Sag einfach nein

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Sag einfach nein
Sag einfach Nein!
1.
Kapitel........................................................................................... 2
2.
Kapitel........................................................................................... 3
3.
Kapitel........................................................................................... 9
4.
Kapitel..........................................................................................12
5.
Kapitel..........................................................................................14
6.
Kapitel..........................................................................................17
7.
Kapitel..........................................................................................19
8.
Kapitel..........................................................................................23
9.
Kapitel..........................................................................................26
10. Kapitel..........................................................................................29
11. Kapitel..........................................................................................34
12. Kapitel..........................................................................................37
13. Kapitel..........................................................................................38
14. Kapitel..........................................................................................42
15. Kapitel..........................................................................................43
16. Kapitel..........................................................................................47
17. Kapitel..........................................................................................50
18. Kapitel..........................................................................................52
19. Kapitel..........................................................................................55
20. Kapitel..........................................................................................60
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Verena Hey
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1. Kapitel
Little Rock, Arkansas nicht weit entfernt von den heißen Quellen und 365 Tage im Jahr
Sonnenschein. Immer eine Reise wert.
Lindsay Kennedy seufzte. Sie legte die Broschüre, die ihr, ihr kleiner Bruder zugeschickt
hatte auf den Tisch der neben ihr stand und sah aus dem Fenster. Es regnete. Nicht den
ersten Tag und sicher nicht den letzten. Warum wollte ihr Bruder sie unbedingt hier
besuchen. Hier gab es nichts Besonderes. Lindsay war nur aus Cincinnati weg, weil sie es
leid war den ganzen Tag in dem kleinen Reisebüro ihres Vaters zu sitzen und auf nicht
existierende Kunden zu warten. Sie hatte ihren kleinen Bruder mit den Lügen
angesteckt, es wäre wirklich so schön in Little Rock, wie er es in den Broschüren gelesen
hatte. Da sie ihm an einem ihrer guten Tage das ihm irgendwie weiß gemacht hatte, war
sie auch nicht ganz unschuldig. Heute war wieder ein schlechter Tag, dass konnte auch
der liebe Brief ihres Bruders nicht ändern. Lindsay war bis 3 Uhr mittags Briefträgerin,
ab 7 Uhr hatte sie einen anderen Job. Davon durfte ihr Bruder aber nichts erfahren.
Obwohl es nichts war, für was man sich schämen. Fand Lindsay. Sie war eine Begleiterin
für die High Society Little Rocks und Umgebung. Hoch angesehene Männer mittleren bis
hohem Alter. Sie schlief nicht mit diesen Männern, obwohl ihr Boss schon hohe Summen
zahlen wollte, dass sie es tat. Ihr Boss war kein arrogantes Mistviech, obwohl sie ihn
manchmal so nannte. Manchmal konnte er sogar nett sein und betteln konnte er auch.
Vermutlich deshalb war Lindsay noch dabei. Das Klimpern eines Schlüssels und ein paar
dumpfe Schläge auf das Parkett in ihrem Flur ließ sie aufschrecken. Sie vermutete schon
Einbrecher und tastete nach ihrem Baseballschläger, den sie sich angeschafft hatte um
dann auf Zehenspitzen in den Flur zu huschen.
Sie stolperte fast über zwei schäbige Koffer im Tigerlook.
„Carmen, der Schlüssel war eigentlich nur für Notfälle gedacht“, atmete sie auf und hob
einen Koffer auf.
„Ich hab diesen verfluchten Hurensohn endlich verlassen, das ist ein Notfall“, fluchte
ihre Freundin Carmen und kam nach ihren Koffer in die Wohnung. Carmen war eine
alternde Kassiererin und einer von Lindsays engsten Freunden.
„Was hat er jetzt schon wieder gemacht?“ stöhnte Lindsay genervt, die es schon
gewohnt war von ihrer Freundin nächtlichen Besuch zu bekommen.
„Heute ist unser 10. Hochzeitstag und dieser Mistkerl ist auf Hawaii mit dieser
vollbusigen Sekretärin namens Mandy. Ich hab ihm den einen Seitensprung in Phoenix
verziehen, ich sagte nichts als er sich einen Flügel kaufte und damit unser Wohnzimmer
Vollstellte und ich hab auch keinen Mucks gemacht, als er für uns beide entschied, dass
Kinder unserer Karriere schaden könnten. Aber jetzt ist es endgültig aus und vorbei. Er
weiß es nur noch nicht“, erklärte Carmen und musterte Lindsay.
„Hast du heut überhaupt keinen Kunden?“
„Nein, hab ich nicht, und es gefällt mir nicht, wenn du mich immer mit einer Nutte
vergleichst. Vor allem nicht, wenn dich die Nachbarn hören. Übrigens bin ich auch
„Mandy“ also sprich diesen Namen nicht mit so einem Hass aus. Also ich bin es leid,
dauernd den gleichen Text zu labern, aber dein Göttergatte ist Pilot und es regnet in
Strömen. Vielleicht konnten sie nicht starrten. Das kommt vor. Jetzt sieh dich an, du
bist ja klitschnass. Husch ins Bad und zieh dir trockene Klamotten an. Du willst doch gut
aussehen, wenn du dich zum dreihundertsten Mal mit ihm versöhnst. Los“, bat Lindsay
und schickte sie ins Badezimmer.
Erst dann merkte sie, dass sie sich ein langes Bad gönnen wollte und Carmen sicher die
gleiche Idee bekam.
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„Aber nicht so lang“, rief sie ihr hinterher, aber sie hörte schon das Wasserrauschen
einer eingelassenen Badewanne.
Gerade als sie versuchte in ihrem Bett Schlaf zu finden, legte sich Carmen neben sie.
„Ich kann nicht schlafen, erzähl mir was“, bettelte sie und Lindsay drehte sich
brummelnd um.
„Ein einfaches „Nein“ hätte es auch getan. Ich werde dann mal wieder aufs Sofa gehen“,
murmelte sie und stieg aus dem Bett.
Lindsay sagte gar nichts mehr. Sie war saumüde. Diese 2 Jobs machten sie an manchen
Tagen fertig. Dazu noch ihre fast stündlich ihren Mann verlassene Freundin. Und in einer
Woche wollte ihr 15-jähriger Bruder sie besuchen. Wie sollte sie ihm erklären, dass er
jeden Abend von einem anderen Mann abgeholt wurde. Sollte sie es ihm verschweigen?
Das ginge wohl schlecht, denn eine Limousine in ihrer Wohngegend lockte Schaulustige
an. Das konnte ja heiter werden.
2. Kapitel
6:30 Uhr blinkte ihre Uhr, als Lindsay tags drauf verschlafen auf diesen blickte.
Sie war wieder mal früh ins Bett gegangen, aber diese Müdigkeit schien nicht zu
vergehen. Sie schlurfte zum Küchenschrank, zog ihren Instand-Kaffee heraus und setzte
Wasser auf.
„Morgen, machst du mir auch einen Kaffee?“ fragte Carmen plötzlich hinter ihr und sie
erschreckte sich furchtbar.
Vor lauter ließ sie ihre Tasse fallen.
„Man, Carmen kannst du keine Geräusche machen, wenn du dich bewegst. Ich hatte
eigentlich nicht vor, dich zu bewirten, weil du nur 2 Apartments weiter wohnst. Was
machst du überhaupt noch hier, ich dachte du liegst schon längst wieder in den Armen
deines Mannes. Mein Gott, du meinst das diesmal richtig ernst, oder?“ fragte sie und
sammelte die Scherben auf.
„Wird auch Zeit, dass du mich ernst nimmst. Ja, ich werde meinen Mann verlassen und
zwar endgültig. War das deine Lieblingstasse?“
„Ja, das war sie. Aber man soll ja nicht so an Sachen hängen, hab ich gelesen. Darf ich
meine Zeitung noch in Ruhe lesen, bevor du mir vorheulst wie furchtbar dein
Göttergatte ist. Danke sehr“, war Lindsay schlecht gelaunt und fläzte sich mit der
Zeitung auf einen Sessel.
„Du hast ziemlich miese Laune, ich hoffe das weißt du“, murmelte Carmen.
„Und du bist einer der Gründe warum ich sie habe. Das ist nicht bös gemeint, aber euer
monatlichen Rhythmus „ich liebe dich- ich verlasse dich – ich liebe dich – ich verlasse
dich“ strapaziert meine Nerven. Machen wir doch einfach aus, dass du zu mir kommst,
wenn du wirklich Eheprobleme hast, oder wenigstens so lange Eheprobleme, dass ich mir
Sorgen machen muss. Jetzt gehe einfach nach Hause, zieh dir was Schickes an und koch
deinem Mann was Schönes. Bei deiner nächsten 24-Stunden Ehe-Krise bin ich wieder für
dich da“, erklärte sie kühl und vergrub sich in ihrer Zeitung.
Fast weinend verzog sich Carmen aus der Wohnung. Lindsay stand ihrer Freundin immer
gern in jeder Lebenslage zur Seite, aber das sollte wieder ein stressiger Tag werden und
sie hatte zu oft einen Elefant aus einer Mücke gemacht. Sie dachte kurz nach und
widmete sich dann wieder ihrer Zeitung. Sie hatte nicht einmal einen Abschnitt gelesen,
als ihr Piepser ertönte.
„Ach kommt schon es ist früh am Morgen. Was habt ihr für mich“, murrte sie ins
Telefon, denn es war natürlich wieder ihr Boss.
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„Morgen Engelchen, warum so schlecht gelaunt. Ich hab da was für dich. Wichtiger
Kunde, da brauch ich meine Spitzenkraft. Komm auch noch im Büro vorbei, hab wieder
Post für dich“, tönte ihr Boss wieder mit einer spitzen Laune.
„Bin gleich da. Wie kann man so früh morgens, so gut gelaunt sein“, murmelte sie und er
lachte.
„Ich höre deine Stimme, warum soll es mir dann schlecht gehen. Und ich bin heute
Morgen neben einer wunderschönen Frau aufgewacht, rote lange Haare und Beine das
glaubst du nicht“, schwärmte ihr Boss.
„Weiß deine Frau davon?“ witzelte sie, weil sie genau wusste, dass er seine
wunderschöne Frau damit meinte.
„Wie lange willst du mich noch mit deinem tollen Liebesleben eifersüchtig machen?“
fragte sie etwas besser gelaunt.
„Solange es deine Laune verbessert, hör ich nicht damit auf. Also, du kommst gleich?“
„Bin schon auf dem Weg. Wenn du Ariella noch antriffst, sag ihr, dass sie mir Geld
schuldet. Ich hab richtig gerechnet. Sie weiß schon, was ich damit meine. Bis gleich“,
entschied sie und legte auf.
Niemand „im Büro“ wie sie es gern nannte sollte von ihrem richtigen Job erfahren. Nur
ihr Boss Booker wusste davon, denn aus finanziellen Gründen musste er dass. Blitzschnell
musste sie sich umziehen und nachdem sie ihre Uniform im Kofferraum verstaut hatte,
fuhr sie los. Das „Büro“ war außerhalb der Stadt und Lindsay fuhr nur selten dort hin. Es
hatte aufgehört zu regnen aber es roch immer noch danach. Es war später August und
der Regen hatte die Temperatur etwas abgekühlt.
„Also, hier bin ich, was hast du heute für mich“, platzte Lindsay in Bookers Büro.
„Viel mein Herz, viel. Danke, dass du dich so beeilt hast. Darf ich dir sagen, dass du
heute wieder wunderschön aussiehst“, lobte Booker sie und umkreiste sie.
„Weißt du eigentlich, dass du mir auf den Geist gehst?“ fragte sie schroff.
„Bitte, er zahlt so gut“, bettelte Booker.
„Was hab ich die letzten 260-mal geantwortet, als du mich darum gebeten hast?“
„Nein. Okay, dann nehme ich halt Aubrey, die ist sich für nichts zu schade. Bist du dann
wenigstens so gnädig und besucht nach Feierabend diese drei werten Herren“, bat
Booker und reichte ihr drei Umschläge.
„Ist doch abgemacht. Aber wehe ich werde wieder von deutschen Schäferhunden
angegriffen, die Uniformen muss ich selbst zahlen. Hast du noch was anderes für mich,
ich könnte das Geld gut gebrauchen“, handelte sie.
„Kind, du bist wirklich anstrengend. Also mal sehen. Okay, der ist gut, ein
Geschäftsmann auf Geschäftsreise. Morgen Abend, Abendessen und ein Treffen mit
wichtigen Leuten. Etwas kurzes, schwarzes und nicht zuviel geschminkt, das möchte er
so, dass kommt nicht von mir. 20 Uhr, hier“, plante Booker.
„Du bist echt fies, aber bis zu meinem Gehalt ist es noch etwas hin. Okay, ich werde da
sein. So, kann ich jetzt gehen“, nörgelte sie, weil sie es hasst, dass er sie Kind nannte.
Sie war zwar mit 22 etwa 20 Jahre jünger als er, ein Kind war sie trotzdem nicht mehr.
„Ja, kannst du. Immer schön brav sein“, witzelte er und sie ging grummelnd von dannen.
„Der gibt wohl nie auf was? Müsstest du nicht längst arbeiten sein?“ begrüßte sie ihre
Kollegin Aubrey.
„Nein, ich fang heut später an, sonst wäre ich sicher nicht durch die halbe Stadt hierher
gefahren. Und wie war es gestern, wieder gut verdient?“ fragte Lindsay neugierig.
„ Hätte besser sein können. Ich wollte grad zu ihm rein. Ist er gut gelaunt?“
„ Zu gut. Tu nicht immer dass, was er will“, riet sie ihr und verschwand nach draußen.
Es hatte keinen Sinn es ihr auszureden, sie tat es sowieso.
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Sie fuhr zum Bahnhof, zog sich in der Toilette um und düste dann zum Postamt. Es war
inzwischen wirklich knapp, sie kam immer auf die Minute pünktlich.
„Guten Morgen, Miss Kennedy beehren Sie uns auch wieder mit ihrer Anwesenheit. Also
los jetzt“, drängte ihr Chef und Lindsay schnappte ihre Tasche.
Es war schon kurz vor 10 Uhr und es wurde langsam heiß. Sie hoffte, dass sie nicht zu
heiß wurde, denn ihre Uniform war eine mobile Sauna. Für ihren Job musste sie sich
natürlich gut in der Stadt auskennen und so wusste sie genau, wie sie laufen musste um
am effektivsten zu arbeiten. Gegen Mittag kam sie in der Straße vorbei, wo sie ihren
Nebenjob erledigen musste.
Das Haus war ein 2-Familienhaus mit weißen Gartenzaun und schönem gepflegtem
Garten. Nichts ließ es anmerken, dass der Besitzer dieses Hauses gerne mal eine
Begleiterinagentur benötigte.
Es war zwar meistens ein kleiner Umweg, aber sie tat es gern. Sie konnte den Männern
so richtig Angst machen.
„Guten Morgen Mr. Ansbrow, ich habe Post für Sie von „Butterfly“. Wenn Sie hier
unterschreiben möchten“, sagte Lindsay und hielt ihm ein Klemmbrett hin.
„Das muss ein Irrtum sein, ich kenne kein „Butterfly“, druckste er herum.
„Mr. Ansbrow, es bringt nichts, es zu verleugnen. Aber wenn es Ihnen Freude macht,
kann ich Ihrer Frau ja sagen, mit wem Sie letztes Wochenende auf diesem Firmenball
waren“, erwiderte sie cool.
„Okay, okay geben Sie schon her. Woher wissen sie so gut darüber bescheit, haben Sie
meine Post gelesen?“ war er verwirrt.
Lindsay beugte sich zu ihm.
„Ich bin sozusagen allwissend, wenn Sie verstehen was ich meine. Schönen Tag noch“,
konterte sie und ging lächelnd weg.
Erledigt kam sie nach getaner Arbeit nach Hause, immer im Hinterkopf sich noch
mindestens 2 Stunden stylen zu müssen, um einigermaßen wie ein lebender Mensch
auszusehen. Als sie sich vom Türe schließen umdrehte sah sie eine bekannte Person auf
ihrem Sofa sitzen.
„Harris, was machst du hier?“ fragte sie überrascht Carmens Mann, der gemütlich auf
ihrem Fernseher einem Footballspiel lauschte.
„Hast du meiner Frau gesagt, dass sie mich verlassen soll?“ fragte er ohne den Blick
abzuwenden.
„Nein!“ entgegnete sie genervt.
„Wie auch immer, sie ist weg. Hast du eine Ahnung wo sie sein könnte?“ fragte er
erneut.
„Hier sicher nicht. Was mich zu der Frage bringt, was du eigentlich hier verloren hast?“
„Deine Glotze ist größer und ich wollte mir das Spiel ansehen“, erklärte er abwesend.
„Deine Frau hat dich verlassen und du hast den Nerv dir das Spiel anzusehen. Geh sie
suchen!“, befahl sie und knipste den Fernseher aus.
„Hey, das sind die Meisterschaften“, nörgelte Harris und sie sah ihn böse an.
„Nimm einen Schirm mit, es regnet wieder“, sagte sie nur und zeigte auf die Tür.
„Kein Wunder, dass es kein Typ nicht lange bei dir aushältst, du gehst einfach nicht auf
ihre Bedürfnisse ein“, entgegnete er und sie verschärfte ihren Blick.
„Okay, schon gut, bin schon weg. Guck nicht so bös, das gibt Falten. Hast du ne Ahnung
wo ich anfangen soll?“
„Raus“, donnerte sie und er hastete aus der Tür.
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„Glaubt man dass, hat sie es wirklich getan, ich glaubs nicht“, dachte sie laut und rief
Carmens Handy an.
„Hey, wo bist du, ich bin grad deinem Mann begegnet. Besser gesagt, hab ich ihn
rausgeschmissen. Übrigens, ihr könntet euch an meiner Miete beteiligen, mir scheint
mein Apartment ist euer zweites Domizil. Also, wo bist du?“
„Sag ich nicht, ich rede nicht mehr mit dir“, konterte Carmen und legte auf.
„Na prima, dass hat mir grad noch gefehlt. Eine trotzige Ende 20zigerin. Das wird ja
immer besser heute“, murmelte Lindsay und ging zu ihrem Schrank.
Auf den ersten Blick sah ihr Schrankinhalt genau wie der vieler anderer Frauen in ihrem
Alter aus, aber als sie ein Brett schob, kamen sehr gewagte, sehr kurze Kleider zum
Vorschein.
„Das kleine schwarze also, haben die nicht mal was Ausgefallenes auf Lager. Da kauf ich
mir schon so teure Sachen und dann zieh ich eh immer das billigste an. Ich sollte sie
Carmen schenken“, dachte sie laut und zog lustlos ihr Kleid über.
Sie wollte gerade aus der Tür als Harris wieder angestürmt kam.
„Ich weiß wo sie ist. Du musst mir helfen, sie aus dem Hotel zu schaffen“, keuchte er
und hielt sich an ihr fest.
„Sicher, gleich morgen. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich hab zu Arbeiten“
vertröstete Lindsay ihn und sie lächelte.
„Nein, ich will dass du jetzt mitkommst, es ist dringend“
„Hey Finger weg, wenn du nicht ohne deine Frau kannst, warum bist du dann mehr auf
Tour als zu Hause?“ fragte sie und nahm seine Hand von ihrer Schulter.
„Sie hat mich verlassen“, schnaufte er und stellte sich auf.
„Ich weiß, wie die letzten 12Mal. Also ich muss jetzt“, entschied sie und knöpfte ihre
Jacke zu.
„Was ist dir wichtiger, dein Freier oder deine beste Freundin“, wurde er gemein.
„Wie viel mal muss ich euch noch erklären, dass ich keine Prostituierte bin, ich bin eine
professionelle Begleiterin, verdammt“, fluchte sie und in dem Augenblick kam ein Mann
im schwarzen Anzug und Kappe auf sie zu.
„Sind Sie das Mädchen?“ fragte er höflich.
„Wie meinen?“
„Die kleine vom Begleitservice. Ich sollte Sie hier abholen, ich bin der Fahrer. Also was
ist jetzt, mein Boss zahlt nicht für nicht gearbeitete Stunden“, konterte der Typ und
Lindsay rollte mit den Augen.
„Sagen sie ihm, ich komme gleich. Also wo waren wir“, wendete sich Lindsay wieder
Harris zu und der Fahrer tat seine Pflicht.
„Ich bitte dich nicht mir zu helfen, ich befehle es dir“, donnerte er plötzlich.
„Nicht in dem Ton Junge. Kein Wunder das sie abgehauen ist. Also wenn ich morgen
nicht einen furchtbaren Kater habe, und Gott weiß den werde ich vermutlich haben,
dann kannst du um halb 9 Uhr zu mir kommen. Schönen Abend noch“, entgegnete sie
und stolzierte von dannen.
„Sie hat meine 9mm mitgenommen“, rief er ihr hinterher.
„Gut, dann kannst du keinen Mist machen. Warte mal, seit wann habt ihr eine Waffe im
Haus?“
„Ca 6 Monate, ich bin doch so viel weg und sie soll nicht in Angst leben“, erklärte er.
„Harris, ihr lebt in einer schicken Gegend, mit Sicherheitsleuten am Eingang, das ist
doch ein bisschen übertrieben!“
„Sie hat mir einen Brief dagelassen, das hört sich ganz wie ein Abschiedsbrief an“,
platzte er endlich mit der Wahrheit heraus.
„Warum nicht gleich so, fahren wir“, gab sie nach und zog ihn zur Limousine.
Der Typ darin, Ende 20 charismatisch und gut aussehend, guckte ziemlich verwirrt.
„Hey Mäuschen, wir sind kein Taxiunternehmen“, tönte er und sie setzten sich.
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„Entschuldigen Sie Sir, aber es handelt sich um einen Notfall. Eine Freundin von mir,
versucht sich gerade das Leben zu nehmen. Könnten sie nicht einen kleinen Umweg
fahren“, bat sie höflichst.
„Sicher, wo wollen Sie denn hin?“ fragte er verständnisvoll.
„Capital Hotel“, bemerkte Harris und der Fahrer düste los.
An der Rezeption angekommen, kam ein strahlender Mann an die Rezeption. Billy
Glasscock, Tag wie kann ich ihnen behilflich sein?“ fragte der Typ stinkfreundlich.
„Ja, hi, es handelt sich um einen Notfall. Ich müsste ganz schnell wissen wo Mrs.
Fulteron ihr Zimmer hat“, keuchte Lindsay, ihre sorgfältig hochgesteckten Haaren lagen
in ihrem Gesicht.
„Tut mir leid, so eine Information kann ich ihnen leider nicht geben“, konterte der und
lächelte.
„Ich bin ihr Mann Harris Fulteron. Spucken Sie es endlich aus, wo ist sie abgestiegen“,
wurde Harris unhöflich.
„Zimmer 207, Sir“, gab der Typ klein bei.
„Danke sehr Billy, noch einen schönen Abend“, bedankte sich Harris und hechtete zum
Fahrstuhl.
„Hey, glotzen Sie nicht so, ich bin nicht was Sie denken“, murrte Lindsay und stöckelte
mit ihren hohen schwarzen Pumps hinter ihm her.
„Verschwinde ich will dich nicht sehen“, rief Carmen und Harris hämmerte erneut an die
Tür.
„Schatz, egal was ich getan hab, ich bereue es und werde es nie wieder tun. Jetzt mach
bitte die Tür auf“, bettelte Harris, aber die Tür blieb verschlossen.
„Würden Sie für 600 Dollar rauskommen?“ fragte Lindsays Begleiter und schob einen
Schein unter der Tür durch.
„Wer zum Teufel sind Sie?“ kam es zurück.
„Ares Godric, und ich hab's eilig“, erklärte Ares und Carmen öffnete die Tür.
Da stand sie nun, verheult und ihr Hotelbett voller leerer Verpackungen von Süßigkeiten.
„Netter Name. Wo haben die beiden Sie aufgelesen“, brummelte sie, als sie ihre
Freundin und ihren Mann sah.
„Ich habe ihre Freundin arrangiert, dass Sie mit mir zu einem Geschäftsessen geht, es
kommt mir aber gerade so vor, als würde Sie mich arrangieren. Also haben Sie den Drang
sich umzubringen?“ fragte Ares sehr direkt.
„Warum sollte ich das tun?“
„Ihre Freunde hier denken das. Also was ist jetzt?“
„Blödsinn, ich hab meinen ständig abwesenden Gatten verlassen. Wie kommst du Idiot
darauf dass ich mich umbringen will?“ hielt Carmen ihrem Mann eine Standpauke.
„Du hast meine Waffe mitgenommen“, entgegnete und sie zog die Augenbrauen hoch.
„Dieses dumme Ding hab ich wieder verkauft. Wenn du öfters zu Hause wärst, hättest du
es vielleicht gemerkt. Was soll das wird das hier ne Party?“ fragte Carmen genervt und
musterte Ares.
„Okay, dann ist ja alles in bester Ordnung, dann gehen wir jetzt“, drängte Ares und
Lindsay hakte sich bei ihm ein.
„Haben Sie Champagner in ihrer Limousine?“ fragte Lindsay und Ares lächelte.
„Hey Leute, ihr könnt mich doch nicht einfach hier lassen, ich bin ein nervliches Wrack“,
nörgelte Carmen plötzlich.
„Tut mir leid Freundin, ich muss arbeiten. Ein anderes Mal vielleicht“, tat sie abweisend
und ging von dannen.
„Okay, ich habe deine Message verstanden, ich werde dich nicht mehr so in Beschlag
nehmen. Komm schon bleib hier, bitte“, bettelte Carmen und Lindsay drehte sich auf
ihrem Absatz.
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„Ich sag nur so viel. Das hier ist ein bezahltes Hotelzimmer und du hast den Mann den du
liebst an deiner Seite. Ich seh dich morgen“, erwiderte sie und verschwand dann.
„Sind Sie eigentlich immer so fies?“ fragte Ares, als er ihr in die Limousine half.
„Nein, Sie kennen die Hintergründe ja nicht. Ich werde von ihr als Selentröster für all
ihre Problemchen missbraucht. Das muss sie jetzt endlich mal alleine lösen“, erklärte sie
und bemerkte, dass Ares ihr Bein anstarrte.
„Hey, dafür bezahlen Sie mich nicht Freundchen. Kusch brav auf ihren Platz“,
schmunzelte sie und zog ihr Kleid etwas herunter.
„Entschuldigen Sie. Sie haben tolle Beine. Sie trainieren wahrscheinlich, wie ich
annehmen kann“, machte er ihr ein Kompliment.
„Nein eigentlich nicht. Ich bin Postbotin, da braucht man nicht mehr viel zu trainieren“,
schmunzelte sie und wurde leicht rot.
Er lachte.
„Postbotin, der war gut“, sagte er lachend.
„Das war mein Ernst. Ich arbeite im öffentlichen Dienst. Das ist nur ein Nebenjob“,
gestand sie und er verstummte.
„Entschuldigen Sie, das wusste ich nicht. Respekt“, entschuldigte er sich.
„Was soll das wieder heißen. Dass eine Frau keinen normalen Beruf ausüben kann“,
wurde sie wütend.
„Mein Gott, nein, ich bin so ein Chauvinist manchmal. Das muss ich von meinem Vater
haben. Meine Adoptiveltern würden mich drei Wochen in ein Relax-Camp schicken, wenn
sie mich jetzt hören könnten. Ich bin schon zu lange hier. Also, gehen wir den Abend
noch einmal durch, haben Sie den Plan bekommen?“ fragte er nachdenklich.
„Nein, keinen Plan. Sie haben einen Plan gemacht, das hab ich auch noch nicht erlebt“,
konterte sie kopfschüttelnd.
„Es muss nur alles glatt laufen heute Abend. Ich habe einen wichtigen Käufer für meine
Firma und der wird nur beeindruckt, wenn ich mit einer tollen, gebildeten Frau
auftauche. Sie haben Recht, wir brauchen keinen Plan. Seien Sie einfach Sie selbst, das
ist am besten. Mein Gott ich werde langsam echt nervös“, erkannte er und nahm einen
Schluck vom Champagner.
„Mein Gott, ich darf eigentlich gar nicht trinken. Aber es ist schwer hier eine
beruhigende Wunderkerze anzuzünden. Es gibt doch nichts Anrüchiges in ihrem Leben
von wem ich wissen sollte, oder?“ fragte er nervös.
„Ich trage gerne Damenunterwäsche“, gestand sie grinsend.
„Gut, bestens. Also das muss heute Abend einfach klappen, ich habe nur noch bis
morgen Urlaub bekommen“, entgegnete er und obwohl Lindsay tausend Frage auf der
Zunge lagen, fragte sie keine einzige.
Der Abend wurde so langweilig, wie sie vermutet hatte. Sie musste kaum etwas sagen,
mindestens 20 Hände schütteln und immer glücklich lächeln. Ares langte ihr ab und zu
an den Hintern, entschuldigte sich aber immer und erklärte dass zu seiner Strategie. Sie
fand das einfach nur ekelhaft. Dann musste sie eine Stunde vor einem Raum warten, bis
Ares mit einem Lächeln herauskam.
„Verkauft. Ich hab sie verkauft. Sie sind wirklich ein Glücksbringer. Entschuldigen Sie
dass ich Sie warten ließ. Sie wollen jetzt sicher nach Hause. Hat es Ihnen gefallen?“
fragte Ares gut gelaunt und half ihr in ihren Mantel.
„Ja, es war sehr interessant“, log sie.
„Ja, fand ich auch. Lassen Sie uns hier verschwinden, ich muss aus dem Anzug raus“,
erwiderte er und machte ihr die Tür auf.
Dieser junge Mann war so verwirrend. Er war höflich und kultiviert, schien aber nicht in
Armani und Limousinen zu gehören. Er schien fast wie ein Hippie, den sie gezwungen
hatten, erwachsen zu werden.
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Eine ganze Weile schwieg sie in der Limousine, aber dann brach sie ein Gesetz. Sie
wurde neugierig.
„Sie wohnen noch nicht lange hier, richtig?“
„Ist ja nicht zu übersehen. Ich bin vor drei Wochen aus Omao hergekommen. Mein Vater
ist gestorben, ich hab seine Firma geerbt und mein Anwalt hat mir geraten zu verkaufen.
