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25 REPORT HORIZONT 6/2015 5. Februar 2015 www.horizont.net/report TOURISTIKMARKETING REISEMAGAZINE Expedition in fremde Welten D ER N EUE TUI-M ARKE TINGCHE F ER I K FRIEMU TH WIL L SOCIA L ME D IA U ND M OB I LE B E SS E R N U TZ EN 32 Neue Arbeitsteilung fordert von Print Inspiration, von Online SEITE 30 Verknüpfung MOBILE Personalisierte Reiseinformationen dienen MitarbeiSEITE 36 tern und Kunden INTERVIEW Turespaña-Chef Manuel Butler wendet sich von klassischer SEITE 37 Werbung ab @HORIZONT Bereits zum zweiten Mal kooperiert HORIZONT mit dem Schwestertitel FVW aus der dfv Mediengruppe. Die Fachredakteure berichten über 3 Ambitionen des neuen TUI-Marketingchefs. 32 3 Contentmarketing von Touristikanbietern. 34 3 Bewegtbild in TV und Online. 35 FOTO: SDECORET / FOTOLIA Anzeige 26 REPORT TOURISTIKMARKETING ZUM THEMA Einheitsbrei Bewegtbildwerbung rechnet sich. Jedenfalls für Reiseunternehmen, die den recht kostspieligen Werbeplatz von einem TVSender im Austausch für eine Unternehmensbeteiligung bekommen. Die Fernsehwerbezeit als Gegenleistung für eine Gewinnbeteiligung hat in den vergangenen ein bis zwei Jahren insbesondere Onlinebuchungsplattformen zu viel Aufmerksamkeit verholfen. Trivago, Weg.de, Fluege.de – sie und noch viele andere haben sich in der Wahrnehmung von Reisebuchungswilligen vermeintlich fest verankert. Wohlgemerkt vermeintlich. Der Brand Asset Valuator stellt das ganz anders dar: Die Markenstudie, die das Verhältnis von Konsumenten zu Marken abfragt, verzeichnet katastrophale Werte in Sachen Unverwechselbarkeit für die genannten Plattformen. Kaum besser schneiden sie bezüglich der empfundenen Unabhängigkeit ab. Dem Marketing sollte das zu denken geben. Kurzfristig mag die Fernsehwerbung für mehr Kunden, damit mehr Umsatz und einen hiermit zufriedengestellten Partner sorgen. Doch ein scharfes Markenimage, das die Abgrenzung zur Konkurrenz gewährleistet, bleibt auf der Strecke. Die Anbieter gehen mit ihren Auftritten in einem Einheitsbrei unter der Überschrift Reise unter. Im Zweifelsfall werden Konsumenten am Ende doch wieder den Weg über die Suchmaschine wählen, sprich, sich auf Googles Wahl verlassen, anstatt aus durch Werbung gewonnener Überzeugung eine bestimmte Adresse anzuwählen. Angesichts der zahlreichen Player in dem Segment, die alle mit nahezu austauschbaren Angeboten um die Gunst der Reisenden buhlen, kann das nicht im Sinn der Unternehmen sein. Langfristig werden auch Reisebuchungsplattformen einen unverwechselbaren Auftritt benötigen. Mithilfe von TV haben sie sich den bislang anscheinend nicht erarbeiten können. Bettina Sonnenschein Ressort Specials „Ich sehe für Onlinemarketing nirgends die eine richtige Strategie. Im Grunde agieren derzeit alle noch nach dem Trialand-Error-Prinzip“ HORIZONT 6/2015 5. Februar 2015 INHALT Marktanalyse: Urlauber lassen sich von weltweiten Krisen nicht vom Reisen abhalten und wählen bekannte Ziele. 28 Reisemagazine: Verlage setzen auf Ziele in heimatlicher Umgebung, Print sorgt dabei für Inspiration, Online für Verbindung. 30 Interview: Der neue TUI-Marketingchef Erik Friemuth will neue Reisekunden auch über Social Media und Mobile gewinnen. 32 Visueller Content: Die Qualitätsunterschiede beim Einsatz von Foto- und Bewegtbildinhalten sind groß. 34 Bewegtbild: Die Reisebranche setzt immer häufiger auf TV, Onlineportale und Media for Equity. 35 Echtzeitdaten: Reisende und Touristikdienstleister profitieren von personalisierten Services auf Big-Data-Basis. 36 Interview: Manuel Butler, Chef von Turespaña in Deutschland, erteilt klassischen Medien eine klare Absage. 37 Markenstudie: Young & Rubicam ermittelt die Einstellung von Konsumenten zu Buchungsplattformen und Hotelmarken. 39 Audioeffekt: Der Pauschalreiseanbieter Alltours hat überprüft, dass sich Radiowerbung positiv aufs Image auswirkt. 39 Manuel Butler, Generaldirektor Turespaña in Deutschland Im Fokus: Touristik Marketing Gipfel Brandbuilding und Marketing der Reiseindustrie stehen im Mittelpunkt des Touristik Marketing Gipfels, den die Fachzeitschriften FVW und HORIZONT in diesem Jahr zum ersten Mal veranstalten. Mit ihrer Expertise sind die Schwestertitel aus der dfv Mediengruppe prädestiniert, die Verbindung zwischen Werbebranche und Touristik herzustellen. Die Konferenz am 11. Februar im Steigenberger Airport Hotel am Frankfurter Flughafen ist hochkarätig besetzt. So treffen gleich zur ersten Podiumsdiskussion die Marketingchefs von DER Touristik, TUI Group, Thomas Cook und Aida Cruises aufeinander und diskutieren über möglichen Nachholbedarf der Tourismusbranche im Marketing. Für Zündstoff könnte auch der Couch-Talk zwischen Matthias von Bechtolsheim, Geschäftsführer Heimat Werbeagentur, und Dieter Zümpel, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb Alltours Flugreisen, sorgen. Sie werden mit der Frage konfrontiert, ob sich Erfolgsrezepte aus der Konsumgüterindustrie auf die Touristik übertragen lassen. Big Data, Destinationsmarketing, Vertriebsmodelle