Mißbrauch im Chat - Zur Online

Transcription

Mißbrauch im Chat - Zur Online
Prävention vor Missbrauch im Chat
Bericht über ein Projekt der Beratungsstelle Mittelstraße
Dr. Britta Schmitz
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
Projektidee und Zielsetzung
S. 3
Einführung ins Thema Chatten und Missbrauch im Chat
S. 3
Phasen der Projektdurchführung
S. 5
Information der Lehrer(innen) und Zusammenarbeit mit Schulen
S. 6
Informationssammlung über die Chat-Erfahrung von Schüler(innen)
S. 7
Unterrichtseinheiten zum Thema „Gefahren im Chat“
S.12
Information der Eltern
S. 13
Informationsmaterialien
S. 13
Besonderheiten der Schulformen
S. 14
Vernetzung der Schulen untereinander
S. 15
Außerschulische Veranstaltungen
S. 16
Fazit und Ausblick
S. 16
Literatur, Organisationen, Links
S. 18
Anhang mit Materialien
S. 20
Inhaltsverzeichnis
S. 21
Einführung ins Thema
S. 22
Konzept Doppelstunde mit Live-Chat
S. 38
Klassenlehrer(innen)stunde mit Live-Chat
S. 40
Workshop über 4 Schulstunden mit Live-Chat
S. 42
Unterrichtseinheit für Politikunterricht
S. 45
Vorschlag für die Durchführung eines Workshops für Eltern
S. 46
Fragebogen für Schüler zum Chatten
S. 56
Seite 3
Projektidee und Zielsetzung
Als Mitarbeiter der Beratungsstelle Mittelstraße Mitte des Jahres 2002 zum ersten Mal auf das
Thema „sexueller Missbrauch im Chat“ aufmerksam wurden, fiel sehr schnell die eklatante
Diskrepanz zwischen den Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen im Chat und dem geringen
Informationsstand der Erwachsenen auf. Bei näherem Hinsehen wurde aber auch deutlich,
dass sich die Jugendlichen gut im technischen Bereich auskannten, jedoch nur sehr wenig
über die Gefahren im Chat kannten.
Aufgrund dieser Erfahrungen stellte die Beratungsstelle Mittelstraße im Oktober einen Antrag
auf Unterstützung des Projektes „Prävention vor Missbrauch von Kindern und Jugendlichen
im Chat“ beim Verein „Wir helfen“ vom Verlag M. DuMont Schauberg.
Innerhalb des Projektes sollten Schulen als Multiplikatoren genutzt werden, um möglichst
viele Fachleute, Eltern und Kinder bzw. Jugendliche zu erreichen.
Zielsetzung des Projekts war die Integration des Themas „Prävention vor Missbrauch im
Chat“ in den Schulalltag weiterführender Schulen in den Jahrgangstufen 5 – 7 (Sonderschulen
bis Gymnasium).
Ins Projekt einbezogen werden sollten alle weiterführenden Schulen im kommunalen
Einzugsgebiet der Beratungsstelle Mittelstraße in Kerpen-Horrem. Insgesamt handelte es sich
dabei um acht einzelne Schulen aus dem Stadtgebiet Kerpen:
 ein Gymnasium
 zwei Realschulen
 zwei Hauptschulen
 eine Gesamtschule
 eine Schule für Lernbehinderung
 eine Schule für Erziehungshilfe.
Da man bei den acht Schulen von sehr unterschiedlichen Organisationsstrukturen und
Gestaltungen des Schulalltags ausgehen musste, wurde eine individuelle Zusammenarbeit mit
jeder einzelnen Schule der Erwicklung eines „allgemeingültigen“ Konzepts vorgezogen.
Einführung in das Thema Chatten und Missbrauch im Chat
Anders als Internetseiten zu bestimmten Themen kann man Chaträume nicht in prinzipiell
gefährlich oder ungefährlich einteilen. Ob für Jugendliche in einem Chatraum Gefahren
lauern, ist immer von den anderen gerade anwesenden Chattern und ihren Absichten
abhängig. Im Chat können Jugendliche Erwachsene treffen, die mit den Jugendlichen über
Texte und auch Bilder Cybersex haben wollen oder Jugendliche in realen Treffen sexuell
missbrauchen. Formen des sexuellen Missbrauchs im Chat sind:
 genaue Fragen nach der körperlichen Reife
 Aufforderung zu sexuellen Handlungen vor dem Computer
 Aufforderung sich bei sexuellen Handlungen mit einer Webcam zu filmen
 Schilderung von sexuellen Handlungen, die der Chatpartner gerade selbst durchführt.
Ein Schutz ist nur möglich, indem die Jugendlichen gut informiert sind, sich selbst eigene
Grenzen setzen und bewusst Chaträume und Chatpartner auswählen.
Ein für die Gefahren im Chat wichtiges Merkmal der Chat-Kommunikation ist die
Anonymität, die in Kombination mit einer sehr direkten Intimität auftreten kann.
Im Chat gilt: „Nichts ist unmöglich“. Hinter Anonymität und Pseudoanonymität kann man
alle Spuren verwischen und sich voll und ganz in eine virtuelle Scheinwelt begeben. Das ist
Seite 4
nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene mit abnormen sexuellen Bedürfnissen
ein besonderer Kick.
Der Chat zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus, die ihn für das Ausleben erotischer
und sexueller Bedürfnisse sehr interessant macht:
 Im Chat herrscht eine große Risikolosigkeit. In den seltensten Fällen kann jemand zur
Verantwortung gezogen werden.
 Im Chat ist ein schneller Rollenwechsel möglich, da man sich nur über einen
ausgedachten Nickname zu erkennen gibt, den man auch schnell wieder wechseln
kann.
 Die Sprache im Chat ist oft sehr direkt und konkret. Hier kann man schnell zum
Thema Sex und Erotik kommen und eine lange Kennenlernphase überspringen.
 Im Chat treffen Erwachsene mit abnormen sexuellen Bedürfnissen immer wieder auf
Gleichgesinnte. Das lässt die Hemmschwelle sinken und diese Erwachsenen
bekommen den Eindruck, dass sie mit ihren Bedürfnissen gar nicht so allein da stehen.
Viele Erwachsene unterschätzen den Sog, der für Jugendliche – und letztendlich auch für
Erwachsene – im Chat entstehen kann. Das Chatten wird von Jugendlichen gern genutzt, um
sich im Gespräch mit dem anderen Geschlecht auszuprobieren. „Im Chat frage ich schon mal
ein Mädchen nach der Körbchengröße“, sagte ein Jugendlicher im Rahmen des Projekts in
einem Klassengespräch. So wie ihm geht es vielen anderen auch, die einen ersten Flirt im
Chat suchen und ausprobieren, was beim anderen gut ankommt. Diese Jugendlichen stoßen
mit ihren Interessen und Bedürfnissen teilweise auf Erwachsene, die nicht nur einen Flirt,
sondern sehr direkten bis brutalen Sex suchen. Dabei muss es gar nicht zu Treffen zwischen
diesen Erwachsenen und den Jugendlichen im „wirklichen Leben“ kommen. Bilder, die durch
Worte oder auch durch den Gebrauch von Photos oder einem Live-Video per Webcam an die
Jugendlichen heran getragen werden, können Jugendliche zutiefst erschrecken und belasten.
„Ich habe etwas Schlimmes erlebt, darüber möchte ich aber nicht sprechen“ war ein Satz, der
häufiger in Klassengesprächen zu hören war.
Jugendlichen fällt es teilweise schwer, ihre eigene Grenze in solchen Situationen zu finden.
Sie machen sich keine Vorstellung davon, was auf sie zukommen kann, wenn sie sich auf eine
Kommunikation einlassen. Andererseits ist für sie der Chatpartner so real wie im
Alltagsleben. Sie möchten diese Person nicht vor den Kopf stoßen oder beleidigen und
scheuen sich, ihre Grenzen deutlich zu machen. Der schlichte Rat von Eltern „dann mach
doch den Computer einfach aus“ kann hier nicht greifen.
Erwachsene Täter, die ihre abnormen sexuellen Bedürfnisse ausleben wollen, machen sich
diese Umstände zu nutze. Sie machen keinen Hehl aus ihren sexuellen Bedürfnissen.
Stattdessen „verkaufen“ sie den Jugendlichen diese Bedürfnisse als etwas ganz Normales, was
man heute so macht. Sie schmeicheln den Jugendlichen, indem sie den Altersunterschied
benennen aber für unbedeutend erklären und die Jugendlichen mit Komplimenten
überschütten.
Nicht alle Täter legen es auf ein Treffen mit den Jugendlichen an. Manchen reicht es sich mit
den Jugendlichen auf der Ebene des „Cybersex“ zu bewegen. Jugendliche fühlen sich hier
häufig viel zu sicher in der Einschätzung ihres Chat-Partners. Sie machen sich während der
Chatkommunikation ein Bild von dem anderen und verwechseln dann dieses Bild mit der
Realität.
Ausführliche Informationen zum Thema „Chatten“ und „Gefahren im Chat“ sind im Anhang
zu finden.
Seite 5
Phasen der Projektdurchführung
Einführung ins Thema durch Literaturstudium und Chat-Experten
In einer ersten Phase ging es um eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Chatten
und Missbrauch im Chat. Während es zum Thema Chatten allgemein ein recht umfangreiches
Repertoire an Literatur zu finden gab, tauchte das Thema „Missbrauch im Chat“ fast gar nicht
auf. Dieser Umstand hat sich von 2003 bis 2005 gravierend verändert. Jetzt gibt es immer
mehr Personen und Organisationen, die sich mit dem Thema Missbrauch auseinandersetzen
und dazu veröffentlichen.
Zur ersten Projektphase gehörte auch, dass wir jugendliche Chatter als Experten nutzten, die
uns ihre Chat-Erfahrungen und verschiedene Chaträume vorstellten. Auf diese Weise war es
möglich, einen schnellen und effektiven Einstieg ins Chatten zu finden. Dieser Weg über die
Jugendlichen als Chat-Experten ist Lehrer(innen) und Eltern sehr zu empfehlen.
Kontaktaufnahme mit den Schulen
Kontakt zu den Schulen wurde über die Schulleitung aufgenommen. Fast alle Schulen zeigten
sich an dem Projekt grundsätzlich interessiert - trotz der häufig genannten Sorge, dass die
Lehrerkollegien überlastet seien und sich vielleicht nicht auch noch auf dieses Thema
einlassen könnten.
In den meisten Schulen war der zweite Schritt eine persönliche Information interessierter
Lehrer oder das Vorstellen des Themas in einer Lehrerkonferenz.
Danach lief die Zusammenarbeit mit den Schulen sehr individuell und unterschiedlich ab (vgl.
Abschnitt „Information der Lehrer(innen) und Zusammenarbeit mit Schulen“ und
„Besonderheiten der Schulformen“).
Konzertierte Aktionen und Kontinuität
In der Komplexität des Schulalltags und durch die vielfältigen Aufgaben, die Lehrer und
Lehrerinnen heute zu bewältigen haben, drohte das Thema „Missbrauch im Chat“ bei
manchen Schulen immer wieder in Vergessenheit zu geraten.
Die Beratungsstelle sah es im Rahmen des Projekts als eine ihrer Aufgaben an, Kontinuität
herzustellen und das Interesse an dem Thema zu wecken. Daher wurden während der
Projektlaufzeit neben der individuellen Zusammenarbeit immer wieder Aktionen überlegt, die
allen Schulen angeboten wurden. Zu diesen Aktivitäten gehörten:
 eine Fragebogenuntersuchung
 die Vorstellung der schulspezifischen Auswertung dieser Fragebogenuntersuchung im
Lehrerkollegium
 Treffen aller Schulen zum Erfahrungsaustausch.
Diese Angebote wurden von allen Schulen mit Interesse angenommen. Streckenweise
konnten über die Aktionen weitere interessierte Lehrer und Lehrerinnen für das Thema
gewonnen werden.
Seite 6
Information der Lehrer(innen) und Zusammenarbeit mit Schulen
Lehrerkonferenzen
Lehrerkonferenzen waren ein sehr häufiges Forum, in dem das Thema allen Lehrern und
Lehrerinnen vorgestellt werden konnte. In einem etwa 20-minütigen Vortrag mit
anschließender Diskussion konnte häufig ein erstes Interesse bei einigen Lehrer(innen)
geweckt und konnten weitere Absprachen getroffen werden.
Unterlagen zu dieser Lehrerinformation finden interessierte Leser in Form einer Power-PointPräsentation auf der CD.
Sozialarbeiter(innen) und Stufenleitung
In manchen Schulen konnten die Kontakte zu zuständigen oder interessierten Lehrer(innen)
über Sozialarbeiter(innen) oder über die Stufenleitung hergestellt werden. Dieser Weg hatte
häufig den Vorteil, dass sich eine Person für das Thema verantwortlich fühlte und nicht das
gesamte Lehrerkollegium in grundlegende, organisatorische Überlegungen einbezogen
werden musste.
Lehrerfortbildungen
Eine ausführliche Information im Rahmen einer ca. zweistündigen Fortbildung teilweise auch
mit einer Live-Demonstration eines Chats, wurde an manchen Schulen für interessierte
Personen aus den Lehrerkollegien durchgeführt. Solche Veranstaltungen hatten den Vorteil,
dass man sich ohne großen Zeitdruck dem Thema widmen und ausführlicher diskutieren und
planen konnte.
Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Lehrer(innen)
Aus der Zusammenarbeit mit den am Thema interessierten Lehrerinnen und Lehrern sind
verschiedene Produkte entstanden. Die Zusammenarbeit gestaltete sich meist so, dass
verschiedene Arbeitstreffen stattfanden, in denen Unterrichtseinheiten geplant wurden, diese
Einheiten durchgeführt und teilweise später ausgewertet wurden.
Eine ausführliche Darstellung der Unterrichtseinheiten für Schüler und Informationseinheiten
für Eltern erfolgt in den entsprechenden Abschnitten. Materialien sind im Anhang und auf der
CD zu finden.






Workshops: Es wurde ein 4-stündiger Workshop für die 7. Klasse vorbereitet und
durchgeführt.
Unterrichtseinheit: Für die 6. Klasse wurde eine 2-stündige Unterrichtseinheit
vorbereitet und durchgeführt.
Unterrichtseinheit im Fachunterricht: Für den Politikunterricht wurde eine
Unterrichtseinheit für eine 6. Klasse vorbereitet und durchgeführt.
Klassenlehrerstunde: Die Gestaltung einer Klassenlehrerstunde zum Thema wurde
vorbereitet und in einer 6. Klasse durchgeführt.
Elternworkshop:
Ein
4-stündiger
Elternworkshop
im
Rahmen
einer
Elternpflegschaftsveranstaltung wurde vorbereitet und durchgeführt.
Elternabende: wurden geplant und mehrfach für Eltern mit Kindern in der 5.-7.
Klassen durchgeführt.
Seite 7
Informationssammlung über die Chat-Erfahrung von Schülern und
Schülerinnen
Für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen war es unerlässlich zu erfahren, wie die
Zielgruppe Schüler mit dem Medium Chat umgeht.
Diese Informationen wurden über zwei Wege gesammelt:
 Klassengespräche
 Fragebogen zum Chatten.
Im Folgenden werden Erfahrungen aus den Klassengesprächen und Ergebnisse aus dem
Fragebogen zum Chatten berichtet. Der Fragebogen zum Chatten ist im Anhang zu finden.
Klassengespräche
Klassengespräche wurden in mehreren Klassen der Jahrgangsstufen 5-7 in verschiedenen
Schulformen durchgeführt. Hier war nicht entscheidend, systematisch alle Schulformen und
Klassenstufen zu erfassen. Vielmehr ging es darum, sich in ersten Gesprächen mit Schülern
einen Eindruck über die Chat-Erfahrungen zu verschaffen.
Die Klassengespräche liefen so ab, dass Frau Dr. Schmitz von der Beratungsstelle für eine
Schulstunde in eine Klasse ging und mit den Schülerinnen und Schülern ein Gespräch über
das Chatten führte. In den meisten Fällen waren die jeweiligen Fach- oder
Klassenlehrer(innen) in dieser Zeit anwesend, beteiligten sich jedoch nicht am Gespräch.
Mögliche Fragen in den Klassengesprächen
Thema: Umgang mit dem PC und Erfahrungen mit dem Internet
 Wer hat einen Computer zu Hause?
 Was macht ihr so am Computer?
 Wer macht auch etwas anderes als schreiben oder spielen?
 Wer war schon mal im Internet? Was erlebt ihr im Internet?
 Mit wem sitzt ihr am Computer (allein oder mit Freunden oder den Eltern)?
 Wer hat euch gezeigt, wie man ins Internet geht?
Thema: Chatten
 Habt ihr schon mal gechattet?
 Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?
 Wer kann mir mal erzählen, was er gern im Internet macht / in welche Chaträume er
gern geht?
 Was ist das Spannende / Schöne am Chatten; was würde euch interessieren, wenn ihr
es tätet?
 Was macht ihr so im Chat?
 Habt ihr schon mal an einen Chatter eure persönlichen Daten weitergegeben?
 Habt ihr schon mal jemanden über das Chatten kennen gelernt?
 Wisst ihr was Nettiquette oder Chattiquette ist?
Thema: Schlechte Erfahrungen mit dem Chatten / Missbrauch im Chat
 Ist euch schon mal etwas im Chat passiert, was ihr nicht so toll oder sogar
unangenehm fandet? Wisst ihr etwas über die Gefahren im Chat?
 Habt ihr eine Idee, warum Chatten nicht nur lustig, sondern auch gefährlich sein
könnte?
Seite 8