War das alles, was Sie mich heute immer schon fragen wollten?“ schmunzelte er.
„Muss eine ziemliche Umstellung sein, vom warmen Hawaii ins kalte Arkansas. Seien Sie
froh, hier wieder weg zu kommen“, entschied sie und sah aus dem Fenster. Es regnete
immer noch.
„Eine Einheimische also. Sie haben großes Fernweh wie mir scheint“, versuchte er sie
einzuschätzen.
„Ich hatte Fernweh. Ich bin aus Cincinnati weg, um irgendwo neu anzufangen. Bin nicht
weit gekommen, wie mir scheint“, konterte sie trübsinnig.
„Ich bin hier in dieser Stadt geboren. Das wusste ich bis vor drei Wochen nicht. Mein
Vater hat mich zu meinem Patenonkeln nach Omao gebracht, da war ich keine drei
Wochen alt. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben, hat man mir gesagt. So
verstehen Sie also, dass ich nicht so unglücklich bin, dass er tot ist. Warum er mich
unbedingt 3000 Meilen weggeben hat, das bleibt mir immer noch ein Rätsel. Ich werde
heute Abend in seinem Haus übernachten, um ihn etwas kennen zu lernen. Mein Gott ich
hab das noch niemanden erzählt“, erzählte sie und sie sah ihn bedrückt an.
„Ihre Adoptiveltern haben Sie wohl zu einem anständigen Mann erzogen. Ich hatte noch
nie einen Kunden, der so anständig war. Aber das mit der Hinterngrabscherei sollten Sie
sich ganz schnell abgewöhnen“, lobte sie ihn.
„Das war nur Show, dass hab ich ihnen doch erklärt. Ich werde ihnen etwas mehr
erzählen, als Entschädigung. Okay, wir sind da“, versprach er und der Wagen bremste.
„Das ist nicht nötig, ist ja nichts passiert. Noch einen schönen Aufenthalt in Little Rock.
Auf wieder sehen“, verabschiedete sie sich und stieg aus dem Wagen.
„Warten sie ich weiß gar nicht, wie sie heißen“, fiel es ihm plötzlich ein und er stieg
auch aus.
„Lindsay Kennedy. Freunde nennen mich Lyn. Nur gute Freunde. Aber nicht weitersagen,
ich heiß eigentlich Mandy in der Agentur. Sie werden ziemlich nass, ich hoffe, dass
wissen sie“, bemerkte sie.
„Sie auch!“
Ihre Blicke kreuzten sich kurz und dann trennten sich ihre Wege.
3. Kapitel
Obwohl es Montagmorgen und 6 Uhr morgens war, wachte Lindsay Kennedy an diesem
Morgen mit einem Lächeln auf den Lippen auf. Sie hatte keinen Kater, also musste der
gestrige Abend nicht total in die Hose gegangen sein.
„Na, schön geträumt“, fragte eine Männerstimme und Lindsay schnellte hoch.
„Morgen Sonnenschein, du wolltest mir helfen“, erkannte Harris, der auf ihrem Bett saß.
„Harris, erschreck mich nie wieder so. Hab ich dir nicht meinen Hausschlüssel
abgenommen?“ wunderte sich Lindsay und schubste ihn vom Bett.
„Das war Carmens meinen hab ich noch. Also hilfst du mir jetzt?“
„Hab ich dir nicht gestern schon geholfen?“
„Ja, schon, aber du kennst doch meine Carmen“, entgegnete er und rappelte sich auf.
„Ich hab doch deutlich gemacht, dass ich mich in eure Beziehung nicht mehr einmische.
Ich werde heute Morgen ganz normal zur Arbeit gehen und ihr eignet euch alleine. Ist
das dir langsam klar geworden“, moserte sie und schnappte sich ihren Bademantel.
„Nicht so richtig. Heißt das du hilfst mir gar nicht mehr. Überhaupt nicht?“
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„Es ist dir klar geworden, wie schön. Also ich werde jetzt ins Badezimmer gehen und
mich anziehen und wenn ich wieder rauskomme, liegt der Schlüssel auf meinem
Küchentisch und du wieder unter einer deiner Schlampen. Schönen Tag noch“, wurde sie
fies und schnappte sich den Bügel mit ihrer Uniform.
„Du glaubst also, dass ich fremdgehe“
Lindsay zog die Augenbrauen hoch.
„Ich meine schon wieder. Ich bin ihr absolut treu“, versprach er und hob die Hand.
„Gut, dann sag das ihr. Ich seh dich nicht verschwinden“, wollte sie ihn loswerden.
„Bin schon weg. Also bis dann“, hatte er verstanden und nachdem er ihr den Schlüssel in
die Hand gedrückt hatte, war er weg.
„Gott sei dank. Die werden das nicht ohne meine Hilfe hinbekommen, leider“, murmelte
sie und ging ins Bad.
Lindsay wollte gerade ihre Kappe aufziehen, als sie sah, dass es aufgehört hatte zu
regnen. Das sollte erst mal so blieben.
Sie wollte gerade in Postauto steigen, als ihr Pieper wieder ging.
„Können wir das nicht nach meiner Arbeit machen, ich komme jeden verdammten
Morgen wegen dir zu spät“, nörgelte sie Booker an.
„Wenn du dann bereit bist, noch mal eine Runde zu laufen. Dein Kunde von gestern hat
sich noch mal herzlich bedankt. Leider hat er noch nicht gezahlt. Ist klar was du zu tun
hast. Lächle doch ein bisschen, du hast so ein schönes Lächeln“, entgegnete Booker,
aber Lindsay nahm wortlos ihre Post entgegen und war wieder verschwunden.
Nach dem Besuch bei Booker war ihre gute Laune wie verflogen. Aus einem Gefallen
wurde ein täglicher Dienst geworden der sie Zeit und Kraft kostete. Doch auf einen
Dienst freute sie sich. Ares würde Augen machen, wenn sie plötzlich vor seiner Tür
stand.
Es war kurz vor Feierabend, als sie aus ihrem Postauto stieg. Einmal pro Woche war sie
für den Wagendienst eingeteilt. Meistens waren das die Tage wo es nicht regnete.
Prüfend richtete sie ihre Haare im Außenspiegel bevor sie ihre Posttasche auf die
Schulter schwang.
Das Haus war einer der ältesten in der Stadt und auch eines der schönsten. Eine alte
Holztür schmückte die prunkvolle Klingel, die sie eifrig drückte.
Ihr Lächeln verstummte, als eine Frau öffnete.
„Seine Ehefrau, was mach ich bei seiner Ehefrau“, schoss ihr es durch den Kopf.
„Ich hab einen Brief für Ares Cedric, sind Sie seine Frau?“ fragte sie und es klang etwas
verwirrt.
„Nein, ich bin Anne O`Smith seine Anwältin. Ist die Post privater oder geschäftlicher
Natur“, fragte die junge Anwältin. Darauf hatte Lindsay keine Antwort.
„Von beidem etwas. Es wäre nett, wenn ich sie Mr. Cedric persönlich geben könnte“,
entschied Lindsay und lugte in den Hauseingang.
„Sicher, kommen Sie herein. Ares, kommst du bitte mal schnell runter“, rief Anne und
bat Lindsay einen Platz an.
Da kam er die Treppe hinunter gesprungen. In Jeans und beigen Pullover, einer Kette
mit einem Surfbrett um den Hals.
„Was ist Smitty ich bin am Packen“, entgegnete er wie ein unverschämter Schuljunge.
„Diese junge Frau will dir die Post unbedingt persönlich geben. Wie mir scheint kennt ihr
euch“, erkannte Anne, als Ares, Lindsay verwirrt ansah.
„Nein, tun wir nicht. Smitty bist du bitte so lieb und könntest nachsehen, ob alle Akten
aus dem Büro raus sind“, schickte Ares seine Anwältin weg.
„Hey, das war echt voll ihr Ernst das mit der Postbotin. Schon verrückt. Also Sie haben
„Post“ für mich“, zog er sie etwas auf und verdeutlichte mit seinen Händen die
Gänsefüßchen bei dem Begriff Post.
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„Sie haben die Rechnung noch nicht bezahlt, mein Boss schickt mich abzurechnen“,
sagte sie trocken.
„Oh, klar ich bezahle Sie, sprechen Sie bitte etwas leiser, Smitty soll nicht erfahren,
dass ich nicht mit ihr dorthin gegangen bin. Sie denkt, ich steh auf sie, tu ich aber nicht.
Sie ist mir etwas zu unterkühlt. Also wie viel schulde ich Ihnen“, flüsterte er und zückte
seinen Geldbeutel.
„236 Dollar“, erwiderte sie wieder sehr trocken.
„Okay, das ist ein stattlicher Preis, aber es war es wert“, entgegnete er und zog das
Geld heraus.
„Das war ein Scherz, ich wünschte ich würde so viel dabei verdienen. Also das waren 4
Stunden + 1 Stunde extra das sind 135 Dollar und 60 Cent. Ich komm mir immer nur so
billig vor, wenn ich so wenig kriege. Danke sehr, war mir eine Freude mit Ihnen
Geschäfte zu machen“, erkannte sie und bekam das Geld.
„Ebenfalls. Also, das war’s. Ich seh Sie nie wieder“, war er etwas traurig.
„Wenn Sie mal wieder in der Stadt sind, zögern Sie nicht unsere Agentur anzurufen.
Einen schönen Tag noch“, ließ sie ihren Standartsatz los und ging Richtung Tür.
„Darf ich Sie auch privat anrufen?“ fragte er plötzlich.
„Also, im Büro ist alles leer. Hab ich was verpasst?“ wunderte sich Annie als sie
zurückkam.
„Sie haben vergessen ihre Unterschrift darunter zu setzen“, tat Lindsay so, als würde sie
eine Unterschrift brauchen.
Er unterschrieb brav.
„Hier, den Durchschlag können Sie behalten. Wiedersehen“, schmuggelte sie ihre
Nummer darunter und ging aus der Tür.
Ihr Herz klopfte laut, als sie aus der Tür war. Was tat sie da. Sie brach mit allen Regeln,
die Booker ihr eintrichtern wollte. Fang niemals was mit einem Kunden an. Fast täglich
sagte er dass, aber was sollte sie machen. Dieser Typ sollte ihr Verhängnis werden.
Verträumt kam sie nach getaner Arbeit nach Hause. Da saß Harris vor ihrer Tür, eine
Flasche Bourbone in seiner Hand.
„Ach Harris, was mach ich nur mit dir“, seufzte sie und schleppte den Betrunkenen in
ihre Wohnung.
„Du hast uns immer geholfen, warum hilfst du uns nicht mehr“, säuselte er und er roch
wie eine ganze Brauerei.
„Ich weiß auch nicht mehr weiter Harris. Ich weiß mir ja selbst nicht zu helfen. Jetzt
komm, schlaf dich erst mal aus“, bat sie und pflanzte ihn auf ihr Sofa.
„Ich liebe dich Lindsay, ich hoffe das weißt du“, murmelte er bevor er zur Seite kippte.
„Das solltest du lieber nicht deine Frau wissen lassen. Gib her“, schmunzelte sie und zog
ihm die Flasche aus der Hand.
Liebevoll deckte sie ihn zu und zog seine Schuhe aus. Der 33-jährige Pilot war ein
Schürzenjäger und nicht der beste Ehemann der Welt, aber er vergötterte seine Frau.
Sie wusste noch genau, wie sie in dieses Haus zog. Kaum zu glauben, dass diese jetzt
schon drei Jahre her sein sollte. Sie war damals erst süße 19 und ziemlich
eingeschüchtert. Damals waren die beiden noch unzertrennlich. Harris war noch ein Pilot
für einen Privatunternehmen und viel mehr zu Hause. Damals wollten die beiden eine
Familie gründen. Besser gesagt wollte Carmen das. Harris wusste nichts von seinem
Glück. Als er dann weniger zu Hause war, gab Carmen es nach einer Weile auf,
schwanger zu werden. Aber sie wollte es noch immer, das hatte sie ihr gestanden. Wenn
die beiden nicht so eingeschnappt waren. Rasend eifersüchtig aufeinander. Und dann
kam diese Geschichte mit der Stewardess. Es hatte lange gedauert bis die beiden wieder
zueinander fanden. Sie schwiegen es aus, bis es fast vergessen war.
Lindsay nahm einen langen Schluck Bourbone und stellte ihn dann in den Kühlschrank.
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Sie setzte sich neben Harris, legte seinen Kopf auf ihren Schoss und wählte dann die
Nummer des Hotels, in dem Carmen abgestiegen war.
„Carmen, Schätzchen leg bitte nicht auf, wir müssen reden“, bat sie und strich dabei
Harris über den Kopf.
„Ganz plötzlich. Ich dachte du willst nichts mehr von mir wissen“, war Carmen nicht gut
drauf.
„Wie kommst du denn darauf, ich hatte gestern nur zu arbeiten. Ich hab hier jemanden,
der dich sehr vermisst“, erklärte sie einfühlsam.
„Sag dem Vollidioten, dass er die Wohnung behalten kann, ich werde zu meiner
Schwester nach Kalifornien ziehen. Wer schnarcht das so laut?“
„Der Vollidiot. Er liebt dich wirklich“, entgegnete sie und zog den völlig weggetretenen
Harris an den Haaren zur Seite.
„Weiß er, dass ich mir ein Kind wünsche. Hat er eine Vorstellung davon“, fing sie an zu
weinen.
„Nicht, wenn du es ihm nicht endlich sagst“, versuchte sie, sie zu trösten.
„Er wird nicht seinen Job aufgeben, und alleine will ich nicht mit dem Kind sein. Das
funktioniert einfach nicht mit uns. Ich werde mich scheiden lassen“, gestand sie und
Lindsay sah geschockt auf den schlafenden Harris.
„Er wird daran zerbrechen und du auch. Tu das bitte nicht“, flehte sie.
„Ich werde Mittwoch, wenn er nach Venedig fliegt meine Sachen aus der Wohnung
holen. Es tut mir leid“, schluchzte sie und Lindsay hörte nur noch das Tuten des
aufgelegten Hörers.
Der Schock saß tief. Sie wollte sich tatsächlich scheiden lassen. Carmen und Harris
waren doch das Paar gewesen, an das sie sich geklammert hatte. Das Zeichen für die Ehe
und das Glück damit.
4. Kapitel
An diesem Dienstag ging Lindsay besonders früh aus dem Haus. Sie hatte Harris einen
Zettel geschrieben. Sie konnte es ihm nicht sagen, das wäre zu schmerzlich gewesen. Als
Booker sie anpiepte war sie schon auf halben Weg zu ihm.
„Erspar dir deine immer gleiche Rede, ich weiß was ich tun muss. Irgendeinen Job für
mich“, tat sie lustlos ihren Job.
„Wieder ein Quell von Freude heute Morgen, wie mir scheint. Nichts jungendfreies für
dich dabei, tut mir leid. Nur etwas Post. Hab ich dir schon mal gesagt, das du ein
fleißiges Bienchen bist“, lobte Booker sie.
„Lass den Stachel stecken Booker, ich bin heute nicht in der Stimmung. Ich werde mir ab
morgen 1 Woche frei nehmen müssen, ich habe ein familiäres Problem“, erklärte sie und
nahm die Post entgegen.
„Warte mal, wann bist du zum Boss geworden?“
„Seit du mich abgöttisch liebst Booker. Also bis dann“, verabschiedete sie sich und stieg
ins Auto um ihre Runde zu machen.
Als Lindsay an Ares Haus vorbeifuhr und das „Zu Verkaufen“ Schild sah, wurde sie noch
trauriger. Aber sie musste positiv denken. In 2 Tagen sollte ihr Bruder zu Besuch
kommen.
Am Mittwoch kam sie extra ganz pünktlich nach Hause um auf Carmen einzureden. Die
packte nebenbei ihre Vasensammlung in Zeitungspapier.
„Kannst du nicht mal damit aufhören. Ich bitte dich rede wenigstens mit deinem Mann,
bevor du das tust. Er ist so ein lieber Kerl, er wird alles verstehen“, versuchte Lindsay
ihre Freundin umzustimmen.
„Tut mir Leid Süße, aber ich bin 10 Jahre mit diesem Mann verheiratet gewesen und er
hat mich nie verstanden. Ich hatte vorher nur nie den Mut, den nächsten Schritt zu
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gehen. Aber jetzt endlich will da raus. Ich habe lange darüber nachgedacht, also komm
mir nicht mit dem Spruch, dass ich überstürzt handle. Willst du die haben“, erklärte sie
und hielt ihr eine kitschige Vase entgegen.
„Nein, will ich nicht. Ich will dass alles so bleibt wie immer. Dass ich nach Hause komme
und euch auf dem Sofa sitzen sehe wie ihr kuschelt und ein Footballspiel anseht. Ich will
an Weihnachten zu euch kommen und heimlich eifersüchtig sein, was Harris dir gekauft
hat. Wenn ich schon nicht heiraten und Kinder bekommen kann, dann will ich das
wenigstens beobachten können verdammt“, rastete sie aus und zerschmetterte die Vase
auf dem Boden.
„Wow, das kam jetzt echt überraschend. Wir müssen uns dringend unterhalten“, war
Carmen echt überrascht.
„Danke, tut mir leid wegen der Vase“, entschuldigte sich Lindsay kleinlaut.
„Kein Problem, war ein Geschenk von Harris Mutter. Hey Kleine, was redest du da für
einen Mist, du wirst natürlich heiraten und Kinder kriegen. Noch nicht in nächster Zeit,
aber die Zeit wird kommen. Und ich hoffe du wirst einen Mann finden, der weiß das du
existierst, nicht so ein Typ wie dieser „Ich habe genug Geld um es Rauszuschmeißen“.
Übrigens ich hab das Geld meiner Schwester geschickt, die kann es sicher gut
gebrauchen. Seh ich da ein Glänzen in deinen Augen. Sind wir etwa verliebt?“ war
Carmen neugierig und setzte sich.
„Wenn das so einfach wäre. Ja, ich hab mich verknallt, aber natürlich in den total
falschen. Er heißt Ares Cedric, ja der Typ von Sonntag. Aber ist ja egal, er ist weg.
Zurück zu deinen Problemen. Ich flehe dich an, warte zumindest solange bis er
zurückkommt und auch ein Wörtchen mitreden kann“, versuchte sie es mit allen Mitteln.
„Du bist gut, warum glaubst du tu ich das heute. Ich will ihn nicht mehr sehen, sonst
schaffe ich das nicht. Jetzt noch mal von Anfang, du hattest einen reichen Typ in deinen
Fingern und hast ihn gehen lassen. Wer von uns hat ihr ein Beziehungsproblem“, lenkte
Carmen ab.
„Nicht so wichtig. Wirklich nicht. Ich habe eure Ehe zu retten zu meiner heiligen Mission
erklärt und du störst dabei ungemein“, nörgelte sie und begann die Sachen wieder
auszuräumen.
„Und du störst mich beim Packen. Wenn du mir nicht helfen willst, dann verschwinde“,
war sie plötzlich wieder abweisend.
„Nein, das werde ich nicht tun!“
„Gut, dann ist Harris wenigstens nicht so allein, wenn er nach Hause kommt. Ich werde
dich vermissen meine Kleine“, verabschiedete sich Carmen, bevor sie mit der Kiste unter
ihrem Arm zu ihrem Auto ging.
Es war unsinnig Carmen hinterherzulaufen, denn sie war mit ihrem Latein am Ende. Aber
sie wollte wenigstens Harris eine Freundin sein. Obwohl sie es nicht konnte, kramte sie
im Kühlschrank bis sie etwas zum Kochen fand. Nach einer Weile roch es verlockend und
mit einem Lachen kam Harris in die Küche.
„Ich wusste, dass du zurückkommst. Man, duftet das gut“, freute sich Harris aber seine
Miene versteinerte sich, als es nicht wie erhofft seine Frau, sondern nur Lindsay war.
„Ach du bist es. Seit wann kannst du kochen?“ brummelte er und ließ auf sich den
Küchenhocker plumpsen.
„Ich bin auch froh dich zu sehen. Ich hab Macaroni mit Käse gekocht. Mehr kann ich
nicht, tut mir leid. Wie war der Flug nach Venedig?“ fragte sie aufbauend.
„Deprimierend. Ich hab ihr einen Ring gekauft. Sie ist also schon weg“, erkannte er und
streckte ihr einen Diamantenring hin.
„Ich glaube da reichen keine Diamanten dieser Welt. Ich hab’s versucht Harris, aber du
kennst ja deine Frau. Aber ich werde dir in der Zeit beistehen, das verspreche ich dir“,
tröstete sie ihn und völlig überrascht viel er ihr weinend in die Arme. Da Lindsay auch
nicht gerade ihre hellste Stunde hatte weinte sie auch. So kniete sie also vor ihm auf
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dem Boden und beide heulten. Sie blieb bei ihm, bis er eingeschlafen war. Das Essen
hatte er nicht angerührt, also nahm sie es mit und verstaute es zwischen ihren dahin
gammelnden China Food Bechern im Kühlschrank. Ihr Bruder sollte in wenigen Stunden
ankommen. Der Zeitpunkt konnte nicht unpassender sein.
5. Kapitel
Lindsay schnaufte. Sie hatte sich verdammt beeilen müssen um pünktlich am Bahngleis
sein zu können. Sie konnte sich nicht einmal umziehen, obwohl sie extra ein neues Kleid
gekauft hatte um den Schein zu wahren.
Der Zug rollte ein und sie sah sich um. Ein Jahr war es her, seit sie ihren Bruder das
letzte Mal gesehen hatte. Sicherlich war er zwei Köpfe größer geworden und wurde
seinem Vater täglich ähnlicher. Nach kurzer Suche erspähte sie ihn. Die Natur hatte ihn
verschont. Der fast 16-jährige hatte noch viel von seinem kindlichen Charme. Er sah sie
auch, lächelte und kam auf sie zu.
„Dich kann man kaum übersehen in deiner Uniform. Wirst langsam alt, Schwesterherz“,
begrüßte ihr Bruder Sawyer sie und bekam so seine verdiente Kopfnuss.
„Werde nicht frech, Brüderchen. Du bist sicher kaputt von der langen Reise. Wir wär’s
wir gehen jetzt heim und ich koch dir was Schönes“, schlug sie vor.
„Hey, vergiften willst du mich also. Ich würde lieber ne Pizza essen gehen“, witzelte er
und sie nahm ihn in den Würgegriff.
„Hat dir Brittany immer noch die Flausen aus deinem Köpfchen getrieben. Okay, gehen
wir was essen, ich will keine schlechte Gastgeberin sein“, gab sie nach und half ihm die
Taschen zum Auto zu tragen. Die Beziehung ihres Bruders zu seiner langjährigen
Freundin Brittany machte ihr neuen Mut. Er hatte wirklich eine ernsthafte Beziehung,
obwohl er so flatterhaft wie jung war.
Aber in seinem Herzen war er noch der kleine 12-jährige Junge der Rotz und Wasser
geheult hatte, als seine große Schwester fort ging. Lange Zeit hatte er sie dafür gehasst,
aber 1 Jahr zuvor hatte sie mit ihren Eltern abgesprochen ihn ein paar Tage im Jahr zu
sich zu nehmen. In dieser Zeit musste sie ihre geschäftlichen Aktivitäten einschränken
und sich wie eine ganz normale Postbotin verhalten.
„Ich hab es mir hier irgendwie kalifornischer vorgestellt“, sagte Sawyer plötzlich und
biss in sein Pizzastück.
„Ja, ich mir auch. Schmeckt dir die Pizza?“
„Ist ganz okay. Aber nichts im Vergleich mit Mums selbst gemachter Pastete. Du weißt
sicher nicht mehr wie richtige Hausmannskost schmeckt oder?“ fragte er und sie nickte.
„Mum hat mir einen Kuchen mitgeben, dass du Sehnsucht nach daheim kriegst. Wir
vermissen dich alle zu Hause. Aidan besonders“, gestand er und sie schauderte bei dem
Namen ihres Verflossenen.
„Toll, ich vermisse ihn kein bisschen. Er soll aufhören mir zu schreiben, sag ihm das.
Gibst du mir ein Stück von dem Kuchen, die Pizza ist furchtbar“, bat sie und Sawyer
atmete auf.
„Gott sei dank, ich dachte ich bin der einzige der das merkt. Hier“, entgegnete er und
gab ihr das verschnürte Päckchen.
„Man, ich sag dir ich hab diesen Kuchen vielleicht vermisst. Dich natürlich auch. Wie
läuft’ s in der Schule?“
„Bestens und mit deiner Arbeit?“
„Bestens. Jetzt sag schon, du wolltest doch nicht die lange Reise machen, nur um bei
mir zu sein. Ist was zu Hause los?“ fragte sie plötzlich.
„Nein, alles bestens!“
„Große Schwestern lügt man nicht an!“
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„Es steht schlimm um Dads Geschäft. Es geht wahrscheinlich nur noch ein halbes Jahr,
dann muss er dicht machen“, gestand er und Lindsay schloss die Augen.
„Das hab ich schon kommen sehen. Wollen Sie verkaufen?“
„Das geht wahrscheinlich nicht mehr. Er hat schon Insolvenz beantragt, wir sind nur
noch im Geschäft um den Schuldenberg abzuarbeiten. Dad ist ziemlich schlecht drauf, er
muss wahrscheinlich in Frührente gehen. Du weißt was das bedeutet?“
„Das Mum und du eine harte Zeit vor euch habt. Vielleicht ist es besser so, dann können
die beiden endlich etwas Zeit miteinander verbringen. Was ist?“ fragte sie als er sei
fragend ansah.
„Kann ich nicht“, begann er.
„Nein, das geht leider nicht Brüderchen. Mum und Dad würden das sicher auch nicht
wollen“, schlug sie es aus ihn aufzunehmen.
„Darf ich wenigstens die Ferien bei dir verbringen?“
„Ich werde Mum anrufen, dann sehen wir mal. Komm lass uns nach Hause gehen“,
versprach sie und ging an den Tresen um zu zahlen.
Jetzt wusste sie genau, dass diese Woche frei von seltsamen Vorfällen sein musste, denn
ihr Bruder konnte in nächster Zeit nicht mehr Aufregung gebrauchen. Das gestaltete sich
aber sehr schwierig als am nächsten Morgen das Telefon klingelte.
„Ja“ murmelte sie verschlafen.
„Sind Sie Lindsay Kennedy?“ fragte eine ernste Stimme.
„Ja, am Apparat. Um was geht es bitte?“ fragte sie und setzte sich auf.
„Also ich weiß nicht wie ich es Ihnen sagen soll, aber Roberto Malucani ist angeschossen
worden“, erklärte der Mann an der anderen Seite der Leitung nervös.
„Und was geht mich das an?“ fragte sie gähnend.
„Sie sind seine Kontaktperson!“ bemerkte der Typ überrascht.
„Ach ja Roberto Malucani, Booker mein Boss. Wo hab ich nur meinen Kopf. Ich komme
sofort“, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie sprang aus dem Bett.
„Ist es was Wichtiges?“ fragte Sawyer der mit Zahnbürste im Mund plötzlich neben ihr
stand.
Sie musste sich blitzschnell etwas einfallen lassen.
„Mein Boss war das, er wollte mich schon früher sehen. Ich muss jetzt los. Tut mir leid,
wir wollten ja zusammen frühstücken. Dafür essen wir heute Abend zusammen, okay. Ich
muss jetzt los. Hab dich lieb“, hetzte sie und hatte sich dabei blitzschnell angezogen.
„Es ist erst halb 7“, rief Sawyer ihr hinterher, aber sie war schon aus der Tür.
Völlig erschöpft und mit ziemlich wild angezogener Uniform kam Lindsay im Krankenhaus
an.
„Roberto Malcuani, wo ist er“, keuchte sie und die Schwester an der Rezeption sah sie
ungerührt an.
„So schnell war die Post lange nicht mehr“, witzelte sie und kam mit ihrem Stuhl
hergerollt.
„Ja, sehr witzig. Man hat mich angerufen, mein „Freund“ Roberto Malucani soll hier
eingeliefert worden sein. Könnten Sie auch so schnell sein und mal nachschauen“, bat
sie wenig begeistert.
„Ja, sicher, da haben wir ihn ja. Zimmer 403“, war die Schwester sichtlich
eingeschüchtert und sah in ihren Computer.
„Danke sehr. Sehen Sie hat ja keinem wehgetan. Schönen Tag noch“, erkannte sie und
ging zum Fahrstuhl.
Lindsay bekam ein mulmiges Gefühl als sie das Piepsen der Herzschlagmaschine hörte,
als sie zu Booker ans Bett ging. Er schlief noch. Ein Schlauch war in seinem Mund und er
sah auch sonst nicht aus, wie der coole Boss den sie kannte.
„Hey, du ich bin’s. Was hast du nun wieder gemacht. Lässt dich einfach anschießen,
wenn ich mal im Urlaub bin. Man, du schaffst es schon mich aus dem Bett zu reißen,
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ohne anzurufen. Dabei wollte ich einen Tag ohne das alles hier verbringen. Ich komm
wohl nicht von dir los was“, redete sie mit dem Schlafenden und setzte sich neben ihn.
„Also Miss Kennedy, ihrem Boss geht es den Umständen entsprechend gut. Die Kugel hat
seine Leber gestreift, doch sie konnte gerettet werden. Er muss nur auf Alkoholkonsum
in nächster Zeit verzichten. Am besten ganz, seine Leberwerte sind erschreckend. Sie
sind Postbotin?“ erklärte der Arzt der ins Krankenzimmer kam.
„Ja, haben sie ein Problem damit?“
„Nein, ich dachte nur der Mercedes Club ist stadtbekannt, mich hat es nur gewundert …“
stotterte der Arzt.
„Das so eine Nutte wie ich auch einen anständigen Job hat?“
„Das hab ich nicht gesagt!“
„Aber gedacht. Jetzt hören Sie mir mal zu, ich werde niemals und habe noch niemals für
Geld mit jemand geschlafen und das wird auch so bleiben. Das ist ein Begleitservice. Ja,
ich gehe mit Männern aus und nehme Geld dafür, aber ich bin jung, gesund und seh gut
aus und so weit ich weiß ist das nicht verboten. Also sparen Sie sich ihr dämliches
Grinsen und konzentrieren sich wieder auf meinen Freund hier“, hielt sie ihm eine
Standpauke.