und Werbebudgetverteilung sind weitere Schlagworte für den Kongress. Informationen und Programm unter fvw.de/touristikmarketing. HORIZONTREPORT ist ein Sonderteil von HORIZONT, Zeitung für Marketing, Werbung und Medien Chefredaktion: Dr. Uwe Vorkötter (V.i.S.d.P.), Volker Schütz, Jürgen Scharrer Ressortleitung: Dr. Jochen Zimmer Telefon 069/7595-2695 E-Mail: [email protected] Redaktion: Bettina Sonnenschein, Lisa Naumann 28 REPORT TOURISTIKMARKETING HORIZONT 6/2015 Völlig losgelöst Weltweit beherrschen Krisen das Geschehen – Urlauber lassen sich nicht abbringen und wählen bekannte Ziele Wandel Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) wertet jedes Jahr den deutschen Urlaubsreisemarkt aus. Im noch aktuellen Bericht 2014 stellt sie fest, dass die Pauschalreise noch immer die wichtigste Organisationsform von Urlaubsreisen ist und das Reisebüro die wichtigste Buchungsstelle – langfristig sei jedoch ein Strukturwandel zu erkennen: Anbieter von Unterkünften und Internetportale werden von ihm profitieren. Von Bettina Sonnenschein Bayern und Spanien sind am beliebtesten D ie Lage ist einigermaßen absurd: Zum Jahresende 2014 vermeldet der Deutsche Reiseverband (DRV) einen geschätzten Rekordumsatz des Veranstaltermarktes von 25,8 Milliarden Euro beziehungsweise ein Umsatzwachstum von etwa 2 Prozent. Bei der Bekanntgabe dieser vorläufigen Prognose (die endgültigen Ergebnisse werden im März zur Reisemesse ITB veröffentlicht) stellt DRV-Präsident Norbert Fiebig selbst fest, dass die Zahlen vor dem Hintergrund zahlreicher externer Faktoren und Einflüsse einigermaßen bemerkenswert sind. Externe Faktoren und Einflüsse? Hinter dieser Formulierung stecken handfeste politische Krisen, teils mit Waffen ausgetragen, teils in Form von Epidemien, sowie ungezählte Streiks im deutschen Dienstleistungssektor. Ukraine, IS-Bedrohungen, Ebola, Lok- und Pilotenstreiks – nichts davon hat die Deutschen also vom Reisen abgehalten. „Wenn es um ihren Urlaub geht, sind deutsche Touristen bereit, sehr schnell zu vergessen“, erklärt Beate Zwermann, Geschäftsführerin der Frankfurter Beratungsagentur BZ.Comm. Und Thomas C. Wilde, geschäftsführender Gesellschafter der auf den Reisemarkt spezialisierten Agentur Wilde & Partner in München, ordnet die sonderbare Konstellation von vielerlei Spannungsherden und einer selbstbewussten Reiseindustrie ein: „Die Branche hat inzwischen gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Das war nach dem 11. September 2001 noch Top 10 Urlaubsreiseziele 2013 Angaben in Prozent Inland Ausland Bayern 6,0 Spanien Mecklenburg-Vorpom. 5,9 Italien 7,6 Türkei 7,4 4,1 Schleswig-Holstein 3,8 Niedersachsen 2,5 Baden-Württemberg 12,6 5,9 Österreich 3,1 Frankreich 2,9 Berlin 1,3 Kroatien Nordrhein-Westfalen 1,3 Griechenland 2,2 1,1 Polen 2,1 Sachsen Brandenburg 0,7 Rheinland-Pfalz 0,7 2,1 Niederlande 1,7 Dänemark Basis: Urlaubsreisen ab 5 Tagen der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre Quelle: FUR Reiseanalyse HORIZONT 6/2015 ganz anders.“ Zwar müsse das Marketing sensibel mit diesen Situationen umgehen und könne nicht mit jedem beliebigen Satz werben – als Bremsklotz empfinde die Branche die weltweiten Entwicklungen aber eben nicht. D ass sich das anstehende Reisejahr so positiv entwickeln wird, wie DRV und Unternehmen erwarten, davon ist Wilde noch nicht recht überzeugt. Abgesehen von den bereits erwähnten Schwierigkeiten könnte auch die Entwicklung der Finanzmärkte unliebsame Auswirkungen haben: Ein schwacher Euro, ein starker Dollar, die Aufhebung des Mindestkurses für den Schweizer Franken – all das macht Urlaube in manchen Ländern für Deutsche erheblich kostspieliger. Profitieren wird davon im Zweifelsfall das Produkt Pauschalreise: Kaum eine andere Nation als die deutsche kennt es überhaupt, für sie aber ist und bleibt es mit das beliebteste Reise- angebot überhaupt. „Die Deutschen sind von der Einfachheit der Pauschalreise seit Jahrzehnten überzeugt und das werden sie noch lange Zeit bleiben“, sagt Expertin Zwermann. Zumal sie mit der Buchung eine gesicherte Leistung im Paket erstehen. Das Risiko liegt beim Veranstalter: Er hat längst dafür gezahlt, schwächelt jetzt die Währung, kommen die Kosten möglicherweise nicht mehr rein. Abgesehen vom finanziellen Risiko haben die Veranstalter den Pauschalen aber auch einen modernen Anstrich verliehen, der den zukünftigen Erfolg sichern wird: „Die Nachfrage nach Urlaubspaketen ist weiterhin sehr groß, weil Pauschalreisen inzwischen so flexibel an die Wünsche der Urlauber angepasst sind, wie sie sich das wünschen – trotzdem profitieren die Reisenden von der FOTO: GENNADIY POZNYAKOV / FOTOLIA Das Reisebüro lässt nach Am liebsten immer noch im Paket Buchungsstellen der Reise Angaben in Prozent 2013 Unterkunftsanbieter direkt Internetportale Reiseveranstalter direkt 7 7 8 16 13 14 21 Angaben in Prozent 2013 32 Reisebüro Verkehrsträger direkt Organisation der Reise 2005 30 44 2005 42 Pauschal-Bausteinreise Unterkunft einzeln Ticket/Fahrschein einzeln andere Bestandteile