Kennt ihr jemanden, der schon mal schlechte Erfahrungen mit dem Chatten gemacht
hat?
Mit wem könnt ihr über Dinge sprechen, die ihr im Chat erlebt?
Diese Fragen waren in erster Linie Anhaltspunkte für die Gestaltung der Klassengespräche.
Im Vordergrund stand, dass sich ein lebendiges Gespräch mit den Schülern entwickelte, bei
dem dann auch Themen in den Vordergrund rücken konnten, die die Schüler einbrachten.
Ergebnisse der Klassengespräche
Die Klassengespräche konnten einen ersten Aufschluss über die Chat-Erfahrungen der
Schüler und Schülerinnen liefern:
 Schüler und Schülerinnen der 5. und 6. Klassen sind sehr interessiert am Thema und
haben selbst Fragen (z. B. „Muss man im Chat jetzt die Wahrheit sagen oder nicht?“).
 Als Schutz vor Bedrohungen oder Belästigungen fällt den meisten Schülern (aller
Klassenstufen) nur das Verlassen des Chatraums oder Ausschalten des Computers ein.
Nur wenige kennen die Möglichkeit des Ignorierens innerhalb eines Chatraums oder
des Beschwerens beim Anbieter.
 Chat-Erfahrung ist bei einigen bereits in der 5. Klasse vorhanden. In den 7. Klassen
haben die meisten schon mal gechattet.
 Im Rahmen der Klasse unter Anwesenheit von Lehrern und einer fremden Person aus
der Beratungsstelle sind nur wenige bereit, über schlechte Erfahrungen im Chat zu
sprechen. Manche sagen offen, dass sie nicht darüber sprechen wollen, andere kichern
nur viel sagend.
 Die Schüler und Schülerinnen chatten in sehr unterschiedlichen Chaträumen.
 Das Gespür dafür, wann im Chat die Privatsphäre verletzt wird, ist sehr
unterschiedlich ausgeprägt. Einige geben freimütig nicht nur ihre eigenen Daten im
Chat weiter, sondern auch noch die persönlichen Daten von Freunden. Andere
beschweren sich und sind betroffen darüber, dass andere z.B. Photos von ihnen über
den Chat oder über eine Homepage veröffentlicht – ohne sie vorher zu fragen.
Insgesamt herrscht eher Unsicherheit darüber, wo das freimütige Weitergeben von
Informationen in Ordnung ist und wo die Privatsphäre anfängt.
Erfahrungen aus den Klassengesprächen
Es war in den 5. und 6. Klassen der verschiedenen Schulformen recht leicht, mit den Schülern
und Schülerinnen ins Gespräch zu kommen. Sie stiegen schnell in das Thema ein – egal ob sie
schon Chat-Erfahrung hatten oder nicht. In den 7. Klassen gestaltete sich die
Gesprächsführung wesentlich schwieriger. Die Schüler waren nicht mehr so offen,
beantworteten Fragen eher lustlos. Fragen zu schlechten Erfahrungen im Chat wurden seltener
beantwortet, wobei man jedoch den Eindruck gewinnen konnte, dass einige Schüler durchaus
schlechte Erfahrungen gemacht hatten, aber nicht darüber sprechen wollten. Andere konnten
offen sagen, dass sie darüber nicht sprechen möchten.
Seite 9
Fragebogenuntersuchung
In der Fragebogenuntersuchung sollten die ersten Eindrücke aus den Klassengesprächen
erweitert und vertieft werden.
Die Fragebogenuntersuchung wurde in allen acht Schulen in je einer 5., 6., und 7. Klasse
durchgeführt. Dabei wurde darauf geachtet, dass Klassen ausgewählt wurden, die nicht an den
Klassengesprächen teilgenommen hatten.
In der Schule für Lernbehinderung wurden höhere Klassen ausgewählt, da in den 5. und 6.
Klassen viele Schüler(innen) noch nicht gut genug lesen und schreiben konnten, um zu
chatten.
Insgesamt nahmen 528 Schüler an der Untersuchung teil.
Zielsetzung der Fragebogenuntersuchung
Mit Hilfe der Fragebogenerhebung sollte die Zielgruppe (Schüler der 5.-7. Klassen
verschiedener Schulformen) genauer beschrieben werden können im Hinblick auf:
 ihre Chat-Erfahrung
 ihre Einstellung zum Chatten
 ihren Umgang mit dem Medium (z. B. Weitergabe persönlicher Daten; Treffen mit
Chatbekanntschaften im realen Leben, etc.)
 Angst und Unwohlsein durch negative Erfahrungen beim Chatten.
Die Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung sollten zu einer fundierten Planung von
Präventionsmaßnahmen beitragen.
Aufbau des Fragebogens
Der Fragebogen wurde bewusst kurz gehalten (eine DIN A 4 Vor- und Rückseite), damit er
problemlos zu Beginn oder am Ende einer Unterrichtsstunde ausgefüllt werden konnte. Es
wurden keine Namen erfragt, um den Schülern zu signalisieren, dass es nicht um sie
persönlich geht, und um ihnen eine ehrliche Antwort auch auf heikle Fragen zu erleichtern.
Die Fragen der Erhebung bezogen sich auf folgende Bereiche:
 Häufigkeit des Chattens (Chat-Erfahrung)
 Faszination beim Chatten
 Negative Aspekte des Chattens
 Einstellung von Nicht-Chattern zum Chatten
 Chatten mit Fremden
 Weitergabe von Daten (persönliche und Daten andere) an fremde Chatter
 Treffen mit fremden Chattern (Chatbekanntschaften)
 Angst und Unwohlsein durch negative Erfahrungen beim Chatten
 Vertrauenspersonen als Ansprechpartner bei negativen Erfahrungen.
Ein Exemplar des Fragebogens ist auf der CD zu finden.
Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung
Der Fragebogen wurde in erster Linie deskriptiv ausgewertet. An dieser Stelle werden
Ergebnisse dargestellt, die nahezu für alle Schulen gelten, da sich über alle Fragen hinweg
keine signifikanten Unterschiede zwischen den Schulen finden ließen.
Seite 10
Chat-Erfahrung
Die Chat-Erfahrung nimmt von der 5. bis zur 7. Klasse rapide zu. Während in der 5. Klasse
die meisten Schüler und Schülerinnen noch keine Chat-Erfahrung haben, gibt es in den 7.
Klassen nur noch wenige Nicht-Chatter.
Der Anteil der Viel-Chatter (die auf einer Skala von 0-6 (0= nie und 6= sehr häufig) die
Kategorien 5 oder 6 angekreuzt haben) nimmt dagegen nicht zu und bleibt relativ gering.
Faszination beim Chatten
Hier wurde eine offene Frage gestellt, auf die die Schüler(innen) frei antworten konnten. Die
Antworten wurden anschließend kategorisiert.
Das Ergebnis zeigt, dass Schüler(innen) am häufigsten chatten, um im Chat neue Leute
kennen zu lernen oder ihre Freunde zu treffen (chatten statt telefonieren). Häufig dient das
Chatten bei den befragten Schüler(innen) auch zum Spaß und Zeitvertreib, zum Flirten in der
Anonymität, weil niemand sie im Chat kennt und sie ihre wahre Identität verstecken können.
Negative Aspekte des Chattens
Hier wurden über alle Schulen hinweg am häufigsten Antworten gegeben, die man den
Kategorien „Perversitäten“ und „Falschaussagen“ zuordnen kann. Schüler und Schülerinnen
fühlen sich oft durch perverse Anmache, schweinische Wörter und sexuelle Angebote
belästigt. Diese Kategorie wird von Mädchen deutlich häufiger benannt als von Jungen.
Ebenso stört es viele, wenn sie das Gefühl haben, von Chattern belogen zu werden und es
durch die Anonymität nicht überprüfen können. Bei manchen Fragebögen fällt auf, dass die
selben Schüler oder Schülerinnen es toll finden, selbst im Chat anonym sein zu können und
gleichzeitig blöd finden, dass sie im Chat nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben.
Einstellung von Nicht-Chattern zum Chatten
Auf die Frage, warum Nicht-Chatter (Schüler(innen), die noch nie gechattet haben) nicht
chatten, gibt es sehr unterschiedliche Antworten. Auch hier war die Frage offen gestellt, so
dass die Schüler(innen) frei antworten konnten.
Am häufigsten äußerten Nicht-Chatter im Fragebogen, sie hätten kein Interesse, fänden
chatten blöd, hätten keinen Internetzugang und oder ein Verbot der Eltern.
Daneben spielt bei den Nicht-Chattern auch die Anonymität eine Rolle. Sich mit Leuten im
Chat zu unterhalten, die sie in den meisten Fällen nie richtig kennen lernen können, finden
einige Nicht-Chatter überhaupt nicht attraktiv. Da gehen sie lieber an reale Ort, um neue
Leute kennen zu lernen.
Manche Nicht-Chatter äußerten auch die Befürchtung, dass Chatten gefährlich sein könnte,
führten das aber nicht genauer aus.
Weitergeben von Daten
Wenn Daten weiter gegeben werden, dann ist es meist der eigene Vorname und /oder die
Handynummer bzw. die e-Mailadresse. Häufig werden Daten auch in Kombination weiter
gegeben (z.B. der eigene Vorname und die Handynummer oder der gesamte Name und die eMailadresse).
Die eigenen Daten werden bereitwilliger im Chat veröffentlicht als Daten anderer Leute,
wobei die Weitergabe fremder Daten auch immer wieder vorzukommen scheint. Hier werden
in erster Linie Vornamen, z.B. von Freunden genannt, gelegentlich auch andere Daten darüber
hinaus.
Treffen mit Chat-Bekanntschaften
Es gibt so gut wie keine Klasse, in der sich nicht mindestens ein Schüler oder eine Schülerin
schon mal mit einer Chat-Bekanntschaft getroffen hat. Von den 528 Schülern und
Seite 11
Schülerinnen haben sich 64 schon mal mit Menschen getroffen, die sie nur über den Chat
kannten.
Angst und Unwohlsein durch negative Erfahrungen im Chat
Während die Frage, ob die Schüler(innen) schon mal Angst vor einem anderen Chatter gehabt
hätten nur von einem recht geringen Prozentsatz der Stichprobe bejaht wurde, äußerten im
Schnitt die Hälfte der Schüler und Schülerinnen, dass ihnen die Art, wie andere Chatter sie
angesprochen haben, unangenehm war.
Bei diesen Fragen ergab sich der einzige deutliche Geschlechtsunterschied: Mädchen sagen
eher, dass sie durch die Art, wie sie von einem anderen Chatter angesprochen werden,
unangenehm berührt sind.
Vertrauenspersonen
Relativ viele Schülerinnen und Schüler scheinen über ihre negativen Erlebnisse im Chat mit
anderen zu sprechen. Nur sehr wenige geben an, dass sie mit niemandem sprechen.
Während in den 5. Klassen noch sehr häufig die Eltern als Ansprechpartner genannt werden,
sind es in den 6. und besonders 7. Klassen eher die Freundinnen und Freunde.
Fazit der Fragebogenuntersuchung
Die Chat-Erfahrung nimmt von der 5. bis zur 7. Klasse stetig zu. Die Sorge mancher
Lehrkräfte und Eltern, dass man durch präventive Informationsveranstaltungen bei den
Kindern und Jugendlichen schlafende Hunde wecken könnte, ist somit unbegründet. In den 7.
Klassen haben auch ohne Informationsveranstaltungen fast alle Schülerinnen und Schüler
schon mal gechattet. Die Meisten scheinen das Chatten auszuprobieren, sich aber nicht
automatisch zu Viel-Chattern zu entwickeln. Der Anteil der Viel-Chatter bleibt über alle
Klassenstufen hinweg relativ gering.
Die meisten Schüler(innen) chatten, um Kontakte zu (Schul)freundinnen zu pflegen oder aber,
um neue Leute kennen zu lernen. Der Anteil der Schüler(innen), die bereit sind, sich mit
Chat-Bekanntschaften zu treffen, ist beängstigend groß. Ebenso hat der Anteil der
Schüler(innen), die persönliche Daten oder Daten von anderen im Chat weitergeben eine
Größe, über die man nicht einfach hinwegsehen sollte (siehe Abschnitt „Ableitungen“).
Als negative Aspekte des Chattens werden häufig die Konfrontation mit Perversitäten und
Falschaussagen anderer Chatter genannt. Diese beiden Punkte scheinen viele Schüler nicht
nur zu stören, sondern auch zu belasten. Mädchen geben offener als Jungen an, dass sie davon
betroffen sind. Aus dem Fragebogen lässt sich nicht schließen, dass Mädchen häufiger
belästigt werden. Womöglich äußern Jungen diese Aspekte nicht so offen wie Mädchen.
Erfreulich ist, dass die meisten Jungen und Mädchen über ihre negativen Erlebnisse im Chat
mit anderen sprechen. Erwachsene haben besonders bei den 5. und 6. Klassen eine Chance,
mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Schüler(innen) der 7. Klassen ziehen häufig ein Gespräch
mit Freunden und Freundinnen vor.
Ableitungen aus den Fragebogenergebnissen für die Präventionsarbeit


Um wirklich präventiv arbeiten zu können, sollten Informations- und
Aufklärungsveranstaltungen für Schüler in der 5. Klasse, spätestens in der 6. Klasse
ansetzen.
Elterninformationen sollten so früh wie möglich stattfinden, da Eltern bei ihren
jüngeren Kindern noch eher den Status einer Vertrauensperson für dieses Thema
haben.
Seite 12


Die Anzahl der Treffen mit Chat-Bekanntschaften und der Weitergabe von
persönlichen Daten machen in besonderer Weise deutlich, dass Präventionsarbeit und
Aufklärung über die Gefahren im Chat unerlässlich sind, da sich Schüler(innen) sonst
einem nicht kalkulierbaren Risiko aussetzen.
Bei der Präventionsarbeit sollte man berücksichtigen, dass Mädchen allem Anschein
nach offener über negative Erlebnisse im Chat berichten als Jungen. Eventuell macht
es Sinn, mit Mädchen und Jungen zumindest zeitweise getrennte Unterrichtseinheiten
durchzuführen.
Unterrichtseinheiten zum Thema „Gefahren im Chat“
Im Projekt wurden verschiedene Möglichkeiten entwickelt, das Thema „Gefahren im Chat“ in
den Jahrgangsstufen 5-7 im Unterricht zu bearbeiten. Es zeigte sich, dass es nicht immer
notwendig war, mit den Schüler(innen) auch in den Chat zu gehen.
Ausführlichere Angaben zum Ablauf und Inhalt der Unterrichtseinheiten sind im Anhang zu
finden. Hier werden kurz die Konzepte der Unterrichtseinheiten skizziert.
Konzept für eine Doppelstunde
Zu Beginn wurde besonders bei den Klassen 5 und 6 eine allgemeine Einführung zum Thema
„Was ist eigentlich chatten?“ gegeben, da in diesen Klassen laut der Ergebnisse der
Fragebogenuntersuchung noch viele Schülerinnen und Schüler sind, die noch nie gechattet
haben. Im Rahmen dieser Einführung wurde ein Live-Chat angeboten – entweder als
Demonstration oder aber indem die Schüler paarweise vor einem Rechner saßen und chatten.
Anschließend an die Live-Demonstration folgte häufig ein Gespräch, in dem erste
Erfahrungen und Eindrücke ausgetauscht werden konnten. Hier flossen durchaus auch
Erfahrungen ein, die nicht in dieser Stunde über das Chatten gesammelt wurden. Das
Gespräch wurde teilweise ergänzt durch eine Gruppenarbeit, in der sich wenige Schüler noch
mal intensiver austauschen konnten und ihre Ergebnisse auf Metaplankärtchen festhalten
konnten. In der zweiten Stunde der Doppelstunde wurde an die Erfahrungen angeknüpft. Hier
wurde eine Überleitung zu Lösungsmöglichkeiten und Schutzmaßnahmen gesucht. Wenn sich
im Klassengespräch zu wenige Beispiele für schlechte Erfahrungen fanden, konnten auch
Beispiele aus der Literatur eingebracht werden. In den im Literaturverzeichnis aufgeführten
Artikeln oder auch Broschüren sind solche Beispiele zu finden. Solche Beispiele für sexuelle
Belästigung oder sexuellen Missbrauch im Chat kann man unterteilen in:
 Beschimpfung und Beleidigung im Chat
 Sexuelle Belästigung (z.B. im Separee)
 Kommunizieren sexueller Fantasien
 Aufforderung zu sexuellen Handlungen während des Chattens (auch bei laufender
Webcam)
 Anfrage nach getragener Kinderunterwäsche
 Aufforderung zu Herausgabe persönlicher Daten und einem Treffen
Das Sammeln von Lösungsmöglichkeiten konnte durch den Flyer und die Broschüre der
Beratungsstelle unterstützt oder vervollständigt werden.
Klassenlehrer(innen)stunde
Hat eine Lehrerin oder ein Lehrer in seiner Klasse die Möglichkeit eine wöchentliche
Klassenlehrer(innen)stunde einzurichten, so kann auch hier das Thema „Gefahren im Chat“ in
einer Stunde aufgegriffen werden.
Seite 13
Wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit wurde keine Live-Demonstration
eingeplant.
Die Frage „was ist eigentlich chatten“ konnte im Gespräch zwischen erfahrenen Chattern und
Nicht-Chattern geklärt werden. Unterstützend wurden Screenshots oder Beispieldialoge
vorführt.
Im Zentrum der Klassenlehrer(innen)stunde sollte der Erfahrungsaustausch mit der Suche
nach Präventions- und Lösungsmöglichkeiten stehen.
Diese eine Stunde kann aber auch als Ausgangspunkt genutzt werden, um in folgenden
Klassenlehrer(innen)stunde das Thema nochmals kurz anzureißen oder Schülern die
Möglichkeit zu geben, von sich aus später Chat-Erfahrungen zu thematisieren.
Workshop über 4 Schulstunden
Stand z.B. im Rahmen von Projekttagen sehr viel Zeit zur Verfügung, konnte man über die
Punkte „was ist chatten“, Live-Demonstration, Erfahrungsaustausch und Suche nach
Lösungen hinausgehen und konkretere Themen ansprechen wie z.B. die Suche nach
geeigneten Nicknames, was sind Kriterien für gute Chaträume, technische Möglichkeiten sich
zu schützen in den Chats, Internetseiten für Kinder und Jugendliche über das Chatten.
Information der Eltern
Zur Information der Eltern wurden im Rahmen des Projektes verschiedene Veranstaltungen
angeboten und durchgeführt: Elternabende, Elternworkshops und eine Information der
Elternpflegschaft.
In diesem Abschnitt soll nur das Konzept des Elternworkshops ausführlich dargestellt werden.
Die beiden anderen Varianten waren kurze Informationsveranstaltungen, zu denen es auf der
CD noch Arbeitsmaterial in Form einer Power-Point-Präsentation gibt.
Information der Elternpflegschaft
Die Information der Elternpflegschaft besteht aus einem ca. 15-minütigen Vortrag über die
Gefahren im Chat und einer anschließenden 5-minütigen Diskussionsphase. Ergänzend kann
der Flyer verteilt werden.
Elternabend
Elternabende sind Informationseinheiten von 1,5 bis 2 Stunden. Hier ist sowohl für die
Informationseinheit als auch für die Diskussionsphase mehr Raum. Wenn man möchte kann
man hier auch einen Live-Chat durchführen. Eine Power-Point-Präsentation zum Konzept
eines Elternabends ist auf der CD zu finden. Ausführlichere Hintergrundinformationen zu den
Folien finden sich im nächsten Abschnitt zum Thema „Elternworkshop“.
Elternworkshop
Als Informationsmaterial für den Elternworkshop können hier genau wie beim Elternabend
die Power-Point-Präsentation und als Ergänzung der Flyer verwendet werden. Ein Ablauf zu
einem Elternworkshop ist im Anhang zu finden.
Informationsmaterialien
Neben Informationsmaterialien anderer Organisationen, die im Literaturverzeichnis
aufgeführt sind, wurden innerhalb des Projekts von der Beratungsstelle Mittelstraße
Materialien erstellt, die hier kurz beschrieben werden und auf der beiliegenden CD als
Druckvorlage zu finden sind.
Seite 14



