endprodukt des muskelstoffwechsel

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endprodukt des muskelstoffwechsel
Klinische Chemie Nierenparameter
„Creatinin“
ENDPRODUKT DES MUSKELSTOFFWECHSEL
Medi; Bildungsgang medizinisches Labor
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P. Hirschi
Klinische Chemie Nierenparameter
„Creatinin“
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
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2. Synthese und Stoffwechsel
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3. Pathologie
5
4. Nachweis von Creatinin
6
4.1. Bestimmungsindikationen
8
4.2. Interpretation des Creatinins
8
5. Creatinin-Clearance
8
5.1. Definition der CCL
9
5.2. Durchführung und Berechnung der CCL
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5.3. Wann führt man die CCL durch?
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Klinische Chemie Nierenparameter
„Creatinin“
LERNZIELE FÜR DIE PHASENABSCHLUSS-PRÜFUNG 1 B:
Die Lernenden wissen über Folgendes Bescheid:
- Synthese und Stoffwechsel des Creatins und des Creatinins
- Wovon die Creatininkonzentration im Plasma und Urin abhängig ist.
- Können erklären wann Harnstoff und wann Creatinin im Plasma stärker
erhöht ist.
- Können den creatininblinden Bereich beschreiben.
- Kennen die Nachweismethoden von Creatinin und deren Besonderheiten.
- Wissen, wie man bei der Inulin-Clearance vorgeht.
- Kennen Definition, Durchführung und Berechnung der CCL
- Wissen, wann eine Dialyse gemacht wird.
Für das Verständnis dieses Skripts werden Kenntnisse aus der Anatomie über
die Nierenfunktion vorausgesetzt.
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1. EINLEITUNG
Creatinin ist ein Endprodukt des Muskelstoffwechsels. Es ist ein wichtiger Messwert für die
Diagnose und die Verlaufskontrolle akuter und chronischer Nierenerkrankungen, die mit einer
Veränderung der glomerulären Filtration einhergehen. Creatinin ist wie Harnstoff eine
harnpflichtige Substanz, d. h. beide sind auf funktionstüchtige Nieren angewiesen zur
Ausscheidung.
2. SYNTHESE UND STOFFWECHSEL
Die Vorstufe des Creatinins ist CREATIN, ein Stoff, der Energie speichern kann und in den
Muskelzellen vorkommt. Creatin wird in der Leber aus den beiden Aminosäuren Arginin und
Glycin synthetisiert. Das Creatin wird dann via Blutbahn zu den Nieren transportiert, dort
filtriert und anschliessend vollständig rückresorbiert, d. h. physiologisch ist kein Creatin im
Urin nachweisbar.
Von der Niere gelangt das Creatin wieder via Blutbahn ins Muskelgewebe. Bei Muskelruhe
kann aus ATP, welches selbst nicht speicherbar ist und aus Creatin, unter Katalase der
Creatinkinase (CK), Creatinphosphat als Energiespeichersubstanz gebildet werden.
Bei Arbeitsbeanspruchung (Kontraktion) des Muskels kann durch Umkehrung der Reaktion,
also durch Phosphatabspaltung, kurzfristig für die Muskeltätigkeit notwendiges ATP aus ADP
bereitgestellt werden. Das dabei freigewordene Creatin kann erneut phosphoryliert werden.
Abb. 1:
Ein kleiner aber sehr konstanter und der Muskelmasse proportionaler Anteil des Creatins, ca.
1.5 – 2% pro Tag, zyklisiert ständig nicht enzymatisch unter Wasserabspaltung zu CREATININ
(siehe Bild oben). Dieser Vorgang ist irreversibel.
Von den Muskelzellen gelangt das so entstandene Creatinin in die Blutbahn, wird
anschliessend glomerulär filtriert und vollständig über die Nieren ausgeschieden. Abhängig
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von der Plasmakonzentration wird ein kleiner Teil des Creatinins auch von den Tubuluszellen
in den Primärharn sezerniert.
Das Creatinin ist also ein Abbauprodukt des Creatins und hat keine Funktion, es
ist eine Art Abfall.