„Hey, kann man hier nicht mal 5 Minuten ungestört bewusstlos sein“, murmelte Booker
der zu sich kam.
„Hey alte Stinksocke, da bist du ja wieder“, freute sich Lindsay.
„Schön das du gekommen bist“, bedankte sich Booker und griff nach ihrer Hand.
„Kein Problem, mach ich doch gern. Wie fühlst du dich?“
„Als hätte mich jemand angeschossen. Du kannst fragen stellen. Doc, könnten Sie uns
kurz alleine lassen“, bat Booker und der Arzt ging wieder.
„Kleines komm mal her. Ich bin in ziemlichen Schwierigkeiten. Du weißt doch noch
dieser Typ, den ich Aubrey gegeben habe. der wollte nicht zahlen und als ich ihm eine
Mahnung geschickt hat er mir seine Schlägertruppe geschickt. Die haben Aubrey auch
ziemlich erwischt. Ich muss für eine Weile untertauchen. Der Laden muss aber so lange
laufen. Du musst das für mich machen“, erwiderte er und Lindsay schreckte zurück.
„Booker, das kann ich nicht. Nicht jetzt. Ich hab meinen kleinen Bruder bei mir und der
darf nicht erfahren, was ich hier mache. Und ich habe auch einen anderen Job“,
entgegnete sie entrüstet.
„Aber du bist mein bestes Pferd im Stall!“
„Danke, sehr nett!“
„Du weißt wie ich das meine. Ich brauche dich!“
„Und ich brauche einen Mann. Wir kriegen nicht immer alles was wir uns wünschen. Ich
mach viel für dich, aber das überschreitet meine Grenzen. Weißt du was ich klebe ein
Schild an die Tür das es einen Todesfall in der Familie gab, ruf die Mädels an und sag
ihnen sie sollen sich frei nehmen, bis du dich meldest und du kannst in Ruhe
untertauchen. Das krieg ich schon geregelt“, konterte sie.
„Aber meine Kunden!“
„Die können warten, für eine Weile. Nicht diese Woche Booker, nicht diese Woche“,
murmelte sie und ging aus der Tür.
Lindsay versuchte an diesem Abend mal wieder besonders früh heim zu kommen, dass
sie das verpasste Frühstück mit ihrem Bruder wieder gut machen konnte. Aber sie bekam
einen Mann zu Gesicht, den sie nicht erwartet hatte.
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6. Kapitel
„Hey, Sie haben Ihre „Bezahlung für besondere Unannehmlichkeiten“ vergessen“,
entgegnete Ares, der neben Harris auf dem Sofa saß. Der Fernseher lief und von Sawyer
war keine Spur zu sehen.
„Oh Gott!“ brachte sie nur heraus.
„Sei nicht so unhöflich Lyn, der Mann will dir Geld geben“, tadelte Harris ihn.
„Wo ist Sawyer?“
„Sawyer?“
„Ja, mein kleiner Bruder. Was habt ihr mit ihm gemacht?“
„Ich hab ihm meinen Porsche gegeben, er macht eine kleine Probefahrt“, witzelte
Harris, aber Lindsay war das bitterernst.
„Hör auf mich zu verarschen!“
„Er ist bei den Olsons ein Stock tiefer. Die haben einen Jungen in seinem Alter. Du hast
Besuch“, erklärte er und zeigte auf Ares.
„Er hat Sie hoffentlich nicht gesehen!“ hoffte sie.
„Langsam fühle ich mich hier fehl am Platz“, war Ares gekränkt.
„Entschuldigen Sie, es ist nur, er weiß nichts von meinem kleinen Nebenjob, das soll
auch so bleiben. Du hast ihm doch nichts davon erzählt oder?“ fragte sie Harris.
„Verdammt, das war’s. Ich hab die ganze Zeit überlegt, was ich vergessen hatte“,
witzelte Harris weiter.
„Hast du nicht ne eigene Wohnung?“ brummelte sie und er stand mühsam auf.
„Die Kleine ist Gift, nicht davon trinken, ja“, ließ Harris einen dummen Spruch ab, bevor
er von dannen ging.
„Sie brauchen es mir nicht erklären, meine Stiefschwester ist geschieden. Das frisst
einem die Seele auf. Überrascht es Sie nicht mich zu sehen?“ fragte Ares und sie
lächelte.
„Sie mussten noch mal zurück, weil noch nicht alles geklärt war und da dachten Sie, Sie
fragen so lange rum, bis sie jemand finden, der dämlich genug ist, meine Adresse zu
verraten, stimmt das in etwa?“
„Sie sind so eine kluge Frau, das ist wirklich der falsche Job für Sie“, witzelte er und sah
an ihr herunter.
„Welchen Job meinen Sie jetzt?“ fragte sie kritisch.
„Richtig, Sie haben ja noch einen „anständigen“ Job. Becca lässt Ihnen übrigens
ausrichten, dass sie gebraucht werden. Also, ich wollte Ihnen nur ihr Geld bringen, bin
schon weg“, sagte er nachdenklich und ging zur Tür.
„Wollen Sie zum Abendessen bleiben?“ fragte sie plötzlich und in diesem Augenblick kam
Sawyer zur Tür rein.
„Hi, ich bin Sawyer. Muss ich Sie kennen?“ fragte er und musterte ihn.
„Nein, Kleiner, musst du nicht. Ich bin ein … Freund deiner Schwester. Stört es dich,
wenn ich mit euch esse?“ fragte er und lächelte.
„Tun Sie sich keinen Zwang an. Ich will Sie nur vorwarnen Lyns Küche ist noch keiner
lebend entkommen“, scherzte er und bekam eine Kopfnuss von seiner großen Schwester.
„Ist er nicht witzig. Bist du wenigstens so höflich und nimmst ihm die Jacke ab“, bat sie
beschämt und Ares setzte sich. In diesem Moment verstand Lindsay, warum er nach dem
Gott des Krieges benannt worden war. Seine Brust sprengte fast das schicke
Designerhemd.
„Was wollen Sie, Chinesisch oder mexikanisch?“ fragte sie und nahm den Hörer ihres
Telefons.
„Sie kochen nicht selbst?“ war er etwas enttäuscht.
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„Mein Bruder hat zwar oft eine große Klappe, aber mit einer Sache hat er Recht, ich
kann überhaupt nicht kochen. Als Tochter einer Kleinstadtfamilie eine Schande nicht?“
„Ich kann es auch nicht. Nicht in so kleinen Töpfen zumindest. Ich hab beim „luau“
immer das Zeug in den großen Töpfen umgedreht, ohne zu wissen, was das eigentlich
ist. Ich steh auf mexikanisch“, entschied er und sie wählte eine Nummer.
Man, warum musste dieser Mann nur so perfekt sein. Er war ein Mann, mit dem sie sich
eine Zukunft vorstellen konnte.
„Keine Affäre mit einem Kunden“, sagte sie sich leise vor, während sie die Teller holte.
„Hast du was gesagt?“ fragte Sawyer.
„Das Essen wird gleich da sein. Mein Gott, ihr beiden seht aus, als würdet ihr gleich
verhungern. Wollt ihr noch etwas Kuchen, bevor wir Essen“, konterte sie als sie in die
erwartenden Gesichter der Jungs sah.
„Keine Sorge, den können Sie essen, der ist von unserer Mutter“, versicherte Sawyer
grienend.
„Gerne. Wollen Sie sich nicht umziehen, ich mach die Tür auf, wenn das Essen kommt“,
bat Ares an und sie stellte die Teller ab.
„Danke sehr. Ich hoffe Ihre guten Manieren färben sich ein wenig auf meinen Bruder ab.
Bin gleich wieder da“, war sie überrascht und ging ins Badezimmer um sich umzuziehen.
In solchen Situationen rief sie eigentlich sofort Carmen an, um sich einen Rat zu holen,
aber das ging jetzt wohl schlecht.
„Alles in Ordnung da drin?“ fragte plötzlich Ares und das Klopfen an die Badezimmertüre
riss sie aus ihrem Tagtraum.
„Komm gleich“, rief sie zurück und sah in den Spiegel. Der Stress der letzten Tage zerrte
an ihrem jugendlichen Gesicht. Hat sie richtig gehandelt, als sie Bookers Wunsch
abschlug. Mein Gott, sie war so im Stress, dass sie nicht einmal darüber nachgedacht
hatte, wie es ihrer schmächtigen Kollegin Aubrey ging. Gedankenversunken zog sie TShirt und Jeans an und kam wieder heraus.
„Ist wirklich alles klar mit dir, du warst fast eine viertel Stunde darin!“ erkannte
Sawyer, der schon einen Burrito mampfte.
„Ja, ich bin nur müde, dass ist alles. Schmeckt es euch?“
„Ja, so gut wie selbst gekocht. Was ich Sie noch fragen wollte, wie geht es im Job so
Alle gesund?“
Sie sah ihn böse an.
„Ja, alles bestens. Und Ihre Geschäfte, sind Sie zufrieden mit Ihrer Anwältin?“ fragte sie
zurück.
„Eigentlich nicht. Sie ist so bürokratisch. Ständig geht es nur um Gesetze bei ihr. Sie ist
leider Gottes auch scharf auf mich, ich ärgere sie immer damit. Eine rundum
harmonische Beziehung wie Sie sehen. Greifen Sie zu, solang es noch warm ist“,
erwiderte er und Sawyer gähnte.
„Ich sollte ins Bett gehen, wo schlaf ich?“
„Du kannst dich in mein Bett legen, ich schlaf auf dem Sofa. Gute Nacht“,
verabschiedete sich Lindsay erleichtert.
„Gute Nacht. Gute Nacht Ares, war schön Sie kennen zu lernen“, verabschiedete sich
Sawyer höflich und ging in den Nebenraum.
„Was sollte das?“ zischte Lindsay plötzlich.
„Was sollte was?“
„Das wissen Sie genau, die Sachen mit meinem Boss. Becca hat es Ihnen also erzählt?“
„Ja, schlimme Sache. Ich hoffe er kommt wieder auf die Beine. Es ging das Gerücht um,
dass Sie die neue Puffmutter werden“, witzelte er.
„Klappe. Ich nehme den Job nicht an, dass wäre ja noch schöner. Wenn er sich so in
Schwierigkeiten bringt, selbst Schuld. Ich bin für alles zuständig, was meine Freunde
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falsch machen, aber das überschreitet meinen Sachbereich. Ich werde nicht gerne
erschossen“, moserte sie und erklärte ihren Grund.
„Ja, dass kann ich gut verstehen. Das ist zwar jetzt eine blöde Frage. Ich will morgen
den Safe meines Vaters ausräumen, würden Sie gern dabei sein?“ fragte er plötzlich.
„Soll das ein Date sein?“
„Was auch immer Sie dazu interpretieren, ist Ihre Sache. Ich will nur jemand dabei
haben, wenn ich es mache. Okay Smitty ist dabei, aber die nervt nur. Also was sagen
Sie?“
„Haben Sie einen Pool oder so, wo ich Sawyer für eine Weile lassen kann?“
„Er kriegt auch zwei halbnackte Frauen dazu, wenn Sie das glücklich macht!“
„Das nicht gerade. Okay, ich komme dann gegen Abend vorbei. Ich glaube zu so einem
Date bin ich noch nie eingeladen worden. Nur eine kleine Sache!“
„Sicher, alles meine Schöne!“
„Kein Wort zu Booker und den Mädels Sie wissen es ja sicher!“
„Keine Dates mit den Angestellten. Ich habe einen Vertrag unterschrieben. Aber ich bin
doch kein Kunde mehr, oder?“
„Nein, nicht offiziell. Ganz schön raffiniert. Was machen Sie eigentlich wenn sie keine
Firmen verkaufen?“
„Schwören Sie, dass sie nicht lachen?“
„Ist es so peinlich?“
„Nein, ich hab einen Laden für Surfutensilien direkt am Strand. Ist einfach der beste
Platz“, gestand er.
„Mein Gott warum muss er nur so perfekt sein“, dachte sie und lächelte ihn an.
„Was ich Sie schon oft fragen wollten, warum kennen Sie sich so gut auf Hawaii aus,
haben Sie da mal Urlaub gemacht?“ fragte er und bevor sie sie beantworten konnte, kam
Sawyer mit der Zahnbürste im Mund zu ihnen zurück.
„Unser Vater hat ein Reisebüro“, erklärte er und wedelte mit seiner Zahnbürste herum.
„Wolltest du nicht ins Bett?“
„Bin schon weg. Tut mir leid, ich wollte nur sagen, dass deine Zahncreme fast alle ist.
Bemerkt mich gar nicht, bin schon wieder weg“, entgegnete er und zog ab.
„Ich sollte jetzt gehen, Sie wollen sicher noch etwas Zeit mit Ihrem Bruder verbringen.
Also es bleibt bei unserer Verabredung?“ war Ares dabei zu gehen.
„Sicher, schlafen Sie gut“, war sie etwas enttäuscht.
„Ich wollte ihn nicht verscheuchen“ entschuldigte sich Sawyer, als Ares gegangen war.
„Kein Problem. Das war mir ganz recht!“
„Lügnerin!“
„Ja, du hast ein wenig gestört. Ich freu mich trotzdem, dass du da bist. Wie läuft es in
der Schule“, gab sie zu und sah verträumt zu Tür.
„Ich habe einen Mathetest verhauen und … Aliens haben meine Biologielehrerin entführt
und wollten, dass wir alle Macarena Tanzen. Warum stellst du mir eine Frage, wenn du
gar nicht zuhörst?“ fragte Sawyer und sah zu ihrer Schwester die nur an die Tür starrte.
„Entschuldige, ich war in Gedanken, fang noch mal an, bitte“, bat sie und wendete sich
zu ihm.
7. Kapitel
„Lindsay, da stehen zwei Prostituierte vor unserer Tür“, rief Sawyer und Lindsay
schreckt auf.
„Hey, sei nicht so unhöflich, dass sind Freundinnen von mir. Becca, Liz was treibt euch
so früh hierher“, begrüßte Lindsay ihre Kolleginnen.
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„Wir brauchen dich im Büro. Deine Kunden werden auch immer jünger“, witzelte Becca
und Lindsays Lächeln verschwand.
„Sie ist so witzig, dass ist sie wirklich. Ich hab mir frei genommen, dass weißt du genau.
Sawyer könntest du bitte kurz in die Küche gehen und den Tisch decken, ich will mich
kurz mit den beiden Ladies unterhalten“, bat Lindsay und Sawyer folgte ihr.
„Habt ihr nen Knall mich hier zu besuchen, wenn mein Bruder da ist. Ihr wisst es
vielleicht noch nicht, aber Booker liegt im Krankenhaus. Was wollt ihr?“
„Er hat gesagt, du wärst seine Vertretung und ich kann nicht arbeiten gehen, wenn ich
nicht weiß, wen ich heute Abend begleiten soll“, stellte Liz klar.
„Was ist, ich hab da aber auch noch ein Wörtchen mit zu reden. Der Laden bleibt dicht,
ich hab gestern doch erklärt, dass wir keine Kunden annehmen. Jetzt entschuldigt mich,
ich will mit meinem Bruder frühstücken“, erklärte Lindsay und machte die Tür wieder
zu.
„So lass uns frühstücken“, bat Lindsay und setzte sich an den Küchentisch.
Das konnte nicht gut gehen, auf keinen Fall.
„Also Sawyer ich komme in der Mittagpause nach Hause und dann fahren wir beiden
zusammen zu Ares. Der hat einen Pool, in dem du schwimmen gehen kannst und ich
werde ihm bei einer Sache behilflich sein. Hört sich das nicht spannend an?“ erklärte
Lindsay ihren Tagesablauf.
„Ja, wenn man 5 Jahre alt ist. Kannst du deine Dates nicht auf später verschieben, wenn
ich wieder weg bin“, murrte Sawyer, der sich auf einen schönen Tag mit seiner großen
Schwester gefreut hatte.
„Und wenn ich ein paar Mädels bitte, mit dir in den Pool zu kommen?“
„So heiße Schnecken, wie die Mädchen von vorhin!“
„Noch schönere!“
„Und du sagst kein Wort zu meiner Freundin?“
„Ich schweige wie ein Grab!“
„Um wie viel Uhr holst du mich ab?“ fragte er mit Glänzen in den Augen.
Wie abgemacht holte Lindsay ihren Bruder, der natürlich dem Jungen aus dem Haus alles
erzählt hatte und er auch mit musste, von zu Hause ab und fuhr zu dem Haus, wo immer
noch das „Zu verkaufen“ -Schild im Gras steckte.
„Hi, ich hab Sie schon erwartet. Können Sie mir erklären, warum in meinem Pool 6
halbnackte junge Frauen schwimmen und behaupten, die gehören zu Ihnen?“ fragte Ares
als er die Tür öffnete.
„Gut, Sie sind schon da. Ich hoffe es macht Ihnen nichts aus, ich hab nur was zur
Ablenkung für meinen Bruder gebraucht“, erklärte sie und die Jungs flitzten los.
„Das hätte ich mir auch in seinem Alter gewünscht. Solange Sie hier keinen all zu großen
Lärm machen, ist mir jedes Leben im Haus willkommen. Sind Sie bereit“, stimmte er zu.
„Sicher, gehen wir. Sie haben das Haus noch nicht verkauft?“
„Leider nicht. Ist irgendwie grusselig hier, ich kann nicht verstehen, wie mein Vater hier
all die Jahre allein leben konnte“, bemerkte er und führte sie in einen langen, kühlen
Raum.
„Wenn er so ein gut aussehender Typ wie Sie war, dann war er sicher nicht oft allein.
Man, dass nenn ich mal ne Bücherei. Was wollen Sie mit den ganzen Büchern machen?“
„Ich hab sie der Bücherei gespendet, sie werden bald abgeholt. Man, das ist verdammt
spannend. Der Safe meines Vaters. Welche schmutzigen Hintergründe gibt es bei Richard
W. Brakeshore wohl alles zu ergründen. Wenn wir Pech haben liegen hier nur alte
Playboy-Ausgaben drin und ein paar alte Münzen. Also“, machte Ares es spannend, als er
den aufgebrochenen Safe öffnete.
Es lagen eine ganze Menge alter Akten drin. Ein paar Schmuckschachteln und ein
Goldbarren.
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„Wahnsinnig, ein ganz gewöhnlicher Safe“, platze es aus ihm heraus.
„Was haben Sie erwartet, dass 8. Weltwunder?“
„Nein, aber etwas verrucht könnte schon sein. Also mal sehen. Die Heiratsurkunde
meiner Eltern. Sie haben auf Hawaii geheiratet, dass wusste ich gar nicht. Angelina, ein
schöner Name finden Sie nicht. Sie war sicher eine wunderschöne Frau. Ich habe leider
kein Foto von ihr. Meine Geburtsurkunde. Zackery Elliot Brakeshore. Zum Glück bin ich
adoptiert worden, mit so einem Namen, wär ich auf Hawaii nicht weit gekommen.
Moment mal, ich dachte, ich wäre ein Einzelkind. Donna Luise Brakeshore, Simon Wilford
Brakeshore und Bobby Brakeshore. Mein Gott ich habe Geschwister“, war Ares entsetzt
und setzte sich auf die Tischkante.
„Soll ich Sie kurz alleine lassen?“
„Nein blieben Sie bitte hier. Ich habe zwei Brüder und eine Schwester. Warum hat er
unbedingt mich weggeben“, war er den Tränen nahe.
Lindsay wusste nicht, was sie sagen sollte.
Sie saßen eine ganze Weile so da ohne ein Wort zu sagen.
„Ich muss sie finden“, sagte er plötzlich.
„Ja, ganz sicher. Ich sollte jetzt gehen“, war ihr die Situation zu heikel.
„Nein, ich will jetzt nicht allein sein, bleiben Sie bitte“, flehte er und nahm die Akte
wieder auf.
„Sicher ich bleibe, wenn Sie das wollen. Ich weiß nur nicht, was ich sagen soll.
Glückwunsch, oder tut mir Leid“, versuchte sie Worte zu finden.
„Tut mir Leid wäre vielleicht angebrachter. Sie sind alle gestorben. Keiner von ihnen ist
älter als 3 Jahre geworden. Das sind Sterbeurkunden für meine Mutter und meine drei
Geschwister. Sie ist im Kindsbett von mir gestorben. Er war sicher einfach nur nach dem
Tod meiner Mutter überfordert mit mir. Das erklärt viel. Ich bin so froh, dass sie da
sind“, bedankte sich Ares und legte seine Hand auf ihre.
„War doch selbstverständlich. Verdammt, es ist schon so spät, stört es Sie, wenn Sawyer
eine Weile bleibt, so bis 6 Uhr, ich hol ihn dann ab“, bat Lindsay, da sie dachte, dass die
Situation für den Aufbruch gekommen war.
„Sicher und was ist mit den Mädels?“
„Passen Sie ein wenig auf, dass die Jungs sie nicht angrapschen und wenn sie es tun, ich
will einen Abzug von der Überwachungskamera“, hatte sie es plötzlich sehr eilig und
schnappte sich ihre Tasche.
„Tut mir leid, ich war zu aufdringlich. Also 6 Uhr, ich warte auf sie“, verabschiedete
sich Ares und machte ihr die Tür auf.
„Wir werden heute Abend weiter reden. Geht es ihnen gut?“
„Ich komm zurecht. Auf wieder sehen!“
„Bis heute Abend“
Gedankenversunken stieg sie ins Auto und fuhr zur Arbeit. Sie musste die ganze Zeit an
Ares denken. Es war nicht ausschließlich dieser Moment, den sie hatten, sie dachte auch
viel daran, was sie beide erfahren hatten. Er musste sich erneut so gefühlt haben, wie in
dem Moment, als ihm erzählt wurde, dass er adoptiert ist.
Pünktlich um 6 Uhr stand sie wieder vor seiner Tür.
„Sie kommen gerade recht, ich hab was gekocht. Wir sitzen hier in einer gemütlichen
Runde. Ihre Freundinnen können Geschichten erzählen“, kam er ihr gut gelaunt
entgegen.
„Heißt das die Ladies sind immer noch hier?“
„Ja, ich hab gehört, die Agentur ist geschlossen. Da wollte ich sie ein bisschen
aufmuntern. Ich hoffe Sie haben Hunger“, war er wie ausgewechselt und führte sie in
die Küche.
Dort saßen Sawyer und sein Freund strahlend neben den hübschen Mädels.
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„Hey Lyn, dass muss du dir anhören. Tysan hier, kann 7 Sprachen sprechen, ist das nicht
unglaublich“, entgegnete Sawyer.
„Ich weiß. Wir sollten jetzt gehen, es ist schon spät“, erwiderte sie und die Mädchen
standen auf.
„Nein, es ist gerade so lustig“, nörgelte Sawyer.
„Alex, die Mädels sind nicht nur zu deiner Belustigung da. Ich bin völlig erledigt, und will
ins Bett“, klärte sie ihn auf und Sawyer stand murrend auf.
„Es ist doch noch früh, wie wäre es wenn wir uns noch einen Glas Rotwein gönnen und
die Jungs noch etwas spielen lassen“, schlug Ares vor.
„Richtig, wir wollten uns ja noch unterhalten. Also noch eine Stunde, dann ist aber
Schluss“, gab sie nach.
„Danke Ares“, bedankte sich Sawyer und die beiden gingen ins Wohnzimmer.
„Ist das nur aufgesetzt, oder geht es Ihnen besser?“ fragte sie und er bot ihr einen Platz
auf dem Sofa an.
„Teils, Teils ich hab’s ein wenig verdaut. Richtig glauben kann ich’s aber noch nicht. Als
sie weg waren, hab ich noch einen Brief gefunden. Ich habe nicht geschafft ihn zu lesen.
Könnten Sie ihn mir vorlesen?“ fragte er und setzte sich auch.
„Sicher, hier steht:
>Lieber Zackery. Wenn du diesen Brief liest heißt dass, das du wieder zu Hause bist. Es
gibt so viel was du nicht weißt. Du bist sicher sauer, dass ich dich weggeben habe, aber
ich tat es, weil ich keinen Ausweg gefunden habe. Deine Mutter ist vor zwei Wochen
gestorben und ich weiß nicht mehr weiter. Du warst unser Wunschkind. Nachdem unsere
drei Süßen gestorben sind, hat der Arzt deiner Mutter verboten, noch ein Kind zu
bekommen, aber sie konnte nicht anders. Es hat ihr das Leben gekostet, aber du sollst
wissen, dass sie dich für das schönste Geschöpf auf der Welt gehalten hat, bevor sie
starb. Wir beiden haben uns sehr geliebt. Ich schäme mich dafür, dass ich mein
Versprechen nicht halten kann und dich weggebe. Aber ich gebe dich zu den Cedrics. Sie
waren unsere Trauzeugen auf Hawaii und unsere engsten Freunde. Ich weiß sie sind
manchmal etwas seltsam, aber sie sind genau die richtigen, um dich aufzuziehen. Ich
weiß nur eins, dieses Haus ist voller Erinnerungen. Wirf sie nicht weg. Dein Vater<
Ares weinte. Es war seltsam, Lindsay hatte noch nie einen Mann weinen sehen. Nervös
rutschte sie auf ihrem Platz hin und her.
„Mir scheint, wir haben viel zu besprechen“, konterte sie und er nickte stumm.
„Wirklich einen Collie. Nettes Haustier“, kicherte Lindsay, als die beiden nach einem
langen Gespräch wieder besserer Laune waren.
„Es ist der Hund meiner Mutter, ist schon peinlich, wenn ein fast 2 m großer Mann einen
Collie spazieren führt. Auf Hawaii gibt es wunderschöne Gehwege. Ich wünschte Sie
wären fähig, dass zu sehen. Wirklich wunderschön“, schwärmte er und kam näher zu
ihrem Gesicht. Kurz bevor es zum Kuss kam sprang sie auf.
„Ich muss jetzt wirklich gehen, mein Gott schon 10 Uhr. Ich muss morgen früh raus. Ein
tolles Abendessen, danke für ihre Gastfreundschaft. Leute, auf geht’s es geht
heimwärts“, wurde es ihr wieder zu eng und man hörte Stöckelschuhe auf dem Parkett.
„Sicher, Boss sind schon bereit zum Aufbruch. Hey, was ist los, du rennst rum wie von
der Tarantel gestochen, alles klar bei dir?“ fragte Liz verwundert, als Lindsay hektisch
die Jacken verteilte.
„Nein, alles klar. Hast du alles dabei, Sawyer“, war sie furchtbar hektisch.
„Ja, Mum. Wirklich, du hast wirklich Flöhe im Hintern. Danke Ares, war echt ein cooler
Nachmittag. Können wir das mal wiederholen?“ verabschiedete sich Ares.
„Leider nicht Alex, ich reise bald ab und das Haus wird verkauft, tut mir leid. War aber
schön Besuch zu haben. Ihr beiden Schwerenöter, hört schön auf das was Lindsay sagt,
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sie hat meistens Recht. Gute Nacht, Ladies, hat mich auch sehr gefreut“,
verabschiedete sich Ares höflich und seine Gäste verließen hintereinander die Villa.
„Kann ich Sie noch einen kurzen Moment sprechen“, bat Ares, Lindsay mit ernstem Ton.
„Sawyer …“
„Kein Problem, bin schon im Auto!“
„Du bist ein Schatz. Ich komme gleich“, bedankte sich Lindsay als Sawyer vorging.
„Lyn, wir müssen über das reden, was da gerade fast passiert ist“, bat Sawyer und
Lindsay erschrak ein wenig über seine plötzliche Leidenschaft in der Stimme.
„Ares, ich kann nicht, tut mir wirklich leid. Ruf noch mal an, bevor du fliegst, okay“,
verabschiedete sie sich und mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange war sie aus der Tür
verschwunden.
„Na, Boss haste dich in unseren griechischen Gott verguckt?“ fragte eine andere
Begleiterin keck. Die Mädels standen immer noch da.
„Was ist, habt ihr vergessen, wie ihr nach Hause kommt“, frotzelte sie und ging zum
Auto.
„Wirklich nette Frauen, deine Freundinnen“, sagte Sawyer als Lindsay in den Wagen
stieg und Sawyer den leicht bekleideten Mädchen nachschielte.
„Das glaub ich dir prompt“, schmunzelte sie und trat aufs Gas.
8. Kapitel
Bookers Krankenhausbesuch verzögerte sich und nach einer Weile gewöhnte sich Lindsay
daran, der Kopf der Agentur zu sein. Obwohl sie an manchen Tagen sich wirklich
wunderte, wie sie das alles schaffte.
1 Woche, nachdem Sawyer nach Hause gefahren war, bekam sie einen Anruf auf ihrem
neu angeschafften Kundenhandy, wie sich es spaßhaft nannte.
„Private Agency, Lindsay Kennedy am Hörer, wie kann ich Ihnen helfen“, säuselte sie in
den Hörer und setzte sich auf das Pult in der Eingangshalle.
„Hey, du wenn du alle Kunden so nett begrüßt, müsste ich bald eifersüchtig werden“,
witzelte Ares und Lindsay fiel fast vom Pult.
„Woher haben Sie, du diese Nummer. Das ist die Geschäftsleitung“, stotterte sie.
„Auf deinem Privathandy bist du ja nicht zu erreichen. Ich wollte mich noch melden,
bevor ich fliege“, erklärte er.
„Du bist immer noch in der Stadt?“
„Sieht ganz so aus. Dafür, dass du dein anderes Ego geheim halten willst, bist du sehr
öffentlich“, konterte er.
„Könnte es vielleicht sein, dass was Bestimmtes vorhast?“
„Was meinst du?“
„Das ist ein Begleitservice und ich hab eine Menge freie Mädchen!“
„Für was brauch in ein Mädchen, ich fliege gleich. Ich brauche dich“, gestand er.
„Und ich brauch ne paar Stündchen Schlaf, wir kriegen nicht immer, was wir uns
wünschen“, versuchte sie abzulenken.