Flyer zum Thema Prävention vor Missbrauch im Chat: Dieser Flyer ist eine kurze
Information zu den Gefahren im Chat und richtet sich in erster Linie an Erwachsene.
Der Flyer ist gut als ergänzendes Material für Elternabende einsetzbar..
Broschüre „Chatten: Anquatschen, anflüstern, anmachen – Klartext zum Thema
sicheres Chatten“: Diese Broschüre ist in erster Linie für Kinder und Jugendliche
gedacht und bietet sich ergänzend zu Unterrichtseinheiten an. Thema der Broschüre
sind Möglichkeiten, wie Jugendliche sich schützen können, wenn sie chatten. Es gibt
zwar keinen hundertprozentigen Schutz, aber es gibt verschiedene Regeln, durch deren
Beachtung sich das Risiko verringern lässt.
Hintergrundinformation zu den Themen Chatten und Gefahren im Chat:
Ausführlichere Hintergrundinformationen sind im Anhang dieses Berichtes zu finden.
Sie sind für Fachleute gedacht, die sich in das Thema einarbeiten möchten, um
Informationen an Jugendliche und Erwachsene weiter zu geben.
Besonderheiten der Schulformen
Das Thema „Gefahren im Chat“ ist kein selbstverständliches Schulthema. Daher ist es um so
wichtiger, die individuellen Möglichkeiten zu eruieren und zu nutzen, um das Thema im
Schulalltag etablieren zu können.
Die acht weiterführenden Schulen sind Systeme mit sehr unterschiedlichen Größenordnungen
und Organisationsformen. Deswegen wurde im Rahmen des Projekts sehr bewusst von
Anfang an individuell mit ihnen zusammen gearbeitet. So konnten die Besonderheiten der
Schulsysteme berücksichtigt und für das Projekt genutzt werden.
Besonderheiten der Organisationsformen
 In großen Systemen stellen sich sehr schnell Stufenleitungen als Ansprechpartner und
Verantwortliche zur Verfügung.
 In manchen Schulen ist es üblich z.B. kurz vor den Sommerferien Projekttage
anzubieten, bei denen den Schülern verschiedenste Themen in Form von Workshops
angeboten werden. In diesem Rahmen kann das Thema „Gefahren im Chat“ etabliert
werden.
 Gerade große Schulsysteme bieten regelmäßige Themenschwerpunkte an (z.B.
Gewaltprävention oder Suchtprävention), bei denen auch mit externen Fachkräften
zusammengearbeitet wird. Hier kann das Thema „Gefahren im Chat“ mit
eingeflochten werden.
 Die Spielräume von Klassenlehrern sind unterschiedlich. Klassenlehrerstunden bieten
Klassenlehrern die Möglichkeit einer freien Gestaltung. Hier können nicht nur
Probleme im Klassenverband und organisatorische Dinge angesprochen werden
sondern auch aktuelle Themen wie die Gefahren im Chat aufgegriffen werden.
 Die Organisation und Aktivität der Elternschaft in Form der Elternpflegschaft ist in
den Schulen ebenfalls sehr unterschiedlich. An manchen Schulen ist es durchaus
möglich, die Eltern direkt über die Elternpflegschaft anzusprechen. Manche
Elternpflegschaften organisieren auch zusammen mit dem Lehrerkollegium
Workshoptage für die Elternschaft der Schule, bei denen das Thema Chatten seinen
Platz finden kann.
Seite 15
Ansprechpartner innerhalb der Schulen
Die Wege, um feste Ansprechpartner für ein Thema zu finden, die sich dann für das Thema
verantwortlich fühlen, sind von Schule zu Schule sehr unterschiedlich.
 Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es in kleineren Systemen durchaus funktionieren
kann, wenn ein von außen kommendes Thema an die Schulleitung gebunden bleibt.
 In manchen Systemen wird man sehr schnell an Stufenleiter verwiesen, und manchmal
geht der Weg dann noch weiter zu interessierten Lehrerinnen oder Lehrern, die das
Thema kontinuierlich aufgreifen und begleiten.
 An manchen Schulen entstehen Kontakte zu den jeweiligen Klassenlehre(innen) der
5.-7. Klassen. Diese Lehrer(innen) tragen dann das Thema direkt in ihre Klassen.
 Schulsozialarbeiter sind ebenfalls wichtige Anlaufstellen, die entweder das Thema in
der Hand behalten oder aber beim Kontaktknüpfen zu interessierten Lehrer(innen)
behilflich sind.
Um das Thema „Gefahren im Chat“ kontinuierlich in einer Schule zu etablieren, ist es
notwendig, Personen zu finden, die sich für das Thema verantwortlich fühlen und es auch
über einen bestimmten Projektzeitraum hinaus begleiten. Dieser Vorgang gestaltet sich in den
meisten Schulen nicht sehr einfach. Lehrerkollegien werden heute mit sehr unterschiedlichen
und vielschichtigen Anforderungen konfrontiert. Da bleibt häufig wenig Zeit und Motivation,
sich auch noch mit schulferneren Themen auseinander zu setzen. Ansprechpartner können
daher Schulleitung, Stufenleiter, Klassenlehrer(innen), themeninteressierte Lehrer oder
Schulsozialarbeiter sein.
Besonderheiten auf Seiten der Schüler
 Zum einen durch die Erfahrung im Projekt an einer reinen Mädchenschule, zum
anderen durch die Fragebogenuntersuchung fiel auf, dass Mädchen und Jungen anders
mit dem Thema Belästigung im Chat umgehen. Offensichtlich finden offenere
Gespräche darüber statt, wenn Mädchen unter sich sind, so dass Angebote zu
geschlechtergetrennte Gesprächsmöglichkeiten sinnvoll erscheinen.
 In der Schule für Lernbehinderung wurden als Zielgruppe nicht die Klassen 5-7,
sondern die Klassen 8-10 ausgewählt. Da lernbehinderte Schüler aus den jüngeren
Jahrgangsstufen
häufig
noch
nicht
über
ausreichende
Leseund
Rechtschreibkenntnisse verfügen, ist das Thema Chatten eher bei den Älteren verortet.
Von daher bieten sich Aufklärungs- und Präventionsangebote eher in diesen Klassen
an.
 In der Schule für Erziehungshilfe wurde besonders betont, dass man es hier vielleicht
nicht nur mit potentiellen Opfern, sondern auch mit potentiellen Tätern zu tun haben
könnte. Diese Überlegung wurde zwar besonders für die Schule für Erziehungshilfe
benannt, gilt aber letztendlich auch für alle anderen Schulformen.
Vernetzung der Schulen untereinander
Vernetzung der Schulen untereinander bedeutet, dass sich die für das Thema „Gefahren im
Chat“ verantwortlichen Personen der verschiedenen Schulen treffen und austauschen.
Ein solches Treffen entstand aus dem eigenen Interesse von Lehrern und wurde innerhalb des
Projekts in der Beratungsstelle Mittelstraße durchgeführt. In der Folge wurde fest gehalten,
weitere Treffen in größeren Abständen stattfinden zu lassen, um die Kontinuität in der
Auseinandersetzung mit dem Thema zu fördern und sich gegenseitig zu unterstützen.
Seite 16
Außerschulische Veranstaltungen
Das Thema „Gefahren im Chat“ hat im Laufe der Projektzeit über die Grenzen der Schulen
hinweg Kreise gezogen. Es kamen Anfragen von verschiedenen außerschulischen Stellen an
die Beratungsstelle, ob nicht ein Workshop, Elternabend oder Vortrag zu dem Thema
angeboten werden könnte. Diese Anfragen wurden von der Beratungsstelle genutzt das
Thema weiter publik zu machen.
An dieser Stelle seien kurz einige außerschulische Veranstaltungen benannt und kurz
beschrieben:
 Erftprävent: (???) was ist das für eine Veranstaltung Beim Erftprävent wurde ein
Workshop mit Live-Demonstration eines Chats durchgeführt. Teilnehmer(innen)
waren Fachleute aus unterschiedlichen pädagogischen Sparten.
 Caritas-Rhein-Erft-Forum: Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe des
Caritasverbandes Rhein-Erft wurde ein Vortragsabend zum Thema „Gefahren im Chat
durchgeführt, zu dem Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen geladen waren.
 Internetcafe einer Pfarrgemeinde: Von einer Pfarrgemeinde kam die Anfrage, ob eine
Informationsveranstaltung in ihrem Internetcafe zu dem Thema durchgeführt werden
könnte. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde eine Live-Chat demonstriert.
 Informationsnachmittag in einer Jugendgruppe: Die Leiterin einer kirchlich
organisierten Jugendgruppe hatte die Idee, einer ihrer Gruppenstunden zum Thema
„Gefahren im Chat“ zu gestalten. Neben vielen Diskussionen und Fragerunden wurde
hier auch ein Live-Chat demonstriert.
 Weiterführende Schulen außerhalb von Kerpen: In einigen Schulen außerhalb von
Kerpen bestand Interesse an einem Elternabend zu dem Thema. Hier wurden
Veranstaltungen außerhalb des Projektrahmens angeboten.
Fazit und Ausblick
Das Thema „Gefahren im Chat“ ist bei Schülern, Lehrern und Eltern auf großes Interesse
gestoßen. Die Fragebogenerhebung bei den Schülern hat deutlich gemacht, dass eine
Aufklärung in diesem Bereich notwenig ist, da ein nicht zu vernachlässigender Anteil der
Schüler (5.-7. Klasse) sehr risikobereit und unbefangen mit dem Medium umgeht. Sie geben
leichtfertig eigene Daten wie Handynummer und Namen weiter. Einige scheuen sich nicht
Treffen mit Chatbekanntschaften zu vereinbaren, und sehr viele Schüler haben perverse
Anmache oder Beleidigungen im Chat erlebt.
Daher ist es in Zukunft wichtig, Schüler(innen) über die Gefahren im Chat und auch über
Schutz- und Präventionsmöglichkeiten aufzuklären und mit ihnen über dieses Thema im
Gespräch zu bleiben. In den 5. und 6. Klassen ist die Präventionsarbeit besonders sinnvoll, da
hier noch viele Schüler(innen) ohne Chat-Erfahrung sind und alle insgesamt für das Thema
aufgeschlossener sind.
In der Zusammenarbeit mit den Schulen hat sich eine schulspezifische und individuelle
Herangehensweise bewährt. Die acht weiterführenden Schulen stellten sich im Rahmen des
Projektes als sehr unterschiedliche Systeme dar, bei denen es verschiedene Nischen gab, in
denen sich das Thema „Gefahren im Chat“ platzieren ließ. Die Schulen sind sehr
unterschiedlich mit dem Thema umgegangen, wodurch ein großes Spektrum an Ideen und
Möglichkeiten zu dem Thema entstand.
Seite 17
Einige Schulen steckten in dem Dilemma, dass sie das Thema durchaus als interessant und
wichtig einstuften, aber Schwierigkeiten hatten, es im Gesamtplan der Anforderungen
unterzubringen. Schulen werden im Moment mit vielen von außen kommenden Themen
konfrontiert. In dieser Situation wurde es als hilfreich erlebt, dass Fachleute aus der
Beratungsstelle Mittelstraße Vorarbeit leisteten, Informationen sammelten und geplante
Veranstaltungen vorstrukturierten. Ebenso war es wichtig, das Thema von Seiten der
Beratungsstelle immer wieder in den Schulen in Erinnerung zu rufen.
Der Fragebogen erfüllte eine weitere wichtige Funktion: Er diente in manchen Klassen als
Türöffner für ein beginnendes Gespräch zwischen Lehrern und Schülern über das Thema
Chatten. Durch die Darstellung der Fragebogenergebnisse in Lehrerkonferenzen wurde das
Thema noch mal im ganzen Lehrerkollegium aufgegriffen und in Erinnerung gerufen.
Da die Laufzeit des Projektes über einen Schuljahreswechsel hinausging, wurde deutlich, in
welchen organisatorischen Konstellationen die Weitergabe des Themas an die nächsten
Klassen gut funktionierte und wo es Schwierigkeiten zu überwinden galt.
Ein einfacher Übergang war oft dann möglich, wenn sich eine oder mehrere Personen des
Lehrerkollegiums für das Thema verantwortlich fühlten und eine klare Einordnung des
Themas in den Schulalltag definiert war (z.B. im Rahmen von Projekttagen, die sich immer in
einer bestimmten Jahrgangsstufe wiederholten). Schwieriger gestaltete sich der Übergang,
wenn sich einzelne Klassenlehrer(innen) engagierten, die dann mit ihrer Klasse aus dem
Bereich der Zielgruppe (5.-7. Klasse) „herauswuchsen“. Sie konnten zwar mit ihrer Klasse im
Gespräch bleiben, es war aber nicht definiert, wie das Thema in die neuen 5.-7. Klassen
getragen werden kann. Hilfreich und sinnvoll war die Arbeit vieler Lehrer(innen), die das
Thema ohne großen Aufwand in ihren Fachunterricht oder aber in sonstige Gesprächszeiten
mit Schülern integriert haben und auf diese Weise eine Sensibilisierung für die Gefahren im
Chat und eine Gesprächsbasis zwischen Lehrern und Schülern geschaffen haben.
In der Arbeit mit Eltern war ein wichtiges Ziel, ihnen die Befürchtung zu nehmen, sie würden
sich zu wenig mit dem Chatten auskennen, um ihre Kinder sinnvoll im Umgang mit diesem
Medium zu begleiten. Hier zeigte sich bei Elternabenden ein ähnliches Bild wie bei
Lehrerkonferenzen: Die meisten Eltern hatten schon mal vom Chatten gehört, hatten aber
darüber hinaus kaum Ahnung von den Möglichkeiten und Gefahren im Chat.
Die Fragebogenerhebung macht deutlich, dass die Elternarbeit besonders in den 5. Klassen
sinnvoll ist, da hier Eltern und Kinder noch in gutem Kontakt stehen und Eltern wichtige
Vertrauenspersonen für die Kinder darstellen. Innerhalb der später folgenden Pubertät haben
Eltern einen wesentlich schwereren Stand bei ihren Kindern und können sie daher auch mit
ihrem Begleitungsangebot beim Chatten schwerer erreichen.
Wie oben schon erwähnt, scheint es für Schulen hilfreich zu sein, wenn von außen regelmäßig
auf das Thema aufmerksam gemacht wird und es in Erinnerung gerufen wird. Daher plant die
Beratungsstelle Mittelstraße in größeren zeitlichen Abständen interessierte Lehrer(innen) zu
einer Gesprächsrunde zum Thema „Prävention vor Missbrauch im Chat“ einzuladen.
Seite 18
Literatur, Links, Broschüren
Literatur
Abbühl, V. (2003). Chatkommunikation.
http//visor.unibe.ch/ws04/medienthemen/docs/Vortrag_chat.pdf
Beißwenger, M. (Hrsg.) (2002). Chat-Kommunikation, Sprache, Interaktion, Sozialität &
Identität in synchroner computervermittelter Kommunikation, Perspektiven auf ein
interdisziplinäres Forschungsfeld. Band 1 und 2. Stuttgart: ibidem-Verlag.
Der richtige Dreh im WWW
Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Bezugsmöglichkeit über www.bmfsfj.de
Döring, N. (2000). Cybersex aus feministischen Perspektiven: Viktimisierung, Liberalisierung
und Empowerment. Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, 18. Jhg., Heft 1
+ 2 / 2000, 22-48. http://www.nicola-doering.de/publications/ZfFG_doering-2000.pdf
Döring, N. (2003). Sozialpsychologie des Internets. Göttingen: Hogrefe
Döring, N. (2004). Verliebt – verlobt – vernetzt: Paarbeziehungen im Internetzeitalter.
Psychologie Heute, Januar 2004 (46-51).
Ein Netz für Kinder – Surfen ohne Risiko?
Bezugsmöglichkeit: www.bmfsfj.de/Kategorien/Publikationen.did=4712.html
Ursula Enders (2004). Sexueller Missbrauch in den Chaträumen des Internets.
www.zartbitter.de
Groner, R., Dubi, M. (Hrsg.) (2001). Das Internet und die Schule, Bisherige Erfahrungen und
Perspektiven für die Zukunft. Göttingen: Verlag Hans Huber.
Heine, C. (2001). Chatten, Alles über Chatsysteme, Communities und die Netzkultur.
Würzburg. Arena-Verlag
Links
www.blinde-kuh.de
www.cyberangels.org
www.enough.org
www.internet-seepferdchen.de
www.internet-abc
www.jugendschutz.de
Seite 19
www.kindersache.de/interakt/default.html
http://chatten-aber-sicher.pixsolution.de
www.polizei.propk.de/kids
www.safer-internet.net
www.seitenstark.de
www.zartbitter.de
Broschüren
Chatten ohne Risiko? Zwischen fettem Grinsen und Cybersex. www.jugendschutz.de
Chatten: Anqatschen, anflüstern, anmachen – Klartext zum sicheren Chatten.
Unveröffentlichte Broschüre der Beratungsstelle Mittelstraße (2004). Kerpen-Horrem.
Click it! – für Jungen und Mädchen. Zartbitter e.V. (2005)
Click it! Für Eltern. Zartbitter e.V. (2005)
Sicher surfen. Sicherheitsregeln für Kinder im Internet. www.nrw.jugendschutz.de
Seite 20
ANHANG
mit
Materialien
Seite 21
Inhaltsverzeichnis zum Anhang
Einführung ins Thema Chatten und Missbrauch im Chat
S. 22
Konzept für eine Doppelstunde mit Live-Chat
S. 38
Klassenlehrer(innen)stunde ohne Live-Chat
S. 40
Workshop über 4 Schulstunden mit Live-Chat
S. 42
Unterrichtseinheit für den Politikunterricht
S. 45
Vorschlag für die Durchführung eines Workshops für Eltern
über ca. 3 Schulstunden (mit Live-Chat)
S. 46
Fragebogen für Schüler zum Chatten
S. 56
Seite 22
Einführung ins Thema Chatten und Missbrauch im Chat
Was ist Chatten?
Chat ist englisch und bedeutet „Plausch“ oder „Schwätzchen“.
Chatten ist die Möglichkeit, im Internet Gespräche mit anderen Personen zu führen, die sich
zeitgleich auch im Internet – genauer in dem gleichen Chatraum - befinden.
Als Kommunikationstechnologie ist das Chatten am ehesten mit dem Telefonieren zu
vergleichen. Die Redepartner kommunizieren ohne Sichtkontakt. Chatten ist sozusagen eine
zeitgleiche Distanzkommunikation. Anders als beim Telefonieren:
 erfolgt die Kommunikation beim Chatten schriftlich
 ist zumindest in den öffentlichen Chaträumen meist mehr als eine Person
potentieller Gesprächspartner
 ist es möglich, parallel an mehreren Gesprächssträngen teilzunehmen
 erscheinen die Beiträge der einzelnen Personen in der Reihenfolge, in der sie beim
Chat-Server eintreffen. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.
 ist es schwer, die genaue Identität der Gesprächspartner herauszubekommen
 können von den Gesprächen Protokolle angefertigt werden, die später eingesehen
werden können
Organisation von Chaträumen
Chatten kann man im Internet in eigens dafür angelegten Räumen. Solche Räume kann man
durch Angabe der Internet-Adresse aufrufen (z. B. www.knuddels.de oder http//de.yahoo.com
oder www.chatcity.de).
1. Schritt: Anmeldung
In den meisten Chaträumen muss man sich als neuer Nutzer anmelden. Das heißt, man muss
sich einen Nickname geben und ein Passwort angeben. In manchen Chats kann man sich aber
auch als Gast einloggen (anmelden). Das geht z. B. in Chatcity.
2. Schritt: Wahl eines Channels / Chatraums
Anschließend kommt man auf eine neue Oberfläche, auf der man sich einen „Chatraum“ oder
„Channel“ aussuchen kann. Meist gibt es unter einer www-Adresse (z. B. knuddels.de) sehr
viele verschiedene Channels. Die Channels haben Namen, die schon etwas über ihre
thematische Ausrichtung verraten. Beispiele für Channel-Namen:
 Flirt 45
 Teenchat
 Biergarten
 Heiße Liebe
 Unter 20
 Halle 3
 Hausaufgaben
 Help 4 you
Durch die Wahl des Channels kann man schon ein bisschen steuern, was einen erwartet.
Dabei muss man sagen, dass man z. B. sexuelle Belästigungen nicht wirklich ausschließen,
sondern eher bewusst aufsuchen kann. Das heißt, im Schüler-Chat kann man nicht davon
ausgehen, dass man nicht sexuell belästigt wird. Geht man aber in den Chanel „Heiße Liebe“,
Seite 23
kann man sicher sein, dass man in kürzester Zeit sehr eindeutig in Richtung Cybersex
angesprochen wird.
Allgemein kann man sagen, es gibt Channels für
 bestimmte Altersgruppen (z. B. unter 20)
 bestimmte Themen (z. B. Heiße Liebe oder Hausaufgaben)
 offene Channels (z. B. Halle 3) ohne thematische Ausrichtung
 Channels, in denen man Fragen zum Chat stellen kann (z. B. Help 4 you)
 Channels, in denen man Online-Spiele mit anderen spielen kann (z. B. Mafia im
knuddels)
3. Schritt: Kontaktaufnahme
Hat man einen Channel ausgewählt, wird meist von einer im Chat befindlichen Instanz im
Channel bekannt gegeben, dass man den Raum betreten hat (z. B. „Luisa14 betritt den
Raum“).
Meist kann man in einem Channel über eine nebenstehende Liste sehen, wer sonst noch zur
gleichen Zeit in diesem Channel / Chatraum ist. Jetzt kann man mit einzelnen Personen oder
mit mehreren gleichzeitig chatten. Einen Chatter, der sich nur als Beobachter im Channel
befindet, ohne sich an einem Gespräch zu beteiligen, nennt man Lurker. In manchen
Chaträumen wird man dann allerdings von der Administration rausgeworfen. Das macht
besonders in teilnehmerbegrenzten Chats Sinn, da dann wieder „gesprächswillige“ Chatter
nachrücken können. Die Administratoren können auch gebeten werden, jemanden aus dem
Chat zu werfen, der andere belästigt. Dieser kann dann allerdings durchaus unter einem
anderen Nickname wieder auftauchen und weitermachen.
4. Schritt: Aufsuchen eines intimeren Kommunikationsraums (Anflüstern, Privatraum /
Separee)
Wenn man mit jemandem nicht vor allen anderen chatten möchte, kann man ihn anflüstern.
Das heißt, man bleibt in dem vorher gewählten Channel, wählt aber über eine bestimmte
Funktion (ist von Chatraum zu Chatraum verschieden), dass der Text, den man schreibt, nur
von einer bestimmten Person gesehen werden kann.
Geht einem diese Form der privaten Kommunikation noch nicht weit genug, kann man den
oder die gewünschten Gesprächspartner auch ins Separee einladen. Das heißt, es wird ein
privater Raum eingerichtet, in den die gewünschten Gesprächspartner und man selbst
wechseln können. Im SEP ist man dann unter sich. Niemand sonst kann lesen, was dort
geschrieben wird.
Diese Möglichkeit wird vielfach von Personen gewählt, die mit bestimmten anderen Personen
Cybersex haben wollen, wird aber genau so von Freunden genutzt, die sich einfach privater
unterhalten möchten.
Chat-Technologien
Im Chat wird in erster Linie Text zur Kommunikation verwendet. Daneben gibt es aber auch
noch die Möglichkeit, Bilder oder Filme und Töne zu verschicken.
o Video-Chats: Um im Chat nicht nur Texte, sondern auch Videos zu benutzen, braucht
man spezielle Hard- und Software. Mit einer Webcam kann man z. B. Live-Bilder
verschicken, wie man gerade allein vor dem Computer sitzt und chattet. Diese
Möglichkeit wird zunehmend in den erotischen Chats genutzt, damit man sich
gegenseitig bei der Selbstbefriedigung zusehen kann. Das stellt für Jugendliche eine
Seite 24
besondere Gefahr da, weil sie dadurch mit Bild- und Videomaterial konfrontiert
werden, das sie völlig unvorbereitet trifft, schockiert und überfordert.
o Grafik-Chats: In Grafik-Chats kann man sozusagen in eine virtuelle grafische Welt
einsteigen, auch „Avatar-Welten“ genannt. Hier kann man für sich selbst auch eine
grafische Darstellung wählen (Avatar) und in eine mehr oder weniger phantastische
Geschichte einsteigen. Dieser Bereich ist für das Thema sexueller Missbrauch im Chat
anscheinend nicht so relevant.
o Text-Chats: Das sind die am häufigsten verwendeten Chats, die jedoch zunehmend mit
Video-Chats und Audio-Chats kombiniert werden können.
o E-Mail im Chat: In manchen Chaträumen ist es möglich, e-Mails an den Nickname
einer anderen Person zu versenden. So kann man an diese Person eine Nachricht
senden, auch wenn sie im Moment nicht „online“ ist. Betritt diese Person wieder den
Chatraum, wird sie von der Administration (Verwaltung des Chatraums, die vom
Anbieter betrieben wird) benachrichtigt, dass für sie eine e-Mail vorliegt. Auch dies
kann eine lästige bis gefährliche Funktion sein, da sich so Pädophile an Jugendliche
wenden können, ohne dass die sich gegen die Nachricht wirklich schützen oder
wehren können.
Die Chat-Sprache
Im Laufe der Zeit hat sich eine eigene Chat-Sprache entwickelt, die man zumindest verstehen
sollte, wenn man sich in einen Chat begibt. Diese Chat-Sprache ist nicht nur eine
Modeerscheinung, sondern hat seine Ursachen zumindest teilweise in den Besonderheiten des
Mediums.
 Chatten muss schnell gehen: Es ist nicht sinnvoll – und in den meisten Chats auch
nicht erwünscht, dass man Romane schreibt. Längere Texte zu verfassen ist auch
deshalb problematisch, da das Geschriebene immer erst zum Chat-Server abgeschickt
werden kann, wenn es vollständig ist. Das heißt, der Chatpartner weiß in dem Moment
gar nicht, ob man einen langen Text verfasst, gerade durch etwas anderes abgelenkt ist
oder keine Lust mehr hat, mit ihm zu chatten.
 Non- und paraverbale Kommunikation muss in kurze Schriftsprache umgesetzt
werden: Chatten hat sehr häufig Smalltalk-Charakter. Und der Smalltalk lebt nicht von
den harten Fakten, die vermittelt werden, sondern von den emotionalen Inhalten. Im
Gespräch auf einer Party kann man Sympathie und Antipathie, Interesse, emotionale
Erregung etc. durch Mimik, Gestik und Intonation dem Gegenüber vermitteln. Im
Chat hat man nur die schwarzen Zeichen auf weißem Grund. Daher wurden
Emoticons und Kürzel entwickelt, die sehr schnell diese emotionalen Inhalte in den
Chat einfließen lassen können.
 Meldungen und Anmerkungen der Administration müssen von den anderen
Gesprächsinhalten unterscheidbar sein. Daher werden diese Mitteilungen in
Kursivschrift geschrieben.
Gängige Standards der Chat-Sprache:



