ACTA UNIVERSITATIS UPSALIENSIS Studia Germanistica
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ACTA UNIVERSITATIS UPSALIENSIS Studia Germanistica
ACTA UNIVERSITATIS UPSALIENSIS Studia Germanistica Upsaliensia 39 Motiviertheit in der Wortbildung entlehnter Einheiten Eine deskriptive Studie von Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen im Deutschen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert von Sibylle Dillström UPPSALA 1999 Akademische Abhandlung im Fach Deutsch zur Erlangung des Grades eines Doctor philosophiæ an der Universität Uppsala 1999 ABSTRACT Dillström, S. 1999: Motiviertheit in der Wortbildung entlehnter Einheiten. Eine deskriptive Studie von Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen im Deutschen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. (Motivation in the Word Formation of Loan Items. A Descriptive Study of Words Denoting Persons with Foreign Suffixes in German from the 16th Century to the 20th Century). Acta Universitatis Upsaliensis. Studia Germanistica Upsaliensia 39. 248 pp. Uppsala. ISBN 91-554-4584-5. This thesis looks from a historical perspective at the morphological-semantic motivation of words denoting persons with foreign suffixes that have been borrowed into and also formed in German, whereby, among other things, the role of motivation in relation to the borrowing and retention of lexical items is elucidated. In a theoretical section peculiarities and problems in the word formation of loan items are discussed, and motivation is defined as a synchronous-semantic category. In the analysis words denoting persons that have seven different foreign suffixes, deriving principally from Latin, are examined with material primarily from dictionaries. The study shows that especially for the frequent suffixes in German there is a consistently large proportion of motivated words. It is generally the case that the words are motivated on their first appearance in the material, and changes in their motivation are on the whole infrequent. The analysis further proves that motivated formations often disappear from the material, and words are mostly retained after the loss of their motivation. The reason that the words for the most part are motivated in German when borrowed, is that suffixed words denoting persons are generally closely related in their semantic structure to another word in the original or donor language. In German, a relatively large proportion of motivated formations for one suffix does not always correlate with high frequency or with high productivity of the suffix. Furthermore, many of the words examined do not belong to the common vocabulary, which restricts their motivation from a socio-linguistic point of view and can to some extent contribute to their disappearance. Keywords: word formation, motivation (transparency), foreign suffixes, words denoting persons, borrowing, lexicology. Sibylle Dillström, Department of German, Uppsala University, Box 527, 751 20 Uppsala, Sweden © Sibylle Dillström 1999 ISSN 0585-5160 ISBN 91-554-4584-5 Typesetting: Editorial Office, Uppsala University Printed in Sweden by Elanders Gotab AB, Stockholm 1999 Distributor: Uppsala University Library, Box 510, SE-751 20 Uppsala, Sweden Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Thema und Ziel der Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 9 13 2. Theoretische Vorüberlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Zur Entlehnungsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1. Fragestellungen der Sprachkontaktforschung . . . . . . . . . . . . . 2.1.1.1. Zur Problematik der Klassifizierung von entlehnten Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1.2. Ursachen für Wortentlehnung und Wortbildung mit entlehnten Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2. Einflüsse auf die deutsche Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2.1. Klassische Sprachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2.2. Neuere Sprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Zur Motiviertheitsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1. Fragestellungen der Wortbildungslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1.1. Analytische vs. synthetische Wortbildungslehre . . . . . . . 2.2.1.2. Motiviertheit vs. Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1.3. Die Relevanz von Motiviertheit in der Sprache . . . . . . . . 2.2.1.4. Fremdsuffixe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2. Die Motiviertheit von Personenbezeichnungen . . . . . . . . . . . 2.2.2.1. Zur Wortbildung von Personenbezeichnungen . . . . . . . . 2.2.2.2. Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen . . . . . . . . . . 2.2.2.2.1. Diskussion von Motivationsbeziehungen bei Bildungen mit Fremdsuffixen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2.2.2. Darstellung und Klassifizierung von Motivationsbeziehungen im Untersuchungsmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 14 14 3. Analyse der Personenbezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Vorbemerkungen zur Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1. Auswahl und Begründung des Quellenmaterials . . . . . . . . . . 3.1.2. Auswahl der Wörter und Einteilung der Bildungen . . . . . . . . 3.1.3. Inhalt der Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Analyse der Bildungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1. Personenbezeichnungen mit -an/-ian/(-än). . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart . . . 3.2.1.2. Korpusbefund. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 18 21 21 24 25 25 25 28 38 45 49 49 51 51 57 75 80 80 80 83 89 90 90 90 91 5 3.2.1.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich. . . . . . . . . 3.2.2. Personenbezeichnungen mit -and/(-end) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart . . . . 3.2.2.2. Korpusbefund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich. . . . . . . . . 3.2.3. Personenbezeichnungen mit -ant/-ent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart . . . . 3.2.3.2. Korpusbefund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich. . . . . . . . . 3.2.4. Personenbezeichnungen mit -ar/-är . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.4.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart . . . . 3.2.4.2. Korpusbefund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.4.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.4.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.4.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich. . . . . . . . . 3.2.5. Personenbezeichnungen mit -at . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.5.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart . . . . 3.2.5.2. Korpusbefund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.5.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.5.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.5.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich. . . . . . . . . 3.2.6. Personenbezeichnungen mit -(at)or . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.6.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart . . . . 3.2.6.2. Korpusbefund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.6.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.6.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.6.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich. . . . . . . . . 3.2.7. Personenbezeichnungen mit -ist. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.7.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart . . . . 3.2.7.2. Korpusbefund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.7.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.7.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.7.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich. . . . . . . . . 92 101 102 104 104 104 106 107 108 108 108 111 113 122 125 126 126 127 128 134 136 137 137 138 139 143 145 146 146 147 148 154 156 157 157 160 162 169 172 4. Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Zeichenerklärungen und Erläuterungen zum Korpus. . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Verzeichnis der Wörter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 6 Vorwort Ich danke allen, die mir während der Arbeit an der Dissertation hilfreich zur Seite gestanden haben. Dank für wertvolle Ratschläge und Hinweise gebührt vor allem meinen Betreuern Herrn Dozent Dr. Göran Inghult (jetzt Universität Stockholm), der die Arbeit in der Anfangs- und Hauptphase betreut und das Manuskript am Ende freundlicherweise noch einmal gelesen hat, und Frau Dozentin Dr. Christine Palm Meister, die die Betreuung in der Schlußphase übernahm und durch ihre Aufmunterung die Beendigung des Manuskriptes sehr erleichtert hat. Außerdem danke ich herzlich Herrn Professor em. Dr. John Evert Härd für aufmerksames Lesen von großen Teilen des Manuskriptes und vielerlei Hinweise. Ein Dank auch an Herrn Professor Dr. Dieter Krohn für sein praktisches Engagement bei der Fertigstellung der Arbeit. Nicht zuletzt danke ich meinem Mann Stefan, ohne dessen Unterstützung und Geduld diese Arbeit nicht hätte geschrieben werden können. Uppsala, im September 1999 Sibylle Dillström 7 8 1. Einleitung 1.1. Thema und Ziel der Arbeit Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Wortbildung von entlehnten Einheiten im Deutschen, spezifisch mit der Wortbildungsstruktur und Motiviertheit bei Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen in einer historischen Perspektive. Diese Bildungen sind teilweise fertig ins Deutsche entlehnt, teilweise auch im Deutschen selbst gebildet. Zwei Teilbereiche der Linguistik werden hier relevant, die in den letzten Jahrzehnten verstärktes Interesse gefunden haben: Sprachkontaktforschung und Wortbildung. Eine Verbindung dieser Teilgebiete unter der Fragestellung „Wie sind entlehnte Einheiten im Hinblick auf die Wortbildung strukturiert?“ ist bisher jedoch – besonders in einer diachronischen Perspektive – nicht häufig erfolgt. Die Wortbildung entlehnter Einheiten wird im Projekt Deutsche Lehnwortbildung erforscht, das im Institut für deutsche Sprache betrieben wird (vgl. Hoppe et al. 1987). Die Zielsetzung des Projekts ist eine Dokumentation der im Deutschen entstandenen Bildungen mit entlehnten Einheiten, ein bisher vernachlässigter Bereich bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Entlehnungen.1 Viele sogenannte Fremdwörter sind nicht als Ganzes ins Deutsche übernommen worden, sondern wurden im Deutschen mit Hilfe entlehnter Einheiten gebildet (z.B. Asylant, Informant, Sympathisant). Daß jedoch auch die als Ganzes entlehnten Lexeme eine Wortbildungsstruktur aufweisen, wird bei dieser Fragestellung nicht gebührend beachtet. In den neueren Arbeiten zur Wortbildung entlehnter Einheiten über „Lehnpräfixe“ der Negation und Augmentation in der Gegenwartssprache (Klosa 1996, Ruf 1996) werden sowohl Entlehnungen als auch im Deutschen entstandene Bildungen behandelt (ohne daß allerdings explizit im Material zwischen diesen differenziert wird). Jedoch sind diese Arbeiten ausschließlich auf gegenwartssprachliche Bildungen beschränkt. Die Wortbildungsstruktur entlehnter Lexeme verdient Interesse, da ein oft genanntes Merkmal von Entlehnungen die morphologisch-semantische NichtMotiviertheit im Wortschatz ist. So weisen suffigierte Entlehnungen manchmal keine offensichtliche semantische und zum Teil auch keine formale Abhängigkeit von anderen Wörtern auf, auch wenn sie vor allem durch die Analogie zu anderen Suffixbildungen als Wortbildungen zu erkennen sein können (z.B. Adjutant, Leutnant durch das Suffix -ant): Bei Adjutant („dem Komman1 Vgl. Hoppe (1999) als Dokumentation von einigen Ergebnissen des Projekts (weitere Veröffentlichungen sind erschienen bzw. geplant). 9 deur einer militärischen Einheit zur Unterstützung beigegebener Offizier“) gibt es noch eine formale und abgeschwächt semantische Beziehung zu dem verwandten Wort Adjutum (veraltet für „(Bei)Hilfe“, Duden-Wörterbuch der deutschen Sprache [DW] 1993–1995). Leutnant ist dagegen formal (und semantisch) isoliert, da die Basis nicht in anderen verwandten Wörtern erscheint.2 Dies kann darauf beruhen, daß verwandte Wörter nicht entlehnt wurden oder Wörter schon am Anfang keine enge semantische Beziehung zu ihrer formalen Basis aufweisen. Als Suffixbildungen sollen dabei nur solche Bildungen angesehen werden, die auch historisch Bildungen mit einem bestimmten Suffix sind (wie im Fall von Leutnant < frz. lieu-tenant). Die Potenz des Suffixes -ant zeigt sich jedoch darin, daß sprachspielerisch auch Lexeme, die diachronisch nicht als Wortbildungen gelten können, zu Wortbildungen werden: Aus dem Elefanten macht z.B. Morgenstern in seiner Anto-logie einen Elef-anten und nach diesem Vorbild dann als Neubildungen einen Zehen-anten, einen Zwölef-anten und einen Nulel-anten (Morgenstern, Galgenlieder; vgl. Palm 1983:77ff.). Die Nicht-Motiviertheit im Wortschatz ist in der Geschichte im Deutschen ein Argument gegen die Fremdwörter und für ihre Ersetzung mit „durchsichtigen“ heimischen Bildungen gewesen (z.B. bei dem Sprachreiniger J.H. Campe zu Anfang des 19. Jahrhunderts). Dabei geht es aber vor allem um ihre formale Fremdartigkeit und um ihre partielle Nicht-Motiviertheit in der Nicht-Verständlichkeit für breite Schichten.3 Es gibt auch unter den Entlehnungen bzw. Bildungen mit entlehnten Einheiten viele im Deutschen motivierte Bildungen, so Demonstrant zu demonstrieren, Sympathisant zu sympathisieren (letztere im Deutschen gebildet), was in dieser Arbeit gezeigt werden soll. Wie wichtig ist nun aber Motiviertheit im Sinne von morphologisch-semantischer Motiviertheit in der Sprache? Für die Kommunikation spielt normalerweise Motiviertheit keine Rolle, wie auch P. von Polenz (1967) hervorhebt. Erst bei der Reflexion über Wortbildungszusammenhänge wird sie dem normalen Sprachteilhaber bewußt. Motiviertheit ist jedoch im Sprachsystem gerade bei Entlehnungen und Bildungen 2 H. Paul (1880/1920 [1975:106ff.]) verwendet den Begriff der Analogie im Zusammenhang mit der „Gruppenbildung“ auf verschiedenen sprachlichen Gebieten, u.a. in der Wortbildung. Wörter schließen sich durch Analogien zu Gruppen zusammen, wobei je nach Art der Analogie eine Beziehung in Lautform und/oder Bedeutung zwischen den Mitgliedern gegeben ist. Einzelne Gruppenmitglieder werden dann durch Laut- und/oder Bedeutungswandel „isoliert“ (ebd. 189ff.). Der Begriff der Isolierung wird in dieser Arbeit dagegen auf formal und semantisch isolierte Bildungen angewandt, deren Suffix sie jedoch noch als ursprüngliche Wortbildungen ausweist. 3 Campe sah als fremdartig oder unrein alle der Struktur des Hochdeutschen nicht angepaßten bzw. bei komplexen Wörtern nicht im Hochdeutschen motivierten Wörter aus fremden Sprachen an, die damit einhergehend nicht allgemein verständlich seien. Die von Campe bekämpften Entlehnungen konnten damit durchaus sowohl in der Herkunftssprache als auch teilweise durch andere Entlehnungen morphologisch-semantisch motiviert sein, sie gehörten jedoch größtenteils zum Bildungswortschatz und sollten dem Volk nach Campes Vorstellungen durch Neubildungen aus bekannten Bestandteilen verständlich gemacht werden (dazu Kirkness 1984b:294, 1985:93 ff.). Vgl. die Einleitung zu Campes Verdeutschungswörterbuch (Grundsätze, Regeln und Grenzen der Verdeutschung) 1801, 21813. 10 mit entlehnten Einheiten oft nur in Subsystemen wie Bildungswortschatz oder Fachwortschätzen vorhanden, da viele dieser Lexeme solchen Subsystemen angehören. Durch ihre Zugehörigkeit zu diesen Teilwortschätzen können Entlehnungen und Wortbildungen mit entlehnten Einheiten manchmal schwer verständlich sein, nicht aber durch fehlende Motiviertheit für die Sprecher an sich. Aber auch metasprachliche Reflexion über Wortbildungszusammenhänge ist für Sprecher, die nur am Gemeinwortschatz teilhaben, dann nicht möglich. Für Teilhaber am Bildungswortschatz und an Fachwortschätzen kann hingegen nach Polenz Motiviertheit bei sprachreflexiver Tätigkeit erleichternd, da „strukturbildend“ wirken. Polenz nennt hier Bildungen wie Auto(mobil), Autogramm und Automat, die für viele Sprachteilhaber unmotiviert sind. Gebildete und Fachleute können aber noch andere Bildungen mit auto danebenstellen, z.B. Autobiographie, autochthon, Autodidakt, Autonomie. Dadurch werde auto- „für solche Sprachteilhaber ein kleinstes Sinnelement“ ihres Wortschatzes (Polenz 1967 [1975:26]). Im Sprachsystem (als langue im Sinne Saussures) spielt Motiviertheit eine Rolle für die Strukturierung und den Ausbau des Wortschatzes. Die Voraussetzung für Motiviertheit ist das Vorhandensein von Wortfamilien bzw. – in synchronischer Perspektive – „Wortbildungsnestern“ (vgl. Fleischer/Barz 1992:71ff.), die den Wortschatz strukturieren; der Effekt von Motiviertheit ist die Bildung neuer Wörter mit gleicher Struktur. Motivierte Bildungen verweisen also ihrererseits auf andere Wörter, mit denen sie in Wortbildungszusammenhängen stehen. Auch die motivierenden Wörter tragen dazu bei, den Wortschatz semantisch und formal zu strukturieren. Direkte Vorbildfunktion für die Bildung neuer Wörter haben aber nur die motivierten Wörter selbst. So führt das Vorhandensein motivierter Bildungen auf -ant zur Bildung neuer Wörter nach gleichem Muster, z.B. Sympathisant zu sympathisieren nach Demonstrant zu demonstrieren. Es ist auch anzunehmen, daß motivierte Bildungen zur verstärkten Entlehnung neuer motivierter Lexeme mit gleicher Struktur führen. Die Motiviertheit von Lexemen mit Fremdmerkmalen ist bisher jedoch selten diachronisch beschrieben worden. In dieser Arbeit soll die morphologisch-semantische Motiviertheit von Personenbezeichnungen mit ausgewählten Fremdsuffixen dargestellt werden. Gleichzeitig ist es der Versuch, die Einbeziehung solcher Bildungen in das Wortbildungssystem des Deutschen nicht nur wie bisher synchronisch, sondern auch diachronisch sichtbar zu machen und die Entwicklung von Wörtern zu verfolgen. Wie motiviert sind diese Wörter im Deutschen? Gibt es diachronische Unterschiede in der Motiviertheit der Bildungen? Korreliert ein hoher Anteil motivierter Bildungen immer mit hoher Frequenz und auch mit hoher Produktivität von Suffixen im Deutschen? Wie verhält sich die Motiviertheit der betreffenden Lexeme zu ihrer Zugehörigkeit zu speziellen Subsystemen oder zu veraltetem Wortschatz? Auch die Motiviertheit von im Deutschen entstandenen Bildungen soll anhand der Gegenwartssprache untersucht werden. Diese müssen in der Gegenwartssprache nicht immer motiviert sein, obwohl 11 sie im Deutschen gebildet wurden.4 Aber es ist zu erwarten, daß sie bei ihrer Entstehung meist im Deutschen motiviert sind, da bei Ableitungen mit Fremdelementen die Basen oft bereits im Deutschen vorliegen (vgl. Kap. 2.1.1.1). Als Fremdsuffixe gelten entlehnte Suffixe, die durch Form und Distribution noch als entlehnt erkennbar sind. Das für die Bildung von Personenbezeichnungen dominierende und hochproduktive Suffix -er (aus dem lat. -arius) wird damit natürlich ausgenommen, da es voll und ganz in das deutsche Wortbildungssystem integriert ist. Diese Suffixe sollen synchronisch in der Gegenwartssprache ermittelt und dann exemplarisch diachronisch zurückverfolgt werden. Suffigierte Personenbezeichnungen wurden ausgewählt, da sie in ihrer semantischen Struktur meist eine Tätigkeitsbeschreibung enthalten (Nomina agentis) und damit oft schon in der Ursprungs- oder Spendersprache motiviert sind. Die heimischen Personenbezeichnungen auf -er sind in hohem Grade motivierte Bildungen. Es soll festgestellt werden, ob Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen einen ähnlich hohen Grad an Motiviertheit aufweisen. Bei anderen Arten von Bildungen (z.B. Verben auf -ieren) wäre dagegen aufgrund ihrer semantischen Struktur ein niedrigerer Grad an Motiviertheit zu erwarten (vgl. Kap. 2.2.2.2.1). Auch sind die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf Präfixbildungen und Komposita mit Fremdelementen zu übertragen, wie im Verlauf der Arbeit deutlich werden soll. Die Beantwortung der gestellten Fragen kann auch dazu dienen, die Rolle der Motiviertheit bei Entlehnung und Beibehaltung von Lexemen zu beleuchten. Es ist anzunehmen, daß vor allem suffigierte Personenbezeichnungen aufgenommen werden, die schon bei ihrer Entlehnung im Deutschen motiviert sind, da suffigierte Personenbezeichnungen in ihrer semantischen Struktur in der Ursprungs- bzw. Spendersprache in der Regel deutlich auf ein anderes Wort bezogen sind. Dabei können sich jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Suffixen ergeben. Man kann aber nicht in gleicher Weise davon ausgehen, daß unmotivierte Wörter eher wieder aufgegeben werden als motivierte Wörter mit einer deutlichen Wortbildungsstruktur. Es soll dargestellt werden, inwieweit die Bildungen vom Verlust der Motiviertheit betroffen sind und wie sich dies auf ihre Beibehaltung im deutschen Wortschatz auswirkt. Der Stellenwert der Motiviertheit bei der Beibehaltung von Lexemen wird daneben an einem diachronischen Vergleich zweier Perioden deutlich gemacht. Dabei gelten für Bildungen mit Fremdelementen besondere Bedingungen, indem sie oft nur bestimmten Teilbereichen des Wortschatzes angehören. 4 Ein Beispiel mit dem Suffix -ent ist Defizient, ein heute veraltetes Wort für ‘Dienstunfähiger’ bzw. in Österreich und Süddeutschland ein „durch Alter und Krankheit geschwächter katholischer Geistlicher“ (vgl. DW). Die Bedeutung von Defizient kann zumindest nicht vollständig aus dem verwandten Wort Defizit erschlossen werden (vgl. noch im Fremdwörterbuch von Kehrein 1876 „Fehlender, Abtrünniger, Schuldner; Invalide, bes. bei einem geistlichen Amte“). Ein anderes Beispiel mit dem Suffix -ar ist Diätar, heute veraltet für „[bei Behörden] auf Zeit Angestellter, Hilfsarbeiter“ (DW). Diäten sind dagegen heute die Bezüge von Abgeordneten oder Lehrkräften. In Campes Verdeutschungswörterbuch hat Dieten noch die Bedeutung ‘Tagegelder’. 12 1.2. Aufbau der Arbeit Die vorliegende Arbeit hat zwei Schwerpunkte: Zum einen besteht sie aus einer kritischen Auseinandersetzung mit Theorien und Standpunkten der früheren Forschung im Bereich der Entlehnungs- und Motiviertheitsproblematik (Kapitel 2), wobei besonders der letzteren als zentralem Thema der Arbeit breiter Raum gewidmet wird. Es werden Besonderheiten und Probleme der Wortbildung von entlehnten Einheiten vor allem in bezug auf Suffigierung diskutiert. Dieser Teil kann als selbständiger Teil der Arbeit aufgefaßt werden, versucht aber gleichzeitig, mit einer Diskussion der vorliegenden Forschung die Terminologie und Methoden für die nachfolgende empirische Studie bereitzustellen. Ein Forschungsüberblick zum vorliegenden Thema wird somit nicht gesondert vorangestellt, da zum Thema noch kaum Spezialarbeiten erschienen sind. Die Motiviertheit entlehnter Einheiten wird zumeist in größerem Rahmen in Übersichten zur gegenwartssprachlichen Wortbildung behandelt. Kleinere Artikel beschränken sich in der Regel auf einzelne Affixe in synchronischer oder diachronischer Perspektive. Eine synchron-diachrone Studie von Bildungen mit entlehnten Einheiten wie die vorliegende ist dagegen, soweit festgestellt werden konnte, bisher nicht vorgenommen worden. Der zweite Schwerpunkt ist damit eine Darstellung der Motiviertheit von Personenbezeichungen mit sieben ausgewählten Fremdsuffixen in einer synchronisch-diachronischen Perspektive (Kapitel 3). Eine synchronisch-diachronische Perspektive bedeutet, daß die Personenbezeichungen in fünf verschiedenen Zeitabschnitten untersucht werden, die für sich selbst gesehen synchronisch behandelt werden; d.h. es interessiert die Motiviertheit im jeweils gültigen Sprachsystem. Der gewählte Zeitraum ist das 16. bis 20. Jahrhundert. Erst für diesen Zeitraum stehen genügend Wörterbücher zur Verfügung, anhand derer das Sprachmaterial untersucht werden kann, und erst ab dieser Zeit werden Entlehnungen nicht in großem Ausmaß formal integriert. Für die früheste Periode (1550–1650) werden daneben auch andere Quellen herangezogen, da das Wörterbuchmaterial für die Fragestellung in dieser Zeit begrenzt ist. Über Quellenmaterial und genaue Vorgehensweise bei der Analyse wird in Kapitel 3.1 Bericht erstattet. Die Ergebnisse werden in einem eigenen Kapitel zusammengefaßt (Kapitel 4), welches die aufgeworfenen Fragestellungen anhand der Analyse beantworten soll. Das Material der Studie wird in einem Anhang zugänglich gemacht. 13 2. Theoretische Vorüberlegungen 2.1. Zur Entlehnungsproblematik 2.1.1. Fragestellungen der Sprachkontaktforschung 2.1.1.1. Zur Problematik der Klassifizierung von entlehnten Einheiten Die Sprachkontaktforschung beschäftigt sich unter anderem mit den Wirkungen des sprachlichen Kontakts sowohl auf der Ebene des Sprachsystems (Sprachkontakt im engeren Sinne) als auch auf der Ebene der Individuen (Zwei- oder Mehrsprachigkeit, vgl. Bechert/Wildgen 1991:1f.). In unserem Zusammenhang interessiert, wie man lexikalische Entlehnungen von einem Sprachsystem in ein anderes kategorisiert. Die Unterscheidung zwischen Fremdsuffix und Lehnsuffix dient in dieser Arbeit als Instrument zur Aussonderung von Wortbildungen, bei denen die fremde Herkunft der Bestandteile noch erkennbar ist und eignet sich somit, völlig integrierte Bildungen aus dem Untersuchungsmaterial auszuschließen. Es erscheint daher zweckmäßig, den Unterschied zwischen Fremdsuffixen und heimischen Suffixen klar herauszustellen und auf die Unterscheidung Fremdwort – heimisches Wort zu beziehen. Heimische Elemente sind dabei als Elemente zu verstehen, welche die Merkmale der ererbten Elemente einer Sprache aufweisen. Für den deutschen Sprachgebrauch ist nach dem Zweiten Weltkrieg u.a. die Terminologie von Betz wichtig geworden, der mit „Lehnprägungen“ als semantischen Entlehnungen (nur Inhalt) und „Lehnwörtern“ als lexikalischen Entlehnungen (Form und Inhalt) zwei grundlegende Typen von Entlehnungen auf der Wortebene unterscheidet (vgl. Betz 1949:26ff.). Der in der deutschen Sprachwissenschaft traditionell verwendete Terminus „Fremdwort“ bezeichnet dagegen nicht-assimilierte (nicht-integrierte) lexikalische Entlehnungen, also übernommene Wörter, die formativ-ausdrucksseitig (phonologisch, graphematisch und/oder morphologisch)1 nicht an die Empfängersprache angepaßt worden sind. Lehnwörter sind nach dieser Sichtweise formal angepaßte Entlehnungen. Eine klare Unterscheidung zwischen (assimilierten) Lehnwörtern im engeren Sinn und (nicht-assimilierten) Fremdwörtern ist aber oft schwer zu treffen, da die Unterschiede auf den verschiedenen Sprachebenen (Phonologie, Graphematik, Morphologie) verschieden ausgeprägt sein kön1 Die Morphologie kann auch zur Inhaltsseite eines Zeichens gerechnet werden (vgl. Hjelmslev 1943). Hier wird jedoch auf die Form der Flexion Bezug genommen, die fremden oder heimischen Mustern folgen kann. „Ausdrucksseitig“ wird als Begriff damit im gleichen Sinne wie „formativ“ (auf die Form bezogen) verwendet. 14 nen.2 Der Terminus „Fremdwort“ ist somit trotz dieser begrifflichen Unterscheidung lange als rein diachronisch orientierter Begriff aufgefaßt worden, der auch assimilierte Entlehnungen umfaßt und danach fragt, ob ein Wort ererbt oder entlehnt und somit „fremd“ ist.3 Dieser diachronische Ansatz, der sich im Gebrauch des Fremdwortbegriffs lange bemerkbar machte, ist in der Germanistik nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt kritisiert worden. Polenz (1967) fordert in einer Auseinandersetzung mit dem Purismus eine Orientierung an synchronischen (gegenwartssprachlichen) und inhaltsseitigen Gesichtspunkten bei der Klassifizierung von Entlehnungen. Den Begriff des Fremdworts will er auf ein Wort mit Zitatcharakter einschränken, das Eigentümlichkeiten einer anderen Kultur mit einem Begriff aus einer Fremdsprache wiedergibt (sog. „Zitatwörter“ sind z.B. College, Siesta, Geisha, Kolchose, vgl. Polenz 1967 [1975:23]). Alle anderen übernommenen Wörter sollen als Lehnwörter angesehen werden, die am deutschen Wortschatz teilhaben und eine bestimmte Gruppe des Wortschatzes neben anderen Gruppen bilden. Damit orientiert er sich am Gebrauch des Begriffs „Lehnwort“ bei Betz, möchte jedoch die Funktion eines entlehnten Wortes im Verhältnis zu den anderen Wörtern und seine stilistische und sprachsoziologische Einordnung in den Vordergrund stellen. Lehnwörter in diesem Sinne gehören zu den Teilwortschätzen des Bildungswortschatzes, des Fachwortschatzes und des Gemeinwortschatzes. Polenz hat mit dieser Auffassung viele Nachfolger gefunden (z.B. Kirkness 1984a, 1991a) und sie ist bei funktionalen bzw. soziolinguistischen Fragestellungen adäquat. Bei Fragestellungen, wo außer dem Inhalt auch die Form eine Rolle spielt, bietet es sich jedoch an, Entlehnungen primär nach ihrer formalen Anpassung zu unterscheiden. Auch kann gegen Polenz’ Ansatz eingewandt werden, daß der diachronische Aspekt der Herkunft bei der Beschäftigung mit Entlehnungen per definitionem niemals ganz vernachlässigt werden kann; es kann dann sinnvoll sein, ihn mit dem synchronischen Aspekt der formalen Integration zu verbinden.4 Eine synchronisch und ausdrucksseitig orientierte Auffassung vertreten z.B. Heller (1975, 1981), W. Müller (1976) und Munske (1983). Munske hat sich in 2 Ein Beispiel ist das Wort Familie aus dem Lateinischen familia: Es enthält als phonologisches Fremdmerkmal die Nicht-Initialbetonung; graphematisch weicht es insofern von heimischen Lexemen ab, als es <i> für [i:] in betonter Stellung aufweist (statt <ie>); morphologisch ist es in die Pluralbildung der Feminina auf -e einbezogen (dies etwa im Gegensatz zu Wörtern mit fremden Endungen, die teilweise ihre eigene Pluralform aus der Herkunftssprache aufweisen: Abstraktum – Abstrakta, Cello – Celli, Kasus – Kasus usw., vgl. Duden-Grammatik 1995:238). 3 Vgl. dazu vor allem Polenz (1967) und Kirkness (1975). Der Terminus „Fremdwort“ ist von dem Puristen Karl Krause um 1815 geprägt und von Jean Paul verbreitet worden (vgl. Kirkness 1975 [1979:78]). Er existierte im deutschen Sprachraum aber als Begriff fremdes Wort bzw. ausländisches Wort seit dem 17. Jh.; Mitte des 19. Jh.s erfolgte dann eine Unterteilung in Fremdwort und Lehnwort. Das Entstehen eines an der fremden Herkunft orientierten Fremdwortbegriffs ist eng mit dem aufkommenden Sprachpurismus des 17. Jh.s verbunden (vgl. Heller 1981:9ff.). Diese Bewegung verstand sich als Bewegung zur Sprachpflege, wodurch Sprachpflege lange Zeit ein Synonym für Sprachreinhaltung wurde (Greule/Ahlvers-Liebel 1986:7). 4 Siehe folgende Seite. 15 verschiedenen Arbeiten mit der Fremdwortproblematik auseinandergesetzt und vertritt die Auffassung, daß das Deutsche in bezug auf den Wortschatz als eine „Mischsprache“ beschrieben werden muß (1988). Er beschreibt den Wortschatz unter dem Aspekt von Zentrum und Peripherie und rechnet Erbwortschatz und Lehnwortschatz zusammen als „Basis-“ bzw. „Ergänzungssystem“ zum zentralen System des Wortschatzes, den Fremdwortschatz aufgrund der ausdrucksseitigen Nicht-Integration zu „peripheren Systemen“, die am zentralen System teilweise partizipieren (1983:567). Damit werden intuitive Urteile über „Fremdheit“ und „Vertrautheit“ eines übernommenen Lexems bestätigt (ebd. 561f.). Fremdheit entsteht durch Beibehaltung von Merkmalen, die der Empfängersprache fremd sind, Vertrautheit durch Anpassung an das eigene Sprachsystem und durch gleiche Struktur. Heller (1975:56) operiert mit den Merkmalen „fremd – heimisch“. Fremdwörter sind diachronisch und synchronisch fremd, Lehnwörter diachronisch fremd und synchronisch heimisch. Beispiele für Fremdwörter im heutigen Deutsch sind Courage, Flirt, Palais, Sputnik; Beispiele für Lehnwörter sind Pfingsten (griech. pentecoste), Rettich (lat. radix), schreiben (lat. scribere), Wein (lat. vinum), Streik (engl. strike) (Beispiele bei Bußmann 1990:215). Diese Sichtweise ist eine Verbindung von Synchronie und Diachronie, da man die übernommenen Lexeme als diachronisch fremd aussondert und sie synchronisch auf ihre formale Anpassung hin befragt. Eine solche Einordnung in den Lehn- und Fremdwortschatz ist in der Praxis nicht immer leicht vorzunehmen, indem das betreffende Lexem sowohl Züge von Integration als auch von Fremdheit aufweisen kann (vgl. das obengenannte Beispiel Familie). Man fragt bei dieser Einteilung in Fremd- und Lehnwort auch nicht nach der Geläufigkeit von Wörtern bzw. ihrer Zugehörigkeit zu lexikalen Subsystemen, was als Nachteil empfunden werden kann. Die Unterteilung eignet sich jedoch dazu, assimilierte Entlehnungen aus synchronisch orientierten Untersuchungen auszuschließen, was bei Fragen der Wortbildung von Vorteil sein kann. Entlehnte Wortbildungselemente können m.E. in diese Sichtweise einbezogen werden (so auch bei Fleischer/Barz 1992:61ff.). Aufgrund ihrer aus4 So ist auch z.B. Greules Unterteilung des Wortschatzes in „Erbwort – Lehnwort – Neuwort“ (Greule 1980) als synchronisch verfehlt anzusehen, da sie rein genetisch-diachronisch orientiert ist und als Lehnwort undifferenziert alle aus fremden Sprachen übernommenen Lexeme bezeichnet, unabhängig vom Grad der formalen Integration. Als wesentliches Merkmal von Entlehnungen gilt nur noch die fremde Herkunft, womit ein Aspekt einseitig verabsolutiert wird und synchron feststellbare Unterschiede in der Integration von Entlehnungen vernachlässigt werden. Den gleichen Vorwurf kann man an Kirkness’ Hervorhebung der Inhaltsseite von Entlehnungen richten (Kirkness 1984a, 1991a): Kirkness wirft der traditionellen Germanistik vor, daß sie mit „Fremdwort“ nur die Herkunft eines Wortes bezeichnet und „Etymologisches statt des Sprachsoziologischen hervorhebt“ (1991a:296). Dagegen fordert er als „Desiderate der Gegenwarts- und Zukunftsgermanistik“ die Untersuchung von „Begrifflichkeit und Terminologie, Erfassung und Beschreibung des nhd. Lehndeutsch als etymologisch begründeter Kategorie“ (299), womit „Lehndeutsch“ auch wieder primär auf seine Herkunft festgelegt ist. Sehr früh entlehnte und damit formal völlig angepaßte Wörter sollten allerdings (nach Kirkness 1984a:16) dem Erbwortschatz („natives“) zugerechnet werden. 16 drucksseitigen Fremdheit gehören Fremdsuffixe zur Peripherie der Wortbildungsmittel. Lehnsuffixe hingegen müssen zum zentralen System der Wortbildungsmittel gerechnet werden, da sie sich nicht von den ererbten deutschen Suffixen unterscheiden. Mit der ausdrucksseitigen „Vertrautheit“ geht einher, daß sie mit denselben Basen wie die ererbten Suffixe verbunden werden können. Das hochfrequente und hochproduktive Suffix -er aus lat. -arius muß daher zusammen mit den anderen, nicht entlehnten und weniger frequenten Suffixen zur Bildung von Personenbezeichnungen zu den synchronisch heimischen oder indigenen Suffixen gerechnet werden, obwohl es diachronisch fremd, nicht ererbt ist. Lehnwörter und Lehnsuffixe werden synchronisch heimisch/indigen in dem Sinne, daß sie durch Integration die dem diachronisch heimischen/indigenen (ererbten) Wortschatz eigenen Merkmale erwerben.5 Der Ausgangspunkt dieser Arbeit ist somit synchronisch und ausdrucksseitig: Es geht um die Analyse der Wortbildung mit entlehnten, formal nicht integrierten Suffixen (Fremdsuffixen) bei Personenbezeichnungen. Diese Suffixe sollen zunächst synchronisch in der Gegenwartssprache ermittelt und dann exemplarisch diachronisch zurückverfolgt werden. Lexeme können nun aber durchaus auch mit entlehnten Bestandteilen im Deutschen gebildet worden sein. Man spricht dann von „Lehn-Wortbildungen“ (vgl. Hoppe et al. 1987:16).6 Fleischer/Barz (1992:61) schlagen den Begriff „Fremdwortbildung“ für eine synchrone Betrachtung als adäquater vor, der auf nicht-integrierte entlehnte Elemente beschränkt ist. Er ist in der Regel zu analysieren als Wortbildung „mit Fremdelementen auf der Basis der Wortbildungsstrukturen des Deutschen“ (Fleischer/Barz ebd.).7 Der Terminus „Fremdwortbildung“ soll hier übernommen werden, da er mit der Terminologie der Fremdsuffixe kongruent ist. Beispiele für Wortbildungen mit entlehnten Elementen sind Disko-thek, Lingua-thek nach dem Vorbild von Biblio-thek (vgl. Fleischer/Barz 1992:62). Solche mit entlehnten Bestandteilen gebildeten Lexeme werden manchmal auch als Scheinentlehnungen oder Pseudoentlehnungen bezeichnet (vgl. Tesch 1978:126). Cypionka bezeichnet sie in einer Arbeit über französische „Pseudoanglizismen“ als Lehnformationen, die mit bereits fertig entlehnten oder auch mit zum Zeitpunkt der Bildung ad hoc entlehnten Elementen entstehen können. Bei Ableitungen liegen die Elemente meist schon fertig in der Empfängersprache vor (Cypionka 1994:231). „Lehnwortbildungen“ im Sinne von Hoppe et al. und Fremdwortbildungen im Sinne von Fleischer/Barz können auch im Deutschen entstandene Bildungen bezeichnen, bei denen nur ein Element entlehnt bzw. fremd ist8 (Bsp. 5 Von Munske wird „indigener Wortschatz“ (ähnlich wie bei Heller „heimisch“) in einer synchronischen Perspektive als Gegensatz zu „Fremdwortschatz“ verwendet (1988:50, vgl. Kap. 2.1.2.1). 6 Zuerst wurde der Begriff wohl von Polenz (1967) gebraucht (Ruf 1996:39). 7 Eine Ausnahme bildet nach Fleischer/Barz das Modell deverbaler Substantive auf -in, das aus dem Englischen stammt (Sit-in), dazu im Deutschen Roll-in etc. 8 Hoppe et al. (1987:16): „Entlehnt sind jeweils eine, mehrere oder sämtliche ihrer Teileinheiten und in einigen Fällen auch das Kombinationsmuster [...] selbst“. 17 Spielo-thek, Fleischer/Barz 1992:62). Solche Lexeme als spezielle Art von Fremdwortbildungen werden hier als „Hybridbildungen“ bezeichnet. Hybridbildungen können definiert werden als Verbindungen heimischer und fremder Elemente (so Fleischer/Barz 1992:62) oder als Verbindungen von Elementen, die aus verschiedenen Sprachen stammen (Bußmann 1990:315). Der Definition von Fleischer/Barz folgend, werden als Hybridbildungen des Deutschen in dieser Arbeit im Deutschen entstandene Verbindungen von heimischen und fremden Elementen angesehen. Der Begriff „Lehnwortbildung“ als Oberbegriff für Bildungen mit entlehnten Einheiten soll im folgenden nicht gebraucht werden, obwohl er in der Forschungsliteratur recht verbreitet ist. Er paßt aber nicht in die hier maßgebliche Dichotomie Lehnsuffix – Fremdsuffix.9 Der Begriff „Bildung mit entlehnten Einheiten“ ist hier der neutralere. Im nächsten Abschnitt werden die Ursachen für Wortentlehnung und Wortbildung mit entlehnten Einheiten behandelt, wie sie die Sprachkontaktforschung herausgearbeitet hat. 2.1.1.2. Ursachen für Wortentlehnung und Wortbildung mit entlehnten Einheiten Wortentlehnung und Wortbildung mit entlehnten Einheiten sind im Zusammenhang mit allgemeinen lexikalischen Neuerungsstrategien zu sehen. Edlund/Hene (1992:68) unterscheiden drei Typen von Möglichkeiten zur Wortschatzerweiterung: 1. Verwendung eines in einer anderen als der Kommunikationssprache vorhandenen Worts, 2. Neubildung eines Worts mit Elementen aus einer anderen Sprache und/oder der Kommunikationssprache, 3. Bedeutungswandel bei einem Wort der Kommunikationssprache. Für Wortentlehnungen trifft Möglichkeit 1, für Wortbildungen Möglichkeit 2 zu. Es gibt verschiedene Ursachen für Entlehnung von Lexemen (und Neubildungen mit entlehnten Einheiten), die oft zusammenwirken und sich auch widersprechen können. Man kann mit U. Weinreich (1953 [1976]) zwischen sprachstrukturellen und nicht-sprachstrukturellen Faktoren im Sprachkontakt differenzieren. Eine ähnliche Einteilung ist die in systeminterne (sprachinterne, infralinguale) und -externe (sprachexterne, extralinguale) Faktoren. Tesch (1978:201ff.) wertet als infralingual den sachbezogenen (onomasiologi9 Er wird oft verwendet, wenn es eigentlich um die Bildungen mit Fremdelementen geht, so auch in Klosa (1996) und Ruf (1996). Völlig integrierte entlehnte Präfixe werden in diesen Arbeiten nicht behandelt, da es solche nicht gibt. Für die hier unternommene Untersuchung ist eine Differenzierung aber wichtig, um die Bildungen auf -er auszuschließen. – Die Problematik der Abgrenzung von integrierten Morphemen ist wohl auch den Mitarbeitern am Band Deutsche Lehnwortbildung (Hoppe et al. 1987) bewußt. Vgl. den Beitrag von G.D. Schmidt (1987a:27), in dem auf „die Schwierigkeiten, die in einigen Fällen bei der Markierung als ‘entlehnt’ oder ‘indigen’ auftreten“ hingewiesen wird, „wo der Betrachter gezwungen ist, eine Grenze zu ziehen, bei der er sowohl die Entlehnungszeit als auch den Assimilationsgrad berücksichtigen kann“. Als entlehnt sollen also wohl doch nur Elemente betrachtet werden, die noch Merkmale entlehnter Elemente aufweisen. Bildungen mit dem Suffix -er und nicht-entlehnter Basis (wie z.B. Fischer) werden somit nicht mehr als Lehnwortbildungen angesehen. Vgl. auch Kirkness (1984a:16), der solche Bildungen als „natives“ bezeichnet (Kap. 2.1.1.1, Anm. 4). 18 schen) Aspekt und den sprachökonomischen Aspekt, als extralingual den kommunikativen Aspekt als Ursachen für Entlehnung.10 Der sachbezogene Aspekt wird wirksam bei Bezeichnungslücken in der Sprache für neue Inhalte, besonders Sachinnovationen. „Das Bedürfnis, neue Dinge, Personen, Lokalitäten und Begriffe zu bezeichnen, ist offenbar eine universelle Ursache lexikalischer Neuerung. Durch genauere Aussonderung derjenigen unter den lexikalischen Neuerungen dieser Art, die Lehnwörter sind, kann der Sprachwissenschaftler einen Beitrag zum Nachweis dessen leisten, was eine Sprachgemeinschaft von einer anderen gelernt hat.“ (U. Weinreich 1953, 1976:79f.) Für Wortbildungen sind in diesem Zusammenhang besonders die sog. Internationalismen zu erwähnen (vgl. Braun 1990a), die vor allem in Fach- und Wissenschaftssprachen vorkommen. Diese „gelehrten Neologismen“ (H. Lüdtke, Tesch 1978:125) bewirken eine Annäherung dieser Teilwortschätze verschiedener Sprachen. Sie werden aus lateinisch-griechischem Wortmaterial in einer Sprache gebildet und können dann in andere Sprachen entlehnt werden (vgl. Kap. 2.1.2.1). Dem sprachökonomischen Aspekt wird von Tesch nur zusammen mit anderen Faktoren Bedeutung beigemessen, da das Streben nach Sprachökonomie zwar kennzeichnend für sprachliches Verhalten ist, sich jedoch bei Entlehnungen nicht immer bemerkbar macht. Der kommunikative Aspekt wird besonders wirksam bei den Symptomund Signalfunktionen der Sprache (nach dem Bühlerschen Sprachmodell), nämlich als Bedürfnis nach Stilvariation, sprachlicher Spieltrieb, Bedürfnis nach Euphemismen, „Reiz des exogenen Lexems“ sowie als sozialer Wert der „Modellsprache“ (Tesch 1978:209ff.). Besonders der letztgenannte Faktor ist zu betonen (vgl. auch Cypionka 1994:78f.). Die Sprache steht hier für einen kulturellen und sozialen Wert an sich: „So geht der Bereich der Kulturwörter in den der Modewörter über“ (Bechert/Wildgen 1991:76). Man kann hier m.E. zwischen Spender- und Ursprungssprache differenzieren, da Spendersprachen selbst Übernahmen vermitteln können, die einen kulturellen Wert repräsentieren (z.B. lateinische Entlehnungen, die über das Französische aufgenommen werden). Sprachprestige führt zu Übernahmen von Benennungen für neue Erscheinungen aus einem bestimmten Kulturkreis, wodurch ein Zusammenhang mit dem sachbezogenen Aspekt gegeben ist, von dem es oft schwer zu trennen sein kann: Im Prinzip könnten Bezeichnungslücken auch mit ererbtem Sprachmaterial gefüllt werden. Sprachprestige kann aber auch bei Entlehnung von Bezeichnungen für vorhandene Erscheinungen zur Verdrängung von heimischen Synonymen führen. Gleiches gilt für Bildungen aus 10 Weinreichs Kategorisierung ist etwas anders; er unterscheidet z.B. als Motive lexikalischer Entlehnung zwischen dem universalen Bedürfnis, Neuerungen zu benennen, und „sprachinternen“ Ursachen wie Bedürfnissen nach Synonymen usw.; davon grenzt er die „sozialen Werte“ der „Quellensprache“ ab (1953 [1976:79ff.]). Die grundlegende Differenzierung ist jedoch die in sprachstrukturelle und nicht-sprachstrukturelle Faktoren, die Entlehnung fördern oder hemmen können (vgl. U. Weinreich 1953 [1976:90f.]). Sie sind im Grunde besser für eine Beschreibung geeignet als „sprachintern“ bzw. „-extern“, da auch bei nicht-strukturellen Faktoren die Sprache einen Wert vermittelt. 19 entlehntem Sprachmaterial, die „im Gefolge starker Kulturströmungen“ auftreten (Tesch 1978:126). Für die Verbreitung/Etablierung einer Entlehnung bzw. aus entlehnten Einheiten entstandenen Wortbildung nach ihrer Einführung bzw. Entstehung ist ebenfalls das Prestige der entlehnenden Sprache zu dem aktuellen Zeitpunkt von zentraler Bedeutung (vgl. Edlund/Hene 1992:99ff.). Daneben sind Wörter für neue Erscheinungen begünstigt. Wörter, die sich formal an bereits vorhandene Muster anlehnen, haben ebenfalls gute Chancen zur Etablierung. Edlund/ Hene nennen hier neben der Anlehnung an phonotaktische/graphotaktische und morphologische Strukturen ausdrücklich die Anlehnung an bereits vorhandene Wortbildungsmuster, die auch schon bei der erstmaligen Einführung eines Wortes wirksam werden kann (Bsp. show off im Schwedischen11, das – allerdings eher formal – an show business anschließt).12 Hier kann auch die Frage der Motiviertheit eine Rolle spielen. Die Motiviertheit eines Wortes kann vermutlich seine Entlehnung fördern, wenn es in seiner semantischen Struktur eng auf ein anderes Wort bezogen ist, d.h. Verben führen oft Nomina agentis mit sich. Darüber hinaus fördern vorhandene motivierte Bildungen die Entlehnung neuer Bildungen mit gleicher Struktur. Für die Beibehaltung der betreffenden Lexeme aber gelten nach Schippan dieselben Prinzipien des Sprachwandels wie für den gesamten Wortschatz überhaupt: „Veränderungen im Wortschatz [sind] durch das sprachlich-kommunikative Handeln bestimmt, durch kommunikative und kognitive Bedürfnisse. [...] Als Medium der Kommunikation, der Benennung und, damit verbunden, der Verallgemeinerung und Bewertung, muß der Wortschatz ständig neuen kommunikativen und kognitiven Aufgaben angepaßt werden.“ (Schippan 1992a:243) Entlehnungen können wie alle anderen Wörter auch infolge lexikalischer Neuerungsstrategien verdrängt werden; ebenso können Entlehnungen wie alle anderen Lexeme veralten oder verschwinden, indem ihr Denotat sich verändert. Systemexterne sprachsoziologische Faktoren sind bei Entlehnungen besonders wirksam. So sind Wortschatzeinbußen durch Verdeutschung von Wörtern oder durch Ersatz älterer Entlehnungen durch neuere aus einer anderen Sprache entstanden (Seibicke 1985:1513).13 In bezug auf die Beibehaltung bzw. Aufgabe von Wortbildungen ist somit ein direkter Einfluß ihrer morphologisch-semantischen Struktur nicht zu erwarten. Man könnte sich jedoch vorstellen, daß in einigen Fällen ein Wort aufgegeben wird, weil es 11 ‘hervorstechen [versuchen]’, vgl. Chrystal (1988:75). Vgl. dazu Edlund/Hene: „Die Analogie zu bereits vorhandenen Entlehnungen kann auch sowohl für die Einführung als auch für die Verbreitung von Entlehnungen von Bedeutung sein [...]. Schon vorhandene Entlehnungen bahnen also den Weg für neue Entlehnungen aus der gleichen Sprache, was teilweise erklärt, warum der Einfluß einer Sprache langsam anfangen, aber einen schnellen Verlauf nehmen kann, wenn das Tor erst geöffnet ist“ (Edlund/Hene 1992:100f., Übers. d. Verf.). 13 Gleichzeitig führt Seibicke für den Wortschatz allgemein an: „Im bildungssprachlichen Bereich sind die Verluste wahrscheinlich nicht erheblich, weil die ständige Beschäftigung mit der Vergangenheit und historischen Zeugnissen, Texten vor allem, zur Tradierung und Konservierung sehr vieler Wörter vergangener Epochen geführt hat.“ (Seibicke 1985:1513) 12 20 seine Motivationsbasis verloren hat, besonders wenn es sich um Personenbezeichnungen handelt, die durch ihre semantische Struktur eng mit der Basis verbunden sind. 2.1.2. Einflüsse auf die deutsche Sprache 2.1.2.1. Klassische Sprachen „Die deutsche Sprache ist von den klassischen Sprachen so stark beeinflußt worden wie von keiner anderen. Das gilt für die ältere Zeit vor allem, und soweit es unmittelbare Beeinflussung angeht, fast ausschließlich vom Latein.“ (Rosenfeld 1980:653) Dieser Kontakt des Lateinischen mit dem Deutschen in alt- und mittelhochdeutscher Zeit hat besonders das lexikale System des Deutschen beeinflußt; die Entlehnungen dieser Zeit sind in der Regel vollständig assimiliert. Jedoch „setzt mit dem Humanismus eine umfassende Latinisierung des Deutschen [...] ein, welche auf einer programmatischen, kulturellen und sprachlichen Loyalität gegenüber dem klassischen Latein beruht“ (Munske 1982:239f.). Dies bedeutet, daß Entlehnungen aus dieser Zeit nicht in gleichem Umfang wie die frühen Entlehnungen in das deutsche Sprachsystem integriert wurden. Es bildeten sich eigene Teilsysteme in Phonologie, Graphematik und Morphologie für diese neueren Entlehnungen heraus, die Munske als periphere Systeme lateinischer Transferenzen bezeichnet (ebd. 252).14 So zeichnen sich spätere lateinische Entlehnungen ins Deutsche oft durch phonologische Abweichungen vom heimischen System aus, indem sie eine andere Wortstruktur und somit keinen Stammsilbenakzent aufweisen. Es handelt sich nicht so sehr um Einflüsse aus dem Lateinischen, sondern um „Erscheinungen der ‘Attraktion’“ durch das Lateinische (Munske ebd. 242f.). Man kann auch von einem (kulturellen) „Superstrat“ im Deutschen sprechen, das zu einer „zweifachen Struktur des Deutschen“ führt. Indigener Wortschatz und Fremdwortschatz, der größtenteils aus lateinisch-romanisch-griechischen Morphemen besteht, bilden „partiell eigene Ausdruckssysteme des deutschen Gesamtsystems“ (Munske 1988:50). Dadurch unterscheidet sich das Deutsche von Sprachen wie z.B. dem Englischen mit seiner starken Vermischung germani14 Vgl. Kirkness (1984a:15), der die Übernahmen und Bildungen aus dem Lateinischen als ein eigenes „Subsystem“ im Deutschen neben dem System der ererbten Elemente germanischen Ursprungs ansieht, das sich in vollem Umfang erst im 17. und 18. Jahrhundert entwickelt hat. Er bringt dies mit dem Aufkommen des Purismus in Verbindung: „[...] in the 17th and 18th centuries, with the development of the notion, if not the name of a foreignism – the term Fremdwort dates from the beginning of the 19th century – and with the onset of organised purism in the sense of an anti-foreignism campaign, the two sets largely parted company. Crossfertilisation decreased, the stability of the independent sets increased. Here again, we can see evidence of a transition in speakers’ attitudes and of change in language structure.“ Munskes Erklärung der Beibehaltung lateinischer Elemente auch durch die Loyalität gegenüber dem Lateinischen ist überzeugender. Es ist durchaus eine Wertschätzung dieser lateinischen Züge in ihrem eigenen System vorhanden, welche die Integration in das deutsche Sprachsystem verhindert, gepaart mit Ablehnung der Latinismen (und Gräzismen, Gallizismen) aus Furcht vor Überfremdung. Vgl. auch Kap. 2.1.2.2 zum Französischen. 21 scher und lateinisch-romanischer Elemente und dem aus dem Latein hervorgegangenen Französischen. In diesen Sprachen sind die lateinischen Elemente nicht so klar wie im Deutschen von den heimischen oder den ererbten zu trennen. Durch das Lateinische werden auch griechische Elemente vermittelt; ebenso vermitteln andere Sprachen lateinische Elemente, besonders Französisch und Englisch. Gallizismen und Anglizismen wurden (und werden) oft ins Deutsche integriert, indem sie an die entsprechenden lateinischen Teilsysteme im Deutschen angepaßt werden. Dies gilt für Grundmorpheme sowie für Wortbildungsmorpheme (Munske 1982:254): So werden beispielsweise alle aus dem Französischen entlehnten Adjektive auf -ant mit Nasalvokal [ã] in der Aussprache wie Latinismen behandelt (elegant, pikant [ant] noch mit Endbetonung, vgl. Munske 1984). Das frz. Suffix -eur kann zu lat. -or werden (transformateur > Transformator). Aus diesem Grund sind die ausdrucksseitig lateinischen Entlehnungen und Bildungen sehr zahlreich. Zugleich wurde mit den sog. „mots savants“ im Französischen selbst eine Möglichkeit geschaffen, lateinische Wörter zu integrieren (Bsp. lat. actio, actionis > frz. action, Lüdtke 1984:870). Es können auch ursprünglich lateinische Wörter über neuere Sprachen aufgenommen werden, auch hier oft in latinisierter Form. Deshalb ist es oft schwierig, zu entscheiden, ob ein Wort direkt aus dem Lateinischen oder auf dem Umweg über andere Sprachen entlehnt wurde. Prinzipiell sollte man jedoch bei Wortbildungen differenzieren zwischen der Ursprungssprache als Sprache, in der eine Bildung entstanden ist, und der Spendersprache als Sprache, aus der eine Bildung übernommen wurde, auch wenn beides oft zusammenfallen kann.15 Für die vorliegende Fragestellung sind vor allem Entlehnungen und Wortbildungen ab der Zeit des Humanismus relevant, da deren Fremdmerkmale noch bewahrt sind. Entlehnungen aus der Römerzeit und auch aus dem Mittelalter sind heute meist als Lehnwörter zu betrachten, da sie formal mehr oder weniger ins deutsche Sprachsystem integriert sind. Waren die Entlehnungen der Römerzeit in den Bereichen Handel und Verkehr, Garten- und Weinbau sowie Hausbau und Wohnkultur zu finden und stellten die Bereiche von „Kirche und Kanzlei“ die meisten Entlehnungen des Mittelalters, so ist „der Wortschatz der Wissenschaft und akademischen Einrichtungen in seiner heute noch weitgehend gültigen Form [...] in der Zeit des Humanismus geschaffen worden“ (Drux 1984:858). Wörter lateinischer Herkunft prägten und prägen z.T. noch die Terminologie der Universitäten und Schulen sowie der Behörden und Gerichte. Die Festschreibung des römischen Rechts 1495 führte zur Etablierung lateinischer juristischer Termini, während die Gelehrtensprache Latein nach der Reformation noch etwa 200 Jahre verwendet wurde (vgl. P.G. Schmidt 1986:45). In der Rechts- und Verwaltungs- sowie in der Wissen15 Die Bezeichnung „Herkunftssprache“ soll dagegen als Oberbegriff für Ursprungs- oder Spendersprache gebraucht werden. 22 schafts- und Schulsprache sind dann auch die meisten Personenbezeichnungen mit lateinischen Suffixen zu finden, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung durch die Epochen. Sprachpurismus wirkte auch hier; so wurden in der Rechtssprache die meisten der entlehnten Termini seit Ende des 18. Jh.s durch Verdeutschungen ersetzt (vgl. Brandt 1988:122ff.). Die Sprache der jüngeren Entlehnungen war das sog. Neulatein, das aus der Wiederbelebung des klassischen Lateins in Italien im 14. und (in Deutschland) im 15. Jh. hervorgegangen war: „Neulatein stellt trotz individueller und regionaler, nicht zuletzt durch Einwirkungen der jeweiligen Landessprachen bedingter Unterschiede die lingua franca europäischer Gelehrter und Wissenschaftler während und jahrhundertelang nach der Renaissance dar“ (Kirkness 1991b:337). Im 18. Jh. begann der lebendige Gebrauch des Lateins abzunehmen, was im Zusammenhang mit der bürgerlichen Emanzipationsbewegung in der Aufklärung zu sehen ist. Jedoch war auch im 18. Jh. die Wissenschaftsund Gebrauchsprosa oft von lateinischen Wörtern durchsetzt (vgl. Rosenfeld 1980:657). Im 19. Jh. nehmen die neuen Wortbildungen mit klassischen Bestandteilen immer größeren Raum ein. Der Fachwortschatz insbesondere der Naturwissenschaften und der Medizin, aber vor allem auch der Wortschatz der Technik, der Industrie und des Handels wird unter Verwendung lateinischer Elemente ausgebaut. Personenbezeichnungen gehören daneben auch dem politischen Wortschatz an; Französisch und Englisch sind oft die Vermittler solcher Wörter in den bürgerlichen Revolutionen und politischen Bewegungen des 19. Jh.s (Drux 1984:860). Diese Tendenz setzt sich im 20. Jh. fort; hier kommt die Werbesprache als neues Gebiet lateinischer Beteiligung hinzu: „Seit Minimax und Audi, Vim, Fido und Securitas gibt es viele Produkte oder Firmen, die mit lateinischen oder latinisierenden Elementen werben, wie der Produktname Semperit, der beim Käufer den Eindruck hervorruft, daß dieser Reifen läuft und läuft und läuft...“ (P.G. Schmidt 1986:47). Man muß hinzufügen: beim Käufer, der das entsprechende lateinische Wort kennt. Neu entstandene Bildungen mit lateinischen (und griechischen) Elementen spiegeln somit moderne Vorstellungen: It is clear [...] that the Latin, and still more the Greek lexical elements which have entered modern languages, give, if we consider them as a whole, a picture which is often far from faithful to ancient ideas, because very few of them have been dug up for love of anquinity, and most of them have simply been called upon to serve some modern end. In the vocabulary of modern Western languages electro by now refers only to electricity, and if for some reason it should become necessary to express the idea of “amber” in a compound term, it would be impossible to have recourse to electro-. (Migliorini 1956:20) Der Humanismus war auch eine Quelle direkter Entlehnungen aus dem Griechischen ins Deutsche. Wichtiger ist das Griechische jedoch im Zusammenhang mit neuen Wortbildungen geworden. Darüber hinaus gibt es eine große Menge durch das Lateinische vermittelte Gräzismen, was sich auch an der 23 Zahl der griechisch-lateinischen Mischbildungen zeigt. Lateinische Suffixe werden an griechische Stämme angehängt und umgekehrt (Katalys-ator, Appendic-itis), daneben gibt es Komposita wie Automobil und Television (vgl. Rosenfeld 1980:659). Mit den Wörtern kommen die entsprechenden Fremdsuffixe ins Deutsche. Diese werden auch mit nicht-entlehnten Wortstämmen verbunden, was jedoch viel seltener ist als die Verbindung mit den entlehnten Basen.16 Aus dem Lateinisch-Griechischen kommt der größte Anteil von Fremdsuffixen bei Personenbezeichnungen und bei allen anderen Lexemen. Sechs der hier diachronisch näher untersuchten Suffixe (alle außer dem ursprünglich griechischen -ist) sind lateinischer Herkunft. 2.1.2.2. Neuere Sprachen „Im Gegensatz zu den übrigen romanischen Sprachen, deren Einfluß sich auf bestimmte Epochen konzentrierte, hat der Transfer Französisch → Deutsch von Anfang an und ohne Unterbrechung gewirkt; er ist eine Konstante der deutschen Sprachgeschichte“ (B. Müller 1986:71). Besonders stark war der französische Spracheinfluß im Mittelalter sowie vom Ende des 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Der neuzeitliche „Einfluß“ war ebenfalls – wie beim Latein – eher die Folge einer Attraktion der maßgeblichen Schichten der deutschen Gesellschaft durch das politisch und kulturell führende Frankreich. Besonders im 16. und 17. Jahrhundert, als die meisten Wörter übernommen werden, ist die Oberschicht prinzipiell zweisprachig; auch in den folgenden Jahrhunderten hat das Französische den Rang der herausragenden Kultursprache. Die Konkurrenz durch das Englische setzt ernsthaft erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Sachgebiete der Entlehnungen sind „fast alle Bereiche des städtischen Lebens sowie der Wirtschaft und der Stadtverwaltung“ (Lüdtke 1984:876), daneben in hohem Grad auch das Militärwesen. Zahlreiche Entlehnungen sind allerdings im Zuge von Sprachreinigungsbestrebungen ersetzt worden; zum einen gab es die Verdeutschungsversuche der Sprachgesellschaften des 17. Jh.s und des Aufklärers Campe im späten 18. und frühen 19. Jh., zum anderen die massive Eindeutschungskampagne des Deutschen Sprachvereins Ende des 19. und Anfang des 20. Jh.s. Letztere führte u.a. zur Verdeutschung der Amtssprache im Post- und Fernmeldewesen. Wie beim Lateinischen war der französische Spracheinfluß so stark, daß mit den Wörtern auch Suffixe übernommen wurden, „die nicht nur als Bestandteile entlehnter Wörter erkennbar, sondern darüber hinaus produktiv, also zu Neubildungen verwendbar sind bzw. zeitweilig waren“ (Lüdtke 1980:674). Außer den Suffixen aus der ritterlich-höfischen Zeit (u.a. -ier) gab es die Suffixe der sog. „mots savants“ (u.a. -aire > -är) und neuere, aber weniger produktive französische Suffixe wie -ade, -age, -aille.17 Die Wortbildung mit ent16 17 Zur Wortbildung mit Fremdsuffixen s. Kap. 2.2.1.4. Zu den Fremdsuffixen für Personenbezeichnungen s. Kap. 2.2.2.2.2. 24 lehnten Einheiten unterliegt hauptsächlich den schon in Kap. 2.2.1.1 für das Lateinische genannten Bedingungen mit den entsprechenden Sachgebieten; daneben gibt es explizit französische Bildungen (z.B. mit -är und -eur). Näher untersucht wird als spezifisch französisches Suffix hier nur -är als Variante zu -ar; andere Suffixbildungen können aber aus dem Französischen kommen, obwohl sie lateinische Endungen aufweisen. Zu den Fremdsuffixen für Personenbezeichnungen tragen das Italienische und Spanische ebenso wie das Russische nur peripher bei. Bei den Bildungen aus romanischen Sprachen beruht dies auch auf der häufigen Relatinisierung bei oder nach der Übernahme ins Deutsche. Dies gilt ganz besonders für das Italienische, welches im 16. und 17. Jh. ein ernsthafter Konkurrent des Französischen als Spendersprache von Entlehnungen war. Ein anderes Problem stellt sich für das Englische: Hier haben wir neben lateinisch-griechischen bzw. latinisierten Suffixen das äußerst produktive Suffix -er in zahlreichen neuen Personenbezeichnungen (Manager; Showmaster [letzteres im Deutschen gebildet]). Dieses Suffix soll hier aber nicht als Fremdsuffix betrachtet werden (zu Merkmalen von Fremdsuffixen s. Kap. 2.2.1.4). Englisch ist also nur als Vermittler von Bildungen mit griechisch-lateinischen Suffixen für die vorliegende Themenstellung relevant. 2.2. Zur Motiviertheitsproblematik 2.2.1. Fragestellungen der Wortbildungslehre 2.2.1.1. Analytische vs. synthetische Wortbildungslehre Fragt man nach der Motiviertheit von Wortbildungen, so stellt man die Frage nach der Struktur der vorhandenen Lexeme in den Vordergrund, also den analytischen Aspekt. Weniger im Blickfeld liegt hier die Möglichkeit und Vorhersagbarkeit von neuen Wortbildungen, der synthetische Aspekt. Die Wortbildungslehre kann (wie andere Wissenschaften auch) sowohl unter analytischer als auch unter synthetischer Perspektive betrieben werden. Diese beiden Vorgehensweisen sind gerade im Bereich der Wortbildung ebenso miteinander verbunden wie die diachronische und die synchronische Perspektive auf die Sprache. Kastovsky (1982:16) verbindet Analyse und Synthese mit den Begriffen „Empirie“ bzw. „Theorie“ und führt aus: Ausgangspunkt ist jeweils die Sammlung, Analyse und Klassifizierung von beobachtbaren Fakten mit dem Ziel, eventuell vorhandene Gesetzmäßigkeiten aufzudecken. Der zweite, synthetische Schritt besteht in der Formulierung vermuteter Gesetzmäßigkeiten als Hypothese, d.h. als eine Theorie, die die Natur der beobachteten Daten erklären und Vorhersagen über die beobachteten Fakten hinaus ermöglichen soll. Anhand dieser Vorhersagen wird die Theorie durch den Vergleich mit weiteren Daten auf ihre Stichhaltigkeit überprüft. 25 Als typisches Beispiel für die analytische Vorgehensweise kann der amerikanische Strukturalismus angesehen werden, während die Generative Transformationsgrammatik das synthetische Prinzip verkörpert, welches aber immer eine Analyse voraussetzt (vgl. Kastovsky 1982:17). In den heute maßgeblichen deutschen Wortbildungslehren vertreten Fleischer/Barz (1992) eher den analytisch-strukturalistischen Aspekt, allerdings mit Betonung einer funktional-semasiologischen Fragestellung (was leistet ein bestimmtes Wortbildungselement?); u.a. Olsen (1986) repräsentiert hingegen den synthetisch-generativen Aspekt.18 Ziel ihres Ansatzes sei, schreibt Olsen, „nicht die Erklärung aller Wortbildungsdaten im Sprachzustand, sondern die Isolierung und Beschreibung desjenigen Teils des Sprachsystems, welcher die produktive Bildung neuer Wörter ermöglicht“ (1986:17). In der vorliegenden Arbeit wird die Analyse der Motiviertheit aller Bildungen eines bestimmten Typs vorgenommen, allerdings mit dem Ziel, evtl. Motivationsbeziehungen aufzudecken, die zur Strukturierung des Wortschatzes beitragen und davon ausgehend zur Bildung neuer Wörter führen. Hierin liegt die Bedeutung der Motiviertheit in der Sprache, die aber immer nur einen Teil der sprachlichen Wirklichkeit ausmacht und sich gegen andere Züge im Sprachsystem und in der sprachlichen Entwicklung behaupten muß, vor allem gegen die Tendenz zur Idiomatisierung. Wie in der Wortbildung Analyse und Synthese eng verflochten sind, so sind auch Diachronie und Synchronie schwer zu trennen. Im 19. Jh. wurde die Wortbildung im Rahmen der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft und deren analytischem Modell behandelt (Jacob Grimm), während sie schon im 18. Jh. eher unter synthetischem Aspekt gesehen wurde (Leibniz).19 Die diachronische Orientierung der Wortbildungsforschung mit der Beschränkung auf historische morpho-phonologische Entwicklungen von existierenden Wortbildungen sowie einer übergreifenden Darstellung des sprachgeschichtlichen Verlaufs setzt sich auch in der Germanistik des 20. Jh.s fort. Noch in Walter Henzens Deutscher Wortbildung (1947, 31965) ist der diachronische Aspekt maßgeblich. Erst dann setzt sich die synchronische Betrachtungsweise im Anschluß an Saussure durch, indem die Darstellung der Verhältnisse der Gegenwartssprache zentral wird. Wie Dokulil aber mit Recht bemerkt (1968:203), ist die Trennung von Synchronie und Diachronie in der Wortbildung im Vergleich zur Phonologie und zur Syntax nur sehr schwer durchführbar: 18 Erben (31993) vertritt einen ebenfalls strukturalistisch geprägten, aber eher funktional-onomasiologisch orientierten Aspekt, ebenso wie die Reihe Deutsche Wortbildung (1973ff., vgl. Wellmann 1975a). Wilss (1986) stellt hingegen kommunikativ-sprachpsychologische Aspekte in den Vordergrund. 19 Vgl. ausführlich Brekle/Kastovsky (1977:7ff.), wo ein Abriß über die Geschichte der Wortbildungsforschung unter der Dichotomie Analyse – Synthese gegeben wird. Leibniz ist der herausragende deutsche Vertreter der rationalistischen Sprachbetrachtung des 18. Jh.s und seine Betrachtungsweise findet Nachfolger im deutschen Idealismus (Humboldt, Jean Paul). Der synthetische Aspekt ist aber nach Brekle/Kastovsky schon bei Schottelius’ Stammwortprinzip im 17. Jh. ansatzweise erkennbar. 26 Das hängt mit dem spezifischen Charakter dieses Sprachbereichs zusammen, vor allem damit, daß man mit der Wortbildung [...] zweierlei prinzipiell zwar verschiedene, aber dialektisch verbundene und schwierig auseinanderzuhaltende Prozesse meint: erstens die einmaligen Ereignisse der Schöpfung neuer Wörter, die auch noch vor unserem Augen verläuft, und zweitens die – mehr oder weniger treue – Wiedergabe dieser Schöpfung im Sprechakt. Nicht alle Prozesse, die zur Bildung eines neuen Wortes geführt haben, bleiben indessen lebendig und werden im Sprechakt wiedergegeben. In diesem Falle wird die Wiedergabe der Wortbildung durch die bloße Verwendung eines fertigen Wortes ersetzt. Zur Wortbildungslehre gehören nach Dokulil „nicht nur die wortbildenden Prozesse, Vorgänge, sondern auch die Ergebnisse dieser Prozesse, die Wortgebilde, solange sie als solche empfunden werden“ (ebd.). Wortgebilde sind diachronisch als Resultat eines in der Vergangenheit liegenden Prozesses aufzufassen. Damit muß nach Dokulil die synchronische Betrachtung wiederum zwei Aspekte der Wortbildung unterscheiden, „den prozessuellen, der auf die Neubildung und Wiedergabe der Bildung der Wörter eingestellt ist, und den struktur-funktionellen, der auf die Struktur der Wortgebilde und deren Funktion zielt. [...] Der eigentlichen Wortbildung im prozessuellen Sinne wird somit die ‘Wortgebildetheit’, die Wortbildungsstruktur gegenübergestellt“ (ebd. 205, Hervorh. im Orig.). Der struktur-funktionelle Aspekt kann als analytisch und der prozessuelle Aspekt als synthetisch gesehen werden. Dokulils Auffassung der Bedeutung der „Wortgebildetheit“20 und seine Sichtweise von Synchronie und Diachronie ist zentral für die Aufgabenstellung dieser Arbeit. Sie ist wichtig für die Diskussion über „Motiviertheit“ als synchronisch-analytische Perspektive, die sich mit den Resultaten diachroner Wortbildungsprozesse befaßt (vgl. Kap. 2.2.1.2). Diachronie und Synchronie sollten getrennt voneinander behandelt werden, auch wenn ihre Verflechtung im Bereich der Wortbildung deutlich ist. Man kann aber diachronische Betrachtungen in eine synchronische Perspektive einbauen, indem man z.B. innerhalb eines Sprachzustandes zwischen entlehnten und im Deutschen entstandenen Wortbildungen unterscheidet. Besonders wichtig wird die Unterscheidung von Diachronie und Synchronie bei Sprachkontakten und deren Konsequenzen, worauf schon Marchand (1955) am Beispiel von lateinischen Entlehnungen ins Englische und Höfler (1972) am Beispiel der neulateinischen Kompositionsweise im Französischen hingewiesen haben. Diachronisch gesehen in einer anderen Sprache entstandene Bildungen müssen synchronisch als Teil des Sprachsystems der Empfängersprache betrachtet werden.21 Marchand unterscheidet damit in der Wortbildung des Englischen zwischen einer synchronisch analysierbaren „native basis of coining“ (Bsp. dis-agreeable) und einer meist unanalysierbaren „foreign 20 Der Begriff wurde von Dokulil (1964) eingeführt. Eine Sprache ist natürlich niemals als statisch anzusehen, sie birgt immer Veränderung (vgl. Höfler 1972:96 mit Bezug auf W. von Wartburg). Nur die Betrachtungsweise kann einen synchronen Zustand zu isolieren versuchen, worin sich das Veränderungspotential als Ausnahme darstellt, das diachron einen Wandel signalisiert (Härd 1981:166, vgl. Coseriu 1974:99). 21 27 basis of coining [...] on the morphologic basis of another language“ (Bsp. horr-or, con-tain) (Marchand 1955:16). Damit eine Wortbildung als heimisch („native“) klassifiziert werden kann, soll sie entweder als bestehend aus zwei selbständigen Morphemen oder einem selbständigen und einem unselbständigen Morphem analysierbar sein. Sie kann als Ganzes aber durchaus entlehnt sein. Elemente solcherart als fremd eingestufter Wortbildungen können in Einzelfällen jedoch als Allomorphe englischer Morpheme analysiert werden (z.B. scient- in scient-ist als Allomorph zu science). Höfler modifiziert Marchands Einteilung insofern, als er die Gruppe von Wörtern hervorhebt, die sowohl in der Spendersprache als auch in der Empfängersprache analysierbar sind, ohne daß deren Morpheme immer frei vorkommen müssen (Höfler 1972:115f.). Außerdem ergänzt er Marchands rein synchronische Betrachtung durch eine diachronische Einteilung von Bildungen mit entlehnten Elementen in Entlehnungen und eigene Bildungen (hier: französische Bildungen auf -[o]manie, -[o]mane; ebd.124f.). Auch Rettig kritisiert Marchands zu eng gefaßte „Analysierbarkeit“ von Lexemen wie horror, horrid, horrify, da für den Bestandteil horr- eine gemeinsame synchronische Bedeutung ‘Grauen, Entsetzen’ anzunehmen sei (1981:28). Diese gebundenen Elemente werden in der neueren Forschung als „Konfixe“ bezeichnet (vgl. Kap. 2.2.1.2). Rettig plädiert auch dafür, zwischen Entlehnungslehre, Wortbildungslehre und Lexikologie zu trennen, um den Bildungen mit entlehnten Wortbildungselementen gerecht zu werden. In Wörterbüchern sollten Artikel zur Entlehnungslehre entlehnte Wörter mit bestimmten Wortbildungselementen beschreiben, Artikel zur Wortbildungslehre in der jeweiligen Sprache gebildete Wörter mit diesen Elementen und Artikel zur Lexikologie alle Wörter mit diesen Elementen, „gleichgültig, ob sie während des Berichtszeitraums entlehnt oder wortgebildet wurden oder ob sie schon vorher entlehnt oder wortgebildet wurden“ (Rettig 1987a:208). Diesen Zweig der Lexikologie bezeichnet er als „Wortstrukturlehre“ (ebd. 206). Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich in diesem Sinne mit Wortstrukturlehre, wobei synchronisch unmotivierte Bildungen mit bestimmten Elementen aus der Untersuchung aber nicht ausgeklammert werden. 2.2.1.2. Motiviertheit vs. Ableitung Die Begriffe Motiviertheit/Motivation22 und Ableitung werden in der sprachwissenschaftlichen Literatur in bezug auf suffigierte Bildungen zwar theoretisch unterschieden, aber dennoch häufig in der Verwendung vermischt, indem beide Begriffe in synchronischer Perspektive gebraucht werden. In diesem Abschnitt soll eine klare methodische Trennung der Begriffe vorgenommen werden, indem Motiviertheit auf die Synchronie, Ableitung auf die Diachronie 22 „Motivation“ und „Motiviertheit“ werden in dieser Arbeit synonym gebraucht. Die Bevorzugung von „Motiviertheit“ im Titel und in der Überschrift soll jedoch darauf hinweisen, daß dieser Terminus eher den analytischen Aspekt in den Vordergrund stellt, indem man danach fragt: „Wie sind bestimmte Lexeme motiviert?“ Vgl. auch Strauß/Zifonun (1985:144), die „sprachsystembezogene Motiviertheit“ von „sprecher- oder hörerbezogener Motivierung“ unterscheiden. 28 bezogen wird. Der Begriff der Suffixbildung sollte primär auf die Form des Wortes bezogen werden. Ferdinand de Saussure hat den Ausdruck „relative Motivation“ geprägt (Cours de linguistique générale, 1916 [1967:156]). Motivation ist nach Saussure eine „Einschränkung der Beliebigkeit“ (ebd. 158) im Sprachsystem. Das bedeutet, daß das sprachliche Zeichen generell arbiträr ist, eine relative Motivation, d.h. eine Erschließbarkeit der Bedeutung durch bestimmte Eigenschaften des bezeichneten Objekts, jedoch u.a. in der Wortbildung zum Ausdruck kommt (vgl. Conrad 1978:172). Man kann verschiedene Arten von Motivation/ Motiviertheit unterscheiden; zumeist werden drei Typen unterschieden: Phonetisch-phonemische, morphosemantische und figurative Motivation (Fleischer/ Barz 1992:14f.). Ullmann (1962) spricht von phonetischer, morphologischer und semantischer Motivation, zieht aber im Grunde die gleichen Grenzen: Beziehung zwischen Laut und Bedeutung (Bsp. Kuckuck nach dem Ruf); mehr oder weniger vollständige Erschließbarkeit der Bedeutung einer Wortbildung durch die Bedeutung der Bestandteile (Bsp. Diskussionsbeitrag); Beziehung zwischen Bedeutung der Ausgangseinheit und übertragener Bedeutung (Bsp. Fuchs ‘Schlaukopf’; Beispiele in Fleischer/Barz ebd.).23 Für die vorliegende Arbeit ist allein die morphologisch-semantische oder morphosemantische Motiviertheit als primärer Gegenstand der Wortbildung von Bedeutung.24 Bei Saussure selbst ist der Begriff der Motiviertheit weit gefaßt, indem er „relativ motivierte“ Wörter synchronischen Simplizia gegenüberstellt. Als relativ motiviert werden dort (nach der deutschen Ausgabe) Bildungen wie Früh-ling angesehen, die leicht als Wortbildungen zu erkennen sind, im Gegensatz z.B. zu Lenz (vgl. im folgenden Saussure 1916 [1967:157]). Auch Licht ist demnach gegenüber Docht relativ motiviert.25 Motivierung ist nach Saussure „um so vollständiger, je leichter sich die Anreihung [= Wortbildung] zerlegen läßt und je deutlicher der Sinn der Untereinheiten ist“. Es gibt nach 23 Darüber hinaus ist von Bellmann auf die Erscheinungen der „Motivation aus dem Zeichenfeld“ und der „situativen Motivation“ aus der Kommunikation heraus hingewiesen worden (1988:6). Schippan (1992b:169) meint jedoch, diese Erscheinungen unter der morphematischen und der figurativen Motivation subsumieren zu können: „Wenn Wortbedeutungen als semantisches Wissen aufgefaßt werden, das Referenz- und Verstehensakte steuert, so sind feldmäßige Einordnung und Situationsbindung bedeutungskonstitutiv vorhanden.“ 24 Metaphorisierung wie im Fall der figurativen Motivation kann aber auch in der Wortbildung eine Rolle spielen, besonders bei den Metaphernkomposita (vgl. Fleischer/Barz 1992:99f.). Unter dem Aspekt der morphologisch-semantischen Motiviertheit können solche Bildungen, wenn sie als Ganzes metaphorisiert sind, teilweise als „metaphorische Simplizia“ betrachtet werden (z.B. Augenblick; Fleischer/Barz ebd.). Vgl. dazu auch Käge (1980:39ff.). Figurative Motivation spielt bei den untersuchten Bildungen keine Rolle und wird deshalb nicht besonders hervorgehoben. 25 Hier ist eine Motiviertheit durch leuchten formal schwer erkennbar; vgl. aber das gleichlautende Adjektiv licht, aus dem das Substantiv entstanden ist (Kluge-Seebold 1995:518). Diese Beispiele stehen – wie auch das folgende Zitat – nur in der deutschen Ausgabe; in der französischen steht: „Comparez encore berger [= Schafhirte], complètement immotivé, et vacher [= Kuhhirte], relativement motivé […]“ (Saussure 1916 [1922:181f.). Die Motiviertheit von vacher (von vache ‘Kuh’) ist deutlicher als die von Licht. Saussure gibt aber auch Beispiel für weniger motivierte Bildungen wie cachot ‘(finsteres) Gefängnis’ zu cacher ‘verbergen’. 29 Saussure aber außer „durchsichtigen Formelementen wie -er in Schäfer neben Töpfer und Schlosser auch andere, deren Bedeutung unklar ist oder die überhaupt keine Bedeutung haben“, z.B. -el in Nagel, Sattel, Schnabel, Achsel; hier hat man das unbestimmte Gefühl, daß -el ein Bildungselement sei, das Substantiven eigen ist, ohne daß man es genau definieren könnte“. Wortbildungen neigen also zu einer „ganzheitlichen Semantik, die sich nicht mehr an Bedeutungen ihrer Bestandteile ablesen läßt“ (Fleischer/Barz 1992:15). Man spricht dann von „Idiomatisierung/Idiomatizität“ oder „Demotivierung/Demotivation“. Auch „Lexikalisierung“ wird vielfach in diesem Sinne verstanden, z.T. jedoch auch als bloßer Vorgang der Speicherung einer Wortbildung als fester Bestandteil des Wortschatzes aufgefaßt (so Inghult 1975, Käge 1980). Für Fleischer/Barz (1992:15f.) besteht Lexikalisierung aus Speicherung der Bildung im Lexikon und Demotivation (Idiomatisierung). Dabei weisen idiomatisierte Bildungen „keinen Zusammenhang mehr – auch nicht metaphorisch – zwischen der Gesamtbedeutung und den Einzelbedeutungen ihrer Bestandteile auf“ (ebd. 18), so z.B. bei Zeitschrift. Nach Lipka (1977:155, vgl. 1981:120) ist Lexikalisierung der Verlust des Syntagmacharakters einer Bildung durch häufigen Gebrauch, der nicht immer auftritt. Idiomatisierung und Demotivierung sind beides nach Lipka „Aspekte der Lexikalisierung, die getrennt vorkommen können“ (Lipka 1981:121). Lipka differenziert also zwischen Idiomatisierung als semantischen Veränderungen des komplexen Wortes in bezug auf dessen Konstituenten (durch Hinzufügung oder Verlust von Merkmalen, z.B. bei Rollstuhl ‘für Behinderte’ oder Tischler, was zur Bedeutungsverengung oder zur Bedeutungserweiterung führen kann26) und Demotivierung als „Verschwinden des Zeichencharakters einer oder mehrerer seiner Konstituenten“ (z.B. bei Uhrmacher, der in der Regel nicht Uhren macht, sondern diese repariert, vgl. Lipka 1977:156, 1981:121). Nach Schippan (1992a:100) setzt Lexikalisierung hingegen immer schon bei der Bildung eines Wortes ein, indem das komplexe Lexem eine einheitliche Bedeutung erhält. Darauf folgen evtl. Idiomatisierung (Lexembedeutung ist aus Teilbedeutungen nicht zu erschließen) und Demotivierung (Verlust des Zeichencharakters der Konstituenten). Demotivation kann auch als Anfangsstadium der Idiomatisierung, als „Verblassen“ der ursprünglichen Bedeutung angesehen werden (Palm 1995:85). Die Abgrenzung der Begriffe Demotivierung, Idiomatisierung und Lexikalisierung ist in der Literatur also nicht einheitlich, was auch darauf beruht, daß es fließende Übergänge im Grad der Motiviertheit gibt. In dieser Arbeit wird nur der Begriff „Idiomatizität/Idiomatisierung“ als übergreifender Terminus 26 Der Verlust von Merkmalen des Ausgangsworts führt zu einer Bedeutungserweiterung der Wortbildung, vgl. U. Grimm (1991:103): Bei Tischler wird die Spezialisierung auf Tische aufgegeben und durch Holzmöbel oder -gegenstände ersetzt (‘jemand, der Holzgegenstände herstellt’). Tisch ist aber hyponym zu Holzgegenstand und kann in einer Bedeutungsbeschreibung von Tischler auftauchen. Man könnte also auch hier von zusätzlichen Merkmalen der Wortbildung ausgehen (Tische und andere Gegenstände). Vgl. dazu Kap. 2.2.2.2.2. 30 für die Nicht-Erschließbarkeit der Bedeutung aus den erkennbaren Konstituenten gebraucht (z.B. Zeit-schrift, Tisch-ler). Dabei beschreibt „Idiomatizität“ einen Zustand, „Idiomatisierung“ einen Prozeß.27 Idiomatisierte Bildungen haben einen Idiomatisierungsprozeß durchlaufen, d.h. sie waren einmal motiviert. Der Begriff der idiomatischen Bildung ist genereller und sagt nichts über eine diachronische Entwicklung aus; er ist deswegen gerade bei Entlehnungen geeignet, die in der Empfängersprache nicht von Anfang an motiviert sein müssen. Dies schließt nicht aus, daß man auch synchron zwischen verschiedenen Stadien von Idiomatizität differenzieren kann (vgl. Kap. 2.2.2.2.2). Demotivation kann – auch in einer synchronischen Perspektive – als Anfangsstadium von Idiomatizität gesehen werden. Daneben gibt es nach Fleischer/Barz isolierte Bildungen, „deren Wortbildungsstruktur nur noch historisch-etymologisch aufzuhellen ist“ (Bsp. droll-ig [niederl. drol ‘Knirps, Spaßmacher’], vgl. Fleischer/Barz 1992:18). Bildungen, bei denen auch keine formalen Beziehungen zu anderen verwandten Wörtern bestehen, obwohl sie in ihrer Struktur als Wortbildungen zu erkennen sind, werden hier als formal isoliert bezeichnet, um sie von den idiomatischen Bildungen abzuheben.28 Der Begriff „Lexikalisierung“ soll dagegen als bloße Speicherung einer Bildung im Wortschatz verstanden werden. Die semantische Beziehung zwischen den Konstituenten einer Wortbildung wird mit einem Terminus von Käge (1980) und Fleischer/Barz (1992) als „Motivationsbedeutung“ bezeichnet. Die Motivationsbedeutung ist (im Gegensatz zur Wortbildungsbedeutung als „verallgemeinerte semantische Beziehung zwischen den UK [= unmittelbaren Konstituenten] einer WBK [= Wortbildungskonstruktion]“) „an die Bedeutung der im jeweiligen Einzelfall verwendeten UK gebunden“ und drückt damit eine konkrete Beziehung zwischen den Konstituenten aus (Fleischer/Barz 1992:19, u.a. nach Barz 1988 und Käge 1980). Die Wortbildungsbedeutung von Hörer, Leser, Sprecher ist also ‘Person, die die durch das Basisverb benannte Tätigkeit ausübt’ (Fleischer/Barz 1992:19), die Motivationsbedeutung dagegen wäre dementsprechend ‘Person, die hört/liest/spricht’.29 Wichtig ist, daß die Bedeutung des Lexems aus der Bedeutung der Konstituenten (mehr oder weniger vollständig) erschließbar sein soll, daß aber die richtige Dekodierung außer sprachlichem Wissen in der Regel darüber hinaus auch Sachwissen verlangt (vgl. Fleischer/Barz 1992:15ff.): „Betrachtet man 27 Vgl. Käge (1980:28), der generell von idiomatischen Wortbildungen (gegenüber voll- und teilmotivierten) spricht. 28 Etymologisch verwandte Bildungen, die es auch im Deutschen gibt, können bei formaler Identität m.E. Idiomatizität herstellen, vgl. dazu die Diskussion in Kap. 2.2.2.2.2. 29 Zur Motivationsbedeutung, die hier etwas anders verstanden wird als bei Fleischer/Barz, vgl. auch Kap. 2.2.2.2.2. Anders wird die Wortbildungsbedeutung definiert bei Ros (1992:40), nämlich als Teil der Lexikonbedeutung und „eine die Beziehungen zwischen den Komponenten zusätzlich charakterisierende Information“; sie „umfaßt alle die Bedeutungselemente, die sich nur aus der Kombination von Morphemen ergeben, die isoliert in ihnen nicht nachweisbar sind“ (Hervorh. im Orig.). 31 Wortbildungskonstruktionen unter dem Gesichtspunkt des semantischen Aufschlußwertes der Benennungsmotive30, so zeigt sich, daß in der Mehrzahl der Fälle die Erschließung der Gesamtbedeutung einer Wortbildungskonstruktion das Zusammenwirken mehrerer Kenntnissysteme erfordert“ (Schippan 1992b:170). Ebenso können Motivationsmerkmale „bereits zum Zeitpunkt der Bildung der Konstruktion von geringer Bedeutung für die Interpretation gewesen sein“ (Schippan ebd.). Ein Beispiel ist Liege als motiviert durch liegen, „aber dieses Basismorphem trägt nur ein, wenn auch wesentliches semantisches Merkmal. Um die Wortbedeutung von Liege bestimmen zu können, müssen die Merkmale ‘Möbel’, ‘zum Liegen’, ‘gepolstert’, ‘ohne Lehne’ in die Beschreibung aufgenommen werden“ (Schippan 1992a:100). Bildungen können damit auch schon bei ihrer Entstehung idiomatisch sein (vgl. auch Käge 1980:27f.: ein Beispiel ist das Wort Zielfahndung, das nicht als ‘Fahndung nach dem Ziel’ umschrieben werden kann). Naumann (1986:42f.) bezweifelt sogar, daß es überhaupt (voll)motivierte Wortbildungen gibt. Er möchte nur teilmotivierte (mit vielen Zwischenstufen) und unmotivierte Wortbildungen ansetzen, da selbst regelhafte Wortbildungen wie Nomina agentis auf -er aus Verben wie Leser ein „typhaftes Element“ besitzen. Diese Art von regelhaften Wortbildungen wird dagegen von Käge (1980) und Fleischer/Barz (1992) sowie auch von Püschel (1978) als vollmotiviert angesehen. Daneben gibt es teilmotivierte und idiomatische Bildungen (Krisenstab bzw. Zeitschrift; vgl. Fleischer/Barz 1992:18 und Käge 1980:18); die Übergänge sind jedoch fließend. Nicht alle Bildungen mit zusätzlichen Merkmalen (Krisenstab ‘Stab zur Bewältigung von Krisen’, vgl. Käge ebd. 19)31 sollten demnach – im Gegensatz zu Lipkas Auffassung – als idiomatisch angesehen werden. Püschel setzt sechs Typen von Wortbildungsidiomen mit fallendem Grad semantischer Motiviertheit an, von Großvater zu Hagestolz. Letzteres Wort ist aber auch in bezug auf seine ausdrucksseitige Struktur nur noch „teilweise durchsichtig“ (Püschel 1978:164). Bei Herbermann (1981) sind im Sinne Saussures motivierte Wörter vom Standpunkt des Sprachbewußtseins aus „durchsichtig“ („transparent“), arbiträre Wörter „undurchsichtig“ („opaque“). Die Begriffe „transparent“ und „opaque“ wurden im Zusammenhang mit Wortstrukturfragen zuerst von Ullmann (1951) gebraucht. Zu den arbiträren/„opaquen“ Wör30 „Bennenungsmotive“ sind nach Schippan Merkmale, die für den Benennungsprozeß genutzt werden (Schippan 1992a:97). 31 Nach Käge geht die Bedeutung von Krisenstab darüber hinaus, „was Konstituenteninhalte + Stellungskomponente + Relationskomponente (‘Stab für Krisen’) an semantischem Material bereitstellen: daß ein Krisenstab ein ‘offizielles Gremium sachverständiger Persönlichkeiten (ist), das zur Bewältigung politischer, wirtschaftlicher o.ä. Krisen, Konflikte oder bestimmter Notsituationen gebildet wird’ (Duden, 1586), kann nicht mehr restlos aus den Faktoren abgeleitet werden, die eine vollmotivierte Bildung semantisch bestimmen“ (Käge 1980:19, Hervorh. im Orig.). Ein Beispiel mit deutlicherer „idiosynkratischer Bedeutungskomponente“ ist Standbild. (Die Stellungskomponente ist bei Käge die Abfolge Bestimmungswort – Grundwort in deutschen Komposita; die Relationskomponente beschreibt die spezifischen semantischen Beziehungen zwischen den Konstituenten, die vom Sprachteilhaber unmittelbar erschlossen werden können [vgl. ebd. 14ff.].) 32 tern zählt Herbermann jedoch auch idiomatisierte Wortbildungen wie Augenblick, während Ullmann das Wort „opaque“ nur auf Wörter bezieht, die keine Wortbildungen darstellen oder nicht mehr als Wortbildungen erkennbar sind (vgl. Ullmann 1962:96f.). Zum Begriff der Durchsichtigkeit gibt es also unterschiedliche Auffassungen. Er wurde von Wandruszka (1958) im Zusammenhang mit etymologischen Fragestellungen gebraucht.32 Gauger (1970, 1971) hat ihn aufgegriffen und zum Hauptpunkt seiner Wortbildungstheorie gemacht. Als Wortbildungen erkennbare Lexeme sind nach Gauger immer durchsichtig. Dabei kann es durch das Wirken der Norm aber inhaltlich und formal zu Einschränkungen und damit zu „Lexikalisierungen“ bzw. zur „partiellen Durchsichtigkeit“ kommen (Gauger 1971:166f.). Ähnlich wird nach Ernst (1981) die Durchsichtigkeit mehrmorphemischer Wörter u.a. durch „Lexikalisierung“ (im Sinne von „Idiomatisierung“) eingeschränkt. Fleischer/Barz hingegen reduzieren den Begriff auf „formativ-strukturelle Transparenz/Durchsichtigkeit“ (1992:18) im Sinne von idiomatisierten Bildungen. In der vorliegenden Arbeit wird der Begriff der Durchsichtigkeit/Transparenz nicht verwendet, da er zu Mißverständnissen Anlaß geben kann (umfaßt er morphologisch-semantisch motivierte Bildungen [Herbermann], idiomatische Bildungen [Fleischer/ Barz] oder allgemein als Wortbildungen erkennbare Bildungen [Gauger, Ernst, Püschel]?) Der Begriff der Motiviertheit bezieht sich in dieser Untersuchung in erster Linie auf morphologisch-semantisch motivierte Bildungen, da für idiomatische Bildungen bereits ein adäquater Begriff besteht und die Klassifizierung nur als morphologisch bzw. formal motiviert immer eine terminologische Differenzierung nötig macht, welche Art oder welcher Grad von Motiviertheit gemeint sei. Der Begriff der Demotivation/Demotiviertheit als Anfangsstadium von Idiomatizität verweist auf die abgeschwächten semantischen Beziehungen gewisser idiomatischer Wörter. Wie die motivierten für die Zwecke dieser Untersuchung von idiomatischen Bildungen abgegrenzt werden sollen, wird in Kap. 2.2.2.2.2 diskutiert. Für Idiomatisierungsprozesse im Wortschatz sind innersprachliche und außersprachliche Entwicklungen verantwortlich. Außersprachlich sind bei Verlust des Zeichencharakters von Konstituenten (nach Lipka 1977:156) Veränderungen des Referenten (blackboard: eine Wandtafel ist heute nicht immer schwarz), innersprachlich sind Bedeutungsveränderungen von Konstituenten (Schrein in der Bedeutung ‘Schrank’ bei Schreiner ist heute ausgestorben oder zumindest veraltet/regional). Idiomatisierung kann auch durch Hinzufügung oder Verlust semantischer Merkmale im komplexen Lexem entstehen (vgl. oben S. 30), was in dieser Arbeit mit einem Terminus von P.O. Müller als „semantische Zusatzmarkierungen“ bezeichnet wird (vgl. Kap. 2.2.2.2.2). Auch phonologische und graphematische Veränderungen können nach Lipka eine Rolle spielen (vgl. z.B. die Aussprache von engl. forecastle als [fouksl] 32 Der Begriff wurde jedoch schon 1896 von W. Wilmanns verwendet (vgl. Ernst 1981, Anm. 3). 