einzeln nichts vorher gebucht 6 6 11 16 27 35 15 17 Basis: Urlaubsreisen mit Vorausbuchung ab 5 Tagen der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre; (2005 nur Deutsche) Basis: Urlaubsreisen ab 5 Tagen der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre; (2005 nur Deutsche) Quelle: FUR Reiseanalyse Quelle: FUR Reiseanalyse HORIZONT 6/2015 48 HORIZONT 6/2015 5. Februar 2015 Sicherheit einer Pauschalreise“, sagt Markus Leutner, Leiter Produktmanagement Thomas Cook und Neckermann Reisen. Diese Anpassung, Pauschalreisen durch einzeln wählbare Bausteine flexibler zu machen, ist der Konkurrenz aus dem Netz geschuldet: Denn auch wenn Reisebüros als Buchungsort 2014 eine Renaissance erlebten – der DRV spricht von einem Umsatzzuwachs zwischen einem und 2 Prozent und dem erstmaligen Anstieg der Zahl stationärer Reisebüros seit 2004 auf 9829 –, ist das Selbstzusammenstellen einer Reise einfach wie nie. Auf Onlineportalen lassen sich individuelle Teile längst leicht zusammenfügen. Die Reaktion der großen Veranstalter, den persönlichen Spielraum der Pauschaltouristen zu vergrößern, ist also nur logisch. U nd wo zieht es ihn schließlich hin, den deutschen Urlauber? So er sich nicht für eine Kreuzfahrt entscheidet – das einzige Segment, in dem noch Wachstum durch Neukunden möglich ist, bleibt er sich auch bei den Zielen treu: „Besonders gefragt auf der Mittelstrecke waren Griechenland, Ägypten, die Türkei und die Kanaren“, sagt Dietmar Gunz, Group Managing Director FTI Touristik. Er erwartet, dass dieser Trend auch 2015 anhält: Für Ägypten sehe man viel Potenzial, auch für die Türkei und Griechenland erwartet er hohe Nachfrage aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses. Thomas Cook-Manager nennt dieselben Destinationen und fügt Tunesien an, das „seit längerer Zeit wieder gut nachgefragt“ werde. Das bestätigt die Einschätzung von Branchenkennerin Zwermann, die sagt: „Wenn es billig ist, fahren die Leute auch hin.“ Dass Ägypten und Tunesien noch immer unter den politischen Umwälzungen leiden, dass die Türkei Millionen syrischer Flüchtlinge beherbergt und sich Griechenland gerade den nächsten Streit mit der Europäischen Union liefert – im Feriendomizil vor Ort wird und kann das ausgeblendet werden. Außerdem bleibt schließlich noch der Urlaub im eigenen Land. Je älter die Reisenden, desto öfter steigt ihr Sicherheitsbedürfnis, ebenso wie die Erkenntnis zunimmt, dass die Fahrt nicht all zu weit sein muss. Das sei inzwischen auch in den Marketingabteilungen angekommen, sagt Zwermann: „Vor zehn bis 15 Jahren war das Produkt Deutschlandreise ziemlich angestaubt. Heute ist das anders: Der Bereich Wellness ist hinzugekommen, Kurorte vermarkten sich jung und modern, auf Wanderwegen gibt es coole Hütten zu mieten – Deutschland hat hier stark an Attraktivität gewonnen.“ 30 REPORT TOURISTIKMARKETING HORIZONT 6/2015 5. Februar 2015 Neue Gewaltenteilung Reisezeitschriften stellen sich auf veränderte Arbeitsaufgaben ein: Print inspiriert, Online verbindet T Von Roland Karle orsten Biege kann sich noch gut an seinen ersten Auftritt bei der Internationalen TourismusBörse (ITB) in Berlin erinnern. „Sie sind ja ganz schön mutig“, gratulierten ihm die dortigen Gesprächspartner zur Gründung seines Reisemagazins „Sehnsucht Deutschland“. Unausgesprochen blieb der Subtext: Mal sehen, ob wir den hier wieder treffen. Doch Biege kam im Jahr darauf erneut zur Messe – und ließ daraus eine Gewohnheit werden. Acht Jahre sind seit der Premiere vergangen. Das Magazin hat sich in dieser Zeit stetig entwickelt, zwischenzeitlich den Umfang auf 100 Seiten verdoppelt und die Erscheinungsweise seit Jahresanfang von vier- auf sechsmal jährlich erhöht. „Für unseren kleinen Verlag sind das enorme Schritte“, sagt Biege. Als der heute 49-Jährige zusammen mit David Pohle, der sich vorwiegend um die Redaktion kümmert, die Zeitschrift 2007 startete, wirkte die Fußball-WM mit dem gelebten „Zu Gast bei Freunden“ noch nach. „Dieses Momentum wollten wir nutzen“, so Kopf an Kopf ab Platz 2 Auflage der Reisezeitschriften Titel Verlag Erscheinungsweise Verkaufte Auflage IV/2014 ADAC Reisemagazin ADAC Verlag, München zweimonatlich 119 979 Sehnsucht Deutschland Sehnsucht Deutschland, Hamburg zweimonatlich 77 038 Geo Saison Gruner + Jahr, Hamburg monatlich 75 914 Abenteuer und Reisen WDV Medien & Kommunikation, Bad Homburg zehnmal jährlich 75 526 Reise und Preise Reise & Preise Verlag, Buxtehude vierteljährlich 74 568 Geo Special Gruner + Jahr, Hamburg zweimonatlich 45 341 Merian Jahreszeiten Verlag, Hamburg monatlich 37 002 Business Traveller Perry Publications, München zweimonatlich 36 927 Nordis-Das Nordeuropa Magazin Nordis Verlag, Essen zweimonatlich 25 725 * seit 2015, zuvor vierteljährlich Quelle: IVW HORIZONT 6/2015 Biege über die Aufbruchsstimmung. Damals wurde ihm und seinem Mitgründer erst bewusst, „welch großartige Regionen und Ecken unsere Heimat zu bieten hat“. Auch ohne fußballweltmeisterliche Initialzündung kann Ulrich Toholt diesen Satz unterschreiben. Deutschland