Endungsausfall und Kontraktion: „is doch nur´n spiel“
Umgangssprachliches Verschlucken von Silben: Kommste morgn
Begriffe für Mimik: „snieff, traen und wer liebt mich???? Heul“
Seite 25




Geschriebene Umgangssprache: „ich mach mich denn auch ma auffe socken“
Gesprächswörter: „huch, da war er schon wech, dummdidumm“
Lautstärke durch Großbuchstaben: „HAAAALOOOO; HÖÖRT MICH JEMAND“
Emotionen durch Abkürzungen: *g* heißt „Grinsen“; *gg* heißt „breites Grinsen“
Die Chat-Sprache ist stark der Umgangssprache angepasst. Rechtschreibfehler durch
schnelles Tippen oder auch umgangssprachliche Auslassungen sind durchaus üblich. Die
Verwendung von Emoticons (Symbole für Gefühle wie z. B. :o) für lachen ) ermöglicht es
den Chattern, ihre Gefühle in sehr kurzer und teilweise witziger Weise mitzuteilen.
Erfahrene Chatter können an der Art der Gestaltung von Gesprächsinhalten erkennen, ob ihr
Gegenüber ein ebenfalls erfahrener Chatter oder ein Anfänger ist. Dies ist auch eine
Möglichkeit für Pädophile, ihre potentiellen Opfer schnell und unkompliziert herauszufiltern,
da sie hoffen können, dass Jugendliche ohne Chaterfahrung den Gefahren des Chattens eher
auf den Leim gehen als Jugendliche, die Experten in der Nutzung dieses Mediums sind.
Chattiquette oder Nettiquette: Regeln im Chat
Der Chat ist anonym und als Kommunikationsform sehr flüchtig. Dadurch ist er ideal
geeignet, Kommunikationsarten und Gesprächsformen auszuprobieren, die im realen Leben
nicht konform und nicht geduldet sind. Da es immer wieder zu sehr ausschweifenden und
beleidigenden Konversationen gekommen ist, wurde versucht, durch die Chattiquette oder
auch Nettiquette Regeln für die Kommunikation und die Gestaltung von Beziehungen im
Netz - speziell im Chat – zu etablieren. Beispiele für solche Regeln sind: „Sprich andere so an
wie Du selbst auch angesprochen werden möchtest.“ „ Sei höflich zu anderen .“ „Vergiss nie,
dass die anderen Chatter auch Menschen und nicht virtuelle Gestalten sind.“ „Versuche nie,
anderen Deine Meinung aufzuzwingen.“
In manchen Chaträumen wird verlangt, sich vor Betreten des Raumes über die Regeln zu
informieren (z. B. neuerdings bei Chatcity) oder aber es gibt auch innerhalb der Chaträume
„Aufsichtspersonen“, die darauf achten, dass keine Schimpfwörter oder Ähnliches verwendet
werden. Im Knuddels werden solche Gesprächsbeiträge erst gar nicht im Chatraum angezeigt.
Stattdessen schreibt der „Butler James“ eine Mitteilung an den Urheber. Viele solcher
Mitteilungen führen zum Verweis aus dem Chatraum. Das heißt, hier sind Verstöße gegen die
Regeln auch teilweise sanktioniert. Virtuelle Aufsichtspersonen wie der Butler James können
dabei aber nur sehr rudimentäre Funktionen erfüllen und sollten nicht vorschnell als
weitreichende Absicherung verstanden werden. Der des Raumes verwiesene Chatter kann sich
sofort wieder unter einem anderen Nickname einloggen und unerkannt im gleichen Chatraum
weiter chatten.
Seite 26
Beispiele für Chaträume
www.chatcity.de
1. Aufrufen des Chats.
2. Anmeldung: Man kann sich entweder als Gast einloggen oder als registrierter Nutzer.
3. Wahl eines Chatraums aus der Liste. Bevor man in den Chatraum gehen kann, muss
man noch quittieren, dass man sich über die Regeln im Chat informiert hat.
4. Im Chatraum
Im Chatraum kann man ganz oben im Bildausschnitt sehen, wie viele Personen gerade im
Chat sind. (Anwesende 18 / 32) bedeutet, dass 18 Personen im offenen Chat sind und 32 im
Separee.
Einige Befehle für Chatcity
Befehle
Bedeutung der Befehle
/springe schueler
Mit / kann man immer Befehle angeben. In diesem
Fall lautet der Befehl: Springe in den Chatraum
Schüler.
Wer ist gerade im Chatraum
Dieser Punkt vor dem geschriebenen Text bedeutet,
dass jemand im offenen Separee ist.
Möchte man selbst in ein Separee, kann man das mit
diesem Befehl tun.
Der Text, der nach dem „flüstert“ erscheint, kann nur
von mir, nicht von den anderen Anwesenden im
Chatraum gelesen werden. Vor dem „flüstert“ steht
der Nickname der Person, die mich angeflüstert hat.
Mit diesem Befehl kann ich jemanden anflüstern, so
dass nur er meinen Text sieht.
So kann ich ein neues Separee anlegen, in das ich
jemanden einladen kann (sn bedeutet Separee new).
So kann ich ein Separee verlassen.
So kann ich in der dritten Person von mir sprechen.
Rechte Maustaste
Markieren
Kopieren an den gewünschten Ort
Illegale Texte oder Bilder sollte man zu
Dokumentationszwecken nicht auf die Festplatte,
sondern nur auf CD oder Diskette speichern, sonst
kann man sich strafbar machen.
/who oder /wer

/ gehe (Name des Separees)
(Nickname) flüstert ..........
/w oder /f (Nickname) Text
/sn (Name)
/weg
/me
Speichern von Textabschnitten
Erklärung zur Tabelle: Die Klammern um z. B. Nickname gehören nicht zum Befehl sondern
sollen nur deutlich machen, dass an dieser Stelle ein spezieller Name oder ein spezielles Wort
einzufügen ist.
Seite 27
Chatcity ist ein Chat, in dem es sehr viel um Sex und Erotik geht. Selbst im Schueler-Chat
wird man innerhalb kürzester Zeit sehr direkt auf Cybersex angesprochen – auch oder gerade
wenn man sich als 13-14 jähriges Mädchen ausgibt. Auch „echte“ Jugendliche werden in
dieser Weise angesprochen.
www.knuddels.de
Im Knuddels-Chat muss man sich anmelden und kann nicht als Gast einsteigen.
1.
2.
3.
4.
Aufrufen des Chatraums mit der www-Adresse
Nickname erfinden
Password eingeben
im Knuddels stehen einem sehr viele verschiedene Chaträume zur Verfügung. Die
meisten verraten durch ihren Namen, worum es geht.
Im Knuddels ist es möglich, „Family-Mitglied“ zu werden. Mitglied wird man, wenn man
mehr als 6000 Minuten im Knuddels-Chat war und wenn man in der Zwischenzeit nicht zu oft
von dem „Aufpasser“ James ermahnt werden musste, weil man die Chattiquette verletzt hat.
Als Family-Mitglied darf man Chaträume besuchen, die den Anfängern verschlossen bleiben.
Daneben hat man auch andere Vorteile als Family-Mitglied, die ich hier nicht alle auflisten
kann (z. B. auch, dass man seinen eigenen Channel bestimmen und eröffnen kann, in den man
andere Personen einladen kann. Diese Channels sind aber nicht öffentlich und daher in der
Eingangsliste auch nicht erwähnt). Solche Channels können sich auch Cliquen, Freunde oder
Schulklassen einrichten. Wenn sie den Namen nicht öffentlich machen, sondern nur an
Mitglieder ihrer Gruppe weiter geben, haben sie so einen Chatraum, in dem sie ungestört
unter sich sein können.
Einige Befehle aus dem Knuddels-Chat:
Befehle
/kiss (Name)
/w (Nickname)
/go (Channelname)
/blinddate
/away
(Grund
Abwesenheit)
/m (Nickname)
/ig (Nickname)
Bedeutung der Befehle
Man kann im Knuddels Küsse als Sympathiebezeugungen
verteilen. Bekommt man einen Kuss, wird der als Knutschfleck
dargestellt und im Profil der Person gezählt. So lässt sich ein
Beliebtheitsgrad feststellen. Neben Küssen kann man auch
Rosen verteilen.
Es kommt ein Raster mit Informationen über die Person mit
dem genannten Nicknamen (z. B. wie viele Küsse sie schon
bekommen hat, wann sie das erste Mal im Knuddels war etc.).
Mit diesem Befehl kann man den Chatraum wechseln.
Es erscheint ein Raster, in das man das Profil eines WunschChatpartners eingeben kann (z. B. Alter, Region, Interessen im
Chat etc.).
für Mit diesem Befehl sagt man, dass man mal kurz weg ist, ohne
ganz aus Knuddels raus zu gehen. Den Grund dazu muss man
nicht angeben.
Mit /m kann man eine Nachricht an eine Person senden, egal
ob sie gerade im Chat ist oder nicht. Wenn sie in den Chat
kommt, wird sie benachrichtigt, dass sie eine Message hat
(funktioniert wie e-Mail über den Nickname).
Mit /ig kann ich jemanden ignorieren, der mich nervt oder in
einer für mich unangenehmen Weise anspricht. Dann
Seite 28
/unig (Nickname)
/f (Nickname)
/f
/tut
/h knigge
(Nickname) cm
anflüstern
Help 4 you Channel
maffen
James
/p (Nickname): Text
Schifttaste zusammen mit
Taste links von der 1 plus
Buchstaben für Farbe plus
Zahl für Schriftgröße plus
wieder Schifttaste
zusammen mit Taste links
von der 1 : °y50°
erscheinen seine Texte nicht mehr auf meinem Bildschirm.
So kann ich das Ignorieren wieder aufheben.
In Knuddels kann ich eine Freundschaftsliste mit bis zu 40
Freunden anlegen und mit /f (Nickname) kann ich einen
Freund hinzufügen. Wenn ich in den Chat gehe, kann ich mich
benachrichtigen lassen, ob meine Freunde auch gerade online
sind.
Ansehen der Freundschaftsliste.
Über diesen Befehl kommt man in ein Tutorial, in dem man
schrittweise lernt, sich in Knuddels zurecht zu finden. Immer
wenn man eine Lektion geschafft hat, bekommt man die
nächste.
Hier bekommt man die Liste der Regeln des Umgangs
miteinander für Knuddels (Nettiquette).
Hinter Nicknamen mit „cm“ dahinter verbergen sich Personen,
die einen Channel moderieren.
Rechts neben dem Chatraum befindet sich die Liste der
Anwesenden. Möchte ich mit jemandem flüstern, muss ich ihn
nur in der Liste mit der Maus markieren. Dann erscheint meine
nächste Nachricht nur für ihn und alle folgenden Nachrichten
auch, so lange ich ihn markiert lasse.
In diesem Channel wird einem geholfen, wenn man Fragen hat.
Wie beim Arbeitsamt muss man mit dem Text „nummer bitte“
eine Nummer ziehen. Wenn man dran ist, kann man mit einem
Mentor flüstern und seine Fragen stellen.
Maffen ist ein Kürzel für Mafia spielen. In Knuddels kann man
das Spiel „mafia“ spielen. Auch hier gibt es wie bei „Family“
verschiedene Experten-Stadien und als Family-Mitglied kann
man sich Leute in den eigenen Channel zum Maffen einladen.
James ist im Knuddels der Butler. Von ihm kann man sich z. B.
eine eisgekühlte Cola bringen lassen oder andere ButlerAufgaben erledigen lassen. James hat aber auch die Funktion
eines Aufpassers. Wenn jemand sich gegen die Regeln verhält
und z. B. Schimpfwörter benutzt, wird der Beitrag zensiert,
kommt also nicht für alle auf den Bildschirm. Stattdessen rügt
James den Urheben (z. B. mit „lass den Käse“). Rügen von
James werden gezählt und bei zu vielen Rügen hat das
Konsequenzen.
Mit diesem Befehl kann man von einem Channel zum anderen
schreiben, z. B. wenn man in einem anderen Channel einen
Freund entdeckt hat und sich mit ihm verabreden will.
°y50° bedeutet, dass man für sich eine gelbe Schrift
(Anfangsbuchstaben der Farben im Englischen) in der
Schriftgröße 50 wählen möchte.
Knuddels ist ein Chat, in dem man auch erotische Abenteuer erleben kann, wenn man möchte.
Man kann sich aber auch davor schützen. Es gibt verschiedene Channels mit verschieden
Seite 29
strenger Nettiquette und verschieden strengen Knigge-Regeln. Gutes Verhalten wird belohnt,
schlechtes Verhalten auch bestraft bis hin zum Ausschluss aus dem Chat. Je erfahrener die
Chatter sind, desto mehr Freiheiten bekommen sie in Knuddels
(z. B. als Family-Mitglied selbst private Channels aufzumachen, als Admin auch öffentliche
Channels, als erfahrenes Family-Mitglied kann man Mentor werden und unerfahrenen
Chattern hilfreich zur Seite stehen).
Kontaktaufnahme im Chat
Die Kontaktaufnahme im Chat läuft meist immer nach dem gleichen Muster ab:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Kontaktaufnahme im öffentlichen Chat oder in Foren
Einladen in ein Separee bzw. private Chats
Austauschen von e-Mails und der e-Mailadressen
Austauschen von Fotos
Austauschen der Handynummern und erster telefonischer Kontakt
persönliches Treffen
(aus N. Döring, 2004)
Viele Kontakte im Chat durchlaufen nicht alle Stufen. Die allermeisten brechen irgendwo
dazwischen ab. Jeder Schritt weiter bedeutet nicht nur einen neuen Vertrauensbeweis, sondern
auch eine neue Möglichkeit, den anderen besser kennen zu lernen und zu überprüfen, ob die
Vorstellung vom anderen etwas mit seiner realen Person zu tun hat. Viele Chatter werden auf
einer späteren Stufe herbe enttäuscht (z. B. vom Foto oder von der Stimme, oder von den
Inhalten, wenn längere Gespräche per Telefon möglich sind). Es passiert aber auch immer
wieder, dass sich Personen im Chat kennen lernen, ineinander verlieben und im realen Leben
ein Paar werden.
Jugendlichen ist zu empfehlen, sich sehr gut abzusichern und auch ihre Eltern zu informieren,
bevor sie ihre e-Mailadresse, ihren wirklichen Namen, ihren Wohnort oder ihre
Handynummer herausgeben.
Sollten sie sich wirklich mit einer Chat-Bekanntschaft treffen wollen, ist es ratsam, das nicht
allein zu tun, sondern sich von Freunden begleiten zu lassen und geschützte Räume für die
Verabredung auszuwählen (z. B. zu Hause oder in einem Café, o.ä.).
Identitäten im Chat
So sehr man es im „wirklichen Leben“ hasst, wenn man den anderen nicht gut einschätzen
kann, wenn man nicht weiß, woran man beim anderen ist, so sehr macht es im Chat gerade
den Reiz der Kommunikation aus. Im Chat gilt: „Nichts ist unmöglich“, hinter Anonymität
und Pseudoanonymität kann man alle Spuren verwischen und sich nach Herzenslust in eine
virtuelle Scheinwelt begeben. Man kann sich eine völlig neue Identität geben und so sein, wie
man schon immer sein wollte. Der Computer und damit der Chatraum sind wie eine
Blackbox, die zwischen den Gesprächspartnern steht und nur das durchlässt, was der andere
auch wirklich vorgeben oder von sich preisgeben möchte. In einem realen Kontakt kann man
Figur, Aussehen, Alter, Geruch, Sprachfehler aber auch zum Teil finanziellen Wohlstand,
soziale Zurückhaltung, Ungeschicklichkeit im Umgang mit anderen kaum verbergen. Im Chat
ist das ganz anders. Auch wenn man das Blaue vom Himmel gelogen hat, andere übel
Seite 30
beschimpft oder sexuell belästigt hat, kann man sich unerkannt aus dem Staub machen und
beim nächsten Mal völlig „sauber“ mit einem neuen Nickname in den Chat gehen.
Erstaunlicher Weise zeigen Untersuchungen, dass die meisten Chatter nicht so vorgehen. Sie
bleiben mit der Darstellung ihrer Identität sehr nah an ihrer realen Person. Macken bindet man
dem Gesprächspartner nicht unbedingt auf die Nase und einige Aspekte (Alter oder
Aussehen) werden vielleicht leicht beschönigt. (vgl. Döring, 2003).
Den meisten Chattern ist es nach ihren Aussagen viel zu anstrengend, sich konsequent in eine
andere Identität hinein zu denken und hier glaubwürdig zu erscheinen. Viele Chatter sind
nicht an einem kurzen, grandiosen Erlebnis im Chat interessiert, sondern wollen längerfristige
Kontakte zu anderen Chattern aufbauen. Da würde eine erfundene Identität nur stören.
Auch der vielbesprochene „Gender-switch“ (Geschlechtswechsel) ist für die meisten Chatter
längst nicht so attraktiv wie es auf den ersten Blick erscheint. Sich fälschlicher Weise als
Mann oder als Frau auszugeben ist höchstens für Jugendliche, die mit dem Chatten anfangen,
attraktiv. Danach verliert es schnell seinen Reiz.
Auch Pädophile halten mit ihrer Identität und ihren Absichten nicht großartig hinter dem
Berg. Vielleicht machen sie sich manchmal nur jünger als sie sind, gehen ansonsten aber sehr
offen mit ihrer Person und ihren Wünschen um. Hier ist eher die Hemmungslosigkeit, mit der
Persönliches und abnorme Bedürfnisse veröffentlicht werden (z. B. auch über die WebcamVideos) erschreckend.
Nichts desto trotz ist es für Jugendliche wichtig, immer zu berücksichtigen, dass sich hinter
den schwarzen Buchstaben auf dem Bildschirm Alles und Jeder verbergen kann. Im Netz
kann keine wirkliche Vertrautheit und kein wirkliches Kennen Lernen stattfinden. Hier ist die
Überprüfung im realen Leben notwendig.
Für Jugendliche kann es auch interessant sein, im Chat neue Möglichkeiten des Kontakts
auszuprobieren, die im realen Leben nicht möglich wären. Solche Ideen sollte man nicht
verteufeln, sondern aufgreifen und so unterstützen, dass es nicht zu groben Entgleisungen
kommt. Im Alter der Jugendlichen gehört es naturgemäß dazu, sich in neuen
Beziehungsformen und Kontakten einerseits und neuen Identitäten und Rollen anderseits zu
üben. Da kommt der Chat als Übungsplattform genau richtig.
Gefahren im Chat
Warum ist es so attraktiv, erotische Aktivitäten über den Chat auszuleben?
 Fast völlige Risikolosigkeit: Regel- und Normverletzungen können unbehelligt
ausgeübt werden, ohne dass jemand zur Verantwortung gezogen werden kann.
 Hohe Verfügbarkeit: Chatten kann man rund um die Uhr. Besonders nachts, wenn
man in der realen Umgebung keinen mehr so leicht erreichen kann, findet man im
Chat immer einen Ansprechpartner.
 Kostengünstig: Das Internet und die Internetnutzung kostet nicht sehr viel. Sehr viele
deutsche Haushalte sind in der Lage, sich einen Internetanschluss zu leisten und ihn
auch zu nutzen.
 Schneller Rollenwechsel: Auch wenn man mit einem Nickname Schiffbruch erlitten
hat und eventuell sogar aus dem Chat geworfen wurde, kann man mit einem neuen
Nickname und einem neuen Passwort im nächsten Moment wieder auftauchen und
eine neue Kontaktaufnahme starten.
 Neue Form der Selbstinszenierung: Wer sich sonst unattraktiv fühlt, erlebt endlich
positive Resonanz und fühlt sich geschmeichelt und begehrt.
Seite 31


