Kopflausbefall - Dr. Landendörfer
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Kopflausbefall - Dr. Landendörfer
Elternmerkblatt Kopflausbefall Kopfläuse sind kleine Insekten mit 6 Beinen und die Vorstellung, dass so etwas im Haar herumkrabbelt und Blut trinkt ist „brrhh...“ Das ist sehr unangenehm, Kopfläuse lassen sich aber bei Beachtung einiger Regeln gut und effektiv behandeln. Ähnlich wie bei anderen Krankheiten hat man sich bei jemandem angesteckt, der mit Kopfläusen befallen ist. Da meistens Kinder betroffen sind, ist es wichtig, dass Sie Kindergarten, Schule oder den Sportverein sowie den engen Freundeskreis Ihrer Kinder informieren. Denn, wird die Läuse-Quelle nicht gefunden und behandelt, wird sich Ihr Kind an gleicher Stelle erneut mit Kopfläusen anstecken und die Behandlung war vergeblich. Doch ein Kopflausbefall hat nichts mit mangelnder Hygiene oder mangelnder Bildung zu tun, scheuen Sie sich also nicht, den telefonischen Rundruf durchzuführen. Lebensweise Kopfläuse sind 2-3mm große Insekten. Sie kommen ausschließlich beim Menschen, bevorzugt in den Haaren der Schläfen- Ohr- und Nackengegend vor. Ausgewachsene Weibchen legen Eier. Diese werden mit einem unlöslichen Klebstoff in der Nähe der Kopfhaut seitlich an die Haare geklebt. Nach 7-10 Tagen schlüpft aus dem Ei die Larve. Sie “wächst” in den nächsten 7-10 Tagen durch zwei weitere Larvenstadien und ist nach der dritten Häutung eine erwachsene Laus. Dann ist sie mit 2-4 mm Länge ungefähr so groß wie ein Streichholzkopf. Nach weiteren 2 Tagen beginnen die befruchteten Weibchen Eier zu legen. Sie legen bis zu 10 Eier am Tag, im Laufe ihres etwa einen Monat dauernden Lebens legen sie 100-300 Eier. Das Leben der etwas kleineren Männchen dauert nur 2-3 Wochen. Die Entwicklung vom Ei zur ausgewachsenen Laus dauert also nur 14-21 Tage. Kopfläuse ernähren sich ausschließlich von Blut, das sie alle 2-4 Stunden aus der Kopfhaut trinken. Dazu haben sie am Kopf einen stechenden Saugrüssel. Beim Stechen sorgen sie mit ihrem Speichel dafür, dass das Blut flüssig bleibt. Ähnlich wie bei Mücken verursacht dieser gerinnungshemmende Speichel einen Juckreiz. Außerdem können die Fäkalienausscheidungen der Laus zu Juckreiz führen. Außerhalb des Kopfes - ohne Blutmahlzeit - sterben die Kopfläuse spätestens nach 2-3 Tagen. Die Läuse selbst halten sich mit ihren 6 Klammerbeinen an den Haaren fest und sind daher ebenfalls nur schwer mit einem Kamm zu entfernen. In langen Haaren (Mädchen) können Kopfläuse länger unbemerkt bleiben, an stark krausem Haar können sie sich dagegen weniger gut festhalten. C:\Dokumente und Einstellungen\Land\Desktop\Läusemerkblatt.doc Wichtig: Der Befall mit Kopfläusen ist nicht von hygienischen Bedingungen abhängig. Häufiges Haarewaschen führt höchstens zu sauberen Läusen! Nissen, die in einem größeren Abstand zur Kopfhaut liegen, sind als weißliche „Schuppen“ gut erkennbar, jedoch bereits leer und daher nicht mehr infektiös. Infektiös sind nur die kopfhautnahen grünlich-braunen Nissen - diese sind dagegen schwieriger zu erkennen. Übertragungswege und Hygieneempfehlung Hauptinfektionsweg ist der direkte Körperkontakt, die Kopfläuse wandern von einem Kopf auf den anderen über (kein Springen wie bei Flöhen). Daher sind die meist kontaktfreudigeren Mädchen beim „Zusammenstecken der Köpfe“ stärker gefährdet. Die Empfehlung zur Reinigung der Umgebung lässt sich kurz fassen: Sie sollten es bleibenlassen, es hilft so gut wie nichts. Das letzte, was Sie jetzt brauchen können, ist ein Berg Bettwäsche und ein Kind, das schreit, weil sein Lieblingskuscheltier tiefgefroren werden soll. Reinigen Sie jedoch Haarbürsten und Kämme mit einer alten Zahnbürste oder einer Handwaschbürste oder legen Sie sie für eine Woche an die Seite. Richten Sie es so ein, dass jedes Familienmitglied seine eigene Bürste bekommt. Nach neueren Untersuchungen ist der Nutzen der Umgebungsbehandlung vernachlässigbar klein! Entscheidend ist die korrekte Durchführung der medikamentösen Behandlung. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich an einer verlorenen Kopflaus über einen Gegenstand oder die Umgebung erneut anstecken ist sehr viel geringer, als dass Sie die Läuse nicht loswerden, weil für die Untersuchung von Papas und Mamas Kopf vor lauter Bettenbeziehen die Zeit nicht gereicht hat. Was können Sie sich heutzutage sparen und was funktioniert nicht? Das Waschen von Kuscheltieren, Bettlaken, Mützen, Schals und Oberbekleidung bei 60°C. Das Trocknen der Wäsche im Wäschetrockner Das Aushungern von Läusen durch luftdichtes Verpacken von Gegenständen und deren Aufbewahrung 2-4 Wochen bei Raumtemperatur oder für 2 Tage im Gefrierfach. Der Einsatz von Essig: Er hat auf die Läuse ebenso keine Wirkung, wie auf den Klebstoff der Eier. Kaisernatron soll angeblich den Eikleber lösen - das hat noch niemand nachgewiesen. In den Tiefen des Internet können Sie Beiträge verzweifelter Eltern lesen, die es mit Spiritus, Teebaumöl, Sonnenblumenöl, Aloe-Vera und vielen anderen Flüssigkeiten des täglichen Lebens versucht haben. Lassen Sie das bleiben. Sicherlich sind die Läuse erstmal unbeweglich - dafür genügt schon Wasser - sie erholen sich aber in der Regel wieder. Und vieles von dem ist auf Kinderköpfen weder gesund, noch angenehm zu ertragen. Von der Feuergefährlichkeit mal ganz abgesehen. Saunabesuche und die Anwendung von Trockenhauben sind ineffektiv. Kahlscheren des Kopfes ist eine wirksame Behandlungsmethode. Es beugt auch einer Wiederansteckung vor, solange die nachwachsenden Haare noch kurz sind. Sie sollten das auf keinen Fall gegen den Willen ihres Kindes tun, es gibt genügend andere wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Sie können das ja mal mit dem Nachwuchs diskutieren. Kinderarztpraxis Dr. W. Landendörfer Warum gelten heute andere Behandlungsempfehlungen als früher? Kopfläuse verlassen nicht freiwillig ihren Wirt und sie fallen auch nicht einfach so aus dem Haar. Die Übertragung erfolgt von Kopf zu Kopf durch Haarkontakt. In einer australischen Studie wurden in einer Grundschule 1000 Mützen untersucht und keine einzige Laus gefunden. Auf den Köpfen der Kinder fand man hingegen 4500 Läuse. In einer anderen Studie wurden keine Läuse auf dem Boden und den Möbeln der Klassenzimmer gefunden, jedoch 14000 Läuse auf den Köpfen der 2200 Schüler. In der gleichen Studie wurden bei 48 stark befallenen Schülern die Kopfkissen untersucht und man hat nur bei zweien Läuse auf dem Kopfkissen gefunden. Haben Läuse den Kopf erstmal verlassen, werden sie schnell träge und unbeweglich. Sie verhungern nach spätestens 3 Tagen. Bedenken Sie auch folgendes: Wenn Kopfläuse z.B. über die berüchtigten Kopfstützen im Bus übertragen würden, müsste es Berichte über spontan infizierte Erwachsene geben, die keinen Kontakt mit befallenen Kindern hatten. Das ist aber nicht der Fall: Sind Erwachsene betroffen, handelt es sich um Erzieher, Eltern oder seltener Lehrer und meist wird die Quelle bald unter den Kindern ausfindig gemacht. Es ist natürlich nicht völlig auszuschließen, dass es auch andere Übertragungswege gibt, als den von Kopf zu Kopf. Vieles ist vorstellbar. Die Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass diese anderen Wege praktisch keine Rolle spielen. Abgesehen davon, sind die Läuse und ihre Eier mit bloßem Auge sichtbar. Sie können also Ihre Kopfkissen und Kuscheltiere auch einer Sichtkontrolle unterziehen, wenn Sie Zweifel haben. Die Anwendung von Insektensprays ist überflüssig. Behandlung Die Klassiker unter den Läusemitteln in Deutschland (Infectopedicul® und Goldgeist forte®) basieren auf Insektengiften, die entweder aus Chrysanthemen gewonnen werden (Pyrethrum) oder ähnlich sind und künstlich hergestellt werden (Pyrethroide Permethrin, Allethrin). Zur besseren Wirksamkeit, werden diese Wirkstoffe teilweise mit Hilfsstoffen kombiniert. Diese Wirkstoffe wirken auf die Nerven der