172 Der Zwerg Wüsst-ich-gern
Transcription
172 Der Zwerg Wüsst-ich-gern
172 Der Zwerg Wüsst-ich-gern Marianne Hütter 8223 Stubenberg am See 191 Austria Tel.: (+43) 3176 / 8700 [email protected] www.unda.at Inhalt Der Zwerg Wüsst-ich-gern möchte gescheiter werden und vor allem das Rechnen lernen. So bittet er verschiedene Märchengestalten um Hilfe. Aber der Riese Rübezahl kann ebenso wenig helfen wie das tapfere Schneiderlein und die Hexe. Erst Hänsel und Gretel können dem Zwerg Wüsst-ichgern helfen, indem sie ihn zu einem Schulanfänger machen. Personen Zwerg Wüsst ich gern ...................................... 17 Einsätze Eine Birke ....................................................... 3 Einsätze Rübezahl ........................................................ 3 Einsätze Das tapfere Schneiderlein ................................. 3 Einsätze Marienkäfer .................................................... 3 Einsätze Knusperhexe .................................................. 3 Einsätze Hänsel ........................................................... 11 Einsätze Gretl .............................................................. 8 Einsätze 3 1. Szene Personen: Alle Bühnenbild: Eine Waldwiese Zwerg Wüsst-ich-gern kommt mit langem Bart und Zipfelmütze auf die Bühne. Zwerg: Ich bin der Zwerg Wüsst-ich-gern und möchte etwas klüger werd‘n. Überall bin ich schon gewesen, doch niemand lehrte mich Schreiben oder Lesen. Ich komme beim Zählen niemals über drei hinaus, nichts zu können, ist ein wahrer Graus. Dabei bin ich schon bald über tausend Jahre alt. Doch im großen Märchenland wird eben auf das Lernen nicht allzu viel gegeben. Bin selbst auch zwergenklein, will kein Dummerling ewig sein. Dort steht die Birke am kühlen Bach, die denkt immer schon über vieles nach. Gute Birke, sag mir an, gibt es einen Ort, wo man das Rechnen und Lesen lernen kann? Birke: Wüsst-ich-gern, du kleiner Wicht, diese Antwort weiß ich nicht. Ich wiege abends, sanft und brav, die Vögel, die auf mir sitzen, in den Schlaf. 4 Zwerg: Weißt du wie viel, kennst du die Zahl? Birke: Nein, denn Zählen ist für mich eine Qual. Weil ich nicht weit zählen kann, fang ich damit erst gar nicht an. Der Zwerg denkt nach. Rübezahl kommt, sucht etwas auf dem Boden, zeigt mit dem Finger, er spricht mit tiefer Stimme. Rübezahl: 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7: Ich zähle alle meine Rüben. Immer muss ich von vorne anfangen, kann leider nicht an das Ende gelangen. 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 ... Zwerg: Da zählt ja einer, oh wie fein, das muss ein ganz Gescheiter sein. Rübezahl, bist sicher ein sehr schlauer Mann und kannst mir sagen, wo ich das Rechnen und Lesen lernen kann! Rübezahl: Da bist du bei mir am falschen Ort, ich muss Rüben zählen in einem fort. 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 ... wo ist die achte Rübe geblieben? Fang ich eben wieder von vorne an, weil ich’s nicht und nicht errechnen kann. 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 ... Rübezahl geht zählend ab, das tapfere Schneiderlein kommt auf die Bühne. 5 Schneiderlein: Sieben Fliegen hab ich erschlagen, und das in nur sieben Tagen. Nochmals sieben — das macht — hmm, ach, ich glaub, im Rechnen bin ich schwach. Zwerg: Da zählt ja einer, oh wie fein, das muss ein ganz Gescheiter sein. Schneiderlein, bist sicher ein sehr schlauer Mann und kannst mir sagen, wo ich das Rechnen und Lesen lernen kann! Schneider: Diese Antwort kann ich dir leider nicht geben, hab nie weiter gezählt als bis sieben in meinem Leben. Jedoch Fliegen treffe ich sogleich, sogar sieben auf einen Streich. Kämen zu diesem noch sieben dazu, wären das wie viel? — Das lässt mir keine Ruh. (Geht ab) Zwerg: Sieben und sieben zu zählen, ist ihm zu schwer? Sagt mir doch — wo lerne ich endlich mehr? Marienkäfer kommt keuchend auf die Bühne. Marienkäfer: Ach, wie bin ich jetzt gelaufen, so ein Lump wollt mit mir raufen, hat mein Kleidchen fast zerrissen! Darum möchte ich gern wissen: Habe ich die sieben Punkte noch? Liebes Zwerglein, zähl sie doch! Stellt sich zum Zwerg, der sucht in seinen Jackentaschen nach einer Brille. 6 Zwerg: Ich habe schon so schlechte Augen, die zum Sehen nicht mehr taugen. Wo ist meine Brille, ist sie weg? Wahrscheinlich habe ich sie verlegt. Marienkäfer: Dann wirst du meine Punkteanzahl nicht erkennen, und ich muss mit der Ungewissheit weiterrennen. Der Käfer geht ab, Zwerg spricht zum Publikum. Zwerg: Meine Augen sind noch gut in Schuss, nur zählen kann ich nicht, das ist der Verdruss. Ach, wie fange ich’s nur an, dass ich dieses lernen kann. Will einmal die Hexe fragen, vielleicht kann sie mir etwas sagen. Knusperhexe, komm geschwind, komm mit Donner, Blitz und Wind. Bin das Zwerglein Wüsst-ich-gern und möchte endlich gescheiter werd’n. Die Hexe kommt auf einem Besen, es donnert und blitzt. Sie reitet während des Sprechens auf dem Besen um den Zwerg herum: Hexe: Hier, in meinem Zauberbuch, steht gar manch ganz böser Spruch. Den zu lesen brauch ich nicht, weil ich diesen immer auswendig sprich. Aber mit Rechnen und auch Zählen mag ich mich nicht gerne quälen. Ich kann zaubern 1 – 2 – 3 einen Haufen Gold herbei, Edelsteine, hoch wie ein Berg: Willst nicht lieber das lernen, kleiner Zwerg? 7 Zwerg: Alles will ich lernen, gerne, ja, lass mir deshalb das Zauberbuch da! Bin das Zwerglein Wüsst-ich-gern und möchte endlich gescheiter werd’n. Hexe: Das Zauberbuch, ich geb es dir, doch was bekomme ich dafür? Will keine allzu großen Gaben, nur deinen Bart würd ich gern haben. Zwerg: Meinen Bart, den lieb ich sehr, ich geb ihn drum nicht gern her. Doch willst das Buch dafür mir geben, sollst du ihn haben – nimm ihn eben! Hexe nimmt ihm den Bart ab, reitet lachend hinaus. Donner und Blitz. Das Buch bleibt liegen. Zwerg: Meinen Bart riss sie mir aus, Nun seh ich wie ein Knabe aus. Mit dem Buch – was fang ich an, wenn ich gar nicht einmal lesen kann? Doch da hör ich Schritte kommen, und Stimmen hab ich auch vernommen. Will mich hier im Strauch verstecken, dass sie mich nicht gleich entdecken. Er versteckt sich. Hänsel und Gretl kommen mit Schultaschen daher. Das ganze Stück hat 12 Seiten 8