Ostfriesische-Nachrichten, Ausgabe: ON

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Ostfriesische-Nachrichten, Ausgabe: ON
Mitarbeit von Kindern
war selbstverständlich
Immer wieder
Donnerstag
in Dornum
Dornum. „Immer wieder
Donnerstag“ heißt die Veranstaltungsreihe auf dem Dornumer Markplatz, bei der es
den ganzen Sommer über
verschiedenste Livemusik für
jeden Geschmack zu hören
gibt. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe ist am 14.
Juli der Musiker Holger Billker ab 18 Uhr auf der Bühne
am Markplatz zu hören. Der
Dornumer Künstler ist seit 34
Jahren dem norddeutschen
Publikum mit seiner Partyband „Teddys“ und seit einigen Jahren auch als Akkordeonist in der UnpluggedFormation „Söhne des Nordens“ bestens bekannt. Die
Veranstaltung auf dem Markplatz bestreitet er ausschließlich mit seinem Akkordeon
(und Gesang) und möchte
den Zuhörern die Vielseitigkeit dieses Instrumentes unter Beweis stellen. Dem umgangssprachlich auch gerne
mal als Schifferklavier oder
Quetschkommode bezeichneten Instrument lassen sich
durchaus andere Klänge entlocken als ausschließlich
Shantys und Heimatlieder.
Trotzdem wird der Musiker
an diesem Abend sicher auch
dieses Genre gerne bedienen
und die Gäste zum Mitsingen
und Mitschunkeln animieren, darüber hinaus wird es
aber auch unvergessene
deutsche Evergreens und
Chansons von Künstlern wie
Udo Jürgens, Reinhard Mey
oder Hannes Wader zu hören
geben, heißt es in einer Mitteilung.
ON-Serie (2): Im Vorkriegs-Plaggenburg lernte der Nachwuchs
dadurch früh Ordnung, Sparsamkeit und Pflichtbewusstsein
E RZÄHL T VON
J O H A N N E S W A L TE R ,
AUFG ES C HRIEBE N VON
W O L F G A N G W I T TE
Museumsbahn
fährt auch
mittwochs
Norden. Die Museumseisenbahn „Küstenbahn Ostfriesland“ (MKO) fährt vom
13. Juli bis zum 17. August in
der Hauptsaison auch mittwochs. Geführt von den vereinseigenen Dieselloks V60
062 „Dornum“ oder 260
555-8, geht es durch die reizvolle ostfriesische Landschaft auf der alten Küstenbahnstrecke von Norden
über Lütetsburg und Hage
sowie Westerende nach Dornum, so der Verein in einer
Mitteilung. Die Züge werden
bewirtschaftet,
Fahrräder
können mitgenommen werden. Fahrkarten gibt es an
den MKO-Fahrkartenausgaben in den Bahnhöfen Norden und Dornum, bei der
Reiseagentur Hevemeyer in
Norden am Markt, im Zug
sowie in den umliegenden
Verkehrsbüros. Den Gruppentarif ab zehn Personen
gibt es nur bei vorheriger Anmeldung unter Tel. (0 49 31)
16 90 30.
Ostfriesland
entdecken und
gewinnen
Aurich. Pünktlich zum Ferienbeginn hat das Kulturnetzwerk Weser-Ems ein Feriengewinnspiel im Rahmen
des Themenjahres „Land der
Entdeckungen“
gestartet.
Seit dem 27. Juni führen insgesamt sechs Rätsel quer
durch
den
Nordwesten
Deutschlands und damit zu
einem Lösungssatz, mit dem
Teilnehmer mit etwas Glück
einen von mehreren Preisen
gewinnen können. Alle Rätsel sind thematisch mit den
Regionen Emsland, Oldenburger Land, mit der Ostfriesischen Halbinsel und der
Grafschaft Bentheim verknüpft. Unter den eingesandten richtigen Lösungen
werden zwei Action-Cameras
mit umfangreichem Zubehör
verlost, teilte die Ostfriesische Landschaft mit. Das Ferienrätsel richtet sich vor allem an Schulkinder, mitmachen kann aber jeder, der
sich im Nordwesten ein wenig auskennt. Alle Informationen zum Gewinnspiel gibt
es im Internet unter der
Adresse: www.landderentdeckungen.de.
