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Der schwule Erfolgsautor und Musiker citizen_b lebt an der sonnigen
Südküste Englands und widmet sich vorwiegend der Liebe und der Kunst.
Seine neuesten Stories und Reportagen gibt es im Internet: www.q4queer.com.
Bisher erschienen:
Mein Name ist Faust ISBN: 978-3-934825-02-4
Der Sexbomber ISBN: 978-3-934825-29-1
Der Fußballgott ISBN: 978-3-934825-23-9
Die Homo-Scheidung ISBN: 978-3-934825-18-5
Alles außer Hetero ISBN: 978-3-934825-58-1
Faust - mein Teuflischer Liebhaber ISBN: 978-3-934825-16-1
Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg
E-mail: [email protected]
www.himmelstuermer.de
Foto: Publitek, Inc. dba Fotosearch
Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer, AGD, Hamburg
www.olafwelling.de
Originalausgabe, Juni 2008
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages
Printed in Czech. Rep.
ISBN: 978-3-934825-92-5 print
ISBN: 978-3-86361-193-4 epub
ISBN: 978-3-86361-194-1 pdf
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citizen_b
Die Yumbo Center Boys
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Teil 1: Aller Anfang ist leicht!
1.1 Jeden Tag eine gute Tat
Mitte Februar 2007. Mario fühlt sich wie ein junger Gott.
Die Sonne scheint. Vögel zwitschern. Die Taschen voller Geld. Er
hatte fantastischen Sex und wurde dafür sogar noch fürstlich bezahlt.
Dazu ein hervorragendes Mahl, Plantschen im Pool und eine Einladung
für den übernächsten Tag.
Das Leben kann schon ganz angenehm sein, wenn man jung und
schön ist, und unter Palmen und am Strand lebt, auf einer herrlichen
Insel, auf der es kein Wort für Winter zu geben scheint.
Mario bummelt am Holiday World Vergnügungspark vorbei, hört
das vergnügte Kreischen der Kinder in der Achterbahn, überlegt, ob er
vielleicht ein bisschen Kleingeld in einen Automaten im Spielsalon um
die Ecke werfen sollte und beschließt stattdessen, einen Cappuccino im
Adonis zu trinken.
Er steckt die Ohrenstöpsel seines iPods in die Ohren und drückt
„Play“. „Into this world we’re thrown”, singt Jim Morrisson. “Like a
dog without a bone.”
„Wie ein knochenloser Hund“, simultan übersetzt Mario. Er hat
eine Schwäche für psychedelische Popmusik aus den Sixties. Er liebt
überhaupt jede Art von englischsprachiger Popmusik.
„Wie ein Hund ohne Knochen ist vielleicht besser“, überlegt der
bildschöne, dunkelhaarige, sonnengebräunte Neunzehnjährige.
Dann fällt sein Blick auf das Häufchen Elend, das nur wenige
Meter von ihm entfernt, auf einer schmucklosen Betonbank kauert wie
der besagte Hund ohne Knochen. Was für ein melancholischer Blick.
Und was für ein hübsches Gesicht…
Mario geht vorbei, drei Sekunden später schaut er sich um, kehrt
spontan um, geht zurück und setzt sich neben den traurigen Jungen.
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„Alles in Ordnung?“, fragt er und überlegt gleichzeitig, was es
wohl mit diesem Anfall von Selbstlosigkeit auf sich hat. Leidet er etwa
neuerdings am Helfersyndrom? Eher nicht, das blonde Kerlchen ist
ganz einfach sein Typ und erinnert ihn irgendwie ein bisschen an seinen
verflossenen Dieter.
„Was?“, macht der kleine Blonde. „In Ordnung? Nein, eigentlich
ist gar nichts in Ordnung“, schluchzt er und Mario spürt, wie sein Herz
nur so dahinschmilzt.
1.2 Gran Canaria sehen und sterben
„Was ist denn passiert?“, fragt Mario den Kleinen, der übrigens
Fabian heißt.
„Wir hatten einen Unfall. Meine Tanten und ich“, beginnt Fabsi
zu erzählen. Mario registriert einen klitzekleinen ostdeutschen Akzent.
„Tante Jenny hatte Tante Kathleen und mich vom Flughafen abgeholt.