33 und die daraus entstandene Schreibvariante fo’c’sle, Lipka 1977:156). Die beschriebenen Prozesse treten auch kombiniert auf.33 Idiomatisierungsprozesse sind aber nicht nur als Abschwächung bzw. Verlust vor allem von semantischen Beziehungen zwischen Konstituenten zu sehen, sie erfüllen auch die Funktion einer Differenzierung des Wortschatzes, indem ein Wort eine festgelegte Bedeutung erhält, die sich nicht mehr aus den Bedeutungen der Bestandteile erschließen läßt. Dabei können, wie schon angesprochen, unterschiedliche Grenzen zwischen Motiviertheit und Idiomatizität gezogen werden. Idiomatisierung trägt aber in jedem Fall zur Präzisierung und Terminologisierung von Wortbedeutungen bei. Lipka sieht in Anlehnung an Ernst Leisi das Phänomen der „Hypostasierung“ als eine Ursache für Idiomatisierung. Hypostasierung ist „die Erscheinung, daß die Existenz eines sprachlichen Zeichens auch die Existenz eines einzigen von diesem bezeichneten Dings suggeriert“ (Lipka 1977:161). Dadurch werde ein komplexes Lexem wie z.B. Handtuch zu einer Einheit, deren Bedeutung sich von der Summe der Konstituentenbedeutungen entfernt hat (welche trotz der Bedeutung ‘für Hände’ verschiedene Deutungen ermöglicht). Die Bedeutung im Duden-Universalwörterbuch lautet: „aus Baumwollstoff, bes. aus Frottee od. aus [Halb]leinen, hergestelltes [schmales, längliches] Tuch von unterschiedlicher Größe zum Abtrocknen“. Man kann Idiomatisierung aber auch als umgekehrten Prozeß sehen: Eine abstrakte Vorstellung, die den Ausgangspunkt der Benennung bildete, wird auf verschiedene Ausprägungen des bezeichneten Objekts übertragen (Handtuch für das Gesicht, für Geschirr etc.): „Ein Handtuch ist nicht nur ein Tuch für die Hand. Im Alltag kann man durchaus von Händehandtuch sprechen, um es von ‘Gesichtshandtuch’ zu unterscheiden.“ (Schippan 1992a:101) Damit hat man auch die Möglichkeit erfaßt, daß ein Wort von Anfang an idiomatisch ist. Meist wird über die Motivationsproblematik im Zusammenhang mit Komposita geschrieben. Jedoch gelten die genannten Einteilungen im großen und ganzen auch für Derivate, auch wenn man nicht von zwei gleichwertigen Konstituenten ausgehen kann: Hier haben wir es nicht mit zwei selbständigen Wörtern zu tun, die eine Einheit bilden, sondern mit Basis und Affix. Affixe unterscheiden sich von freien Morphemen vor allem durch ihre reihenbildende Funktion (wiederholtes Vorkommen in Wortbildungsmodellen wie -bar in eßbar, hörbar, machbar), ihre abstraktere Bedeutung und ihr gebundenes Vorkommen (Fleischer/Barz 1992:28). Affixen, vor allem Suffixen, wird oft sogar keine eigene Bedeutung zugeschrieben: Sie sind „spezielle morphologische Mittel zur Versprachlichung von semantischen Grundstrukturen, die ihrerseits durch spezielle semantische Regeln erzeugt werden. Sie sind Indikatoren für solche semantischen Regeln, haben selbst jedoch keine Bedeutung“ (Motsch 1992:119). Ihre Bedeutung läßt sich nach Fleischer/Barz allenfalls nur mit 33 Mehr zu der Rolle solcher Veränderungen im Zusammenhang mit Idiomatisierung/Idiomatizität in Kap. 2.2.2.2.2 dieser Arbeit. 34 Bezug auf bestimmte Wortbildungsmodelle oder -typen angeben: „Demnach ist die Bedeutung eines Affixes (insbesondere Suffixes) eine funktional-semantische Potenz, die erst innerhalb eines Wortbildungsmodells aktualisiert und schärfer konturiert wird“ (Fleischer/Barz 1992:20).34 Will man den in der vorliegenden Arbeit untersuchten Suffixen eine gemeinsame Bedeutung zuordnen, so ist dies ‘Person’. Dies ist allerdings eine im Vergleich zu Suffixen in anderen Bildungen relativ präzise Bedeutung. Man betrachtet Lexeme, die aus Basis und Wortbildungsmorphem (Suffix oder Präfix) bestehen und deren Basis von einem anderen Lexem konstituiert wird, als von diesem Lexem abgeleitet.35 Der Begriff Basis oder Grundmorphem kann sich auch auf mehrgliedrige Morphemkonstruktionen beziehen (vgl. Bußmann 1990:297, anders Fleischer/Barz 1992:24f.). Hier soll im folgenden von der Annahme einer simplizischen bzw. einer komplexen Basis ausgegangen werden, an die Wortbildungsmorpheme angefügt werden (Basis und Wortbildungsmorphem als unmittelbare Konstituenten: die Basis von Freundlichkeit ist freundlich, selbst eine Ableitung zu Freund; nicht Freund selbst). Der Begriff Grundmorphem (Basismorphem, auch Kernmorphem) sollte dagegen eine andere Perspektive ausdrücken (nicht-komplexe Einheiten mit lexikalischer Bedeutung, an die Wortbildungsmorpheme angehängt werden, z.B. Freund in Freund-lich-keit).36 Der Begriff Ableitung/Derivation bzw. Derivat als Prozeß und Resultat kann nun diachronisch-etymologisch oder synchronisch verstanden werden (das Wort ist einmal abgeleitet worden/ das Wort ist ableitbar). Synchronisch werden damit oft morphologisch-semantisch motivierte Bildungen gemeint, die auch diachronisch oft abgeleitet sind. Nicht immer sind aber synchronisch als Ableitung aufgefaßte Bildungen diachronisch auch wirklich abgeleitet; manchmal handelt es sich um sog. „Rückbildungen“ (z.B. Kleinstadt aus kleinstädtisch).37 Dabei geht man davon aus, welches Wort am frühesten nachweisbar ist (das Adjektiv kleinstädtisch ist schon im 17. Jh. nachweisbar, das Substantiv Kleinstadt erst im 19. Jh. belegt). Rückbildungen können zwar durchaus ein synchron produktives Modell zur Bildung neuer Wörter darstellen (vgl. Fleischer/Barz 1992:52), aus einer analytischen Fragestellung muß der Begriff jedoch m.E. ausge34 Wortbildungsmodelle studiert man in einer synthetischen Betrachtungsweise, Wortbildungstypen in einer analytischen (Fleischer/Barz 1992:53). Ein Beispiel für ein Wortbildungsmodell (Strukturschema) ist nach Fleischer/Barz „Verbstamm + Adjektivsuffix -ig mit der [Wortbildungs]Bedeutung ‘Neigung zu der durch den Verbstamm bezeichneten Tätigkeit bzw. Verhaltensweise habend’: bummel-ig, taumel-ig u.a.“ (ebd.). 35 Diese Arbeit konzentriert sich auf Personenbezeichnungen mit Suffixen, weswegen im folgenden mit dem Begriff Ableitung/Derivation auf Suffixbildungen Bezug genommen werden soll. 36 Auch Erben (1993:30ff.) unterscheidet zwischen einfachen Grundmorphemen und komplexen Basen von Ableitungen höheren Grades (Ver-un-treu- als komplexe Basis zu Veruntreu-ung). In diesem Sinne ist Basis vergleichbar mit Stamm, an den Flexionssuffixe angefügt werden (Flexionsstamm, vgl. auch Fleischer/Barz 1992:25). 37 Vgl. Höfler (1972:97f., Anm. 11 in bezug auf Erben 1964:84). Vgl. auch P.O. Müller (1993a:53f.) zur Möglichkeit der Klassifizierung eines Lexems als Derivat bzw. Basis, ohne daß etymologisch eine Derivationsbeziehung vorliegt. 35 schlossen werden. Diese fragt nicht nach der tatsächlichen Entstehungsweise (diachrone synthetische Fragestellung), sondern nach den synchronen morphologisch-semantischen Beziehungen im Wortschatz, denen eine regelhafte Struktur zugrunde liegt: Kleinstädtisch muß auf Kleinstadt zurückgeführt werden, da das Substantiv synchron die Basis der -isch-Bildung ist und die umgekehrte Richtung (isch-Adjektiv motiviert Substantiv ohne Suffix) kein geläufiges Motivationsmuster darstellt.38 Insbesondere berücksichtigt eine solche doppelte Betrachtungsweise des Begriffs Ableitung (diachron/synchron) nicht die Bildungen mit entlehnten Einheiten, da hier oft zwischen Entstehung und synchronischer Struktur differenziert werden muß. Ros (1992:23) unterscheidet zwischen dem ursprünglich diachronisch orientierten Begriff der Ableitung als Beziehung zu einer freien Basis und dem Begriff der Suffigierung als Wortbildungsmodell der „Rechtsankopplung“ eines unselbständigen Zeichens. Sie weist damit auf die in der sprachwissenschaftlichen Literatur häufig vorkommende „Vermengung des Ableitungsaspekts (der im Terminus der expliziten Ableitung enthalten ist und sich hiervon ausgehend in der Annahme manifestiert, daß die erste unmittelbare Konstituente ‘auch frei im Satz vorkommen kann’) mit dem ebenfalls gemeinten Vorgang der Suffigierung selbst“ hin.39 Ihrer Konsequenz, statt von Ableitung nur noch von Suffigierung zu sprechen, da die Formel „A ist durch B motiviert“ das Problem des Basisbezugs nicht löse, folgt die vorliegende Arbeit nicht. Der Terminus „Suffigierung“ drückt m.E. nicht im gleichen Maße die synchronen semantischen Beziehungen zwischen Lexemen aus, die im Begriff der Motiviertheit enthalten sind. Der Begriff „Suffixbildung“ impliziert synchron eine formale Struktur aus Basis und Suffix, ohne daß Suffixbildungen synchron immer motiviert sein müssen. Bergenholtz/Mugdan (1979:159) unterscheiden wiederum zwischen Ableitung als diachronem Prozeß und Derivation als synchroner Struktur. Erben (1993), Fleischer/Barz (1992) sowie auch z.B. Wellmann (1975a, Deutsche Wortbildung) gebrauchen oft die Begriffe Ableitung/Derivation und Motiviertheit in synchronisch-analytischer Perspektive; motivierte Bildungen sind synchronisch im Deutschen Ableitungen/ Derivate. In dieser Untersuchung soll unterschieden werden zwischen dem eher diachronisch orientierten Begriff der Ableitung und dem eher synchronisch orientierten Begriff der Motiviertheit. Der Begriff „Ableitung“ impliziert die Fragestellung: Wann und in welcher Sprache ist ein Wort abgeleitet worden? Der Begriff „Motiviertheit“ bezieht sich auf den Sprachzustand einer bestimmten Zeitstufe für eine bestimmte Sprache und beachtet die semantischen (und morphologischen) Beziehungen zwischen Lexemen in dieser Zeitstufe. Dadurch ist der Begriff gerade für die Behandlung von Entlehnungen und Bildungen mit entlehnten Einheiten im Deutschen gut geeignet. Es kann also synchronisch zwischen motivierten und unmotivierten Suffixbildungen 38 39 Vgl. auch die Diskussion in Kap. 2.2.2.2.1 zur Richtung der Motiviertheit. In bezug auf Fleischer (1976). 36 unterschieden werden.40 Man kann auch den Begriff der Ableitung eher als synthetische Kategorie im Gegensatz zur Motiviertheit als analytischer Kategorie definieren, da bei Ableitungen die Bildungsweise im Vordergrund steht. Fremdbildungen mit Suffixen zeichnen sich auch dadurch aus, daß ihre Basen in der Empfängersprache oft nicht frei vorkommen. Das Phänomen der sog. „Konfixe“41 existiert auch im deutschen Erbwortschatz; für Entlehnungen und Bildungen mit entlehnten Elementen ist es jedoch konstitutiv. Das kommt daher, daß Wortbildungen oft als Ganzes entlehnt werden, ohne daß die Basis entlehnt wird bzw. ohne daß die Basis im Deutschen oder auch in den Spendersprachen frei vorkommt, was besonders bei vielen Lexemen mit griechisch-lateinischen Bestandteilen der Fall ist. So werden z.B. entlehnte Verben aus dem lateinisch-romanisch-griechischen Sprachbereich im Deutschen mit dem Suffix -ier(+en) versehen (z.B. demonstr-ier-en über engl. to demonstrate aus lat. demonstrare), so daß die Basis immer an ein Suffix gebunden ist.42 Dabei kann es sich auch um mehrgliedrige Morphemkonstruktionen als Basen handeln, die nicht frei vorkommen.43 Oft sind mehrgliedrige Basen aus entlehnten Elementen im Deutschen synchron semantisch aber nicht mehr zu erkennen, wie im Beispiel de-monstr-ier-en (vgl. daneben aber z.B. de-montieren, wo de- synchron abtrennbar ist). Gebundene Basen gibt es auch in Fremdwortbildungen (vgl. Inform-ant zu inform-ieren). Konfixe kommen zwar nur in Verbindung mit anderen Morphemen vor, besitzen aber im Gegensatz zu den Affixen eine „lexikalisch-begriffliche Bedeutung“ (Fleischer/Barz 1992:25). Sie erscheinen nach Fleischer/Barz entweder als Derivationsbasis (fanat- in fanatisch), als Erst- oder Zweitkonstituente bei 40 Diese terminologische Differenzierung ist aber nur bei affigierten Bildungen möglich. Bei Komposita besteht kein geläufiger neutraler Begriff zur Bezeichnung der Form. 41 Der Begriff wurde von G.D. Schmidt (1987b:50) geprägt (in Anlehnung an die frz. Bildung confixe in einer Arbeit von Kocourek). 42 Die lateinische Endung -a-re ist dagegen kein Wortbildungssuffix wie das Suffix -ier, sondern die Entsprechung zur deutschen Infinitivendung. Verbstämme sind in beiden Sprachen an Flexionssuffixe gebunden. Es gibt aber im Lateinischen generell stärker als im Deutschen die Tendenz, Ableitungen von nicht frei vorkommenden Wurzeln oder Stämmen (meist in Verbindung mit Flexions-, Formations- oder Ableitungssuffixen) vorzunehmen (Kühner 1912:944ff.). Vgl. z.B. die Ableitung rec-tor direkt aus der Wurzel reg- neben reg-ina aus reg-is, Gen.Sg. von rex, dagegen im Dt. König-in aus König; depress-io (-onis) aus dem Partizip depress-um aus deprimere, dagegen im Dt. Niedergeschlagen-heit aus niedergeschlagen. Dies trägt bei der Entlehnung der entsprechenden Wörter zur Konfixbildung – z.T. mit Lautveränderung – im Deutschen bei (Depress-ion, depress-iv; deprim-ier-en). Vgl. dazu auch Munske (1988:61): „Da im indigenen deutschen Flexionssystem ebenso wie in der indigenen Wortbildung nur der Typ additiver Morpheme vertreten ist, liegt im Typus substituierender Flexion ein strukturell sehr wesentliches Fremdmerkmal vor.“ 43 Vgl. G.D. Schmidt (1987:50f.), der darauf hinweist, „daß es hier um Einheiten geht und nicht um Elemente im Sinne von ‘Grundbestandteile’. Maßgebend ist ihre Rolle als unmittelbare Konstituenten in der Kombination. Die Einheiten müssen also nicht elementar sein, sondern können auch selbst Kombinationen aus Elementen darstellen.“ Anders dagegen werden Konfixe in Fleischer/Barz (1992:25 in Anlehnung an Fischer 1983, 1985) definiert, nämlich als „gebundene Grundmorpheme“, also nicht-komplexe Einheiten. Ich folge Schmidts Definition, die sich für die Arbeit mit dem hier untersuchten Material als sinnvoll erweist. Schmidts Unterteilung der Konfixe und seine Zusammenfassung von Konfixen und Affixen zu „Kombinemen“ wird hier aber nicht übernommen, da dies zu einer unnötigen terminologischen Vielfalt führen würde. 37 Zusammensetzungen (Schwieger- in Schwiegermutter) oder auch als Basis und Kompositionsglied (therm[o]- in Thermik, thermodynamisch). Im Gegensatz zu den unikalen Morphemen (z.B. Him- in Himbeere) treten sie nicht nur in einem einzigen Wort auf. Jedoch werden m.E. die Wörter bei Suffixbildungen nicht von ihren Konfixen motiviert, sondern von anderen Wörtern mit gleichem Konfix. Dieser Auffassung ist auch Murjasov in seinem Artikel über Fremdsuffixe (Murjasov 1976:122), wenn er schreibt, daß sich „defektive Ableitungen“ (mit Konfixen in der hier verwendeten Terminologie) der Art Student – Studium – studieren „durcheinander“ motivieren, „weil es auf synchroner Ebene unmöglich ist, festzustellen, welches Wort in der Kette [...] als Ableitungsbasis fungiert“. Hier wird der Begriff der Basis ausgedehnt auf das ganze Wort (Konfix + Suffix).44 Es zeigt sich aber wieder die Gefahr einer Vermischung der Terminologie von Ableitung und Motiviertheit auf synchroner Ebene. 2.2.1.3. Die Relevanz von Motiviertheit in der Sprache In der untersuchten sprachwissenschaftlichen Literatur gibt es unterschiedliche Auffassungen zur Relevanz von Motiviertheit im Sprachsystem bzw. für den einzelnen Sprachteilhaber. In der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, daß Motiviertheit eine wichtige Rolle im Sprachsystem spielt, vom einzelnen Sprachteilhaber aber unterschiedlich erfaßt wird. Strauß/Zifonun trennen in ihrer Untersuchung zur „Semantik schwerer Wörter“ zwischen „sprachsystembezogener Motiviertheit“ und „sprecheroder hörerbezogener Motivierung“ (1985:144): „Im ersteren Sinne motivierte Zeichen müssen, um korrekt gebraucht zu werden, von Sprechern nicht im zweiten Sinne motiviert oder bedeutungsmäßig hergeleitet werden, weder beim individuellen Erwerb noch beim produzierenden oder rezipierenden Gebrauch“. „Nicht-Motiviertheit“ von Wörtern ist nicht generell „als Schwerefaktor, sondern Motiviertheit als potentieller – allerdings in seiner Bedeutung für die Kommunikation unterschiedlich gewichteter – Erleichterungsfaktor zu betrachten“ (ebd. 145, Hervorh. im Orig.). Motivierung „als sprachreflexive Tätigkeit“ wirkt besonders „bei Lehnwortbildungen des Fachwortschatzes und der Bildungssprache für bestimmte sprachsoziologische Gruppen ‘erleichternd’, da strukturbildend“ (ebd. 151).45 Strauß/Zifonun stützen sich bei dieser differenzierten Bewertung einerseits auf Rettig (1981), anderseits auf Polenz (1967). 44 Ausführlicher zu Konfixen und zu meiner Unterteilung der Motiviertheit bei Personenbezeichnungen Kap. 2.2.2.2. 45 Polenz (1967 [1979:26]) schreibt: „Viele Lehnwörter bleiben unmotiviert, d.h. sie stehen innerhalb des Deutschen in keiner Wortbildungsbeziehung, sind nicht ‘ableitbar’: z.B. Problem, Balkon, Hobby. Sobald aber Lehnwörter und vor allem Lehnwortstämme auch wortbildungsmäßig produktiv werden, erhalten ihre Ableitungen auch innerhalb des deutschen Wortschatzes eine Motivierung, wobei sich aber die sprachsoziologischen Unterschiede stark auswirken.“ 38 Polenz argumentiert, daß Motiviertheit, obwohl sie durch „Lehnwortbildungen“ hergestellt wird,46 für die Kommunikation und das Erlernen und Verstehen von Wortbedeutungen irrelevant ist: Die synchronische Ableitbarkeit von Wörtern ist nach de Saussure nur eine „relative Motiviertheit des sprachlichen Zeichens“, die immer nur bei einem Teil des Wortschatzes vorhanden sein muß, also nicht eine notwendige Bedingung des Zeichencharakters ist. Sie ist nur eine „Einschränkung der Beliebigkeit“, die „zum Wesen des sprachlichen Zeichens gehört“. Wir lernen und beherrschen die Bedeutungen der meisten Wörter nicht so sehr nach den Eselsbrücken der Ableitbarkeit, sondern nach den durch Sprachverkehr erfahrenen Begriffen, die im Sprachbesitz der Sprachgemeinschaft oder der Sprechergruppen durch stillschweigende Übereinkunft mit den Wortkörpern im sprachlichen Zeichen verbunden sind. Und diese erfahrenen Begriffe sind gefestigt durch die strukturelle Beziehung jedes Wortes zu seinen Wortfeldnachbarn und zu seinen üblichen Kontextpartnern. (Polenz 1967 [1979:29]) Diese Argumentation ist im Zusammenhang mit Polenz’ Sicht der Entlehnungsproblematik zu verstehen. Polenz möchte zeigen, daß der Begriff des Fremdworts nicht adäquat ist und daß ein entlehntes Wort synchronisch unter der Fragestellung zu beurteilen ist: „Wie verhalten sich Wörter fremdsprachiger Herkunft im Systemzusammenhang des Wortschatzes zu den sinnbenachbarten Wörtern aus heimischem Sprachmaterial?“ (ebd. 17).47 Polenz hebt zwar hervor, daß bestimmte Lehnwortbildungen, wie z.B. Auto(mobil), Autogramm, Automat für einen Teilhaber am „akademischen Bildungswortschatz oder am Fachwortschatz bestimmter Berufe und Sachgebiete“ motiviert sind: „Nicht so sehr, weil er Griechisch gelernt hat – das haben nicht alle Gebildeten und Fachleute –, sondern weil in seinem in bestimmter Richtung erweiterten Sprachbesitz noch eine Reihe weiterer Wörter mit dem gleichen ersten Bestandteil danebensteht, z.B. Autobiographie, autochthon, Autodidakt, Autograph, Autokratie, Autonomie, Autopsie, Autotypie usw., Wörter, für deren zweite Bestandteile er ebenfalls in vielen Fällen semantische Querverbindungen innerhalb des eigenen Wortschatzes findet“ (Polenz 1967 [1979:26]). Auto- sei damit „für solche Sprachteilhaber ein kleinstes Sinnelement, [...] nicht weil sie es diachronisch vom Griechischen ableiten können, sondern weil dieses Element in ihrem Wortschatz strukturell gruppenbildend wirkt“ (ebd.). Polenz weist auch besonders auf die Motiviertheit von Bildungen mit entlehnten Suffixen hin: Bei den Wörtern auf -ant z.B. gibt es eine Reihe, bei denen dieses -ant innerhalb des Deutschen unmotiviert, also kein Lexem der deutschen Sprache ist48: Bac46 Es ist davon auszugehen, daß Polenz den Begriff der Lehnwortbildung auf im Deutschen gebildete Wörter bezieht. Motiviertheit wird in jedem Fall auch von entlehnten Wörtern im Deutschen hergestellt. 47 Vgl. auch Kap. 2.1.1.1 zur Entlehnungsproblematik. 48 Polenz gebraucht „Lexem“ im Sinne von „Morphem“. Außerdem ist nicht -ant selbst als unmotiviert anzusehen, sondern die mit ihm gebildeten Wörter. 39 chant, Pedant, Sergeant, Leutnant, Adjutant. [...] Die Bestandteile dieser Wörter spielen im deutschen Wortbildungssystem keine Rolle. Anders ist es bei folgenden -ant-Wörtern, die andere Wörter aus dem gleichen Wortstamm des Deutschen neben sich haben, bei denen also das Suffix -ant ein deutsches Lexem ist, weil es hier in Opposition zu anderen Suffixen steht: Gratulant neben gratulieren, Gratulation, Emigrant neben emigrieren, Emigration, Demonstrant neben demonstrieren, Demonstration, Repräsentant neben repräsentieren, Repräsentation, Spekulant neben spekulieren, Spekulation, Intrigant neben intrigieren, Intrige, Musikant neben musizieren, Musik. (ebd. 27f.) Ein Wort nach seiner Motiviertheit zu beurteilen ist dagegen, obwohl eine synchronische Fragestellung, unter dem Aspekt der „semantischen Leistungsfähigkeit“ für Polenz irrelevant. „Es ist ein Irrtum, zu glauben, unmotivierte Wörter hätten eine weniger klare Bedeutung als motivierte.“ (ebd. 28) Dies soll nicht bestritten werden. Es ist aber denkbar, daß unter bestimmten Bedingungen Motiviertheit ein „Erleichterungsfaktor“ für das Verstehen eines Wortes ist. Dieses Postulat wird von Rettig (1981) vertreten. Sowohl auf der Ebene der „Sprachkenntnis“ als auch des „Sprachwissens“ als metasprachliche Reflexion kann Motiviertheit im Sinne von potentieller Motivierbarkeit eines Zeichens relevant werden. In einer konkreten Redesituation kann Motivierbarkeit für den Rezipienten (Hörer) eine „zusätzliche Chance“ zum Verstehen einer „nicht blockverfügbaren Einheit“ sein (Rettig 1981:176), welche im Gegensatz zur blockverfügbaren Einheit nicht als „fertiger Komplex“ in der Sprachkenntnis des Sprechers bzw. Hörers vorhanden ist (vgl. ebd. 135ff.). Nach Rettig kann „die Lexikonrelation der Motivierbarkeit einen Ausgleich für Unterschiede der Sprachkenntnis zwischen Sprecher und Hörer herstellen“, was besonders deutlich bei entlehnten Einheiten beobachtet werden kann: In manchen Situationen hat der Sprecher die Wahl zwischen der Verwendung einer ihm blockverfügbaren Einheit, die aus einer anderen Sprache entlehnt und nur relativ wenig motivierbar ist, und einer ihm ebenfalls blockverfügbaren Einheit, die auf der Basis von einfacheren Einheiten wortgebildet ist und mustergerecht motivierbar ist. Für den Fall, daß dem Hörer weder die eine noch die andere Einheit blockverfügbar ist, wird die Äußerung des Sprechers eher bei Verwendung der motivierbaren Einheit verstanden werden können. (Rettig 1981:177) Besonders bei entlehnten Einheiten ist Motivierbarkeit auf der Ebene des Sprachwissens relevant, wenn auch in der Regel für die Kommunikation bedeutungslos (vgl. Rettig ebd. 174ff.). Verstehen ist hier ein bewußter „Akt der Motivierung“ bekannter komplexer Einheiten im Gegensatz zum Verstehen auf der Ebene der Sprachkenntnis als Dekodieren einer unbekannten Einheit aus der Bedeutung ihrer Bestandteile.49 Diese Unterscheidung zwischen Kommunikation (Sprachgebrauch) und metasprachlicher Reflexion auf der Sprecherebene ist wichtig und wird von Strauß/Zifonun nicht genügend hervorgehoben (Polenz dagegen bezieht sich in dem zitierten Aufsatz ausdrücklich 40 nicht auf die Kommunikation, wenn er über Motiviertheit für bestimmte sprachsoziologische Gruppen spricht).50 Wörter sind für Rettig damit aber nicht per se auf der Ebene des Sprachsystems motiviert, sondern nur im Bewußtsein der Sprecher erst in dieser metasprachlichen Reflexion über Sprache (vgl. ebd. 76ff.). Damit knüpft er an Gauger an, der das Bewußtsein der Sprecher als zentral für eine Beschäftigung mit Sprache ansieht (Gauger 1970, 1971): Im Sprachbewußtsein manifestiere sich die Sprache, die Sprecher verfügen nach Gauger über metasprachliches Wissen. Mit Hilfe dieses metasprachlichen Wissens entdecken die Sprecher „Durchsichtigkeit“ in der Sprache. Gauger zufolge „besteht der Unterschied zwischen dem durchsichtigen und dem undurchsichtigen Wort darin, daß das durchsichtige Wort nicht – wie das undurchsichtige – kraft seiner selbst, sondern kraft eines oder mehrerer anderer Wörter in der Sprache existiert. Der Blick des Betrachters bleibt im durchsichtigen Wort nicht hängen: er geht durch es hindurch auf ein anderes oder auf mehrere andere Wörter“ (Gauger 1971:13, Hervorh. im Orig.). Als Beispiel führt Gauger frz. pommier ‘Apfelbaum’ zu pomme an. Wenn „Durchsichtigkeit“ (im Sinne von Motiviertheit) aber im Bewußtsein der Sprecher existiert, so existiert sie damit m.E. auch im Sprachsystem. Gauger selbst lehnt den Begriff des „Sprachsystems“ ab, da er die Gefahr sieht, daß die Sprachwissenschaft die Sprache in ein System bringen will, das nicht so existiert (vgl. Gauger 1970:18ff.). Er spricht stattdessen von „Koexistenz“ oder „Kopräsenz“ der sprachlichen Elemente in einem Bewußtsein (ebd. 7). Ich verwende den Begriff des Sprachsystems jedoch als Gegensatz zur Sprachverwendung der Sprecher als parole, in der die Motiviertheit von Wörtern vom Standpunkt der Sprecher aus keine besondere Rolle spielt. Motiviertheit ist nur im Sprachsystem als langue und in der Reflexion der Sprecher über die Sprache als langue im Sprachwissen relevant. Diese Reflexion ist in konkreten Redesituationen meist nicht vorhanden und wird dann vom Hörer vorgenommen, der Sprecher allerdings vollzieht sie in der Regel nicht: „Wir benutzen 49 Rettig weist darauf hin, daß die Bedeutung der Motiviertheit auf dieser sprachreflexiven Ebene in der Geschichte unterschiedlich beurteilt wird (1981:180ff.). Als Beispiele nennt er die ablehnende Einstellung des Philosophen Fichte gegenüber Fremdwörtern im 19. Jh. aufgrund fehlender Motiviertheit, da sie somit für breite Schichten verdunkelt und unverständlich seien (vgl. dazu die eingangs erwähnte ähnliche Auffassung Campes zu Fremdwörtern). Dagegen sieht der Philosoph Adorno im 20. Jh. fehlende Motiviertheit von Fremdwörtern als Vorteil, weil sie dann den Sprachteilhaber nicht durch eine eigentliche Bedeutung täuschen und somit Sachverhalte genauer benennen. Vgl. aus Adornos Aufsatz Wörter aus der Fremde: „Die Diskrepanz zwischen Fremdwort und Sprache kann in den Dienst des Ausdrucks der Wahrheit treten. Sprache hat teil an der Verdinglichung, der Trennung von Sache und Gedanken. Der übliche Klang des Natürlichen betrügt darüber. Er erweckt die Illusion, es wäre, was geredet wird, unmittelbar das Gemeinte. Das Fremdwort mahnt kraß daran, daß alle wirkliche Sprache etwas von der Spielmarke hat, indem es sich selbst als Spielmarke einbekennt.“ (Adorno 1965 [1979:202]) 50 Auf die Ebene der metasprachlichen Reflexion zielt wohl auch Ullmann (1962:115) ab, wenn er schreibt: „learned Greek and Latin words are felt to be ‘hard words’ precisely because they are unmotivated, without roots in the language, and without any of ‘those invisible threads that knit words together in the human mind’“ (Zitat von O. Jespersen). 41 die Wörter in gleicher Weise, ob wir nun durch sie hindurchsehen (können) oder nicht.“ (Ernst 1981:68)51 Eine Ausnahme stellt natürlich die bewußt literarisch ausgeformte Rede dar, in der z.B. Wortspiele durch Remotivation idiomatisierter Einheiten oder durch okkasionelle Bedeutungen und Modifikationen vorkommen (vgl. z.B. Käge 1980:94ff.). Hier ist die metasprachliche Reflexion essentiell für das Erfassen aller Bedeutungsnuancen. Die Relevanz von Motiviertheit/Durchsichtigkeit im Wortschatz wird auch von Augst (1975) hervorgehoben. Er betont, daß Durchsichtigkeit aller Generativität, aller Neubildung stets vorangehe. In einer Sprecherperspektive kann man damit eine „etymologische Kompetenz“ der Sprachteilhaber annehmen, die der generativen Kompetenz vorausgeht. Die etymologische Kompetenz ist nicht diachron, sondern am jeweiligen Sprachzustand orientiert: „Ergebnis dieser etymologischen Kompetenz ist eine synchrone Etymologie, die darauf abzielt, die große Fülle des Wortschatzes in Wortfamilien und die oft große Fülle der Bedeutungen eines Wortes in Bedeutungskomplexe zu strukturieren.“ (Augst 1975:177) Der Begriff der Etymologie mag etwas unglücklich gewählt sein, da er den Blick auf die Sprachgeschichte lenkt. Augst zielt jedoch auf komplexe heimische Wörter ab, zu welchen seine Informanten das „nicht mehr durchschaubare Leitwort oder ‘Kernwort’“ synchronisch ermitteln sollten (ebd. 178). Die Untersuchung weist auf eine starke Tendenz, Wörter synchronisch zu motivieren (z.B. empfinden durch finden, wo auch ein diachronischer Zusammenhang besteht). Oft stimmt dies aber nicht mit der Etymologie überein: Hierher gehört deshalb auch die Tendenz zur sogenannten „Volksetymologie“, bei der Sprecher nicht (mehr) motivierte, oft entlehnte Lexeme auf einen neuen Sinnzusammenhang hin durchsichtig machen (Bsp. Armbrust aus lat. arcuballista, vgl. Andresen 1899:320).52 Im Sprachsystem spielt Motiviertheit (nicht nur die morphologisch-semantische) eine nicht zu unterschätzende Rolle, auf die z.B. Wurzel (1984) hinweist. Wurzel hebt hervor, daß Motivationszusammenhänge keine „Randerscheinungen“ sind, „die man bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Sprache vernachlässigen könnte. Obwohl das Sprachsystem [...] durchaus nicht ausschließlich von motivierten Zuordnungsbeziehungen gebildet wird, weisen ganz offensichtlich alle Sprachen ein recht beachtliches Motivationspotential auf“ (Wurzel 1984:206). Dabei unterscheidet er zwischen „universell notwendigen Zuordnungsbeziehungen“ als Sprachuniversalien (so z.B., daß alle Sprachen ein auf Sprecher und Hörer bezogenes deiktisches System durch Personalpronomen der 1. und 2. Person haben), „universell favorisierten Zuordnungsbeziehungen“ (darunter die morphematische Durchsichtigkeit) und „sprachspezifisch favorisierten Zuordnungsbeziehungen“ (wie z.B. „sprachspezifischer Lautsymbolismus“). Das Sprachsystem ist nach Wurzel auf eine 51 Ernst weist aber auf die Bedeutung der „Durchsichtigkeit“ für den (gesteuerten oder ungesteuerten) Spracherwerb hin (ebd.). 52 Zur Bedeutung der Volksetymologie als Indiz für die Relevanz von Motiviertheit vgl. auch Reichler-Beguélin (1991). 42 „Vermehrung des Motivationspotentials“ gerichtet, indem verlorengegangene Motivationszusammenhänge wiederhergestellt bzw. neue Motivationszusammenhänge geschaffen werden: „Als Reaktion auf den sich ständig vollziehenden phonologischen und semantischen Wandel, der Motivationszusammenhänge zerstört, treten ‘kompensatorische’ Veränderungen ein, die die formale und die inhaltliche Seite der Sprache wieder stärker einander anpassen, also die Laut-Bedeutungs-Zuordnung zweckmäßiger gestalten.“ (ebd. 208) Alle „nichtsemantischen und nichtphonologischen Sprachveränderungen“ (also die morphologischen Sprachveränderungen), wenn sie nicht durch „Faktoren wie Sprach- und Dialektmischung, Entlehnung, Normierung usw.“ hervorgerufen sind, tragen zur Vermehrung des Motivationspotentials bei (ebd.). Entlehnung ist demnach, wenn man Wurzels Gedankengang weiterführt, ein potentieller „Störfaktor“ für die Motivationsbeziehungen. Man könnte annehmen, daß auch in bezug auf Entlehnungen die Tendenz dazu geht, diese Störungen zu beseitigen. – Es ist sicher problematisch, von einem autonomen Sprachsystem zu sprechen, das nach Motiviertheit „strebt“. Die Sprecher sind für die Ausformung des Systems verantwortlich und Sprachveränderung ist ein Wechselspiel zwischen System und Sprecherbedürfnissen. Ein vermittelndes Element stellt hier die metasprachliche Reflexion der Sprecher dar. Daß die Tendenz zur Motiviertheit nicht ganz einzelsprachunabhängig ist, zeigt der Vergleich von Fill (1980) zwischen der „Wortdurchsichtigkeit“ (morphologisch-semantischen Motiviertheit) im Deutschen und Englischen. Die Wortdurchsichtigkeit ist nach Fill im Deutschen ausgeprägter, während das Englische eine größere syntagmatische Durchsichtigkeit aufweist, also dazu neigt, Beziehungen zwischen Wörtern durch ein Syntagma auszudrücken. Hier spielt die unterschiedliche syntaktische Entwicklung des Englischen und Deutschen eine Rolle (im Englischen ist die analytische Struktur stärker). Die geringere Wortdurchsichtigkeit im Englischen hängt auch mit der Geschichte der Sprache als ausgeprägter Mischsprache aus germanischen und romanischen Elementen zusammen. Auch im Französischen sind die Wortbildungsbeziehungen durch das Vorkommen von verwandten Wörtern mit unterschiedlicher Herkunft und Struktur oft nicht so klar wie im Deutschen (vgl. z.B. hebdomadaire ‘wöchentlich’ ursprünglich aus dem Griechischen zu semaine ‘Woche’ aus dem Lateinischen). Morphologisch-semantische Motiviertheit umfaßt Beziehungen zwischen Wörtern auf morphologischer und semantischer Ebene. Sie sollte primär innerhalb eines Sprachsystems definiert werden, auch wenn darüber hinaus individuell zur Etablierung von Motivationsverhältnissen Fremdsprachenkenntnisse eine Rolle spielen können. In diesen Fällen kann ein Wort mit Hilfe der Wortbildungsbeziehungen eines anderen Sprachsystems analysiert werden. Morphosemantische Motiviertheit wird demnach in dieser Arbeit als ein relevanter Bestandteil der Sprachstruktur des Deutschen gesehen. Diese Relevanz wird von mehreren Autoren hervorgehoben. Nicht zuletzt für die Bildung neuer Wörter sind bereits vorhandene Wortbildungsbeziehungen wichtig. Hier 43 sind motivierte Lexeme wichtiger als nur motivierende Lexeme, da sie direkte Vorbilder für neue Wortbildungen darstellen. Gleichzeitig ist Idiomatizität (in synchroner Perspektive) und Idiomatisierung (in diachroner Perspektive) ebenfalls ein wichtiger Zug einer Sprache, welcher der Motiviertheit entgegenwirkt. Das Sprachsystem sollte prinzipiell als offenes System gesehen werden, als gesammeltes, kollektives Bewußtsein der Sprachteilhaber, welches das jeweilige individuelle Bewußtsein übersteigt. Die meisten seiner Strukturen sind allen Sprachteilhabern gemeinsam; einige Strukturen werden von den Sprachteilhabern in unterschiedlicher Weise gesehen. Dies gilt vor allem für Strukturen, die nicht in der parole relevant sind, wie Motiviertheit von Lexemen.53 Im Sprachsystem sollte Motiviertheit in einem übergreifenden Sinn als strukturelle (semantische und formale) Beziehungen zwischen Elementen als Disposition für Motivationsbeziehungen angenommen werden. Diese Strukturen können im Bewußtsein der einzelnen Sprachteilhaber im Detail unterschiedlich ausgeformt sein und Motivationsbeziehungen können somit unterschiedlich aufgefaßt werden. Die durch metasprachliche Reflexion aufgestellten Motivationsbeziehungen sind jedoch ein Indikator dafür, daß Strukturen im Sprachsystem existieren. Somit wird hier ein Mittelweg zwischen den Positionen Wurzels auf der einen Seite und Gaugers und Rettigs auf der anderen Seite postuliert. Ableitungsverhältnisse lassen sich diachronisch feststellen, das Aufstellen von Motivationsbeziehungen aber ist an unterschiedliche Voraussetzungen der Sprachteilhaber (soziale und individuelle) gebunden. Linguisten haben wiederum andere Voraussetzungen als andere Sprecher einer Sprache, da sie zumeist bewußt versuchen, Beziehungen im Sprachsystem durch die Etablierung von Motivationsbeziehungen modellhaft zu beschreiben, d.h. allgemeingültige Strukturen im System zu erkennen. Wenn in der vorliegenden Arbeit über „Motivationsbeziehungen“ im Sprachsystem gesprochen wird, ist dies als Versuch der Beschreibung allgemeiner struktureller Beziehungen im Bereich der Wortgebildetheit zu verstehen. Diese umfassen auch Abstufungen in Richtung Idiomatizität und formale Isoliertheit. Die aufgestellten Motivationsbeziehungen sollen die Strukturen des Sprachsystems spiegeln, die für die meisten Sprachteilhaber gültig sind. Aber auch unter Linguisten gibt es verschiedene Auffassungen darüber, wie diese Strukturen im 53 Vgl. dazu Saussures Begriff der langue (1916 [1967:16]: „Wenn wir die Summe der Wortbilder, die bei allen Individuen aufgespeichert sind, umspannen könnten, dann hätten wir das soziale Band vor uns, das die Sprache ausmacht. Es ist ein Schatz, den die Praxis des Sprechens in den Personen, die der gleichen Sprachgemeinschaft angehören, niedergelegt hat, ein grammatikalisches System, das virtuell in jedem Gehirn existiert, oder vielmehr in den Gehirnen einer Gesamtheit von Individuen; denn die Sprache ist in keinem derselben vollständig, vollkommen existiert sie nur in der Masse.“ Gleichzeitig sagt Saussure aber auch, daß die Sprache „in der Sprachgemeinschaft in Gestalt einer Summe von Eindrücken [besteht], ungefähr so wie ein Wörterbuch, von dem alle Exemplare, unter sich völlig gleich, unter den Individuen verteilt wären“ (ebd. 23). Ganz gleich für alle Individuen kann die Sprache bzw. das Sprachsystem aber im einzelnen nicht sein, wenn man nicht davon ausgehen will, daß das System nur das für alle Gemeinsame umfaßt, was Saussure im ersten Zitat verneint. 44 einzelnen aussehen; dies ist abhängig davon, welche Kriterien zu ihrer Ermittlung für wichtig gehalten werden. So gibt es z.B. unterschiedliche Auffassungen über die Motivationsrichtung, wenn kein Ableitungssuffix vorhanden ist (vgl. Kap. 2.2.2.2.1). Man kann auch im wesentlichen gleiche Strukturen sehen und die Abstufungen (z.B. zur Idiomatizität) unterschiedlich festlegen, da man je nach Erkenntnisinteresse unterschiedliche Perspektiven anlegt (z.B. eher semantische oder syntaktische, teilweise auch etymologische). Sandberg (1976:61) stellt deshalb einen „Durchschnittssprecher“ als zuverlässigere Orientierungshilfe einem „historisch geschulten Linguisten“ gegenüber. Die Etablierung eines „Durchschnittssprechers“ – besonders ohne eigentliche Sprecherbefragung – bringt m.E. aber die Gefahr zu großer Subjektivität (sowohl bei der Aufstellung allgemeiner Kriterien als auch im Einzelfall) mit sich und ist auch zu sehr an die Gegenwartssprache gebunden. Man muß also bei der Ermittlung von Motivationsbeziehungen unterscheiden zwischen den theoretischen Kriterien, nach denen Motiviertheit beschrieben werden soll, und konkreten Beziehungen zwischen einzelnen Wörtern oder Elementen. Die konkreten Beziehungen zwischen Wörtern können am einfachsten in Wörterbüchern studiert werden, was besonders für vergangene Epochen gilt. Wörterbuchverfasser sind in der Regel bemüht, den Wortschatz ihrer Zeit und zum Teil auch die Beziehungen der Wörter untereinander allgemeingültig darzustellen, auch wenn wiederum die Akzente unterschiedlich gesetzt werden können. Ausgehend davon kann man versuchen, Motivationsbeziehungen im Sprachsystem der jeweiligen Epoche darzustellen, indem die theoretischen Kriterien auf das vorliegende Material angewendet werden. Vorschläge, wie Motiviertheit in diesem übergreifenden Sinn im Wortschatz nach linguistischen Kriterien zu beschreiben ist, sollen in Kap. 2.2.2.2 anhand von Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen gemacht werden. Im nächsten Abschnitt soll der Untersuchungsgegenstand näher bestimmt werden, indem eine eingehendere Definition von Fremdsuffixen als in der Diskussion der Terminologie zur Entlehnung in Kap. 2.1.1.1 gegeben wird. Hierbei sollen Aspekte der Motiviertheit als weitere Kriterien für die Ermittlung von Fremdsuffixen dienen. 2.2.1.4. Fremdsuffixe Als „Fremdelemente“ im deutschen Wortschatz klassifizieren Fleischer/Barz (1992:61) generell „Grund- und Wortbildungsmorpheme, die in Phonemstruktur, Aussprache und/oder Schreibung mehr oder weniger von den heimischen (indigenen, nativen) Gesetzmäßigkeiten abweichen“. Dies korrespondiert mit der in Kap. 2.1.1.1 vertretenen Auffassung von Fremdwörtern im Deutschen: Das Substantivsuffix -er aus dem lat. -arius ist demnach, da vollständig integriert/assimiliert, als Lehnsuffix (analog zu „Lehnwort“ im Sinne von integriertes Element fremder Herkunft) zu betrachten. Fremdsuffixe und Lehnsuffixe sind hingegen beide (aus diachronischer Perspektive) entlehnte Suffixe. 45 Der Begriff „Fremdsuffix“ bzw. „Fremdmorphem“ wird auch in den Wortbildungslehren von Naumann (1986) und Erben (1993) verwendet, ebenso in den Artikeln über Fremdsuffixe von Murjasov (1976) und Wellmann (1975b). Wellmann (1975a, Deutsche Wortbildung) behandelt jedoch die Fremdsuffixe nicht gesondert und benennt sie auch nicht ausdrücklich. Russ (1984, 1986 in bezug auf Adjektivsuffixe) bezeichnet sie als „foreign suffixes“ und hebt als Merkmal besonders ihre Betonung hervor: „Phonetically the main characteristic of foreign suffixes is that they receive full stress“ (1984:29). Dies trifft für Fremdsuffixe von Personenbezeichnungen nicht immer zu (unbetont sind z.B. -us und oft -or). Auch ihre Phonemstruktur unterscheidet sich von der heimischer Suffixe, die meist abgeschwächte Vokale aufweisen. Ein wichtiges Merkmal, das man m.E. bei der Bestimmung von Fremdsuffixen zusätzlich heranziehen muß, ist die Distribution (syntagmatische Verteilung): Fremdsuffixe sind zumeist mit Fremdbasen verbunden. Dies gilt auch für Bildungen, die innerhalb des Deutschen entstanden sind. Während die Verbindung Fremdbasis – heimisches Suffix häufig genutzt wird, um eine Integration der Entlehnungen ins Deutsche zu erreichen (z.B. Substantive auf -ung von Verben auf -ier-en), ist die Verbindung heimische Basis – Fremdsuffix selten (vgl. Fleischer/Barz 1992:65ff.). So wird das Fremdsuffix -ier außer bei entlehnten Verben aus dem lateinisch-griechischen und romanischen Sprachbereich auch zur Bildung von Verben mit heimischen Basen gebraucht, von denen die meisten jedoch als umgangssprachlich betrachtet werden müssen (Bsp. schnabulieren).54 Verbindungen von Fremdsuffixen mit Fremdbasen sind bei allen Wortarten weitaus öfter der Fall. Wie Murjasov (1976:121) bemerkt, schwanken die Angaben über die Anzahl und den Bestand an Fremdsuffixen in der Forschungsliteratur. Murjasov nennt 69 Fremdsuffixe im Deutschen.55 Eine wichtige Frage ist, wie Integrationen/Anpassungen von Fremdsuffixen zu behandeln sind. Es ist klar, daß Integration in Aussprache und Schreibung nicht den Status des Fremdsuffixes beeinträchtigt, insofern hauptsächliche syntagmatische Verteilung (und in vielen Fällen Endbetonung) immer noch gegeben sind (z.B. -är, -anz/-enz, -[i]tät). Wie ist aber z.B. -iker (aus -icus) mit der integrierten Endung -er zu beurteilen? Murjasov führt -iker nicht auf (nur -ik). Dennoch ist -iker als ein Fremdsuffix zu betrachten, weil in vielen Fällen nicht von Basen auf -ik (Kritik – Kritik-er) ausgegangen werden kann, sondern nur vom Adjektiv auf -isch bzw. einem Substantiv mit anderem Auslaut (Konfixbildungen: fanatisch – Fanatiker; Chemie – Chemiker; vgl. Fleischer/Barz 1992:154), da hier eine 54 Vgl. zum Fremdsuffix -ier(en) Öhmann/Seppänen/Valtasaari (1953) und Öhmann (1970). Murjasov stützt sich auf Werke von insgesamt zehn Autoren, darunter auch Fleischer (1969 [41976]). Die Suffixe sind: -ade, -age, -aille, -aise, -al, -an, -ance, -and, -ant, -anz, -ar, -är, -arch, -ard, -ast, -aster, -at, -elle, -ent, -enz, -ese, -esse, -et, -erie, -ett, -ette, -eur, -euse, -eut, -gog(e), -graph, -ice, -ian, -id, -ide, -ie, -ier, -iere, -ik, -ikus, -il, -ille, -ieur, -in, -ine, -is, -ist, -isse, -ismus, -it, -iv, -ive, -og(e), -ment, -nom, -ol, -on, -or, -ose, -ot, -soph, -(i)tät, -tion, -(i)um, -ur, -üre, -urg, -us, -ut. 55 46 Form auf -ik nicht vorliegt. Fleischer/Barz bezeichnen dies als Interfigierung (-ik-er). Die verwandten Wörter ohne ik legen hier aber ein Suffix -iker ohne Interfigierung nahe, das durch seine Distribution als Fremdsuffix anzusehen ist. Weitere Interfigierungen liegen nach Fleischer/Barz vor bei -es-e (Vietnam-es-e) und -n-er (Afrika-n-er, Amerika-n-er) sowie -an-er, -ens-er, -in-er (Münster-an-er, Jen-ens-er, Montenegr-in-er).56 Man sieht, daß es sich hier meist um Herkunftsbezeichnungen handelt, die auf lateinische oder nach lateinischem Vorbild gebildete Adjektive zurückgehen (lat. Africanus). Daneben gibt es auch Wörter aus anderen Bereichen wie z.B. Republikaner, Lutheraner. Die entsprechenden Adjektive weisen im Gegensatz zu den Adjektiven bei -iker ebenfalls Interfigierung auf (afrika-n-isch, republik-an-isch usw.), weswegen hier kein Fremdsuffix -aner, -iner usw. angesetzt werden soll. Gleiches gilt für -ianer. -ianer wird von Wellmann (1975a:405f.) neben -ist als produktives Suffix zur Bildung von Personenbezeichnungen vor allem aus Eigennamen angesehen (Freud-ianer, Hegel-ianer, Saussur-ianer neben Bildungen wie Börsianer). Wie bei -aner gibt es aber auch in vielen Fällen ein Adjektiv auf -isch (freud-ian-isch etc.). Ähnlich liegen die Verhältnisse bei -it-er (Samariter, Moskowiter). In manchen Fällen ist kein entsprechendes Adjektiv vorhanden (z.B. bei Börsianer), aber auch hier ist – im Gegensatz zu den -ikerBildungen – Interfigierung nach dem Vorbild der anderen Bildungen mit Interfix denkbar, weshalb solche Bildungen in der vorliegenden Untersuchung nicht zur Annahme eines Fremdsuffixes (-ianer usw.) führen sollen. Es sollte aber beachtet werden, daß man Interfixe mit der Endung -er auch als Suffixvarianten zu den Fremdsuffixen -(i)an, -in, -it ansehen könnte.57 Dittmer (1983) betrachtet diese Interfixe als Suffixe, da sie die Betonung eines Wortes ändern (Áfrika – afrikánisch). Aus diesem Grund nimmt er zwei Arten von „Fremdwortsuffixen“ (i.S.v. Suffixen bei Fremdwörtern) an: finale und antefinale (vgl. Dittmer 1983:389). 58 Bei -an, -in, -it usw. soll es sich (wie auch bei -ik in -iker) um ein antefinales Adjektiv-/Substantivsuffix handeln, an das -er angehängt wird. Ähnliches gilt nach Dittmer für die Bildungen Agrarier, Parlamentarier, Vegetarier etc. Hier soll es sich um ein antefinales Suffix -ari- handeln (vgl. ebd. 388). Fleischer/Barz hingegen rubrizieren solche Bildungen unter dem Fremdsuffix -ier mit dem Interfix -ar- (1992:190). Diese Bildungen sind nicht sehr zahlreich; in vielen Fällen gibt es ein Adjektiv mit 56 Fleischer/Barz (1992:148, 155). Dazu kann man auch -en-e, -en-er, -es-er rechnen (Chilene, Nazarener, Malteser). Zur Interfigierung s. Fleischer/Barz (ebd. 32f.). 57 Vgl. z.B. im Schwedischen die Formen samarit, afrikan sowie als Doppelform amerikan/amerikanare (Svensk Ordbok 1986: amerikanare auch ’[großes] amerikanisches Auto’) gegenüber den Adjektiven samaritisk, afrikansk und amerikansk. In anderen Sprachen gleicht die Personenbezeichnung in diesen Fällen der Adjektivform (vgl. engl. american, frz. américain, ital. americano). 58 Dittmers Einteilung der Distribution von „Fremdwortsuffixen“ überzeugt im ganzen nicht. Er nimmt zwar „eigene Ableitungsprozeduren der Fremdwörter“ (387) im Gegensatz zu den heimischen Wörtern an, seine Einteilung ist jedoch willkürlich und oft ohne Erklärung. Außerdem erscheint es mir problematisch, von antefinalen Suffixen zu sprechen. 47 -ar- (z.B. veget-ar-isch). Die Endung lautet aber -i-er (-er mit zusätzlichem iInterfix), so daß sie nicht zum Suffix -ier gerechnet werden sollen. Letztendlich handelt es sich bei den „Interfixen“ mit Endung -er und auch -e vorwiegend um integrierte Formen aus dem Lateinischen (-arius, -ites bzw. -alis usw.), die sowohl diachronisch wie auch synchronisch oft auf ein Adjektiv zurückzuführen sind.59 Zur Bestimmung, ob ein Fremdsuffix oder ein Interfix mit heimischer Endung vorliegt, ist also das Kriterium des Basisbezugs (Basis mit/ohne Interfix) neben dem Kriterium der Form und der Distribution relevant. Der Basisbezug der zahlreichen Personenbezeichnungen auf -iker zu Adjektiven auf -isch (ohne Interfix) grenzt sie von solchen ab, bei denen aufgrund der entsprechenden Adjektive mit Interfigierung ein -er-Suffix denkbar ist (Republik-an-er zu Republik, aber auch neben republik-an-isch). Wellmann (1975b) weist daneben anhand des Fremdsuffixes -esk neben den formalen Kriterien wie Betonung und Phonemstruktur auch auf sprecher-/hörerbezogene Kriterien in der Auffassung von „Fremdbildungen“ hin: „Wenn Bildungen auf -esk – wie eine Informantenbefragung bewiesen hat [...] – vom Durchschnittssprecher als Fremdbildungen aufgefaßt werden, so [...] auch aus kognitiven (Urteil: ‘mir unbekannt’) und sprachsoziologischen Gründen (Urteile: ‘stilistischer’, ‘gesuchter’, ‘bildungssprachlicher’ Ausdruck)“ (Wellmann 1975b:412). Damit ist die Zugehörigkeit der Bildungen mit Fremdsuffixen zu bestimmten Sprachschichten angesprochen. Sprachsoziologische Kriterien fallen oft mit den genannten formalen und wortbildungsbezogenen Kriterien zusammen. Man darf aber nicht vergessen, daß nicht alle Bildungen mit Fremdsuffixen gleichermaßen zur Bildungssprache und zu Fachwortschätzen gehören.60 Die Zugehörigkeit zu bestimmten Sprachschichten kann daher kein Kriterium zur Definition von Fremdsuffixen darstellen, sondern nur eine zusätzliche sprachsoziologische Einordnung ermöglichen. Sie wird in der Analyse der Bildungen in Kap. 3 aufgegriffen. Ein allgemeines Kriterium für die Suffixbestimmung ist natürlich die Häufigkeit der Bildungen mit einem entsprechenden Suffix (Vorkommenshäufigkeit, Frequenz). Diese muß von der Produktivität der Suffixe unterschieden werden, welche nur in bezug auf die im Deutschen gebildeten Ableitungen gelten kann.61 Die Frequenz der bei Murjasov genannten Suffixe ist sehr unterschiedlich und bei einigen ist der gegenwartssprachliche Suffixstatus zumindest in bezug auf Personenbezeichnungen unklar, da sie weder frequent noch die Bildungen überwiegend motiviert sind (vgl. speziell zu den Suffixen für Personenbezeichnungen Kap. 2.2.2.2). 59 Etwas anders verhält es sich bei -ide (z.B. in Invalide). -id ist hier kein Interfix, sondern ein Suffix, an das -e angehängt wird (invalid). 60 Vgl. Fleischer/Barz (1992:61) mit Verweis auf Polenz (1967 [1979:23f.]). Polenz nennt hier u.a. Formular, Format, Uniform, Reform, Information als Lexeme des Gemeinwortschatzes gegenüber formell, formal, formulieren, uniform, konform, nonkonformistisch als Lexemen des Bildungswortschatzes und Formation (Geologie), Formalismus (Kunst- und Literaturwissenschaft), Formerei (Gießereitechnik), Formsieg (Fußballsprache) als fachsprachlichen Lexemen. 61 Vgl. Wellmann (1975b:420). 48 2.2.2. Die Motiviertheit von Personenbezeichnungen 2.2.2.1. Zur Wortbildung von Personenbezeichnungen Indigene Personenbezeichnungen im Deutschen sind in großem Ausmaß derivierte Wortbildungen, die das Subjekt oder das Objekt einer Handlung oder den Träger einer Eigenschaft bezeichnen und oft motiviert sind. Der hohe Grad an Motiviertheit der vorliegenden Bildungen wird durch die große Produktivität des Suffixes -er belegt. In der sprachwissenschaftlichen Literatur wird die Ableitung von Personenbezeichnungen im Neuhochdeutschen kaum gesondert, sondern oft unter der Substantivderivation allgemein behandelt.62 Unter dem Aspekt der Wortbildung gibt es natürlich unter den Personenbezeichnungen auch Komposita und Präfigierungen, auf die hier aber nicht eingegangen wird. Unter strukturellem Gesichtspunkt fallen suffigierte Personenbezeichnungen unter die Transposition bzw. die Modifikation eines Basislexems. Fleischer/Barz (1992:8) definieren Transposition als „Bildung einer Nominationseinheit für einen neuen Begriff im Rahmen einer anderen Begriffsklasse“ und Modifikation als „Subklassifizierung im Rahmen des Ausgangsbegriffes“. Die Transposition resultiert hier aus der „Nominalisierung von Prädikationen aus Basisverben oder prädikativen Basisnomina“ (Erben 1993:82), Personenbezeichnungen sind dabei entweder Subjekt oder Objekt einer Prädikation (vgl. Übersicht bei Erben ebd.). Beispiele für das Subjekt einer Prädikation sind Fahrer, Student (Träger einer Handlung), Feigling, Zyniker (Träger einer Eigenschaft), Beispiele für das Objekt einer Prädikation Prüfling, Konfirmand. Bei der Modifikation werden speziell bei Personenbezeichungen feminine aus maskulinen Personenbezeichnungen gebildet wie bei Arzt – Ärztin oder (ausnahmsweise) umgekehrt wie bei Hexe – Hexer (Movierung, Fleischer/Barz 1992:182). Daneben gibt es auch Modifikation durch Diminutivsuffixe (bes. -chen, -lein). Personenbezeichnungen erhalten auch bei der Transposition eine zusätzliche semantische Komponente im Vergleich zum Ausgangswort (Person, über die etwas ausgesagt wird). Die meisten suffigierten Personenbezeichnungen sind Nomina agentis, die den „Handelnden oder den Träger eines Geschehens“ bezeichnen und aus Verben abgeleitet werden (Duden-Grammatik [Wellmann] 1995:506). O. Weinreich (1971:18) rechnet jedoch auch Ableitungen aus Substantiven zu den Nomina agentis als „Urheber einer Verbalhandlung oder Agentes an einem Objekt oder in einem Bereich“ (zu verschiedenen Auffassungen des Begriffs vgl. Weinreichs Übersicht). Für das Objekt einer Handlung gibt es die Bezeichnung Nomen patientis. In dieser Arbeit soll der Terminus Nomina agentis im engeren Sinne von Verben motivierte Lexeme in aktivischer Bedeutung bezeichnen, der Terminus Nomina agentis im weiteren Sinne allgemein Träger eines Geschehens. 62 Vgl. jedoch die Dissertation von A. Schmidt (1978) über die Ableitung von Personenbezeichnungen im Englischen und im Deutschen. Für das Ahd. vgl. O. Weinreich (1971) über die Nomina agentis. Zu Personenbezeichnungen im Deutschen allgemein siehe Braun (1990b). 49 Suffixe in Personenbezeichnungen aus Verben sind nach der Duden-Grammatik (1995:506ff.) neben -er und den Halbsuffixen63 -mann/-frau (und anderen) die weniger frequenten Suffixe -ling und -bold sowie die Fremdsuffixe64 -ant/-ent, -ator, -eur/-euse und -ist. Bei Personenbezeichnungen, die sich auf Substantive zurückführen lassen, dominieren -er und -ler, daneben gibt es Bildungen mit -ner, -iker und -ist und vereinzelt -ier, -är, -(at)or. Als Halbsuffixe bezeichnet Wellmann -mann sowie u.a. die umgangssprachlichen Elemente -hai, -nudel, -muffel. Die Personenbezeichnungen aus Substantiven werden von Wellmann eingeteilt in „Bildungen, die Personen danach bezeichnen, womit sie viel zu tun haben (das Basiswort nennt das [Akkusativ]objekt zu einem ‘Tun’)“ (z.B. Handwerker, Auktionator), „Bildungen, deren Basiswort das [Akkusativ]objekt zu einem ‘Haben’ (bzw. ‘Bekommen’) nennt“ (z.B. Schwergewichtler, Millionär) und „Bildungen, die Personen nach einem (im Basiswort genannten) Zugehörigkeits- bzw. Herkunftsbereich bezeichnen“ (z.B. Berliner, Kavallerist). Bei Personenbezeichnungen aus Adjektiven (Träger einer Eigenschaft) gibt es v.a. die Suffixe -ling und -iker. Nomina patientis, deren Zahl gegenüber den Nomina agentis gering ist, werden mit -ling und -and gebildet.65 Fleischer/Barz (1992) handeln die Substantivsuffixe einzeln ab; in einer onomasiologischen Übersicht nennen sie neben -er, -ler und -ner -ling, -bold, -jan/ -ian und -rich als indigene Suffixe für Personenbezeichnungen. Als Fremdsuffixe werden genannt: -an, -ant/-ent, -ast, -ar/-är, -arier, -ator, -and, -eur, -ist und -ier (Fleischer/Barz 1992:193f.). -bold, -jan/-ian66 und -rich sind ursprünglich aus Eigennamen entstandene (deonymische) Suffixe und nur schwach produktiv. Produktiv sind heute -er (-ler) und in geringerem Maße -ling. 80% aller -er-Bildungen der Gegenwartssprache sind nach Wellmann Personenbezeichnungen (Wellmann 1975a:340). Die -er-Bildungen sind nach Wellmanns Untersuchung (Wellmann 1969a:346) zu 85% aus Verben abgeleitet.67 Substantivische Basen sind neben den nichtheimischen Substantiven auf -ik vor allem Orts- und Ländernamen (vgl. Fleischer/Barz 1992:154ff.).68 -ler und -ner sind als Nebenformen von -er für die Substantivableitung anzusehen, wobei -l und -n ursprünglich zur substantivischen Basis gehörten. -ling hat bei Personenbezeichnungen meist eine verbale oder adjektivische Basis. 63 Halbaffixe (-suffixe, -präfixe) oder Affixoide (Suffixoide, Präfixoide) liegen vor, wenn eine Wortbildungskomponente „wie ein Grundmorphem wortfähig ist, aber in spezifischen Kombinationen mit anderen Wörtern semantisch mehr oder weniger von ihrer lautgleichen freien Entsprechung abweicht“ (Bsp. Riesen- in Riesenkrach, -voll in liebevoll; siehe Fleischer/Barz 1992:27, die diesen Begriff aber nicht explizit übernehmen). 64 Bei Wellmann „Lehnsuffixe“. 65 Ähnlich teilt Wellmann die Derivation von Personenbezeichnungen im Werk Deutsche Wortbildung ein (Wellmann 1975a). Vgl. auch Erben (1993:80ff.). 66 -ian kann aber auch auf lat. -ian(us) zurückgehen (Grobian, vgl. Kluge-Seebold 1995:339), was ebenso bei dem in Fleischer/Barz aufgeführten Wort Dumm(r)ian als spätere Bildung zu Dummerjan denkbar ist (ebd. 199). Vgl. Kap. 3.2.1. 67 Idiomatische bzw. formal isolierte Bildungen (Bsp. Bauer, Ritter; Küster) werden allerdings von Wellmann nicht einbezogen. 68 Hier ist -er nicht aus lat. -arius gebildet, sondern aus dem germ. -*warja (Erben 1993:139f.). 50 -er ist also das dominierende Suffix zur Bildung von Personenbezeichnungen. Durch seine Produktivität hat es eine herausragende Behandlung in der generativen Grammatik erfahren (vgl. z.B. Olsen 1986:75ff.), worauf in diesem Rahmen nicht eingegangen werden kann. Die Methode der generativen Grammatik erscheint für die Untersuchung von Fremdsuffixen nicht geeignet, auch da Bildungen mit Fremdsuffixen gegenüber -er-Bildungen als „morphologische Idiosynkrasien“ aufgefaßt werden (so Peer 1978:357), die nicht immer im Rahmen von einfachen Relativsatznominalisierungen behandelt werden können. An neueren Theorien der Wortbildungssemantik orientiert ist dagegen der kognitiv-konzeptuelle Ansatz von Meibauer (1995), der Bildungen auf -er inhaltlich nach den jeweiligen „Konzepten“ unterteilt, welche die konzeptuelle Struktur ihrer Basis modifizieren (z.B. „Person“). Solche Ansätze sind jedoch hauptsächlich an Wortbildungsprozessen, also an synthetischen Gesichtspunkten interessiert. Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit nach den Motivationsbeziehungen läßt sich indessen am besten mit einem strukturalistischen Modell lösen, das primär von semasiologischen Fragestellungen ausgeht. Besonders unter sprachhistorischem Aspekt ist der strukturalistischanalytische Ansatz vorzuziehen, wie ihn Wellmann (1975a), Fleischer/Barz (1992) sowie auch P.O. Müller (1993a) vertreten.69 Dies bedeutet, daß in dieser Arbeit mit Paraphrasen gearbeitet wird, um Motivationsbeziehungen bei Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen aufzudecken.70 2.2.2.2. Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen 2.2.2.2.1. Diskussion von Motivationsbeziehungen bei Bildungen mit Fremdsuffixen Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen in der Gegenwartssprache werden ausführlich in der Bestandsaufnahme von Wellmann (1975a) behandelt, allerdings nicht gesondert von den heimischen Suffixen. Dort wird nicht primär von Motiviertheit gesprochen, sondern von Ableitungsbeziehungen. Nicht synchronisch ableitbare (motivierte) Substantive werden nicht erfaßt bzw. auf der Grundlage des Korpusmaterials nur als „nicht in gleicher Weise“ analysierbare Formen klassifiziert (z.B. Adjutant, Aspirant, Patient, Skribent u.a., vgl. Well69 Fleischer (1969ff.) und Fleischer/Barz (1992) sind eher formal ausgerichtet, indem sie ihre Darstellung an den Konstituenten bzw. an Wortbildungstypen orientieren; Wellmann (1975a), Duden-Grammatik [Wellmann] (1995) und Erben (1993) dagegen differenzieren nach „Funktionsständen“ (vgl. Erben 1993:51), indem sie bestimmte semantische Invarianten zusammenfassen, die formal unterschiedlich gebildet sind (z.B. Personenbezeichnungen). Vgl. dazu P.O. Müller (1993a:33) und Kap. 2.1.1.1. P.O. Müllers Arbeit über die Substantiv-Derivation in den Schriften Dürers vertritt einen „pragmastrukturalistischen“ Ansatz, der morphologische und funktionellsemantische Aspekte vereinigen soll (s. P.O. Müller 1993a:34). Vgl. auch P.O. Müller (1993b) zu den speziellen Problemen der historischen Wortbildung. 70 Der Vorschlag Eichlers, auch das „Zeichenfeld“ für die Feststellung von Motivation heranzuziehen, d.h. morphologische Kriterien weitgehend zu vernachlässigen, ist auf die vorliegende Fragestellung nicht anwendbar, da es um morphologisch definierte entlehnte Einheiten geht. Dies wird von Eichler selbst hervorgehoben (Eichler 1995:151). 51 mann 1975a:60). Fleischer/Barz behandeln Fremdsuffixe für sich, verweisen aber auch auf unanalysierbare Formen wie Dekan, Kumpan (1992:189).71 Murjasov dagegen setzt sich in seinem Artikel über Fremdsuffixe (Murjasov 1976) ausführlich mit der Ableitung bzw. Motiviertheit der entsprechenden Substantive auseinander. Seine Klassifizierung der Motiviertheit von Substantiven mit Fremdsuffixen nach formalen Wortbildungskriterien dient als Ausgangspunkt für meine Darstellung; sie muß allerdings nach semantischen und formalen Gesichtspunkten modifiziert werden. Murjasov verweist auf die in Kap. 2.2.1.2 angesprochene Konfixproblematik, wenn er betont: „Die Stämme der deutschen Substantive, die als Basis der Ableitungen dienen, fungieren in der Regel als selbständige Wörter. Die Basis der Fremdsubstantive existiert meistens in Form von Stämmen, die voneinander abhängig sind.“ (Murjasov 1976:121) Aus diesem Grund kommt er zu einer Einteilung der Lexeme mit Fremdsuffix in drei Arten. Die Ableitungen der ersten Art sind nach Murjasov „ideelle explizite Ableitungen“ (Bsp. Marxist, Sozialist, siehe im folgenden Murjasov 1976:122). Die zweite Art, welche die Mehrheit der „fremden Ableitungen“ ausmacht, „wird durch defektive formelle Motiviertheit gekennzeichnet, d.h. daß die Basisstämme (Ableitungsstämme) in der Gegenwartssprache nicht als selbständige Wörter vorkommen“. Die Basis sei nur beim Vergleichen der korrelativen Stämme, „d.h. beim Vorhandensein einer Wortfamilie“ festzustellen. Dabei sei synchron keine deutliche Ableitungs- bzw. Motivationsbeziehung festzustellen (Bsp. Demonstrant – Demonstration – demonstrieren, Souffleur – Souffleuse – soufflieren). Wörter der dritten Art sind „Pseudokonstruktionen“, die mit Simplizia gleichzusetzen sind. Die deutsche Sprache habe nur eine einzelne Ableitung mit der entsprechenden Basis und einem Suffix entlehnt, weswegen die Basis nur in dieser Konstruktion auftrete. „Das Suffix wird in Analogie zu den anderen Ableitungen mit ihm festgestellt, die Basis aber nicht als ein Morphem aufgefaßt.“ Als Beispiele nennt Murjasov u.a. Baron, Dekan, Partisan sowie auch Kapellan und Kastellan mit freier Basis. Daß es in manchen Fällen nur eine einzelne Ableitung mit der entsprechenden Basis gibt, bedeutet bei freien Basen aber an sich nicht, daß die Ableitung unmotiviert ist.72 Murjasov geht auch bei seiner Einteilung der Gruppen 1 und 2 von der Form der Wörter aus und vernachlässigt die semantischen Beziehungen. Er schreibt: „Wir gehen davon aus, daß der Begriff der Ableitung das Vorhandensein der verwandten oder gleichen inhaltlichen und formellen Beziehungen voraussetzt.“ Es ist unter semantischem Aspekt bei den Beispielen für Wörter der ersten Gruppe zu be71 Frühere Wortbildungslehren (z.B. Henzen 31965) gehen nur sporadisch und unter diachronischem Aspekt auf Fremdsuffixe ein. Vgl. neuerdings aber den synchronisch-morphologischen Ansatz von Fuhrhop (1998), die Fremdsuffixe als „Grenzfälle morphologischer Einheiten“ behandelt. Sie beschäftigt sich ausführlich auch mit Suffixen zur Personenbezeichnung, beschränkt sich jedoch auf motivierte Bildungen, ohne den Begriff der Motiviertheit zu benutzen. 72 So sind Kapellan und Kastellan zwar nicht in der Gegenwartssprache, jedoch aber in früheren Zeitabschnitten motiviert (vgl. Kap. 2.2.2.2.2, S. 63f. und Kap. 3.2.1). 52 zweifeln, daß das Wort Sozialist durch das Adjektiv sozial motiviert ist; eher kommt Sozialismus in Frage (Paraphrase: ‘jemand, der Anhänger des Sozialismus ist’). Sozialismus läßt sich auf „soziales Verhalten“ im Sinne von „Gemeinwohl“ zurückführen, das über den Eigennutz gestellt werden soll (vgl. Kluge-Seebold 1995:773); Sozialismus und damit auch Sozialist sind jedoch in der Bedeutung weiter von sozial entfernt als beispielsweise Marxist von Marx (Paraphrase: ‘jemand, der Anhänger der Lehre von Marx/des Marxismus ist’).73 In der Gruppe 3 vernachlässigt Murjasov das Problem der idiomatischen Bildungen (vgl. Kap. 2.2.2.2.2). Deutlicher als Wellmann (1975a) hebt Murjasov jedoch mit der zweiten Gruppe von Wörtern die Konfixproblematik hervor, auf die auch Munske (1988:64f.) und Erben 1993:91f.) hinweisen, ohne daß die Autoren jedoch den Begriff des Konfixes benutzen. Munske kritisiert die Behandlung von Wörtern wie Optimist, Nihilist, Kommunist durch Wellmann (1975a). Diese werden erklärt als „Personenbezeichnungen auf -ist, die nicht als Ableitungen dieses Suffixes zu erklären sind, aber semantisch auch nicht isoliert sind; viele sind durch die Korrelation mit einer Adj.-Ableitung auf -isch motiviert“ (Wellmann 1975a:82). An anderer Stelle werden die Bildungen als nichtsegmentierbare „Komplemente des Ableitungsparadigmas“ beschrieben, welche synchron aber durch Adjektive motivierbar sind und daneben auch in „systematischer Korrelation“ zu Substantiven auf -ismus stehen (ebd. 333). Im letzteren Fall handelt es sich dann – wie auch bei anderen Bildungen – um einen „Suffixtausch“, der unter dem Begriff der „Suffixvariation“ bei heimischen und fremden Bildungen behandelt wird (vgl. ebd. 27ff.). Munske hebt dagegen hervor, „daß es sich hier um eine häufige, regelhafte Erscheinung handelt, die ihre Entsprechung in der Flexion der Fremdwörter hat“ (1988:64). Auf die gleiche Problematik („Suffixwechsel“ bei fremdwörtlichen Strukturen) weist Erben hin, der solche Bildungen mit -ist aber als Wortbildungen mit Tilgung von -isch ansieht: „Beim Typus Pazifist, der morphologisch-semantisch vom Adjektiv (pazifistisch) motiviert ist, nimmt man am besten einfache Tilgung von -isch an [...], was selbstverständlich nur für die Ableitung nach synchronischen Gesichtspunkten gilt. Diachronisch gesehen ist pazifistisch natürlich eine suffigierende Adjektivbildung zu dem – um 1900 aus dem Französischen übernommenen – Fremdwort Pazifist“ (1993:91f.). Sowohl Murjasov, Wellmann als auch Erben vermischen hier die Begriffe Ableitung und Motivation. Sie erkennen aber teilweise die Problematik, indem z.B. Erben von „Ableitung nach synchronischen Gesichtspunkten“ spricht. 73 Sozialismus hat im DUW die Bedeutungen „(nach Karl Marx die dem Kommunismus vorausgehende) Entwicklungsstufe, die auf gesellschaftlichen od. staatlichen Besitz der Produktionsmittel u. eine gerechte Verteilung der Güter an alle Mitglieder der Gemeinschaft hinzielt“ und „politische Richtung, Bewegung, die den gesellschaftlichen Besitz der Produktionsmittel u. die Kontrolle der Warenproduktion u. -verteilung verficht“. Die Bedeutungen von sozial, die damit am ehesten korrespondieren, sind „die Gesellschaft u. bes. ihre ökonomische und politische Struktur betreffend“ sowie „dem Gemeinwohl, der Allgemeinheit dienend; die menschlichen Beziehungen in der Gemeinschaft regelnd u. fördernd u. den [wirtschaftlich] Schwächeren schützend“. 53 Munske schlägt den Begriff „substituierende Ableitung“ für Fälle wie lyrisch als Basis zu Lyrik vor (1988:64). Dieser Begriff ist rein diachronisch orientiert, da Lyrik Munske zufolge im Deutschen zum „Ausgangswort“ oder „Quellwort“ lyrisch gebildet worden ist. Die synchronische Motivationsbeziehung zwischen Lyrik und lyrisch muß damit aber nicht erfaßt sein.74 Fleischer/Barz wiederum beantworten die Frage nach der Derivationsbeziehung von Bildungen wie Fanatismus, Fanatiker, fanatisch, fanatisieren damit, daß es sich um „Konfixderivate“ handele (1992:68). Konfixe sind als „nicht wortfähige Einheiten [...] wortartindifferent“ (ebd.). Konfixe leiten also nach Fleischer/Barz – auch in synchronischer Perspektive – verschiedene Wörter ab (vgl. zur Definition der Konfixe Kap. 2.2.1.2 und auch Fleischer 1995). Wie schon in Kap. 2.2.1.2 angedeutet, gehe ich hingegen in dieser Arbeit davon aus, daß Konfixe die Basen der entsprechenden Bildungen darstellen, daß aber als synchronisch definierte Motivationsbeziehungen bei Suffixbildungen nur zwischen ganzen Lexemen bestehen. Bei den meisten heimischen Wörtern kann man voraussetzen, daß das Wort, welches ein anderes ableitet bzw. motiviert, bei Suffigierung bzw. Präfigierung als sog. „expliziter Ableitung“ auch als Basis im entsprechenden anderen (abhängigen) Wort erscheint. Deshalb kann man von der Basis im Wort selbst (Wortbasis) und von einer Basis außerhalb des Wortes sprechen, die bei heimischen Wörtern in der Regel identisch oder in der Wortbildung nur leicht verändert sind, z.B. durch Umlaut oder Vokalapokope (vgl. z.B. Sport – Sport-ler, England – Engländ-er, feige – Feig-ling). Bei Konfixbildungen fällt aber das Suffix des motivierenden Wortes weg (demonstr-ier-en – Demonstr-ant). Die Basis außerhalb des Wortes kann auch als „Ableitungs-“ bzw. „Motivationsbasis“ bezeichnet werden, womit ein ganzes Lexem gemeint ist (letzteres z.B. bei Munske 1988:64 und bei P.O. Müller 1993a). Ein motivierendes Lexem wird in der vorliegenden Arbeit ebenfalls als Motivationsbasis bezeichnet. Daß Stämme und nicht ganze Wörter andere Wörter ableiten, ist möglich.75 Unplausibel erscheinen hingegen synchrone Motivationsbeziehungen zwischen Stämmen oder Konfixen und Suffixbildungen, da stets auch die Semantik berücksichtigt werden muß.76 Die in der Motivationsbedeutung ausgedrückte semantische Beziehung zwischen den Konstituenten erfordert hier m.E. ein freies Lexem mit fixierter Bedeutung als Motivationsbasis, da die Bedeutung des Suffixes nur eine abstrakte ist, die erst in 74 In diesem Fall ist die Motivationsbasis synchron schwer festzustellen, vgl. unten S. 56. Für eine Stammableitung spricht, daß bei Verben die Stämme direkt mit Wortbildungssuffixen verbunden werden. Verbstämme kommen ja in der Regel nicht frei vor, sondern sind an Flexionssuffixe gebunden. Eine Ausnahme bildet die Imperativform in manchen Fällen, die dann teilweise allerdings eine vom Stamm abweichende Form aufweist (vgl. les-en, lies!, der Les-er). Bei Substantiven und Adjektiven ist im Deutschen eine Ableitung vom Stamm aber weniger wahrscheinlich, da hier die Stämme auch als freie Lexeme vorkommen (dies im Gegensatz zum Lateinischen, s.o. Kap. 2.2.1.2, Anm. 42). 76 Daß Derivation „unter synchronisch-semantischem Aspekt“ zwischen Lexemen und nicht zwischen Stämmen erfolgt, wird von P.O. Müller (1993a:53) hervorgehoben; dies in Opposition zu Bergenholtz/Mugdan (1979:164). 75 54 der Wortbildung aktualisiert wird (vgl. Kap. 2.2.1.2). Demonstrant ist m.E. motiviert durch demonstrieren/Demonstration, nicht durch ein Konfix demonstr- mit nicht genau fixierbarer Bedeutung. Ein Konfix hat also bei Suffixbildungen nicht die gleiche Funktion wie eine freie Basis, die lexikalisiert ist und in einer Motivationsbedeutung gebraucht werden kann.77 Eine Orientierung an semantischen Gesichtspunkten bedeutet auch, daß Murjasovs Annahme, die Wörter der zweiten Gruppe (mit Konfixen) motivierten sich alle „gegenseitig“, in den meisten Fällen zurückgewiesen werden muß, auch wenn gegenseitige Motivation vorkommen kann. Man geht allgemein davon aus, daß bei enger semantischer Verwandtschaft ein Wort mit niedrigerer Morphemanzahl, in der Regel eine freie Basis, eines mit höherer Anzahl motiviert (vgl. Uluchanov 1979, Barz 1982). Dieser Basisbezug fällt normalerweise mit der chronologischen Ableitung zusammen.78 Daß bei den Konfixbildungen die Ableitungsbeziehung nicht erkennbar ist, bedeutet nicht, daß die Motivationsbeziehung nicht feststellbar sei. Demonstrant kann m.E. nicht demonstrieren oder Demonstration motivieren, sondern nur umgekehrt (‘jemand, der demonstriert’ oder ‘jemand, der an einer Demonstration teilnimmt’). Dafür spricht in dem Fall, wenn die Motivationsrichtung nicht feststellbar ist, da die die betreffenden Wörter die gleiche Anzahl von Komponenten aufweisen, das Vorhandensein von einer oder mehreren zusätzlichen semantischen Komponenten (hier: Person) bei der Personenbezeichnung im Vergleich zum Verb/ Nomen actionis bzw. deren größerer Bedeutungsumfang (vgl. Barz 1982:11 u.a. unter Verweis auf Uluchanov 1979). Fleischer/Barz bezeichnen Verben auf -ieren als von Konfixen synchronisch ableitbar (1992:311, 68), jedoch nicht die entsprechenden Personenbezeichnungen auf -ant usw., die wie die Substantive auf -ation zu Verben auf -ieren gebildet seien; sie klammern Bildungen wie informieren aber aus der Beschreibung aus. Konfixe als synchrone Derivationsbasis sollen also nur angenommen werden, wenn die Bestimmung der Motivationsbasis semantisch schwierig erscheint, wie auch bei Fanatismus – Fanatiker – fanatisch (Fleischer/Barz 1992:68). Aber auch hier könnte das Kriterium der zusätzlichen semantischen Komponenten bzw. der geringere Bedeutungsumfang des motivierten Wortes bei der Bestimmung der Motivationsrichtung helfen. Das Adjektiv fanatisch bzw. das Substantiv Fanatismus motivieren m.E. die Personenbezeichnung Fanatiker. (Auch Fleischer/Barz schreiben, daß in diesem Fall -iker an „Substantive mit anderem Auslaut“ tritt [1992:154], im Fall von Fanatiker wohl Fanatismus; dies im Widerspruch zur früher [ebd. 68] aufgestellten Theorie der Konfixderivation.) Schwieriger ist die Bestimmung der Motivationsbasis bei fanatisch – Fanatismus, da kein deutlicher semantischer Mehrwert eines Lexems erkannt werden kann. Barz (1982:11) weist darauf hin, daß in Zweifelsfällen das Modellhafte einer WBK 77 Zur Motivationsbedeutung s. Kap. 2.2.1.2 und Kap. 2.2.2.2.2. Die umgekehrte Richtung (Wort mit weniger Morphemen motiviert Wort mit mehr Morphemen) tritt nur bei Modifikation und okkasionell (durch Stammkürzung) in Uluchanovs russischem Belegmaterial auf. 78 55 [Wortbildungskonstruktion] mit zur Entscheidungsfindung herangezogen werden“ sollte. Heimische Verben motivieren in der Regel Nomina actionis (Verbalabstrakta), z.B. ändern – Änderung; deshalb kann man davon ausgehen, daß demonstrieren Demonstration motiviert und nicht umgekehrt. Will man nicht immer einen größeren Bedeutungsumfang der Basis annehmen, sondern in einigen Fällen allein die Umformung eines syntaktischen Ausdrucks mit dem jeweiligen Wort ohne semantischen Mehrwert des suffigierten Worts (ändern – Änderung), so geht die Richtung dennoch zur Suffixbildung hin und nicht umgekehrt. Das suffigierte Wort ist insofern motiviert, als es auf die Basis verweist, seine Bedeutung ist aus der der Basis zu erschließen. In diesem Sinne ist das Wort auch semantisch bestimmt. Bestimmte Motivationsmuster können somit als Hilfe bei der Bestimmung der Motivationsrichtung auch bei heimischen Bildungen mit gleicher Morphemanzahl (sog. Konversion) dienen, so bei rufen – Ruf (Verb motiviert Nomen acti).79 Bei gewissen suffigierten Konfixbildungen mit gleicher Morphemanzahl ist die Motivationsbasis aber schwer zu ermitteln, da es sich bei den entsprechenden Lexemen stets um Suffixbildungen ohne freie Basis handelt und weder ein erkennbarer semantischer Mehrwert (wie bei Personenbezeichnungen) noch ein deutliches Motivationsmuster (wie bei Nomina actionis/acti) existiert, sondern nur eine grammatische Korrelation (z.B. fanatisch – Fanatismus, lyrisch – Lyrik, chemisch – Chemie, vgl. z.B. zu -isch Kühnhold/Putzer/ Wellmann 1978:262, zu -ie Wellmann 1975a:279). Hier sollte dann gegenseitige Motiviertheit angenommen werden. Suffixe drücken aber m.E. an sich nicht immer die Motiviertheit der entsprechenden Bildung aus, auch wenn ein semantisch eng verwandtes Wort existiert, vgl. demonstrieren – Demonstration. In diesem Fall dient das Suffix -ier-en eher der Wortklassenzuordnung und stellt sich zu den heimischen Infinitivendungen.80 Solche Konfixbildungen sind nicht motiviert, aber auch nicht direkt mit idiomatischen Bildungen gleichzustellen, da sie semantisch eng mit den von ihnen motivierten Wörtern verwandt sind. Dagegen sind suffigierte Personenbezeichnungen mit Konfix 79 Die Infinitivendung des Verbs ist nicht als Wortbildungsmorphem zu betrachten (vgl. Fleischer/ Barz 1992:49, anders dagegen z.B. noch Fleischer 1976, Sandberg 1976 [auch bei Verbalsubstantiven] und Barz 1982). Auch solche Fälle sind nach Fleischer/Barz mit semantischen Kriterien zu erfassen: „Verben wie fischen und sägen sind semantisch durch die Substantive Fisch und Säge motiviert: fischen heißt ‘Fische fangen’, aber umgekehrt ist nicht das Hauptmerkmal von Fisch, daß man ihn fischt; Gleiches gilt für sägen ‘mit der Säge hantieren’. Anders Schau und schauen: Die Bedeutung von schauen läßt sich nicht durch das Substantiv Schau bestimmen, denn schauen heißt nicht ‘sich mit einer Schau beschäftigen’, hier muß also das Verb als motivierende Basis angesehen werden. – Damit im Zusammenhang stehen u.U. Unterschiede im Umfang des Sememkomplexes; eine größere Zahl von Sememen entweder beim Verb oder beim Substantiv spräche dann dafür, dies als motivierend aufzufassen.“ (Fleischer/Barz 1992:210) 80 Bei Nicht-Konfixbildungen kann dagegen in manchen Fällen synchronisch auch gegenseitige Motiviertheit angenommen werden, so bei Protest – protestieren (vgl. zu -ier-en hier Fleischer/ Barz 1992:312, Kühnhold/Wellmann 1973:66), da in solchen Fällen m.E. die Regel zum Ausdruck kommt, daß bei enger semantischer Verwandtschaft eine freie Basis eine Suffixbildung motiviert, Protest aber zugleich als Verbalabstraktum anzusehen ist und dem Motivationsmuster Verb als Motivationsbasis zu Nomen actionis folgt. 56 m.E. bei enger semantischer Verwandtschaft zu anderen Konfixbildungen durch das semantische Merkmal ‘Person’ (zusätzlich zu ‘Tätigkeit/Eigenschaft’) motiviert. Enge semantische Verwandtschaft muß aber natürlich nicht in jedem Fall vorliegen, wenn zwei Wörter eine gemeinsame Basis aufweisen. In den meisten Fällen kann man nicht automatisch von gegenseitiger Motiviertheit ausgehen, sondern muß die jeweilige Motivationsrichtung berücksichtigen, auch um idiomatische Bildungen ermitteln zu können. Im folgenden Abschnitt wird erläutert, wie Motivationsbeziehungen im Untersuchungsmaterial dargestellt werden, und es werden die Kriterien präsentiert, nach denen das Untersuchungsmaterial klassifiziert worden ist. 2.2.2.2.2. Darstellung und Klassifizierung von Motivationsbeziehungen im Untersuchungsmaterial Primär geht es bei einer Beschreibung der Motiviertheit von Suffixbildungen darum, motivierte von idiomatischen Bildungen zu unterscheiden. Eine erste Definition könnte lauten: Suffixbildungen sollten dann als motiviert angesehen werden, wenn die Basis des Wortes in einer Paraphrasierung gebraucht werden kann, die der synchronen Bedeutung des Wortes entspricht (entweder als selbständiges Wort oder als Teil eines anderen Wortes, also als Konfix).81 Eine solche sog. Wortbildungsparaphrase kann mit einer Bedeutungsangabe übereinstimmen, sollte allerdings prinzipiell von Wörterbuchparaphrasen unterschieden werden; vgl. P.O. Müller (1993a:56ff.): Wortbildungsparaphrasen „sind vom Ergebnis der semantischen Analyse abhängig und bilden das Beschreibungsinstrument für die metasprachliche Wiedergabe der interpretierten Wortbildungsfunktion eines Derivats“ (bzw. eines motivierten Wortes; Hervorh. im Orig.). (Als „Wortbildungsfunktion“ bezeichnet Müller die Modifikation bzw. Transposition der Basis im Derivat.) „Wortbildungsparaphrasen beschreiben somit die basisdetermierte Bedeutungskomponente eines abgeleiteten Substantivs, d.h. die Art der semantisch-syntaktischen Variation, die ein Derivat gegenüber seiner Basis aufweist und die durch den Motivationsbezug auf die Wortbildungsbasis begründet ist“ (P.O. Müller 1993a:58).82 Augst (1996:19) unterscheidet zwischen Motivbedeutung und Funktionsbedeutung („Bedeutung, die sich aus der semantischen Motiviertheit ableiten läßt“ vs. „Bedeutung des Wortes in der Sprache, mit der wir z.B. etwas benennen und 81 Vgl. dazu das Kriterium für Motiviertheit, das Inghult (1975:16) (für heimische Derivate) aufstellt: „Ein Derivat ist dann motiviert, wenn die Basis als selbständiges Wort in einer Bedeutungsangabe des Derivates gebraucht werden kann, z.B. herrenhaft ‘wie ein Herr’ o.dgl.“. – Dagegen betont Rettig (1981:167f.), daß die Richtung der Motivierbarkeit „als eine phonetisch-semantische Ähnlichkeit“ im Bewußtsein der Sprecher nicht von vornherein festgelegt werden kann, im Unterschied zu der „Richtung in Mustern der Wortgebildetheit“, welche Kriterien umfaßt wie: „Geläufigkeit der Einheiten, ihre Komplexität, die Analogie zu anderen Mustern, semantische oder logische Aspekte“ (ebd. 172). Eine solche Bestimmung von Motiviertheit bzw. „Motivierbarkeit“ ist sehr individuell geprägt und kann keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben. In dieser Arbeit steht also die „Wortgebildetheit“ im Sinne Rettigs im Vordergrund. 82 Siehe folgende Seite. 57 auf einen Gegenstand oder Sachverhalt referieren“). 83 Die Termini „Motivbedeutung“ und „Funktionsbedeutung“ können mit „Motivationsbedeutung“ (nach Fleischer/Barz, vgl. Kap. 2.2.1.2) und „Lexembedeutung“ in Verbindung gebracht werden, wie es hier in dieser Arbeit geschehen soll. Die Motivationsbedeutung drückt die Beziehung der Wortbildung zur Basis aus und geht in die Wortbildungsparaphrase ein, die weitere semantische Merkmale der Bildung enthalten kann. Die Wortbildungsparaphrase enthält also die Motivationsbedeutung plus eventueller zusätzlicher semantischer Merkmale der Wortbildung, soll aber noch die Lexembedeutung erfassen; sie ist jedoch stärker an der Wortstruktur orientiert. Barz (1988:79) definiert die Motivationsbedeutung etwas anders, nämlich als den „Teil der lexikalischen Bedeutung, der sich aus der Paraphrase ableiten läßt“, also nicht Teil der Paraphrase ist und eher die abstrakten Züge der Wortbildungsbedeutung trägt (vgl. Sitzung ‘vergegenständlichter Vorgang des Sitzens’ gegenüber der Paraphrase ‘das Sitzen‘). So wird sie wohl auch in Fleischer/Barz (1992) verstanden. Dagegen drückt sie nach Käge (1980) – in bezug auf Komposita – die konkrete Beziehung zwischen den Konstituenten aus. Eine Einbeziehung der Motivationsbedeutung in die Paraphrase erleichtert die metasprachliche Beschreibung, indem sie den direkten Bezug zur Basis beschreibt und Wortbildungsbedeutungen ausfüllt. Für Personenbezeichnungen eignen sich die in Wellmann (1975a) verwendeten Paraphrasen des Typs ‘der/diejenige, der/die...’ oder ‘jemand, der...’ oder ‘Person, die...’, z.B. Leser ‘Person, die liest’.84 Hier fallen Motivationsbedeutung und Wortbildungsparaphrase zusammen. Dabei ist zu beachten, daß in den meisten Fällen die Fremdsuffixe männliche Personenbezeichnungen hervorbringen, die dann ggf. mit in moviert werden. (Eine Ausnahme bilden aber z.B. -euse, -ine, -iere aus dem Französischen.) Wortbildungsbedeutungen sind allgemeiner als die Motivationsbedeutungen. Die Motivationsbasis kann dann durch x ersetzt oder umschrieben werden (z.B.: ‘jemand, der x zugehört’ bzw. 82 Die „basisdeterminierte Bedeutungskomponente“ wird von Müller an anderer Stelle definiert als derjenige „Teil an der lexikalischen Bedeutung eines Derivats, der die semantisch-syntaktische Variation der Wortbildungsbasis bedingt“ (Müller 1993a:50). Sie wird von Müller (ebd., Anm. 39) u.a. zu den Termini „Wortbildungsbedeutung“ sowie „Motivationsbedeutung“ in Beziehung gebracht. Fleischer/Barz (1992:19f.) trennen zwischen diesen beiden Termini; die Motivationsbedeutung ist weniger allgemein als die Wortbildungsbedeutung (vgl. Kap. 2.2.1.2). – Klosa (1996:75) definiert Wortbildungsbedeutung in Anlehnung an Fleischer/Barz als Beziehung zwischen den Konstituenten einer Wortbildung, spricht jedoch auch von der Wortbildungsbedeutung eines Präfixes (vgl. ebd. 155 u.ö.), die aber strenggenommen nur einen Teil der Wortbildungsbedeutung ausmachen kann. In der vorliegenden Arbeit werden hingegen „Wortbildungsbedeutung“ und „Motivationsbedeutung“ ausschließlich in bezug auf ganze Bildungen gebraucht. 83 Augst bezeichnet die semantische Motiviertheit als „mögliche Spannung zwischen Motivbedeutung und Funktionsbedeutung“ (Augst 1996:19). Es ist nicht ganz klar, welche Wörter er noch als semantisch motiviert ansieht und wie weit sich die „Motivbedeutung“ von der „Funktionsbedeutung“ entfernen kann (so ist das Wort Zollstock seiner Meinung nach semantisch noch motiviert). Semantische Motiviertheit umfaßt für Augst damit auch Lexeme, die man als idiomatisch ansehen könnte. 84 Diese müssen aber in zahlreichen Fällen anders formuliert und damit eingeschränkt werden, da sonst keine adäquate Wortbildungsparaphrase gebildet werden kann. Vgl. dazu die Analysen in Kap. 3. 58 ‘Zugehörigkeit’ oder wie bei Fleischer/Barz ‘Person, die die durch das Basisverb benannte Tätigkeit ausübt’).85 Bei manchen idiomatischen Bildungen kann man noch eine Motivationsbedeutung konstruieren, die sich allerdings infolge zusätzlicher semantischer Merkmale der Lexembedeutung zu weit von der Lexembedeutung entfernt hat. Dies ist hingegen nicht bei allen „semantischen Zusatzmarkierungen“ der Fall, die dadurch entstehen, daß die Bedeutung der Wortbildung „überschüssige Merkmale enthält, die sich nicht aus dem Basisbezug erklären lassen“ und somit eine „reduzierte semantische Motivation“ bewirken (vgl. P.O. Müller 1993a:50). Semantische Zusatzmarkierungen gehen also über die obligatorische semantische Komponente ‘Person’ und den damit verbundenen Basisbezug hinaus, die die Personenbezeichnung von der Motivationsbasis unterscheidet. „Solche semantischen Zusatzmarkierungen der lexikalischen Bedeutung sind entweder reihenbildend (z.B. ‘beruflich’: Maler ← malen) oder idiosynkratisch (z.B. Tischler: ‘einer, der beruflich Tische und andere Gegenstände macht’).“ (Ebd., Hervorh. im Orig.) Fleischer/Barz (1992:18) sehen Tischler dagegen schon als idiomatisiert an (im Gegensatz zu Sattler).86 Bei idiosynkratischen Zusatzmarkierungen muß von Fall zu Fall abgewogen werden, ob schon Idiomatizität vorliegt. Semantische Zusatzmarkierungen sollten nicht Teil der Motivationsbedeutung sein, da sie über die direkte Beziehung der Wortbildung zur Basis hinausgehen und in manchen Fällen Idiomatizität indizieren. Sie erklären, warum bei manchen Bildungen noch eine ursprüngliche Motivationsbeziehung gesehen werden kann (wie bei Tischler). Sieht man sie als Teil der Motivationsbedeutung, besteht die Gefahr, daß der Basisbezug dadurch überlagert wird. Dagegen sollte man z.B. Verben, die eine Wortbildungsbedeutung als Tun-Prädikation nur ausfüllen, nicht als Zusatzmarkierungen ansehen, da sie noch Teil des Basisbezugs sind (machen in ‘jemand, der Tische macht’) und die Motivationsbedeutung ansonsten sehr unspezifisch würde. Wellmann (1975a) vernachlässigt in der Deutschen Wortbildung das Phänomen der semantischen Zusatzmarkierungen, die zu Idiomatizität führen.87 Müllers Definition der Idiomatizität ist für unsere Fragestellung aber zu weitgehend. Als Zeichen von Idiomatizität gilt, „daß die lexikalische Bedeutung nicht mehr primär durch eine basisdeterminierte Bedeutungskomponente bestimmt ist und deshalb auch keine Angaben über die Funktion des Derivationstyps gemacht werden können“ (P.O. Müller 1993a:51). Als Beispiel nennt er „Gewitter ← Wetter, Vernunft ← vernehmen“. Diese Bildungen sind m.E. schon stark idiomatisiert. Ein Kriterium für Motiviertheit wie die Erschließ85 Um Wortbildungs- und Motivationsbedeutungen von Wortbedeutungen zu unterscheiden bzw. in Wortbildungsparaphrasen hervorzuheben, welche ebenfalls mit einfachen Anführungszeichen markiert werden, sollen sie im folgenden kursiv geschrieben werden. 86 So auch Uluchanov (zit. bei Barz 1982:10), der Tisch-ler, Fleisch-er aber als „idiomatisierte motivierte Wörter“ ansieht, da sie im Vergleich zum motivierenden Wort über zusätzliche Seme (außer den Suffixsemen) verfügen. 87 Ein Beispiel ist Funktionär (Wellmann 1975a:396), vgl. dazu unten S. 63. 59 barkeit des Derivationstyps aus der Wortbildung, das bei Müller auch als Klassifikationskriterium dient, bringt die Gefahr mit sich, die semantischen Beziehungen zwischen Basis und Wortbildung zu schematisch zu betrachten. Dies würde der analytischen Fragestellung in der vorliegenden Untersuchung nicht gerecht, die auch versucht, semantische Differenzierungen bei Bildungen zu erfassen, welche formal auf ein anderes Wort verweisen (und in der Herkunftssprache eine deutliche semantische Struktur haben). Motivationsbedeutungen sollen mit der Lexembedeutung vereinbar sein, d.h. Paraphrasierungen dürfen nicht zu viele semantische Zusatzmarkierungen enthalten, da diese einen zu großen Abstand der Motivationsbedeutung von der Lexembedeutung und damit Idiomatizität bewirken.88 Sowohl Hinzufügung als auch Verlust von Merkmalen der Basis in der Wortbildung kann als „semantische Zusatzmarkierung“ des komplexen Wortes gesehen werden. Es gibt dann zentrale Merkmale des Lexems, die die Motivationsbedeutung teilweise überlagern.89 Ein Beispiel ist das oben genannte Tischler im Gegensatz zu Sattler. Auch bei Sattler gibt es semantische Zusatzmarkierungen („jmd., der grobe Lederwaren (z.B. Sättel, Koffer) herstellt“ [DUW]), die aber m.E. die Motivationsbedeutung ‘jemand, der Sättel macht’ nicht überlagern, da Sattel einen engeren Bezug zu groben Lederwaren hat als Tisch zu Holzgegenständen („Handwerker, der Holz (u. auch Kunststoff) verarbeitet, bestimmte Gegenstände, bes. Möbel, daraus herstellt od. bearbeitet, einbaut o.ä.“ [DUW]). In dieser Untersuchung wird aber Abstand von Auffassungen genommen, die Idiomatizität schon bei geringen Zusatzmarkierungen ansetzen (vgl. Lipka 1977, 1981; Kap. 2.2.1.2).90 So werden von Lipka auch die Merkmale [HABITUALLY] und [PROFESSIONALLY] als idiomatisierend gewertet, vgl. Schlafwandler bzw. Bäcker (Lipka 1981:128). In analytischer Perspektive ist es m.E. wichtig, daß die Lexembedeutung die Motivationsbedeutung nicht überlagert. Ein solcher Ansatz würde auch der hier verfolgten diachronen Fragestellung nicht gerecht, da genaue syntaktische Beziehungen bzw. semantische Zusatzmarkierungen aus historischem Wörterbuchmaterial nicht immer 88 Bei Tischler liegt ein Verlust von speziellen Merkmalen vor, wenn die Personenbezeichnung die Zusatzmarkierung „und andere Gegenstände“ erhält (vgl. Kap. 2.2.1.2, Anm. 26). Beim Verlust semantischer Merkmale kann es aber auch dazu kommen, daß eine Basis gar nicht in einer Motivationsbedeutung gebraucht werden kann, z.B. bei Visagist „Spezialist für die vorteilhafte Gestaltung des Gesichts mit den Mitteln der dekorativen Kosmetik“ gegenüber Visage „(salopp abwertend) Gesicht“ (DUW, Hervorh. d. Verf.). 89 Vgl. Schippan (1992a:100), die aber mit dem Begriff des Benennungsmotivs operiert (s. Kap. 2.2.1.2, Anm. 30). Das Benennungsmotiv „muß in einer direkten Beziehung zur Bedeutung stehen, muß Merkmale ausdrücken, verbalisieren, die in die Merkmalsstruktur des Wortes eingehen“. 90 Auch die von Lipkas Auffassung ausgehende Analyse U. Grimms von englischen -er-Bildungen in bezug auf ihre „Lexikalisiertheit“ bietet Beispiele dafür, wie Idiomatizität schon bei wenig ausgeprägten Zusatzmarkierungen angenommen wird, „nämlich wenn das komplexe Lexem Merkmale aufwies, die von den in der Basis enthaltenen Merkmalen abwichen“ (1991:127). Grimm wertet jedoch im Gegensatz zu Lipka nur idiosynkratische Merkmale als lexikalisierend (idiomatisierend), z.B. bei broiler „a very hot day“ zu broil „to (cause to be) very hot or too hot“ (im Gegensatz zu broiler in der Bedeutung „a person or kitchen apparatus that cooks by broiling“). Dies wird von Grimm selbst als Grenzfall gesehen (ebd. 124ff.). 