Entwicklung moderner Waschmittel: Persil Die - Henkel
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Entwicklung moderner Waschmittel: Persil Die - Henkel
Entwicklung moderner Waschmittel: Persil Die Bevölkerungszunahme und die stärkere Wäscheverschmutzung durch die Industrialisierung führten zu einem erhöhten Seifenverbrauch beim Wäschewaschen. Dadurch verknappten sich die Rohstoffe und die Kosten für Seife stiegen. Zur Einsparung von Seife verwendete man Kristallsoda (Natriumcarbonat). Da das Waschwasser oft eisenhaltig war, vergilbte die Wäsche trotz Sodazugabe. Die Zugabe von Wasserglas, eine wasserlösliche Schmelze von Natriumund/oder Kaliumsilikat, verminderte die durch Eisen induzierte Vergilbung der Wäsche. Die Firma Henkel, damals noch Abb. 1. Das erste „Vollwaschmittel“ von 1876 und Bleichsoda seit 1878 Abb. 2. Wasserglasschmelze zu Beginn des 20. Jht. in Aachen, produzierte das erste „Vollwaschmittel“, pulverisiertes Wasserglas, das seit 1876 in 200 g Paketen angeboten wurde. Zwei Jahre später kam dann Henkels Bleichsoda auf den Markt, ein Gemisch aus Soda und Wasserglas im Verhältnis 4:1, das zum Einweichen der Wäsche und zur Wasserenthär- tung eingesetzt wurde und damit auch zusätzlich Seife einsparte. 1907 erreichte das erste Vollwaschmittel seine Marktreife: Persil von Henkel. Es bestand aus pulverisierter Seife, Soda, Perborat und Silikat (Wasserglas). Nach den beiden letzteren Inhaltsstoffen entstand der Produktname Persil: Perborat – Silikat. Persil war ein echter Fortschritt, die langwierige, wetterabhängige und in den Großstädten praktisch nicht mehr mögliche Rasenbleiche wurde überflüssig, wie die Werbung zur Persileinführung beschreibt (Abb. 3). Obwohl die Wäsche mit Persil etwas teurer war als das Waschen mit Seife und Soda war Abb. 3. Persil: oben „Geburtsanzeige“ 1907, rechts: Persilpackung 1907 – 1916, ganz rechts: Seifenfreies „Kriegs-Persil“ 1916 - 1920 der Siegeszug von Persil nicht aufzuhalten. Während des Ersten Weltkrieges wurde der kriegswichtige Rohstoff Fett knapp, so dass die Behörden die Produktion von Seife untersagten. Das Kriegs-Persil wurde von 1916 – 1920 ohne Seife produziert. Ende 10/1921 1923 Anfang 11/1921 Abb. 4. „Friedens-Persil“ seit 1920 und Preise für 250 g Persil während der Inflation 1921 -1923 Ab 1920 gab es Persil wieder in „Friedensqualität“, d. h. mit Seife. Während des 3. Reiches mussten die Einfuhren von Rohstoffen reduziert werden, Seife wurde teuer. Henkel rüstete eine Walfangflotte aus, um Fett für die Seifenproduktion zu erhalten und änderte die Rezeptur von Persil: 1934 wurden Magnesium-Silikat und Komplex-Phosphat in Persil eingesetzt. Die neue Rezeptur verhinderte durch Wasserenthärtung die Bildung von Kalkseife und Kalkablagerungen auf der Wäsche. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges verschwindet Persil vom Markt, da es nur noch staatlich verordnete Einheitswaschmittel gibt. Erst ab 1950 kommt Persil wieder auf den Markt mit fast unveränderter Vorkriegs-Rezeptur, die durch den Zusatz von optischen Aufhellern optimiert wurde. Obwohl das Feinwaschmittel Fewa schon bei der Markteinführung 1932 keine Seife sondern das synthetische Tensid FAS (Fettalkoholsulfat) enthielt, wurde bei den großen Vollwaschmittelmarken wie Persil anstelle Seife synthetische Tenside erst Ende der 50er Jahre eingesetzt. Diese Entwicklung verlief parallel mit der Entwicklung der elektrischen Waschmaschinen. Relativ bald haben sich die Trommelwaschmaschinen durchgesetzt, in Deutschland überwiegend als Frontlader, in den USA dagegen als Toplader. Vom äußeren Design haben sich die Waschmaschinen seit den frühen 60er Jahren nur wenig verändert. Allerdings mussten die ersten WaschvollauAbb. 5. Moderne tomaten mit großen Dübeln und Schrauben im Boden veranWaschmaschine kert werden, da die Maschinen sonst während des Schleuderganges durch den ganzen Raum gewandert wären. Die Maschinen wurden bis heute optimiert, so dass nicht nur dieses Problem gelöst sondern auch Wasser- und Waschmittelverbrauch deutlich reduziert wurde. Dies ist nicht nur eine Kostenersparnis sondern auch ein aktiver Beitrag zum Schutz der Umwelt. Auch die Waschmittel wurden immer weiter optimiert. Das berühmte Persil 59 enthielt noch das biologisch schwer abbaubare Tensid Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS), nach der Erkenntnis, dass die Schaumberge auf den Flüssen durch diese Tenside verursacht wurden, wurde auf das leicht abbaubare lineare Alkylbenzolsulfonat (LAS) umgestellt. Im Lauf der Zeit wurden die Waschmittel nicht nur in waschtechnischer Hinsicht weiter optimiert sondern auch im Blick auf die Schonung der Umwelt. So enthielt Persil 65 temperaturgesteuerte Schauminhibitoren, so dass sich dieses Persil für alle Textilien und Verfahren von der Handwäsche bis zur Maschinenwäsche eignete. Neben den Schauminhibitoren und leicht abbau- baren Tensiden enthielt die neue Rezeptur auch Natriumphosphat und eine Aufhellerkombination. Ein großer Schritt beim Schutz der Umwelt gelang Henkel mit Persil phosphatfrei. Phosphate machten zwar das Wasser weich, so dass Waschmittel eingespart werden konnte, zugleich aber gelangte dadurch der Nährstoff Phosphat in großer Menge in die Gewässer, was dort zu einer Eutrophierung, d. h. Überfütterung der Algen und damit zur Schädigung des biologischen Gleichgewichtes führte. Henkel suchte seit 1966 einen Phosphatersatzstoff, der mit Sasil, einem optimal umweltverträglichen anorganischen Natrium-Aluminium-Silikat gefunden wurde. Heute sind Waschmittel Hightech-Produkte, die in immer geringeren Mengen bessere Leistung bei immer niedrigeren Temperaturen bieten.