.1 12 Leistungsdaten Die Phaser des Typs I verfügen über 8 Leistungsstufen, die Typen II und III zusätzlich über die Stufen 9–16: – Die ersten drei Stufen sind dazu ausgelegt, bei durchschnittlich widerstandsfähigen Humanoiden Zustände der Bewusstlosigkeit von 5 min bis zu einer Stunde hervorzurufen. – Ab Stufe 4 zeigt der Phaser tödliche Wirkung, Objekte werden durch Beschuss deutlich erwärmt, Gewebe verzeichnet molekulare Schäden. – Ab Stufe 7 beginnen die Auflösungseffekte, da die Bindungen zwischen Atomen zerstört werden. – Bis Stufe 16 variiert nur die Stärke der pro Auslösung abgegeben Energie. Auf maximaler Leistungsstufe werden bis zu 650 m³ Gestein mit Dichte 6 g / cm³ explosiv entkoppelt. Beeindruckend ist die Leistung auf maximaler Stufe der knapp 20 cm langen und ca. 300 g schweren Typ II – Phaser: Mit einem Schuss auf Stufe 16 schießt man ein Loch von 14 m Durchmesser in eine massive Felswand. Oder, geschätzt auf die entkoppelten m³ Gestein, zerstört ein zehnstöckiges Wohnhaus bis auf die Grundmauern. Auch die auf Raumschiffen wie der Enterprise-D montierten Phaser sollen eine exorbitante Leistung besitzen. Die Hauptphaserbänke der Enterprise haben einen Energieausstoß von bis zu einem Gigawatt. Bei einem Schuss mit nur einer Sekunde Dauer entspräche das der Energiemenge, die in 200 kg TNT enthalten ist. [Sternbach und Okuda 1994] 3.2.2 Funktionelle Details Jeder Phaser besitzt Einstellmöglichkeiten für Strahlstärke und Streuung, außerdem Anzeigen für die derzeit eingestellten Werte. Die Streuung kann sinnvoll sein, wenn man zB ein Objekt gleichmäßig erwärmen will, und nicht nur an einem Punkt, was das Objekt bei gleicher Energie wahrscheinlich zerstören würde. Außerdem ist jeder Phaser aus Sicherheitsgründen mit einer Subraumkommunikationseinheit ausgestattet, um ständigen Kontakt mit dem Hauptcomputer zu halten. Daraus ergeben sich einige interessante Aspekte der Kontrolle über die Handwaffen: – Beim Einsatz in Raumschiffen wird die maximale Energiestärke auf Stufe 3 begrenzt – Ständige Positionskontrolle aller Handwaffen 3 PHASER 13 – Remote-Abschalten oder Selbstzerstörung von in Feindeshand gefallenen Waffen – Ständige Kontrolle des Ladungszustandes aller vorhandenen Ausrüstung – Kontrolle der richtigen Energieeinstellung aller Waffen je nach Einsatzziel Jeder Phaser besitzt außerdem Zielsensoren und Prozessoren für Zielfunktionen auf große Entfernungen, und kann den Winkel des abgefeuerten Strahls während des Feuerns verändern. Das muss außerordentlich praktisch sein, Verwackeln ausgeschlossen. Dadurch wird erklärt, warum die abgefeuerten Strahlen in der Fernsehserie ihre Richtung beibehalten, selbst wenn der Schauspieler den Phaser nicht immer gerade hält. Überhaupt werden im Technischen Handbuch oft tolle Dinge erfunden, um die Fehler der Schauspieler in der Serie etwas auszugleichen. Eine gute Referenz für alle Dinge, die die Schauspieler (und Drehbuchautoren) aus Unwissenheit oder Schlampigkeit falsch gemacht haben, findet man in [Farrand 1995]. Das Phasergewehr des Typs III besitzt neben größeren Energiereservern zusätzlich noch ein Zielsystem mit stufenlosem Zoom, wiederum Verwackeln ausgeschlossen. 