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AKTIV 17. März 2007 / Seite 8 Nur 2 Mark: Startkapital für einen Konzern KOMMENTAR Jeder Prozentpunkt bewegt 1,7 Milliarden Euro im Jahr von Wolfgang Niemsch Verhandlungsführer von NiedersachsenMetall 40 Unternehmen arbeiten mittlerweile unter dem Dach der Georgsmarienhütte Georgsmarienhütte. Der Einzahlungsbeleg des Postgiroamtes Hannover trägt das Datum des 16. Juni 1993. Empfänger der Überweisung ist die Klöckner-Werke AG in Duisburg. An diesem Tag, einem Mittwoch, wird der unter akuter Finanznot leidende Mischkonzern Klöckner um genau 2 Deutsche Mark reicher. Einzahler sind Dr. Jürgen Großmann mit 1,50 Mark und die Firma Drueker mit 0,50 Mark. Was kann ihnen ein Konzern wie Klöckner für 2 Mark verkauft haben? Einen Meter Klin- geldraht? Eine Stunde im Duisburger Klöckner-Parkhaus? Tatsächlich trennt sich das Traditionsunternehmen Klöckner an diesem Tag von einem 137 Jahre alten Hüttenwerk – der Georgsmarienhütte, angesiedelt im gleichnamigen niedersächsischen Arbeiterstädtchen. Wenige Tage zuvor hatte die Hütte, wie die gesamte Klöckner-Werke AG, Insolvenz anmelden müssen, gut 1 600 Jobs hingen in der Luft. Heute, knapp 14 Jahre später, ist daraus ein stattlicher Konzern gewachsen: Mehr als 40 Betriebe in Deutschland und Österreich, über 8 500 Mitarbeiter sind unter dem roten Logo der Georgsmarienhütte Holding GmbH vereint. Wenn das Wort „Erfolgsgeschichte“ je mit Recht verwendet worden ist, so schreibt Autor Oliver Driesen in seinem Buch „Schwarz wie Schlacke, Rot wie Glut“, dann in diesem Fall. Die Harz Guss Zorge ist eins der 40 Unternehmen. Baute in 13 Jahren eine florierende Unternehmensgruppe auf: Jürgen Großmann legte den Grundstein für die Wiederaufstehung der Georgsmarienhütte. Ab Februar 2008 ist er RWE-Vorstandsvorsitzender. Heiße Sache: Was rötlich strahlt, ist flüssiges Eisen. Manchmal wird in der Öffentlichkeit eine Tarifrunde gern mit einem Kartenspiel verglichen. Die einen stellen eine Forderung, die anderen machen ein Angebot und am Ende einigt man sich mal wieder irgendwo in der Mitte. So einfach könnte das Leben sein. In Wirklichkeit ist das, was am Schluss so simpel erscheint, das Ergebnis komplizierter Abstimmungsprozesse auf beiden Seiten, häufig noch zusätzlich beladen mit Emotionen. Die Lösung beeinflusst unsere wirtschaftliche Entwicklung und die Motivation der Arbeitnehmer. Jeder Prozentpunkt Lohnveränderung bewegt allein in unserer Industrie 1,7 Milliarden Euro im Jahr. Natürlich geht es bei der Lohnfindung stets darum, den für beide Seiten noch akzeptablen Ausgleich zwischen Kosten für die Unternehmen und Einkommen der Arbeitnehmer zu finden. Häufig geht es aber auch um Themen wie Arbeitszeiten, Alterssicherung und Weiterbildung. Im Gegensatz zu normalen Geschäftsverhandlungen muss am Ende von Tarifverhandlungen ein Vertrag stehen. Deshalb braucht es Augenmaß und klaren Blick. Unsere Branche gehört dem Weltmarkt – das ist unsere Stärke und unsere Herausforderung zugleich. Der stolze Hinweis auf die Exportweltmeisterschaft ist für die konkrete Situation unserer Betriebe nur Statistik, ohne praktischen Wert. Wir können nur von den Weltmärkten leben und deren heißen Atem der Konkurrenten spüren wir täglich im Nacken. Wer dieses Gespür verliert, der ist verloren. Das Ergebnis muss deshalb unter dem Ergebnis von 2005 liegen, also unter 3 Prozent. Fotos: dpa, Fricke (3) „Das Denken lernen die Navis bei uns“ Erfolgreich unter die Haube gekommen Delphi setzt auf Standort in Niedersachsen Fernsehen im Auto: Auch der Auto-Hersteller BMW hat sich kürzlich für DelphiEmpfangssysteme entschieden. Foto: Werk Bad Salzdetfurth. Suchen Sie noch oder navigieren Sie schon? Keine Frage: Straßenkarte war gestern, elektronische Pfadfinder sind heute. Immer mehr Neuwagen haben elektronische Wegweiser an Bord. Rechts? Links? Geradeaus? Wer das ständige Gesuche satt hat, landet früher oder später bei einem Navigationssystem. Harz Guss Zorge wächst mit dem „Brummi-Markt“ Zorge. Dass Mönche die UrAhnen eines modernen Gießerei-Unternehmens waren, dürfte nicht besonders häufig vorkommen. Doch ohne das 1127 gegründete Zisterzienser-Kloster Walkenried hätte es die Schmelzhütten für Kupfer und Eisen im Südharz wohl nicht gegeben. Als Harz Guss Zorge ist das Unternehmen, das im 20. Jahrhundert so viele Eigentümer- und Strategiewechsel überstehen musste, nun ein unabhängiger Mittelständler in einem Verbund von mehr als 40 Unternehmen aus dem Stahl- und Automobilzulieferbereich. Und es ist endlich zur Ruhe gekommen. Das heißt nicht, dass sich irgendjemand bei Harz Guss Zorge auf einem sanften Ruhekissen wiegen würde. Das profitable Unternehmen hat bloß seine dauerhafte Bestimmung gefunden, ist sozusagen „unter die Haube“ gekommen: So laufen in Zorge jährlich weit mehr als 100 000 Abgaskrümmer vor allem für die diversen Nutzfahrzeug-Serien von Daimler- AKTIV AKTIV im Internet: www.aktiv-online.info Chrysler vom Band – entwickelt in enger und frühzeitiger Abstimmung mit dem Kunden. Wegen der enormen Hitzeentwicklung am Motor sind die Krümmer ein Beispiel für den Einsatz von speziellen GussLegierungen. Auch ins Geschäft mit Turbolader-Gehäusen ist das Unternehmen eingestiegen. Für Carsten Hinz, Vertriebsleiter Export und Marketing bei der Harz Guss Zorge, ist das ein „dramatisch wachsender Markt gerade im Nutzfahrzeugbereich“. Vollwertige Navigation und ein Top-Radio Kernige Sache: Einleger platzieren die Kerne in die sandgefüllten Kästen auf dem Band der Formanlage. 1,2 Millionen Euro investiert Diese Innovationen sind bezeichnend für die wachsenden Anforderungen des Marktes. In Zorge wurde und wird erheblich investiert, damit der eingeschlagene Weg zum Systemlieferanten mit immer größerer Wertschöpfungstiefe weiter erfolgreich beschritten werden kann. Im Jahr 2005 steckte Genauer als das Auge: Modernste Messtechnik untersucht in Zorge die Bauteile. das Unternehmen mit mehr als 350 Mitarbeitern allein 1,2 Millionen Euro in die Erneuerung der Aufbereitungsanlage für den Gießsand, der die automatische Formanlage befüllt. Als nächster großer Schritt stehen Ausweitung und Modernisierung der Kapazitäten im Schmelzbetrieb an. Auch das ist ein millionenschweres Projekt. Ehrgeizig hat sich die Harz Guss Zorge eine Mengensteigerung von derzeit 30 000 auf gut 40 000 Jahrestonnen ProduktiWERNER FRICKE on verordnet. Herausgeber: Ulrich Brodersen und für die Ausgabe Metall-Niedersachsen RA Dietrich Kröncke, Hannover ● Chefredakteur: Ulrich von Lampe ● Stellvertreter und Chef vom Dienst: Giesbert Wiegel ● Redaktion: Ulrich Halasz (Chefreporter), Wilfried Hennes, Thomas Hofinger, Hans Joachim Wolter (Leitender Redakteur) ● Korrektorat: Iris Delev ● Bildredaktion: Bernhard Eifrig ● Produktion: Harro Klimmeck ● Technische Lei tung: Rüdiger Wilhelmi ● Vertrieb: Renate Hacker ● AKTIV erscheint mit den Ausgaben Bayern, Bremen, Chemie in Baden-Württemberg, CO-Chemie, Hessen Chemie, Hessen Metall, Kautschuk, M+E, Metall, Metall-Niedersachsen, Nordostchemie, Nordrhein-Westfalen, Papierverarbeitung, Südwest, Textil, Zentral ● Anschrift der Redaktion: Postfach 51 06 70, 50942 Köln; E-Mail: [email protected]; Tel: 0221/4981-0; Fax: 0221/4981258 ● Redaktion Bayern: Michaela Geiger und Matthias Nauerth (Leitung); Eva Schröder; Max-Joseph-Str. 5; 80333 München; Postfach 200220, 80002 München; Tel: 089/55178-551; Fax: 089/55178-553 ● Redaktion Südwest: Barbara Auer, Rut Ganz zur Freude von Rainer Crome von der Delphi Delco Electronics Europe GmbH in Bad Salzdetfurth. Er schwört auf Navis, die beim Autohersteller fest installiert werden. „Weil diese Geräte den Billigangeboten im Supermarkt qualitativ und technisch weit überlegen sind“, so Crome. Allerdings gibt es derzeit noch gewaltige Preisunterschiede. „Wir werden schon bald ein Gerät liefern, das eine vollwertige Navigation bietet, aber preislich deutlich günstiger ist als bisherige im Automobilmarkt erhältliche Systeme.“ 800 Mitarbeiter, darunter 250 Ingenieure, fertigen hier ausschließlich für die Autoindustrie, so auch Hightech-Antennen zum Empfang von modernsten Multimedia-Diensten. Rund 1 000 Euro kostet ein komplettes Delphi-Navi. Das ist deutlich teurer als die mobilen Winzlinge von Aldi, Mediamarkt und Co. Die gibt es schon für weniger als 300 Euro. Aber die 1000 Euro sind unterm Strich absolut wettbewerbsfähig. „Schließlich liefern wir nicht nur die voll ausgestattete Navigation, sondern auch ein Top-Radio“, sagt Vertriebsmann Crome. Neuwagen werden mehrheitlich mit einem Navigationssystem bestellt. Laut ADAC funktionieren die ab Werk verbauten Geräte besser. Wartezeiten bei der Routenberechnung kennen sie nicht. „Das sind große Vorteile“, bestätigt Crome. Zwar werden die Navis in Portugal und Tschechien produziert, doch ihre Intelligenz stammt aus Deutschland – oft aus Bad Salzdetfurth. Im Rennen um die HerstellerGunst hat sich Delphi, so schätzt Crome, einen Vorsprung von etwa einem halben Jahr gegenüber dem Wettbewerb herausgearbeitet. „Wir sind derzeit mit vier Automobil-Herstellern in intensiven Gesprächen“, verW.F. rät er. Delphi-Vertriebsmann Rainer Crome: „ Fest installierte Navis haben unschlagbare Vorteile.“ Foto: Fricke Katzenmaier, Dr. Joachim Sigel, Josefstraße 10, 70597 Stuttgart, Tel: 0711/4579986, Fax: 0711/ 457219 ● Redaktion Rhein-Main-Neckar: Sabine Latorre, Werderstr. 15, 68165 Mannheim; Tel: 0621/4317331, Fax: 0621/4401624 ● Redaktion Nord: Werner Fricke, Stephanusweg 9, 31174 Schellerten, Tel: 05123/4485; E-Mail: [email protected] ●AKTIV erscheint in der Deutscher Instituts-Verlag GmbH (DIV), Köln ● Verlagsleitung: Ulrich Brodersen ● Preise und Mengenrabatt auf Anfrage. ● Die zur Abwicklung des Vertriebs erforderlichen Daten werden als Datenauftragsverwaltung (§11 BDSG) gemäß den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes verarbeitet. ● Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsanspruch. ● Alle Rechte, auch der auszugsweisen Veröffentlichung, liegen beim Verlag. ● Reinzeichnung: Böhm Mediendienst GmbH, Köln ● ctp und Druck: KVD/Henke, Köln ● Erfüllungsort und Gerichtsstand: Köln ● Für die Herstellung von AKTIV wird Recycling-Papier verwendet.