Biokompatibilität von Kombinationen verschiedener - DOZ

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Biokompatibilität von Kombinationen verschiedener - DOZ
AKTUELL
Gary J Andrasko, OD, MS und
Kelly A Ryen, OD
Dafür führte ein Studienzentrum eine Reihe von doppelblinden, randomisierten klinischen Crossover-Studien durch. Beschwerdefreie Kontaktlinsenträger trugen für vier
Stunden fabrikneue weiche Kontaktlinsen.
Vor der Verwendung wurden diese Linsen
für mindestens 15 Stunden in folgenden
Multifunktionslösungen gelagert: Alcon OPTI-FREE® EXPRESS® (Polyquaternium-1), Alcon OPTI-FREE® RepleniSH™ (Polyquaternium-1), B&L ReNu® mit MoistureLoc® (Alexidin), B&L ReNu® MultiPlus® (Polyaminopropyl Biguanid), CIBAVision AQuify® (Polyhexanid), AMO Complete® MoisturePLUS™
Mit Unisol®4 Kochsalzlösung und Clear
Care® ergaben sich nach zwei Stunden
bei allen getesteten Linsen nur minimale
von Stippungbildung betroffene Bereiche
(1-2%). Ähnlich gering (1-7%) waren die
von Stippenbildung betroffenen Bereiche
bei den polyquad®-basierten Lösungen
(Opti-Free® RepleniSH® und Opti-Free®
Express®) für alle untersuchten Linsenmaterialien.
Biguanid-haltige Lösungen führten dagegen, abhängig vom Linsenmaterial, zu
unterschiedlich stark ausgeprägter Stippenbildung. Sehr stark war die Stippung bei
Einsatz der PureVision® Kontaktlinse in Zu-
Biokompatibilität von Kombinationen
verschiedener Multifunktionslösungen
mit Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen
Bei der professionellen Kontaktlinsenanpassung entwickeln sich SilikonHydrogele (SH) immer mehr zum Material der ersten Wahl. Diese Kontaktlinsen, die ursprünglich für verlängertes Tragen konzipiert waren, werden
zunehmend für die normale tägliche
Verwendung empfohlen. Dadurch wird
auch der Gebrauch einer Pflegelösung
für die nächtliche Reinigung, Desinfektion und Aufbewahrung erforderlich.
Forschungsarbeiten der letzten Jahre
haben Hinweise erbracht, dass das Zusammenspiel bestimmter Kontaktlinsen-Materialien mit bestimmten Pflegemitteln zu Stippenbildung auf der
Hornhaut führen kann.1-4 Da die Vielfalt angebotener SH-Materialien und
verfügbarer Pflegelösungen ständig
wächst, ist es von großer Bedeutung,
diejenigen Pflegemittel-Linsen-Kombinationen zu identifizieren, die zu einem nicht akzeptablen Ausmaß von
Hornhautstippung führen. Mit Hilfe einer konsistenten Untersuchungsmethode haben wir die Stippenbildung
bei verschiedenen Silikon-HydrogelLinsen in Kombination mit verschiedenen Multifunktionslösungen systematisch überprüft und dokumentiert.
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(Polyhexamethyl Biguanid) und CibaVision
Clear Care®.
Zusätzlich gab es eine Kontrollgruppe, deren Linsen in physiologischer, konservierungsstofffreier Kochsalzlösung (Alcon UNISOL®) gelagert wurden.
Das Hornhautepithel aller Probanden
wurde vor dem Einsetzen der Linse sowie
nach zwei und vier Stunden Tragezeit mit
Fluoreszein und einem Wratten #12 Gelbfilter untersucht. Dabei wurde für fünf Sektoren der Hornhaut der Schweregrad der
Stippenbildung (0-4) und ihre Ausdehnung
(0-100%) systematisch dokumentiert.
Insgesamt wurden 59 verschiedene Kombinationen von Linsen und Pflegemitteln
untersucht. Wo Stippenbildung auftrat, handelte es sich überwiegend um punktförmige
Hornhautepithelstippungen. Große Unterschiede zwischen verschiedenen Linsen-Pflegemittel-Kombinationen gab es dagegen in
der Ausdehnung der von Stippenbildung betroffenen Hornhautareale. Untenstehende
Matrix („Staining Grid“) zeigt die durchschnittlichen von Stippenbildung betroffenen
Bereiche der Hornhaut aller getesteten Kombinationen zwei Stunden nach Tragebeginn.
sammenspiel mit allen Biguanid-basierten
Multifunktionslösungen – zum Beispiel 74%
bzw. 78% bei ReNu® MultiPlus® und Complete® MoisturePlus™. Die Aquify®-Lösung
(in Europa: SoloCare® Aqua) führte bei allen
Linsen mit Ausnahme der PureVision®
(21%) zu sehr kleinen Bereichen mit Stippenbildung (1-3%).
Die Kontaktlinsen O2Optix™ und Night &
Day® zeigten minimale Stippenbildung mit
Aquify® (3% mit beiden Linsentypen),
erhöhte Stippenbildung mit Complete®
MoisturePlus™ (16-18%), und höhere
Ausprägung von Stippen mit ReNu® MultiPlus® (24% mit beiden Linsen).
ACUVUE® OASYS™ war diejenige
Silikon-Hydrogel-Linse, die generell die
geringsten Bereiche mit Stippenbildung
aufwies (<12%). Ebenfalls geringe Stippenanteile wurden für die Acuvue®2-Linse
mit fast allen Lösungen gemessen (<10%);
Ausnahme war die Kombination mit
ReNu® MoistureLoc® (25% Stippenbereich). Die Einbeziehung von ReNu®
MoistureLoc® in die Studie wurde beendet,
als das Produkt im Mai 2006 vom Markt
zurückgerufen wurde.