3.3 Die perfekte Waffe? Wenn man sich die Leistungsdaten der Handphaser ansieht, kommt man zu dem Schluss, dass sich hier jemand eine ideale Waffe ausgedacht hat: – Durch die Kommunikationseinheit absolut überwach- und kontrollierbar – Wahlweise nichttödliche Anwendung ohne schädliche Nebenwirkung – Praktisch unbegrenzte Reichweite bei sofortiger Wirkung (Der Strahl hat Lichtgeschwindigkeit) – Extreme Treffergenauigkeit auch über hohe Entfernungen – Verwackeln ausgeschlossen, auch bei mehreren Kilometern Entfernung – Durch Streufunktion können mehrere Ziele gleichzeitig ausgeschaltet werden (auch für Crowd Control) – Sauberer“ Krieg, wenn direkt gegen Lebewesen eingesetzt, keine sichtbaren ” Schäden oder Schmerzen bei nicht-lethaler Anwendung, Tod durch Schädigung des Zentralnervensystems oder vollständige Vaporisierung des Gegners – Selbstzerstörungsfunktion hat enorme Sprengkraft bei vollem Akku – Die Handgeräte extrem leicht und klein (Das Gewehr hat keine 2 kg) 3 PHASER 14 – Keine Einzelmunition, sondern Akkupacks, an jeder Steckdose wiederaufladbar – Kein Munitionsabfall (Hülsen) – Außerdem ein Multifunktions-Bearbeitungswerkzeug – In jeder Größe und Leistungsstärke herstellbar Der einzige Nachteil sind die in der Serie immer sichtbaren Strahlen, was jedoch auch Gemeinheiten wie Scharfschützen ungleich schwieriger einzusetzen macht. Das entsprechende Föderationsscharfschützengewehr ist in einer Folge von Star Trek: Deep Space 9 zu sehen. Seine extreme Effizienz und Unverfolgbarkeit haben jedoch zu seinem Verbot geführt. Kurze Beschreibung: Eine Projektilwaffe, deren Geschoß nach dem Verlassen des Laufes inklusive seinem Bewegungsimpuls durch Wände oder Berge hindurch direkt vor sein Opfer gebeamt wurde. Mit der Reichweite von einigen Kilometern ist es die Scharfschützenwaffe. Auf solche Waffen werden wir noch lange warten müssen. 3.4 Die besseren“ Waffen heute ” Nun, solange die Phasertechnologie, so wie geschildert, nicht existiert, muss man sich auf die Teilziele konzentrieren. An der Realisierung wird heute von Seiten des Militärs intensivst geforscht. Prinzipiell geht der Trend in der Militärforschung heute großteils zu intelligenten und auch nichttödlichen Waffen. 3.4.1 Kommunikationseinheit Die Idee, Waffen mit Kontrollcomputern auszustatten, wir derzeit von einigen Firmen in den USA bereits vermarktet, wobei zB Fingerabdruckscanner eingebaut werden, und die Waffe nur für den Besitzer funktioniert. Vom technischen Standpunkt aus gesehen, ist so ein Kontrollmechanismus mit allen vorher geschilderten Funktionen heutzutage ohne Probleme realisierbar. Es ist nur eine Frage des Geldes und der Massenproduktion, sowie dem derzeit hinderlichsten Faktor, der Politik. Eine gute Idee wäre es, nur mehr Waffen zuzulassen, die über einen entsprechenden Kontrollmechanismus verfügen, um sie zB in sicherheitskritischen Gebäuden deaktivieren zu können. Es wäre außerdem ein effektiver Diebstahlschutz, und gerade für das Militär hochinteressant, da dem Feind in die Hände gefallene Waffen nutzlos wären. 3 PHASER 15 Allerdings wird die (amerikanische) Waffenlobby dem nicht zustimmen, da die Kontrolle über die Waffen dann aus ihren Händen gerissen wird. Außerdem bräuchte man dann eine Kontrollinstanz, der man vertrauen kann. Und wer traut sich dem Staat zu trauen? 3.4.2 Nichttödliche Waffen Der Wunsch, eine nichttödliche Waffe zu entwickeln, ist wahrscheinlich nur eine ganz kurze Zeit älter, als das erste mal eine Waffe bedenkenlos gegen einen anderen Menschen eingesetzt wurde. Der Neandertaler hat sich wahrscheinlich kurz nachdem er seine untreue Frau im Zorn erschlagen hat, gewünscht, doch nicht eine ganz so große Keule benutzt zu haben. Wann ist eine Waffe tödlich? Das ist meistens nur eine Frage der Benutzungsweise der Waffe. Eine Atombombe ist auch dann nicht mehr tödlich, wenn man weit genug weg war. Im Gegensatz dazu kann auch mit an sich harmlosen“ Waf” fen wie Kinderspielzeug jemanden so ernsthaft verletzen, dass er an den Folgen stirbt. Die Begriffe tödliche“ oder nichttödliche“ Waffen sind heutzutage nur ” ” sehr schwammig definiert. Ein kleine Anmerkung: Bei den sogenannten nichttödlichen Waffen gibt es bereits einige recht vielversprechende Geräte auf dem Markt, die ihre Funktion zu 99 % gut erfüllen. Allerdings