„Mein Flieger geht in zwei Stunden. Ich würde dich gern noch mal sehen“, bettelte er.
„Ich kann hier nicht weg, Sorry!“
„Wie passend. Du bist jetzt der Boss in dem Laden, was hast du zu verlieren?“ war er
etwas gekränkt.
„Mein Herz. Eine schöne Reise“, entschied sie und legte auf.
„Dein Romeo?“ fragte Aubrey und zog eine Akte unter Lindsays Hintern weg.
„Sei nicht so wunder fitzig. Wie geht es Booker?“
„Er kommt morgen wieder!“
„Na endlich. Wie geht es dir denn so?“
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„Es geht, ich habe keine Schmerzen mehr. Ich denke nächste Woche kann ich wieder
arbeiten gehen“, versprach Aubrey und fuhr über ihr noch leicht geschwollenes Gesicht.
„Gut, das ist gut. Könntest du mir nur einen Gefallen tun?“
„Sicher Boss, ich werde mich nicht mehr überreden lassen. Du wirst mir fehlen, als Boss
meine ich“, wurde Aubrey melancholisch.
„Sei froh Booker wieder zu bekommen, der hat Ahnung von dem, was er da tut“, musste
Lindsay feststellen und sprang vom Pult.
„Ich muss jetzt zur Arbeit, Becca kommt in einer Viertelstunde. Wenn noch jemand hier
anruft, dann sollen sie im Auto anrufen. Pass auf dich auf Kleines“, erwiderte sie und
schnappte ihre Tasche.
Es war heiß, verdammt heiß und Lindsays Shorts klebten am Sitz ihres Postautos. Sie war
heilfroh, dass sie bald Feierabend hatte, als das Handy klingelte.
„Private Agency Lindsay Kennedy, was kann ich für Sie tun?“ meldete sich Lindsay
höflich.
„Äh, ja ich brauche eine Begleitung für heute Abend. Ich weiß es ist kurzfristig“, sagte
ein Mann an der anderen Seite der Leitung und Lindsay atmete auf.
„Sicher, ich tu was ich kann. Könnten Sie in der Zentrale anrufen, meine Sekretärin hat
die Akten. Nein, Sie haben mich nicht gestört, kein Problem. Auf Wiederhören“,
verabschiedete sich Lindsay und legte auf.
Sie war heilfroh, dass es nicht Ares gewesen war, mit ihm hätte sie sich jetzt nicht
auseinandersetzen können.
Sie freute sich nur noch auf eine kalte Dusche und einen entspannenden Abend als sie
durch den Flur zu ihrem Apartment ging. Als sie laute Stimmen aus einer Wohnung
vernahm dachte sie, dass Harris mal wieder den Fernseher viel zu laut gedreht hatte.
Weit gefehlt. Auf ihrem Sofa saßen Harris, Booker und Ares und betranken sich.
„Ich brauche ein neues Türschloss, das ist mal sicher“, entgegnete sie und setzte ihre
Tasche ab.
„Du hast meinen Whiskey-Vorrat verschwinden lassen“, verteidigte sich Booker und
nippte an seinem Bier.
„Zu Recht, du hast eine Leberverletzung“, zischte sie und nahm ihm das Bier ab.
„Mir ist einfach das Bier ausgegangen. Aber unser Freund Ares hier hat eine nette
Geschichte zu erzählen“, erklärte Harris und klopfte Ares auf die Schulter.
„Kenn ich schon. Leute, so gern ich Gäste habe, ich will jetzt nur noch unter die Dusche
und mir dann genüsslich ein Video reinziehen. Also macht ne Fliege“, befahl sie und
zeigte zur Tür.
„Lyn sei nicht so unhöflich, der Mann ist im Land geblieben, um mit dir zusammen zu
sein“, erkannte Harris und Ares stand auf.
„Lyn wir müssen reden“, bat Ares, der auch endlich zu Wort kam.
„Okay, Booker und Harris geht rüber, ich bring euch gleich was zum Essen rüber, du setz
dich wieder hin“, forderte Lindsay und schmiss Ares aufs Sofa zurück.
„Ich wollte eigentlich nur mit dir reden, aber wenn du was anderes vorhast“, witzelte
Ares und sie setzte sich neben ihn.
„Hab ich dir nicht gesagt, dass ich zur Zeit keinen Platz für dich in meinem Leben habe“,
versuchte sie zu erklären.
„Sag das mal meinem Herzen. Ich hab mich schwer in dich verliebt Lyn. Du hast mir
durch diese schwere Zeit geholfen und hast nichts dafür verlangt. Du hast ein
riesengroßes Herz, dann muss doch wohl ein wenig Platz für mich sein“, erkannte er und
versuchte sie zu küssen.
„Ich kann dir im Moment nur Freundschaft anbieten, tut mir leid. Ich muss schon
zugeben, dass dieser Abend mich nicht unberührt gelassen hat, aber in meinem Leben ist
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kein Platz. Du siehst doch, um was ich mich hier alles kümmern muss. Um meinen
Alkohol abhängigen Chef, meinen liebeskranken besten Freund und um zwei Jobs. Wenn
du ein Lückenfüller sein willst, dann meinetwegen, aber viel Zeit kann ich dir nicht
geben“, erklärte sie und wich zurück.
„Du bist nicht Mutter Theresa, du musst dich nicht um alles kümmern. Ich möchte, dass
du mit mir nach Hause kommst. Meine Eltern würden sich freuen, dich kennen zu
lernen!“
„Wow, komm mal von der Überholspur runter, ich will keine Beziehung und ich will auch
nicht deine Eltern kennen lernen. Ich will einfach nur weiterleben, kannst du das nicht
verstehen?“
„Doch, ich verstehe. Dann gehe ich mal wohl“, war er sehr enttäuscht und stand auf.
„Sei mir nicht böse, es tut mir leid“, entschuldigte sie sich und ging mit ihm zur Tür.
„Wenn du mal auf Hawaii bist, hier ist meine Adresse. Denk mal 5 Minuten daran dich
um dein Leben zu kümmern, nicht immer um das der anderen. Man bist du süß, wenn du
schmollst“, verabschiedete sich Ares und steckte ihr einen Zettel zu, als er ihr in eine
Schnute verzogenen Lippen küsste.
Sie sah ihm lange nach. Der Porsche war schon eine ganze Weile um die Ecke gebogen,
als Harris vorsichtig den Kopf in die Wohnung steckte.
„Kann ich nen Bier haben?“
„Sicher bedien dich, aber gib Booker nichts ab“, bat sie und Harris ging zum
Kühlschrank.
„Ganz prima ich habe plötzlich zwei Kinder um die ich mich kümmern muss“, murmelte
sie.
„Hast du was gesagt?“
„Nein, ich hab mit mir selbst geredet. Hat Carmen schon angerufen?“
„Nein, bei dir?“
„Nein, sie scheint sich in Kalifornien wohl sehr wohl zu fühlen“, bemerkte sie in
Gedanken.
„Sie ist in Kalifornien?“
„Ja, verdammt, das wusstest du nicht. Oder solltest du es nicht wissen. Fahr bitte nicht
zu ihr, ich glaube sie will dich nicht sehen“, bemerkte sie, dass sie ihre Freundin
verraten hatte.
„Ich will sie aber sehen, sie ist schließlich meine Frau“, wurde er laut.
„Aber sie will sich scheiden lassen. Verdammt, ich hab einfach eine verdammt große
Klappe. Komm bleib hier, verdammt bleib stehen“, rief sie ihm hinterher, aber er war
fast schon auf der Straße.
„Wo will er hin mit meinem Bier“, wunderte sich Booker der aus der Wohnung kam.
„Du kriegst kein Bier!“
„Ich bin dein Boss!“
„Ich meld dich sonst bei den anonymen Alkoholikern an!“, drohte sie.
„Versuchs doch!“
„Kannst du mir verraten wie ich billig nach Kalifornien komme?“
„Willst du Urlaub machen?“
„So ähnlich. Kommste mit?“
„Ich bin noch krank geschrieben, wieso nicht. Was ist mit deinem Job?“
„Könnte nicht eine von den Mädels den Job übernehmen?“
„Sonst hast du keine Probleme?“
„Ach weißt du was, das ist nicht mein Problem. Ares hat gesagt, ich soll an mich denken,
dass tu ich jetzt auch. Ich werde dich jetzt nach Hause bringen. Nein, du fährst selbst
nach Hause, ich bin kein Taxiunternehmen“, verstand sie plötzlich was Ares ihr
klarzumachen versuchte.
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„Ich bin angeschossen worden“, nörgelte er.
„Man, hast du keine Familie?“
„Mein Bruder könnte mich abholen“, erkannte er.
„Wer sagt’ s denn. Gute Besserung“, erwiderte sie und schlug ihre Wohnungstür vor
seiner Nase zu.
Sie fühlte sich gleich besser. Sie würden ihr Leben allein weiterleben. Ohne Carmen die
dauernd etwas wollte, ohne Harris der sich wie ein Baby verhielt und ohne Ares, der sie
besser zu kennen schien, als sie selbst. Verdammt was hatte sie getan, sie hatte ihn
weggehen lassen. Der einzige Mann der nichts forderte, sie nur lieben wollte. An Booker
vorbei hetzte sie zum Auto. Dort stand immer noch Ares an seinen Porsche gelehnt und
grinste.
„Ich dachte du wärst weg!“ keuchte sie erstaunt.
„Ich bin einmal um den Block gefahren. Ich wusste du würdest nicht länger brauchen.
Was ist nun?“ fragte er etwas eingebildet.
„Sag du es mir“, erkannte sie und küsste ihn voller Hingabe.
„Bleib bitte hier“, flehte sie und drückte ihn ganz fest an sich.
„Ich kann nicht, ich hab einen Laden zu Hause“, erklärte er.
„Kannst du noch eine Verkäuferin brauchen?“
„Ist das dein Ernst?“
„Ich hab es satt hier, ich will mitkommen“, sagte sie spontan.
„Das hört sich gut an. Komm“, entschied er und zusammen fuhren sie zum Flughafen.
„Warte, ich hab gar nichts dabei?“
„Wir kommen noch mal zurück, bis dahin werden wir schon was Schönes für dich finden.
Du wirst meine Eltern lieben“, entgegnete er und kaufte ihr ein Ticket.
Die ganze Zeit bis sie abflogen dachte sie nur an ihre Zukunft weit weg von dieser Stadt,
die niemals eine Heimat geworden war …
9. Kapitel
Die ersten Wochen waren wie ein Rausch. Das Wetter war toll und ihre gemeinsamen
Nächte wie ein Traum. Aber als es kälter wurde schien sie immer mehr aufzuwachen und
sich zu fragen „Was mache ich da eigentlich“. Als Ares eines Tages so etwas wie „es wird
einiges dauern, aber bald vergisst du sie“. Sie wollte ihre Freunde nicht vergessen
Warum sollte sie auch? Sie sagte nichts um den Frieden nicht zu stören, aber sie legte
heimlich einen kleinen Fond an, bis zu diesem Tag im Oktober, als sie genug Geld hatte
um nach Kalifornien zu fliegen. Den Abschiedsbrief zu schreiben schien am schwersten.
Liebster Ares!
Es ist alles wie ein Traum bei dir zu sein, aber ich vermisse mein Leben. Ich hab übereilt gehandelt, dass
weiß ich jetzt. Sei mir nicht böse, ich liebe dich so unglaublich, aber hier kann ich nicht mehr leben.
In Liebe Lindsay
Als er auf dem Weg war, um neue Surfboards, legte sie den Abschiedsbrief hin und fuhr
mit dem Taxi zum Flughafen. Als das Flugzeug abhob, weinte sie bittere Tränen. Die
Sonne ging fast schon auf, als sie aus dem Gate ging, um Carmen in die Arme zu fallen.
„Als du mich angerufen hast, dachte ich schon ich hör nicht richtig. Was fällt dir ein
einfach abzuhauen. Kleines, du bist so jung da macht man Fehler“, hielt Carmen ihr eine
Standpauke.
„Das musst du grad sagen“, schmunzelte sie und tätschelte Carmens kleinen Babybauch.
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„Hey, was kann ich dafür, dass er in seiner Pilotenuniform vor meiner Tür stand. Wer
konnte ahnen, dass er mir meinen größten Wunsch erfüllt hat, bevor ich ihn wieder zum
Teufel gejagt habe. Wie auch immer, wir sind jetzt in Kalifornien. Jetzt fängt dein
neues Leben an. Fernab von diesen Versagern. Du hast ihm doch nicht geschrieben, dass
du hier in San Fransisco bist, oder?“
„Nein, hätte ich?“ zweifelte sie.
„Du bist unverbesserlich. Komm, meine Schwester wartet mit dem Essen auf uns“,
erkannte Carmen grinsend und brachte sie zu ihrem Wagen.
In dieser Nacht träumte sie von Ares. Konnte auch daran liegen, dass ihre Beziehung ihr
immer wie ein Traum vorgekommen war. Durch eine Freundin von Carmens Schwester
ergatterte sie ein paar Tage später ein Vorstellungsgespräch bei UPS. Der
Abteilungsleiter war gleich scharf auf sie und so musste nicht viel sagen, um die Stelle
zu bekommen. Ihr kurzer Rock hatte dabei auch nicht geschadet.
„Ich hab den Job, Carmen ich hab den Job. Carmen wo steckst du?“
Als sie um den Ecke zum Wohnzimmer bog, wusste sie schon, das was nicht stimmte.
Und tatsächlich, da saßen Ares und Harris, beide die Hände im Schoss. Carmen schwieg.
„Verdammte scheiße“, fluchte sie.
„Genau dasselbe hab ich auch gesagt, als ich deinen Brief gefunden habe. Was hast du
dir dabei gedacht?“
„Wie mir scheint, hab ich nicht genug nachgedacht, du bist schließlich hier. Du hast ihn
also zurückgebracht Harris. Was bist du ein Hund und er ist der Knochen. Es gab einen
Grund warum ich dich verlassen haben Zack“, entschied sie und das „Zack“ halte durch
den ganzen Raum.
„Gut sag ihn mir?“
„Du hast mich in einem schwachen Moment erwischt, ich bin leichtgläubig
mitgekommen, aber jetzt bin ich aufgewacht Zack und hab gemerkt, dass es mein Leben
ist und ich kann nicht von ihm weglaufen. Sieh mich nicht so an mit deinem „du kannst
nicht allen helfen“ Blick. Wie du siehst kann ich meiner schwangeren Freundin zur Seite
stehen. Wenn ich nicht angerufen hätte, hätte ich das nie erfahren. Entschuldige wenn
du das nicht kapieren kannst“, erklärte sie und er schwieg.
„Dann war das also alles gelogen, das ganze „ich liebe dich“ und „ich bin so froh hier zu
sein“. Meine Eltern haben mir Vorwürfe gemacht und wie mir scheint willst du das auch.
Dabei hab ich gar nichts gemacht!“
„Ich habe niemals gesagt ich liebe dich. Ja, ich hab es gesagt, aber das war im Rausch
meiner Gefühle. Mein Gott ich kenne dich nicht einmal. Übrigens hab ich deine Eltern
überhaupt nicht kennen gelernt. Wir waren über 4 Monate Tür an Tür mit ihnen und ich
habe sie nicht kennen gelernt, weil wir nicht aus dem Bett raus gekommen sind“,
erkannte sie und Ares kramte in seiner Jackentasche.
„Hier, Vinny und Agnes, meine Eltern. Du hast sie verdammt noch mal jeden Tag
gesehen, hast nicht mitgekriegt, dass sie meine Eltern sind. Weil ich sie dir nie
vorgestellt habe. Tut mir leid Schatz, ich bin so ein Idiot“, erwiderte er und gab ihr das
Bild.
„Wow, willkommen zurück bei den Wachen. Was ist denn in uns gefahren?“ fragte sie
ihren Freund.
„Das ist das Fever von Hawaii. Kommst du wieder mit, ich brauche dich!“
„Mein neues Leben ist hier, tut mir leid. Eigentlich ist es mein altes Lieben, dass ich
wieder habe. Wenn du mit mir leben willst, dann nur hier“, entgegnete sie und er sah
sie mit seinen treuen Hundeaugen an.
„Mein Flieger geht in einer Viertel Stunde. Ich muss jetzt los“, sagte er trocken und
ging.
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„Ich muss dann auch mal los, mein Flieger geht auch. Schönen Tag noch“, ging auch
Harris.
„Man, Männer können einem voll die Laune verderben, nicht? Was ist, gehen wir meinen
Job feiern?“
„Du lässt ihn einfach so gehen?“
„Du deinen doch auch!“
„Das ist was anderes, wir haben eine Abmachung. Er wird das Kind jede 14 Tage und in
den Ferien sehen, sonst hat er nichts zu melden. Und was ist mit deinem Kind, du hast
mir gar nichts von deinem hypnotisierenden Dauergelage erzählt. Hast du überhaupt was
von der Insel gesehen“, neckte Carmen ihre Freundin.
„Ich war auf einer Insel?“
„Du Luder!“
„Ja, vom Fenster aus und von der Arbeit. Mein Gott ich hab in einem Surfshop
gearbeitet, aber ich hasse doch das Meer. Gott sein dank ist dieses komische Gelage wie
du es nennst vorbei. Komm jetzt, sonst kriegen wir keinen Platz mehr“, wurde ihr
langsam alles klar und drängte Carmen zu gehen.
Die nächsten Wochen lieferten sich die beiden einen Art Wettkampf wer wohl am besten
ohne Mann auskam. Aber als sie beide zum ersten Mal Carmens Baby auf dem
Ultraschallbild sahen, war es vorbei mit der Stärke.
„Ich werde es ihm schicken, er soll doch wissen wie sein Kind aussieht oder“, erklärte
Carmen als sie an diesem Nachmittag das Bild betrachteten.
„Häh?“ fragte Lindsay, die gebannt den Wetter Kanal zu sehen schien.
„Dir geht es doch gut oder?“
„Ja, alles bestens wieso?“
„Weil du gerade den Wetter Kanal ansiehst und in Kalifornien eine Wetteränderung
genau so üblich ist, wie ein nicht braungebrannter Typ. Du vermisst ihn doch, gib es zu“,
machte Carmen sich Sorgen um ihre Freundin.
„Du willst dein Ultraschallbild wegschicken, du vermisst ihn doch genauso“, entgegnete
sie und Carmen lächelte.
„Du hast mir also doch zugehört. Du bist jetzt 6 Wochen hier, willst du nicht mal auf
Männerjagd gehen?“ schlug Carmen vor.
„Du bist schon 1 Jahr hier!“
„Ich bin auch verheiratet und schwanger!“
„Ist dir vielleicht nicht aufgefallen, aber wenn man so weit auseinander lebt, lebt man
meistens getrennt“, erkannte Lindsay spitzfindig.
„Danke, für die Aufklärung. Also abgemacht wir gehen heut Abend aus und suchen dir
einen Mann“, erwiderte Carmen und stand mühsam auf.
„Und für dich?“
„Ich sehe im Moment nicht gerade sexy aus, wie dir schon aufgefallen ist“, konterte
Carmen und Lindsay strich über Carmens immer dicker werdenden Bauch.
„Wenn das Baby erst mal da ist, ist fertig mit Ausgehen“, erklärte Lindsay.
„Du hast Recht, wir gehen heut Abend aus“, entschied Carmen und so war es
ausgemacht.
Neidisch sah Carmen zu, wie Lindsay sich in ihr schickes kurzärmliges Kleid zwängte.
„Ey, guck mich nicht so an, da passt du auch wieder rein, eines Tages. Ich geb es dir
zurück“, witzelte Lindsay und setzte sich hin um ihre Pumps anzuziehen.
„Behalt es, das wird mir nie wieder passen“, jammerte Carmen.
„Danke. Du siehst übrigens genauso gut aus. Tuniken sind wieder voll im Kommen,
echt“, versuchte Lindsay sie aufzumuntern.
„Meinst du?“
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Sag einfach Nein!
„Ja, das meine ich. Jetzt komm“, bat sie und zog sie aus der Tür. Und tatsächlich
amüsierten sie sich blendend. Carmen lernt einen allein erziehenden Vater kennen, aber
Lindsay ging leer aus.
„Ich glaubs nicht, dass du ein Date hast und ich nicht. Ich hab doch nicht zu viel von
Zack geredet oder?“
„Nein … doch … ist doch egal, war sowieso kein gescheiter dabei. Außer Ralph, der ist
doch so süß oder. Wir haben uns stundenlang unterhalten. Ich hab ihm zwar gesagt, dass
ich in Scheidung lebe, aber das tu ich ja auch irgendwie, wenn die Papiere vom Anwalt
da sind. Was ist?“
„Du willst dich also wirklich scheiden lassen“, wurde Lindsay plötzlich todernst.
„Ich lebe jetzt fast 1 Jahr getrennt von ihm. Wenn mein Anwalt nicht so lahm wäre,
wäre ich schon längst geschieden. Was hast du jetzt plötzlich wieder. Hast du immer
noch gedacht, ich spiel wieder meine Spielchen. Das ist wirklich mein Ernst. Ich hoffe bis
zum Ende des Jahres werde ich von Harris geschieden sein. Manchmal benimmst du dich
wirklich wie unsere Tochter, die unbedingt will, dass ihre Eltern sich nicht scheiden
lassen. Das ist lächerlich“, wurde Carmen plötzlich wütend.
„Es macht mich nur so unglaublich wütend. Ihr beiden wart doch so was wie eine Familie
als ich von meiner wegging. Harris ist mein bester Freund und du bist meine beste
Freundin. Wie soll ich mich deiner Meinung nach verhalten. So tun als wäre das alles gar
nicht so schlimm. Ihr beide liebt euch doch abgöttisch. Als die beiden bei uns waren, hat
dich Harris keinen Moment aus den Augen gelassen. Du hast ihm nie erklärt, warum du
dich scheiden lassen willst. Wäre ein klärendes Gespräch nicht sinnvoll, bevor ihr so
einen Schritt wagt“, wurde Lindsay moralisch.
„Lindsay, Kleines. Er ist zu mir gekommen, wir haben uns unterhalten und wir sind zu
dem Entschluss gekommen uns scheiden zu lassen. Mein Gott Lyn werde doch endlich
mal erwachsen“, bat Carmen und startete den Wagen.
„Ich hab etwas sehr erwachsenes getan, als ich Zack verlassen habe. Was du machst ist
kindisch. Du bist einfach von deinen Problemen weggerannt, so sieht’s aus. Also wer ist
hier kindisch!“, stritt Lindsay. In diesem Augenblick rannte eine Katze auf die Fahrbahn.
Panisch wich Carmen aus und landete im Graben. Die Wucht des Aufpralls öffnete die
Airbags und es wurde totenstill.
10. Kapitel
Das erste was Lindsay sah, als sie die Augen aufmachte war weiß. Ihr schossen tausend
Gedanken in den Kopf. War das ein Fußboden, eine Decke oder der Himmel. Sie
versuchte ihren Kopf zu drehen, aber eine dicke Halskrause verhinderte dies.
„Hilfe“, hauchte sie und plötzlich kam eine Hand die ihr über die Stirn strich.
„Alles in Ordnung Lyn, ich bin hier“, sagte die Person hinter der Stimme.
„Zack?“ fragte sie hoffend.
„Ich hab dir doch gesagt, du mischt dich viel zu viel ein“, sagte er lächelnd und lehnte
sich über sie. Sein Haar war länger und er trug eine Brille.
„Was ist passiert?“ fragte sie und er küsste sie auf die Stirn.
„Ihr beide hattet einen Unfall und …“, begann er zu erklären.
„… und Carmen und dem Baby?“
„Den geht’s gut, willst du gar nicht wissen, wie es dir geht?“
„Wenn du hier bist, dann muss irgendwas Schlimmes passiert sein. Werde ich sterben?“
„Ja … in etwa 80 Jahren wenn du Glück hast. An einem Schleudertrauma stirbt man
nicht so weit ich weiß. Ihr hattet wirklich Glück, nur 10 Meter von der Unfallstelle
weiter geht es sehr tief runter. Ich war nie weg. Ich war die ganze Zeit hier. Wir beide.
So einfach lassen wir uns nämlich nicht abspeisen, denn wie ihr seht braucht ihr uns
doch“, erklärte er und Lindsay versuchte sich aufzusetzen.
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Sag einfach Nein!
„Ach ja, eine Rippe ist auch gebrochen, aber jetzt weißt du dass der Gurt wirklich
gehalten hat. Wie ich dich kenne interessiert das dich gar nicht und du willst gleich zu
Carmen oder?“ erklärte er weiter und Lindsay griff nach dem Rollstuhl.
„Ganz recht. Gehen wir“, erkannte sie und Zack schob sie kopfschüttelnd zu Carmen.
„Lyn, Kleine, was macht ihr nur für Sachen. Gott sei dank, es geht dir gut“, freute sich
Harris und kniete sich zu Lindsay herunter.
„Ihr beide könnt nicht die einfachsten Anweisungen befolgen, hab ich Recht. Gut dass du
da bist Harris, sie braucht dich jetzt“, sah es erst aus, dass Lindsay ihm Vorwürfe
machen würde, aber dann umarmte sie ihn.
„Hey Mutter Theresa ist ja auch da. Hast du die beiden her geholt“, war Carmen immer
noch stinkig.
„Nein, die waren nie weg die Halunken. Und wie geht es dir und Harris jr.“, tat Lindsay
so, als übersah sie, dass sie immer noch sauer war.
„Es wird ein Junge?“ war Harris überrascht.
„Danke!“, motzte Carmen.
„Ja, möglich. Wie ihr seht sind wir noch am Leben, ihr könnt also wieder gehen“, bat
Lindsay plötzlich und nach einem unmissverständlich bösen Blick gingen die beiden nach
draußen.
„Hätte wohl nicht viel gebracht, dass Photo zu schicken, was“, versuchte Lindsay sie
aufzumuntern.
„Wohl kaum. Ich bin immer noch sauer auf dich. Ich renne niemals vor irgendwas weg“,
motzte sie weiter.
„Dein Treusorgender Ehemann ist nicht mal aus der Stadt verschwunden. Macht das ein
Ehemann, der die Scheidung will?“
„Okay, ich wollte die Scheidung und ich hab ihn weggeekelt. Bist du jetzt zufrieden?“
„Ja, vollkommen. Nutz diese Chance. Du willst doch nicht ernsthaft eine dieser allein
erziehenden Supermummies werden, das bist nämlich nicht. Du hast so einen neuartigen
Doris Day Heimchen am Herd Stil. Ich soll meine Klappe halten richtig“, entschied sie
und Carmen sah sie sauer an.
„So kenn ich ihn gar nicht. So anhänglich. Der hat doch einen Job oder?“ war Carmen
schon neugierig.
„Er hat wohl alles für dich aufgegeben, ist das nicht romantisch“, schwärmte Lindsay.
„Idiotisch trifft es eher!“
„Du bist unverbesserlich Carmen. Ihr werdet gemeinsam das Krankenhaus verlassen!“
„Nein, er wird gehen!“
„Okay, ich gehe jetzt da raus und sag ihm, dass er sich verpissen soll, okay“, platzte
Lindsay der Geduldsfaden.
„Gut, mach das!“
Lindsay schwang die Tür zum Flur auf. Dort saß niemand mehr.
„Sie sind weg!“ war sie total verdattert.
„Gut, ich will jetzt schlafen. Danke für deinen Besuch, bis zum nächsten Mal“, ließ
Carmen die Sache äußerlich sehr kalt. Aber als Lindsay verwirrt zu ihrem Zimmer
zurückrollte, fing Carmen an zu weinen.
Lindsay sah aus dem Fenster zu, wie Harris und Zack in den Porsche stiegen und
wegdüsten.
„Danke mein Engel“, sagte sie selbst zu sich und starrte dann vor sich hin.
2 Tage später wurden sie entlassen. Carmen hatte sich den Fuß gebrochen, was ihre
Situation sehr verschlechterte. Carmens Schwester Lucia war eine große Hilfe. Sie
pflegte sie, während Lindsay wieder arbeiten ging. Mit der Halskrause und den braunen
Shorts sah sie wirklich zum Schießen aus und so wurde sie von ihrem Kollegen Bailey
täglich aufgezogen. Sie gingen einmal miteinander aus, aber irgendwie schien das noch
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mehr zu überzeugen Freunde zu bleiben. Als Weihnachten nahte beschloss sie mit
Carmen über die Feiertage ihre Eltern zu besuchen. Einerseite weil sie, sie an
Weihnachten immer sehr vermisste, anderseits weil Carmen ihr mit ihrer Nörgelei
ziemlich auf den Geist ging und sie ihre Eltern damit belasten wollte. So fuhren sie am
Weihnachtsnachmittag Richtung Cincinnati. Die ganze Zeit über beschwerte sich Carmen
nicht geflogen zu sein, aber sie durfte im 8 Monat nicht mehr fliegen. Als sie das
Ortschild zu Cincinnati endlich sah, war Lindsay heilfroh.
In Gedanken war sie schon bei der warmen Suppe, die ihre Mutter sicher schon auf dem
Ofen hatte.
Als sie aus dem Wagen ausstieg merkte sie, dass sie schon zu lange in der heißen
Klimazone gewohnt hatte. Sie hatte ein Kleid mit dünner Strumpfhose und eine
Jeansjacke an, obwohl es draußen schneite.
„Gott sei dank, mein Rücken bringt mich um. Frierst du etwa“, wunderte sich Carmen.
„Ja, du doch auch. Jetzt sei still, meine Mutter muss ja nicht gleich erfahren, was für
eine Freude es ist, dich bei ihr zu haben. Warum trägst du Strandlatschen“, moserte
Lindsay und Carmen versuchte an sich herunter zu sehen.
„Weil ich in meine Schuhe nicht mehr reinpasse. Jetzt klingel endlich, ich frier mir die
Zehen ab!“
Lindsay war sich sicher. Wenn Harris sie jetzt ertragen hätte, wäre er einverstanden mit
der Scheidung. Er hatte immer noch nicht unterschrieben.
„Bin schon dabei. Mein Gott bis du launisch“, murmelte sie und klingelte.