Ich saß vorne wegen der Aussicht. Wir sind dann nach Playa rein und
wollten zum Hotel, wie heißt das noch?“ Fabsi überlegt und nimmt
noch einen Schluck Kaffee. „Hotel …“
„Egal“, findet Mario. „Und dann?“
„Wir sind auf der Hauptstrasse lang und plötzlich gab es einen
Knall und ich hatte den Airbag im Gesicht. Unser Auto wurde auf die
andere Straßenseite geschleudert. Ein anderer Wagen hatte uns
gerammt. Er muss irgendwie falsch abgebogen sein oder so. Ich weiß
nicht. Ich bin ganz schnell ausgestiegen und wollte gucken, was los ist,
und dann ist plötzlich alles in Flammen aufgegangen. Vor meinen
Augen. Bevor ich irgendetwas machen konnte, ist die Karre explodiert.
Es ging alles ganz schnell und ich …“, er stockt und schluchzt.
„Das ist nicht deine Schuld“, sagt Mario, weil es gerade so schön
passt. Der Kleine ist absolut supersüß, auch in diesem leicht verheulten
Zustand. „Pete, zwei Brandy!“, ruft er dem Wirt zu, der auch gleich
zwei leicht angestaubte Brandygläser aus dem Regal nimmt und sie
dann mit einer undefinierbaren Flüssigkeit aus einer leicht versyphten
Flasche füllt, um sie dann mit einem leicht angesäuerten
Gesichtsausdruck zu servieren.
„Schreib’s auf meinen Deckel“ Mario hat zwar mehr als genug
Geld bei sich, um zu bezahlen, aber aus purer Gewohnheit lässt er
anschreiben. „Was ist dann passiert?“
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„Erst mal gar nichts. Alles war voller Rauch. Ich konnte
überhaupt nichts tun. Irgendjemand hat mich festgehalten. Mir wurde
schlecht. Und es war so heiß. Dann kam die Polizei. Oder die
Feuerwehr. Ich weiß nicht mehr so genau. Ein Rettungswagen kam
auch und brachte mich ins Krankenhaus. Aber mir war gar nichts
passiert. Nur eine Beule. Ich saß also in der Notaufnahme rum und alle
Leute sprachen nur spanisch und eine halbe Stunde später kam eine
Ärztin oder so, die konnte Deutsch und sagte mir, dass sie alle tot
wären. Meine beiden Tanten und der Fahrer des anderen Wagens und
seine Freundin. Lebendig verbrannt.“ Fabsi schluchzt erneut und eine
kleine Träne löst sich aus seinem rechten Auge, läuft seine Wange
entlang und tropft schließlich in seinen Brandy.
„Gott, das ist ja furchtbar! Und dann?“
„Dann kam ein Polizist, der auch Deutsch sprach und ich hab ihm
alles erzählt, was ich wusste. Also eigentlich nichts. Schließlich bin ich
aus dem Krankenhaus raus und wollte zu dem Hotel, wo Tante Jenny
als Animateurin gearbeitet hat, aber mir ist einfach nicht mehr
eingefallen, wie es heißt. Ich hatte ein Foto davon gesehen, also hab ich
danach gesucht, aber hier sind so viele Hotelanlagen, die alle völlig
gleich aussehen. Da kann man genauso gut nach einer Nadel im
Heuhaufen suchen. Dann hab ich mich hingesetzt und wollte
überlegen, was ich tun kann …“
„Deine Tante war Animateurin?“
„Für Boules und Dartwerfen und Swimmingpool-Tauchen.
Deshalb waren wir hier. Tante Jenny hatte Tante Kathleen eine
befristete Stelle im Animations-Team im gleichen Hotel besorgt. Als
Urlaubsvertretung für Clown-Workshops und Unterwasser-Limbo und
so. Vielleicht hätte ich auch einen Job als Poolbedienung kriegen
können. Das stand noch nicht so genau fest. Wir wollten auf Gran
Canaria ganz neu anfangen.“
„Echt?“
„Ja. Wir hatten die Wohnung aufgelöst und alles verscheuert, die
Winterklamotten und die Farbglotze. Brauchten wir ja nicht mehr. Ich
hatte nur meinen Rucksack als Gepäck.“ Fabsi zeigt auf seinen
Rucksack, den er wohl geistesgegenwärtig mit aus dem Auto
genommen hatte, als er ausstieg. „Da sind bloß ein paar T-Shirts und
Shorts drin und meine Badehose. Das ist alles, was ich noch habe.“
„Und deine Eltern?“
„Die sind schon lange tot. An einer Rauchvergiftung gestorben,
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als unsere Datsche abgebrannt ist. Vor fünf Jahren. Seitdem lebte ich
bei Tante Kathleen. Die fühlte sich irgendwie verpflichtet, mich bei ihr
aufzunehmen, obwohl es ihr auch nicht richtig gut ging. Finanziell,
meine ich.“ Fabsi nimmt erstmal einen Schluck Brandy. Furchtbares
Zeug! Fühlt sich an, als ob es ein Loch in seinen Magen brennen wollte,
aber es hilft, und das arme Waisenkind ringt sich ein Lächeln ab.