CREATINURIE:
Bei gesunden Erwachsenen kann kein Creatin im Urin nachgewiesen werden. Physiologisch
ist eine Creatinurie jedoch bei Kleinkindern bis zum Alter von 3 – 4 Jahren.
Zu einer pathologischen Ausscheidung von Creatin bei Erwachsenen kommt es bei Störungen
der tubulären Rückresorption in der Niere.
DIE CREATININ-KONZENTRATION IM PLASMA IST ABHÄNGIG VON:
-
Der Muskelmasse: Männer haben naturgemäss eine höhere Creatininkonzentration im
Plasma und Urin als Frauen.
Von der Creatinsynthese (also von der Leberfunktion)
Von der Nierenfunktion: Bei einer Nierenfunktionsstörung steigt die
Creatininkonzentration im Plasma an und nimmt im Urin ab.
Von der Nahrung wird Creatinin nicht, oder nur gering beeinflusst (Fleisch) im Gegensatz zu
Harnstoff, welches sehr stark von den aufgenommenen Proteinen abhängig ist. Creatinin stellt
somit einen guten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion dar im Gegensatz zum
Harnstoff
3. PATHOLOGIE
CREATININ ALS PARAMETER DER NIERENFUNKTION
- Aus den Muskeln des Körpers wird Creatinin ziemlich gleichmässig frei.
Das
ist
ein
wichtiges
Argument
für
Creatinin
als
Nierenfunktionsparameter, denn dadurch hängt der Creatininspiegel im
Blut fast nur von der Nierenleistung ab.
- Zu Beurteilung der Schwere vieler Nierenkrankheiten ist vor allem die
Filtrationsleistung der Niere wichtig, diese lässt sich mit Creatinin gut
testen, weil es nur filtriert, von den Tubuluszellen sezerniert und nicht
rückresorbiert wird.
CREATININWERTE IM PLASMA SIND ERHÖHT BEI:
9 Akuten und chronischen Nierenerkrankungen
VERMINDERT BEI:
9 Muskelerkrankungen (Myopathien)
9 Starke Unterernährung
9 Verminderte Muskelmassen bei älteren, bettlägerigen Personen
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HARNSTOFF UND CREATININ IM VERGLEICH:
Unabhängig von der Tatsache, dass die Harnstoffkonzentration stark von exogenen Einflüssen
(Proteingehalt der Nahrung) abhängig ist, können wir vergleichend folgende Aussagen
machen:
chronischer (ständiger) Einschränkung der Nierenfunktion ist die
Creatininkonzentration proportional stärker erhöht als die Harnstoffkonzentration.
-
Bei
-
GRUND: Das Creatininmolekül ist grösser als das Harnstoffmolekül und kann durch die
eingeschränkte Funktion schlechter eliminiert werden, als das kleinere
Harnstoffmolekül. Mit der Zeit steigt die Konzentration von Creatinin höher an als die
des Harnstoffs.
Bei akutem, vollständigem Nierenversagen ist der Harnstoff proportional stärker
erhöht als das Creatinin. GRUND: Wenn über die Nieren nichts mehr ausgeschieden
wird, so fällt pro Zeiteinheit mehr Harnstoff an als Creatinin, da im Organismus
mengenmässig mehr Harnstoff synthetisiert wird als Creatinin. Harnstoff ist somit
wesentlich mehr erhöht als Creatinin.
CREATINBLINDER BEREICH
Ein Nachteil von Creatinin ist, dass es erst bei stärkerer Nierenfunktionseinschränkung im
Plasma ansteigt. Die normale Filtrationsmenge der Nieren liegt bei etwa 125 ml pro Minute (=
1/8 Liter/min). Erst wenn diese Rate auf 40 – 50 ml/min vermindert ist beginnt das Creatinin im
Blut anzusteigen. Also erst ab einer Reduktion der glomerulären Filtrationsrate (GFR =
Filterfunktion der Niere) auf unter 50% (sie arbeitet weniger als 50% der Norm). Dazwischen
erkennt man den Nierenschaden nicht und spricht von einem creatininblinden Bereich (50-70
ml/min).
Zur Früherkennung von Nierenschäden ist Creatinin daher nicht geeignet. Hier erhält man mit
der Creatinin-Clearance, der Cystatin-C-Bestimmung oder dem Mikroalbumin-Teststreifen
einen besseren Hinweis, wie wir später noch erfahren werden.