Ostfriesische Nachrichten
Für Johannes Walter war es als Kind selbstverständlich, zu Hause mit anzupacken und der Familie zu helfen. Foto: Archiv Jo-
hannes Walter
Aurich. Meine Eltern bewirtschafteten knapp vier
Hektar Land, von denen
mein Vater in meinen ersten
Lebensjahren einen Hektar
noch urbar machen musste.
Mein Vater grub mit dem
Sparen durch die Fläche Entwässerungsgräben,
löste
dann mit der Hacke die Heideschicht und zündete sie
an. Danach wurde Buchweizen angebaut.
Drei oder vier Milchkühe
und einige Jungtiere standen
im Stall sowie einige Schweine. Zwei Schweine mästeten
wir für uns und drei oder vier
andere verkauften wir je
nachdem, wie gut die Ernte
ausgefallen war, als Läufer
oder auch als Mastschweine.
Zusätzlich arbeitete mein Vater bei meinem Onkel, der in
Pfalzdorf einen größeren
landwirtschaftlichen Betrieb
mit einer Stammviehherde
und Pferden besaß.
Außerdem half mein Vater
bei Nachbarn und reinigte
zweimal im Jahr Entwässerungsgräben. Diese Arbeit
wurde vom Plaggenburger
Entwässerungsverein zweimal jährlich „ausverdingt“:
Für eine bestimmte Grabenstrecke musste ein Gebot abgegeben werden und derjenige, der den geringsten
Lohn verlangte, bekam die
Arbeit.
Meine erste Erinnerung an
meine Mitarbeit in unsere
Landwirtschaft hängt mit
dem damals so knappen
Licht zusammen. Neben der
Lampe in der Küche hatten
wir noch eine zweite Petroleumlampe, die mein Vater
mit in den Stall nahm,
„Schienfat“ genannt.
Diese Lampe musste ich
meinem Vater voran tragen,
damit er Rüben, Heu und
Stroh auf der Diele erkennen
und den Tieren vorlegen
konnte. Während des Melkens hing die Lampe an ei-
DIE SERIE
Erinnerungen von Johannes Walter an seine Kindheit in Plaggenburg in der
Zeit von 1930 bis 1944.
Das Landarbeitermuseum
Suurhusen führt seine Besucher in diesem Jahr zurück in die Kinderzeit vor
dem 2. Weltkrieg. Die Wirklichkeitsnähe der Ausstellung wird nicht zuletzt durch
Zeitzeugen garantiert. Einer
dieser Zeitzeugen ist Johannes Walter aus Plaggenburg, dessen Kindheitserinnerungen hier in sieben
Folgen abgedruckt werden.
Johannes Walter wurde
1930 in Plaggenburg geboren und lebt heute in einem
nem langen Nagel und ich
hatte Pause.
Die Mitarbeit von uns Kindern im Haushalt und in der
Landwirtschaft war von klein
auf selbstverständlich. Dadurch lernten wir schon früh
Ordnung, Sparsamkeit und
Pflichtbewusstsein kennen.
Immer wieder wurden wir
gerufen, um mit Hand anzu-
ON-SERIE
Kindheit von
1930–1944
legen. Ich kann mich daran
erinnern, dass ich meinem
Vater Tee und Essen aufs
Feld bringen musste oder bei
der Gartenernte oder der
Grabenreinigung half.
Getreide wurde in Säcken
von bis zu 150 Pfund gelagert. Wir hatten kein Pferd
und natürlich erst recht kein
Auto. Einen Getreidesack
schoben wir mit dem Fahr-
Johannes Walter Foto: Witte
Seniorenheim in Wittmund.
Die Ausstellung in Suurhusen ist sonntags von 15 bis
17 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet.
rad, am bestem einem Damenfahrrad, zur Mühle. Befestigte Wege gab es kaum
und auch die Entwässerung
war noch längst nicht so ausgebaut wie heute. Die Wege
waren matschig und tief, so
dass wir Kinder unserem Vater helfen mussten, das Fahrrad zu schieben. Ebenso
mussten wir in die Radspeichen greifen, wenn das Pferdegespann, das mein Vater
sich für die Feldbestellung
und die Ernte von meinem
Onkel leihen konnte, im nassen Boden nicht weiterkam.
Auch schickte meine Mutter meine Schwestern und
mich zum Einkaufen in den
Plaggenburger
Dorfladen.
