Nürnberger Nachrichten - Hyundai
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Seite 10 STADT NÜRNBERG „Nürnberg vor Abriss-Vandalismus bewahrt“ Oscar Schneider zog vor 60 Jahren in den Stadtrat ein und blickt hier auf die Situation im Jahr 1956 zurück Dienstag, 22. März 2016 Mehr als Folklore Bewährung für Partnerschaft VON WOLFGANG HEILIG-ACHNECK Wie großzügig soll Deutschland Griechenland denn noch unterstützen? Versickert Hilfe dort nicht in einem Fass ohne Boden? Und sollen jetzt auch noch Kommunen in die Tasche greifen, weil die Partnerstadt Kavala (siehe Bericht S. 9) ächzt und stöhnt? Solche Fragen werden sich viele Menschen stellen – und allseits befriedigende Antworten dürften schwer zu finden sein. Denn in die aktuellen Debatten um die humanitären Nöte schwingt ja immer auch noch das leidige Gezerre um die abgrundtiefe Kri- DER So sah der Wolffsche Bau von Norden betrachtet aus, als Oscar Schneider vor 60 Jahren in den Stadtrat einzog: Die stehen gebliebenen Fassadenteile werden von einer Stahl-Spinne gehalten. Von dem nördlichen Turm (vorn) ist nur noch die Kellerdecke erhalten. Archivfoto: Gertrud Gerardi ter. Es sollte noch 40 Jahre dauern, bis mit Ludwig Scholz ein CSU-Vertreter zum OB gewählt wurde. Vor 60 Jahren zog mit Oscar Schneider ein junger Jurist in den Stadtrat ein, der in den folgenden Jahrzehnten fester Bestandteil der Stadtgesellschaft werden sollte. Seine politische Karriere führte ihn bis in das Kabinett Helmut Kohls, wo er als Bundesbauminister tätig war. Wir sprachen mit dem 88-jährigen Ehrenbürger über Nürnberg im Jahr 1956 und seine Erfahrungen in der (Kommunal-)Politik. Herr Schneider, wie verlief Ihr Einstieg in die Politik? Sie waren damals 28 Jahre jung und saßen nicht auf der „Regierungsbank“ . . . Oscar Schneider: . . . das stimmt. Ich musste in meinen ersten Mandatsjahren Oppositionserfahrungen sammeln, das war nicht eben erfreulich, aber rückblickend doch sehr heilsam und lehrreich. Die Schule der Demokratie ist die Kommunalpolitik. Kein Mandatsträger ist seinen Wählern näher als der Bürgermeister und die Ratsmitglieder. Wie sah die Stadt damals aus? Schneider: Der Zweite Weltkrieg lag 1956 erst elf Jahre zurück. Der Wiederaufbau war voll im Gange, aber noch lange klafften viele traurige Baulücken in den Straßen und Gassen der Altstadt. Von der Frauenkirche bis zum Rathenauplatz lag die „Sebalder Steppe“. Aus der Ruine des Wolffschen Rathauses wuchsen Sträucher und Birkenbäumchen hervor. Oscar Schneider gilt heute als das historische Gewissen der Stadt. Schon als junger Stadtrat (rechts) präsentierte er Denkschriften. Foto: Weigert/Gerardi Nürnberger haben die Gefahren und Chancen der städtebaulichen Herausforderung erkannt und gemeistert. Zu dokumentieren, wie sie das geschafft haben, ist die Pflicht der Nachgeborenen. Ihr immer wieder erfolgter Appell, den Wiederaufbau mehr in den Fokus Da lag das dominierende kommunal- zu rücken, ist bislang verhallt . . . politische Thema nahe, oder? Schneider: Es gab in Nürnberg ein Schneider: Ja: der Wiederaufbau. patriotisches Stadtbewusstsein, eine Nürnberg gehört zu den deutschen gelebte und erlebte demokratische Städten, in denen die europäische Solidarität. Die Nürnberger dürfen Urbanität einen beispielhaften Aus- und müssen sich dieser Aufbaujahre druck gefunden hat. Dessen waren dankbar erinnern; wenn sie stolz dasich die verantwortlichen Politiker rauf sind, handeln sie nicht überund die gesamte Bevölkerung be- mütig, sondern dankbar und selbstbewusst. Als die Grundentscheidungen wusst. zum Wiederaufbau getroffen werden mussten, lag alle Verantwortung beim Sie machen immer wieder auf histoRat und der Bürgerschaft. Wir begrif- rische Daten aufmerksam — waren fen damals, was Tradition bedeutet: Sie als junger Stadtrat auch schon so die Weitergabe von Dingen, die wir geschichtsbewusst? nicht geschaffen haben, an Menschen, Schneider: Ja, auch in meinen ersdie wir nicht kennen. ten Monaten als Kommunalpolitiker war das so. Am 10. Oktober 1956 jährUnd über die Art und Weise des te sich zum 700. Male, dass der NürnWiederaufbaus herrschte Konsens? berger Stadtrat urkundlich