„Und was hast du jetzt vor? Zurück nach Deutschland?“
„Ich weiß nicht. Da ist nichts los. Total tote Hose. Seit zwei
Jahren hab ich keine Lehrstelle gefunden. Ich hab noch nicht mal Geld
für den Rückflug. Wir waren beide total pleite. Hartz IV, das ist gerade
mal die Miete und ein Butterbrot. Da kann ich genauso gut hier bleiben,
oder?“
„Warum nicht“, findet Mario und setzt sein Sonntagslächeln auf.
„Ich weiß sogar, wo du heute übernachten könntest!“
1.3 Das Hauptquartier der Fantastischen Vier
„Da sind wir schon!“, verkündet Mario, als die beiden aus dem
Fahrstuhl aussteigen, der sie in den vierten Stock des nahen
Ferienappartementhauses getragen hat.
Er holt ein Schlüsselbund aus der Hosentasche und schließt die
Wohnungstür schräg gegenüber des Lifts auf.
„Die Fantastischen Vier“ hat irgendjemand mit einem fetten
schwarzen Edding auf die Tür gekritzelt.
„Hereinspaziert!“ Mario macht eine einladende Geste. Fabsi folgt
ihm in die Wohnung. Es riecht nach abgestandenem Marihuanarauch,
stellt Fabsi fest, der diesen Geruch nur zu gut aus dem abgefuckten
Jugendclub in Bitterstedt kennt.
„Außer mir wohnen hier noch Bully und Joe“, erzählt Mario und
ruft: „Hallo? Jemand zu Hause? Joe? Bully?“
Niemand antwortet.
„Eigentlich gehört die Wohnung Joe. Seinen Eltern, um genau zu
sein. Joe ist ganz in Ordnung, obwohl er ein bisschen durch den Wind
ist und vor Bully musst du dich in acht nehmen. Der ist eine echt linke
Titte.“
„Okay“, sagt Fabsi, der sich umschaut. Mario hat ihn ins
Wohnzimmer geführt, dessen Einrichtung aus zwei abgewetzten Sofas,
einem verschrammten Couchtisch und einem Fernsehgerät besteht. An
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der mit Raufaser tapezierten Wand hängt eine Karte von Gran Canaria,
auf dem PVC-Fußboden liegen ein paar Schuhkartons, die mit
Mobiltelefonen, Digitalkameras und iPod Playern in allen Farben des
Regenbogens gefüllt sind. Auf dem Couchtisch steht eine Playstation 2,
zwei Joysticks, ein Stapel Spiele für die Konsole, ein paar raubkopierte
DVDs und eine altmodische hölzerne Zigarrenkiste. Es gibt einen
kleinen Balkon und von dem ungeputzten Fenster aus hat man einen
prima Blick auf einen Leuchtturm und das Meer in der Ferne.
„Der Leuchtturm von Maspalomas“, kommentiert Mario, der
Fabis Blick folgt.
„Ganz schön heiß hier!“, findet Fabsi.
„Ich mach gleich die Klimaanlage an“, erwidert Mario. „Kaffee?“
„Gute Idee. Seit wann wohnst du hier?“
„Seit dem letzten Sommer. Im Sommer ist es hier noch viel
heißer.“
„Was machst du in Gran Canaria?“
„Dies und das. Nichts Festes. Irgendwie kommt immer genug
Moos rein.“ Mario bleibt bewusst vage und verkrümelt sich blitzschnell
in die kleine Küche. Es wäre wahrscheinlich auch nicht besonders
schlau, dem Kleinen gleich zu erzählen, dass er seine Brötchen als
Sexarbeiter verdient. Genau so wie Joe und Bully, der allerdings den
Hauptteil seines Einkommens als Taschendieb erwirtschaftet.
„Kaffee ist aus, aber ich hab noch zwei Teebeutel gefunden“,
berichtet er, als er zwei Minuten später mit zwei dampfenden Bechern
zurückkommt. „Setz dich doch.“
So sitzen die beiden da und schlürfen ihren Tee und schauen
durchs Fenster rüber nach Maspalomas und Mario legt seine Hand um
Fabsis Schulter, und im Fernsehen läuft ein Video von Amy
Winehouse. Das könnte jetzt richtig schön romantisch werden, wenn
Fabsi nicht so völlig fix und foxi wäre!