60 erschließbar sind. Somit wird ein Mittelweg zwischen den Positionen Müllers und Lipkas eingeschlagen. Auch eine bloße Abweichung vom gewöhnlichen Motivationsmuster (wie z.B. Nomen patientis oder substantivische Basis bei gewöhnlicher Endung von Nomen agentis aus Verben in Exilant ‘jemand, der exiliert ist/im Exil lebt’) sollte nicht allein als Zeichen von Idiomatizität aufgefaßt werden, da eine Motivationsbedeutung etabliert werden kann.91 Idiomatizität soll hier also dadurch festgestellt werden, daß a) das verwandte Wort in einer Paraphrase nicht gebraucht werden kann oder b) die Motivationsbedeutung als Teil einer Paraphrase mit zu vielen semantischen Zusatzmarkierungen versehen werden muß, die dazu beitragen, daß zentrale Merkmale der Bildung die Motivationsbedeutung teilweise überlagern. Die hier nach den aufgestellten Kriterien vorgenommene Analyse ist im Detail auch von der persönlichen Entscheidung der Verfasserin abhängig, welche sich auf die Wörterbuchparaphrasen und die daraus konstruierten Wortbildungsparaphrasen stützt. Ein gewisses Maß an intuitiver Entscheidung besteht dabei immer (vgl. dazu auch P.O. Müller 1993a:51, U. Grimm 1991:128). In Zweifelsfällen ist die Einordnung auch durch voneinander abweichende Definitionen in verschiedenen Quellen sowie durch deutlich motivierte Lexeme mit anderem Suffix und gleicher Basis beeinflußt. Außerdem sind die Grenzen zwischen motivierten und idiomatischen Bildungen natürlich fließend, was die Einordnung in Gruppen erschwert. Die vorgenommene Abgrenzung soll in erster Linie als Hilfsmittel zur Beantwortung der gestellten Fragen dienen und übergreifende Tendenzen aufzeigen. Bei den meisten hier untersuchten Bildungen ist die Zuordnung relativ unproblematisch. Eine Konsequenz der vorgenommenen Einteilung ist allerdings, daß in dieser Arbeit auch leicht idiomatische Bildungen zur Gruppe der unmotivierten Wörter gerechnet werden, da das Gewicht auf der semantischen Beziehung zur Basis liegt. Eine weitere Möglichkeit zur Feststellung von Idiomatizität außer diesen semantischen Kriterien ist nach Lipka, wie schon in Kap. 2.2.1.2 angesprochen, eine zu große formale Abweichung von verwandten Wörtern, so daß diese nicht mehr mit der Basis übereinstimmen. Die formulierten Kriterien Lipkas (1977, 1981) und U. Grimms (1991) für die „Lexikalisierung“ sind aber auch hier als zu rigoros anzusehen. Der semantische Aspekt sollte bei der Feststellung von Idiomatizität übergeordnet sein, d.h. graphematische und auch phonologische Abweichungen sollten m.E. nicht zur Feststellung von Idiomatizität führen, wenn das betreffende Lexem semantisch eng auf ein anderes Wort bezogen ist. In historischer Perspektive kommen formale Abweichungen oft zusammen mit semantischen Veränderungen vor. Gerade bei Entlehnungen bzw. Fremdwortbildungen gibt es aber auch formale Abweichungen zwischen Motivationsbasis und motiviertem Wort, die regelmäßigen mor91 Lipka sieht die Abweichung vom normalen Motivationsmuster nicht explizit als Zeichen von Idiomatizität, hingegen wohl Schippan, wenn sie als Definition angibt, „aus der Summe der Teilbedeutungen einer Konstruktion ist die Lexembedeutung nicht zu erschließen“ und als ein Beispiel Staubtuch anführt (vgl. Schippan 199a:100f.). 61 phologischen Veränderungen unterliegen (z.B. der Wechsel von z und k bei Verben auf -ieren und Substantiven auf -ation, Bsp. kommunizieren – Kommunikation92 oder andere, auf die Herkunftssprache zurückgehende Lautwechsel wie in explodieren – Explosion) oder die durch den unterschiedlichen Grad der Integration der betreffenden Lexeme bedingt sind (vgl. das Nebeneinander von kurtisieren und Kourtisan im Wörterbuch von Stieler 1691). Hierzu läßt sich auch eine zumeist diachron erklärbare Erweiterung der Motivationsbasis rechnen (Aktie – Aktionär), was synchron auch als Interfigierung gesehen werden kann (vgl. Fleischer/Barz 1992:32f.). Interfigierung sollte aber nur bei regelmäßigeren, an bestimmte Konstituenten gebundenen Veränderungen angenommen werden (ebd. 32). Wellmann (1975a) nimmt dagegen in solchen Fällen meist Suffixerweiterung an (z.B. in Rezip-ient, Denunz-iant aus rezip-ieren, denunz-ieren, vgl. Kap. 3.2.3.1). In obigem Fall beruht die Veränderung auf Aktion als früherer, heute seltener Form von Aktie (vgl. Kluge-Seebold 1995:23). Solche ausdrucksseitigen Veränderungen sind im Gegensatz zu den semantischen Veränderungen „eher oberflächlicher, formaler Natur“ (U. Grimm 1991:90 in bezug auf Lipka 1981:129). Hier ist also noch von morphologisch-semantischer Motiviertheit auszugehen. Vereinzelt kann die morphologische Motiviertheit durch formale Abweichungen stärker abgeschwächt sein (genau wie die semantische Motiviertheit durch Zusatzmarkierungen reduziert sein kann). Eine eigene Gruppe von semantisch motivierten, formal stärker abweichenden Lexemen soll – im Gegensatz zu den für Entlehnungen/ Fremdwortbildungen oft kennzeichnenden gebundenen Basen – aber in dieser Untersuchung nicht etabliert werden; auf Zweifelsfälle wird gegebenfalls aufmerksam gemacht.93 Bei starken formalen Abweichungen in Kombination mit fehlendem semantischen Bezug auf ein anderes Wort sollte hingegen nicht mehr von einer gleichen formalen Basis ausgegangen werden. Ebenso sollte bei fehlendem semantischen Bezug eine gleiche formale Basis nur bei etymologischer Verwandtschaft angenommen werden, da bloße Homonymie m.E. keine Idiomatizität herstellt. Auch hier sind die Übergänge aber wie bei den semantischen Beziehungen fließend.94 Man muß somit Murjasovs dritte Gruppe von Wörtern (morphologisch-semantisch nicht motivierte Lexeme) unterteilen in idiomatische Bildungen und in formal isolierte Bildungen. Nur letztere sind wirklich als „Pseudokonstruktionen“ (Murjasov) anzusehen. Bei allen Bildungen der Gruppe 3 gibt es keine synchronen Motivationsbasen (morphologisch-semantisch motivierende Lexeme). Bei den ersteren gibt es jedoch einen formalen Bezug zu verwandten Wörtern, obwohl der semantische Bezug abgeschwächt oder gar nicht vorhanden ist. Das Wort Dekan kann also als (stark) idiomatisch 92 Lat. c wird im Deutschen vor vorderen Vokalen zu z, vor hinteren zu k. Gauger (1971:167) spricht hier von „partieller Durchsichtigkeit“ im Formalen, die im Französischen aufgrund der lautlichen Veränderungen gegenüber dem Lateinischen stärker als im Deutschen ausgeprägt ist (vgl. z.B. mère – maternel). 94 Vgl. dazu unten die Beispiele Spion und Leutnant. 93 62 angesehen werden, da die Wortbasis Dek- u.a. im Wort Dekade vorkommt, mit dem es etymologisch verwandt ist. Die Basis tritt also nicht nur in dieser Konstruktion auf, wie Murjasov schreibt (vgl. Murjasov 1976:122), es liegt hingegen keine Motiviertheit vor. Bei Dekan ist der Bezug auf ein anderes Wort allerdings nur noch formal festzustellen. Andere Beispiele für idiomatische Bildungen sind Regent, Funktionär und Kastellan sowie Ingenieur und Diplomat, die verschiedene Ausprägungen von Idiomatizität repräsentieren: Bei Regent und Funktionär gibt es semantische Zusatzmarkierungen, die zu der noch erkennbaren Motivationsbedeutung (‘jemand, der regiert’, ‘jemand, der eine Funktion hat’) hinzutreten.95 Bei Kastellan kann eine synchrone Motivationsbedeutung mit Kastell nur schwer konstruiert werden, das Wort Kastell ist aber semantisch nicht sehr weit von Burg bzw. Schloß entfernt.96 Bei solchen Bildungen mit nahe verwandten Wörtern können Motivationsbeziehungen noch erkennbar sein. Diplomat ist dagegen nur noch etymologisch mit Diplom ‘amtliche Urkunde (z.B. über eine bestandene Prüfung)’ in Verbindung zu bringen.97 Ein weiteres Beispiel für stärker idiomatische Bildungen ist die Konfixbildung Ingen-ieur zu Ingenium ‘schöpferische Begabung, Erfindungskraft’ (vgl. DW) mit stark abgeschwächter semantischer Beziehung.98 Man kann also zwischen verschiedenen Stadien von Idiomatizität differenzieren. Bei leichter Idiomatizität wie im Fall von Regent, Funktionär, Kastellan kann man auch von Demotivation sprechen; dieser Begriff sollte dann aber auch für entlehnte und im Deutschen von Anfang an demotivierte Wörter gelten (vgl. Kap. 2.2.1.2). Bei den demotivierten Bildungen ist die semantische Beziehung zur Wortbasis oder zu verwandten Wörtern 95 Regent hat heute die Bedeutung „1. regierender Fürst, Monarch, gekrönter Herrscher […] 2. verfassungsmäßiger Vertreter eines minderjährigen, regierungsunfähigen, abwesenden Monarchen, Herrschers“ (DW). Die Beschränkung auf die monarchische Sphäre bewirkt m.E. Idiomatizität, da die Motivationsbedeutung auch in der ersten Bedeutung durch dieses spezialisierende zentrale Merkmal der Bildung teilweise überlagert wird; dies im Gegensatz zu den eher unspezifizierten Nomina agentis, wo das Verb in der Motivationsbedeutung die zentralen Merkmale trägt (Bsp. Student). Das neutrale Nomen agentis ohne Zusatzmarkierung ist Regierender (vgl. dazu Kap. 3.2.3.1). Funktionär hat im DW die Bedeutung „hauptberuflicher od. ehrenamtlicher Beauftragter eines politischen, wirtschaftlichen, sozialen od. sportlichen Verbandes, der in Abhängigkeit von der betreffenden Organisation handelt u. ihren Interessen dient“; auch diese Merkmale überlagern teilweise die Motivationsbedeutung. Funktionär ist jedoch weiter als Regent von der Motivationsbedeutung entfernt, das als Grenzfall anzusehen ist. Die Motivationsbedeutung sollte insgesamt aber noch relativ leicht erkennbar sein und nicht mühsam konstruiert werden müssen. 96 Vgl. Kastellan „1. Kommandant einer Burg im MA. 2. Verwalter, Aufsichtsbeamter eines Schlosses u. anderen öffentlichen Gebäuden“ (DUW); Kastell „Burg, Schloß (bes. in Südeuropa)“. 97 Diplomat „‘Vertreter eines Staates’ (< 19. Jh.). Entlehnt aus frz. diplomate, einer Rückbildung aus frz. diplomatique ‘die (internationalen) Urkunden betreffend’; deshalb ‘jemand, der für die internationalen Verträge zuständig ist’ mit anschließender Bedeutungsverallgemeinerung“ (Kluge-Seebold 1995:182). Diplom aus dem Griechischen bedeutet ursprünglich ‘Gefaltetes, Gedoppeltes’ und bezeichnet im Lateinischen auch einen gefalteten offiziellen Brief. 98 Ingenieur „(< 16. Jh.) Entlehnt aus it. ingegnere ‘Kriegsbaumeister’ und (später) aus frz. ingénieur, zu l. ingenium n. ‘sinnreiche Erfindung, Scharfsinn’, später auch ‘Kriegsmaschine’ […]. In der Neuzeit zuerst übertragen auf Schiffsbaumeister u.a., dann verallgemeinert zu ‘Techniker (mit theoretischer Ausbildung)’“ (Kluge-Seebold 1995:400). 63 (z.T. infolge von semantischen Zusatzmarkierungen) abgeschwächt, bei stärker idiomatischen Bildungen ist sie stärker abgeschwächt oder nicht (mehr) vorhanden. Die Übergänge sind auch hier fließend. Im Falle von Idiomatisierungsprozessen kann der Verlust von Motiviertheit durch Veränderungen des Referenten und/oder Bedeutungsveränderungen der Konstituenten hervorgerufen werden. So ist heute ein Kaplan (früher: Kapellan) nicht mehr für eine Kapelle zuständig (Veränderung des Denotats) und ein Kastellan ist nicht mehr der Kommandant eines Kastells (leichte Bedeutungsveränderung der Basis, kombiniert mit Veränderung des Denotats). Bei Diplomat ist die Bedeutungsverschiebung der Basis (von ‘internationale Urkunde’ zu ‘Urkunde über etwas einem Erteiltes’) schon im 19. Jh. zu erkennen (vgl. oben). Manche entlehnten Wörter sind somit auch von Anfang an im Deutschen idiomatisch, weshalb man in diesen Fällen im Deutschen nicht von „Idiomatisierung“ sprechen kann (vgl. Kap. 2.2.1.2). Ebenso muß ein entsprechendes verwandtes Wort historisch nicht die Derivationsbasis gewesen sein (vgl. auch das etymologisch verwandte Wort Dekade zu Dekan).99 Dagegen sind Substantive wie Baron und Spion formal isoliert, da die formalen Basen nicht in verwandten Wörtern vorkommen. Spion ist jedoch wiederum als Motivationsbasis zum Verb spionieren und zum Substantiv Spionage anzusehen sowie Baron als Motivationsbasis zum Substantiv Baronat, wohingegen z.B. Leutnant in der Gegenwartssprache völlig isoliert ist, d.h. auch keine anderen Suffixbildungen motiviert.100 Anders liegt der Fall bei dem von Erben angesprochenen Wort Pazifist. Die Basis Pazif- kommt neben in paz-ifist-isch auch in Pazif-ismus vor. Hier kann man von einem Konfix im Sinne von Element mit lexikalisch-begrifflicher Bedeutung sprechen (‘den Frieden betreffend’ etc.), welches in allen Wörtern vorkommt. Pazifist kann durch Pazifismus/pazifistisch motiviert werden; die Bedeutung ist nach DW sogar eher „Anhänger des Pazifismus“. Anglist kann dementsprechend durch Anglistik motiviert werden: Angl(o)- ist ein Konfix mit der Bedeutung ‘englisch’, das auch in anderen Bildungen wie anglo-amerikanisch und Anglizismus erscheint und zudem eine direkte Entsprechung im Adjektiv englisch hat, wodurch auch das Adjektiv als sekundäre Motivationsbasis in Frage kommt. Bei den meisten Bildungen auf -ist/-istik gibt es einen direkten Bezug auf das entsprechende Adjektiv, das eine Sprache oder Sprachengruppe bezeichnet 99 Zu Kapellan, Kastellan und Dekan sowie das ebenfalls von Murjasov genannte Partisan vgl. die ausführliche Beschreibung in der Analyse (Kap. 3.2.1). Zu Diplomat s. Kap. 3.2.5. 100 Spion ist etymologisch verwandt mit spähen, was aber nicht mehr formal erkennbar ist (ital. spione, frz. espion, zu ital. spia ‘Späher’ zu spiare ‘spähen’ aus dem Germanischen, vgl. DUW und Kluge-Seebold 1995:780). Die Herkunft des frz. Wortes Baron ist dagegen umstritten (evtl. aus dem Germanischen oder zu lat. varo, baro [eigentlich ‘grobschlächtige Person’ mit Bedeutungsverbesserung] zu lat. varus ‘verwachsen’), der ursprüngliche Suffixstatus ist hier unklar (vgl. Kluge-Seebold 1995:82). Bei Leutnant (frz. lieutenant ‘der die Stellung hält’) ist nach KlugeSeebold (1995:516) die deutsche Lautform zwar durch formalen Anschluß an Leute entstanden; dies ist jedoch eine sekundäre Erscheinung, die keine Motiviertheit bewirkt. Die Basis ist zudem formal entstellt, wodurch das Wort als formal isoliert bewertet wird. 64 (Slawist – Slawistik – slawisch, Romanist – Romanistik – romanisch mit Interfigierung -ist- beim Abstraktum). Außerdem besteht eine grammatische Korrelation der -istik-Bildungen zu Adjektiven auf -istisch (slawistisch etc.). Nach dem Kriterium der Morphemanzahl werden solche Bildungen hier von Wellmann interpretiert, wenn er Anglist als „weitere Motivationsbasis der -ikAbleitung“ ansieht und durch das Syntagma „y ( = der Anglist etc.) lehrt/ erforscht x → x ist die Anglistik etc.“ (vgl. Wellmann 1975a:327) interpretiert.101 Auch diese Motivationsrichtung ist denkbar, obwohl semantisch nicht völlig überzeugend.102 In Fällen wie Anglist ist also die Existenz einer sekundären Motivationsbasis mit gleichem Konfix ausschlaggebend für die Beurteilung als motivierte Bildung. In Fällen wie Spion – spionieren sowie auch z.B. Rhetor soll hingegen das Konfixkriterium bzw. der Basisbezug über die Zuordnung entscheiden. Es gibt hier keine (sekundäre) Motivationsbasis mit anderem Suffix (und auch keine motivierende freie Basis). Sie sollen als unmotiviert angesehen werden, obwohl eine Motiviertheit der Personenbezeichnung durch das entsprechende Verb oder Substantiv/Adjektiv mit gleichem Suffix plus zusätzlichem Suffix denkbar ist (bei Rhetor durch Rhetorik, rhetorisch). Die umgekehrte Motivationsrichtung wird aber durch die formalen Merkmale gestützt (keine Konfixbildung). Dagegen ist z.B. das Wort Volont-är der zweiten Gruppe zuzuordnen, da es von volont-ieren motiviert ist und gleichzeitig volont-ieren motivieren kann (‘als Volontär[in] arbeiten’, vgl. DUW).103 Solche Fälle gegenseitiger Motiviertheit sind hingegen nicht sehr häufig. Die Bildungen der zweiten Gruppe sind also morphologisch-semantisch durch komplexe Wörter motiviert, welche die Basis der Personenbezeichnung enthalten. Ihre Basen kommen meist nicht frei vor, obwohl dies in einigen Fällen möglich ist (vgl. Marx – Marxist bzw. sozial – Sozialist). In diesen 101 Vgl. aber Wellmann (1975a:412), wo betont wird, daß bei Personenbezeichnungen gleichzeitig morphologische und funktionale Beziehungen auf ein Adjektiv bestehen („Slaw-ist → jmd., der slawische Sprachen/Literatur studiert/lehrt“) sowie „reihenhaft semantische Beziehungen zu Substantiven auf -ik“, die in Fällen wie Angl-ist und Lingu-ist „sogar als primäre Motivationsbasis“ angesehen werden können. 102 Die -istik-Bildungen sind ursprünglich zu Personenbezeichnungen auf -ist entstanden (vgl. Kluge-Seebold 1995:407). Die Adjektive auf -istisch sind hingegen semantisch oft besser als Korrelation zu -istik- oder -ismus-Bildungen zu erklären (vgl. auch Fleischer/Barz 1992:260). 103 Solche Verben unterscheiden sich von Verben wie demonstrieren durch das Vorhandensein zusätzlicher semantischer Komponenten im Vergleich zur bloßen Handlungsbeschreibung, die die Verbbedeutung enger an die Personenbezeichnung binden (hier: ‘als ... arbeiten’). Dennoch ist auch von einer Motiviertheit der Personenbezeichnung durch das Verb auszugehen, wofür neben den formalen (Konfixbildung) auch semantische Merkmale sprechen (zusätzliches semantisches Merkmal ‘Person’, das im Suffix ausgedrückt ist). Diese beiden Kriterien zusammen sollen auch für Bildungen wie Professor – Professur gelten, wo die Bildung auf -ur das Amt einer Person bezeichnet, aber auch die umgekehrte Motivationsrichtung angenommen werden soll (Professor: ‘jemand, der eine Professur innehat’). Anders verhält es sich bei suffigierten Personenbezeichnungen mit gleicher Morphemanzahl, aber ohne Suffixwechsel: So ist Tischler nicht durch das Verb tischlern motiviert, sondern nur umgekehrt. Das Suffix -ler drückt zwar ‘Person’ aus, Tischler ist aber seinerseits auf Tisch zu beziehen. 65 Fällen handelt es sich nicht um Konfixe, welche per Definition nicht frei vorkommen sollen.104 Nicht alle Lexeme, die von komplexen Wörtern mit gleicher Basis motiviert werden, sind demnach Konfixbildungen. Das Konfixkriterium ist aber in vielen Fällen ein Hilfsmittel zur Klassifizierung von Wortbildungsbeziehungen. Einen Sonderfall bilden Lexeme, die von einem gleichlautenden Lexem motiviert werden. Hier handelt es sich um Bezeichnungsübertragungen zwischen Lexemen verschiedener oder gleicher Wortarten (Bsp. souverän – Souverän, Tenor[stimme] – Tenor). Sie sind schwer einzuordnen. Obwohl ihre Basis oft nur mit einem Suffix vorkommt, werden sie hier ebenfalls in die zweite Gruppe eingeordnet. Murjasovs Einteilung von Lexemen mit Fremdsuffixen in „Motivationsgruppen“ muß demzufolge in bezug auf die Motiviertheit von Personenbezeichnungen modifiziert werden. Vgl. dazu die folgende Übersicht: 1. morphologisch-semantisch durch freie Basis (= Motivationsbasis) motiviert Basis kann in Paraphrase als selbständiges Wort vorkommen (auch leicht abgewandelt)105 Bsp.: Liefer-ant, Violin-ist (motiviert durch liefern bzw. Violine) 2. morphologisch-semantisch durch komplexes Wort motiviert, das die Basis der Personenbezeichnung enthält (motivierendes Wort = Motivationsbasis, i.d.R. Wortbasis + Suffix) 106 2a. Personenbezeichnung kann nur durch komplexes Wort mit Basis motiviert sein (meist Konfixbildungen, Basis kann aber auch frei auftreten) Bsp.: Stud-ent, Sozial-ist (motiviert durch studieren bzw. Sozialismus) 2b. Personenbezeichnung kann außer durch komplexes Wort mit Basis auch durch freie Basis motiviert sein (komplexes Wort durch Analogie aber plausibler) Bsp.: Marx-ist, Intrig-ant (motiviert durch Marxismus/Marx bzw. intrigieren/Intrige) 104 Fleischer/Barz (1992:68) weisen auf die Existenz von frei vorkommenden Homonymen zu Konfixen hin (z.B. -meter in Thermometer im Gegensatz zu Meter als Maßeinheit). Sozial ist semantisch jedoch nicht so weit von Sozialist entfernt, daß es als Homonym zu Sozial- und damit als anderes Morphem angesehen werden kann. Die Abgrenzungen sind hier schwer vorzunehmen, da Konfixe, wie schon mehrmals erwähnt, im Vergleich zu lexikalisierten Einheiten nicht in gleichem Maße eine festgelegte Bedeutung haben. 105 Zur Gruppe 1 ist zu bemerken, daß Verben immer in flektierter Form vorkommen. Die Infinitivendung -(e)n kann, wie schon im Verlauf der Arbeit angesprochen (vgl. Kap. 2.2.1.2, Anm. 42; Kap. 2.2.2.2.1, Anm. 75), genausowenig wie die Flexionsmorpheme als Wortbildungsmorphem aufgefaßt werden, im Gegensatz zum Wortbildungssuffix -ier bei Verben auf -ier-en. – Zu Gruppe 1 lassen sich auch vereinzelte Bildungen stellen, deren Motivationsbasis erweitert oder interfigiert ist (Aktionär – Aktie, vgl. oben S. 62 zu formalen Abweichungen). 106 In Einzelfällen ist die Basis der Personenbezeichnung im motivierenden Wort nur Teil eines (Konfix)kompositums oder einer Wortgruppe. Solche Fälle werden der Motivationsgruppe 2 zugeordnet, da die Basis Teil eines komplexen Wortes ist. Manchmal steht daneben auch eine Suffixbildung (z.B. Dokumentarist [DW] motiviert durch Dokumentarbericht/film neben dokumentarisch). 66 3. morphologisch-semantisch unmotiviert 3a. idiomatische Bildungen semantische Zusatzmarkierungen führen zur Entfernung von der Motivationsbedeutung (zentrale Merkmale der Bildung überlagern teilweise die Motivationsbedeutung) oder es kann keine Motivationsbedeutung konstruiert werden, da die formale Basis (bzw. verwandtes Wort aus Basis und Suffix) nicht gebraucht werden kann; 3a1: semantische Beziehung zur Wortbasis oder zu verwandtem Wort abgeschwächt durch semantische Zusatzmarkierungen bzw. Basis aus nahe verwandtem Wort (demotivierte Bildungen), 3a2: semantische Beziehung stärker abgeschwächt oder nicht vorhanden durch Basis aus weiter entferntem, aber noch etymologisch verwandtem Wort Bsp.: 3a1: Reg-ent (regieren), Kastell-an (Kastell), 3a2: Ingen-ieur (Ingenium), Dek-an (Dekade) 3b. formal isolierte Bildungen „Pseudokonstruktionen“ ohne formalen Basisbezug, können aber ihrerseits andere Suffixbildungen motivieren; 3b1: Wörter motivieren andere Suffixbildungen, 3b2: Wörter motivieren nicht Bsp.: 3b1: Spi-on (spionieren), 3b2: Leutn-ant (–) Die Einteilung der Lexeme nach der Art des motivierenden Lexems in Gruppe 1 und 2 hebt ein wesentliches Merkmal von Wortbildungen mit Fremdsuffixen hervor, die oft von Suffixbildungen mit gleicher Basis motiviert sind. Gruppe 2 wurde hier unterteilt, um deutlich zu machen, daß in manchen Fällen Motivation sowohl durch ein komplexes Wort mit gleicher Basis als auch durch eine freie Basis denkbar ist. Solche Lexeme werden nicht in die Gruppe 1 eingeordnet, wenn durch Analogie zu anderen Bildungen mehr für das komplexe Wort spricht. Dies ist dann der Fall, wenn die Suffixbildung semantisch zumindest gleichwertig ist und an andere Suffixbildungen oder Wortarten bei den in Frage kommenden Suffixen anschließt (z.B. Analogie zu anderen Bildungen mit gleichem Suffix bei den Bildungen auf -ist [-ismus] und -ant [-ieren]). In den meisten Fällen ist die Suffixbildung auch semantisch besser als Motivationsbasis geeignet; es besteht aber dennoch eine Beziehung zur freien Basis. Gruppe 2a besteht zumeist aus Konfixbildungen; die Basis existiert in einigen Fällen auch frei, kommt als synchrone Motivationsbasis neben der Suffixbildung jedoch nicht in Frage (so bei Sozial-ist). Als Richtschnur für die Einordnung in Gruppe 2 soll primär der in den Wortbildungslehren aufgeführte Bestand an Suffixen sowie das bei Murjasov genannte Inventar der Fremdsuffixe dienen. Die motivierenden Bildungen mit gleicher Basis sind natürlich nicht immer selbst motivierbar, wie schon mehrmals hervorgehoben wurde. Sie weisen sich aber dadurch als komplexe Wörter aus, daß ihre Wort67 basis – im Gegensatz zu den meisten heimischen Wörtern – i.d.R. mit verschiedenen Suffixen erscheint.107 Es sind die Lexeme der Gruppe 3b1 zu beachten, die wiederum andere Suffixbildungen motivieren, auch wenn sie selbst formal isoliert sind. Diese Lexeme verweisen ebenso wie die Gruppen 1 und 2 auf die Existenz von Wortbildungsnestern. 108 Als Mitglieder eines Wortbildungsnestes bezeichnen Fleischer/Barz (1992:71) „Wortbildungsprodukte [...], die in ihrer Struktur über ein formal und semantisch identisches Grundmorphem verfügen, das das Kernwort des Nestes darstellt“. Diese Definition scheint jedoch mit dem Bestreben zu kollidieren, das Wortbildungsnest als Gruppe semantisch motivierter Bildungen gegen die etymologisch definierte „Wortfamilie“ abzuheben: „Mit dem Begriff Wortbildungsnest [...] werden nur solche Wortbildungsprodukte zu einem Paradigma zusammengefaßt, deren lexikalische Bedeutung aus der Motivationsbedeutung erschließbar ist, die ein ‘Motivationssystem’ bilden“ (Fleischer/Barz 1992:72 mit Bezug auf Polenz). Auf viele der hier untersuchten Bildungen ist die erste Definition nicht anwendbar. Sozialist z.B. muß auf Sozialismus bezogen werden, nicht auf sozial, von dem es semantisch zu weit entfernt ist. Auch Sozialismus als spezialisierter Terminus ist m.E. nicht direkt von sozial motiviert (vgl. Kap. 2.2.2.2.1, S. 53). Als „Kernwort“ in einem Wortbildungsnest sollte also auch eine komplexe Bildung in Frage kommen, die andere Wörter motiviert (Sozialismus als Kernwort motiviert Sozialist, sozialistisch; sozial dagegen sozialisieren ‘in die Gemeinschaft einordnen; in Gemeineigentum überführen’, soziabel ‘fähig, sich in die Gemeinschaft einzuordnen’109). Wortbildungsnester, die wirklich synchrone Motivationsbeziehungen zwischen allen Mitgliedern spiegeln sollen, müßten also teilweise eng begrenzt sein, sonst hat man es wieder mit einer etymologisch 107 Hier gibt es auch vereinzelt Endungen, die nicht in allen Fällen in der Herkunftssprache ein Suffix im Sinne von Wortbildungsmorphem gewesen sein müssen (z.B. -us, -[i]um), aber dennoch durch ihre Form von der Basis abgetrennt werden können. Die heimische Endung -e könnte in manchen Fällen auch als Wortbildungsmorphem zur Bildung von Abstrakta aus Verben auf -ieren angesehen werden (intrigieren – Intrige wie suchen – Suche, vgl. Wellmann (1975a: 36, 234). -e ist hier aber eher als Wortklassenendung zu betrachten und Intrige damit als selbständige Basis zu Intrigant (neben intrigieren). Bei entlehnten Wörtern resultiert -e aus der Form des Quellworts und der gleichzeitigen Anpassung an vorhandene Abstrakta mit Ausgängen auf -e (meist Feminina). Das Suffix -e tritt i.d.R. nur an heimische Verben (Fleischer/Barz 1992:146). Die Grenzziehung zwischen Lexemen der Gruppe 1 und 2 ist nicht immer unproblematisch, aber in den meisten Fällen ist im Untersuchungsmaterial die Basis klar von Wortbildungsmorphemen zu trennen. Wenn die Endung eines motivierenden Wortes nicht eindeutig als Suffix identifizierbar ist, wird die entsprechende Personenbezeichnung dennoch in Gruppe 2 eingeordnet, falls die Endung nicht wie bei heimischen Wörtern durch Vokalapokope abgestoßen wird und damit als Teil der Basis erscheint (wie z.B. bei der Endung -o in Kommando). Damit soll der Unterschied zwischen der Wortbildungsstruktur der heimischen Bildungen und der Bildungen mit Fremdelementen das ausschlaggebende Kriterium für die Einordnung sein (motiviert durch freie Basis, evtl. mit Vokalapokope, bzw. Wort mit gebundener Basis und Suffix/Endung). 108 Auch Lexeme in Motivationsgruppe 3a können natürlich in manchen Fällen mit einem Suffix versehen werden und als Motivationsbasis fungieren (z.B. Diplomat – Diplomatie). 109 Soziabel ist wohl in erster Linie von sozialisieren motiviert; dieses wiederum ist in der zweiten Bedeutung vielleicht nicht mehr direkt durch sozial zu motivieren. 68 definierten „Wortfamilie“ zu tun. Bei Barz (1988:101) ist die Definition des Wortbildungsnests allerdings etwas weiter gefaßt: „An der lexikalischen Bedeutung der WBK [= Wortbildungskonstruktion] muß die Bedeutung des Kernworts partiell nachweisbar sein.“ Wortbildungsnester können danach verschiedene Hierarchiestufen motivierter Bildungen umfassen und sogar idiomatische Bildungen enthalten, die in ihren semantischen Beziehungen noch nicht ganz isoliert sind (vgl. Barz 1988:95ff.). Damit würden auch zumindest die Mitglieder der hier beschriebenen Gruppe 3a1 als leicht idiomatische Bildungen zu einem Kernwort in ein Wortbildungsnest eingehen.110 Festzuhalten ist jedoch, daß motivierte Personenbezeichnungen in jedem Fall als Teil eines Wortbildungsnestes (evtl. in einer Untergruppe) gesehen werden können, da sie semantisch enge Beziehungen zur Motivationsbasis aufweisen. Auch der Konfixbegriff, so hilfreich er bei der Analyse der Wortbildung von Fremdelementen auch ist, kann bei der praktischen Anwendung Probleme aufwerfen: Bei idiomatischen Bildungen kann – folgt man der Definition von Fleischer/Barz – bei zu großer semantischer Abweichung von einem verwandten Lexem mit gleicher Basis nicht mehr von dem gleichen Konfix ausgegangen werden (z.B. in Ingen-ium – Ingen-ieur). Konfixe sollen in mehreren Wörtern vorkommen und hier die gleiche „lexikalisch-begriffliche Bedeutung“ aufweisen (Fleischer/Barz 1992:25). Konfixe können also nur in bezug auf andere Wörter definiert werden, in denen sie semantisch übereinstimmen. Dies ist ein wichtiger Gesichtspunkt, der von Fleischer/Barz und auch von Fleischer (1995) nicht genügend hervorgehoben wird, da sie sich vor allem auf motivierte Bildungen beziehen. Dadurch stimmen die entsprechenden Wörter in der Bedeutung überein, d.h. sie haben eine ähnliche Bedeutung. Nach der Definition von G.D. Schmidt (1987b:50) sind Konfixe dagegen „basis- und/oder kompositionsgliedfähige Kombineme“, d.h. „Einheiten, die nur in Kombinationen vorkommen“. Sie werden nicht in bezug auf ihre gleiche Bedeutung in verschiedenen Wörtern bestimmt, können damit wohl auch polysem sein (vgl. z.B. Päd- aus griech. país (paidós) ‘Kind, Knabe’ in Pädagoge ‘Betreuer, Lehrer’ [ursprünglich ‘Kinderführer’, vgl. Kluge-Seebold 1995:607] und Pädiater ‘Facharzt für Kinderheilkunde’). Das Beispiel zeigt, daß es problematisch sein kann, einem nicht frei vorkommenden Element wie dem Konfix eine Bedeutung zuzuschreiben: Welche Bedeutung hat Päd- in Pädagoge? Dies zeigen auch die teilweise diachron orientierten Versuche Fischers (1983, 1985), den „gebundenen Grundmorphemen“ eine synchronisch feststellbare Bedeutung zu geben.111 110 Augst (1997:98) definiert die Wortfamilie als von „synchroner Etymologie“ bestimmt (vgl. Augst 1975, Kap. 2.2.1.3). Die Grenzen sind damit enger gesteckt als bei der (diachron) etymologisch definierten Wortfamilie, da es um metasprachliche Reflexion geht, die auch evtl. hier als idiomatisch eingeordnete Wörter umfassen kann. Vgl. dazu auch Augsts Wortfamilienwörterbuch (1998). 111 Siehe folgende Seite. 69 Bei Suffixbildungen sollten keine Konfixe als Motivationsbasis angenommen werden, da (wie in Kap. 2.2.2.2.1 ausgeführt) durch die Abstraktheit des Suffixes hier Motivationsbeziehungen im System m.E. nur zwischen ganzen Lexemen bestehen. Dies gilt auch für den Fall, daß ein Konfix eine etwas festere Bedeutung hat (z.B. in dent-al ‘die Zähne betreffend, zu ihnen gehörend’ bzw. auch ‘mit Hilfe der Zähne gebildet’ von Lauten, vgl. DUW; dazu z.B. Dentologie ‘Zahnheilkunde’). Man könnte im Anschluß an Fleischer/Barz Motivierbarkeit durch Konfixe in den Fällen annehmen, in denen kein Lexem als Motivationsbasis möglich ist. Aber dies beinhaltet schon eine geringere semantische Transparenz (im Gegensatz zu Bildungen wie nas-al). Bei Komposita und Präfixbildungen können dagegen Konfixe in gewissen Fällen motivieren: Bei Komposita verbinden sich zwei gleichwertige Elemente mit lexikalischer Bedeutung. So können Komposita teilweise leicht in motivierende Konfixe zerlegt werden, vgl. z.B. biblio-phil ‘bücherliebend’, anglo-phil ‘dem Englischen bzw. der englischen Kultur zugetan’, thermo-phil ‘warme Temperaturen bevorzugend’. Hier muß die Bedeutung des Konfixes in einer synonymischen Umschreibung in eine Paraphrase eingehen, da das Konfix selbst durch den fehlenden Wortstatus nicht verwendet werden kann. Auch bei Präfixbildungen mit gebundenen Einheiten können in manchen Fällen direkte Motivationsbeziehungen zwischen den Konstituenten angenommen werden, da Präfixe im Vergleich zu Suffixen oft eine nicht ganz so entkonkretisierte Bedeutung haben und bei Präfixbildungen fertige Begriffe durch Präfixe nur semantisch oder syntaktisch modifiziert werden (vgl. Fleischer/Barz 1992:20, 26 sowie auch Saussure 1916 [1967:224f.]). Als Konfixe sollten hier in erster Linie gleichförmige gebundene Einheiten im Anschluß an das Präfix angesehen werden (z.B. pro-gressiv, re-gressiv), auch wenn man evtl. Suffixe abtrennen kann. Klosa (1996) nimmt in ihrer Untersuchung zu entlehnten Negationspräfixen z.B. gebundene Einheiten in ihre Untersuchung auf und behandelt sie wie freie Basen mit lexikalisierter Bedeutung, die sich z.T. aber nur aus der Bedeutung der Herkunftssprache herleiten läßt (z.B. A-korie „‘Zustand ohne Sättigungsgefühl’ (griech. koros ‘Sättigung’)“, Klosa 1996:177). Viele dieser Bildungen treten nämlich im Deutschen nur mit einem Präfix auf, sind also nicht Konfixe im hier definierten Sinne. Auch (synchrone) Präfix-Suffix-Derivation (nach Fleischer/Barz 1992:46) ist in vielen Fällen nicht möglich, da die Bedeutung des lexikalischen Elements oft unklar ist bzw. wie in A-kor-ie nicht im Deutschen vorliegt. Hier ist eine Einordnung in das Wortbildungssystem des Deutschen zweifelhaft. Klosa setzt voraus, „daß die Bestimmung der Motiviertheit und der Durchsichtigkeit der untersuchten Bildungen zum einen von den Bedeutungsangaben der ausgewerteten Wörterbücher, zum anderen von 111 Auf die Problematik der Konfixableitung verweist neuerdings auch Harras (1997), die in erster Linie versucht, Konfixbildungen generativ aus den formalen Bestandteilen abzuleiten. Eine Schwierigkeit ist dabei, daß ein Konfix mit verschiedenen „Lexikoneinträgen“ versehen werden muß, um verschiedene Kategorien (z.B. Wortart) zu erfassen. Auf die Problematik der Bedeutungszuordnung geht Harras infolge der angelegten generativen Perspektive jedoch nicht ein. 70 der grammatischen Kenntnis, der Fremdsprachenkenntnis und dem ‘enzyklopädischen’ Wissen der Autorin abhängen“ (ebd. 65). Dagegen schließt Ruf (1996) gebundene Elemente mit Augmentativpräfixen (z.B. Mega-lith, Megatherium)112 aus ihrer Untersuchung aus, da sie als motivierend nur freie Basen auffaßt (Ruf 1996:73). Diese unterschiedliche Einstellung zu gebundenen Einheiten verweist auf die Problematik der Konfixbildungen, die in der Wortbildung entlehnter Einheiten oft vorkommen: Konfixe stellen Beziehungen im Wortschatz her, die semantisch nicht leicht zu erfassen sind, da sie im Vergleich zu freien Morphemen eine nicht genau fixierte Bedeutung haben und sich damit den Wortbildungsmorphemen nähern. Gleichzeitig stehen sie im Wortschatz nebeneinander und schaffen somit semantische Querverbindungen im Sprachsystem und Assoziationen beim Sprecher. Diese sind systematisch allgemeingültig z.T. jedoch schwer zu beschreiben, da sie individuell verschieden und abhängig von der Fähigkeit des Sprechers sind, Wörter noch zu segmentieren. Ein Wort aus Konfixen kann auch schon bei seiner Entstehung eine unklare Motiviertheit haben. Es ist anzunehmen, daß die Relevanz von Motiviertheit bei solchen Lexemen im Sprachsystem dann weniger ausgeprägt ist als bei klar strukturierten Bildungen wie Personenbezeichnungen, die meist Nomina agentis (i.w.S.) darstellen und die durch ganze Lexeme als Motivationsbasis motiviert sind. Konfixe spielen besonders in Fachsprachen auch bei Neubildungen eine Rolle (vgl. z.B. Fritz Cl. Werner, Wortelemente lateinisch-griechischer Fachausdrücke in den biologischen Wissenschaften, 1968). Bei der Bildung der entsprechenden Wörter wird aber meist nicht auf bereits vorhandene Wortbildungen, sondern direkt auf die Herkunftssprache zurückgegriffen. In Neubildungen der Werbesprache, die meist nicht lexikalisiert sind, haben Konfixe dagegen oft (absichtlich) eine unklare Semantik, vgl. z.B. die Elemente Biound Öko-, die die Vorstellung von Umweltgerechtheit vermitteln sollen.113 Auch in lexikalisierten, d.h. im Wortschatz gespeicherten, Wörtern ist die Bedeutung von Konfixen aber oft nicht eindeutig (vgl. das obige Beispiel Pädagoge). Weitere sprachwissenschaftliche Diskussion und terminologische Klärung des Konfixbegriffs scheint in jedem Fall wünschenwert. Die Zugehörigkeit zu einer Motivationsgruppe sagt noch nichts über die Zugehörigkeit des betreffenden Lexems zu verschiedenen Sprachvarietäten aus. Von besonderem Interesse für unsere Fragestellung ist die Zugehörigkeit zur Gemeinsprache bzw. zum Bildungs- oder Fachwortschatz. Viele Entlehnungen gehören diesen letzteren Subsystemen oder Teilsystemen des Wortschatzes an, wie schon im Verlauf der Arbeit erwähnt wurde und worauf besonders Polenz 112 -lith ist dabei ein Konfix, -therium wohl ein unikales Morphem (Megalith „großer, roher Steinblock, der in vorgeschichtlicher Zeit als Monument od. für Grabanlagen verwendet wurde“, Megatherium „ausgestorbenes Riesenfaultier“ [DUW]). 113 Vgl. dazu auch H.-J. Grimm (1997), der aufzeigt, daß u.a. die Bedeutung von Bio- und Öko- in Wörterbüchern unterschiedlich angegeben wird. 71 hingewiesen hat (vgl. Kap. 2.1.1.1, 2.2.1.3). Für Personenbezeichnungen ist neben dem Fachwortschatz der Bildungswortschatz von Interesse. Die „Bildungssprache“ wird von Strauß/Zifonun (1985:93) von der „Fachsprache“ sowie auch von der „Allgemeinen Wissenschaftssprache“ abgegrenzt: „Wörter als Elemente der Bildungssprache unterscheiden sich zumindest auf der Inhaltsseite von Wörtern z.B. der Allgemeinen Wissenschaftssprache oder den Fachsprachen. Ihre Bedeutung ist ‘entpräzisiert’, ‘allgemeiner’, ‘semantisch gestuft’.“ Dies hängt damit zusammen, daß Fachwissen über die Bildungssprache einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt wird. „Ihren lexikalischen Bestand bezieht sie zum einen Teil aus der historischen kulturellen Tradition der Sprachgemeinschaft, zum anderen Teil aus einem Querschnitt durch solche Fächer und Wissenschaften, die für eine ‘Theorie des Alltags(lebens)’ von Bedeutung sind.“ (Strauß/Zifonun ebd. 89) Strauß/Zifonun verweisen dabei auf Habermas: „Die Bildungssprache ist die Sprache, die überwiegend in den Massenmedien, in Fernsehen, Rundfunk, Tages- und Wochenzeitungen benutzt wird. Sie unterscheidet sich von der Umgangssprache durch die Disziplin des schriftlichen Ausdrucks und durch einen differenzierteren, Fachliches einbeziehenden Wortschatz; andererseits unterscheidet sie sich von den Fachsprachen dadurch, daß sie grundsätzlich für alle offensteht, die sich mit den Mitteln der allgemeinen Schulbildung ein Orientierungswissen verschaffen können.“ (Habermas 1977:39) Personenbezeichnungen, die nicht der Gemeinsprache angehören, können neben verschiedenen Fachsprachen oft der Bildungssprache zugeordnet werden, da besonders in dieser ein Diskurs über Personen geführt wird. Eindeutige Aussagen sind aber nur für die in den gegenwartssprachlichen Wörterbüchern vorkommenden Lexeme zu treffen, da dort Zugehörigkeit zu Bildungs- oder Fachsprache (auch Sondersprache) ausdrücklich markiert ist (die Bildungssprache nur in den Duden-Wörterbüchern, nicht im Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache). Die Zugehörigkeit zu einer Fachsprache ist von der Zugehörigkeit zu allgemeinen Sachgebieten zu unterscheiden, obwohl diese manchmal mit Fachsprachen zusammenfallen können. Ebenfalls von Interesse können Regionalismen sein (besonders spezifisch schweizerische und österreichische Wörter, da dort viele fremdwörtliche Personenbezeichnungen im Gegensatz zum übrigen deutschen Sprachgebiet beibehalten wurden), sowie Zitatwörter aus fremden Kulturkreisen (im Sinne von Polenz), da diese sich ebenfalls von der Gemeinsprache/dem Gemeinwortschatz abheben. Ein weiteres Kriterium zur stilistischen und soziologischen Einordnung der betreffenden Lexeme ist die Feststellung, ob sie synchron als veraltet gelten können oder sich nur auf historische Gegebenheiten beziehen114 (vgl. dazu auch Kap. 3.1.2 zur Auswahl der Wörter). Die aufgeführten Motivationsgruppen wurden auch anhand von Material über 114 Dies sollte von der Zuordnung zu den genannten Subsystemen unterschieden werden, da immer auch eine diachronische Komponente beteiligt ist. Nicht alle veralteten Wörter eines Zeitabschnitts werden damit in der empirischen Untersuchung berücksichtigt, sondern nur solche, die eine diachronische Entwicklung verdeutlichen. 72 Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen im Neuhochdeutschen herausgearbeitet, das aus den rückläufigen Wörterbüchern von Muthmann (1988) und Mater (1970) entnommen ist. Die rückläufigen Wörterbücher von Muthmann und Mater dienten dazu, die Frequenz der Suffixbildungen in der Gegenwartssprache zu ermitteln sowie einen Überblick über deren Motiviertheit zu erhalten. Bei der Zusammenstellung der Fremdsuffixe für Personenbezeichnungen wurde vor allem das Inventar von Murjasov (1976) zugrunde gelegt, ergänzt durch eigene Beobachtungen und weitere Wortbildungsliteratur (Fleischer/Barz 1992, Wellmann 1975a); vgl. auch die Diskussion über die Abgrenzung von Fremdsuffixen in Kap. 2.2.1.4. Suffixe, die Kollektiva bezeichnen, wurden nicht beachtet (z.B. Gendarm-erie, Publizist-ik, Bürokrat-ie für alle/die gesamten Gendarmen, Publizisten, Bürokraten; vgl. Wellmann 1975a:176ff.) ebenso wie Suffixe für Abstrakta zur Bezeichnung von Personen (z.B. Exzellenz). Außerdem wurden nur Bildungen mit griechisch-lateinisch-romanischen Suffixen aus Spendersprachen dieses Sprachbereichs berücksichtigt, da diese über Suffixe aus anderen Sprachen zahlenmäßig vollständig dominieren (vgl. auch Kap. 2.1.2). Es gibt neben den Suffixbildungen in den Spendersprachen Bildungen mit gleichlautenden Endungen wie die entsprechenden Suffixe. Neben den im Deutschen unanalysierbaren Bildungen können es auch in den Spendersprachen unanalysierbare oder anders zerlegbare Bildungen sein, die zu den eigentlichen Suffixbildungen treten (z.B. Bar-bar). Bei der Analyse ausgewählter Suffixe in Kapitel 3 wird auf solche (nicht sehr zahlreiche) Fälle hingewiesen. Folgende Anzahl von Bildungen in Muthmann und Mater verzeichnen die folgenden Suffixe/Endungen mit Varianten: -ist (486 Bildungen), -ant/-ent (139+80=219), -ator/-or (93+81=174), -eur/-euse (127+19=146), -iker/-ikus (100 [186 inkl. -ik-er-Bildungen] +12), -ar/-är (48+37=85), -ier/-iere (68+9=77), -at (42), -it (40), -us (38), -an/-ian/-än (7+13+2=22), -and/-end115 (17+2=19), -in/-ine (9+8=17), -et (16), -ast (13), -on (10), -ot (10), -al (10), -isse/-esse (4+5=9), -ett/-ette (2+5=7), -ard/-arde (3+2=5), -aster (5), -ice (4), -eut (4).116 Daneben gibt es die von Murjasov als Halbsuffixe bezeichneten Elemente -loge (136 Bildungen), -graph (36), -arch (10), -krat (9), -urg (5), -nom (5), -soph (3) und -goge (3).117 Diese Elemente aus dem Griechischen haben als Suffixeigenschaften Reihenbildung und entkonkretisierte Bedeutung, können jedoch z.T. auch als erstes Kombinationsglied auftreten und rücken die entsprechenden Bildungen somit in die Nähe der Komposita (Grapho-loge, Logo-graph, vgl. Murjasov 1976:123). Diese Definition stimmt nicht ganz mit der traditionellen Auffassung eines Halbsuffixes (Suffixoids) überein, nach der das Element wortfähig sein muß und eine lautgleiche Entsprechung hat (vgl. 115 Zu -and gibt es die seltene Variante -end (bei Muthmann/Mater nur in: Korrigend, Promovend), entsprechend zu -ant/-ent. 116 Andere Suffixe sind im Deutschen nicht mehr als solche erkennbar (z.B. lat. -t in Adjunk-t, Substitu-t; -tr in Minister, Magister), weswegen sie in Verzeichnissen von Fremdsuffixen auch nicht auftauchen. 117 Dazu kann man u.a. auch -päde, -mane, -path, -mant, -phant rechnen. 73 Kap. 2.2.2.1, Anm. 63). Fleischer/Barz (1992:25) behandeln die Elemente als Kompositionsglieder (in diesem Falle Konfixe); Wellmann (1975a) nimmt sie nicht in seine Zusammenstellung auf, er sieht als Basis bei den Bildungen mit -loge in den meisten Fällen die entsprechenden Substantive auf -ie (und als weiteren Motivationsbezug bei e-losen Elementen wie -graph, -soph usw. die entsprechenden Adjektive auf -isch, vgl. Wellmann 1975a:412). Man kann die Bildungen entweder als Komposita aus Erst- und Zweitglied ansehen, da beide Glieder eine mehr oder weniger ausgeprägte lexikalisch-begriffliche Bedeutung tragen (Grapho- und -loge), oder als Suffixbildung, wobei die Personenbezeichnungen regelmäßig als ‘jemand, der Graphologie betreibt’ usw. motiviert sind. Ist damit Grapho- als Konfix zu betrachten, das mit dem (Halb)suffix -loge erscheint, oder ist (wie in Fleischer/Barz 1992:186 angenommen) Graphologals Basis anzusehen? Bei Wörtern ohne -e kann man nicht von der letzteren Möglichkeit ausgehen (Philosoph- + ?). Sieht man solche Bildungen als direkte Zusammensetzung der beiden Elemente an (Philo- und -soph oder -loge), sind sie in der Bedeutung wiederum oft als schwer beschreibbar anzusehen.118 Die sog. Halbsuffixe sind somit schwer mit den anderen Fremdsuffixen zu vergleichen und sollen aus der vorliegenden Arbeit ausgeklammert werden. Eine Unterteilung der Bildungen mit den verschiedenen Suffixen, welche in den rückläufigen Wörterbüchern von Muthmann und Mater mindestens zehn Bildungen aufweisen, nach den oben genannten drei Motivationsgruppen119 ergibt ein Überwiegen von Motivationsgruppe 1 und 2 (morphologisch-semantisch motiviert) bei den Suffixen -and/-end, -ant/-ent, -ar/-är, -ast, -at, -ator-/or, -et, -eur/-euse, -ian, -ier2 [ie:], -iker, -ist, -it und -us. Bildungen mit -al, -an/-än, -ier1 [i:r], -iere, -ikus, -in/-ine, -on, -ot hingegen sind überwiegend nicht motiviert. Deren Suffixstatus in bezug auf Personenbezeichnungen kann damit sogar teilweise in Frage gestellt werden (-on hat in der Gegenwartssprache überhaupt keine motivierten Personenbezeichnungen aufzuweisen). Suffixe mit der höchsten Frequenz (-ist, -ant/-ent, -[at]or, -eur/-euse und -iker) zeigen einen hohen Anteil motivierter Bildungen (daneben aber auch -and/-end als nicht frequentes Suffix). Diese Ergebnisse werden von einer ähnlichen Untersuchung Murjasovs anhand von Mater (1970) bestätigt (siehe Murjasov 1976:123): Bildungen mit den Suffixen -eur, -ist, -ar weisen hohe Motiviertheit auf (-ant-/ent und -[at]or wurden nicht untersucht). Murjasov berücksichtigt allerdings nicht die semantischen Beziehungen in gleichem Maße, so daß die sehr hohen Werte für -ist relativiert werden müssen (Bildungen auf -ist sind bei Murjasov ausnahmslos motiviert). 118 Rettig (1987b:163) nimmt als Bedeutung des Elements -logie, -loge als „Wissenschaft von ...“ bzw. „in der Wissenschaft von ... tätiger Forscher“ an (Anthropologe, Gynäkologe, Mineraloge). Philologie, Philologe kann aber Rettig zufolge synchron als „Wissenschaft von den Texten“ bzw. „in der Wissenschaft von den Texten tätiger Forscher“ analog zu den übrigen Bildungen auf -logie, -loge angesehen werden. Philo- hätte hier also eine andere Bedeutung als -phil z.B. in anglophil (‘dem Englischen zugetan oder freundlich gesinnt’). 119 Zur Feststellung der Motiviertheit der betreffenden Bildungen wurden das Duden-Universalwörterbuch (DUW, 1989) und das Duden-Fremdwörterbuch (1990) herangezogen. 74 Für die detaillierte Analyse im Untersuchungsteil der Arbeit können nicht alle bei Murjasov aufgeführten Fremdsuffixe in Personenbezeichnungen berücksichtigt werden, sondern es muß – auch aus Platzgründen – eine Auswahl getroffen werden. Das Hauptgewicht liegt dabei (mit dem ursprünglich griechischen Suffix -ist als Ausnahme) auf Suffixen aus dem Lateinischen, wobei sowohl gegenwartssprachlich frequente als auch weniger frequente Suffixe untersucht werden. In dieser Arbeit werden deshalb Bildungen mit sieben Suffixen näher betrachtet, nämlich -an/-ian/(-än), -and/(-end), -ant/-ent, -ar/-är, -at, -(at)or und -ist. 120 Die beiden ersten Suffixe haben in der Gegenwartssprache nur wenige Vertreter. -ar/-är und -at liegen im Mittelfeld (ab ca. 40 Bildungen) und -ist, -ant/-ent und -(at)or an der Spitze bei der Zahl der gegenwartssprachlichen Bildungen (mehr als 100 Bildungen). Nicht berücksichtigt werden daher die peripheren griechischen Suffixe -ast, -et, -on und -ot sowie das Suffix -it (Mittelfeld), das französische Suffix -eur/-euse (Spitze) sowie die überwiegend französischen Suffixe -ier/-iere (Mittelfeld) und -in/-ine (peripher) und die lateinischen Suffixe -al (peripher), -us (Mittelfeld) und -iker/ -ikus (relativ viele Vertreter; aber weniger, wenn man die -er-Bildungen aus -ik-Substantiven nicht berücksichtigt). Die ausgewählten Suffixbildungen werden in den einzelnen Abschnitten synchronisch und diachronisch auf ihre Motivationsbeziehungen hin untersucht. Um die Motiviertheit von Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen in vergangenen Perioden darzustellen, ist ein Heranziehen von Wörterbüchern unerläßlich. In Wörterbüchern sind Wortbildungsnester und somit Motivationsbeziehungen dokumentiert. Sie sollen damit auch als Hauptquelle für die Erstellung eines Korpus dienen, welches im folgenden Abschnitt (Kap. 3.1) ausführlicher beschrieben wird. 2.3. Zusammenfassung In Kapitel 2 wurden die theoretischen Vorüberlegungen zur Analyse der Suffixe in Kapitel 3 durchgeführt. Kapitel 2.1 befaßte sich mit der Entlehnungsproblematik und Kapitel 2.2 mit der Motiviertheitsproblematik. In Kap. 2.1 wurden Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen als Objekt der Untersuchung in den Zusammenhang der Entlehnungsforschung gestellt. Fremdsuffixe wurden in Kap. 2.1.1.1 analog zu Fremdwörtern – in Anlehnung 120 -end und -än sind sehr periphere Verianten dieser Suffixe, was durch die Einklammerung deutlich wird. Suffixerweiterungen werden nur bei -ian und -ator besonders hervorgehoben: -ian hat eine Sonderstellung durch die Nähe zum heimischen Suffix -jan (s. Kap. 3.2.1). Bei -(at)or bezeichnet die Einklammerung von -at, daß die Bildungen sowohl auf -ator als auch auf -or ausgehen können. Wellmann (1975a:29) setzt ein Suffix -ator an, wenn ein Verb auf -ieren als Motivationsbasis dient (z.B. agitieren als Motivationsbasis zu Agitator, aber neben Agitation). Ähnlich verhält es sich bei den Bildungen auf -eur; die entsprechenden Varianten mit -at (-ateur) sind aber weniger häufig als bei -ator, z.B. Dekorateur. Man kann aber auch das Element -at in -ator und -ation als Interfix ansehen (so in Fleischer/Barz 1992:187, 191). Daneben gibt es eine Erweiterung auf -(i)tor (s. Kap. 3.2.6). 75 an die Auffassung Hellers und Munskes gegenüber Polenz – im Gegensatz zu Lehnsuffixen als entlehnte und ausdrucksseitig fremde Suffixe definiert. Sie werden zusammen mit den entsprechenden Personenbezeichnungen entlehnt und können auch im Deutschen dazu verwendet werden, mit ererbten oder entlehnten Bestandteilen neue Wörter zu bilden. Die in Kap. 2.1.1.2 diskutierten Ursachen für Entlehnung und Wortbildung mit entlehnten Einheiten sind vielfältig. Man kann mit U. Weinreich zwischen strukturellen und nicht-strukturellen Ursachen unterscheiden. Als strukturell oder infralingual ist vor allem der sachbezogene Aspekt zu bezeichnen, nämlich das Bedürfnis, in der Sprache neue Wörter für neue Inhalte zu finden. Nicht-strukturell oder extralingual ist der kommunikative Aspekt, wobei besonders der soziale Wert der Spendersprache wichtig ist. Für Übernahme und Etablierung eines Wortes spielen jedoch auch sprachstrukturelle Aspekte wie die Anpassung an bereits vorhandene Sprachmuster eine Rolle (vgl. Edlund/Hene). Hier könnte auch die morphologisch-semantische Motiviertheit in bestimmten Fällen die Aufnahme erleichtern. Kap. 2.1.2 gibt eine Übersicht über die Spendersprachen von Fremdsuffixen und Lexemen mit Fremdsuffixen vor allem in bezug auf die hier untersuchten Personenbezeichnungen. Als hauptsächliche Spendersprache von Wortbildungsmorphemen sowie auch von ganzen Lexemen ins Deutsche ist das Lateinische anzusehen, das auch im 20. Jh. zusammen mit dem Griechischen noch als Quelle für Neubildungen genutzt wird (sog. „Internationalismen“). Daneben spielt Französisch eine gewisse Rolle, z.T. als Vermittler von Elementen klassischer Sprachen. Das Englische ist für die Themenstellung nur als Vermittler von Bildungen mit griechisch-lateinischen Suffixen relevant. In Kap. 2.2 wurde die Untersuchung in den für die Fragestellung zentralen Zusammenhang der Motiviertheitsproblematik gestellt. Wie in Kap. 2.2.1.1 hervorgehoben wird, fußt die Untersuchung auf dem analytischen Aspekt der Wortbildungslehre, der Beschreibung der „Wortgebildetheit“ (Dokulil), die aber den synthetischen Aspekt, die Vorhersagbarkeit von Neubildungen, als Konsequenz in sich trägt. Auch Diachronie und Synchronie sind eng miteinander verbunden: Wortgebilde sind diachronisch als Resultat eines in der Vergangenheit liegenden Prozesses aufzufassen und müssen nach Dokulil synchronisch außer unter synthetischem auch unter analytischem Aspekt (Struktur und Funktion der Wortgebilde) beschrieben werden. Der analytische Aspekt ist verbunden mit einem strukturalistischen Ansatz und wird auch z.B. in der Wortbildungslehre von Fleischer/Barz vertreten, wohingegen der synthetische Aspekt eher in der generativen Wortbildungslehre zum Tragen kommt. In Kap. 2.2.1.2 wurden die Begriffe Motiviertheit/Motivation und Ableitung in bezug auf Suffixbildungen klar gegeneinander abgegrenzt. Motiviertheit sollte auf synchrone Sprachzustände mit Berücksichtigung der semantischen Beziehungen bezogen werden, Ableitung auf einen diachronen Sachverhalt (wann/in welcher Sprache ist ein Wort gebildet/abgeleitet worden?). Der Begriff Ableitung/Derivation wird oft auch synchronisch definiert und vor allem 76 auf morphologisch-semantisch motivierte Bildungen angewandt. Gerade bei entlehnten Einheiten ist es jedoch nützlich, zwischen diesen Begriffen zu unterscheiden. Dagegen sollte der Begriff der Suffixbildung eine formale Struktur aus Basis und Suffix bezeichnen, die auch synchron unmotiviert sein kann. Der Begriff der Motiviertheit beinhaltet auch eine analytische Perspektive, der Begriff der Ableitung eher eine synthetische. Es gibt verschiedene Arten von Motiviertheit in der Sprache; in dieser Arbeit steht die sog. morphologischsemantische Motiviertheit (Erschließbarkeit der Bedeutung einer Wortbildung aus der Bedeutung der Bestandteile) im Mittelpunkt. Suffixbildungen sind grundsätzlich durch andere Lexeme motiviert, welche i.d.R. die Basis der Suffixbildung konstituieren; bei sog. Konfixbildungen erscheint die Basis der Suffixbildung immer nur als Teil des motivierenden Wortes. Die Grade der morphologisch-semantischen Motiviertheit werden unterschiedlich gesehen. Bei idiomatischen Bildungen ist die Bedeutung nicht (mehr) aus der Bedeutung der Bestandteile erschließbar. Die Begriffe „idiomatisch/Idiomatizität“ beziehen sich auf einen synchronen Zustand, „idiomatisiert“ und „Idiomatisierung“ dagegen auf einen diachronen Prozeß, den ein Wort durchlaufen hat oder durchläuft. Nach der hier aufgestellten Terminologie können Wörter entweder morphologisch-semantisch motiviert, idiomatisch oder formal isoliert sein. Kap. 2.2.1.3 behandelte die Relevanz von Motiviertheit in der Sprache. Die Relevanz der Motiviertheit allgemein im Sprachsystem wird besonders von Wurzel hervorgehoben. Gauger und Rettig betonen daneben die Relevanz der morphosemantischen Motiviertheit auch für den einzelnen Sprachteilhaber, was in der metasprachlichen Reflexion zum Ausdruck kommt. Augst weist auf die „etymologische Kompetenz“ der Sprachteilhaber hin, die darauf abzielt, Wörter synchronisch zu motivieren. Fill hebt die ausgeprägte „Wortdurchsichtigkeit“ des Deutschen im Vergleich zum Englischen hervor. Polenz betont vor allem, daß die Motiviertheit von Wörtern für die Kommunikation irrelevant ist, aber in bestimmten Teilwortschätzen für die Sprachteilhaber strukturbildend sein kann. Damit ist die Zugehörigkeit von Entlehnungen und Wortbildungen mit entlehnten Einheiten zu bestimmten Sprachvarietäten angesprochen, die in der Analyse näher untersucht werden soll. In dieser Arbeit wird die These vertreten, daß morphologisch-semantische Motiviertheit ein relevanter Bestandteil der Sprachstruktur des Deutschen ist. Motivationsbeziehungen können vom einzelnen Sprachteilhaber unterschiedlich aufgefaßt werden, da Motiviertheit im Sprachsystem in einem übergreifenden Sinn als strukturelle Beziehungen zwischen Elementen unterschiedlich gesehen werden kann. Die hier aufgestellten Kriterien versuchen, die Strukturen im Sprachsystem durch die Beschreibung von Motivationsbeziehungen linguistisch zu erfassen. Grenzziehungen (z.B. in Richtung Idiomatizität) können hingegen auch von unterschiedlichen Erkenntnisinteressen bestimmt sein. Motivierte Wörter stellen Muster zur Neubildung von Wörtern bereit. Die Idiomatisierung ist aber ebenfalls ein wichtiges Element in der Entwicklung einer Sprache. Es soll in der Analyse der Personenbezeichnungen überprüft werden, ob Personenbe77 zeichnungen mit Fremdsuffixen in ähnlich hohem Grade wie heimische suffigierte Personenbezeichnungen motiviert sind und wie eventuelle Idiomatisierungsprozesse aussehen. Die Analyse wurde vorbereitet durch eine Übersicht der Fremdsuffixe im Deutschen und eine Definition ihrer Eigenschaften (Kap. 2.2.1.4). Fremdsuffixe sind durch ihre Form sowie durch ihren jeweiligen Basisbezug von Nicht-Fremdsuffixen abzugrenzen. Kap. 2.2.2 behandelte die Motiviertheit von Personenbezeichnungen im Deutschen, wobei Kap. 2.2.2.1 allgemein die Wortbildung von Personenbezeichnungen darstellt und Kap. 2.2.2.2 explizit die Analyse der Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen vorbereitet. Kap. 2.2.2.2.1 widmet sich der Diskussion von Motivationsbeziehungen bei Bildungen mit Fremdsuffixen; in Kap. 2.2.2.2.2 wird erläutert, wie Motivationsbeziehungen in der vorliegenden Untersuchung dargestellt und klassifiziert werden sollen. Aufbauend auf eine Klassifizierung der Motiviertheit von Bildungen mit Fremdsuffixen bei Murjasov, aber mit wichtigen Modifikationen, wird eine Einteilung der Bildungen in Motivationsgruppen vorgenommen, die stärker als Murjasovs Klassifizierung die semantischen Beziehungen berücksichtigt. Motivationsgruppe 1 umfaßt Bildungen, die durch eine selbständige Basis motiviert sind, Motivationsgruppe 2 hingegen Bildungen, die primär von anderen Suffixbildungen motiviert werden. Hier sind besonders die sog. Konfixbildungen von Interesse, deren Basen überhaupt nur gebunden vorkommen. Motivationsgruppe 3 umfaßt einerseits idiomatische Bildungen, andererseits formal isolierte Bildungen ohne erkennbaren Basisbezug. Als idiomatische Bildungen werden auch Bildungen angesehen, die historisch nicht von einem erkennbaren etymologisch verwandten Wort abgeleitet sind. Morphologisch-semantische Motiviertheit beruht auf semantischen und formalen Beziehungen: Eine Suffixbildung sollte im Wortbildungssystem semantisch und formal von einem anderen Wort bestimmt sein, welches dann die Motivationsbasis darstellt. In Zweifelsfällen kann auch gegenseitige Motiviertheit angenommen werden. Nur semantische oder nur formale Kriterien reichen aber nicht aus. So motiviert spionieren nicht Spion, wenn Spion unter dem Aspekt der Segmentierbarkeit in Basis und Suffix/Endung betrachtet wird (formales Kriterium: kein Basisbezug). Demonstrant motiviert nicht demonstrieren, da das Verb semantisch nicht durch die Personenbezeichnung bestimmt wird, obwohl beide die gleiche Basis aufweisen und obwohl sie semantisch eng verwandt sind (gleiches Konfix). Die semantische Bestimmtheit durch ein anderes Wort ist bei suffigierten Personenbezeichnungen in der Regel strukturell vorhanden, da es sich meist um Nomina agentis (im weiteren Sinne als Täterbezeichnung, seltener Nomina patientis) handelt und das Suffix das Merkmal ‘Person’ ausdrückt; sie kann aber durch Idiomatisierung abgeschwächt oder aufgehoben werden. Konfixbildungen bei Komposita und Präfixen sind anders zu beurteilen als Suffixbildungen, da Kompositionsglieder und Präfixe im Vergleich zu Suffixen eine ausgeprägtere lexikalische Bedeutung haben und von einer direkteren Beziehung zwischen den Konstituenten der Wortbildung auszugehen ist, wodurch 78 die Bildungen auch leichter durch Konfixe motivierbar sind. Dies weist auf die Problematik bei der Analyse von entlehnten Einheiten hin, da Konfixbedeutungen nicht immer leicht festzustellen und die Motivationsbeziehungen der entsprechenden Bildungen deshalb nicht immer systematisch und nachvollziehbar zu beschreiben sind. Bei solchen Bildungen ist die Relevanz von Motiviertheit im System erwartungsgemäß geringer. Die Motiviertheit soll in Anlehnung an das in der Wortbildungslehre übliche Verfahren durch Wortbildungsparaphrasen ermittelt werden, die die Motivationsbedeutungen enthalten. Dabei sollen erschlossene Motivationsbedeutungen noch mit der Lexembedeutung vereinbar sein und dürfen m.E. in der Paraphrase keine Ergänzungen („semantische Zusatzmarkierungen“ nach P.O. Müller) erhalten, die einen zu großen Abstand der Motivationsbedeutung von der Lexembedeutung und damit Idiomatizität bewirken. Zentrale Merkmale des Lexems überlagern dann teilweise die Motivationsbedeutung. Semantische Zusatzmarkierungen an sich werden hier aber im Gegensatz zu Lipka nicht als Zeichen von Idiomatizität angesehen. In anderen Fällen ist keine Motivationsbedeutung konstruierbar, da die formale Basis bzw. ein verwandtes Wort aus Basis und Suffix nicht gebraucht werden kann. Die hier vorgenommene Grenzziehung zwischen motivierten und idiomatischen Bildungen ist durch die analytische Perspektive bedingt, die semantische Beziehungen von entlehnten Einheiten (mit einer ursprünglich deutlichen semantischen Struktur) in den Vordergrund stellt. Je nach der Art der semantischen Beziehung des Wortes zur Wortbasis oder zu verwandten Wörtern (abgeschwächt bzw. stärker abgeschwächt oder nicht vorhanden) können die idiomatischen Wörter dann in demotivierte oder stärker idiomatische Bildungen unterteilt werden. Die Einteilung der Motiviertheit der betreffenden Lexeme soll durch eine sprachsoziologische Einteilung nach der Zugehörigkeit zu bestimmten Sprachvarietäten ergänzt werden. Die Motiviertheit von gegenwartssprachlichen Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen wurde anhand von Material aus rückläufigen Wörterbüchern ermittelt. Davon ausgehend wurden sieben Suffixe (mit Varianten) hauptsächlich aus dem Lateinischen für eine detaillierte diachronische Analyse ausgewählt. Sie repräsentieren Suffixe mit hoher, mittlerer und niedriger Frequenz. Bildungen mit diesen Suffixen sollen anhand von Quellenmaterial vom 16. bis 20. Jahrhundert (vor allem aus Wörterbüchern) auf ihre Motiviertheit hin überprüft werden. 79 3. Analyse der Personenbezeichnungen 3.1. Vorbemerkungen zur Analyse 3.1.1. Auswahl und Begründung des Quellenmaterials Das Material zur Analyse der Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen ist überwiegend aus Wörterbüchern aus der Zeit von ca. 1550 bis heute ermittelt worden. Daß Wörterbücher zur Materialsammlung herangezogen wurden, hat folgende Gründe: Wörterbücher bieten den Vorteil, daß das Material leicht zugänglich ist. Zudem sind eventuell motivierende Lexeme oft ebenfalls verzeichnet, so daß Motivationsbeziehungen relativ leicht ermittelt werden können. Außerdem versuchen die Autoren von Wörterbüchern zumeist, den Wortschatz ihrer Zeit allgemeingültig zu beschreiben (vgl. Kap. 2.2.1.3). Die Wörterbücher sind nur für die früheste Untersuchungsperiode durch Texte ergänzt worden. Die Materialeinsammlung für diese Art von Wortbildungen mit Suffixen ist recht zeitaufwendig, da das Material immer in den Quellen „versteckt“ ist und in Wörterbüchern nicht gezielt gesucht werden kann, wie es z.B. bei Präfixbildungen und Komposita mit bestimmten Erstgliedern möglich ist. Elektronisch aufbereitete Quellen mit Möglichkeit zur Suche bestimmter Endungen sind heute noch selten; dies kann in einigen Jahren bereits anders aussehen. Bei der Exzerption von Texten stellt sich die Frage, welche Arten von Texten exzerpiert werden sollen. Entlehnungen und Fremdwortbildungen treten oft in bestimmten Textsorten auf, vor allem in fachsprachlich geprägten. In anderen Textsorten, wie z.B. in der Belletristik, sind sie viel seltener zu finden. Exzerpiert man eher fachsprachlich geprägte Quellen wie z.B. Rechtstexte, erhält man sehr viel Material, welches aber einseitig eine Textsorte widerspiegelt. Es müßte also durch andere Textsorten ergänzt werden, wobei der Arbeitsaufwand im Verhältnis zum Ergebnis sehr groß ist. Man sollte sich natürlich der Begrenzungen bewußt sein, welche die Wahl von Wörterbüchern für das Korpus mit sich bringt. Wörterbücher spiegeln nicht unbedingt den Sprachgebrauch der Periode, die sie abdecken wollen; sie können deskriptiv oder normativ orientiert sein sowie auf Quellensammlungen oder bereits vorhandenen Wörterbüchern aufbauen. So zeigt das auf einer breiteren Quellenbasis aufbauende DFWB z.T. andere Bildungen als die hier exzerpierten, vor allem manche Gelegenheitsbildungen. Ein weiteres Problem ist die Repräsentativität von gemeinsprachlichen Wörterbüchern in bezug auf entlehnte Einheiten. Zumindest für die frühen hier untersuchten Zeitabschnitte gilt, daß Verfasser von gemeinsprachlichen, d.h. nicht auf Fremndwörter spezialisierten, Wörterbüchern aus puristischen Erwägungen solche Lexeme in großem Umfang nicht aufnehmen. Aus diesem Grund werden für die frühen Abschnitte 80 (bis Anfang des 19. Jh.s) auch Fremdwörterbücher herangezogen. Die frühen Fremdwörterbücher sind ebenfalls recht selektiv in der Auswahl der Stichwörter, da sie zumeist nicht aus philologischen Ambitionen heraus entstanden sind, sondern aus einem praktischen Bedürfnis der Erklärung „derer in den Zeitungen gemeiniglich vorkommenden fremden und tunkeln Wörter“ (Titel des Verzeichnisses von Stieler 1695 im Anschluß an das Werk Zeitungs Lust und Nutz). Wörter, deren Bedeutung man als bekannt voraussetzte, sind dort teilweise nicht verzeichnet (dies gilt besonders auch für Roth 1571). Hier können die gemeinsprachlichen Wörterbücher zum Teil als Ergänzung dienen. Das Wörterbuch von Sperander 1728 ist dagegen recht umfangreich. Ein anderes Ziel hat wiederum das Fremdwörterbuch von Campe aus dem Jahre 1813 (zuerst 1801). Es sollte der „Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke“ dienen und Adelungs Wörterbuch sowie Campes eigenes Wörterbuch des Deutschen um Fremdwörter ergänzen. Campes Erklärungen sind somit zum Teil auch strukturierende Verdeutschungsvorschläge. Auch die nachfolgenden Fremdwörterbücher des 19. und 20. Jh.s verfolgen diesen Zweck der Verdeutschung (vgl. dazu Kirkness 1988, 1990), akkumulieren jedoch noch mehr Material als das umfangreiche Wörterbuch von Campe (z.B. Heyse 1804, Petri 1806, die in Auflagen bis ins 20. Jh. erschienen). Auch die auf der Exzerption von Quellen aufbauenden Fremdwörterbücher von Sanders (1871) und Kehrein (1876) verzeichnen ein sehr umfangreiches Material mit vielen Fachtermini, welches nicht den allgemeinen Sprachgebrauch (auch nicht der gebildeten Schichten) widerspiegelt. Die gemeinsprachlichen, primär synchronisch orientierten Wörterbücher von Sanders (1860–1865) und Weigand (51909– 1910) hingegen sind weniger restriktiv in bezug auf Fremdwörter als Adelung (21793–1802) und auch das historisch orientierte Grimmsche Wörterbuch im 19. Jh. (vgl. Kühn/Püschel 1990a, 1990b). In der Regel verzeichnen sie jedoch weniger Fremdwörter als die Fremdwörterbücher von Sperander und Campe, was bei der Materialauswertung zu bedenken ist: Es ist zwischen 1820 und 1910 kein deutlicher Rückgang der Bildungen anzunehmen, wie ihn das Korpus indizieren mag. Die modernen Wörterbücher des 20. Jh.s, nämlich das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG, 1964–1977) und Duden – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache (DW, 1993–1995) sind ebenfalls frei von puristischen Restriktionen. Besonders DW nimmt aber in großem Umfang ältere Entlehnungen und Fremdwortbildungen auf, die z.T. bei Sanders und Weigand nicht verzeichnet sind. Die Wörterbücher der frühesten untersuchten Periode von 1550 bis 1650 sind allerdings durch weitere Quellen ergänzt worden, um die Materialbasis im Vergleich zu den anderen Perioden zu erweitern. Es sind dies der Thesaurus Notariorum von Sattler (1614)1 sowie Dramen von Andreas Gryphius.2 1 In diesem Notariat- und Formularbuch wurden nur Wörter innerhalb eines deutschen Textes aufgenommen, d.h. keine Wörter innerhalb lateinischer Textabschnitte und Wortgruppen. Exzerpiert wurden außerdem nur allgemeine Auslegungen und Fragen (Quaestiones), keine Beispielformulare. 2 Siehe folgende Seite. 81 Die untersuchten Quellen werden in fünf große Zeitabschnitte von je 70– 100 Jahren unterteilt, die natürlich keine rein synchronen Sprachzustände widerspiegeln können. Ein Sprachzustand muß jedoch nicht immer ein „Punkt“ sein, sondern kann auch einen größeren Zeitraum erfassen, da die Anzahl der eintreffenden Veränderungen in diesem Zeitraum oft gering ist (vgl. Saussure 1916 [1967:121]). Die Einteilung orientiert sich an anderen geläufigen Einteilungen sowie an der Quellenlage, d.h. am Erscheinen der relevanten Wörterbücher (vgl. Inghult 1975:31). Die Unterteilung ist primär als Hilfsmittel zur Gliederung des Materials zu verstehen, um diachrone Entwicklungen in Lexembestand und Motiviertheit sichtbar zu machen. Die einzelnen Quellen für sich können dagegen Indikatoren eines synchronen Sprachzustands sein, solange die Belege als synchron ausgewiesen sind. Wörter können aber natürlich vor ihrer ersten Erwähnung im Korpus entlehnt oder gebildet sein. Das Ziel dieser Untersuchung ist jedoch nicht, ein erschöpfendes Inventar der jeweiligen Bildungen mit genauer Datierung zu liefern, sondern Tendenzen bei ausgewählten Suffixen in bezug auf die Motiviertheit der entsprechenden Bildungen aufzuzeigen. Daraus lassen sich auch Rückschlüsse für die Entlehnung und Bildung von Wörtern innerhalb des gesamten Zeitraums ziehen. Die gewählten Zeitabschnitte sind: 1550–1650; 1650–1750; 1750–1820; 1820–1910; 1910–. Daß die Analyse bei Wörterbüchern um das Jahr 1550 einsetzt, ist durch das Erscheinen des ersten deutschen Fremdwörterbuchs von Roth 1571 bedingt. Mit Maaler 1561 war zehn Jahre zuvor „das erste ausführliche alphabetische deutsche Wörterbuch, das vom Deutschen ausgeht“, erschienen (de Smet 1971, X). Die Bildungen des Zeitabschnitts 1750–1820 werden darüber hinaus gesondert im Vergleich zu denen der Gegenwartssprache betrachtet, um Veränderungen im Lexembestand in Relation zur Motiviertheit anhand zweier Perioden genauer zu beleuchten. Folgende Quellen wurden herangezogen: 1550–1650 Maaler, Josua, Die Teütsch Spraach. Dictionarium Germanicolatinum novum. Zürich 1561. (Nachdr. Hildesheim / New York 1971). = Maa Roth, Simon, Ein Teutscher Dictionarius... Augsburg 1571. (Neudr.: Öhmann, Emil [Hg.], Simon Roths Fremdwörterbuch. In: Mémoires de la Société néo-philologique de Helsingfors. 11. 1936. S. 225–370). = Ro Henisch, Georg, Teütsche Sprach und Weißheit. Thesaurus linguae et sapientiae Germanicae. Augsburg 1616. (Nachdr. Hildesheim / New York 1973). = He Sattler, Johann Rudolph, Thesaurus Notariorum. Das ist: Ein vollkommen Notariatvnd Formularbuch... Basel 1614. = Satt 2 Exzerpiert wurden die Lustspiele Herr Peter Squentz und Horribilicribrifax sowie das Trauerspiel Cardenio und Celinde (sämtliche entstanden Ende der 1640er Jahre). Eine Exzerption von Dramen von Jacob Ayrer und Hans Sachs aus dem Ende des 16. Jh.s ergab nur sehr wenige Lexeme, die auch in den Wörterbüchern dieser Zeit auftauchen, so daß diese nicht in das Korpus aufgenommen wurden. Dagegen sind in den Lustspielen von Gryphius (besonders in Horribilicribrifax) sehr viele Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen zu finden. 82 Gryphius, Andreas, Cardenio und Celinde. Herr Peter Squentz. Horribilicribrifax (Card, HPS, Horr). Zitiert nach: Andreas Gryphius, Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Hg. von Marian Szyrocki und Hugh Powell. Bd. 5: Trauerspiele II. Tübingen 1965. Bd. 7: Lustspiele I. Tübingen 1969. = Gryph 1650–1750 Stieler, Kaspar, Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz… Altdorf 1691. = St 1691 Stieler, Kaspar, Erklärung derer in den Zeitungen gemeiniglich vorkommenden fremden und tunkeln Wörter... In: Kaspar Stieler, Zeitungs Lust und Nutz. Hamburg 1695. (Neudr. Bremen 1969). = St 1695 Sperander (i.e. Friedrich Gladow), A la Mode Sprach der Teutschen. Oder Compendieuses Hand-Lexicon... Nürnberg 1728. = Sp Frisch, Johann Leonhard, Teutsch-Lateinisches Wörterbuch. 2 Bde. Berlin 1741. (Nachdr. in 1 Bd. Hildesheim / New York 1977). = Fr 1750–1820 Adelung, Johann Christoph, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart... 2., verm. und verb. Ausg. 4 Bde. Leipzig 1793–1802. = Ad Campe, Joachim Heinrich, Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelungs und Campes Wörterbüchern. 2. Aufl. Braunschweig 1813. (1. Aufl. Braunschweig 1801). = Ca 1820–1910 Sanders, Daniel, Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. 3 Bde. Leipzig 1860–1865. = Sa Weigand, Friedrich Ludwig Karl, Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl. bearb. von Karl von Bahder, Herman Hirt und Karl Kant. 2 Bde. Gießen 1909–1910. = Wei 1910– Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Hg. von Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz. 6 Bde. Berlin 1964–1977. = WDG Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 2., völlig neu bearb. und erw. Aufl. Hg. und bearb. vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter der Leitung von Günther Drosdowski. 8 Bde. Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 1993–1995. = DW 3.1.2. Auswahl der Wörter und Einteilung der Bildungen Für den ganzen untersuchten Zeitraum sind insgesamt 3565 Belege aus den verschiedenen Quellen in das Korpus eingegangen. In den einzelnen Wörterbüchern wurde dabei natürlicherweise nur ein Beleg registriert. Auch bei der Exzerption der Textquellen für die früheste Periode ist jede Bildung nur einmal aufgenommen worden. Aus der Zahl der Bildungen in jeder Quelle ergibt sich die Gesamtzahl der Belege für den jeweiligen Zeitabschnitt. Da die Bildungen innerhalb jeder Quelle nur einmal aufgenommen worden sind, wird es unterlassen, mit den Begriffen „types“ und „tokens“ zu operieren. Insgesamt wurden 1389 verschiedene Bildungen belegt. Die Verteilung auf die einzelnen Suffixe ist den jeweiligen Abschnitten über die verschiedenen Suffixe zu entnehmen. 83 Systematisch wurden nur Lemmata in den Wörterbüchern für das Korpus exzerpiert. Nicht berücksichtigt wurden explizit fremdsprachliche Lexeme in den Wörterbuchdefinitionen der exzerpierten Lemmata (z.B. in lateinischen Worterklärungen).3 Es wurden keine Komposita oder Wortgruppen mit Personenbezeichnungen in das Korpus aufgenommen, wenn die Personenbezeichnung in der Quelle auch allein erscheint. Bei Präfixen wurde so verfahren, daß eine Präfixbildung, deren Basis auch allein erscheint, gesondert aufgenommen wird, wenn sie ebenfalls von einer Präfixbildung motiviert ist (z.B. Antikommunist). Ansonsten wird sie zusammen mit der unpräfigierten Personenbezeichnung gezählt (z.B. Prodekan), wenn die Basis die gleiche Bedeutung hat.4 Orthographische Varianten und Varianten mit leichten Abweichungen in der Form werden diachronisch einer einzigen Bildung und auch einem Beleg innerhalb einer Quelle zugerechnet, auch wenn sie evtl. unterschiedliche Bedeutungen haben. Varianten in Quellen werden durch Schrägstrich kenntlich gemacht. Bei stärker abweichender Form und Bedeutung werden sie jedoch unterschiedlichen Bildungen zugeordnet (Bsp. Dekan – Dechant unter -an).5 Auch sind Varianten mit anderem Suffix/anderer Endung nicht systematisch aufgenommen worden, da sie nicht immer zusammen mit dem Lexem auftauchen. Sie können aber in Einzelfällen über Konkurrenzen zu anderen Suffixen Aufschluß geben. Die Schreibung in den Zitaten ist der heutigen Rechtschreibung vorsichtig angeglichen worden (u.a. keine Spezialzeichen für Umlaute und s). Es wird nicht zwischen Antiqua- und Frakturschrift in den Quellen differenziert, da es keine für alle Quellen gültigen Prinzipien gibt. In den älteren Quellen sind als fremd empfundene Lexeme durch Antiquaschrift hervorgehoben. Für die Fremdwörterbücher in älteren Epochen gilt dies durchgehend (allerdings wird es in den Neuausgaben nicht immer berücksichtigt). Auch in den exzerpierten Texten sind einige Lexeme durch Antiquaschrift hervorgehoben; hier sind aber z.T. die gleichen Lexeme auch in Fraktur gesetzt. Die Lexeme werden als gleichwertige Bestandteile des Korpus angesehen, da eine Differenzierung nach Schrifttypus nicht zuverlässig über ihre Stellung im Wortschatz Aufschluß gibt.6 Ebenso gehen Wörter, die nur mit lateinischer Pluralendung erscheinen, in das Korpus ein (sie sind aber im Korpusbefund der Analyse hervorgehoben).7 3 Campe nennt vereinzelt fremdsprachliche (lateinische und französische) Formen neben einer eher integrierten Form; diese werden aufgenommen, wenn sie nicht als Teil einer Worterklärung fungieren, sondern innerhalb des Deutschen gebräuchliche Formen repräsentieren. 4 Bildungen, zu denen es keine einzelne Basis gibt (sog. Zusammenbildungen), oder Präfixbildungen, deren Basis nicht mit gleicher Bedeutung im Korpus auch unpräfigiert erscheint, werden als unmotiviert betrachtet, wenn sie nicht semantisch eindeutig von zwei Komponenten motiviert sind (Bsp. Domicellar [Ad, Sa], Protonotar in der Bedeutung ‘Prälat’[DW]). 5 Dies gilt nicht für integrierte/nicht-integrierte Bildungen wie -anus/-an etc. 6 Auch Antiquaschrift in den Zitaten zur Markierung fremder Wörter wird nicht speziell hervorgehoben. 7 Des weiteren werden genuin lateinische (und griechische) Wörter (aus der Sekundärliteratur) nicht mit Längenzeichen versehen, da die Notation z.T. unterschiedlich gehandhabt wird. 84 Bildungen, die in mehreren Zeitabschnitten vorkommen, werden auch dann aufgenommen, wenn sie in manchen Zeitabschnitten in den Bedeutungsangaben als nicht synchronisch ausgewiesen sind. Hat ein Lexem mehrere Bedeutungen mit unterschiedlicher Motiviertheit, wird allerdings nur die synchronische Bedeutung berücksichtigt. Dies betrifft auch Stilmarkierungen wie „veraltet“, „historisch“ etc., sowie – in Zweifelfällen – Lexeme bzw. Lexembedeutungen, die nur durch historische Belege nachgewiesen sind.8 Wenn es unklar ist, ob ein Wort in einer Quelle in einer Bedeutung noch als synchronisch ausgewiesen ist (z.B. bei dem Zusatz „eigentlich“ in der Bedeutungsangabe), wird die Bedeutung noch als synchronisch angesehen, wenn keine eindeutige Trennung in eine frühere (etymologische) und gegenwärtige Bedeutung vorgenommen wird. Fremdwortbildungen sind, wie sich im Verlauf der Arbeit erwies, nicht einfach zu ermitteln. In vielen Wörterbüchern (besonders älteren) wird nicht angegeben, ob die betreffende Bildung im Deutschen entstanden ist oder nicht. Auch im Duden-Fremdwörterbuch werden Lexeme beispielsweise oft als lateinische oder neulateinische Bildungen bezeichnet, ohne Angabe, ob sie im Deutschen oder in anderen modernen Sprachen gebildet sind. Neben den Angaben des Deutschen Fremdwörterbuchs (DFWB) werden zu diesem Zweck in erster Linie die Angaben des Duden-Wörterbuchs der deutschen Sprache (DW) und des Duden-Universalwörterbuchs (DUW) zur Herkunft herangezogen. Dabei wurde ein Wort als Fremdwortbildung eingestuft, wenn es nicht eindeutig als Entlehnung dokumentiert ist, d.h. auch Bildungen, die nach einem fremdsprachlichen Vorbild entstanden sind.9 Solche Wörter werden ge8 Solche Lexeme bzw. ihre Bedeutungen werden mit einem Asterisk (*) nach dem Wort bezeichnet. Dabei werden nicht-synchronische, nicht-motivierte Bedeutungen aber i.d.R. nicht hervorgehoben. Nicht-synchronische Lexeme, die in anderen Zeitabschnitten gar nicht belegt sind, werden aus dem Korpus ausgeschlossen. Als „veraltend“ bezeichnete Lexeme werden nicht markiert; nur in Einzelfällen wird auf veraltendes Wortgut aufmerksam gemacht. (Das gleiche gilt für den Hinweis des seltenen Gebrauchs.) Bei der Feststellung der motivierenden Wörter werden veraltete und historische Wörter berücksichtigt, jedoch mit Asterisk gekennzeichnet. Nur durch historische Zitate belegte Wörter (im DW der Wortschatz der klassischen Literatur von Lessing bis Fontane) werden hier jedoch nicht berücksichtigt. Als historisch werden Wörter nicht angesehen, wenn es sich um historische Inhalte handelt, die später erst bezeichnet werden (Bsp. Quattrocentist „Künstler, Dichter des Quattrocento“, DW). 9 Grundlage der Einordnung sind die Angaben im DFWB. Leider sind hier bei weitem nicht alle untersuchten Bildungen erfaßt, so daß für solche Bildungen die Angaben im DW und DUW herangezogen werden. (Die seit 1995 erscheinende Neuausgabe [bisher bis Cutter] wurde v.a. aus zeitlichen Gründen nicht herangezogen.) Hat das entsprechende Lexem im DW/DUW keine Angabe zur Herkunft oder Entstehung, wird es als genuine Fremdwortbildung eingestuft. Bildungen, die nach einem fremdsprachlichen Vorbild entstanden sind, werden gesondert hervorgehoben (im DW/DUW markiert als „zu lat. ...“ etc.). Hier sind offensichtlich in den Wörterbüchern auch Bildungen erfaßt, die bei der Aufnahme in den Wortschatz Bedeutungsveränderungen im Vergleich zur Modellsprache erfahren haben und somit in gewissem Sinne als Neubildungen zu einer anderen Motivationsbasis anzusehen sind (vgl. Konfirmand zu lat. confirmandus „der zu Bestärkende“ im DW), aber auch die Bildung von Personenbezeichnungen zu lateinischen Partizipien wie Skribent. Dabei werden aber im DW/DUW auch Partizipien ohne Markierung als Nomina agentis als direkte Entlehnungsgrundlage angegeben wie bei Prädikant, so daß die Einordnung als Entlehnung/Fremdwortbildung nicht immer ganz sicher ist. Im Zweifelsfall sollte ein etwas höherer Anteil von Entlehnungen angenommen werden. 85 sondert markiert. Nicht immer ist die Entstehung eines Lexems zweifelsfrei geklärt und natürlich ist eine polygenetische Entstehung (in mehreren Sprachen gleichzeitig) möglich;10 jedoch sollen hier Fremdwortbildungen der Gegenwartssprache im Material hervorgehoben werden, da diese auch Hinweise zur Produktivität eines Suffixes liefern. Auch Hybridbildungen als Unterkategorie der Fremdwortbildungen sind nicht leicht zu ermitteln, da das Kriterium außer der heimischen Entstehung auch die formale Integration eines Wortteils ist. Diese kann auf verschiedenen Sprachebenen unterschiedlich sein (vgl. Kap. 2.1.1.1). Hier soll besonders das Kriterium der Distribution zur Einordnung beitragen, d.h. ob sich die Basis der Personenbezeichnung vorwiegend mit fremden oder mit heimischen Elementen verbindet. Bei Wörtern in bestimmten Subsystemen (Bildungs- und Fachwortschatz, Regionalismen, Zitatwörter) werden bei synchronischen Bedeutungen in der Regel nur solche vermerkt, die in allen synchronischen Bedeutungen solchen Subsystemen angehören.11 Bei den fachsprachlichen Bildungen werden nur solche berücksichtigt, die in den Wörterbüchern explizit durch Zusätze als fachsprachlich markiert sind. Als Zitatwörter werden keine Fremdwortbildungen angesehen. Die Motivationsbeziehungen werden vor allem mit Hilfe der Wörterbuchdefinition des jeweiligen Wortes ermittelt sowie durch wörterbuchinterne Hinweise auf semantische Beziehungen zwischen Wörtern. Wichtig für die Einordnung in eine Motivationsgruppe ist, welche verwandten Wörter in der jeweiligen Quelle vorkommen. In den Wörterbüchern kann das Wort in der Wörterbuchdefinition und/oder als Lemma vorhanden sein, woraus auf Wortbildungsbeziehungen geschlossen werden kann. Gibt es zu einem Lexem in einer Quelle keine Angaben über ein verwandtes Wort bzw. keine verwandten Wörter als Lemmata, sollte man den Beleg nicht automatisch in Gruppe 3b2 einordnen, da dies – besonders in Textquellen – auch vom Zufall abhängen kann. Deshalb werden primär die Angaben in anderen Quellen dieser Zeit übernommen. Gibt es keine Angaben in anderen Quellen dieser Zeit, so wird mit Angaben in Quellen verglichen, die der betreffenden Periode vorangehen und auf die betreffende Periode folgen, und es werden ggf. die Angaben der folgenden Periode übernommen, wenn keine Angaben in anderen Wörterbüchern (DFWB, Kluge-Seebold) dagegen sprechen und das betreffende Wort in einer früheren Periode mit verwandten Lexemen im Material belegt ist. Liegen keine entsprechenden Angaben im Material vor, wird auf DFWB bzw. KlugeSeebold verwiesen. Ist ein verwandtes Lexem zur jeweiligen Zeit dort nicht belegt, wird das Lexem der Motivationsgruppe 3b2 zugeordnet. Lexeme, bei denen andere Quellen als die Fundstelle herangezogen wurden, sind auch im Anhang besonders gekennzeichnet. In der Analyse werden die Quellen bei 10 Vgl. dazu Kirkness (1984a:11). In Einzelfällen wird hervorgehoben, wenn ein Wort nur in einer Subsystembedeutung motiviert ist, z.B. Kontrahent als Wort der Rechts- und Kaufmannssprache durch kontrahieren (DW). 11 86 ihrer Nennung ggf. kursiv markiert, und die Anzahl der betreffenden Belege wird im Korpusbefund genannt. Bei ausdrücklich als fremdsprachlich gekennzeichneten Wörtern in Wörterbuchdefinitionen (und Textquellen) werden keine Motivationsbeziehungen innerhalb des deutschen Wortschatzes etabliert, wenn das entsprechende Lexem nicht auch als Lemma in den untersuchten Wörterbüchern auftaucht. In erster Linie werden bei der Ermittlung von Motivationsbeziehungen also die Quellen berücksichtigt. Dies führt dazu, daß eine Bildung in einem Zeitabschnitt verschiedenen Motivationsgruppen zugeordnet werden kann, wenn die Quellen unterschiedliche Angaben zu verwandten Wörtern enthalten. Dieser Weg wurde gewählt, da die Entscheidung für eine dominierende Motivationsbeziehung innerhalb eines Zeitabschnitts bei unterschiedlichen Angaben schwer zu treffen sein kann. Die Gesamtzahl der Bildungen mit dem entsprechenden Suffix für jeden Zeitabschnitt ist deshalb zuweilen geringer als die Zahl der Bildungen in den einzelnen Motivationsgruppen zusammengenommen. Es werden in der Regel nur Motivationsbeziehungen der jeweils höchsten Stufe vermerkt.12 Innerhalb einer Quelle werden die Bildungen bei verschiedenen Bedeutungen mit unterschiedlicher Motiviertheit also auch der jeweils höchsten Motivationsgruppe zugerechnet. Unterschiedliche Bedeutungen werden vermerkt, wenn Bildungen sowohl motivierte als auch (synchronisch) unmotivierte Bedeutungen aufweisen.13 Ansonsten werden unterschiedliche Bedeutungen nur vermerkt, wenn es für die Analyse relevant ist. Sind in einer Quelle offensichtlich falsche etymologische Herleitungen (keine synchronen Motivationsbeziehungen) angegeben, wird dies für die Zuordnung nicht berücksichtigt, ist aber vermerkt, da dies ebenfalls eine Form von metasprachlicher Reflexion widerspiegelt. Innerhalb der Motivationsgruppen werden auch vor allem solche Lexeme angegeben, welche primär Motiviertheit herstellen. Daneben können in Einzelfällen weitere verwandte Wörter vermerkt sein. Bei den Wortbildungsbedeutungen wird wegen der Materialfülle keine Zuordnung für jedes einzelne Lexem des Materials vorgenommen, sondern auf die größten Gruppen hingewiesen. Erschwert wird die genaue Zuordnung für jedes Lexem auch durch die z.T. divergierenden Wörterbuchangaben in bezug auf motivierende Lexeme. Hauptziel der Analyse ist die Erfassung der Entwicklung von Motiviertheit bzw. Nicht-Motiviertheit bei Bildungen mit den verschiedenen Suffixen, nicht die genaue Zuordnung von Wortbildungsbedeutungen wie in Arbeiten, die nur synchronisch orientiert sind oder idiomatische und formal isolierte Bildungen von vornherein ausklammern. Es wurden die in den jeweiligen Quellen vorhandenen Personenbezeichnungen aus dem griechisch-lateinisch-romanischen Bereich mit den in Kap. 12 Ein Spezialfall ist die Gruppe 2b, wo Motivationsbeziehungen zu einer selbständigen Basis und zu einer Suffixbildung vorliegen können (vgl. den Kommentar zur Übersicht über die Motivationsgruppen in Kap. 2.2.2.2.2). 13 Sehr seltene Bedeutungen werden in der Regel nicht berücksichtigt. 87 2.2.2.2.2 genannten Endungen aufgenommen. Dazu zählen auch übertragene Personenbezeichnungen wie z.B. Tenor (ursprünglich ‘Tenorstimme’). In einem ersten Schritt wurden auch Wörter exzerpiert, die eine entsprechende Endung aufweisen, welche diachronisch nicht in jedem Fall ein Suffix zu sein braucht. Dies betrifft auch Wörter, die im Deutschen unanalysierbar sind und auch in der Ursprungs- oder Spendersprache keine Wortbildung mit dem jeweiligen Suffix darstellen wie z.B. Barbar (kein Suffix -ar).14 Man könnte diese Lexeme, die nicht sehr zahlreich sind, auch als vollwertigen Teil des Korpus betrachten, indem man argumentiert, daß es keine Rolle spielt, ob die aufgenommenen Wörter irgendwann einmal Wortbildungen mit einem bestimmten Suffix waren oder nicht. Auch sie könnten in die vorliegende Fragestellung der Motiviertheit einbezogen werden. Diese Arbeit soll jedoch die Einbindung von Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen in die deutsche Wortbildung untersuchen. Wörter, die zufällig die gleiche Endung aufweisen, sollen aus dieser Fragestellung ebenso ausgegrenzt werden wie alle anderen Lexeme, da bei ihnen die Möglichkeit der Motiviertheit in einem bestimmten Wortbildungsnest unter dem jeweiligen Suffix nicht besteht und keine Analogie zu anderen Bildungen mit gleicher Struktur vorliegt. Dabei gibt es natürlich auch Zweifelsfälle, bei denen die Etymologie umstritten ist. Die Unterscheidung zwischen Suffix und Nicht-Suffix bei einer Endung ist zwangsläufig diachronisch. Auch bei der Entlehnung in der Spendersprache unmotivierte Bildungen werden deshalb aufgenommen, wenn sie ursprünglich Wortbildungen mit einem bestimmten Suffix darstellen. Des weiteren werden Eigennamen, Anredewörter und Titel ausgeschlossen, wenn sie nicht auch im Untersuchungszeitraum überwiegend als Appellativa gebraucht werden. Nach diesen Kriterien ausgeschlossene Wörter, die häufiger auftauchen, werden im Zusammenhang mit dem Korpusbefund genannt. Besonders bei vielen Bildungen/Belegen werden im Text bei bestimmten Erscheinungen (auch diachronischen Veränderungen) nicht alle genannt, sondern es wird auf das Korpus verwiesen. Nicht für alle aufgeführten Lexeme wird die Bedeutung erklärt (besonders bei formalen Aspekten), sondern vor allem bei weniger bekannten Wörtern und solchen aus früheren Zeitabschnitten.15 Bei der Einteilung der Suffixe wird von der heutigen frequenten Form des Suffixes ausgegangen. Bildungen auf -anus, die in früheren Zeitabschnitten auftauchen, stehen also unter dem Suffix -an; solche auf -arius unter -ar. Varianten eines Suffixes werden zusammengefaßt (Vokalwechsel in -and/[-end]), -ant/-ent; lat. und frz. Formen in -an/-ian/[-än], -ar/-är).16 14 Solche Bildungen wurden bei der Übersicht über gegenwartssprachliche Fremdsuffixe in Kap. 2.2.2.2.2 mitgerechnet. Zur näheren Erläuterung der Bildungen vgl. die entsprechenden Abschnitte zu den Suffixen. 