und die grenznahen Gebiete sind attraktive Reiseziele, die jahrelang medial etwas unterbelichtet waren. Verlagsmanager Toholt tat was dagegen und entwickelte das seit Februar 2014 vierteljährlich erscheinende „Himmelblau“. Die Zeitschrift gehört zum Landwirtschaftsverlag in Münster und ist somit eine Schwester der berühmten „Landlust“. Ebenso bodenständig, natur- und menschennah ist „Himmelblau“. Chefredakteur Frank Lorentz nennt seine Zeitschrift gerne das „erste gedruckte Naherholungsgebiet“. Nach dem vielversprechenden Start mit 26000 verkauften Exemplaren kämpft das Heft nun um Fortschritte. Der Einzelverkauf habe sich „seitwärts entwickelt“, so Toholt, ein Abonnement beziehen immerhin mehr als 5000 Personen und auf Facebook führt „Himmelblau“ den Reisezug sogar an (siehe Tabelle). Doch das von Lesern geschätzte Nahreisen-Konzept hat auch seine Tücken: „Die Interessen der Nutzer können weit auseinandergehen“, sagt Toholt. Seine Beobachtung: Weibliche Leser ab Mitte 40 lieben eher beschauliche, romantische Reiseziele, abenteuerlustige Männer in den besten Jahren möchten auch mal etwas über Wildwasser-Kajakfahrten lesen und über den Fußmarsch quer durch die Alpen. Solch divergierende Interessen erfordern einen ausgeklügelten redaktionellen Mix. Neben „Himmelblau“ und „Sehnsucht Deutschland“ belegen weitere Titel den Trend zur heimatverbundenen Reisepublizistik: Für Mai kündigt der Neuwieder Verlag Ideenews das Freizeitmagazin „Da!“ an. Die erste von künftig vier monothematischen Ausgaben pro Jahr widmet sich auf 112 Seiten der Mosel, danach stehen Mittelrhein, Ruhrgebiet und die Kitzbüheler Alpen auf dem Redaktions-3 A uch Marketing- und Medienprofis gönnen sich Auszeiten. HORIZONT fragt, welche Medien sie zur Orientierung und Information nutzen Martina Lenk, Mitglied der Geschäftsleitung My Xplace Susan Molzow, Geschäftsführerin Hamburger Morgenpost Katja Metz, Managing Partner Young & Rubicam „Mein Mann und ich sind Individualtouristen und lieben es, Länder auf eigene Faust zu entdecken. Wenn es keine (Tor)Tour der unliebsamen Überraschungen werden soll, muss ein solcher Trip gut vorbereitet sein. Eine Urlaubsreise beginnt deshalb bei uns immer mit einer Reise durch die Bits und Bytes der Netzwelt. Wenn wir beispielsweise Marokko erkunden wollen, ist für uns eine Webseite wie www.erlebe-marokko.de die perfekte Wahl. Wir legen die Reiseziele und Aufenthaltsdauer fest, und der Reiseveranstalter kümmert sich um Unterkünfte und Verkehrsmittel vor Ort wie Bus, Auto oder Kamel. Flüge organisieren wir immer selbst – auch ausschließlich über das Netz. Eine ,Standard-Webseite‘ für die Flugbuchung haben wir nicht, da unsere Reiseziele stets voneinander abweichen und auch die Reiseformen immer wieder andere sind. Deshalb ergeben Newsletter eines Reiseveranstalters, Hotels oder einer bestimmten Reiseseite für uns auch keinen Sinn. Bei längeren Urlauben begleiten mich zur Information immer gedruckte Reiseführer, während Reisezeitschriften bei der Planung oder auch unterwegs kaum eine Rolle spielen. Unser ,Reisebüro‘ ist also ganz klar das Internet.“ „Sonntagszeitungen, Zeitschriften, Bücher, Online-Sites, Social Media, Mobile und Tipps von Freunden – aus dem gesamten medialen Angebot nutze ich jedes Medium zu seiner Zeit. Ein Band der ,SZ‘-Reihe ,Ein perfektes Wochenende in …‘ liegt eigentlich immer auf meinem Nachttisch. Sonntags lese ich mit Hingabe die Reiseseiten der Sonntagszeitungen und im Internet lasse ich mich gern von den Seiten Geo.de, Hotelparadiese.de sowie Secretescapes.com inspirieren. Unterwegs, wenn ich auf den nächsten Anschluss warte, schaue ich auch gern in die Marco Polo Travel Guides App. Ist die Entscheidung gefallen, werden via Tripadvisor die Preise verglichen. Neben den einschlägigen großen Portalen habe ich schon phantastische Blogs gefunden, die Tipps abseits des Mainstreams geben – das war beim letzten Aufenthalt in Rom und Venedig sehr wertvoll. Kataloge ziehe ich schon seit Jahren nicht mehr heran.“ „Man könnte mich schon fast als ,Reise-Junkie‘ bezeichnen, denn kaum etwas erweitert den eigenen Horizont mehr – leider bleibt für dieses wunderbare Hobby nicht immer die Zeit. Wenn ich in Zeitungen und Magazinen oder auch Online interessante Tipps finde, sammle ich sie in meinen ,Travel-Notes‘. Auf besondere Empfehlungen von Freunden verlasse ich mich gerne und reiseaffine Facebook-Seiten like ich häufig. Wenn ich mich dann für ein Ziel entschieden habe, informiere ich mich gern tiefergehend in Reisezeitschriften wie ,Geo Spezial‘ oder den ,Cool Cities‘-Reiseführern. Geht’s ans Buchen, sind bei mir Onlineseiten wie Secret Escapes oder Smart Travelling für Recherchen und Inspiration unerlässlich. Reiseveranstalter, vor allem deren Kataloge, nutze ich weniger, da ich individuelles Reisen bevorzuge. Bewertungsportale nutze ich ab und zu, wenn ich bereits etwas gefunden habe, zur Rückversicherung. Meine persönlichen Tipps: „100 places to see before you die”, „The New York Times: 36 Hours. 