4. NACHWEIS VON CREATININ
Gebräuchlichste Methoden:
- Jaffé-Methode
- Enzymatischer Nachweis
Probenmaterial: Serum/Plasma und Urin
Achtung: Zur Bestimmung der Urin-Creatinin-Konzentration muss der Urin gemäss
Arbeitsvorschrift vorverdünnt werden.
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Jaffé-Methode
TESTPRINZIP:
Creatinin bildet mit Pikrinsäure im alkalischen Milieu gelborange Farbkomplexe. Diese
Farbkomplexe sind proportional der Creatininkonzentration und werden bei 546 nm
fotometriert.
REFERENZWERTE: sind methodenabhängig!!
Plasma:
Urin:
Frauen: 44 – 80 μmol/l
Männer: 53 – 97 μmol/l
Frauen: 2.47 – 19.2 mmol/l
Männer: 3.46 – 22.9 mmol/l
SPEZIFITÄT:
Der Test ist nicht sehr spezifisch, da eventuell vorhandene, sogenannte Pseudo-Creatinine
mitreagieren, diese können zu einem falsch erhöhten Ergebnis von bis zu 15-20% führen.
Pseudo-Creatinine sind:
- Ascorbinsäure
- Glucose
- Pyruvat
- Acetessigsäure
Pseudo-Creatinine reagieren langsamer als Creatinin, deshalb lässt sich die Spezifität
verbessern, indem man eine kinetische Messung der Anfangsgeschwindigkeit durchführt.
Enzymatischer Creatinin-Nachweis
In der Literatur sind verschiedene Verfahren beschrieben. Gemeinsam ist ihnen der erste
Reaktionsschritt, der durch das Enzym CREATININASE katalysiert wird.
Die Quantifizierung des gebildeten Creatinins erfolgt anschliessend im optischen
enzymatischen UV-Test, wobei der NADH-Verbrauch, also eine Absorptionsabnahme bei 340
nm gemessen wird.
Abb. 2: Enzymatischer Creatinin-Nachweis
Möglich ist auch ein enzymatischer Farbtest, z. B. nach der PAP-Methode.
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4.1. Bestimmungsindikationen
Nierenfunktions-Störungen, Störungen im Muskelstoffwechsel
4.2. Interpretation des Creatinin-Wertes
Eine Erniedrigung des Plasmacreatinins ist ohne klinische Bedeutung.
Die diagnostische Sensitivität des Creatinin-Nachweises wird dadurch eingeschränkt, dass
das Creatinin erst ansteigt, wenn die Nierenfunktion, genauer die GFR, auf unter 50%
gesunken ist (creatininblinder Bereich – siehe oben).
Achtung: Bei muskelarmen, bettlägerigen alten Menschen können bereits Plasmawerte im
oberen Referenzbereich ein Ausdruck einer Einschränkung der Nierenfunktion sein.
Renal bedingte Anstiege des Plasmacreatinins:
-
Akutes Nierenversagen (beachte: zuerst Harnstoffanstieg).
Chronische Niereninsuffizienz (z. B. bei diabetischer Nephropathie).
Herz-Kreislauf-Insuffizienz
(prärenale
bedingte
Niereninsuffizienz,
durch
Minderdurchblutung der Nieren).
Harnwegsobstruktionen (Steine, Tumore)
Therapie mit Cytostatika (es wird vermehrt Harnsäure ausgeschieden, dies behindert
die Creatininausscheidung).
Beurteilung des Urin-Creatinins:
Die Konzentration des Creatinins im Urin ist, wie im Blutplasma, abhängig von der
Muskelmasse und fast unabhängig von der Ernährung. Am meisten Einfluss auf die UrinCreatinin-Konzentration hat die Nierenfunktion, bzw. die glomeruläre Filtrationsleistung
Das Urin-Creatinin dient als Bezugsgrösse für andere Messgrössen im Urin, z. B. bei der
Proteinurie und bei Drogentests, da es in einer recht konstanten Menge ausgeschieden wird,
wenn die Nierenfunktion nicht eingeschränkt ist. Es wird auch für die Berechnung der
Creatinin-Clearance (s. unten) benötigt.