15 Bei Zitaten wird so verfahren, daß Auslassungen innerhalb eines Zitats mit Punkten in eckiger Klammer markiert werden, Auslassungen am Anfang und Ende nur im Fall von ausgelassener relevanter Information. Hinzufügungen der Verfasserin sind ebenfalls in eckige Klammern gesetzt. 88 Die Bildungen mit -an/-ian/(-än) werden im folgenden Abschnitt (3.2.1) ausführlich behandelt. Die meisten anderen Bildungen können nicht so detailliert dargestellt werden, so daß der folgende Abschnitt als Beispiel dienen soll, wie die Analyse für jedes Lexem durchgeführt wurde. Das vollständige Material findet sich im Anhang. 3.1.3. Inhalt der Analyse Im folgenden wird die Vorgehensweise bei der Analyse der Bildungen mit den einzelnen Suffixen kurz erläutert. 1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart Hier wird eine kurze Darstellung des Suffixes und seiner Entwicklung im Deutschen (evtl. Integrationen etc.) gegeben sowie ein kurzer Forschungsüberblick (v.a. zur Gegenwartssprache). 2. Korpusbefund Hier wird die Anzahl der Bildungen für den ganzen untersuchten Zeitraum sowie der Bildungen für die fünf Zeitabschnitte und für die einzelnen Quellen genannt. Es wird außerdem dargestellt, welche Bildungen ausgeschlossen wurden und die Zahl der Belege genannt, bei denen Beziehungen zu anderen Lexemen nicht der jeweiligen Quelle entnommen sind. 3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit In Tabellenform werden die Belege aus einzelnen Quellen (Tab. a) bzw. Bildungen für die einzelnen Zeitabschnitte (Tab. b) aufgelistet. Bei Behandlung der Motivationsgruppen werden weitere Differenzierungen vorgenommen (welche Wortarten motivieren; lassen sich gemeinsame Wortbildungsbedeutungen erkennen; Unterschiede innerhalb der Gruppe nicht-motivierter Lexeme). Hier sollen auch besonders diachronische Entwicklungen in den Motivationsgruppen deutlich gemacht werden. 4. Stellung der Lexeme im Wortschatz Hier wird eine stilistische und sprachsoziologische Einordnung vorgenommen: Zugehörigkeit zu Sachgebieten (generelle Tendenzen). Für die gegenwartssprachlichen Bildungen Zugehörigkeit zu Bildungs- und Fachsprache und regionalem Wortschatz, Zitatwörter sowie veraltetes/historisches Wortgut in Relation zur Motiviertheit. Veränderungen im Lexembestand anhand eines Vergleichs mit der Periode 1750–1820 (Campe/Adelung). Außerdem werden bei gegenwartssprachlichen Quellen Fremdwortbildungen und Entlehnungen (mit den hauptsächlichen Spendersprachen) unterschieden. 5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich Hier soll eine Übersicht über die gewonnenen Ergebnisse in einer zusammenfassenden diachronischen Perspektive gegeben werden. Besonders hervorgehoben wird dabei die Entwicklung von Motiviertheit bzw. Nicht-Motiviertheit im Untersuchungszeitraum sowie die Relation zwischen Motiviertheit der Bildungen und Frequenz bzw. Produktivität des Suffixes im Deutschen. 16 Feminine Formen werden nur aufgenommen, wenn sie neben maskulinen Formen stehen und nicht mit -in moviert sind. Nur feminine Formen sind sehr selten (z.B. Gouvernante). 89 3.2. Analyse der Bildungen 3.2.1. Personenbezeichnungen mit -an/-ian/(-än) 3.2.1.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart Das Suffix -an/-ian geht hauptsächlich auf das lateinische -anus/-ianus (auch -aneus) zurück und ist dort ursprünglich ein Adjektivsuffix der Zugehörigkeit, „zur Bezeichnung dessen, was von dem Stammworte ausgeht, mit ihm in Verbindung steht, besonders von Orts- und Eigennamen“ (Kühner 1912:998). Es ist dann auf Personenbezeichnungen übertragen worden, indem -anus auch Einwohnerbezeichnungen von Länder- oder Städtenamen bildete (z.B. Africanus, vgl. Kap. 2.2.1.3) sowie andere Bildungen wie dec-anus („Vorgesetzter von 10 Mann“, vgl. Kühner ebd. 977). Das Adjektiv selbst kann auch als Substantiv gebraucht werden, z.B. von Parteien und Anhängern (Mari-anus, Caesar-ianus). Im Französischen ist daraus -ien sowie -a(i)n entstanden, im Englischen -(i)an, im Italienischen -(i)ano. In diesen Sprachen haben Adjektiv und Substantiv überwiegend die gleiche Form. Im Deutschen ist das Adjektiv zu -anisch (-enisch) erweitert worden, die Personenbezeichnung hat -(i)an (vgl. Wahlgren 1976:13). -än kommt im Gegenwartsdeutschen17 nur in zwei Personenbezeichnungen vor (Kapitän, Souverän), taucht aber in diachronischer Perspektive z.B. als -ain in einer Variante zu -an auf. Es gibt darüber hinaus die schon in Kap. 2.2.1.3 erwähnten Integrationen der Personenbezeichnungen auf -(i)aner (Afrikaner, Republikaner; Freudianer), die oft zu einem Adjektiv auf -(i)anisch in Beziehung stehen. Daneben gibt es vereinzelt auch Formen auf -ane, die aber meist Varianten der Formen auf -an darstellen.18 Wellmann erwähnt bei -ian nur die Bildungen Grobian, Dummrian und Blödian mit adjektivischer Basis (Wellmann 1975a:320) neben nicht-usuellen Bildungen aus Verben wie Schmierian, Stolprian (ebd. 356). Dagegen hebt er -ianer als produktives Suffix im Deutschen hervor, das zur Bildung von Personenbezeichnungen aus einem Namen dient und „gelegentlich im Jargon auch zur Bildung von Personenbez. nach einer Gruppenzugehörigkeit [...] angeregt hat“ (Bsp. Behördianer, ebd. 405f.). Bildungen auf -(i)aner werden in dieser Arbeit ausgeklammert, da die zahlreichen entsprechenden Adjektive mit Inter17 Als „Gegenwartsdeutsch“ oder „Gegenwartssprache“ wird hier die Periode ab 1910 verstanden. Die Quellen für diese Periode (WDG, DW) decken den Sprachgebrauch des 20. Jh.s ab. 18 In Muthmann (1988) sind insgesamt 21 Formen auf -ianer verzeichnet, davon sieben mit einem entsprechenden Adjektiv auf -ianisch oder einem Substantiv auf -ianismus im Duden-Universalwörterbuch (1989). Bei den meisten anderen ist aber ebenfalls ein Adjektiv mit Interfix -iandenkbar: Wagnerianer, Kantianer: wagnerianisch, kantianisch). Ähnlich liegen die Verhältnisse bei -aner (23 Bildungen in Muthmann, davon acht mit Adjektiv auf -anisch; neun davon sind außerdem von einem Substantiv auf -a motiviert, z.B. Sekundaner, Afrikaner, weshalb ein Interfix -n- angenommen werden kann). Mater (1970) hat 22 Bildungen auf -ianer, davon 13 mit entsprechendem Adjektiv in DUW, sowie 43 Bildungen auf -aner (meist Einwohnerbezeichnungen), davon 28 mit entsprechendem Adjektiv. – Bei -ane gibt es als Personenbezeichnung ohne Variante auf -an in Muthmann nur Romane, welches auf das Adjektiv romanisch zurückgeführt werden kann. 90 figierung auch bei der Personenbezeichnung Interfigierung zu einem Suffix -er nahelegen (vgl. Kap. 2.2.1.3). Fleischer/Barz (1992:189) nennen -an ausdrücklich als Suffix in Personenbezeichnungen; es erscheint jedoch „nur in wenigen analysierbaren Personenbezeichnungen mit substantivischer Basis“: Kastellan zu Kastell, Kapellan zu Kapelle, Galan zu Gala. Dekan und Kumpan werden als „im Deutschen unanalysierbar“ bezeichnet. -ian wird nicht explizit als Fremdsuffix eingeordnet, sondern als deonymisches Suffix zusammen mit dem heimischen deonymischen (aus einem Namen entstandenen) Suffix -jan behandelt (ebd. 197, vgl. unten Kap. 3.2.1.3). In der Gegenwartssprache ist das Suffix zur Bezeichnung von Personen in den rückläufigen Wörterbüchern von Muthmann und Mater mit insgesamt 22 Bildungen vertreten. 3.2.1.2. Korpusbefund Im ganzen untersuchten Zeitraum sind 40 verschiedene Bildungen vorhanden (172 Belege). Diese verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Quellen: Maa Ro He Satt Gryph 2 4 10 2 3 Ad Ca 12 16 Sa Wei 18 14 St 1691 St 1695 Sp Fr 12 7 19 9 WDG DW 17 27 Für die einzelnen Zeitabschnitte wurden belegt: 1550–1650: 14 Bildungen, 1650–1750: 26 Bildungen, 1750–1820: 18 Bildungen, 1820–1910: 18 Bildungen, 1910–: 27 Bildungen. Ausgeschlossen wurde Titan/Titane, welches einen griechischen Eigennamen darstellt (lat. titanus, aus gr. titán, „Name eines Riesengeschlechts der griechischen Mythologie“, Kluge-Seebold 1995:826); es ist auch erst im 20. Jh. als Personenbezeichnung belegt. Das Wort Kumpan wird etymologisch sowohl auf com+panis als auch auf altfrz. compain (aus mlat. compania; vgl. lat. compaginare, lat. compages ‘Verbindung’ und spätlat. companio) zurückgeführt (vgl. Kluge-Seebold 1995:493, vgl. ebd. 466) und soll aufgenommen werden, da auch Fleischer/Barz Kumpan unter -an nennen (s.o.). – Zu den Hybridbildungen auf -ian vgl. Kap. 3.2.1.3. Bei 17 Belegen wurden Beziehungen zu verwandten Wörtern nicht der jeweiligen Quelle entnommen. 91 Tab. 1a: Belege geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Quelle 1 2a 2b 3a1 Maa Ro He Satt Gryph 1 1 5 St 1691 St 1695 Sp Fr 6 1 3 3 1 1 6 1 1 Ad Ca 2 2 Sa Wei WDG DW 3a2 3b1 3b2 1 2 1 1 2 1 1 2 1 1 4 1 2 2 3 2 1 2 2 1 1 1 1 1 4 4 1 3 3 5 2 1 1 1 4 1 3 2 3 2 3 5 4 3 1 1 5 5 2 7 2 1 4 7 3 3 1 2 1 2 Tab. 1b: Bildungen geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Zeit 1 2a 1550–1650 1650–1750 1750–1820 1820–1910 1910– 6 7 3 4 5 1 6 5 3 7 2b 3a1 3a2 3b1 3b2 2 3 2 4 2 3 4 5 5 7 2 3 2 4 3 2 3 1 2 2 3.2.1.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit Die Verteilung der Bildungen auf die Motivationsgruppen ist Tab. 1a und 1b zu entnehmen. Motivationsgruppe 1 (morphologisch-semantisch durch freie Basis motiviert): Blödian (WDG, DW) Capellan/Caplan (He), Capellan (Sp), Capellan/Caplan (Fr), Capellan (Ad, Ca), Kaplan/Kapellan (Sa) Castellanus (Maa), Castellan (He), Kastellan (St 1691), Castellan/Kastellan (St 1695), Castellan (Sp, Fr), Châtelain (Sa) Diözesan (WDG, DW) 92 Dumerian (He), Dummrian (Sa), Dummrian/[Dummerjan]19 (Wei), Dummrian/[Dummerjan] (WDG), Dummian/Dummrian/[Dummerjan] (DW) Fadian (WDG, DW) Gardian/Guardian (He), Guardian (St 1691) Grobian (He, St 1691, Fr, Ad, Ca, Sa, WDG, DW) Republicain (Sp) Sacelan (Ro) Schlendrian (St 1691) Stolprian (St 1691) Motivationsgruppe 1 umfaßt 12 Bildungen. Ordnet man die Bildungen nach der Art des motivierenden Lexems, so ist die Mehrheit der Bildungen durch ein Substantiv motiviert (sechs Bildungen). Vier Bildungen sind durch Adjektive motiviert; bei diesen handelt es sich um im Deutschen entstandene Bildungen (Blödian, Dumerian mit Varianten, Grobian, Fadian). Sie sind als Hybridbildungen mit heimischen Basen anzusehen. Zwei Bildungen sind durch Verben motiviert (Schlendrian20, Stolprian). Bei der Einteilung nach semantischen Gesichtspunkten kann man für die durch Substantive motivierten Bildungen eine Wortbildungsbedeutung ‘Zugehörigkeit’ etablieren: ‘Person, die x zugehört’ (Diözesan – Diözese, Gardian/ Guardian – Garde/Guardi, Kapellan – Kapelle, Kastellan – Kastell [Châtelain – Chateau] [sic], Sacelan – Sacelle21). Die Motivationsbedeutungen unterscheiden sich dagegen etwas: ‘Angehöriger einer Diözese’, ‘Angehöriger einer (Leib-)wache’, ‘Geistlicher, der Dienst in einer Kapelle versieht’, ‘Kommandant bzw. Verwalter einer Burg/eines Schlosses’.22 Dies beruht darauf, daß durch Substantive etablierte Motivationsbeziehungen sich nicht so eindeutig aus der Bedeutung des Substantivs ergeben, wie es oft bei Nomina agentis aus Verben der Fall ist. Die Beziehung ist freier, da in den Motivationsbedeutun19 Es werden zuerst die Formen auf -ian genannt, auch wenn sie in den Quellen nicht an erster Stelle stehen. Bildungen auf -jan als einzige Form werden nicht berücksichtigt. 20 Schlendrian hat bei Stieler die Bedeutung „iners, indoctus“ (‘ein Ungeschickter, Ungelehrter’), daneben auch die Bedeutung „rabula“ und „formularius“ (‘Rechtsverdreher; Rechtsanwalt’). Schlendern bedeutet u.a. bei Stieler „cautè, & qvasi timidè agere“ (‘vorsichtig, bedächtig handeln’), „placidè, & suspensô graduire“ (‘langsam, ängstlich fortschreiten’) sowie „negligenter, somniculosè, otiosè agere, & perseqvi aliqvid“ (‘nachlässig, träge, gemächlich handeln, etwas nachgehen’). Dazu gibt es auch Schlenderer („tardigradus, tardipes“, „negligens, & ignoravus [...] socius“). Schlendrian ist als Personenbezeichnung im Material ein Einzelbeleg, existiert u.a. bei Stieler und auch heute noch als Nomen actionis. In Kluge-Seebold wird es wie andere Bildungen auf -ian mit dem Namen Jan und (als Nomen actionis) mit einem fnhd. Wort Jahn ‘Arbeitsgang’ in Verbindung gebracht; die Personenbezeichnung ist jedoch möglicherweise nach „andersartigem Vorbild“ entstanden (1995:726). 21 Sacelan bei Roth hat die gleiche Bedeutung wie Kapellan, Kaplan und wird von Roth auf Sacelln „Ein kleins Kirchlein / darinn man Gottsdienst helt / welches man sonst Capellen heyßt“ zurückgeführt. 22 In den frühen Perioden (bis Frisch) hat Kastell die Bedeutung von ‘Burg, Schloß’. Kastellan bedeutet zunächst ‘Burgvogt’ (auch als Titel, z.B. in Polen), später ‘Schloßverwalter’ (vgl. Sperander Anm. 23). Châtelain hat bei Sanders die Bedeutung „Schloß-, Burgwart, Kastellan“ zu Chateau ‘Schloß’, dagegen ist Kastellan bei Sanders nicht mehr auf Kastell zu beziehen (vgl. unten Motivationsgruppe 3a1). Bei Châtelain ist die Basis in der Personenbezeichnung verändert, die Form wird aber in Anlehnung an Kastellan in Motivationsgruppe 1 eingeordnet. 93 gen die Art der Beziehung durch einen Verbinhalt spezifiziert werden muß (z.B. eine Burg kommandieren). Dies sind an sich aber keine semantischen Zusatzmarkierungen. Diözesan und Gardian/Guardian lassen sich auch durch die Subklassifizierung ‘Gruppenzugehörigkeit/Mitgliedschaft’ näher charakterisieren. Einer weiteren Untergruppe (‘Anhängerschaft’) ist Republicain zuzuordnen: ‘Person, die x anhängt’ (Motivationsbedeutung: ‘Anhänger der Republik’). Diese beiden Gruppen werden heute verstärkt durch Bildungen auf -(i)an-er vertreten. Zu beachten ist, daß die motivierenden Lexeme ihre Bedeutung heute z.T. verändert haben oder gar nicht mehr existieren, so daß sie in den Motivationsbedeutungen durch gegenwartssprachliche Synonyme erklärt werden müssen (z.B. Kastell, Sacelle). Auch müssen potentielle Motivationsbasen manchmal aus der Bedeutungsangabe erschlossen werden, da sie dort nicht wörtlich auftauchen. Letzteres gilt natürlich gleichermaßen für gegenwartssprachliche Wörterbücher. Hier ist wichtig, daß das Wort dann in der Quelle als Lemma vorkommt. 23 Bei den von Adjektiven motivierten Bildungen haben wir die Wortbildungsbedeutung ‘Träger einer Eigenschaft’: ‘eine Person, die x (blöd[e], dumm, grob, fad[e]) ist’. Ursprünglich ist Grobian eine Scherzbildung evtl. nach dem Vorbild von Heiligennamen wie Damian, Cassian, Cyprian (KlugeSeebold 1995:339). Riegel (1890:36) sieht hingegen Grobian wie alle anderen Bildungen auf -ian/-jan als vollständig heimisch an (niederdeutsche Formen aus Jan). Dumerian ist anfangs sicher noch als „dummer Jan“ zu analysieren, da diese Fügung zuerst belegt ist; erst später ist in den Varianten Dummrian/Dummian der Einfluß von Grobian (15. Jh.) und Schlendrian mit dem Suffix -ian zu erkennen.24 Bei den Formen auf -ian ist also zumindest ein Einfluß des lateinischen Suffixes vorhanden, der sich auch in den Varianten neben -jan geltend macht, weshalb das Suffix nicht als völlig heimisch anzusehen ist, auch wenn es sich überwiegend mit heimischen Basen verbindet. Auch die Form stellt es zum Suffix -an. Die von Verben motivierten Bildungen Stolprian und Schlendrian sind als hybride Bildungen wohl analog zu Grobian entstanden.25 23 Vgl. z.B. aus der Bedeutungsangabe von Castellan bei Sperander: „ein Burg-Vogt; eigentlich einer der über eine Burg oder Schloß zu gebieten hat, oder wie sie vormahls geheissen, ein Burggraf. [...] In Teutsch- und Niederland heisset ein Castellan, derjenige, so ein Fürstliches oder sonst ansehnliches Haus und Pallast, in seiner Aufsicht, und die Schlüssel zu allen Zimmern hat, und dahin sehen muß, daß dieselben allezeit sauber und rein gehalten werden, auf teutsch ein HausVerwalter.“ Dazu Castell „ein Schloß, Vestung, Burg“. 24 Vgl. Kluge-Seebold (1995:199): „Die seit dem 17. Jh. belegte Form Dummrian und das jüngere Dummian stehen offensichtlich unter dem Einfluß von Grobian und Schlendrian, in denen das l. Suffix -ianus verbaut ist.“ Auch Henzen (1965:168) bezeichnet die Bildungen mit -ian, u.a. Dummrian, als „Mischbildungen aus der Humanistenzeit“. 25 Bei Schludrian ist hingegen außer zum Verb schludern auch eine Beziehung zu schludrig denkbar sowie bei Schmutzian zu schmutzig, weshalb sie in Gruppe 2b eingeordnet werden (Analogie zu den übrigen von Adjektiven motivierten Bildungen). 94 Motivationsgruppe 2 (morphologisch-semantisch durch komplexes Wort motiviert, das die Basis der Personenbezeichnung enthält [i.d.R. Basis + Suffix]): 2a: Contemporaneus (Ca) Damian (DW) Galan (Ad, DW) Kourtisan (St 1691), Courtisan (Sp), Cortisan/Curtisan (Fr) Liedrian/[Liederjan] (WDG, DW) Partisan (St 1695, Sp, Ad, Ca, Sa), Partisan/Partisane (Wei) Sacristan (Gryph:Card 105, Ad, Ca), Sakristan (Sa, Wei, DW) Simonianus (Sp) Sopran (DW) Souverain (Souverains Pl. Sp), Souverain (Ad, Ca), Souverän (Sa, WDG, DW) Ultramontain/Tramontain (Sp), Ultramontane (DW) 2b: Schludrian/[Schluderjan] (DW) Schmutzian (DW) Motivationsgruppe 2 umfaßt 13 Bildungen. Vier Bildungen sind vorwiegend durch Substantive motiviert, acht durch Adjektive und eine durch ein Verb. Es läßt sich bei den durch Substantive motivierten Bildungen zumeist die Wortbildungsbedeutung ‘Zugehörigkeit’ erkennen. Partisan hat bei Sperander verschiedene Bedeutungen26 und läßt sich sowohl durch das Adjektiv partial motivieren („eigennutzig, partheyisch, einer Parthey zugethan, der auf einer Seite hanget; wird auch genennet ein Partisan, Mitverbundener“), als auch durch Parthey/Partie. Stieler 1695 hat partial in gleicher Bedeutung wie Sperander. Die Basis erscheint bei Partisan erweitert, was auf die ital. Form zurückzuführen ist (partigiano), obwohl das Wort aus dem Frz. im 17. Jh. entlehnt ist.27 Die Bedeutung ‘Parteigänger’ ist noch im Wörterbuch von Weigand zu finden. – Sakristan ist durch Sakristei motiviert. Die Motivationsbedeutung ist also ‘jemand (Kirchendiener), der einer Sakristei vorsteht’. Sacristei ist eine Suffixbildung, Sacrist taucht aber (bei Roth und Adelung) auch allein auf.28 In den Wörterbuchparaphrasen aus jüngeren Wörterbüchern wird Sakristan nicht direkt auf Sakristei bezogen (z.B. bei Sanders nur „Küster“; im DW „[katholischer] Kirchendiener; Küster, Mesner“); es kann aber noch die Paraphrase ‘Kirchendiener, der unter anderem für die Sakristei verantwortlich ist’ formuliert werden.29 Simonianus (bei Sperander „ein Beyname desjenigen, der die Kirchen- und Schul-Aemter um Geld verkaufet“) 26 „ein Partheygänger, Freybeuther. In Franckreich einer, der an den Pachtungen der Königlichen Einkünfte Theil hat. It. heist ein Partisan derjenige, so es mit einem hält, der einem anhänget, ein Mitverbundener.“ 27 Eine Zuordnung zu Motivationsgruppe 1 wäre auch denkbar (wie bei Châtelain), jedoch ist hier die Basis Partei zu stark abgewandelt. 28 Spätmhd. sacristie aus mlat. sacristia, über Erweiterung auf -ist- zu lat. sacer ‘geweiht, heilig’. Sakristan (Sacristain) ist m.E. nicht als Erweiterung zu Sacrist anzusehen, da es in erster Linie auf Sakristei bezogen ist. Sakristei ist formal als Suffixbildung zu betrachten, obwohl es im Deutschen nicht motiviert ist (anders Wellmann 1975a:67, der es synchronisch als Simplex wertet). 29 Vgl. dagegen bei Sperander: „Der Bediente, so die Sacristey in seiner Aufsicht und Verwahrung hat, wird der Sacristan genennet.“ 95 wird auf Simonia/Simonie/Simoney bezogen („Kaufmannschaft mit geistlichen Würden und Aemtern“); Simon ist dort dagegen „ein listiger Dieb, oder betrüglicher Klügling“. Die Motivationsbedeutung ist hier ‘Person, die Simonie ausübt’; die Beziehung zur Wortbildungsbedeutung ‘Zugehörigkeit’ ist aber nicht ohne weiteres zu etablieren. – Einen Sonderfall stellt Sopran dar; hier handelt es sich um eine Übertragung der ursprünglichen Bedeutung ‘Sopranstimme’. Solche Übertragungen sollen im folgenden Motivationsgruppe 2a zugerechnet werden. Contemporaneus („ein Gleichzeitiger“ bei Campe), Damian, Galan, Liedrian/[Liederjan], Schludrian/[Schluderjan], Schmutzian, Souverain/Souverän sowie Ultramontain/Tramontain bzw. Ultramontane sind von Adjektiven motiviert. Nicht heimisch sind dabei contemporair, galant, souverain/souverän, ultramontain/tramontain/ultramontan. Die beiden letzteren haben in Substantiv und Adjektiv die gleiche Form und es handelt sich auch hier letztlich um eine Bezeichnungsübertragung, die schon im lateinischen Suffix angelegt ist.30 Galan wird bei Adelung in einer Bedeutung („Buhler, Liebhaber“) durch galant („verliebt“) motiviert; im DW hat es zwei Bedeutungen: „(veraltend, noch iron.) [herausgeputzter] Mann, der sich mit besonderer Höflichkeit, Zuvorkommenheit um seine Dame bemüht“, „(ugs. abwertend) Liebhaber, Freund“. Galant hat die Bedeutungen „a) (bildungsspr. veraltend) (von Männern) betont höflich u. gefällig gegenüber Damen […]; b) ein Liebeserlebnis betreffend, amourös“. Nur in der ersten Bedeutung ist die Bildung durch galant motiviert, da im zweiten Fall keine entsprechende Motivationsbedeutung gebildet werden kann (‘jemand, der galante (amouröse) Abenteuer erlebt’ spiegelt nicht ganz die Lexembedeutung wider).31 Damian, Liedrian und Schludrian sind neue Bildungen des 20. Jh.s zu damisch (als regional markiert), liederlich und schludrig. Durch ein Verb motiviert ist im 16. und 17. Jh. die Bildung Kourtisan (mit Varianten). Das Wort kommt aus ital. cortigiano ‘Höfling’ (zu corte ‘Hof, Fürstenhof’), die weibliche Form aus frz. courtisane (ital. cortigiana) mit der Bedeutung ‘Geliebte eines Adligen’. Kourtisan bedeutet bei Stieler 1691 „civilis, aulicus homo, & in specie amator“, dazu gibt es kurtisiren.32 Bei Sperander bedeutet Courtisan „ein Höffling, Hoffmann, der sich zu Hofe aufhält; ein Maul-Diener, der eines andern Gunst suchet; auch der auf verliebte Beuten gehet“. Die weibliche Form Courtisanin dagegen bedeutet „eine Buhlerin, 30 Vgl. bei Sperander: „Souverain, frey, niemand unterworfen, unbeschränckt, vollmächtig, der Höchste. Diejenige Könige werden Souverains genennet, welche ihr Land von niemandem zur Lehn tragen, oder von ihren Unterthanen an keine pacta conventa gebunden sind.“ – „Ultramontain, Tramontain, nennen die Italiäner alle diejenigen, so ausser Italien wohnen, und durch die Alpen von ihnen geschieden sind.“ Hier wird kein Unterschied zwischen Adjektiv und Substantiv gemacht. 31 Galan ist entlehnt aus span. galán m. aus dem Adj. span. galano ‘in Gala gekleidet, höflich, artig’ zu Gala unter Einfluß von frz. galant. Galant wiederum ist Part. Präs. von afrz. galer ‘sich erfreuen, unterhalten’ (wohl aus einem germ. Wort entlehnt). Vgl. Kluge-Seebold (1995:295). 32 „agere, loqvi civiliter, quod tamen hodiè ferè de colloqviis amatoriis usurpatur.“ 96 Liebhaberin der Mannspersonen, Hure, ein unzüchtiges Weibs-Bild“. Das Verb courtisiren/courtoisiren ist auf die männliche Form bezogen: „höflich bedienen, einem hofieren, aufwarten, um sich beliebt zu machen; heimlich buhlen“. Cortisan/Curtisan bei Frisch hat synchronisch nur die Bedeutung „der sich um ein Frauenzimmer bewirbt“ („eigentlich ein Hoffmann“) neben „Pickel-Hering der Markt-Schreyer“ (komische Figur). Es sind die Verben courtisiren und abcortisiren33 dazu vorhanden, so daß für die erste Bedeutung eine Motivationsbedeutung ‘jemand (ein Mann), der courtisiert’ (weniger ‘der einer Jungfrau etwas abcortisiert’) konstruiert werden kann. Eine direkte Motivationsbeziehung zu einem Wort mit der Bedeutung ‘Hof’ ist bei allen Bildungen nicht mehr gegeben. Motivationsgruppe 3 (morphologisch-semantisch unmotiviert): 3a (idiomatische Bildungen): 3a1: Artisan (St 1695, Ca) Castellan (Ad), Castelan (Ca), Kastellan (Sa, Wei, DW) Galan (St 1691, Sp, Fr, Ca, Sa, Wei, WDG) Gardian/Guardian (Sp) Courtisanin (St 1695), Kourtisan* (Sa) Metropolitanus (Sp) Paisan (Sp) 3a2: Capitan (He), Capitain/Capiten (Gryph:Horr 55 u.ö., 105 u.ö.), Kapitän (St 1691), Capitain (Sp), Capitän/Capitain (Fr), Capitän (Ad), Capitaine (Ca), Kapitän/Kapitain/Kapitan (Sa), Kapitän (Wei, WDG, DW) Decanus (Ca), Dekan (Sa, Wei), Dekan/Prodekan (WDG, DW) Dechant (He, Satt:26 u.ö.), Dechant/Techant/Dechent (St 1691), Dechant (St 1695, Sp, Fr, Ad) Courtisane (Ca), Kurtisane (Wei), Kurtisan* (DW) Guardian (Ca), Gardian (Sa, Wei), Guardian (DW) Kaplan/Kapellan (Wei), Kaplan (WDG, DW) Kastellan (WDG) Partisan (WDG, DW) Publican (Ro) Suffragan (St 1695), Suffraganeus (Sp), Suffraganeus/Suffraganbischof (Ca), Suffragan (DW) 3b (formal isolierte Bildungen): 3b1: Charlatan (Sp, Ad), Charlatan/Scharlatan (Ca), Charlatan (Sa), Scharlatan/ Charlatan (Wei), Scharlatan (WDG, DW) Compan/Cumpan (He), Compan (Gryph:Horr 97), Compan/Kumpan (Fr), Kompan (Ad), Kompan/Kumpan (Sa), Kumpan (Wei, WDG, DW) Decanus (Satt:884 Decanis Pl.), Chordekan (He), Decanus (St 1695, Sp, Ad) Dechant (Sa, Wei, DW) Ultramontan (Sa) 33 „amatoris more cum feminis colloqui“ bzw. „durch Schmeicheln etwas von einer Jungfer erhalten, blande loquendo vel alio modo a virgine aliquid impetrare“. 97 3b2: Cursitan/Curtisan (Maa), Curtisan/Cursitan (Ro), Curtisan/Cortisan (He) Custodian (DW) Ipsian (Ro) Pagan (St 1691) Ruffian (Fr) Veteranus (Sp), Veteran (Ca, Sa, Wei, WDG, DW) Eine Einteilung nach der Art des motivierenden Lexems ist für die Lexeme der Gruppe 3 (insgesamt 24 Bildungen ohne mehrfache Zuordnung) nicht möglich. Auch das Feststellen von Wortbildungsbedeutungen ist bei den unmotivierten Bildungen in der Regel nicht möglich, so daß an dieser Stelle vor allem die Phänomene Idiomatizität und formale Isoliertheit (auch als Teil von Entwicklungsprozessen) aufgezeigt und kommentiert werden sollen. Dies betrifft zum einen Bildungen, die auch als motivierte Bildungen belegt sind, und zum anderen Bildungen, die im Material nur als idiomatisch oder formal isoliert auftreten. In Gruppe 3a1 wird Artisan eingeordnet, welches gleichbedeutend mit Artist ist. Diese Wörter haben als Synonyme zwar eine enge gegenseitige semantische Beziehung, werden aber nicht durch andere Wörter motiviert. – Daneben finden wir Galan, welches in Beziehung zum Adjektiv galant steht. Das Lexem hat bei Sperander die Bedeutung „Buhler, Liebhaber eines Frauenzimmers, welcher sich denselben auf alle Weise gefällig zu machen suchet“, während galant dort „höfflich, geschickt“ bedeutet. Ähnlich ist die Beziehung bei Stieler (1691), Frisch, Campe, Sanders und Weigand. (Bei Adelung wird es aber auf galant bezogen, s.o.) In der Gegenwartssprache wird Galan im WDG auch nicht semantisch von galant motiviert („Liebhaber, Verehrer“), ebenso wie im DW in einer Bedeutung (s.o.). Die Bedeutungen ‘Buhler’ bzw. ‘Verehrer’ stellen das Wort jedoch noch nahe zur Bedeutung von galant (vgl. auch Galanterie bei Stieler 1691 und Sperander: „Wohlanständigkeit, artige LiebesBegebenheit“ [Sp]). – Guardian (Sp) hat nur noch die Bedeutung „der Oberste bey denen Franciscanern und theils anderen Mönchen, der die Aufsicht über das Convent oder Closter hat, damit solches wohl verwahret wird“ (ähnlich Gardian)34. Guardia bedeutet dagegen „die Wacht, Leib-Wacht, it. ein LehnGut“ und ist mit „Aufsicht“ aus der Wörterbuchparaphrase in Verbindung zu bringen; die semantischen Zusatzmarkierungen verhindern aber eine direkte Motiviertheit. – Kastellan („Burgvogt, Schloßwart; Hauswart in großen öffentlichen Gebäuden“, Sa) wird bei Sanders und Weigand nicht mehr direkt auf Kastell bezogen („befestigter Ort, [...] kleine Festung“, Sa).35 Schon Campe und Adelung haben hier die Bedeutung ‘kleine Festung’ für Castel(l) neben der im Deutschen veralteten Bedeutung ‘Burg, Schloß’. Kastellan hat im DW eine historische Bedeutung („Kommandant einer Burg im MA. [= Mittelalter]“) und eine aktuelle Bedeutung „Verwalter, Aufsichtsbeamter von 34 Gardian „heisset bei den Capucinern, Franciscanern, und andern Baarfüsser-München der Superior des Klosters“. 35 Ähnlich Weigand: „Burg- Schloßvogt, Hausbeschließer“ gegenüber Kastell „kleine Festung“. 98 Schlössern u. anderen öffentlichen Gebäuden“. Kastell hat die historische Bedeutung „kleines, befestigtes römisches Truppenlager an der Grenze“ sowie die aktuelle Bedeutung „Burg, Schloß (bes. in Südeuropa)“.36 Dieser Zusatz bei der aktuellen Bedeutung von Kastell bewirkt, daß Kastellan auch hier in der aktuellen Bedeutung m.E. semantisch nicht auf Kastell bezogen werden kann. – Beim Wort Kurtisan ist die weibliche Form aus dem Frz. von Anfang an von der Ursprungsbedeutung der männlichen Form (‘Höfling’) entfernt. Courtisanin hat bei Stieler 1695 die Bedeutung „eine Schmeichlerin / wird aber mehrernteils in bösen [sic] verstande vor eine unzüchtige weibes person genommen“ und ist auch in der ersten Bedeutung nicht direkt von Courtoisie „Höflichkeit / Freundschaft“ motiviert. Kourtisan wird bei Sanders erklärt als „Höfling“, d.h. ‘am Hofe Lebender’ und ist nahe verwandt mit Kourtoisie „Hofsitte“, jedoch m.E. nicht direkt durch Kourtoisie zu motivieren. Es ist außerdem gleichzeitig nur durch ein Luther-Zitat belegt und im vorhergehenden Zeitabschnitt nicht im Material vorhanden, weswegen es als veraltet/historisch angesehen wird. – Vorher im Material noch nicht belegt ist Metropolitanus bei Sperander („ein Bischoff in einer vornehmen Stadt, der zugleich die Aufsicht über die Benachbarten hat“). Sperander selbst nennt dazu Metropolis („eine Haupt-Stadt, die vornehmste Stadt einer Provintz“; zu Metropole vgl. Kluge-Seebold 1995:556). Das heutige gebräuchliche Wort ist Metropolit, wovon die Form auf -anus eine Variante ist. Metropolitanus kann m.E. nicht direkt von Metropole motiviert sein, da die semantischen Zusatzmarkierungen zu der Motivationsbedeutung in der Paraphrase (‘Bischof, der einer Metropole und deren Umgebung vorsteht’) einen zu großen Abstand des verwandten Wortes bzw. der Motivationsbedeutung zur Lexembedeutung bewirken. Dies hängt wohl damit zusammen, daß im Gegensatz zu Lexemen wie Kapellan und Kastellan kein offensichtlicher Zusammenhang zwischen dem Wort und Personenbezeichnung besteht. Das Wort Kapelle z.B. impliziert durch seine Bedeutung (‘kleine Kirche’), daß ein Vorsteher (oder allgemeiner ein Zugehöriger) dieser kirchlichen Sphäre angehört. Dieser Zusammenhang ist bei Metropole weniger offensichtlich. – Paisan („ein Bauer oder Land-Mann“) bei Sperander ist mit Pais („Landschaft“) nicht mehr direkt in Verbindung zu bringen, eine nähere Verwandtschaft ist aber noch zu erkennen. In Gruppe 3a2 sind vier Bildungen idiomatisiert, die vorher auch als motivierte Bildungen auftreten. Kurtisan ist heute veraltet (DW: „Höfling“ oder „Liebhaber“) und nur peripher mit Courtoisie in Verbindung zu bringen.37 – Guardian („jeweils auf drei Jahre ernannter Vorsteher eines Konvents der 36 WDG hat die Bedeutungen „veraltend Verwalter eines (zeitweise unbewohnten) Schlosses oder ähnlicher Gebäude“ und „Hausmeister in öffentlichen Gebäuden“. Kastell wird nur definiert als „hist. von den Römern angelegte militärische Befestigungsanlage“. 37 Vgl. im DW Courtoisie „(veraltend) feines, ritterliches Benehmen, Höflichkeit“. Das Verb kurtesieren in der Bedeutung ‘den Hof machen’ ist auch im DW verzeichnet; es ist allerdings ausdrücklich als zum Wortschatz des 18./19. Jh.s gehörig markiert und wird in der Analyse deshalb nicht berücksichtigt. Kurtisane hat wie schon bei Stieler 1695 und Sperander eine andere Bedeutung („(früher) [adlige] Geliebte eines Fürsten o.ä.“). 99 Franziskaner od. Kapuziner“, DW) ist im Gegenwartsdeutschen nur etymologisch mit Guardia ‘Wache’ (im DW) verwandt. – Kaplan existiert im Gegenwartsdeutschen (WDG, DW) nur noch in dieser Form und ohne Bezug auf Kapelle (‘katholischer Hilfsgeistlicher’), so auch bei Weigand („angestellter untergeordneter Hilfsgeistlicher“, Kapelle wird nur als etymologische Basis erwähnt); bei Sanders war das Wort nur noch in einer Bedeutung motiviert.38 – Partisan ist in der Gegenwartssprache nicht mehr von Partei motiviert.39 – Vorher noch nicht belegt sind Kapitän, Dechant, Dekan, Publican, Suffragan (mit Varianten). Diese sind von Anfang an im Belegmaterial stark idiomatisch. Kapitän ist im Mhd. als capitan aus altfrz. capitaine ‘Führer’ entlehnt worden (spätlat. capitaneus zu lat. caput ‘Haupt, Kopf’; weitere Entlehnung aus ital. capitano im 15. Jh. ‘Schiffsführer’). Etymologisch verwandte Wörter sind z.B. Kapitel, Kapital. – Dechant gehört ursprünglich zu lat. decanus ‘Vorsteher von zehn’, welches schon im Ahd. als degan ins Deutsche entlehnt wurde und im Mhd. zu techant wird. Bei Henisch hat es die integrierte Variante dechen und wird mit decanus gleichgestellt.40 Es hat u.a. noch die militärische Bedeutung ‘Führer von zehn’, aber auch ‘kirchlicher Zensor’. Etymologisch verwandt ist das Wort Dechen/Decher ‘zehn Felle’ aus dem 13. Jh. Bei Sperander hat Dechant dann die Bedeutung „die nächste Würde nach dem Probst, in dem Capitul“ (Sp). „In einigen Protestantischen Landen heißt auch ein Dechant, der als ein Inspector oder Superintendens über eine gewisse Zahl Pfarrer gesetzt.“ (ebd.) Decanus (in dieser Form im 15. Jh. übernommen und im Material schon bei Sattler belegt) hat die Bedeutung von Dechant sowie bei Sperander dann auch „auf hohen Schulen der vorsitzende Professor einer Facultät“. Dazu gibt es jetzt das etymologisch verwandte Wort Dekade. – Publican hat bei Roth die Bedeutung ‘Zöllner’ und kann mit publicirn „gemein machen [...] Item dem Gantmeister [= Auktionator] vberantworten“ nicht mehr in Verbindung gebracht werden.41 – Suffragan ist bei Stieler ein beigeordneter Geistlicher, Suffraganeus bei Sperander „ein Bischoff, so unter einen Metropolitan gehöret, ein Weyh-Bischoff“, Suffragium dagegen bedeutet ‘Einwilligung’ bzw. ‘Votum’42. Ähnlich liegen die Verhältnisse in der Gegenwartssprache (Suffragan im DW: „einem Erzbischof unterstellter, einer Diözese vorstehender Bischof“, Suffragium: ‘Stimmrecht, Abstimmung; Gebet’). Formal isoliert sind die Lexeme der Gruppe 3b. Wörter der Gruppe 3b1 motivieren aber andere Lexeme. Dies ist der Fall bei Scharlatan (u.a. Scharlatanerie), Kumpan (mit Varianten) (Kumpanei), Decanus (St 1695, Sp, Ad) 38 Kaplan/Kapellan „in der kathol. Kirche ein einer Kapelle vorgesetzter oder den Gottesdienst darin leitender Geistlicher […], in der evangel. Kirche = Diakon [= Kirchendiener, -helfer]“. 39 „jemand, der nicht als regulärer Soldat, sondern als Angehöriger bewaffneter, aus dem Hinterhalt operierender Gruppen od. Verbände gegen den in sein Land eingedrungenen Feind kämpft“ (DUW). 40 „decurio, censor Ecclesiasticus, provisor, caput contubernij, vulgo decanus“. 41 Vgl. unter gantmeister „auctionarius […], verpflichteter auctionator“ im Grimmschen Wörterbuch. 42 Daneben bei Sperander u.a. ‘Fürbitte, Lohn, Pfründe’. 100 (Decanat), Dechant (Sa, Wei, DW) (u.a. Dechanat) und Ultramontan (Sa) (ultramontanisch). Keine Beziehungen zu anderen Wörtern in bezug auf Suffigierung weisen dagegen Wörter der Gruppe 3b2 auf. Motivationsbeziehungen in anderen Zeitabschnitten haben aber Curtisan (mit Varianten; formal isoliert bei Maaler, Roth und Henisch), Decanus (Satt) sowie Chordekan (He). Curtisan ist bei Henisch weiblich und bedeutet „meretrix“ (Hure), bei Maaler männlich mit der Bedeutung „Hoffmann“. Roth erklärt Curtisan/Cursitan mit der Definition „der offt ad curiam / das ist / an des Bapsts hof laufft“ bzw. „ein lauffer gen Rom nach pfrünten“. Hier ist also ein irrtümlicher etymologischer Bezug auf Curss „lauff“ bzw. currirn „lauffen“ gegeben, evtl. auch auf ad curiam ‘zur Kurie’. Eine neue synchronische Motivationsbeziehung zu Curss/ currirn erscheint möglich (vgl. auch die Form Cursitan bei Maaler), die Bedeutungsangabe ist im Vergleich zu anderen Wörterbüchern aber eher etymologisch ausgerichtet. Von Anfang an im Material isoliert sind neben Custodian als gegenwartssprachlicher Entlehnung aus dem Englischen mit englischer Aussprache43 Veteran aus dem 18. Jh. (mit Varianten, noch in der Gegenwartssprache) sowie die heute nicht mehr vorhandenen Lexeme Ipsian (Ro), Pagan (St 1691) und Ruffian (Fr). Ipsian wird von Roth erklärt als „spotwort / von dem Pronomen Ipse“44. Da dieses lateinische Wort aber nicht als Lemma auftaucht, soll es als Motivationsbasis nicht berücksichtigt werden. Irrtümliche etymologische Beziehungen werden für Pagan von Stieler und für Ruffian von Frisch aufgestellt. Pagan (‘Heide’) wird von Stieler etymologisch falsch auf Pech zurückgeführt.45 Ruffian wird von Frisch irrtümlich mit „ruffen“ (rufen) in Verbindung gebracht („vom Deutschen Ruffen, leno, ein Kupler, ein Hurenwirth“).46 3.2.1.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz Bei den Lexemen auf -an/-ian/(-än) sind im Untersuchungszeitraum zwei große Sachgebiete auszumachen: Kirche und höfische Kultur. Dem Sachgebiet „Kirche“ gehören an: Dechant, Dekan, Diözesan, Gardian/Guardian, Kapellan/Kaplan, Metropolitanus, Sacelan, Sakristan, Suffragan; dem Sachgebiet „Hof“: Galan, Kastellan/Châtelain, Kurtisan(e), Souverän.47 Ein allgemeineres Verwendungsgebiet haben vor allem die Lexeme, die durch Adjektive mo43 „engl. Bez. für Treuhänder eines unter fremdstaatliche Verwaltung gestellten Vermögens“ (DUW), vgl. dazu Kustos, das aber formal und semantisch sehr abweicht („wissenschaftlicher Sachbearbeiter bes. an Museen“, „(veraltet) Kirchendiener“ [DUW]). 44 „Der sich vil last geduncken / der sich viler ding annimbt / denen er wol gerathen möcht / der jm selbs vil zuschaffen macht / vnnd doch nichts beuolhen ist.“ 45 Das Wort kann auf lat. paganus zurückgegeführt werden; vgl. das Adjektiv pagan ‘ländlich; heidnisch’ im Gegenwartsdeutschen (vgl. DUW). 46 Er führt auch frz. rufian unter der Variante Riffianer an, sowie ital. ruffiano. Diese Wörter gehen auf lat. *rufianus ‘Rothaariger’ zurück (vgl. ruffiano ‘Kuppler; Schmeichler’ in Vocabolario della lingua italiana 1986ff.). 47 Hier sind auch Lexeme verzeichnet, die nur in einer von mehreren Bedeutungen diesen Sachgebieten angehören. Für geringfügig abweichende Varianten ist nur eine Form angegeben. 101 tiviert werden und die Wortbildungsbedeutung ‘Person, die x ist’ (‘Träger einer Eigenschaft’) haben. Im vorliegenden Material sind dies Blödian, Dummrian, Damian, Fadian, Grobian, Liedrian, Schludrian, Schmutzian sowie Contemporaneus und Ultramontain/Tramontain48. Dies gilt auch für die Bildungen auf -ian, die nur durch Verben motiviert sind (Schlendrian, Stolprian). Die Bildungen auf -ian dienen dabei meist der pejorativen Bezeichnung von Personen und sind als umgangssprachlich konnotiert. Zur Bildungssprache wird in den gegenwartssprachlichen Quellen keines der erfaßten Lexeme gerechnet.49 Diözesan, Kaplan und Suffragan werden dem Fachgebiet „katholische Religion/Kirche“ zugerechnet und Sopran dem Gebiet der Musik. Custodian ist als Zitatwort aus dem Englischen einzuordnen. Zum regionalen Wortschatz dagegen gehören die Bildungen Damian und Fadian. Veraltet/historisch ist heute nur Kurtisan(e). Der gesonderte Vergleich der Gegenwartssprache mit der Periode 1750–1820 (Adelung/Campe) ergibt darüber hinaus, daß nur zwei Bildungen heute nicht mehr vorhanden sind (Artisan [3a1] und Contemporaneus [2a]). Die gegenwartssprachlichen Bildungen auf -an sind außer Diözesan alle entlehnt, die auf -ian dagegen meist Hybridbildungen mit Betonung auf der ersten Silbe (außer Custodian). Etwa die Hälfte der heutigen Entlehnungen ist schon vor 1550 entlehnt und kommt vorwiegend aus dem Lateinischen (Dechant, Dekan, Kaplan, Kastellan, Sakristan, Suffragan). Nur Veteran ist später aus dem Lateinischen entlehnt. Die anderen kommen aus dem Italienischen (Kurtisan, Partisan, Scharlatan, Sopran), Französischen (Kapitän, Kumpan aus dem Altfranzösischen; Partisan, Souverän) und Spanischen (nur Galan). 3.2.1.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich Die Zahl der im Material belegten Bildungen mit dem Suffix -an/-ian/(-än) ist klein und relativ konstant. Beim Vergleich der Motiviertheit in den einzelnen Zeitabschnitten ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen motivierten und unmotivierten Bildungen festzustellen, welches sich in diachronischer Perspektive nicht wesentlich verändert. In der frühesten Periode (1550–1650) sind insgesamt sieben Bildungen motiviert (Motivationsgruppen 1 und 2) und sieben nicht motiviert (Motivationsgruppe 3). In der Gegenwartssprache (1910–) sind 13 Bildungen motiviert und 14 nicht motiviert. Bei den unmotivierten Bildungen überwiegen die idiomatischen Bildungen vor den formal isolierten. Keine Beziehung zu anderen Wörtern weisen in der Gegenwartsprache Veteran und Custodian auf. Dechant, Kumpan und Scharlatan sind ebenfalls formal isoliert, motivieren aber u.a. Dechanei, Kumpanei 48 Ultramontan(e) hat hingegen eine speziellere Bedeutung. Hier ändert das entsprechende Adjektiv im 19. Jh. seine Bedeutung im Deutschen von ‘jenseits der Berge (Alpen)’ zu ‘streng päpstlich gesinnt’ (vgl. DUW). Auch die Personenbezeichnung hat diese Bedeutung erhalten (vgl. DFWB 6:13). 49 Nur DW hat die Markierung „bildungssprachlich“. 102 und Scharlatanerie. Alle diese Bildungen sind von Anfang an unmotiviert. Leicht idiomatisch (demotiviert) sind heute Galan (WDG, im DW morphologisch-semantisch motiviert) und Kastellan. Stärker idiomatisch sind Custodian, Dekan, Guardian, Kapitän, Kaplan, Kurtisan, Partisan, Suffragan. Dabei haben Guardian, Kaplan, Kastellan, Kurtisan und Partisan im Deutschen einen Idiomatisierungsprozeß durchlaufen. Von Anfang an unmotiviert sind im Material Dekan, Kapitän und Suffragan. Bei den motivierten Bildungen überwiegen die durch ein Adjektiv motivierten Bildungen auf -ian, die nur mit Vorbehalt als Bildungen mit Fremdsuffix klassifiziert werden können. Von den im 20. Jahrhundert im Material hinzugekommenen acht Bildungen sind fünf Hybridbildungen auf -ian, daneben gibt es die Neubildung Diözesan und die neuen Entlehnungen Custodian und Sopran. Die motivierten Bildungen auf -an sind heute Diözesan und Sakristan, bei denen sich noch die früher in etwas größerem Ausmaß vorhandene Wortbildungsbedeutung der Zugehörigkeit erkennen läßt, sowie Galan (nur im DW motiviert) und der Spezialfall Sopran als Übertragung. Daneben gibt es Souverän und Ultramontane, welche durch gleichlautende Adjektive motiviert sind. Bei Ultramontane ist eine Entwicklung hin zur Form mit -e zu beobachten. Ein Adjektiv mit -isch existiert dazu im DW und WDG nicht, jedoch bei Sanders im 19. Jh. Dies stellt das Lexem in die Nähe der integrierten Formen auf -aner, wo Adjektiv und Personenbezeichnung oft ein Interfix -an- zu einer substantivischen Basis aufweisen (z.B. Republikaner). Eine dominierende Wortbildungsstruktur ist bei den Bildungen auf -an/(-än) aber schon zu Anfang nicht vorhanden, was sicher zu weiterer Idiomatisierung beiträgt. Schon in der ersten Periode überwiegen die unmotivierten Bildungen leicht und auch in den späteren Perioden gibt es mehr unmotivierte Bildungen. Im Gegensatz zu den Hybridbildungen auf -ian sind die Bildungen auf -an also meist entlehnt und heute überwiegend idiomatisch. Die Idiomatizität hat in dem untersuchten Zeitraum zugenommen. -an ist im Deutschen niemals produktiv gewesen; dies haben die integrierten Formen auf -an-er und -ian-er übernommen. Die Hybridbildungen auf -ian dagegen zeigen Motiviertheit und ermöglichen so weitere Produktivität, die allerdings zahlenmäßig begrenzt und auf den regionalen und umgangssprachlichen Wortschatz beschränkt ist.50 Bildungen mit -(i)an sind somit ein Beispiel für ein Suffix, welches – im Gegensatz zur integrierten Form mit -er, wo -(i)an- häufig als Interfix auftritt – während des gesamten Untersuchungszeitraums nur in wenigen Bildungen vorkommt und hier in der Variante -an/(-än) eine recht hohe Idiomatizität mit sich führt. 50 Dies z.B. im Gegensatz zum Englischen, vgl. A. Schmidt (1978:31ff., 94). 103 3.2.2. Personenbezeichnungen mit -and/(-end) 3.2.2.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart Das Suffix -and/(-end) geht auf das lat. Gerundivum des Verbs mit -nd- zurück.51 Die Form mit -a oder -e ist dabei ursprünglich von der lateinischen Form des Verbs (Infinitiv auf -a-re oder -e-re) abhängig, vgl. am-a-ndus, a, um (‘zu lieben[d] = muß geliebt werden’), de-l-e-ndus, a, um (‘zu zerstören[d] = muß zerstört werden’).52 Diese Verbaladjektive können substantiviert werden, vgl. leg-e-nd-a ‘zu lesender Text, Legende’ (Wahlgren 1976:23), confirm-and-us ‘der zu Bestärkende’. In der deutschen Gegenwartssprache bildet -and/(-end) Nomina patientis „im Umkreis der akademischen Ausbildung“ (Fleischer/Barz 1992:189), z.B. Diplomand ‘ein zu Diplomierender’. Nach Wellmann (1975a:418) werden mit -and/(-end) „außer einigen festen Bez. der Mathematik für die Zahl, mit der eine Rechenoperation vorgenommen werden soll (Multiplikand, Subtrahend…) nur noch einige Bez. von Personen gebildet: Habilitand, Konfirmand, Maturand, Diplomand, Examinand“. Dabei überwiegen nach Wellmann die Bezeichnungen, die nur in der Gegenwartssprache gebraucht werden, gegenüber solchen, die nur um 1800 auftreten. In Wellmanns Korpus der Gegenwartssprache finden sich sieben Bildungen.53 Bei Muthmann und Mater ist -and/-(end) in Personenbezeichnungen mit insgesamt 19 Bildungen vertreten. 3.2.2.2. Korpusbefund Im Korpus sind 19 verschiedene Bildungen vorhanden (37 Belege). Diese verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Quellen: Maa Ro He Satt Gryph 0 0 0 0 0 St 1691 St 1695 Sp Fr 0 0 1 0 51 Das Gerundivum ist ein abgeleitetes Verbaladjektiv mit passivischer Bedeutung im Gegensatz zum Gerundium (ein unpersönlich gebrauchtes Verbalsubstantiv, das die fehlende Kasusflexion des Infinitivs ersetzt), mit dem es formal identisch ist (vgl. Bußmann 1990:278). 52 Vgl. Kühner (1912:697ff.). Die thematischen Verben der 3. Konjugation sowie die Verben der 4. Konjugation bilden die Gerundivform mit -o-, -u- oder -e-. Ursprünglich hat das Gerundivum nach Kühner nicht die Bedeutung der Notwendigkeit, sondern die eines „adjektivisch gebrauchten präsentischen Partizips auf -ns“ (z.B. secundus ‘folgend’). Erst mit der Verbindung des Neutrum des Gerundivs (= Gerundium) mit est und persönlichem Dativ ergab sich die Bedeutung des Müssens (curandum mihi est ‘Besorgung ist mir = ich muß besorgen’). 53 Wellmanns Darstellung baut auf ein „Corpus der Gegenwartssprache“ aus verschiedenen gegenwartssprachlichen Textkorpora (vgl. Wellmann 1975a:18). Daneben wird ein Vergleichskorpus aus den Wörterbüchern von Adelung (Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, neben Adelungs Grammatik) und Campe (Ergänzungswörterbuch) herangezogen, allerdings in den Ausgaben von 1807–1811 (Adelung) und 1801 (Campe), was z.T. Abweichungen von dem hier erstellten Korpus erklärt. Aus dem Campe-Ergänzungswörterbuch nennt Wellmann die Bildungen Curand und Präparand als Bildungen, die nur dort auftreten. 104 Ad Ca 0 7 Sa Wei 3 2 WDG DW 7 17 Tab. 2a: Belege geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Quelle 1 2a 2b 3a1 3a2 2 1 3b1 3b2 3b1 3b2 Maa Ro He Satt Gryph St 1691 St 1695 Sp Fr Ad Ca 1 1 Sa Wei WDG DW 3 4 2 2 2 1 4 7 3 4 Tab. 2b: Bildungen geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Zeit 1 1550–1650 1650–1750 1750–1820 1820–1910 1910– 1 3 2a 2b 3a1 3a2 1 5 2 7 1 1 4 2 1 Für die einzelnen Zeitabschnitte wurden belegt: 1550–1650: keine Bildungen, 1650–1750: 1 Bildung, 1750–1820: 7 Bildungen, 1820–1910: 3 Bildungen, 1910–: 17 Bildungen.54 54 Ausgeklammert wurde Gourmand aus dem Frz., das keine Bildung mit dem lat. Suffix darstellt (evtl. in Anlehnung an Gourmet gebildet, vgl. Kluge-Seebold 1995:332). 105 Formen auf -end sind Recipiendus (Ca), Promovend (WDG, DW) und Reverend (DW). Lateinische Formen auf -us sind außer Recipiendus Examinandus (neben Examinand, Ca) und Ordinandus (Sp). Alle Beziehungen zu verwandten Wörtern sind den jeweiligen Quellen entnommen. 3.2.2.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit Die Bildungen auf -and/(-end) sind, wie aus Tab. 2a und 2b hervorgeht, im Untersuchungszeitraum zum allergrößten Teil motiviert (18 motivierte gegenüber nur drei idiomatischen Bildungen). Die meisten Bildungen (15) gehören Motivationsgruppe 2 an; 13 davon sind durch ein Verb auf -ieren motiviert. Die Wortbildungsbedeutung ist hier meist ‘ein zu x-ender’ mit passivischer und zugleich futurischer Bedeutung (Nomina patientis, vgl. Fleischer/Barz 1992:189). Kein Verb existiert für Doctorand bei Campe, dagegen gibt es bei Sanders sowie im WDG und DW doktorieren (im DW mit dem Zusatz „veraltend“, im WDG „selten“). Zu Curand („Bevormundete, der Mündel“) existiert bei Campe zwar ein Verb curiren, welches aber nicht motiviert (Bedeutung ‘heilen’); das Wort muß demnach auf Curatel „die Fürsorgeschaft, Pflegeschaft [...] Vormundschaft“ bezogen werden.55 Die Motivationsbedeutung ist ‘jemand, der der Vormundschaft eines anderen unterliegt’. Das heutige Kurand* „Pflegling“, d.h. jemand, der „von jmdm. umsorgt u. gepflegt wird„ (DW) kann nicht als von kurieren ‘heilen’ oder Kur ‘Heilverfahren’ motiviert angesehen werden und ist als leicht idiomatisch (demotiviert) einzustufen (vgl. aber Kurant ‘(schweiz.) Kurgast’ Kap. 3.2.3). Kein Verb existiert für das Wort Tutand (DW), welches durch Tutor motiviert werden muß („jmd., der von einem Tutor [...] betreut wird“, DW). Für drei der von Verben auf -ieren motivierten Bildungen gibt es auch eine freie Basis (Gruppe 2b): Analysand (DW) – Analyse; Diplomand (WDG, DW) – Diplom; Doktorand (Ca, Sa, WDG, DW) – Doktor. Doktorand kann also z.B. auch als ‘Person, die im Begriff steht, Doktor zu werden’ oder ‘Person, die eine Doktorarbeit schreibt’ paraphrasiert werden (vgl. DW: „jmd., der an seiner Dissertation schreibt“). Die Analogie zu den übrigen Bildungen bewirkt jedoch eine Einordnung in Gruppe 2.56 Zu den meisten übrigen Bildungen existiert in den Quellen ein Substantiv auf -tion als Abstraktum (nicht zu Examinand [Examen, Ca, WDG, DW] und Ordinandus [Sp]). Drei Bildungen sind durch freie Basen motiviert, die alle Substantive sind (Motivationsgruppe 1): Magistrand (Ca, DW*), Maturand (DW), Proband 55 Wellmann (1975a:418) bezieht fälschlicherweise Curand bei Campe auf curieren. Doktorieren kann nach DW und WDG wie promovieren sowohl aktivisch als auch passivisch gebraucht werden (‘die Doktorwürde erlangen; an seiner Dissertation schreiben’ bzw. ‘jemandem die Doktorwürde verleihen’, vgl. promovieren im DW). Die Motivationsbedeutung wäre also ‘jemand, der doktoriert/promoviert’ bzw. ‘ein zu Promovierender/Doktorierender’. Der passivische Gebrauch erscheint jedoch bei Doktorand ungewöhnlich. Analysand und Diplomand sind hingegen nur Nomina patientis. 56 106 (DW). Ein Magistrand wird bei Campe definiert als „derjenige, der im Begriffe steht, in der Gelehrtenzunft Meister (Magister) zu werden“ bzw. er steht vor der Magisterprüfung, ein Maturand vor der Maturaprüfung (schweizerisch und österreichisch für ‘Reifeprüfung’, vgl. DW). Proband („(Psych., Med.) Versuchs-, Testperson (bei psychologischen Untersuchungen od. Tests von Arzneimitteln)“, „(Genealogie) jmd., für den eine Ahnentafel aufgestellt wird“, „zur Bewährung entlassener Strafgefangener, der von einem Bewährungshelfer betreut wird“, DW) wird in zwei von drei Bedeutungen durch Probe motiviert: ‘Person, die sich einer Probe zur Verfügung stellt’ bzw. ‘Person, die auf Probe entlassen ist’. Die semantischen Zusatzmarkierungen der Lexembedeutung sind hier relativ stark ausgeprägt. Semantische Zusatzmarkierungen sind bei den Bildungen der Gruppe 2, die durch ein Verb motiviert sind, nur vereinzelt zu finden. Informand hat im DW die Bedeutungen „jmd., der [im Rahmen einer praktischen Ausbildung] mit den Grundfragen eines bestimmten Tätigkeitsbereichs vertraut gemacht werden soll“ bzw. „Ingenieur, der sich in den verschiedenen Abteilungen [über deren Aufgabe u. Arbeitsweise] informieren soll“. In der zweiten Bedeutung ist das Wort m.E. aber durch die Spezialisierung schon idiomatisch. Praeparand wird bei Campe erklärt als „einer, der zu etwas vorzubereiten ist“, aber auch als „Vorbereitungsschüler“ für das Abendmahl. Sanders erklärt Präparand ebenfalls als „Vorbereitungsschüler“, Weigand als „sich Vorbereitender, Vorbereitungsschüler (bes. zu einem Lehrerseminar)“. Diese letztere Bedeutung ist heute historisch, die Bedeutung „jmd., der das erste Jahr des Konfirmandenunterrichts besucht“ wird im DW als „landschaftlich“ markiert. In dieser synchronen Bedeutung ist das Wort nach den Angaben des DW m.E. auch leicht idiomatisiert, da das Wort durch die Spezialisierung nicht mehr direkt durch präparieren (bildungssprachlich noch ‘vorbereiten’) motiviert ist. Neu im Material für die Gegenwartssprache sind Analysand, Diplomand, Explorand, Promovend, Rehabilitand und Tutand (Fremdwortbildungen) sowie Habilitand, Informand, Proband und Reverend (Entlehnungen); ein früherer Erstbeleg ist in manchen Fällen möglich.57 Von Anfang an nicht motiviert (idiomatisch) ist im ganzen Material nur Reverend (DW, Motivationsgruppe 3a2) als englische Bezeichnung für einen Geistlichen (dazu Reverenz). 3.2.2.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz Die meisten der untersuchten Bildungen auf -and/(-end) sind bestimmten Sachgebieten zuzurechnen. Sie gehören vor allem der (Hoch-)schulterminologie an (Diplomand, Doktorand, Examinand, Magistrand, Maturand, Habilitand, Tutand). Daneben gibt es Bildungen aus dem Bereich der Kirche (Konfirmand, Ordinandus, Präparand [Ca, DW]) und der Wissenschaft. 57 Das Fremdwörterbuch von Kehrein (1876) belegt Promovendus (sowie Reverendus als Titel von Geistlichen). 107 Letztere sind in der Gegenwartssprache als fachsprachlich anzusehen (Analysand aus der Psychoanalyse, Rehabilitand und Kurand* aus der Medizin, Proband aus Psychologie und Medizin; Explorand wird als allgemein fachsprachlich bezeichnet, vgl. DW). Als bildungssprachlich wird Examinand eingeordnet, als regional Maturand und Präparand, und Reverend ist ein Zitatwort aus englischsprachigen Ländern (alle im DW). Von den bei Campe belegten Bildungen ist nur Recipiendus heute nicht mehr vorhanden. Die gegenwartssprachlichen Wörter Analysand, Diplomand, Maturand, Präparand, Promovend und Rehabilitand sind DW zufolge als genuine Fremdwortbildungen anzusehen; nach lateinischer Vorlage sind Explorand, Konfirmand und Tutand gebildet. Die übrigen Bildungen sind als Entlehnungen aus dem (Neu)lateinischen zu betrachten. 3.2.2.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich Auffällig ist bei den Bildungen auf -and/(-end) neben ihrer geringen Anzahl die Konzentration im Material auf das 19. und 20. Jahrhundert. In der Periode 1650–1750 gibt es nur eine belegte Bildung (Ordinandus, Sp). Die Bildungen sind fast alle motiviert, wobei sich in der Motiviertheit auch fast keine Verschiebungen ergeben. Idiomatisierungsprozesse sind im Material sehr selten festzustellen. Es überwiegt die Motiviertheit durch ein Verb als Nomen patientis auf -ieren. Dies gilt auch für die Bildungen, die nur im 20. Jh. belegt sind. Das Suffix ist vor allem im fachsprachlichen Bereich produktiv. Im Vergleich zu den viel frequenteren Bildungen auf -ant/-ent ist aber offensichtlich, daß viele Möglichkeiten der Bildung von Nomina patientis nicht genutzt werden. Hybridbildungen mit heimischen Elementen kommen bei -and/(-end) im Material gar nicht vor; auch im Korpus von Wellmann (1975a) sind sie nicht vertreten. Die Bildungen auf -and bzw. -end sind demnach Beispiele für ein zwar relativ zur Frequenz produktives, jedoch in seiner Produktivität auf bestimmte Sachbereiche beschränktes und wenig frequentes Suffix. Es unterliegt Beschränkungen in seiner Distribution (fast nur Basen aus dem Lateinischen [Ausnahme: Analysand]) und in seinem Gebrauch (v.a. akademischer Bereich und Fachsprachen). Die in diachronischer Perspektive konstante Motiviertheit der vorliegenden Bildungen führt nicht zu einer größeren Ausweitung des Bestands. 3.2.3. Personenbezeichnungen mit -ant/-ent 3.2.3.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart Das Suffix -ant/-ent geht zurück auf das Partizip Präsens lateinischer Verben (-ans/-antis bzw. -ens/-entis nach der Stammklasse des lateinischen Verbs, vgl. -and/-end). Im Lateinischen bildet es aus dem Part. Präs. von Verben abgeleitete Substantive (auch Nomina agentis und instrumenti) und Adjektive (z.B. or-i-en-s, Gen. or-i-e-nt-is ‘Land der aufgehenden Sonne, Osten’ zu or-i-or ‘aufge108 hen’, praesidens ‘Vorsitzender’ zu praesidere; ab-s-e-n-s, Gen. ab-s-e-nt-is ‘abwesend’ zu ab-es-se ‘abwesend sein’, vgl. Wahlgren 1976:16ff.). Es ist ins Deutsche entlehnt in Wörtern aus dem Lateinischen und romanischen Sprachen (bes. aus dem Französischen als -ant, -ent)58 und tritt vor allem in Nomina agentis auf, aber auch in Adjektiven. Dabei stammen die Substantive nach Kluge-Seebold meist aus dem Lateinischen, die Adjektive (oft in relatinisierter Form) meist aus dem Französischen (Kluge-Seebold 1995:43).59 „Viele Bildungen auf -ant/-ent sind im Deutschen durchschaubar, auch wenn sie nicht im Deutschen gebildet sind, vor allem die zu Verben auf -ieren“ (Kluge-Seebold ebd.). Häufig sind sog. „neoklassische“, in modernen Sprachen entstandene Bildungen; vereinzelt gibt es Bildungen zu Verben ohne -ieren (Bsp. Lieferant). Wellmann (1975a:32) weist darauf hin, daß in der Gegenwartssprache die Formen auf -ant und -ent ohne erkennbares Kriterium für ihre Verteilung nebeneinander vorkommen und sich gegenseitig ausschließen.60 Die Form auf -ant dominiert dabei im Verhältnis 2:1; spontane Neubildungen enden stets auf -ant. Es gibt vereinzelt Suffixerweiterungen zu -ient und -iant (Rezipient, Denunziant), die auf die lateinische Form zurückzuführen sind. Bei Verben auf -zier-en wird -z- in einigen Fällen durch -k- ersetzt, wenn es ein Substantiv mit -k(-) gibt. Wellmann nennt als Beispiele u.a. Musikant (musizieren, Musik) und Kommunikant (kommunizieren, Kommunikation). Nach Wellmann (ebd. 350ff.) schränken die Bildungen auf -ant und -ent als Bildungen zu einem Verb die Bildungen mit -ier-er im Gegenwartsdeutschen stark ein. Gleiches gilt für Wörter auf -ator und -eur. Das Suffix -ant/-ent ist nach Frequenz und Produktivität im heutigen Deutsch von diesen Suffixen am wichtigsten und bezeichnet ausnahmslos Personen. In Wellmanns Korpus nehmen die Bildungen auf -ant/-ent aus Basisverben einen Anteil von 4,8% ein (zum Vergleich: -eur 2,8%, -ator 2,7%; -er 70,0%). Konkurrenzen gibt es vereinzelt durch substantivierte Partizipien (der -…ende): der Studierende – der Student, der Kommandierende – der Kommandant, der Regierende – der Regent. „Zwischen ihnen bestehen z.T. minimale semantische Oppositionen. Mit dem substantivierten Part. wird jmd. nach einer augenblicklichen Verhaltensweise oder Tätigkeit charakterisiert, während die Ableitung auf -ent [oder -ant] Personen öfter nach der fortdauernden, gewohnheitsmäßigen oder beruflichen Ausübung der Tätigkeit bezeichnet.“ (Wellmann 1975a:351) In Wellmanns Korpus machen die Bildungen aus Verben 86,7% der -ant/-ent-Bildungen aus. Die Basisverben sind meist transitiv (seltener intransitiv, z.B. Emigrant), daneben reflexiv (Interessent) und reziprok (Duellant). Als Ableitungen zu Verben ohne -ier- nennt Wellmann nur Lieferant, Bummelant, Tippelant, Schnorrant. Die deverbalen Nomina agentis auf -ant/-ent werden Wellmann zufolge meist in der Zeitungs- und Wissenschaftssprache verwen58 -ant ist im Frz. Substantivsuffix, -ant und -ent sind Adjektivsuffixe (Thiele 1985:165ff.). Zur Integration durch Relatinisierung frz. Formen vgl. auch Volland (1986:125ff.). 60 In dem von mir erstellten Korpus gibt es als Ausnahme die gegenwartssprachliche Bildung Suizidant/Suizident. 59 109 det (in der Zeitungssprache treten auch oft Gelegenheitsbildungen wie Pubertant auf), weniger in literarischen Texten. Das Muster ist um 1800 bei Campe und Adelung in sehr vielen Bildungen vertreten. Seltener als die von Basisverben abgeleiteten (bzw. motivierten)61 Bildungen sind nach Wellmann Bildungen zu Substantiven mit einer „Tun-Prädikation“ und vereinzelt einer „Haben-Prädikation“. Hier müssen die Verben in der Paraphrase ergänzt werden. Arrestant wird z.B. von Wellmann paraphrasiert als „derj., der einen Arrest verbüßt“, Fabrikant als „derj., der eine Fabrik besitzt“ (ebd. 387, 397). Manche Bildungen sind „doppelt motiviert“ durch Substantiv oder Verb (Bsp. Projektant, Debattant; Kommandant, Revoltant).62 Über die Frequenz von idiomatischen Bildungen gibt es in der Literatur keine Angaben, da sich die Wortbildungslehren in erster Linie mit motivierten Bildungen befassen. Der überwiegende Teil der Bildungen auf -ant/-ent in der Gegenwartssprache besteht aber aus motivierten Personenbezeichnungen; „Nichtpersonenbezeichnungen sind idiomatisiert oder völlig unanalysierbar im Deutschen: Konsonant, Kontinent“ (Fleischer/Barz 1992:189). Wellmann klammert Personenbezeichnungen wie Adjutant, Dissident, Flagellant, Kombattant, Kontrahent, Patient, Skribent und Trabant aus der Darstellung aus, da neben ihnen „im Dt. keine Verben stehen“ (1975a:351). Wie im folgenden zu zeigen sein wird, sind einige von ihnen gleichwohl motiviert. Sie sind dann aber oft dem bildungssprachlichen Bereich zuzuordnen. Nach -ist ist -ant/-ent bei Muthmann und Mater das frequenteste Fremdsuffix zur Bezeichnung von Personen (219 Bildungen). Palm (1983:79) weist im Zusammenhang mit dem humoristischen Gebrauch von -ant in Morgensterns Gedicht Antologie darauf hin, daß in der Gegenwartssprache „die Derivationsendung -ant, in Wortbildungen wie Trabant, Querulant, Intrigant, Flagellant usw. eine leicht pejorative Konnotation aufweist“. Diese ist zunächst wohl dadurch entstanden, daß -ant sich mit Basen verbindet, die eine abwertende Bedeutung haben (intrigieren, querulieren), welches sich dann auf andere Konstruktionen ausdehnt. Daß -ant schon im 18. Jh. negativ konnotiert werden konnte, zeigt ein Zitat Lichtenbergs im Wörterbuch von Sanders (1860–65) unter dem Lemma Philosoph: „Wie wir Musikanten haben und keine Musiker mehr, so haben wir auch bloß Philosophanten und Physikanten und keine Philosophen und Physiker mehr.“63 Die Möglichkeit der negativen Konnotierung gilt aber, wie Palm auch hervorhebt, nicht für alle -ant-Bildungen; viele von ihnen sind „rein deverbative semantisch-neutrale Nomina agentis“ (ebd.). Konnotative Merkmale gehen auch in 61 Wellmann unterscheidet nicht zwischen (synchron) motivierten und (diachron) abgeleiteten Bildungen. 62 Projektant und Debattant werden von Wellmann unter die durch Substantive motivierten Bildungen eingeordnet, Kommandant und Revoltant unter die durch Verben motivierten Bildungen. 63 Die Bedeutung von Musikant ist „Instrumentalist, der zu bestimmten Gelegenheiten, bes. zum Tanz, bei Umzügen, spielt“ (DW). In dieser Bedeutung (‘Spielmann’) ist es schon von Anfang an belegt. Von da ist nicht weit zu einer negativen Konnotierung. Vgl. Kap. 3.2.3.3, Anm. 73. 110 Wörterbuchdefinitionen ein.64 Sie können in Einzelfällen darüber entscheiden, ob ein Wort noch als motiviert anzusehen ist oder nicht, z.B. wenn die Basis beim freien Gebrauch negativ konnotiert ist im Gegensatz zu ihrer Verwendung in der Personenbezeichnung, so daß die Basis nicht in einer Motivationsbedeutung verwendet werden kann (vgl. Visage ‘Gesicht’ mit abwertender Konnotation gegenüber Visagist, Kap. 2.2.2.2.2, Anm. 88). 3.2.3.2. Korpusbefund Im Korpus sind 268 verschiedene Bildungen vorhanden (834 Belege). Diese verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Quellen: Maa Ro He Satt Gryph 4 23 3 11 4 Ad Ca 37 135 Sa Wei 105 65 St 1691 St 1695 Sp Fr 11 28 97 27 WDG DW 87 197 Für die einzelnen Zeitabschnitte wurden belegt: 1550–1650: 36 Bildungen, 1650–1750: 103 Bildungen, 1750–1820: 137 Bildungen, 1820–1910: 112 Bildungen, 1910–: 197 Bildungen. Insgesamt enthält das Material 169 Bildungen mit dem Suffix -ant und 99 Bildungen mit dem Suffix -ent. In den beiden ersten Untersuchungsperioden taucht das Suffix vereinzelt auch in der lateinischen Nominativform -ans oder -ens auf (z.B. Expectans [Ro], Superintendent/Superintendens [Satt, Sp], Opponent/Opponens, Regent/Regens, Respondent/Respondens [Sp]). Es kommen dort auch lateinische Pluralformen vor (Parentes [Ro], Dissidentes, Independenten/Independenti, Trafiquantes [Sp]). Ausgeklammert wurden die Wörter Gigant, Infant und Trabant. Gigant ist keine Wortbildung mit -ant bzw. Part. Präs., sondern ein Eigenname aus der 64 Vgl. Trabant in einer Bedeutung im DW: „(abwertend) jmd., der von einer einflußreichen Person völlig abhängig, ihr bedingungslos ergeben ist“. Eine Konnotation ist als systembedingt zu definieren: „eine ‘zusätzliche’ Komponente, eine Nebenbedeutung, die die Grundbedeutung begleitet, sie überlagert, ihr Emotionalität, Einschätzung und Bewertung verleiht, z.B. Altersheim – Feierabendheim, Fabrikbesitzer – Produzent – Unternehmer – Arbeitgeber [...]. Solche Konnotationen sind nicht nur individueller Art, sondern haben sozialen Status. Sie enthalten als konnotative Bedeutungen mindestens ein zusätzliches semantisches Merkmal mit positiver, negativer o.a. Charakterisierung (vgl. Haus, Villa, Bruchbude; Hund, Köter usw.), dabei ist der denotative Kern erhalten.“ (Lewandowski 1990:584) 111 Tab. 3a: Belege geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Quelle 1 2a 2b 3a1 3a2 3b1 3b2 1 2 1 1 2 4 1 1 Maa Ro He Satt Gryph 1 1 3 14 1 1 7 2 1 1 St 1691 St 1695 Sp Fr 2 4 5 6 5 14 63 8 2 1 11 2 4 11 2 2 3 4 1 1 1 1 1 2 3 4 Ad Ca 4 7 17 90 7 14 2 9 2 5 3 5 2 5 Sa Wei 12 7 60 35 14 6 7 3 4 6 5 7 3 1 WDG DW 9 25 54 122 8 17 6 14 5 6 4 4 1 9 Tab. 3b: Bildungen geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Zeit 1 2a 2b 3a1 3a2 3b1 3b2 1550–1650 1650–1750 1750–1820 1820–1910 1910– 4 12 8 12 25 18 67 91 66 124 2 11 15 14 17 5 14 8 9 15 1 6 4 5 8 2 4 5 7 4 6 6 6 3 9 griechischen Mythologie (griech. Gigas [Gigantos], lat. Gigas [Gigantis], vgl. Kluge-Seebold 1995:324). Infant ist zwar eine lat. Wortbildung mit dem Part. Präs. (lat. infans, infantis ‘kleines Kind, Knäblein’ zu lat. -in und -fari, eig. ‘der noch nicht reden kann’, vgl. Kluge-Seebold 1995:399), wird aber in den Quellen vorwiegend nicht als Appellativum, sondern als Titel spanischer und portugiesischer Prinzen gebraucht.65 Die Herkunft von Trabant ist umstritten (zu tschech. drabant ‘Fußsoldat, Leibwache’); in den Quellen wird Trabant 65 Wenn der Kreis der Träger von Titeln so begrenzt ist, wird das Wort nicht als Personenbezeichnung angesehen, die immer auch appellativisch gebraucht werden soll. 112 aber oft auf dt. traben, Trab bezogen.66 Dagegen wird Garant in das Korpus einbezogen, da es trotz germanischer Herkunft an altfrz. garir ‘beschützen’ mit Part. Präs. auf -ant angelehnt ist (Kluge-Seebold 1995:299).67 Bei 46 Belegen wurden Beziehungen zu verwandten Wörtern nicht der jeweiligen Quelle entnommen. 3.2.3.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit Während des gesamten Untersuchungszeitraums ist ein deutliches Übergewicht für motivierte Bildungen festzustellen (siehe Tab. 3a, 3b). Dabei nimmt der Anteil motivierter Bildungen an der Gesamtzahl der Bildungen noch leicht zu und er ist in der Periode 1750–1820 am höchsten. Heute besteht ein Verhältnis von etwa 4:1. Vergleicht man in den ersten drei Perioden Fremdwörterbücher mit gemeinsprachlichen Wörterbüchern, so ist der Anteil motivierter gegenüber idiomatischen Bildungen in den Fremdwörterbüchern (Roth; Stieler 1695, Sperander; Campe) etwas höher als in den gemeinsprachlichen. Dies kann aber auch teilweise durch die höhere Zahl der Bildungen bedingt sein. Dem entspricht die hohe Anzahl motivierter Bildungen in der Gegenwartssprache: Wie in Kap. 3.2.3.4 gezeigt wird, handelt es sich bei den motivierten Bildungen der Gegenwartssprache zu einem nicht geringen Teil um veraltete Bildungen oder Bildungen bestimmter Subsysteme. Besonders auffällig ist der hohe Anteil solcher Bildungen im DW, das einen etwas höheren Anteil motivierter Bildungen verzeichnet als das WDG. Die motivierten Bildungen (ingesamt 232) gehören dabei zum allergrößten Teil Motivationsgruppe 2 an, d.h. sie sind durch ein komplexes Lexem motiviert, das ihre Basis enthält. Insgesamt hat diese Motivationsgruppe 211 verschiedene Bildungen. Dabei gehören 184 Bildungen zu Motivationsgruppe 2a (gebundene Basis) und 27 Bildungen, die in den Quellen auch durch eine freie Basis motiviert sein können, zu Motivationsgruppe 2b. 45 Bildungen gehören zu Motivationsgruppe 1, d.h. sie sind in den jeweiligen Quellen in erster Linie durch eine freie Basis motiviert. Zumindest einmal nur in einer Bedeutung motiviert sind bei den Motivationsgruppen 1 und 2 19 Bildungen.68 Der hohe Anteil von Bildungen in Motivationsgruppe 2 beruht darauf, daß die entsprechenden Lexeme in der Regel Nomina agentis zu einem Verb auf -ieren sind. Das entsprechende Substantiv (Nomen actionis/Nomen acti) endet in der Regel auf -(at)ion, z.T. auch auf -anz/-enz (mit Varianten) oder (seltener) auf andere Suffixe (z.B. -at, [-at]ur, -ium, -ment). Bei einigen Personenbezeich66 So bei Weigand: „Bei der Herleitung von tschech. dráb, poln. drab ‘Fußsoldat’ bleibt die Endung unklar, vielleicht nach Sergeánt. Die slaw. Wörter stammen aus dt. Trab [...] Am besten wohl von traben.“ 67 Nach Polenz (1967 [1979:27]) ist -ant in Garant wie auch Gigant, Trabant, Diamant, Elefant, Restaurant von „anderer Herkunft“ als in Bacchant, Pedant, Sergeant, Leutnant, Adjutant. Dies trifft für Garant und auch für Restaurant nicht uneingeschränkt zu (frz. restaurant ist das Part. Präs. von restaurer und taucht sogar im Korpus als Personenbezeichnung auf [bei Sanders im 19. Jh., vgl. Kap. 3.2.3.3]). 68 Hier wird grundsätzlich nur die Motiviertheit in aktuellen Bedeutungen berücksichtigt. 113 nungen gibt es zu den Verben auf -ieren auch ein Substantiv auf -ierung.69 Bei fast allen Bildungen der Gruppe 2b ist die freie Basis ein Substantiv, meist ein Nomen actionis oder Nomen acti ohne Suffix, z.B. Debüt (zu Debütant)70, Duell (zu Duellant), Intrige (zu Intrigant), Protokoll (zu Protokollant).71 Es gibt aber auch Bildungen wie Musikant zu Musik.72 Daneben gibt es vereinzelt Substantive ohne erkennbares Suffix, die aber nicht so gut als freie Basis fungieren können, da sie morphologisch zu sehr vom Verb abweichen und nicht so leicht von der Suffixbildung abgetrennt werden können, z.B. Konzept (zu Konzipient73), Kontrakt (zu Kontrahent74), Regreß (zu Regredient75). Solche Bildungen werden beim Vorhandensein eines Verbs in Gruppe 2a eingeordnet. In der Gruppe 2a ist es selten, daß im ganzen Korpus kein Verb auf -ie-ren für die entsprechende Personenbezeichnung existiert. Dies ist nur bei 25 Bildungen der Fall. Substantive auf -ion ohne motivierendes Verb auf -ieren gibt es im gesamten Material nur bei vier Bildungen (Diversion zu Diversant [WDG; DW: „jmd., der Diversion betreibt; Saboteur“], Imagination zu Imaginant [Sa: „einen, den die Einbildungskraft beherrscht“], Petition zu Petent [DW, s.u.], Restauration zu Restaurant [Sa: „Restaurations(oder Speise-) Wirth“]). Ansonsten ersetzen meist Substantive auf -anz/-enz oder Adjektive auf -ant/-ent ein fehlendes Verb auf -ieren; nur bei 13 Bildungen gibt es dazu überhaupt kein motivierendes Verb im Quellenmaterial (abstinent/Abstinenz zu Abstinent [DW], adoleszent/Adoleszenz zu Adoleszent [DW], Aszendenz zu Aszendent76 [DW], Complaisance zu Complaisant 69 Die Bildungen auf -ierung sind im Anhang im Gegensatz zu denen mit Fremdsuffix nicht verzeichnet. Sie kommen in den Wörterbüchern immer nur als im Deutschen entstandene Substantivierung der entsprechenden Verben auf -ieren vor, zumeist in den jüngeren Untersuchungsperioden, und erscheinen nie ohne Verb. Auch stehen sie in diesen Fällen i.d.R. bei Personenbezeichnungen neben den entsprechenden Bildungen mit Fremdsuffix bzw. ohne Suffix. Fleischer/Barz (1992:187) schreiben dazu für die Gegenwartssprache: „Die Überschneidung von -(at)ion mit -ung [...] – assimilieren – Assimilation – Assimilierung – ist nur partiell; es gibt Verben auf -ieren ohne Derivat auf -ion (nuancieren, plombieren u.a.), andererseits solche ohne Derivat auf -ierung (vorwiegend intransitive Verben wie appellieren, desertieren), und schließlich steht nicht neben allen Substantiven auf -t-ion ein Verb (z.B. Resolution, Translation). Derivate auf -ion von Verben auf -ieren fehlen vor allem dann, wenn eine andere Ableitung gebräuchlich ist: assistieren – Assistenz, bombardieren – Bombardement, kolportieren – Kolportage.“ 70 Ist bei Lexemen keine Herkunftsangabe vermerkt, so ist das Wort noch in der Gegenwartssprache vorhanden. 71 Bei einigen Bildungen, die Gruppe 1 zugeordnet wurden, ist in der entsprechenden Quelle nur ein Substantiv verzeichnet, obwohl in anderen Quellen ein Verb auf -ieren existiert: Injurie (zu Injuriant: Satt, Ca), Rest (zu Restant: St 1695), Tumult (zu Tumultuant: St 1695, WDG). 72 Das Wort Musikant ist zwar zu Musik im Deutschen entstanden (vgl. Öhmann 1932 et al.:212, Öhmann 1933:129; DFWB 1943:163ff.; dazu gibt es aber von Anfang an musizieren (mit Varianten). Die Entstehung sollte prinzipiell nicht die primäre Motiviertheit determinieren; deshalb wird das Wort in Gruppe 2b eingeordnet. 73 In der Gegenwartssprache idiomatisiert in der Bedeutung „(österr. Amtsspr.) Angestellter in einem Anwaltsbüro“ gegenüber „(veraltet) Verfasser eines Schriftstücks“ (DW). Die veraltete Bedeutung wird bei der Ermittlung der Motiviertheit nicht berücksichtigt. 74 Motiviert in der Bedeutung „Vertragspartner“ (vgl. DW). 75 „(Rechtsspr.) jmd., der Regreß nimmt [= den Hauptschuldner in Anspruch nimmt]“ (DW). 76 „Vorfahr, Verwandter in aufsteigender Linie“; Aszendenz: „Verwandtschaft in aufsteigender Linie“. 114 [Ca]77, Confidence/Confidenz zu Confident78 [Sp, St 169579, Ca], elegant/ Eleganz zu Elegant [Ca], Ignorantia/Ignoranz bzw. ignorant zu Ignorant [Ro, Sp, Ca, Sa, Wei, WDG, DW], independent/Independence zu Independent [Sp], Intendanz zu Intendant [Sa, WDG, DW] und Surintendance zu Surintendant [Ca], Pönitenz zu Pönitent [DW], suivant zu Suivant80 [Sp], Vekturanz zu Vekturant81 [Sa]). Seltener sind Motivationsbasen auf andere Suffixe, z.B. Bacchanal zu Bacchant82 (Sa*, WDG, DW), Mandat zu Mandant (Ca, Sa, WDG, DW), Superintendur zu Superintendent (St 1691, Sp, Fr). Die Wortbildungsbedeutung ist in den Fällen ohne Verb auf -ieren nur allgemein in eine Tun- bzw. eine Haben-Prädikation (bei Substantiven) sowie vereinzelt eine Eigenschaftsbezeichnung (bei Adjektiven) systematisierbar (z.B. Motivationsbedeutung ‘jemand, der eine Petition einreicht, ein Mandat erteilt; eine Intendanz innehat; elegant ist’). In einigen Fällen ist bei den entsprechenden Substantiven die Motivationsbedeutung nicht leicht zu etablieren, z.B. bei Pönitenz zu Pönitent („in der Beichte auferlegte Buße“ bzw. „Büßender, Beichtender“, DW): ‘jemand, der Pönitenz leistet’ etc.; die Personenbezeichnungen sind aber semantisch eng an das Substantiv gebunden. Von einer freien Substantivbasis (ohne motivierendes Verb auf -ieren im gesamten Material) 83 sind motiviert Abiturient (WDG, DW), Adjutant (St 1695), Akkordant (DW), Asylant (DW), Benefiziant (DW), Combatanten (Pl. Sp), Komödiant (mit Varianten: Gryph, St 1691, Sp, Fr, Ad, WDG, DW), Krawallant (DW), Kursant (DW), Malefikant (Sp, Fr, DW*), Maturant (DW), Metrikant (Sa), Postilliant (Fr), Primiziant (DW), Suizidant/Suizident (DW), Syllabicant (Ro).84 Daneben gibt es Obskurant (Sa, DW*) „Finsterling“, „Dunkelmann“) zum Adjektiv obskur. 77 „der Augendiener“; Complaisance: „die Gefälligkeit“. „ein vertrauter Freund“; Confidence/Confidenz: „das Vertrauen, [...] eine vertrauliche enge Freundschafft“ (Sp). 79 Kursivierte Herkunftshinweise besagen, daß zur Bildung in der Quelle selbst kein verwandtes Wort existiert und deshalb auf andere Quellen zurückgegriffen wurde. 80 „ein Nachfolger, Diener, der seinem Herrn nachtreten muß“; suivant: „folgend, nachfolgend“. 81 „(oberschlesisch) Lohnfuhrmann“; Vekturanz: „die Ausfuhr von Materialien zwischen Gruben und Hütten und die Beförderung der Produkte nach andern Betriebsstätten“ (Quelle bei Sa: Solger). 82 „(geh.) weinseliger Trinker“; Bacchanal: „ungezügeltes, ausschweifendes Fest, Trinkgelage“ (DW). Dagegen bei Sanders in historischer Bedeutung „Einer, der die Bacchanalien feiert“. 83 Fabrikant kann i.d.R. nicht vom entsprechenden Verb fabrizieren motiviert werden, auch wenn Campe es in einer Bedeutung darauf bezieht. Frisch hat dazu nur Fabric, das Wort bedeutet aber ‘Handwerker’: „Primarius fabricator sive faber qui aliquid e metallica facere potest; deinde quilibet opifex, qui mercatoribus laborare potest.“ Heute bedeutet es nur ‘Fabrikbesitzer’ (vgl. DW). 84 Die Motivationsbedeutungen für die Bildungen zu Substantiven sind: ‘jemand, der Abitur macht; der Hilfe (Adjuto) leistet; der Akkord arbeitet; der sich um Asyl bewirbt; für den ein Benefiz (Vorstellung zu Ehren eines Künstlers) veranstaltet wird; der an einem Kampf (Combat) teilnimmt; der Komödie spielt; der Krawall macht; der an einem Kurs teilnimmt; der eine Missetat (Malefiz) begeht; der seine Reifeprüfung (Matura) ablegt; der sich mit Metrik beschäftigt; der Predigten (Postillen) schreibt; (Priester), der seine Primiz (erste Messe) feiert; der Suizid begeht; der Silben lernt’. 78 115 Bei einem Verb auf -ieren ist die Personenbezeichnung nur in seltenen Fällen (bei acht Bildungen im Material) ein Nomen patientis, d.h. hat passivische Bedeutung. Bei Arrestant ist eine Verschiebung von der aktivischen zur passivischen Bedeutung hin (‘jemand, der arrestiert’ zu ‘jemand, der arrestiert wird’) zu beobachten; bei Frisch (1744) hat Arrestant noch die Bedeutung „der in Verhaft nimmet“, bei Sperander (1728) aber schon „ein Gefangener“.85 Passivische Bedeutung haben auch Exilant und Exulant (Sp, Ca),86 Exponent, Konsulent87 und Konsultant sowie Reconvent (Ca: „der Wiederbeklagte“) und Repatriant. Die dominierende Wortbildungsbedeutung von Personenbezeichnungen auf -ant/-ent ist demnach ‘Person, welche die durch das Basisverb benannte Tätigkeit ausübt’; sie sind also Agentiva zu Verben. Bildungen zu Verben ohne -ieren sind selten; im Material finden sich nur Bummelant (WDG, DW), Lieferant (Ca, Sa, Wei, WDG, DW), Läuterant (Sa, neben läuterieren)88, Paukant (Sa, Wei, DW) und Schnurrant/Schnorrant (Wei); Prädikant (mit Varianten bei Maa, St 1695, Sp, Fr, Ad, Ca, Sa, DW) wird auf predigen bezogen.89 Vor allem die älteren Wörterbücher haben eine gewisse Tendenz, Personenbezeichnungen zunächst auf das zugrundeliegende Wort (bei -ant/-ent meist ein Verb) zu beziehen. Danach werden evtl. Bedeutungsdifferenzierungen vorgenommen, was zuweilen die Feststellung nur etymologischer/veralteter Bedeutungen erschwert.90 Auch semantische Zusatzmarkierungen sind allgemein nicht immer leicht festzustellen, da nicht bei allen Quellenangaben klar ist, inwieweit die Semantik der Personenbezeichung über die des motivierenden Verbs hinausgeht. Ein Beispiel ist Commandant zu commandiren bei Stieler (1695) und Sperander: Commandant bedeutet „Obrister Befehlichshaber in einer Stadt und Festung“ bzw. „der Oberste Befehlshaber in einer Stadt oder Vestung, welcher alles, was zur Besatzung und Vertheidigung solchen Orts nöthig ist, zu besorgen hat“; commandiren wird erklärt als „im Kriege Befehl 85 Heute ist Arrestant eher durch Arrest motiviert, auch da das entsprechende Verb jetzt arretieren lautet (vgl. dazu Arrestat in Kap. 3.2.5.3). 86 Exulant* ‘Verbannter, Vertriebener’ ist nicht direkt passivisch in der Gegenwartssprache (exulieren „in der Verbannung leben“), dagegen hat das Verb bei Sperander und Campe sowohl die Bedeutung ‘in der Verbannung leben’ als auch ‘verbannen’. 87 Konsulent ist in der Gegenwartssprache vorhanden, allerdings veraltet und gleichzeitig als leicht idiomatisiert anzusehen, wozu die passivische Bedeutung beiträgt (DW: „Rechtsberater, Anwalt“ gegenüber konsultieren „zu Rate ziehen“). Noch im 19. Jh. bedeutete es allgemein ‘Berater’ neben ‘Anwalt’. Bei Sperander allerdings bedeutet es „derjenige, den man in Rechts-Sachen um Rath fraget; ein Advocat“ sowie „einer der sich Raths erholet“. 88 Leuterant findet sich schon bei Campe; allerdings ist es hier primär auf das Substantiv Leuteratio (ebenfalls eine Hybridbildung) bezogen. 89 Bei Roth wird das Wort nur auf Prädikatur („Amt des Verkünders“) bezogen, indirekt aber auch auf predigen („ein Prediger“), bei Sperander in erster Linie auf praediciren. Schon früh existiert die (pejorative) Beschränkung auf protestantische Prediger („werden die Reformirte Pfarrer ekelweise genennet“, Stieler 1695), z.T. neben der allgemeinen Bedeutung (z.B. bei Sperander). Heute bedeutet das Wort „[Hilfs]Prediger“ in der ev. Kirche (DW). – Zu Skribent s.u. Anm. 112. 90 Vgl. Adjutant bei Stieler (1695): „Ist eigendlich: Ein jedweder Helfer oder Gehülf. Im Kriege aber des Obristen Wachtmeisters linke Hand und Beystand / der des Regiments Geschäfte ausrichtet / auch die Befehle hin und wieder trägt.“ Dazu Adjuto „Hülfe / Beystand / Succurs. Wird auch Ajuto geschrieben und bedeutet jede Handhabung.“ 116 austeilen / gebieten und verbieten“ bzw. „gebieten, befehlen, den Ober-Befehl haben, z.E. über eine Armee oder Provintz“. Die semantischen Zusatzmarkierungen von Commandant wären hier also „in einer Stadt oder Festung“, evtl. auch (bei Stieler) „mit höchster Befehlsgewalt“. Bei Campe wird Commandant ebenfalls näher spezifiziert: „Zum Unterschiede von Commandeur, Befehlshaber, müßte man Stadtbefehlshaber dafür sagen.“ Bei Adelung finden wir dagegen keine explizite semantische Zusatzmarkierung. Sanders gibt die Bedeutung „Oberbefehlshaber eines Platzes“, Weigand paraphrasiert Kommandant nur als „Befehlshaber“. Im DW ist die Bedeutung „militärischer Befehlshaber eines Truppenübungsplatzes, Standorts, einer Festung, eines Schiffs, Flugzeugs oder Panzers“, kommandieren u.a. „die Befehlsgewalt in bezug auf jmdn., etw. ausüben: eine Kompanie, eine Flotte k.“, ähnlich im WDG: „Befehlshaber bes. eines größeren militärischen Standortes, einer Festung, eines Kriegsschiffs, Flugzeugs, Panzers“. Explizite semantische Zusatzmarkierungen sind hier schwer zu erfassen, da heute die Bedeutung von Kommandant in bezug auf das Objekt der Befehlsgebung breit gefächert ist. Auch eine diachrone Entwicklung ist bei solchen subtilen semantischen Unterschieden in den Quellenangaben schwer festzustellen. Aus diesem Grund werden evtl. semantische Zusatzmarkierungen nicht explizit im gesamten Material hervorgehoben. Es wird aber darauf aufmerksam gemacht, ob neuere motivierte Lexeme oft semantische Zusatzmarkierungen aufweisen. Die Dominanz der von Verben motivierten Agentiva zeigt sich auch in den neueren Bildungen. Von den 197 Bildungen der Gegenwartssprache auf -ant/ -ent sind 60 vorher im Material nicht vertreten. 41 sind als Fremdwortbildungen (sieben davon auf -ent)91 ausgewiesen, davon sind 39 motiviert; von den 19 nicht im Deutschen entstandenen Bildungen sind 18 motiviert. Von den motivierten Fremdwortbildungen sind 28 Nomina agentis zu einem Verb, das in 27 Fällen auf -ieren endet (Ausnahme: bummeln zu Bummelant). Bei den entlehnten Bildungen sind 12 Nomina agentis zu einem Verb auf -ieren. Die meisten dieser Nomina agentis zu Verben sind in den Quellen ohne deutliche semantische Zusatzmarkierungen.92 Die Bildungen sind teilweise schon früher entlehnt oder gebildet worden,93 aber sie liefern doch einen Hinweis auf die 91 Davon ist wiederum die Hälfte nach fremdem Vorbild entstanden. Die meisten Neubildungen gehen also auf -ant aus (vgl. oben [Kap. 3.2.3.1] Wellmanns Bemerkung, daß spontane Neubildungen stets auf -ant ausgehen). 92 Bei den Fremdwortbildungen sind dies 26 Bildungen: Bummelant, Deflorant, Diktant, Distribuent, Emittent, Exekutant, Halluzinant, Immigrant, Infiltrant, Informant, Initiant, Inkassant (zu kassieren), Inserent, Interpellant, Kapitulant, Konsekrant, Konsignant, Konspirant, Konzelebrant, Koproduzent, Korreferent, Projektant, Reklamant, Simulant, Submittent, Sympathisant; bei den Entlehnungen 11 Bildungen: Absolvent (mit perfektiver Bedeutung: ‘jemand, der etwas absolviert hat’), Adorant, Diskutant, Honorant, Konsultant, Manifestant, Manipulant, Okkupant, Regredient, Suppleant, Terminant. 93 Im Fremdwörterbuch von Kehrein (1876) sind von den oben genannten Nomina agentis 19 schon verzeichnet, also etwa die Hälfte (Distribuent, Emittent, Exekutant, Immigrant, Inserent, Kapitulant, Konsekrant, Konsignant, Konspirant, Korreferent, Projektant, Reklamant, Simulant; Adorant, Honorant, Okkupans, Regredient, Suppleant, Terminant). 117 Potenz des Suffixes zur Bildung von Nomina agentis aus Verben bzw. die Neigung, solche Bildungen zu entlehnen (vgl. auch Kap. 3.2.3.4 zum Anteil der Fremdwortbildungen in der Gegenwartssprache). Das ist grundsätzlich unabhängig davon, daß zahlreiche dieser Bildungen nicht dem Gemeinwortschatz angehören und damit in ihrer Bedeutung für Teile der Sprachgemeinschaft nicht oder nicht korrekt dekodierbar und auch nicht motivierbar sind. Im Material kommen insgesamt 68 unmotivierte Bildungen vor. Diese Bildungen können in Einzelfällen aber nur in einer Quelle als unmotiviert ausgewiesen sein. 44 Bildungen sind zumindest in einem Beleg idiomatisch (davon 37 demotiviert) und 28 Bildungen formal isoliert. Im ganzen Untersuchungszeitraum unmotiviert sind 27 Bildungen. Zehn sind formal isoliert und motivieren gleichzeitig keine anderen Suffixbildungen (Motivationsgruppe 3b2): Adjuvant (St 1695, Fr, DW*), Bon(-)vivant (Ca, DW), Clamant (He), Etudiant (Ca), Gerant (Sa), Incipient (Sp), Mendikant (DW), Parentes (Pl. Ro), Sergeant (mit Varianten: St 1695, Sp, Fr, Ad, Ca, Sa, Wei, DW), Zwicant (Ro).94 Im ganzen Zeitraum formal isolierte Bildungen, die andere Suffixbildungen motivieren (Gruppe 3b1) sind Astant95 (Ro: astantisirn), Client/Klient (St 1695, Sp, Ad, Ca, Sa, Wei, WDG, DW: Klientel) und Garant (Ca, Sa, Wei, WDG, DW: garantieren/Garantie).96 Insgesamt sind 15 Bildungen durchgehend formal isoliert, d.h. sie gehören Gruppe 3b1 oder Gruppe 3b2 an. Mehr oder weniger idiomatisch (Gruppe 3a) sind im ganzen Zeitraum Amant (Sp, Ca, DW*), Brigant (WDG, DW), Constituent (Satt), Defizient (DW), Galant (Sp), Habitanten (Pl. Ca), Pacient/Patient (Ro, Sp, Fr, Ad, Ca, Wei, WDG, DW), Praesens (Ro), Praeuent (Ro), Rendant (Ca, Sa, Wei, DW), Resident (St 1695, Sp, Ad, Ca, Sa, DW), Soliloquent (DW).97 Dazu kommen die Fälle, in denen die Wörter in verschiedenen Belegen idiomatisch bzw. formal isoliert sind. Im Material sind häufiger Idiomatisierungsprozesse als Prozesse der DeIdiomatisierung zu beobachten (d.h. ein zunächst idiomatisches Wort wird motiviert). Selten kommt es auch vor, daß ein motiviertes Wort später formal isoliert wird oder umgekehrt: Zunächst motiviert ist Calcant („Ein orgeltret94 Adjuvant ‘Helfer’, Clamant „schreyer“, Etudiant ‘Student’, Gerant „Geschäftsführer“, Incipient ‘Anfänger’, Mendikant „Angehöriger eines Bettelordens“, Parentes ‘Eltern’. Zwicant ist sicher eine Hybridbildung; es konnten jedoch keine verwandten Wörter im entsprechenden Zeitabschnitt ausgemacht werden. Die Bedeutungsangabe bei Roth lautet: „Ein alter Knab / der nimmer wol mit der stimm hinauff mag / in die nyder auch nit recht. Ist also noch zum theyl ein grober Discantist / darzu ein Altist.“ 95 „ein beysteher / helffer / ein schreiber auff einer schuol / der kein standt hat / sich auch des studirens nit hoch achtet / sonder gleich vmb die pfründ im Chor hilft singen. Ein losß fauls gsind / wie die humel / Fruges consumere nati / lauter abfraß.“ 96 Pedant motiviert pedantisch bei Fr, Ad, Ca, Wei, WDG, DW. Sperander nennt dagegen ausdrücklich Paedagogium als verwandtes Wort („eine Schul“ zu Paedant „ein Schulfuchs, SchulLehrer, der bey seiner wenigen Gelehrsamkeit sich noch viel einbildet, da er doch den Knaben kaum recht decliniren und conjungiren lernen kan“). Die Verwandtschaft mit der griechischen Wurzel Päd- ist bei Pedant aber nicht ganz sicher (vgl. Kluge-Seebold 1995:619), weshalb in den anderen Quellen keine Beziehung zu solchen Wörtern etabliert wird. Bei Sanders ist Pedant motiviert durch das Adjektiv pedant, das aber mit dem Vermerk „selten“ versehen ist. 118 ter“) bei Roth durch calcirn, heute ist das Wort in gleicher Bedeutung (Kalkant*) formal isoliert. Gleiches gilt für Fierant (‘Markthändler’, motiviert bei Ca durch Fiera „Markt, Messe“), Kalumniant* („Verleumder“, motiviert bei Sp, Ca durch calumni[i]ren), Konfitent* („Beichtender“, motiviert durch confitiren bei Ca) und Superintendent.98 Formal isoliert im deutschen Wortschatz sind die Bildungen Abiturient (Ca, Sa) und Adolescent (Ro). Heute sind Abiturient und Adoleszent motiviert.99 Klare Prozesse der Idiomatisierung sind im Material vorhanden bei 13 Bildungen, De-Idiomatisierung nur bei drei Bildungen.100 Von den 13 im Laufe der Zeit idiomatisierten Bildungen kommen noch acht in der Gegenwartssprache vor, nämlich Adjutant (WDG, DW), Auskultant* (DW), Disponent (DW), Kombattant (DW), Konfident (DW), Konsulent* (DW), Regent (WDG, DW), Remittent (DW).101 Wie das Beispiel von Auskultant zeigt, können aber auch verschiedene Bedeutungen in verschiedenen Quellen dazu beitragen, daß ein Wort seine Motiviertheit verliert. Vergleicht man alle Bildungen der Gruppe 3 diachronisch, so überwiegen in Gruppe 3a die demotivierten, also leicht idiomatischen Bildungen vor den stärker idiomatischen; es gibt aber auch einen großen Anteil der Bildungen 97 Amant ‘Liebhaber’ nur zu Amateur; Brigant „Straßenräuber, Bandit, bes. in Italien“ (DW) nur zu Brigade; Constituent „Gewaltgeber“ nur neben Constitutus „Anwaldt“; Defizient: vgl. Einleitung (Anm. 4); Galant = Galan (Kap. 3.2.1); Habitant „Bewohner“ (Habit „Kleidung oder Tracht“, habituell ‘gewöhnlich’); Praesens ‘Gegenwärtiger’ (Praesens ‘Gabe im Gottesdienst’); Praeuent „einer den der Todt vnersehnter weiß hingenommen“ (prävenieren ‘zuvorkommen’); Rendant ‘Zahlmeister, Rechnungsführer’ (rendieren ‘einbringen’); Soliloquent „(Musik) in einer Passion auftretende Einzelperson“ (Soliloquium „Selbstgespräch, Monolog (der antiken Bekenntnisschriften)“). – Vorwiegend idiomatisch ist Agent (He, St 1695, Sp, Ca, Ad, Sa, Wei, WDG, DW), motiviert nur bei Frisch in der Bedeutung ‘Schauspieler’ („actor“) zu agieren ‘(u.a.) schauspielern’ („in scenam prodire, actorem esse“). Die andere Bedeutung von Agent ist „eines grossen Herrn in einer grossen Stadt oder an einem Hof. Am Kayserlichen Hof und sonst: Sollicitatores, Procuratores.