Fabsi döst vor sich hin und er erinnert sich an den Flug von Berlin
nach Gran Canaria und den Blick auf das im Sonnenlicht glitzernde,
blaue Meer von dem winzigen Fenster des Billigfliegers aus. Tante
Kathleen und er waren so aufgeregt. Alles schien sich zum Guten zu
wenden. Sie hatten schon seit Wochen nicht mehr gestritten. Keine
Vorwürfe, was für ein Klotz am Bein Fabsi für sie wäre, und dass er
endlich eine Ausbildungsstelle finden sollte oder einen Job und Pipapo.
Und am Flughafen, wie Tante Jenny die beiden in Empfang nahm.
Richtig gefreut hatte sie sich, dass ihre Schwester und ihr Neffe jetzt da
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waren, dabei hatte Fabsi sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Seit
der Beerdigung seiner Eltern. Draußen war Sommer, mitten im Winter!
Dann sind sie in diesen winzigen Leihwagen gestiegen. Fabsi vorne, auf
dem Beifahrersitz, seinen Rucksack zwischen den Knien, weil Tante
Kathleens prall gefüllte Reisetaschen den gesamten mikroskopisch
kleinen Kofferraum und den größten Teil der Rückbank in Anspruch
nahmen, und sonst einfach kein Platz mehr da war. „I will Survive“ lief
im Autoradio und dann sausten sie durch eine Steinwüste, vorbei an
Palmen und Werbeplakaten, die auf Vergnügungsparks mit
Wasserrutschen, Einkaufszentren und eine Indianerstadt namens
„Sioux City“ hinwiesen und waren gleich darauf in Playa del Inglés und
Fabsi staunte über all die vielen Hotels und all die gut gelaunten, braun
gebrannten Leute, die nur mit Shorts und T-Shirts bekleidet über die
Boulevards schlenderten. Und er dachte daran, was er über Playa del
Inglés im Internet gelesen hatte: Dass Playa del Inglés ein beliebtes
Reiseziel für Homosexuelle aus aller Welt sei, dass es einen Strand nur
für Schwule gäbe und ein gesamtes Einkaufszentrum, das nur aus
schwulen Kneipen und Discotheken bestände. Das klingt doch ganz
viel versprechend und viel aufregender, als den Rest des Lebens in
Bitterstedt abzuhängen, wo es nur eine einzige blöde Klappe im
Parkhaus neben dem Rathaus gibt. Alles war so aufregend und
verheißungsvoll, und dann, mit quietschenden Bremsen und einem
unvorstellbar lauten Knall war der Traum von einem Augenblick zum
nächsten zu Ende.
„Wer ist die Schnitte?“, hört Fabsi jemanden fragen und reißt die
Augen auf.
„Fabian. Fabsi. Er ist neu in der Stadt. Heute angekommen“, stellt
ihn Mario vor. „Und das ist Joe. Jochen.“
„Hi“, sagt Fabsi und versucht zu lächeln.
„Selber hi!“, entgegnet Joe, lächelt und schüttelt Fabsis Hand.
Joe ist etwa einsfünfundsiebzig groß, schlaksig, kurze, leicht
lockige blonde Haare, Sonnenbrille, Kaugummi, gefälschtes
rosafarbenes Lacoste Polo, weiße Jeans, weiße Segelschuhe,
Modeschmuck aus Holzperlen um den Hals und die Handgelenke. Er
ist nicht ganz so braun gebrannt wie Mario, wirkt leicht feminin und
riecht wie die Herrnabteilung einer Douglas Parfümerie.
„Fabsi war vor ein paar Stunden in einen Autounfall verwickelt
und seine Begleiter sind tot“, berichtet Mario.
„Schöne Scheiße! Hab ich von gehört. Ist Stadtgespräch. So’n
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besoffener Tommy ist falsch abgebogen und in so’n Ford Kia
gerauscht. Mitten auf der Avenida Tirajana. Tut mir echt leid, Kleiner.
Zigarette?“ Joe zieht eine zerknautschte Schachtel Marlboro aus der
Tasche, entnimmt eine Zigarette für sich selbst und hält die Packung
Fabsi hin.
„Warum nicht!“ Normalerweise raucht Fabsi nicht. Nur ab und
zu. In Ausnahmefällen. Wie zum Beispiel heute.
Mario nimmt auch eine, obwohl er sonst auch nicht raucht.
Joe fummelt ein Einwegfeuerzeug aus der Tasche, knipst seine
Fluppe an und schnippt das Feuerzeug dann Mario zu, bevor er sich auf
die andere Couch fallen lässt, die im rechten Winkel zu der anderen
steht.