DOZ 4-2007 KONTAKTLINSE
AKTUELL
Zum Zeitpunkt der Untersuchung enthielten die untersuchten Multifunktionslösungen von Walmart und Target Desinfektionswirkstoffe, die mit ReNu® MultiPlus® identisch und in gleicher Konzentration waren.
Zudem wurde auf der Packung auf dieselben Patent-Nummern verwiesen. Entsprechend ergab die Untersuchung für beide
Eigenmarken vergleichbare Ergebnisse wie
für ReNu® MultiPlus®.
Um das Niveau der Bio-Kompatibilität der
getesteten Pflegemittel-Linsen-Kombinationen übersichtlich darzustellen, wurde die
„Stippenbildungs-Matrix“ („Staining Grid“)
mit einem Farb-Code versehen. Pflegemittel-Linsen-Kombinationen mit sehr geringen Bereichen von Stippenbildung (weniger
als 10%) sind grün unterlegt, Kombinationen mit durchschnittlich 10-20% gelb
(moderate Stippenbildung) und solche mit
Durchschnittsergebnissen über 20% rot
(hohe Stippenbildung).
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die auf POLYQUAD® basierten LöKONTAKTLINSE DOZ 4-2007
sungen Opti-Free® Express® MPDS und OPTI-FREE® RepleniSHTM ebenso wie das
Wasserstoffperoxid-System ClearCare® mit
allen geprüften Silikon-Hydrogel-Materialien nur minimale Stippungen hervorrufen.
Bei den Biguanid-haltigen Lösungen variierte das Ausmaß der Bereiche mit Stippenbildung abhängig vom verwendeten Linsenmaterial. Mit hoher Wahrscheinlichkeit resultiert die Stippenbildung aus der Absorption von Desinfektionswirkstoffen durch die
Linse während der Einlagerungsphase und
anschließender Freisetzung der Wirkstoffe
im Auge während des Tragens.5 Diese
Freisetzung mit nachfolgender Hornhautepithelstippung tritt vorrangig zwei bis vier
Stunden nach Tragebeginn auf.6
Es ist allgemein anerkannt, dass Stippenbildung mit einer Beeinträchtigung der
Barrierefunktion des Hornhautepithels einhergeht. Fluoreszeinfärbung, mit deren Hilfe
eine Stippung der Cornea sichtbar wird, ist
das Ergebnis einer Diffusion des Farbstoffes
durch beschädigte interzelluläre Verbindungen in das Gewebe.7 Eine intakte Epithel-
schicht schützt dagegen die Hornhaut vor
Infiltrierung durch Keime und vor anderen
schädlichen Umwelteinflüssen. 8,9,10,11 Eine
aktuelle, umfassende retrospektive Studie
hat ergeben, dass das Risiko einer bakteriellen Keratitis für Patienten mit zurückliegender Stippen-Symptomatik um den Faktor
drei höher ist als für Patienten ohne zurükkliegende Hornhautstippung. 12
Bei der professionellen Anpassung sollte
stets die Wahrscheinlichkeit cornealer Stip-
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penbildung bei bestimmten Kombinationen
von Pflegemittel und Kontaktlinse berükksichtigt werden. Entsprechend sollte eine
Pflegelösung empfohlen werden, die mit
dem vom Anwender verwendeten Linsenmaterial biokompatibel ist. Die Stippenbildungs-Matrix (www.staininggrid.com) bietet
hierfür eine schnell verfügbare Referenz. Ergänzend sollte berücksichtigt werden, dass
eine Nachuntersuchung zwei bis vier Stunden nach Beginn des Linsentragens erfolgen
sollte, um eine exakte Diagnose eventueller
Unverträglichkeiten durch fehlende Biokompatibilität von Pflegelösung und Linse
zu stellen.
Optics in Nature –
Optische Naturerscheinungen
Carsten Kreß · Jürgen Nolting
Literatur
1
Young G, Pritchard N, Hunt C, et al. Evaluation
of corneal staining related to multipurpose disinfecting systems. Poster presented at BCLA,
2001.
2 Jones L, MacDougall N, Sorbara LG. Asymptomatic corneal staining associated with the use
of balfilcon silicone hydrogel contact lenses disinfected with a polyaminopropyl biguanidepreserved care regimen. Optom Vis Sci. 2002;
79:753-61.
3 Steigmeier MJ, Cedrone R, Evans D, et al. Clinical performance of ‘no rub’ multi-purpose solutions. Contact Lens Ant Eye. 2004; 27:65-74.
4 Townsend W, Katims S, Rosen J. Investigating a
new multipurpose solution. Contact Lens Spectrum. December 2005:35-37.
5 Carey C, Dassanayake N, Garofalo RJ, et al. Correlating biocide uptake and release profiles with
corneal staining and subjective symptoms. Optometry. 2005; 76(4):370.
6 Garofalo RJ, Dassanayake N, Carey C, et al. Corneal staining and subjective symptoms with
multipurpose solutions as a function of time.
Eye Contact Lens. 2005; 31(4):166-74.
7 Maurice DM. The use of fluorescein in ophthalmological research. Invest Opthalmol. 1955;
39:55-61.
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9 Wilson LA. Bacterial corneal ulcers. In External
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10 Spencer WH. Cornea. In Ophthalmic Pathology:
An Atlas and Textbook. W.B. Sanders Company
1985. p 277.
11 Abbott RL, Kremer PA, Abrams MA. Bacteria corneal ulcers. In Clinical Ophthalmology. Harper
& Row, 1994. Vol. 4: Chap. 18. p. 1.
12 Jalbert I, Carnt N, Naduvilath T, et al. The relationship between solution toxicity, corneal inflammation and ocular comfort in soft contact
lens daily wear. ARVO 2006; 2412B64.
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