“ Dies ist die vorwiegende Bedeutung zu dieser Zeit. Heute bedeutet Agent „Spion“, „Geschäftsvermittler, [Handels]vertreter“ bzw. „jmd, der berufsmäßig Künstlern Engagements vermittelt“, „Person im diplomatischen Dienst ohne diplomatischen Charakter“ (DW). 98 Alle Bildungen der Gegenwartssprache aus DW. Bei Superintendent hat die Isolierung aber eher formale Gründe: Früher existierte eine Wortform Superintendur (Sp, Fr) als Amtsbezeichnung im Gegensatz zur heutigen längeren Form Superintendentur. Leutnant (in einer Bedeutung „Statthalter“ als Lieutenant motiviert bei Sperander durch Lieutenance „Statthalterschaft“) ist sowohl bei Stieler (1695) als auch später formal isoliert. 99 Adoleszent „Heranwachsender, Jugendlicher“. Zu dem (aus dem im Schullatein des 17. Jh.s entstandenen) Wort abituriens wird im 18. Jh. Abiturient und im Laufe des 19. Jh.s Abiturium gebildet (aus dem Wort Abiturienten-Examen oder -Prüfung für die Ende des 18. Jh.s in Preußen eingeführte Abschlußprüfung). Daraus wird später das heutige Abitur (vgl. Kluge-Seebold 1995:6). 100 Bacchant ist heute motiviert durch Bacchanal „Trinkgelage“, noch im 19. Jh. wird aber oft zwischen einer historischen Bedeutung ‘Bacchuspriester’ und einer Bedeutung ‘Säufer’ bzw. ‘umherziehender Schüler, roher Mensch’ unterschieden (vgl. Campe und Sanders), die nicht durch Bacchanal (neben der historischen Bedeutung Bacchanalien ‘Bacchusfest’ z.T. auch ‘Karneval’) oder Bacchus motiviert ist. Dissidentes „werden in Pohlen die Evangelischen oder Protestirenden genennet„, dazu dissidiren „streitig seyn“ (Sp); heute dissidieren „anders denken“ bzw. „aus der Kirche austreten“ (DW). Ministrant hat kein Verb ministrieren bei Sanders und Weigand (nur die Wörter Ministerium und Ministerial „Geistlicher“ [Sa]), dagegen im DW ministrieren. 101 Siehe folgende Seite. 119 in Gruppe 3b, der in der ersten Periode sogar höher ist als die der Gruppe 3a. Innerhalb der Gruppe 3b ist die Verteilung in 3b1 und 3b2 zumeist ausgewogen. Es gibt Bildungen, bei denen Motiviertheit/Unmotiviertheit im Laufe der Zeit in den Angaben der Quellen wechselt.102 Dies sind hier Deszendent, Delinquent, Komödiant, Konzipient, Intendant, Protestant, Vagant. Alle kommen noch in der Gegenwartssprache vor; nicht mehr motiviert ist Konzipient (vgl. oben Anm. 73). Komödiant und Protestant sind nur in einer Bedeutung motiviert (vgl. unten). Einige Bildungen zeigen klar die Problematik der Unterscheidung zwischen Motiviertheit und Idiomatizität. Wie im theoretischen Teil angeführt, soll die zu konstruierende Motivationsbedeutung eines Lexems noch mit der Lexembedeutung vereinbar sein und sollte deshalb in einer Paraphrase nicht zu viele semantische Zusatzmarkierungen erhalten.103 Das Wort Dozent taucht im Korpus zum ersten Mal bei Campe auf; dort hat Docent die Bedeutung „der Lehrer“ und dociren „lehren, im Lehrton vortragen“. Bei Sanders und Weigand hat Docent/Dozent die spezifiziertere Bedeutung „Lehrer an einer Hochschule“ bzw. „vortragender Lehrer an einer Hochschule“, die das Wort auch heute hat; docieren/dozieren wird erklärt als „lehren, im Lehrton vortragen, sprechen etc.“ bzw. „vortragend lehren“. In der Gegenwartssprache hat dozieren dann sowohl die Bedeutung „an einer Hochschule o.ä. lehren, Vorlesungen halten“ als auch „in lehrhaftem Ton reden“ (DW, ähnlich WDG).104 Ist Dozent bei Sanders und Weigand deshalb als idiomatisiert anzu101 Adjutant s. Einleitung und oben Anm. 90, bei Sperander und weiterhin nur noch in der militärischen Bedeutung; Auscultant „Beisitzer ohne Stimmrecht“, „Anwärter auf das Richteramt“ (auskultieren „(Med.) ein Organ auf Geräusche hin abhorchen“), bei Campe „Hörer“ zu auskultieren „zuhören“; Disponent „kaufmännischer Angestellter [...] mit besonderen Vollmachten“, „jmd., der am Theater für den Vorstellungs- u. Probenplan, für die Platzmieten u. für den Einsatz der Schauspieler u. Sänger verantwortlich ist“, bei Sanders „der über Etwas verfügt“ zu disponieren neben „Handlungsvorsteher“; Kombattant „(Völkerr.) Angehöriger der Kampftruppen, die nach dem Völkerrecht zur Durchführung von Kampfhandlungen allein berechtigt sind“, „(bildungsspr. veraltet) Kriegsteilnehmer, Mitkämpfer“ (kombattant „kämpferisch“, vgl. oben Combatanten zu Combat [Sp]); Konfident „(österr.) Polizeispitzel“ (in der veralteten Bedeutung „Vertrauter, Freund“ zu Konfidenz* „Vertrauen, Zutrauen“, noch bei Campe zu Confidence); Regent ist heute explizit auf die monarchische Sphäre beschränkt (vgl. Kap. 2.2.2.2.2, Anm. 95), Regent/Regierer bei Sanders und Weigand „Herrscher“ zu regieren ‘herrschen’ neben ‘Statthalter eines Fürsten’ bzw. ‘Reichsverweser’ (diese Bedeutung geht auch in früheren Quellen in die monarchische Sphäre ein); Remittent „Wechselnehmer“ (remittieren „(Buchw.) als Remittende zurückschicken, zurückgehen lassen“, „(Med.) (von Krankheitserscheinungen [...] vorübergehend nachlassen“), noch bei Sanders remittieren „eine Zahlung in Wechseln und Geld einsenden“ zu Remittent „der Remittierende“. – Zu Konsulent vgl. Anm. 87. 102 Hierzu werden keine Lexeme gezählt, die nur in einer Quelle zwischenzeitlich als unmotiviert ausgewiesen sind, da dies auch vom Zufall abhängen kann. Wechselnd motivierte Bildungen werden bei den anderen Suffixen nicht explizit hervorgehoben. 103 Vgl. die Diskussion über die Motiviertheit von Tischler in Kap. 2.2.2.2.2. 104 Dozent hat im DW die Bedeutungen „Lehrer an einer Hochschule, Fachhochschule od. Volkshochschule“, „Lehrer an einer Universität, der noch nicht Professor ist“, „Privatdozent“. Letzteres ist der „Titel eines Hochschullehrers, der noch nicht Professor ist u. nicht im Beamtenverhältnis steht“. Daß ein Titel als Personenbezeichnung gebraucht wird, schließt prinzipiell nicht aus, daß das Wort motiviert ist; oft gibt es aber semantische Zusatzmarkierungen wie in Dozent ‘Privatdozent’. 120 sehen? In der vorliegenden Arbeit wird das Wort als durchgehend motiviert betrachtet, da die Zusatzmarkierung “Hochschule“ m.E. keinen allzugroßen semantischen Abstand der Lexembedeutung zur Motivationsbedeutung (‘jemand, der doziert [= vortragend lehrt]’) bewirkt. Semantische Zusatzmarkierungen, die zur Idiomatizität führen, liegen allerdings m.E. dann vor, wenn die Bedeutung der Personenbezeichnung auf eine im Vergleich zur Motivationsbedeutung noch stärker abgegrenzte Gruppe beschränkt ist, so daß zentrale Merkmale die Motivationsbedeutung teilweise überlagern, wie z.B. bei Remonstranten (Ca: „Glaubenszünftler in Holland, die gegen gewisse Glaubensanordnungen Gegenvorstellungen machen“ zu remonstrieren „Gegenvorstellungen machen“). Anders beurteilt worden ist dagegen eine Bildung wie Komödiant. Sie ist bei Gryphius, bei Sperander und Frisch sowie bei Adelung und bei Sanders motiviert durch Comödie (mit Varianten) in der Bedeutung ‘Lustspiel’ oder allgemein ‘Schauspiel’. Komödiant ist dementsprechend ‘Schauspieler’ oder auch ‘Gaukler’ (vgl. bei Frisch: „actor; histrio“). Bei Campe und Weigand ist Comödie/Komödie dagegen auf die Bedeutung ‘Lustspiel’ eingeschränkt, Comödiant/Komödiant ist ‘Schauspieler’ und muß hier als leicht idiomatisch (demotiviert) angesehen werden. In der Gegenwartssprache ist die Bedeutung differenziert in „Schauspieler“ gegenüber Komödie ‘Lustspiel’ sowie „jmd., der Komödie spielt“ (DW) im Sinne von „jmd., der anderen etw. vorspiegelt, Heuchler“ (WDG). In dieser zweiten Bedeutung ist Komödiant heute motiviert. Auf zu gewichtigen semantischen Zusatzmarkierungen beruht hingegen die Einordnung von Protestant als demotiviert bei Sperander, Frisch, Campe, Weigand und im WDG. Hier bezeichnet das Wort nur die Konfessionsangehörigkeit; man kann es synchronisch nicht mehr auf den Protest der evangelischen Stände im 16. Jh. zurückführen (‘jemand, der einer Kirche angehört, die auf dem Protest/der Protestation der ev. Stände auf dem Reichstag zu Speyer beruht’). Die Motivationsbedeutung selbst ist mit der Basis schon schwer zu formulieren, da das Wort in dieser Bedeutung kein gewöhnliches Nomen agentis ist. Bei Stieler (1695), Adelung, Sanders und im DW hat das Wort aber zwei Bedeutungen; nach der einen ist das Wort ein Nomen agentis zu protestieren. Ist diese Bedeutung nicht vorhanden, wird das Wort in Gruppe 3a1 eingeordnet. So kommt eine Unregelmäßigkeit in der Motiviertheit des Wortes während des Untersuchungszeitraums zustande. Das Beispiel verweist auf die Potenz des Suffixes -ant, die zur Aufrechterhaltung einer regelhaften Bedeutung beiträgt; allerdings ist diese Bedeutung die weniger frequente, was sich im Zusatz „selten“ (DW) ausdrückt. Hier zeigt sich auch eine Neigung des DW, Begriffe differenzierter darzustellen, während das WDG eher nur die allgemein gebräuchliche Bedeutung gibt: Protestant ist im WDG nur demotiviert, im DW in einer Bedeutung motiviert. Eine Untersuchung, die nur auf dem WDG basiert, hätte deshalb eine höhere Anzahl unmotivierter Bildungen in der Gegenwartssprache ge121 bracht.105 Zum Teil stehen im WDG gar keine Angaben über Motiviertheit (z.B. bei Dissident), weswegen dann die Angaben des DW herangezogen wurden. Solche Fälle können natürlich auch als Beweis dienen, daß das Wort im allgemeinen Sprachbewußtsein nicht motiviert ist.106 Auch hat das DW eine weitaus höhere Zahl veralteter Lexeme sowie Lexeme aus Subsystemen (vgl. Kap. 3.2.3.4). 3.2.3.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz Charakteristisch für Entlehnungen von Personenbezeichnungen aus dem Lateinischen sind besonders Wörter der Rechts- und Wirtschaftsterminologie. Sie sind außer bei den Bildungen auf -ant/-ent verstärkt auch bei den Bildungen auf -ar, -at und -(at)or zu finden. Auch heute sind solche Bildungen noch vorhanden, jedoch vor allem im DW verzeichnet. Eine genaue Zuordnung, die für die gegenwartssprachlichen Bildungen vorgenommen wird, zeigt bei den Bildungen auf -ant/-ent heute auch einen hohen Anteil von im DW als „bildungssprachlich“ eingestuften Lexemen neben fach- und gemeinsprachlichen Wörtern. Bei den gegenwartssprachlichen Bildungen ergibt sich, daß von insgesamt 197 Bildungen 56 explizit Fachsprachen zugeordnet werden. Die meisten davon (47) sind motiviert. 12 der fachsprachlichen Bildungen werden der Rechtssprache zugeordnet (davon sind vier veraltet; Bsp. Petent), 12 der Wirtschaftssprache (davon keine veraltet; Bsp. Girant).107 Sechs der rechtssprachlichen Bildungen und neun der wirtschaftssprachlichen Bildungen treten dabei nur im DW auf. Andere Fachbereiche sind weniger frequent; die meisten Bildungen nach der Rechts- und Wirtschaftssprache hat der Bereich der katholischen Kirchensprache mit sechs Bildungen aufzuweisen (z.B. Konzelebrant). Höher ist aber der Anteil an bildungssprachlichen Lexemen im DW. Hier sind 32 Bildungen als bildungssprachlich ausgewiesen (davon sind 29 motiviert). 105 Vgl. dazu auch Assistent im WDG: „bes. vorgebildete Hilfskraft (mit akademischer Ausbildung)“ gegenüber assistieren „jmdm. Beistand, Hilfe leisten“. Im DW wird Assistent paraphrasiert als „a) jmd, der einem anderen assistiert; Mitarbeiter; Gehilfe; b) mit bestimmten Lehraufgaben betrauter wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Hochschullehrers [...] Abk. Ass.“ gegenüber assistieren „jmdm. nach dessen Anweisungen zur Hand gehen, bei einer Arbeit oder Tätigkeit behilflich sein“. – Ein anderes Beispiel ist Vagant, das im DW durch vagieren („unstet umherziehen; umherschweifen“ mit dem Zusatz „veraltend“) motiviert wird, im WDG jedoch unmotiviert ist. Im DW hat es die Bedeutungen „(im MA.) umherziehender Sänger, Musikant, Spielmann, der bes. als Student unterwegs zu einem Studienort, nach einem Studium auf der Suche nach einer Anstellung od. aus Gefallen am ungebundenen Leben auf Wanderschaft war“ und „(veraltet) Vagabund“. Im WDG wird das Wort definiert als „landfahrender Kleriker oder Scholar des 12. und 13. Jh.s, der bes. in Deutschland, Frankreich und England lateinische weltliche Lyrik in volkstümlichem Tone neben gesellschaftskritischer Dichtung schuf“ und daneben als „Vagabund“; ein motivierendes Wort dazu gibt es nicht, nur das etymologisch verwandte Wort vage (sowie vagantisch, Vagantentum). 106 Diese Bildungen sind im Anhang daran erkenntlich, daß sie bei der jeweiligen Quelle eingeklammert stehen. 107 Hier werden nur Bildungen berücksichtigt, die in allen synchronischen Bedeutungen einem der markierten Subsysteme angehören (vgl. Kap. 3.1.2). Die Fachsprachen können in den Quellen verschieden bezeichnet werden (z.B. auch „Bankwesen“, hier als Teil der Wirtschaftssprache). 122 In bezug auf die Zugehörigkeit zum Regionalwortschatz sind von 15 Bildungen zehn Bildungen (davon sechs motiviert) als spezifisch österreichisch (z.B. Trafikant ‘Inhaber einer Verkaufsstelle für Tabakwaren’) und fünf Bildungen als spezifisch schweizerisch markiert (alle motiviert, z.B. Kurant ‘Kurgast’). Direkte Zitatwörter sind nur Intervent („russ. Bez.“, DW) und Sergeant („französische bzw. engl. Bez.“, DW). Als in allen Bedeutungen veraltet/historisch werden in der Gegenwartssprache 24 Bildungen bezeichnet; davon sind 16 motiviert. Nur etwa die Hälfte aller gegenwartssprachlichen Bildungen gehört also dem Gemeinwortschatz an und ist nicht veraltet bzw. bezieht sich auf historische Zustände.108 Betrachtet man nur solche motivierten Bildungen in Relation zu allen motivierten Bildungen, liegt der Anteil noch etwas höher. Einige Bildungen auf -ant/-ent veralten bzw. verschwinden im Untersuchungszeitraum. Heute sind viele solcher Bildungen im WDG gar nicht mehr verzeichnet. Bildungen aus Rechts- und Wirtschaftssprache werden dagegen im DW in hohem Maße beibehalten und sind hier durchaus nicht immer als veraltet/historisch markiert. Ein Vergleich der Bildungen bei Adelung und (vor allem) Campe mit der Gegenwartssprache ergibt folgendes Bild: Von den 135 Bildungen bei Campe und Adelung sind 24 Bildungen heute verschwunden, davon waren zwei nicht motiviert (Habitanten [Ca], Remonstranten [Ca], s. Kap. 3.2.3.3). Fünf davon gehörten, soweit es sich beurteilen läßt, der Rechtssprache an (Impetrant, Interponent, Leuterant, Reconvenient, Reconvent, alle bei Ca).109 Veraltet/historisch sind heute 14 Bildungen (eine [Calcant ‘Orgeltreter’] war nicht motiviert), davon gehörten drei der Rechtsterminologie an (Appellant [Ad, Ca], Inculpant [Ca], Solicitant [Ca]) und zwei der Wirtschaftsterminologie (Acceptant [Ca], Assignant [Ad, Ca]).110 Bildungen bei Campe, die heute nicht mehr existieren, sind z.B. Conquerant („Eroberer“), Defendent („Vertheidiger“), Febricitant („der Fieberkranke“), Intercedent („Fürbitter, Verwender, Vermittler“), Participant („Theilnehmer“), Proponent („Derjenige, der etwas vorträgt“), Renitent („Widerstrebender, Widerspänstiger“), Stipulant („Festsetzer, Bedinger“). Man kann also nicht unbedingt sagen, daß eventuelle puristische Bestrebungen sich überwiegend in den Fachsprachen niedergeschlagen hätten; dies beruht aber, wie schon mehrfach angesprochen, auch auf der Auswahl des Quellenmaterials in der Gegenwartssprache. Bei einigen Bildungen ist die Einordnung als explizit fachsprachlich 108 Einige wenige Bildungen sind motiviert durch Bildungen aus Subsystemen, obwohl sie keinem Subsystem angehören (Aspirant durch österr. aspirieren); dies ist im Anhang vermerkt. Gleiches gilt für Bildungen, die durch veraltete Lexeme motiviert werden und selbst nicht als veraltet ausgewiesen sind; sie sind dann aber oft auf dem Weg dorthin (z.B. Defraudant „veraltend“ motiviert durch defraudieren, DW). Solche Bildungen fallen hier zahlenmäßig nicht ins Gewicht und werden nicht weiter ausgewertet. Vgl. aber das Suffix -ist (Kap. 3.2.7.4). 109 Impetrant „der Belangende oder Kläger“; Interponent ‘der ein Rechtsmittel einlegt’; Leuterant „Derjenige, der das Rechtsmittel der Läuterung anwendet“; Reconvenient “der Wider- oder Gegenkläger“; Reconvent „der Widerbeklagte, Gegenbeklagte“. 110 Appellant ’der ein höheres Gericht anruft’; Inculpant „der Beschuldiger“; Solicitant „Rechtsansucher“; Acceptant „der einen Wechsel annimmt“, Assignant „Derjenige, welcher eine Anweisung ausstellt“. 123 schwierig (z.B. Inculpant, das nicht bei Campe, aber im DW als explizit rechtssprachlich bezeichnet wird). Dagegen läßt sich konstatieren, daß auch und vor allem motivierte Bildungen vom Verschwinden/Veralten betroffen sind. Von allen 115 motivierten Bildungen ist also ein Drittel verschwunden/ veraltet, von den 23 unmotivierten Bildungen nur ein Achtel. Bei acht der verschwundenen Bildungen ist aber die Motivationsbasis heute auch nicht mehr vorhanden oder hat eine andere Bedeutung. Von den 197 gegenwartssprachlichen Bildungen sind 109 Bildungen als Fremdwortbildungen ausgewiesen; davon sind aber 57 nach einem fremdsprachigen Vorbild entstanden (meist einem lateinischen Partizip). 12 der Fremdwortbildungen sind heute (zumindest in einer Quelle) nicht motiviert (Adjuvant* [DW], Assistent [WDG], Disponent [DW], Fierant [DW], Inspizient [WDG, DW]111, Kalkant* [DW], Konsulent* [DW], Konzipient [DW], Protestant [WDG], Skribent [WDG, DW], Soliloquent [DW], Vagant [WDG]). Von Anfang an im Material unmotiviert (formal isoliert) ist Adjuvant; idiomatisiert werden außer Assistent und Protestant (im WDG) Kalkant, Konsulent, Konzipient und Skribent.112 Außer Fierant (vgl. Kap. 3.2.3.3) sind alle diese Bildungen nach fremdsprachigem Vorbild entstanden. Auch die Fremdwortbildungen der Gegenwartssprache sind überwiegend Nomina agentis zu Verben. Hybridbildungen unter den Fremdwortbildungen sind in der Gegenwartssprache nur Bummelant, Krawallant und Lieferant.113 Auch in den anderen Zeitabschnitten ist der Anteil der erkennbaren Hybridbildungen sehr gering; manche verschwinden wieder (vgl. Zwicant [Ro], Schnurrant/Schnorrant [Wei]). Bei den entlehnten Bildungen der Gegenwartssprache dominieren Entlehnungen aus dem Lateinischen (27 Bildungen) und Französischen (23 Bildungen) vor Entlehnungen aus dem Italienischen (fünf Bildungen). Viele Bildungen sind nach den Angaben der Wörterbücher auch im Französischen entstanden, können aber z.T. ein lateinisches Vorbild haben. Weitere Spendersprachen 111 Inspizient hat die Bedeutung „jmd., der verantwortlich ist für den reibungslosen Ablauf von Proben, von Theateraufführungen od. Fernseh- und Rundfunksendungen“ sowie „(selten) aufsichtführende Person“ (DW), das Verb inspizieren bedeutet dagegen „genau, in allen Einzelheiten prüfend, kontrollierend besichtigen“. Inspizient wird deshalb als leicht idiomatisch (demotiviert) eingestuft. 112 Vgl. dazu Kap. 3.2.3.3. Skribent hat zunächst die Bedeutung ‘Schreiber, Bücherverfasser’ (vgl. Roth: „der etwas schreibt / Bücher macht“ motiviert durch scribirn ‘schreiben’; bei Campe hat scribeln dagegen die Bedeutung „schreibeln, schmieren“), heute „Vielschreiber, Schreiberling“ ohne entsprechendes Verb. Die sehr frühe, heute heimische Entlehnung schreiben ist formal weiter entfernt und motiviert m.E. heute auch nicht direkt; dagegen muß sie bei Stieler 1695 und im 19. Jh. als alleinige Motivationsbasis angesehen werden (zur Problematik der formalen Abweichung der Basis s. Kap. 2.2.2.2.2.) 113 Dabei sind Krawall und liefern ihrerseits entlehnte Lexeme (entlehnt aus frz. charivari ‘Katzenmusik’ im 18. Jh. bzw. frz. livrer im 15. Jh.). Sie werden aber als heimisch angesehen, da sie umgestaltet worden sind. Ein Zweifelsfall ist Haselant* „Spaßmacher, Possenreißer“ (DW) zu haselieren* (aus altfrz. harceler ‘necken’). Adelung, Campe und Sanders stellen haselieren zu Hase (vgl. Campe: „heißt, sich wie ein Hase betragen, d.i. Possen machen oder treiben“). Dies ist ein Beispiel für Umdeutung durch sog. Volksetymologie; als völlig integriert ist haseliren m.E. durch die Endung -ieren aber nicht anzusehen. 124 sind das Russische, Englische und Spanische (jeweils weniger als fünf Bildungen). Nur wenige Bildungen sind schon vor dem Untersuchungszeitraum im Deutschen sicher dokumentiert114, nämlich Bacchant, Offiziant, Pönitent, Regent, Student aus dem (Mittel)lateinischen. Die meisten Bildungen tauchen also erst nach 1550 auf. 3.2.3.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich -ant/-ent ist ein im Vergleich zu anderen Suffixen frequentes Fremdsuffix bei Personenbezeichungen. Im Vergleich zu Bildungen auf -an, aber auch auf -ar, -at und -(at)or ist ein starker Anstieg der Bildungen zwischen der ersten und der zweiten untersuchten Periode (1550–1650 bzw. 1650–1750) zu verzeichnen. Die meisten Bildungen weist die Gegenwartsprache auf, was aber auch auf das Quellenmaterial zurückzuführen ist. Ungefähr ein Achtel der gegenwartssprachlichen Bildungen ist aber als veraltet/historisch anzusehen. Der durchgehend hohe Anteil motivierter Bildungen, der im Laufe der Zeit noch etwas ansteigt, führt hier allgemein zu einer relativ hohen Produktivität des Suffixes, obwohl zahlreiche Bildungen auch nach einem fremden Vorbild entstanden sind und die Zahl der neuen gegenwartssprachlichen Bildungen nicht so hoch sein dürfte. Die Mehrzahl der untersuchten Bildungen sind Nomina agentis zu einem Verb auf -ieren, so auch bei den Fremdwortbildungen der Gegenwartssprache, welche über die Hälfte des gegenwärtigen Bestands ausmachen. Sie gehören damit überwiegend Motivationsgruppe 2a an. Nur eine Neubildung im Material zu einem heimischen Verb ist zu verzeichnen, nämlich Bummelant. Selten sind auch Neubildungen im Deutschen zu einem Substantiv, die sich direkt, d.h. ohne Suffixwechsel, mit dem Suffix verbinden (Asylant, Akkordant, Benefiziant, Krawallant, Kursant, Maturant, Suizidant). Die gegenwartssprachlichen Bildungen gehören allerdings etwa zur Hälfte Fachsprachen (besonders Rechts- und Wirtschaftsterminologie) und der sog. Bildungssprache an. Sie sind besonders im DW verzeichnet. Dies gilt in noch etwas höherem Maße für motivierte Bildungen. Daneben gibt es in geringerem Ausmaß spezifisch österreichische und schweizerische Bildungen mit -ant/-ent. Der Anteil der Bildungen, die im Material durchgehend unmotiviert sind, beträgt ein knappes Drittel von den 68 im Material unmotivierten Bildungen. Davon ist ca. die Hälfte durchgehend formal isoliert. Klare Idiomatisierungsprozesse kommen aber nur bei 13 der insgesamt 268 untersuchten Bildungen vor, davon sind die meisten allerdings noch in der Gegenwartssprache vorhanden. Fünf motivierte Bildungen werden formal isoliert. De-Idiomatisierung sowie Motivierung formal isolierter Bildungen ist noch seltener (bei drei bzw. zwei Bildungen). Der Anteil der demotivierten (leicht idiomatischen) Bildun114 Genaue Angaben sind angesichts der Materialfülle schwierig, da nicht alle Bildungen im DFWB verzeichnet sind, welches den Zeitpunkt der Entlehnung zu fixieren versucht (erste Nennung in einem Text). 125 gen an den unmotivierten Bildungen ist hoch (insgesamt 37 Bildungen) und überwiegt auch diachronisch die stärker idiomatischen. Ein Vergleich der Bildungen bei Campe und Adelung (1750–1820) mit denen der Gegenwartssprache ergab, daß ca. ein Fünftel der dort verzeichneten Bildungen heute nicht mehr existiert und ca. ein Zehntel heute als veraltet/ historisch gelten muß. Bildungen aus der Rechts- und Wirtschaftsterminologie werden in erstaunlich hohem Maße beibehalten. Veränderungen scheinen also auch in hohem Grade Wörter zu betreffen, die vor allem dem damaligen Bildungswortschatz angehörten. Die große Mehrzahl der verschwundenen und veralteten Bildungen war motiviert. Wenn es aber darum geht, welche Bildungen mit -ant/-ent im Wortschatz vertreten sind, kann man feststellen, daß während des gesamten Untersuchungszeitraums in hohem Maße motivierte Bildungen auf -ant/-ent zu Verben auf -ieren vorkommen. Die deutliche semantische Struktur teilen die Bildungen auf -ant/-ent zwar mit den Bildungen auf -and/-end; bei den Bildungen auf -ant/-ent zeigt sich im Gegensatz zu -and/-end aber ein Zusammenhang zwischen Motiviertheit und hoher Frequenz des Suffixes. 3.2.4. Personenbezeichnungen mit -ar/-är 3.2.4.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart Das Suffix -ar/-är zur Bezeichnung von Personen kommt aus dem lat. Suffix -ari-us, das im Grunde ein Adjektivsuffix zur Bezeichnung der Zugehörigkeit ist und später auch als als Substantivsuffix gebraucht wird (z.B. libr-ar-ius ‘Bibliothekar’ zu liber ‘Buch’, vgl. Wahlgren 1976:19, Kühner 1912:999). Im Lateinischen dient es „meist zur Bezeichnung einer Geschäft treibenden Person“ (Kühner 1912:976). Als -er-Suffix (zunächst in der Form -ari) wird -arius auch schon früh im Deutschen produktiv (vgl. O. Weinreich 1971; Erben 1993:136ff.). Im Lateinischen ist es ein Suffix, das fast ausschließlich an Nomina tritt, währenddessen Bildungen auf -er ja überwiegend von Verben abgeleitet sind (vgl. Kap. 2.2.1.4). Im Französischen ist das Suffix sowohl zu -ier als auch zu -aire geworden; aus letzterem sind die Bildungen auf -är entlehnt. Auch dort bezeichnet -aire einen von Nomina abgeleiteten Handlungsträger (Beruf oder Tätigkeit, Thiele 1985:48). -ar/-är ist im Deutschen analog zum Lateinischen und Französischen auch ein Adjektivsuffix (vgl. Fleischer/Barz 1992:268). Im Englischen ist -arius ebenfalls zu -er geworden, daneben existiert -ary und -ar zur Bezeichnung von Personen. Im Deutschen sind Bildungen auf -ar/-är im Gegensatz zu den meisten Bildungen auf -er von substantivischen Basen motiviert. Außer in Personenbezeichnungen erscheint das Suffix auch in neutralen Kollektiva (Mobiliar, Vokabular; vgl. Fleischer/Barz 1992:191). In Kluge-Seebold (1995:49) werden Bildungen mit dem Suffix als „meist ohne weiteres analysierbar“ bezeichnet. Wellmann (1975a) nimmt hingegen nur -är explizit in seine Zusammenstellung der Substantivsuffixe auf und nennt -ar als peripheres Suffix in Missionar 126 und Dokumentar als Bildungen aus Verben (1975a:356). In neutralen Kollektiva verzeichnet Wellmann das Suffix nicht. Die -är-Bildungen werden als „Ableitungen aus Basissubstantiv und Tun-Prädikationen“ (ebd. 388f., z.B. Revolutionär) bzw. „Ableitungen aus Basissubstantiv und Haben-Prädikationen“ eingestuft (ebd. 396f., z.B. Millionär, Aktionär, Funktionär). Heimische Basen werden nicht verzeichnet. Angaben über die Frequenz der Bildungen bei Campe und Adelung gibt Wellmann nur für das Ableitungsmuster mit „Tun-Prädikationen“: Allein bei Campe und Adelung sind keine Bildungen verzeichnet, in Wellmanns gegenwartssprachlichem Korpus vier Bildungen und um 1800 als auch heute jeweils drei Bildungen. Nach der heutigen Frequenz der Bildungen mit -ar/-är in den rückläufigen Wörterbüchern von Muthmann und Mater rangiert das Suffix in Personenbezeichnungen mit 85 Bildungen deutlich nach nach den Fremdsuffixen -ist, -ant/ -ent und -(at)or. Die Endung -arier als Integration von -arius (z.B. in Parlamentarier) soll nicht als Fremdsuffix angesehen werden (vgl. Kap. 2.2.1.4), sondern als Interfix -ar- mit Endung -i-er. Sie ist auch als eher peripher zu betrachten (13 Bildungen bei Muthmann und Mater). Dagegen tritt -ar in früheren Zeitabschnitten häufig noch als -arius auf (vgl. unten Kap. 3.2.4.2). 3.2.4.2. Korpusbefund Im Korpus sind 147 verschiedene Bildungen vorhanden (363 Belege). Diese verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Quellen: Maa Ro He Satt Gryph 4 15 1 16 2 Ad Ca 12 50 Sa Wei 34 25 St 1691 St 1695 Sp Fr 4 9 77 6 WDG DW 32 76 Für die einzelnen Zeitabschnitte wurden belegt: 1550–1650: 27 Bildungen, 1650–1750: 79 Bildungen, 1750–1820: 51 Bildungen, 1820–1910: 35 Bildungen, 1910–: 76 Bildungen. Im ersten Zeitabschnitt kommt das Suffix nur in der Variante -arius oder seltener als teilintegrierte Form -ari vor (Adversari [Variante Ro], Commissari [Maa, He; Variante Satt], Mandatari [Ro], Notari [Maa], Secretari [Maa, Ro; Variante Satt]). Bei Maaler gibt es auch die integrierte Form Pensioner (bei Roth Pensionarius).115 Im zweiten Zeitabschnitt herrscht -arius vor, daneben 115 Diese Form wird aufgenommen, da andere Varianten mit Fremdsuffix im Korpus existieren. 127 erscheint -ar in Capitular/Kapitular (St 1691, St 1695, Sp), Corsar (St 1695, Sp), Scholar (Sp, Fr), Sekretar (St 1691) und -air(e) in Apoticaire (Sp), Mousquetaire (St 1695, Sp), Secretaire (neben Secretarius, Sp), Solitaire (neben Solitarius, Sp), Visionaire (neben Visionarius, Sp) und Volontair(e) (Sp). Bei Campe ist -arius neben -air(e) noch vorherrschend (-ar erscheint nur in Capitular, Corsar, Scholar und als Variante in Antiquar); dagegen hat Adelung auschließlich -ar-Bildungen (Archivar, Bibliothekar, Capitular, Commissar, Corsar, Domicellar, Scholar, Vicar) und schreibt immer -är (in Commissionär, Secretär, Volontär). Bei Sanders und Weigand hat -ar ein deutliches Übergewicht vor -arius (letzteres erscheint nur in Abecedarius [Sa], der Scherzbildung Konfusionarius [Sa], Legatarius [Sa], Notarius als Variante [Sa], Referendarius als Variante [Wei] und Vikarius als Variante [Sa]). Bildungen mit der Schreibung -air(e) gibt es dort nicht mehr, sondern nur noch solche mit -är. Heute kommt -arius nur noch vor in Abecedarius, (Extra-)Ordinarius, Ostiarius*, Primarius sowie den Varianten Aktuarius*, Cellerarius, Hebdomadarius, Kommissarius*, Plagiarius*, Präbendarius, Sekretarius*, Stationarius*, Supernumerarius* (außer Ordinarius alle nur im DW belegt). Von den belegten 76 Bildungen der Gegenwartssprache enden 33 auf -är, davon sieben als Varianten zu -ar. Lateinische Pluralformen erscheinen in den beiden ersten Untersuchungsperioden noch als Lemmata in Concubinarij (Ro), Familiares (Sp), Irregulares (St 1695), Sortiarii (Sp), Sub-Officiarii (Sp).116 Ausgeschlossen wurde die in Kap. 3.1.2 schon angesprochene Bildung Barbar, die keine Suffixbildung ist.117 Unklar ist die Herkunft von Bernarius (St 1691: „bellô nutrimentum quaerens“, eventuell zu Bern als Städtenamen), das aber gleichwohl als -arius-Bildung angesehen werden muß. Bei 26 Belegen wurden Beziehungen zu verwandten Wörtern nicht der jeweiligen Quelle entnommen. 3.2.4.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit Aus den Tabellen 4a und 4b geht ein konstantes Übergewicht für motivierte Bildungen hervor. Im ersten Zeitabschnitt (1550–1650) sind 20 Bildungen motiviert und sieben unmotiviert, in der Gegenwartssprache 50 Bildungen motiviert und 27 unmotiviert. In den Perioden nach 1650 ist aber eine ähnliche Relation wie in der Gegenwartssprache festzustellen, weshalb nicht auf einen Rückgang der motivierten Bildungen geschlossen werden kann. Der Anteil unmotivierter Bildungen ist also höher als bei den Bildungen auf -ant/-ent. 116 Familiares („diejenigen Bedienten der Inquisition [...], deren Amt darinnen bestehet, daß sie die Angeklagten in Verhaft nehmen lassen“) und Irregulares („Kleidergeistliche / so unter keinen gewissen Orden begriffen / und wieder weltlich werden können“) sind dabei keine Bildungen auf -arius, sondern eher Weiterbildungen zu Adjektiven auf -aris (familiaris, irregularis, vgl. Wahlgren 1976:13). Lateinische Pluralformen erscheinen auch im Textzusammenhang bei Sattler und Gryphius; hier wird aber die Singularform als Leitform verwendet. 117 Barbar ist entlehnt aus lat. barbarus, dieses aus gr. bárbaros ‘ausländisch, roh’ und bezeichnete ursprünglich Nicht-Griechischsprachige durch „reduplizierte Lautnachahmung“ unverständlichen Sprechens (Kluge-Seebold 1995:80). 128 Tab. 4a: Belege geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Quelle 1 2a 2 7 2b 3a1 3b1 3b2 1 1 1 1 1 1 2 1 1 14 2 1 2 7 Maa Ro He Satt Gryph 4 1 2 5 1 7 1 St 1691 St 1695 Sp Fr 1 3 31 2 2 20 1 Ad Ca 5 28 1 9 1 1 1 6 Sa Wei 18 13 6 2 1 WDG DW 17 36 6 12 1 1 3a2 1 1 1 1 4 1 1 2 3 1 2 4 5 2 2 2 2 1 1 4 9 3 11 1 3 4 Tab. 4b: Bildungen geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Zeit 1 2a 1550–1650 1650–1750 1750–1820 1820–1910 1910– 10 31 28 19 36 10 20 9 6 13 2b 3a1 3a2 3b1 3b2 1 1 1 1 14 7 5 9 2 8 1 2 11 1 1 3 2 3 3 4 3 2 4 Das Suffix -ar/-är ist auch das einzige hier untersuchte Suffix mit einem Übergewicht an Bildungen in Motivationsgruppe 1 (motiviert durch eine freie Basis) gegenüber Motivationsgruppe 2 (motiviert durch komplexes Lexem mit Basis der Personenbezeichnung). Dies beruht darauf, daß die motivierenden Lexeme in Motivationsgruppe 1 teilweise ins Deutsche integriert worden sind, wobei ein ursprüngliches Suffix/eine Endung weggefallen ist (z.B. Kapitel < lat. capitulum zu Kapitular, Legat < lat. legatum zu Legatar)118 bzw. auch in der Herkunftssprache kein Suffixwechsel vorliegt (z.B. Mission zu Missionar [lat. missio], Million zu Millionär [frz. million]). Es gibt allerdings fast keine reinen Hybridbildungen auf -ar/-är mit vollständig assimilierter Basis im Material, wodurch sich das Suffix klar vom integrierten, ursprünglich aus ihm entstandenen Suffix -er abhebt. 118 Im Lateinischen ist das Suffix hier nicht -um, sondern -at bzw. -ul mit der Endung -um. 129 Bei den motivierten Bildungen (insgesamt 93) gehören 66 Bildungen Motivationsgruppe 1 an gegenüber 38 Bildungen, die Motivationsgruppe 2 angehören. Alle Bildungen in Gruppe 2 außer einer (Antiquar, s.u.) wurden der Gruppe 2a zugeordnet. Nur in einer Bedeutung motiviert sind insgesamt neun Bildungen. Zum allergrößten Teil sind die Bildungen in Gruppe 1 und 2 durch Substantive motiviert. Die Wortbildungsbedeutung ‘Zugehörigkeit’ läßt sich heute für die meisten Bildungen kaum etablieren (Ausnahme z.B. Archivar), sondern nur eine allgemeine Tun- oder Haben-Prädikation nach Wellmann mit sehr divergierenden Verbinhalten. Reine Berufsbezeichnungen, wie bei den lateinischen Bildungen häufig, scheinen vor allem bei -ar-Bildungen vertreten zu sein (z.B. Archivar, Bibliothekar; aber auch Konfektionär119). Sie sind aber gegenüber Handlungsträgern ohne das Merkmal „beruflich“ in der Minderzahl. Solche nicht auf eine berufliche Tätigkeit festgelegten Bildungen enden mehrheitlich auf -är (z.B. Aktionär, Doktrinär, Millionär, Pensionär, Revolutionär, Visionär; aber auch Jubilar). Motivationsgruppe 1 wird von -är-Bildungen dominiert, Motivationsgruppe 2 von -ar-Bildungen. In Motivationsgruppe 2 finden Suffixwechsel mit verschiedenartigen Suffixen statt, vor allem mit -um (z.B. Depositum zu Depositarius [Satt, Sp])120, -ium (Consilium zu Consiliarius [Ro, Sp])121, -ion (Kommission zu Kommissar [Maa, He, Satt, St 1695, Sp, Fr, Ca, Ad, Sa, Wei, mit Varianten])122, -ät (Proprietät zu Proprietär [Sp, Ca, DW*, mit Varianten])123, -ität (Antiquität zu Antiquar [Ad, Ca, Sa, WDG, DW])124, -us (Thesaurus zu Thesaurarius [Sp])125, -at (Plagiat zu Pla119 „jmd., der Konfektion [...] herstellt, entwirft“ (DW). „heist derjenige, dem etwas aufzuheben gegeben worden“, Depositum „[...] ein anvertraut Gut“ (Sp). 121 „ein Rathgeber, Rathsherr, Königl. oder Fürstlicher Rath“, Consilium „ein Rathschlag; eine Versamlung, so etwas miteinander berathschlaget“ (Sp). 122 Vgl. bei Stieler (1695): Commissarien „befehlichte Diener / niedergesetzte Schiedsleute“, Commission „anvertrauter Befehl“. Noch bei Weigand „in amtlicher Sendung Betrauter, amtlicher Geschäftsbetrauter“ zu Kommission „Auftrag“. 123 „Eigentümer“, Proprietät* „Eigentums[recht]“ (DW). 124 Antiquar wird besser durch Antiquitäten als Antiquariat motiviert, da Antiquariat als von der Personenbezeichnung motiviert aufgefaßt werden muß, eine umgekehrte Motivation dagegen nach den in Kap. 2.2.2.2.2 dargelegten Kriterien nicht in Betracht gezogen werden kann. Antiquität bedeutet heute „altertümlicher Gegenstand aus dem Kunsthandwerk“ und antik „in altertümlichem Stil hergestellt“. Das Adjektiv kommt als sekundäre Motivationsbasis heute also nur noch für die erste Bedeutung ‘Kunsthändler = Händler u.a. von Antiquitäten’ in Frage, nicht für die Bedeutung ‘Betreiber einer antiquarischen Buchhandlung’. Die Doppelbedeutung erscheint schon bei Sperander: „ein Liebhaber von alten [= antiquen] Sachen [= Antiquitäten] / item, einer der solche Sachen feil hat. In besonderem Verstande werden diejenigen auch Antiquarii genannt / welche mit alten gebundenen Büchern handeln.“ 125 „der Schatz-Meister, Schatz-Verwahrer eines Potentaten“, Thesaurus „ein Schatz, den man spahret“. Hier zeigt sich die gelegentliche Schwierigkeit der Einordnung in Motivationsgruppe 1 oder 2, die meist beim Wortausgang auf -us (und -um) auftritt. -us ist hier als lat. Endung, nicht als Suffix anzusehen (lat. thesaurus aus gr. thesaurós ‘Vorrat, Schatz’, vgl. Kluge-Seebold 1995:823). Ebenso könnte z.B. Actus als freie Basis zu Actuarius (Ro) betrachtet werden, da das -u- in Actuarius das lat. Suffix darstellt. Vgl. dazu die Überlegungen in Kap. 2.2.2.2.2, denen zufolge solche Wörter in Gruppe 2 eingeordnet werden. Hier geht es vor allem darum, ob die Wörter heimischen oder fremden Regeln folgen: Die meisten heimischen Wörter stellen freie Basen dar, die vollständig an ein Suffix treten. 120 130 giar [Sp, Ca, Sa, DW*, mit Varianten])126, -ur (Signatur zu Signatar [WDG, DW*])127. In Motivationsgruppe 1 ist primäre Motiviertheit durch ein Verb gar nicht festzustellen; von einem Adjektiv motiviert ist nur Secretair bei Campe.128 In Motivationsgruppe 2 ist Notar in den frühen Zeitabschnitten (Maa, Ro, Satt, Gryph) durch das Verb notieren motiviert.129 Ebenso wird Operarius in einer Bedeutung bei Sperander durch operieren motiviert130, Parlamentär (Sa, WDG, DW) durch parlamentieren131, Referendarius (St 1695, Sp) durch referieren132 sowie Volontär in der Gegenwartssprache (WDG, DW) durch volontieren. Primär durch Adjektive motiviert sind Antiquar (Sp: antique, vgl. oben), Camerarius (Ca: cameral)133, Extraordinarius (Sp: extraordinaire)134, Singulaer (Ca: singulaer)135, Solitarius/Solitaire (Sp: solitus, Solitudo)136, Volontair(e) (Sp: voluntarius)137. Von den 76 gegenwartssprachlichen Bildungen sind 22 vorher im Material nicht vertreten, davon sind zehn als Fremdwortbildungen ausgewiesen. Neun der Fremdwortbildungen sind motiviert, davon acht durch ein Substantiv als 126 „jmd., der ein Plagiat begeht“ (DW). Vgl. auch Ordinariat „Amt eines ordentlichen Professors an einer wissenschaftlichen Hochschule“ zu Ordinarius „ordentlicher Professor, Inhaber eines Lehrstuhls an einer wissenschaftlichen Hochschule“ (DW). Die Personenbezeichnung ist m.E. durch die Bildung auf -i-at motiviert, da es sich um eine Konfixbildung handelt und -ar- als Interfix gesehen werden kann (vgl. ordentlich als sekundäre Motivationsbasis); dies im Gegensatz z.B. zu Vicarius – Vicariat, Vicarei (u.a. bei St 1695, Ro). 127 „Unterzeichner, Unterzeichneter“, Signatur u.a. „(bildungsspr.) Unterschrift“ (DW). 128 Campe: „der Geheimschreiber“ zu secret „geheim“; vgl. Weigand „Geheimschreiber; Schreiber“. Die erste Bedeutung bei Weigand scheint veraltet zu sein. Bei Roth wird Secretari durch Secret motiviert („Ein heimlicher Rathsman / dem das Fürstlich Secret beuolhen vnd vertraut wirt“; Secret: „ein Sygel oder petschier [...] darumb das solches heimlich behalten wirdt“). 129 Vgl. Notarius bei Roth: „Ein schreiber oder auff zwicker / sonderlich der einem Redenten mit Schreiben volgt / oder eines red in schrifft fasset“, dazu notirn: „mercken / bezeichnen / auff schreiben / gsang abschreiben“. 130 Operarius „ein Arbeiter, Taglöhner“, operiren „arbeiten, würcken, geschäftig seyn, thun“. 131 Vgl. Parlamentär im DW: „bevollmächtigter Unterhändler zwischen feindlichen Heeren“, dazu parlamentieren* „1. verhandeln, unterhandeln“. 132 Referendarius: „ein Anzeiger und Erzehler dessen / was er gehöret und gelesen hat. Von referiren / wiedersagen / überbringen / Nachricht geben“ (St 1695); „heiset derjenige, der etwas erzehlet, oder der aus denen gerichtlich eingegebenen Acten etwas vorträget: dergleichen in Fürstlichen Regierungen und Schöppen-Stühlen seynd“ (Sp), dazu referiren „erzehlen, anbringen, hinterbringen, eine Sache vortragen, kund und zu wissen thun, sagen berichten; it. sich auf etwas beziehen oder beruffen“. Hier ist die Motivationsbasis durch ein Interfix -end- erweitert (ursprünglich wohl ein Gerundivum). 133 Camerarius „bei den Stiftern, der Stiftsdiener, der Kämmerer“, also ‘jemand, der camerale Aufgaben versieht’. Cameral ist keine Eigenschaftsbezeichnung, die sich direkt auf die Person bezieht, kann aber als Motivationsbasis in Betracht gezogen werden. Vgl. dagegen veterinär „tierärztlich“ zu Veterinär „Tierarzt“ (DW), das als Motivationsbasis semantisch weniger plausibel ist. 134 Extraordinarius „einer, der über die Zahl, oder Ordnung bestellet ist“, extraordinaire „außerordentlich, was wider die gewöhnliche Ordnung geschiehet, ungemein“. Das Adjektiv wird hier adverbial gebraucht. 135 Singulaer „ein singulaerer Mensch, ein Sonderling“. 136 Solitarius/Solitaire „ein einsamer Mensch“, solitus „allein“, Solitudo „Einsamkeit, Einöde“. 137 „Miles voluntarius, ein Volontair, freywilliger Soldat“, voluntarius „mit Willen, freywillig, ungezwungen“. 131 freie Basis, nämlich Diskothekar (DW), Indossatar (DW), Konfektionär (WDG, DW), Konterrevolutionär (DW), Milizionär (WDG, DW), Motionär (DW), Obligationär (DW), Titular (DW), sowie eines primär durch ein komplexes Substantiv, das die Basis enthält (Dokumentation zu Dokumentar [DW]).138 Von den 11 entlehnten neueren Bildungen im Material sind sechs motiviert: Benefiziar (DW), Dignitar/Dignitär (DW), Divisionär (DW), Kommanditär (DW), Konsignatar/Konsignatär (DW) und Signatar (WDG, DW*).139 Semantische Zusatzmarkierungen scheinen nicht sehr ausgeprägt zu sein. Einige Bildungen sind aber schon früher entlehnt oder gebildet worden.140 Es kommen insgesamt 59 unmotivierte Bildungen im Material vor, ein verhältnismäßig höherer Anteil an der Gesamtzahl der Bildungen als beim Suffix -ant/-ent (68 Bildungen) sowie auch bei -(at)or und -ist. 44 Bildungen sind zumindest einmal als idiomatisch (davon 28 als demotiviert) und 19 als formal isoliert ausgewiesen. In der Gegenwartssprache sind mehr -ar-Bildungen als -är-Bildungen unmotiviert (20 von 49 gegenüber sechs von 33).141 Im gesamten Material sind gut zwei Drittel, nämlich 42 Bildungen, durchgehend unmotiviert; davon sind aber 29 Einzelbelege, d h. sie tauchen nur einmal im Korpus auf. Im ganzen Zeitraum formal isoliert, ohne andere Suffixbildungen zu motivieren (Motivationsgruppe 3b2), sind dabei 11 Bildungen: Bernarius (St 1691), Cridarius (Ca), Dardanarius (Sp), Domicellar(herr) (Ad, Sa), Hebdomadarius (DW), Incendiarius (Ca), Librarius (Satt, DW*), Necessarius (Ro), Protonotar* (DW), Rhedarius (Sp) und Veredarius (Sp).142 Zu Gruppe 3b1 gehören durchgehend nur Vikar(ius) (mit Varianten: Ro, Satt, St 1695, Sp, Fr, 138 Diskothekar „Verwalter der Diskothek [...] bes. eines Rundfunksenders“; Indossatar (mit Interfix, neben Indossat) „(Bankw.) Girat, Giratar“ zu Indosso/Indossament „Giro“ neben indossieren „girieren“ (‘jemand, für den ein Indosso erteilt wurde’); Konterrevolutionär „jmd., der auf [eine] Konterrevolution hinarbeitet od. an ihr beteiligt ist“; Milizionär „Angehöriger einer Miliz“ (mit Interfix, DW); Motionär „(schweiz.) jmd., der eine Motion [= Antrag in einem Parlament] einreicht“; Obligationär „(schweiz.) Besitzer von Obligationen“; Titular „jemand, der den Titel eines Amtes innehat, ohne es auszuüben“; Dokumentar „jmd., der nach einer wissenschaftlichen Fachausbildung in einer Dokumentationsstelle od. einer Spezialbibliothek tätig ist (Berufsbez.)“. 139 Benefiziar „Inhaber eines Benefiziums [= Pfründe]“; Dignitar/Dignitär „geistlicher Würdenträger der katholischen Kirche“ (Dignität „Amtswürde eines bestimmten hohen Geistlichen“, Motivationsbedeutung: ‘Träger von Dignität’); Divisionär „(Milit., bes. schweiz.) Befehlshaber einer Division“ bzw. „Spieler in einer Division“ (Fußball); Kommanditär „Gesellschafter einer Kommanditgesellschaft, dessen Haftung auf seine Einlage beschränkt ist“; Konsignatar/Konsignatär „Kommissionär“ (‘jemand, der Konsignationen (Kommissionsgeschäfte) ausführt’); Signatar s.o. Anm. 127. 140 Im Wörterbuch von Kehrein (1876) sind fünf Entlehnungen verzeichnet (Kommanditär, Konsignatar, Signatar; Demissionär, Hebdomadar) sowie Motionnaire, Titular und Fiduciar. 141 Varianten sind hier doppelt erfaßt. 142 Bernarius: vgl. Kap. 3.2.4.2; Cridarius „der Gemeinschuldner“; Dardanarius „der Korn aufkaufft, ein Korn-Jude“; Domicellar „junger Stiftsherr, noch ohne Sitz und Stimme im Kapitel“ (Sa); Hebdomadar(ius) „katholischer Geistlicher, der in der ihm turnusmäßig zugewiesenen Woche [...] bestimmte, bes. liturgische Aufgaben erfüllt“; Incendiarius „ein Mordbrenner“; Librarius „(im alten Rom) Bücherabschreiber [u. Buchhändler]“ (DW); Necessarius „Bluotfreundt vnd gesibter / wird aber bey den Lateinern gebraucht für ein wolverwanten vnd vertrawten günner“ (Ro); Protonotar „(kath. Kirche) Prälat“; Rhedarius „ein Kutscher, Land-Kutscher“; Veredarius „ein Post-Reuter, Postillon, Post-Kutscher; it. ein Fuhrmann“. 132 Ad, Ca, Sa, Wei, WDG, DW), das Vikariat bzw. Vicarei (Ro)143 motiviert und Zentenar (Zentenarium, DW).144 Insgesamt sind 13 Bildungen durchgehend formal isoliert. Formale Isolierung motivierter Bildungen gibt es nicht. Formal isolierte Wörter werden in zwei Fällen später motiviert.145 Die meisten unmotivierten Bildungen sind überwiegend durchgehend idiomatisch (Motivationsgruppe 3a). Idiomatisierung erfolgt im Material bei insgesamt 11 Bildungen, davon kommen neun noch in der Gegenwartssprache vor: Aktuar/Aktuarius* (WDG; DW), Diätar* (DW), Funktionär/Funktionar (WDG; DW), Justitiar (DW), Kommissar/Kommissär/Kommissarius* (WDG; DW), Lokatar* (DW), Notar/Notär (WDG; DW), Referendar (WDG, DW), Sekretär/Sekretar(ius)* (WDG; DW).146 De-Idiomatisierung begegnet nur bei einer Bildung (Parlamentair).147 Ein diachronischer Vergleich aller Bildungen der Gruppe 3 ergibt ein Übergewicht für idiomatische Bildungen gegenüber den formal isolierten in allen Perioden außer der ersten. In der Gegenwart ist dabei aber ein leichtes Übergewicht für die stärker idiomatischen Bildungen der Gruppe 3a2 festzustellen gegenüber dem umgekehrten Verhältnis in den drei vorhergehenden Perioden. In Gruppe 3b ist die Verteilung in den letzten drei Perioden ausgewogen. 143 Bei Weigand auch vikarieren. – Die Bedeutung von Vikar geht dabei von „Verweser / Statthalter / Leytenampt / nach Pfarrherr / der an des rechten Pfarrers statt ist“ zu Vicarei „Verwesung / Statthaltung“ (Ro) zur heutigen Bedeutung „1. (kath. Kirche) ständiger od. zeitweiliger Vertreter einer geistlichen Amtsperson. 2. (ev. Kirche) a) Pfarrvikar [...]; b) in ein Praktikum übernommener Theologe mit Universitätsausbildung. 3. (schweiz.) Stellvertreter eines Lehrers“ zu Vikariat „Amt eines Vikars“ (DW). 144 Zentenar „Hundertjähriger“, Zentenarium „Hundertjahrfeier“. 145 Fideicommissarius (Satt, Sp): „ist, deme von denen Erben eine anvertraute Erbschaft [= Fideicommiß] ausgeantwortet worden“ (Sp), keine Motivationsbasis bei Sattler. Daneben Volontär in der Gegenwartssprache motiviert durch volontieren (im Gegensatz zu Ad, Ca, Sa, Wei), aber schon bei Sperander in anderer Bedeutung durch voluntarius (s.o. Anm. 137). 146 Aktuar „1. (veraltet) Gerichtsschreiber, -angestellter. 2. (schweiz.) Schriftführer eines Vereins. 3. wissenschaftl. Versicherungs- u. Wirtschaftsmathematiker“ gegenüber Akte (die veraltete Bedeutung von Aktuar wird hier nicht berücksichtigt; vgl. noch bei Sanders „Gerichtsschreiber“ zu Akte); Diätar: vgl. Einleitung Anm. 4; Funktionär vgl. Kap. 2.2.2.2.2, Anm. 95 (bei Campe „der Bedienstete, Beamtete oder Beamte“ mit allgemeinerer Bedeutung); Justitiar „für alle Rechtsangelegenheiten zuständiger Mitarbeiter eines Unternehmens, einer Behörde, eines Verbandes o.ä. 2. (früher) Gerichtsherr in der Patrimonialgerichtsbarkeit“ gegenüber Justiz ‘Rechtswesen, Rechtsprechung’ (vgl. dagegen die Bedeutung „ein Richter, oder andere Gerichts-Person“ bei Sperander); Kommissar „1. jmd., der von einem Staat mit einem besonderen Auftrag ausgestattet ist u. spezielle Vollmachten hat [...] 2. [...] b) Träger des Dienstgrades Kommissar“ zu Kommission ‘Gremium (mit bestimmter Aufgabe)’ (nicht mehr ‘Aufgabe’ bzw. ‘Auftrag’ wie noch bei Campe und Weigand; vgl. aber die im DW nicht erfaßte Bedeutung ‘EU-Kommissar’ als Mitglied der EUKommission); Lokatar „Pächter, Mieter“ zu Lokation ‘moderne Wohnsiedlung; Bohrstelle’ (vgl. Locataire/Locatarius „der Miethsmann oder Miether“ zu Location „Vermiethung“ bei Campe); Notar „Jurist, der Beglaubigungen u. Beurkundungen von Rechtsgeschäften vornimmt“ (gegenüber notieren, vgl. oben Anm. 129); Referendar „Anwärter auf die höhere Beamtenlaufbahn nach der ersten Staatsprüfung“ (gegenüber referieren, vgl. oben Anm. 132); Sekretär ‘Angestellter für Korrespondenz und technisch-organisatorische Aufgaben; leitender Funktionär; Schriftführer’ (gegenüber Sekret* „vertrauliche Mitteilung“, sekret* „geheim“; vgl. oben Anm. 128). Alle Wörterbuchdefinitionen der Gegenwartssprache sind dem DW entnommen. 147 Parlamentair (Ca, Wei) gegenüber Parlament, heute motiviert durch parlamentieren (vgl. oben Anm. 131). 133 3.2.4.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz Neben der Rechts- und Wirtschaftsterminologie gehören die Bildungen auf -ar im ganzen Untersuchungszeitraum auch z.T. der Verwaltungssprache an (Archivar, Bibliothekar, Kommissar). Bei den jüngeren Bildungen auf -är sind vereinzelt Lexeme aus dem Bereich der Wirtschaft und Verwaltung vorhanden (Aktionär, Sekretär). Nicht alle dieser Bildungen sind in den gegenwartssprachlichen Quellen aber ausdrücklich als fachsprachlich markiert. Auch ist der Anteil bildungssprachlicher Lexeme erstaunlich gering. Von den 76 gegenwartssprachlichen Bildungen auf -ar/-är sind 21 als fachsprachlich ausgewiesen, davon sind 12 motiviert. Sechs Bildungen gehören der Rechtssprache an (z.B. Legatar ‘jemand, der ein Legat erhält’), vier der Wirtschaftsterminologie (z.B. Kommissionär) und sechs Bildungen dem Bereich der katholischen Kirchensprache (z.B. Protonotar ‘Prälat’). Als veraltet/ historisch werden dabei nur Signatar (Rechtssprache, DW) und Ostiarius (Kirchensprache, DW148) bezeichnet. Ansonsten sind insgesamt 14 Bildungen veraltet bzw. beziehen sich auf historische Gegebenheiten; davon sind nur vier motiviert (außer Signatar [DW] auch Abecedarius „Abeceschütze“ [DW], Plagiar [DW] sowie Scholar ‘Schüler, Student (bes. im Mittelalter)’ [WDG, DW]). Nur vier Bildungen sind im DW als bildungssprachlich ausgewiesen (Doktrinär, Titular, Visionär als motivierte Bildungen; Zentenar ist nicht motiviert). Zitatwörter aus fremdsprachigen Bereichen gibt es keine, dafür aber sechs explizit schweizerische (davon drei motiviert, z.B. Obligationär, vgl. Kap. 3.2.4.3) und zwei österreichische Bildungen (davon eine motiviert: Mandatar ‘Abgeordneter’).149 Der Anteil der veralteten/historischen Bildungen ist also relativ hoch. Über die Hälfte aller Bildungen der Gegenwart gehört nicht dem Gemeinwortschatz an oder ist veraltet/historisch; bei motivierten Bildungen liegt die Zahl aber etwas niedriger. Der Vergleich mit den Bildungen bei Campe und Adelung ergibt in bezug auf die Tendenz zum Veralten/Verschwinden von Lexemen folgendes Bild: Von den 51 Lexemen bei Campe und Adelung sind 14 Bildungen heute nicht mehr belegt; davon waren zwei nicht motiviert (Cridarius [Ca], Incendiarius [Ca], s. Kap. 3.2.3.4). Bei den motivierten ist in vier Fällen auch die Motivationsbasis verschwunden oder hat eine andere Bedeutung. Veraltet/historisch sind heute fünf Bildungen, davon war eine nicht motiviert (Corsar [Ad, Ca])150. Die verschwundenen Bildungen sind überwiegend nicht als explizit fachsprachlich anzusehen (vgl. Camerarius „Kämmerer“ [Ca], Complimentarius „in der niedrigen, scherzenden und spottenden Schreib- und Sprechart [...], Bücklingmacher und Kratzfüßler“ [Ca], Confessionarius „der Beichtvater oder Beichtiger“ [Ca], Convulsionair „ein Verzuckter“ [Ca], Domicellar[herr] 148 „Kleriker des untersten Grades der niederen Weihen.“ Daneben gibt es in einigen Fällen schweizerische Formen auf -är neben denen auf -ar (z.B. Kommissär, Notär), was aber im Anhang nicht explizit hervorgehoben wird. 150 Corsar „Kreuzer, Kreuzfahrer, [...] Kaper, Seeräuber, Raubschiffer“ (Ca) gegenüber Cours ‘Kurs’, so auch heute (gegenüber Korso, Kurs [DW]). 149 134 [Ad] ‘junger Chorherr’ [evtl. zum Bereich der Kirchensprache], Mousquetaire „ein Flintenschütz“ [Ca], Plenipotentiarius/-potentiair „der Bevollmächtigte“ [Ca], Requisitionair „ein Ausgeschriebener (nämlich zum Kriegsdienste)“ [Ca], Singulaer „Sonderling“ [Ca]). Drei verschwundene Bildungen gehören, soweit es sich beurteilen läßt, der Rechts- bzw. Wirtschaftsterminologie an (Compromissarius „der Schiedsrichter oder Obmann“; Cridarius „Gemeinschuldner“, Garnisair „Zwangsvollzieher“ [alle Ca]), von den heute veralteteten Bildungen ist es gar keine. Insgesamt ist von den 36 motivierten Bildungen knapp die Hälfte verschwunden/veraltet, von den 14 nicht-motivierten nur ein Fünftel. Hier ergibt sich ein ähnliches Bild wie beim Suffix -ant/-ent: Veränderungen im Lexembestand vollziehen sich relativ unabhängig von der Motiviertheit der entsprechenden Bildungen, und es sind auch nicht explizit fachsprachliche Lexeme betroffen, die jedoch oft zum damaligen Bildungswortschatz zu rechnen sind. Der Anteil der Fremdwortbildungen an den 76 gegenwartssprachlichen Lexemen beträgt 25 Bildungen; davon haben vier (Antiquar, Bibliothekar, Funktionär, Supernumerar[ius]) ein fremdsprachiges Vorbild. Fünf der Fremdwortbildungen sind heute nicht motiviert, davon sind zwei im Laufe der Zeit idiomatisiert worden (Funktionär und Lokatar*, vgl. Kap. 3.2.4.3). Von Anfang an formal isoliert im Material ist außer Protonotar auch Supernumerar(ius) (Wei, DW*)151. Der Anteil der motivierten Bildungen ohne fremdsprachliches Vorbild ist also relativ hoch.152 Hybridbildungen sind, wie schon in Kap. 3.2.4.3 angedeutet, in der Gegenwartssprache kaum zu finden; allein Abecedarius* (DW) ist heute als solche zu betrachten. Auch in den anderen Zeitstufen lassen sich fast keine weiteren Hybridbildungen ausmachen. Die entlehnten Bildungen der Gegenwartssprache kommen aus dem Lateinischen (28 Bildungen) und Französischen (19 Bildungen); nur Korsar kommt aus dem Italienischen. Von den Entlehnungen sind nur Kommissar, Notar, Referendar, Sekretär (in der lat. Form mit -ar) und Vikar sicher vor dem Untersuchungszeitraum belegt (vgl. die Angaben im DFWB).153 151 „Anwärter“ (Wei), „Beamtenanwärter“ (DW). Dazu muß aber bemerkt werden, daß viele Angaben über Fremdwortbildungen dem DW bzw. DUW entnommen sind. Hat das entsprechende Lexem dort keine Angabe zur Herkunft oder Entstehung, wird es als genuine Fremdwortbildung betrachtet (vgl. Kap. 3.1.2). Dies kann in Einzelfällen zu Inkongruenzen führen: So hat Lokatar keine Angabe zur Entstehung im DW; Locataire/ Locatarius bei Campe läßt der Form nach aber zumindest auf lat./frz. Herkunft oder Einfluß schließen. Vgl. auch Funktionär, das nach dem DW als Fremdwortbildung nach frz. Vorlage eingestuft wird; dagegen verzeichnet es Campe in etwas allgemeinerer Bedeutung als Fonctionnaire (vgl. Kap, 3.2.4.3). Dies zeigt die Schwierigkeiten einer Einordnung von Fremdwortbildungen: Evtl. können auch Weiterentwicklungen von entlehnten Bildungen im Deutschen in manchen Fällen als Fremdwortbildungen gewertet worden sein. 153 Insgesamt kommen 15 der heutigen Bildungen aus dem Mittellateinischen (z.B. Scholar, Kapitular), sie können z.T. aber auch nach 1550 entlehnt worden sein (vgl. Jubilar mit dem Erstbeleg 1839 im DFWB). 152 135 3.2.4.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich -ar/-är ist ein Fremdsuffix zur Bildung von Personenbezeichnungen mit mittlerer Frequenz. Die meisten belegten Bildungen sind in der Periode 1650– 1750 sowie in der Gegenwartssprache zu verzeichnen. Der Anteil der veralteten/historischen Bildungen in der Gegenwartssprache ist aber relativ hoch (14 von insgesamt 76 Bildungen). Es besteht ein durchgehendes Übergewicht für motivierte Bildungen im Material; das Verhältnis motivierte – unmotivierte Bildungen beträgt (abgesehen von der ersten Untersuchungsperiode) ungefähr 2:1. Zum allergrößten Teil sind die Bildungen durch Substantive motiviert und semantisch sehr divergierend. -ar/-är ist das einzige hier untersuchte Suffix mit einem Übergewicht der motivierten Bildungen in Motivationsgruppe 1 mit Motiviertheit durch eine freie Basis (abgesehen wiederum von der ersten Periode), wodurch sich das Suffix formal zu dem aus ihm entstandenen Suffix -er stellt. Die motivierenden Lexeme können als freie Basis fungieren, wenn sie ihre lateinische Endung verloren haben; reine Hybridbildungen sind aber im ganzen untersuchten Material äußerst selten. Ungefähr ein Drittel der motivierten Bildungen gehört aber noch Motivationsgruppe 2 an. Die Produktivität des Suffixes ist im Vergleich zu anderen Suffixen (bes. -ist, aber auch -ant/-ent) weniger ausgeprägt, welches sich auch bei der Anzahl der Fremdwortbildungen insgesamt in der Gegenwartssprache zeigt. Bei den Wörtern aus Subsystemen dominieren Bildungen aus den Fachsprachen (ein Viertel aller Bildungen, meist aus Rechts- und Wirtschaftssprache neben der Kirchensprache) über die bildungssprachlichen Lexeme. Der Anteil der Regionalismen aus der Schweiz und Österreich ist höher als bei den -ant/-ent-Bildungen. Insgesamt ist der Anteil der Bildungen aus diesen Subsystemen sowie veralteter/historischer Bildungen hoch (über die Hälfte aller Bildungen der Gegenwart), bei motivierten Bildungen allerdings etwas niedriger. Von den 59 im Material unmotivierten Bildungen sind gut zwei Drittel durchgehend unmotiviert; davon ist die Mehrzahl aber nur einmal im Material belegt. Durchgehend formal isoliert ist davon etwa ein Drittel. Idiomatisierung erfolgt im Material insgesamt bei 11 der untersuchten 147 Bildungen, davon sind fast alle noch in der Gegenwartssprache vorhanden. Motivierung formal isolierter Bildungen sowie De-Idiomatisierung ist sehr selten (zwei Bildungen bzw. eine Bildung im Material). Insgesamt gibt es mehr als doppelt soviel idiomatische wie formal isolierte Bildungen; der Anteil der demotivierten Bildungen an den idiomatischen beträgt ca. die Hälfte. In einer diachronischen Perspektive gibt es heute mehr stärker idiomatische als demotivierte Bildungen. Der Vergleich mit den Bildungen bei Campe und Adelung erbrachte, daß etwa ein Viertel der dort belegten Bildungen heute nicht mehr existiert und ein Zehntel heute als veraltet/historisch angesehen werden muß. Wie bei den Bildungen auf -ant/-ent sind davon oft nicht explizit fachsprachliche motivierte Bildungen betroffen. 136 Die stiefmütterliche Behandlung der Suffixvariante -ar im Vergleich zur Variante -är bei Wellmann (1975a) erscheint insofern gerechtfertigt, als mehr -ar-Bildungen als -är-Bildungen heute unmotiviert sind. Allerdings sind im vorliegenden Korpus auch einige neue motivierte Bildungen mit -ar verzeichnet (vgl. z.B. die Neubildung Diskothekar). 3.2.5. Personenbezeichnungen mit -at 3.2.5.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart Das Suffix -at stammt aus dem Lateinischen und wird sowohl in der Herkunftssprache als auch im Deutschen meist für andere Funktionen als zur Bezeichnung von Personen verwendet. Personenbezeichnungen resultieren aus Substantivierungen aus dem Partizip Perfekt Passiv von Verben (legatus ‘Gesandter’ aus legare; Kluge-Seebold 1995:59) sowie Substantivierungen aus Adjektiven auf -atus (litteratus, illiteratus; diese wiederum zu Substantiven, Wahlgren 1976:17). Weiterhin gibt es bei Personenbezeichnungen -at in den Deklinationsformen von Substantiven auf -a-s (optimas, optimates ‘Aristokrat; Adel’ aus dem Adjektiv optimus ‘am besten’); dies wird im Deutschen zu -at. In Substantiven bildet das Suffix -atu im Lateinischen sowohl Bezeichnungen für Ämter als auch (seltener) für Personen als Amtsinhaber (vgl. magistr-atu-s ‘Amt; Beamter’ zu magister, magisterare; consulatus ‘Konsulat, Konsulamt, -würde’ zu consul; potentatus ‘Macht, Herrschaft’ zu potens ‘mächtig’; vgl. Wahlgren 1976:19). Daneben gibt es als Nicht-Personenbezeichnungen Ableitungen von Abstrakta und Konkreta mit -atu zu Verben auf -are (apparatus ‘Herstellung; Gerät; Pracht’ zu apparare ‘vorbereiten, sich zu etwas rüsten’; Kluge-Seebold 1995:59). Im Deutschen ist -at heute in analysierbaren Bildungen vor allem in Neutra zum einen bei Ämterbezeichnungen zu Personen (Konsulat, Dekanat) und zum anderen in Nomina actionis und Nomina acti sowie Konkreta zu Verben auf -ieren zu finden, wobei frz. Entlehnungen unterstützend wirken (Telefonat, Konzentrat, Kluge-Seebold ebd.; vgl. Fleischer/Barz 1992:191). Nur vereinzelt wird -at zur Bildung von Personenbezeichnungen genutzt (z.B. Stipendiat, Fleischer/Barz ebd.). Wellmann (1975a) nennt bei -at (-iat) in erster Linie die Objekt-Bezeichnungen „zu fremdwörtlichen verbalen Basen [...], wenn das Produkt der im BV [Basisverb] angegebenen Tätigkeit benannt werden soll“ (417), also Nomina acti wie Destillat, Fabrikat; daneben die Ämter- und Rollenbezeichnungen zu Personen wie Patriarchat (307f., 464). Er macht darauf aufmerksam, daß -at-Bildungen zu Verben in der Gegenwartssprache fast ausschließlich Sachbezeichnungen sind (außer der Bildung Kastrat), dies im Gegensatz zur Zeit um 1800. Bei Campe und Adelung sind demnach Objektbildungen zu Verben wie Inculpat ‘der Beschuldigte’ zu inculpieren und Assecurat ‘der Versicherte’ zu assecuriren belegt (neben heute ebenfalls verschwundenen Sachbezeichnungen), die in Wellmanns Korpus nicht mehr auftauchen. Zur Bezeichnung von Personen ist -at im Gegenwartsdeutschen offenbar ein 137 relativ peripheres Suffix; bei Muthmann und Mater ist es in 42 Personenbezeichnungen vertreten. 3.2.5.2. Korpusbefund Im Korpus sind 53 Bildungen vorhanden (204 Belege). Diese verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Quellen: Maa Ro He Satt Gryph 3 13 1 8 3 Ad Ca 14 27 Sa Wei 23 16 St 1691 St 1695 Sp Fr 2 6 27 9 WDG DW 15 36 Für die einzelnen Zeitabschnitte wurden belegt: 1550–1650: 16 Bildungen, 1650–1750: 28 Bildungen, 1750–1820: 31 Bildungen, 1820–1910: 23 Bildungen, 1910–: 36 Bildungen. Schon im ersten Zeitabschnitt ist das Suffix meist in der Form -at belegt. Die Form -atus taucht nur bei Sattler in Delegatus/Subdelegatus auf sowie als Variante zu Advocat und Appellat. Apostat erscheint dort als Apostata (vgl. unten). Im zweiten Zeitabschnitt finden wir -atus in Emancipatus, Excommunicatus, Literatus, Privilegiatus, Provocatus sowie in Legatus (neben Vice-Legat, alle bei Sperander). Bei Campe hat dann nur noch Literatus/Illiteratus die Endung auf -us, die bei Sanders und Weigand sowie in der Gegenwartssprache völlig fehlt. Lateinische Pluralformen erscheinen außer in den Textbelegen bei Gryphius und Sattler (Advocati neben Advocaten Satt, [Sub-]Delegati Satt, Literatis Gryph) auch noch bei Sperander (Maecenates, Optimates). Prälat ist das lat. substantivierte Partizip Perfekt Passiv praelatus ‘Vorgesetzter, Vorzüglicher’ von praeferre und durch seine Form als Sonderfall zu betrachten; es stellt sich aber zu den anderen substantivierten Partizipien auf -at und soll in das Korpus eingehen.154 Außer den auf das Lateinische zurückgehenden Personenbezeichnungen auf -at gibt es die Bildungen Apostat und Pirat aus dem Griechischen. Sie sollen in das Korpus aufgenommen werden, da sie ursprünglich Suffixbildungen (mit dem Suffix -t) sind (Wahlgren 1976:216)155 und über das Lateinische (apostata) bzw. Italienische (pirata) 154 Dagegen wird das ähnlich gebildete Adlatus nicht aufgenommen, das nur im DW und nur mit der Form auf -us belegt ist. 155 Auf dieses Suffix gehen auch die heutigen Fremdsuffixe -it, -et und -ot sowie auch -ist zurück (vgl. Wahlgren ebd.). 138 Tab. 5a: Belege geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Quelle Maa Ro He Satt Gryph 1 1 1 1 2a 2b 2 4 1 3 1 3a1 3a2 3 1 St 1691 St 1695 Sp Fr 1 1 13 2 Ad Ca 1 4 7 10 1 Sa Wei 2 2 7 4 WDG DW 4 5 17 3b1 3b2 1 4 1 3 1 1 1 4 1 2 2 2 1 3 1 2 5 1 2 3 3 2 5 1 3 1 4 3 3 1 6 6 1 2 3 4 2 3 4 6 1 Tab. 5b: Bildungen geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Zeit 1 2a 2b 3a1 3a2 3b1 3b2 1550–1650 1650–1750 1750–1820 1820–1910 1910– 2 1 4 3 4 6 13 13 7 17 1 1 1 2 3 5 2 4 4 3 4 3 3 4 4 5 6 6 1 5 3 vermittelt wurden. Das Wort Akrobat ist dagegen im Griechischen ein Kompositum und wird hier ausgeschlossen.156 Bei 31 Belegen wurden Beziehungen zu verwandten Wörtern nicht der jeweiligen Quelle entnommen. 3.2.5.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit Die Tabellen 5a und 5b zeigen zum Teil ein leichtes Übergewicht für unmotivierte Bildungen in den ersten Zeitabschnitten. Nur in der Gegenwartssprache dominieren die motivierten Bildungen deutlicher; diese sind aber zumeist im DW verzeichnet. Die meisten Bildungen sind durchgehend in Motivationsgruppe 2a zu finden. 156 Urspr. ‘jmd. der auf den Zehenspitzen läuft’, aus griech. ákros ‘spitz’ und baínein (batós) ‘gehen’; s. Kluge-Seebold (1995:22). 139 Insgesamt sind im gesamten Material 41 Bildungen zumindest in einem Beleg motiviert. 31 der motivierten Bildungen gehören Motivationsgruppe 2a an, nur drei Bildungen Motivationsgruppe 2b. Von einer freien Basis motiviert (Motivationsgruppe 1) sind insgesamt acht Bildungen. Nur in einer Bedeutung motiviert sind drei Bildungen. Die Bildungen in Gruppe 2 haben überwiegend Verben und Substantive als motivierende Lexeme; nur eine Bildung hat ein Adjektiv als Motivationsbasis (illiterat zu Illiterat, DW). Dabei überwiegen die durch Verben motivierten Bildungen mit passivischer Bedeutung (Nomina patientis, insgesamt 21 Lexeme). Manche dieser Bildungen haben eine aktive Entsprechung in den deverbalen Nomina agentis zu -ant, z.B. Appellat, Arrestat, Assignat. Bei anderen gibt es ein entsprechendes Verb, die Motiviertheit durch ein Substantiv als freie Basis ist aber plausibler: Arrestat ist in der Gegenwartssprache semantisch eher durch Arrest motiviert („jmd., der sich im Arrest befindet; Häftling“ gegenüber dem auch formal abweichenden arretieren „festnehmen, verhaften“, DW); die Form auf -ant hat heute die gleiche Bedeutung (vgl. Kap. 3.2.3.3).157 Girat (Wei, DW) und Indossat (Sa, DW) sind eher durch Giro und Indosso/Indossament motiviert als durch die entsprechenden Verben (‘jemand, für den ein Giro/Indosso erteilt wurde’158, vgl. DW; gegenüber ‘jemand, für den giriert wird’); hier gibt es auch Parallelen zu Giratar/Indossatar (vgl. Kap. 3.2.4.3). Gleiches gilt für Assignat* (DW).159 Einige von Verben motivierte Bildungen haben dagegen eine aktivische Bedeutung: Advokat (in allen Quellen außer St 1695) – advozieren (heute veraltet) mit Varianten160, Kandidat – kandidieren (motiviert nur in der Gegenwartssprache)161. Auch die Bildung Liquidat (Sa) kann dazu gerechnet werden.162 In Gruppe 1 finden wir als motivierendes Verb nur leutern/läutern (Ca, Sa) (neben läuterieren, Sa) zur Hybridbildung Leuterat/Läuterat.163 13 Bildungen in Gruppe 1 und 2 sind ausschließlich durch Substantive motiviert. In Gruppe 1 sind dies Fortunatus (Ro: „ein glückseliger“ zu Fortun 157 Beide Lexeme werden im DW als „veraltend“ bezeichnet. Giro/Indosso/Indossament „Vermerk, durch den ein Wechsel o.ä. auf einen andern übertragen wird“, girieren/indossieren „durch ein Giro [...] auf eine andere Person übertragen, in Umlauf setzen“ (DW). 159 „jmd., der auf eine Geldanweisung hin zahlen muß“ zu assignieren* „[Geld] anweisen“ und Assignation*. 160 advozieren ‘als Advokat tätig sein’, vgl. DW; Advokat ‘(Rechts)anwalt’ ist eine regionale, vor allem schweizerische Bezeichnung für den Beruf, sonst ist das Wort veraltet oder abwertend. 161 Die aktivische Bedeutung ist aber nur teilweise vorhanden, vgl. die Bedeutungsangabe im DW: „jmd., der sich für eine Wahl aufstellen läßt“, kandidieren „sich als Kandidat um etwas bewerben“. In einer spezialisierteren Bedeutung ist es ein Anwärter auf die Mitgliedschaft in einer Partei (in sozialistischen Ländern), ferner idiomatisch als akademischer Titel. 162 „Schuldner, von dem man eine Forderung einklagt“, liquidieren „eine Schuldforderung liquid machen, sowohl vom Gläubiger als vom Schuldner“. Die Motivationsbedeutung ist dann ‘jemand (Schuldner), der liquidiert/liquidieren soll’. 163 Dazu die Form auf -ant als Nomen agentis, s. Kap. 3.2.3.3. Vgl. Sanders: „Eine Partei läutert oder läuteriert [ein Urtheil], die durch ein Urtheil beschwerte unterwirft ihren Rechtsstreit einer nochmaligen Prüfung und Entscheidung durch den bisherigen Richter [...]. Dazu: Läuterant, die lde Partei, wie Läuterat, die andre, und Läuterung, das Rechtsmittel des L-s“. 158 140 „Glück“), Kollegiat (DW, zu Kolleg mit i-Erweiterung, zurückgehend auf collegium)164 und Soldat (Satt, Gryph, Fr, Ad, Ca, Sa, Wei). Soldat ist hier noch durch Sold (‘jemand, der im Sold steht/Sold bezieht’) motiviert.165 In Gruppe 2 haben die motivierenden Substantive aus dem Lateinischen sehr unterschiedliche Form: Beneficium/Benefizium zu Benefiziat (Ro; DW)166 und Stipendium zu Stipendiat (Maa, Ro, Sp, Ca, Sa, Wei, WDG, DW)167, Collegium zu Collegiat (Ca)168, Literatur zu Literat(us) (Sa, Wei, WDG, DW)169, Potestät zu Potestat (Sp)170, Scelus zu Scelerat (Sp)171. Daneben gibt es Apostasie zu Apostat (aus dem Griechischen; Ad, Ca, DW)172 sowie die Länderbezeichnung Asien zu Asiat (DW)173 und das Kompositum Hansestadt zu Hanseat (DW)174. Von den 36 gegenwartssprachlichen Bildungen sind nur fünf vorher im Material nicht belegt. Davon sind drei Fremdwortbildungen (Adressat [WDG, 164 „1. jmd., der ein Kolleg [...] besucht; Teilnehmer an einem Funk- od. Telekolleg. 2. Mitglied eines Stifts“. 165 Soldat kann in den früheren Zeitabschnitten wohl noch ‘Söldner’ bedeuten: Bei Sanders wird Soldat erklärt als „ein um Sold [...] dienender Krieger [...], nam. insofern er keine höhere Stelle einnimmt [...] und dann, indem die Beziehung auf den Sold in den Hintergrund oder ganz zurücktritt [...] eine zu den Truppen eines Staats als Glied gehörende Pers.“. Weigand hat die Bedeutung „für Sold dienender Krieger, Krieger überhaupt“, dies wird von der Bedeutung ‘Truppenangehöriger’ unterschieden. Hier zeigt sich die Schwierigkeit der Abgrenzung etymologischer Bedeutungen. Stieler (1691) differenziert aber schon ausdrücklich zwischen Soldat „miles“ und Söldner „stipendiarius“ zu Sold „stipendium“; deswegen wird das Wort bei Stieler als leicht idiomatisiert eingeordnet. Auch heute kann das Wort m.E. nicht direkt durch Sold motiviert werden; vgl. DW: Sold „1. (veraltend) Lohn, Entgelt für Kriegsdienste [...]. 2. [monatliche] Bezahlung der Wehrdienst leistenden Soldaten“ gegenüber Soldat „Angehöriger der Streitkräfte eines Landes“. – Das Wort Sold (aus altfrz. solde, ital. soldo aus lat. [nummus] solidus) ist schon im mhd. als solt ‘Goldmünze’ belegt; Soldat ist im 16. Jh. aus ital. soldato als substantiviertem Partizip Perfekt Passiv von soldare ‘in Sold nehmen’ entlehnt. (Campe und Adelung sehen Sold durch die frühe Entlehnung irrtümlich als ursprünglich deutsch an.) Söldner ist schon im Mhd. als soldenære, soldner von solt abgeleitet und eine Nachbildung von ital. soldato (Kluge-Seebold 1995:769). 166 Beneficiat „ein Priester [der] ein aigne pfründ od’ Meß hat / dauon er vnuertriben ist. Ein pfründner / Meßpriester / heist sonst dem Latein nach / dem guots von einem anderen beschehen ist. Oder der ein gutthat empfangen hat. Ein pensianer / der etwas besoldung von eim hat / darumb er nichts thun darf“, Beneficium „Ein wolthat / wirdt aber für ein Priesterpfründt genommen / für ein Meß vnnd dergleichen“ (Ro); Benefiziat ist heute synonym zu Benefiziar (vgl. Kap. 3.2.4.3). 167 Stipendiat „Ein studios / so der gestifften verlegung auff die hohe schuol geneust“ zu Stipendium „Ein monat oder Kriegssold. Jtem die gestifften verlegungen der Studiosen auff den Vniuersiteten“ (Ro). Stipendium hat heute die Bedeutung „Studenten, jungen Wissenschaftlern, Künstlern von Universitäten o.ä. gewährte Unterstützung zur Finanzierung von Studium, Forschungsvorhaben, künstlerischen Arbeiten“ (DW). 168 Collegiat „ein Titel [...] Stiftsgenossen“, Collegium „Stift“. 169 Literatur kann m.E. Literat motivieren, da die Wortbasis (in Sa, Wei, WDG, DW) auch in Bildungen wie literarisch erscheint. Bei Roth, Gryphius, Sperander und Campe gibt es nur Literatur ‘Gelehrsamkeit’ zu Literat ‘Gelehrter’. Weigand hat die Bedeutung „Gelehrter, der Schriftstellerei Ergebener“. Heute bedeutet Literat „[unschöpferischer, ästhetisierender] Schriftsteller“, Literatur ‘[fachliches, künstlerisches] Schrifftum’ (vgl. DW). Daneben gibt es Illiterat mit der Bedeutung „Ungelehrter, nicht wissenschaftlich Gebildeter“ zum entsprechenden Adjektiv illiterat. 170 Potestat ‘Herrscher’ (Sp, Lemma: Dictator), Potestät „das Vermögen, Gewalt und Macht, Ansehen, Herrschaft, Regiment, Regierung“. 171 Scelerat „ein lasterhafter Mensch, ein Bösewicht“, Scelus „ein Buben-Stück, grobes Laster, Schelmen-Stück“. 172 Apostat „Abtrünniger, bes. jmd., der sich vom christlichen Glauben lossagt; Renegat“, Apostasie „Abfall, Lossagung, bes. vom christlichen Glauben“ (DW). Die Motivationsbedeutung ist hier ‘jemand, der eine Apostasie unternimmt’. Bei Roth gibt es auch ein Verb apostatirn; dies kann Apostat aus formalen Gründen nicht motivieren. 173–174 Siehe folgende Seite. 141 DW], Asiat [DW], Hanseat [DW]) und zwei Entlehnungen (Honorat, Kurat [DW]), die überwiegend aber schon früher nachgewiesen sind.175 Adressat und Honorat sind Nomina patientis zu Verben (‘jemand, an den etwas adressiert wird’, ‘jemand, für den [ein Wechsel] honoriert wird’176); Asiat und Hanseat sind Einwohnerbezeichnungen (s.o.). Kurat ist nicht motiviert.177 Daraus läßt sich ersehen, daß -at in Personenbezeichnungen heute im Prinzip nicht produktiv ist. Insgesamt 22 Bildungen sind im Untersuchungszeitraum als unmotiviert ausgewiesen. 13 sind zumindest einmal als idiomatisch (etwa gleichviel demotivierte und stärker idiomatische) und 12 als formal isoliert ausgewiesen. 17 Bildungen sind während des gesamten Zeitraums unmotiviert. Es konnte aber nur eine Bildung belegt werden, die durchgehend formal isoliert ist, ohne andere Suffixbildungen zu motivieren (Amissat [Ro])178. Zu Gruppe 3b1 gehört durchgehend Prälat mit Varianten (Maa, Ro, Satt, St 1695, Sp, Fr, Ad, Ca, Sa, Wei, WDG, DW, motiviert Prälatur) sowie mit einer Ausnahme Pirat (Sp, Ca, Sa, Wei, DW, WDG, motiviert Piraterie bzw. piratisch; nur bei Sperander in Gruppe 3b2). Insgesamt sind sieben Bildungen aber durchgehend formal isoliert. Das Wort Apostat hat als verwandtes Wort am Anfang nur apostatirn bei Roth (Gruppe 3b1), wird aber später durch Apostasie motiviert genauso wie Literat später durch Literatur/literarisch (vgl. oben Anm. 169). Fälle formaler Isolierung motivierter Bildungen sind nicht belegt. Sieben Bildungen sind im Material durchgehend idiomatisch, einige davon anfangs aber nur leicht. Im Gegenwartsdeutschen sind dies noch Diplomat, Illuminat, Kurat, Lizentiat, Magnat, Potentat (außer Illuminat und Kurat [DW] alle im WDG und im DW belegt).179 Idiomatisierung ist nur bei Soldat (vgl. oben Anm. 165) sowie bei Implorat180 zu beobachten. De-Idiomatisierung liegt nur vor im Fall von Candidat/Kandidat. Zum ersten Mal im Material belegt ist das Wort bei Stieler (1695) mit der Bedeutung „heist in den Rechten ein Gewürdigter / bedeutet aber auch jederman / der nach einem Amt strebet und dessen fähig seyn kan“, dazu gibt es das Adjektiv candide „aufrichtig / ehrlich / redlich und ohne Hinterhalt“.181 Bei Sperander und Frisch ist candide 173 Länder- und Landschaftsbezeichnungen auf -ien (aus lat. -ia) verlieren auch bei heimischen Einwohnerbezeichnungen auf -er ihr onymisches Suffix (Fleischer/Barz 1992:196, z.B. Skandinavien – Skandinavier). Da dies aber eine für heimische Bildungen insgesamt untypische Struktur ist, wird die Bildung hier in Gruppe 2 eingeordnet. 174 Ein Hanseat ist heute ein Bewohner einer Hansestadt, die Bedeutung ‘der Hanse angehöriger Kaufmann’ ist nur noch eine historische (vgl. DW). 175 Kehrein (1876) verzeichnet schon Adressat und Hanseate sowie Honorat und Kurat. 176 Honorat „(Bankw.) jemand, für den ein Wechsel bezahlt wird“, honorieren „3. (Bankw.) [einen Wechsel] annehmen, bezahlen“ (DW). 177 „(kath. Kirche): a) Hilfsgeistlicher mit eigenem Seelsorgebezirk; b) geistlicher Betreuer von Pfadfindergruppen“. 178 „Ein gesandter an eines statt der völgen gewalt hat / etwas zuuerrichten. Vom Wort amittor, ich wird gesandt / geschickt / etc.“ (Der Hinweis auf das lateinische Verb soll nach den aufgestellten Kriterien für Motiviertheit [vgl. Kap. 2.2.1.3 und 3.1.2] nicht als Beweis gewertet werden, daß das Wort im Deutschen motiviert ist.) 142 gar nicht belegt. Das Abstraktum Candidatur taucht zum ersten Mal im Material bei Campe auf182; nur in der Gegenwartssprache ist das Wort aber durch das Verb kandidieren motiviert (vgl. oben S. 140). Vergleicht man alle Bildungen der Gruppe 3 diachronisch, so ist durchgehend ein Gleichgewicht zwischen idiomatischen und formal isolierten Bildungen festzustellen. In Untergruppe 3a ist kein deutliches Übergewicht für demotivierte oder stärker idiomatische Bildungen zu erkennen; bei den formal isolierten Bildungen der Gruppe 3b gibt es in den beiden letzten Perioden jedoch keine völlig isolierten Lexeme, was aber durch die geringe Zahl der Belege relativiert wird. 3.2.5.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz Bei den Personenbezeichnungen auf -at gibt es zahlreiche Bildungen aus der Rechts- und Wirtschaftssprache, die meist Nomina patientis zu den Bildungen auf -ant oder -ar darstellen. Sonst sind keine dominierenden Sachgebiete zu erkennen. 179 Diplomat ist erst bei Sanders im 19. Jh. im Material belegt, Magnat das erste Mal bei Stieler (1695), Lizentiat und Potentat schon bei Roth. Diplomat (nach DFWB zum ersten Mal belegt 1811) wird bei Sanders paraphrasiert als „ein der Diplomatie Kundiger; übertr.: ein schlau gewandter Mensch“, Diplom als „Urkunde über etwas Einem Ertheiltes“, so daß die Personenbezeichnung in Gruppe 3a2 eingeordnet wird. Etymologisch ist Diplomat (frz. diplomate) ‘Vertreter eines Staates’ allerdings eine Rückbildung zum Adjektiv diplomatique ‘die (internationalen) Urkunden betreffend’ (Kluge-Seebold 1995:182, vgl. Kap. 2.2.2.2.2). – Illuminat bedeutet bei Campe „zwar im allgemeinen einen Aufgeklärten; man denkt aber dabei nicht an diesen, sondern versteht darunter (wenigstens in Deutschland) ein Mitglied des sogenannten […] Illuminatenordens“; im DW ‘Mitglied des Illuminatenordens’. Auch hier zeigt sich die Schwierigkeit der Abgrenzung von seltenen bzw. etymologischen Bedeutungen. – Ein Licentiat (DFWB 1418) ist bei Roth „Ein zugeschnitner Doctor / der Doctor mag werden wann er will / dem es schon vergundt vn zuogelassen ist“ zu Licentz „Erlaubnuß [...] ein zuolassung / die nit eim jeden vergundt ist“, heute Lizentiat „Inhaber eines Lizentiats [= akademischer Grad in der Schweiz, sonst nur in der kath. Theologie]“ (DW) gegenüber Lizenz ‘rechtskräftige Genehmigung’. – Magnaten (Nachweis im DFWB 1615) sind bei Stieler „die grösten Herren in einem Reich / insbesonderheit die vornemste in Polen und Ungarn“, dazu magnificus „eigendlich Großtätig / hernach herrlich und prächtig“, heute Magnat „1. Inhaber [branchenbeherrschender] wirtschaftlicher Macht. 2. (früher) hoher Adliger (bes. in Polen und Ungarn)“, magnifik „(bildungssprachlich veraltet) großartig, herrlich, wunderbar“ (DW). – Potentat (DFWB 1523) wird bei Roth erklärt als „Ein mechtiger / gwaltiger Herr / als Kayser / König / Fürsten / etc.“; Potenz ist bei Roth nicht belegt, aber nach DFWB im betreffenden Zeitabschnitt (1618) nachgewiesen. Potenz hat im Deutschen die Bedeutung ‘Vermögen, Kraft’ gegenüber lat. potentia ‘Vermögen, Kraft; Gewalt, Macht’. Potentat hat heute die Bedeutung „(bildungsspr. abwertend) Machthaber, Herrscher“ (DW); das Wort ist in seiner Einordnung allerdings als Grenzfall anzusehen. – Zu Kurat vgl. oben Anm. 177. 180 Bei Sperander „derjenige, wider welchen etwas gesuchet wird“ gegenüber imploriren u.a. „ersuchen, begehren“; dazu Implorant „derjenige, welcher etwas suchet, und das Amt des Richters deswegen anruffet“. Campe hat nur noch Implorant und Implorat, die sich m.E. gegenseitig nicht motivieren. 181 Das Wort ist nach DFWB zum ersten Mal aber schon 1580 im Deutschen belegt. Vgl. die etymologische Bedeutung von Kandidat: „Entlehnt aus l. candidatus, einer Substantivierung von l. candidatus ‘weiß gekleidet’, zu l. candidus ‘glänzend weiß, fleckenlos’, zu l. candere ‘glänzen, schimmern’. Zunächst vor allem der Bewerber um eine Magistratur, der während der Bewerbung eine mit Kreide geweißte toga candida f. trug.“ (Kluge-Seebold 1995:422) 182 DFWB belegt es erst 1863; ein Beispiel dafür, wie schwierig es ist, den ersten Nachweis eines Wortes genau zu datieren. 143 Von den 36 gegenwartssprachlichen Bildungen auf -at werden zehn in den Quellen als fachsprachlich eingeordnet, davon sind sieben motiviert. Drei Bildungen gehören der Rechtssprache an (Appellat*, Inkulpat*, Kognat183 [alle DW]), vier der Wirtschaftsterminologie (Girat, Honorat, Indossat*, Trassat [alle DW]), drei der Kirchensprache (Kurat, Legat184 [DW], Prälat [WDG, DW]) und eine Bildung wird im DW allgemein als fachsprachlich bezeichnet (Assekurat [DW])185. Insgesamt werden acht Bildungen als veraltet oder historisch bezeichnet (sechs davon sind nur im DW vorhanden), von diesen sind sechs motiviert. Als bildungssprachlich werden im DW Apostat, Illiterat, Potentat und Renegat eingeordnet. Zitatwörter sind keine belegt. Zwei Bildungen (Advokat [WDG, DW]; Lizentiat [WDG]) sind als schweizerisch und eine (Advokat [WDG]) als österreichisch ausgewiesen. Etwa die Hälfte aller Bildungen gehört damit nicht dem Gemeinwortschatz an oder ist veraltet/historisch. Von den 31 bei Campe und Adelung belegten Personenbezeichnungen auf -at sind nur vier heute nicht mehr vorhanden: Impetrat, Ingrossatus, Leuterat und Provocat186; davon war eine (Impetrat) nicht motiviert. Diese Bildungen sind der Rechtssprache zuzuordnen. Bei allen gibt es aber die Motivationsbasis nicht mehr oder sie hat eine andere Bedeutung. Veraltet/historisch sind in den gegenwartssprachlichen Quellen acht Bildungen, davon waren zwei nicht motiviert (Agnat [Ca], Pirat [Ca]). Drei gehörten der Rechtssprache an (außer Agnat auch Appellat [Ad], Inculpat [Ca]187). Insgesamt ist etwa die Hälfte aller 18 motivierten Bildungen heute verschwunden/veraltet, bei den 14 nichtmotivierten Bildungen ein Drittel. 12 der heutigen 35 Bildungen sind im Deutschen entstanden (Fremdwortbildungen), davon drei nach fremdsprachiger Vorlage (Assignat*, Injuriat*188, Inkulpat* [DW]). Alle Fremdwortbildungen sind motiviert. Dies steht im Kontrast zu der geringen Zahl von in der Gegenwartssprache erstmals belegten Fremdwortbildungen (nur drei Bildungen, die z.T. schon früher entstanden sind; s. Kap. 3.2.5.3). Als Hybridbildung ist wohl außer der Einwohnerbezeichnung Asiat nur Hanseat anzusehen; alle anderen Motivationsbasen der Fremdwortbildungen sind als nicht heimisch zu betrachten. Auch in den anderen Perioden sind Hybridbildungen kaum zu finden (nur Läuterat im 19. Jh.). Bei den Entlehnungen kommen die Bildungen vor allem aus dem Lateinischen (15 der gegenwartssprachlichen Bildungen), daneben aus dem Italieni183 „Blutsverwandter (von männlicher od. weiblicher Seite her)“, vgl. Agnat: im germanischen Recht ‘Person, die im Verhältnis zu einer anderen in männlicher Linie vom gleichen Stammvater abstammt’ bzw. im römischen Recht ‘Person, die unter der gleichen väterlichen Gewalt stand’ (vgl. DW). 184 „1. (kath. Kirche) päpstlicher Gesandter“ (DW), in historischer Bedeutung ‘im alten Rom Gesandter; Stabsoffizier; Statthalter in einer römischen Provinz’. 185 „Versicherter, Versicherungsnehmer“. 186 Impetrat „der Beklagte“ (Ca) (gegenüber impetriren „erlangen“); Ingrossatus „Einer, der ins Grundvermögensbuch eingetragen ist“ (Ca); Leuterat „Derjenige, gegen den das Rechtsmittel der Läuterung angewendet wird“ (Ca); Provocat „der Verklagte“ (Ca). 187 Appellat ‘der Berufungsbeklagte’ (vgl. DW), Inculpat „der Beschuldigte“. 188 ‘jemand, der durch Wort oder Tat beleidigt wird’, zu injuriieren*, Injurie (vgl. DW). 144 schen (fünf Bildungen). Nur zwei -at-Bildungen (Diplomat, Renegat) sind dem Französischen entnommen. Vor 1550 sind im DFWB Advokat, Legat, Lizentiat, Pirat, Potentat, Prälat und Soldat belegt. 3.2.5.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich -at ist durchgehend als ein peripheres Suffix zur Bildung von Personenbezeichnungen zu betrachten. Die Zahl der Bildungen ist (abgesehen von der ersten Periode) relativ konstant. Zu beachten ist dabei aber die hohe Anzahl der veralteten/historischen Bildungen in der Gegenwartssprache, die zumeist im DW zu finden sind. Darüber hinaus sind neue Bildungen der Gegenwartssprache kaum vorhanden. Es ist in den ersten Zeitabschnitten teilweise ein leichtes Übergewicht für unmotivierte Bildungen festzustellen; dies kann aber auch durch die geringe Zahl der Bildungen bedingt sein. In der Gegenwartssprache besteht ein deutliches Übergewicht für motivierte Bildungen, was aber ausschließlich auf den hohen Anteil der nur im DW verzeichneten Bildungen zurückzuführen ist. Über drei Viertel der motivierten Bildungen ist nicht durch eine freie Basis motiviert, sondern gehört Motivationsgruppe 2 an. Die Wortbildungsbedeutungen sind divergierend; es überwiegen Nomina patientis-Bildungen zu Verben, von denen einige Entsprechungen unter den Nomina agentis auf -ant haben. Daneben gibt es vereinzelt Bildungen zu Verben mit aktivischer Bedeutung. Von Substantiven ist durchgehend etwa ein Drittel der motivierten Bildungen motiviert. Primär von Adjektiven motivierte Lexeme als Träger von Eigenschaftsbezeichnungen gibt es im Deutschen kaum (Ausnahme: Illiterat in der Gegenwartssprache). Die meisten der 22 unmotivierten Bildungen sind im gesamten Zeitraum unmotiviert. Davon ist jeweils die Hälfte durchgehend formal isoliert und die Hälfte idiomatisch, und auch insgesamt gibt es etwa gleich viele idiomatische wie formal isolierte Bildungen. Sowohl Idiomatisierung (zwei Fälle) als auch De-Idiomatisierung und Motivierung formal isolierter Bildungen (einmal bzw. zweimal im Material) sind relativ selten. Zahlreiche der motivierten Bildungen sind in der Gegenwartssprache außer bei den veralteten auch bei fachsprachlichen Bildungen zu finden (wie bei -ant/-ent und -ar meist Rechts- und Wirtschaftstermini neben Bildungen der Kirchensprache); sogenannte bildungssprachliche Lexeme sind seltener. Etwa die Hälfte der Bildungen (auch der motivierten) gehört insgesamt nicht dem Gemeinwortschatz an oder ist veraltet/historisch. Die geringe Produktivität des Suffixes in der Gegenwartssprache steht im Kontrast zur Anzahl der in der Gegenwartssprache belegten Fremdwortbildungen (etwa ein Drittel aller Bildungen). Die Fremdwortbildungen sind also in der Regel in den zurückliegenden Perioden entstanden. Dem entspricht die Statik des Lexembestandes im Vergleich zur Situation um 1800: Nur vier der 31 bei Campe und Adelung belegten Bildungen gibt es heute nicht mehr, acht sind veraltet/historisch. Davon sind zumeist motivierte, eher fachsprachliche 145 Bildungen betroffen. Hybridbildungen sind sowohl in der Gegenwartssprache wie auch im ganzen Untersuchungszeitraum kaum vorhanden. In der hohen Anzahl der veralteten und/oder fachsprachlichen Bildungen unter den motivierten Bildungen der Gegenwartssprache kann auch eine Ursache für die mangelnde gegenwartssprachliche Produktivität des Suffixes -at liegen. 3.2.6. Personenbezeichnungen mit -(at)or 3.2.6.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart Das Suffix geht zurück auf das lateinische Suffix -or (ieur. -tor, vgl. griech. -tor) zur Bezeichnung handelnder Personen, z.T. auch zur Bildung von Sachbezeichnungen (z.B. aequator). Es tritt im Lateinischen gewöhnlich an Verben und wird dort an den Partizip Perfekt-Stamm auf t, s oder it angehängt (z.B. vic-t-or ‘Sieger’ zu vincere); dazu gibt es Analogiebildungen mit -ator und -itor auch zu substantivischen Basen (Wahlgren 1976:24). Die weibliche Form ist -trix (aus tr-i-c). Im Französischen ist das Suffix zu -eur/-euse geworden, wohingegen das Englische -or beibehält. Im Deutschen tritt das Suffix ebenfalls in deverbalen Nomina agentis sowie Geräte- und Sachbezeichnungen als Instrumentativa auf (Fleischer/Barz 1992:191). Die dominierenden Formen sind -ator und -or; dabei ist die erweiterte Form -ator aus dem Partizip der Verben auf -are entstanden. Die erweiterten Formen auf -(i)tor sind als peripher anzusehen. Dagegen sind die Bildungen auf -ator zu Verben im Deutschen frequenter als reine -or-Bildungen, weshalb die erweiterte Suffixvariante hier gesondert genannt wird. Zu den meisten deverbalen Bildungen auf -ator und -(i)tor gibt es aber auch entsprechende Substantive auf -ation und -ition (Agitator: agitieren, Agitation; Expeditor: expedieren, Expedition; Exzerptor: exzerpieren, Exzerption). Manche Bildungen haben im Deutschen nur ein Substantiv neben sich oder das Verb hat eine abweichende Morphologie (Inquisitor – Inquisition; Inspektor – inspizieren/ Inspektion; Wellmann 1975a:29). Nach Wellmann (1975a:352ff.) ergänzt -(at)or (meist in der erweiterten Form) die deverbale Substantivbildung auf -ent/-ant, hat aber nur eine halb so hohe Frequenz in den von Wellmann untersuchten gegenwartssprachlichen Texten aufzuweisen. In Wellmanns Korpus beträgt die Häufigkeit der Geräteund Sachbezeichnungen heute etwa ein Drittel. Die fremdsprachigen Vorbilder bestimmen dabei die Verteilung auf die jeweiligen Suffixe (Kommand-ant, aber Interpol-ator, Illustr-ator)189; Konkurrenzen zu anderen Suffixen sind z.T. durch das Basisverb bedingt („der Demonstrant demonstriert gegen/für etw., der Demonstrator demonstriert etw.