Direkte Ansprachemöglichkeiten: Im Chat braucht man keine lange Kennenlernphase,
wenn man das nicht möchte. Hier kann man sehr schnell zum Thema Erotik und
Cybersex übergehen, ohne bei den anderen Anstoß zu erregen.
Viele potentiell bereitstehende Partner: Je nachdem, welchen Channel man sich
ausgesucht hat, kann man sich streckenweise kaum retten vor Gesprächspartnern, die
auch auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer sind. Geht man z. B. bei Yahoo
unter Romantik und Erotik in den Teenchat, so ist das, was dann kommt, alles andere
als jugendfrei.
(Auflistung in Anlehnung an Kollmann in Beißwenger, 2002 (Band 2, S. 345))
Die Gefahren, die durch die Neuartigkeit des Mediums Chat entstehen, sind vielfältig:
 Der im Chat vollzogene Rollenwechsel bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das
„reale“ Selbstbild. Denkt sich jemand sehr intensiv in eine – teilweise – andersartige
virtuelle Identität, hat das meist unkontrollierte Auswirkungen auf das Selbstbild und
die Selbstwahrnehmung. Das kann positive Folgen haben (z.B. dass sehr
zurückhaltende und kontaktscheue Personen über den Chat lernen, mit anderen in
Kontakt zu treten und sich zu öffnen). Es kann aber auch negative Folgen haben
(wenn z. B. im Chat ausgelebte Aggressionen zu einer Enthemmung im realen Leben
führen).
 Jemand kann im Chat andere Personen – besonders Kinder und Jugendliche – massiv
unter Druck setzen. Trotz der anfänglichen Anonymität kann eine Person (z. B. ein
Pädophiler) auf unterschiedliche Arten Druck ausüben:
o Er kann sich durch eine sehr verständnisvolle und vertrauenswürdige Art mit
dem Kind oder dem Jugendlichen vertraut machen. Auf diese Weise macht er
es dem Kind /Jugendlichen schwer, nein zu sagen und eventuell den Kontakt
abzubrechen. Das schlechte Gewissen, den netten Gesprächspartner vor den
Kopf zu stoßen oder eine Abfuhr zu erteilen, können Pädophile hier ausnutzen.
So kann es z. B. zu realen sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen
kommen, ohne dass sich ein junges Mädchen in dem Moment wehrt.
o Er kann auf die Scham- und Schuldgefühle der Jugendlichen hoffen. Sie
werfen sich oft vor, dass sie viel zu lange eingewilligt haben oder nichtsahnend
bestimmten Bedingungen zugestimmt haben. Belastende Erlebnisse im Chat
werden dann häufig aus Schuldgefühlen und Erleben von Peinlichkeit heraus
nicht den Eltern oder anderen Erwachsenen erzählt. So bleibt der Täter weiter
unbehelligt.
o Er kann dem Kind oder Jugendlichen offen reale Gewalt androhen. Es gibt
viele Möglichkeiten, die genaue Identität eines Kindes oder Jugendlichen
heraus zu bekommen, wenn einige wenige Informationen geflossen sind (z. B.
Alter, Wohnort und Schule). Auf diese Weise können Kinder und Jugendliche
eingeschüchtert und gezwungen werden, Dinge zu tun oder auszuhalten, die
gegen ihren Willen sind.
 Täter leben im Chat abnorme Bedürfnisse aus und finden Gleichgesinnte. Dadurch
verschieben sich moralische Werte und die Hemmschwelle wird herabgesetzt. Im Chat
sind Dinge möglich, die im realen Leben aufgrund unserer gesellschaftlichen
Werthaltungen undenkbar wären: Tiersex, Pädophilie, Betrug des realen
Lebenspartners
mit
Chat-Bekanntschaften
im
Netz,
Austausch
über
gewünschte/erträumte Gewaltexzesse etc.. In bestimmten Chaträumen und Foren
treffen sich Gleichgesinnte und tauschen sich hemmungslos aus. Dabei geschieht das
manchmal öffentlich, manchmal im Rahmen privater Räume, die nicht allen
zugänglich sind und vor Polizei und strafrechtlicher Verfolgung gut geschützt sind.
Seite 32