„Da seit ihr ja endlich. Mein Gott Carmen bekommst du 6-linge du siehst ja gewaltig
aus“, begrüßte Misses Kennedy die beiden.
„Danke Mum, sehr einfühlsam. Ich friere, können wir reinkommen?“ fragte Lindsay
gereizt.
„Sicher. Kind Kalifornien hat dich wirklich schnippisch gemacht. Kommt doch rein“,
erkannte Misses Kennedy und die beiden gingen rein.
Die Kennedys lebten in einer durchschnittlichen Gegend. Ihr Haus war etwas altmodisch,
aber gemütlich. Wesley saß auf dem Sofa und sah ein Football-Spiel. Ihr Vatersass am
Esstisch und löste ein Kreuzworträtsel. Es war als wäre sie nie weg gewesen.
„Hey, ich bin wieder zu Hause. Wollt ihr mich nicht begrüßen“, wunderte sich Lindsay,
dass sie keine Regung zeigten.
„Ach hi Lyn, wie geht’s“, war Wesley sehr kurz gebunden.
„Ich weiß, ich hab mich lang nicht bei euch gemeldet. Jetzt bin ich zumindest da.
Kommt schon, Wes, Dad!“
„Mach dir keine Sorgen, die verarschen dich doch nur. Wir sind alle sehr dankbar, dass
du einen Investor für uns gefunden hast. Ernest jetzt spann sie nicht so auf die Folter“,
erklärte Misses Kennedy und ihr Vater Ernest stand lächelnd auf.
„Was hab ich?“
„Brakeshore, Zackery Brakeshore, du musst ihn doch kennen, er hat mir gesagt, dass du
ihm von unserer Lage erzählt hast. Er hat sich sofort bereiterklärt, uns zu helfen. Ich
hab ihn eingeladen, er kommt heute Abend zum Essen. Stimmt was nicht?“
„Mein Ex-Freund Zack taucht hier einfach auf und rettet euch vor dem Untergang. Das
ist so typisch. Warum lädst du ihn ein?“ war sie aufgebracht.
„Ich wusste nicht, dass du eine Beziehung hattest“, wunderte sich Ernest.
„Wusste ich auch nicht. Wie auch immer ich will nicht, dass du mit ihm Geschäfte
machst. Du wirst es ihm nie zurückzahlen können“, entgegnete sie und er lächelte.
„Er hat es mir geschenkt. Es war Rettung in letzter Sekunde. Was hat er mit dir
gemacht, dass du ihn so verabscheust“, wunderte sich Ernest.
„Ich verabscheue ihn nicht. Er versucht nur mit allen Mitteln mich zurück zu gewinnen.
Und das ist wirklich hinterhältig. Du wirst ihm das Geld zurückgeben“, erklärte sie.
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„Wie stellst du dir das vor, ich habe alles schon investiert. Du musst ihn ja nicht mehr
wieder sehn, du kannst jederzeit gehen“, wurde Ernest sauer.
„Gut, schönen Abend noch!“
„Werde ich haben“, verabschiedete sie sich und stürmte nach draußen. Genau in Zacks
Arme.
„Hoppla, wo willst du denn hin?“ fragte er lächelnd.
„Du bist dir wohl zu nichts zu schade, oder?“ zischte sie und ging weiter.
„Warte, ich wollte nicht, dass du es erfährst. Deshalb hab ich meinen Geburtsnamen
angegeben“, versuchte er zu erklären.
„Soll dass eine Entschuldigung sein?“
„Komm mit rein, du frierst doch. Ich will es dir in Ruhe erklären“, entschied er und gab
ihr ihre Jacke.
Da ihr wirklich kalt war, ging sie mit.
„Zackery, Sie haben unsere kleine Ausreißerin gefunden. Dann können wir wohl endlich
essen“, bemerkte Misses Kennedy, als sie ihnen die Tür öffnete.
„Es riecht zumindest vortrefflich Gale. Carmen, du siehst gut aus. Wieder alles in
Ordnung bei dir?“ begrüßte Zack die anwesenden Ladies charmant.
„Sie mal an, was die Katze angeschleppt hat. Ist das ein Bart, den du dir da stehen
lässt“, zog Carmen ihn auf.
„Wie mir scheint schon. Hey Wes, hat das Spiel schon angefangen“, ließ er sie links
liegen und schmiss sich neben Wesley aufs Sofa, als wär er dort zu Hause.
Lindsay schämte sich über seine Lässigkeit, aber ihre Eltern schien das nicht zu stören.
„Ich hab ihren guten Wein aus dem Keller geholt, es scheint ein guter Moment zu sein,
ihn zu trinken“, erklärte Gale und Lindsay klatschte gegen Zacks Kopf, als er nicht
antwortete.
„Das klingt vortrefflich Gale, tut mir leid, ich war gebannt vom Spiel“, sagte er etwas
abweisend.
„Ich dachte nicht, dass es noch jemanden gibt, der so Football-verrückt ist, wie mein
Sohn. Jetzt kommt, lasst uns essen“, versuchte Gale die Stimmung zu bessern. Aber die
Stimmung schien getrübt, Lindsay wusste nicht, was sie von der Situation halten sollte,
Carmen war schlecht gelaunt und die vertraute Familienatmosphäre, die zwischen
Lindsays Eltern und Zack zu bestehen schien, war Wesley unangenehm.
„Gehen wir essen“, entschied Zackery und ging schnurstracks Richtung Esszimmer.
Eine bessere Atmosphäre schien aufzukommen, als das dampfende Essen aufgetischt
wurde. Nach einigen Bechern Eierpunsch wurde die Stimmung lockerer.
„Es ist wirklich verrückt, die ganze Zeit lebt ihr nur 2 Straßen voneinander entfernt- Das
nenn ich Zufall“, konterte Gale angeschwippst und Lindsay lächelte aufgesetzt.
„Ich nenn das eher Spionieren“, frotzelte Lindsay und achtete einen bösen Blick von
ihrer Mutter.
„Denkst du wirklich ich spionier dir nach. Ich bin nach San Fransisco gekommen, weil ich
dich sehen wollte ja, aber ich hab mich in diese Stadt verliebt und deshalb bin ich
geblieben. Ich hab mich niemals aufgedrängt, oder?“ geriete er in Rage.
„Du hast mich doch im Krankenhaus besucht“, entgegnete sie.
„Ich hab zufällig davon gehört und ich wollte nur wissen wie es dir geht“, versuchte er
zu erklären.
„Ist ja auch kein Wunder, wenn du mir an den Sohlen klebst“, wütete sie weiter.
„Ich glaube nicht, dass jetzt der Zeitpunkt für Streit ist“, versuchte Carmen zu
schlichten.
„Ich finde, dass ist ein wunderbarer Augenblick. Wenn du dich schon in mein Leben
drängst, dann soll meine Familie das wohl auch was von mitbekommen oder?“, frotzelte
sie weiter.
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„Ich liebe dich, so einfach ist das. Aber du willst mich nicht, ist schon in Ordnung. Danke
für das Essen Gale, Ernest ich glaube ich sollte jetzt in mein Motel fahren“, wollte
Zackery gehen.
„Nein, kein Problem, ich gehe. Das wollte ich schon vor Stunden“, bemerkte Lindsay und
stand auf. Sie musste sich auf den Tisch abstützen, denn sie hatte schon einige intus.
„Geht’s dir gut?“ fragte Zack besorgt und sie stützte ihr Gesicht auf ihre Hand.
„Mir geht’s bestens. Ich glaub ich leg mich mal ne Weile hin“, sagte sie leise.
„Komm, ich bring dich hoch“, bat sich Zack an.
„Danke“, hauchte sie ohne Widerworte.
5 Minuten später hing sie vor der Kloschüssel und Zack saß auf ihrem alten Bett.
„Entschuldige, Carmen hat mich nur die ganze Autofahrt genervt. Die hat Launen in
letzter Zeit, unerträglich. Apropos Carmen, wie geht es Harris?“ fragte Lindsay, als sie
mit dem Kopf auf seinem Schoss lag und er ihr liebevoll den Bauch rieb.
„Er will sich nicht scheiden lassen“, erklärte er kurz und prägnant.
„Hab ich auch schon gemerkt, Carmen redet von nichts anderem mehr. Jetzt sei ehrlich,
warum bist du hier?“ fragte sie und setzte sich auf.
„Dein Vater hat mich zum Weihnachtsessen eingeladen“, erkannte er.
„Ja, und ernsthaft hab ich keine Sekunde ausgehalten, dich zu sehen“, gestand er und
küsste sie.
„Du spionierst mir also doch nach“, fing sie plötzlich wieder an und hopfte auf ihrem
Bett herum um herunterzukommen. Es quietschte furchtbar.
„Nein, ja, ich weiß nicht“, stotterte er.
„Du bist krank, ich hoffe das weißt du“, entschied sie und stand mit einem lauten
Quietschen auf.
Er grinste plötzlich.
„Was ist?“
„Du hattest niemals Sex auf diesem Bett, stimmts“, erkante er und sie drehte sich
genervt um.
„Du lenkst ab“, meckerte sie, ohne sich umzudrehen.
„Entschuldige, ich war von diesem Bett abgelenkt. Wo waren wir?“
„Du bist ein perverser Sack und werde so einen Wisch anfordern, mit dem du dich mir
nicht auf 100 Meter nähern darfst“, sagte sie todernst und plötzlich verging ihm sein
Lächeln.
„Ich wohne in deiner Nachbarschaft, dass ist alles. Das kannst du nicht tun“, verteidigte
er sich.
„Und ob ich das kann. Ich kann … ich kann“, rang sie nach Worten.
„Du kommst nicht von mir los, mein Schatz“, schmunzelte er und kam von hinten näher.
„Nenn mich nicht so, bitte“, bat sie und drehte sich zu ihm.
„Dann hör du auf mich Zack zu nennen. Ich heiße Ares“, säuselte er und fing an ihren
Nacken zu küssen.
„Wie kam es eigentlich zu diesem Spitznamen?“
„Ach, in der Schule hat mal einer behauptet Zack Cedric wäre der perfekte Name für ein
altes Ego von einem Superhelden. Das hab ich zu einer Idee gemacht. Ich hab
angefangen einen Comic zu zeichnen. „Ares der Rächer auf dem Surfboard“. Ich weiß
total krank, aber meine Freunde mochten es. Eines Tages, ich kann mich nicht erinnern
wieso bin ich dann zu Ares geworden. Das ist einfach an mir haften geblieben“, erklärte
er und sie grinste.
„Du kannst zeichnen?“
„Ich konnte, ich hab schon vor 10 Jahren damit aufgehört. Jetzt lenkst du aber ab“,
konterte er und legte sie zärtlich aufs Bett. Das quietschte mal wieder gewaltig.
„Ich glaube, das würden die da unten schon merken“, kicherte sie.
„Ich hab ein nettes Motelbett“, lockte er und half ihr auf.
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„Wir legen die Matratze einfach auf den Boden“, entschied sie.
„Noch besser. Willst du das wirklich machen?“
„Das wollte ich immer schon mal machen“, verriet sie.
„Gut“, gab er lächelnd nach und nachdem sie abgeschlossen hatte ging’s los.
11. Kapitel
Am Weihnachtsmorgen wachte Lindsay ungewohnt entspannt auf. Sie lag eingekuschelt
in ihre Oberdecke auf der Matratze. Ihrem Brummschädel nach zu schließen hatte sie
mal wieder eine große Dummheit begangen.
„Morgen Engelchen, der Weihnachtsmann ist wohl etwas früher gekommen bei dir“,
witzelte Carmen, die breitbeinig neben ihr auf dem Bett saß.
„Wo ist er?“ fragte sie schlaftrunken.
„Santa Claus hat seine Rute wieder eingepackt und ist ganz früh los. Verdammt mutig
von dir, es im Haus deiner Eltern zu tun. Wir haben übrigens alles mitgehört. Deine
Mutter will wissen, ob ihr verhütet habt“, genoss das Carmen sichtlich.
„Sag ihr, dass geht sie nichts an. Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?“ wunderte
sich Lindsay und setzte sich auf.
„Dein Vater hat die Tür ausgehoben. Das versuche ich nächstes Mal auch, denn du
schläfst wie ein Stein, wenn du betrunken bist. Jetzt steh auf, der richtige Nikolaus hat
dir was gebracht“, war Carmen seltsam friedlich bis zu dem Moment als sie die Decke
wegzog.
„Hey, ich bin nackt, und es gibt keine Tür“, erschreckte sie sich und im gleichen
Augenblick kam Wesley vorbei.
Blitzschnell krabbelte sie ins Badezimmer und schmiss die Tür zu.
„Man, das war echt fies“, bemerkte Wesley grinsend und half Carmen die Matratze
wieder aufs Bett zu legen.
Beschämt kam Lindsay an diesem Morgen runter.
„Morgen, du hast sicher Hunger“, schallmeite es ihr entgegen und sie erschreckte sich zu
Tode.
„Mum, schrei nicht so, ich hab einen Kater. Tut mir leiden, wegen gestern“, brummelte
sie und folgte ihr in die Küche.
„Kein Problem, wir waren alle nicht mehr ganz nüchtern“, versuchte Gale die Tatsache
zu verdrängen, dass sie Mitanhören musste, wie ihre Tochter Sex hatte.
„Ja, scheint so. Ich hab wirklich Hunger“, spielte sie mit und setzte sich neben ihren
Vater an den Tisch.
„Ich auch, hi Schatz. Sie hatten Recht Ernest, die Bagels um die Ecke sehen wirklich gut
aus. Ich hab dir Mohnbagels mitgebracht, die isst du doch so gern“, begrüßte Zack den
gemütlichen Frühstückskreis und versetzte Lindsay den zweiten Schreck an diesem
jungen Morgen.
„Bin ich in der Hölle und weiß es nicht?“ fragte sie skeptisch.
„So hatte ich mir dein fröhliches Guten Morgen zwar nicht vorgestellt, aber guten
Morgen“, scherzte er und küsste sie auf den Kopf, bevor er sich setzte.
„Was machst du hier?“ fauchte sie.
„Frühstücken im Moment“, sagte er und es freute ihn, wie es ihr peinlich war.
„Das findest du wohl komisch!“
„Nein, ich dachte nur es wäre unhöflich einfach zu gehen“, entschied er flüsternd.
„Seit wann!“
„Seit heute. Jetzt sei still, deine Eltern gucken schon so blöd“, bat er und sie grinste
verlegen ihre Eltern an.
„Die sind wirklich gut“, trug Gale zu dem Thema etwas bei und nachdem sie jeden von
der guten Qualität der Bagels überzeugt hatte, herrschte wieder Stille.
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Als die Männer an diesem Abend am Fernseher Boxen sahen, ging eine Gesprächrunde
der Frauen in der Küche vonstatten.
„Weißt du eigentlich wie unerträglich du bist, wenn du mal nüchtern bist“, zog Carmen
ihre Freundin auf.
„Weißt du wie unerträglich du bist, wenn du schwanger bist“, zischte sie zurück.
„Kind, was ist das für ein Ton“, musterte Gale sie.
„Ein Ton, der ausdrückt, dass es mich nervt, dass mein Ex-Freund, den ich eigentlich nie
wieder sehen wollte, sich in mein Leben eingemischt hat, ein Ton der ausdrückt, dass
ich seit 2 Monaten nur von ihr höre, wie dreckig es meiner ach so liebreizenden besten
Freundin geht, während ich mit einem ausgerenkten Hals täglich schwere Lasten trage
und abends noch pünktlich kochen muss, ein Ton der ausdrückt wie mich diese ganze
heimelige Atmosphäre ankotzt. Ist deine Frage damit beantwortet“, ließ sie ihren
ganzen Frust raus.
„Ja, glaub schon“, murmelte Carmen verlegen.
„Wow, das tat jetzt echt gut. Ich glaub ich geh jetzt schlafen“, entschied sie plötzlich
grinsend und stampften die Treppen hoch.
„Und genau aus diesem Grund betrinken wir uns an Weihnachen immer sinnlos“, schein
die Reaktion ihrer Tochter Gale gar nicht zu stören.
„Was ist den hier los?“ fragte Zack, der neugierig den Kopf in die Türspalte steckte.
„Ach, nichts wichtiges, kannst wieder gehen“, murmelte Carmen.
„Ich wollte eigentlich Bier holen“, entgegnete er.
„Willkommen in der Familie. Den ersten Tag hier und schon zum Bierholen degradiert“,
scherzte Carmen und Gale gab ihr zwei Flaschen Bier und ein Malzbier.
„Danke, glaube ich“, sagte er verwirrt und zog wieder ab.
Am nächsten Morgen fuhren die beiden Frauen ganz früh los. Einerseits, weil Lindsay am
Abend wieder arbeiten musste, anderseits weiß sie so nicht das Risiko einging, Zacks
unangenehmen Fragen zu antworten.
„Es ist halb 7 Uhr, das ist unmenschlich“, meckerte Carmen, als sie am Sofa, auf dem
Zack lag vorbei schlich. Als sich Zack drehte fürchtete sie schon schlimmes. Aber er
schlief weiter.
„Halt die Klappe“, flüsterte Lindsay und zog auf der Türspalte ihre Schuhe an.
Alles hätte so gut klappen können, wäre der Motor nicht eingefroren. Nach einigen
vergeblichen Startversuchen stand Zack plötzlich in der Tür.
„Du solltest die Karre verschrotten lassen und dir endlich ein gescheites Auto zulegen“,
murmelte er schlaftrunken und aus Protest kurbelte sie das Fenster wieder zu.
„Ich habe eine Heizung und Klimaanlage“, erklärte er, als sie letztendlich die Tür
aufmachte.
„Das wir uns richtig verstehen, ich tu das nur, weil ich einen Zeitplan einzuhalten
habe“, erklärte Lindsay als sie eine halbe Stunde auf dem Rücksitz von Zacks Wagen
schmollte.
„Klar, ganz klar. Noch irgendwelche Anweisungen Majestät“, schien Zack einen Sack
Sarkasmus gefrühstückt zu haben.
„Heimwärts wär mir recht“, konterte sie und außer Carmens all stündliche Beschwerden
blieb es ruhig im Auto.
Auch während Zack die beiden zu Hause absetzte, würdigte sie ihn keines Blickes. Er
wusste nicht, warum sie so sauer auf ihn war, aber sie hielt es für das Beste erst gar
nicht zu fragen.
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„Redest du noch mit mir, oder hast du vergessen wie man redet“, entgegnete Carmen,
als sie den halben Tag zugesehen hatte, wie Lindsay schweigend ihre Arbeit verrichtete.
„Was soll ich denn sagen, was dich nicht sofort aufregt?“ fragte sie mürrisch und knöpfte
ihre Uniformjacke zu.
„Hey, so schrecklich bin ich auch nicht“, verteidigte sich Carmen.
„Siehst du was ich meine?“
„Du hast ja auch eine prima Laune. Wie willst du jetzt zur Arbeit kommen?“
„Ich nehme ein Taxi. Und du bleibst bitte sitzen, du weißt was die Ärztin gesagt hat,
ja“, wurde sie plötzlich ganz besorgt, denn Carmen sah nicht gut aus.
„Kommt Lisa bald?“ fragte Carmen erledigt.
„Sie hat in einer halben Stunde Schichtende. Hey Kleines komm ich bring dich ins Bett.
Ist dir schlecht?“ war Lindsay plötzlich total besorgt.
Lindsay blieb noch bis sie eingeschlafen war, denn das ging ziemlich schnell. In diesem
Moment merkte Lindsay, was sie ihr angetan hatte. Sie hatte das erste Mal seit langem
nicht an die anderen, sondern nur an sich selbst gedacht. Sie würde das mit einem tollen
Frühstück am Bett wieder gut machen.
Gedankenversunken düste sie mit ihrem UPS-Wagen durch die Nacht, das Radio
aufgedreht, dass sie nicht einschlief.
>Liebe Nachtschwärmer und Schwärmerinnen eine News erreicht uns grad. Augenzeugen
haben beobachtet wie ein junger Mann von der Golden Gate Bridge gesprungen sein soll.
Weiteres ist uns nicht bekannt. Da muss ich nur dazu sagen, ich hab mir das schon oft
mal vorgestellt, aber bis jetzt war ich noch nicht wahnsinnig genug es zu tun. Wartet,
grad krieg ich weitete Hinweise. Es handelt sich um einen Hawaiianischen Surfer. Hey
Dude, sind die Wellen nicht mehr gefährlich genug. Wie auch immer Karabanga man. Ich
hoffe der surft nicht schon auf der Welle zum Himmelstor. Okay jetzt machen wir weiter
mit dem neuen Song von Madonna<
„Nein, das ist nur ein Zufall, das kann er nicht sein. Oder doch?“ schoss Lindsay plötzlich
Zacks Gesichtausdruck in den Kopf. Er sah so tief deprimiert aus. Nein, das würde er
nicht machen.
Als ihr Handy klingelte, fuhr sie fast auf ihren Vordermann auf.
„Ja“, meldete sie sich und fuhr rechts ran.
„Lyn, du glaubst nicht, wer da grad im Fernsehen ist. Harris. Er ist es tatsächlich“, rief
Carmen fast in den Hörer.
„Carmen ich hab wegen dir fast einen Unfall gebaut. Warum schläfst du nicht?“ fluchte
sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Lisa hat mich geweckt. Es sind die Typen von Channel 66 exklusiv da. Er ist
runtergeschupst worden“, war Carmen total aufgeregt.
„Hey, ganz ruhig, du meinst Zack oder“, versuchte sie, sie zu beruhigen.
„Ja, sie haben ihn einfach runtergeschupst. Es war ein Überfall. Sie haben ihn noch nicht
gefunden“, versuchte sie es ihr schonend beizubringen.
„Wenn ich das nicht grad im Radio gehört hätte, würde ich das für einen Witz halten. Ich
werde hin fahren“, entschied sie und legte auf.
Das nächste was Lindsay wusste, war dass sie auf der Golden Gate Bridge bremste. Die
Reporter war en ja nicht zu übersehen.
„Haben sie ihn schon gefunden?“ fragte sie einfach den nächst besten Reporter.
„Nein Miss. Kennen Sie den Mann?“ fragte der Reporter und machte ein Zeichen, das die
Kamera auf sie schwenken soll.
„Ja, es ist mein Freund. Harris was habt ihr hier draußen gemacht?“ fragte sie Harris,
der zur ihr kam.
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„Wir waren auf Sauftour. Er war ziemlich betrunken. Hey, was soll das, hören sie auf zu
filmen“, erklärte Harris und hielt seine Hand vor die Linse.
„Komm mit. Ist er wirklich gestoßen worden, oder einfach nur gefallen?“ zog sie ihn zur
Seite.
„Denkst du ich denk mir das nur aus. Mein bester Freund ist vermutlich tot. Warum
sollte ich mir so einen Mist ausdenken“, wurde Harris sauer und plötzlich fing Lindsay an
zu weinen.
„Hey Süße, komm her“, versuchte er sie zu beruhigen und nahm sie in den Arm.
Harris fuhr die völlig aufgelöste Lindsay nach Hause.
12. Kapitel
„Hey Kleines aufwachen, sie haben ihn gefunden“, weckte Harris sie am nächsten
Morgen sanft.
„Was ist?“ murmelte schlaftrunken.
„Sie haben ihn gefunden. Er lebt! Er will dich sehen“, erklärte er und zog sie hoch.
„Wie schwer ist er verletzt?“
„Ich hab keine Ahnung, er ist zumindest bei Bewusstsein“, versuchte er sie wach zu
kriegen und zog ihr die Jacke an.
„Schläft Carmen noch?“
„Ja, lass sie schlafen. Komm“, bat er und fuhr mit ihr ins Krankenhaus.
Sie vermutete schon das schlimmste, aber er saß einfach in seinem Bett, die Augen
geschlossen. Keine Schläuche, keine Herz-Lungen-Maschine, nur ein EKG zeigte seine
regelmäßigen Herzschläge.
„Hey Lyn, du bist wirklich gekommen. Guck mich nicht so an, mir geht’s gut“, begrüßte
er sie hellwach.
„Bist du jetzt vollkommen wahnsinnig geworden“, rief sie aus.
„Nicht die Begrüßung die ich erwartet hatte, aber immerhin redest du mit mir“,
entschied er und lächelte schwach.
„Was planst du sonst noch, um mich zu sehen, das nächstes Mal springst du vom Empire
State Building oder wie“, hielt sie ihm eine Standpauke.
„Ich bin geschupst worden, das hat dir Harris doch erzählt!“
„Wie hast es gemacht, mit einem Bungee Seil? Ich sehe keine Verletzungen“, war sie
skeptisch und er schlug die Bettdecke zur Seite. Seine beiden Beine waren in dickem
Gips.
„Oh!“
„Das kannst du laut sagen. Ich hab mir vier Knochen in jedem Bein gebrochen. Zum
Glück hab ich noch so viel Wodka im Blut, dass es alles betäubt. Ich hab dich im
Fernsehen gesehen Harris, du bist echt fotogen. Ihr fragt euch sicher, warum ich noch
lebe, oder!“
„Ja, eigentlich schon“, erwiderte sie.
„Ich bin auf einer Stütze gelandet, sie haben nicht lange gebraucht um das raus zu
finden, nachdem sie mich nicht auf dem Wasser gefunden haben. Ich war die ganze Zeit
bei Bewusstsein. Das war ein Trip sag ich euch“, entgegnete er und sie ging wütend weg.
„Was hat sie denn?“ wunderte sich Zack und Harris ging ihr nach.
Er fand sie weinend.
„Hey, alles in Ordnung, ihm geht es gut. Warum weinst du?“
„Ich bin nur so glücklich, dass ihm nichts passiert ist. Sag ihm, ich liebe ihn, ich muss zur
Arbeit“, sagte sie abwesend und ging von dannen.
Einige Tage später kam sie völlig erledigt nach Hause und traf Zack im Wohnzimmer an.
Harris neben ihm, beide beim Fernsehen.
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„Ich hoffe das ist ein schlechter Scherz“, tönte sie und sah sich um.
„Hi Schatz, schön das du wieder zu Hause bist. Wann gibt’s Essen?“ fragte Zack
unverschämt.
„Ich weiß nicht, ob es euch noch nicht aufgefallen ist, aber ihr wohnt hier nicht!“
„Solang ich arbeite, versorgt Lisa, Zack und Carmen. Ich hoffe es macht dir nichts aus …
es macht dir etwas aus, verstehe“, interpretierte Harris aus Lindsays Gesichtsausdruck.
„Nein, es ist Lisas Wohnung, sie kann machen, was sie will. Wenn ihr mich jetzt
entschuldigt, ich hab in einer Stunde ein Date und will noch duschen“, tat Lindsay so, als
störe das sie gar nicht.
„Du hast ein Date?“ fragte Zack eifersüchtig.
„Ja, hab ich, mit einem Kollegen. Aber lasst euch nicht stören. Wo ist Carmen?“
„Sie schläft. Jetzt warte mal kurz, ich dachte wir beide wären zusammen“, verstand
Zack die Welt nicht mehr.
„Nein, du hast das gedacht, ich hab schon vor Ewigkeiten mit dir Schluss gemacht“,
entschied sie und ging zum Badezimmer.
„Und was war mit der Nacht bei deinen Eltern“, wollte er wissen und versuchte
aufzustehen.
„Ein Ausrutscher. Ein furchtbarer Ausrutscher, den ich sicher mein Leben lang bereuen
werde, denn wie mir scheint werde ich dich nicht mehr los. Bemüh dich nicht
aufzustehen, ich will nicht mit dir reden“, erkannte sie und schlug die Tür zu.
Aus Protest zog Lindsay ihr schärfstes Kleid an, obwohl sie sich nur mit einer Kollegin
traf. Und das Kleid verfehlte seine Wirkung nicht. Zack raste vor Eifersucht.
„Also wartet nicht auf mich, kann spät werden“, verabschiedete sie sich und ging
grinsend von dannen.
„Susan, wenn du noch zu Hause bist, bring mir ne Hose mit. Frag nicht, tu’ s einfach“,
rief sie ihre Freundin an, als sie ins Taxi stieg und dem lüsternen Blick den Taxifahrers
versuchte zu entweichen.
„Frag nicht, tu es einfach“, bat sie und schlug die Tür zu. Im dem Moment sah sie, dass
Zack sie beobachtete.
Lächelnd winkte sie ihm zu und das Taxi fuhr los.
Er sah sehr sauer aus.
Trotzdem blieb sie sehr lange weg. Als sie nach Hause kam, knipste er das Licht an.
„Wo warst du?“ fragte er wütend.
„Aus, hab ich doch gesagt!“
„Hat es Spaß gemacht?“ fragte er gereizt.
„Sei ruhig, sonst weckst du Carmen noch. Ja, es hat Spaß gemacht. Ich geh jetzt ins Bett
gute Nacht“, war sie kurz angebunden.
„Hey, ich will mit dir reden“, tönte er.
„Psst, du bist Gast in diesem Haus, also benimm dich auch so. Jetzt schlaf weiter, wir
reden morgen“, entschied sie und schloss die Tür hinter sich.
13. Kapitel
„Hey, Lyn gibst du mir mal die Butter“, rief Carmen und riss Lyn aus ihrem Tagtraum am
Frühstückstisch.
„Hol sie dir doch selber“, murrte sie hinter der Zeitung.
„Was hat dich denn geritten“, erschreckte sich Carmen.
„Entschuldige, ich hab nicht gut geschlafen. Hab viel nachgedacht. Was es eigentlich
deine Idee das er bei uns wohnt?“ entschuldigte sich Lindsay.
„Nein, so fies bin ich nicht. Harris hat mich darum gebeten. Du bist doch sowieso die
ganze Zeit unterwegs, mir ist es recht, wenn ich nicht den ganzen Tag allein bin. Was
ist, hat er dir was getan?“
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„Er ist nur so furchtbar eifersüchtig, das kenn ich gar nicht von ihm!“
„Kein Wunder, du hattest gestern ein heißes Date von dem du erst spät heimgekommen
bist, hab ich gehört“, konterte sie und kniff sie in den Arm.
„Au, das war nur um ihn zu ärgern. Ich hab mich mit ner Freundin getroffen“, erklärte
sie.
