Weltausstellungen - Historisches Lexikon der Schweiz

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Weltausstellungen - Historisches Lexikon der Schweiz
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10/10/2013 |
Weltausstellungen
Die W. gelten seit ihrem Bestehen als Schaufenster des kulturellen und
techn. Fortschritts und als Erfahrungsorte einer wirtschaftlich und
zivilisatorisch zusammenwachsenden Weltgemeinschaft. Gleichzeitig
ermöglichen sie die Inszenierungen von nationalen Besonderheiten.
Die erste Weltausstellung 1851 in London bewirkte einen
Internationalisierungsschub des Ausstellungsbetriebs, der sich vorher
v.a. im nationalen Rahmen entwickelt hatte (Ausstellungen). Weitere W.
Dieser Artikel wurde
folgten in unregelmässigen Abständen, schon 1853 in Dublin und
für die Buchausgabe des HLS mit einem
1853-54 in New York, 1855 wieder eine grössere in Paris, das in der
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Folge zur Metropole der W. wurde (Ausstellungen 1867, 1878, 1889,
1900, 1925 sowie 1937). Weitere herausragende W. waren jene in Wien
1873, in Philadelphia 1876, in Brüssel 1910, 1935 und 1958, in Chicago
1893 und 1933-34, in New York 1939-40 und 1963-64, Montreal 1967,
Osaka 1970, Vancouver 1986 und Sevilla 1992.
Die Blütezeit der W. war die 2. Hälfte des 19. Jh., als neben Kunsthandwerk und industriellen
Massenprodukten stets auch techn. Neuerungen dem internat. Publikum präsentiert wurden, wie 1851 die
Telegrafie, 1867 der hydraul. Fahrstuhl, 1876 das Telefon, 1878 das elektr. Licht, später das Automobil, das
Radio usw. Die Besucherzahlen bezeugen das breite Interesse: Von ca. 6 Mio. Besuchern in London 1851 stieg
die Zahl auf über 50 Mio. in Paris 1900. Diese Ausstellung, die den im 19. Jh. erzielten Fortschritt
widerspiegelte, stellte einen Höhepunkt in der Geschichte der W. dar. Ähnlich entwickelte sich die Anzahl der
schweiz. Teilnehmer, die im 19. Jh. zunächst zunahm (1851 346; 1867-1889 jeweils um die 1'000), nach der
Weltausstellung in Mailand 1906 aber rapide sank. Im 20. Jh. verloren die W. an Anziehungskraft, vor allem,
weil sich die Präsentation von Innovationen auf internat. Fachmessen verlagerte. Erst 1967 wurde die
Besucherzahl von 1900 wieder erreicht. Im letzten Drittel des 20. Jh. gewann auf den W. der Aspekt der
Selbstdarstellung von Nationen und multinationalen Konzernen in eigenen Pavillons an Bedeutung.
Obwohl oft von temporärem Charakter, wurde die Architektur der W. immer wieder zum Markenzeichen der
Moderne, angefangen 1851 mit dem Crystal Palace von Joseph Paxton in London über den Turm von
Alexandre Gustave Eiffel in Paris 1889 und den dt. Pavillon von Mies van der Rohe 1929 in Barcelona bis zur
geodät. Kuppel von Richard Buckminster Fuller in Montreal 1967.
Die schweiz. Beteiligung an den W. wurde ab 1851 von einem vom Bundesrat einberufenen Zentralkomitee
koordiniert. 1907 wurde auf Anregung der Spitzenverbände die vom Bund subventionierte Zentralstelle für
das Ausstellungswesen gegründet (seit 1927 Schweiz. Zentrale für Handelsförderung). Finanziell unterstützt
wurde nicht nur die schweiz. Ausstellungsinfrastruktur, sondern auch der Besuch durch schweiz. Fachleute.
Verschiedentlich gingen von W. Impulse zur Innovation der schweiz. Produktion aus, so z.B. 1876, als die in
Philadelphia beobachtete Mechanisierung der amerikan. Uhrenindustrie die schweiz. Hersteller in Zugzwang
brachte. Dominierten auf den ersten W. unter den Schweizer Exponaten noch Produkte der Textilindustrie, so
setzte ab 1867 eine Diversifizierung ein. Ab 1889 gewann die Maschinen- und Apparateproduktion an
Bedeutung. Daneben spielte die Uhrenindustrie stets eine grosse Rolle. Die auch mit architekton. Elementen
gestaltete Präsentation von Neuheiten kontrastierte lange Zeit mit der Inszenierung einer alpinen TourismusSchweiz im Chaletstil, die 1900 im Village Suisse in Paris gipfelte. Als die schweiz. Präsentation in Sevilla 1992
diese Tradition in Frage stellte, löste dies in der Schweiz heftige Diskussionen aus.
Literatur
– W. Meile, Die Schweiz auf den W., 1914
– J.E. Findling, Historical Dictionary of World's Fairs and Expositions, 1851-1988, 1990
– W. Kretschmer, Gesch. der W., 1999
– M. Wörner, Vergnügung und Belehrung, Volkskultur auf den W. 1851-1900, 1999
URL: http://www.hls-dhs-dss.chD13797.php
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Autorin/Autor: Ruedi Brassel-Moser
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