“, ebd. 353). Die Bildungen aus Verben sind bei Wellmann ungefähr doppelt so häufig wie bei Substantiven, wobei aber Verben mit abweichender Morphologie nicht berücksichtigt werden. -(at)or wird nach Wellmann besonders mit Verben verbunden, „zu denen es eine 189 Interpolator ist nach DW eine Fremdwortbildung, Illustrator dagegen entlehnt. 146 Subst.-Ableitung auf -(at)ion gibt, die eine Personenbez. zum Subjekt haben und eine geistige Tätigkeit, ein wirtschaftliches oder politisches Handeln bezeichnen“ (ebd.). Usuelle Bildungen mit -ator werden Wellmann zufolge auch vor allem in der Amtssprache verwendet und sie bezeichnen daneben berufliche Tätigkeiten. Nicht-usuelle Bildungen tauchen dagegen oft in journalistischem Sprachgebrauch auf, teilweise als Variation usueller Bildungen (Bsp. Attentator [Attentäter]; Emanzipator, Zelebrator).190 Ansonsten ist die Frequenz in den untersuchten Texten eher niedrig. Allerdings hat nach Wellmann die Produktivität des Musters heute im Vergleich zu Campe und Adelung zugenommen (18 Bildungen sind nur bei Adelung/Campe belegt, sechs Bildungen bei Adelung/Campe und heute und 27 Bildungen nur in Wellmanns gegenwartssprachlichem Korpus). Nach Kluge-Seebold ist -ator die einzige Variante des Suffixes, die im Deutschen produktiv geworden ist (Kluge-Seebold 1995:60). Dagegen ist das desubstantivische Muster (meist -or-Bildungen) Wellmann zufolge nicht sehr häufig und nur begrenzt produktiv geworden (sechs Bildungen nur bei Adelung/Campe; fünf bei Adelung/Campe und heute; zehn nur heute). Hier werden auch Bildungen eingeordnet, die zwar ein Verb neben sich haben, morphologisch aber eher auf ein Substantiv zurückzuführen sind, wie z.B. Invasor (invadieren/Invasion).191 Bei Muthmann und Mater verzeichnet -(at)or insgesamt 174 Bildungen und steht damit an dritter Stelle nach -ist und -ant/-ent bei den Fremdsuffixen in Personenbezeichnungen. 3.2.6.2. Korpusbefund Im Korpus sind 281 verschiedene Bildungen vorhanden (747 Belege). Diese verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Quellen: Maa Ro He Satt Gryph 4 56 11 27 10 St 1691 St 1695 Sp Fr 4 18 153 14 Ad Ca 17 106 Sa Wei 68 37 WDG DW 73 151 Für die einzelnen Zeitabschnitte wurden belegt: 1550–1650: 79 Bildungen, 1650–1750: 153 Bildungen, 1750–1820: 107 Bildungen, 1820–1910: 76 Bildungen, 1910–: 151 Bildungen. 190 Die von Wellmann ebenfalls genannten Bildungen Inspirator und Inszenator sind nicht unbedingt als nicht-usuell anzusehen, da sie im WDG und DW verzeichnet sind. Wellmann gibt für diese Beispiele auch keinen Kontext, woraus ein nicht-usueller Gebrauch hervorgeht. 191 Invasor ist zwar neu in der Gegenwartssprache, aber wohl keine Fremdwortbildung und damit auch nicht als Beleg für die Produktivität im Deutschen zu werten (vgl. dazu Kap. 3.2.6.3). 147 Auffallend bei den Bildungen auf -(at)or sind vereinzelte Konkurrenzen von Bildungen auf -(at)eur. In den Quellen des ersten Zeitabschnitts finden sich keine solchen Bildungen, dafür sind sie in der Periode 1650–1750 am häufigsten, in der der französische Spracheinfluß am größten war (22 von 153 Bildungen). Heute weisen noch acht (von 151) Bildungen Entsprechungen auf -eur auf. Die lateinische Pluralform -ores ist besonders im ersten Zeitabschnitt häufig, z.T. erscheint sie in den Texten von Sattler und Gryphius neben der integrierten Form auf -orn (in sechs Bildungen, z.B. Authores, Authorn [Satt]). Nur in der lateinischen Pluralform belegt sind die Wörterbuchlemmata Actores, Apparitores, Maiores, Stipatores, Vastatores, Ventilatores und Visitatores (Ro), sowie die Textbelege Assessores, Defensores, Doctoribus (Dativform), Examinatores, Excusatores, Executores, Promotores (Satt) und Pastores (Gryph). Im zweiten Zeitabschnitt sind sämtliche Pluralformen als Lemmata lateinisch (bei Sperander Auditores, Centuriatores, Competitores, Honoratiores, Strigores, Superiores [auch bei Stieler 1695], Tenuiores).192 Die Bildungen auf -(at)or sind damit im Vergleich zu den Bildungen auf -ant/-ent (und -ist) in den ersten beiden Untersuchungsperioden formal weniger integriert und gleichzeitig die in dieser Zeit am häufigsten vorkommenden Bildungen mit den untersuchten Fremdsuffixen. Ausgeklammert worden sind die Bildungen Mentor und Nestor, die auf griechische Eigennamen zurückgehen.193 Dagegen wird Rhetor aufgenommen, obwohl es ein griechisches Wort ist; das griechische Suffix -tor ist aber mit dem lateinischen Suffix -or verwandt.194 Integrierte Formen auf -er werden aufgenommen, wenn die Form mit -or mit gleicher Bedeutung auch im Korpus auftaucht (z.B. Konditer [Sp]; Calfacter/Kalfakter [Ca, Sa, Wei]). Bei 32 Belegen wurden Beziehungen zu verwandten Wörtern nicht der jeweiligen Quelle entnommen. 3.2.6.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit Aus Tab. 6a und 6b geht ein Übergewicht an motivierten Bildungen während des gesamten Zeitraums hervor. Die Verteilung motivierte – unmotivierte Bildungen ist für die meisten Zeitabschnitte ungefähr zwei Drittel zu einem Drittel der Bildungen, mit Ausnahme des Abschnitts 1820–1910 (41 motivierte gegenüber 33 unmotivierten Bildungen). Die relativ höchste Anzahl motivierter Bildungen weisen der erste und der letzte Zeitabschnitt auf. In 192 Später taucht bei Campe nur Honoratiores neben Honoratioren auf; sonst verzeichnet er keine Pluralformen. 193 Mentor ‘erfahrener Ratgeber’ ist entlehnt aus frz. mentor < griech. Méntor (Name eines Freundes des Odysseus, in dessen Gestalt Athene als Ratgeber von Telemachos auftrat), s. Kluge-Seebold (1995:553). Nestor ‘herausragender ältester Vertreter einer Wissenschaft/eines Faches’ ist auch eine Gestalt in der Ilias und Odyssee (ein weiser Held, der drei Menschenalter gelebt hat, vgl. DW). 194 Rhetor ‘Redner’ zu einem Verbstamm rhé- ‘reden’, s. Wahlgren (1976:217). 148 Tab. 6a: Belege geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Quelle 1 2a Maa Ro He Satt Gryph 1 3 2 1 1 2 42 2 11 4 St 1691 St 1695 Sp Fr 1 4 2 12 92 6 2b 1 3a1 3a2 1 2 1 1 4 1 2 2 3b1 3b2 3 3 3 1 4 1 7 1 1 6 1 1 1 21 1 7 2 3 7 3 1 14 1 Ad Ca 6 5 61 2 5 1 6 2 8 5 9 2 11 Sa Wei 5 3 32 15 3 1 8 3 9 5 8 5 3 5 WDG DW 4 7 39 86 8 14 9 14 5 16 4 7 4 7 Tab. 6b: Bildungen geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Zeit 1 2a 2b 3a1 3a2 3b1 3b2 1550–1650 1650–1750 1750–1820 1820–1910 1910– 6 4 6 6 9 49 93 61 33 86 1 6 6 3 14 2 21 7 8 15 6 8 8 9 17 5 11 11 8 8 9 14 11 7 7 der Periode 1550–1650 ist dies aber fast auschließlich auf das Material des Fremdwörterbuchs von Roth zurückzuführen, das 45 motivierte und 11 unmotivierte Bildungen verzeichnet; die gemeinsprachlichen Wörterbücher und die anderen Quellentexte enthalten einen geringeren Anteil motivierter Bildungen. In der Gegenwartssprache ist die Verteilung motivierte – unmotivierte Bildungen im WDG und im DW dagegen ähnlich (WDG: 51/22, DW: 108/44). Insgesamt sind 220 motivierte Bildungen belegt. Wie bei Personenbezeichnungen auf -ant/-ent und -at sind die meisten motivierten Bildungen in Motivationsgruppe 2 zu finden (insgesamt 210 Bildungen). Auch bei den Bildun149 gen auf -(at)or gehören davon nur wenige (18) Gruppe 2b an (als jeweilige Belege auch durch eine freie Basis motiviert); insgesamt 200 Bildungen sind im gesamten Zeitraum Gruppe 2a zuzurechnen. Motivationsgruppe 1 enthält nur 18 Bildungen; dies sind verhältnismäßig weniger als bei -ant/-ent und -at. -(at)or ist also ein Suffix, das sich selten mit freien Basen verbindet. Nur in einer Bedeutung motiviert sind insgesamt 17 Bildungen. Wie bei -ant/-ent geht der hohe Anteil von Bildungen in Motivationsgruppe 2 darauf zurück, daß die Bildungen in großem Ausmaß Nomina agentis zu einem Verb auf -ieren sind. Die entsprechenden Substantive enden meist auf -(at)ion, viel seltener auf -ur (z.B. Zensor – Zensur) oder andere Suffixe (z.B. -ar in Kommentar zu Kommentator). Signifikant für Bildungen mit -(at)or sind die schon in Kap. 3.2.6.1 erwähnten morphologischen Abweichungen zwischen Verb und Substantiv, wenn beide als Motivationsbasis auftreten können. Dies führt in einzelnen Fällen dazu, daß das Substantiv als morphologisch bessere Motivationsbasis angesehen werden muß, auch wenn ein Verb auf -ieren existiert; z.T. ist auch nur (noch) ein Substantiv vorhanden (vgl. Aggressor – Aggression, aggrediren [Sp] gegenüber Aggression [WDG, DW]). Bei den Bildungen der Gruppe 2b gibt es keinen Suffixwechsel (vgl. z.B. Experimentator: experimentieren – Experiment). Nur von Substantiven motiviert sind im ganzen Korpus in Gruppe 2a 27 Bildungen. Motivation durch ein Adjektiv tritt nur bei den ursprünglichen Komparativformen Tenuiores (Pl. Sp) und Honoratioren/Honoratiores (Ca) auf.195 Von einer freien Substantivbasis ohne motivierendes Verb auf -ieren im Gesamtkorpus sind nur zehn Bildungen motiviert: Ambassator (He)/Ambassadior (Gryph)/Ambassador (Sp, Sa), Castellor (Maa), Centuriatores (Pl. Sp), Conuentor (Ro), Epitomator (Ca, DW*), Juror (DW), Kargador (DW), Senator (Ro, Sp, Ca, Sa, Wei, WDG, DW), Stukkator (DW), Surveyor (DW).196 Verben als freie Basis sind nur taxen (neben taxieren, WDG/DW) zu Taxator („(Wirtsch.) als Schätzer tätiger Sachverständiger“, DW) sowie triumphen neben triumphieren zu Triumphator (Sa). Passivische Bedeutung zu einem Verb 195 Tenuiores „die Geringere[n]“ zu tenuis „gering, schlecht, arm, klein“ (Sp). Zu Honoratioren/ Honoratiores hat Campe dagegen in erster Linie das Verb honoriren, allerdings mit passivischer Funktion als Motivationsbasis: „die Vornehmern, Leute aus den höheren Ständen; die Geehrten“ zu honoriren „ehren“ und honorable u.a. „ehrenhaft“. Mlat. honoratiores ‘die Angesehenen’ ist ein Komparativ zu mlat. honoratus ‘geehrt’ (vgl. Kluge-Seebold 1995:382). 196 Ambassator „gesandter“ zu Ambassade „ein botschafft / vn derselbigen befelch“ (He), Ambassador „ein Abgesandter / Botschaffter“ bzw. Ambassade „eine Gesandschafft“ (Sp); Castellor = Castellanus „Burgvogt“; Centuriatores „werden diejenigen Gelehrten von Magdeburg, welche die Historischen centurias geschrieben, genennet“; Conuentor „Verrichter / vertrager / vereiningsmann. Item ein ampt auff den Hohenschuolen / in Collegijs / die alle ding anordnen / vereinigen oder verrichten. Also mag ein jeder Obrister einer versamlung genent werden“ zu Conuent u.a. „zamkommung“ bzw. Conuention „vertrag / verrichtung / vereinigung / vbereinkomung / vergleichung“; Epitomator „Verfasser einer Epitome [= Auszug aus einem umfangreichen Schriftwerk]“; Juror „Mitglied einer Jury“, Kargador „Begleiter einer Schiffsladung“ zu Kargo „Fracht von Schiffen und Flugzeugen“; Senator ‘Mitglied eines Senats’; Stukkator „Künstler, der Plastiken aus Stuck herstellt“; Surveyor „(Wirtsch.) Sachverständiger u. Gutachter im Warenhandel“ zu Survey „Gutachten eines Sachverständigen im Warenhandel“. 150 hat neben Honoratior (Ca) nur Delegator (Sp) sowie Debitor (Ca, DW).197 Die frühen Bildungen auf -(at)or, die verstärkt lateinische Pluralformen aufweisen, sind überwiegend motiviert. Daraus läßt sich ablesen, daß formale NichtIntegriertheit kein prinzipielles Hindernis für Motiviertheit im Deutschen zu sein braucht. Wie bei den Bildungen auf -ant/-ent ist bei den neuen Bildungen der Gegenwartssprache das Bildungsmuster Nomen agentis zu einem Verb auf -ieren vorherrschend. Von den 151 Bildungen der Gegenwartssprache sind 45 vorher im Material nicht vertreten; davon sind aber nur 12 als Fremdwortbildungen ausgewiesen. Alle Fremdwortbildungen sind hingegen ausschließlich Nomina agentis zu einem Verb auf -ieren (Kodifikator [DW] ist morphologisch aber besser durch Kodifikation als durch kodifizieren motiviert). Neun davon enden auf -ator. Von den 30 entlehnten Bildungen sind 22 motiviert, davon 14 durch ein Verb auf -ieren (morphologisch besser durch Substantive: Akquisitor [DW], Invasor [WDG, DW]). Nomina agentis zu einem Verb sind also vor allem bei den im Deutschen entstandenen Bildungen zu finden. Explizite semantische Zusatzmarkierungen sind bei allen Bildungen zu einem Verb nicht festzustellen.198 Wie bei -ant/-ent gehören viele dieser Wörter aber dem Fachund/oder Bildungswortschatz an und sind z.T. auch schon früher übernommen bzw. gebildet.199 Im Korpus kommen insgesamt 103 unmotivierte Bildungen auf -(at)or vor, ein höherer Anteil als bei dem zahlenmäßig vergleichbaren Suffix -ant/-ent. 68 Bildungen sind idiomatisch (davon 45 demotiviert) und 47 formal isoliert. Von allen unmotivierten Bildungen ist über die Hälfte (64) während des gesamten Untersuchungszeitraums unmotiviert, ebenfalls ein höherer Anteil als bei -ant/ -ent (davon sind aber 43 Einzelbelege). Von diesen ist wiederum etwa die eine Hälfte (31) durchgehend formal isoliert, die andere Hälfte (31) durchgehend idiomatisch. Durchgehend formal isoliert, ohne andere Suffixbildungen zu motivieren, sind 13 Bildungen: Confidejussor (Sp), Corregidor (Sp), Excusator (Satt), Expromissor (Ca), Matador (Ca, Wei, WDG, DW), Picador/Pikador (DW), Praecentor/Präzentor (Sp, DW), Praedecessor/Prädezessor* (Sp, Ca; DW), Praemostrator (Ca), Proveditor (Sp), Scalptor (Sp), Superator (Sp), 197 Delegator „ein Abgeordneter, deme etwas zu verrichten aufgetragen wird“ zu delegiren „absenden, abordnen, einem eine Sache auftragen“ bzw. Delegation „[...] Absendung“; Debitor „Schuldner, der Waren von einem Lieferer auf Kredit bezogen hat“ zu debitieren „eine Person oder ein Konto belasten“, daneben Debet „Sollseite eines Kontos“ (DW; WDG hat nur das Substantiv). 198 Die 12 Fremdwortbildungen mit Verb auf -ieren sind Expeditor, Exzerptor, Inszenator, Investor, Kodifikator, Kolonisator, Koordinator, Organisator, Popularisator, Propagator, Präsentator, Reorganisator; entlehnt mit entsprechendem Verb sind Akquisitor, Illuminator, Illustrator, Imitator, Initiator, Inspirator, Intarsiator, Interpolator, Invasor, Konspirator, Manipulator, Navigator, Rationalisator, Repetitor. 199 Kehrein (1876) belegt von den oben genannten Nomina agentis fünf Fremdwortbildungen (Expeditor, Kodifikator, Organisator, Propagator, Reorganisator) und acht Entlehnungen (Illuminator, Illustrator, Imitator, Intarsiator, Interpolator, Konspirator, Navigator, Repetitor). 151 Vastatores (Pl. Ro).200 Zwei ursprünglich motivierte Bildungen werden später formal isoliert, nämlich Diuulgator (Ro) und Sponsor (Sp).201 Umgekehrt werden die formal isolierten Bildungen Adiutor (Ro), Arbitrator (Satt), Correpetitor (Ca), Defensor (Satt), Legislator (Sp), Promotor (Satt), Prosector/Prosektor (Ca; Sa) und Tutor (Satt, Sp, Ca) später motiviert.202 Idiomatisierung motivierter Bildungen begegnet bei insgesamt 13 Bildungen, von denen noch neun in der Gegenwartssprache vorhanden sind: Doktor (WDG, DW), Imperator* (WDG, DW), Lokator* (DW), Operator (WDG, DW), Petitor (DW), Prokurator (WDG, DW), Provisor (DW), Regulator* (DW), Sollizitator* (DW).203 De-Idiomatisie200 Confidejussor „heist in Rechten ein Mitbürge, der zugleich mit einem andern etwas verspricht“; Corregidor „heist in Portugal ein Stadtrichter, welcher mit aufgerichtetem Stabe zum Zeichen seiner Jurisdiction, auf der Gassen gehet“; Excusator wohl ‘Verteidiger’; Expromissor „der etwas (statt eines Andern) für sich selbst oder in seinem eigenen Namen zusagt“; Matador „bedeutet ursprünglich einen Todtschläger“ (in Spanien), „auch uneigentlich von Menschen, die in ihrem Kreise durch Reichthum, Macht, Ansehen oder Verdienste hervorstechen“ (Ca), „1. Stierkämpfer, der dem Stier den Todesstoß versetzt. 2. wichtigster Mann, Hauptperson“ (DW); Picador/Pikador „Reiter, der beim Stierkampf den Stier durch Lanzenstiche in den Nacken reizt“; Praecentor „ein Vorsinger“ (Sp), „Vorsänger in Kirchenchören“ (DW); Praedecessor „Vorfahr, der vor jemand einem Amt oder anderer Verrichtung vorgestanden“ (Sp), „Amtsvorgänger“ (DW); Praemostrator „der Vorzeiger, bei Leibesübungen, der Vorspringer, Vorschwimmer“; Proveditor „dieser Name wird zu Venedig verschiedenen so Kriegs- als Landes-Bedienten gegeben […]“; Scalptor „ein Graber, Steinschneider“; Superator „ein Überwinder“; Vastatores „Bawren vnnd sonst gemeyn Volck / die man im Krieg zun Schantzengräbern braucht“. 201 Diuulgator „Außbreyter / gmeinmacher / außschreyer oder berüffer“ motiviert durch diuulgirn „Gemein machen / vunder das gemein volck außbreyten / außrüffen / kundtpar machen“, Diuulgation; heute Divulgator „(bildungsspr. selten) jmd., der bestimmte Ideen verbreitet, Propagandist“ (DW) ohne verwandtes Wort. – Sponsor „der einem seine Tochter zur Ehe verheist; ein Bürge, der Caution stellt, oder gut vor einem saget“ bei Sperander ist motiviert durch spondiren, Sponsio; heute „Gönner, Förderer, Geldgeber“ nur zu sponsern als Neuentlehnung aus dem Englischen (auch Sponsor wird im DW als Neuentlehnung aus dem Englischen betrachtet). 202 Adiutor „Gehilff / helffer / beystender“ bei Roth taucht im DW auf als Adjutor „Helfer, Gehilfe“ mit dem motivierenden Wort Adjutum „(Bei)Hilfe“; beide werden heute aber als veraltet bezeichnet. (Frisch hat nur Adjutant mit gleicher Basis.) – Arbitratores bei Sattler „Vertragsleuth / gütliche Underhändler“, Arbitrator „(veraltet) Schiedsrichter“ im DW motiviert durch arbitrieren „Schiedsrichter sein“, das allerdings als schweizerisch ausgewiesen ist. – Correpetitor „bei den Schaubühnen und auf den Hochschulen, einer der wiederholen läßt“ ohne verwandtes Wort bei Campe, heute Korrepetitor „Musiker, der korrepetiert“ (DW). – Defensor ohne verwandtes Wort bei Sattler gegenüber Defensor „der Vertheidiger, Anwalt, Sachwalter oder Sachführer“ zu defendiren, Defension bei Campe. – Legislator „ein Gesetzgeber“ bei Sperander ohne verwandtes Wort gegenüber Legislator mit gleicher Bedeutung bei Campe zu Legislation. – Promotores bei Sattler ohne verwandtes Wort gegenüber Promotor bei Sperander „ein Gönner, Beförderer, der das Recht hat, einem zu einem Amt zu befördern“ zu promovieren, Promotion; heute im DW Promotor mit der Bedeutung „(bildungsspr.) jmds. Manager, Förderer“ und „(österr.) Professor, der die formelle Verleihung der Doktorwürde vornimmt“ ebenfalls zu promovieren, Promotion. (Promotion ist nach Kluge-Seebold allerdings im 17. Jh. entlehnt.) Neu in der Gegenwartssprache ist Promoter aus dem Englischen mit anderer Bedeutung, nämlich ‘Organisator von Wettkämpfen, Konzerten o.ä.‘ (vgl. DW). – Prosector bei Campe „derjenige, welcher das Geschäft des Zergliederns, unter Aufsicht des Zergliederungslehrers verrichtet“ und Prosektor bei Sanders „in anatomischen Anstalten der die Leichen für das weitre zergliedernde Studium vorbereitende Gehilfe des Professors“ ohne verwandtes Wort, heute im DW zu Prosektur („(Med.) pathologisch-anatomische Abteilung (eines Krankenhauses)“ in der Bedeutung „Leiter einer Prosektur“, sonst „Arzt, der Sektionen durchführt“. – Tutor anfangs nur zu Tutorium (Sp, Ca), jetzt auch zu Tutand (DW). 152 203 Hier wird deutlich, daß Idiomatisierung bei Nomina agentis in den meisten Fällen eine Spezialisierung der Personenbezeichnung bedeutet; gleichzeitig können die Motivationsbasen natürlich aber auch ihre Bedeutung verändern. Zur Illustration dieses Sachverhalts werden die ursprünglichen Bedeutungen angeführt: Doctor ist motiviert durch dociren bei Roth, Gryphius, Stieler 1691, Sperander und Frisch („Lehrer / underweyser. Jtem ein ehr Tittel in den faculteten. Ein Doctor / das ist ein Hochgelerter vnn in den Künsten wolerfarner mann / Es sey in der Theologey / Medicin oder Jure“ [Ro] zu docirn „Lehren / zeygen / weysen / underweysen“ und Doctrin „Lehr / vndterweysung“; „dem Wort-Verstand nach heist es ein Lehrer; sonsten ist es ein Ehren-Nahme, oder der höchste Grad der Ehren, den man in den drey vornehmsten Wissenschaften Theologie, Jurisprudenz, und Medicin erhalten kan“ [Sp]). Bei Sperander scheint der nicht mehr direkt durch dociren motivierte Titel zumindest schon die Hauptbedeutung zu sein; dies zeigt wiederum die Schwierigkeiten einer Abgrenzung etymologischer Bedeutungen. Heute hat Doktor die Bedeutungen „höchster akademischer Grad“ bzw. „Träger eines Doktortitels“ und „(ugs.) Arzt“ (DW). – Imperator ist bei Roth in einer Bedeutung motiviert durch imperirn oder Imperium („Ein gwalthaber zu gebieten. Jtem ein Obrister gwalt trager vnnd Fürst der Römer / so man jetzundt den Keyser nennet. Jtem Imperatores, Hauptleut / Heerfürer vnnd der gleichen“) zu imperirn „schaffen /gebieten“, Imperium „Herrschaft / die Oberhand / das Reich“). Im DW und im WDG ist nur noch die historische Bezeichnung als Titel vorhanden, die nicht mehr in direkte Beziehung zu Imperium zu setzen ist. – Locator bei Sperander und Campe ist motiviert durch lociren (Sp: „gegen Zins leihen / verdingen / austhun, verpachten“) bzw. Locatio(n) („der etwas zu machen verdinget, ausleihet, vermiethet, verpachtet“ [Sp], dagegen passivisch „der Miethsmann oder Miether, der Zinsmann, der Pachter“ [Ca]); das Wort ist heute nur noch historisch (‘Siedlungsgründer im Mittelalter’) bzw. in der Bedeutung ‘Verpächter, Vermieter’ veraltet (vgl. DW). Lokation hat die Bedeutung „moderne Wohnsiedlung“ bzw. „Bohrstelle“ (vgl. Lokatar Kap. 3.2.4.3). – Operator („eigentlich ein Thäter, Arbeiter, Handwercker, sonsten aber bedeutet es einen WundArtzt, Staar-Stecher, Bruch-und Stein-Schneider“) bei Sperander ist motiviert durch operiren („arbeiten, würcken, geschäftig seyn, thun“) bzw. Operation („die Würckung, ein Werck, Kraft. In der WundArtzney ist es die Cur, oder die Arbeit und Handgriffe des Chirurgi […]“). Im DW ist die Bedeutung spezialisiert auf die Berufsbezeichnung „Fachkraft für die selbständige Bedienung von elektronischen Datenverarbeitungsanlagen“ und semantisch nicht vollständig von operieren/Operation herzuleiten (operieren hat neben der medizinischen Bedeutung eine militärische und eine bildungssprachliche Bedeutung „a) in einer bestimmten Weise handeln, vorgehen […]; b) mit etw. umgehen, arbeiten“ [z.B. mit Begriffen]). – Petitor (Satt) ist im 17. Jh. durch Petition ‘Bittschrift, Gesuch’ motiviert, das laut Kluge-Seebold (1995:623) schon im 14. Jh. entlehnt ist. Heute hat Petitor im DW die Bedeutungen „(bildungsspr. veraltet) Bewerber [um ein Amt]“ und „(Rechtsspr.) Privatkläger“; Petition bedeutet „Gesuch, Eingabe an eine offizielle Stelle“. – Procurator ist motiviert durch procuriren/Procuration bei Roth, Sattler, Campe und Adelung („Schaffer / verweser / amptmann / Redner / verwalter in frembden Dingen / Fürsprecher / Werber“ [Ro], „der Geschäftsverwalter oder Geschäftsverweser, der Sachwalter“ [Ca]), heute ist das Wort im DW nur noch in der historischen Bedeutung „Statthalter einer Provinz“ durch Prokuration motiviert, nicht in der aktuellen „Vermögensverwalter einer Klosters“; das Verb existiert nicht mehr. – Provisor (Maa, Ro, St 1695, Sp) ist in verschiedenen Bedeutungen motiviert durch Provision ‘Versorgung; Vorrat an Lebensmitteln, Geld, Waren’ bzw. durch das Verb providirn/provedirn ‘versehen, versorgen; verwalten’. Bei Roth bedeutet es „Verseher / fürsorger / Jtem ein vertretter / verweser / der an eines andern statt etwas verricht, als ein Junckmeyster der dem schuolmeyster hilfft / oder an seiner statt die Lehrnung verricht“, bei Sperander ist die Bedeutung schon spezialisiert: „der, so eine Officin mit aller Nothdurft versehet. […] In einer Apothecken ist es ein erfahrner Gesell, dem die Aufsicht über die Apothecke und alle, so dazu gehören, anvertrauet ist, und der dem Herrn derselben Rechnung thut“. Heute ist ein Provisor „(österr.) Geistlicher, der vertretungsweise eine Pfarre o.ä. betreut“, „approbierter in einer Apotheke angestellter Apotheker“, „(veraltet) Verwalter, Verweser“; das Verb existiert nicht mehr und Provision bedeutet ‘Vergütung in Form einer Umsatzbeteiligung’ sowie in der katholischen Kirche die Verleihung eines Kirchenamtes (vgl. DW). – Regulator ist bei Sanders motiviert durch regulieren („Einer, der […] Etwas in seinem gange regelt“); im DW ist das Wort nur in einer spezialisierten historischen Bedeutung belegt („Angehöriger einer 1767 gegründeten revolutionären Gruppe von Farmern in den amerikanischen Südstaaten“ bzw. „im 19. Jh. im Kampf gegen Viehräuber zur Selbsthilfe greifender amerikanischer Farmer“). – Sol(l)icitator ist als motiviert belegt bei Roth, Stieler 1695 und Sperander („Anhalter / bitter / werber / ernstlicher vermaner / tringer /zwinger / etc.“ [Ro], „eigendlich ein Anhalter / Erinnerer: Hernach jederman / dem eine Sache auszurichten befohlen ist. Von Sollicitiren / anhalten / erinneren / nachfragen“ [St 1695], „Anwald, Anhalter, der um etwas ansuchet“ [Sp]); im DW hat Sollizitator die Bedeutung „(österr. veraltet) Gehilfe eines Rechtsanwalts“ gegenüber sollizitieren „nachsuchen, betreiben“. 153 rung findet sich bei zwei Bildungen: Moderator (Sp), Stuckator (Sp).204 Der diachronische Vergleich aller Bildungen der Gruppe 3 ergibt ein leichtes Übergewicht für idiomatische gegenüber formal isolierten Bildungen. In den Perioden 1550–1650 sowie 1750–1820 sind die formal isolierten jedoch in der Mehrzahl. Dabei ist in Gruppe 3b der Anteil an den Gruppen 3b1 und 3b2 durchgehend relativ ausgewogen, der Anteil demotivierter bzw. stärker idiomatischer Bildungen in Gruppe 3a schwankt jedoch im Laufe der Zeit. Heute gibt es ein leichtes Übergewicht für stärker idiomatische Bildungen (Gruppe 3a2). 3.2.6.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz Als dominierendes Sachgebiet bei den Bildungen auf -(at)or ist wie bei den Bildungen auf -ant/-ent, -ar und -at die Rechts- und Wirtschaftsterminologie anzusehen, wobei die Wirtschaftsterminologie in der Gegenwartssprache überwiegt. Von den 151 gegenwartssprachlichen Bildungen werden 32 in den Quellen als fachsprachlich bezeichnet. Motiviert sind davon 28 Bildungen. Zur Rechtssprache gehören fünf Bildungen, z.B. Prosekutor („öffentlicher Ankläger“, DW), zur Wirtschaftssprache neun Bildungen, z.B. Debitor (WDG, DW). Als weiteres häufiger vorkommendes Sachgebiet ist auch hier die Kirchensprache vertreten mit fünf Bildungen, z.B. Prior (DW). Keine dieser Bildungen ist veraltet bzw. historisch. In allen Bedeutungen veraltet/historisch sind dagegen 21 Bildungen; davon sind 11 motiviert. Als bildungssprachlich werden 18 Bildungen bezeichnet (davon sind 15 motiviert). Zum Regionalwortschatz gehören sechs spezifisch österreichische Bildungen (vier motiviert, z.B. Instruktor (DW; Form von Instrukteur), schweizerisch sind drei Bildungen (zwei motiviert, z.B. Donator (DW: „Geber, Spender, Stifter“). Vier Bildungen sind als englische Zitatwörter anzusehen, nämlich Chancellor, Solicitor, Supervisor und Surveyor (alle DW); dazu kommen Picador/Pikador (DW) und Toreador (WDG, DW) als spanische Bezeichnungen.205 Der Anteil der Bildungen, die nicht dem Gemeinwortschatz angehören oder veraltet/historisch sind, ist mit ca. der Hälfte der gegenwartssprachlichen Bildungen recht hoch; bei den motivierten Bildungen beträgt er ebenfalls die Hälfte. 204 Moderator hat bei Sperander die Bedeutung „ein Regierer, Vorsteher, Meister, Verwalter, Ordner“ gegenüber moderiren „mäßigen, lindern, an sich halten“; heute hat Moderator vor allem die neue Bedeutung „(Rundf., Ferns.) jmd., der eine Sendung moderiert“ neben „(ev. Kirche) Vorsteher eines Moderamens“. Stuckator bedeutet bei Sperander „ein Gipser“, Stuccador-Arbeit dagegen eine Mosaik-Arbeit; im DW hat Stukkator die Bedeutung „Künstler, der Plastiken aus Stuck herstellt“. 205 Supervisor „(Wirtsch.) Person, die innerhalb eines Betriebs Aufseher- und Kontrollfunktionen wahrnimmt“ zu Supervision; Surveyor zu Survey (s. Kap. 3.2.6.3); Chancellor „engl. Bez. für Kanzler“ und Solicitor „(in Großbritannien) Rechtsanwalt, der (im Unterschied zum Barrister) nicht vor höheren Gerichten auftritt“ sind nicht motiviert. Zu Picador/Pikador s. Kap. 3.2.6.3; Toreador „berittener Stierkämpfer“ (DW); beide ebenfalls unmotiviert. 154 Bei Campe und Adelung sind insgesamt 107 Personenbezeichnungen auf -(at)or belegt. Davon sind 32 Bildungen in den gegenwartssprachlichen Quellen nicht mehr vorhanden; von diesen waren sieben nicht motiviert (Contradictor, Expromissor, Inferior, Minor, Nomenclator, Praemostrator, Polyhistor [alle bei Campe]206). Bei fünf der verschwundenen Bildungen ist heute auch die Motivationsbasis verschwunden oder hat eine andere Bedeutung. Veraltet/ historisch sind heute zehn Bildungen (davon drei nicht motiviert: Collaborator, Praeceptor, Praedecessor [alle Ca]207). Auch hier ist der überwiegende Teil der verschwundenen/veralteten Bildungen nicht als explizit fachsprachlich zu bewerten, obwohl einige Wörter darunter sind, die der Rechtssprache angehören: Contradictor, Fideijussor, Legator, Legislator, Possessor, Sequestrator.208 Insgesamt ist von den 73 motivierten Bildungen knapp die Hälfte verschwunden/ veraltet, von den nicht-motivierten 37 Bildungen gut ein Viertel. Nur 25 der 151 belegten Bildungen der Gegenwartssprache sind im Deutschen entstanden, davon sind drei unmotiviert (Junior, Kollaborator* und Lokator*)209. Die meisten davon sind genuin im Deutschen entstandene Fremdwortbildungen. 24 der Fremdwortbildungen sind Nomina agentis zu Verben auf -ieren. Hybridbildungen auf -(at)or gibt es im Material keine. Die Spendersprache der entlehnten Bildungen der Gegenwartssprache ist hauptsächlich das Lateinische (95 Bildungen). Aus dem Französischen kommen nur Kargador und Manipulator. Einige Bildungen der Gegenwartssprache kommen aus dem Englischen (neben Chancellor, Solicitor, Sponsor, Supervisor, Surveyor mit englischer Aussprache auch Agitator210, Interzerptor211, Juror, Operator, Prospektor212, Tutor). Daneben gibt es Bildungen aus dem Italienischen (Debitor, Improvisator, Intarsiator, Kreditor, Stukkator, Te206 Contradictor „in der Rechtssprache, ein für die Vermögensmasse des Schuldners bei der Zusammenkunft der Gläubiger […] obrigkeitlich angestellter Anwalt“ gegenüber contradiciren „widersprechen“, Contradiction; Expromissor „der etwas (statt eines Andern) für sich selbst oder in seinem Namen zusagt“, ohne verwandtes Wort; Inferior nur zu Inferiorität; Minor nur zu Minus, Minimum; Nomenclator „der Namenkundige, Namenswisser oder Namenkenner“ gegenüber Nomenclatur „Namensverzeichniß“; Praemostrator s. Kap. 3.2.6.3; Polyhistor nur zu Polyhistorie. 207 Collaborator „Mitarbeiter“; Praeceptor „der Lehrer oder Schulmeister“ nur zu praeceptoriren; Praedecessor „der Vorgänger oder Vorweser“. 208 Contradictor s.o.; Fideijussor „der Bürge“; Legator „der Vermacher, bestimmter der Erbvermacher“; Legislator „der Gesetzgeber“; Possessor (bona fidei, mala fidei) „der Besitzer“; Sequestrator „Derjenige, der etwas in Beschlag Genommenes verwaltet, […] auf höhern Befehl etwas in Beschlag nimmt“. Als rechtssprachlich müssen m.E. auch einige Bildungen bewertet werden, die Campe nicht explizit als solche nennt. Dies führt natürlich auch zu Zweifelsfällen wie z.B. A(r)rendator „der Pächter“, Locator „der Vermieter oder Mietherr, der Verpachter“ (vgl. Kap. 3.2.3.4). 209 Junior im Material von Anfang an unmotiviert; Kollaborator „(veraltet) Hilfslehrer, -geistlicher“ gegenüber kollaborieren „zusammenarbeiten“ (DW; bei Campe kein verwandtes Wort, vgl. oben); Lokator heute unmotiviert (vgl. Kap. 3.2.6.3). 210 Agitator wird als neuere Entlehnung aus dem Englischen (19. Jh.) im DFWB und im DW angeführt; mit etwas anderer Bedeutung existiert es im Material schon bei Roth („hin vnd wider treiber / beweger“). 211 „(Milit.) Abfangjäger“ (DW). 212 „(Fachspr., bes. Bergw.) jmd., der prospektiert“ (DW). 155 nor) und einige aus dem Spanischen (Major, Matador, Picador/Pikador, Toreador). Vor 1550 sind nach den Angaben des DFWB 15 gegenwartssprachliche Bildungen (Autor, Doktor, Lektor, Pastor, Prior, Präzeptor*213, Provisor, Quästor, Rektor, Rhetor, Senator, Tenor, Testator, Visitator und Zensor) belegt214, ein verhältnismäßig höherer Anteil als bei -ant/-ent. 3.2.6.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich Nach -ist und -ant/-ent ist -(at)or ein weiteres frequentes Fremdsuffix für Personenbezeichnungen mit insgesamt (jedoch nicht gegenwartssprachlich) einer höheren Anzahl von Bildungen als bei -ant/-ent. Allerdings sind in der Gegenwartssprache ungefähr so viele Bildungen wie im Zeitabschnitt 1650–1750 zu finden. Auch ist das Suffix im Deutschen allgemein weniger produktiv, wenn man den Anteil der Fremdwortbildungen an der Gesamtzahl der gegenwartssprachlichen Bildungen betrachtet (25 von 151). In den neueren Perioden scheint sich die Produktivität etwas zu erhöhen. Wie bei -ant/-ent ist insgesamt knapp ein Achtel der heutigen Lexeme als veraltet/historisch zu betrachten. Die Motiviertheit der Bildungen ist recht hoch; mit Ausnahme des Abschnitts 1820–1910 sind etwa zwei Drittel der Bildungen motiviert. Wie bei -ant/-ent handelt es sich meist um Nomina agentis zu Verben auf -ieren (Motivationsgruppe 2). Die neuen Fremdwortbildungen im Material sind fast ausschließlich nach diesem Muster gebildet; bei den entlehnten Bildungen gibt es hingegen auch einige Bildungen zu Substantiven. -(at)or verbindet sich generell äußerst selten mit freien Basen, und Hybridbildungen waren im gesamten Material nicht nachzuweisen. Es ist also ein Fremdsuffix, welches seine Basen ausschließlich auf den Fremdwortschatz beschränkt. Daran ändert auch die relativ hohe Frequenz des Suffixes nichts. Bei den gegenwartssprachlichen Bildungen beträgt der Anteil fach- und bildungssprachlicher Wörter ca. ein Drittel. Dabei überwiegt die Fach- vor der Bildungssprache und hier die Wirtschaftsterminologie vor Rechtssprache und Kirchensprache. Der Anteil des Regionalwortschatzes ist wie bei den anderen untersuchten Suffixen geringer. Bei den wenigen Zitatwörtern fallen neben einigen spanischen Wörtern die Bildungen aus dem englischen Kulturkreis auf. Insgesamt ist aber die Hälfte aller Wörter nicht-gemeinsprachlich bzw. veraltet/historisch. Über die Hälfte aller 103 im Material unmotivierten Bildungen ist durchgehend im Material unmotiviert, davon ist wiederum die Hälfte durchgehend formal isoliert. Nur 13 Bildungen werden dagegen im Laufe der Zeit idiomatisiert; davon sind die meisten heute noch vorhanden. Nur zwei motivierte Bildungen werden später formal isoliert. Auch hier ist De-Idiomatisierung und Motivierung formal isolierter Bildungen eher selten (zwei bzw. acht Bildun213 „Hauslehrer“ (DW). Dazu kommen noch acht Bildungen (Elektor, Epitomator, Glossator, Illuminator, Konspirator, Prosekutor, Rubrikator, Skrutator), die im DFWB fehlen und im DW als „mittellateinisch“ ausgewiesen sind. 214 156 gen). Insgesamt gibt es absolut und auch im diachronischen Vergleich mehr idiomatische (mit einem leichten Übergewicht an demotivierten) als formal isolierte Bildungen; heute überwiegen jedoch bei den idiomatischen die stärker idiomatischen Bildungen. Von den bei Campe und Adelung belegten Bildungen ist knapp ein Drittel heute nicht mehr belegt und ein Zehntel veraltet/historisch; davon waren wie bei den anderen besprochenen Suffixen die meisten motiviert sowie nicht explizit fachsprachlich. -(at)or ist damit ein relativ frequentes Fremdsuffix bei Personenbezeichnungen mit einem konstanten Übergewicht an motivierten Bildungen. Gleichzeitig ist der Anteil durchgehend formal isolierter Bildungen gemessen an der Frequenz des Suffixes hoch, und die Produktivität im Deutschen allgemein geringer als bei den anderen frequenten Suffixen. 3.2.7. Personenbezeichnungen mit -ist 3.2.7.1. Funktion des Suffixes in Geschichte und Gegenwart Das Suffix -ist geht auf das griechische Suffix -ist-es (ursprünglich -t-es zu Grundlagen auf -is/iz-, Kluge-Seebold 1995:407) zurück, welches als -ist-a ins Lateinische übernommen wurde (Wahlgren 1976:22, 216). Im Griechischen werden damit in der Regel Nomina agentis zu Verben gebildet, z.B. bapt-is-t-és ‘Täufer’ zu bapt-íz-o ‘ich taufe’. Ähnlich gibt es im Griechischen Bildungen auf -mós als Nomina actionis zu Verben auf -ízein, woraus die lateinische Endung -ism-us entstand (Dornseiff 1919/1948 [1964:319], Werner 1980:491). Eine andere Variante sind die Bildungen auf -ast bzw. -asmus (heute im Deutschen nicht produktiv). Im Lateinischen tritt -ista dann verstärkt an Substantive, vgl. iurista zu ius, iuris (Wahlgren 1976:22). Im Mittelalter und der Reformationszeit diente -ist im Lateinischen und damit dann auch im Deutschen oft zur Bezeichnung von Vertretern philosophischer Schulen und weltanschaulicher Richtungen, z.T. auch pejorativ (Nominalisten, Albertisten, Scotisten; Papisten), zu denen im Deutschen in der Regel keine Abstrakta auf -ismus vorhanden waren (nicht Papismus, sondern Papisterei, vgl. Werner 1980:494).215 Heute erscheint das Suffix normalerweise in denominalen Personenbezeichnungen (Fleischer/Barz 1992:191). Dabei gibt es oft eine Entsprechung zu den Substantiven auf -ismus: Terrorist – Terrorismus. In diesem Beispiel läßt sich auch eine Beziehung zum Ausgangswort der -ismus-Bildung herstellen; oft handelt es sich aber um reine Konfixbildungen (Baptist – Baptismus). Das Konfix stellt zwar die formale Basis dar, motiviert aber nicht semantisch (vgl. Kap. 2.2.1.2, Kap. 2.2.2.2.1). Allerdings entspricht nicht jeder -ismus-Bildung eine Personenbezeichnung auf -ist (vgl. Dogmatismus – Dogmatiker, Patriotismus – Patriot; Fleischer/Barz ebd.). Auch gibt es viele Personenbezeichnun215 Bei Luther ist sogar eine pejorative Hybridbildung wie Eselist belegt (vgl. Erben 1964:91; Henzen 1965:168, 276). Dies ist nach Erben allerdings eine Kürzung aus Eseljurist. 157 gen ohne korrelative Bildungen auf -ismus; Fleischer/Barz nennen hier als Beispiele Kontorist, Humorist, Prokurist. Eine weitere Korrelation sind die Adjektive auf -istisch, die sich sowohl auf die Personenbezeichnung als auch (öfter) auf das Abstraktum beziehen können. Daneben nennen Fleischer/Barz als nominale Basen Musikinstrumente (Cellist, Pianist, Violinist). Seltener sind verbale Basen (Komponist, Publizist). In der Literatur zur Wortbildung wird dem im Deutschen sehr produktiven -ismus-Suffix mehr Aufmerksamkeit geschenkt als -ist (vgl. z.B. Dornseiff 1919/1948, Wellmann 1969b, Werner 1980).216 Nur in der Deutschen Wortbildung (Wellmann 1975a) wird die gegenwartssprachliche Verwendung des Suffixes ausführlicher behandelt (Wellmann vernachlässigt allerdings die Konfixbildungen). Erwähnenswert ist noch der Aufsatz von Para∑kevov (1976) über das Suffix -ist im Deutschen und Bulgarischen.217 Der allergrößte Teil der heutigen Bildungen auf -ist hat nach Wellmann substantivische Basen. Dabei klammert er die Konfixbildungen auf -ist aus, die er in erster Linie zu Adjektiven auf -istisch in Beziehung setzt (vgl. Kap. 2.2.2.2.1). Bei Wellmann sind dies ca. 70 Bildungen, die als „Komplemente des Ableitungsparadigmas“ beschrieben werden (‘jemand, der -istisch ist oder handelt’, Wellmann 1975a:82, 333). Darunter fallen auch Bildungen wie Atheist, Bolschewist, Faschist, Kommunist, die m.E. eher den Anhänger bzw. Vertreter eines -ismus bezeichnen. Dagegen werden 89 verbleibende Bildungen analysiert. Den weitaus größten Anteil in Wellmanns Korpus (70,8%) nehmen Bildungen mit substantivischer Basis ein, bei denen ein Verb ergänzt werden muß. Die Verben, die man nach Wellmann „als spezielle Ausdrucksvarianten einer tun-Prädikation interpretieren“ kann (ebd. 384), sind unterschiedlich; ne216 Die -ismus-Bildungen sind darüber hinaus beliebte Objekte eher kulturkritischer Artikel, zu denen man auch den Aufsatz von Dornseiff rechnen kann (vgl. dazu Wellmann 1969:113f.). Dornseiff schreibt, der -ismus habe im Deutschen „einen Bedeutungswandel nach dem Maschinellen erfahren“, was ihn zum Ausruf veranlaßt: „Darf ich die Revolution bitten, etwas gegen den -ismus zu tun?“ (Dornseiff 1919/1948 [1964:326ff.]) „Heute sind die -ismen riesige Lokomotiven, von denen das Stammwort ins Unendliche fortgerissen wird. Das rast dann auf den öffentlichen Meinungen losgelassen einher. […] Es reißt bei uns immer mehr ein, daß Menschen, Handlungen politischer, literarischer, künstlerischer Art, Bilder, Musikstücke, Bücher, Naturvorgänge als Beleg oder Ausfluß irgendeines -ismus betrachtet werden.“ – Bis zum 18. Jh. gibt es Bildungen auf -ismus fast nur in der lateinisch geschriebenen Literatur (s. im folgenden Wellmann 1969:124ff.) und sie sind nicht in Wörterbüchern erfaßt; am Ende des 18. Jh.s hat sich dagegen die Bildungsweise auch im Deutschen verbreitet, wozu die Aufklärung in England und Frankreich beiträgt. Besonders Kants Schriften sind reich an Neubildungen, Übernahmen und bereits eingebürgerten Bildungen. Im 19. Jh. sind es dann Sozialphilosophie und Gesellschaftskritik (ebenfalls zunächst aus England und Frankreich) sowie Geschichtswissenschaft und Kunstwissenschaft, die zur Verbreitung von -ismen beitragen. Auch im 20. Jh. werden sehr viele Bildungen übernommen oder neu gebildet und das Suffix ist unvermindert produktiv (Werner 1980:488). Dabei tritt es längst nicht mehr nur an griechische oder lateinische Stämme, sondern auch an Stämme anderer Sprachen wie in Bolschewismus, McCarthyismus, Tourismus, Faschismus, Dadaismus usw. Hybridbildungen zu heimischen Basen scheinen im Deutschen aber eher selten zu sein. Die Bildungen sind fast ausschließlich auf die Wissenschaftssprache (besonders Geistes- und Gesellschaftswissenschaften) und die Zeitungssprache beschränkt (siehe dazu die Darstellung in Wellmann 1975a). 217 Daneben ist der Artikel von Dressman (1985) zu -ist im Englischen zu nennen (vgl. KlugeSeebold 1995:407). 158 ben Verben wie spielen, tanzen, zeichnen (Hornist, Solist, Karikaturist) auch machen (Propagandist), schreiben (Essayist), fahren (Traktorist) und andere wie bedienen (Maschinist), üben (Revanchist), verwalten (Lagerist), verkaufen (Drogist) etc. Normalerweise steht das Objekt dabei im Akkusativ; vereinzelt gibt es auch andere Objektbeziehungen, z.B. Finalist („derj., der an einem Finale teilnimmt“), oder andere substantivische Elemente müssen ergänzt werden, z.B. Rassist („derj., der Rassenpolitik betreibt“). Z.T. gibt es konkurrierende Komposita wie Gitarrist – Gitarrenspieler, Aquarellist – Aquarellmaler. Meist dienen die Bildungen auf -ist zur allgemeinen Charakterisierung von Personen, manche sind auch speziellere Berufsbezeichnungen. In Wellmanns Korpus ist der Anteil von Berufsbezeichnungen recht hoch. Wellmann schreibt zur Produktivität: „Das Muster muß im heutigen Deutsch recht produktiv sein. Vor allem in Texten mit kultureller und politischer Thematik finden sich okkasionelle Formen.“ (Wellmann 1975a:385) Dabei scheinen heimische Basen selten vorzukommen.218 Die Frequenz des Musters sei aber sowohl in literarischen als auch in Sachtexten gering. Im Vergleich zu Campe und Adelung verzeichnet Wellmann in der Gegenwartssprache mehr motivierte Bildungen auf -ist. Schon um 1800 gab es zahlreiche Bildungen mit dem Suffix. „Viele davon stehen um 1800 aber isoliert und sind noch nicht in das System der Wortbildung integriert. Seitdem ist das Muster stark ausgebaut worden.“ (ebd.) Nur bei Campe und Adelung gibt es 12 Bildungen; bei Adelung/Campe und heute ebenfalls 12 und nur heute 51. – Zwei weitere Gruppen mit substantivischen Basen verzeichnen bei Wellmann weit geringere Anteile, nämlich solche mit der Wortbildungsbedeutung ‘Gruppenzugehörigkeit/Mitgliedschaft’ (z.B. Avantgardist) und Bildungen wie Calvinist, Marxist, die Anhänger der Lehre der im Basissubstantiv genannten Person bezeichnen. Letzere haben einen Bezug zu den Adjektiven auf -istisch und den Substantiven auf -ismus, sind aber auch auf einen Individualnamen als Basis zurückzuführen. Zur Produktivität solcher Bildungen sagt Wellmann nichts aus. Die Bezeichnungen der Gruppenzugehörigkeit sind dagegen wenig produktiv (fünf Bildungen heute gegenüber sechs bei Adelung/Campe und vier um 1800 und heute). Wellmann vermutet dennoch aufgrund von okkasionellen Bildungen wie z.B. Oberligist, daß „die Bildungsweise offen und das Muster ausbaufähig ist“ (ebd. 405). Bildungen zu Verben (z.B. Komponist) sind dagegen selten, heute allerdings häufiger als um 1800 (vier Bildungen heute gegenüber einer bei Adelung/Campe [Renommist] und zwei um 1800 und heute; der Anteil an Wellmanns Korpus beträgt 6,8%). Para∑kevov (1976) teilt die gegenwartssprachlichen Bildungen auf -ist im Deutschen und Bulgarischen nach semantischen Kriterien ein und betont die starke Produktivität des Suffixes bei Bildungen, die Personen nach ihrer weltanschaulichen Einstellung bzw. ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten 218 Als okkasionell bezeichnet Wellmann Bildungen wie Bestsellerist und Hobbyist, aber auch solche wie Garagist, Karrierist, Librettist, Putschist, Reformist, die in gegenwartssprachlichen Wörterbüchern durchaus vorhanden sind (vgl. das Korpus dieser Untersuchung). 159 Gruppierung oder Epoche bezeichnen. Oft handelt es sich dabei um Bildungen zu -ismus. „Im Prinzip werden Personenbezeichnungen zu neuen Bildungen auf -ismus mit Hilfe des Suffixes -ist geformt und ziemlich einheitlich in beide Sprachen aufgenommen.“ (Para∑kevov 1976:190) Im Bulgarischen sind Berufsbezeichnungen auf -ist dagegen häufiger als im Deutschen. Als „anfechtbare Neubildungen“ des produktiven Suffixes -ist im Deutschen werden gelernter Baumschulist und Hobbyst angeführt, bei denen „das Sprachgefühl versagt hat und die Sprachnorm verletzt wurde“ (ebd. 191). Gründe dafür werden nicht angegeben; evtl. sind formale Gründe wie heimische Basis bzw. Hiatus ausschlaggebend sowie die Tatsache, daß diese Bildungen nicht in die von Para∑kevov genannten semantischen Gruppen passen.219 Im Vergleich zu anderen Suffixen stellt das Suffix -ist im Deutschen der Gegenwart das weitaus frequenteste Fremdsuffix bei Personenbezeichnungen dar (486 Bildungen bei Muthmann und Mater); dies ist jedoch eine jüngere Erscheinung, wie im folgenden belegt wird. 3.2.7.2. Korpusbefund Im Korpus sind insgesamt 581 verschiedene Bildungen vorhanden (1208 Belege). Diese verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Quellen: Maa Ro He Satt Gryph 3 15 12 0 1 Ad Ca 50 160 Sa Wei 119 96 St 1691 St 1695 Sp Fr 14 5 66 22 WDG DW 183 462 Für die einzelnen Zeitabschnitte wurden belegt: 1550–1650: 22 Bildungen, 1650–1750: 84 Bildungen, 1750–1820: 173 Bildungen, 1820–1910: 148 Bildungen, 1910–: 465 Bildungen. Lateinische Formen auf -ista tauchen nur bei Sperander auf220; schon im vorhergehenden Zeitabschnitt sind aber ausschließlich die integrierten Formen auf -ist 219 Bei den Bezeichnungen zur „berufsmäßigen oder zeitweiligen Betätigung“ gibt es bei Para∑kevov verschiedene Untergruppen wie „Bezeichnungen für Erforscher, Kenner, Lehrer, Studenten einer Sprache, Kultur und Literatur“ (z.B. Anglist), „Bezeichnungen für Spieler bestimmter Musikinstrumente und für Sänger“ (z.B. Pianist), „Bezeichnungen für Künstler, Dichter, Schriftsteller mit Rücksicht auf ihr Spezialgebiet“ (z.B. Essayist), „Bezeichnungen für Sportler“ (z.B. Alpinist), „Bezeichnungen für Soldaten einiger Spezialtruppen“ (z.B. Artillerist) und „Bezeichnungen für Personen, die vom Normalen, Natürlichen krankhaft abweichen“ (z.B. Exhibitionist). 220 Anabaptista, Baptista, Pandurista, Soloecista, Sommista. 160 Tab. 7a: Belege geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Quelle 1 2a 2b Maa Ro He Satt Gryph 2 6 4 St 1691 St 1695 Sp Fr 9 1 24 12 2 2 18 6 Ad Ca 25 64 15 69 Sa Wei 56 37 58 139 WDG DW 3a1 3a2 3b1 3b2 1 1 2 8 6 1 2 2 13 1 2 2 1 1 1 5 1 11 1 2 7 3 6 42 37 6 6 5 5 2 2 5 8 3 1 79 226 30 65 8 15 1 4 5 5 1 8 1 7 Tab. 7b: Bildungen geordnet nach Motivationsgruppen Motivationsgruppe Zeit 1 2a 2b 3a1 3a2 3b1 3b2 1550–1650 1650–1750 1750–1820 1820–1910 1910– 8 34 68 68 141 12 21 74 54 228 1 5 8 66 14 12 10 18 4 3 3 5 3 10 8 7 2 7 6 4 8 verzeichnet. Französische Formen auf -iste gibt es bei Sperander, Frisch und Campe.221 Auffällig ist, daß im Material überhaupt keine fremden Pluralformen vorhanden sind; alle verzeichneten Pluralformen enden auf -en. Dies deutet darauf hin, daß -ist im Gegensatz zu -ant/-ent und -(at)or ein eher integriertes Suffix ist, obwohl es in den ersten Zeitabschnitten weniger frequent ist. Allerdings ist die Zahl der Hybridbildungen trotzdem nicht groß (vgl. Kap. 3.2.7.4). Aus der Untersuchung ausgeklammert wurde das Lexem Obrist, das zwar die Endung -ist aufweist, jedoch eine veraltete Form von Oberst darstellt (vgl. DW). 221 Antagoniste, Artiste, Cabaliste, Duelliste, Exorciste, Linguiste, Moraliste, Naturaliste, Nouvelliste, Panegyriste (Sp), Fibliste (Fr), Droguiste (Ca). 161 Bei 23 Belegen wurden Beziehungen zu verwandten Wörtern nicht der jeweiligen Quelle entnommen. 3.2.7.3. Wortbildungsstruktur/Motiviertheit Tab. 7a und 7b zeigen ein deutliches Übergewicht motivierter Bildungen während des gesamten Untersuchungszeitraums. Die Verteilung motivierte – unmotivierte Bildungen ist aber in den einzelnen Zeitabschnitten im Vergleich zu anderen Suffixen auffallend unterschiedlich: Die erste Periode 1550–1650 zeigt 20 motivierte und zwei unmotivierte Bildungen, die zweite Periode 1650–1750 einen weitaus höheren Anteil unmotivierter Bildungen (55/27). In der dritten und vierten Periode gibt es ungefähr ein Sechstel unmotivierter Bildungen (148/31, 130/25), während in der Gegenwartssprache das Verhältnis 435/38 beträgt, also mehr als zehnmal soviel motivierte wie unmotivierte Bildungen. Der Anteil motivierter Bildungen steigt also im Material in der Gegenwartssprache markant an. Läßt man die erste Periode mit nur wenigen Belegen außer acht, zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg motivierter Bildungen im Untersuchungsmaterial. Die extrem hohe Zahl der Bildungen in der Gegenwart ist aber vor allem durch das DW bedingt, das auch einen höheren Anteil motivierter Bildungen hat als das WDG. Insgesamt sind im Material 553 motivierte Bildungen belegt. Davon gehören 207 zu Motivationsgruppe 1 und 347 zu Motivationsgruppe 2. Im Vergleich zu den beiden anderen frequenten Suffixen -ant/-ent und -(at)or sind also viele Bildungen belegt, die von einer freien Basis motiviert werden. Der Anteil von Motivationsgruppe 2b (auch durch freie Basis motivierbar) beträgt 73 Bildungen. 19 Bildungen sind nur in einer Bedeutung motiviert, also ein geringerer Anteil als bei den anderen Suffixen. Bei den Bildungen in Motivationsgruppe 1 sind die meisten durch ein Substantiv motiviert. Es gibt in dieser Gruppe nur eine Bildung zu einem Verb, die aber auch als Substantivbildung betrachtet werden kann (Putschist zu Putsch, putschen im WDG und im DW).222 Primär von Adjektiven werden dagegen insgesamt 31 Bildungen motiviert. Direkte Träger einer Eigenschaft gibt es aber wenige (nur Civilist/Zivilist [Ca, Sa, WDG, DW], Indifferentist [Sp], Infantilist [DW], Monogamist [WDG], Loyalist [Sa], Neutralist [Sp], Polygamist [WDG, DW], Rationalist (Ca), Sensibilist [DW])223, so daß die Beziehung der Personenbezeichnung zur Basis eher locker erscheint und nicht wie in Motivations222 Dazu kommen zwei Bildungen mit Verben auf -ieren, die formal besser durch Substantive motiviert sind: Cambist – Cambio, cambiren (Ca, „der Wechsler, Wechselhändler“), Duelliste – Duell, duelliren (Sp). Sie werden nicht in Gruppe 2b eingeordnet, da klassische Nomina agentisBildungen aus Verben – im Gegensatz z.B. zu -ant/-ent – nicht charakteristisch für das Suffix -ist sind. 223 Loyalist und Neutralist sind auf den politischen Bereich beschränkt; Rationalist könnte auch als ‘rational Denkender’ paraphrasiert werden; Sensibilist wird umschrieben als „(bildungsspr. selten) jemand, der für äußere Eindrücke [sehr] empfänglich ist“, hat also eine etwas speziellere Bedeutung als ein Sensibler. Monogamist und Polygamist können auch als Träger einer Handlungsweise beschrieben werden. 162 gruppe 2 systematisiert werden kann. So ist z.B. ein Internist (DW) ‘ein Facharzt für interne Medizin’ bzw. (veraltet) ‘ein interner Schüler’ und ein Privatist (österr., DW) ‘ein Schüler, der sich privat auf eine Abschlußprüfung vorbereitet’. Das Adjektiv spezifiziert oft ein Substantiv oder wird adverbial gebraucht. Die Wortbildungsbedeutungen sind in den letzteren Fällen sehr abstrakt zu formulieren, obwohl sie sich nur auf einen relativ kleinen Kreis von Wörtern beziehen (z.B. ‘jemand, der etwas auf eine gewisse Weise tut’bei adverbialem Gebrauch); die Motivationsbedeutungen, welche diese Beziehung konkretisieren, sind dadurch sehr speziell und sind z.T. nur schwer von der Lexembedeutung zu trennen.224 Trotzdem müssen Bildungen wie Internist als motiviert angesehen werden, da es sich nicht um semantische Zusatzmarkierungen handelt.225 Auch erfaßt die Basis hier allein noch ein zentrales Merkmal der Bildung und kann in einer Motivationsbedeutung gebraucht werden, im Gegensatz zu Bildungen wie Purist zu pure (Sp).226 Bei den Wörtern mit substantivischer Basis sind mit Ausnahme der Personenbezeichnungen, die als Basis ein Musikinstrument aufweisen (insgesamt 23 Bildungen), die jeweiligen Verben sehr divergierend. Die von Wellmann aufgestellte „Tun-Prädikation“ muß mit sehr verschiedenen Verben gefüllt werden. Auffällig bei den Bildungen in Motivationsgruppe 1 sind auch von den Sachgebieten her nur die Bildungen aus dem Bereich der Musik (vgl. Kap. 3.2.7.4). Will man wie Wellmann darüber hinaus die Wortbildungsbedeutung ‘Gruppenzugehörigkeit/Mitgliedschaft’ aufstellen, so können die Bildungen Avantgardist (WDG, DW), Chorist (Ca, Sa, Wei, WDG, DW), Clubbist/Klubbist (Ca, Wei), Falangist (DW), Gardist (Sa, Wei, DW), Irredentist (DW), Liguist/Ligisten (Ca, Sa Pl.), Reservist (Wei, WDG, DW), Seminarist (Sa, Wei, WDG, DW), Trade-Unionist (DW), Unionist (WDG, DW) darunter subsumiert werden.227 Mit der Wortbildungsbedeutung ‘Anhängerschaft’ von Personennamen motiviert sind nur Fidelist, Peronist und Zapatist (DW).228 Mehr Bildungen in Gruppe 1 als in Gruppe 2 sind in den Perioden 1650– 1750 sowie 1820–1910 nachzuweisen. Daß in der Gegenwartssprache nicht 224 Privatist könnte evtl. mit der Motivationsbedeutung ‘jemand, der privat studiert’ versehen werden (vgl. Externist „externer Prüfling“ bzw. „externer Schüler“ [DW]). 225 Vgl. dagegen Loyalist bei Campe und Sanders mit semantischen Zusatzmarkierungen: „in dem Nordamerikanischen Kriege für Diejenigen […], welche der königlichen Sache ergeben blieben“ (Ca), „ein Loyaler, nam. politisch: ein ‘Gutgesinnter’, der es mit der Partei der Herrscher hält“ (Sa). 226 Purist „heist derjenige, der eine Sprache zierlich redet und schreibet“, dagegen dort nur pure „keusch, züchtiglich, reinlich“; später bei Campe zu Purismus. 227 Cinquecentist zu Cinquecento (sowie Novecentist, Quattrocentist, Secentist, Trecentist) als ‘Künstler des Cinquecento usw.’ sind wohl nicht hierher zu rechnen, da es sich nicht um Mitgliedschaft in einer in der Basis genannten Gruppe oder Organisation handelt („Wörter, die eine Vielheit bezeichnen“, vgl. Wellmann 1975a:403). Das gleiche gilt für Operist (Ca) als ‘Opernangestellter’ (bei Frisch „Opern-Schreiber“). 228 ‘Anhänger Fidel (Castros)/Pérons/Zapatas’. Daneben auch ‘Anhänger des Fidelismus/Fidelismo bzw. Peronismus’. Dagegen wurde Mennonist (neben Mennonit, Ad) als idiomatisiert eingestuft, da die entsprechende religiöse Bewegung nur indirekt auf die Person Menno Simons zurückgeführt werden kann („von dem Menno, einem ihrer ersten Lehrer“ [Ad]), keine -ismus-Bildung vorliegt und auch keine direkte Anhängerschaft der Person besteht. 163 mehr Bildungen in Gruppe 1 ermittelt wurden, beruht auf dem hohen Anteil von Personenbezeichnungen zu einem -ismus, die aber auch von einer freien Basis motiviert sein können. In Motivationsgruppe 2 überwiegen ebenfalls die von Substantiven motivierten Bildungen, vor allem -ismus-Bildungen mit der Wortbildungsbedeutung ‘Anhängerschaft/Vertreterschaft’. Von Verben werden hier 17 Bildungen motiviert, davon 16 explizite Nomina agentis.229 Ohne Substantiv im gesamten Material230 erscheinen aber nur Deviationist (deviieren, DW)231, Ergotist (ergotiren, Ca)232, Regularist (regularisiren/reguliren, Ca)233, Renom(m)ist (renommieren mit Varianten; Sp, Ad, Ca, Sa, Wei, WDG, DW), Spezialist (spezialisieren neben speziell; WDG, DW), Stenotypist (stenotypieren; WDG, DW). Von Adjektiven werden dagegen primär insgesamt 33 Bildungen motiviert, hauptsächlich von solchen auf -(ist)isch. Ausgenommen sind dabei die Bildungen auf -isch als Sprachbezeichnungen neben Substantiven auf -istik als philologischen Disziplinen, welche semantisch als primäre Motivationsbasis anzusehen sind (Typ slawisch[e Sprachen] – Slawistik; insgesamt 22 Bildungen, die in der Regel erst in der Gegenwartssprache belegt sind).234 (Bei einigen ist auch der Bezug auf eine freie Basis möglich, z.B. bei Afrikanist ‘der sich mit afrikanischen Sprachen/den Sprachen Afrikas beschäftigt’; dies wird aber nicht speziell hervorgehoben, da der semantische Bezug zum Land/Kontinent i.d.R. nicht so eng ist.) Mitgerechnet werden dagegen die Bildungen auf -istisch zu einem -ismus, die in erster Linie eine Eigenschaft oder eine Hand229 Kein „klassisches“ Nomen agentis ist Havarist „Eigentümer eines havarierten Schiffes“ (DW). Ausgenommen sind Substantivierungen auf -ung. 231 „jmd., der von der [Partei]linie abweicht; Abweichler“. 232 „ein Beweisthümler“. 233 „Einer, der Regeln gibt und auf die Befolgung derselben dringt“. 234 Daneben Gräzist zu Gräzistik „Wissenschaft von der altgriechischen Sprache und Kultur“ (DW) ohne explizites Adjektiv (nur Gräzität). Dazu ohne Sprachbezeichnung Komparatist zu Komparatistik, komparativ (DW), Mediävist zu Mediävistik, mediäval (DW) und Interlinguist zu Interlinguistik und Interlingua, interlingual (DW). Linguist ist dagegen außer durch Linguistik nur durch Lingua ‘Sprache’ in Lingua [franca] motiviert (DW [nicht vorher bei Sp, Ca, Wei, WDG], vgl. auch Interlingua; lingual hat die Bedeutung „auf die Zunge bezüglich“, dazu Lingual ‘Zungenlaut’). Eine Möglichkeit, Linguist zu motivieren, kann hergestellt werden, wenn das Abstraktum als Interfixbildung zum Konfix lingu- ‘Sprache’ aufgefaßt wird. Bei den anderen -istik-Bildungen besteht aber meist der Bezug auf ein Adjektiv als sekundäre Motivationsbasis, welches hier fehlt. (Auch bei einigen anderen Bildungen ist Interfigierung möglich [z.B. juristisch, antiquarisch]; hier sollte aber ebenfalls eine sekundäre Motivationsbasis vorhanden sein, die es z.T. in anderen Perioden gibt [Jurist – Jura]). – Keine philologische Disziplin bezeichnet Cameralistik/ Kameralistik zu Cameralist/Kameralist (Ca, Sa) und Aquaristik zu Aquarist (DW). – Germanist und Romanist sind schon in der Periode 1820–1910 belegt, aber nicht die Bildungen auf -istik. Germanist hat bei Sanders die Bedeutung „Kenner deutschen Rechts, deutscher Sprache, Geschichte etc.“, bei Weigand „Kenner oder Forscher der alten deutschen Sprachen, der deutschen Alterthümer, des deutschen Rechts (schon im 18. Jh.), der deutschen Geschichte“. Heute ist die Bedeutung „Jurist auf dem Gebiet des deutschen u. germanischen Rechts“ veraltet (vgl. DW). Ähnlich bedeutet Romanist bei Weigand sowohl „Anhänger des römischen Papsttums“ (veraltet) und „Lehrer od. Anhänger des römischen Rechts“ neben „Erforscher der romanischen Sprachen“. Heute ist die veraltete Bedeutung „Anhänger der römisch-katholischen Kirche“ noch vorhanden neben „Wissenschaftler auf dem Gebiet der Romanistik“, „Jurist, der sich bes. mit dem römischen Recht befaßt“ und „(Kunstwiss.) zum Romanismus gehörender Künstler“ (DW). 230 164 lungsweise/Denkungsart bezeichnen (Typ Optimist – optimistisch; Antagonist – antagonistisch), da hier eine engere semantische Beziehung besteht, obwohl die Personenbezeichnungen formal besser durch die entsprechenden Substantive motiviert sind. Dies sind 24 Bildungen, von denen die meisten ebenfalls nur in der Gegenwartssprache belegt sind (Ausnahme Egoist, Idealist, Realist [jeweils Ca, Sa, Wei])235. Die Grenze ist nicht immer leicht zu ziehen; im Zweifelsfall entscheiden die Paraphrasen in den Wörterbüchern (vor allem DW). Dazu kommen einige Bildungen mit Adjektiven auf -isch, die meist neben Substantiven auf -ie stehen.236 Handelt es sich dagegen primär um die Wortbildungsbedeutung ‘Anhänger/Vertreter eines -ismus’, wird das Adjektiv auf -istisch in der Regel nicht berücksichtigt, da es sich auf das Abstraktum bezieht.237 In Einzelfällen gibt es auch hier Adjektive, die sich nicht auf die Person beziehen und damit weniger deutlich motivieren: canonisch/kanonisch zu Canonist/Kanonist ‘Lehrer des Kanonischen Rechts’ (Ad, Ca, Sa, Wei, DW; bei Campe in Canonisches Recht, bei Sanders auch zu Kanon), dokumentarisch zu Dokumentarist (neben Dokumentarbericht/-film, DW), orthopädisch zu Orthopädist (DW: „Hersteller orthopädischer Apparate u. Geräte“); ohne Endung -isch criminaliter („peinlich, auf Leib und Leben“) bei Sperander zu Criminalist („der über peinliche Sachen geschrieben“). Hauptsächlich Adjektive ohne Endung auf -isch sind als freie Basen sekundäre Motivationsbasen zu Bildungen, die primär von Substantiven auf -ismus motiviert werden (Motivationsgruppe 2b), z.B. Nationalist (WDG, DW). Die Paraphrase ist hier ‘Anhänger des Nationalismus’, aber auch ‘jemand, der übertrieben national gesinnt ist’ etc. Es ist nicht immer leicht zu entscheiden, ob die Personenbezeichnung noch durch eine freie Basis motiviert werden kann. Ist eine Motivation der -ismus-Bildung durch die Basis möglich, sollte auch die Personenbezeichnung als durch sie motiviert betrachtet werden.238 Primär ist aber die Wortbildungsbedeutung ‘Anhänger/Vertreter eines -ismus’. Gleiches gilt für Substantive als freie Basen (zumeist Namen), z.B. Darwinismus – Darwin, 235 Antagonist belegt bei Campe; Optimist bei Sanders, Pessimist belegt bei Sanders und Weigand, alle jedoch ohne entprechendes Adjektiv. – Idealist und Realist bezeichnen im Material primär den Träger einer Eigenschaft/Handlungsweise, daneben den Anhänger eines -ismus. – Sanders und Weigand haben nur rigorös zu Rigorist, Campe hat kein Adjektiv. 236 Den Träger einer Handlungsweise/Denkungsart bezeichnen Anarchist (Sa, Wei; später eher zu Anarchismus), Blasphemist (DW), Bigamist (Sa, WDG), Empirist (Ca; später auch zu Empirismus), Utopist (Wei, DW; im DW auch zu Utopismus). Dazu Amoralist zu amoralisch neben Amoralismus; Amoral (DW). Eher den Träger einer Eigenschaft bezeichnet dagegen Hypochondrist bei Weigand (zu hypochondrisch neben Hypochondrie; nur das Substantiv haben Adelung und Sanders); dazu Pragmatist zu pragmatisch neben Pragmatismus (DW). 237 Hier kann das Adjektiv in die Wortbildungsbedeutung der Anhängerschaft/Vertreterschaft integriert werden (z.B. Atheist: ‘Anhänger des Atheismus/der atheistischen Weltanschauung’); in Einzelfällen gibt es aber Bedeutungsunterschiede, so bei Kommunist, Sozialist in der Gegenwartssprache: ‘Anhänger des Kommunismus/Sozialismus’ und ‘Mitglied einer kommunistischen/sozialistischen Partei’ (vgl. WDG, DW). Ein Methodist ist nach DW ein Mitglied einer methodistischen Gemeinde, damit aber auch ‘Anhänger des Methodismus’ wie Baptist ‘Anhänger des Baptismus’ (vgl. DW). 238 Siehe folgende Seite. 165 von denen im Material 12 Bildungen belegt sind (Buddhist [WDG, DW], Calvinist/Kalvinist [Ca, Wei, DW], Darwinist [WDG, DW], Gaullist [DW], Leninist [DW], Machiavellist [Sp, DW], Maoist [DW], Marxist [WDG, DW], Spinozist [DW], Stalinist [DW], Titoist [DW], Trotzkist [DW]). Die Motivationsbasen auf -ismus nehmen in der Gegenwartssprache markant zu, was nicht nur durch die Auswahl des Quellenmaterials bedingt sein dürfte.239 Insgesamt gibt es es in Motivationsgruppe 2a 153 Bildungen mit Motivationsbasis auf -ismus, davon 128 nur in der Gegenwartssprache. In Motivationsgruppe 2b gibt es 69 Bildungen, davon 59 nur in der Gegenwartssprache. In der ersten Untersuchungsperiode sind zwei Bildungen auf -ismus als Motivationsbasen der Personenbezeichnung belegt (Exorcist [Ro], Sophist [Ro, Gryph]), in der zweiten vier (Exorciste, Machiavellist, Soloecista, Syncretisten Pl. [Sp]), in der dritten 31 (alle bei Campe, außerdem zwei bei Ade238 So sind einige -ismus-Bildungen aus dem politischen Bereich m.E. nicht mehr durch das zugrunde liegende Substantiv zu motivieren, da sie sich semantisch zu weit von dessen Inhalt bzw. der Wortbildungsbedeutung ‘auf … gegründete Weltanschauung’ entfernt haben, z.B. die politischen Begriffe Revanchismus (WDG, DW), Revisionismus (WDG), Reformismus (WDG). Revanchismus wird im DW paraphrasiert durch „Politik, die auf die Rückgewinnung in einem Krieg verlorener Gebiete od. die Annullierung aufgezwungener Verträge mit militärischen Mitteln ausgerichtet ist“¸ Revanchist als „jmd., der eine Revanchepolitik vertritt“ mit dem Zusatz „bes. kommunist.“; Revanchepolitik wiederum als „revanchistische Politik eines Landes“, revanchistisch als „den Revanchismus betreffend“. Auch das Wort Revanchepolitik ist schon ein spezialisiertes Kompositum. Im WDG wird die Personenbezeichnung erklärt als „Vertreter des Revanchismus“ und dieser wiederum als „friedensfeindl. Politik imperial. Staaten, die auf Veränderung der Ergebnisse nach einem verloreren Eroberungskrieg mit militärischen Mitteln gerichtet ist“. Hier unterscheiden sich die Paraphrasierungen im WDG und im DW nicht wesentlich, wodurch es sich eher um einen Grenzfall der Einordnung handelt. Für Revisionismus hat DW zwei Bedeutungen: „1. Bestreben, eine Änderung eines bestehenden [völkerrechtlichen] Zustandes od. eines [politischen] Programms herbeizuführen. 2. (innerhalb der internationalen Arbeiterbewegung) Richtung, die bestrebt ist, den orthodoxen Marxismus durch Sozialreformen abzulösen“; im WDG: „gegen den Marxismus-Leninismus gerichtete opportunistische Strömungen innerhalb der internationalen Arbeiterbewegung, die die marxistisch-leninistischen Grundlehren […] für veraltet, revisionsbedürftig erklärt und sie mit bürgerlichen […] Theorien zu durchsetzen sucht“. Die erste Bedeutung im DW ist weniger spezialisiert und die Personenbezeichnung, erklärt als „Anhänger, Verfechter des Revisionismus“, läßt sich analog zur einen Bedeutung von Revisionismus auch durch ‘jmd., der für Revisionen eines Zustands oder Programms eintritt’ paraphrasieren. Ebenso läßt sich Reformist im DW sowohl durch Reformismus als auch (in einer Bedeutung) durch Reform motivieren; Reformismus hat die Bedeutungen „a) Bewegung zur Verbesserung eines [sozialen] Zustandes od. [politischen] Programms; b) (kommunist. abwertend) kleinbürgerliche Bewegung innerhalb der Arbeiterklasse, die soziale Verbesserungen durch Reformen, nicht durch eine Revolution erreichen will“; das Wort wird im WDG dagegen nur auf die Bedeutung „opportunistische Strömung in der Arbeiterbewegung […]“ beschränkt. Diese Beschränkungen auf eine Bedeutung (hier die des offiziellen Sprachgebrauchs der DDR) sind charakteristisch für das WDG und scheinen im Laufe seines Erscheinens zuzunehmen, was eine nähere Untersuchung wünschenswert macht, die im Rahmen dieser Untersuchung nicht geleistet werden kann. Bei den Personenbezeichnungen auf -ant/-ent äußerte sich diese Beschränkung auf eine Bedeutung darin, daß das WDG oft die allgemeine Bedeutung gibt, dagegen DW auch hier eher differenziert und darüberhinaus veraltete und nicht-gemeinsprachliche Bedeutungen berücksichtigt. 239 Manche -ist-Bildungen zu einem -ismus sind vermutlich bei Sanders und Weigand nicht verzeichnet, obwohl sie vorhanden sind (nur drei der in der vorhergehenden Periode 1750–1820 belegten -ismus-Bildungen gibt es heute nicht mehr). Allerdings ist der Anstieg der -ist-Bildungen im Vergleich nur zum WDG bei weitem nicht so ausgeprägt wie im Vergleich zum DW. 166 lung) und in der vierten 17. Ausgesprochene Konfixbildungen, d.h. Bildungen, deren formale Basis gar nicht frei vorkommt (Bsp. Baptist), sind 73 Bildungen (53 nur in der Gegenwartssprache). Dazu kommen 51 Bildungen, deren formale Basis die Personenbezeichnung nicht motiviert (Bsp. Sozialist); von diesen sind 42 zum ersten Mal in der Gegenwartssprache belegt. Die Motivationsbeziehung Personenbezeichnung – Abstraktum ist sehr deutlich; in den meisten Fällen mit -ismus-Bildungen als primärer Motivationsbasis handelt es sich um die Wortbildungsbedeutung ‘Anhängerschaft/Vertreterschaft’240. Gleichzeitig ist die Motivationsbasis auf -ismus selbst z.T. nicht eindeutig semantisch herzuleiten, entweder weil es sich um eine Konfixbildung handelt, zu der es nur grammatische Korrelationen mit gleichem Konfix gibt (wie Bildungen auf -istisch), oder weil sich die Motivationsbedeutung bzw. die formale Basis zu weit von der Lexembedeutung entfernt hat. Ihre Bedeutung ist damit nicht aus ihrem Aufbau erschließbar. Inhaltlich bezeichnen die -ismus-Bildungen oft abstrakte Gedankengebäude und/oder sie gehören Fachsprachen an. Andere Substantive als Motivationsbasen enden verbreitet auf -istik (27 Bildungen, s.o.) sowie -(er)ie/-ei mit unterschiedlichen Verben in den Motivationsbedeutungen. Insgesamt 31 Bildungen enden auf -(er)ie (davon als ausschließliche Motivationsbasis 22 Bildungen) und fünf auf -ei/(-ey) (Bsp. Drogerie – Drogist [DW; bei Campe, Sanders und im WDG in erster Linie motiviert durch Droge], Philatelie – Philatelist [Wei, WDG, DW], Polizei – Polizist [Sa, Wei, WDG, DW]). Die Wortbildungsbedeutung ‘Gruppenzugehörigkeit/ Mitgliedschaft’ nach Wellmann weisen aber nur sieben Bildungen auf: Akademist (Sa, DW*), Artillerist (Ad, Ca, Sa, Wei, WDG, DW), Caval(l)erist/Kavallerist (Ad, Ca, Sa, Wei, WDG*, DW*), Colonist/Kolonist (Fr, Ad, Ca, Sa, Wei, DW), Infanterist (Ca, Sa, Wei, WDG, DW), Canzellist/Kanz(ell)ist (Ad, Ca, Sa, Wei, WDG*, DW*), Polizist (s.o).241 Vor der Gegenwartssprache kommt nur bei Campe und Sanders eine -istik-Bildung als Motivationsbasis vor (Cameralistic/Kameralistik neben cameral/Kameralia)242; Bildungen auf -(er)ie/ -ei sind dagegen in den meisten Fällen schon früher belegt (27 auf -[er]ie, besonders ab Campe und Adelung; fünf auf -ei/[-ey]). Insgesamt sind von den 465 Bildungen der Gegenwartssprache 329 im Material vorher nicht vertreten. Davon sind 253 Fremdwortbildungen und 76 Ent240 Einige wenige Bildungen bezeichnen eher eine Person, die einen -ismus ausübt oder an ihm leidet: Alpinist (DW, auch zu alpin), Egotist (DW), Journalist (WDG, DW), Lobbyist (DW, auch zu Lobbying, Lobby), Morphinist (WDG, DW; auch zu Morphin/Morphium), Mutist (DW), Praktizist (WDG), Triolist (DW, auch zu Triole), Uranist (DW). 241 Dazu mit anderem Suffix der Motivationsbasis Facultist (Ad, Ca) zu Facultät, Rotarmist (DW) zu Rote Armee; außerdem Fabianist (DW) zu Fabian Society und Spartakist (WDG, DW) zu Spartakusbund. – Kanzlist wird bei Wellmann als Beispiel für Gruppenzugehörigkeit angeführt (1975a:405), obwohl das Basissubstantiv Kanzlei nicht unbedingt eine Gruppe benennt. 242 Kameralist heute nicht mehr motiviert, da außer Kameralistik keine entsprechenden motivierenden Bildungen mit gleicher Basis vorhanden sind (Kameralia „(veraltet) Politik- und Wirtschaftswissenschaften“, dagegen Kameralistik „(Wirtsch.) auf den Nachweis von Einnahmen u. Ausgaben sowie den Vergleich mit dem Haushaltsplan ausgerichtete Rechnungsführung“ [DW]; kameral heute nicht vorhanden, vgl. aber noch bei Campe zu Camerarius). 167 lehnungen. -ist ist damit das sowohl relativ zur Frequenz als auch absolut gegenwartssprachlich produktivste der untersuchten Suffixe, was durch den hohen Anteil der Fremdwortbildungen insgesamt in der Gegenwartssprache gestützt wird (vgl. Kap. 3.2.7.4).243 Von den neuen Fremdwortbildungen sind 244 motiviert, von den neuen Entlehnungen 72. In Motivationsgruppe 1 gibt es 93 neue Bildungen, in Motivationsgruppe 2 223. Deutlich motiviert sind vor allem die zahlreichen neuen Bildungen primär zu einem -ismus (164) sowie die zu -istik (26) und Adjektiven auf -istisch (21) neben den weniger deutlich motivierten zu anderen Substantiven (meist mit freier Basis) und im geringerem Maße zu Adjektiven (17 Bildungen ohne -istisch-Bildungen) mit verschiedenen semantischen Zusatzmarkierungen. Als Nomina agentis von Verben motiviert sind von den neuen Bildungen nur fünf (Deviationist [DW], Onanist [WDG, DW], Parodist [DW], Putschist [WDG, DW], Stenotypist [WDG, DW]). Es fällt auf, daß Personenbezeichnungen in geringerem Ausmaß als die Motivationsbasen Subsystemen angehören (vgl. Kap. 3.2.7.4). Im Material kommen insgesamt 78 unmotivierte Bildungen auf -ist vor. 51 Bildungen sind idiomatisch (44 demotiviert), 30 formal isoliert. Während des gesamten Untersuchungszeitraums unmotiviert sind 48 Bildungen, also über die Hälfte (davon jedoch 32 Einzelbelege). Durchgehend formal isoliert sind aber nur 12 Bildungen, davon neun, ohne andere Suffixbildungen zu motivieren: Antistes (Sp), Bellizist (DW), Bouquinist (DW), Dipnosophist (Ca), Gymnosophist (Ca, DW*), Phonotypistin (WDG, DW; nur weibl. Form), Piarist (Ca, DW), Protagonist (Sa, DW), Redemptorist (DW).244 Durchgehend idiomatisch sind 32 Bildungen. Formal isoliert werden später Äquilibrist (Sa) und Belletrist (Ca).245 Bei den später motivierten Bildungen handelt es sich in acht Fällen um formal isolierte Bildungen, zu denen keine -ismus- (oder -istik-) Bildung existiert.246 De-Idiomatisierung gibt es dagegen insgesamt bei acht Bildungen (davon sieben noch in der Gegenwartssprache); auch hier findet meist Motivierung durch eine -ismus-Bildung statt.247 Nur drei Bildungen werden idiomatisiert.248 243 Die Angaben bauen durch die Materialfülle in hohem Maße auf den Angaben des DW. Genauere Untersuchungen für jedes Wort brächten evtl. einen höheren Anteil an Entlehnungen; dennoch ist die Tendenz deutlich. 244 Antistes „einer der geheiligten Sachen vorstehet / ein Bischoff / Prälat / Priester / oberster Pfarrer“; Bellizist „Anhänger und Befürworter des Krieges, Kriegstreiber“; Bouquinist „Antiquar, bes. Straßenhändler in Paris“; Dipnosophist „der Tisch- oder Tafelredner“; Gymnosophist „indischer Asket in der griechischen Literatur u. in der Historiographie“ (DW); Phonotypistin „Büroangestellte, die auf das Maschinenschreiben nach einem Diktiergerät spezialisiert ist“ (DW); Piarist „Mitglied eines 1617 in Rom gegründeten katholischen Ordens für Schulunterricht u. Erziehung“ (DW); Redemptorist „Mitglied der 1732 gegründeten katholischen Kongregation vom Allerheiligsten Erlöser’. Sigrist (Ca, Sa, Wei, DW) ist auch als Sacrist ‘Meßner, Sakristan’ bei Roth und Frisch motiviert; zur Form Sigrist gibt es keine Motivationsbasis. 245 Sanders hat Äquilibrium „Gleichgewicht“ zu Äquilibrist „Schwebekünstler, Seiltänzer“; DW hat nur Äquilibristik „Kunst des Gleichgewichthaltens“, äquilibristisch zu Äquilibrist in gleicher Bedeutung wie Sanders. Bei Campe Belletrist zu Belles lettres, später nur zu Belletristik. 168 Der Vergleich aller Bildungen der Gruppe 3 zeigt diachronisch fast durchgehend ein leichtes Übergewicht für idiomatische Bildungen gegenüber formal isolierten. Auch sind in Gruppe 3a (mit Ausnahme der ersten Periode ohne idiomatische Bildungen) durchgehend mehr demotivierte als stärker idiomatische Bildungen belegt. In Gruppe 3b schwankt der Anteil an den Untergruppen; heute gibt es etwa gleich viele Bildungen in beiden Gruppen. 3.2.7.4. Stellung der Lexeme im Wortschatz Auffällig bei den Bildungen mit -ist sind, wie schon in Kap. 3.2.7.3 angesprochen, die Bildungen aus dem Bereich der Musik (Spieler von Musikinstrumenten) in Motivationsgruppe 1 und die zahlreichen Personenbezeichnungen zu einem -ismus in Motivationsgruppe 2. Letztere sind oft verschiedenen wissenschaftlichen Sachgebieten zuzurechnen, besonders aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich (z.B. Vertreter verschiedener philosophischer Richtungen). Untersucht man aber die gegenwartssprachlichen Lexeme näher auf ihre Zuordnung zu Subsystemen, so zeigt sich, daß die Personenbezeichnungen in geringerem Maße als andere hier behandelte Bildungen mit frequenten Suffixen der Fach- und Bildungssprache angehören. Zu Fachsprachen werden in den gegenwartssprachlichen Wörterbüchern nur 51 Bildungen gerechnet (davon 47 motiviert), dies sind nur ca. ein Neuntel aller 465 Bildungen. Es gibt keine dominierenden Fachsprachen wie Rechts- und Wirtschaftssprache bei 246 Antagoniste (Sp); Baptist (Ro, He, Sp, WDG), Baptismus nur im DW (anfangs hat Baptist die Bedeutung ‘Täufer’ [noch bei Sperander], heute ‘Anhänger des Baptismus’); Deist (Sp, Ad, Sa, Wei; dagegen schon Deïsmus bei Campe); Egoist (Ad, dagegen Egoismus bei Campe); Hellenisten (Ca: „Griechisch redende Juden“; dazu heute Hellenistik, hellenisch); Linguist(e) (Sp, Ca, Wei, WDG; vgl. oben Anm. 234), Sophist (Ad, Fr, Wei; dagegen schon Sophismus neben Sophisterey bei Roth); Utraquist* (Sa: „Einer von der Sekte der Hussiten, die das Abendmahl in beiderlei Gestalt wollten“; dazu heute Utraquismus* [DW]). 247 Academist (Sp: „heist in besonderm Verstand derjenige / so die Kriegs-Exercitien lernet“; dagegen Academie allgemeiner „eine Universität / hohe Schul / darauf man allerhand Exercitia und Künste lernet, dazu Academicus; bei Sanders und im DW*„Akademiker“); (Non-)Conformisten (Sp, Ca: „sind in Engelland diejenigen, welche sich nach der Englischen Liturgie conformieren […]“ [Sp] bzw. „nennet man in Engelland alle Reformirten, welche keine Bischöfliche seynd, und sich nicht nach der Englischen Kirche verhalten“ [Sp], heute [Non]konformist auch mit allgemeinerer Bedeutung zu [Non]konformismus, [non]konformistisch); Methodist (Ca, Sa, Wei, WDG zu Methode; nur im DW zu Methodismus); Nominalisten (Ca, nur neben Nominaldefinition; heute mit gleicher Bedeutung (Anhängerschaft) zu Nominalismus „Denkrichtung, nach der die Begriffe nur als Namen, Bezeichnungen für einzelne Erscheinungen der Wirklichkeit fungieren, d.h. als Allgemeinbegriffe nur im Denken existieren u. keine Entsprechung in der Realität haben“ [DW]); Purist (Sp) vgl. Kap. 3.2.7.3, Anm. 226; Quietisten (Sp, nur zu Quiete, Quies „die Ruhe; daher die sogenannten Quietisten, des Molinos Nachfolger, den Namen haben“ [m.E. idiomatisch], schon bei Campe zu Quietismus); Separatisten (Sp: „werden in Engelland diejenigen genennet, so sich in den äußerlichen Zeremonien von der Englischen Kirche trennen“, bei Campe und Weigand in allgemeinerer Bedeutung zu Separation als ‘Anhänger von Separationsbestrebungen’, heute eher zu Separatismus). 248 Enzyklopädist* (DW: „Mitarbeiter an der französischen ‘Encyclopédie’ (1751–80)“, dagegen allgemeiner ‘Verfasser einer Enzyklopädie’ bei Sanders); Fleurist* (DW: „Blumenfreund, Blumenkenner“, dagegen Fleuron ’Blumenverzierung’, Fleur* ‘Zierde’; bei Campe Fleurist/Florist auch in der Bedeutung „Blumenmaler“ zu Fleuron „Blumenwerk, Blumenschmuck“), Kameralist (DW, vgl. oben Anm. 242). 169 den meisten anderen untersuchten Suffixen, sondern es gibt u.a. Bildungen aus der Religions- und Kirchensprache (acht Bildungen, z.B. Evangelist [WDG, DW]), der Philosophie (sieben Bildungen, z.B. Empirist [WDG, DW]), der Kunst(wissenschaft) (sieben Bildungen, z.B. Minimalist [DW]), der Literaturwissenschaft (sechs Bildungen, z.B. Soliloquist [DW]), der Medizin (sechs Bildungen, z.B. Autist [DW]), der Wirtschaft (vier Bildungen, z.B. Monopolist [WDG, DW]), der Politik (vier Bildungen, z.B. Interventionist [DW]), der Musik (drei Bildungen, z.B. Baritonist [DW]).249 Veraltet ist davon nur eine Bildung (Epigrammatist).250 Insgesamt sind 13 Bildungen veraltet/historisch (davon zehn motiviert). 32 Bildungen werden im DW als „bildungssprachlich“ bezeichnet (davon 30 motiviert). Dazu kommen aber 57 Bildungen (56 motivierte), bei denen die Motivationsbasen (bes. -ismen) in den Wörterbüchern als fachsprachlich bezeichnet werden, hingegen nicht die Personenbezeichnungen selbst; bei den bildungssprachlichen Bezeichnungen sind dies nur neun Fälle. Dies ist ein Unterschied zu den anderen Suffixen, bei denen solche Differenzen zwischen Motivationsbasis und Personenbezeichnung nicht festgestellt werden konnten. Ein Grund für die unterschiedliche Einordnung kann evtl. die häufigere Verwendung von Personenbezeichnungen auf -ist im Gegensatz zur Motivationsbasis in Bereichen sein, die fachsprachliche Zusammenhänge einer breiteren Öffentlichkeit vermitteln, wie der Zeitungssprache. Der Anteil fachsprachlicher Bildungen könnte jedoch etwas höher liegen.251 – Zum Regionalwortschatz gehören acht Bildungen; fünf spezifisch schweizerische Bildungen (davon vier motiviert, z.B. Automobilist „Autofahrer“ [DW]) und vier österreichische Bildungen (alle motiviert, z.B. Privatist)252. Als Zitatwörter sind zehn Bildungen anzusehen: Fabianist, Integrationist, Konformist, TradeUnionist und Universalist (DW)253 als englische Bezeichnungen; Bouquinist, Gauchist und Gaullist (DW)254 als französische Bezeichnungen; Falangist und 249 Empirist „Vertreter des Empirismus“ (DW, im Gegensatz zu Empiriker mit allgemeinerer Bedeutung); Minimalist zu Minimal art „Kunstrichtung (in den USA), die mit einfachen (geometrischen) Formen arbeitet“ (DW); Soliloquist „Verfasser eines Soliloquiums [= Selbstgespräch, Monolog]“. Evangelist, Empirist und Monopolist werden nur im DW als fachsprachlich bezeichnet. 250 Epigrammatist „(Literaturw.) Verfasser von Epigrammen“ (DW). 251 Bei einigen Bildungen kann es auch der Fall sein, daß die Zugehörigkeit zu Fachsprachen nicht explizit durch Zusätze markiert wird, aber die Bedeutungsangabe evtl. auf einen fachsprachlichen Inhalt verweist; dies ist jedoch nicht immer deutlich (vgl. die Erläuterungen in DW [20f.] sowie Kap. 3.1.2). Das gilt auch für die -ismus-Bildungen selbst. Solche Lexeme werden hier nicht mitgerechnet, da eine fachsprachliche Zugehörigkeit nicht immer leicht zu beurteilen ist; es kann sich um etwa 10–15 -ismus-Bildungen handeln, bei denen ein evtl. fachsprachlicher Inhalt nicht explizit markiert ist (z.B. Monismus „philosophisch-religiöse Lehre von der Existenz nur eines einheitlichen Grundprinzips des Seins u. der Wirklichkeit“, DW). Der Anteil von fachsprachlichen Bildungen kann sich dadurch erhöhen. 252 Vgl. Kap. 3.2.7.3. 253 Fabianist „Mitglied der Fabian Society“; Integrationist „Anhänger der Aufhebung der Rassentrennung in den USA“ (als leicht idiomatisch bewertet); Trade-Unionist zu Trade-Union (engl. ‘Gewerkschaft’) und Tradeunionismus „britische Gewerkschaftsbewegung“; Konformist, Universalist: s. Kap. 3.2.7.3. 254 Bouquinist: s. Kap. 3.2.7.3; Gauchist zu Gauchismus „linksradikale politische Bewegung, Ideologie in Frankreich“, Gaullist zu Gaullismus, de Gaulle. 170 Fidelist (DW)255 als spanische Bezeichnungen. Insgesamt gehören jedoch über drei Viertel aller gegenwartssprachlichen Bildungen – mit den oben genannten Einschränkungen – dem Gemeinwortschatz an. Campe und Adelung verzeichnen insgesamt 173 Bildungen auf -ist. Davon sind 54 in den heutigen Quellen nicht mehr vorhanden, ein höherer Anteil als bei anderen Suffixen. Von diesen waren 11 nicht motiviert. Veraltet/historisch sind heute neun Bildungen, davon waren hingegen alle motiviert. Von den motivierten Bildungen ist bei 13 auch die Motivationsbasis verschwunden oder hat eine andere Bedeutung. Die verschwundenen/veralteten Bildungen sind wie die heutigen sehr unterschiedlich und nicht überwiegend als fachsprachlich anzusehen, obwohl sie in zahlreichen Fällen einen gelehrten Inhalt haben. Nur drei Bildungen zu einem -ismus gibt es heute nicht mehr: Figurist, Indeterminist und Indifferentist (Ca), daneben aber auch Bildungen zur Bezeichnung von Gruppenmitgliedern wie Clubbist und Facultist.256 Auffallend sind einige Hybridbildungen, die es heute nicht mehr gibt: Blumist (Ad, Ca)257, Glockenist (Ad)258, Waldhornist (Ad). Insgesamt ist von den 147 motivierten Bildungen ein gutes Drittel heute verschwunden/veraltet, von den 31 nicht-motivierten Bildungen ebenfalls ein Drittel. Nicht zugestimmt werden kann Wellmanns Behauptung, viele Bildungen aus dieser Zeit seien noch nicht in die Wortbildung integriert (vgl. Kap. 3.2.7.1), da bei Campe und Adelung insgesamt 33 unmotivierten 146 motivierte Bildungen gegenüberstehen. Von den 465 Bildungen der Gegenwartssprache sind nach den Angaben des DW die überwiegende Mehrzahl Fremdwortbildungen (314 Bildungen). Davon sind 293 motiviert. Nach fremdem Vorbild entstanden sind nur 13 Fremdwortbildungen, d.h. es handelt sich meist um genuin im Deutschen entstandene Lexeme. Insgesamt sind 152 der motivierten Fremdwortbildungen Bildungen zu einem -ismus. In der Gegenwartssprache gibt es hingegen m.E. nur 12 Hybridbildungen: Bassist (DW), Flötist (WDG, DW), Gambist (DW), Gardist (DW), Harfenist (WDG, DW), Hellebardist* (DW), Hornist (WDG, DW), Lagerist (WDG, DW), Lautenist (WDG, DW), Niederlandist (DW), Nordist (WDG, DW) und Putschist (WDG, DW). Die formale Integration einer Basis ist im Einzelfall schwer zu beurteilen; Erbwörter als Basis sind jedoch sehr selten. Der Anteil der Hybridbildungen ist in den anderen Perioden insgesamt nicht höher, obwohl einige Bildungen heute nicht mehr existieren (vgl. oben 255 Falangist „Mitglied der Falange [= faschistische Staatspartei Spaniens]“; Fidelist zu Fidel (Castro) und Fidelismus. 256 Clubbist „ein Klubbsglied, Klubbsgenoß“ (Ca); Facultist „das Mitglied einer gelehrten Zunft“ (Ca; auch Ad), vgl. Kap. 3.2.7.3. 257 Blumist „ein Blumenfreund oder Blumenkenner, Blumenpflanzer oder Blumenbauer“ (Ca); wohl entstanden zu Fleurist (vgl. Kap. 3.2.7.3). 258 „denjenigen zu bezeichnen, der das an einem Ort befindliche Glockenspiel zur gehörigen Zeit zu spielen verbunden ist“, vgl. Glöckner „ein Kirchenbedienter geringerer Art, welcher unter anderem auch die Läutung der Glocken zur bestimmten Zeit besorget, und an andern Orten der Kirchner oder Küster genannt wird“. 171 zu Campe und Adelung). Es ist jedoch ein höherer Anteil von Gelegenheitsbildungen anzunehmen. Die entlehnten Bildungen kommen nicht, wie es bei den anderen Suffixen der Fall ist, überwiegend aus dem Lateinischen, sondern zumeist aus dem Französischen (44 Bildungen, Bsp. Anarchist), daneben vor allem aus dem Englischen (21 Bildungen, Bsp. Kolonist) und Italienischen (11 Bildungen, Bsp. Finalist). 15 Bildungen sind als lateinisch ausgewiesen, davon neun als mittellateinisch. Vor 1550 sind nach dem DFWB nur die lateinischen Bildungen Jurist, Kopist, Psalmist, Sigrist, Sophist und Summist belegt. 3.2.7.5. Zusammenfassender diachronischer Vergleich Das Suffix -ist stellt in der Gegenwartssprache das frequenteste Fremdsuffix zur Bezeichnung von Personen dar. Auch in den Perioden 1750–1820 und 1820–1910 ist es das frequenteste der hier untersuchten Suffixe. In den beiden ersten Untersuchungsperioden (1550–1650 und 1650–1750) sind die Suffixe -ant/-ent und -(at)or dagegen häufiger. Es ist auch das von allen produktivste Suffix: Etwa drei Viertel aller gegenwartssprachlichen Bildungen sind neu im Material, davon sind wiederum drei Viertel nach den Angaben der Wörterbücher im Deutschen entstanden (253 von 330). Fast alle dieser Bildungen sind motiviert. Ein ähnliches Bild ergibt der Anteil von Fremdwortbildungen bei allen heutigen Bildungen, auch wenn hier der Anteil etwas geringer ist (312 von 465). Diese Wörter sind zum allergrößten Teil auch nicht nach einem fremden Vorbild entstanden. Auch die entlehnten Bildungen sind in sehr hohem Maße motiviert. Hier läßt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Frequenz, Produktivität und Motiviertheit herstellen. Die Motiviertheit der Bildungen ist in allen Untersuchungsperioden hoch, steigt aber besonders in der Gegenwart markant an, was nur zum Teil auf das Quellenmaterial zurückzuführen ist. Dabei handelt es sich in allen Perioden meist um Bildungen zu Substantiven. Heute überwiegen mit Abstand die Bildungen zu einem -ismus mit der Wortbildungsbedeutung ‘Anhängerschaft/Vertreterschaft’, die den Hauptteil der neu entstandenen Bildungen darstellen und in Motivationsgruppe 2 eingeordnet werden, da sie in erster Linie nicht durch eine freie Basis motiviert sind. Einige davon sind auch durch eine freie Basis motiviert (z.B. Nationalist). Die Lexeme, die nur zu einer -ismus-Bildung gehören, sind entweder Konfixbildungen (z.B. Baptist) oder Bildungen, deren formale Basis die Personenbezeichnung nicht motiviert (z.B. Sozialist). Hier gibt es eine deutliche Wortbildungsbeziehung; jedoch ist die Motivationsbasis selbst oft nicht eindeutig semantisch von ihrer Basis bestimmt. Gleichzeitig gehört die Motivationsbasis öfter nicht der Gemeinsprache an. Sind die Bildungen durch eine freie Basis motiviert, wie in früheren Perioden öfter der Fall (ein Übergewicht für Motivationsgruppe 1 besteht in den Abschnitten 1650–1750 und 1820–1910), ist die Beziehung zur Motivationsbasis nicht so gut systematisierbar, da die einzusetzenden Verben sehr divergierend sind (mit Ausnahme der Lexeme, die als Ba172 sis ein Musikinstrument haben; etwa ein Zehntel aller Bildungen in Gruppe 1). Hybridbildungen sind wie bei allen untersuchten Suffixen selten; auch die freien Basen sind in der Regel keine heimischen Lexeme. Hier ist aber ein höherer Anteil von Hybridbildungen bei okkasionellen Bildungen anzunehmen, die in den Wörterbüchern nur unzureichend erfaßt sind (vgl. schon Eselist bei Luther). Der Anteil von Wörtern in der Gegenwart, die nicht der Gemeinsprache angehören, ist geringer als bei anderen frequenten Suffixen. Dies gilt sowohl für neue Bildungen als auch für alle untersuchten gegenwartssprachlichen Lexeme. Über drei Viertel aller gegenwartssprachlichen Bildungen sind nach den Angaben der Wörterbücher zum Gemeinwortschatz zu rechnen. In zahlreichen Fällen wird aber nur die Motivationsbasis explizit als fachsprachlich markiert, hingegen nicht die Personenbezeichnung; der Anteil fachsprachlicher Bildungen kann also höher liegen. Gemessen an der Gesamtzahl der gegenwartssprachlichen Bildungen ist auch der Anteil von veralteten/historischen Bildungen sowie von Regionalismen und von Zitatwörtern gering (zusammen 29 Bildungen). Bei den 78 unmotivierten Bildungen ist die Hälfte davon durchgehend unmotiviert, allerdings mit einem hohen Anteil von Einzelbelegen. Der Anteil durchgehend formal isolierter Bildungen beträgt davon ca. ein Viertel. Bei den Veränderungen in der Motiviertheit von Bildungen sind De-Idiomatisierung sowie Motivierung formal isolierter Bildungen (jeweils acht Fälle) hier häufiger als Idiomatisierung und formale Isolierung motivierter Bildungen (dreimal bzw. einmal). Es gibt mehr idiomatische als formal isolierte Bildungen, aber diachronisch nur ein leichtes Übergewicht; bei den idiomatischen überwiegen die demotivierten Bildungen sowohl absolut als auch im diachronischen Vergleich. Von den Bildungen bei Campe und Adelung ist ein höherer Anteil als bei anderen Suffixen heute nicht mehr vorhanden (etwa ein Drittel aller Bildungen); auch diese waren jedoch überwiegend motiviert und nicht explizit fachsprachlich. Im Unterschied zu den anderen Suffixen verschwinden/veralten hier aber in der Relation zu der Anzahl der Wörter nicht mehr motivierte als unmotivierte Wörter. Im Gegensatz zu Wellmanns Auffassung sind die Bildungen bei Campe und Adelung insgesamt überwiegend motiviert. Der hohe Anteil heute verschwundener Wörter verweist aber auf die Dynamik der -istBildungen mit vielen neuen Lexemen in der Gegenwart. Das Suffix -ist ist also heute das frequenteste und gleichzeitig produktivste Fremdsuffix für Personenbezeichnungen. Unter den untersuchten frequenten Suffixen hat es insgesamt den höchsten Anteil motivierter Bildungen aufzuweisen. Nach -er ist es überhaupt heute das häufigste Suffix zur Bezeichnung von Personen, im Gegensatz zu diesem jedoch auf substantivische Basen konzentriert und wie alle anderen untersuchten Suffixe fast ausschließlich auf fremdwörtliche Basen beschränkt. 