Einmal in der Woche verkauften wird dort zwischen
50 und 70 unserer Eier und
nahmen in der Regel Petroleum, ein Viertelpfund Tee in
der Spitztüte, feinen Zucker,
den wir Mehlis nannten,
Kluntje und, wenn der Topf
leer war, auch Senf mit nach
Hause. Da die Eier mehr wert
waren als unser Einkauf, bekamen wir noch zwei oder
drei Mark heraus.
In der dritten Folge geht es
um Kleidung und Körperhygiene.
Auricher
Gruppe spielte
in Hannover
Aurich/Hannover. Die Auricher Theatergruppe „Familie Gassenhauer“ hat kürzlich
am inklusiven Theaterfestival „Klatschmohn“ in Hannover teilgenommen. Dies
teilt die Theatergruppe mit.
Etwa zwanzig Mitglieder der
Gruppe hatten sich, begleitet
von einigen „Schlachtenbummlern“ und den Initiatorinnen Dr. Elke Warmuth
und Isburga Dietrich auf den
Weg nach Hannover gemacht. Für die neuen Mitglieder der Gruppe war dies
der erste große Auftritt auf
einer fremden Bühne. Nach
einer kurzen Stellprobe im
Kulturzentrum Pavillon auf
einer der dortigen Bühnen
öffnete sich für die jungen
Schauspieler um 19.30 Uhr
der Vorhang. „Love hurts“,
geschrieben vom Theaterpädagogen und Regisseur Claus
Gosmann, wurde aufgeführt.
Zusammen mit dem Musiker
Jann Janssen, der wieder einmal mit eigenen Kompositionen das Theaterstück auf der
Gitarre begleitet und auch
gesanglich bereichert hat,
zeigte die Theatergruppe laut
Mitteilung Höchstleistung.
Der Funke sprang über, es
gab Szenenapplaus, und am
Ende feierte das Publikum
die Schauspieler mit einem
langanhaltenden
Applaus.
Die Kinder und Jugendlichen
der Familie Gassenhauer
freuen sich schon jetzt auf
ihre bevorstehende Aufführung am 14. Februar 2017 in
der Stadthalle in Aurich und
hoffen auf viele weitere Erfolge.
Die Auricher überzeugten in
Hannover.
Foto: privat
SPD Aurich-Mitte will mehr Geld für Wohnungen
Forderung: Bisher in den städtischen Haushalt eingestellte finanzielle Mittel sollten noch erhöht werden
Aurich. Mit drei Hauptthemen zieht der SPD Ortsverein Aurich-Mitte in den
Kommunalwahlkampf. Ein
Thema sei dabei das Thema
sozialer Wohnungsbau in
Aurich, so Vorsitzende Sabine Zimmermann in einer
Mitteilung. Das vor Kurzem
beschlossene Programm sei
ein guter Anfang, um die Si-
tuation auf dem Wohnungsmarkt in Aurich zu entspannen. Sofern die Haushaltslage dies zuließe, sollten nach
Meinung des Ortsvereins
weitere Mittel fließen.
Weitere Themen, so Zimmermann, seien Wirtschaft
und Arbeit sowie das Thema
Kinderbetreuung. Die Situation in Aurich, was die Kin-
derbetreuung angehe, sei
schon sehr viel besser als in
anderen Kommunen, allerdings sei man hier noch
nicht am Ziel, betonte sie.
Für den Ortsrat Kernstadt
kandidieren für die SPD: Sebastian Schulze, Lenchen
Holthuis, Timo Mehlmann,
Ingeborg
Hartmann-Seibt,
Uwe Gerdes, Tomke Ernst,
Hajo Oldermann, Dita Bontjer, Hans Hammerich, Hinrich Jürgens sowie Franz
Pfeiffer. Erfreut zeigte Zimmermann sich über die gute
Mischung der Kandidaten.
Mit Timo Mehlmann habe
man vorne auf Platz drei einen Juso aufgestellt. Timo
Mehlmann
sei
Gewerkschaftsmitglied sowie nicht
nur in der SPD ehrenamtlich
aktiv, betonte Zimmermann.
Auch die Frauenquote habe mit links erfüllt werden
können, so Zimmermann
weiter. Lenchen Holthuis
und SPD Fraktionsvorsitzende Ingeborg Hartmann-Seibt
seien schon im jetzigen Ortsrat vertreten. Weitere Frauen
auf der Liste sind die 32-jäh-
rige Pädagogin Tomke Ernst
sowie die Mitarbeiterin des
Landtagsabgeordneten Wiard Siebels, Dita Bontjer.