125 Wochenenden in Europa”. Ich liebe Kurztrips in Metropolen und habe dabei schon einige großartige Entdeckungen gemacht!“ HORIZONT 6/2015 programm. Es sollen jeweils 100000 Exemplare gedruckt werden und die Anhänger des Kurzurlaubs erreichen. „Heimat ist in“, gibt sich Geschäftsführer Uwe Schöllköpf überzeugt. Eine Erfahrung, die Red Bull Media House bestätigen kann. Der Medienableger des Getränkekonzerns sagt gern „Servus“ – nicht nur mit dem gleichnamigen Kanal im TV, sondern auch auf gedrucktem Papier. „Servus in Stadt und Land“, im IVW-Register einsortiert unter „Wohn- und Gartenmagazinen“, positioniert sich als Lebensart-Magazin und hat dabei natürlich auch Reisende im Blick. Im 4. Quartal 2014 kletterte die verkaufte Auflage um gut 28 Prozent auf 83690 Hefte, mehr als zwei Drittel davon wurden über den Einzelhandel vertrieben, die Zahl der Abonnenten stieg um beachtliche 39 Prozent auf 15276. G REPORT TOURISTIKMARKETING 31 5. Februar 2015 ut gemachte Zeitschriften, betont Anja Kirig, Tourismusexpertin beim Zukunftsinstitut in Frankfurt, „wecken Sehnsüchte und inspirieren. Das ist ihre Kernfunktion.“ Das Genussvolle, das zum Reisen gehört, sollte sich in den Medien spiegeln. „Gerade Print kann durch besondere Haptik punkten“, sagt Kirig. Was „Sehnsucht Deutschland“-Macher Biege bestätigt. Zwar ist die Präsenz im Internet inklusive Bewegtbild (Sehnsuchtdeutschland.tv) inzwischen selbstverständlich, doch „Print war zuerst da und ist weiter unser wichtigster Kanal“. Das gilt auch für Ratgeber-Titel wie „Clever Reisen“ (Markt Control Multimedia Verlag, Duisburg) und „Reise und Preise“ (Reise & Preise Verlag, Buxtehude). „Durch das Internet haben wir zwar zahlreiche Leser verloren“, sagt Jürgen Zupancic, Gründer und Geschäftsführer von „Clever Reisen“, doch kurz vor der 100. Ausgabe des Magazins im April gibt er sich zuversichtlich. „Die Zielgruppe ist mit uns älter geworden und schätzt nach wie vor die redaktionelle Qualität. Unsere Leser wollen sparen, sind aber nicht geizig. Sie schätzen einen zuverlässigen Ratgeber, der sie durch das Angebots- und Preisdickicht führt.“ Das Testsiegel von „Clever reisen“, mit dem untersuchte Reiseorte, Airlines, Fremdenverkehrsämter und Veranstalter bei gutem Abschneiden gerne werben, wirkt auf das Magazin zurück und schreibt ihm besonderes Urteilsvermögen zu. Nicht ganz unwichtig in Zeiten allgemeiner Verunsicherung, wo Bewertungsportale im Internet durch interes- Onlinereiseportale setzen auf TV Top 10 Touristikmarken nach Werbeausgaben in Offline-Medien* Unternehmen Bruttowerbeausgaben** in Mio. Euro davon größter Anteil in Prozent Unister TV: 100 22,55 Comvel TV: 100 22,13 Tropo TV: 100 17,32 Wetter.com TV: 100 16,10 Hotel Reservation Service (HRS) TV: 99,6 10,94 Alltours Flugreisen 8,90 Radio: 99,8 Deutsche Lufthansa 8,65 TV: 45,1 Expedia.com 7,58 TV: 94,9 Österreich Werbung 7,34 PZ: 45,3 TC Touristik 7,32 TV: 74,9 * Zeitungen, Zeitschriften, TV, Hörfunk ** Zeitraum Januar bis Juni 2014 Quelle: Nielsen HORIZONT 6/2015 Germanwings hebt im Netz ab Top 10 Touristikmarken nach Werbeausgaben im Internet* Unternehmen Bruttowerbeausgaben** in Mio. Euro Germanwings 13,64 TC Touristik 3,47 Air Berlin 3,39 Tuifly 3,23 Accor Hotellerie 2,86 Deutsche Lufthansa 2,82 Expedia.com 1,87 TUI Interactive 1,83 Amerikanisches Fremdenverkehrsamt 1,65 Emirates Fluglinie 1,50 * Online, Mobile ** Zeitraum Januar bis Juni 2014 Quelle: Nielsen HORIZONT 6/2015 Himmelblau? Gefällt mir Reisezeitschriften auf Facebook Medienmarke Facebook-Freunde 9516 Himmelblau 8478 Merian 5823 Geo Special* 4614 Geo Saison* 3215 Sehnsucht Deutschland 2966 Reise & Preise 2861 Lonely Planet Traveller Deutschland 2407 Abenteuer und Reisen 2349 Die neue Reiselust Business Traveller 628 * gemeinsame Facebook-Seite unter „Geo Reise“ Quelle: Facebook; Stand: 28. Januar 2015 HORIZONT 6/2015 sengeleitete Noten und Kommentare in die Kritik geraten sind. „Der aufgeklärte Konsument zieht mehrere Quellen hinzu. Letztlich zählen Empfehlungen von Freunden am meisten“, sagt „Tourismus Trends“-Autorin Kirig. Reisemagazine können dazu ihren Beitrag leisten. „Abenteuer & Reisen“ hat ebenso eine eigene Reisecommunity aufgebaut wie „Geo Saison“ und „Geo Special“. „Unsere Leser wollen sich inspirieren lassen und über die neuesten Trends informieren. Sie schätzen die Auswahl der Destinationen und Reiseangebote durch unsere Reiseexperten“, betont „Geo“-Publisher Alexander Schwerin. Richtig ist aber auch, was Stefan Schaub, Senior Berater bei Philipp und Keuntje, sagt: „Je weiter Kunden im Entscheidungsprozess für eine Reise sind, desto mehr informieren sie sich online.“ Deshalb versuchen die Verlage, Print und digitale Plattformen noch enger zu verzahnen. Der „Geo Reisecommunity“ gehören aktuell mehr als 40000 Mitglieder an, es haben sich 450 Gruppen gebildet, rund 5100 Reiseberichte und 11000 Beiträge im Reiseforum sind online zu lesen. „Unsere Reporter bringen von ihren Reisen in alle Welt viel mehr mit, als in unsere Magazine passt“, sagt Schwerin. „Deshalb gibt es aufwendig produzierte Slideshows mit den Stimmen von Reportern und Fotografen oder kleine Filme bei uns im Netz zu finden.