Dieses Äußern und Ausleben abnormer Bedürfnisse führt zu einer schrittweisen
Enthemmung – nicht nur im Netz, sondern auch in der Realität. Das Finden anderer
Personen mit ähnlichen Bedürfnissen und Gedanken verschiebt die Abnormalität
unmerklich in den Bereich der Normalität. Täter fühlen sich mit ihren Gefühlen und
Gedanken nicht mehr allein. Die Gemeinschaft macht sie stark. Langsam verwischt
die Grenze zwischen Virtualität und Realität. Am Ende kann ein reales Verbrechen
oder eine reale Vergewaltigung stehen. Ein Beispiel für so einen Prozess bietet der
Fall des „Kannibalen von Rotenburg“, der kürzlich durch die Presse gegangen ist.
Jugendliche probieren Kontaktmöglichkeiten aus und finden die Grenze nicht mehr.
Jugendliche sind neugierig und nutzen das Medium Chat auch, um mal zu sehen, was
passiert, wenn ....... Sie fühlen sich hinter der Anonymität im Netz und im Angesicht
der Ungestörtheit vor dem PC sicher. Grenzen, die in realen Kontakten klar
eingehalten werden, fallen. Sowohl im sexuellen als auch im aggressiven Bereich
werden neue Möglichkeiten und eventuelle eigene Stärken erprobt. Da im Chat sehr
selten eine Kontrolle von außen erfolgt, sind sie auf ihre eigene Selbstkontrolle
angewiesen. Das kann sehr schwierig werden und zu ungewollten, belastenden
Erlebnissen führen.
Die Täter und Opfer
Weder bei den Tätern noch bei den Opfern lässt sich ein bestimmter Typus
herauskristallisieren.
Die Täter zeichnen sich im Chat durch teilweise große Hemmungslosigkeit und ein
selbstbewusstes Auftreten aus. Sie sind offensiv und in manchen Channels sehr zahlreich.
Nicht selten kommen sie schnell und ohne große Umschweife auf ihr Anliegen zu sprechen
und stellen das als völlig normales Bedürfnis dar.
Opfer sind nicht die „typischen“ Opfertypen, wie man sie aus Beschreibungen zum sexuellen
Missbrauch oder auch zum Mobbing aus der Literatur kennt. Gefährdet sind alle Kinder und
Jugendlichen, die ins Internet gehen und auch chatten. Da der erste Kontakt mit dem PC
immer früher auftritt und auch die Computerkompetenz der jüngeren Kinder immer mehr
zunimmt, werden auch die Opfer immer jünger. Die Scheu vor dem Medium hat ebenfalls
eine abnehmende Tendenz, so dass Kinder und Jugendliche immer offensiver und
risikobereiter ins Netz gehen. Das steigert ihre Gefährdung.
Prävention und Schutz
Präventive Maßnahmen und Schutzmaßnahmen für die Nutzung von Internet und Chat sind
noch nicht sehr lange Thema in unserer Gesellschaft. Lange wurde das Internet als quasi
rechtsfreier Raum geduldet. Regeln entstanden bestenfalls aus der Nutzung heraus. Ethische
und moralische Werte waren Privatsache. Langsam wird deutlich, dass das Internet zwar ein
Medium mit gänzlich neuen Möglichkeiten ist, aber bestimmte Prozesse der Interaktion und
Kommunikation eine ähnliche Dynamik und Wirkung haben wie im realen Leben.
Beleidigungen können z. B. eine genauso verletzende Wirkung in der virtuellen wie in der
realen Welt haben. Auch über das Netz kann eine - kilometermäßig vielleicht weit entfernte Person Macht über eine andere Person ausüben, sie einschüchtern und ihr Angst machen.
Seite 33
Kinder und Jugendliche
Für Kinder und Jugendliche ist das Internet und speziell auch der Chat ein spannendes und
willkommenes Medium, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. In der Altersgruppe
zwischen 10 und 18 Jahren ist das Ausprobieren neuer Kontakt- und
Beziehungsmöglichkeiten – und speziell auch der Kontakt zum anderen Geschlecht ein
großes und wichtiges Thema. Die Chatkommunikation lebt von diesem Bedürfnis und bietet
durch die hohe Verfügbarkeit und die Anonymität ganz neue Möglichkeiten auf diesem
Gebiet. Von daher macht es keinen Sinn, dieses Medium zu verdammen oder zu verbieten.
Auf diese Weise käme es nur zu einer noch größeren Verdunkelung der Chataktivitäten.
Information
Ein wichtiges Standbein der Prävention vor Missbrauch im Chat ist die Information. Worüber
sollten Kinder und Jugendliche unbedingt Bescheid wissen, bevor sie anfangen zu chatten?
 Technische Möglichkeiten: Viele Kinder und Jugendliche kennen nur eine
Möglichkeit, sich im Chat vor rüder sexueller Ansprache oder Bedrohung zu schützen:
den Chat verlassen und den Computer ausmachen. Nur wenige kennen die
Möglichkeit, sich bei der Administration (häufig in Form eines Butlers oder Lotsen)
zu beschweren, so dass der unverschämte Gegenüber aus dem Chatraum
ausgeschlossen wird. Auch gibt es die Möglichkeit des Ignorierens: D. h. man kann
die Mitteilungen des störenden Chatters auf seinem Bildschirm ausblenden.
 Chattiquette: Die höflichen Umgangsformen für das Internet und speziell für den Chat
sollten bekannt sein. Die Chattiquette macht deutlich, dass man es auch im Chat mit
einem menschlichen Gegenüber zu tun hat und auch hier die alltäglichen
gesellschaftlichen Regeln zum Umgang mit anderen gelten, was Kinder und
Jugendliche gern vergessen, wenn sie den anderen nicht sehen und nicht hören
können.
 Chatsprache: Die Chatsprache sollte zumindest in ihren Grundzügen bekannt sein.
Manche Anbieter von Chaträumen schicken schon mit ihrer Anmeldebestätigung eine
Zusammenfassung wichtiger Kürzel und Emoticons mit. Das Beherrschen der
Chatsprache verleiht den Kindern und Jugendlichen Sicherheit im Umgang mit ihrem
„virtuellen“ Gegenüber und macht es ihnen leichter, dessen Bedürfnisse und
Absichten einschätzen zu können. An dem Sprachgebrauch im Chat kann aber auch
der Gegenüber erkennen, ob er es mit einem Chat-Anfänger oder Chat-Experten zu
tun hat. Kinder und Jugendliche, die durch die Verwendung der Chatsprache deutlich
machen, dass sie sich auskennen und informiert sind, werden es leichter haben, sich
von unangenehmen, sexuellen Angeboten abzugrenzen und trickreiche
Überredungskünste Pädophiler zu stoppen.
 Wahl des Channels: Durch die Wahl des Channels kann man sich nicht wirklich
schützen, da sich in jedem Channel auch Pädophile aufhalten können. Aber wenn man
einen Channel mit dem Namen „Erotik“, „Flirt“ oder „Schwule und Lesben“ wählt,
kann man 100%-ig sicher sein, in kürzester Zeit und fast ausschließlich sexuelle
Gesprächsangebote zu bekommen.
 Sicherheitsregeln: Es gibt mittlerweile eine Menge guter Sicherheitstipps, die von
verschiedenen Organisationen im Internet, aber auch über Flyer und
Informationsbroschüren verbreitet werden (z. B. „Sicher surfen“ vom AJS,
www.internet-seepferdchen.de, http://chatten-aber-sicher.pixsolution.de, www.blindekuh.de/fbitips.html). Eine ausführlichere Auflistung findet sich unter Literatur.
Hier sollen nur einige wichtige Regeln in aller Kürze genannt werden:
Seite 34
o Gib niemandem im Internet deine Adresse bzw. Telefonnummer, deine
Kontoverbindung / Kreditkartennummer oder deinen richtigen Namen.
o Schicke niemandem dein Bild.
o Triff dich nicht allein mit jemandem, den du im Chat kennen gelernt hast.
o Wenn du dich mit jemandem treffen willst, wähle einen öffentlichen Ort (z. B.
Cafe oder Jugendzentrum). Es reicht nicht, einen Freund oder eine Freundin
mitzunehmen.
o Bleib nicht in einem Chatraum, in dem über Dinge gesprochen werden, die dir
unangenehm sind oder die dir Angst machen.
o Schütze deine Freunde und Bekannten, indem du auch von ihnen keine
Namen, Adressen etc. im Chat weiter gibst.
Kommunikation über den Chat
Kinder und Jugendliche sind – was die Medienkompetenz angeht – den Erwachsenen
heutzutage um Längen voraus. Das macht sie im Umgang mit dem Medium oft einsam. Wenn
überhaupt, dann tauschen sie sich über Hard- und Softwareangelegenheiten mit gleichaltrigen
Freunden aus. Andere Aspekte der Mediennutzung werden kaum kommuniziert.
So ist es nicht verwunderlich, dass Kinder und Jugendliche meist über belastende oder
verwirrende Erlebnisse, die sie im Chat gemacht haben, mit niemandem reden.
Kontaktaufnahme, Sympathiebekundungen, Ablehnungen und Beleidigungen oder auch
sexuelle Belästigungen laufen im Chat in einem Tempo ab, das für reale
Kommunikationssituationen undenkbar wäre. Kinder und Jugendliche sind damit überfordert
und brauchen vertrauenswürdige, reale Ansprechpartner und Foren, mit denen bzw. in denen
sie sich darüber austauschen können. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie ChatBekanntschaften beurteilen können, was von Bedrohungen und Beleidigungen im Chat zu
halten ist, welche Erwartungen sie an Chat-Beziehungen knüpfen können und wie ein
ausgewogenes Verhältnis zwischen Chat-Freundschaften und realen Freundschaften aussehen
kann, müssen Kinder und Jugendliche sich darüber mit anderen Gleichaltrigen und auch
Erwachsenen austauschen können. Diese emotionalen Aspekte der Chat-Kommunikation
finden im Moment kaum Beachtung – obwohl viele Kinder und Jugendliche, die chatten, dort
schon unangenehme oder beängstigende Erlebnisse hatten.
Grenzen setzen
Der Chat reizt durch seine Anonymität, Grenzen zu überschreiten – nicht nur bei den
Pädophilen, sondern auch bei den Kindern und Jugendlichen selbst. 12-14-Jährige nutzen den
Chat vielfach, um erste Kontakte zum anderen Geschlecht zu knüpfen oder immer wieder
auch, um „Leute zu verarschen“. In beiden Fällen ist es gerade der Reiz, Grenzen des
höflichen Umgangs zu überschreiten. Im Chat kann z. B. ein 14-jähriger Junge ausprobieren,
wie ein gleichaltriges Mädchen reagiert, wenn er es z. B. nach seiner Körbchengröße fragt.
Die Neugierde treibt pubertierende Jugendliche in Channels mit eindeutig sexuellen Themen.
In der Realität wäre die Hemmschwelle dagegen viel höher, in einen Sexshop oder ein
Bordell zu gehen.
Diese Neugierde, die sich mit Hilfe des Internets und des Chats auf sehr freizügige Art
befriedigen lässt, macht den Schutz vor den Gefahren im Chat nicht einfach.
Kinder – und besonders Jugendliche – müssen lernen, mit dieser Neugierde umzugehen und
genau wie im realen Leben ihre Grenzen kennen zu lernen. Sie müssen ein Gespür dafür
entwickeln, wann ihnen ein Chat-Kontakt zu weit geht und was sie dann tun können. Sie
müssen aber auch wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie sich in diesem Bereich
risikofreudig auf das Glatteis begeben. Obwohl sie sich im Chat manchmal als
Gesprächspartner für sexuell gefärbte Gespräche anbieten, gehen ihnen die Reaktionen –
besonders älterer Gesprächspartner oder Pädophiler - doch viel zu weit. So erzählte z. B. ein
Seite 35
Jugendlicher in einem Klassengespräch, dass er von seiner Chat-Partnerin zwar gern ein Bild
gehabt hätte, auf dem sie nur einen Bikini anhat. Als er aber ein Foto einer nackten jungen
Frau bekam, war er schockiert und unangenehm berührt.
Klar zu wissen, was man will und was man nicht will und das auch eindeutig und bestimmt zu
äußern, ist im Chat fast noch wichtiger als im realen Leben, nicht zuletzt wegen der
Geschwindigkeit, in der Stadien der Kontaktaufnahme und Beziehungsgestaltung durchlaufen
werden. Intimität hat im Chat eine andre Qualität als im realen Leben. Was man sich selbst
und anderen im Chat zumuten kann, darüber besteht bei Kindern und Jugendlichen große
Unklarheit und Unsicherheit.
Diese Themen kann man nicht – wie z. B. die Sicherheitsregeln – in einem 10-Punkte-Plan
abhandeln. Hier sind Gespräche mit Vertrauenspersonen wichtig. Hier können auch Hinweise
besprochen werden, an denen ein Kind oder Jugendlicher erkennen kann, wann ein ChatGespräch in eine gefährliche Richtung abzudriften droht. Hierzu einige Beispiele aus dem
Flyer „Sicher surfen“ vom AJS:
-
Wenn dich jemand zu etwas überreden oder zwingen will...
Wenn dich jemand erpressen will oder dir droht...
Wenn jemand „schweinische“ Wörter benutzt...
Wenn dich jemand locken oder kaufen will...
Wenn jemand dir großzügige Geschenke anbietet... (...)
Wenn jemand hauptsächlich über dein Aussehen und deinen Körper reden will... (...)“
Eltern
Interesse
Auch wenn Eltern sich nicht persönlich für die vielfältigen Möglichkeiten des Internets
interessieren, sollten sie ein Auge darauf haben, wofür sich ihr Kind interessiert. Je früher es
zur Selbstverständlichkeit wird, dass der Vater oder die Mutter dem Kind am Computer mal
über die Schulter schaut und Fragen stellt, um so leichter lässt sich das auch beim
Jugendlichen weiterführen. Die oftmals technische Überlegenheit der Kinder muss hier kein
Hindernis sein. Im Gegenteil: Welches Kind genießt es nicht, mal den Eltern etwas zu
erklären.
So können Eltern die ersten Schritte ihrer Kinder im Internet begleiten und bekommen eine
Idee davon, wie ihre Kinder sich im Umgang mit diesem Medium verhalten:
- Ist ein Kind eher vorsichtig oder risikobereit?
- Wie verhält sich ein Kind, wenn es im Umgang mit dem Internet etwas herausfinden will?
- Tauscht sich ein Kind mit Freunden über dieses Thema aus?
Eltern sollten die Online-Freunde ihrer Kinder genauso ernst nehmen wie die Freunde aus der
Klasse oder dem Sportverein. Wenn Kinder das erste Date mit ihrer Chat-Bekanntschaft bei
sich zu Hause abhalten, ist das wesentlich sicherer als an vielen anderen Orten, und die Eltern
bekommen mögliche Enttäuschungen oder Irritationen sofort mit und können ihr Kind
unterstützen.
Vertrauen und Verständnis
Kinder brauchen ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Eltern oder zu einer anderen
erwachsenen Person. Zum Aufbau eines solchen Verhältnisses ist es sehr wichtig, die
Interessen und Vorlieben des Kindes ernst zu nehmen. Zu strenge Verbote bezogen auf den
Umgang mit dem Computer sind da eher hinderlich.
Seite 36
Eltern sollten so detailliert über Gefahren im Umgang mit dem Internet oder auch über
Gefahren des Chats informiert sein, dass sie eventuelle Alarmsignale ihres Kindes
wahrnehmen und auch beim Computergebrauch ihres Kindes nach Ursachen suchen:
- Zieht sich ein Kind zurück? - Ist ein Kind in letzter Zeit sehr bedrückt oder gereizt?
- Scheint ein Kind etwas zu verheimlichen?
- Dehnen sich die Zeiten vor dem Computer oder auch im Chat immer mehr aus?
- Will ein Kind plötzlich nur noch für sich allein chatten?
Falls ein Kind oder ein Jugendlicher nicht direkt mit den Eltern reden will, ist es manchmal
sinnvoll, mit ihm über mögliche andere Ansprechpartner zu reden und dafür zu sorgen, dass
jemand anderes ihm unterstützend zur Seite stehen kann.
Kontrolle
Kontrolle gehört zu den fürsorglichen Pflichten von Eltern. Da sollte der Umgang mit dem
Computer nicht ausgeschlossen sein.
o Eltern sollten wissen, auf welchen Internet-Seiten sich ihre Kinder bewegen und ihren
Eindruck ab und zu überprüfen und aktualisieren. Das sollten sie offen mit ihren
Kindern besprechen und dann auch tun.
o Gerade bei jüngeren Kindern und Internet-Einsteigern ist es sinnvoll, eine EMailadresse einzurichten, bei der ankommende E-Mails erst von einem Erwachsenen
kontrolliert werden. Die Gefahr, dass ein Kind überraschend mit pornographischem
Bildmaterial konfrontiert wird, wird dadurch deutlich geringer.
o Eltern sollten Wert darauf legen, sich ein Bild von Chat-Freunden machen zu können
und sie –so wie Schulfreunde auch – im realen Leben kennen zu lernen, wenn das
Kind den Kontakt intensiviert.
Schule und Lehrer
Medienkompetenz ist ein Schlagwort für einen - relativ – neuen Bildungszweig, der in die
Schulen Einzug hält. Im Moment geht es dabei in erster Linie um technisches Wissen und
„Know How“, wie man sich mit Hilfe des Computers und des Internets die Arbeit an einem
Thema erleichtern kann. Der Chat bietet auch hier lohnende Möglichkeiten (z. B. thematische
Foren zu bestimmten Fachbereichen, Englisch und Französisch sprechen und benutzen lernen,
indem man sich mit Engländern und Franzosen im Chat trifft, eigene Chaträume einrichten, in
denen sich Schüler einer Klasse oder einer AG unkompliziert austauschen können).
Neben den Chancen der Medien sollten aber auch die Risiken in der Schule thematisiert
werden. Anders als im Elternhaus hat die Schule die Möglichkeit, solch ein Thema auf
vielfältige Weise und didaktisch aufbereitet zu vermitteln.
Im Abschnitt „Information der Schüler innerhalb von Unterrichtseinheiten“ werden einige
Ideen genannt und kurz erläutert.
Rechtliche Grundlagen
Seit dem 1. April 2004 ist ein Sexualstrafrecht in Kraft, das den Schutz von Kindern und
Jugendlichen in Chaträumen verbessert. § 176 StGB stellt ab diesem Zeitpunkt sexuellen
Missbrauch ohne Körperkontakt unter Strafe. Das heißt, wenn sich ein Erwachsener z.B. in
einem Chatraum einem Kind (unter 14 Jahre) nähert und es zu sexuellen Handlungen
auffordert, sich mit dem Kind zu sexuellen Handlungen verabredet oder ihm pornographische
Handlungen oder Bilder zeigt, damit das Kind die gesehenen Handlungen wiederholt, macht
er sich strafbar. Das Gesetz schreibt für solche und ähnliche Delikte eine Strafe von drei
Seite 37
Monaten bis fünf Jahren vor. Die Tat kann erst verjähren, wenn das Opfer das 18. Lebensjahr
vollendet hat.
Sollte ein Kind oder ein Jugendlicher im Chat sexuell missbraucht worden sein, sollte die
Polizei benachrichtigt werden. Dazu ist wichtig, möglichst folgende Informationen zu haben:
 Adresse der Internetseite
 das Datum
 die auf die Minute / Sekunde genaue Uhrzeit
 das Pseudonym des Täters und eventuelle die e-Mailadresse
 den ausgedruckten Chatdialog.
Die Polizei sollte möglichst schnell benachrichtigt werden, da die Internetanbieter – wenn
überhaupt – die Daten nur für einen begrenzten Zeitraum gespeichert haben.
Anzeigen nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Es gibt aber auch auf sexuelle Ausbeutung
spezialisierte Kriminalämter. Meldungen sind möglich unter www.lka.nrw.de .
Ebenso kann man sich an die Stelle für Jugendschutz im Internet wenden
(www.jugendschutz.net).
Im Raum Kerpen kann man sich auch an den Opferschutz in Wesseling wenden
(02236 / 89320 oder 02236 / 89324960).
Seite 38
Konzept für eine Doppelstunde mit Live-Chat
Ideen für Möglichkeiten, das Thema schon vorab im Fachunterricht anzureißen:
1. Im Klassenlehrerunterricht einen Steckbrief entwerfen lassen, den die Schüler(innen)
gern ins Internet stellen würden
2. Im Kunstunterricht einen Text aus Satzzeichen, Buchstaben etc. Emoticon entwerfen
lassen
3. Im Deutschunterricht einen Text entwerfen oder gestalten, in dem möglichst viele
Emoticons und Abkürzungen wie „CU“ (für see you) vorkommen.
1. Stunde der Doppelstunde
Fragestellung: Was ist eigentlich chatten?
A. Allgemeine Einführung (5 Minuten)
Lehrerin erzählt etwas zu den Projekttagen und zum Chatten allgemein (vielleicht, wie sie
zum ersten Mal gechattet hat)
Frage: Wer aus der Klasse hat schon mal selbst gechattet? Wie ist er / sie darauf gekommen?
B. Inhaltliche Einführung (5 Minuten)
Konkreter zum Thema: was ist ein Chat und wie geht das
Als Visualisierungsmöglichkeit ein Plakat, auf dem die Metapher eines Hochhauses benutzt
wird und so die Organisation eines Chats erklärt wird. (z.B. das ganze Hochhaus ist der Chat.
Die einzelnen Channels sind Zimmer oder Wohnungen. Der Eingangsbereich ist vergleichbar
mit den Hallen, die allen zugänglich sind u.s.w.)
C. Die Schüler chatten paarweise (10 Minuten)
Bei der Bildung der Paare soll darauf geachtet werden, dass immer ein erfahrener Chatter mit
einem unerfahrenen zusammen sitzt, so dass der erfahrene den anderen anlernen kann.
Ziel: Die Schüler sollen nicht lernen zu chatten, sondern nur einen Eindruck von dem
Medium bekommen und dabei beobachten können, was sie daran mögen, was ihnen nicht
gefällt oder was ihnen vielleicht auch unheimlich ist.
Mittel: Wenn möglich soll für diese Phase ein Klassen-Channel eröffnen werden (z. B. über
ein knuddel-Familymitglied, das selbst einen Channel öffnen kann).
Wenn das nicht möglich ist, kann man auch in einen vorhandenen Channel gehen, in dem zu
dem Zeitpunkt nicht so viel los ist.
D. Klassengespräch (5 Minuten)
Schüler tauschen sich über ihre Erfahrungen aus – vielleicht nur diejenigen, die sie in den
vergangenen 10 Minuten gemacht haben, sie können aber auch Erlebnisse erzählen, die sie
früher schon mal beim chatten hatten.
E. Stillarbeit: Gefühle und Erfahrungen auf Metaplan-Kärtchen schreiben (10 Minuten)
Auch hier können frühere Erlebnisse einfließen. Die Schüler, die zusammen am Computer
gesessen haben, können die Kärtchen auch zusammen ausfüllen.
F. Kärtchen geordnet nach positiv und negativ an eine Wand heften (10 Minuten)
Seite 39
2. Stunde der Doppelstunde
Ziel: In der zweiten Stunde soll an den eigenen negativen Gefühlen angesetzt werden und von
da aus Lösungen gesucht werden, mit deren Hilfe sich die Schüler vor Missbrauch im Chat
schützen können.
A. Gefühle aufgreifen und besonders auf die genannten negativen Gefühle achten.
Falls gar keine negativen Gefühle genannt werden, sollte Lehrerin Beispiele für Episoden
nennen, bei denen es bei anderen Schülern schon zu negativen Gefühlen gekommen ist,
Situationen, in denen sie sich bedroht gefühlt haben oder Angst hatten, sich verletzt oder
beleidigt fühlten oder aber peinlich berührt waren.
 Lehrer(in) hat vorbereitete Beispiele, die sie/er gegebenen falls nutzen kann. Hier kann der
Fokus schon klarer auf Missbrauchsfällen und sexueller Belästigung liegen.
Anknüpfungspunkte für die Beispiele:
- Wenn Schüler sagen, sie hätten gar nicht gewusst, mit wem sie jetzt eigentlich
gechattet haben
- Wenn Schüler beschreiben, dass sie im Chat von anderen beleidigt worden sind.
- Wenn Schüler berichten, dass es ihnen nicht gut ging, da sie in dem ganzen Rummel
niemanden gefunden haben, der mit ihnen chatten wollte
- Wenn sich Schüler geschmeichelt fühlten, wenn sie ins Sep. eingeladen wurden.
(10 Minuten)
B. Lösungen suchen
1. Vorbeugende Lösungen: Das sind solche Lösungen, die die Gefahr herabsetzen
können, im Chat belästigt zu werden (z. B. aussuchen des Channels; Aussuchen des
Nicknames, keine persönlichen Daten weitergeben, Gestaltung des eigenen Profils)
2. Agierende Lösungen: Das sind Lösungen, die ich brauche, wenn ich bei
Chatgesprächen schon ein komisches Gefühl bekomme oder jemand mich auf eine Art
anspricht, die ich nicht mag (z.B. ignorieren, sich mit dem Chatter nicht weiter
befassen, Mails und Bilder erst von Erwachsenen ansehen lassen, eine vertraute
Person (große Geschwister) dazu holen, den Channel wechseln, den Computer aus
machen. Hier aber auch, was kann ich machen, wenn ich mich mit einem total netten
Chatter zum ersten Mal treffen möchte?
3. Nachbereitende Lösungen: Wenn mir bestimmte Sätze oder Bilder nicht mehr aus dem
Kopf gehen oder ich Angst habe, wieder auf den gleichen Chatter zu treffen, oder
Sorge habe, wieder so blöde Bilder/Filme geschickt zu bekommen, dann ist es gut,
eine vertraute erwachsene Person einzuschalten und über die schlechten Gefühle zu
sprechen. Dann kann man gemeinsam nach Lösungen suchen.
Wichtige Bestandteile der zweiten Stunde:
Siehe Flyer
C. Brenzlige Beispielsituationen
Zum Abschluss der Stunde nennt der oder die Lehrer/in brenzlige Beispielsituationen, in
denen die Schüler auf dem Hintergrund der Stunde konkrete Lösungsmöglichkeiten überlegen
sollen. Auf diese Weise können Schüler mit dem gelernten Stoff umgehen lernen.
Zu Beginn der Pause können alle noch mal chatten, die gern möchten.
Seite 40
Klassenlehrer(innen)stunde ohne Live-Chat
Chatten:
Was ist chatten und wie geht das?
Wer kann das erklären und wer hat es noch nie gesehen?
Zur Demonstration: Screenshot vom Chatten (z. B. Knuddel) als Folie auf Tageslichtprojektor
Was ist toll am Chatten?
Was denkt ihr, was häufig von anderen Chattern genannt wird?
- andere Leute hochnehmen
- alles schreiben können, ohne Ärger zu bekommen
- sich mit anderen unterhalten können
- streiten oder flirten
- sich verwandeln können, ohne dass es einer merkt
Was ist blöd am Chatten?
Was denkt ihr, was häufig von anderen Chattern genannt wird?
- dass manche nur Mist / Müll schreiben
- dass man nicht weiß, wer der andere ist
- dass manche einen treffen wollen oder die Handynummer haben wollen
- dass Leute sehr schnell aufdringlich werden und man schnell nach CS (Cybersex), TS
(Telefonsex) oder SB (Selbstbefriedigung) gefragt wird
Fazit:
- manche, die noch keine Erfahrung haben, haben auch Angst vor den „blöden“ Seiten
beim Chatten
- manche haben schon Chat-Erfahrung und haben auch schon negative Dinge erlebt
- manche chatten nur mit Freunden/innen, die sie auch aus dem richtigen Leben kennen
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, welche Gefühle habt ihr beim Chatten kennen
gelernt?
Was könnt ihr tun, wenn
-
ihr zum ersten Mal chatten wollt
ihr euch einen Nickname überlegen müsst
ihr ein Profil von euch anlegen wollt
jemand blöde Sachen im Chat zu euch sagt
ihr euch von jemandem bedrängt fühlt
jemand euch ein Bild von sich schicken will
sich jemand mit euch treffen will
Wie könnte der Chat weitergehen?
Lehrer(in) kann sich ein Beispiel ausdenken: Lehrer(in) ist jemand, der die Mädchen
bedrängen will und reagiere immer auf das, was die Mädchen schreiben – kann an der Tafel
gemacht werden
Begleitend zur KlassenlehrerInnenstunde kann die Broschüre für Schülerinnen und Schüler
genutzt werden, die von der Beratungsstelle erstellt wurde (siehe CD). Daneben kann man
aber auch auf anderes Infomaterial zurückgreifen.
Seite 41
Workshop über 4 Schulstunden mit Live-Chat
Einführung ins Thema Chatten durch ein Klassengespräch
 Wer hat schon mal gechattet?
 Was ist toll / blöd am Chatten?
 Wer hat noch nie gechattet und warum?
 Was denkt ihr über diesen Workshop, was würde euch interessieren?
Am Ende dieser Phase sollte man wissen, wie viele Schüler Chat-Erfahrung haben und wie
viele nicht, warum die Nicht-Chatter nicht chatten und was die Schüler an dem Workshop
interessiert.
Konkretere Informationen zum Chatten mit Live-Demonstration
 Wer kann mal einen Chatraum vorstellen, in dem er häufig chattet?
Oder
 Immer zwei Schüler(innen) chatten an einem Computer und stellen sich gegenseitig
einen Chatraum vor (bzw. ein Chatter stellt einem Nicht-Chatter einen Raum vor)
Oder
 Wenn möglich einen Chatraum eröffnen, in dem nur die Schüler dieses Workshops
chatten können.
Anschließendes Gespräch über Themen wie:
 Die Sprache im Chat
 Was habt ihr gerade im Chat erlebt; was hat euch gefallen, was nicht?
 Erkennt ihr Leute, die ganz neu im Chat sind (so genannte Newbies) und wenn ja
woran?
 Wie habt ihr es schon mal geschafft, neue Leute im Chat kennen zu lernen?
Kleingruppenarbeit “Was würdet ihr eurem Freund / eurer Freundin raten …“
zu z. B. diesen Themen:
 Wenn sie/er sich im Chat in jemanden verliebt hat, den sie sonst nicht kennt
 Wenn sie/er nach seiner Adresse und seiner Telefonnummer gefragt wird
 Wenn sie/er blöd angemacht wird oder sie/er mitbekommt, wie andere blöd angemacht
werden
 Wenn sie/er sich einen guten Nickname ausdenken soll
 Wenn sie/er noch nie in einem Chat war und zum ersten Mal chatten möchte
 Wenn sie/er sich im Chat ein Profil oder eine Homepage anlegen möchte
Anschließende Auswertung ist eine erste Einführung ins Thema „Gefahren im Chat und wie
kann man sich schützen“. Ergebnisse sollten vielleicht auf Flipchart oder Folie
(Tageslichtschreiber) festgehalten werden.
Thema Nicknames: Was sagt ein Nickname aus und wie suche ich mir einen aus?
 Aufgabe in Großgruppe: Nennen von ca. 10 Nicknames, die an der Tafel für alle
sichtbar aufgeschrieben werden. Danach soll jede Schülerin und jeder Schüler 4
Adjektive / Beschreibungen finden, die ihrer/seiner Meinung nach zu dem Nickname
passen.
Auswertung: Einige Adjektive bzw. Beschreibungen werden vorgestellt und hinter den
Namen notiert. In der Auswertung soll deutlich werden, dass man sich durch den Nickname
im Chat auf eine bestimmte Weise präsentiert und Phantasien bei den anderen über die eigene
Person weckt. Eventuell Metapher: Durch eine bestimmte Art sich zu kleiden präsentiert man
sich im realen Leben auch auf eine bestimmte Weise und möchte damit etwas aussagen.
Seite 42
Anschließende Diskussion: Was sind gute Namen? Welche Namen sollte man nicht wählen,
wenn man nicht blöd angemacht werden will?
In Großgruppe sammeln und z. B. auf Flipchart festhalten
 Ist euch schon mal etwas Unangenehmes passiert beim Chatten oder seid ihr beim
Chatten schon mal unangenehm angemacht worden?
 Kennt ihr jemanden, dem schon mal etwas Unangenehmes beim Chatten passiert ist,
so dass er/sie sich nachher unwohl gefühlt hat oder sich peinlich berührt gefühlt hat?
Zum Thema Täterstrategien (Hintergrundinformation: siehe Ursula Enders: Sexueller
Missbrauch in den Chaträumen des Internets)
 Diskussion: Was glaubt ihr tun Täter, um das Vertrauen der Jugendlichen zu
bekommen und was brauchen sie zu ihrer Befriedigung?
Oder
 Lehrer(in) fängt an der Tafel oder am Tageslichtschreiber einen Dialog als Täter an,
Schüler(innen) machen Vorschläge, wie sie reagieren würden oder wie sie schon mal
reagiert haben. Hier kann man verschiedene Varianten an Dialogen durchführen.
Zum Thema Prävention (Hintergrundinformation: siehe Broschüren zum Thema Prävention
für Jugendliche)
 Sammeln zu Fragen wie: Was macht dich wütend im Chat; was macht dir Angst;
worüber freust du dich; was erschreckt dich; was fordert dich heraus?
 Wodurch können Jugendliche sich schützen; was können sie tun, um im Chat nicht in
komische Situationen zu kommen?
Hier können Ergebnisse der vorhergehenden Arbeitseinheiten einbezogen und genutzt
werden.
Erfahrungen aus der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern zum Thema Gefahren im Chat
 Vielfach kommt es zu technischen Schwierigkeiten zu Beginn der
Unterrichtseinheiten, wenn man mit einem Live-Chat arbeitet. Hier ist es sicher
sinnvoll, alles vorab auszuprobieren und eventuell Experten einzuschalten.
 Es kann schwierig sein, innerhalb des Computerraums zwischen Unterrichtseinheiten
am Computer und Einheiten ohne Computer zu wechseln. Viele Schüler(innen)
können sich dann schlecht lösen und bei einer Gruppenarbeit oder einer Diskussion
mitarbeiten. Falls das möglich ist, macht es Sinn, für die Unterrichtseinheiten den
Raum zu wechseln.
 Es wurden durchaus gute Erfahrungen damit gesammelt (z. B. in einer einstündigen
Unterrichtseinheit), Unterrichtseinheiten zu den Gefahren im Chat ohne eine LiveDemonstration im Chat durchzuführen. Falls es in der Klasse Schülerinnen oder
Schüler gibt, die noch nie im Chat waren, kann man auch mit auf Folie kopierten
Screenshots arbeiten, um diesen Schülern einen Eindruck vom Chat zu vermitteln.
Erfahrungen aus den Unterrichtseinheiten
 Wenn mit einem Live-Chat gearbeitet werden soll, ist es wichtig, die technischen
Möglichkeiten und Voraussetzungen genau zu prüfen und auszuprobieren. In den
verschiedensten Schulen kam es immer wieder zu technischen Aussetzern –
besonders, wenn nicht ein eigener Chatraum eingerichtet worden ist, sondern die
Schüler in einen öffentlich zugänglichen Chat gehen sollten.
Seite 43



