Bericht in der Westdeutschen Zeitung
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Bericht in der Westdeutschen Zeitung
Lebensart 5 WOCHENENDBEILAGE WZ•RGA•ST SAMSTAG, 9. AUGUST 2008 Muss sein Krallen ausfahren TATTOO SLEEVES DESIGN Waffenscheinpflichtige Fingernägel treiben den Sommer auf die Spitze. Das i-Tüpfelchen: ausdrucksstarke Neon-Töne. Den Schliff besorgt der Profi im Nail-Studio. Von Stefanie Söhnchen Wem auf die Finger geschaut wird, der räumt diesen am besten einen festen Platz im BeautyProgramm ein. Ob lackiert oder im French-Stil, ob rund, eckig oder spitz: Schöne, gepflegte Nägel gehören praktisch zur Garderobe. Doch wie ein guter Haarschnitt, so ist auch ein makelloses Nail-Design allein kaum hinzubekommen. Zahlreiche Nagelstudios nehmen Männern und Frauen diese Sorge ab. Außerdem gibt’s hier die aktuellen Trends: In diesen Tagen kommen vor allem Mutige und Extravagante auf ihre Kosten. Doch auch die mittlerweile fest etablierte, weiß lackierte French-Spitze behauptet sich weiter. Die Zahl der Frauen, die ihre Füße gerne herzeigen, die am liebsten in offenen Schuhen unterwegs sind und auch barfuß am Strand eine gute Figur machen wollen, ist groß. Mit einer professionellen Pediküre, die über Peelen und Feilen hinaus weitere Pflege bietet, werden die Füße sommerfit. Um den gepflegten Zustand zu unterstreichen, wird in diesem Sommer vor allem auf Natürlichkeit gesetzt. „Für die Lackierung der Fußnägel sind vor allem Rosétöne und Perlmuttglanz in, allerdings ohne viel Schnickschnack und mit einer Gel-Modellage als Untergrund“, erläutert Pascal Feyh von der Nagelstudiokette „Fresh Nails“. Ob komplett lackiert oder nur die Spitzen – so zurechtgemacht hält der Look für vier bis sechs Wochen. Das heißt: Wer im Sommer auf eine perfekte Fußnagel-Optik Wert legt, kommt mit zwei Besuchen im Studio gut durch die Saison. Zurückhaltung war einmal, das gilt für die Form ebenso wie für die Farbe. Denn French ist zwar in Mode, gilt aber eher als konservativ. Bei „Fresh Nails“ liegen die Preise zwischen 26 und 45 Euro für eine Pediküre, mit der Extras wie French oder Lack kombiniert werden können. Dazu ist eine Nagel-Modellage nicht unbedingt nötig. Wer sie trotzdem will, zahlt einzeln 49 Euro, im Set mit einer Pediküre 44 Euro. Bei den Fingernägeln ist weniger Zurückhaltung angesagt. French ist zwar immer in Mode, gilt allerdings eher als konservativ schlicht. Im Nagelstudio „La Belle“ von Anabela Duraes geht es deshalb derzeit bunt her. Mit viel Liebe zum Detail werden romantische Motive kunstvoll aufgemalt. Hier gilt: Eine dunkle Farbe liegt als Motiv auf einem hellen Untergrund. Duraes’ Kundinnen greifen auch gern zu verspielten Verzierungen wie Perlen, Glitter oder Tattoo-Stickern. Doch der absolute Hit dieses Sommers sind ausdrucksstarke Neon-Töne. Orange, blau, lila, gelb, rot – bloß nicht zart und schlicht. Das komplette Sortiment gibt es auch in Stahlfarben, aber die sind eher jüngeren Kundinnen vorbehalten. Für die gilt nämlich: Hauptsache bonbonbunt. Außerdem hat ein Trend aus dem vergangenen Winter überlebt: Dunkle Farben wie Anthrazit, Rot, Schwarz, Gold und Silber, als Lack aufgetragen, sind schlicht und ohne jede Verzierung durchaus salonfähig. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass die Farbe auf dem Naturnagel nicht besonders gut hält und deshalb zu jeder Behandlung auch eine Nagel-Modellage mit einem Acrylatgel gehört. Auf dieser Basis kann dann jeder Stil aufgetragen werden. 40 Euro kostet die Modellage bei Anabela Duraes – Lackieren, French und jede Art von Verzierung kostet extra. Die gestylten Nägel halten durchschnittlich drei bis vier Wochen, dann sind sie so weit gewachsen, dass die Modellage erneuert werden muss. Beim Bund Deutscher Nail Designer (BDND) sind die Nagel-Trends des Sommers noch ein bisschen anders definiert. Ein einfarbiger Lack auf den Füßen, ja, aber auch hier darf gern zu Pastell-Neon-Farben gegriffen werden. Vor allem bei gebräunter Haut sorgt dieser Look für das Tüpfelchen auf dem i. Der BDND vertagt Lila auf den Spätsommer; stattdessen boomen in diesen Tagen sogenannte Stiletto-Nägel. „Lang und spitz zu gefeilt, in leuchtenden Neonfarben, so werden Nägel jetzt getragen“, weiß Terri Malon, Verlagsleiterin von „Prof Nail“ und Geschäftsführerin des BDND. Aber auch Blattgold, -silber und -kupfer werden verstärkt ins Nagel-Design einbezogen. Ein Geheimtipp: geflammtes Kupfer, das im Licht einen Regenbogeneffekt zeigt. Ob nun neonfarben oder edel schillernd: Malon bezeichnet diesen Trend als „waffenscheinpflichtig“. Doch das Bauchgefühl der professionellen Nagel-Designerin sagt: Stiletto-Nägel verstärken das weibliche Waffenarsenal wahrscheinlich erstmal nur bis Herbst. Dann bekommen sie Konkurrenz von den sogenannten „Baby-BoomNägeln“, einem besonders haltbaren FrenchLook für emanzipierte Frauen der Jahrgänge 1946 bis ’64. ■ Dieser Hingucker ist ein einfacher Überzieher IM NETZ WWW.FRESHNAILS.DE WWW.LA-BELLE-NAGELDESIGN.DE WWW.BDND.DE Das bietet der Sommer: Nagel-Design für wagemutige Naturen. Fotos: MHM agentur Selbstversuch mit Äpfeln und Linsen – köstlich auf dem Holzweg unterwegs. Denn nach einem Selbstversuch hessische Antwort auf Cidre – und hilft am vorigen Wochenende steht fest: Nicht nur Linsen und Äpfel zusammenzubringen, was zusammengehört. verstehen sich prächtig, sondern Von Olaf Steinacker So nennt Obstbauer Andreas auch Cidre – hier: die hessische Schneider aus dem hessischen An dieser Stelle finden sich selten Nieder-Erlenbach, dem nördLobhudeleien oder über- lichsten Stadtteil von Frankfurt, schwängliches Hurrageschreib- seinen Prickel-Apfelwein. Der sel. Was allerdings nicht am hat zum Glück nichts mit ÄppelHang des Autors zu Fundamen- woi zu tun und ist im aktuellen talgemotze oder permanenter Jahrgang (2007, Wildlinge auf schlechter Laune liegt, sondern Löß) eine echte Sensation: Süße schlicht an der Tatsache, dass in und herbe Fruchtnoten wunSachen Essen und Trinken eine derbar ausbalanciert, mit Menge Unfug getrieben wird, feinperliger Kohlensäure den man auch so nennen muss. und vier Prozent Alkohol. Umso angenehmer berichtet Mit rund 10 Euro je Flasche es sich über eine echte kulinari- im Versand nicht ganz bilsche Überraschung, die, das lig, aber jeden Euro Wert müssen wir an dieser Stelle zuge- – und nur noch in beben, eher aus der Abteilung grenzten Mengen zu haben. trinkbare Flüssigkeiten stammt. Unterkategorie Apfelwein, Einfach, schnell und Apfelperlwein, um genau zu sein. sehr effektvoll Um die hessische Antwort auf Wer jetzt denkt, das Zeug ist viel Cidre, um ganz genau zu sein. zu