in ErscheiSchneider: Nein, es gab viele Hin- nung trat. Nürnberg trat dem Rheidernisse zu überwinden. Es fehlte an nischen Städtebund bei. Auf meine allem, nur nicht an Mut und Selbstver- Anregung hin beantragte meine Fraktrauen. Die Stadtgeschichte in ihrer tion bei Oberbürgermeister Otto BärnGesamtheit musste bei der Aufbau- reuther eine feierliche Sitzung des planung berücksichtigt werden. Die Stadtrates. Wie war es 1956 um das Klima im Stadtrat bestellt, die SPD hatte doch als Mehrheitsfraktion alles im Griff . . . Schneider: Das stimmt. Die CSU war eine Neugründung des Jahres 1945. Wir hatten es aus vielerlei Gründen sehr schwer, unsere Wählerbasis zu erweitern und zu festigen. Die CSU wurde in der protestantisch geprägten Stadt Nürnberg als Nachfolgerin der Katholischen Bayerischen Volkspartei betrachtet. Dies führte dazu, dass noch 1960 zur Stadtratswahl der Christliche Volksdienst lila Plakate in Nürnberg aufschlagen ließ: „Nürnberg darf nicht katholisch werden.“ Sie machten rasch Karriere — und waren bereits 1960 Fraktionsvorsitzender, also Oppositionsführer. Welche Bedeutung hatten für Sie städtebauliche Fragen? Schneider: Erstrangige! Wir mussten das reichsstädtische Nürnberg vor einem Abrissvandalismus bewahren! Der demokratische Bauherr, also in einer Stadt der Stadtrat, muss den Willen der Bürger erkunden, er muss um die Erkenntnis ringen, aus welchen Kunst- und Ordnungsvorstellungen die Stadt ihre urbanen und humanen Erscheinungsformen gefunden hat. Hier handelt es sich nicht um willkürliche Architekturplanungen, sondern um gewachsene geschichtliche Traditionen, die immer wieder aufs Neue und unter jeweils neuen Bedingungen bedacht werden müssen. Das ist in Nürnberg in den ersten zwanzig Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall gewesen. Was waren die anderen großen Themen Ihrer kommunalpolitischen Ära? Schneider: Die Eingliederung der Nürnberger Wirtschafts- und Sozialhochschule als 6. Fakultät der Universität Erlangen. Mit aller Kraft unterstützten wir die Eingemeindungen aus dem Landkreis Schwabach für den Hafenbau in Maiach-Hinterhof. Ich erinnere mich an meine Vermittlungstätigkeit zwischen dem bayerischen Landwirtschaftsminister Alois Hundhammer und der Vereinsspitze des 1. FCN im Juli 1965. Damals gelang es, bei einer unter Regenschirmen erfolgten Besichtigung, das heutige Clubgelände vom Freistaat Bayern zu einem Preis von 5,5 DM pro Quadratmeter zu erwerben. se Griechenlands hinein – mit Verletzungen und Misstrauen auf beiden Seiten. Vor diesem weiten Horizont ist die aktuelle Situation auch eine Nagelprobe für den Sinn und das Verständnis von kommunalen Partnerschaften: Sollen sie mehr sein als der Rahmen für Folklore und Kulturbegegnungen, sind handfeste Zeichen der Bereitschaft gefragt, Lasten teilen und gemeinsam zu tragen. Im Ältestenrat des Stadtrats waren sich Vertreter aller Fraktionen in der vergangenen Woche denn auch einig, dass Nürnberg die Partnerstadt Kavala in der aktuellen Situation nicht im Stich lassen sollte – und es mit bloß schön formulierten Solidaritätsbekundungen nicht getan ist. Dabei ist klar: Da es hier nicht um eine kommunale Pflichtaufgabe geht, sind Initiative und Engagement von Bürgerinnen und Bürgern gefragt, die über den Tellerrand der eigenen Stadt hinausblicken. Dabei liegt es vermutlich – jenseits aller Moral – durchaus im deutschen Interesse, „die“ Griechen nicht hängenzulassen: Deutschland kann Freunde in der Ägäis gut gebrauchen. Und eine Portion Skepsis ist angebracht, ob und wann das jüngste, umstrittene Abkommen mit der Türkei wirklich eine nachhaltige Entlastung für Griechenland bringt. Vier Autos in drei Tagen gestohlen Über 100 000 Euro Schaden Polizei sucht Zeugen für die Taten Unbekannte haben in Nürnberg vier Autos gestohlen. Die Täter schlugen im ganzen Stadtgebiet zu. Über das Wochenende meldeten sich vier Autobesitzer bei der Polizei. Zwischen Freitag, 20.15 Uhr, und Sonntag, null Uhr, stahlen Unbekannte einen blauen VW Golf Plus aus der Austraße. Das Fahrzeug ist 6000 Euro wert und hat das Kennzeichen FÜ-FH 202. Zwischen Samstag, 22.30 Uhr, und Sonntag, 10.15 Uhr, wurde in der Carl-Schwemmer-Straße 5 ein silberUnd dennoch ließen die Erfolge der grauer VW-Bus (Modell T 5, KennzeiChristsozialen nicht lange auf sich An welche Persönlichkeiten erin- chen N-GT 857) geklaut. Er ist etwa warten . . . 