gab es mit diesen dann doch einige Todesfälle, zB Opfer mit schwachem Herzen, oder ältere und kranke Menschen. Darum ist man in letzter Zeit dazu übergegangen, Waffen deren Ziel nur die Außergefechtsetzung von Personen ist, als lesser lethal weapons“ zu bezeichnen, im Gegensatz ” zu vorherigen Bezeichnung non-lethal weapons“. ” Heutzutage gibt es nicht viele verschiedene Arten weniger tödlicher Waffen: – LRAD (Long Range Acoustic Device) – ADS (Active Denial System) – Taser – Pfefferspray – Elektroschocker Quelle: [P.M. Juni 2004] Wobei das LRAD und ADS noch zu groß sind, um als persönliche Waffe getragen werden können. Pfefferspray und Elektroschocker haben nur sehr kurze Reichweiten. Die einzige persönliche Waffe mit gewisser Reichweite (Allerdings auch nur bis zu 5 m) ist der Taser. 3 PHASER 16 Die Möglichkeit, gezielt Einzelpersonen über größere Entfernungen zu deaktivieren, bieten nur das LRAD und ADS. Das LRAD arbeitet mit gerichteten Schallwellen im 150 dB – Bereich, und erzeugt extrem schmerzhafte Töne, die bei kurzer Dauer ohne dauerhafte schädliche Nebenwirkungen sind. Die Reichweite beträgt 300 m. Das ADS arbeitet ähnlich einem Mikrowellenherd, indem gerichtete Mikrowellenstrahlung direkt auf die Haut einwirkt, und sie für wenige Millimeter Tiefe erhitzt. Das Ergebnis sind extreme Schmerzen, die eine Person kampfunfähig machen. Beide Systeme, LRAD und ADS wurden im 2. Irak – Krieg erprobt. Über tödliche Ausgänge ist wie üblich nichts bekannt. Die negative Seite an allen heutigen Technologien ist die Verwendung extremer Schmerzen als Mittel, um Menschen außer Gefecht zu setzen, was auch nicht die sauberste Lösung darstellt. Außerdem sollte man bei Elektroschock kein schwaches Herz haben, um das zu überleben. 3.4.3 Streufunktion / Crowd Control Hier steht uns bereits heute ein großes Arsenal tödlicher sowie weniger tödlicher Waffentypen zur Verfügung. Allerdings sind die tödlichen Waffen wesentlich effizienter, kleiner und leichter sind als die nichttödlichen. Bei den tödlichen reicht das Arsenal von automatischen Schnellfeuergewehren bis hin zu atomaren Sprengköpfen, mit denen sich Schäden und Zerstörung beliebiger Größe anrichten lassen. Das sollte aber nicht mein Thema sein, hier lässt sich sicher genug Literatur im Netz finden. Die nichttödlichen Waffen sind meist etwas größer, und nur von Fahrzeugen aus einsetzbar. Dazu zählen die vorher genannten LRAD und ADS, sowie altbekannte Wasserwerfer, sowie das umstrittene Tränengas. 3.4.4 Energiewaffen, Munitionslos Die Vorteile von Strahlenwaffen gegenüber Projektilwaffen liegen klar auf der Hand: Praktisch unbegrenzte Reichweite, keine Beeinflussung der Flugbahn durch atmosphärische Störungen, sofortiger Einschlag am Ziel, extreme Genauigkeit durch Computersteuerung, derzeit praktisch keine existenten Gegenmaßnahmen. Derzeit laufen sowohl in den USA als auch in Israel einige vielversprechende Projekte mit Laserwaffen für Raketenabwehr. Die beiden bekanntesten Projekte sind die Boeing AL–1, sowie das MTHEL (Mobile Tactical High Energy Laser). Für die Boeing AL–1 ist 2005 der erste praktische Test geplant, hiermit sollen anfliegende feindliche Raketen kurz nach dem Start zerstört werden. Das System besteht aus einer umgebauten Boeing 747–400F, die mit einem Sauerstoff-Iod – 3 PHASER 17 Infrarotlaser im Megawattbereich ausgestattet wird. Für 2012 ist die Beschaffung von 12 Maschinen geplant. [Wikipedia AL–1 2005] Der auf einem Lastwagen oder Hubschrauber montierte MTHEL, der gemeinsam mit Israel entwickelt wurde, hat seine praktischen Test schon bestanden. Dabei wurden binnen weniger Sekunden 2000 anfliegende Raketen zerstört, eine durchaus beeindruckende Leistung. Der MTHEL soll 2007 einsatzbereit sein. [Telepolis 2004] Der derzeitige Stand sieht also so aus: in den nächsten paar Jahren werden wir mobile Lasersysteme mit gigantischer Effizienz und Zerstörungskraft haben. Die persönlichen Lasergewehre werden noch so lange auf sich warten lassen, bis das Problem der Energiespeicherung gelöst ist. Und, ach ja, für nichttödliche Systeme werden wir noch ein wenig länger warten müssen. 