5. CREATININ-CLEARANCE
MESSUNG DER NIERENLEISTUNG
Um eine Auskunft über die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), und damit über die Filterleistung
der Nieren zu erhalten, reicht es nicht aus eine Substanz nur im Urin zu bestimmen, es ist ein
Konzentrationsvergleich des Analyten im Urin und Plasma nötig.
Die genaue Leistung der Nieren wird über die Clearance ermittelt. Die renale Clearance ist ein
Mass für die Eliminierung eines Stoffes aus dem Blutplasma, man misst also die Klärfunktion
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der Niere. Sinkt die Clearance, d.h. nimmt die Leistung der Niere ab, spricht man von einer
Niereninsuffizienz.
Der Begriff CLEARANCE beschreibt die Ausscheidungsleistung eines bestimmten Organs oder
des gesamten Organismus für eine bestimmte Substanz. Er kommt aus dem Englischen und
bedeutet soviel wie SÄUBERUNG, REINIGUNG.
Zur Ausscheidung gelangen Substanzen in unserem Organismus über das Transportmittel
Blut. Für den Fall, dass eine Substanz im Organismus selbst nicht produziert wird, nimmt ihre
Konzentration entsprechend der Ausscheidungsrate mit der Zeit ständig ab. Die Ausscheidung
lässt sich durch die zeitliche Konzentrationsabnahme im Blut, durch mehrfache Messung,
beschreiben.
Wird eine Substanz jedoch im Organismus ständig nachgebildet und sind Bildungs- und
Ausscheidungsrate gleich gross, dann ist keine Konzentrationsabnahme im Blut zu
beobachten. In diesem Fall ist die mehrfache Konzentrationsmessung im Blut nicht geeignet,
um die Ausscheidung zu beschreiben. Der Begriff CLEARANCE hilft uns hier weiter.
Als Nierenfunktionstest werden folgende Clearance-Verfahren angewendet:
- Die INULIN-CLEARANCE misst das Filtrationsvermögen der Niere. Da Inulin zwar
filtriert, nicht aber rückresorbiert und auch nicht tubulär sezerniert wird, ist die
INULIN-CLEARANCE identisch mit der GFR. Die INULIN-CLEARANCE ist deshalb zur
Referenzmethode der Nierenfunktionsüberprüfung ernannt worden.
Durchführung: Vor dem Versuchsbeginn wird bei dem Patienten eine Blutentnahme
durchgeführt. Danach muss der Patient 500 ml Wasser trinken. Anschließend
werden 5 g Inulin über fünf Minuten langsam intravenös injiziert. Weitere 50 und
100 Minuten nach dem Ende der Injektion folgen erneut Blutentnahmen.
-
Inulin ist ein exogener Stoff und verursacht häufig allergische Reaktionen, bis hin zum
anaphylaktischen Schock, deshalb wird trotz geringerer Sensitivität die CREATININCLEARANCE vorgezogen.
Die CREATININ-CLEARANCE wird auch wegen ihrer einfacheren Durchführung der
Inulin-Clearance vorgezogen. Es wird 24 Stunden lang Urin gesammelt und in dieser
Sammelperiode das Plasma-Creatinin bestimmt. Mittels einer Formel, in der Bezug auf
die Körperoberfläche genommen wird, kann man die GFR (ml/min) berechnen.
Vorteilhaft ist, dass die Infusion, die bei der Messung der Inulin-Clearance erforderlich
ist, entfällt.
5.1. Definition der Creatinin-Clearance (CCL)
Die Creatinin-Clearance ist das Blutvolumen, aus dem Creatinin in einer Minute
vollständig über die Nieren eliminiert wird.
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Da Harnstoff und Creatinin zur Beurteilung der Nierenfunktion nicht ausreichen, berechnet
man die Clearance aus der Creatinin-Konzentration im Plasma und Urin, die CCL ist
aussagekräftiger als der Creatininspiegel im Plasma allein. Harnstoff ist zu stark
nahrungsabhängig und Plasmacreatinin hat den creatininblinden Bereich bei einer
glomerulären Filtrationsrate zwischen 50 – 70 ml/min (mit der CCL ermittelt). Die CreatininClearance zeigt schon früh den Beginn einer Nierenschädigung an, dann, wenn das
Plasmacreatinin noch im Referenzbereich ist.