10 000 Euro wert. Schneider: Ja, zumindest auf Bun- nern Sie sich heute noch? Einen weiteren VW T 5 in Weiß Schneider: Das sind zunächst meine des- und Landesebene. Die CSU war bis 1956 in einem gärenden Aufbau- Fraktionskollegen, Fritz Pirkl, Georg (N-MC 665) stahlen Unbekannte in und Orientierungsprozess begriffen, Holzbauer, Erich Wildner und Lud- der Bismarckstraße 92. Die Diebe der erst mit dem Parteieintritt einer wig Imhof; nicht zu vergessen unser schlugen zwischen Samstag, 21.45 jüngeren Generation überwunden wer- 25-jähriger Bezirksvorsitzender Karl Uhr, und Sonntag, 10.15 Uhr, zu. Das den konnte. So gelang es der CSU Schäfer. Ich erinnere mich aber auch Fahrzeug ist 20 000 Euro wert. Bei schon bei der Bundestagswahl 1957 gerne an Kollegen aus anderen Frak- dem letzten verschwundenen Auto unter Konrad Adenauer, die beiden tionen. Insbesondere an Willy Prölß. handelt es sich um einen BMW M 3 Nürnberger-/Fürther Bundestags- Wir lieferten uns zehn Jahre lang die (N-TD 750), der in der Redweiherwahlkreise für die CSU zu gewinnen. heftigsten Rathausduelle. Ich respek- straße 2 stand. Der weiße Sportwagen Wir waren also auch in Nürnberg tierte seine Kompetenz und war von ist 80 000 Euro wert. Die Täter kamen angekommen. Doch bei der OB-Wahl seiner persönlichen Lauterkeit über- zwischen Freitag, 23 Uhr, und Samstag, 7.45 Uhr. Hinweise an die Polizei: im November 1957 siegte der zeugt. jpz Interview: MICHAEL HUSAREK (09 11) 21 12 33 33. SPD-Kandidat, Andreas Urschlech- AUS DEM GESCHÄFTSLEBEN Zum 60-jährigen Jubiläum von Scharf Automobile hat Inhaber Marco Schultheiß zusammen mit Hyundai-Betriebsleiter Alfred Kleinschrodt einen Hundai i10 an die KfzInnung Mittelfranken übergeben. Scharf Automobile unterstützt damit die fachgerechte und realitätsnahe Aus- und Weiterbildung der Nachwuchskräfte in der Automobilbranche. Das bei der Kfz-Innung vermittelte Fachwissen sei die Grundlage für Qualität und damit einer der wichtigsten Bausteine für erstklassigen Kundenservice und eine kompetente Beratung im Kfz-Gewerbe. „Qualität liegt uns bei all unseren Arbeitsabläufen ganz besonders am Herzen. Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir mit unserem i10 einen Beitrag zur praktischen Ausbildung der STANDPUNKT Lehrlinge leisten können“, so Marco Schultheiß. An dem Hyundai i10 können zum Beispiel Fehlersuche an vernetzten Systemen oder Messungen der Bremskraftverteilung geschult werden. Der kleine Flitzer wurde in der KfzInnung Mittelfranken von Obermeister Karl-Heinz Breitschwert, Geschäftsführer Stefan Schaller und Schulungsleiter Wolfgang Behr in Empfang genommen. Das 1956 gegründete Familienunternehmen Scharf Automobile ist in der dritten Generation in Mittelfranken ansässig. An sieben Standorten in Nürnberg, Lauf, Fürth und Herzogenaurach sind 135 Mitarbeiter in Verkauf, Service und Organisation tätig. Scharf bildet acht kaufmänni- Marco Schultheiß, Inhaber von Scharf Automobile (ganz rechts), und Hyundaische Lehrlinge und weitere 16 ange- Betriebsleiter Alfred Kleinschrodt haben an Vertreter der Kfz-Innung (links) für Foto: Distler hende Kfz-Mechatroniker aus. nn Ausbildungszwecke einen Hyundai i10 übergeben. Nachts eine junge Frau begrapscht 28-Jährige schlug den Mann in die Flucht — Zeugen gesucht Ein Unbekannter hat eine Frau in Schoppershof begrapscht. Die 28-Jährige war in der Nacht auf vergangenen Montag in der Schoppershofstraße unterwegs. Kurz nach Mitternacht griff sie plötzlich ein Mann von hinten an und begrapschte sie. Die Frau wehrte sich und konnte den Angreifer vertreiben. Er soll in ein Auto gestiegen und davongefahren sein. Der Täter war 20 bis 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 Meter groß und schwarz. Laut Polizeimeldung hatte er auffallend dicke Lippen. Er trug eine dunkle Jacke mit Kapuze und sprach akzentfreies Deutsch. Die Polizei nimmt unter Tel. (09 11) 21 12 33 33 Hinweise entgegen. jpz