“ Zählt man „Servus in Stadt und Land“ hinzu, kommen die zehn größten Magazine im Reisesegment aktuell auf rund 320000 im Abo und Einzelhandel verkaufte Hefte (IV/2014). Die gesamte Verkaufsmenge der sieben größten Titel heute (ohne „Sehnsucht Deutschland“ und „Business Traveller“) ist kumuliert in den vergangenen zehn Jahren um gut ein Viertel auf 454000 Exemplare geschrumpft. Eine Entwicklung, die sich kaum von jener in anderen Zeitschriftensegmenten unterscheidet. „Dass sich das Pendel wieder umkehrt, ist zu bezweifeln“, sagt Agenturmanager Schaub, der selbst sieben Jahre lang als Marken- und New-Media-Direktor bei TUI tätig war. Wenn die Bedeutung einzelner Titel abnimmt, schwindet auch deren Relevanz als Werbeträger, zumal „die Touristikmarken ihre knappen Budgets zwischen Handelsmarketing und Endkundenmarketing aufteilen müssen“, so Schaub. Etliche Marken setzten dabei mehr auf Onlinepräsenz oder selektieren Titel mit Fokus auf bestimme Destinationen (Florida, London, Mallorca), Reise- arten (Kreuzfahrt), Nischen (Titel wie „Mare“) und zur Angebotskommunikation auf reitweichenstarke Publikumsoder Zeitungstitel. Weil die Touristik selbst, auch wegen des digitalen Wettbewerbs, unter Margendruck gerät, „bleibt oft wenig Budget für klare Markenführung“, bedauert Schaub. U mso wichtiger also, dass die Reisezeitschriften nicht an medialer Kraft einbüßen. „Geo“-Publisher Schwerin hat erkannt, dass Reiseziele in Europa besser verkaufen als Fernreiseziele. So war die Hamburg-Ausgabe von „Geo Special“ im Februar 2013 mit über 75000 Exemplaren im Einzelverkauf der Bestseller der vergangenen beiden Jahre. Auch die Ausgaben über die Provence (Heft 3/2013) und Kroatien (4/2014) seien sehr gut gelaufen. Während die zahlungspflichtige New-York-App der Zeitschrift inzwischen fast 30000 Mal abgesetzt wurde, erweisen sich auch DVDs auf dem Heft als stabile Erlösbringer. „Sie machen rund 20 Prozent der Einzelverkaufsauflage aus“, berichtet Schwerin. Peter Pfänder, Chefredakteur „Abenteuer & Reisen“, betont die „stabile Auflage seit 2013“ und kündigt an, dass der Verlag mehr Geld für Handelspromotions ausgeben will. Auch der Relaunch der Zeitschrift im Sommer 2014 habe positive Resonanz erfahren. „Gut gemachte Reisemagazine wie das unsere sind keine Exund-hopp-Wegwerfware. Eine so hohe Nutzungszeit schafft bis dato kaum eine App und kein Travel-Blog“, sagt Pfänder. Zugleich werde das Onlineangebot bis zum Sommer „komplett erneuert, da bleibt kein Stein auf dem anderen“. Ein nicht mehr ganz taufrisches Thema wird dabei gerade heiß gehandelt bei Reisemagazinen: Augmented Reality. Mit der „Erlebnis App“ können die Leser von „Clever reisen“ neuerdings digitale Zusatzinhalte und Videos zu Printbeiträgen abrufen. „Etwa jeder fünfte Leser nutzt den Service, das läuft großartig“, sagt Chefredakteur Zupancic und hofft, „dass bald auch mehr digitalisierbare Angebote von Werbekunden vorliegen“. Während Neuling „Da!“ eine redaktionelle Online-Anbindung über einen QR-Code schafft und die 100 Top-Tipps aus dem Heft auf mobilem Gerät erläutern will, verspricht Peter Pfänder den „Abenteuer & Reisen“-Lesern ebenfalls ungewohnte Sinneseindrücke. „Wir verpassen unserem Magazin ab Ausgabe 5 spannende neue Seiten und Aspekte durch Augmented Reality.“ Anzeige 32 REPORT TOURISTIKMARKETING HORIZONT 6/2015 5. Februar 2015 „Digital ist unsere Zukunft“ Der neue TUI-Marketingchef Erik Friemuth will Reisekunden auch über Social Media und Mobile gewinnen. Seine datenintensive Arbeitsweise soll dabei helfen Von Christiane von Pilar B ei Erik Friemuth hängt der Inbegriff des Traumurlaubs an der Wand: Türkisfarbenes Meer, eine malerische Insel mit luxuriöser Hotelanlage, alles von oben fotografiert, zum Eintauchen schön. Der neue Marketingchef der TUI ist stolz auf den Wandschmuck, denn Reise ist für ihn ein konkretes Produkt, das für Marken- und Marketingarbeit reichlich Potenzial bietet. Friemuth muss es wissen, denn der Ex-Vodafone-Mann hat bislang im Wesentlichen virtuelle Produkte und Netzwerke vermarktet. Herr Friemuth, Sie sind seit April 2014 der oberste Marken- und Marketingchef der TUI, ein Bereich, den bisher Michael Lambertz verantwortet hat. Was haben Sie in Hannover als Erstes geändert? Bisher war dieser Bereich bei TUI stark auf die Markenstrategie und Marktforschung fokussiert. Diese Themen bleiben auch weiter wichtig. Zusätzlich haben wir unsere Aufgaben aber jetzt um die Bereiche CRM, Customer Experience und das Projekt Customer Platform ergänzt. Dabei handelt es sich um eine einheitliche IT-Plattform für Kundendaten und Gästeverhalten. Sie soll länderübergreifend und später auch über alle Assets hinweg die technische Grundlage unter anderem für CRM-Aktivitäten bilden. Zudem wollen wir das Content Management stärker zentralisieren, um vor allem unsere stark differenzierten Angebote besser kanalübergreifend zu präsentieren. Das klingt so, als ob Sie stark datenbasiert