4 TRICORDER 4 18 Tricorder (Universal – Handscanner) Die Sternenflotte in Star Trek ist primär eine Forschungstruppe, keine Armee. Durch wissenschaftliche Natur der meisten ihrer Tätigkeiten gibt es für die dort arbeitenden Wissenschaftler ein sehr gutes persönliches Sensorgerät: Den Tricorder. Schon Wissenschaftsoffizier Spock [Anton und Hahn 1995] hatte ein solches Gerät immer dabei, damals noch so unhandlich und schwer, dass es mit einem Schulterriemen ausgestattet war. Moderne Tricorder im Jahre 2360 sind wesentlich kompakter und wiegen nur 230 g, bei 235 verschiedenen eingebauten Sensoren. 4.1 Was sind Tricorder? Der Tricorder ist ein Gerät, das alle nützlichen Messgeräte kompakt in Einem vereint, also das Schweizer Messer für alle modernen Feldwissenschaftler und Techniker. Was kann ein Tricorder? – Beinhaltet alle Arten brauchbarer Sensoren und Aufnahmegeräte – Aufsteckbare Module für medizinische, geologische und metereologische Aufgaben – Herausnehmbarer Handsensor mit hochauflösenden, gerichteten Sensoren – Kommunikationsmodule für Kontakt mit anderen Tricordern, Sensorplattformen oder Raumschiffen – Laufwerk für Isolineare optische Chips – Steuerung wahlweise über das User-Interface oder Sprachkommandos – Das User-Interface kann für spezifische Aufgaben angepasst werden – Notfallknopf zur Übertragung aller gespeicherten Daten an das Schiff – Eingebauter Universalübersetzer – Holographischer Projektor an der Vorderseite – ... Man kann sich den Tricorder wie eine dieser Multifunktions-Uhren mit Kompass, Höhenmesser, Barometer, Pulsmesser . . . vorstellen, nur mit zusätzlich allen Arten von wissenschaftlichen Messgeräten. So ein Gerät wäre heute in jeder naturwissenschaftlichen Disziplin ganz nützlich. 4 TRICORDER 4.2 19 Universalmessgeräte heute Im Elektrotechnik – Bereich könnte man die Multimeter oder neue Digitaloszilloskope als das Schweizer Messer“ der Elektrotechniker bezeichnen. Für andere ” Teilbereiche der Technik gibt es kaum Multifunktionsmessgeräte mit ähnlich großer Funktionsvielfalt. Würde irgendeine Firma auf die Idee kommen, alle heutzutage nicht zu komplexen Geräte in einem zu vereinigen, wäre ihr damit wahrscheinlich ein guter Verkaufserfolg beschert. Warum es so etwas heute für den Massenmarkt nicht gibt, erscheint mir geradezu unverständlich. Heutzutage die Herstellung einiger Sensoren billig genug, um die Massenfertigung lohnend zu machen. Welche Sensoren würde man sich heute von einem nicht allzu teurem Tricorder erwarten? – Umgebungsthermometer – Barometer (= Höhenmesser) – Hygrometer (Feuchtigkeitsmesser) – Mikrophon, Schallpegelmessgerät – Luxmeter (Helligkeitssensor) – Colorimeter zur Farbtemperaturmessung – Kompass – Hall – Messgerät für Magnetfelder von stromdurchflossenen Leitern – Metalldetektor im cm – Reichweitenbereich – EMF – Messgerät für Strahlenbelastung – Funkuhr mit Stoppuhr, Wecker und astronomischem Kalender. Zusätzlich ein kleiner Bildschirm, ein paar MB internen Speicher, sowie zum Datenaustausch ein Laufwerk für Flash-Speichermedien und eine Datenschnittstelle, etwa IR (Infrarot) oder Bluetooth würden für einfache Messungen vollkommen genügen. Die Erweiterung um genauere und von vornherein teurere Messgeräte, sowie bessere Anbindung an Peripheriegeräte (Koppelung mit GPS – Geräten, Handys, WLAN oder PDAs) sind eine reine Geldfrage, und heute ohne Probleme technisch zu realisieren. 