„Jetzt bin ich eifersüchtig. Setzt du mich einfach auf die Ersatzbank“, witzelte sie und
Lindsay lächelte.
„Es ist nicht gerade pietätvoll einen kranken Mann zu verarschen“, entschied Zack, der
in die Küche gehumpelt kam.
„Wie hast du es geschafft aufzustehen?“ wunderte sich Lindsay, die ihn nicht erwartet
hatte.
„Wenn man eben muss, dass muss man eben. Ist noch Kaffee da?“ fragte er mürrisch.
„Ja, in der Kaffeemaschine. Komm setz dich hin, ich hol dir welchen. Hast du gut
geschlafen“, sprang sie auf um ihm Platz zu machen.
„Ich liege die ganze Zeit auf dem Rücken, was denkst du denn!“ war er noch mürrischer
als sie.
„Hab ich da was nicht mitgekriegt“, wunderte sich Carmen und sah den beiden zu, wie
sie ganz unliebsam miteinander verkehrten.
„Er ist ein schwachköpfiger Idiot, der total besoffen von einer Brücke gefallen ist,
warum soll ich Mitleid mit ihm haben“, sagte sie böse und stellte ihm die Tasse unsanft
hin.
„Ich bin geschupst … ach ich rede doch gegen eine Wand bei dir. Milch“, murrte er und
versuchte an die Milch zu kommen.
„Dann weißt du ja, wie es mir geht“, konterte sie und gab ihm die Milch.
„Sie mir in die Augen, und sag mir, dass du mich nicht liebst“, entgegnete er plötzlich.
„Das ist schwachsinnig“, bemerkte sie.
„Ja, weil du es nicht kannst. Vor was hast du Angst. Das ich mich plötzlich als Frosch
herausstelle. Das ich nicht mehr der Traumprinz bin, den du dir vorgestellt hast?“ fragte
er wütend.
„Ganz im Gegenteil, du bist mein Traumprinz. Und deshalb … und deshalb … und deshalb
muss ich jetzt zur Arbeit“, murmelte sie und ging aus der Tür.
„Warte mal, ich bin dein Traumprinz. Was ist dann dein Problem?“ rief er hinter ihr her
und stützte sich mühsam auf seine Krücken.
„Mein Problem ist, dass du so perfekt bist. Ja, stütz dein Ego darauf du bist perfekt. Ich
liebe den perfekten Mann nicht. Sag es, ich bin krank. Ich bin eine kranke Person“,
gestand sie, während sie verzweifelt den Wagenschlüssel suchte.
„Ich liebe dich auch nicht, da haben wir ja was gemeinsam“, schmunzelte er und gab ihr
den Schlüssel.
„Danke. Bye, bis heut Abend“, verabschiedete sie sich und küsste ihn in ihrer Hektik. Als
er sie an sich zog, um den Kuss zur erwidern, seilte sie sich los und er fiel wie ein
Zementsack zu Boden.
„Das hast du jetzt davon. Schönen Tag noch“, ließ sie ihn einfach dort liegen.
Als Lindsay spät nach Hause kam, stolperte sie fast über etwas.
„Das wurde auch Zeit“, sagte eine Stimme.
„Zack?“ wunderte sich Lindsay und machte das Licht an.
Zack lag auf dem gleichen Platz auf dem Boden, auf dem er gefallen war.
„Was soll das werden, wenn ich fragen darf?“ fragte sie lachend.
„Du hast mich fallen lassen, frag nicht so blöd“, murrte er.
„Die haben dich einfach da liegen gelassen?“ war sie entsetzt.
„Carmen konnte nicht so schwer heben und Harris ist noch nicht hier aufgetaucht. Jetzt
hilf mir endlich auf, ich muss dringend aufs Klo“, bat er und sie half ihm auf.
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„Man, das tut mir leid wo hab ich nur meinen Kopf. Komm ich helfe dir“, entschuldigte
sich Lindsay.
„Ich glaub pinkeln kann ich grad noch allein“, murrte er und humpelte mühsam zum
Bad.
„Es tut mir wirklich unendlich leid. Bitte verzeih mir“, flehte sie.
„Heute nicht mehr Honey, heute nicht mehr. Gute Nacht“, war er sehr distanziert und
schloss die Tür.
„Verdammt, ich weiß nicht mehr was mit mir los ist. Ich bin nur noch am arbeiten und
vergesse alles Privates“, entgegnete sie aufgelöst.
„Was kann ich dafür?“ fragte er und steckte den Kopf heraus.
„Du hast mir gesagt, dass ich mehr an mich denken soll. Jetzt denk ich nur noch an
mich. Hilf mir bitte“, bat sie und fiel auf die Knie.
„Jetzt werde nicht melodramatisch. Geh ins Bett Lyn und schlaf dich erst mal aus“,
berührte das ihn gar nicht und schloss die Tür wieder.
In diesem Moment war sie das erste Mal glücklich nicht mehr mit ihm zusammen zu sein.
Sie lernte nämlich eine völlig andere Seite von ihm kennen. Den Mann in ihrer
Traumprinz-Vision. Ein ganz normaler Mann, der sie bis zur Weißglut bringen konnte. So
wie es Harris, Booker oder die anderen Männer in ihrem Leben konnten.
„Hey Leute kann ich nicht einfach nur schlafen“, brummelte Carmen schlaftrunken, die
aus ihrem Zimmer kam. Lindsay saß immer noch auf ihren Knien.
„Betest du?“ fragte sie und rieb ihre Augen.
„Wusstest du, dass Zack seit Stunden auf dem Boden liegt“, hielt sie ihr eine
Standpauke.
„Ich weiß, ich hab ihm zu essen und was zu trinken gebracht. Jetzt bist du ja da, dann
herrscht hier hoffentlich Ruhe“, maulte sie und Lindsay stand auf.
„Keine Sorge ich werde den Schönheitsschlaf der Königin nicht mehr stören. Gute
Nacht“, war sie total erledigt und schlurfte ins Bett.
Als sie abends drauf nicht von der Arbeit nach Hause kam, wunderte sich keiner. Als spät
in der Nacht, das Telefon klingelte, nahm Harris ab.
„Bei Rodriguez“, meldete er sich höflich.
„Hey Harris, ich bin’s, ich wollte nur sagen, dass es mir gut geht. Ich bin auf dem Weg
nach Hause. Nach Little Rock. Ich hol dann noch mein Auto ab und bin in 1, 2 Tagen
wieder zu Hause, also macht euch keine Sorgen“, erklärte sie und Harris schwieg.
„Gut, bye“, sagte er trocken.
„Willst du gar nicht wissen, was ich da machen will?“
„Nein, vermutlich wieder so eine Lindsay rettet den Rest der Welt Geschichte. Soll ich
ihnen was ausrichten?“ hielt das Harris für selbstverständlich.
„Nein, kümmere dich nur ein wenig um sie, ja Ich hab euch lieb“, erwiderte sie und
legte auf.
„War das Lindsay?“ fragte Zack.
„Ja, ihr geht’s gut, sie ist mal wieder auf einem ihrer Selbstfindungstrip. Mach dir keine
Sorgen und geh schlafen“, beruhigte Harris ihn und er schlurfte von dannen. Zur gleichen
Zeit schnaufte Lindsay tief durch. Sie stand vor ihrer früheren Arbeitstellen, in ihrer
Dienstkleidung.
„Was machst du hier eigentlich Lindsay“, fragte sie sich selbst und tat den ersten
Schritt. Aus Gag hatte sie ihren Signierkasten dabei.
„Also Ladies ich hab hier ein Päckchen für den steilen Bock Robert Cummings“, stellte
sie sich vor und zog ihre Kappe tief in ihre Stirn.
„Seltsam wir haben nicht bestellt“, wunderte sich Aubrey und Lindsay sah sich um. Die
Vorhalle war total neu eingerichtet. Das Geschäft schien zu boomen.
„Okay, wo muss ich unterschreiben“, zeichnete sie es ab.
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„Auf meinem Busen, wenn es recht ist“, witzelte sie und zog ihre Mütze ab.
„Ich werde verrückt, Lyn was machst du hier?“ freute sich Aubrey und sie grinste.
„Ich wollt nur mal vorbeischauen. Nein im Ernst, ich hab euch verdammt vermisst. Wie
geht's ihm“, erkannte sie und sah zu Bookers Büro.
„Ein ziemliche miese Laune hat er, seit er trocken ist. Komm geh zu ihm rein, er freut
sich sicher riesig, dich zu sehen. Jetzt geh schon“, erklärte Aubrey und Lindsay ging
rein. Dort saß ein Mann, der Booker zwar ähnlich sah, aber ganz unmöglich Booker sein
konnte. Der Typ trug eine teure Krawatte zu einem noch teureren Sacko.
„Ich glaub es nicht, du kannst ja richtig gut aussehen, wenn du dich anstrengst“, lobte
sie ihn und er sah auf.
„Diese Stimme kenn ich doch. Hey Prinzessin, schon zurück von deinem Trip nach
Hawaii. Bist ja gar nicht braun geworden“, frotzelte er und stand auf.
„Ich komm nicht mehr zurück Booker, das war gestern. Ich wollte mich nur
verabschieden, bevor ich meinen reichen Millionär heirate“, log sie.
„Gut, auf wieder sehen. Denk aber nicht, dass ich dir Urlaubsgeld bezahle“, wurde er
plötzlich pampig.
„Wo ich hingehe brauch ich kein Geld Süßer. Mein Gott hier sieht’s so edel aus, wo hast
du das ganze Geld dafür her“, erwiderte sie und sah sich um.
„Einen ganzen Anzahl neuer Kunden und eine neue Liebe lässt alles blühen“, entgegnete
er und sie zog die Augenbrauen hoch.
„Eine neue Liebe. Hast du dir tatsächlich eine Lady geangelt. Wie heißt sie, kenn ich
sie?“ freute sich Lindsay für ihn.
„Aubrey, wir lieben uns. Stell dir das vor, ich und Aubrey. Kurz nachdem du weg bist,
sind wir zusammengekommen. Ich hab keine Ahnung wie das passiert ist. Sie arbeitet
jetzt immer hier an der Rezeption. Sie hat mir erzählt, dass sie sich immer ausgenutzt
gefühlt hat. Ich hab ihr dann den Job angeboten und sie hat dankend angenommen. Ich
hab nicht gedacht, dass ich über dich hinwegkomme, aber ich hab’s geschafft. Und wie
läuft es mit dir und deinem Millionär. Wie die Freundin eines reichen Mannes siehst du
nicht aus“, witzelte er.
„Gut erkannt Booker. Das war einmal, ein neues Leben hat für mich begonnen. Ja, schon
wieder. Weißt du, was mit meiner Wohnung ist?“ erklärte sie betrübt.
„Ich wohne drin. Ich konnte nach der ganzen Sache nicht mehr nach Hause. Ich hab
deine Sachen in einen Lagerraum verstaut, ich dachte schon, dass du eines Tages
zurückkommst. Hier ist der Schlüssel, du willst sicher was mitnehmen. Hast du noch
irgendwas? fragte er und sie lächelte.
„Danke, willst du mich irgendwie loswerden?“ fragte sie und übernahm den Schlüssel.
„Nein, eigentlich nicht. Du bist immer gern gesehen. Aber ich hab leider viel zu tun, das
verstehst du doch. Du musst sicher noch irgendwas austragen, oder?“
„Ich wohne nicht mehr hier, ich wohne in San Fransisco. Ich wollte nur mal sehen wie es
dir geht und wir mir scheint, geht es dir sehr gut. Also ich geh dann mal“,
verabschiedete sie sich und ging zur Tür.
„Lyn?“
„Was?“
„Tut mir leid wegen dir und diesem Typen“, verabschiedete er sich auch und sie ging aus
der Tür.
„Du musst schon wieder gehen?“ wunderte sich Aubrey.
„Ja, ich denke schon. Schreibt mir, wenn ihr heiratet oder so ja“, bat sie und ließ
Aubrey einfach stehen. I n diesem Moment erkannte sie, dass sie hier nicht mehr zu
Hause war und erkannte, was ihr wirkliches zu Hause war.
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14. Kapitel
Als sie im Zug aufwachte, ging grade die Sonne auf. Es war ein schöner Sonnenaufgang.
Sie freute sich endlich wieder nach Hause zu kommen. Sie blinzelte in die Sonne und
lächelte. Es sollten nur noch ein paar Minuten dauern, bis sie in Cincinnati einliefen.
Dort würde sie erst mal richtig ausschlafen und sich allein mit ihrer Familie unterhalten.
Als die Durchsage über die nächste Haltestation kam, stand sie auf. Sie hatte ihre Mutter
gebeten, sie abzuholen, das bereute sie jetzt. Sie war nicht wach genug um sich ihren
Kritiken zu stellen. Als sie aus dem Zug stieg, war ihre Mutter gleich da. Sie fiel ihr
einfach um den Hals. Kein Wort, keine Kritik, einfach nur eine Bestätigung, dass sie
geliebt wurde. Das hatte sie jetzt echt nötig.
Als sie gegen Abend heimfuhr, fühlte sie sich bestätigt und bereit, sich Zack und der
unausweichlichen Frage zu stellen.
Als sie zur Wohnung kam stand die Tür auf und es brannte Licht.
„Verdammt“, fluchte sie, weil sie einen Einbrecher erwartete. Vorsichtig öffnete sie die
Tür und sah einen Typ in Pizzausträgerkluft auf dem Sofa sitzen und eine Pizza
mampfen.
„Entschuldige, hab ich mich in der Tür geirrt?“ wunderte sich Lindsay.
„Äh, hi du musst Lindsay sein. Zack hat mir gesagt, das ich hier auf dich warten soll. Er
hatte so einen Baby-Notfall oder so. Pizza?“ erklärte der Typ und Lindsay sah sich um.
„Baby-Notfall. Heißt das, dass Baby kommt. In welchem Krankenhaus sind sie“, wollte
sie wissen.
„Keine Ahnung, 6 East glaub ich. Hey Süße warum so hektisch, wir können uns doch ein
wenig unterhalten“, schlug der Typ vor und kam zu ihr.
„Danke fürs Aufpassen, Schönen Abend noch“, wollte sie ihn schnell loswerden, um ins
Krankenhaus zu fahren.
„Dann nicht. Hat Zack mir schon gesagt, dass du seine Biene bist. Die Pizza ist übrigens
miserabel, ich hab sie nie selbst probiert. Bye“, entgegnete er und verschwand.
„Diese Stadt wird mir immer seltsamer“, murmelte sie kopfschüttelnd und schnaufte tief
durch, bevor sie sich wieder auf den Weg machte. Sie rief das 6 East an. Carmen wurde
wirklich dort eingeliefert.
Völlig erledigt kam sie endlich nach langer Rumfahrerei endlich dort an. Zack saß auf
einem Stuhl vor dem OP-Raum.
„Sie hätte dich gebraucht“, machte er ihr Vorwürfe.
„Ich weiß. Machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben, oder wie?“ fragte sie
beleidigt.
„Sie liegt gerade im OP und muss einen Notkaiserschnitt erdulden. Wärst du gern in
dieser Situation allein?“
„Hör auf, ich hab Schuldgefühle, du hast es geschafft“, bat sie und setzte sich zu ihm.
„Gut!“
„Bitte, ich bin gerade zwei Tage unterwegs gewesen, ich bin fertig“, flehte sie.
„Wo wir grad beim Thema sind. Was sollte das?“
„Ich musste was wissen. Jetzt hör auf“, bestand sie darauf.
„Okay, ich hab dich vermisst, wenn es dich interessiert“, konterte er plötzlich.
„Ja, das interessiert mich. Du interessierst mich. Ich hatte Unrecht, ich liebe dich“,
gestand sie. So sie hatte es gesagt. Was würde er jetzt antworten.
„Ich bin es leid dir noch ein Mal zu beteuern, wie ich dich liebe“, entschied er.
„Haben wir uns grade versöhnt?“ fragte sie liebevoll.
„Scheint so. Komm her“, säuselte er und sie beugte sich zu ihm runter, um ihn zu
küssen. Ihre Lippen hatten sich kaum berührt, als die Türen vom OP-Raum aufsprangen.
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„Also, sind sie der Vater?“ fragte der Arzt der herauskam.
„Nein, der ist nicht da. Kann ich reinkommen?“ bat Lindsay.
„Sicher, sie müssen aber einen Kittel anziehen. Sie hat alles gut überstanden. Das Baby
muss noch ein paar Stunden in den Brutkasten, es ist aber nicht in Gefahr. Hier“,
erklärte der Arzt und gab ihr einen von diesen grässlich grünen Kitteln.
„Mein Gott, ich hätte bei ihr sein müssen. Wo ist sie?“
„Im Aufwachraum. Sie können ihr sagen, dass es dem Baby gut geht. Sie wird es bald
sehen können“, erklärte der Arzt und führte sie in den gesagten Raum. Carmen lag
leichenblass auf dem Krankenbett. In diesem Moment hasste Lindsay sich furchtbar.
„Also sie müssen nur rufen, wenn was ist, okay“, erkannte der Arzt und ging.
„Danke“, rief sie hinterher und nahm Carmens Hand.
„Schatz, hey ich bin jetzt da. Hörst du mich Carmen“, versuchte sie ihre Freundin sanft
zu wecken.
„Harris“, hauchte sie.
„Nein, ich bin’s Süße, Lindsay. Es tut mir so Leid Carmen“, entschuldigte sich Lindsay
und strich über ihren Kopf.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, jetzt bist du ja hier“, erwiderte Carmen und
Lindsay lächelte.
„Ja, das bin ich. Harris wird auch noch kommen“, versprach Lindsay und saß einfach nur
bei ihr, bis sie wieder eingeschlafen war.
„Nein, ich will ihn nicht sehen. Du bleibst doch bei mir, bitte“, entschied sie und
Lindsay saß einfach nur schweigend neben ihr. Sie wusste nicht was sie sagen sollte,
denn sie hatte schon alles ausgesprochen, was zu sagen war.
Nachdenklich sah Lindsay, Carmen zu, wie sie auf der Säuglingsstation in einem
Schaukelstuhl saß und ihr Baby in den Armen hielt.
„Sie sehen so wunderbar zusammen aus. Nur schade, dass sie ihn nicht sehen will. Weiß
er es überhaupt?“ fragte sie ihren Freund und wendete sich zu ihm.
„Ja, er war schon hier. Als er erfahren hat, dass er nicht erwünscht ist, ist er einfach
weg. Die beiden sind so bockig, ich könnte an die Decke gehen“, erklärte er und sah
auch zu Carmen.
„Mir reicht es jetzt. Ich hab lang genug nur zugesehen. Wir werden sie wieder
zusammenbringen, das schwöre ich“, entgegnete sie und Zack nickte.
„Wir beide werden das zusammen schaffen. Mir reicht es auch, seine ständige Nörgelei.
Hast du nen Plan?“
„Noch nicht, aber mir fällt schon was ein. Du siehst so Süß aus, wenn du dich über
irgendwas aufregst“, schmunzelte er und nahm sie in den Arm.
15. Kapitel
2 Wochen später kamen Carmen und das Baby nach Hause. Das wunderschöne Mädchen
war immer noch namenlos. Es schien das es Carmen genauso schwer fiel einen Vornamen
für ihre Tochter zu finden, wie die Definition des Nachnamens.
„Alicia“, erkannte Lindsay plötzlich, als sie gemütlich am Abend zusammen saßen.
„Was ist?“ fragte Carmen.
„Alicia, ist doch ein toller Name“, erklärte Lindsay ihren Ausruf.
„Ja, meinetwegen“, erkannte sie und starrte in die Glotze.
„So einfach geht das. Du stimmst einfach zu“, wunderte sich Lindsay.
„Ich will das sehen“, schien das sie nicht viel zu interessieren.
„Okay, es reicht. Seit du wieder hier bist, bist du nicht ansprechbar. Was ist mit dir los“,
murrte Lindsay und Zack machte den Fernseher aus.
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„Gar nichts, überhaupt gar nichts. Jetzt entschuldigt mich, ich will schlafen“, sagte sie
missmutig und ging in ihr Zimmer.
Als sie zwei Tage später immer noch darin war, machten sich die beiden sichtlich
Sorgen. Sie bestellten eine Ärztin ein, die bei ihr eine Wochenbettdepression feststellte.
„Das ist die Chance, Harris hat auch Gefühle. Er muss sich um seine Tochter kümmern“,
heckte Lindsay einen Plan aus.
„Das klappt nicht. Wenn er bis jetzt noch nicht väterliche Gefühle hat, werden wir die
letzten jetzt wohl auch nicht aktivieren“, fand Zack das nicht so gut.
„Wenn du meinst. Ich rufe ihn trotzdem an“, hielt sie daran fest und nahm ihr Handy.
„Äh hi Harris, ich bin’s. Könntest du mal kurz vorbeikommen. Wieso fragst du. Ach weißt
du, mir ist grad danach und Zack ist nicht zu Hause“, lockte sie ihn mit anzüglichen
Bemerkungen.
Dann legte sie auf und grinste.
„Er kommt sofort!“
„Ja, weil du im Sex versprochen hast, wofür die übrigens nicht meine Zustimmung hast“,
moserte er.
„Sei nicht so eifersüchtig, du kannst ja mitmachen“, schäkerte sie und kniff ihn.
„Wein dich aber nicht aus, wenn es nicht klappt“, gab er nach und setzte sich wieder.
10 Minuten später war er da. Mit einer Flasche Champagner in der einen und einem
Strauß Rosen in der anderen Hand.
„Danke, das war doch nicht nötig. Komm rein“, begrüßte Zack ihn, und nahm ihm die
Rosen ab.
„Was soll denn das werden?“ fragte Harris mürrisch.
„Sonst hätten wir dich ja kaum hier her bekommen. Hier“, entgegnete Lindsay und legte
ihm einfach das Baby in den Arm.
„Was soll das?“ fragte er und gab ihr den Champagner.
„Deine Tochter. Kümmer dich um sie. Ich muss jetzt nämlich ein paar Stündchen
schlafen. Gute Nacht“, erwiderte sie und ging Richtung Schlafzimmer.
„Moment, plötzlich darf ich sie sehen. Ist Carmen plötzlich damit einverstanden“,
wunderte er sich und kam rein.
„Sie ist zurzeit umdisponiert. Gute Nacht“, erklärte Zack und ging mit Lindsay
zusammen ins Zimmer.
„Hallo, ich hab keine Ahnung davon“, fühlte er sich überfordert.
„Wir auch nicht, aber wir haben es auch irgendwie geschafft. Aber wir sind leider
saumüde und wollen jetzt schlafen. Gute Nacht“, entschied Zack und ging ins Zimmer.
Sie warteten eine Weile, aber sie hörten kein Wort.
„Ob sie schon tot ist“, flüsterte Zack.
„Sei nicht so pessimistisch. Vielleicht kommt er ja prima mit ihr aus“, flüsterte sie
zurück.
Ein leises Klopfen ließ die beiden aufschrecken.
„Ich geh jetzt, sie schläft ganz brav“, sagte er leise und ging dann wieder.
„Es hat geklappt. Es hat tatsächlich geklappt“, freute sie sich.
„Nicht direkt. Gesehen haben sich die beiden ja doch nicht“, war er enttäuscht.
„Heiraten!“ platzte es auch ihr heraus.
„Was?“ fragte er entsetzt.
„Du liebst mich doch!“
„Ja das weißt du doch!“
„Dann werden wir heiraten“, entschied sie.
„Und was soll das bringen?“
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„In Las Vegas. Das werden die beiden nicht zulassen. Sobald Carmen wieder gesund ist,
werden wir es verkünden. Das funktioniert sicher. Meinen Eltern würde der Punk
abgehen“, konterte sie und er lächelte.
„Okay abgemacht. Aber nur zum Schein, oder?“ wurde er nervös.
„Keine Sorge, dein Junggesellenleben wird nicht zu schaden kommen. Jetzt schlaf“,
murmelte sie und döste glücklich in seinem Arm ein.
Nach diesem Abend kam Harris regelmäßig um sich um sein Kind zu kümmern. Er machte
das wirklich prima. Er war der geborene Vater, aber das hätte er nie zugegeben.
„Sag mal, das interessiert mich jetzt. Warum saß der Pizzalieferant in unserem
Wohnzimmer, als ich nach Hause kam?“ fragte Lindsay an diesem Wintermorgen, als sie
auf der Terrasse frühstückten.
„Welcher Pizzalieferant?“
„In der Nacht, als Alicia geboren wurde, warum war dieser Typ der einzige der im Haus
war“, wollte sie wissen.
„A.J. meinst du. Wir hatten eine Pizza bestellt und plötzlich ist bei Carmen irgendwas
schief gelaufen. Mein Gott, ich hab ihn total vergessen. Lass mich raten, er hat dich
angemacht“, erklärte er.
„Ja, übrigens nette Freunde hast du. Ich hoffe er hat es nicht so ernst genommen, dass
ich ihn rausgeschmissen habe“, entgegnete sie und schlurfte an ihrem Kaffee.
„Aber es fehlt doch nichts oder?“
„Nein, es fehlt nichts. Weißt du, es ist glaub ich besser, wenn ich zu euch ziehe, da kann
ich dich ja versorgen. Bei solchen Aktionen strapazieren wir vermutlich nur Carmen und
Lisas Nerven“, schlug sie plötzlich vor.
„Und was ist mit Carmen, willst du sie sich selbst überlassen?“
„Auch wahr. Nein, Carmen überlassen wir Lisa. Mein Gott ich bin schließlich nicht das
Mädchen für alles. Mein Gott, ich bin das Mädchen für alles. Auf was hab ich mich da
wieder eingelassen. Nein sag es nicht, ich bin doch dabei mein Leben als Egoist zu leben,
aber das ist gar nicht so einfach, wenn man eine Seele hat, verstehst du mich“, fiel es
ihr plötzlich, mal wieder, wie Schuppen von den Augen.
„Fall nicht schon wieder auf die Knie, bitte“, bat er und grinste.
„Ich werde jetzt sofort Lisa anrufen, so bald ich aus der Arbeit komme, zieh ich bei euch
ein. Du bist ein Schatz, Schatz, ich muss los, noch Umzugskisten besorgen“, war sie
voller Tatendrang und mit einem flüchtigen Kuss verschwand sie.
Als Harris dann nach Hause kam, saß sie auf seinem Sofa und futterte Popcorn.
„Hallo, schön das du uns hier besuchst. Schmeckt dir mein Popcorn?“ wunderte sich
Harris und stellte seinen Koffer ab.
„Ja, prima. Wie war L.A.?“ fragte sie zurück.
„Heiß. Warte mal, das sieht ja ganz so aus, als würdest du hier wohnen“, erkannte er
grinsend.
„Tu ich auch, ich bin heut morgen hier eingezogen. Ich dachte Zack hätte dich
angerufen. Wie auch immer, ich hoffe es stört dich nicht“, entschied sie und er
schüttelte nur verdattert den Kopf.
„Nein, ist ja auch Zacks Wohnung, wenn er seine Freundin zu sich holt, mich soll es nicht
stören. Warte, was ist mit Carmen, überlässt du sie einfach ihrem Schicksal?“
„Nein, das tu ich nicht. Sie ist bei Lisa“, entgegnete sie versichernd.
„Und das soll mich beruhigen?“ fragte er beunruhigt.
„Hey, sie ist deine Schwägerin“, meckerte sie.
„Ja, und die verantwortungsloseste 26-jährige die ich je kenne. Ich muss zu Alicia“,
sagte er und stürmte aus dem Haus.
„War das Harris eben?“ fragte Zack, der aus der Küche kam.
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„Ich weiß nicht genau, glaub schon. Eine kleine Frage, seit wann hat Harris ein
Gewissen?“ fragte sie und er zuckte mit den Schultern.
Kurze Zeit später kam er mit Alicia auf dem Arm zurück.
„Hab ich’s doch gewusst, sie hat sich die Lunge aus dem Hals geschrieen, während Lisa
in aller Seelen Ruhe geschlafen hat. Sie kommt erst mal zu uns, bis es Carmen besser
geht“, erklärte Harris entrüstet und legte zwei Kissen aufs Sofa in der er seine
schlafende Tochter verstaute.
Lindsay legte ihren Kopf in die Hand.
„ Alle Liebe zu deiner Tochter Harris, ich liebe sie als wäre sie meine, aber kannst du dir
etwas vorstellen wieso ich zu euch gezogen sein kann“, murmelte sie.
„Keine Sorge, bei mir schläft sie immer friedlich“, behaupte er.
Diese Worte halten Lindsay in der Nacht nach als sie zwei Stunden wach lag und ihren
schlafenden Freund beobachtete, während Alicia, Harris Theorie zunichte machte.
Dann war endlich der Tag gekommen, den Lindsay fast so sehr hervorgeahnt hatte wie
Zack. Seine Fußgipse wurden ihm abgenommen. Seine Beine sahen wirklich witzig aus.
Zwei runzlige Stelzen mit weißen Flecken. Sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
„Keine Sorge, mit ein bisschen Sonne werden die wieder“, erklärte sie und prustete los.
„Hör auf zu lachen, so kann ich mich doch niemals zu Hause sehen lassen“, moserte er
und sie hörte auf zu lachen.
„Zu Hause. Du meinst doch hoffentlich San Fransisco?“
„Ja, genau das meine ich. Können wir jetzt gehen“, war er plötzlich seltsam und wollte
aufstehen. Er knickte aber ein.
„Nicht so schnell Junge, sie müssen sich erst mal wieder ans Laufen gewöhnen. Für den
Anfang will ich sie ein Mal pro Woche zur REHA sehen. Und solange soll ihre liebreizende
Freundin aufpassen, dass sie nicht zuviel laufen“, ordnete der Arzt an und er lächelte
gekränkt.
„Sie wollend doch wieder surfen oder?“
„Ja, ich werde da sein. Schönen Tag noch“, brummelte er und ging auf Lindsay gestützt
nach draußen.
„Du willst wieder nach Hause zu deinen Eltern, hab ich Recht“, entgegnete sie plötzlich
auf der Heimfahrt.
„Wie kommst du denn jetzt darauf“, erwiderte er muffig.