Dann legt er seine rechte Hand auf Fabsis linken Oberschenkel,
grinst frech und fragt: „Sag mal, Kleiner, wie hältst du es eigentlich mit
Gruppensex?“
1.4 Als wär’s das letzte Mal
Fabsi liegt in dem gemütlichen Doppelbett in Marios Zimmer und
schaut zu, wie die Sonne untergeht. Er ist hundemüde. Total fertig. Er
schaut sich um. Viel gibt es nicht zu sehen. An der Wand steht sein
Rucksack. Daneben eine Reisetasche und ein kleiner Koffer mit Rollen.
Es gibt einen wackeligen weißen Ikeaschrank, zwei weiße PVC-Stühle
und einen Tisch, auf dem eine Kerze und eine Flasche Mineralwasser
stehen. Neben dem Bett liegen zwei iPods und ein paar Bücher.
„Philosophie für Dummies“, heißt eines, „Der perfekte Gentleman“ ein
anderes.
Von einer Sekunde zur nächsten fällt Fabsi in einen tiefen Schlaf.
Dann wird er wieder wach, als sich jemand neben ihn legt. Zuerst
weiß er gar nicht, wo er ist, dann fällt es ihm wieder ein. Das alles war
gar kein furchtbarer Albtraum! Es ist wirklich passiert! Tante Kathleen
und Tante Jenny sind wirklich tot! Er ist ganz allein auf der Welt! Gut,
nicht ganz allein, immerhin ist da noch …
„Mario?“
„Ja. Hab ich dich aufgeweckt? Tut mir leid.“
„Kein Problem. Wie spät ist es?“
“Kurz nach Mitternacht. Schlaf jetzt. Morgen sehen wir weiter.“
Aber Fabsi ist jetzt nicht mehr müde. Im Gegenteil, er fühlt sich
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hellwach. Es ist so schön, neben Mario zu liegen. Mario riecht wie
frisch geduscht. Unwillkürlich kuschelt er sich ein bisschen näher an
Mario ran und kann seinen warmen Körper spüren. Er fühlt sich schon
ein bisschen besser. Er fühlt sich geborgen. Er fühlt, dass er eine
Erektion bekommt.
„Was ist denn das?“, schmunzelt Mario, der spürt, was sich da
durch Fabsis Boxershorts an seinen schlanken Körper drückt.
„Tut mir leid“, flüstert Fabsi.
„Das muss dir nicht leid tun“, antwortet Mario und nimmt Fabsi
in die Arme und küsst ihn.
Und so küssen sie sich in der Dunkelheit. Heftig. Voller
Leidenschaft. Und streicheln sich. Mario schleckt über Fabsis
Brustwarzen und Fabsi ächzt. Mario zieht Fabsis Boxershorts runter
und streichelt Fabsis süßen kleinen Hintern. Er rückt ein Stückchen
weiter nach unten und stülpt seine wohlgeformten Lippen über Fabsis
Männlichkeit. Fabi stöhnt. Mario saugt und leckt und streichelt Fabsis
Hodensack. Seine Finger drängen zwischen Fabsis Schenkel und
erforschen, was es dort noch zu entdecken gibt. Fabsi ist im siebten
Himmel. So etwas hat er noch nicht erlebt. Viel Erfahrungen hat er
auch noch nicht mit seinen gerade mal 18 Jahren. Fabsis gesammelte
Erfahrungen in Sachen Männerliebe würden ohne weiteres auf die
Rückseite einer Postkarte passen. Vielleicht sogar auf die Rückseite
einer Briefmarke.
Mario greift unter das Bett und findet dort eine Schachtel mit
Kondomen und Gleitcreme. Ratsch, ist die Verpackung von einem der
Gummis aufgerissen, dann rollt Mario das Kondom fachmännisch über
seinen Lustspender, gibt ordentlich Eros-Bodyglide darüber und verteilt
eine Handvoll davon um Fabsis Hintereingang. Mario dreht den
Kleinen auf den Bauch und Fabsi lässt es nur zu gerne geschehen.
„Jetzt nimmt er dich,“ denkt Fabsi als Mario ganz zärtlich und mit
viel Gefühl in ihn eindringt. „Tante Kathleen und Tante Jenny sind tot
und du lässt dich von einem Fremden in den Hintern ficken.“ Dann
fällt Fabsi ein, dass er in einem Magazin gelesen hat, dass die
Überlebenden von irgendwelchen Unfällen und Katastrophen hinterher
sehr oft total erregt sind und super Sex haben und es gibt sogar ein
Fremdwort dafür: „Ground Zero-Syndrome“.
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