Aus der Menge Creatinin im Urin kann auf die glomeruläre Filtrationsrate geschlossen werden,
wenn die Creatinin-Konzentration im Plasma über eine gewisse Zeit konstant und bekannt ist,
(dies wird mittels mehrerer Blutentnahmen über einen längeren Zeitraum vor der
Durchführung der Clearance ermittelt). Ist die Leistung der Nieren eingeschränkt, so wird die
Konzentration des Creatinins im Plasma ansteigen und im Urin vermindert sein, d.h. es wird
weniger Harn pro Minute vom Creatinin gereinigt, die GlOMERULÄRE FILTRATIONSRATE ist
vermindert.
Wir können mit der CCL die GLOMERULÄRE FILTRATIONSRATE (GFR) errechnen,
diese definiert das Volumen Blutflüssigkeit, dass von den Nieren pro Minute in
den Glomeruli filtriert wird.
5.2. Durchführung und Berechnung der CCL
Testablauf:
-
-
Urin 24 Stunden sammeln (es ist auch eine andere Sammelzeit möglich). Zum Zeitpunkt
X, z. B. 07:00 h morgens, muss die Blase komplett entleert werden (diesen Urin noch
nicht sammeln). Ab diesem Zeitpunkt den Harn 24 Stunden lang in das Sammelgefäss
entleeren. Die letzte Portion um 07:00 h des nächsten Tages der Sammlung zufügen.
Harnmenge messen.
Urin im Sammelgefäss gut mischen und ca. 10 ml abfüllen.
Urin mit Angabe von Namen, Körpergrösse und Gewicht des Patienten sowie die
Dauer der Sammelperiode ins Labor weiterleiten.
Blutentnahme: Manche Labors empfehlen eine Blutentnahme in der Mitte der
Sammelperiode, andere empfehlen eine Blutentnahme am Anfang und am Ende.
Creatinin-Bestimmung aus (vorverdünntem) Urin und Plasma oder Serum.
Berechnung:
Da die Menge gleich dem Produkt aus Konzentration (C) und Volumen (V) ist, ergibt sich:
MengeUrin = MengePlasma
CUrin x VUrin = CPlasma x VPlasma
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und nach Umformung lässt sich die glomeruläre Filtration, bzw. das geklärte Blutvolumen pro
Minute (VPlasma) berechnen:
VPlasma
CUrin x VUrin
= -------------------------CPlasma
Da die Creatininbildung in erster Linie eine Funktion der Muskelmasse ist, wird die CreatininClearance auf die Körperoberfläche bezogen.
Die Creatinin-Clearance berechnet sich somit wie folgt:
CreatininUrin x VolumenUrin x 1.73
Creatinin-Clearance (ml/min) = -----------------------------------------------CreatininPlasma x 1440 x KO
Creat.-Konz. Urin: Creatinin-Konzentration im Urin in beliebiger Einheit
Urinvolumen: Das Volumen des gesammelten Urins in ml
Creat.-Konz. Plasma: Gleiche Einheit wie im Urin verwenden
Sammelzeit: Umrechnung der Sammelzeit in Minuten; meist 24*60 (= 1440); da Ergebnis ml Blut/min.
Körperoberfläche KO: Aus Diagrammen (Nomogrammen) zu ermitteln; in m2; wenn Angaben fehlen, 1.73 einsetzen
Hinweis zum Faktor 1.73: Die berechnete Körperoberfläche des Patienten (KO) wird auf eine
"normale" Körperoberfläche von 1.73 m2 bezogen, da die Referenzwerte danach berechnet
wurden.
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Ermittlung der Körperoberfläche mittels Nomogramm.
Abb. 3: Nomogramm
Beispiel einer CCL-Berechnung:
Ein Patient hat eine Plasma-Creatininkonzentration von 207 μmol/l. Im 24-Stunden-Urin,
dessen Volumen 1700 ml beträgt, wird ein Creatinin von 7680 μmol/l gemessen. Der
Patient ist 169 cm gross und wiegt 80 kg. Wie gross ist seine Creatinin-Clearance?