„Schätzchen, ich kenne dich jetzt gut genug, um zu wissen, das du hier nicht glücklich
bist. Aber du weißt, dass ich nicht mitkommen werde“, bemerkte sie und sah auf die
Straße.
„Ja, ich weiß“, sagte er leise und schwieg dann. Als sie nach Hause kam sahen sie nicht
gerade glücklich aus.
„Hey, hat der Arzt gepfuscht, oder was ist los“, kam Harris ihnen gut gelaunt entgegen.
„Alles bestens, ich muss zur Arbeit“, murrte sie und Zack fläzte sich aufs Sofa.
„Habt ihr erfahren, dass du zeugungsunfähig bist“, witzelte Harris, aber Zack murrte nur
leise „ach halt doch die Klappe“ bevor er in seinem Kissen eindöste.
2 Tage später kam Carmen zu ihnen.
„Du weißt schon, dass das Kidnapping war, was du mit unserer Tochter gemacht hast“,
hielt sie ihm vor, bevor sie richtig die Türschwelle überschritten hatte und nahm ihre
Tochter an sich.
„Ich wollte sie einfach nicht bei deiner Schwester lassen, tut mir leid. Hey, du siehst
wieder gut aus. Ich meine du siehst immer gut aus. Willst du nicht ein bisschen bleiben“,
schmeichelte er ihr, aber sie hatte es ziemlich eilig und war schon fast wieder aus der
Tür.
„Du hast die Papiere immer noch nicht unterschrieben. Bis du das tust, bist du Luft für
mich. Schönen Tag noch“, entschied sie und schloss die Tür von draußen.
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Als Lindsay aus dem Bad kam, saß Harris zusammengesackt an der Tür.
„Sie ist wie ein Tornado, richtig“, bemerkte sie und setzte sich neben ihn.
„Zu welchem Zeitpunkt ist ihre Liebe zu mir zu so einem Hass geworden“, erwiderte er
traurig und Lindsay wischte ihm die Träne ab, die geflossen war.
„Ich erkenne sie auch nicht wieder. Aber wir werden das ändern, versprochen“,
versprach sie und nahm ihn in den Arm.
16. Kapitel
„Wie werden es heute Nacht tun“, flüsterte Lindsay, Zack in dieser Nacht zu und er
grinste breit.
„Hey, lass deine Hose an, ich meine wir werden jetzt nach Las Vegas fliegen. Ich hab
schon gepackt, als Harris sich mal wieder die Birne voll gedröhnt hat. Übrigens wenn das
nichts, erinnre mich dran ihn bei den anonymen Alkoholikern anzumelden. Jetzt zieh
dich an, wir treffen uns in 10 Minuten im Wagen“, entschied sie und stand auf.
„So unbefriedigt willst du mich jetzt lassen“, rezitierte er Shakespeare.
„Das spar ich mir für unsere nicht existierende Hochzeitsnacht auf. Jetzt steh auf“,
zischte sie und zog sich auch an.
2 Stunden später saßen sie im Flieger in die Stadt die niemals schläft.
„Wann hast du eigentlich entschieden, dass wir im Zölibat leben?“ fragte er plötzlich
und Lindsays Sitznachbar wurde hellhörig.
„Wenn diese Beziehung eine Chance haben soll, dann will ich wenigstens 2 Monate ohne
Sex auskommen. Wenn du mich so liebst, wie du sagst, wirst du das verstehen. Was
gucken sie so blöd, das ist ein persönliches Gespräch“, moserte sie und sah ihren Film
weiter zu.
„Heißt das wir werden auch in unserer Hochzeitsnacht keinen Sex haben?“
„Keine Hochzeit, keinen Sex. Mein Gott manchmal bist du echt schwer von Begriff“,
murrte sie und er schwieg.
„Die Honeymoon-Suite für Zackery Brakeshore“, meldete sich Lindsay an der Rezeption
eines der teuersten Hotels der Stadt auf seinen Namen an.
„Dann müssen sie wohl die zukünftige Misses Brakeshore sein. Willkommen im Las Vegas
Palace. Folgen sei mir“, begrüßte sie der Portier und führte sie zu ihrer Suite.
„Die Suite, weißt du wie teuer die ist“, zischte Zack, als sie zu ihrem Zimmer gebracht
wurden.
„400 $ die Nacht“, grinste sie.
„Ich zahl ein Vermögen für ein Hotelzimmer, in dem ich kein Sex haben werde“,
erkannte er und sie sah ihn bös an.
„Jetzt werde bloß nicht kleinlich, es steht schließlich dein Name auf allen öffentlichen
Spendenlisten in ganz San Fransisco ganz weit oben“, entschied sie.
Das Zimmer war wirklich furchtbar kitschig. Ein herzförmiges Bett und eine herzförmige
Badewanne wurden von einem künstlichen Kaminfeuer abgerundet.
„Prima, ich wollte schon immer mal im inneren einer Pralinenschachtel schlafen. Du
willst mich quälen, weil ich erwäge wieder heim zu fliegen, hab ich Recht?“
„Ich will nur den Schein waren. Also in Frisco müsste es jetzt halb 7 Uhr sein. Du rufst
ihn an, ich sie. Und ich werde so lange hier ausharren, bis die beiden wieder zusammen
sind“, erklärte sie und er stürzte zum Telefon.
„Geht doch. Ich geh ins Bad“, entschied sie und nahm die Whiskeyflasche mit.
„Es ist mitten in der Nacht Lyn, was willst du“, murmelte Carmen schlaftrunken an der
anderen Seite der Leitung.
„Ich werde heute heiraten Carmilein, ich werde heute heiraten“, tat Lindsay sehr
betrunken.
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„Es ist 7 Uhr morgens und du hast einem im Tee. Was soll das heißen du willst heiraten“,
war sie plötzlich hellwach.
„Ich hab mir auf dem Flug einen angesoffen, ich war schon etwas nervös, aber jetzt bin
ich mir ganz sicher“, lallte sie und nahm einen Schluck aus der Flasche.
„Lyn, Kleines mach keinen Scheiß. Ich komm zu dir, wo bist du“, war Carmen
aufgebracht.
„In der Hölle. Er hat mich in dieses total kitschige Honeymoonzimmer gebracht, er will
mich im Elvis Kostüm heiraten. Ist das nicht total cool“, säuselte sie und ließ zur
akustischen Verstärkung die Flasche von der Wanne runterfallen.
„Beweg dich nicht, ich werde sofort zu dir kommen“, entschied sie und legte auf.
„Alles klar bei dir“, sah Zack nach dem Rechten.
„Sie wird kommen und bei dir?“
„Er hängt noch über der Toilette. Was wird das, wirst du zur Säuferin“, erklärte er und
sah auf die zerbrochene Flasche.
„Hat doch geklappt oder. ich werde mich schon mal in mein Kleid zwängen, ruf mich
wenn du ihn nicht überzeugen kannst, da kann ich nachhelfen“, konterte sie und las die
Scherben auf.
Die Lichter leuchteten, obwohl die Sonne schien, in ganz Las Vegas und Lindsay saß in
einem wirklich lächerlichen Kleid auf dem Bett und beobachte nachdenklich die Stadt.
„Egal was ich getan habe, es tut mir leid“, erkannte Zack der im Elvis Kostüm aus dem
Bad kam.
„Süß siehst du aus. Hast du die Karten in Frisco hinterlegen lassen“, wollte sie wissen.
„Ja, hab ich. Sie müssten bald da sein, ich brauch erst mal nen Drink um das zu
überstehen. Gehen wir an die Bar“, schlug er vor.
„Wieso nicht. Der Tag kann nicht seltsamer werden“, gab sie nach.
Das nächste an dass sich Lindsay erinnerte war der Geruch einer Perücke. Sie saß auf.
Ihre Augen brannten. Als sie an sich heruntersah, sah sie das sie ein Elvis-Kostüm trug.
Sie setzte sich auf und merkte, dass sie auf diesem kitschigen Herzbett lag. Langsam
drehte sie sich um. Zack schnarrte neben ihr.
„Oh Gott“, fluchte sie und versuchte aufzustehen.
„Hey, ist das cool hier. Danke, dass ihr uns zu eurer Hochzeit eingeladen habt. Obwohl
ein wenig Schampus hättet ihr uns schon übrig lassen. So betrunken wie er war ich nicht
mal an meiner Hochzeit. Guten Morgen Dornrösschen“, erwiderte Harris, der aus dem
Bad kam.
„Hochzeit?“ fragte sie verdattert.
„Man, was für eine Party. Carmen das musst du hören, sie erinnert sich nicht mehr an
die Hochzeit“, rief er ins Bad.
„Ich stille gerade. Ist sie endlich wach“, rief sie zurück.
„Ja, wir können endlich essen. Habt ihr Hunger?“ fragte er neckisch und Lindsay rannte
ins Bad um sich zu übergeben.
„Ich glaub nicht. Weck doch mal den Jungen, es ist nur halb so witzig, wenn nur sie es
weiß“, erkannte sie und Harris nahm einen Kübel mit Eis und kippte es über Zacks Kopf.
„Harris, was soll der Mist, ich bin im Tiefschlaf. Warte mal, was machst du hier“, war
Zack plötzlich hellwach.
„Ich wollte als erster gratulieren. Herzlichen Glückwunsch. Hast du vielleicht Hunger?“
fragte Harris grinsend.
„Eigentlich nicht. Zu was gratulieren, bitte!“
„Das du jetzt auch ins Netz gegangen bist. War echt eine schöne Hochzeit, die Torte hat
nur gefehlt. Soll ich eine bestellen?“ fragte Harris und reichte ihm seine Hose.
„Nein, ich hab nicht, oder doch?“ fragte er verwirrt und Lindsay kam aus dem Bad
gekrochen und setzte sich neben ihn auf den Boden.
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„Wie mir scheint ist da was verdammt schief gelaufen. Dieser Diamant ist ja riesig.
Vergiss was ich gesagt habt, von Schmuck verstehst du echt was“, konterte sie und sah
ihren 2 ½- karätigen Diamantenring an.
„Hör dir zu Lyn, wir sind Mann und Frau. Bis das der Tod uns scheidet. Oh Gott, wie hab
ich mich nur darauf eingelassen“, war Zack verzweifelt.
„Es tut mir leid, ich werde alles für eine Annullierung veranlassen, sobald das Zimmer
aufhört sich zu drehen. Warum hast du zugelassen, das ich das mache Carmen ich dachte
wir wären Freundinnen“, war Lindsay den Tränen nahe.
„20 Millionen, alles gehört dir. Das muss dich doch total stolz machen, dass du es
endlich geschafft hast einen Millionär zu heiraten“, behauptete sie und Lindsay rollten
die Tränen.
„Schätzchen, hey hör auf zu weinen, du wirst dich auch fügen, so wie ich es getan habe.
Jetzt wisch dir die Tränen ab, sie kommen zurück“, zischte Carmen und die Männer
kamen aus dem Bad zurück, in das sie vorher gegangen waren.
„Hey, seht es positiv. Das ist ein toller Scheidungsgrund, später Mal. Also, ich glaub ihr
wollt hier nicht noch mal übernachten. Wir fliegen heim“, schlug Harris vor und die
beiden sahen ihn verwirrt ein.
„Morgen früh ist besser, ist ja sowieso euer Geld. Also wir sind einen Stock tiefer, wenn
ihr uns braucht“, erwiderte Carmen und die beiden gingen mit Alicia in ihr Zimmer.
„Misses Brakeshore. Misses Lindsay Brakeshore. Mein Gott das hört sich an wie eine
Debütantin aus dem mittleren Westen. Versprich mir, dass du niemals für den Senat
kandidieren wirst“, flehte sie und ließ sich nach hinten aufs Bett fallen.
„Irgendwie ist es nicht so schlimm“, bemerkte er plötzlich.
„Ach, halt die Klappe“, murrte sie.
„Wie kamst du auf die saudumme Idee an die Bar zu gehen“
„Du hättest ja nicht auf mich hören müssen. Aber die beiden sind zusammen, dass ist
doch ein Erfolg“.
„Dafür bin ich jetzt verheiratet. Mit einer Frau die keinen Sex von mir will. Schon
absurde Vorstellung, vor allem die Tatsache, dass ich befürchtet habe keinen Sex nach
der Hochzeit zu haben. Ich weiß, das passt jetzt gar nicht hier her, aber ich will auf
Hawaii zurück. Und du als meine Frau begleitest mich natürlich“, erklärte er plötzlich.
„Ich glaub das mit der Annullierung tut weniger weh als ich gedacht hatte. Ich geh mich
anziehen“, murrte sie und verschwand im Bad.
Nachdem sie sich angezogen hatten, schliefen sie wieder ein.
Der nächste Morgen war sehr grell und alles schien wie ein Film vor ihnen abzulaufen.
Die Typen an der Rezeption sangen im Chor und verabschiedeten das frisch vermählte
Paar. Die Taxifahrt zum Flughafen war wie in Zeitlupe, sie schien nicht zu vergehen und
der Flug heim wie ein schlechter Trip.
Als langsam die große Ernüchterung kam saß Lindsay schon wieder in ihrem UPS-Wagen
und fuhr zur Arbeit.
„Ich bin verheiratet“, sagte sie zu sich selbst und bremste abrupt.
„Meine Eltern werden mich umbringen. Obwohl sie müssen es ja nicht erfahren“,
entgegnete sie und fuhr weiter.
Das war leichter gesagt als getan. Als sie nach Hause kam saßen ihre Eltern auf dem
Sofa.
„Kind, wir haben es gerade erfahren und sind gleich los. Ich freu mich so für euch“, war
Gale völlig aus dem Häuschen und umarmte ihrer verdutzte Tochter.
„Du reißt mir nicht den Kopf ab?“ fragte sie verdattert.
„Wieso denn Kind, er ist doch so ein netter Kerl. Ein wirklich netter Kerl“, behauptete
auch ihr Vater und Lindsay setzte sich hin.
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„Wollt ihr mir das nicht ausreden. Mum, Dad helft mir“, flehte sie.
„Du bist verheiratet, dafür ist es wohl ein bisschen zu spät“, schaltete sich Zack ins
Gespräch ein.
„Halt die Klappe Schatz“, moserte sie und Zack setzte sich zu ihr.
„Mum, Dad ich schwöre ich werde gut auf sie achten. Danke für den Rotwein“, versprach
Zack und tätschelte Lindsays Hand.
„Hey, ich bin keine Porzellanvase ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Ich hab
Hunger, hast du was gekocht“, konterte sie unfreundlich und stand wieder auf.
„Ist in der Mikrowelle. Sag mal geht’s dir gut“, erklärte er und strich über ihr Gesicht.
„Ja, ich bin nur müde. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt“, konterte sie und ging in die
Küche.
Als sie wieder herauskam, waren ihre Eltern weg.
„Hast du sie angerufen?“ fragte sie genervt und setzte sich an den Esstisch.
„Nein, dass müssen die anderen gemacht haben. Tut mir leid Baby, das war doch nur so
ein Spruch. Ich weiß schon, dass du auf dich aufpassen kannst. Ich werde noch hier
bleiben, so lang wie du willst, okay“, entschuldigte sich Zack und kam zu ihr.
„Ich will nicht mit dir verheiratet bleiben“, sagte sie plötzlich und stocherte in ihrem
laufwarmen Essen rum.
„Liebst du mich nicht mehr?“
„Doch, natürlich liebe ich dich, aber wir sind grundverschieden. Ich bin auf Hawaii nicht
unglücklich, wenn ich mit dir zusammen bin, ich bin unglücklich, weil ich meine Freunde
vermisse. Deshalb kann ich dich aber nicht zwingen hier zu bleiben. Du willst nach
Hause, und deshalb lass ich dich gehen“, entgegnete sie und nahm einen Bissen.
„Aber ich will nicht gehen, ich liebe dich“, erwiderte er und setzte sich zu ihr.
„Der Termin für die Annullierung ist in 14 Tagen, sei pünktlich“, sagte sie mit Tränen in
den Augen.
„Hab ich dazu auch noch was zu sagen?“
„Geh jetzt bitte“, bat sie und aß weiter.
„Nein, ich werde nicht gehen, dass ist schließlich meine Wohnung. Du wirst gehen“,
brüllte er plötzlich und sie schreckte auf.
„Natürlich, bin schon weg. Sei pünktlich“, wiederholte sie und nahm ihre Tasche.
„Du willst dich also wirklich scheiden lassen. Wieso? Bin ich dir nicht gut genug?“
„Jetzt fang nicht so an. Du weißt genau, wie sehr ich dich liebe. Ich will dich nur nicht
als Ehemann haben. Verdammt, ich bin 22, andere Frauen in meinem Alter sind noch auf
dem College, oder ziehen grade zu Hause aus. Wir würden es einfach bereuen und das
will ich nicht. Aber jetzt tu nicht so, als würdest du es so genießen verheiratet zu sein“,
erklärte sie.
„Ich bin auch nicht älter, aber ich weiß das es richtig ist“, versuchte er zu erklären.
„Ich werde bei Harris wohnen bis dahin. Folg mir bitte nicht“, bat sie und ging aus der
Tür.
17. Kapitel
2 Wochen später ließen sie sich scheiden. Zack war so gekränkt, dass sie ohne ein
weiteres Wort den Gerichtsaal verließ, dass er seine Koffer packte um mit der Fähre
nach Hause zu fahren.
„Hey, ich hätte deinen Anwalt nehmen sollen, bei dem Schnarchsack von Anwalt den ich
hab, bin ich erst geschieden, wenn Alicia aufs College geht. Gehört der dir oder mir?“,
fragte Carmen als sie packten um wieder in ihre Wohnung umzuziehen.
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„Dir, aber mit der Oberweite die du grad hast passt du sowieso nicht rein“, scherzte
Lindsay und schnappte sich ihn.
„Es stimmt also geschiedene Frauen sind verbiestert. Wie fühlt es du dich?“
„30 Millionen Dollar leichter. Glaubst du es, dass ich keinen einzigen Cent verlangt habe.
Zum Glück hat er meinen Anwalt bezahlt sonst müsst ich noch bis zum jüngsten Tag
nachzahlen. Er hat mich vorhin angerufen. Sein obligatorischer Anruf. Ich flieg heim,
komm doch mit usw.“, erkannte Lindsay und schloss ihren Koffer.
„Er liebt dich wirklich und das weißt du“, wurde Carmen plötzlich Ernst.
„Wir wissen es beide. Aber er ist wie ein 12-jähriger einfach abgedüst. Du kennst das ja
ein Kind als Ehemann zu haben“, sprach sie aus Carmens Seele.
„Du sagst es. Aber sie sind verdammt hörig. Harris kommst du bitte mal?“ säuselte
Carmen und Harris kam ins Schlafzimmer.
„Ja eure Gebieterin“, witzelte Harris.
„Könntest du bitte die Koffer runter tragen“, befahl Carmen und Harris gehorchte
wortlos.
„Bitte. Seit wann benutzt du dieses Wort wieder im Umgang mit deinem treulosen
Gatten?“
„Mein Gott deine Höflichkeit ist ansteckend. Weiche von mir“, erschreckte sich Carmen
und ging einen Schritt zurück.
„Ha, ha sehr witzig. Wie ich sehr versteht ihr euch wieder einigermaßen. Das ist gut,
sehr gut“, entgegnete Lindsay nachdenklich.
„Die Scheidung ist in 3 Wochen Baby, vergiss es“, wehrte Carmen den penetranten
Versuch von Lindsay ab, die beiden zum hundertsten Mal zu verkuppeln.
„Ich sag ja nur. Ich glaub wir haben jetzt alles. Ich glaube das mit uns beiden ist das
einzig vernünftige. Nur wir zwei und keine Männer“, fühlte Lindsay sich sicher.
„Keine Männer, heißt das wir werden Nonnen?“
„Keine Ehemänner, du Dummbatz. Es ist wirklich toll wie Harris mit der kleinen
umgeht“, erkannte Lindsay und sah durch einen Türspalt wie Harris seine kleine Tochter
liebevoll im Arm wiegte.
„Hör auf!“
„Nicht solange ich dich in den Wahnsinn treiben kann liebe Freundin. Jetzt komm
verlassen wir die Männer“, war sie in Aufbruchstimmung und Carmen schnappte sich ihr
Kind bevor sie ihren Mann abermals verließ.
„Na endlich, die Babysitterin lässt mich mal wieder hängen. Warum hast du mir die nur
vermittelt“, entgegnete Carmen genervt und wippte seine Tochter genervt in den Armen
die in den höchsten Tönen schrie.
„Hey, das gefällt ihr sicher nicht. Mein Gott bist du nervös. Du bist eine sexy Frau und
das ist ein Modeladen. Du hast den Job schon so gut wie in der Tasche“, beruhigte
Lindsay sie. Carmen wollte sich bei einer Boutique vorstellen und war in Eile.
„Mein Gott, Süße das tut mir leid. Mami liebt dich, das weißt du doch“, erwiderte
Carmen und küsste ihre Tochter die sich langsam beruhigte.
„Du schaffst das schon. Jetzt geh schon“, drängte Lindsay sie zu gehen und schob sie aus
der Tür.
2 Stunden später kam die Babysitterin dann endlich. Erst wollte Lindsay sie feuern, aber
sie war so erledigt vom Arbeiten, dass sie froh war, dass sich jemand um den kleinen
Schatz kümmerte. Sie war jetzt schon 5 Monate geschieden. Sie hatte Zack ein paar Mal
angerufen, aber immer aufgelegt bevor er dran ging. Sie wusste, dass dies total kindisch
war, aber sie hatte vor langem aufgegeben logisch zu denken. Sie handelte jetzt
spontan, tat mehr für sich. Sie hatte sich bei einem Yoga-Kurs angemeldet und ging
öfters aus. Es wurde aber nichts Ernstes. Zu sehr hing ihr Herz vermutlich noch an ihrem
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Ex-Mann. Ihren Dates erzählte sie nicht, dass sie verheiratet war, denn diese ganzen 25jährigen Möchtegernyuppies aus wollen das wohl kaum hören. Es gab Nächte da
wünschte sie, sie wäre noch verheiratet. Das durfte aber keiner erfahren.
„Ich hab den Job. Das wollte ich nur sagen“, entgegnete Carmen, die nach Hause
gekommen war und Lindsay sah auf.
„Hab ich doch gesagt, dass du es schaffst. Ist Mrs. unpünktlich schon weg?“ fragte
Lindsay und legte ihr Buch weg.
„Ja, ich muss ihr kündigen wie leid es mir tut. Ich kann mich einfach nicht auf sie
verlassen“, erklärte Carmen und Lindsay stand auf.
„Ich weiß, aber ich kann nicht auf sie aufpassen, so sehr ich mein Patenkind auch liebe.
Ich bin gerade in einer schwierigen Phase im Job. Ich könnte befördert werden“,
erklärte sie und lächelte.
„Das ist ja toll, gratuliere. Ich bin fertig, ich muss ins Bett“, erwiderte Carmen und ging
in ihr Zimmer.
Sie feuerten das Kindermädchen und suchten eine neue. Diesmal hielt diese was man
von ihr erwartete. Fast 1 Jahr nach ihren Scheidungen gingen die beiden Frauen wieder
aus. Ein Doppel-Date sollte es leichter machen.
„Also Lena, sie wissen ja, wenn sie aufwacht lesen sie ihr etwas vor und versuchen sie
sie zu füttern, sie wollte vorhin nichts essen. Mein Gott sie merkt, dass Mummy sie allein
lassen will“, war Carmen übervorsichtig.
„Du gehst jeden Morgen zur Arbeit, ich glaub langsam merkt sie es“, witzelte Lindsay
und zog ihren Ohrring an.
„Mein Gott ich bin eine schlechte Mutter“, konterte Carmen nervös.
„Ganz ruhig, du bist eine tolle Mum, ganz ehrlich. Liegt es daran, dass wir lange nicht
mehr auswahren, oder warum holen uns Billy und Todd nicht ab, so wie es sich gehört?“
fragte Lindsay und nahm ihre Wagenschlüssel.
„Sie haben kein Auto. So tief sind wir schon gesunken, dass wir schon die Männer
abholen“, konterte Carmen und schlüpfte in ihre Schuhe.
„Ich nenn das gern modern“, entschied Lindsay und ging zur Tür.
„Klingt auch viel besser. Also einen schönen Abend Lena“, verabschiedete sich Carmen
und ging hinter Lindsay her.
Die Männer, mit denen sie verabredet waren, waren Brüder. Billy war ein 25-jähriger
Broker und Lindsays Date, Todd war 35 und Anwalt und Carmen nannte ihn gern „keinen
schlechten Fang“.
Nach einer kleinen Kurverei kamen sie endlich im Restaurant an. Es war nicht das Beste
in der Stadt, aber für ein erstes Date nicht schlecht. Die beiden waren echte
Gentlements und wirklich süß. Das sollte ein schöner Abend werden.
18. Kapitel
Es war ein wirklich schöner Abend. Nach dem Abend spazierten sie noch an der
Promenade entlang.
„Du kommst also aus Cinicinatti. Eine schöne Stadt. Ich war mal auf Geschäftsreise
dort“, erkannte Billy und sie setzten sich auf eine Bank.
„Das ist sie. Dann bin ich nach Little Rock gezogen.Du wirst es kaum glauben, aber ich
wollte in eine Großstadt ziehen. Weg von den Eltern du verstehst. Warum ich mir
unbedingt diesen Ort ausgesucht haben, ist mir bis jetzt noch ein Rätsel. Und jetzt bin
ich hier in der Großstadt“, erzählte Lindsay und Billy lachte.
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„Hast es also doch noch geschafft, gratuliere. Wie kam es, dass du so weit weg bist?“
„Wie so oft war ein Mann schuld daran. Ich wollte nur weg“, entgegnete sie.
„Versteh ich gut, ich hab auch einen Geschäftspartner der unbedingt von seiner Ex-Frau
wegwollte. Er lebt auf Hawaii und ist grad in der Stadt“, erklärte Billy.
„Das ist eine ganz dumme Frage, aber er heißt nicht zufällig Zackery Godric oder?“
fragte Lindsay verlegen.
„Du kennst ihn?“
„Oh mein Gott, dass ist nicht wahr“, konterte sie
„Du bist seine Ex-Frau. Ich wusste nicht, dass du verheiratet warst“, bemerkte er
erstaunt.
„Überraschung!“, sagte sie verlegen.
„Man, wir waren mal einen zusammen trinken. Du hast ihn ziemlich schwer dran gekriegt
wie ich gehört habe“, schmunzelte er.
„Ich, ihn drangekriegt. Er wollte ständig wieder nach Hause. Auf seine heißgeliebte
Insel. Er konnte nicht schnell genug nach unserer Scheidung rüber“, erwiderte sie
gereizt.
„Da hab ich was anderes gehört. Du hast ihn echt tief verletzt. Nachdem er ein bisschen
zu viel gebechert hat, hat er mir sogar verraten, dass er jedesmal wenn er mit einer
Frau geschlafen hat, deinen Namen gestöhnt hat“, verriet er und grinste.
„Wirklich?“ fragte sie prustend.
„Das ist nicht witzig. Er ist zu keiner gescheihten Beziehung mehr fähig seit dir“, war es
Billy ernst.
„Das tut mir leid für ihn. Falls es dich interessiert, dass ist auch mein erstes Date seit
ihm. Aber wehe das verrätst du“, konterte sie und er lächelte.
„So betrunken wie er kann ich gar nicht sein um so was zu erzählen. Er ist übrigens noch
in der Stadt. Er muss noch ein Aktiengeschäft abwickeln. Dieser Mann, ich weiß zwar
nicht wie er im Bett ist, aber als Aktienkäufer ist er ein Gott. Seine Aktien sind in zwei
Tagen um 12 Punkte gestiegen. Ich langweilige dich mit dem Geschäft, tut mir leid“,
entschuldigte sich Billy, als Lindsay ihn abwesend ansah.
„Nein, ich würde nur gerne über ein anderes Thema als Zack reden. Wo bist du aufs
College gegangen“, versuchte sie ihn vom Thema abzubringen.
„Sicher, ist ja dein Ex und so. Ich war auf dem State College. Nichts besonderes. Und
du?“
„Ich fahre bei UPS was denkst du?“ witzelte sie.
„Also kein College. Das ist cool. Und davor?“
„Wenn mir grad so ehrlich sind ich hab bei einem Begleitservice gearbeitet“, gestand
sie.
„Begleitservice. Du warst ein Flittchen?“
„Danke!“
„Entschuldigung!“
„Kein Problem. Ich hab mit keinem Typen gepennt. Außer mit Zack, aber das war nach
der Zeit. Oder nebenbei. Zumindest hat er mich nicht bezahlt. Man, das ist kein gutes
Thema für ein erstes Date oder?“ fragte sie nervös.
„Irgendwie treffen wir immer zurück auf Zack. Er fehlt dir gibs zu“, entgegnete er.
„Ach wo!“
„Doch, das tut er. Wie ich euch beide reden höre. Sie war ein Engel, sie war perfekt, sie
war die Liebe meines Lebens. Das sagt kein Mann der nichts mehr von einer Frau will.
Fahr zu ihm, am besten gleich“, ermunterte Billy sie.
„Das ist unser Date den Teufel tu ich“, konterte sie.
„Dein Herz hängt an ihm, so können wir keine Beziehung anfangen“, erkannte er und
Lindsay küsste ihn.
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„Lindsay, Süße das ist nicht richtig. Das würde nicht funktionieren. Ich glaube wir sollten
uns jetzt trennen“, erkannte er und drückte sie weg.
„Ich bin wirklich nicht mehr verliebt in ihn“, log sie.
„Also ich hab schon viele Lügen gehört, aber das war eine furchtbar miese“, erklärte er
und sie fuhr über sein Gesicht.
„Schlaf mt mir“, hauchte sie.
In diesem Moment kamen Carmen und Todd zu ihnen.
„Stör ich irgendwie?“ fragte Carmen schmunzelnd.
„Nein, kein bisschen. Gehen wir Carm“, bat Lindsay und nahm ihre Hand.
„Mein Date ist noch nicht vorbei Süße“, entgegnete Carmen und riss sich los.