173 4. Auswertung In diesem Kapitel sollen die in der Einleitung gestellten Fragen mit Hilfe der Analyse der Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen beantwortet werden. Dabei werden die Ergebnisse der Analyse nicht im Detail zusammengefaßt, sondern es wird auf den zusammenfassenden diachronischen Vergleich am Ende jedes Analyseabschnitts hingewiesen. Ebenso wird auf die Ergebnisse des Theoriekapitels (Kap. 2.3) verwiesen. Hier geht es darum, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Suffixen deutlich zu machen und dies in Beziehung zu der Hauptfrage dieser Arbeit zu setzen, wie die untersuchten Bildungen in das System der deutschen Wortbildung integriert sind. Davon ausgehend sollte die Rolle der morphologisch-semantischen Motiviertheit bei der Entlehnung und Beibehaltung von Lexemen beleuchtet werden. Auch die Motiviertheit von im Deutschen entstandenen Bildungen sollte anhand der Gegenwartssprache studiert werden. Daneben sollte untersucht werden, ob immer ein Zusammenhang zwischen einem hohen Anteil motivierter Bildungen und hoher Frequenz sowie hoher Produktivität eines Suffixes besteht. Ein weiterer Aspekt der Untersuchung war die Zugehörigkeit der Bildungen zu lexikalischen Subsystemen, wodurch ihre Motiviertheit auf bestimmte Bereiche des Wortschatzes eingeschränkt wird. Abschließend wird auf einige Probleme auf dem Gebiet der Wortbildungsforschung aufmerksam gemacht, die sich im Laufe der Arbeit offenbart haben. Allgemein ist festzustellen, daß der Anteil der motivierten Bildungen, der nach synchron-semantischen Kriterien bestimmt wurde, bei den meisten untersuchten Suffixen schon in den ersten Zeitabschnitten relativ hoch ist und in diachronischer Perspektive konstant bleibt oder – vor allem bei frequenten Suffixen – leicht bis in die Gegenwartssprache ansteigt. Auch die einzelnen Bildungen sind bei ihrem erstmaligen Auftreten im Material häufig motiviert. Dies führt zu der Schlußfolgerung, daß die entlehnten Wörter oft im gleichen Zeitraum wie die jeweiligen motivierenden Wörter aufgenommen werden bzw. sich auf bereits vorhandene Wörter beziehen. Es ist sehr selten der Fall, daß im Material zu Anfang unmotivierte Wörter später eine Motivierung erhalten. Überhaupt sind Veränderungen in der Motiviertheit einzelner Bildungen selten, d.h. auch der Verlust von Motiviertheit. Die häufige Motiviertheit der Bildungen war zu erwarten, aber die relative Beständigkeit in den Wortbildungsbeziehungen war in diesem Ausmaß überraschend, da man vor allem mehr Idiomatisierungsprozesse hätte annehmen können. Man hätte auch in den frühen Perioden, in denen ein hoher Anteil an Entlehnungen anzunehmen ist und die Suffixe noch nicht so lange im Deutschen vorhanden sind, weniger motivierte Bildungen erwarten können. Daß die einzelnen Bildungen in die174 sem Ausmaß schon von Anfang an motiviert sind, kann auch durch das Wörterbuchmaterial bedingt sein, welches beim erstmaligen Auftreten eines Wortes schon einen Endpunkt im Übernahmeprozeß und beginnende Etablierung im Wortschatz markiert, wodurch die Struktur der Wörter eventuell eine größere Bedeutung bekommt. Einige Lexeme sind auch schon vor dem erstmaligen Auftreten im Material entlehnt (oder gebildet). Es ist somit möglich, daß beim erstmaligen Gebrauch eines Wortes im Deutschen ein Wort im Sprachsystem öfter unmotiviert ist; dennoch kann man annehmen, daß die Aufnahme in Wörterbücher auch kollektive Kriterien bei der Übernahme bzw. Bildung eines Wortes spiegelt. Die hohe Zahl der motivierten Bildungen (sowohl im ganzen Untersuchungszeitraum als auch beim ersten Auftreten) ist dadurch begründet, daß die Wörter mit den betreffenden Suffixen schon in der Ursprungs- bzw. Spendersprache Gruppen von Lexemen konstituieren, die eine mehr oder weniger deutliche semantische Struktur mit dem engen Bezug auf ein anderes Wort aufweisen. Dabei ist die Struktur der Spendersprache als Sprache, aus der entlehnt wird, am wichtigsten; die Struktur der Ursprungssprache kann aber verstärkend wirken. Es handelt sich um eine Täterbezeichnung als Nomen agentis im weiteren Sinne. Auch bei Bildungen ohne Motivationsbasis im Deutschen kann oft aus der Bedeutung eine Struktur abgeleitet werden, wobei natürlich Kenntnisse der fremden Sprache dies erleichtern (vgl. Clamant ‘Schreier’ bei Henisch zu lat. clamare). Besonders bei der Einführung und Etablierung des Suffixes spielen für Übernahme und Bildung von Wörtern verbreitete Kenntnisse der Struktur der Sprache eine Rolle, aus der das Wort bzw. das Suffix stammt oder entlehnt wird. Diese Struktur wird dann auf das Deutsche übertragen. Übernommene motivierte Bildungen dienen als Vorbilder für neue entlehnte Bildungen sowie zur Bildung neuer Lexeme mit gleicher Struktur. Ihre Struktur kann aber – zum Teil auch schon in der Ursprungsbzw. Spendersprache – bei verschiedenen Suffixen unterschiedlich deutlich ausgeprägt sein, was den Anteil motivierter Bildungen beeinflussen kann. Auch die hier nicht näher untersuchten Suffixe aus dem Französischen und die „kleineren“ Suffixe aus dem Griechischen und Lateinischen dürften dieses Bild somit nicht wesentlich ändern, obwohl bei letzteren oft eine höhere Zahl idiomatischer und formal isolierter Bildungen anzunehmen ist. Der Anteil von im Deutschen gebildeten Lexemen ist, wie die Analyse der Gegenwartssprache vermuten läßt, bei einigen Suffixen recht hoch (sie überwiegen sogar stark beim Suffix -ist); dennoch dürfte durch die deutlichen Ergebnisse bei der Mehrzahl der Suffixe der Anteil neuer entlehnter motivierter Bildungen in allen Perioden hoch genug sein, um Relevanz von Motiviertheit auch für Entlehnung anzunehmen (zu Unterschieden zwischen den Suffixen siehe unten). Für die älteren Perioden ist auch ein etwas höherer Anteil von Entlehnungen vorauszusetzen. Es zeigte sich erwartungsgemäß, daß die im Deutschen gebildeten Lexeme (Fremdwortbildungen) in hohem Grade, wenn auch nicht in allen Fällen motiviert sind; dies gilt besonders für die Neubildun175 gen der Gegenwartssprache, bei denen der Anteil unmotivierter Lexeme sehr gering ist. Das trifft auch für die Bildungen zu, die nach einer fremdsprachlichen Vorlage entstanden sind. Insgesamt ist der Anteil der Fremdwortbildungen in der Gegenwartssprache bei den frequenten Suffixen -ist und -ant/-ent am höchsten (bei -ist beträgt der Anteil mehr als die Hälfte aller Bildungen). Der leichte Anstieg der motivierten Bildungen vor allem bei den frequenten Suffixen dürfte besonders durch die Fremdwortbildungen bedingt sein, die aber nicht leicht zu ermitteln sind und deren Anteil hier hoch angesetzt wurde (vgl. Kap. 3.1.2). Daß oft ganze Wortbildungsnester mit gleicher Basis vorliegen, zeigt die Bedeutung von Wortbildungsbeziehungen zur semantischen und formalen Strukturierung des Wortschatzes. Die hohe Motiviertheit der untersuchten Personenbezeichnungen ergibt sich also einerseits aus der Tendenz zur Entlehnung von ganzen Wortbildungsnestern der Spendersprache. Es ist anzunehmen, daß suffigierte Personenbezeichnungen schon von Anfang an durch ihren Bezug auf ein anderes Wort oft mit ihren Motivationsbasen als Teil von Wortbildungsnestern entlehnt werden. Die Motivationsbasis führt die Personenbezeichnung mit sich. Deshalb ist es nicht sicher, daß bei der Etablierung des Suffixes viel mehr unmotivierte Bildungen auftreten, wie das Beispiel von -and/(-end) zeigt: Hier sind die Bildungen von Anfang an in sehr hohem Maße motiviert. Dies führt dann andererseits durch die enge semantische Beziehung der Wörter zur Motivationsbasis dazu, daß zumeist Personenbezeichnungen mit einer Motivationsbasis im Deutschen entlehnt werden, die entweder schon vorhanden ist oder als Teil eines Wortbildungsnests gleichzeitig entlehnt wird. Die Motivationsbasis steuert dann oft die Entlehnung von Personenbezeichnungen, und die Motiviertheit dieser Bildungen im Deutschen fördert in diesem Sinne ihre Aufnahme, auch wenn ihre Herkunft natürlich der übergeordnete Faktor ist. Die Frage stellt sich hier, warum die Motiviertheit mancher Entlehnungen im Deutschen verdunkelt ist, indem die Basis nur als Konfix in anderen verwandten Wörtern auftaucht und kein Lexem als Motivationsbasis vorliegt (vgl. dent-al, lingu-al ‘auf die Zähne/Zunge bezüglich’). Eine Erklärung könnte sein, daß die Bildungen nicht die gleiche enge Beziehung zu einer Motivationsbasis haben und damit nicht zusammen mit ihr entlehnt werden. Die Wortbildungsnester sind – auch bei Suffixwechsel – nicht „gegenseitig“ motiviert, sondern die Motivationsbasis sollte nach semantischen Kriterien festgelegt werden. Da es sich fast überwiegend um Lexeme mit Fremdbasis und Fremdsuffix handelt, wird die These Munskes (u.a. 1988) von einem zweifachen System des Deutschen bestätigt. Viele dieser Bildungen sind als Konfixbildungen zu bezeichnen, deren Basis nicht frei im Deutschen vorkommt. Überwiegend freie Basen weist nur das Suffix -ar/-är auf. Dabei hemmt die formale Struktur mit einer gebundenen Basis durch die deutliche semantische Struktur nicht die Verbreitung des Suffixes, obwohl die Bildungen als morphologisch weniger deutlich motiviert betrachtet werden können. Die Bildungen mit Fremdsuffixen gehören aber auch in der Wortbildung einem eigenen, peri176 pheren System an, das zwar gut ausgebaut ist, aber wenig Berührungspunkte mit dem heimischen System zeigt (vgl. Fleischer/Barz 1992:65). Dies gilt auch für das Suffix -ist, nach dem Suffix -er das heute frequenteste Suffix in Personenbezeichnungen. Damit korreliert eine sprachsoziologische Einordnung dieser Lexeme als in vielen Fällen soziokulturell und stilistisch markiert. Die Zahl der Bildungen steigt bei den meisten Suffixen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert an, was aber auch auf das Quellenmaterial zurückzuführen ist: In den Wörterbüchern (besonders den Fremdwörterbüchern) des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts sind in der Regel mehr Bildungen verzeichnet als in denen des 16. Jahrhunderts, was nur zum Teil mit dem starken Anstieg der Entlehnungen begründet werden kann, sondern wohl auch auf großzügigeren Auswahlprinzipien beruht (dies gilt besonders für das Wörterbuch von Sperander 1728 im Vergleich zu Roth 1571). Von der Periode 1650–1750 bis in die Gegenwartssprache ist bei den meisten Suffixen nur ein leichter Anstieg der Bildungen zu verzeichnen (Ausnahme: -ist). Weniger Bildungen als in dieser Zeit sind in der Gegenwartssprache gewöhnlich nicht belegt; auch hier spielt aber die Auswahl der Quellen eine Rolle: Im WDG (1964–1977) sind wesentlich weniger Lexeme und damit auch Fremdwörter aufgenommen als im DW (1993–1995). Im DW sind viele Bildungen aufgenommen, die als veraltet oder historisch bezeichnet werden und solche, die der Bildungs- oder Fachsprache angehören. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die soziokulturelle und stilistische Markierung dieser Wörter im heutigen Sprachsystem ziehen, die ihre sprachsystematische Zuordnung in Motivationsgruppen ergänzen: Viele der untersuchten Bildungen gehören nicht (in allen Bedeutungen) dem Gemeinwortschatz an. Die Lexeme mit regionaler Beschränkung sowie die sogenannten „Zitatwörter“ nehmen einen geringeren Anteil ein, was im Hinblick auf das Material aus Wörterbüchern auch nicht anders zu erwarten war; sie wurden hier eher der Vollständigkeit halber erfaßt. Veraltete/historische Bildungen sind an sich nicht als nicht-gemeinsprachlich zu bewerten, verweisen aber auf eine Sonderstellung des betreffenden Lexems im Wortschatz. Besonders der Anteil fach- und bildungssprachlicher Lexeme ist bei den untersuchten Suffixen hoch. Etwa die Hälfte der Bildungen auf -ant/-ent, -at und -(at)or sind diesen Varietäten zuzuordnen, bei -ar/-är und -ist etwa ein Drittel. -and/(-end) und -an/-ian/(-än) weisen weniger fach- und bildungssprachliche Lexeme auf (ein Viertel bzw. ein Neuntel). Die Zahl der fachsprachlichen Lexeme könnte teilweise noch etwas höher liegen, da nur explizit in den Wörterbüchern als solche gekennzeichnete Wörter berücksichtigt wurden. Der Anteil nicht-gemeinsprachlicher Bildungen dürfte allgemein in den früheren Perioden höher sein. Auch viele neue Bildungen der Gegenwart gehören Fachsprachen oder der Bildungssprache an. Veraltet/historisch sind besonders Bildungen auf at (ca. ein Viertel aller heutigen Bildungen) und -ar/-är (ca. ein Fünftel). Bei vielen Suffixen (-ist, -ant/-ent, -[at]or, -at) sind motivierte Bildungen zumindest zur Hälfte in solchen Subsystemen zu finden bzw. sind veraltet/historisch. Aber auch bei den nicht-motivierten Bildungen ist der Anteil solcher Lexeme 177 hoch. Die Zugehörigkeit zu bestimmten Subsystemen schränkt die Motiviertheit von Bildungen jedoch auf diese Teilwortschätze ein. Zum Zusammenhang zwischen Motiviertheit und Frequenz des Suffixes ist zu bemerken, daß die Suffixe mit vielen Bildungen erwartungsgemäß einen relativ hohen Anteil motivierter Bildungen aufweisen, da hohe Frequenz zur Befestigung von dominierenden deutlichen Strukturen beitragen kann. Dies gilt für die Suffixe -ist, -ant/-ent und -(at)or. Hier hat -(at)or aber einen höheren Anteil von Bildungen insgesamt im Korpus als -ant/-ent, jedoch bei gleicher dominierender semantischer Struktur (Nomina agentis zu Verben) mehr unmotivierte Bildungen (etwa ein Drittel, wobei aber auch Einzelbelege eine Rolle spielen). Bei den Suffixen mit mittlerer Frequenz sind Bildungen mit -ar/-är relativ häufig motiviert, solche mit -at hingegen weniger häufig. Bei den Suffixen mit niedriger Frequenz sind Bildungen mit -an/-ian/(-än) weniger häufig motiviert, Bildungen mit -and/(-end) jedoch häufig motiviert. Im allgemeinen überwiegen aber die motivierten Bildungen vor den unmotivierten; nur -an/ -ian/(-än) hat ungefähr gleich viele motivierte wie unmotivierte Bildungen, wobei jedoch die Bildungen auf -an/-än von Anfang an überwiegend unmotiviert sind. Der Unterschied zwischen -an/-ian/(-än) und -and/(-end) dürfte mit der deutlicheren Struktur der -and/(-end)-Bildungen überwiegend als Nomina patientis-Bildungen zu erklären sein, wohingegen bei den -an/-ian/(-än)-Bildungen wohl auch die motivierten Bildungen auf -an/-än nicht im gleichen Maße als Wortbildungen aufgefaßt werden, d.h. durch das Fehlen einer dominierenden deutlichen Struktur schon zu Beginn des Untersuchungszeitraums das Suffix eher als Endung gesehen wird. Dagegen fungiert es als Interfix in -an-er (vgl. Republicain als Variante bei Sperander; heute nur Republikaner). Die zahlreichen Ursprungs- bzw. Spendersprachen könnten zur Aufsplitterung der Struktur beitragen. Das Suffix -at wird auch im Lateinischen auch bei Personenbezeichnungen nicht nur zur Bildung von Nomina patientis genutzt, wodurch möglicherweise mehr unmotivierte Bildungen ins Deutsche gelangen. Es erscheint also auch wichtig, inwieweit das Suffix mit einer bestimmten Struktur verbunden wird, wie das periphere Suffix -and/(-end) zeigt. In bezug auf die Produktivität ist das Suffix -ist als frequentestes Suffix mit dem höchsten Anteil motivierter Bildungen das gegenwartssprachlich produktivste und hat auch den höchsten Anteil von Fremdwortbildungen in der Gegenwartssprache aufzuweisen. Das Suffix -ant/-ent folgt mit einigem Abstand an zweiter Stelle mit relativ wenigen Bildungen, die gesichert erst in der Gegenwartssprache belegt sind; der Anteil der Fremdwortbildungen insgesamt in der Gegenwartssprache beträgt allerdings über die Hälfte aller Bildungen (davon ist aber wiederum die Hälfte nach einem fremden Vorbild entstanden). Dagegen hat -(at)or – bei der allgemeinen Frequenz hinter -ist und einem relativ hohen Anteil motivierter Bildungen – in der Gegenwartssprache im Vergleich zu fast allen Suffixen relativ gesehen viel weniger Fremdwortbildungen aufzuweisen, welches auf geringe Produktivität in den vorhergehenden Perioden deutet. Dies könnte damit erklärt werden, daß das Suffix auch für 178 Geräte- und Sachbezeichnungen gebraucht wird, was aber nach Wellmann im Deutschen vor allem heute der Fall ist. Sowohl -ant/-ent als auch -(at)or haben allerdings einen höheren Anteil heute veralteter Bildungen als -ist; außerdem konkurriert das Suffix -er teilweise zur Ableitung von deverbalen Nomina agentis. Das Suffix -and/(-end) hat infolge durchgehend geringer Frequenz auch eine geringe absolute Produktivität, obwohl es relativ zur Frequenz recht produktiv ist. -ar/-är mit mittlerer Frequenz und einem relativ hohen Anteil motivierter Bildungen weist sowohl relativ wenige neue Fremdwortbildungen wie auch wenige neue Entlehnungen auf. Bei -at entsprechen äußerst wenige neuere Bildungen einem mäßigen Anteil motivierter Bildungen und relativ geringer Frequenz, bei -an/-ian/(-än) sind nur die -ian-Bildungen produktiv und es gibt kaum Neuentlehnungen. Ein konstant hoher Anteil motivierter Bildungen korreliert also nicht automatisch mit hoher Frequenz oder mit hoher Produktivität, Suffixe mit hoher Frequenz und Produktivität weisen hingegen viele motivierte Bildungen auf. Ein relativ hoher Anteil motivierter Bildungen führt jedoch besonders verbunden mit hoher Frequenz in der Regel zur Aufnahme neuer motivierter Bildungen, wobei für die früheren Perioden ein etwas höherer Anteil Neuentlehnungen anzunehmen ist. Idiomatisierungsprozesse und formale Isolierung motivierter Bildungen als klare Veränderungen in der Motiviertheit bestimmter Bildungen sind im Material nicht häufig zu belegen. Bei zahlreichen Bildungen ist die Veränderung erst in der Gegenwartssprache zu beobachten. Die meisten Bildungen dürften jedoch beibehalten werden; einige sind heute aber veraltet. Bei -an/-ian/(-än) gibt es im Verhältnis zur Frequenz relativ viele Bildungen, die idiomatisiert werden; dies betrifft die Bildungen auf -an/-än, welches wohl – wie oben angesprochen – im Gegensatz zu -ian nicht im gleichen Maße als Suffix gesehen wird. Bei den meisten untersuchten Suffixen gibt es insgesamt mehr Prozesse der Idiomatisierung als der De-Idiomatisierung (Ausnahme: -ist), d.h. es ist selten der Fall, daß idiomatische Wörter später motiviert werden. Formal isolierte Wörter werden ebenfalls kaum später motiviert und auch der umgekehrte Prozeß ist sehr selten. Viele idiomatische Bildungen sind also durchgehend idiomatisch und die meisten formal isolierten Bildungen durchgehend formal isoliert. Es gibt demnach einen nicht unbeträchtlichen Anteil durchgehend formal isolierter Bildungen (davon aber eine Reihe von Einzelbelegen); insgesamt ist die Anzahl der idiomatischen Bildungen bei allen Suffixen aber höher als die der formal isolierten. Die Suffixe -ist und -ant/-ent haben den relativ höchsten Anteil leicht idiomatischer (demotivierter) Bildungen (Gruppe 3a1) an allen unmotivierten Bildungen und weisen in allen Untersuchungsperioden bei den idiomatischen auch ein Übergewicht an demotivierten Bildungen auf. Im Bereich der Suffigierung völlig isolierte Bildungen, d.h. Bildungen der Motivationsgruppe 3b2, sind im Vergleich zu den anderen Gruppen selten im Material. (Die Zahl würde sich leicht erhöhen, wenn man auch Belege einschließt, die in der Quelle selbst keine verwandten Wörter aufweisen und bei denen verwandte Wörter aus anderen Quellen herangezogen wurden.) Es 179 besteht also die Tendenz, Wörter in einen Wortbildungszusammenhang zu stellen, auch wenn sie in ihrer eigenen Struktur formal isoliert sind. Motivierte Wörter mit einer deutlichen semantischen Struktur sind genau wie unmotivierte vom Wegfall oder Veralten im Material betroffen, wie der Vergleich der Gegenwartssprache mit den Wörterbüchern von Campe und Adelung belegte. Im folgenden konzentriere ich mich auf die heute verschwundenen Bildungen, da das Veralten eher eine Vorstufe dazu darstellt. Hier zeigt sich bei allen Suffixen eine deutliche Tendenz, daß unter den heute verschwundenen Bildungen sehr viele motivierte Lexeme sind bzw. motivierte Wörter aus diesen Quellen in hohem Grade (auch im Vergleich zu nicht-motivierten Bildungen) heute nicht mehr existieren. In der Regel zeigt sich auch keine Bevorzugung der motivierten Bildungen, wenn man – was in der Analyse nicht explizit beschrieben wurde – nur die heute noch vorhandenen Bildungen betrachtet. Es ist aber schwierig zu entscheiden, wie groß der Stellenwert der Motiviertheit für die faktische Beibehaltung eines Wortes ist. Bei einigen verschwundenen Bildungen ist auch die Motivationsbasis nicht mehr vorhanden oder hat eine andere Bedeutung (z.B. Conquerant „Eroberer“ bei Campe), so daß der Verlust von Motiviertheit in einigen Fällen möglicherweise zur Aufgabe der Personenbezeichnung führt. Es handelt sich oft um nicht-spezialisierte Bildungen zur allgemeinen Bezeichnung von Personen mit einem engen Bezug zur Motivationsbasis. In vielen Fällen wird die Personenbezeichnung aber aufgegeben, auch wenn die Motivationsbasis noch existiert (z.B. Stipulant „Festsetzer, Bedinger“ bei Campe). Die Ursachen für das Verschwinden motivierter Bildungen dürften auch aus diesem Grund allgemein nicht so sehr in Veränderungen des Denotats, sondern besonders in Sprachpurismus zu finden sein. Hier könnte teilweise eine Rolle spielen, daß die Motiviertheit der Wörter durch ihre Zugehörigkeit zum Bildungswortschatz der Zeit nicht allgemein erkennbar ist, was zu puristischen Bestrebungen Anlaß geben kann (vgl. auch Campes Vorstellungen in der Einleitung). Die formale Fremdartigkeit ist dafür aber eine Voraussetzung. Daß die Wörter oft nicht dem Gemeinwortschatz angehören, macht sie hingegen generell anfällig für Veränderungen. Viele der bei Campe und Adelung vorhandenen und heute verschwundenen Bildungen sind nur in dieser Periode belegt, welches ihr Verschwinden ebenfalls erleichtert und darauf hindeutet, daß Motiviertheit auch keine Stütze für eine längerfristige Beibehaltung eines Wortes darstellt. Dies zeigt die Dynamik von Fremdwörtern, die nicht fest im Wortschatz verankert sind (und in manchen Fällen auch wohl vor allem in Wörterbüchern auftauchen). Nicht alle Veränderungen im Wortschatz können hingegen mit einem Übergewicht von systemexternen Faktoren erklärt werden, sondern es ist davon auszugehen, daß die Wortbildungsstruktur an sich in bezug auf Entwicklungen einzelner Lexeme im Wortschatz eine geringere Rolle spielt als bei der Bildung bzw. Entlehnung, indem ein Wort nicht mehr in gleichem Maße durch die Beziehung zu einer Motivationsbasis bestimmt wird. Dazu treten dann oft nicht-strukturelle Faktoren wie Veränderungen der außersprachlichen Realität 180 oder spezifisch soziolinguistische Faktoren als Auslöser von Veränderungen: Auch heimische motivierte Bildungen können verschwinden, indem ihr Denotat verschwindet oder indem sie von neuen Wörtern ersetzt werden. Die untersuchten Bildungen sind aber darüber hinaus durch ihre Herkunft/Form und ihre Nicht-Zugehörigkeit zum Gemeinwortschatz in besonderem Maße vom Wegfall betroffen. Es wäre aufschlußreich, näher zu untersuchen, warum bestimmte Wörter mit den jeweiligen Fremdsuffixen heute nicht mehr existieren und andere sich erhalten haben. Das konnte jedoch im Rahmen dieser auf Wortbildungsfragen bezogenen Arbeit nicht geleistet werden. Die Arbeit hat durch die Frage nach der Bedeutung der Motiviertheit und die angelegte analytische Perspektive auf zwei Problemgebiete in der Wortbildungsforschung aufmerksam gemacht, die an dieser Stelle etwas näher beleuchtet werden sollen, nämlich das Problem der Idiomatizität und das Problem der Etablierung von Wortbildungsbedeutungen. Beide hängen in gewisser Weise zusammen. Die Tendenz zur Idiomatizität/Idiomatisierung wird in der Wortbildungsliteratur zwar theoretisch reflektiert, aber teilweise in der Praxis nicht in vollem Umfang wahrgenommen. In der Deutschen Wortbildung (Wellmann 1975a) wird versucht, den untersuchten Bestand an Wörtern im Hinblick auf Wortgebildetheit zu strukturieren und dominierende Wortbildungsbedeutungen aufzustellen, so daß semantische Zusatzmarkierungen übersehen oder übergangen werden. Dies ist aus analytischer Perspektive eine sehr generelle und an produktiven Modellen orientierte Sichtweise, indem Wortbildungen immer auf einfache Basissätze zurückgeführt werden. So ordnet Wellmann z.B. das Lexem Funktionär der Basis Funktion zu, ohne eventuelle Idiomatizität der Wortbildung bzw. unterschiedliche Grade von Motiviertheit zu berücksichtigen. Andere Bildungen wie Delinquent, Flagellant werden hingegen nicht untersucht, weil sie abweichenden Mustern im Vergleich zum Hauptteil der Bildungen mit gleichem Suffix folgen. Offensichtlich idiomatische Bildungen werden allerdings ganz ausgeklammert. Aber auch in idiomatischen Bildungen können Motivationsbeziehungen zumindest teilweise noch erkennbar sein und sie sollten als idiomatisch oder zumindest als weniger deutlich motiviert erkannt und beschrieben werden, gerade weil Idiomatizität Motiviertheit als Konzept voraussetzt. P.O. Müller (1993a), dessen Begriff der semantischen Zusatzmarkierung hier übernommen wurde, sieht Idiomatizität allerdings auch bei gewichtigen semantischen Zusatzmarkierungen nicht vorliegen, wenn die funktionelle Derivationsbeziehung noch erkennbar ist (z.B. bei Tischler), um die es in der betreffenden Arbeit geht. Hier handelt es sich gleichzeitig um eine historische Untersuchung, bei der eventuelle Motivationsbeziehungen durch Quellen belegt werden müssen, was nicht immer einfach ist. Klosa (1996) ordnet dagegen in ihrer Arbeit über „Lehnpräfixe“ in der Gegenwartssprache unter Hinweis auf eigene Sprachkenntnisse sogar im Deutschen nicht-analysierbaren Lexemen wie Akorie Wortbildungsbedeutungen zu. Das andere Extrem wird von Lipka (u.a. 1981) repräsentiert, der zwar syntaktisch orientiert ist, aber Idiomatizität in das Zentrum seiner Untersu181 chungen rückt und unter anderem semantische Zusatzmarkierungen schon an sich als Zeichen von Idiomatizität ansieht (z.B. bei Rollstuhl). In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, in der Beurteilung von Idiomatizität einen Mittelweg einzuschlagen, indem man bei semantischen Zusatzmarkierungen unter gewissen Umständen das Lexem noch als motiviert betrachtet, nämlich wenn die Motivationsbedeutung durch zentrale Merkmale der Bildung nicht überlagert wird. Die Bedeutung muß also nicht vollständig aus den Konstituenten erschließbar sein. Dies ist allerdings im Vergleich zu manchen Wortbildungslehren schon ein stark semantisch orientiertes, von einem analytischen Standpunkt geprägtes Kriterium, das auch durch das Streben nach Differenzierung in der Beschreibung der Struktur entlehnter Lexeme geprägt ist, die formal auf ein anderes Wort verweisen und ursprünglich eine deutliche semantische Struktur haben. Festzuhalten ist, daß zwischen ausgeprägter Motiviertheit und ausgeprägter Idiomatizität ein Kontinuum besteht und Abgrenzungen auch eine Hilfe bei der Beantwortung von bestimmten Fragestellungen sein können. Wortbildungen können, wie in meiner Arbeit durch die angelegte historischanalytische Perspektive ebenfalls zum Vorschein kam, m.E. motiviert sein, ohne daß immer klare übergreifende Wortbildungsbedeutungen etabliert werden können. In vielen Fällen sind die Wortbildungsbeziehungen einfach zu divergierend, um aussagekräftige übergreifende Wortbildungsbedeutungen aufzustellen, die nicht gar zu abstrakt sein sollen. Ein Beispiel ist das Suffix -ar/-är, wo die (historisch begründete) Wortbildungsbedeutung ‘Zugehörigkeit’ im Grunde nichts über die Motivationsbeziehung aussagt (Bsp. Archivar, Millionär). Alternativ müßten verschiedene Wortbildungsbedeutungen aufgestellt werden, aber die Verben lassen sich – vielleicht abgesehen von Berufsbezeichnungen – schwer systematisieren (eventuell nur in eine Tun- und eine Haben-Prädikation, vgl. Wellmann). Ähnlich verhält es sich, wenn die Motivationsbasis ein Adjektiv ist, das keine Eigenschaft der Person bezeichnet (z.B. bei -ist). Die Motivationsbedeutungen, welche die Wortbildungsbedeutungen ausfüllen sollen, sind dann oft (im Gegensatz zu „klassischen“ Nomina agentis) sehr speziell und sind im Extremfall schwer von der Lexembedeutung zu trennen (vgl. Internist ‘Facharzt für interne Medizin’). Dennoch kann man solche Bildungen nicht als unmotiviert (demotiviert) betrachten, sondern nur als semantisch weniger deutlich motiviert. Der Unterschied zu demotivierten Bildungen besteht darin, daß dort abgrenzbare semantische Zusatzmarkierungen zur Entfernung der Lexembedeutung von der Motivationsbedeutung beitragen. Die semantische Beziehung zur Basis ist aber lockerer als z.B. bei Nomina agentis aus Verben und Bildungen zu einem -ismus mit der Wortbildungsbedeutung ‘Anhängerschaft/Vertreterschaft’. Verzichtete man auf die Konstruktion einer Motivationsbedeutung und betrachtete nur den semantischen Aufschlußwert der Basis, so könnten Bildungen wie Internist dadurch leichter als idiomatisch betrachtet werden. M.E. erfaßt die Basis allein aber noch ein Hauptmerkmal der Bildung. Die Konstruktion von Motivationsbedeutungen in der Form, wie sie hier vertreten wurde, ist hingegen für die Beschrei182 bung von semantischen Beziehungen zwischen Basis und Wortbildung besser geeignet, wenn auch offensichtlich nicht unproblematisch. In jedem Fall würden sich die Ergebnisse der Untersuchung nicht wesentlich ändern, da z.B. bei -ar/-är-Bildungen die Beziehung zur Basis trotz des ausgelassenen Verbs eng ist. Die unterschiedliche Aussagekraft von Wortbildungsbedeutungen gilt nicht nur für Wortbildung mit Fremdelementen, sondern ist bei heimischen Suffixen genauso vorhanden (vgl. die Wortbildungsbedeutung ‘Zugehörigkeit’ „in einem weiten Sinn“ bei -er-Bildungen mit substantivischer Basis, Fleischer/Barz 1992:154). Die Probleme der Beschreibung von Motiviertheit beruhen auch nicht nur auf dem historischen Material, werden aber in einer historischen Analyse noch verstärkt. Dies führt zur Frage nach der Rolle des Quellenmaterials für die Beantwortung der gestellten Fragen. Die Motivationsbeziehungen wurden notwendigerweise mit Hilfe der in den jeweiligen Quellen (fast ausschließlich Wörterbücher) genannten Lexeme und Lexemdefinitionen erfaßt. Das theoretische Modell zur Unterteilung der Motivationsgruppen war zwar vorher im wesentlichen festgelegt, die Quellen spielten aber eine große Rolle nicht nur bei der Korpuserstellung, sondern auch bei der Zuordnung zu den verschiedenen Gruppen. Das führt natürlich zu einer starken Differenzierung der Motivationsbeziehungen, da nicht überall in gleicher Weise verwandte Wörter verzeichnet sind. Andererseits besteht die Möglichkeit, daß die Autoren von Wörterbüchern dazu neigen, den Wortschatz zu strukturieren; man findet aber auch oft das Bestreben, die semantischen Beziehungen zwischen Wörtern nuanciert zu erfassen. Besonders in älteren Wörterbüchern ist es jedoch nicht immer leicht, etymologische/veraltete Bedeutungen von synchronen Bedeutungen abzugrenzen. Auch die Anwendung der Einteilung in Motivationsgruppen auf das Material ist nicht immer unproblematisch, da im Einzelfall entschieden werden muß, ob z.B. ein Wort schon idiomatisch ist bzw. welcher Grad von Idiomatizität vorliegt. Andere Quellen als Wörterbücher hätten möglicherweise leicht veränderte Ergebnisse erbracht, indem sie okkasionelle Entlehnungen stärker berücksichtigen, die vermutlich häufiger im Deutschen unmotiviert sind. Dieser Nachteil wird aber durch die Fülle des Materials von 3565 Belegen und 1389 Bildungen aufgewogen, die anders nicht so leicht zu ermitteln gewesen wären und zusammengenommen durchaus deutliche übergreifende Tendenzen aufzeigen. Es sollte deshalb aber immer bedacht werden, daß die genannten Zahlen kein Selbstzweck sind; aus diesem Grund wurde bei der Analyse auch auf genaue prozentuelle Angaben zum Vorkommen bestimmter Phänomene verzichtet. Die Arbeit konnte somit ein Bild der Motiviertheit von bestimmten Lexemen mit Fremdelementen anhand von Quellenmaterial vermitteln. Wünschenswert wäre eine genauere Analyse von Entlehnungsprozessen bei einzelnen Wörtern, wobei auch der jeweilige Einfluß der Struktur von Ursprungs- und Spendersprache näher untersucht wird. Die Ergebnisse der Arbeit liegen sowohl auf der theoretischen Ebene als auch in der durchgeführten Analyse. Als ein wichtiges Ergebnis der theoretischen 183 Beschäftigung mit der Motiviertheit von entlehnten Einheiten soll die Abgrenzung zwischen Motivation und Ableitung hervorgehoben werden. Motivation/ Motiviertheit wird als eher synchron-analytische Kategorie bestimmt und sollte nach der semantischen Struktur von Wortbildungen in einem Wortbildungssystem fragen. Ableitung wird als eher diachron-synthetische Kategorie bestimmt und sollte die Bildung von Lexemen zu einem bestimmten Zeitpunkt aus anderen Wörtern bezeichnen. Diese Unterscheidung wird in der Literatur zur Wortbildung häufig nicht eingehalten, ist aber hilfreich zur adäquaten Beschreibung von Wortbildungsstrukturen besonders bei entlehnten Einheiten. Ein weiterer Schwerpunkt der theoretischen Vorüberlegungen war die Motiviertheit von Konfixbildungen. Diese sind besonders im Fremdwortschatz vorhanden und sind synchronisch nicht leicht zu beschreiben, da Konfixe als Basen nicht frei vorkommen, aber dennoch eine lexikalische Bedeutung haben. Suffixbildungen bestehen dann zwar aus Konfix und Suffix, sie sollten m.E. im Wortbildungssystem jedoch nicht als von Konfixen motiviert angesehen werden, da ihre Struktur dann semantisch schwierig zu beschreiben ist. Als Ergebnisse der Analyse der Personenbezeichnungen mit Fremdsuffixen kann folgendes festgehalten werden: 1. Der Anteil der motivierten Bildungen ist bei den meisten untersuchten Suffixen in diachronischer Perspektive relativ hoch und bleibt entweder konstant oder steigt – vor allem bei den frequenten Suffixen – leicht an. Die untersuchten Wörter sind oft beim erstmaligen Auftreten im Material motiviert und verlieren relativ selten ihre Motiviertheit. Dabei wurde Motiviertheit nach streng synchron-semantischen Kriterien bestimmt, um die Einbindung in die Wortbildungsstruktur des Deutschen differenziert beschreiben zu können. 2. Es werden also von Anfang an häufig suffigierte Personenbezeichnungen übernommen bzw. durch Aufnahme in Wörterbücher im Wortschatz etabliert, die schon Teil der Wortbildungsstruktur des Deutschen sind. Dies gilt in erster Linie für die frequenten Suffixe -ist, -ant/-ent und -(at)or, das Suffix -ar/-är mit mittlerer Frequenz sowie für das eher periphere Suffix -and/ (-end). -ist, -and/(-end) und -ant/-ent haben dabei in dieser Reihenfolge den höchsten Anteil motivierter Bildungen. Es gibt dagegen teilweise ein Übergewicht für unmotivierte Bildungen auf -at in den ersten Zeitabschnitten, was aber auch durch die geringe Zahl der Bildungen bedingt sein kann. Beim peripheren Suffix -an/-ian/(-än) muß zwischen den Varianten differenziert werden; die Wörter auf -an/(-än) sind meist schon zu Anfang unmotiviert, während es bei -ian viele motivierte Hybridbildungen gibt. Formal weisen viele der untersuchten Wörter gebundene Basen auf und heimische Basen sind sehr selten. 3. Der hohe Anteil motivierter Bildungen beruht auf der deutlichen semantischen Struktur von suffigierten Personenbezeichnungen schon in der Ursprungs- bzw. Spendersprache mit dem engen Bezug auf ein anderes Wort. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Suffixen im Anteil der motivierten Bildungen können zum Teil mit unterschiedlicher Frequenz der Suffixe im Deut184 schen sowie mit einer unterschiedlich deutlichen Wortbildungsstruktur der motivierten Bildungen (auch beruhend auf Ursprungs- oder Spendersprachen) erklärt werden. Ein hoher Anteil motivierter Bildungen korreliert nicht immer mit hoher Frequenz oder auch mit hoher Produktivität des Suffixes im Deutschen. Dagegen sind bei allen Suffixen die im Deutschen entstandenen Wörter in hohem Grade motivierte Bildungen, wie die Analyse der Gegenwartssprache belegte. 4. Motivierte Wörter mit einer deutlichen semantischen Struktur sind daneben oft vom Wegfall im Material betroffen, und Wörter werden beim Verlust ihrer Motiviertheit meist beibehalten. Viele der behandelten Lexeme gehören allerdings nicht zum Gemeinwortschatz, was ihre Motiviertheit unter soziolinguistischem Aspekt einschränkt und ihre Aufgabe teilweise auch infolge puristischer Bestrebungen erleichtern kann; ihre formale Fremdheit ist jedoch eine Voraussetzung für Sprachpurismus. 185 Zeichenerklärungen und Erläuterungen zum Korpus * nach einem Wort = veraltet/historisch (Text und Korpus) * vor einem Wort = rekonstruierte Form (Text) < = zurückgehend auf …; > = wird zu … (Text) Im Text bezeichnet eine Quelle in kursiver Schrift, daß die Beziehung zu einem Wort nicht auf der betreffenden Quelle basiert. Wortbildungsbedeutungen/Motivationsbedeutungen werden mit einfachen Anführungszeichen und kursiver Schrift kenntlich gemacht. Paraphrasen und Wortbedeutungen stehen ebenfalls in einfachen Anführungszeichen. Das Korpus (3565 Belege) ist nach den Untersuchungsperioden geordnet. Innerhalb der Untersuchungsperioden sind die Bildungen nach den Suffixen angeordnet. Bei den Wörtern sind (Suffix)varianten in der Quelle mit Schrägstrich (/) abgetrennt. Verschiedene Bedeutungen sind in bestimmten Fällen mit Ziffern in Klammern (1,2…) markiert (vgl. Kap 3.1.2). Die Abkürzungen für die Quellen gehen aus dem Literaturverzeichnis hervor. Zu den Motivationsgruppen (MG) vgl. die Übersicht in Kap. 2.2.2.2.2 und zu den Einordnungsprinzipien vgl. Kap. 3.1.2. Bei den verwandten Wörtern sind in Gruppe 1 und 2 gleichwertige Motivationsbasen mit Komma abgetrennt, bei Abtrennung mit Semikolon ist das erstgenannte Wort besser bzw. bei unterschiedlicher Form für die Einordnung in die jeweilige Gruppe maßgeblich. In Gruppe 3 werden in Einzelfällen weitere verwandte Wörter durch Semikolon abgetrennt, die einer anderen Untergruppe innerhalb der Gruppe 3 zuzurechnen sind. Verwandte Wörter, die nicht der jeweiligen Quelle entnommen sind, werden mit eckigen Klammern ([]) markiert. Dabei richtet sich die Schreibung nach den Quellen. ß wird im Korpus aus technischen Gründen immer mit ss wiedergegeben. Unter den Anmerkungen sind Varianten zumeist mit anderen Suffixen verzeichnet (andere untersuchte Fremdsuffixe mit =, weitere Suffixe oder andere Varianten mit /). Für die Textquellen der ersten Periode sind hier auch die Fundstellen mit Seitenzahl angegeben (zu Abkürzungen vgl. das Literaturverzeichnis). Bei den gegenwartssprachlichen Bildungen werden Fremdwortbildungen hervorgehoben: FWB = Fremdwortbildung ohne heimische Basis; FWB-H = Hybridbildung mit heimischer Basis; (FWB) = nach fremdsprachigem Vorbild entstandene Fremdwortbildung. 186 Für die Gegenwart ist die Zugehörigkeit zu Varietäten/Subsystemen nach den in Kap. 3.1.2 genannten Prinzipien anhand der Wörterbücher DW und WDG markiert, wobei in der Regel die Bezeichnung der Wörterbücher übernommen wird: Fachsprachen (z.B. „Med.“), Bildungssprache („bildungsspr.“), Regionalwortschatz (z.B. „österr.“) und Zitatwörter (z.B. „engl. Bez.“). Bei den Motivationsbasen sind solche Wörter nur markiert, wenn das Lexem selbst nicht markiert ist. Abkürzungen (z.T. auch zu Wörterbuchangaben im Text): Amtsspr. Bankw. Bergw. Bez. bild. Kunst. bildungsspr. Biol. Buchw. Bürow. Druckw. engl. ev. Fachspr. Ferns. Flugw. frz. geh. Geldw. Geol. gr(iech). Hochschulw. iron. it. ital. Jur. kath. Kaufm./Kaufmannsspr. Kommunikationsf. kommunist. Kunstwiss. l(at). landsch. Amtssprache Bankwesen Bergwesen Bezeichnung bildende Kunst bildungssprachlich Biologie Buchwesen Bürowesen Druckwesen englisch evangelisch Fachsprache Fernsehen Flugwesen französisch gehoben Geldwesen Geologie griechisch Hochschulwesen ironisch item italienisch Jura katholisch Kaufmannssprache Kommunikationsforschung kommunistisch Kunstwissenschaft lateinisch landschaftlich Literaturw. marx. Med. Mil./Milit. mlat. Neupräg. österr. Parl. Phil./Philos. Pl. Polit. Psych. Päd. Rechtsspr. Rel. Rundf. russ. scherzh. schweiz. Seew. Soziol. span. Sprachw. Studentenspr. süddt. Theol. ugs. Wirtsch. Verlagsw. Völkerr. Zeitungsw. Zs(s). Literaturwissenschaft marxistisch Medizin Militär mittellateinisch Neuprägung österreichisch Parlamentssprache Philosophie Plural Politik Psychologie Pädagogik Rechtssprache Religion Rundfunk russisch scherzhaft schweizerisch Seewesen Soziologie spanisch Sprachwissenschaft Studentensprache süddeutsch Theologie umgangssprachlich Wirtschaft Verlagswesen Völkerrecht Zeitungswesen Zusammensetzung(en) 187 Wort Verzeichnis der Wörter Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen 1550–1650 Capellan/Caplan (1,2) He 1 (1) Capelle Capitain/Capiten Gryph 3a2 [Capital, Capitel] Horr: 55 u.ö., 105 u.ö. Capitan He 3a2 [Capital, Capitel] Castellan He 1 Castell Castellanus Maa 1 [Castell] = Castellor Chordekan He 3b1 [Decanat] Compan Gryph 3b1 [mhd. kumpanie] Horr: 97 Compan/Cumpan He 3b1 [mhd. kumpanie] Cursitan/Curtisan Maa 3b2 Curtisan/Cortisan He 3b2 Curtisan/Cursitan Ro 3b2 falsche Etymologie: Curss, currirn Decanus Satt 3b1 [Decanat] Satt: 884; Form: Decanis (Pl.) Dechant Satt 3a2 [Dechen] Satt: 26 u.ö. Dechant/Dechen He 3a2 Dechen Dumerian He 1 dum Gardian/Guardian (1,2) He 1 (1) Garde/Guardi Grobian He 1 grob Ipsian Ro 3b2 ipse = lat. Publican Ro 3a2 publicirn Sacelan Ro 1 Sacelln Sacristain Gryph 2a [Sacristey] = Sagrist/Sigrist (Ro) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Adolescent Ro 3b2 Agent He 3a1 [agieren] Appellant Satt 2a appellieren (691); Appellation (697) Satt: 37, 697 u.ö. Arrestant Satt 2b arrestieren; Arrest (714) Satt: 714 u.ö. Astant Ro 3b1 astantisirn Bachant Ro 3b1 Bachantrei Bachant (1*,2) He 3a1 (2) Bacchus, Bachusfest Calcant Ro 2a calcirn Clamant He 3b2 Communicant Ro 2a communicirn Comoediant Gryph 1 Comedi (16)/Comoedie (37) HPS: 16 u.ö.; Form: Comoedianten (Pl.) Constituent Satt 3a1 Constitutus (590) Satt: 590 Contrahent Satt 2a contrahieren (30); Contract (15) Satt: 14 u.ö.; Form: Contrahenten (Pl.) Expectans Ro 2a expectirn; Expectantz Expectant Gryph 2a [expecitirn; Expectantz] HPS: 13 Febricitant Ro 2a febricitirn; Febricitation Ignorant Ro 2a [Ignoranz] Injuriant Satt 1 Injuri, Injurien (Pl.) (493) Satt: 493 Mitregent Gryph 2a [regieren] Horr: 16 Musicant Gryph 2b [musizieren; Musik] Horr: 97; Form: Musicanten (Pl.) Mutant Ro 2a mutirn Pacient Ro 3b2 Parentes (Pl.) Ro 3b2 Praedicant Ro 2a Praedicatur Praesens Ro 3a2 praesentirn Praesident Ro 2a praesidirn Praeuent Ro 3a1 [prävenieren] Predicant Maa 1 predigen Producent Satt 2a [produzieren] Satt: 640 u.ö. Präsident Maa 2a [praesidirn] Recitant Ro 2a recitirn; Recitation Regent Maa 2a regieren /Regierer Regent Satt 2a [regieren] Satt: 884 Renunciant Satt 2a renuncieren; Renunciation (271) Satt: 271 Scribent Maa 2a [scribirn]; Scription; schreiben Scribent Ro 2a scribirn; Scriptum; schreiben Student Ro 2a studirn; Studium Lemma: Studios Student Satt 2a [studirn; Studium] Satt: 884 188 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Superintendens/Superintendent Satt 3b2 Satt: 879 u.ö. Supplicant Ro 2a supplicirn; Supplication Supplicant Satt 2a [supplicirn; Supplication] Satt: 546 Syllabicant Ro 1 Sylbe Vacant Ro 2a vacirn; Vacation Vagant Ro 2a vagirn Zwicant Ro 3b2 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Actuarius Ro 2a Actus Aduersari/Aduersarius Ro 3a2 Aduersaria Chirographarius Satt 2a [Chirographum] Satt: 378 u.ö. Commissari Maa 2a [Commission] Commissari He 2a Commissio Commissari/Commissarius Satt 2a Commission (Satt: 526) Satt: 524 u.ö. Commodatarius Satt 2a Commodatum (Satt: 396) Satt: 396 Concubinarij (Pl.) Ro 1 Concubin Consiliarius Ro 2a Consilium Depositarius Satt 2a Depositum (Satt: 398) Satt: 398 Donatarius Satt 2a Donation (Satt: 97 u.ö.) Satt: 97 Falsarius Ro 2a falsirn, Falsitet/Falset Fideicommissarius Satt 3b2 Satt: 132; Form: fideicommissario Hypothecarius Satt 1 [Hypothek] Satt: 378 Legatarius Ro 1 Legata (Pl.) Legatarius Satt 1 Legata (Pl.) (Satt: 147) Satt: 147 u.ö. Librarius Satt 3b2 Satt: 2; Form: Librarios (Pl.) Mandatari Ro 1 Mandat(um) Muscetarius Gryph 1 [Muskete] Gryph: Horr 98; Form: Herr Muscetariis Necessarius Ro 3b2 Notari Maa 2a [notirn] Notarius Ro 2a notirn Notarius Satt 2a [notirn] (lat. notare, Satt: 1) Satt: 1 u.ö. Notarius Gryph 2a [notirn] Gryph: Horr 107, 112 u.ö.; Form: Notario; Notarigus [sic] Ordinari/Ordinarius Satt 2a [ordinirn; Ordination] Satt: 524, 546; Form: Ordinari; Ordinarij (Pl.) Ordinarius Ro 2a ordinirn; Ordination Pensionarius Ro 1 Pension Pensioner Maa 1 Pension Scrinarius* Satt 3a2 [Schrein] Satt: 2; Form: Scrinarios (Pl.) Secretari Maa 1 [Secret] Secretari Ro 1 Secret Secretari/Secretarius Satt 1 [Secret] Satt: 36, 894 u.ö.; Form: Secretari; Secretario Tabularius Satt 3a1 [Tabelle] /Tabellio; Satt: 2 Testamentarius Satt 1 [Testament] Satt: 185; Form: Testamentarij (Pl.) Tributari Ro 1 Tribut Vicarius Ro 3b1 Vicarei Vicarius Satt 3b1 [Vicarei] Satt: 879, 867; Form: Vicario; Vicarij (Pl.) Vsurarius Ro 1 Vsur –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Aduocat Maa 2a [advocieren] Aduocat Ro 2a aduocirn Aduocat He 2a aduocieren Advocat/Advocatus Satt 2a [advocieren] Satt: 543, 608 u.ö.; Form: Advocati (Pl.); Advocaten (Pl.) Advocatus Gryph 2a [advocieren] Gryph: Horr 107; Form: Advocato Amissat Ro 3b2 amittor = lat. Apostat Ro 3b1 apostatirn Apostata Satt 3b1 [apostatirn] Satt: 119 Appellat/Appellatus Satt 2a appellieren [691 u.ö.); Appellation (697 u.ö.) Satt: 37, 704; Form: Appelato; Appellat, Appellaten Beneficiat (1,2,3) Ro 2a (1,2) Beneficium Delegatus/Subdelegatus Satt 2a [delegieren] Satt: 524; Form: Delegato, Delegati (Pl.), Subdelegati (Pl.) Fortunatus Ro 1 Fortun Legat Ro 3a2 Legata (Pl.) Legat Satt 3a2 [Legata (Pl.)] Satt: 868; Form: Legaten (Pl.) Licentiat Ro 3a1 Licentz Licentiat Satt 3a1 [Licentz] Satt: 894; Form: Licentiaten Literat Ro 3b1 Literatur Literat Gryph 3b1 [Literatur] Gryph: Horr 43; Form: Literatis (Pl.) Locat Ro 3a1 locirn, Location Potentat Ro 3a1 [Potenz] Praelat/Prelat Satt 3b1 Prelatur (878) Satt: 422 u.ö. 189 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Prelat Maa 3b1 [Prelatur] Prälat Ro 3b1 Prälatur Soldat Satt 1 [Sold] Satt: 570 Soldat Gryph 1 [Sold] Gryph: HPS 10 Stipendiat Maa 2a [Stipendium] Stipendiat Ro 2a Stipendium Vxorat Ro 2a vxorirn –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Accusator Ro 2a accusirn; Accusation Actor Satt 2a [Action] Satt: 542 u.ö. Actores (Pl.) Ro 2a Action Adiutor Ro 3b2 Administrator Ro 2a administrirn; Administration Administrator Satt 2a [administrirn; Administration] Satt: 875 u.ö.; Form: Administratorn (Pl.) Admonitor Ro 2a admonirn; Admonition Aduersator Ro 3a2 Aduersaria Adulator Ro 2a adulirn; Adulation Aemulator Ro 2a aemulirn; Aemulation /Aemulus Aestimator Ro 2a Aestimation Agitator Ro 2a Agitation Ambassadior Gryph 1 [Ambassade] Gryph: Horr 44; Form: Ambassadioren Ambassator He 1 Ambassade Antecessor Ro 2a Antecession Apparitores (Pl.) Ro 2a apparirn; Apparition Appelator Maa 2a appellieren; Appelatz Arator = Orator Gryph 2a Roration = Oration [bewusste Entstellung] Gryph: Horr 82 Arbitrator Satt 3b2 Satt: 526 u.ö. Assessor He 3b2 Assessor Satt 3b2 Satt: 523 u.ö.; Form: Assessores (Pl.) Auctor He 3b1 [Authoritet] Autor/Author Gryph 3b1 [Authoritet] Gryph: HPS 13, Horr 46 Author Ro 3b1 Authoritet Author Satt 3b1 [Authoritet] Satt; ij, 15 u.ö.; Form: Authores (Pl.), Authorn (Pl.) Calfactor Ro 3b2 Cantor Ro 2a Cantus Cantor He 3b1 Cantorey Cantor Gryph 2a [Cantus] Gryph: Horr 18; nur in Zs.: Cantorstecken Castellor Maa 1 [Castell] /Castellanus Commendator Ro 2a commendirn; Commendation Commodator Satt 2a Commodatum (396) Satt: 396 Confessor Ro 2a confitirn, Confession Consultor Ro 2a consulirn; Consultation Conuentor (1,2,3) Ro 1 (3) Conuent; (1,2) Conuention Corrector Ro 2a corrigirn, Correction/Correctur Creditor He 1 Credit Creditor Satt 1 [Credit] Satt: 14, 216 u.ö. Form: Creditores (Pl.), Creditoren (Pl.) Curator He 3a1 curiren, Curatio, Cur Curator Satt 2a curirn; Curation Curator Satt 3a1 [curiren] Satt: v, 33 u.ö.; Form: Curatorn (Pl.), Curatores (Pl.) Curator Gryph 3a1 [curiren] Gryph: Horr 118 Cursor Satt 3a2 [Kurs] Satt: 542 Defensor Satt 3b2 Satt: 523; Form: Defensores (Pl.) Dictator (1,2) Ro 2a (1) dictirn, (2) Dictatur Dispensator Ro 2a Dispensation Dispensator He 2a dispensiren Diuinator Ro 2a diuinirn; Diuination Diuulgator Ro 2a diuulgirn; Diuulgation Divisor Ro 3a2 diuidirn, Diuision Doctor Ro 2a docirn; Doctrin Doctor He 3b1 doctoriren Doctor Satt 3b1 Doctorat (851 u.ö.) Satt: 879 u.ö. Doctor Gryph 2a [docirn; Doctrin] Gruph: Horr 56; Form: Doctoribus (Pl.) Dominator Ro 2a dominirn; Domination Donator Satt 3a1 Donatarius (Satt: 268) Satt: 268 u.ö. Examinator Satt 2b [examinieren; Examen] Satt: 39; Form: Examinatores (Pl.) Excusator Satt 3b2 Satt: 523; Form: Excusatores (Pl.) Executor Satt 2a [Exekution] Satt: 185; Form: Executores (Pl.) Facktor Maa 3a2 [Faktum] Factor He 3a2 [Faktum] 190 Wort Quelle MG verwandte Wörter Fautor Fideiussor Finitor Fundator Fundator Garettorij (Pl.) Gubernator Imperator (1,2,3) Informator Inspector Intercessor Legator Maiores (Pl.) Major domo/Magior Domo Obsignator Orator Pastor Pastor Petitor Prior/Subprior Prior/Supprior Procurator Procurator Ro Satt Ro Ro He He Ro Ro Ro Gryph Ro Ro Ro Gryph Ro Ro Ro Gryph Satt Satt Ro Ro Satt 2a 3b2 2a 2a 2a 3b2 2a 2a 2a 2a 2a 1 3a2 3a2 2a 2a 3b2 3b2 2a 3b1 3b1 2a 2a fauirn Professor Professor Ro Satt 2a 2a Profession [Profession] Promotor Prouisor Prouisor (1,2) Quaestor Rector Rector Rector Magnificus Rhetor Scortator Senator Solicitator Speculator Stipatores (Pl.) Stipulator Successor Testator Testator Tutor Satt Maa Ro Ro Ro Satt Gryph Ro Ro Ro Ro Satt Ro Satt Ro Ro Satt Satt 3b2 2a 2a 2a 3a2 3a2 3a2 3b1 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b2 [Provision] (1) prouidirn, Prouis(i)on Quaestur regirn, rectificirn [regirn] [regirn] Rhetoric scortirn; Scortation Senat solicitirn; Solicitation [spekulieren; Spekulation] stipirn stipulieren; Stipulatio(n) (258, 259) succedirn, Succession testirn; Testament testieren (115 u.ö.) Anmerkungen Satt: 303 finirn fundirn; Fundament fundiren; Fundament gubernirn; Gubernation/Gubernament (1) imperirn; Imperium informirn; Information [Inspektion] intercedirn Legata (Pl.) Majestet [Majestet] obsignirn Oration [Petition] [Priorat] Priorat procurirn; Procuration [procurirn; Procuration] Gryph: Horr 116 Gryph: Horr 43 Gryph: Horr 117; Form: Pastores Satt: 606 Satt: 36, 879 Satt: 33, 523 u.ö.; Form: Procuratorn (Pl.), Procuratores (Pl.) Satt: 570, 894; Form: Professores (Pl.), Professorn Satt: ij; Form: Promotores (Pl.) Satt: 255, 884; Form: Rectorn (Pl.), Rectors Gryph: Horr 81; Form: Rectori Magnifico Satt: 18 u.ö. Satt: 258 /Testierer (Satt: 115 u.ö.); Satt: 23, 115 u.ö. Satt: v, 33 u.ö.; Form: Tutores (Pl.), Tutorn (Pl.) Vastatores (Pl.) Ro 3b2 Ventilatores (Pl.) Ro 2a ventilirn Vexator Ro 2a vexirn; Vexation Visitatores (Pl.) Ro 2a visitirn; Visitation –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Alchimist/Alcumist He 2a Alchimei Alchumist Ro 2a Alchumei Altist Ro 1 [Alt] Lemma: Zwicant Altist He 1 [Alt] Lemma: Bass Anatomist He 2a Anatomi Artist Maa 3b2 Artist He 3b2 Baptist Ro 3b2 Baptist He 3b2 Bassist He 1 Bass Colorist Ro 2a colorirn, Coloratur Componist Ro 2a componirn; Composition Concipist He 2a concipiren; Concept Copist Ro 2a copirn Copist He 2a copieren, Copey Decretist Ro 1 Decret Discantist Ro 1 [Discant] Lemma: Zwicant Discantist He 1 Discant /Discanter Euangelist He 2a Euangelium Exorcist Ro 2a exorcirn, Exorcismus Grammatist He 2a Grammatick 191 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Illuminist Lutenist Nobilist Organist Organisten (Pl.) Psalmist Sacrist/Sigrist Sophist Sophist Tenorist Ro Maa Ro Ro Maa Ro Ro Ro Gryph He 2a 1 2a 1 1 1 1 2a 2a 1 illuminirn, Illumination [Laute] Nobilitet Orgl; Organon Orgel Psalm Sacra/Sagra Sophismus/Sophisterey [Sophismus/Sophisterey] [Tenor] Form: Sophisten Lemma: Bass 1650–1750 Artisan St 1695 3a1 = Artist Capellan (1,2) Sp 1 (1) Capelle Capellan/Caplan Fr 1 Capelle Capitain Sp 3a2 Capital, Capitul Capitän/Capitain Fr 3a2 Capital, Capitel Castellan Fr 1 Castell Castellan (1,2,3,4) Sp 1 (1,2,3) Castell Castellan/Kastellan St 1695 1 [Kastell] Charlatan Sp 3b1 Charlatanerie Compan/Kumpan Fr 3b1 Compagnie Cortisan/Curtisan (1,2) Fr 2a (1) courtisiren Courtisan (1,2,3,4: Courtisanin) Sp 2a (2,3) courtisiren/courtoisiren Courtisanin St 1695 3a1 Courtoisie Decanus St 1695 3b1 [Decanat] Decanus Sp 3b1 Decanat Dechant St 1695 3a2 [Decher] Dechant Sp 3a2 [Decher] Dechant Fr 3a2 Decher Dechant/Techant/Dechent St 1691 3a2 [Decher] Galan St 1691 3a1 galant, Galanterie Galan Sp 3a1 galant, Galanterie = Galant/galant homme Galan Fr 3a1 galant Gardian/Guardian Sp 3a1 Guardia Grobian St 1691 1 grob Grobian Fr 1 grob Guardian (1,2) St 1691 1 (1) Guardie Kapitän St 1691 3a2 Kapital, Kapitel Kaplan St 1691 1 [Kapelle] Kastellan St 1691 1 Kastell Kourtisan (1,2,3) St 1691 2a (1,3) kurtisiren Kumpan St 1691 3b1 Kumpaney/Kumperey /Kompe/Kumpe Metropolitanus Sp 3a1 Metropolis Pagan St 1691 3b2 falsche Etymologie: Peche, Pegen Paisan Sp 3a1 Pais Partisan (1,2,3) Sp 2a (1,3) partial, Parthey/Partie Partisan (1,2,3) St 1695 2a (3) partial Republicain Sp 1 Republique/Republic /Republicaner Ruffian Fr 3b2 /Riffianer; falsche Etymologie: ruffen = rufen Sacristan Sp 2a Sacristey/Sacrarium Schlendrian (1,2) St 1691 1 (1) schlendern Simonianus Sp 2a Simonia/Simonie/Simoney Souverains (Pl.) Sp 2a souverain Stolprian St 1691 1 stolpern Suffragan St 1695 3a2 Suffragium Suffraganeus Sp 3a2 suffragiren, Suffragium Ultramontain/Tramontain Sp 2a ultramontain/tramontain Veteranus Sp 3b2 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ordinandus Sp 2a ordinieren –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Acceptant Sp 2a acceptiren; Accept(at)ion Acquirent Sp 2a acquiriren; Acquisition Adhaerenten (Pl.) Sp 2a adhaeriren Adjutant Sp 3a1 [Adjuto] Adjutant Fr 3a2 Adjutor Adjutant (1,2) St 1695 1 (1) Adjuto Adjuvant St 1695 3b2 Adjuvant Fr 3b2 Agent St 1695 3a2 agiren 192 Wort Quelle MG verwandte Wörter Agent Agent (1,2) Amant Appellant Appellant Arrestant Arrestant Arrestant Assistent Assistent (1,2) Bachant Bachant Calcant Calumniant Cedent Client Client Combatanten (Pl.) Commandant Commendant Commendant Committent Communicanten (Pl.) Comoediante Compaciscent Compaciscent Competent Competent Comödiant Concipient Concipient Concurrenten (Pl.) Confident Confident Sp Fr Sp Sp Fr St 1691 Sp Fr St 1695 Sp St 1691 Sp Sp Sp Sp St 1695 Sp Sp Sp St 1695 Fr Sp Sp Sp St 1695 Sp St 1695 Sp Fr St 1695 Sp St 1695 St 1695 Sp 3a1 2a 3a2 2a 2a 2b 2b 2b 2a 2a 3b1 3a1 3b2 2b 2a 3b1 3b1 1 2b 2b 3a2 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 1 3a1 2a 2a 2a 2a agiren (2) agiren Ami appelliren; Appellation appelliren; Appellation arrestiren; Arrest arrestiren/arretiren; Arrest/Arrêt (ver)arrestiren; Arrest assistieren; Assistenz (1) assistiren; Assistence Bachanterey, bachantisch Bachus, Bacchanalia Confitent Conquerant Conquerant Consulent (1,2) Contrahenten (Pl.) Correspondent Correspondent (1,2) Correspondenten (Pl.) Debauchant Deferent Delinquent Denunciant Dependent Deponent (1,2) Descendenten (Pl.) Dissidentes (Pl.) Duellant Expectanten (Pl.) Exulant Fabricant Febricitant Febrizitant/Februant Flagellantes (Pl.) Galant/Galant homme Ignorant Impetrant Implorant Incipient Independenten/Independenti (Pl.) Intendant Intendant/Sub-Intendant Interessenten (Pl.) Interponent Interponent Intervenient Intervenient Intriguant Sp St 1695 Sp Sp Sp Fr Sp St 1695 Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Fr Sp St 1691 Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp St 1695 Sp Sp St 1695 Sp St 1695 Sp Sp 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3a1 2b 2a 2a 1 2a 2a 2a 3a1 2a 3a1 2a 3b2 2a 3a2 3a2 2b 2a 2a 2a 2a 1 calumniren; Calumnie cediren Clientel Clientel Combat commandiren; Commando commandiren; Commando Commende committiren; Commission communiciren; Communion Comoedie compacisciren compacisciren; Compact competiren; Competenz competiren; Competentz Comödie/Comedie Concept concipiren; Concept concurrieren [Confidence/Confidenz] Confidence/Confidenz confitiren conquestiren; Conqueste conquetiren; Conqueste (1) consul(t)iren; Consultation contrahiren; Contract Correspondenz (1) correspondiren; Correspondenz correspondiren; Correspondenz debauchiren; Debauche deferiren delinquiren denunciren; Denunciation dependiren; Dependenzien (Pl.) deponiren; (2) Deposition Descende dissidiren duelliren; Duell Expectanz; expectiren exuliren Fabric febricitiren [febricitiren] flagelliren galant Ignorantia impetriren imploriren; Imploration Anmerkungen = Concipist weibl. Form: Confidente, Konfidante/ Confidante = Duelliste independent; Independence intendiren, Indendanz intendiren interessiret (Adj.); Interesse interponiren; Interposition interponiren; Interposition interveniren interveniren; Intervention Intriguen (Pl.) 193 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Kommediant Laborant Leutenant Leutenant Licitant Lieutenant (1,2,3)/Sou-Lieutenant Malcontenten (Pl.) Maleficant Maleficant Musicant Musicanten (Pl.) Musikant Negotiant Officiant Officianten (Pl.) Officianten (Pl.) Opponens/Opponent Paciscenten (Pl.) Paciscenten (Pl.) Paedant/Pedant Participant Participant Pasquillant Pasquillant Passant Passevolant Passevolant Patient Patient Pedant Peregrinant Postilliant Postulant Praedicant Praedicant Praesentant Praesident Praesident Praetendent Predicant President Producent Protestant (1,2) Protestanten (Pl.) Protestanten (Pl.) Provocant Referent Regens/Regent Regent Regent Remittent Remonstranten (Pl.) Reproducent Resident Resident Respondens/Respondent Restant Restanten (Pl.) Restanten (Pl.) Scribent Scribent Secundant Sekundant Sergeant Sergeant Serschant Solicitant (1,2) Student Student Student Suivant (1,2) Superindent St 1691 Sp St 1691 Fr Sp Sp Sp Sp Fr Fr Sp St 1691 Sp Fr St 1695 Sp Sp St 1695 Sp Sp St 1695 Sp Sp Fr Sp St 1695 Sp Sp Fr Fr Sp Fr Sp St 1695 Sp Sp St 1695 Sp Sp Fr Fr Sp St 1695 Sp Fr Sp Sp Sp St 1691 Fr Sp Fr Sp St 1695 Sp Sp St 1691 St 1695 Sp St 1695 Sp Sp St 1691 St 1695 Sp Fr Sp St 1691 Sp Fr Sp St 1691 1 2a 3b2 3b2 2a 2a 2a 1 1 2b 2b 2b 2a 3a2 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3a1 2a 1 1 2a 3a1 3a1 3a2 3a2 3b1 2a 1 2a 1 2b 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 2a 3a1 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b2 2a 3a1 3a1 2a 2b 1 2b 2a 2a 2a 2a 3b2 3b2 3b2 2a 2a 2a 2a 2a 2a Kommedie (in Zss.) Laboratorium nur in Zss.: Kommediantenkompaney etc. 194 licitiren; Licitation (1) Lieutenance [malcontent] Malefitz-Sachen Malefitz musiciren; Musik musiciren; Music(a) musiciren; Musik negotiieren; Negotiation Official, Officier [Officium] Officium opponiren; Opposition pacisciren pacisciren; Paction/Pact(um) Paedagogium = Partisan participiren Pasquill Pasquill passiren; Passage [= Passant] = Passant Patientia [Patientia] pedantisch, Pedanderey peregriniren Postille postuliren; Postulata (Pl.), Postulation [predigen] praediciren; predigen praesentiren [praesidiren; Praesidium] praesidiren; Praesidium praetendiren; Praetension predigen [praesidiren; Praesidium] produciren; Production (1) protestiren protestiren; Protestation protestiren; Protestation provociren; Provocation referiren regieren regiren regieren remittiren reproduciren residiren; Residentz residiren; Residentz respondiren restiren; Rest Rest restiren; Rest schreiben Scriptum; schreiben secundiren [secundiren] (2) solicitiren; Solicitation studiren studieren; Studium studieren; Studium (1) suivant (Superintendur] /Malefitz-Person Lemma: Orchestre /Officiales (Pl.) /Prediger /Praeses = Referendarius /Regirer /Regierer „selten“ /Restirer /Scriba /Seconde, Secund = Sollicitator, /Solliciteur „/Studirer, frequentius Student“ weibl. Form: Suivante nur in Zs.: Superindentenrausch Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Superintendens/Superintendent Sp 2a Superintendur Superintendent Fr 2a Superintendur Supplicant Sp 2a suppliciren; Supplication Trafiquantes (Pl.) Sp 2b trafiquiren; Trafic/Traffico/Trafique = Trafficatore, /Trafiqueur Tranchant/Trinciante Sp 2a tranchiren Trassant Sp 2a trassiren; Tratta /Trasseur, auch: Trassirer Trassant Fr 2a trassiren /Trassirer Tumultuant St 1695 1 Tumult Tumultuante Sp 2b tumultuiren; Tumult(us) Vagant Sp 2a vagiren Vagant Fr 3a1 vagiren –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Abecedarius Sp 1 Abc Actuarius Sp 1 Acten (Pl.) Adversarius Sp 3b2 Antiquarius (1,2) Sp 1 antique; (1) Antiquitäten (Pl.) Apoticaire Sp 1 Apothecke Archivarius St 1691 1 Archiv Archivarius Sp 1 Archiv Archivarius Fr 1 Archiv Bernarius St 1691 3b2 Bibliothecarius Sp 1 Bibliothec(a)/Bibliotheque Camerarius Sp 3a1 Camera Obscura, Camera apostolica Cancellarius Sp 3a1 Cancelley(-Stilus) Capitular St 1695 1 Capitul Capitular Sp 1 Capitul Cellarii (Pl.) Sp 3a2 Cella Lemma: Procurator Commissaire/Commissarius Sp 2a Commission Commissarien (Pl.) St 1695 2a Commission Commissarius Fr 2a Commission Commissionaire/Commissionarius Sp 1 Commission Complimentarius (1,2) Sp 1 (2) Compliment Compromissarius Sp 1 Compromiss Consiliarius Sp 2a Consilium /Conseiller Corsar St 1695 3a2 Cours falsche Etymologie: Corsika Corsaren (Pl.) Sp 3a2 Cours Dardanarius Sp 3b2 Depositarius Sp 2a Depositum Emissaire/Emissarius Sp 3a1 [Emission] Extraordinarius Sp 2a extraordinaire Falsarius Sp 2a Falsum Familiares (Pl.) Sp 3a2 Familia Fideicommissarius Sp 1 Fideicommiss Fructuarius Sp 3a1 [Frucht] Haereditarius Sp 2a Haeredität /Haeres Honorarius Sp 3a1 Honorarium Hypothecarius Sp 1 Hypothec Irregulares (Pl.) St 1695 3a1 irregulier Justitiarius Sp 1 Justitz Kapitular St 1691 3a2 kapituliren/kapiteln Legatarius Sp 2a Legatum Mandatarius Sp 1 Mandat Missionarius Sp 1 Mission Mousquetaire Sp 3a2 Mousquete /Mousquetirer Mousquetaires (Pl.) St 1695 3a2 [Mousquete] Munitionaire Sp 1 Munition Notarius (publicus...)/Protonotarius Sp 2a notieren Notarius*/Notarius publicus Fr 3a1 Note Obedentiarius Sp 1 Obedientz Operarius (1,2) Sp 2a (1) operiren Ostiarius Sp 3a2 Ostium Pensionaire/Pensionarius Sp 1 Pension Pensionarius St 1695 1 Pension Plagiarius Sp 2a Plagium literarium Plenipotentiarius St 1695 1 [Plenipotentz] Plenipotentiarius Sp 1 Plenipotence/Plenipotentia/Plenipotentz Poenitentiarius Sp 1 Poenitentz/Poenitentia Praebendarius Sp 1 Praebende Primarius Sp 3a1 primo Privilegiarius Sp 2a Privilegium, privilegiren = Privilegiatus Proprietarius Sp 2a Proprium/Proprietät Referendarius St 1695 2a referiren 195 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Referendarius Sp 2a referiren = Referent Representarius Sp 2a repraesentiren; Repraesentation Rhedarius Sp 3b2 Saccarius Sp 1 Sack Saccularius Sp 3a1 Sack Scholar Sp 1 Schola Scholar Fr 1 Schule/[Schola] Secretaire/Secretarius Sp 3a1 Secreta (Pl.) Secretarius Fr 3a1 Secret Sectarius Sp 1 Secta/Secte /Sectirer Sedentarius Sp 1 Sedes Sekretar St 1691 3a1 [Secret] Sicarius Sp 3a1 Sica /Sicario (ital.) Solitarius/Solitaire Sp 2a solitus, Solitudo Sortiarii (Pl.) Sp 3a2 Sortie Stabularius Sp 2a Stabulum Statuarius Sp 1 Statua Stipendiarius Sp 2a Stipendium = Stipendiat Sub-Officiarii (Pl.) Sp 3a1 Officium Superficarius Sp 3a2 Superficies Tabularius Sp 3a1 Tabula Temerarius/Temeraire Sp 1 temere (Adj.) Testamentarius Sp 1 Testament(um) Thesaurarius Sp 2a Thesaurus Tributarius Sp 1 Tribut(um) Usuarius Sp 3a1 Usus Usufructuarius Sp 2a Ususfructus Usurarius Sp 1 Usura/Usure Valetudinarius Sp 3a1 Valetudo Veredarius Sp 3b2 Vicarius St 1695 3b1 Vicariat Vicarius Sp 3b1 Vicariat Vicarius Fr 3b1 Vicariat(-Thaler) Visionarius/Visionaire Sp 1 Vision Volontaire/Volontair Sp 2a voluntarius /Miles voluntarius Zonarius sector Sp 3a1 Zona –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Advocat Sp 2a advociren Advocat Fr 2a advociren Advokat St 1691 2a [advocieren] nur in Zss.: Advokatengebüren etc. Agnaten (Pl.) St 1695 3b2 Agnaten (Pl.) Sp 3b2 Arrestat Fr 2b (ver)arrestiren; Arrest Candidat St 1695 3a2 candide Candidat Sp 3a2 [candide] Candidat Fr 3a2 [candide] Castrat Sp 2a castriren Cognaten (Pl.) Sp 3b2 Emancipatus Sp 2a emancipiren; Emancipation Excommunicatus Sp 2a excommuniciren; Excommunication Impetrat Sp 3a2 impetriren Implorat Sp 2a imploriren; Imploration Legat St 1695 3a2 legiren, Legat Legat Fr 3a2 Legat Legatus/Vice-Legat Sp 3a2 legiren, Legatum Licentiat Sp 3a1 Licentz Licentiat Fr 3a1 Licent Literatus Sp 3b1 Literatur Maecenates (Pl.) Sp 3a1 Maecenas (Name) Magnaten (Pl.) St 1695 3a1 [magnificus, magnific/magnifique] Magnaten (Pl.) Sp 3a1 magnificus, magnific/magnifique Optimates (Pl.) Sp 3b2 Pirate Sp 3b2 Potentaten (Pl.) Sp 3a1 = Potentzen (Pl.) Potestat Sp 2a Potestät Lemma: Dictator Praelat St 1695 3b1 [Prälatur] Praelat Sp 3b1 [Prälatur] Privilegiatus Sp 2a privilegiren; Privilegium = Privilegiarius Provocatus Sp 2a provociren; Provocation Prälat Fr 3b1 Prälatur Renegat St 1695 3b2 Renegat Sp 3b2 196 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Renegat Fr 3b2 Scelerat Sp 2a Scelus Soldat St 1691 3a1 Sold Soldat Sp 3b1 Soldatesque Lemma: Ordre, nur in: Soldatesque Soldat Fr 1 Sold Spoliatus Sp 2a spoliiren; Spolium, Spoliation Stipendiat Sp 2a Stipendium = Stipendiarius Trassat Sp 2a trassiren; Tratta Trassat Fr 2a trassiren –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Actor (1,2.3) Sp 2a (1) agiren, Action Adjutor/Coadjutor Fr 3a2 Adjutant Administrator Sp 2a administriren; Administration /Administrateur Admodiator Sp 2a admodiren; Admodiation /Admodiateur Aestimator litis Sp 3a2 aestimiren; Aestimation Aggressor Sp 2a Aggression; aggrediren Ambassador Sp 1 Ambassade /Ambassadeur Antecessor St 1695 3a1 [Antecessum] Antecessor Sp 3a1 Antecessum, Antecedens Arrendator Sp 2a arrendiren Arrendator Fr 2b arrentiren; Arrende/Arrente Assessor St 1695 3b2 Assessor Sp 3b2 Auditores (Pl.) Sp 3a1 Audienz Aut(h)or/Auctor Sp 3b2 autorisiren; Aut(h)orité/Auctoritaet Autor St 1695 3b1 autorisiren, Autorität Calefactor Sp 3b2 Cantor Fr 3b1 Cantorat, Cantorey Cantor (1,2) Sp 2a (1) Cantata Censor St 1695 2a censiren; Censur Censor Sp 2a censiren; Censur Centuriatores (Pl.) Sp 1 Centurias (Pl.) Coadjutor Sp 1 [Adjuto] Coadjutor (1,2) St 1695 1 (1) Adjuto Collator Sp 2a Collatur Collator Fr 2a Collatur Collector Sp 3a1 Collecte, Collectanea Commentator St 1695 2a Commentarien (Pl.) Commentator Sp 2a commentiren; Commentarius Competitores (Pl.) Sp 2a competiren; Competentz = Competent Compilator Sp 2a [kompilieren; Kompilation] Conditer Sp 3a1 condiren Confidejussor Sp 3b2 Conservator Sp 2a Conservation Lemma: Ruart Consumtor Sp 2a consumiren; Consumtion Corrector Sp 2a corrigiren, Correctur Corrector Fr 2a corrigiren, Correctur Corregidor Sp 3b2 Creditor Sp 2b creditiren; Credit Cultor (1,2) Sp 2a (1) cultiviren Curator (1,2)/Subcurator Sp 2a (1) Curatel Defensor fidei Sp 3a1 Defension, defendiren Definitor Sp 3a2 definiren, Definition Delegator Sp 2a delegiren; Delegation Depositor Sp 2a deponiren, Depositum Dictator Sp 3a1 dictiren Director St 1695 2a dirigiren Director Sp 2a dirigieren, Direction /Directeur Dispensator Sp 2a dispensiren; Dispensation Dispositor Sp 2a disponiren, Disposition Doctor Fr 2a [dociren] Doctor (1,2) Sp 2a (1) dociren Doktor St 1691 2a [dociren] nur in Zss.: Doktorhut etc. Editor Sp 2a ediren; Edition Elector Sp 2a elegiren /Electeur Examinator Sp 2b examiniren; Examen/Examination Executor St 1695 2a exequiren Executor Sp 2a executiren Explorator Sp 2a exploriren Lemma: Spion, Espion Factor Sp 3a1 Factur-Buch Factor Fr 3a1 Factur-Buch Faktor St 1691 3a1 [Factur-Buch] 197 Wort Quelle MG verwandte Wörter Fautor Fundator Fundator Glossator Gubernator Honoratiores (Pl.) Informator Ingrossator Inquisitor Inquistior [sic] Inspector Instructor Intercessor Inventor (1,2) Junior Lector Lectur [sic] = Lector Legislator Locator Major Major (1,2,3)/Mayor (3) Mediator Mediator Moderator Observator Occultator Operator (1,2) Orator Pacificator Pastor Pastor Peraequator (1,2) Polyhistor Possessor Praecentor Praeceptor Praedecessor Praetor Praevaricator Prior Prior/Sub-Prior Procurator Procurator (1,2) Professor Professor Promotor Protector Protector Proveditor Provisor Provisor (1,2) Qualificator Recitator Rector Rector Recuperator Redemtor litium Reformator Registrator Registrator Registrator Registrator Rektor Relator Reparator Revisor Rhetor Salvator Sarcinator (1,2) Sartor (1,2) Scalptor Scriptor Sp St 1695 Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp St 1695 Sp Sp Sp Sp Sp Sp Fr Sp Sp Fr Sp St 1695 Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Fr Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Fr Sp St 1695 Sp Sp Fr Sp St 1695 Sp Sp St 1695 Sp Sp Sp Sp Fr Sp Sp Sp St 1691 St 1695 Sp Fr St 1691 Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp Sp 3a1 2a 2a 2b 2a 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b2 3a1 2a 3b2 2a 3b2 3a2 2a 2a 3a1 2a 2a 2a 3a1 2a 3b1 3b1 2a 3b2 2a 3b2 2a 3b2 2a 3a1 3b1 3b1 3b1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b2 2a 2a 3a1 2a 3a2 3a2 3a1 3a2 2b 2a 2a 2a 2a 3a2 2a 2a 2a 3b1 2a 3a1 3a1 3b2 2a = Fauteur fundiren; Fundation, Fundament fundiren; Fundation/Fundament glossiren; Glosse guberniren Honorarium, honoriren informiren; Information ingrossiren Inquisition; inquiriren inquiriren, Inquisition Inspection Instruction; instruiren intercediren, Intercession inventirn; (2) Inventur 198 Anmerkungen Lection, Lecture Lection lociren; Locatio Majorat, majorenn Majestät Mediation Mediation moderiren; Moderation observiren; Observation occultiren; Occultation Operation, (1) operiren Oration pacificiren; Pacification Pastorat Pastorey (1) Peraequation possidiren, Possession /Mediateur /Observateur /Operateur /Pacificateur /Possesseur Praeceptur; praeceptoriren Praetura Praevaricatio Priorat Priorat Procuratorium (1) procuriren; Procuration Profession, Professur Profession promovirn, Promotion protegiren, Protection Protection provediren, Provision (1) providiren, Provision qualificiren recitiren; Recitation regiren, rectificieren regieren recuperiren, Recuperation Redemtion reformiren; Reformation; Reforme registriren; Register registriren; Registratur registriren; Registratur Registratur; registriren regiren relatiren; Relation repariren; Reparation revidiren, Revision Rhetorica, rhetoricè/rhetorisch salviren; Salvatio (1) = Sartor (1) (1) = Sarcinator (1) Scriptum /Professeur nur in Zs.: Rektorsmäntelein weibl. Form: Sarcinatrix Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Scrutator (1,2) Sp 2a Scrutatio/Scrutinium, (1) scrutiren /Scrutateur Sculptor Sp 2a Sculptura Senator/Senatore Sp 1 Senat(us) /Senateur Senior Sp 3b1 Seniorat(us) Servator Sp 2a serviren; Service Servitore Sp 2a serviren; Servitium Signator Sp 2a signiren; Signatur(a) Simulator Sp 2a simuliren; Simulation Solicitator/Sollicitator Sp 2a sol(l)iciriren; Sol(l)icitation = Sollicitant, /Solliciteur Sollicitator (1,2) St 1695 2a (1) sollicitiren Spectator Sp 3a1 Spectacul/Spectacle Speculator Sp 2a speculiren; Speculation /Speculateur Speditor Sp 2a spediren; Spedition /Spediteur Spoliator Sp 2a spoliiren; Spolium Sponsor Sp 2a spondiren, Sponsio Statores (Pl.) Sp 3a2 Status, Station Stipator Sp 3a1 stipiren Strator (1,2,3*) Sp 2a (2) Stratura Strigores (Pl.) Sp 3b2 Structor (1,2) Sp 2a (1) struiren, Structura/Structure/Struttura Stuckator Sp 3a1 Stuccador-Arbeit /Stucateur Suasor Sp 2a suadiren, Suasion Sublimator Sp 2a sublimiren Subornator Sp 2a suborniren; Subornation Successor St 1695 2a succediren, Succession Successor Sp 2a succediren, Succession Superator Sp 3b2 Superexactor Sp 2a superexigiren, Superexactio Superiores (Pl.) St 1695 3b1 [Superiorität] Superiores (Pl.) Sp 3b1 Superiorité/Superiorität Suppressor Sp 2a supprimiren, Suppression Susceptor Sp 2a suscipiren, Susceptio Syndicator Sp 3a1 syndiciren Taxator Sp 2b taxiren; Tax(a)/Taxatio Tentator Sp 2a tentiren; Tentationes (Pl.) Tenuiores (Pl.) Sp 2a tenuis Tergiversator Sp 2a tergiversiren; Tergiversation Testator Sp 2a testiren; Testament(um) weibl. Form: Testatrix Traductor Sp 2a traduciren; Traduction /Traducteur Trafficatore Sp 2b trafiquiren; Traffic(o)/Trafique /Trafiqueur Transactor Sp 2a Transaction Transgressor Sp 2a transgrediren, Transgression Transitor Sp 2a Transition Translator (1,2) Sp 2a Translation, (1) translatiren Turbator Sp 2a turbiren; Turbation Tutor Sp 3b1 Tutorium Ultor Sp 2a Ultio weibl. Form: Ultrix Urinator Sp 3a2 Urna Usurpator Sp 2a usurpiren; Usurpation /Usurpateur Viator Sp 3a1 Viaticum Victor Sp 3b1 victorisiren, Victorie/Victoria/Victoire Visitator Sp 2a visitiren; Visitation /Visitateur Vulgator Sp 2a vulgiren –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Academist Sp 3a1 Academie Alchymist Sp 2a Alchymie Altarist St 1691 1 Altar Altarist Fr 1 Altar Altist Sp 1 Alt Altist Fr 1 Alt Anabaptista Sp 3b2 Anatomist Fr 2a Anatomie, anatomiren Antagoniste Sp 3b2 Antistes Sp 3b2 Artist St 1695 3a1 [Artificium, artificiel] = Artisan Artiste Sp 3a1 Artificium, artificiel Atheist Sp 2a [Atheismus] Baptista Sp 3b2 Bassist St 1691 1 Bass Bassist Fr 1 Bass Blasonist Sp 1 Blason Cabaliste Sp 1 Cabala 199 Wort Quelle MG verwandte Wörter Cancellist Canonist Casuisten (Pl.) Choralist Chymist Colonist Commendist Complimentist Componist Componist Concipist Conformisten/Non-Conformisten (Pl.) Contorist Controversist Copiist Copist Copist (1,2) Criminalist Deist Discantist Diskantist Duelliste Evangelist Evangelist Exorciste Fibliste Figurist Figuristen (Pl.) Formulist Indifferentist Intriguist Jovialisten (Pl.) Jurist Juristen (Pl.) Komponist Kopist Lautenist Legist Legist Linguiste Machiavellisten (Pl.) Materialist Materialist Mercantist Modisten (Pl.)* Moraliste Naturalist (1,2) Naturaliste Neutralisten (Pl.) Nouvelliste Oculist Okulist Operist Organist Organist Organist/Orgelist Pandurista Panegyriste Panist Papist Pietist Precisten (Pl.) Protocollist Psalmist Psalmist Psalmist Publicist Purist Quietisten (Pl.) Rabulisten (Pl.) Renommist (1,2) Sp Sp Sp Fr Sp Fr Fr Sp St 1695 Sp Sp Sp 2a 2a 1 1 2a 2a 1 3a1 2a 2a 2a 3a1 Cancelley-Stilus Jus Canonicum Casus Choral Chymie Colonie Commende complimentiren componiren; Composition componiren; Composition concipiren; Concept conform, conformiren Sp Sp St 1695 Fr Sp Sp Sp Sp St 1691 Sp Sp Fr Sp Fr Fr St 1691 Sp Sp St 1695 Sp Fr Sp St 1691 St 1691 St 1691 Sp Fr Sp Sp Sp Fr Sp Fr Sp St 1691 Sp Sp Sp Sp St 1691 Fr Sp Fr St 1691 Sp Sp Fr St 1691 Sp Sp Sp St 1691 Sp Fr Sp Sp Sp Sp Sp 1 3a1 2a 2a 2a 2a 3b2 1 1 1 2a 2a 2a 1 2a 2a 1 1 1 3a2 1 1 2a 3a1 1 3a1 3a1 3b2 2b 1 1 3a1 3a2 1 1 1 1 1 3a1 3a1 1 1 1 1 1 2a 3a2 1 2a 2a 2a 1 1 1 1 3a1 3a1 3b1 2a Contoir/Contor Controvers copiiren copiiren, Copey (1) copiiren, (2) Copey criminaliter 200 Discant Diskant Duell; duelliren Evangelium Evangelium Exorcismus Fibel Figural Figural Formuln (Pl.) indifferent Intrigues (Pl.) jovialisch [Jus] Jus; Jurisprudenz [komponieren] Kopey Laute legal, Legalität [legal] Machiavellism; Machiavelli (Name) Materialien (Pl.) Materialien (Pl.) Mercatur Mode Moral (1) Natur Natura neutral Nouvellen (Pl.) ocular [ocular] Oper Orgel; Organum musicum Orgel Orgel Pandora/Pandura Panegyricus Panis-Brief Papst Pietät Precum primarium jus protocolliren Psalm Psalm /Psalmus Psalm publicè; Jus publicum pure Quiete, Quies Rabulisterey (1) renommirt Anmerkungen = Concipient = Duellant Lemma: Otios Wort Quelle MG verwandte Wörter Sacrist*/Sigrist* Scripturisten (Pl.) Separatisten (Pl.) Soloecista Sommista Sophist Sophista (1,2*) Sorbonnisten (Pl.) Sphaerista (1,2) Statist Statisten (Pl.) Statisten (Pl.) Syncretisten (Pl.) Tenorist Tenorist Tosonisten (Pl.) Violinist Zinkenist Fr Sp Sp Sp Sp Fr Sp Sp Sp St 1691 St 1695 Sp Sp Sp Fr Sp Sp St 1691 2a 3a1 3a1 2a 3a2 3b1 2a 1 1 3b1 3a1 3a1 2a 1 1 1 1 1 Sagrer* Scriptura sacra separate/separatim, Separation Soloecismus sommiren Sophisterey, sophistisch (1) Sophisma Sorbonne (Name) (1) Sphaera; (2) Sphaerica Statisterey, statistisch Stat Staats-Streich Syncretismus Tenor Tenor Toson Violine Zink Anmerkungen 1750–1820 Artisan Ca 3a1 = Artist Capellan (1,2) Ad 1 (1) Capelle Capellan (1,2) Ca 1 (1) Capelle Capitaine Ca 3a2 Capital, Capitel Capitän Ad 3a2 Capital, Capitel Castelan (1*,2) Ca 3a1 (2) Castel Castellan (1*,2) Ad 3a1 (2) Castell Charlatan Ad 3b1 Charlatanerie Charlatan/Scharlatan Ca 3b1 Charlatanerie Contemporaneus Ca 2a contemporair Courtisane Ca 3a2 [Courtoisie] Decanus Ad 3b1 Decanat/Decaney Decanus Ca 3a2 Decade Dechant Ad 3a2 [Decher] Galan Ca 3a1 galant Galan (1,2) Ad 2a (2) galant Grobian Ad 1 grob Grobian Ca 1 grob Guardian Ca 3a2 [Guardia] Kompan Ad 3b1 Compagnie /Kompe Partisan Ad 2a Partey Partisan Ca 2a Partei Sacristan Ad 2a Sacristey = Sigrist/Sacrist Sacristan Ca 2a Sacristei = Sigrist Souverain Ad 2a souverän Souverain Ca 2a souverain Suffraganeus/Suffraganbischof Ca 3a2 Suffragium Veteran Ca 3b2 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Confirmand Ca 2a confirmiren; Confirmation Curand Ca 2a Curatel Doctorand Ca 2b Doctorat; Doctor Examinand/Examinandus Ca 2b examiniren; Examen Magistrand Ca 1 Magister Praeparand Ca 2a praepariren; Praeparation Recipiendus Ca 2a recipiren; Reception –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Abiturient Ca 3b2 Abonnent Ca 2a abonniren; Abonnement Acceptant Ca 2a acceptiren; Acceptation Adjudant Ad 3a1 [Adjuto] Adjutant Ca 3a1 [Adjuto] Agent Ad 3a2 Agende Agent Ca 3a2 agiren Amant Ca 3a1 = Amasius Appellant Ad 2a appelliren; Appellation Appellant Ca 2a appelliren; Appellation Arrestant Ad 2b arrestiren; Arrest = Arrestat Arrestant Ca 2b (ver)arrestiren; Arrest = Arrestat Aspiranten (Pl.) Ca 2a aspiriren 201 Wort Quelle MG verwandte Wörter Assekurant Assignant Assignant Assistent Assistent (1,2) Auscultant Bacchant (1*,2) Bacchant (1*,2) Bon-vivant Calcant Calcant Calumniant Cedent Client Client Commandant/Commendant Commendant Committent Communicant Communicant Compaciscent Competent Complaisant Comödiant Concipient Concurrent Confident Confitent Conquerant Consulent (1,2) Contrahent Contravenient Contribuent Convalescent Correspondent Correspondent Decernent Defendent Defraudant Delinquent Delinquent Denunciant Deponent Descendent Dilettant Disputant Dissident Dissident Docent Duellant Duellant Elegant Emigrant Emigrant Endossent/Indossent Etudiant Expedient Exspectant/Expectant Exulant Fabricant (1,2) Fabrikant Fabulant Famulant Febricitant Fierant Fieranten (Pl.) Figurant (1,2,3) Flagellant Garant Girant Gratulant Habitanten (Pl.) Ad Ad Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3b2 3b2 3b2 2b 2a 3b1 3b1 2b 2b 2a 2a 2a 2a 3a1 2a 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b1 2a 2a 2a 2a 2b 2b 2a 2a 2a 2a 3b2 2a 2a 2a 1 1 2a 2a 2a 1 1 2a 2b 3b1 2b 2a 3a2 assekuriren; Assekuranz assigniren; Assignation assigniren; Assignation assistiren; Assistence/Assistenz (1) assistieren; Assistenz auscultiren (2) Bacchus (2) Bacchus 202 Anmerkungen calumniiren; Calumnie cediren [Clientel] [Clientel] commandiren; Commando commandiren; Commando committiren communiciren; Communion communiciren; Communion compacisciren competiren Complaisance Comödie concipiren concurriren; Concurrenz Confidence confitiren conqueriren; Conquête (2) consul(t)iren; Consultation contrahiren; Contract contraveniren; Contravention contribuiren; Contribution convalesciren; Convalescenz correspondiren; Correspondenz correspondiren; Correspondenz decerniren defendiren; Defension defraudiren; Defraudation [Delikt] [Delikt] denunciren; Denunciation deponiren descendiren; Descendenz Dilettantism(us) disputiren; Disputation [dissidiren, Dissidium] dissidiren; Dissidium dociren duelliren; Duell duelliren; Duell elegant; Eleganz Emigration emigriren; Emigration endossiren; Endossement/Indosso expediren; Expedition exspectiren; Exspectanz ex(s)uliren Fabrique; (2) fabriciren Fabrik fabuliren/fabeln famuliren febricitiren [Fiera] Fiera (3) figuriren flagelliren; Flagellation, Flagell garantieren, Garantie giriren; Giro gratuliren; Gratulation Habit, habituell = Student /Expediteur Wort Quelle MG verwandte Wörter Haselant Haselant Hospitant Ignorant Impetrant Inculpant Injuriant Inquirent Insurgent Insurgenten (Pl.) (1,2) Intendant Intercedent Interessent Interponent Intervenient Intriguant Komödiant Laborant Leuterant Licitant Lieferant/Livrant Lieutenant Maleficant Mandant Musicant Musikant Negociant Obducent Obscuranten (Pl.) Officiant Officiant (1,2) Opponens/Opponent Participant Pasquillant Patient Patient Pedant Pedant Praedicant Praenumerant Praesentant Praesident Praetendent Producent Proponent Protestant Protestant (1,2) Provocant Prädicant/Predicant Präsident/President Querulant Recensent Recipient Reconvalescent Reconvenient Reconvent Referent Regent Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ad Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad 2a 3a1 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 2a 3a2 2a 2b 2a 2a 2b 1 2a 2b 2a 1 3b2 2a 2a 2b 2b 1 2a 2b 2a 2a 2a 2a 1 3a2 3a2 3b1 3b1 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 2b 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a haseliren* haseliren hospitiren Ignoranz impetriren inculpiren; Inculpation Injurie inquiriren; Inquisition [insurgiren; Insurrection] (2) insurgiren; Insurrection intendiren intercediren; Intercession interessiren; Interesse interponiren; Interposition interveniren; Intervention intrigiren; Intrigue Komödie laboriren, Laboratorium Leuteratio; läutern licitiren; Licitation liefern Maleficium Mandat musiciren; Music musiciren; Musik Negoce obduciren; Obduktion obscuriren; obscur officiiren; Officium (2) Officin opponiren; Opposition participiren; Participation Pasquill [Patience] Patience [pedantisch, Pedanterei/Pedantismus] pedantisch, Pedanterei/Pedantismus predigen praenumeriren; Praenumeration praesentiren; Preaesentation praesidiren; Praesidium praetendiren; Praetension produciren; Production proponiren; Proposition protestiren, Protest (1) protestiren; Protest provociren; Provocation predigen [praesidiren; Praesidium] queruliren recensiren; Recension recipiren; Reception reconvalesciren; Reconvalescenz reconveniren; Reconvention reconveniren; Reconvention referiren; Referat regieren Regent Remittent (1,2) Remonstranten (Pl.) Rendant Renitent Repetent Repraesentant Resident Resident Respondent Restant Restant Scribent Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca 2a 2a 3a1 3a2 2a 2a 2a 3a1 3a1 2a 2b 2b 2a regiren remittiren; (2) Remission remonstriren; Remonstration rendiren renitiren; Renitenz repetiren; Repetition repraesentiren; Repraesentation Residenz residiren, Residenz respondiren restiren; Rest restiren; Rest schreiben Anmerkungen = Intercessor /Läuterer /Lieferer /Prediger /Prediger /Regierer „ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort“ /Regierer 203 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Secundant Ca 2a secundiren Serschant/Sariant/Sarschant Ad 3b2 Solicitant Ca 2a solicitiren; Solicitation Speculant Ca 2a speculiren; Speculation Stipulant Ca 2a stipuliren; Stipulation Student Ad 2a studieren Student Ca 2a studiren; Studium /Studiosus Subscribent Ca 2a subscribiren; Subscription Superintendent Ad 3b1 [Superintendentur] Superintendent Ca 3b1 [Superintendentur] Supplicant Ca 2b suppliciren; Supplic Supplikant Ad 2b suppliciren; Supplik Surintendant Ca 2a Surintendance Trassant Ad 2a trassiren Trassant Ca 2a trassiren Tumultuant Ca 2b tumultuieren; Tumult –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Actuarius Ca 3a1 Acte, Acten (Pl.) Antiquar Ad 2b (1) [Antiquitaeten (Pl.) Antiquar/Antiquarius (1,2) Ca 2b (1) Antiquitaeten (Pl.) Archivar Ad 1 Archiv Archivarius Ca 1 Archiv Bibliothekar Ad 1 Bibliothek Bibliothekar Ca 1 Bibliothek Camerarius Ca 2a cameral Capitular Ad 1 Capitel Capitular Ca 1 Capitel Celibataire Ca 1 Celibat Cessionarius Ca 1 Cession Commissar Ad 2a Commission Commissarius/Commissaer; Ca 2a Commission Concommissarius Commissionair Ca 1 Commission Commissionär Ad 1 Commission Complimentarius (1,2)/ Ca 1 (1) Compliment Complimentaire (2) Compromissarius Ca 1 Compromiss Concessionarius/Concessionaire Ca 1 Concession = Concessionist Concubinarius Ca 1 Concubine; Concubinat Confessionarius Ca 1 Confession Convulsionair Ca 1 Convulsion Corsar Ad 3a2 [Cours] Corsar Ca 3a2 Cours Cridarius Ca 3b2 Dietarius Ca 1 Dieten (Pl.) Domicellar/Domicellarherr Ad 3b2 Donatarius Ca 2a Donation Falsarius Ca 2a Falsum, Falsifikation Fonctionnaire Ca 1 Funktion Garnisair Ca 2a Garnison Hypothecarius Ca 1 Hypothec Incendiarius Ca 3b2 Iustitiarius Ca 1 Iustiz Legatarius Ca 1 Legat Locataire/Locatarius Ca 2a Location Mandatarius Ca 1 Mandat Millionaer Ca 1 Million Missionarius/Missionär Ca 1 Mission Mousquetaire Ca 1 Mousquet /Musketier Notarius Ca 3a1 Note Ordinarius Ca 3a1 ordinaire Parlamentair Ca 3a1 Parlament Pensionnair Ca 1 Pension Plagiarius Ca 2a Plagium/Plagiat Plenipotentiarius/Plenipotentiair Ca 1 Plenipotenz Proprietaire Ca 2a Proprietaet Referendarius Ca 3a1 Referat, referieren Regulares (Pl.) Ca 3a1 Regulativ Requisitionair Ca 1 Requisition Revolutionair/Contre-Revolutionair Ca 1 Revolution Scholar Ad 1 Schule Scholar Ca 1 Schule Secretair Ca 1 secret 204 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Secretär Ad 3a1 Secret Singulaer Ca 2a singulaer Veterinarius/Veterinaire Ca 3b1 veterinarisch Vicar Ad 3b1 Vicariat Vicarius/Provicarius Ca 3b1 Vicariat Visionnaire Ca 1 Vision Volontair Ca 3b1 volontairement Volontär Ad 3b1 [volontairement] –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Advocat Ad 2a advociren Advocat Ca 2a advociren Agnat Ca 3b2 Apostat Ad 2a Apostasie Apostat Ca 2a Apostasie Appellat Ad 2a appelliren; Appellation Arrestat Ad 2b arrestiren; Arrest Arrestat Ca 2a arrestiren; Arrest Assecurat Ad 2a assecuriren Assignat Ad 2a assigniren; Assignation Candidat Ad 3b1 [Candidatur] Candidat Ca 3b1 Candidatur Castrat Ad 2a castriren Castrat Ca 2a castriren; Castration Cognat Ca 3b2 Collegiat Ca 2a Collegium Girat Ca 1 Giro; girieren Illuminat Ca 3a1 illuminiren, Illumination Impetrat Ca 3a2 impetriren Inculpat Ca 2a inculpiren; Inculpation Ingrossatus Ca 2a ingrossiren Injuriat Ca 1 Injurie Legat/Legatus Ca 3a2 Legat Leuterat Ca 1 leutern; Leuteratio Licentiat Ad 3a2 Licent Licentiat Ca 3a1 Licenz Literatus/Illiteratus Ca 3b1 Literatur Magnat Ad 3a2 Magnifizenz Magnaten (Pl.) Ca 3a2 magnanim Pirat Ca 3b1 piratisch Potentat Ad 3a2 [Potenz] Potentaten (Pl.) Ca 3a2 Potenz Praelat Ca 3b1 [Prälatur] Provocat Ca 2a provociren; Provocation Prälat Ad 3b1 [Prälatur] Renegat Ad 3b2 Renegat Ca 3b2 Soldat Ad 1 Sold Soldat Ca 1 Sold Stipendiat Ca 2a Stipendium Trassat Ad 2a trassiren Trassat Ca 2a trassiren –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Actor Ca 3a2 Act(us) Administrator Ca 2a administriren; Administration Admodiator Ca 2a admodiiren; Admodiation Antecessor/Praeantecessor Ca 3a1 Antecedens Arendator/Arrendator Ca 2b ar(r)endiren; Ar(r)ende Arrendator Ad 2b arrendiren/arrentiren; Arrende Assessor Ad 3b1 [Assessorat] Assessor Ca 3b1 Assessorat Au(c)tor Ca 3b2 autorisiren, Autoritaet Auctionator Ad 2b auctioniren; Auction Auctionator Ca 1 Auction; verauctioniren Auditor Ca 3a2 Audienz Auscultator Ca 2a auscultiren Autocrator Ca 2a Autokratie /Autokrat Autor Ad 3b2 autorisiren, Autorität Calculator Ca 2b calculiren; Calcul Calefactor/Calfacter Ca 3b2 /Calfacter Cantor Ad 3a1 Cantate Cantor Ca 2a Cantate Cargador Ca 2a Cargaison /Cargo Censor Ad 2a censiren; Censur 205 Wort Quelle MG verwandte Wörter Censor Coadjutor Collaborator Collator Commentator Compilator Compositore Conditor Conditor/Conditer Continuator Contradictor Corrector Correpetitor Creditor Curator Curator Debitor Decimator Declamator Defensor Delator Depositor Dictator Diffamator Director Doctor (1,2) Editor Educator Emendator Epitomator Examinator Executor Expromissor Exstirpator Factor Faktor Fideijussor Fundator Glossator Honoriatioren/Honoratiores (Pl.) Imperator Inferior Informator Inquisitor (1,2) Inspector Instructor Intercessor Iunior Lector (1,2) Legator Legislator Literator Locator Major Major Matador Minor Nomenclator Observator Orator Parentator Pastor Pastor/Compastor Polyhistor Possessor Praeceptor Praedecessor Praemostrator Praetor Prior Prior Proclamator Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca 2a 1 3b2 2a 2a 2a 2a 3b1 3b1 2a 3a1 2a 3b2 1 2a 2a 2b 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 2a 2a 2a 1 2b 2a 3b2 2a 3a2 3b1 2a 2a 3a1 2a 3a2 3b1 2a 2a 2a 2a 2a 3b2 2a 2b 2a 2a 2a 3b2 3a2 3b2 3a2 3a1 2a 2a 2a 3b1 3b1 3b1 1 3b1 3b2 3b2 2a 3b1 3b1 2a censiren; Censur Adjuto 206 Collatur commentiren; Commentar compiliren; Compilation componiren; Composition Conditorey [Conditorey] continuiren; Continuation contradictiren, Contradiction corrigiren, Correctur Credit Curatel Curatel debitiren; Debet decimiren; Decimation declamiren; Declamation defeniren, Defension Delation deponiren, Depositum Dictatur diffamiren; Diffamation dirigiren, Direction (1) dociren, Doctrin ediren; Edition Education emendiren; Emendation Epitome examiniren; Examen executiren; Exekution exstirpiren; Exstirpation Facta Factorey fidejubiren, Fideussio fundiren; Fundation, Fundament glossiren honoriren; honorable Imperativ Inferiorität informiren; Information (1) inquiriren, Inquisition inspicirn, Inspection Instruction; instruiren intercediren, Intercession (1) Lecture legiren; Legat Legislation Literatur Location Majorat Majestaet Minus, Minimum Nomenclatur observiren; Observation Oration Parentation Pastorat Pastorat Polyhistorie Posess; Possession praeceptoriren Praetur [Priorat] Priorat proclamiren; Proclamation Anmerkungen = Componist, /Compsositeur /Créancier weibl. Form: Debitrix weibl. Form: Directrice; /Directeur /Glossograph /Informater /Inspecter = Intercedent /Lecteur Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Procurator Ad 2a [procuriren; Procuration] Procurator Ca 2a procuriren; Procuration Professor Ad 2a Professur Professor Ca 2a Professur Prosector Ca 3b2 Protector Ca 2a protegiren, Protection Provisor Ad 3a2 Provision Provisor Ca 3a2 Provision Receptator Ca 2a recipiren, Reception Rector Ad 3a2 regieren, rectificiren Rector/Prorector/Subrector Ca 3a2 regiren, rectificiren Reformator Ca 2a reformiren; Reformation Registrator Ca 2a registriren; Registratur Revisor Ca 2a revidiren, Revision Rhetor Ca 3b1 Rhetoric Senator Ca 1 Senat Senior/Consenior Ca 3b1 Seniorat Sequestrator Ca 2a sequestriren Successor Ca 2a succediren, Succession Superior Ca 3a1 super- (in Zss.) Taxator Ca 2a taxiren; Taxation Testator Ca 2a testiren; Testament webl. Form: Testatrix Traditor Ca 2a tradiren; Tradition Translator Ca 2a Translation /Translateur Turbator Ca 2a turbiren; Turbation Tutor Ca 3b1 Tutorium Usurpator Ca 2a usurpiren; Usurpation Versificator Ca 2a versificiren; Versification /Versificateur Visitator Ad 2a visitiren Visitator Ca 2a visitiren; Visitation –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Accessist Ca 1 Accéss Aequilibrist/Equilibrist Ca 2a Aequilibrium Alarmist Ca 1 Alarm Alchymist Ad 2a Alchymie Alchymist Ca 2a Alchymie Algebraist Ca 1 Algebra Altaristen (Pl.) Ca 1 Altar Altist Ad 1 Alt Altist Ca 1 Alt Amicist Ca 2a Amicitienorden Anabaptist Ca 2a Anabaptismus Anarchist Ca 2a Anarchie Annalist Ca 1 Annalen (Pl.) Antagonist Ca 2a Antagonismus Antinomisten (Pl.) Ca 2a Antinomie Apologist Ad 2a Apologie Apologist Ca 2a Apologie Arcanist Ca 2a Arcanum Artillerist Ad 2a Artillerie Artillerist Ca 2a Artillerie Artist Ca 3a1 = Artisan Atheist Ad 3b1 atheistisch, Atheisterey Atheist Ca 2a Atheismus Atomist Ad 1 Atom Aubergist Ca 1 Auberge Bandagist Ca 1 Bandage Bassist Ad 1 Bass Bassist Ca 1 Bass Belletrist Ca 1 Belles lettres Blasonnist Ca 1 Blason Blumist Ad 1 Blume Lemma: -ist Blumist Ca 1 Blume Cabbalist Ca 1 Cabbala Calvinist Ad 1 Calvin (Name) Calvinist Ca 2b Calvinismus; Kalvin (Name) Cambist Ca 1 Cambio; cambiren Cameralist Ca 1 cameral; Cameralistic /Cameralistiker Canonist Ad 2a canonisch Canonist Ca 2a Canonisches Recht Canzellist Ca 2a Canzellei Capitalist Ad 1 Capital 207 Wort Quelle MG verwandte Wörter Capitalist Caricaturist Casuist Casuist Cavalerist Cavallerist Choralist Chorist Chymist Civilist Clarinettist Clubbist Colonist Colonist Componist Comptorist/Kontorist Concertist Concessionist Conformisten/Nonconformisten (Pl.) Constantanisten (Pl.) Contrabassist Contraviolinist Controvertist Convictorist Copist Copist Cranioscopist Criminalist Deist/Theist Deist/Theist Deputatist Detaillist Determinist Dipnosophist Discantist Discantist Diurnalist Droguiste Dualist Ebenist Egalist Egoist Egoist Empirist Epigrammatist Ergotist Eudämonist Evangelist Evangelist Exorcist Fabulist Facultist Facultist Fagotist Fatalist Feudalist Figurist Fleurist/Florist (1,2) Fragmentist Föderalist Gallionist Gambist Gambist Genealogist Glockenist Grossist/Engroist Gymnosophisten* (Pl.) Harfenist Harfenist Hautboist Hellenisten (Pl.) Herborist Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca 1 1 3b1 2a 2a 2a 1 1 2a 1 1 1 2a 2a 2a 3a1 1 1 3a1 3a1 1 1 2a 2a 2a 2a 2a 1 3b1 2a 1 1 2a 3b2 1 1 3a2 1 2a 3a1 1 3b1 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 1 1 2a 1 1 3b2 1 1 1 3b1 2a Capital Caricatur Casuistik, casuistisch Casus conscientiae Cavalerie Cavallerie Choral Chor Chymie/Chemie civil Clarinett Club Colonie Colonie componiren; Composition Comptoir Concert Concession conform constant Contre-basse Contraviolon controvertiren Convict(orium) copiiren, Copie copiren, Copie Cranioscopie criminal deistisch, Deisterey Deïsmus Deputat Detail(handel) Determinismus 208 Discant Discant Diurnale Droguen/Droguerien (Pl.) Dualismus Ebenholz egal egoistisch egoistisch, Egoismus Empirie, empirisch Epigramm; epigrammatisch ergotiren Eudämonismus, Eudämonologie Evangelium Evangelium exorcisiren, Exorcismus Fabel Facultät Facultaet Fagot Fatalismus Feudum Figurismus (2) Fleuron Fragment Föderalisme/Föderalismus Gallione [Gambe] Gambe Genealogie Glocke en gros Harfe Harfe Hautbois hellenistisch herborisiren, Herborisation Anmerkungen /Chymicus = Concessionarius = Contraviolinist = Contrabassist /Detailleur /Egaliseur = Solipsist /Epigrammatiker Lemma: -ist /Grossirer /Harfner /Harfner Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Hoboist Hornist Humanist Humorist Hypochondrist Idealist Idemist Indeterminist Indifferentist Infanterist Ingrossist Iurist Jurist Kanzellist Latinist Lautenist Lautenist Libellist Liguist Linguist Loyalisten (Pl.) Machinist Manufacturist Materialist (1,2) Mennonist Metallurgist Methodisten (Pl.) Moderantist Monopolist Moralist Naturalist Naturalist Neptunist Nominalisten (Pl.) Noologist Notist Notist Novellist/Nouvellist Oculist Oculist Onanist Operist Organist Organist Orientalist Pamphletist Panegyrist Pantheist Papist Papist Piaristen (Pl.) Pietist Pietist Podagrist Polytheist Posaunist Probabilist Professionist Propolist Prosaist Psalmist Psalmist Publicist Purist Quietisten (Pl.) Rabulist Rabulist Rationalist Realist Regularist Renomist [sic] Renommist Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ad Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ad Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ca Ca Ad 1 1 2a 1 2a 2b 3a1 2a 2a 2a 2a 1 1 2a 2a 1 1 1 1 3b1 3a1 1 1 2a 3a1 2a 3a1 2a 1 1 2b 2b 3a1 3a1 3b2 1 1 1 3a2 2a 2a 1 1 1 1 1 2a 2a 1 2b 3b2 2a 2a 1 2a 1 2a 1 2a 1 1 1 1 2a 2a 3b1 3b1 1 2b 2a 2a 2a [Hoboe] Horn Humaniora Humor Hypochondrie idealistisch, Idealismus; Ideal Idem Indeterminismus Indifferentismus Infanterie ingrossiren Iura [Jura] Kanzelley Latinität Laute Laute Libell Ligue [Linguistik] loyal Machine Manufactur (1) Materialismus Mennon (Name) Metallurgie Methode Moderantismus Monopol Moral Naturalismus; Natur Naturalismus; Natur Neptun Nominaldefinition Lemma: -ist /Hypochonder /Mennonit Note Note Novellen (Pl.) oculiren Okularinspektion Onanie Oper Orgel Orgel Orientale; orientalisch Pamphlet Panegyricus; panegyrisch Pantheismus Papst Papismus/Papst Lemma: -ist [Pietismus] Pietismus Podagra Polytheismus Posaune Probabilismus Profession Propolium Prosa Psalm Psalm public/publique Purismus Quietismus Rabulisterey Rabulisterei rational Realismus; real regularisiren/reguliren renommiren [renommiren] Lemma: -ist /Päpstler 209 Wort Quelle MG verwandte Wörter Rhapsodist Rigorist Royalist Secretisten (Pl.) Seminarist Separatist Sigrist Solipsist Sophist Sophist Statist Statist Stilist Stylist Supernaturalist Syncretist Tenorist Thalmudisten (Pl.)