4 TRICORDER 20 Besonders interessant wären Erweiterungsmodule für zB Elektrotechniker oder Mediziner, die ihre Messwerte per Funk (Bluetooth) an den Tricorder übermitteln, der sie auswertet und graphisch darstellt. Er könnte die Messdaten für spätere Nutzung abspeichern oder gleich per Mobiltelefon oder Satellit an das Heimatlabor übertragen. Als Spezialisierungen oder Aufsteckmodule wären denkbar: – Multimeter für den Elektrotechniker incl. Oszilloskop – Strahlungsmessgeräte für alle Arten radioaktiver Strahlung – gerichteter IR – Oberflächenthermometer im Handsensor – Kameras, auch UV oder IR – Bereich – Laser-Entfernungsmesser Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, was jedoch dazu nötig wäre, sind Standardprotokolle für die Messdatenübertragung für alle Hersteller. Für Kurzstrecken würde sich Bluetooth als Trägerprotokoll ideal anbieten. Das Standard-Verarbeitungsgerät für alle Arten von Messwerten ist heute der relativ schwere und unhandliche Computer oder Laptop, hier wäre der Tricorder eine echte Bereicherung. 5 5 PADDS 21 PADDs (Handcomputer, heute PDAs) Seit Beginn der Science Fiction gilt es als schick, Information nicht in Toter – ” Baum – Form“ (Papier) weiterzugeben, sondern auf elektronischen Notizblöcken zu arbeiten. Anfangs waren noch klobige Geräte im Format eines Aktenordners üblich, mit einem an einer Schnur baumelndem Eingabestift. In Star Trek: Die Nächste Generation sieht man heutigen PDAs nicht unähnliche Geräte von 15 x 10 x 1 cm, die mittels Touchscreen bedient werden. Auch hier gilt die Erkenntnis aus [Maurer 2004], wonach heutige Geräte sich an dem Design aus der Science Fiction anlehnen. 5.1 Was sind PADDs? Der Name PADD“ ist eine englische Abkürzung, und bedeutet Personal Access ” Data Display, und ist eine Anspielung auf das englische writing pad, was Notizblock bedeutet. Und genauso werden sie auch verwendet, als Notizblock, als Bücher, als tragbarer Computerbildschirm, kurzum für alles, was irgendwie mit im Hauptcomputer gespeicherten Daten zu tun hat. Durch die eingebaute Kommunikationseinheit kann sie auf selbem Wege mit kompatiblen Systemen kommunizieren, wie jeder Tricorder. Durch vollständige Softwaretransparenz der Computersysteme im 24. Jhdt. kann man zB auf der Enterprise im Arboretum in einer Hängematte liegend, mittels eines PADDs das Raumschiff steuern. Ein PADD besteht prinzipiell nur aus einer Epoxydharzhülle, und wenigen eingegossenen Komponenten wie Bildschirm, Speicher und Subraumkommunikationseinheit. Es übersteht einen Fall aus 35 m Höhe unbeschadet. PADDs gibt es in verschiedenen Größen, von Notizblockgröße angefangen bis zur Postergröße zur Verwendung als Landkarte. 5.2 PADDs / PDAs heute Die Idee eines tragbaren Computers ist schon genauso alt, wie sich die ersten Benutzer an ihren Gerät das Kreuz verrenkt haben. Heutzutage werden Handcomputer (PDAs, Persönlicher Digitaler Assistent) mit ziemlich genau derselben Funktionalität wie die PADDs in Star Trek hergestellt, nur nicht ganz so robust und langlebig. Man kann heutzutage, geeignete Software vorausgesetzt, im Swimmingpool liegend Bücher aus dem Internet lesen, sein Bluetooth-Spielzeugauto steuern, oder im intelligenten Haus die Rollläden öffnen lassen. Dies ist diejenige Komponente aus Star Trek, die heutzutage, die entsprechende Software vorausgesetzt, am besten realisiert wurde. Die perfekt zusammenarbeitende Software ist etwas, was im 24. Jhdt. selbstverständlich ist. Das 22 Computersystem heißt in Star Trek LCARS“, Library Computer Access and ” Retrieval System. Heute gibt es perfekt mit allen Komponenten zusammenarbeitende Software noch nicht, auch wenn uns die Industrie perfekte Kompatibilität und Interoperatibilität