Kondor - SWR Kindernetz

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Kondor | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt
Kondor
Vultur gryphus
Für die Indios Südamerikas galt der Kondor einst als ein Bote der
Götter. Heute sind die majestätischen Vögel vom Aussterben bedroht
und stehen unter Schutz.
Aussehen
Ein Kondor lässt sich auf den ersten Blick erkennen: Der Körper der
mächtigen Vögel wird bis zu 110 Zentimeter lang und sie haben eine
Flügelspannweite von bis zu 320 Zentimetern. Die Männchen wiegen bis
zwölf Kilogramm, die Weibchen bis zu 9,5 Kilogramm. Ihr Gefieder ist
überwiegend glänzend schwarz gefärbt.
Die oberen Flügeldecken und die Armschwingen sind jedoch glänzend
silberweiß. Typisch ist die flaumige, weiße Halskrause, von der sich
deutlich der nackte, rote Hals und Kopf abhebt.
Die Männchen sind leicht von den Weibchen zu unterscheiden: Erstens
durch ihre Größe, zweitens durch die roten Hautlappen an ihrer Kehle und
drittens durch den fleischigen Kamm, der vom Schnabel-Ansatz bis zum
Scheitel reicht.
Ungewöhnlich ist, dass sich die Augenfarben von Männchen und
Weibchen unterscheiden: Die Männchen haben graue Augen, die
Weibchen rote. Jungtiere sind bis zum Alter von etwa sechs Jahren
bräunlich gefärbt.
Heimat
Der Anden-Kondor lebt ausschließlich in Südamerika von Venezuela bis zum Süden von Argentinien
und Chile. Dort findet man ihn überwiegend in der Region der riesigen Gebirgskette der Anden.
Lebensraum
Der Kondor kommt vor allem in der Hochgebirgs-Region der Anden über 3500 Meter Höhe vor. Er lebt
aber auch in den Ausläufern der Anden: an den Klippen und Felsen der südamerikanischen
Pazifikküste, zum Beispiel in Peru.
Rassen und Arten
Mit dem Anden-Kondor nah verwandt ist noch der sehr seltene Kalifornische Kondor, der Königsgeier,
der Rabengeier und der Truthahngeier.
Lebenserwartung
Kondore werden in freier Wildbahn etwa 40 Jahre alt, in Gefangenschaft aber bis zu 85 Jahre.
Alltag
Auf den ersten Blick sehen Kondore ähnlich wie die Geier aus, die bei uns
in Europa zuhause sind.
Kondore gehören aber zu einer anderen Familie: Sie zählen zu den so
genannten Neuweltgeiern, während die in Europa, Afrika und Asien
lebenden Geier zu den Altweltgeiern gehören.
Kondore unterscheiden sich im Aufbau von Skelett, Muskeln und vielen
anderen Eigenschaften sehr stark von den Altweltgeiern. Manche Wissenschaftler sind deshalb sogar
der Ansicht, dass sie mehr mit den Storchenvögeln als mit den Greifvögeln verwandt sind.
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Die Neuweltgeier sind eine uralte Vogelgruppe: Sie lebten schon vor etwa 60 Millionen Jahren auf der
Erde. Fossilfunde von ausgestorbenen Vorfahren des Kondors haben eine Flügelspannweite von fünf
bis sechs Metern.
Kondore sind nicht nur meisterhafte Flieger, sondern die größten
flugfähigen Vögel überhaupt: Mit nur wenigen Flügelschlägen gleiten sie
an den steilen Hängen der Anden entlang. Sie können dabei bis zu 55
Kilometer pro Stunde schnell werden und lassen sich vom Wind in Höhen
bis zu 7000 Metern hinauftragen.
Außerdem können sie große Strecken zurücklegen: Auf ihrer Suche nach
Nahrung fliegen sie an einem Tag bis zu 250 Kilometer weit. Bei
Regenwetter schwingen sie sich jedoch nicht gerne in die Luft, sondern
halten sich lieber am Boden auf.
Bei ihren Flügen kreisen sie in großer Höhe und landen erst, wenn sie
Futter - meistens ist es Aas - entdeckt haben.
Anders als die meisten Greifvögel tragen sie ihre Beute aber nicht davon,
sondern fressen sie an Ort und Stelle.
Weil sie vor allem Aas fressen, gelten Kondore als die Gesundheitspolizei
der Anden: Sie sorgen dafür, dass keine Überreste der von Raubtieren
getöteten oder verendeten Tieren liegen bleiben.
Auf diese Weise können sich keine Seuchen und Krankheiten ausbreiten.
Kondore jagen aber auch und sind imstande, Lämmer, Kälber oder
Wildtiere zu töten. Anders als die meisten Vögel können Kondore sehr gut
riechen.
Sie sind zwar ungesellige Vögel, sind aber meist ihr ganzes Leben lang
mit ein und demselben Partner zusammen.
Bei den südamerikanischen Indios gibt es eine Legende, wie Kondore sterben: Angeblich verenden
sie nicht einfach oder werden zum Opfer von Raubtieren, wenn sie alt und krank sind. Man erzählt sich,
dass sie so hoch wie möglich in die Luft steigen und sich dann im Sturzflug hinabstürzen, bis sie auf
einer Felswand zerschmettert liegen bleiben. Man weiß aber nicht genau, ob diese Geschichte wahr
ist.
Freunde und Feinde
Kondore haben kaum natürliche Feinde. Raubtieren können nur sehr alten oder kranken Vögeln
gefährlich werden.
Nachwuchs
Kondore werden erst mit sechs bis sieben Jahren geschlechtsreif und pflanzen sich auch nur alle zwei
Jahre fort. Dann legen die Weibchen im Frühling meist ein, maximal zwei etwa 280 Gramm schwere
Eier, die auf dem Boden, in Baumhöhlen oder Felsspalten ausgebrütet werden. Wenn Kondore ein
Nest bauen, dann errichten sie es oft auf Felsen - auch an Plätzen, die Wind und Wetter ausgesetzt
sind.
Beide Eltern brüten abwechselnd. Nach 55 bis 65 Tagen schlüpft das Küken. Es wird sowohl vom
Männchen als auch vom Weibchen noch mehrere Monate gefüttert. Junge Kondore sind erst nach
sechs Monaten ausgewachsen und können dann auch fliegen. Ihre Eltern verlassen sie aber erst,
wenn sie 18 Monate alt sind.
Sprache
Viele Laute geben Kondore nicht von sich: Sie lassen nur ein Klappern mit dem Schnabel und ein
Zischen hören.
Ernährung
Kondore ernähren sich überwiegend von Aas. Sie fressen es aber nur, solange es noch halbwegs
frisch und nicht verdorben ist. An den Plätzen, an denen sie Aas finden, versammeln sich manchmal
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mehrere Kondore.
Ab und zu streiten sie dann auch um das Futter. Kondore, die an der Küste leben, fressen tote Fische
und Robben. Manchmal machen Kondore aber auch Jagd auf kleine Säugetiere sowie Lämmer und
Kälber.
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© Südw estrundfunk 2016
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