schade zum Kochen, ist leider ENTDECKUNG Andreas Schneider keltert die So schmeckt’s Antwort – und Linsensuppe. Woraus sich die aufrichtig gemeinte Empfehlung ergibt, Mettwurst, Speck und Co. zu vergessen und Linsensuppe künftig nur noch mit Äpfeln (mitkochen!) und Cidre zuzubereiten. Das ist schnell, einfach und effektvoll. Linsen, die Farbe ist egal, mit Schalotten und fein gewürfelten Karotten, Sellerie, ein paar Kartoffelstückchen und Äpfeln in Olivenöl anschwitzen. Mit kräftiger Gemüse- oder Hühnerbrühe auffüllen, Lorbeerblätter und ein Zweiglein Thymian dazu und weich kochen. Mit dem Mixstab pürieren, kurz aufkochen, dann einen mutigen Schluck Cidre und ein paar eiskalte Butterstückchen zugeben. Pürieren muss übrigens nicht sein, ohne schmeckt’s genau so gut. Wer’s mag oder braucht, gibt geräucherte Entenbrust dazu. www.obsthof-am-steinberg.de ■ ÄPFEL UND BIRNEN CIDRE Nach der Ernte werden die Äpfel gewaschen, zerkleinert und gepresst. Der Saft wird in Fässern oder Tanks unter Luftabschluss fermentiert. Hefen lpvergären Zucker zu Alkohol und Kohlensäure. Wird er durchgegoren, ist der Cidre nach drei Monaten fertig. Hessischer Apfelwein braucht etwa halb so lang. Es werden zwei Sorten angeboten. Der liebliche (doux) mit zwei Prozent Alkohol und der fast durchgegorene (brut) mit doppelt so viel Alkohol. Bis zu zwölf Apfelsorten werden verarbeitet, es kommt auf das Verhältnis von sauren, bitteren und süßen Sorten an. Poiré nennt der Franzose ein Getränk, das nach ähnlichem Verfahren aus Äpfeln und Birnen hergestellt wird. Faszinierend große Tattoos am eigenen Leib ausprobieren – ganz ohne schmerzhafte Nadeltortur? Ein Trend aus Amerika macht’s möglich: die Tattoo Sleeves. Üblicherweise bezeichnet dieser Begriff ein zusammenhängend tätowiertes Bild über den ganzen Arm (Englisch: sleeve = Ärmel). Das kostet Zeit, Geld und bleibt noch dazu für immer erhalten. Wer das alles nicht will, aber dennoch mit der Körperkunst liebäugelt, muss nicht länger verzichten: Denn jetzt gibt es Tattoo Sleeves aus dehnbarer, durchsichtiger Folie, die einfach an- und ausgezogen werden kann. Typgerecht werden die Ärmel mit unterschiedlichen Motiven wie „Gangster“ oder „Seemann“ angeboten. Meist werden sie im Doppelpack geliefert und kosten ab 15 Euro. Ob als Scherz oder als schmerzfreie Tattoo-Alternative – die Sleeves sind in jedem Fall ein Hingucker. (soe) MÄNNER Für Helden am Herd – und solche, die’s werden wollen „Männer, die kochen, sind unwiderstehlich“, lautet die These von Fernsehmoderator Michael Harles („Schlemmerreisen“). Und damit die Herren nicht zu tragischen Helden am Herd werden, hat er in seinem neuen Ratgeber gleich noch die wichtigsten Tipps rund ums Kochen parat. Dazu zählen Informationen zu Gewürzen, Menüfolgen und Getränken genauso wie ein effektives Krisenmanagement an Topf und Pfanne oder die neuesten Küchentrends. Natürlich gibt es für die „Unwiderstehlichen“ auch Tipps für stimulierende Lebensmittel – und das perfekte Liebesmenü. Für Anfänger in Sachen Kochlöffel ist es ein nützlicher, unterhaltsam verfasster Ratgeber, der aber auch fortgeschrittenen Helden noch etwas bieten kann. (step) Michael Harles: Männer, die kochen, sind unwiderstehlich – Wissenswertes und Amüsantes für die Helden am Herd. 90 Seiten, Coppenrath Verlag, 9,95 Euro