CCl (ml/min) =
7680 μmol/l x 1700 ml x 1.73 m2
____________________________
= 40 ml/min
207 μmol/l x 1440 x 1.88 m2
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Dieses Ergebnis zeigt eine beträchtliche Einschränkung der Nierenfunktion ist
aber noch nicht dialysepflichtig. Unter 30 ml/min spricht man von einer starken
Einschränkung der Nierenfunktion, ab einer GFR von 10 ml/min muss der Patient
an die Dialyse.
5.3. Wann führt man eine CCL durch?
•
•
•
•
Beurteilung der Nierenfunktion. Insbesondere die Filtrationsrate der Niere lässt sich
damit beurteilen. Das Creatinin im Plasma kann bei leichten Nierenschäden noch
normal sein, die verminderte Clearance kann aber den Nierenschaden bereits
anzeigen.
Kontrolle der Nierenfunktion während der Behandlung mit eventuell
nierenschädigenden Medikamenten oder bei Intensivpatienten
Beurteilung, ob eine Dialyse notwendig ist (GFR < 10 ml/min)
Erstellen eines Dialyse-Behandlungsplanes (mit der Clearance wird beurteilt, was die Niere
selbst noch leisten kann).
Was man bei der Beurteilung der CCL beachten muss
•
•
•
•
•
Referenzwerte sind altersabhängig. Die Clearance nimmt mit dem Alter ab.
Ist die Filtrationsrate der Niere nur leicht eingeschränkt, kann die Creatinin-Clearance
bei manchen noch im Normalbereich liegen. Erst eine Clearance über 115 ml/min/1.73
m2 lässt mit Sicherheit auf eine normale Filtrationsrate schliessen.
Bei schwerer Herzschwäche sieht die Clearance oft schlechter aus (also niedriger) als
es die Filtrationsrate rechtfertigen würde, aufgrund der Minderdurchblutung der
Nieren.
Die CCL ist im Allgemeinen etwas höher als die eigentliche GFR, weil Creatinin in
geringem Ausmass auch tubulär sezerniert wird, abhängig von der PlasmaCreatininkonzentration.
Die Durchführung der CCL bedingt eine gute Compliance seitens des Patienten; die
Creatinin-Bestimmung nach Jaffe wird durch Pseudocreatinine gestört.
•
Ab wann muss eine Dialyse durchgeführt werden?
Da richtet man sich nicht nur nach der CCL. Meist wird dialysiert, wenn:
•
•
•
•
•
Zeichen einer Urämie (Harnvergiftung) vorliegen,
eine unbeherrschbare Erhöhung des Kaliums oder
eine unbeherrschbare Übersäuerung (Azidose) auftritt,
wenn Flüssigkeitsüberladung mit Ödemen auftritt,
die Creatinin-Clearance < 10 ml/min ist.
Mit einer Nierenfunktion von 15% ist man noch lebensfähig ohne Dialyse.
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Wenn die Nierenfunktion sehr stark beeinträchtigt ist, kommt es zu einem Rückstau von
harnpflichtigen Substanzen und zu einer Urämie. Urämie beschreibt den Zustand nach einer
terminalen Niereninsuffizienz mit Anstieg sämtlicher Substanzen im Plasma, die
normalerweise über die Nieren ausgeschieden werden, bzw. deren Konzentration durch die
Niere reguliert wird: Harnstoff, Creatinin, Harnsäure, organische Säuren, Kalium, Magnesium,
Phosphat. Eine Überwässerung des Körpers zeigt sich ausserdem noch.
Referenzwerte:
Hier nur Richtwerte – die Referenzwerte müssen der jeweiligen Bestimmungsmethode
entnommen werden, wo auch das Alter berücksichtigt ist.
Männer: 97 - 137
ml/min/1.73 m2
Frauen:
ml/min/1.73 m2
88 - 128
Die CCL ist altersabhängig:
Abb. 4: Clearance sinkt mit jeder Lebensdekade um etwa 6.5 ml/min/1.73m2
Literaturangaben:
www.biorama.ch
www.med4you.at
Klinische Chemie und Hämatologie für den Einstieg / Hallbach
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