„Gut, ich geh schon mal ins Auto. War ein wirklich netter Abend Billy, aber ich glaube
das wird wirklich nichts mit uns“, brummelte sie und stampfte zum Auto.
„Was hast du mit ihr gemacht“, kritisierte Todd seinen kleinen Bruder.
„Gar nichts“, konterte Billy und ging zur Seite um aufs Meer zu s ehen.
„Du hast ihn sehr gekränkt, ich hoffe das weißt du“, kritisierte Carmen auch ihre
Freundin, als sie beide an diesem Abend beide aus dem Fenster an die Küste starrten.
„Er war ein netter Kerl. Ich bin furchtbar, tut mir leid. Richte das bitte Billy noch mal
aus. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist“, sagte sie abwesend.
„Ich werde Todd nicht mehr wiedersehen, genau aus dem gleichen Grund wieso du Billy
nicht mehr triffst. Unsere Ex-Männer. Ich hab Lena schon so oft als Ombutsmann
missbraucht, um ihn nicht zu sehen. Seit wir geschieden sind hab ich große Gefühle für
ihn. Wir sind erbärmlich, nicht?“, erklärte sie und setzte sich auf die Sofakante.
„Sie waren nur nicht die Richtigen. Die kommen schon“, versprach Lindsay und legte
ihre Hand auf ihr Knie.
„Wir hatten schon die Richtigen Kleines. Ich will niemand mehr“, gab Carmen auf.
„Carm, dass war unser erstes Date!“
„Ich bin eine Mutter ich kann die verlassene Hausfrau spielen“, erklärte Carmen logisch.
„Du hast ihn verlassen, schon vergessen?“
„Das werde ich vor Gericht abstreiten“, schmunzelte sie und stand auf.
„Schlaf schön Mummy“, erwiderte sie und Carmen ging ins Bett.
Lindsay nahm ihr Handy und wählte Zacks Handynummer um dann gleich wieder
aufzulegen. Sekunden später klingelte das Telefon. Es war Zack.
>Lyn, ich bin es langsam satt, dass du immer auflegst. Wenn du mich sprechen willst,
dann tu es. Ich weiß, dass du zu Hause bist. Jetzt leg den Eisbecher weg und nimm ab<
Der Piepton des Anrufbeantworters ertönte und es herrschte Stille.
„War das gerade Zack?“ fragte Carmen die mit der Zahnbürste im Mund in der Badtür
stand.
„Warum sollte er mich denn anrufen“, stritt Lindsay es ab und Carmen spielte die
Nachricht nochmal ab.
„Du bist krank, ich hoffe das weißt du“, nörgelte Carmen.
„Du bist verliebt in deinen Ex-Mann“, entschied Lindsay rechthaberisch.
„Dieto. Jetzt ruf ihn an, sonst werde ich noch wahnsinnig“, grummelte Carmen und ging
zurück ins Bad.
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19. Kapitel
Lindsay rief erst am nächsten Morgen an. Diesmal erreichte sie nur seinen
Anrufbeantworter. Sie musste raus. Sie ging bis zu den Docks bis sie richtig Luft holen
konnte.
„Du redest wohl genau so ungern auf Anrufbeantworter wie ich, was“, erkannte eine
bekannte Stimme hinter ihr.
„Das weißt du doch. Wie hast du mich gefunden?“ fragte sie ohne sich umzudrehen.
„Ich bin einfach der panisch aussehenden jungen Frau gefolgt die mir vorhin
entgegenkam. Ist was nicht in Ordnung?“
„Nein, alles bestens. Du bist also geschäftlich in der Stadt?“
„Ja, sieht so aus. Hey, woher weißt du das?“
„Billy, ich war gestern mit ihm aus!“ erkannte sie.
„Billy, meinst du Billy Richards meinen Broker?“
„Ja, er hats mir richtig besorgt“, log Lindsay.
„Ich war gestern noch mit ihm auf Sauftour. Er sagte was von einem echt miesen Date“,
erwiderte er.
„Oh, okay es war mies“, entgegnete sie.
„Jetzt dreh dich mal zu mir. Mein Gott, siehst du mies aus“, entschied er.
„Danke, ist auch schön dich zu sehen“, musterte Lindsay ihn und seinen sauteuren
Armani Anzug.
„Nein, so meinte ich das nicht. Du bist natürlich immer noch die wunderschöne,
intelligente Lindsay Kennedy die ich verlassen habe. Du hast nicht viel geschlafen,
oder?“
„Ehrlich gesagt überhaupt nicht. Billy hat mir alles erzählt. Mein Liebesleben liegt auch
brach“, erklärte Lindsay und setzte sich auf die Kante einer Bank.
„Mein Liebesleben liegt nicht brach. Ich habe Frauen“, verteidigte Zack seine Ehre.
„Heißen die alle Lindsay?“ fragte sie verschmitzt.
„Er hat es dir erzählt. Ich glaub ich muss mir einen neuen Broker suchen, denn der ist
schon so gut wie tot“, grummelte er und sah ihr in die Augen.
„Du denkst also oft an mich?“
„Ständig ehrlich gesagt. Es tut mir so leid, dass ich einfach so weg bin ohne ein weiteres
Wort. Es war nur so furchtbar. Ich hatte sie gefunden, die Frau meines Lebens. Ich hatte
das Glück sie zur Ehefrau zu bekommen, aber sie hat mich einfach fallen gelassen“,
konterte er.
„Ich bin anwesend!“
„Richtig, du weißt es ja. Ich hab es glaub ich jedem Barkeeper auf der Insel erzählt.
Aber ich kenn ja deinen Standpunkt, also mein Flugzeug geht in einer halben Stunde, ich
sollte jetzt“, drängte er und ging einen Schritt zurück.
„Bittest du mich nicht mitzukommen?“
„Was hätte das für einen Sinn. Du kommst sowieso nicht mit. War schön dich
wiederzusehen“, verabschiedete sich Zack und stieg in das gerufene Taxi.
„Zack, bleib hier“, hauchte sie, aber er war schon weg. Wie oft hatte sie diesen Mann
schon gehen lassen.
„Oh nein, so schnell kommst du mir nicht davon“, keuchte Lindsay als sie ihn kurz vor
der Passkontrolle abfing.
„Wie zum Henker hast du denn das geschafft“, wunderte sich Zack und nahm seinen Pass
wieder an sich.
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„Frag nicht, es schließt einige Strafzettel ein, die ich wegen dir bekommen werde. Du
wirst schön hier bleiben, bis wir das wie vernünftige Menschen geregelt haben“, blieb
sie stur.
„Ich hab heute nachmittag ein Geschäftsessen, ich muss fliegen“, sagte er und nahm
seinen Lap Top auf seine Schulter.
„Geschäftsessen? Was zum Henker machst du eigentlich, dass du so ein „Gott“ bist, wie
Billy dich nennt?“
„Ich hab eine Firma aufgekauft, die gerade sehr gut läuft. Also noch irgendwelche
Fragen?“
„Nein, eigentlich nicht. Schöne Reise“, war sie etwas angewiedert von dem neuen
Business-Typ Zackery Godric.
„Danke. Und grüß die anderen von mir. Ich freu mich, dass sie wieder zusammen sind“,
erwiderte Zack bevor er in den Hangar ging.
„Zusammen? Sie sind nicht zusammen“, rief Lindsay ihm hinterher.
„Dann hab ich die beiden wohl nicht Hand in Hand aus der Kirche kommen sehen. Wäre
aber schön gewesen“, rief er zurück.
„Bist du sicher?“
„Ja, ziemlich. Also ich muss jetzt wirklich“, entschied er und bog ums Eck.
Zack hatte Recht. 1 Woche später gestand Carmen drucksend wieder neu verliebt in
Harris zu sein. So sehr sie sich auch darüber freute, schmerzte ihr Herz, dass das was
Zack und sie geschaffen hatten, Zack nicht sehen konnte.
Zu ihrem 23. Geburtstag bekam sie von den beiden würdevoll einen Umschlag
überreicht.
„Es ist Geld hab ich recht“, schmunzelte sie und riss ihn auf.
„Es hat was mit Geld zu tun. Das ist eine Einladung zur großen Benefizgala im San
Fransisco Theater. Ein gewisser jemand den wir nicht mehr erwähnen dürfen ist dort“,
druckte Harris herum.
„Ich geh da nicht hin, ich hab überhaupt kein Kleid“, entschied sie.
„Hängt gekauft in deinem Schrank. Happy Birthday Kleines“, sagte Carmen strahlend.
„Ich werde da nicht hingehen, basta“
„Ich hab 300 $ für die Karte bezahlt du wirst das hingehen keine Wiederede“, entschied
Harris für sie und Lindsay lächelte.
„Ihr seit unmöglich und das wisst ihr“, bedankte sich Lindsay und fiel den beiden um den
Hals.
Das Kleid stand ihr perfekt. Ihr war schon klar, dass sie oft an Carmens Sachen gegangen
war, weil sie einen tollen Geschmack hatte.
Harris fuhr sie mit seiner schicken neuen Corvette hin. Carmen durfte von dem Wagen
nichts erfahren und so blieb es Harris und Lindsays kleines Geheimnis.
„Und wehe du kommst ohne ihn nach Hause“, drohte Harris und Lindsay gab ihm ein
Küsschen auf die Backe.
„Werde ich nicht versprochen. Einen schönen Abend noch ihr beiden“, verabschiedete
sich Lindsay und gng mit ihrem wunderschönen dunkelblauen Satinkleid die roten
Treppenstufen hoch.
In dem riesigen Gebäude waren eine ganze Menge gut aussehende Millionäre. Wenn das
mit Zack nicht klappen sollte, fand sie sicher schnell Ersatz.
Sie mischte sich zwischen diese stinkreiche Typen als wäre sie eine von ihnen. Ein
Überbleibsel aus ihrer Begleiterin-Karriere.
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Und da stand er. Mit blondgefärbten Haaren und Kinnbärtchen mit einem ChampagnerGlas in der Hand auf der Bühne.
„Willkommen liebe Spender und Spenderinnen. Es ist mir Ehre und ihr Geld willkommen
zu heißen. Es hat mich also wieder hier her verschlagen. Ich stehe hier wie ein König.
Vor genau 20 Jahren stand mein Vater Richard Brakeshore auf dieser Bühne. Er ist heute
leider nicht mehr hier, wie auch immer ich hab jetzt sein Geld also vergessen wir die
Sache. Ich kannte ihn nicht, ich hab nur seinen Namen auf der Ehrentafel gelesen. Viele
wussten das nicht, wie ich sehe. Also ohne in alten Familiengeheimnissen zu schwälgen,
er hat mich zu meinen Paten abgeschoben, als ich ein Baby war. Er war also der
perfekte Dad. Zumindest hat er mir sein Geld hinterlasssen, aber was blieb ihm anders
übrig, denn alle meine Geschwister sind tot. Wie auch immer lassen wir die
Feierlichkeiten …“, begann Zack seine Rede.
„… oh man die Millionen und dieser wirklich ekelhafte Champus haben dir wohl dein
Gehirn zerfressen. Du weißt genau, dass dein Vater dich geliebt hatte und nur das Beste
für dich wollte, nach dem Tod deiner Mutter“, rief Lindsay einfach dazwischen und die
Menge sah auf sie.
„Lindsay!“ erschreckte sich Zack so, dass er sein Glas auf seiner Hand fallen ließ.
„Was für eine Überraschung, du kennst mich also noch. Deine lästige Ex-Frau die du
nicht nur einmal verlassen hast. Ich wollte zu dir zurückkommen. Ich wollte dir sagen,
dass ich jede Minute bereute, die ich ohne dich war. Aber wie mir scheint bis du nicht
mehr du, denn Zackery Godric würde nie solche Töne spucken wie ein blonder Lex
Luther Verschnitt. Herzlichen Glückwunsch du bist dein Vater geworden. Leb wohl“,
erwiderte sie und verschwand in der Menge.
„Lindsay warte“, rief er und sprang von der Bühne.
Ein Raunen ging durch die Reihen.
Er rannte hinter ihr her, was aber schwer ging , denn er hatte offensichtlich ziemlich
viel von dem schlechten Champus gebechert.
Er fand sie nicht. Aber dafür war ihm jetzt speiübel. Also ging er erst mal zu den
Toiletten.
„Sieh dich an, wie erbärmlich“, machte sie ihn nieder, als sie in die Toilette kam, in
dessen Kloschüssel er hing.
„Du bist noch da“, wunderte er sich und lehnte sich geschafft an die Wand.
„Leider ja. Ich kann ja nicht gehen ohne dich. Ich hab es den beiden versprochen. Was
ist mit dir passiert?“
„Ich bin einer von diesen Geschäftsmännern geworden die ich so hasste. Aus Liebe zu dir
und um mich abzulenken. In manchen Nächten bildete ich mir ein, dass du nur zu mir
zurückkommen würdest, wenn ich mein Potential ausschöpfen würde. So hab ich mich
also hochgearbeitet. Meinen Eltern hab ich das Geschäft ganz allein aufgelastet. Meine
armen Eltern. Du siehst ich bin erbärmlich“, erklärte er.
„Wie wäre es wenn wir nach Hause gehen“, schlug sie vor und lud ihn auf ihre Schulter.
„Ich wohne nicht hier“, sagte er benommen.
„Oh doch, das tust du“, erkannte sie lächelnd und half ihm durch einen Hinterausgang
nach draußen.
In ihrem Bett schlief er ein wie ein Stein.
„Du hast es also wirklich geschafft ihn herzuholen, gratuliere“, zog Harris sie auf als sie
ihn von der Türkante aus betrachteten.
„Tja, ich habs noch drauf. Kann ich bei Carmen schlafen und du bei unserer
Schnapsdrossel hier“, bat sie.
„Sicher. Gute Nacht Liebes“, entgegnete er und sie ging ins Bett.
Sie wurde am nächsten Morgen wach als sie ein Fluchen aus dem Badezimme hörte.
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„Er ist wach“, weckte sie Carmen und die grummelte nur ein „ist doch dein Problem“
bevor sie sich zur anderen Seite hindrehte.
„Guten Morgen Sonnenschein“, war Lindsay furchtbar schadenfroh, als sie sah, dass Zack
ziemlich mit seinem Kater zu kämpfen hatte.
„Versprich mir eins, lass mich nie wieder billigen Champagner trinken“, brummelte er
und lehnte sich an die Wand.
„Versprochen. Man, du siehst mies aus“, schmunzelte sie.
„Wie würdest du aussehen, wenn du nach einem Black Out neben einem alternden
Piloten aufwachst“
„Hey das hab ich gehört“, rief Harris von draußen.
„Sorry!“
„Kein Problem!“
„Bitte sag mir, dass du gestern nicht meinen guten Ruf zerstört hast?“ fragte Zack und
sah sich im Spiegel an.
„Ich hab nur deinen miesen zerstört“, konterte sie und er ging grummelnd zurück ins
Schlafzimmer.
„Die beiden sind also wirklich wieder zusammen. Das ist gut“, erkannte er und begann
seine Hose anzuziehen.
„Ja, das wollten wir ja immer. Wo willst du hin?“ fragte sie als er die Schuhe anzog.
„Nach Hause, wohin den sonst“, war er abwesend.
„Ach richtig auf deine einsame Insel“, war sie genauso abwesend.
„Nein, ich wohn nur zwei Blocks weiter. Kannst mich ja mal besuchen. Danke fürs
heimbringen“, verabschiedete er sich und nahm seine Sacko-Jacke.
„Von wegen. Ich hab mich nicht zum Affen gemacht, dass du jetzt einfach so gehst“,
konterte sie und nahm seine Schuhe an sich.
„Ich korrigiere dich nur ungern Liebes, aber du hast mich zum Affen gemacht. Was soll
denn das werden?“
„Ich lass dich nicht gehen“, erklärte sie.
„Das seh ich. Bist du 5 oder wie?“
„Wird Zeit das rauszufinden“, säuselte sie und legte sich aufs Bett.
„Oh bist du fies“, moserte er und kletterte auf sie um seine Schuhe zu holen.
„Du kennst mich doch“, schmunzelte sie und er begann sie leidenschaftlich zu küssen.
„Man, wie hab ich das vermisst“, erwiderte sie und zog sein Hemd wieder aus.
„Wollt ihr Frühstück?“ platzte Carmen plötzlich hinein.
„Später Carmen danke“, kicherte Lindsay als Zack ihren Hals küsste.
„Verstehe“, verzog sie sich wieder.
„Fahren wir in deine Wohnung“, schlug Lindsay vor und er rollte sich weg.
„Gute Idee. Gehen wir“, drängte er und zog sie aus dem Zimmer.
2 Stunden später frühstückten sie in einem Cafe um die Ecke.
„Wow,das war echt eine lange Sex-Sperre“, erkannte Zack und Lindsay lächelte.
„Du hast es tapfer ausgehalten. Ich will mich nochmal entschuldigen, dass ich so reagiert
habe. Ich fühlte mich noch nicht reif für die Ehe und dieses Las Vegas Debakel hat mich
einfach überrumpelt. Es tut mir schrecklich leid“, entschuldigte sich Lindsay nochmal.
„Wir hätten wie zivilisierte Menschen darüber reden sollen. Ich hab mich lange mit
meinen Eltern darunter unterhalten. Meine Mutter hat mir klar gemacht, dass du voll im
Recht warst. Ich verstehe es jetzt auch. Ich will einfach nur mit dir zusammen sein“,
erklärte er und sie küsste ihn.
„Und ich mit dir. Wo wir grad so ehrlich miteinander sind, blond steht dir überhaupt
nicht“, entschied sie.
„Ich hab eine Wette verloren. Die Revence hab ich aber gewonnen. Billy hat jetzt grüne
Haare“, erzählte er lachend.
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„Er ist also immer noch dein Broker“, erwiderte sie.
„Ja, wir sind Freunde, obwohl er mit dir geschlafen hat“, zog er sie auf.
„Man, die alte Geschichte. Warum hab so einem Mist verzapft habe, ist mir immer noch
unklar“, kicherte sie.
„Du wolltest mich neidisch machen. Hat auch geklappt. Billy hat mir versichert, dass er
uns nicht mehr im Weg steht. Der einzige der uns dann im Weg stand war ich. Ich
wünschte ich hätte dich früher angerufen. Aber ich hatte diesen Tick, du hast es ja
gesehen, in die Fußstampfen meines Vaters treten zu müssen. Wir können stolz auf uns
sein“, witzelte er.
„Ich will deinen Vater kennen lernen“, erkannte sie plötzlich.
„Süße, er ist tot“, wunderte er sich.
„Warst du jemals an seinem Grab?“
„Nein, ich war ja nur kurz in der Stadt“, verteidigte er sich.
„Das wird’s höchste Zeit. Du hast doch bestimmt einen Firmenjet oder so was“,
ermunterte sie ihn.
„So reich bin ich jetzt auch wieder nicht. Wir könnten einen Flug buchen, dann sind wir
morgen pünktlich zur Arbeit wieder zu Hause“, schlug er vor.
„Noch besser. Also los“, tat er so, als würde es ihn reizen, aber das tat es nicht.
Da Zack dem Typen an der Rezeption einen 100 $ Dollar schein zugesteckt hatte
bekamen sie schon 1 Stunde später einen Platz im Flugzeug.
„Ich glaubs nicht, ich bin tatsächlich wieder hier. Ich wollte hier eigentlich nie wieder
her“, erklärte Lindsay und kuschelte sich an ihn.
„Man, ist es kalt hier. Winter ist schrecklich“, entgegnete er und bibberte.
„Du sagst es. Also hier ist es. Friedhof zum ewigen Frieden. Bist du bereit?“
„Eigentlich nicht“, sagte er kleinlaut.
„Bestens. Gehen wir“, schmunzelte sie und zog ihn zum Grab seines Vaters. Es war
schlichter, als sie gedacht hatte. Kein überdimensionales Kreuz, keine goldbesetzte
Schrift, einfach ein Marmorstein auf einem von Blumen verziehrten Grab.
„Frische Blumen. Das ist seltsam“, schlussfolgerte Zack, denn er war schließlich der
einzige Brakeshore Überlebende.
„Vielleicht ein Service. Warst du eigentlich bei seiner Beerdigung?“
„Nein, damals wusste ich noch nicht, dass er tot ist. Ich bekam den Anruf vom Anwalt
zwei Tage nach der Beerdigung. Ich hätte wirklich herkommen sollen“, bereute er es
plötzlich.
„Ja, das hättest du. Aber das Geld war ja da, wieso noch Arbeit machen“, erwiderte
plötzlich eine fremde Stimme.
„Entschuldigung, kenn ich sie“, plusterte er sich auf.
„Luis Miguel, ich bin nie zu der Ehre bekommen den Namen Brakeshore tragen zu
dürfen. Mein Gott starr mich nicht so an, ich bin dein großer Bruder“, bat der Mann und
legte eine Rose aufs Grab.
„Das ist unmöglich, alle meine Geschwister sind tot“, stotterte Zack total verdaddert.
„Alle Ehelichen ja, aber die kleine Liasion vor deiner Mutter mit der mexikanischen
Austauschschülerin brachte mich hervor. Meine Mutter war damals erst 17 Jahre alt. Er
hat alles abgestritten“, erklärte Luis und schnitt die Büchse um das Grab herum.
„Das tut mir leid“, war das einzige was Zack herausbekam.
„Ist ja nicht deine Schuld. Du bist ehelich, also bist du gesetzlich der Alleinerbe. Das
meine Mutter mich ganz allein in einer lausigen Wohnung aufgezogen hat und ich erst 12
Jahre alt war, bis ich die Schule besuchen konnte ist euch Amerikaneren ja egal. Ich kam
vor einem Jahr das erste Mal hierher. Das Grab war der größte Sauhaufen. Warst du
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niemals hier? Nein, vergiss die Frage“, machte Luis seinem kleinen Bruder
Schuldgefühle.
„Ich wohne jetzt in Kalifornien. Ich hab einen Bruder, dass muss ich erst mal verdauen“,
war Zack völlig aufgelöst.
„Zumindest hast du an den Todestag gedacht. Wir hatten also Geschwister?“ fragte Luis
und setzte sich neben Zack auf den Grabstein.
„1 Schwester und 2 Brüder. Sie sind alle nicht alt geworden. Einen Bruder, ich glaubs
nicht. Als Einzelkind träumst du davon“, konnte Zack es nicht glauben.
„Einzelkind? Jetzt kapier ich gar nichts mehr!“
„Er hat mich zu meinem Patenonkel auf Omao verfrachtet. Ich hab ihn nie kennen
gelernt. Und meine Geschwister auch nicht“, erklärte Zack und sah betrübt auf den
Boden.
„Unser Vater war ein Mistkerl, dass ist kein großer Verlust. Das mit deinen Geschwistern
natürlich“, entgegnete Luis.
„Warum kommst du dann ständig hier her?“
„Er war mein Vater, egal wie schlecht er wahr. Ich komm auch nicht ständig hier her.
Ich bin nur auf Geschäftsreise in der Stadt. In wohn auch in Kalifornien. Los Angeles!“
erkannte Luis.
„Und lass mich raten, deine Frau hat dir eingeredet hier her zu kommen“, schmunzelte
Zack.
„Ja, woher weißt du?“
„Ach nur so geraten“, witzelte er und nahm Lindsay auf den Schoß.
„Hi, ich bin Lyn, seine Ex-Frau“, stellte Lindsay sich vor.
„Ex-Frau?“
„Lange Geschichte. Wie wärs du erzähltst mir alles bei einem Kaffee“, schlug er vor und
Luis nickte.
20. Kapitel
„Einen Bruder, kannst du das fassen, ich hab einen Bruder. Zwar nur einen Halbbruder,
aber dass ist doch Wahnsinn. Weißt du was das heißt?“ fragte Zack glücklich im Flugzeug
nach Hause saß.
„Das ich aufpassen muss wen wir als Putzfrau arrangieren“, witzelte sie.
„Der war gut. Danke, dass ich diese Chance hatte“, bedankte sich Zack und Lindsay
lehnte sich an ihn.
„Gern gesehen. Und wann sagen wir unseren Familien dass wir wieder zusammen sind?“
fragte Lindsay glücklich.
„Meine Eltern wissen eigentlich nicht, dass wir uns getrennt haben“, sagte Zack
kleinlaut.
„Wie können die es nicht wissen, du bist doch zurückgekommen, ohne mich“, erwiderte
sie verwundert.
„Sie haben nicht gefragt, da hab ich auch nichts gesagt. Das ist doch egal, wir sind ja
wieder zusammen“, erkannte er und küsste sie.
„Auch wahr. Du wirst doch bei mir bleiben, oder?“ wurde sie plötzlich ernst.
„Bis ich dich satt hab schon“, witzelte er.
„Ich meins ernst“, moserte sie.
„Ja, ich werde bleiben. Den Fehler begeh ich kein zweites Mal. Jetzt erzähl mal, wie
läuft der Job“, lenkte er etwas ab.
„Ich bin jetzt Abteilungsleiterin. Kannst du das glauben, Ich mach Karriere. Vom CallGirl zur Abteilungsleiterin des 12. Destrikts von San Fransisco. Und du hast jetzt ne
Firma“, stieg sie in sein Gespräch ein.
„Ja, sieht ganz so aus. Aber ich kann sie auch verkaufen“, schloss er Kompromisse.
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„Nein, wieso denn?“
„Weil sie mich in ein willenloses Arschloch verwandelt“, erkannte er.
„Wer hat das gesagt“, schmunzelte sie.
„Nicht wortwörtlich, aber du hast mir eins klar gemacht. Ich bin mein Vater geworden.
Leider“, erwiderte er und sie küsste ihn.
„Nein, so jemand wie deinem Vater hätte ich nie verziehen. Doch dir verzeihe ich, wenn
du dieses Bart abmachst. Steht dir nicht“, entgegnete sie und er lächelte.
„Ich wollte nur etwas älter aussehen. Der kommt weg, versprochen“, vesprach er und
sie schwiegen dann bis das Flugzeug in Frisco landete.
Als sie lachend in Lindsays Wohnung stürmten saßen Harris und Carmen auf dem Sofa
und warteten auf sie.
„Wo warst du?“ fragte Carmen streng.
„Arkansas“, sagte Lindsay kichernd.
„Hättest du uns nicht verständigen können, bevor du Kalifornien verlässt“, fügte Harris
hinzu.
„Tut mir leid Mum, Dad“, kicherte Lindsay.
„Das meinen wir ernst. Ich meine als ihr so stürmisch aufgebrochen seit, hatte dein
Romeo mindestens noch 1 Promille im Blut. Ich dachte ihr baut einen Unfall“, war
Carmen sichtlich aufgewühlt.
„Wir haben ein Taxi genommen keine Sorge. Seit wann seit ihr meine Eltern, sagt mal“,
wunderte sich Lindsay und ließ sich aufs Sofa fallen.
„Tut mir leid, Alice zaht nur grad und wir kriegen zu wenig Schlaf. Was zum Henker habt
ihr in Arkansas gemacht“, entschuldigte sich Harris.
„Meine Familie besucht. Es hat sich herausgestellt, dass ich einen Stiefbruder habe.
Jetzt seht mich nicht so an, als wäre ich ein Alien, ja wir beiden sind wieder
zusammen“, erkannte Zack gut gelaunt und setzte sich neben Lindsay.
„Du bist nen Arschloch, wir wollen nicht dass du mit unserer kleinen zusammenbist“,
sprach Carmen Klartext.
„Leute, ich weiß ich hab mich echt bescheuert aufgeführt, vor allem heute morgen,
aber ich zeig euch, dass ich mich nicht geändert habe“, war Zack verwirrt.
„Ich glaub er ist sauber. Man Junge, du glaubst uns doch alles. Was denkst du wohl, wer
unsere Kleine auf diese Party gezerrt hat“, konterte Harris plötzlich und grinste.
„Schatz, wir brauchen neue Freunde“, erwiderte Zack und setzte sich zwischen Harris
und Carmen.
„Ich glaub auch, die werden glaub ich langsam zu alt für uns“, spielte Lindsay das Spiel
mit und Zack wuschelte ihre Haare durch.
„Ihr Idioten, warum habt ihr nicht gleich angerufen. Wir sind mal wieder die letzten, die
es erfahren. Wann ist die Hochzeit“, schäkerte Harris und Zack sah ihn böse an.
„Man, du wirst auch langsam Angst, kannst nichts mehr vertragen. Keine Hochzeit in
nächster Zeit ist glaub ich auch besser. Willst du mal Alice guten Tag sagen“, erkannte
Harris lachend und zog ihn ins Kinderzimmer.
„Es hat also geklappt“, bemerkte Carmen und Lindsay nickte.
„Ihr seit also wieder zusammen gekommen“, entgegnete sie und Lindsay grinste.
„Drei Mal“, fügte sie hinzu.
„Man, jung muss man nochmal sein. Weißt du auch genau was du tust?“
„Ja, Carmen es wär jetzt auch unfair einen Rückzieher zu machen. Du bist ja auch
wieder mit deinem Ex-Mann zusammen“, stellte Lindsay hinzu.
„Er hat mich aber nicht so verletzt wie es deiner getan hat!“
„Oh doch, dass hat er. Aber das Leben ist kurz, wir sollten es riskieren. Du bist doch
glücklich oder?“
„Ja, und wie. Und du?“
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„Ja, das bin ich. Wir haben es geschafft Carm freu dich doch mal“, bat Lindsay und
Carmen lächelte.
„Man, die Kleine kriegt wirklich Zähne, sie hat mich schon gebissen“, scherzte Zack der
mit Alice auf dem Arm aus dem Kinderzimmer kam.
„Ich kanns kaum erwarten, selbst Kinder zu bekommen“, sagte Lindsay extra laut und
Zack ließ die Kleine fast fallen.
„Oh, ich nehm sie lieber“, bemerkte Harris und Lindsay grinste.
„Man Baby, ich bin zu jung für einen Herzinfarkt“, murmelte Zack und die beiden Frauen
lachten.
Es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis sich das junge Paar auf neue Abenteuer
einließ. Vorerst mussten sie diese Beziehung bestehen lassen. Zack lehrte Lindsay mal
nein zu sagen und … bereute es beim nächsten Abwasch zutiefst.
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