arbeiten. Sind Sie kein CMO, der sich durch schicke, große Kampagnen einen Namen machen will? (lacht) Ich weiß, was Sie meinen. Wir nennen das „Happy people jumping up and down“. Nein, das bin ich definitiv nicht. Ich komme aus dem Bereich der kommerziellen Steuerung. Bei Vodafone habe ich das gesamte Privatkundengeschäft in Deutschland geleitet – und in dieser Funktion auch die Kampagnen verantwortet. Ich stütze meine Arbeit daher stark auf Daten. Das können messbare Kundenkenntnisse sein oder die Ergebnisse qualitativer Marktforschung. Klingt ein bisschen abstrakt. Haben Sie ein Beispiel? Wir haben die Customer Journey in 15 maßgebliche Faktoren zerlegt, die die Weiterempfehlung eines Kunden treiben. Dabei haben wir echte Überraschungen erlebt: Zum Beispiel, dass die Phase zwischen Buchung und Anreise maßgeblich für die Weiterempfehlung verantwortlich ist. Auch die sozialen Medienaktivitäten sind in dieser Zeit am stärksten. Diesen Bereich bedienen wir aber noch längst nicht ausreichend. Auch wenn Sie nicht der Filmemacher sind, kommen Sie aus einer Branche, die für ihre gewaltigen Werbespendings bekannt ist. Die Touristik kann da nicht mithalten. Vermissen Sie Ihre früheren Budgets? Zunächst einmal genieße ich es, ein greifbares Produkt zu vermarkten. Mir fällt in der Touristik und insbesondere in Deutschland aber auch die geringe Relevanz der Themen Marke und Marketing auf. Man nimmt sich damit die Möglichkeit, die Produkte vom Wettbewerb zu differenzieren und ein Preispremium – die Differenz zum Konkurrenzpreis – über Markenstärke zu erlösen. land gibt es ja eine Vielzahl von Spezialisten. Werden Sie auch da ausdünnen? Die Spezialistenmarken leben von der Differenzierung und sind ihrem jeweiligen Bereich klar zugeordnet. Diese Marken werden wir nicht anfassen, weil sie sich nur schwer oder gar nicht konsolidieren lassen. Woran liegt das aus Ihrer Sicht? In Deutschland läuft immer noch ein hoher Anteil des Geschäfts offline und über indirekte Kanäle. Deswegen wird im Veranstalterbereich versucht, den Marktanteil über Provisionen zu steuern. Was halten Sie von der Marke HapagLloyd Kreuzfahrten? Zu angestaubt? Ganz im Gegenteil. Aus Markensicht kann einem Unternehmen nichts Besseres passieren, als neben TUI Cruises mit „Mein Schiff“ die Marke HapagLloyd zu besitzen. Sie steht schließlich für die Gründung der Kreuzfahrt und ist 150 Jahre alt. Aus der Historie allein könnte man schon 50 Jahre lang Marketing machen. Einen solchen Brand zu konsolidieren, wäre total unsinnig. Der Vertrieb über Reisebüros hat doch auch seine Vorteile. Natürlich. Man ist eben nicht so abhängig von der Markenkommunikation, bei der man nie so genau weiß, was am Ende dabei herauskommt. Aber der Kunde wünscht sich, immer digitaler zu agieren. Und in einer digitalen Umgebung muss ich die Markenbekanntheit und Präferenz schon vorher aufgebaut haben. Daher wird das Thema Marke und Marketing speziell für die Touristik in Deutschland perspektivisch immer wichtiger. Unsere Marke Thomson in England zum Beispiel setzt die Markenkommunikation schon sehr erfolgreich auch zur Markenbildung ein. In Deutschland gibt es dagegen noch Potenzial. Wie beurteilen Sie die Marke TUI in diesem Zusammenhang? TUI ist als Vollsortimenter die führende Marke in der Touristik, die von der Preispositionierung her in der Mitte des Marktes steht. Das ist ein wichtiger Aspekt. Ich glaube aber, dass diese Mitte breiter als bisher definiert werden kann. Die Segmente an den Rändern müssen wir stärker miteinbeziehen. Für das preiswerte Volumengeschäft gibt es doch schon die Marke 1-2-Fly. Steht sie zur Disposition? Wir werden uns in den kommenden Monaten alles sehr genau anschauen und dann entscheiden, welche Schritte notwendig sind, um uns als Marke breiter aufzustellen. Ihr Chef Friedrich Joussen fordert, dass in der Marken-welt von TUI aufgeräumt werden muss. Wie weit sind Sie? Wir haben zunächst das Markenportfo- Kommen wir zum Begriff Digitalisierung, der in der Reisebranche gerade in aller Munde ist. Welchen Stellenwert nimmt das digitale Marketing in Ihrer Philosophie ein? Das ist ganz klar unsere Zukunft, gerade aus internationaler Perspektive: In Skandinavien läuft der Vertrieb zu mehr als 90 Prozent über E-Commerce, in England zu 50 Prozent, und in Deutschland liegen wir bei rund 20. Das zeigt doch, wohin die Reise geht. Dazu kommt intelligentes Content Marketing. Dazu brauche ich nur die touristischen Produkte zu nehmen und habe sofort tolle Geschichten zu erzählen. In dieser Hinsicht ist die Branche gesegnet. lio der Gruppe im Hotelbereich neu strukturiert und werden uns mittelfristig auf acht Marken konzentrieren. Heute sind es 21. In diesen acht ist sogar eine Neuentwicklung enthalten, die wir später im Jahr vorstellen werden. Grundsätzlich ist es unser Ziel, dass eine TUIMarke auch als TUI erkennbar sein soll. Welche Hotelmarken werden verschwinden? Ich bitte um Verständnis, dass wir uns zum jetzigen Zeitpunkt dazu nicht äußern wollen. Was wird mit den einzelnen Veranstaltermarken