Live-Chat-Unterrichtseinheiten und Diskussions- oder Arbeitseinheiten sollten
vielleicht auch räumlich klar getrennt werden. Schüler(innen) sind ansonsten von den
Computern sehr abgelenkt und versuchen immer wieder heimlich ins Netz oder in den
Chat zu gehen.
Nicht-Chatter in der Klasse können sich nach den vorliegenden Erfahrungen sehr
schnell in das Thema einklinken und brauchen nur eine kurze allgemeine Einführung
in das Thema „was ist Chatten“. Screenshots können hier ähnlich wirkungsvoll
verwendet werden wie eine Live-Chat-Demonstration.
Beispiele für negative Erfahrungen im Chat brauchen sich Lehrkräfte nicht mühsam
vorab zu überlegen oder zusammensuchen. Hier gibt es in jeder Klasse eigene
Beispiele oder Schüler(innen), die andere Jugendliche mit schlechten Erfahrungen
kennen und davon berichten können.
Seite 44
Unterrichtseinheit für den Politikunterricht
Information der Eltern
Um die Eltern etwas mit einzubeziehen und um eventuelle Vorbehalte vorab zu klären, kann
man vor Beginn der Unterrichteinheit den Schülern eine Information an die Eltern mitgeben.
Live-Chat
Hier kann man einen eigenen Chatraum einrichten, oder aber auf bestehende Chaträume
zurückgreifen (z. B. als sicher eingestufte Chats aus der Broschüre „Chatten ohne Risiko?
Zwischen fettem Grinsen und Cybersex“).
Hier kann man erfahrene Chatter mit unerfahrenen zusammen chatten lassen.
Erstellen eines Ratgebers
In der Gesamtgruppe oder auch in Kleingruppen stellen die Schülerinnen und Schüler einen
Ratgeber mit dem Titel „Worauf muss ich beim Chatten achten“ zusammen.
Anschließend können die Ergebnisse vorgestellt und über das Thema diskutiert werden. Hier
können dann auch eigene Erfahrungen einfließen.
Seite 45
Vorschlag für die Durchführung eines Workshops für Eltern über ca. 3
Schulstunden (mit Live-Chat)
Einstieg (Aufhänger, um Interesse zu wecken)
10 Minuten
Fragen zum Chatten wie bei Schülerveranstaltung:
 Wer hat schon mal gechattet?
 Wer chattet regelmäßig?
 Wissen Sie, ob Ihre Kinder chatten?
 Haben Sie Ihrem Kind schon mal beim Chatten über die Schulter gesehen?
 In welche Chaträume gehen Sie, wenn Sie chatten?
 Was reizt Sie am Chatten?
 Warum haben Sie noch nie gechattet?
z.B. sich mit dem Nachbarn darüber austauschen, was man über das Chatten weiß und warum
man chattet oder auch nicht chattet.
Kurze Auswertung des Einstiegs im Plenum; so bekommt die Workshopleiterin oder der
Workshopleiter einen Überblick darüber, was die Teilnehmer(innen) wissen und was nicht.
Was ist Chatten
Chat ist englisch und bedeutet Plausch oder Schwätzchen.
Chatten ist die Möglichkeit, im Internet Gespräche mit anderen Personen zu führen, die sich
zeitgleich auch im Internet – genauer in dem gleichen Chatraum - befinden.
Als Kommunikationstechnologie ist das Chatten am ehesten mit dem Telefonieren zu
vergleichen. Die Redepartner kommunizieren ohne Sichtkontakt. Chatten ist sozusagen eine
zeitgleiche Distanzkommunikation.
Chatten: Wie geht das?
15 Minuten
Dieser Punkt kann mit oder ohne Verwendung eines Live-Chats durchgeführt werden. Wenn
kein Live-Chat gewünscht oder möglich ist, kann man auch über Screenshots eine Einblick in
die Art und Weise der Chatkommunikation geben.
1. Schritt: Anmeldung
In den meisten Chaträumen muss man sich als neuer Nutzer anmelden. Das heißt man muss
sich einen Nickname geben und ein Passwort angeben. In manchen Chats kann man sich aber
auch als Gast einloggen (anmelden), das geht z. B. in Chatcity.
2. Schritt: Wahl eines Channels / Chatraums
Anschließend kommt man auf eine neue Oberfläche, auf der man sich einen Chatraum oder
Channel aussuchen kann. Meist gibt es unter einer www-Adresse (z. B. knuddels.de) sehr
viele verschiedene Channels. Die Channels haben Namen, die schon etwas über ihre
thematische Ausrichtung verraten. Beispiele für Channel-Namen:
 Flirt 45
 Teenchat
 Biergarten
 Heiße Liebe
 Unter 20
 Halle 3
Seite 46


Hausaufgaben
Help 4 you
Durch die Wahl des Channels kann man schon ein bisschen steuern, was einen erwartet.
Dabei muss man sagen, dass man z. B. sexuelle Belästigungen nicht wirklich ausschließen
sondern eher bewusst aufsuchen kann. Das heißt, im Schueler-Chat kann man nicht davon
ausgehen, dass man nicht sexuell belästigt wird. Geht man aber in den Chanel „Heiße Liebe“
kann man sicher sein, dass man in kürzester Zeit sehr eindeutig in Richtung Cybersex
angesprochen wird.
Allgemein kann man sagen, es gibt Channels für
 Bestimmte Altersgruppen (z. B. unter 20)
 Bestimmte Themen (z. B. Heiße Liebe oder Hausaufgeben)
 Offene Channels (z. B. Halle 3) ohne thematische Ausrichtung
 Channels, in denen man Fragen zum Chat stellen kann (z. B. Help 4 you)
 Channels, in denen man Online-Spiele mit anderen spielen kann (z. B. Mafia im
knuddels)
3. Schritt: Kontaktaufnahme
Hat man einen Channel ausgewählt, wird meist von einer im Chat befindlichen Instanz im
Channel bekannt gegeben, dass man den Raum betreten hat (z.B. Luisa14 betritt den Raum).
Meist kann man in einem Channel über eine nebenstehende Liste sehen, wer sonst noch zur
gleichen Zeit in diesem Channel / Chatraum ist. Jetzt kann man mit einzelnen Personen oder
mit mehreren gleichzeitig chatten. Einen Chatter, der sich nur als Beobachter im Channel
befindet, ohne sich an einem Gespräch zu beteiligen, nennt man Lurker. In manchen
Chaträumen wird man dann allerdings von der Administration rausgeworfen. Das macht
besonders in teilnehmerbegrenzten Chats Sinn, da dann wieder „gesprächswillige“ Chatter
nachrücken können.
4. Schritt: Aufsuchen eines intimeren Kommunikationsraums (Anflüstern, Privatraum /
Separee)
Wenn man mit jemandem nicht vor allen anderen chatten möchte, kann man ihn anflüstern.
Das heißt, man bleibt in dem vorher gewählten Channel, legt aber über eine bestimmte
Funktion fest (ist von Chatraum zu Chatraum verschieden), dass der Text, den man schreibt,
nur von einer bestimmten Person gesehen werden kann.
Geht einem diese Form der privaten Kommunikation noch nicht weit genug, kann man den
gewünschten Gesprächspartner oder die gewünschten Gesprächspartner auch ins Separee
einladen. Das heißt, es wird ein privater Raum eingerichtet, in den die gewünschten
Gesprächspartner und man selbst wechseln können. Im SEP ist man dann unter sich.
Diese Möglichkeit wird vielfach von Personen gewählt, die mit bestimmten anderen Personen
Cybersex haben wollen, wird aber genau so von Freunden genutzt, die sich einfach privater
unterhalten möchten.
 Folie mit den 4 Schritten parallel zum Live - Chat
Seite 47
Kurze Hintergrundinformationen
5 Minuten
Chat-Technologien
Was ist alles möglich, und wie können Jugendliche mit Informationen konfrontiert werden,
die schockierend sind?
Innerhalb eines Chatraums kann man sich nicht nur durch die Schriftsprache miteinander
austauschen. Diese grundlegende Technologie ist mittlerweile kombinierbar mit anderen
Möglichkeiten des Informationsaustausches:
 E-Mail: Innerhalb eines Chatraums wird eine Mailbox eingerichtet, die andere Chatter
mit Post füllen können. Dazu brauchen sie nur meinen Nickname zu kennen.
 Verschicken von Bildern: Über diesen E-Mailweg können dann nicht nur Briefe
sondern auch digitale Fotos und Videos verschickt werden.
 Webcam: Während des Chats kann man live eine Kamera mitlaufen lassen, die z.B.
einen selbst zeigt, wie man gerade chattet. (Pädophile haben dann z.B. die Kamera
zwischen ihre Beine gerichtet; es kann einem aber auch passieren, dass ein Pärchen
möchte, dass man ihm beim beim Geschlechtsverkehr zuschaut und zuhört).
Chatsprache, Motivation zu chatten (Chatkultur)
Chatten ist:
 Anonym – wenn man möchte
 Zunächst sehr flüchtig, was den Kontakt angeht
 Man muss keine Sorge haben, den Chatpartner irgendwann mal wieder zu treffen
 Das Hin und Her innerhalb der Gespräche ist sehr schnell – niemand sitzt 10 Minuten
vor dem Rechner und wartet auf eine Antwort, ohne zu wissen, ob überhaupt eine
kommt.
Dementsprechend ist die Chatsprache:
 Kurz
 Flüchtig bis unvollständig
 Sehr der Umgangssprache angeglichen
 Direkt
 Häufig sehr emotional
 Schnell – d.h. auch sehr schnell intim
Emotionen werden vielfach durch Emoticons ausgedrückt
 Folie
Großschreibung bedeutet aber auch z.B. schreien
Was reizt Jugendliche am Chatten:
 Chatten ist eine sehr schnelle und unverbindliche Art, andere Leute zu treffen
 Manche Jugendliche sind zufrieden, wenn sie ihre Freunde im Chat treffen können
und nicht immer nur mit ihnen telefonieren müssen
 Im Chat können Jugendliche Arten der Kommunikation ausprobieren, die sie sich im
„richtigen Leben“ nicht trauen würden.
 Im Chat können Jugendliche ausprobieren, wie es ist, sich dem anderen Geschlecht zu
nähern und welche Art der Kommunikation beim anderen Geschlecht gut ankommt.
 Manche Jugendliche trauen sich, im Chat Dinge über sich selbst zu erzählen, die sie
im „wirklichen Leben“ lieber für sich behalten.
Seite 48
Gefahren im Chat
15 Minuten
 Diesen Teil eher als Gespräch und Diskussion
Beispielsätze von Schülern aus den Klassengesprächen
 6. Klasse: Als der mich nach meiner Telefonnummer gefragt hat, habe ich ihm die
Handynummer von meiner Freundin gegeben.
 7. Klasse. Im Chat frage ich ein Mädchen auch schon mal nach seiner Körbchengröße,
würde ich mich sonst nie trauen.
 7. Klasse: Als ich die nach einem Foto gefragt habe, dachte ich, ich bekomme ein Bild
von einem Mädchen in meinem Alter. Dann kam aber ein Bild von einer nackten
erwachsenen Frau. Das wollte ich nicht.
 5. Klasse: Und dann hat einer auf einmal geschrieben, sein Schwanz ist schon ganz
groß und steif.
 6. Klasse: Der Mann hat mich richtig verfolgt, immer wenn ich im Chat war, war er
auch sofort da und hat mich blöd angemacht. Da habe ich richtig Angst bekommen.
 6. und 7. Klasse: Ich habe etwas ganz Unangenehmes erlebt, darüber möchte ich hier
aber nicht sprechen.
 6. und 7. Klasse: Über die blöden und unangenehmen Dinge im Chat rede ich mit
niemandem.
 7. Klasse: Das merke ich doch ganz schnell, ob sich jemand als Jugendlicher ausgibt
oder ob er wirklich so alt ist wie ich.
Gespräch: Eltern fragen, was sie darüber denken, wie sie diese Aussagen
einschätzen.
Warum ist es so attraktiv, erotische Aktivitäten über den Chat auszuleben?
 Im Chat herrscht fast völlige Risikolosigkeit. Regel- und Normverletzungen können
unbehelligt ausgeübt werden, ohne dass jemand zur Verantwortung gezogen werden
kann.
 Hohe Verfügbarkeit: Chatten kann man rund um die Uhr. Besonders nachts, wenn
man in der realen Umgebung keinen mehr so leicht erreichen kann, findet man im
Chat immer einen Ansprechpartner.
 Kostengünstig: Das Internet und die Internetnutzung kostet nicht sehr viel. Sehr viele
deutsche Haushalte sind in der Lage, sich einen Internetanschluss zu leisten und ihn
auch zu nutzen.
 Schneller Rollenwechsel ist möglich: Auch wenn man mit einem Nickname
Schiffbruch erlitten hat und eventuell sogar aus dem Chat geworfen wurde, kann man
mit einem neuen Nickname und einem neuen Passwort im nächsten Moment wieder
auftauchen und eine neue Kontaktaufnahme starten.
 Neue Form der Selbstinszenierung ist möglich: Wer sich sonst unattraktiv fühlt erlebt
endlich positive Resonanz und fühlt sich geschmeichelt und begehrt.
 Direkte Ansprachemöglichkeiten: Im Chat braucht man keine lange Kennenlernphase,
wenn man das nicht möchte. Hier kann man sehr schnell zum Thema Erotik und
Cybersex übergehen, ohne bei den anderen Anstoß zu erregen.
 Viele potentiell bereitstehende Partner: Je nachdem, welchen Channel man sich
ausgesucht hat, kann man sich streckenweise kaum retten vor Gesprächspartnern, die
auch auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer sind. Geht man z. B. bei Yahoo
unter Romantik und Erotik in den Teenchat, so ist das, was dann kommt, alles andere
als jugendfrei.
Seite 49
(Auflistung in Anlehnung an Kollmann in Beißwenger, 2002 (Band 2, S. 345))
Die Gefahren, die durch die Neuartigkeit des Mediums Chat entstehen, sind vielfältig:
 Der im Chat vollzogene Rollenwechsel bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das
„reale“ Selbstbild. Denkt sich jemand sehr intensiv in eine – teilweise – andersartige
virtuelle Identität, hat das meist unkontrollierte Auswirkungen auf das Selbstbild und
die Selbstwahrnehmung. Das kann positive Folgen haben (z.B. dass sehr
zurückhaltende und kontaktscheue Personen über den Chat lernen, mit anderen in
Kontakt zu treten und sich zu öffnen). Es kann aber auch negative Folgen haben
(wenn z. B. im Chat ausgelebte Aggressionen zu einer Enthemmung im realen Leben
führen).
 Jemand kann im Chat andere Personen – besonders Kinder und Jugendliche – massiv
unter Druck setzen. Trotz der anfänglichen Anonymität kann eine Person (z. B. ein
Pädophiler) auf unterschiedliche Arten Druck ausüben:
o Er kann sich durch eine sehr verständnisvolle und vertrauenswürdige Art mit
dem Kind oder dem Jugendlichen vertraut machen. Auf diese Weise macht er
es dem Kind /Jugendlichen schwer, nein zu sagen und eventuell den Kontakt
abzubrechen. Das schlechte Gewissen, dem netten Gesprächspartner vor den
Kopf zu stoßen oder eine Abfuhr zu erteilen, können Pädophile hier ausnutzen.
So kann es z. B. zu realen sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen
kommen, ohne dass sich ein junges Mädchen in dem Moment wehrt.
o Er kann auf die Scham- und Schuldgefühle der Jugendlichen hoffen. Sie
werfen sich oft vor, dass sie viel zu lange eingewilligt haben oder nichts
ahnend bestimmten Bedingungen zugestimmt haben. Belastende Erlebnisse im
Chat werden dann häufig aus Schuldgefühlen und Empfinden von Peinlichkeit
heraus nicht den Eltern oder anderen Erwachsenen erzählt. So bleibt der Täter
weiter unbehelligt.
o Er kann dem Kind oder Jugendlichen offen reale Gewalt androhen. Es gibt
viele Möglichkeiten, die genaue Identität eines Kindes oder Jugendlichen
heraus zu bekommen, wenn einige wenige Informationen geflossen sind (z. B.
Alter, Wohnort und Schule). Auf diese Weise können Kinder und Jugendliche
eingeschüchtert und gezwungen werden, Dinge zu tun oder auszuhalten, die
gegen ihren Willen sind.
 Täter leben im Chat abnorme Bedürfnisse aus und finden Gleichgesinnte. Dadurch
verschieben sich moralische Werte, und die Hemmschwelle wird herabgesetzt. Im
Chat sind Dinge möglich, die im realen Leben aufgrund unserer gesellschaftlichen
Werthaltungen undenkbar wären: Tiersex, Pädophilie, Betrug des realen
Lebenspartners
mit
Chatbekanntschaften
im
Netz,
Austausch
über
gewünschte/erträumte Gewaltexzesse etc.. In bestimmten Chaträumen und Foren
treffen sich Gleichgesinnte und tauschen sich hemmungslos aus. Dabei geschieht das
manchmal öffentlich, manchmal im Rahmen privater Räume, die nicht allen
zugänglich sind und vor Polizei und strafrechtlicher Verfolgung gut geschützt sind.
Dieses Äußern und Ausleben abnormer Bedürfnisse führt zu einer schrittweisen
Enthemmung – nicht nur im Netz, sondern auch in der Realität. Das Finden anderer
Personen mit ähnlichen Bedürfnissen und Gedanken verschiebt die Abnormalität
unmerklich in den Bereich der Normalität. Täter fühlen sich mit ihren Gefühlen und
Gedanken nicht mehr allein. Die Gemeinschaft macht sie stark. Langsam verwischt
die Grenze zwischen Virtualität und Realität. Am Ende kann ein reales Verbrechen
oder eine reale Vergewaltigung stehen. Ein Beispiel für so einen Prozess bietet der
Fall des „Kannibalen von Rotenburg“, der derzeit durch die Presse gegangen ist.
Seite 50