ihrer Produkte suggerieren will. Es bleibt die Aufgabe der Benutzer, Software so hinzubiegen, damit sie mit allen Komponenten funktioniert. Für die dargestellten Szenarien Im Pool das Haus fernsteuern“ waren zum ” heutigen Zeitpunkt keine fertigen Systeme bekannt, die einzelnen Teiltechnologien sind jedoch schon vorhanden und auch bezahlbar. Was ist dafür nötig: Das PADD selbst: Gibt es von verschiedenen Herstellern, wird heute PDA genannt. Kann zwar noch nicht 35 m ohne Schaden geworfen werden, aber das wird noch. Die Funkstandards: Wahlweise Bluetooth oder WLAN, haben die besseren PDAs eingebaut. Optional wäre noch ein extra verschlüsselter VPN (Virtual Private Network) – Tunnel zwischen den Geräten. Geeignete Software: Am besten mit offenen Standards selbst schreiben, und auf ein Open – Source Betriebssystem bei PDA und Hauptcomputer setzen, dann erspart man sich Lizenzkosten, sowie Ärger mit mangelnder Dokumentation. Haussteuerungssystem, remote verwaltbar: Es gibt bereits fertige Lösungen auf dem Markt, mit offenen Schnittstellen für die Art der Ansteuerung. Für einen Bastler sicherlich kein Problem, und wenn er seine Programme als Open Source auch anderen zur Verfügung stellt, wird es vielleicht schneller fertige Lösungen geben. 23 Zusammenfassung, Ausblick Ein in gewisser Weise erschreckender Fakt ist: Wäre dieser Bericht vor fünf oder gar zehn Jahren geschrieben worden, wäre er wesentlich kürzer in Bezug auf die inzwischen realistischen Dinge geworden. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Technologie heute weiterentwickelt, war den Erschaffern von Star Trek sicherlich nicht in der Weise bewusst, als sie manche Dinge entwarfen. Wir haben gesehen, welche Technologien, die damals als Science Fiction galten, bis heute möglich geworden sind, und auf welche wir noch ein wenig länger warten müssen. Die großen Träume wie überlichtschnelle Reisen werden noch ein wenig brauchen, viele der kleinen Dinge sind bereits heute Realität. Stück für Stück werden wir immer mehr Dinge aus der damaligen Science Fiction (vor allem wenn man sich die originalen Star Trek – Folgen aus den 60er Jahren ansieht) in unserem Alltag sehen. Zum Schluss noch meine persönliche Meinung als Autor: Wir sollten uns auf die Zukunft freuen! 24 Literaturverzeichnis [Maurer 2004] Maurer, H.: XPERTEN Der Anfang“; Freya, Linz. ” [Sternbach und Okuda 1994] Sternbach, R., Okuda, M.: Die Technik der U.S.S. ” Enterprise, Das offizielle Handbuch“; HEEL, Königswinter. [Farrand 1995] Farrand P.: Cap’n Beckmessers Führer durch Star Trek: Next Gene” ration“; Heyne, München. [Anton und Hahn 1995] Anton, U., Hahn, R. M.: Star Trek Enzyklopädie“, Heyne, ” München. [Hawking 2001] Hawking S.: Das Universum in der Nußschale“; Hoffmann und ” Campe, Hamburg. [P.M. Juni 2004] Non-Lethal-Weapons: Können Waffen wirklich ’human’ sein?“, ” PM Magazin; Gruner+Jahr, Juni 2004. [Wikipedia AL–1 2005] http://de.wikipedia.org/wiki/Boeing_AL-1 (07.06.2005): Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie“; Wikimedia Foundation. ” [Wikipedia Hologramm 2005] http://de.wikipedia.org/wiki/Hologramm (07.06.2005): Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie“; Wikimedia Foundation, ” Florida/USA. [Telepolis 2004] Fortschritte bei Laserwaffe“, ” http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17375/1.html (07.05.2004): Telepolis“; ” Heise, Redaktion Telepolis, München. [Heise online 2005] Erster kommerzieller Holographie-Speicher“; ” http://www.heise.de/newsticker/meldung/58716 (06.06.2005): online, Hannover. Heise, heise [futurezone 2005] IBM und Infineon forschen an neuem Speicher“; ” http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=266918&tmp=31334 (06.06.2005): ORF.at Network, Wien.