/Talmudist Ubiquitist Universalist Waldhornist Violinist Violinist Violoncellist Vulcanist Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ca Ad Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ad Ca Ca Ca Ad Ad Ca Ad Ca 2a 2a 2a 1 2a 2a 3b2 2a 3b1 2a 3b1 3a2 1 1 3b2 2a 1 1 2a 2a 1 1 1 1 3a1 Rhapsodie Rigorismus royalistisch, Royalismus secret Seminarium Separation Solipsismus Sophistery Sophisma Statistik Status Stil Styl Anmerkungen = Egoist /Statistiker Syncretismus Tenor Talmud Ubiquitaet Universalismus Waldhorn Violine Violine Violoncell Vulcan 1820–1910 Charlatan Sa 3b1 Charlatanerie/Charlatanismus Châtelain Sa 1 Chateau Dechant Sa 3b1 Dechanei Dechant Wei 3b1 Dechanei Dekan Sa 3a2 Dekade Dekan Wei 3a2 Dekade Dummrian Sa 1 dumm Dummrian Wei 1 dumm /Dummerjan Galan Sa 3a1 galant Galan Wei 3a1 galant, Gala Gardian Sa 3a2 Garde Gardian Wei 3a2 Garde Grobian Sa 1 grob Kapitän Wei 3a2 Kapital, Kapitel Kapitän/Kapitain/Kapitan Sa 3a2 Kapital, Kapitel Kaplan/Kapellan Wei 3a2 Kapelle Kaplan/Kapellan (1,2) Sa 1 (1) Kapelle Kastellan Sa 3a1 Kastell Kastellan Wei 3a1 Kastell Kompan/Kumpan Sa 3b1 Kompanie /Kompe/Kumpe Kourtisan* Sa 3a1 Kourtoisie weibl. Form: Kourtisane, andere Bed. Kumpan Wei 3b1 [Kumpanei, Kompanie] Kurtisane Wei 3a2 [Kourtoisie] Partisan Sa 2a Partei Partisan/Partisane Wei 2a Partei Sakristan Sa 2a Sakristei Sakristan Wei 2a Sakristei Scharlatan/Charlatan Wei 3b1 [Charlatanerie] Souverän Sa 2a souverän Ultramontan Sa 3b1 ultramontanisch, Ultramontanismus Veteran Sa 3b2 Veteran Wei 3b2 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Doktorand Sa 2b doktorieren; Doktor Konfirmand Sa 2a konfirmieren; Konfirmation Konfirmand Wei 2a konfirmieren; Konfirmation Präparand Sa 2a präparieren Präparand Wei 2a präparieren –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Abiturient Sa 2a [Abiturium] Abonnent Sa 2a abonnieren; Abonnement Abonnent Wei 2a abonnieren Adjutant Wei 3a1 [Adjutum] 210 Wort Quelle MG verwandte Wörter Adjutant/Adjudant Adressant Agent Agent Amant Arrestant Arrestant (1,2) Aspirant Aspirant Assistent Bacchant Bacchant (1,2)* Debütant Defraudant Delinquent Delinquent Denunciant Denunziant Descendent Dilettant Dilettant Disponent (1,2) Dissident Dissident Docent Dozent Duellant Emigrant Emigrant Extrahent Fabrikant Fabrikant Figurant Garant Garant Gerant Girant Girant Haselant Haselant Hospitant Hospitant Ignorant Ignorant Imaginant Implorant Independent Indossant Injuriant Inkulpant Inquirent Insurgent Insurgent (1,2) Intendant Intendant Interessent Interessent Intervenient Intrigant Intrigant Kalkant Klient Klient Kommandant Kommandant Kommunikant Kommunikant Kompetent Kompetent Komödiant Komödiant Koncipient Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Sa Sa Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa 3a1 2b 3a2 3a2 3a2 1 1 2a 2a 2a 3b1 2a 2b 2a 3b1 3b1 2a 2a 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2a 2a 1 1 2a 3b1 3b1 3b2 2b 2b 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3a1 2a 2b 2a 2a 2a 2a 2a 3a2 2b 2b 2a 2b 2b 3b2 3b1 3b1 2b 2b 2a 2a 2a 2a 1 3a1 2a [Adjutum] adressieren; Adresse agieren agieren Amatore, Amateur Arrest; arretieren Arrest; (2) arre(s)tieren; Arrestation aspirieren [aspirieren] assistieren bacchantisch (1) Bacchanalien, Bacchus debütieren; Debüt defraudieren; Defraudation Delinquentenschaft Delinquentenschaft denuncieren; Denunciation denunzi(i)eren; Denunziation Descendenz dilettieren [dilettieren] (1) disponieren; Disposition [dissidieren] [dissidieren] docieren dozieren duellieren; Duell emigrieren; Emigration emigrieren extrahieren Fabrik Fabrik figurieren garantieren, Garantie garantieren, Garantie Anmerkungen girieren; Giro girieren; Giro haselieren haselieren hospitieren hospitieren Ignoranz Ignoranz Imagination Implorat independent indossieren/endossieren; Indossament injuriieren; Injurie inkulpieren inquirieren; Inquisition (insurgieren; Insurrektion] (1) insurgieren; (1,2) Insurrektion Intendanz Intention interessieren; Interesse interessieren; Interesse intervenieren; Intervention intrigieren; Intrige intrigieren; Intrig(u)e Klientschaft Klientel kommandieren; Kommando kommandieren; Kommando kommunicieren; Kommunion kommunizieren, Kommunion Kompetenz Kompetenz Komödie Komödie koncipieren; Koncept 211 Wort Quelle MG verwandte Wörter Konkurrent Konkurrent Konsulent (1,2) Konsulent (1,2) Konsument Kontrahent Kontribuent Konzipient Korrespondent Laborant Leutnant Leutnant/Leutenant/Lieutenant Lieferant Lieferant Liquidant Läuterant Mandant Metrikant Ministrant Ministrant Musikant Musikant Negociant Obskurant (1,2) Offiziant Opponent Pacifiscent Pasquillant Pasquillant Passant Patient Patient Paukant Paukant Pedant Pedant Physikant Praktikant Praktikant (1,2) Producent Produzent Prokurant Proponent Protestant Protestant (1,2) Protokollant Prädikant Pränumerant Präsident Präsident Prätendent Prätendent Querulant Querulant Recensent Referent Referent Reflektant Regent Regent Rekonvalescent Rekonvaleszent Remittent Rendant Rendant Repetent Repräsentant Repräsentant Resident Restant Restant Restaurant Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Wei Sa Wei Wei Sa Sa Wei Sa Sa Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Sa Wei Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b1 3b1 1 1 2a 1 2a 1 3a1 3a2 2b 2b 2b 1 3a2 2a 2a 1 1 2a 3a2 3a2 1 1 2a 3b1 1 2a 1 2a 2a 1 2a 3a1 2b 2b 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a2 3a2 2a 2a 2a 3a1 2b 2b 2a konkurrieren; Konkurrenz konkurrieren; Konkurrenz (1) konsul(t)ieren; Konsultation (1) konsul(t)ieren; Konsultation konsumieren; Konsumtion Kontrakt kontribuieren* konzipieren; Konzept korrespondieren; Korrespondenz laborieren; Laboratorium [Leutnantschaft] Leutnantschaft liefern liefern liquidieren; Liquidation läutern; läuterieren Mandat Metrik Ministerium, Ministerial Ministerium musicieren; Musik musizieren; Musik negociieren; Negoce (1) obskur offiziell opponieren; Opposition pacifiscieren Pasquill(e); pasquillieren Pasquill passieren Patience [Patience] pauken pauken pedant „selten“ pedantisch, Pedanterie Physik practicieren (1) Praktik; (2) Praxis producieren; Produktion produzieren; Produktion Prokura(tion) proponieren; Proposition protestieren (1) protestieren; Protestation; Protest protokollieren; Protokoll predigen pränumerieren; Pränumeration präsidieren; Präsidium präsidieren prätendieren; Prätension prätendieren; Prätension/Prätention querulieren [querulieren] recensieren; Recension referieren; Referat Referat reflektieren regieren regieren Rekonvalescenz Rekonvalescenz remittieren rendieren Rendement Repetitorium repräsentieren; Repräsentation repräsentieren residieren, Residenz restieren; Rest restieren; Rest Restauration 212 Anmerkungen /Metriker /Musikus /Paukier = Prokurist = Protokollist /Prediger /Regierer /Restaurateur Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Rezensent Wei 2a rezensieren; Rezension Schnurrant/Schnorrant Wei 1 schnurren/schnorren Sekundant Sa 2a sekundieren Sergeant Sa 3b2 Sergeant Wei 3b2 Skribent Sa 2a schreiben Skribent Wei 2a schreiben Spekulant Sa 2a spekulieren; Spekulation Spekulant Wei 2a spekulieren; Spekulation Student Sa 2a studieren; Studium Student Wei 2a studieren; Studium Subskribent Sa 2a subskribieren; Subskription Subskribent Wei 2a subskribieren Superintendent Sa 3b1 [Superintendentur] Superintendent Wei 3b1 Superintendentur Supplikant Sa 2b supplizieren; Supplik Supplikant Wei 2b supplizieren; Supplik Trassant Sa 2a trassieren; Tratte Trassant Wei 2a trassieren; Tratte Vagant Sa 3a1 vagieren Vagant Wei 2a vagieren Vekturant Sa 2a Vekturanz –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Abecedarius (1,2) Sa 1 (1) Abece Aktionär Sa 1 Aktie = Aktionist Aktionär Wei 1 Aktie Aktuar/Aktuarius Sa 1 Akte Antiquar (1,2) Sa 2b (1) Antiquität; antik Archivar Sa 1 Archiv Archivar Wei 1 Archiv Bibliothekar Sa 1 Bibliothek Bibliothekar Wei 1 Bibliothek Doktrinär Sa 1 Doktrin Domicellar Sa 3b2 Emissär Sa 3a2 [Emission] Emissär Wei 3a2 Emission Falsar Sa 2a [Falsum, Falsifikation] Jubilar Sa 2a Jubiläum Jubilar Wei 2a Jubiläum Kapitular Sa 1 Kapitel Kapitular Wei 1 Kapitel Kommissar/Kommissär Sa 2a Kommission Kommissar/Kommissär Wei 2a Kommission Kommissionär Sa 1 Kommission Kommissionär Wei 1 Kommission Konfusionarius Sa 1 Konfusion Korsar Sa 3a2 Kours/Kurs, Korso Korsar Wei 3a2 Kurs Legatarius Sa 1 Legat Mandar Sa 2a Mandat Mandatar Wei 1 Mandat Militär Sa 1 Miliz Militär Wei 1 Miliz Millionär Sa 1 Million Millionär Wei 1 Million Missionär Sa 1 Mission Missionär/Missionar Wei 1 Mission Notar Wei 3a1 Note Notar/Notarius Sa 3a1 Note, notieren Parlamentär Sa 2a parlamentieren Parlamentär Wei 3a1 Parlament Pensionär Sa 1 Pension Pensionär Wei 1 Pension Plagiar Sa 2a Plagiat/Plagium Reaktionär Sa 1 Reaktion; reaktionär Reaktionär Wei 1 Reaktion Referendar Sa 3a1 Referat, referieren Referendar/Referendär/ Wei 3a1 Referat, referieren Referendarius Revolutionär Sa 1 Revolution Revolutionär Wei 1 Revolution Scholar Wei 1 Schule 213 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Scholar/Skolar Sa 1 Schule Sekretär Sa 3a1 Sekret* Sekretär (1*,2) Wei 3a1 (2) sekret Supernumerar Wei 3b2 Veterinär Sa 3a1 [veterinär] Veterinär Wei 3a1 [veterinär] Vikar Wei 3b1 vikarieren Vikar/Vikarius Sa 3b1 Vikariat, vikarieren Visionär Sa 1 Vision Volontair/Volontär Sa 3b1 [Volontariat] Volontär Wei 3b1 [Volontariat] –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Advokat Sa 2a advocieren Advokat Wei 2a [advocieren] Agnat Sa 3b1 Agnation, agnatisch Agnat Wei 3b1 [Agnation, agnatisch] Arrestat Sa 2b arre(s)tieren; Arrestation; Arrest Diplomat Sa 3a2 Diplom Diplomat (1,2*) Wei 3a2 (1) Diplom Girat Wei 1 Giro; girieren Implorat Sa 3a1 Implorant Indossat Sa 2a Indossament; indossieren Inkulpat Sa 2a inkulpieren Kandidat Sa 3b1 Kandidatur Kandidat Wei 3b1 [Kandidatur] Legat Sa 3a2 Legat Legat Wei 3b1 Legation Licentiat Sa 3a1 Lizenz Liquidat Sa 2a liquidieren; Liquidation Literat Sa 2a Literatur, literarisch Literat Wei 2a Literatur, literarisch Lizentiat Wei 3a1 Lizenz Lokat* Sa 3a2 Lokal Läuterat Sa 1 läutern; läuterieren Magnat Sa 3a1 magnifik, Magnificenz Magnat Wei 3a1 [magnifik] Optimat Sa 3a2 optime Pirat Sa 3b1 [Piraterie] Pirat Wei 3b1 [Piraterie] Potentat Sa 3a1 Potenz Potentat Wei 3a1 Potenz Prälat Sa 3b1 Prälatur Prälat Wei 3b1 [Prälatur] Renegat Sa 3b1 Renegatentum Renegat Wei 3b1 [Renegatentum] Soldat (1,2) Sa 1 (1) Sold Soldat (1,2) Wei 1 (1) Sold Stipendiat Sa 2a Stipendium Stipendiat Wei 2a Stipendium = Stipendist Trassat Sa 2a trassieren; Tratte Trassat Wei 2a trassieren; Tratte –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Administrator Sa 2a administrieren; Administration Agitator Sa 2a agitieren; Agitation Agitator Wei 2a agitieren Amatore Sa 3a2 Amant /Amateur Ambassador Sa 1 Ambassade /Ambassadeur Assessor Sa 3b1 [Assessorat] Assessor Wei 3b1 [Assessorat] Auktionator Sa 2b auktionieren; Auktion Auktionator Wei 1 Auktion Auskultator Sa 3a2 auskultieren Autor Sa 3b1 Autorschaft Autor Wei 3b1 Autorschaft Censor (1*,2) Sa 2a (2) censieren; (2) Censur Deklamator Sa 2a deklamieren; Deklamation Depositor* Sa 3a2 Depositum Diktator Sa 2a Diktatur Diktator Wei 2a Diktatur Direktor Sa 2a dirigieren, Direktion Dispensator Sa 2a dispensieren; Dispensation Doktor Sa 3a1 Doktrin 214 Wort Quelle MG verwandte Wörter Doktor Emendator Exekutor Faktor Faktor Honoratioren (Pl.) Honoratioren (Pl.) Imperator Improvisator Informator Informator Inquisitor (1,2) Inspektor Inspektor Kalfakter Kalfakter Kalkulator Kantor Kantor Koadjutor Kollaborator Kollaborator Kompilator Konditor Konditor Kreditor Kreditor Kurator Kurator Legator Lektor Literator Major Major Matador Moderator Orator Pastor Pastor Plagiator Plagiator Polyhistor Prior Prior Professor Professor Prokurator Prosektor Protektor Protektor Provisor Provisor Präceptor Prätor Quästor Receptor Redaktor Reformator Reformator Registrator Registrator Regulator Rektor/Konrektor Rektor/Konrektor/Prorektor Restaurator (1,2,3) Revisor Revisor Rhetor Salvator Senator Senator Senior Wei Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Sa Wei Wei Sa Sa Sa Wei Sa Wei Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Wei Sa Sa Sa Wei Sa 3a1 2a 2a 3a2 3a2 3a1 3a1 3a2 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b1 3b1 2b 3a1 3a1 2a 3b2 3b2 2a 3b1 3b1 2b 2b 2a 2a 1 3a1 2a 3a2 3a2 3b2 2a 3b1 3b1 3b1 1 1 3b2 3b1 3b2 2a 2a 2a 3b2 2a 2a 3a2 3a2 3a1 3a1 2a 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a2 3a2 2a 2a 2a 3b1 3a1 1 1 3a2 dozieren emendieren; Emendation exekutieren; Exekution Faktum Faktur honorig honorig Imperativ improvisiren; Improvisation informiren; Information informieren inquirieren, (2) Inquisition Inspektion inspizieren, inspizieren [kalfaktern] kalfaktern kalkulieren; Kalkulation; Kalkul Kantate Kantate [Adjutum] Anmerkungen (1) = Inquirent kompilieren, Kompilation Konditorei Konditorei kreditieren; Kredit creditieren; Kredit Kuratel Kuratel* Legat Lektion, Lektüre Literatur Majestät Majestät moderieren, Moderation oratorisch Pastorat Pastorat Plagiat/Plagium Plagiat /Moderateur Priorat Priorität Professur Professur Prokuration Protektion Protektion Provision Provision [Präzeption] Prätur Quästur Reception redigieren, Redaktion Reformation Reformation registrieren; Registratur registrieren; Registratur regulieren regieren regieren, Rektion Restauration, (1) restaurieren revidieren, Revision Revision Rhetorik salvieren Senat Senat senil /Restaurateur 215 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Senior Wei 3a2 senil Superior Wei 3b1 Superioriat Taxator Sa 2a taxieren Taxator Wei 2a taxieren; Taxation Tenor Sa 2a Tenor Tenor Wei 2a Tenor Testator Sa 2a testieren; Testament Testator Wei 2a testieren; Testament Triumphator Sa 1 triumphen/triumphieren; Triumph Usurpator Sa 2a usurpieren; Usurpation Usurpator Wei 2a usurpieren Visitator Sa 3a1 visitieren /Vis(it)ierer Zensor Wei 2a Zensur –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Akademist Sa 2a Akademie /Akademiker Aktionist Sa 1 Aktie = Aktionär Akzessist Wei 1 Akzess Alchemist/Alchimist/Alchymist Sa 2a Alchemist/Alchimie/Alchymie Alchimist Wei 2a Alchimie Allegorist Sa 2a Allegorie Altarist Sa 1 Altar Altist Sa 1 Alt Anabaptist Sa 3b1 anabaptistisch Anabaptist/Antibaptist* Wei 3b1 [anabaptistisch] Anarchist Sa 2a anarchisch; Anarchie Anarchist Wei 2a anarchisch; Anarchie Annalist Sa 1 Annalen (Pl.) Antagonist Sa 2a [Antagonismus] Äquilibrist Sa 2a Äquilibrium Artillerist Sa 2a Artillerie Artillerist Wei 2a Artillerie Artist Sa 3b1 artistisch Artist Wei 3b1 [artistisch] Atheist Sa 2a Atheismus Atheist Wei 2a Atheismus Atomist Sa 2b Atomismus; Atom Belletrist Sa 3b1 Belletristik/Belletristerei, belletristisch Belletrist Wei 3b1 Belletristik, belletristisch Bigamist Sa 2a Bigamie, bigamisch Blumist Wei 1 Blume Bronzist Sa 3a1 Bronze, bronzieren Chemist Sa 2a Chemie /Chemiker/Chemikus Chorist Sa 1 Chor Chorist Wei 1 Chor Chronist Wei 2a Chronik Civilist Sa 1 civil Deist Sa 3b1 [deistisch] Deïst Wei 3b1 deïstisch Drogist Wei 1 Droge Droguist Sa 1 Drogue Ebenist Sa 1 Eben(holz) Ebenist Wei 3a1 Ebenholz Egoist Sa 2a egoistisch, Egoismus Egoist Wei 2a egoistisch, Egoismus Encyklopädist Sa 2a Enzyklopädie Epigrammatist Sa 1 Epigramm; epigrammatisch /Epigrammatiker Evangelist Sa 2a Evangelium Evangelist Wei 2a Evangelium Exorcist Sa 2a exorcisieren Feuilletonist Sa 1 Feuilleton Formalist Sa 1 formal; Formalismus Fragmentist Sa 1 Fragment Gardist Sa 1 Garde Gardist Wei 1 Garde Germanist Sa 2b germanisch; Germane Germanist Wei 2b germanistisch; Germane Glockenist Sa 1 Glocke(nspiel) Grossist Sa 1 gross Grossist Wei 1 en gros Hakatisten (Pl.) Wei 3a1 (Initialwort aus Namen) Harfenist Sa 1 Harfe /Harf(e)ner Harfenist Wei 1 Harfe /Harfner 216 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Hellebardist* Hoboist Hoboist Hornist Humorist Humorist Hypochondrist Hypochondrist Idealist Idealist Infanterist Infanterist Journalist Journalist Jurist Jurist Kabalist/Kabbalist Kabalist Kameralist Kameralist Kanonist Kanonist Kantonist Kanzlist Kanzlist Kapitalist Kapitalist Karikaturist Kasuist Kasuist Kavallerist Kavallerist Klarinettist Klub(b)ist Kolonist Kolonist Kolorist (1,2) Kommunist Kommunist Komponist Komponist Komptoirist/Komtorist/Kontorist Konzipist Kopist Kopist Kriminalist Kriminalist Latinist Lautenist Legist Legitimist Libellist Ligisten (Pl.) Linguist Loyalist Manierist Manufakturist Maschinist Maschinist/Machinist Materialist (1,2) Methodist Methodist Modist Modist (1,2*) Monopolist Moralist Moralist Morphinist Naturalist Naturalist (1,2,3) Nihilist Okulist Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Sa Wei Sa Wei Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Wei Wei Sa Sa Sa Sa Wei Sa Sa Sa Wei Sa Sa Sa Wei Wei Sa Wei Sa Wei Wei Sa Wei Wei Sa 1 1 1 1 1 1 2a 2a 2b 2b 2a 2a 1 1 1 3b1 1 1 2a 2a 2b 2a 3a1 2a 2a 1 1 1 3a2 3a2 2a 2a 1 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 2a 2a 2a 1 1 1 1 3a1 1 1 1 3b1 1 1 1 1 1 1 3a1 3a1 1 1 1 1 1 2a 2b 1 2a 3a2 Hellebarde* Hoboe (H)oboe Horn Humor Humor Hypochondrie hypochondrisch, Hypochondrie idealistisch, Idealismus; Ideal idealistisch, Idealismus; Ideal Infanterie Infanterie Journal Journal Jura/Jus Juristerei, juristisch Kabbala Kabale Kameralia; Kameralistik Kameralien (Pl.) kanonisch; Kanon kanonisch kantonieren Kanzlei Kanzlei Kapital, Kapitalien (Pl.) Kapital Karikatur Kasus Kasus Kavallerie Kavallerie Klarinette Klub Kolonie, kolonisieren Kolonie, kolonisieren (1) Kolorit, (2) kolorieren Kommunismus Kommunismus komponieren; Komposition komponieren; Komposition Komptoir konzipieren; Konzept kopieren, Kopie kopieren, Kopie kriminal kriminal/kriminell Latein Laute legal, legislativ legitim Libell Liga [Linguistik] loyal Manier; manieriert Manufaktur Maschine Maschine (1) Material; (2) Materialismus Methode, methodisch Methode Mode; modisch (1) Mode Monopol Moral Moral Morphium Naturalismus; Natur (1,3) Natur, natural- (in Zss.) [Nihilismus] okulieren /Hellebarde/Hellebardier; Lemma: Barte /Hypochonder /Kompositeur 217 Wort Quelle MG verwandte Wörter Onanist Operist Opportunist Optimist (1,2) Organist Organist Pamphletist Pantheist Pantheïst Papist Papist Partikularist Pessimist Pessimist Philatelist Philosophist Physiognomist Pianist Pianist Pietist Pietist Podagrist Polizist Polizist Polytheist Portraitist Posaunist Professionist Professionist Prokurist Prokurist Propagandist Prosaist Prosaist Protagonist Protokollist Psalmist Psalmist Publicist Publizist Purist Purist Quietist Rabulist Rabulist Rationalist Rationalist Realist Realist Renommist Renommist Reservist Rigorist Rigorist Romanist (1,2,3) Seminarist Seminarist Separatist Sigrist Sigrist Sonist Sophist Sophist (1*,2) Sozialist Spezialist Spiritist Statist Statist Stilist Stipendist Symbolist Tenorist Sa Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Wei Sa Wei Wei Sa Sa Sa Wei Sa Wei Wei Sa Wei Wei Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Wei Sa Wei Wei Sa Wei Wei Sa Wei Sa Wei Sa Wei Wei Wei Sa Wei Wei Wei Wei Sa 2a 1 1 2a 1 1 1 2a 2a 1 1 2b 2a 2a 2a 1 2a 1 1 2a 2a 1 2a 2a 2a 1 1 1 1 1 1 1 1 1 3b2 1 1 1 1 1 2a 2a 2a 3b1 3b1 2b 2b 2b 2b 2a 2a 1 2a 2a 2a 1 1 2a 3b2 3b2 2a 3b1 2a 2a 1 2a 3a1 3a2 1 2a 2b 1 onanieren, Onanie Oper [opportun] (1) Optimismus Orgel Orgel Pamphlet Pantheismus Pantheismus Papst Papst Partikularismus; partikular Pessimismus Pessimismus [Philatelie] Philosoph Physiognomik (Forte)piano Piano(forte) Pietismus Pietismus Podagra Polizei Policei/Polizei Polytheismus Portrait/Porträt Posaune Profession Profession Prokura Prokura Propaganda Prosa Prosa 218 Protokoll Psalm Psalm publik/publice publik Purismus Purismus Quietismus Rabulisterei, rabulistisch Rabulisterei Rationalismus; rational Rationalismus; rational realistisch, Realismus; real realistisch, Realismus; real renommieren renommieren Reserve rigoristisch, Rigorismus rigorös, Rigorismus (1,2) römisch, (3) romanisch Seminar Seminar Separation Sonett sophistisch, Sophistik, Sophisterei (2) Sophisma Sozialismus speziell Spiritismus statisch Statue Stil Stipendium Symbolismus; Symbol Tenor Anmerkungen /Physiognom /Posauner = Prokurant /Prosaiker /Prosaiker = Protokollist /Rabule* = Stipendiat Wort Quelle MG verwandte Wörter Tenorist Terrorist Terrorist Theist Theïst Tourist Undulist Utopist Utraquist* Violinist Violinist Vulkanist Zivilist Wei Sa Wei Wei Sa Wei Sa Wei Sa Sa Wei Sa Wei 1 2a 2a 2a 2a 3a1 2a 2a 3b2 1 1 2a 1 Tenor Terrorism, terrorisieren Terrorism, terrorisieren Theismus Theïsmus Tour Undulation Utopie, utopisch Anmerkungen Violine Violine Vulkanismus Zivil 1910– Blödian WDG 1 blöd(e) FWB-H Blödian DW 1 blöd(e) FWB-H Custodian DW 3b2 „engl. Bez.“ Damian DW 2a damisch „landsch.“; FWB-H Dechant WDG 3b1 [Dechanat] Dechant DW 3b1 Dechanat/Dechan(t)ei Dekan/Prodekan WDG 3a2 Dekade Dekan/Prodekan DW 3a2 Dekade Diözesan WDG 1 Diözese „Rel. kath.“; FWB Diözesan DW 1 Diözese „kath. Kirche“ FWB Dummian/Dummrian DW 1 dumm /Dummerjan; FWB-H Dummrian WDG 1 dumm /Dummerjan; FWB-H Fadian WDG 1 fad(e) „österr.“; FWB-H Fadian DW 1 fad(e) „österr. ugs.“; FWB-H Galan WDG 3a1 galant, Gala Galan (1,2) DW 2a (1) galant Grobian WDG 1 grob FWB-H Grobian DW 1 grob FWB-H Guardian DW 3a2 Guardia Kapitän WDG 3a2 Kapital, Kapitel Kapitän DW 3a2 Kapital, Kapitel Kaplan WDG 3a2 Kapelle „Rel. kath.“ Kaplan DW 3a2 Kapelle „kath. Kirche“ Kastellan WDG 3a2 Kastell* Kastellan (1*,2) DW 3a1 (2) Kastell Kumpan WDG 3b1 Kumpanei /Kumpel Kumpan DW 3b1 Kumpanei /Kumpel Kurtisan* DW 3a2 Courtoisie weibl. Form: Kurtisane*, andere Bed. Liedrian WDG 2a liederlich /Liederjan; FWB-H Liedrian DW 2a liederlich /Liederjan; FWB-H Partisan WDG 3a2 Partei Partisan DW 3a2 Partei Sakristan DW 2a Sakristei Scharlatan WDG 3b1 Scharlatanerie Scharlatan DW 3b1 Scharlatanerie/Scharlatanismus Schludrian DW 2b schludrig; schludern /Schluderjan; FWB-H Schmutzian (1,2) DW 2b (1) schmutzig; Schmutz Sopran DW 2a Sopran(stimme) „Musik“; Übertragung Souverän WDG 2a souverän Souverän DW 2a souverän Suffragan DW 3a2 Suffragium „kath. Kirche“ Ultramontane DW 2a ultramontan (FWB) Veteran WDG 3b2 Veteran DW 3b2 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Analysand DW 2b analysieren; Analyse „Psychoanalyse“; FWB Diplomand WDG 2b diplomieren „selten“; Diplom(prüfung) FWB Diplomand DW 2b diplomieren; Diplom(prüfung) FWB Doktorand WDG 2b doktorieren; Doktor Doktorand DW 2b doktorieren „veraltend“; Doktor Examinand WDG 2b examinieren; Examen Examinand DW 2b examinieren; Examen „bildungsspr.“ Explorand DW 2a explorieren; Exploration „Fachspr.“; (FWB) Habilitand WDG 2a habilitieren; Habilitation Habilitand DW 2a habilitieren; Habilitation 219 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Informand (1,2) DW 2a (1) informieren; Information Konfirmand WDG 2a konfimieren; Konfirmation (FWB) Konfirmand DW 2a konfirmieren; Konfirmation (FWB) Kurand DW 3a1 kurieren, Kur „Med.“; FWB Magistrand* DW 1 Magister Maturand DW 1 Matura = Maturant; „schweiz.“; FWB Proband (1,2,3) DW 1 (1,3) Probe; (1) probieren 1: „Psych., Med.“, 2: „Genealogie“ Promovend WDG 2a promovieren; Promotion FWB Promovend DW 2a promovieren; Promotion Präparand (1*,2) DW 3a1 (2) präparieren „bildungsspr.“; Präparation 2: „landsch.“; FWB Rehabilitand WDG 2a rehabilitieren; Rehabilitation „Med.“; FWB Rehabilitand DW 2a rehabilitieren; Rehabilitation FWB Reverend DW 3a2 Reverenz „in englischsprachigen Ländern“ Tutand DW 2a Tutor „Päd.“; (FWB) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Abiturient WDG 1 Abitur (FWB) Abiturient DW 1 Abitur (FWB) Abonnent WDG 2a abonnieren; Abonnement FWB Abonnent DW 2a abonnieren; Abonnement FWB Absolvent WDG 2a absolvieren Absolvent DW 2a absolvieren Abstinent DW 2a abstinent; Abstinenz /Abstinenzler „selten“; FWB Adjutant WDG 3a1 [Adjutum*] „Mil.“ Adjutant DW 3a1 Adjutum* „Milit.“ Adjuvant* DW 3b2 (FWB) Adoleszent DW 2a adoleszent; Adoleszenz „Med.“ Adorant DW 2a adorieren; Adoration „Kunstwiss.“ Adressant* DW 2b adressieren; Adresse Agent WDG 3a2 agieren Agent DW 3a2 agieren Akkordant (1,2) DW 1 (1) Akkord FWB Akzeptant (1,2) DW 1 (1) Akzept; (2) akzeptieren; Akzeptation 1: „Bankw.“, 2: „bildungsspr.“ Amant* DW 3a2 Amateur Appellant* DW 2a appellieren*; Appellation* „Rechtsspr. [...] „Rechtsspr.“ noch schweiz.“ Arrestant WDG 1 Arrest; arretieren (FWB) Arrestant DW 1 Arrest; arretieren (FWB) Aspirant (1,2) WDG 2a (1) aspirieren „österr. veraltend“; Aspiration* Aspirant (1,2) DW 2a (1) aspirieren „bes. österr.“ Assekurant DW 2a assekurieren; Assekuranz „Fachspr.“; (FWB) (keine direkte Pers.bez.) Assignant* DW 2a assignieren*; Assignation* Assistent WDG 3a1 assistieren; Assistenz (FWB) Assistent (1,2) DW 2a (1) assistieren; Assistenz (FWB) Asylant DW 1 Asyl FWB Aszendent DW 2a Aszendenz „Genealogie“ Auskultant* DW 3a2 auskultieren, Auskultation = Auskultator Bacchant WDG 2a Bacchanal Bacchant DW 2a Bacchanal Benefiziant DW 1 Benefiz* FWB Bonvivant DW 3b2 Brigant WDG 3a2 Brigade Brigant DW 3a2 Brigade Bummelant WDG 1 bummeln FWB-H Bummelant DW 1 bummeln FWB-H Debütant WDG 2b debütieren; Debüt Debütant DW 2b debütieren; Debüt Defizient (1*,2) DW 3a1 defizient, Defizit 2: „österr. u. süddt.“; FWB Deflorant DW 2a deflorieren; Defloration „Fachspr., bildungsspr.“; FWB Defraudant DW 2a defraudieren*; Defraudation* Delinquent WDG 2a [delinquent; Delinquenz] (FWB) Delinquent DW 2a delinquent „Fachspr.“; Delinquenz „bildungsspr.“; (FWB) Demonstrant WDG 2a demonstrieren; Demonstration Demonstrant DW 2a demonstrieren; Demonstration Denunziant WDG 2a denunzieren; Denunziation (FWB) Denunziant DW 2a denunzieren; Denunziation (FWB) Deponent DW 2a deponieren; Deposition „Rechtsspr.“ FWB Deputant DW 2a Deputat (FWB) Deszendent DW 2a Deszendenz „Genealogie“; (FWB) Dezernent WDG 2a Dezernat (FWB) Dezernent DW 2a Dezernat (FWB) Diktant DW 2a diktieren; Diktat /Diktierer; „Bürow.“; (FWB) Dilettant WDG 2a dilettieren 220 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Dilettant (1,2) Dirigent Dirigent Diskutant Disponent Disputant (1,2) Dissertant Dissident Dissident (1,2) Distribuent Diversant Diversant Dozent Dozent Duellant Emigrant Emigrant Emittent Exekutant Exilant Expedient Expedient (1,2) Exponent Exponent Exspektant* Extrahent* Exulant* Fabrikant Fabrikant Famulant Fiduziant Fierant Flagellant (1*,2) Flagellant* Garant Garant Girant Gratulant Gratulant Halluzinant Haselant* Honorant Hospitant Hospitant (1,2) Ignorant Ignorant Immigrant Immigrant Indossant/Indossent Infiltrant Informant Informant Initiant (1,2) Injuriant* Inkassant Inkulpant* Inquirent* Inserent Inserent Inspizient Inspizient (1,2) DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG WDG DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW 2a 2a 2a 2a 3a1 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 1 1 2a 3a1 3b2 1 2a 3b1 3b1 2b 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3a1 (1) dilettieren „bildungsspr. selten“ dirigieren dirigieren diskutieren; Diskussion disponieren; Disposition (1) Disput; (2) Disputation dissertieren „bildungsspr. selten“; Dissertation [dissidieren; Dissidenz] dissidieren*; (1) Dissidenz distribuieren; Distribution Diversion Diversion dozieren dozieren duellieren; Duell emigrieren; Emigration emigrieren; Emigration emittieren; Emission exekutieren; Exekutation exilieren; Exil Expedition Expedition, (1) expedieren exponieren, exponiert exponieren, exponiert Exspektanz* extrahieren* exulieren* Fabrik Fabrik famulieren; Famulatur fiduziarisch „bildungsspr.“ (FWB) (FWB) „bildungsspr.“; FWB (FWB) „bildungsspr.“; (FWB) „bildungsspr.“; (FWB) (FWB) (FWB) „bildungsspr.“; FWB „Neuwort DDR“ „bes. ehem. DDR“ (FWB) (FWB) Flagelle/Flagellum; Flagellation [Flagellation] garantieren, Garantie garantieren, Garantie girieren; Giro gratulieren; Gratulation gratulieren; Gratulation halluzinieren; Halluzination haselieren* honorieren hospitieren hospitieren; Hospitation, (2) Hospitanz ignorant, Ignoranz ignorant, Ignoranz immigrieren; Immigration immigrieren; Immigration indossieren; Indossament/Indosso infiltrieren; Infiltration informieren, Information informieren; Information (1) initiieren, (2) Initiation injuriieren; Injurie kassieren inkulpieren* inquirieren inserieren; Inserat inserieren; Inserat inspizieren inspizieren Insurgent Insurgent Intendant Intendant Interessent Interessent Interpellant Intervenient Intervent Intervent WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW 2a 2a 2a 2a 2b 2b 2a 2a 2a 2a Insurrektion* insurgieren, Insurrektion Intendanz Intendanz interessieren; Interesse interessieren; Interesse interpellieren; Interpellation intervenieren; Intervention intervenieren; Intervention intervenieren; Intervention (FWB) (FWB) „Bankw.“; (FWB) „bildungsspr.“; FWB (FWB) = Expeditor; (FWB) „Rechtsspr.“; FWB „bildungsspr.“; FWB „Rechtsspr.“; FWB „österr.“; FWB 2: „Med., Psych.“; (FWB) (FWB) „Bankw.“ FWB FWB „Bankw.“ FWB 1: „bildungsspr.“, 2: „Parl.“; FWB (FWB) „bildungsspr.“; (FWB) (FWB) (FWB) „Bankw.“; (FWB) (FWB) = Informator; FWB = Informator; FWB 1: „bildungsspr.“, 2: „schweiz.“; (FWB) „bildungsspr.“ /Kassierer; „österr.“; FWB „Rechtsspr.“; (FWB) „bildungsspr.“; FWB FWB FWB (FWB) 1: „Theater, Ferns., Rundf.“, 2: „selten“; (FWB) „bildungsspr.“ (FWB) (FWB) „Politik“; (FWB) „bildungsspr.“; (FWB) „Polit.“ „russ. Bez.“ 221 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Intrigant Intrigant Kalkant* Kalumniant* Kapitulant Kapitulant (1*,2) Klient Klient Kombattant (1,2) Kommandant Kommandant/Kommendant* (1,2) Kommunikant (1,2) WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW 2b 2b 3b2 3b2 2a 2a 3b1 3b1 3a1 2b 2b 2a intrigieren; Intrige intrigieren; Intrige „bildungsspr.“ Komödiant (1,2) Komödiant (1,2) Konfident (1*,2) Konfitent* Konkurrent Konkurrent Konsekrant Konsignant Konspirant WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW 1 1 3a1 3b2 2a 2a 2a 2a 2a Konsulent* Konsultant Konsument Konsument Kontrahent (1,2) Kontrahent (1,2) Kontribuent* Konvaleszent Konzelebrant Konzipient (1*,2) Koproduzent Koproduzent Korreferent Korreferent Korrespondent (1,2) Korrespondent (1,2,3,4*) Krawallant Kurant Kursant Laborant Laborant Leutnant Leutnant/Lieutenant* Lieferant Lieferant Lizitant Malefikant* Mandant Mandant Manifestant (1,2*) Manifestant DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW DW WDG 3a1 2a 2b 2b 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 1 1 1 1 1 3b2 3b2 1 1 2a 1 2a 2a 2a 2a konsultieren; Konsultation konsultieren „bildungsspr.“; Konsultation konsumieren; Konsum konsumieren; Konsumtion; Konsum (2) kontrahieren; Kontrakt (2) kontrahieren; Kontrakt kontribuieren; Kontribution* konvaleszieren; Konvaleszenz konzelebrieren; Konzelebration (2) konzipieren, Konzept, Konzeption Koproduktion koproduzieren; Koproduktion Korreferat korreferieren; Korreferat korrespondieren; (2) Korrespondenz (2) korrespondieren; Korrespondenz Krawall Kur; kurieren Kurs Labor(atorium) Labor(atorium); laborieren „selten“ Manipulant (1,2) DW 2a manipulieren; Manipulation Maturant Mendikant Migrant Ministrant Musikant Musikant Mutant (1,2) Negoziant Obduzent Obskurant* Offiziant Offiziant* (1,2) Okkupant Okkupant DW DW DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW 1 3b2 2a 2a 2b 2b 2a 2a 2a 1 3a2 2a 2a 2a Matura 222 kapitulieren; Kapitulation kapitulieren; Kapitulation Klientel Klientel(e) kombattant kommandieren; Kommando kommandieren; Kommando kommunizieren; (1) Kommunion; (2) Kommunikation (2) Komödie (2) Komödie (2) Konfidenz* konkurrieren; Konkurrenz konkurrieren; Konkurrenz konsekrieren; Konsekration konsignieren; Konsignation(sgut) konspirieren; Konspiration liefern liefern lizitieren; Lizitation Malefiz* Mandat Mandat (1) Manifestation manifestieren; Manifestation* Migration; migrieren ministrieren musizieren; Musik musizieren; Musik mutieren „Med.“; Mutation „Med.“ negoziieren* obduzieren; Obduktion obskur offiziell (1) Offizium okkupieren; Okkupation okkupieren; Okkupation (FWB) „bildungsspr.“ FWB 2: „bildungsspr.“; FWB 1: „Völkerr.“, 2: „bildungsspr.“ 2: „schweiz.“ /Kommandeur 1: „kath. Kirche“, 2: „Sprachw., Soziol.“; 2: FWB 2: „österr.“ FWB FWB „kath. Kirche“; (FWB) „Wirtsch.“; FWB /Konspirateur, Konspirator; „bildungsspr. selten“; (FWB) (FWB) „Fachspr.“ (FWB) (FWB) 2: „Kaufm.“; (FWB) 2: „Rechtsspr., Kaufmannsspr.“; (FWB) (FWB) /Rekonvaleszent; „Med. selten“; (FWB) „kath. Kirche“; FWB 2: „österr. Amtsspr.“; (FWB) (FWB) (FWB) FWB „bildungsspr.“; FWB (FWB) (FWB) FWB-H „schweiz.“; FWB = Kursist; „regional“ (FWB) (FWB) FWB-H FWB-H (FWB) (FWB) „Jur.“; (FWB) „Rechtsspr.“; (FWB) 1: „österr., schweiz., sonst veraltet“ „schweiz./im übrigen Sprachgebiet veralt./“ /Manipulierer, = Manipulator; 1: „bildungsspr.“, 2: „österr. Amtsspr. veraltend“; FWB = Maturand; „österr.“; FWB (FWB) „kath. Kirche“ FWB FWB 1: „Biol.“, 2: „österr.“; (FWB) „Wirtsch.“ „Med.“; (FWB) (FWB) hier keine echte Pers.bez. Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Opponent Opponent Optant Pasquillant Passant Passant Patient Patient Paukant Pedant Pedant Petent Pharmakant Postulant* (1,2) Praktikant Praktikant (1,2) Primiziant Produzent Produzent Projektant Projektant Protestant Protestant (1,2) Protokollant Protokollant Prädikant Präsentant Präsident (1,2,3) Präsident (1,2,3) Prätendent Prätendent Pönitent Querulant Querulant Referent (1,2) Referent (1,2,3) Reflektant Reflektant Regent Regent (1)/Regens (2) Regredient Reklamant Rekonvaleszent Remigrant Remittent Rendant Repatriant Repetent Repetent (1,2*) Repräsentant Repräsentant Resident Restant Rezensent Rezensent Rezipient Sekundant Sekundant Sergeant Simulant Simulant Skribent Skribent Soliloquent Sollizitant* Spekulant Spekulant Student Student Submittent Subskribent Subskribent WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW 2a 2a 2a 1 2a 2a 3a2 3a2 1 3b1 3b1 2a 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 2b 2b 3a1 2b 2b 2b 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3a1 2a 2a 2a 2a 3a1 3a2 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 2b 2a 2a 2a 2a 2a 3b2 2a 2a 3a1 3a1 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a opponieren; Opposition opponieren; Opposition optieren; Option Pasquill passieren; Passage passieren; Passage [Patience, Patiens] Patience, Patiens pauken pedantisch, Pedanterie pedantisch, Pedanterie/Pedantismus Petition Pharmakon, Pharmaka (Pl.) (2) Postulat Praktikum, praktizieren (1) praktisch, (2) Praktikum Primiz produzieren; Produkt, Produktion produzieren; Produkt, Produktion projektieren; Projekt projektieren; Projektion; Projekt protestieren, Protest (2) protestieren; Protest protokollieren; Protokoll protokollieren; Protokoll predigen präsentieren; Präsentation (2) präsidieren; Präsidium (2) präsidieren; Präsidium prätendieren prätendieren, Prätension Pönitenz querulieren querulieren Referat, (1) referieren Referat, (1) referieren reflektieren reflektieren regieren (1) regieren regredieren; Regress reklamieren; Reklamation rekonvaleszieren; Rekonvaleszenz, rekonvaleszent emigrieren; Emigration remittieren Rendite repatriieren repetieren; Repetition repetieren; (2) Repetition repräsentieren repräsentieren, Repräsentation residieren restieren; Rest rezensieren; Rezension rezensieren; Rezension rezipieren; Rezeption sekundieren sekundieren (FWB) (FWB) (FWB) „bildungsspr. veraltend“ simulieren; Simulation simulieren; Simulation schreiben schreiben Soliloquium sollizitieren*; Sollizitation* spekulieren; Spekulation spekulieren; Spekulation „Wirtsch.“ studieren; Studium studieren; Studium submittieren; Submission subskribieren; Subskription subskribieren; Subskription „Studentenspr.“; FWB „Amtsspr., Rechtsspr.“; (FWB) FWB 1: „bildungsspr.“, 2: „kath. Kirche“; (FWB) (FWB) „kath. Kirche“; FWB (FWB) (FWB) (FWB) /Projekteur; „bes. Bauw.“; (FWB) (FWB) 2: „selten“; (FWB) FWB FWB /Prediger; „ev. Kirche“ „Wirtsch.“; FWB „bildungsspr.“ „kath. Kirche veraltend“ „bildungsspr.“ (FWB) (FWB) FWB FWB Regierer: andere Bed. Regierender: andere Bed. „Rechtsspr.“ „bildungsspr.“; (FWB) „Med.“; (FWB) /Remigrierte (Pl.); „bildungsspr.“; FWB „Geldw.“ „Politik, Rechtsspr.“; FWB 2 = Repetitor „Geldw.“; (FWB) (FWB) (FWB) „Kommunikationsf.“; (FWB) „französische bzw. englische Bez.“ (FWB) (FWB) (FWB) „bildungsspr.“; (FWB) „Musik“; FWB (FWB) (FWB) /Studierender „Wirtsch.“; (FWB) (FWB) „Buchw.“; (FWB) 223 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Suizident/Suizidant DW 1 Suizid „bildungsspr., Fachspr.“ Superintendent WDG 3b1 [Superintendentur] „Rel. ev.“ Superintendent DW 3b1 Superintendentur Suppleant DW 2a supplieren* „schweiz.“ Supplikant* DW 2a supplizieren*, Supplikation* (FWB) Sympathisant WDG 2a sympathisieren FWB Sympathisant DW 2a sympathisieren FWB Terminant DW 2a terminieren /Terminierer Trafikant WDG 1 Trafik „österr.“ Trafikant DW 1 Trafik „österr.“ Trassant DW 2a trassieren; Tratte „Wirtsch.“; FWB Tumultuant WDG 1 Tumult FWB Tumultuant DW 2b tumultuieren; Tumult „bildungsspr. selten“; FWB Vagant WDG 3a2 vage (FWB) Vagant* (1,2) DW 2a (2) vagieren* (FWB) Zedent WDG 2a [zedieren] „Jur.“; (FWB) Zedent DW 2a zedieren „Rechtsspr.“; (FWB) Zelebrant DW 2a zelebrieren (FWB) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Abecedarius* DW 1 Abc/Abece /Abecedarier; FWB-H Aktionär WDG 1 Aktie „Wirtsch.“ Aktionär DW 1 Aktie Aktuar (1*,2) WDG 3a1 (2) Akte 2: „schweiz.“ Aktuar/Aktuarius* (1*,2,3) DW 3a1 (2,3) Akte Antiquar (1,2) WDG 2b (1) Antiquität; antik (FWB) Antiquar (1,2) DW 2b (1) Antiquität; antik (FWB) Archivar WDG 1 Archiv FWB Archivar DW 1 Archiv FWB Benefiziar DW 2a Benefizium = Benefiziat Bibliothekar WDG 1 Bibliothek (FWB) Bibliothekar Dw 1 Bibliothek (FWB) Cellerar/Cellerarius DW 3a2 Cella, Zelle FWB Defektar DW 3a2 Defekt, defekt(iv) Demissionär*/Dimissionär DW 3a1 demissionieren „schweiz.“ Destinatar/Destinatär (1,2) DW 3a2 Destination 1: „Kaufmannspr.“, 2: „Rechtsspr.“ Dignitar/Dignitär DW 2a Diginität „kath. Rel.“ Diskothekar DW 1 Diskothek FWB Divisionär DW 1 Division Diätar* DW 3a1 Diäten (Pl.) FWB Doktrinär (1,2) DW 1 (1) Doktrin; (2) doktrinär „bildungsspr.“; FWB Dokumentar DW 2a Dokumentation; dokumentieren /Dokumentalist, FWB Donatar DW 2a Donation „Rechtsspr.“ Emissär DW 3a2 Emission Fiduziar DW 3a1 Fiduziant; fiduziarisch „Rechtsspr.“; FWB Funktionär WDG 3a1 Funktion (FWB) Funktionär/Funktionar DW 3a1 Funktion (FWB) Giratar DW 1 Giro; girieren „Bankw.“ Hebdomadar/Hebdomadarius DW 3b2 „kath. Kirche“ Hypothekar DW 1 Hypothek FWB Indossatar DW 1 Indosso/Indossament; indossieren = Indossat; „Bankw.“; FWB Jubilar WDG 2a Jubiläum Jubilar DW 2a Jubiläum Justitiar (1,2) DW 3a1 (1) Justiz Kapitular WDG 1 Kapitel Kapitular DW 1 Kapitel Kommanditär DW 1 Kommanditgesellschaft, Kommandite* = Kommanditist; „schweiz.“ Kommissar/Kommissär WDG 3a1 Kommission* Kommissar/Kommissär/ DW 3a1 Kommission Kommissarius* Kommissionär DW 1 Kommission „Wirtsch.“ Kommissionär (1,2) WDG 1 Kommission 1: „Kaufm.“, 2: „Verlagsw.“ Konfektionär WDG 1 Konfektion „Textil.“; FWB Konfektionär DW 1 Konfektion FWB Konsignatar/Konsignatär DW 1 Konsignation „Wirtsch.“ Konterrevolutionär DW 1 Konterrevolution FWB Konzessionär WDG 1 Konzession FWB Konzessionär DW 1 Konzession „Amtsspr.“; FWB Korsar* DW 3a2 Korso, Kurs Legatar DW 1 Legat „Rechtsspr.“ Legionär WDG 1 Legion Legionär (1,2)/Legionar* DW 1 (1) Legion Librarius* DW 3b2 Lokatar* DW 3a2 Lokation FWB 224 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Mandatar Mandatar (1,2) Militär Militär Milizionär (1,2) Milizionär (1.2) Milliardär Milliardär Millionär Millionär Missionar/Missionär Missionar/Missionär Motionär Notar Notar/Notär Obligationär Ordinarius (1,2) Ordinarius (1,2,3*)/Extraordinarius Ostiarius* Parlamentär Parlamentär Pensionär Pensionär Plagiar/Plagiarius Primarius (1,2,3*) Proprietär* Protonotar (1*,2) Präbendar/Präbendarius Pönitentiar Reaktionär Reaktionär Referendar Referendar Regular Revolutionär Revolutionär Scholar* Scholar* Sekretar*/Sekretär Sekretär*/Sekretarius*/Sekretar* Signatar Signatar* Stationar*/Stationarius* Supernumerar*/Supernumerarius* Titular Veterinär Veterinär Vikar (1,2) Vikar (1,2,3) WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW DW WDG DW WDG DW 1 1 2a 2a 1 1 1 1 1 1 1 1 1 3a2 3a2 1 2a 2a 3b2 2a 2a 1 1 2a 3a1 2a 3b2 1 1 1 1 3a2 3a2 3a2 1 1 1 1 3a2 3a2 2a 2a 3a2 3b1 1 3a1 3a1 3b1 3b1 Mandat Mandat Militär Militär Miliz Miliz Milliarde Milliarde Million Million Mission; missionieren Mission; missionieren Motion notieren, Note notieren, Note Obligation (1) Ordinariat; ordentlich (1) Ordinariat; ordentlich „österr.“ 2: „österr.“ parlamentieren* parlamentieren* Pension Pension Plagiat, plagiieren primär, Primat Proprietät* 1: FWB 1: FWB „schweiz.“; FWB „schweiz.“; FWB FWB (1,3) FWB /Ostiarier*; „kath. Kirche“ = Pensionist = Pensionist = Plagiator 1: „Musik“, 2: „österr.“ 2: „kath. Kirche“, 2: FWB Präbende Pönitenz Reaktion Reaktion; reaktionär Referendum, referieren, Referat Referendum, referieren, Referat regulär Revolution Revolution Schule Schule Sekret sekret, Sekret, sekretieren Signatur, signieren Signatur „bildungsspr.“, signieren Station Supernumerariat* Titel; titulieren, Titulatur [veterinär] veterinär Vikariat Vikariat „kath. Kirche veraltend“; FWB „kath. Kirche“ /Scholast „Jur.“ (FWB) „bildungsspr.“; FWB nur in Zss. „Fachspr.“ 1: „Rel. ev.“, 2: „schweiz.“ 1: „kath. Kirche“, 2: „ev. Kirche“, 3: „schweiz.“ „bildungsspr.“ Visionär DW 1 Vision; visionär Volontär WDG 2a [volontieren] Volontär DW 2a volontieren Zentenar (1,2*) DW 3b1 (1) Zentenarium 1: „bildungsspr. selten“ Zessionar DW 1 Zession „Rechtsspr.“ Zölibatär DW 1 Zölibat „Theol.“ FWB –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Adressat WDG 2b adressieren; Adresse FWB Adressat DW 2b adressieren; Adresse FWB Advokat WDG 2a [advozieren*] „österr., schweiz./im übrigen Sprachgebiet (...) veralt./“ Advokat DW 2a advozieren*; Advokatur „landsch., schweiz., sonst veraltet od. abwertend“ Agnat* DW 3b1 Agnation, agnatisch Apostat DW 2a Apostasie „bildungsspr.“ Appellat* DW 2a appellieren*; Appellation* „Rechtsspr.“; FWB Arrestat* DW 1 Arrest; arretieren Asiat DW 2a Asien FWB-H Assekurat DW 2a assekurieren; Assekuranz „Fachspr.“ Assignat* DW 2a assignieren*; Assignation* (FWB) Benefiziat DW 2a Benefizium „kath. Kirchenrecht“ = Benefiziar Delegat DW 2a delegieren; Delegation /Delegierter 225 Wort Quelle MG verwandte Wörter Diplomat Diplomat Girat Hanseat (1*,2) Honorat Illiterat Illuminat Indossat* Injuriat* Inkulpat* Kandidat (1,2) Kandidat (1,2) Kastrat Kastrat* Kognat Kollegiat (1,2) Kurat Legat (1,2*) Legat (1,2*) Literat Literat Lizentiat Lizentiat (1,2) WDG DW DW DW DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG 3a2 3a2 1 2a 2a 2a 3a1 1 2b 2a 2a 2a 2a 2a 3b1 1 3a2 3a2 3a2 2a 2a 3a2 3a2 Diplom Diplom Giro; girieren (2) Hansestadt honorieren illiterat illuminieren, Illumination Indossament/Indosso; indossieren injuriieren*; Injurie inkulpieren* (1) kandidieren; Kandidatur (1) kandidieren; Kandidatur kastrieren; Kastration kastrieren; Kastration Kognation, kognatisch (1) Kolleg Kur Legat Legat Literatur, literarisch Literatur, literarisch Lizenz Lizenz Anmerkungen = Giratar; „Bankw.“ FWB-H „Bankw.“ „bildungsspr.“; FWB (FWB) = Indossatar; „Bankw.“; FWB (FWB) „Rechtsspr.“; (FWB) „Rechtsspr.“ FWB „kath. Kirche“ 1: „Rel. kath.“ 1: „kath. Kirche“ 1: „schweiz., im übrigen Sprachgebiet veralt.“, 2: „veraltend“ Magnat WDG 3a1 [magnifik] Magnat DW 3a1 magnifik Pirat DW 3b1 Piraterie Pirat* WDG 3b1 Piraterie Potentat WDG 3a1 potent, Potenz Potentat DW 3a1 potent, Potenz „bildungsspr.“ Prälat (1,2) WDG 3b1 Prälatur 1: „Rel. kath.“, 2: „Rel. ev.“ Prälat (1,2) DW 3b1 Prälatur 1: „kath. Kirche“, 2: „ev. Kirche“ Renegat WDG 3b1 [Renegation, Renegatentum] Renegat DW 3b1 Renegation, Renegatentum „bildungsspr.“ Soldat WDG 3a1 Sold Soldat DW 3a1 Sold Stipendiat WDG 2a Stipendium FWB Stipendiat DW 2a Stipendium = Stipendist; FWB Trassat DW 2a trassieren; Tratte „Wirtsch.“; FWB –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Adjutor* DW 2a Adjutum* Administrator DW 2a administrieren; Administration Aggressor WDG 2a Aggression Aggressor DW 2a Aggression „Völkerr.“ Agitator WDG 2a agitieren; Agitation Agitator DW 2a agitieren; Agitation Akquisitor (1,2) DW 2a (1) akquirieren, Akquisition „österr.“: /Akquisiteur; 1: „Wirtsch.“, 2: „Zeitungsw.“ Akzeptor DW 2b akzeptieren; Akzept „Bankw.“ Animator DW 2a animieren; Animation „Film“ Arbitrator* DW 2a arbitrieren „schweiz.“ Assessor WDG 3b1 [Assessorat*] Assessor DW 3b1 Assessorat* Auditor (1,2*) DW 3a2 Audit, Audition 2: /Auditeur Auktionator WDG 1 Auktion Auktionator DW 2b auktionieren; Auktion Auskultator DW 3a2 auskultieren; Auskultation „Rechtsspr.“ Autor WDG 3b1 Autorschaft Autor/Koautor DW 3b1 Autorschaft Chancellor DW 3a1 = Kanzler „engl. Bez.“ Debitor WDG 1 Debet „Bank“ Debitor DW 2b debitieren; Debet „Bankw.“ Deklamator DW 2a deklamieren; Deklamation Diktator WDG 2a Diktatur Diktator DW 2a Diktatur Direktor WDG 2a dirigieren, Direktion Direktor DW 2a dirigieren, Direktion Disputator DW 2a Disputation „bildungsspr.“ Divulgator DW 3b2 „bildungsspr. selten“ Doktor WDG 3a2 dozieren Doktor DW 3a2 dozieren, Doktrin Donator DW 2a Donation „Rechtsspr.“ „schweiz., sonst veraltet“ 226 Wort Quelle MG verwandte Wörter Editor Editor Elektor (1*,2) Epitomator* Examinator Examinator Exekutor (1,2) Expeditor Experimentator Experimentator Explorator Exzerptor Exzerptor Faktor Glossator Glossator Honoratior Honoratioren (Pl.) Illuminator Illustrator Imitator Imitator Imperator* Imperator* Improvisator Improvisator Informator Informator Initiator Initiator Inquisitor* Inquisitor* Inspektor Inspektor (1,2) Inspirator Inspirator Instruktor (1*,2) Inszenator Inszenator Intarsiator Interpolator Interpretator Interzeptor Invasor Invasor Inventor Investigator Investor Investor Junior Junior Juror Kalfaktor Kalfaktor/Kalfakter Kalkulator Kalkulator (1,2) Kantor Kantor Kargador Kodifikator Kollaborator* Kollator Kolonisator Kolonisator Kommentator Kommentator Kompilator Kompilator Konditor Konditor Konservator Konservator WDG DW DW DW WDG DW DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW 2a 2a 2a 1 2b 2b 2a 2a 2b 2b 2a 2b 2b 3a2 2b 2b 3a1 3a1 2a 2a 2a 2a 3a1 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2a 3a2 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3a1 1 3b2 3b2 2a 2b 3a1 3a1 1 2a 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b1 3b1 2a 2a edieren; Edition edieren; Edition Elektion Epitome „Literaturw.“ examinieren; Examen examinieren; Examen exekutieren; Exekution expedieren; Expedition experimentieren; Experiment experimentieren; Experiment exploriren; Exploration exzerpieren; Exzerption; Exzerpt exzerpieren; Exzerption; Exzerpt Fakt, Faktur glossieren; Glosse glossieren „Sprachw., Literaturw.“; Glosse honorabel, honorig honorabel, honorig illuminieren „Kunstwiss.“; Illumination illustrieren; Illustration imitieren; Imitation imitieren; Imitation Imperium Imperium improvisieren; Improvisation improvisieren; Improvisation informieren; Information informieren; Information initiieren; Initiative initiieren; Initiative Inquisition* Inquisition* inspizieren, Inspektion (2) inspizieren, Inspektion inspirieren; Inspiration inspirieren; Inspiration (2) instruieren, Instruktion inszenieren inszenieren intarsieren; Intarsie interpolieren; Interpolation interpretieren; Interpretation Interzeption invadieren, Invasion invadieren „bildungsspr. selten“, Invasion inventieren*; Invention* investigieren; Investigation investieren; Investition investieren; Investition junior junior Jury kalkulieren; Kalkulation (2) kalkulieren; Kalkül Kantate Kantate Kargo kodifizieren, Kodifikation kollaborieren, Kollaboration Kollatur „kath. Kirche“, Kollation kolonisieren; Kolonisation kolonisieren; Kolonisation kommentieren; Kommentar kommentieren; Kommentar kompilieren; Kompilation kompilieren; Kompilation Konditorei, konditern Konditorei, konditern konservieren konservieren Anmerkungen 2: „bildungsspr.“ „bildungsspr.“ 1: „bes. Rechtsspr.“, 2: „österr.“ „seltener, bes. österr.“ = Expedient; FWB FWB FWB „Fachspr.“; FWB FWB „bildungsspr.“; FWB /Glossograph (FWB) (FWB) = Illuminist weibl. Form: Imperatrix = Informant „bildungsspr.“ /Inspekteur 2: /Inspekteur „bildungsspr.“ 2: „österr.“: /Instrukteur FWB FWB /Intarseur „Wissensch.“; FWB /Interpret „selten“; „bildungsspr.“ „bildungsspr.“ FWB „Wirtsch.“; FWB FWB FWB /Kargadeur; „Kaufmannspr.“ FWB FWB FWB FWB FWB „bildungsspr.“ 227 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Konspirator DW 2a konspirieren; Konspiration Konsultor Kooperator (1*,2) Koordinator Korrektor Korrektor Korrepetitor Korrepetitor Kreditor Kreditor Kurator (1*,2) Kurator (1,2*) Lektor Lektor Literator* Lokator* Major Major Manipulator Manipulator (1,2) DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG WDG DW DW DW WDG DW WDG DW 2a 3a2 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2b 3a2 3a2 3a1 3a1 2a 3a2 3a2 3a2 2a 2a konsultieren kooperieren; Kooperation koordinieren; Koordination korrigieren, Korrektur korrigieren, Korrektur korrepetieren korrepetieren; Korrepetition kreditieren; Kredit kreditieren; Kredit (2) Kur, kurieren (1) Kur, kurieren Lektion, Lektüre Lektion, Lektüre Literatur Lokation Majestät Majestät manipulieren; Manipulation manipulieren; Manipulation = Konspirant, Konspirateur; „bildungsspr. selten“ „kath. Kirche“ 2: „landsch., bes. österr.“ FWB Matador Matador Mediator* Moderator Moderator (1,2) Narrator Navigator Navigator Observator Operator Operator Orator (1*,2) Organisator Organisator Pastor Pastor Perforator Petitor (1*,2) Picador/Pikador Plagiator Plagiator Polyhistor Polyhistor* Popularisator Prior Professor Professor (1,2*) Prokurator (1*,2*,3) Prokurator* Promotor (1,2) Propagator Prosektor (1,2) Prosekutor Prospektor Protektor Protektor (1,2) Provisor (1,2*,3*) Prädezessor* Präparator Präparator Präsentator Prätor* Präzentor Präzeptor* Präzeptor* Quästor (1*,2,3) Rationalisator Rationalisator Redaktor Redaktor WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW 3b2 3b2 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3a1 3a2 2a 2a 3b1 3b1 2a 3a1 3b2 2b 2b 3b2 3b2 2a 3b1 2a 2a 3a1 3a2 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 3b2 2b 2b 2a 2a 3b2 3a1 3a1 2a 2a 2a 2a 2a 228 Mediation moderieren; Moderation (1) moderieren; (1) Moderation; (2) Moderamen Narration* navigieren; Navigation navigieren; Navigation Observation operieren; Operation operieren; Operation Oration organisieren; Organisation organisieren; Organisation Pastorat Pastorat perforieren; Perforation Petition plagiieren; Plagiat plagiieren; Plagiat popularisieren Priorat Professur (1) Professur (3) Prokuration Prokura promovieren, Promotion propagieren (2) Prosektur Prosekution prospektieren Protektion (2) protegieren, (1) Protektion Provision präparieren; Präparation; Präparat präparieren; Präparation; Präparat präsentieren; Präsentation Prätur* [Präzeption*] Präzeption* (2) Quästur rationalisieren rationalisieren redigieren, Redaktion redigieren, Redaktion FWB „Musik, Theater“; FWB „bildungsspr.“ FWB /Manipulierer; (1) = Manipulant: 1: „bildungsspr.“, 2:„bildungsspr. veraltend“ 1: „Rundfunk, Ferns.“, 2: „ev. Kirche“ „Literaturw.“ „Seew., Flugw.“ /Operateur 2: „bildungsspr. selten“ FWB FWB „regional, bes. norddt.“ „Druckw.“; FWB 1: „bildungsspr.“, 2: „Rechtsspr.“ span. Bez. = Plagiar(ius); „bildungsspr.“ FWB „kath. Kirche“ 1: „bildungsspr.“, 2: „österr.“ = Propagandist; „bildungsspr.“; FWB „Med.“ „Rechtsspr. selten“ „Fachspr., bes. Bergw.“ FWB „bildungsspr.“; FWB 1: „österr.“ „bildungsspr.“; FWB 2: „Hochschulw.“, 3: „schweiz.“ „Neupräg. DDR“ “Wirtsch.“ „schweiz.“: /Redakteur; FWB „schweiz.“: /Redakteur; FWB Wort Quelle MG verwandte Wörter Reformator (1*,2) Reformator (1,2*) Registrator* Regulator* Rektor/Konrektor/Prorektor Rektor/Konrektor/Prorektor Reorganisator Repetitor Repetitor (1,2) DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW 2b 2b 2a 3a2 3a2 3a2 2a 2a 2a (2) reformieren; Reform; Reformation (1) refomieren; Reform; (2) Reformation registrieren; Registratur regulieren regieren, Rektion regieren, Rektion reorganisieren; Reorganisation repetieren; Repetition repetieren; Repetition Anmerkungen „bildungsspr.“; FWB 2 = Korrepetitor; 1: „bildungsspr.“, 2: “Musik, Theater“ Restaurator WDG 2a restaurieren; Restauration Restaurator (1,2) DW 2a Restauration, (1) restaurieren, (2) Restaurant Revisor WDG 2a revidieren, Revision (FWB) Revisor DW 2a revidieren, Revision (FWB) Rezitator WDG 2a rezitieren; Rezitation Rezitator DW 2a rezitieren; Rezitation Rhetor DW 3b1 Rhetorik Salvator DW 2a salvieren*, Salvation* „bildungsspr.“ Senator WDG 1 Senat Senator DW 1 Senat Senior WDG 3a1 senior Senior DW 3a1 senior Skriptor* (1,2) DW 2a (2) Skriptur* Skrutator DW 2a Skrutinium „kath. Kirche“ Solicitor DW 3a2 sollizitieren* engl. Bez. Sollizitator* DW 3a2 sollizitieren* „österr.“ Spektator* DW 3a2 Spektakel, spetakulär “bildungsspr.“ Sponsor DW 3b1 sponsern Stukkator DW 1 Stuck /Stukkateur Sukzessor* DW 2a sukzedieren* Superior DW 3a2 superior „kath. Kirche“ Supervisor (1,2) DW 2a Supervision engl. Bez.; 1: „Wirtsch.“, 2: „EDV“ Surveyor DW 1 Survey engl. Bez.; „Wirtsch.“ Taxator WDG 1 taxen; taxieren „Wirtsch.“ Taxator DW 1 taxen; taxieren; Taxation Tenor WDG 2a Tenor(stimme) Tenor DW 2a Tenor(stimme) „Musik“ Testator WDG 2a Testament „Jur. veraltend“ Testator DW 2a testieren; Testament „Rechtsspr.“ Toreador WDG 3a1 Torero span. Bez. Toreador DW 3a1 Torero span. Bez. Translator* DW 2a Translation /Translateur Triumphator (1*,2) DW 2b (2) triumphieren; Triumph 2: „bildungsspr.“ Triumphator* WDG 3a1 Triumph, triumphieren Turbator* DW 2a Turbation* Tutor (1,2,3*) DW 2a (1,2) Tutand; (1) Tutorium „Päd.“ Usurpator WDG 2a usurpieren; Usurpation Usurpator DW 2a usurpieren; Usurpation Visitator WDG 2a visitieren; Visitation Visitator DW 2a Visitation Zensor (1,2*) DW 2a (1) zensieren; Zensur Zensor* WDG 2a zensieren; Zensur –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Adventist DW 2a Adventismus Afrikanist DW 2a Afrikanistik; afrikanisch FWB Akademist* DW 2a Akademie /Akademiker; FWB Akkordeonist DW 1 Akkordeon FWB Akmeist DW 2a Akmeismus „Literaturw.“ FWB Akosmist DW 2a Akosmismus „Phil., Rel.“ FWB Aktivist (1,2) WDG 1 (1) aktiv; (2) aktivistisch, Aktivismus 1: FWB Aktivist (1,2) DW 1 (1) aktiv; aktivistisch, Aktivismus 1: FWB Akupunkturist DW 1 Akupunktur „Med.“ /Akupunkteur; FWB Alchimist* WDG 2a Alchimie* Alchimist* DW 2a Alchimie* Alpinist WDG 2b Alpinismus; alpin FWB Alpinist DW 2b Alpinismus; alpin FWB Altarist DW 1 Altar „kath. Kirche“ Altist DW 1 Alt Altistin WDG 1 Alt nur weibl. Form Altruist WDG 2a altruistisch, Altruismus Altruist DW 2a altruistisch, Altruismus „bildungsspr.“ Amerikanist WDG 2a Amerikanistik; amerikanisch FWB 229 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Amerikanist Amoralist (1,2) DW DW 2a 2b FWB FWB Anabaptist Anarchist Anarchist Anarchosyndikalist Anglist Anglist Animist Annalist Antagonist Antifaschist Antifaschist Antikommunist Antimilitarist Antinomist Antizionist Äquilibrist Ästhetizist Apriorist Aquarellist Aquarist Arabist Archaist Arkanist* Artillerist Artillerist Artist Artist Assumptionist Atheist Atheist Atonalist Attizist Autist Automobilist Avantgardist Avantgardist Bandagist Bandagist Baptist Baptist Baritonist Bassist Belletrist Belletrist Bellizist Biblizist Bigamist Bigamist Blasphemist DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW DW DW DW DW DW DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW WDG DW DW 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b1 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3b1 3b1 3a2 2a 2a 1 2a 2a 1 1 1 1 1 3b1 2a 1 1 3b1 3b1 3b2 2a 2a 2a 2a Amerikanistik; amerikanisch (1) Amoralismus, (2) amoralisch; Amoral „bildungsspr.“ Anabaptismus Anarchismus Anarchismus Anarchosyndikalismus Anglistik; englisch Anglistik; englisch Animismus Annalen (Pl.) antagonistisch, Antagonismus „bildungsspr.“ antifaschistisch, Faschismus Antifaschismus Antikommunismus Antimilitarismus Antinomismus Antizionismus Äquilibristik Ästhetizismus Apriorismus „Philos.“ Aquarell „Malerei“ Aquaristik, Aquarium Arabistik; arabisch Archaik; archaisch Arkanum „bildungsspr.“ Artillerie Artillerie „Milit.“ Artistik, artistisch Artistik, artistisch Assumtion Atheismus Atheismus atonal „Musik“ Attizismus Autismus; autistisch Automobil Avantgarde Avantgarde; Avantgardismus Bandage Bandage Baptistentum, baptistisch Baptismus Bariton Bass Belletristik, belletristisch Belletristik, belletristisch Bohemist Bolschewist Bolschewist Bouquinist Buddhist Buddhist Byzantinist Cartoonist Cellist Cellist Cembalist Cembalist Chauvinist Chauvinist Chorist Chorist Chronist Chronist (1,2) Cinquecentist DW WDG DW DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW 2a 2a 2a 3b2 2b 2b 2a 1 1 1 1 1 2a 2a 1 1 2a 2a 1 230 Biblizismus Bigamie, bigamisch Bigamie blasphemisch „bildungsspr.“, Blasphemie „bildungsspr.“ Bohemistik; böhmisch Bolschewismus Bolschewismus Buddhismus; Buddha (Name, nicht als Lemma) Buddhismus; Buddha (Name, nicht als Lemma) Byzantinistik; byzantinisch Cartoon Cello Cello Cembalo Cembalo chauvinistisch, Chauvinismus chauvinistisch, Chauvinismus Chor Chor Chronik (1) Chronik Cinquecento „Kunstwiss.“ FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB „bildungsspr.“ FWB FWB FWB FWB FWB „bildungsspr.“; FWB FWB FWB (FWB) (FWB) FWB FWB FWB FWB „Med.“; FWB „bes. schweiz.“ „Kunst“; FWB FWB FWB FWB „Musik“; FWB „Musik“; FWB-H (FWB) (FWB) (FWB) FWB FWB FWB FWB frz. Bez. FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB Wort Quelle MG verwandte Wörter Dadaist Dadaist Daguerrotypist Darwinist Darwinist Decollagist Defätist/Defaitist WDG DW DW WDG DW DW DW 2a 2b 2a 2b 2b 1 2a Dadaismus Dadaismus; Dada Daguerrotypie Darwinismus; Darwin (Name) Darwinismus; Darwin (Name) Decollage „bild. Kunst“ defätistisch, Defätismus Deist Deist Dentist Dentist* Determinist Determinist Deviationist Dialogist Divisionist Dodekaphonist Dokumentalist Dokumentalist Dokumentarist Donatist Dragist Drogist Drogist Dualist Egoist Egoist Egotist (1,2) Empiriokritizist Empirist Empirist Enzyklopädist* Epigrammatist* Episkopalist Esperantist Essayist Essayist Eudämonist Eurokommunist Evangelist (1,2) Evangelist (1,2,3) WDG DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW DW DW WDG DW 2a 2a 3a1 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 1 2a 2b 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a1 1 2a 1 1 1 2a 2a 2a 2a Exhibitionist DW 2b Existentialist Existentialist Exorzist (1,2*) Expansionist Expressionist Expressionist Externist (1,2) Extremist Extremist Fabianist Fabulist* Fagottist Fagottist Fakturist Falangist (1,2) Falsettist Faschist Faschist Fatalist Fauvist Feminist Fetischist (1,2) Feuilletonist Feuilletonist Fideist Fidelist (1,2) WDG DW DW DW WDG DW DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW DW DW 2b 2b 2a 1 2a 2a 1 2b 2b 2a 1 1 1 1 1 1 2a 2a 2a 2a 2a 1 1 1 2a 1 Deismus Deismus dental Dentologie Determinismus „Philos.“ Determinismus „Philos.“ deviieren Dialog Divisionismus „Kunstwiss.“ Dodekaphonie Dokumentation Dokumentation Dokumentarbericht/-film, dokumentarisch Donatismus Dragee, dragieren Droge; Drogerie Drogerie Dualismus; dual egoistisch, Egoismus egoistisch, Egoismus (1) Egotismus Empiriokritizismus Empirismus, Empirie, empirisch Empirismus, Empirie, empirisch Enzyklopädie Epigramm; Epigrammatik Episkopalismus „kath. Kirche“ Esperanto Essay Essay Eudämonismus; Eudämonie („Philos.“) Eurokommunismus (1) Evangelium, (2) evangelisieren, Evangelisation (1,2) Evangelium, (2) evangelisieren, Evangelisation Exhibitionismus „Psych.“, „bildungsspr.“; Exhibition Existentialismus „Philos.“; Existenz Existentialismus „Philos.“; Existenzphilosophie (1) exorzieren/exorzisieren, Exorzismus Expansion Expressionismus Expressionismus (1) extern extremistisch, Extremismus; extrem extremistisch, Extremismus; extrem Fabian Society (Name) Fabel Fagott Fagott Faktur „Kaufmannsspr. veraltend“ (1) Falange Falsett Faschismus Faschismus fatalistisch, Fatalismus „bildungsspr.“ Fauvismus Feminismus (1) Fetisch „Völkerk.“; (2) Fetischismus „Psych.“ Feuilleton Feuilleton Fideismus „Philos.“ (1) Fidel (Castro) (Name); (2) Fidelismus/ Fidelismo Anmerkungen FWB Defaitist: „schweiz.“; „bildungsspr. abwertend“ FWB FWB FWB FWB FWB (FWB) FWB = Dokumentar FWB /Drageur FWB 1: „bildungsspr.“, 2: „Literaturw.“; FWB „Philos.“; FWB „Philos.“ /Epigrammatiker; „Literaturw.“ FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB 1: „christl. Rel.“, 2: „Ostkirche“, 2: „ev. Rel.“ FWB 1: „Rel.“, 2: „kath. Kirche“ „bildungsspr.“; FWB FWB FWB 1: „österr.“, 2: „Med.“; FWB FWB FWB /Fabier; engl. Bez. FWB FWB FWB FWB Spanien, Libanon „Musik“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB span. Bez. (Kuba) 231 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Filialist (1,2) Finalist Finalist Finnougrist Fleurist* Florist (1,2) Florist (1,2) Flötist Flötist Folklorist Folklorist Formalist Formalist Fundamentalist Funktionalist Futurist Futurist Föderalist Föderalist Gagist Gambist Garagist Gardist Gauchist Gaullist Generalist Generativist Germanist Germanist (1,2*) Gitarrist Gitarrist Glossematist Grossist Grossist/Engrossist Gräzist Gräzist Gymnosophist* Harfenist Harfenist Havarist Hebraist Hedonist (1,2) DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW 1 1 1 2a 3a1 1 1 1 1 1 1 2b 2b 2a 2b 2a 2a 2b 2b 1 1 1 1 2a 2b 1 1 2a 2a 1 1 2a 1 1 3a1 2a 3b2 1 1 2a 2a 2a (1) Filiale; (2) Filialgemeinde Finale Finale Finnougristik; finnougrisch Fleur, Fleuron (1) Flora (1) Flora Flöte Flöte Folklore; Folkloristik Folklore; Folkloristik formalistisch, Formalismus; formal formalistisch, Formalismus; formal fundamentalistisch, Fundamentalismus Funktionalismus; funktional Futurismus Futurismus Föderalismus; föderal Föderalismus; föderal Gage Gambe Garage Garde Gauchismus Gaullismus; de Gaulle (Name) generell; Generalgenerativ „Sprachw.“ Germanistik; germanisch (1) Germanistik; (1,2) germanisch Gitarre Gitarre Glossematik gross en gros, gross Gräzismus Gräzistik; Gräzität „bildungsspr.“ FWB „Sport“ „Sport“ FWB Hellebardist* Hellenist (1,2*) Herbalist Hispanist Historist Hornist Hornist Humanist (1,2,3) Humanist (1,2,3) Humorist Humorist Hungarist Idealist Idealist (1,2) Illuminist Illusionist Illusionist (1,2) Imagist Immoralist Imperialist Imperialist Impressionist Impressionist Indianist Individualist Individualist (1,2) DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW 1 2a 3a1 2a 2a 1 1 1 1 1 1 2a 2b 1 2a 1 1 2a 2a 2b 2b 2a 2a 2a 2a 2a Indoeuropäist Indogermanist DW WDG 2a 2a Hellebarde* (1) Hellenistik; (1,2) hellenisch Herbar(ium) Hispanistik; hispanisch Historismus Horn Horn (1) human; (1,2) Humanismus (1) human; (1,2) Humanismus Humor Humor Hungaristik; ungarisch idealistisch, Idealismus; Ideal (1) Ideal; idealistisch, (2) Idealismus illuminieren, Illumination Illusion (1) Illusion Imagismus Immoralismus Imperialismus; imperial Imperialismus; imperial Impressionismus Impressionismus Indianistik; indianisch individualistisch, Individualismus individuaIistisch, Individualismus „Philos.“, „bildungsspr.“ Indoeuropäistik; indoeuropäisch Indogermanistik; indogermanisch 232 Harfe Harfe havarieren, Havarie Hebraistik; hebräisch (1) Hedonismus FWB FWB FWB-H FWB-H FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB-H „bes. schweiz.“ FWB-H frz. Bez. frz. Bez. FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Sprachw.“; FWB FWB FWB FWB FWB-H /Harfner*, FWB-H FWB /Hedoniker; 1: „Philos.“, 2: „bildungsspr.“; FWB /Hellebardier; FWB-H FWB FWB FWB FWB FWB-H FWB-H FWB FWB FWB = Illuminator; FWB FWB FWB „bildungsspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB = Indogermanist; FWB FWB Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Indogermanist Infallibilist Infanterist Infanterist Infantilist Inkunablist Instrumentalist (1,2) Integralist Integrationist Interbrigadist Interbrigadist Interlinguist (1,2) DW DW WDG DW DW DW DW DW DW WDG DW DW 2a 1 2a 2a 1 1 1 2a 3a1 1 1 2a = Indeoeuropäist; FWB „kath. Kirche“; FWB FWB „Milit.“; FWB „Psych., Med.“; FWB FWB FWB „kath. Kirche“; FWB engl. Bez. (USA) FWB FWB Internationalist Internist (1,2*) Interventionist Intuitionist Ipsist Iranist Irredentist Isolationist Italianist Jiddist Journalist Journalist Jurist Jurist Kabalist Kabarettist Kabarettist Kabbalist Kalvinist Kalvinist/Calvinist Kameralist (1,2*) Kanonist Kanzlist* Kanzlist* Kapitalist Kapitalist (1,2,3*) Karikaturist Karikaturist Karlist Karnevalist Karrierist Karrierist Kasuist (1,2) Kasuist (1,2) Katechist Kavallerist* Kavallerist* Kollektivist Kolonialist Kolonialist Kolonist (1,2*) Kolonist (1,2,3) Kolorist Kolorist (1,2,3) Kolumnist Kommanditist Kommanditist Kommunist (1,2) Kommunist (1,2) Komparatist Komponist Komponist Konformist Konformist (1,2) Kongregationalist Kongregationist Konservatorist Konstruktivist DW DW DW DW DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW 2b 1 2b 2a 2a 2a 1 2b 2a 2a 2a 2a 1 1 1 1 1 1 2b 2b 3b1 2a 2a 2a 1 1 1 1 2a 1 1 2b 3a1 3a1 2a 2a 2a 2b 2b 2b 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2b 2a 1 2a 2b Indogermanistik; indogermanisch infallibel; Infallibilität Infanterie Infanterie infantil Inkunabel(kunde) „Buchw., Literaturw.“ (1) Instrument; (2) Instrumentalismus Integralismus Integration [Interbrigade] Interbrigade Interlinguistik „Sprachw.“; (1) Interlingua, (2) interlingual Internationalismus; international intern Interventionismus; Intervention Intuitionismus “Philos.“, „Med.“ Ipsismus, Ipsation Iranistik; iranisch Irredenta; Irredentismus Isolationismus; Isolation italienisch Jiddistik; jiddisch Journalismus Journalismus Jura Jura Kabale Kabarett Kabarett Kabbala Kalvinismus; Calvin (Name) Kalvinismus/Calvinismus; Kalvin/Calvin (Name) (1) Kameralistik kanonisches Recht Kanzlei Kanzlei Kapital (1) Kapital; (2) Kapitalismus Karikatur Karikatur Don Carlos (Name) Karneval Karriere karrieristisch, Karrierismus; Karriere (2) Kasus (2) Kasus Katechese „christl. Kirche“ Kavallerie Kavallerie Kollektivismus; kollektiv Kolonialismus; kolonial Kolonialismus; kolonial (1) Kolonialgebiet (1,3) Kolonie, (2) kolonisieren kolorieren (1,3) kolorieren, (2) Kolorit Kolumne Kommanditgesellschaft Kommanditgesellschaft (1) Kommunismus, (2) kommunistisch (1) Kommunismus, (2) kommunistisch Komparatistik; komparativ „Sprachw.“ komponieren; Komposition komponieren; Komposition konformistisch, Konformismus; konform (1) konformistisch, Konformismus; konform Kongregationalismus Kongregation „kath. Kirche“ Konservatorium Konstruktivismus „bild. Kunst“, „Wiss., Philos.“; konstruktiv „marx.“; FWB 1: „Med.“; FWB „Politik“ „bildungsspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Milit.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Wirtsch.“; FWB = Kommanditär; FWB FWB FWB /Kompositeur*; FWB FWB 1: „bildungsspr.“, 2: engl. Bez.; 1: FWB engl. Bez. FWB FWB FWB 233 Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Kontorist Kontorist „selten“/Kontoristin Kontorsionist Kontrabassist Kopist Kopist Kriminalist (1,2) Kriminalist (1,2) Kryptokalvinist Kubist Kubist Kurialist Kursist Lagerist Lagerist Laizist Lamaist Latinist Latinist Lautenist Lazarist Legist* Legitimist (1,2) Leninist Libellist Liberalist Libidinist Librettist Librettist Linguist Linguist Lobbyist Machiavellist Manierist Manufakturist Maoist Marinist Marist Marxist Marxist Marxist-Leninist Maschinist Maschinist (1,2,3) Masochist Materialist Materialist Maximalist (1,2) Mazdaist Mechanist/Mechanizist Mechitarist Mediävist Melodist Messianist Methodist Methodist Metist Militarist Militarist Minimalist Minorist Mobilist Modernist Modernist (1,2) Modist (1,2)* Modistin Monarchist Monarchist Monetarist Monist Monist Monogamist Monogrammist WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW WDG WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW DW DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW DW DW DW DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW WDG WDG DW DW WDG DW WDG DW 3a1 3a1 1 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2b 1 1 1 2a 2a 1 1 1 3a1 3a2 2a 2b 1 2b 2b 1 1 3b1 2a 2b 2b 2a 1 2b 2a 3a1 2b 2b 2a 1 1 2a 2a 2a 1 1 2a 3a1 2a 2a 2a 3a1 2a 2a 2b 2b 2a 3a2 2a 2b 2b 1 3a2 2a 2a 2a 2a 2a 1 1 Kontor Kontor Kontorsion „Med.“ Kontrabass kopieren, Kopie kopieren, Kopie Kriminalität, (2) Kriminalistik (1) Kriminalrecht, (2) Kriminalpolizei Kryptokalvinismus Kubismus Kubismus „Kunstwiss.“ Kurialismus „kath. Kirche“; kurial „bildungsspr.“ Kurs Lager Lager Laizismus „Politik, Geschichte“ Lamaismus Latein Latein Laute Saint Lazare (Name) legal, Legismus* (1) Legitimismus, (2) Legitimität Leninismus; Lenin (Name) Libell Liberalismus; liberal libidinös; Libido Libretto Libretto Linguistik Linguistik; Lingua (franca) Lobbyismus, Lobbying; Lobby Machiavellismus; Machiavelli (Name) Manierismus „Kunstwiss., Literaturwiss.“ Manufaktur Maoismus; Mao (Name) Marinismus „Politik selten“, “Literaturw.“ Maria (Name) Marxismus; Marx (Name) Marxismus; Marx (Name) Marxismus-Leninismus Maschine (1,2) Maschine; (3) Maschinismus „Philos.“ masochistisch, Masochismus Materialismus Materialismus (1) maximal Mazda (Name); Mazdaismus Mechanismus/Mechanizismus Mechitar (Name) Mediävistik; mediäval „Fachspr.“ Melodie Messianismus Methode Methodismus, methodistisch Metageschäft Militarismus; Militär Militarismus; Militär Minimal art Minor Automobil Modernismus; modern Modernismus; (1) modern (2) Mode Mode Monarchie, Monarchismus Monarchie, Monarchismus Monetarismus Monismus Monismus monogam(isch); Monogamie Monogramm FWB FWB FWB FWB 234 FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB-H FWB-H FWB FWB FWB FWB FWB-H FWB FWB FWB „bildungsspr.“; FWB FWB „Psych.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB (FWB) (FWB) FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Kaufmannsspr.“; FWB FWB FWB „Kunstwiss.“; FWB „kath. Kirche“; FWB FWB FWB Modistin: andere Bed. nur weibl. Form FWB FWB FWB FWB „Kunstwiss.“; FWB Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Monologist Monopolist Monopolist Monotheist Monotheist Montanist (1,2) Moralist (1,2) Moralist (1,2) Morphinist Morphinist Mutist Nationalist Nationalist Nationalsozialist/Nazist Nativist Naturalist Naturalist Naturist Neuthomist Neutralist Neutralist (1,2) Niederlandist Nihilist Nihilist Nominalist Nonkonformist Nonkonformist (1,2) Noologist Nordist Nordist Novecentist Novellist Nudist Objektivist Objektivist Oboist Okkasionalist Okkultist Okkultist Oligopolist Onanist Onanist Opportunist Opportunist (1,2) Optimist Optimist Organist Organist Orientalist Orientalist Orthoptistin/Orthoptist Orthopädist Ozeanist Pamphletist Panslawist Pantheist Pantheist Papalist Papeterist Papist Parodist Partikularist Partikularist Pazifist Pazifist Pensionist Pensionist Perfektionist Perkussionist Peronist (1,2) Pessimist Pessimist DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW DW WDG DW 1 1 1 2a 2a 1 1 1 2a 2b 2a 2b 2b 2a 2a 2b 2b 2a 2a 2b 2b 2a 2a 2a 2a 2a 2a 3a2 2a 2a 1 1 2a 2b 2b 1 2a 2b 2b 1 2a 2a 2a 2b 2a 2a 1 1 2a 2a 2a 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2b 2b 2a 2a 1 1 2b 1 1 2a 2a Monolog „Literaturw.“ Monopol Monopol Monotheismus Monotheismus (2) montan; (1) Montanismus (1) Moral; (2) Moralismus (2) Moral; (1) Moralismus „bildungsspr.“ Morphinismus, Morphium Morphinismus; Morphin Mutismus; Mutität Nationalismus; national Nationalismus; national Nationalsozialismus/Nazismus Nativismus „Psych.“, „Völkerk.“ Naturalismus; Natur Naturalismus; Natur Naturismus Neuthomismus Neutralismus; neutral Neutralismus; (1) neutral Niederlandistik; niederländisch Nihilismus Nihilismus Nominalismus nonkonformistisch, Nonkonformismus (1) nonkonformistisch, Nonkonformismus Noologie Nordistik; nordisch Nordistik; nordisch Novecento Novelle Nudismus Objektivismus; objektiv Objektivismus „Philos.“; objektiv Oboe Okkasionalismus „Philos.“ Okkultismus; okkult Okkultismus; okkult Oligopol onanieren, Onanie onanieren, Onanie opportunistisch, Opportunismus opportunistisch, Opportunismus; (1) opportun optimistisch, Optimismus optimistisch, Optimismus Orgel Orgel Orientalistik; orientalisch Orientalistik; orientalisch Orthoptik „Med.“ orthopädisch; Orthopädie Ozeanistik; ozeanisch Pamphlet Panslawismus Pantheismus Pantheismus „Philos.“, „Rel.“ Papalismus „kath. Kirche“ Papeterie Papismus; Papst parodieren; Parodie Partikularismus; partikular Partikularismus; partikular Pazifismus Pazifismus Pension Pension Perfektionismus; perfektionistisch; Perfektion Perkussionsinstrument „Musik“ (1) Perón (Name); (2) Peronismus pessimistisch, Pessimismus pessimistisch, Pessimismus „Theater“; FWB /Monopolkapitalist; FWB „Wirtsch.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Med.“; FWB FWB FWB /Nazi; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB-H (FWB) „bildungsspr.“; (FWB) „Fachspr.“; FWB FWB 1: FWB „Philos.“; FWB FWB-H FWB-H FWB „bildungsspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Wirtsch.“; FWB FWB FWB 1: „bildungsspr.“, 2: „marx.“ FWB FWB FWB FWB FWB „bildungsspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB „schweiz.“; FWB FWB FWB FWB „südd., österr.“ = Pensionär; FWB „südd., österr., schweiz.“ = Pensionär; FWB FWB FWB FWB FWB FWB 235 Wort Quelle MG verwandte Wörter Philatelist Philatelist Phonotypistin Phonotypistin Pianist Pianist Piarist Pietist Pietist Pleinairist Pluralist Plutonist Podagrist* Pointillist Polizist Polizist Polonist Polonist Polygamist Polygamist Polytheist Polytheist Populist Porträtist Porträtist Posaunist Posaunist Positivist Positivist Poujadist Pragmatist (1,2) Praktizist Privatist Probabilist Professionist Progressist/Progressivist Prohibitionist Prokurist Prokurist Propagandist Propagandist (1,2) Prosaist Prosaist Protagonist (1*,2) Protektionist Prozessualist Präformist Psalmist Psalmist Pseudolist Publizist Publizist Purist Purist Putschist Putschist Quattrocentist Quietist Rabulist Rabulist Radikalist Radikalist (1,2) Rassist Rassist Rationalist (1,2) Realist Realist Redemptorist Reformist Reformist (1,2) Regionalist Relativist WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW WDG DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG 2a 2a 3b2 3b2 1 1 3b2 2a 2a 1 2a 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 1 1 2a 2a 2a 1 1 1 1 2a 2a 2a 2a 2a 1 2a 1 2b 1 1 1 1 1 1 1 3b2 2a 1 2a 1 1 2a 2a 2a 2a 2a 1 1 1 2a 3b1 3b1 2b 2b 2b 2b 2b 2b 2b 3b2 2a 2b 2b 2b Philatelie Philatelie 236 Anmerkungen nur weibl. Form; FWB nur weibl. Form; FWB Piano „veraltend“ Piano „veraltend, aber noch scherzh.“ Pietismus Pietismus Pleinair Pluralismus Plutonismus „Geol.“ Podagra „Med.“ Pointillismus Polizei Polizei Polonistik; polnisch Polonistik; polnisch polygam(isch); Polygamie polygam; Polygamie Polytheismus Polytheismus Populismus „Politik“ Porträt Porträt Posaune Posaune Positivismus Positivismus Poujadismus Pragmatismus; (2) pragmatisch Praktizismus privat Probabilismus „Philos.“ Profession Progessismus; progressiv Prohibition Prokura Prokura „Kaufmannsspr.“ Propaganda Propaganda Prosa Prosa Protektionismus prozessual „Rechtsspr.“, Prozess Präformation „Biol.“ Psalm Psalm Pseudolismus Publizistik; publizieren Publizistik; publizieren Purismus Purismus „Sprachw.“, „Kunstwiss.“ Putsch, putschen Putsch, putschen Quattrocento Quietismus Rabulistik, rabulistisch Rabulistik, rabulistisch Radikalismus; radikal Radikalismus; (1) radikal Rassismus; Rasse Rassismus; Rasse Rationalismus; (2) rational realistisch; Realismus; real realistisch, Realismus; real Reformismus Reformismus; (1) Reform Regionalismus „bildungsspr.“; regional Relativismus; relativ FWB (FWB) (FWB) „bild. Kunst“; FWB „bildungsspr.“; FWB „bildungsspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB „bildungsspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Neupräg. DDR; „FWB „österr.“; FWB „bildungsspr.“; FWB „österr.“; FWB „bildungsspr.“; (FWB) „Kaufm.“; FWB FWB = Propagator, 1: FWB /Prosaiker; FWB /Prosaiker; „bildungsspr.“; FWB 2: „bildungsspr.“ „Wirtsch.“; FWB FWB FWB „Rel.“ „Psych., Med.“; FWB FWB FWB „bildungsspr.“ FWB-H FWB-H „Kunstwiss., Literaturw.“ FWB FWB “bildungsspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB 1: „Philos.“, 2: „bildungsspr.“; (FWB) FWB FWB FWB FWB 1: FWB FWB FWB Wort Quelle MG verwandte Wörter Anmerkungen Relativist (1,2) Renommist Reservist Reservist (1,2) Revanchist Revanchist Revisionist Revisionist (1,2) Rezeptionist Rigorist Rigorist Romanist Romanist (1,2,3,4*) DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW 2b 2a 1 1 2a 2a 2a 2b 1 2a 2a 2a 2a 1: „Philos.“, 2: „bildungsspr.“; FWB „bildungsspr.“; FWB (FWB) 1: „Milit.“, 2: „Sport“; (FWB) Rotarmist Royalist Sabbatist Sadist Sadist Sadomasochist Salutist Sanskritist Saxophonist Saxophonist Schintoist/Shintoist Secentist Seminarist Seminarist Semitist Sensibilist Sensualist Separatist Separatist Settecentist Sexist Sezessionist Sigrist Situationist Skandinavist Slawist Slawist Soliloquist Solipsist Solist Solist Sophist (1,2) Sophist (1,2*) Sopranist Sorabist Soroptimist Sozialist (1,2) Sozialist (1,2) Spartakist Spartakist Spezialist Spezialist Spinozist Spiritist Spiritualist Spiritualist Stalinist Statist Statist Stenotypist Stenotypistin Stilist Stilist Strukturalist Strukturalist Stylist Subjektivist (1,2) Sufist DW DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW DW DW DW DW DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW WDG DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW DW WDG DW DW WDG WDG DW WDG DW DW DW DW 2a 2a 1 2a 2a 2a 3a1 2b 1 1 2a 1 1 1 2a 1 2a 2a 2a 1 2a 1 3b2 1 2a 2a 2a 2a 2a 1 1 (1) Relativismus; (2) relativ renommieren Reserve Reserve Revanchismus Revanchismus Revisionismus Revisionismus „Politik“; (1) Revision Rezeption rigoristisch, Rigorismus rigoristisch, Rigorismus Romanistik; romanisch (1,2) Romanistik; (1) romanisch, (2,3) römisch, Romanismus Rote Armee royalistisch, Royalismus Sabbat sadistisch, Sadismus sadistisch, Sadismus sadomasochistisch, Sadomasochismus Salutismus Sanskritistik; Sanskrit Saxophon Saxophon Schintoismus Secento/Seicento Seminar Seminar Semitistik; semitisch sensibel Sensualismus „Philos.“ Separatismus; Separation Separatismus; Separation Settecento „Kunstwiss.“ Sexismus Sezession 2a 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2b 2a 2a 2a 2b 3a1 3a1 2a 2a 1 1 2b 2b 2a 2b 2a Situation Skandinavistik; skandinavisch Slawistik; slawisch Slawistik; slawisch Soliloquium Solipsismus „Philos.“ Solo Solo Sophistik, (2) Sophismus (1) Sophismus Sopran Sorabistik; sorbisch Soroptimist International (Name) (1) Sozialismus, (2) sozialistisch (1) Sozialismus, (2) sozialistisch Spartakusbund Spartakusbund spezialisieren; speziell spezialisieren; speziell Spinozismus; Spinoza (Name) Spiritismus Spiritualismus Spiritualismus Stalinismus; Stalin (Name) statisch statisch stenotypieren „selten“ [stenotypieren] Stil Stil Strukturalismus; Struktur Strukturalismus; Struktur Styling Subjektivismus; subjektiv Sufismus „bes. kommunist.“ FWB FWB FWB (FWB) „bildungsspr.“; (FWB) (FWB) (FWB) FWB /Sabbatarier; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Kunstwiss., Literaturw.“ FWB FWB FWB „bildungsspr. selten“; FWB FWB FWB /Sakristan; „schweiz.“ FWB FWB FWB FWB „Literaturw.“; FWB FWB 1: „bildungsspr.“ FWB FWB FWB (FWB) (FWB) FWB /Spartakide*; FWB FWB (FWB) FWB FWB FWB (FWB) „Theater, Film“; (FWB) FWB nur weibl. Form; FWB „bildungsspr.“; FWB FWB FWB 1: „Philos.“, 2: „bildungsspr.“; FWB /Sufi; FWB 237 Wort Quelle MG verwandte Wörter Summist Surrealist Surrealist Symbolist Symbolist Syndikalist Synergist Synkretist Synkretist Szenarist Tachist Talmudist Taoist Taxidermist Telefonist Telefonist Telegrafist Telegrafist Tenorist Terrorist Terrorist Theist Theist Titoist Tourist Tourist (1,2*) Tradeunionist (1,2) Traditionalist Traktorist Traktorist Trappist Trappist Trecentist Triolist Trotzkist Tschekist (1,2) Ultraist Uniformist Uniformist Unionist Unionist Unitarist Universalist Uranist Utilitarist Utilitarist Utopist Utraquist* Verist Violinist Violinist Violoncellist Visagist Vitalist Vokalist Voluntarist Zapatist Zionist Zionist Zivilist Zivilist DW WDG DW WDG DW DW DW WDG DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW WDG DW DW WDG DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW DW DW DW WDG DW DW DW DW WDG DW Dw DW DW DW DW DW WDG DW WDG DW 1 2b 2b 2b 2b 2a 2a 2a 2a 1 2a 1 2a 2a 1 1 1 1 1 2b 2b 2a 2a 2b 3a1 3a1 1 2b 1 1 3a1 3a1 1 2b 2b 1 2a 2b 2b 1 1 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 2a 1 1 1 3a1 2a 2a 2a 1 2a 2a 1 1 Summa Surrealismus; surreal Surrealismus; surreal Symbolismus; Symbol Symbolismus; Symbol Syndikalismus Synergismus „christl. Theol.“ Synkretismus Synkretismus „bildungsspr.“ Szenario „Theater“, „Film“, „Fachspr.“ Tachismus Talmud Taoismus Taxidermie Telefon Telefon Telegraf Telegraf Tenor „Musik“ Terrorismus; Terror Terrorismus; Terror Theismus Theismus „Philos., Rel.“ Titoismus; Tito (Name) Tour, Tourismus (1) Tour, Tourismus (1) Trade-Union; (2) Tradeunionismus Traditionalismus; traditionalistisch; Tradition Traktor Traktor [La Trappe] La Trappe (Name) Trecento Triolismus; Triole Trotzkismus; Trotzki (Name) (1) Tscheka Ultraismo/Ultraismus Uniformismus; uniform Uniformismus; uniform Union (= unierte Kirche) Union Unitarismus Universalismus Uranismus Utilitarismus Utilitarismus „Philos.“ Utopie, utopisch, Utopismus Utraquismus* Verismus/Verismo Violine Violine „oft Fachspr.“ Violoncello Visage Vitalismus Vokalmusik Voluntarismus Zapata (Name) Zionismus Zionismus zivil, Zivil zivil, Zivil 238 Anmerkungen /Synerget; FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Fachspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB engl. Bez. „bildungsspr.“; FWB FWB „regional“; FWB „Rel. kath.“ „Kunstwiss., Literaturwiss.“ „bildungsspr.“; FWB FWB FWB FWB FWB FWB „Rel.“; FWB FWB FWB engl. Bez. FWB FWB /Utilitarier; FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB FWB Literaturverzeichnis Primärquellen Ad = Adelung, Johann Christoph, Grammatisch-kritisches Wörtrbuch der hochdeutschen Mundart... 2., verm. und verb. Ausg. 4 Bde. Leipzig 1793–1802. Ca = Campe, Joachim Heinrich, Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelungs und Campes Wörterbüchern. 2. Aufl. Braunschweig 1813. (1. Aufl. Braunschweig 1801). DW = Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 2., völlig neu bearb. und erw. Aufl. Hg. und bearb. vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter der Leitung von Günther Drosdowski. 8 Bde. Mannheim/ Leipzig/Wien/Zürich 1993–1995. Fr = Frisch, Johann Leonhard, Teutsch-Lateinisches Wörterbuch. 2 Bde. 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