Jugendliche probieren Kontaktmöglichkeiten aus und finden die Grenze nicht mehr.
Jugendliche sind neugierig und nutzen das Medium Chat auch, um mal zu sehen, was
passiert, wenn ....... Sie fühlen sich hinter der Anonymität im Netz und im Angesicht
der Ungestörtheit vor dem PC sicher. Grenzen, die in realen Kontakten klar
eingehalten werden, fallen. Sowohl im sexuellen als auch im aggressiven Bereich
werden neue Möglichkeiten und eventuelle eigene Stärken erprobt. Da im Chat sehr
selten eine Kontrolle von außen erfolgt, sind sie auf ihre eigene Selbstkontrolle
angewiesen. Das kann sehr schwierig werden und zu ungewollten, belastenden
Erlebnissen führen.
Die Täter und Opfer
Weder bei den Tätern noch bei den Opfern lässt sich ein bestimmter Typus
herauskristallisieren.
Die Täter zeichnen sich im Chat teilweise durch große Hemmungslosigkeit und ein
selbstbewusstes Auftreten aus. Sie sind offensiv und in manchen Channels sehr zahlreich.
Nicht selten kommen sie ohne große Umschweife auf ihr Anliegen zu sprechen und stellen es
als völlig normales Bedürfnis dar.
Opfer sind nicht die „typischen“ Opfertypen, wie man sie aus Beschreibungen zum sexuellen
Missbrauch oder auch zum Mobbing teilweise aus der Literatur kennt. Gefährdet sind alle
Kinder und Jugendlichen, die ins Internet gehen und auch chatten. Da der erste Kontakt mit
dem PC immer früher auftritt und auch die Computerkompetenz der jüngeren Kinder immer
mehr zunimmt, werden auch die Opfer immer jünger. Die Scheu vor dem Medium hat
ebenfalls eine abnehmende Tendenz, so dass Kinder und Jugendliche immer offensiver und
risikobereiter ins Netz gehen. Das steigert ihre Gefährdung.
 Folien von Beispielkommunikationen aus dem Chat (z.B. aus Döring)
10 Minuten Pause
Prävention und Schutz
15 Minuten
Präventive Maßnahmen und Schutzmaßnahmen für die Nutzung von Internet und Chat sind
noch nicht sehr lange Thema in unserer Gesellschaft. Lange wurde das Internet als quasi
rechtsfreier Raum geduldet. Regeln entstanden bestenfalls aus der Nutzung heraus. Ethische
und moralische Werte waren Privatsache. Langsam wird deutlich, dass das Internet zwar ein
Medium mit gänzlich neuen Möglichkeiten ist, aber bestimmte Prozesse der Interaktion und
Kommunikation eine ähnliche Dynamik und Wirkung haben wie im realen Leben.
Beleidigungen können z. B. eine genauso verletzende Wirkung in der virtuellen wie in der
realen Welt haben. Auch über das Netz kann eine - kilometermäßig vielleicht weit entfernte Person Macht über eine andere Person ausüben, sie einschüchtern und ihr Angst machen.
Kinder und Jugendliche
Für Kinder und Jugendliche ist das Internet und speziell auch der Chat ein spannendes und
willkommenes Medium, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. In der Altersgruppe
zwischen 10 und 18 Jahren ist das Ausprobieren neuer Kontakt- und
Seite 51
Beziehungsmöglichkeiten – und speziell auch der Kontakt zum anderen Geschlecht ein
großes und wichtiges Thema. Die Chatkommunikation lebt von diesem Bedürfnis und bietet
durch die hohe Verfügbarkeit und die Anonymität ganz neue Möglichkeiten auf diesem
Gebiet. Von daher macht es keinen Sinn, dieses Medium zu verdammen oder zu verbieten.
Auf diese Weise käme es nur zu einer noch größeren Verdunklung der Chataktivitäten.
Information
Ein wichtiges Standbein der Prävention vor Missbrauch im Chat ist die Information. Worüber
sollten Kinder und Jugendliche unbedingt Bescheid wissen, bevor sie anfangen zu chatten?
 Technische Möglichkeiten: Viele Kinder und Jugendliche kennen nur eine
Möglichkeit, sich im Chat vor rüder sexueller Ansprache oder Bedrohung zu schützen:
den Chat verlassen und den Computer aus machen. Viele kennen nicht die
Möglichkeit, sich bei der Administration (häufig in Form eines Butlers oder Lotsen)
zu beschweren, so dass der unverschämte Gegenüber aus dem Chatraum
ausgeschlossen wird. Auch gibt es die Möglichkeit des Ignorierens: D.h. man kann die
Mitteilungen des störenden Chatters auf seinem Bildschirm ausblenden.
 Chattiquette: Die höflichen Umgangsformen für das Internet und speziell für den Chat
sollten bekannt sein. Die Chattiquette macht deutlich, dass man es auch im Chat mit
einem menschlichen Gegenüber zu tun hat und auch hier die alltäglichen
gesellschaftlichen Regeln zum Umgang mit anderen gelten, was Kinder und
Jugendliche gern vergessen, wenn sie den anderen nicht sehen und nicht hören
können.
 Chatsprache: Die Chatsprache sollte zumindest in ihren Grundzügen bekannt sein.
Manche Anbieter von Chaträumen schicken schon mit ihrer Anmeldebestätigung eine
Zusammenfassung wichtiger Kürzel und Emoticons mit. Das Beherrschen der
Chatsprache verleiht den Kindern und Jugendlichen Sicherheit im Umgang mit ihrem
„virtuellen“ Gegenüber und macht es ihnen leichter, dessen Bedürfnisse und
Absichten einschätzen zu können. An dem Sprachgebrauch im Chat kann aber auch
der Gegenüber erkennen, ob er es mit einem Chat-Anfänger oder Chat-Experten zu
tun hat. Kinder und Jugendliche, die durch die Verwendung der Chatsprache deutlich
machen, dass sie sich auskennen und informiert sind, werden es leichter haben, sich
von unangenehmen, sexuellen Angeboten abzugrenzen und trickreiche
Überredungskünste Pädophiler zu stoppen.
 Wahl des Channels: Durch die Wahl des Channels kann man sich nicht wirklich
schützen, da sich in jedem Channel auch Pädophile aufhalten können. Aber wenn man
einen Channel mit dem Namen „Erotik“, „Flirt“ oder „Schwule und Lesben“ wählt,
kann man 100%-ig sicher sein, in kürzester Zeit und fast ausschließlich sexuelle
Gesprächsangebote zu bekommen.
 Sicherheitsregeln: Es gibt mittlerweile eine Menge guter Sicherheitstipps, die von
verschiedenen Organisationen im Internet aber auch über Flyer und
Informationsbroschüren verbreitet werden (z. B. „Sicher surfen“ vom AJS,
www.internet-seepferdchen.de, http://chatten-aber-sicher.pixsolution.de, www.blindekuh.de/fbitips.html). Eine ausführlichere Auflistung findet sich im Abschnitt
„Literatur, Links, Broschüren“. Hier sollen nur einige wichtige Regeln in aller Kürze
genannt werden:
o Gib niemandem im Internet deine Adresse bzw. Telefonnummer, deine
Kontoverbindung / Kreditkartennummer oder deinen richtigen Namen.
o Schicke niemandem dein Bild.
o Triff dich nicht allein mit jemandem, den du im Chat kennen gelernt hast.
Seite 52
o Wenn du dich mit jemandem treffen willst, wähle einen öffentlichen Ort (z. B.
Cafe oder Jugendzentrum). Es reicht nicht, einen Freund oder eine Freundin
mitzunehmen.
o Bleib nicht in einem Chatraum, in dem über Dinge gesprochen werden, die dir
unangenehm sind oder die dir Angst machen.
o Schütze deine Freunde und Bekannten, indem du auch von ihnen keine
Namen, Adressen etc. im Chat weiter gibst.
Kommunikation über den Chat
Kinder und Jugendliche sind – was die Medienkompetenz angeht – den Erwachsenen
heutzutage um Längen voraus. Das macht sie im Umgang mit dem Medium oft einsam. Wenn
überhaupt, dann tauschen sie sich über Hard- und Softwareangelegenheiten mit gleichaltrigen
Freunden aus. Andere Aspekte der Mediennutzung werden kaum kommuniziert.
So ist es nicht verwunderlich, dass Kinder und Jugendliche meist über belastende oder
verwirrende Erlebnisse, die sie im Chat gemacht haben, mit niemandem reden.
Kontaktaufnahme, Sympathiebekundungen, Ablehnungen und Beleidigungen oder auch
sexuelle Belästigungen laufen im Chat in einem Tempo ab, das für reale
Kommunikationssituationen undenkbar wäre. Kinder und Jugendliche sind damit überfordert
und brauchen vertrauenswürdige, reale Ansprechpartner und Foren, mit denen bzw. in denen
sie sich darüber austauschen können. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie ChatBekanntschaften beurteilen können, was von Bedrohungen und Beleidigungen im Chat zu
halten ist, welche Erwartungen sie an Chat-Beziehungen knüpfen können und wie ein
ausgewogenes Verhältnis zwischen Chat-Freundschaften und realen Freundschaften aussehen
kann, müssen Kinder und Jugendliche sich darüber mit anderen Gleichaltrigen und auch
Erwachsenen austauschen können. Diese emotionalen Aspekte der Chat-Kommunikation
finden im Moment kaum Beachtung – obwohl viele Kinder und Jugendliche, die chatten, dort
schon unangenehme oder beängstigende Erlebnisse hatten.
Grenzen setzen
Der Chat reizt durch seine Anonymität, Grenzen zu überschreiten – nicht nur bei den
Pädophilen, sondern auch bei den Kindern und Jugendlichen selbst. 12-14-Jährige nutzen den
Chat vielfach, um erste Kontakte zum anderen Geschlecht zu knüpfen oder immer wieder
auch, um „Leute zu verarschen“. In beiden Fällen ist es gerade der Reiz, Grenzen des
höflichen Umgangs zu überschreiten. Im Chat kann z.B. ein 14-jähriger Junge ausprobieren,
wie ein gleichaltriges Mädchen reagiert, wenn er es z. B. nach seiner Körbchengröße fragt.
Die Neugierde treibt pubertierende Jugendliche in Channels mit eindeutig sexuellen Themen.
In der Realität wäre die Hemmschwelle dagegen viel höher, in einen Sexshop oder ein
Bordell zu gehen.
Diese Neugierde, die sich mit Hilfe des Internets und des Chats auf sehr freizügige Art
befriedigen lässt, macht den Schutz vor den Gefahren im Chat nicht einfach.
Kinder – und besonders Jugendliche – müssen lernen, mit dieser Neugierde umzugehen und
genau wie im realen Leben ihre Grenzen kennen zu lernen. Sie müssen ein Gespür dafür
entwickeln, wann ihnen ein Chat-Kontakt zu weit geht und was sie dann tun können. Sie
müssen aber auch wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie sich in diesem Bereich
risikofreudig auf das Glatteis begeben. Obwohl sie sich im Chat manchmal als
Gesprächspartner für sexuell gefärbte Gespräche anbieten, gehen ihnen die Reaktionen –
besonders älterer Gesprächspartner oder Pädophiler - doch viel zu weit. So erzählte z. B. ein
Jugendlicher in einem Klassengespräch, dass er von seiner Chat-Partnerin zwar gern ein Bild
gehabt hätte, auf dem sie nur einen Bikini anhat, als er aber ein Foto einer nackten jungen
Frau bekam, war er schockiert und unangenehm berührt.
Seite 53
Klar zu wissen, was man will und was man nicht will und das auch eindeutig und bestimmt zu
äußern, ist im Chat fast noch wichtiger als im realen Leben, nicht zuletzt wegen der
Geschwindigkeit, in der Stadien der Kontaktaufnahme und Beziehungsgestaltung durchlaufen
werden. Intimität hat im Chat eine andere Qualität als im realen Leben. Was man sich selbst
und anderen im Chat zumuten kann, darüber besteht bei Kindern und Jugendlichen große
Unklarheit und Unsicherheit.
Diese Themen kann man nicht – wie z.B. die Sicherheitsregeln – in einem 10-Punkte-Plan
abhandeln. Hier sind Gespräche mit Vertrauenspersonen wichtig. Hier können auch Hinweise
besprochen werden, an denen ein Kind oder Jugendlicher erkennen kann, wann ein ChatGespräch in eine gefährliche Richtung abzudriften droht. Hierzu einige Beispiele aus dem
Flyer „Sicher surfen“ vom AJS:
-
„Wenn dich jemand zu etwas überreden oder zwingen will...
Wenn dich jemand erpressen will oder dir droht...
Wenn jemand „schweinische Wörter benutzt...
Wenn dich jemand locken oder kaufen will...
Wenn jemand dir großzügige Geschenke anbietet... (...)
Wenn jemand hauptsächlich über dein Aussehen und deinen Körper reden will... (...)“
Eltern
Interesse
Auch wenn Eltern sich nicht persönlich für die vielfältigen Möglichkeiten des Internets
interessieren, sollten sie ein Auge darauf haben, wofür sich ihr Kind interessiert. Je früher es
zur Selbstverständlichkeit wird, dass der Vater oder die Mutter dem Kind am Computer mal
über die Schulter schaut und Fragen stellt, um so leichter lässt sich das auch beim
Jugendlichen weiterführen. Die oftmals technische Überlegenheit der Kinder muss hier kein
Hindernis sein. Im Gegenteil: Welches Kind genießt es nicht, mal den Eltern etwas zu
erklären.
So können Eltern die ersten Schritte ihrer Kinder im Internet begleiten und bekommen eine
Idee davon, wie ihre Kinder sich im Umgang mit diesem Medium verhalten:
Ist ein Kind eher vorsichtig oder risikobereit?
Wie verhält sich ein Kind, wenn es im Umgang mit dem Internet etwas herausfinden will?
Tauscht sich ein Kind mit Freunden über dieses Thema aus?
Eltern sollten die Online-Freunde ihrer Kinder genauso ernst nehmen wie die Freunde aus der
Klasse oder dem Sportverein. Wenn Kinder das erste Date mit ihrer Chat-Bekanntschaft bei
sich zu Hause abhalten, ist das wesentlich sicherer als an vielen anderen Orten, und die Eltern
bekommen mögliche Enttäuschungen oder Irritationen sofort mit und können ihr Kind
unterstützen.
Vertrauen und Verständnis
Kinder brauchen ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Eltern oder zu einer anderen
erwachsenen Person. Zum Aufbau eines solchen Verhältnisses ist es sehr wichtig, die
Interessen und Vorlieben des Kindes ernst zu nehmen. Zu strenge Verbote bezogen auf den
Umgang mit dem Computer sind da eher hinderlich.
Eltern sollten so detailliert über Gefahren im Umgang mit dem Internet oder auch über
Gefahren des Chats informiert sein, dass sie eventuelle Alarmsignale ihres Kindes
wahrnehmen und auch beim Computergebrauch ihres Kindes nach Ursachen suchen:
- Zieht sich ein Kind zurück?
- Ist ein Kind in letzter Zeit sehr bedrückt oder gereizt?
Seite 54
- Scheint ein Kind etwas zu verheimlichen?
- Dehnen sich die Zeiten vor dem Computer oder auch im Chat immer mehr aus?
- Will ein Kind plötzlich nur noch für sich allein chatten?
Falls ein Kind oder ein Jugendlicher nicht direkt mit den Eltern reden will, ist es manchmal
sinnvoll, mit ihm über mögliche andere Ansprechpartner zu reden und dafür zu sorgen, dass
jemand anderes ihm unterstützend zur Seite stehen kann.
Kontrolle
Kontrolle gehört zu den fürsorglichen Pflichten von Eltern. Da sollte der Umgang mit dem
Computer nicht ausgeschlossen sein.
o Eltern sollten wissen, auf welchen Internet-Seiten sich ihre Kinder bewegen und ihren
Eindruck ab und zu überprüfen und aktualisieren.
o Gerade bei jüngeren Kindern und Internet-Einsteigern ist es sinnvoll, eine EMailadresse einzurichten, bei der ankommende E-Mails erst von einem Erwachsenen
kontrolliert werden. Die Gefahr, dass ein Kind überraschend mit pornographischem
Bildmaterial konfrontiert wird, wird dadurch deutlich geringer.
o Eltern sollten Wert darauf legen, sich ein Bild von Chat-Freunden machen zu können
und sie –so wie Schulfreunde auch – im realen Leben kennen zu lernen, wenn das
Kind den Kontakt intensiviert.
Präventionsmöglichkeiten der Eltern (Arbeitsgruppen)
20 Minuten Kleingruppenarbeit
20 Minuten Darstellung
 mögliche Fragen für die Kleingruppenarbeit:
a. Wie können Elternpflegschaftsvertreter das Thema weiter in die Klassen (vornehmlich
zu den Eltern) tragen
b. Wie können Eltern zu Hause bei ihren Kindern Präventionsarbeit leisten?
c. Was muss ich selbst über das Chatten wissen
 Ergebnisse pro Arbeitsgruppe werden auf einer Folie zusammengetragen
Auswertung der Kleingruppenarbeit und weitere Planung
10 Minuten

Documents pareils