„Bisher haben wir vier Ortsratsmitglieder, dieses Ziel
wollen wir am 11. September
natürlich wieder erreichen“,
so Sabine Zimmermann abschließend in ihrer Mitteilung.
Verrückt nach Achtzylinder-Sound
Eingefleischte Fans amerikanischer Autos trafen sich auf einer Sandhorster Wiese und feierten den Klang von V8-Motoren
V O N A N I TA R I T TM E YE R
Aurich. Es ist schwülwarm
an diesem Sonntagmorgen
auf einer feuchten Wiese in
Sandhorst, und die heißen
Motoren der US Cars sind
noch kalt. Ihre Besitzer müssen sich erst einmal von der
langen
Partynacht
ihres
zwölften US-Car-Treffens erholen.
Bei Rührei und Kaffee
herrscht „gefräßige Stille“
unter dem Zeltdach. Schließlich haben die Teilnehmer
bereits drei Tage und Nächte
Fachgespräche über ihre geliebten „Ami-Schlitten“ geführt, mächtige Modelle von
Baujahr 1931 bis heute bestaunt sowie hingebungsvoll
dem
Motorensound
gelauscht. „Der Klang ist einfach herrlich“, sagt Peter
Fokken, Kassenwart des Veranstalters US Cars Ostfriesland. Seit April kann der 49Jährige erstmals aber auch
seinen eigenen Sound zu
Hause in Loppersum fabrizieren. Er hat sich nämlich
nach all den Jahren im USCar-Verein endlich einen eigenen Ami-Schlitten zulegen
können, ein Chrysler Stratus
Cabrio.
Sein persönliches Highlight dieses US-Car-Treffens
ist allerdings ein alter Abschleppwagen gewesen. „Der
hatte überall Rost und sah
gerade deswegen klasse aus“,
erzählt Fokken, dessen ausgeprägtes Amerika-Faible die
gesamte Familie angesteckt
hat. Dabei war Fokken noch
nie in den USA. Mit dem
ganzen Klub dahin – das sei
ein Traum, sagt der Vater von
drei erwachsenen Kindern
und seit Kurzem auch Großvater von Enkelin Milla. „Die
Gemeinschaft hier ist super“,
sagt Fokken. Zusammen den
Grill anwerfen, tanzen zu
Rockabilly-Musik und zu anderen Treffen der Szene fahren – das macht für Fokken
den Reiz seines Hobbys aus.
Unter der Haube mit 5,7-Liter-Hubraum, wie bei dieser Corvette, fühlen sie sich am wohlsten:
Renke (von links) und Thilo Adomat mit Stev Spindler.
Foto: Rittmeyer
Abgesehen von den Riesenschlitten natürlich.
Auch für Helmut Harms
fühlt sich das jedes Mal wie
ein Urlaub an. In seinem dicken Van, einem Chevrolet
mit 5,7 Liter Hubraum und
200 PS, kann der stellvertretende Vorsitzende von US
Car Ostfriesland bequem
schlummern. Und wenn er
die Augen in seinem breiten
Bett aufmacht, sieht er buchstäblich Sternchen – und
Streifen. Harms hat von der
Fußmatte über den Sitzbezug bis hin zu den Stoffwürfeln in den Fenstern alles im
„Stars and Stripes“-Dekor
eingerichtet.
Wer nicht mit einem komplett ausgestatteten Wohnwagen anreist, dem stehen
bei jedem Treffen auf dem
Acker Toiletten- und Duschwagen zur Verfügung.
Für Verpflegung und Getränke sorgt der Verein nämlich reichlich. Ebenso für
Kinder-Unterhaltung, eine
Tombola und Musik vom DJ.
Am Sonnabend kamen
trotz des unberechenbaren
Schauerwetters mehr als 200
Besucher, schätzt Fokken.
Rund 50 Leute campierten
über das lange Wochenende.
Nur die US-Car-Fahrer aus
Nordrhein-Westfalen haben
am Sonntag gleich nach dem
Frühstück wieder Richtung
Heimat aufbrechen müssen.
„Wir können zum Glück
noch etwas länger bleiben“,
freut sich der Loppersumer
Peter Fokken – und dem
Klang der V8-Motoren lauschen.
Persönlich erstellt für: Wolfgang Witte
L OKALES
Seite 5 – Montag, den 11. Juli 2016