Kopfläuse (neurotoxisch). In Studien im Ausland sind Resistenzen gegen diese Insektengifte gefunden worden. Wahrscheinlich gibt es auch in Deutschland resistente Läuse. Nyda L® und Jacutin Pedicul Fluid® enthalten das Silikonöl Dimeticon. Das Wirkprinzip ist noch nicht vollständig verstanden. Einiges spricht dafür, dass das Kriechöl in die Atemöffnungen der Läuse eindringt und dadurch das “Ausschwitzen” von Wasser so behindert wird, dass die Läuse absterben. Dimeticon gilt als ungiftig. Resistenzen sind nicht bekannt und möglicherweise auch nicht zu erwarten. Die Produkte sind allerdings relativ neu und manche Erkenntnis braucht ihre Zeit. Wie das Mosquito Läuseshampoo® (Kokosölpräparat) auf die Läuse wirkt, ist letztlich nicht bekannt. Dieses Präparat kann nicht auf Rezept verordnet werden. Sie müssen sich bei der Behandlung genau an die Anweisung des jeweiligen Präparates halten. Direkt nach der Erstbehandlung mit Läusemittel müssen Sie das Haar sorgfältig Strähne für Strähne vom Ansatz bis in die Spitzen mit einem „Läusekamm“ (Staubkamm) durchkämmen. Diesen erhalten Sie in der Apotheke. Das nasse Auskämmen wiederholen Sie mit Pflegespülung zwei Wochen lang alle vier Tage (Tag 1, Tag 5, Tag 9, Tag 13) laut Empfehlung Robert Koch Institut. Nach der Behandlung noch sichtbare Nissen sind lediglich Eihüllen ohne lebenden Inhalt. Normalerweise genügt eine einmalige Behandlung um die Läuse sicher abzutöten. Zur Sicherheit ist es dennoch empfohlen die Behandlung nach 8-10 Tagen (bitte nicht vorher) zu wiederholen. Es juckt so! Darf ich die Wiederholungsbehandlung vorziehen? Bei Verwendung eines Läusemittels ist eine Wiederholungsbehandlung(s.o.) immer anzuraten, denn nach der ersten Behandlung schlüpfen in der Regel noch Läuse nach, die durch eine zweite Anwendung abgetötet werden müssen, bevor sie ausgewachsen sind und Eier legen können. Diese nachschlüpfenden Läuse können natürlich Juckreiz auslösen. Bei dieser Frage ist folgendes zu bedenken: Der Juckreiz nach der ersten Behandlung kann eine Nebenwirkung des Läusemittels sein. In dem Fall verschlimmert sich das Problem, wenn Sie zusätzliche Behandlungen durchführen. Auch wenn Sie eine zusätzliche Behandlung z.B. nach 4 Tagen durchführen, dürfen Sie die Behandlung 8-10 Tage nach Behandlungsbeginn nicht ausfallen lassen, denn auch zwischen Tag 4 und 8 schlüpfen noch Läuse nach. Anstelle zusätzlicher Behandlungen mit Läusemitteln, können Sie bei Juckreiz die nachgeschlüpften Läuse mithilfe der Methode “Auskämmen mit Pflegespülung” entfernen. HINWEIS Kinder, die von Kopfläusen befallen sind, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Die Eltern sind verpflichtet, die Gemeinschaftseinrichtung zu informieren, die dann das Gesundheitsamt unterrichten muss. Am Tag nach dem Behandlungsbeginn kann ihr Kind wieder in die Schule oder den Kindergarten, denn es sind dann keine Läuse mehr vorhanden, die andere Kinder anstecken könnten. Es ist nicht erforderlich - und auch praktisch kaum durchzuführen - dass der Kopf des Kindes völlig frei von Läuseeiern (Nissen) ist. Die nach Abschluss einer erfolgreichen Behandlung im Haar verbliebenen Nissen sind allenfalls ein kosmetisches Problem, aus Ihnen schlüpfen keine Läuse mehr aus. Es besteht eine Attestpflicht nur für wiederholten Läusebefall. Die durchgeführte Behandlung beim erstmaligem Läusebefall kann von den Eltern selbst bestätigt werden (verbindliche Regeln des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zur Wiederzulassung in Gemeinschaftseinrichtungen und Regelung des Gesundheitsamtes Nürnberg). Da Wiederzulassungsbescheinigungen keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse sind und privat bezahlt werden müssen, bitte ich Sie, bzw. Ihren Kindergarten, sich an diese medizinisch gut begründeten staatlichen Regelungen zu halten. Weitere Informationen im Internet unter: www.rki.de, www.kopflaus.ch, www.pediculosis-gesellschaft.de Kinderarztpraxis Dr. W. Landendörfer