passieren? Gerade in Eng- Manager und Marke Erik Friemuth hat BWL studiert und war Managing Director von Spray Network in Hamburg, später wechselte er zu Lycos Bertelsmann. Ab 2004 leitete er das Privatkundengeschäft im Vodafone-Konzern. Seit April 2014 ist der 47Jährige Group Chief Marketing Officer bei TUI. Auf Agenturseite werden die Themen Corporate Identity und Marke bei TUI von Jung von Matt/ Brand Identity verantwortet, die länderübergreifende Kampagne „Discover your smile“ wurde von der Kreativ-Agentur BMB umgesetzt. Sie soll jedoch noch einmal überdacht werden. Dazu wurde gerade ein neuer Pitch ausgeschrieben. Wie lösen Sie das Problem, dass der Content nicht nervt und die Verkaufsabsicht zu deutlich zeigt? Gute Markenkommunikation unterhält den Kunden. Wenn sie das tut, erlaubt er auch kommerzielle Botschaften. Aber wenn ich nur Preisanreize aussende, baue ich keine werthaltige Marke auf. Die Kampagne „Discover your smile“, die wir in Deutschland mit einer SocialMedia-Aktion eingeführt haben, ist das beste Beispiel. Die von den Kunden eingesendeten Fotos sind hervorragend. Die Menschen haben richtig Spaß. Dass Social Media zur Markenbindung beitragen kann, ist mittlerweile gelernt. Aber taugt es auch als Vertriebskanal? Ich würde es anders ausdrücken: Das Smartphone wird zu einem immens wichtigen Kanal, der auch für den Absatz geeignet ist. Und die sozialen Netzwerke sind der Ort, an dem sich die Kunden aufhalten. Daher ist es wichtig, die Kommunikation zum Kunden in diesen Medien aufzubauen, um die E-Mail-Adresse zu gewinnen und ihn direkt ansprechen zu können. Damit erreichen wir eine stärkere Profilierung und können maßgeschneidert mit dem Kunden agieren. All das leistet die klassische Kommunikation nicht. Ob aber Social-Media-Kommunikation transaktionstreibend ist, wird die Zukunft zeigen. FOTO: CHRISTIAN WYRWA @HORIZONT 34 REPORT TOURISTIKMARKETING HORIZONT 6/2015 5. Februar 2015 @HORIZONT Unfassbares Gefälle Visueller Content ist im Touristikmarketing einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. Doch nicht alle beherrschen den Einsatz von Foto- und Bewegtbildinhalten Von Anja Sturm O b Youtube, Instagram oder Pinterest, eigene Corporate Website oder Blog, Microsite oder Bewegtbildwerbung – der Hunger nach visuellem Content wächst gigantisch. Für die Touristik eine Riesenchance – und ein Riesenproblem. Denn in kaum einer anderen Branche sind die Qualitätsunterschiede so groß und nirgendwo sonst fallen sie so auf. „Es gibt in der Touristik zurzeit ein unfassbares Gefälle, das einen manchmal sprachlos macht“, sagt Hunger nach visuellem Content steigt Laut einer Studie des Telekommunikationsriesen Cisco sollen schon 2018 fast 80 Prozent des gesamten Internet Traffic aus Bewegtbild bestehen. Nach Youtube und Facebook will deshalb sogar der KurztextDienst Twitter noch in diesem Jahr einen Video-Player integrieren. Doch auch FotoContent legt noch immer deutlich zu. Pinterest etwa zählt weltweit rund 40 Millionen aktive Nutzer monatlich, Instagram 200 Millionen mit einem Wachstum um rund 50 Millionen allein in den vergangenen sechs Monaten. In Deutschland sollen rund 3 Millionen Nutzer bei Instagram und rund 1,5 Millionen bei Pinterest registriert sein. Max Ströbel, Brand Engagement Director der Hamburger Agentur Achtung. Und Ralph Poser, Strategiegeschäftsführer bei Kolle Rebbe, glaubt, dass die Chancen von visuellem Content in diesem Wirtschaftszweig noch nicht erkannt werden. Poser: „Ein Image wird durch Images bestimmt, in keiner anderen Branche ist diese Erkenntnis so wichtig, wie in der, die im wahrsten Wortsinne von Sehenswürdigkeiten lebt.“ Natürlich weiß das jeder. Viele große Player und manche agile Marken beherrschen das vernetzte Spiel mit Bild und Ton bereits ziemlich gut. Ob TUI oder Thomas Cook, Lufthansa oder Hilton, Südtirol oder Sylt, Air BnB oder 25hours – mit ein paar Klicks sind im weltweiten Netz schnell gute Beispiele für exzellenten visuellen Content gefunden. Doch oft genug herrscht dort, wo Inhalte sein sollten, gähnende Leere oder noch schlimmer: ein wildes visuelles Sammelsurium, frei nach dem Trial-andError-Prinzip. Selbst Top-Destinationen stellen noch immer gigabyteweise unkommentierte Bildergalerien mit austauschbaren Fotos auf ihre Websites. Noch immer zeigen namhafte Reiseveranstalter auf nagelneuen LänderMicrosites minutenlange Schwenks über nichtssagende Strand-Meer-Palmen-Arrangements. Und noch immer bieten internationale Hotelketten ladezeitenfres- sende 360-Grad-Einblicke in adrette Standard-Doppelzimmer mit liebevoll aufgeschüttelten Komfortkopfkissen. Das Problem: So schnell die Nachfrage nach visuellem Content in der Reiseindustrie steigt, so langsam kommen die meisten Verantwortlichen mit Strategie, Konzeption und Distribution hinterher. Zumal oft genug nicht einmal klar ist, wer in den Unternehmen überhaupt für die Themen verantwortlich ist, geschweige denn wo die Gelder dafür herkommen sollen. Für die Hotellerie sieht Bruno Marti, Chief Brand Officer der 25hours Hotels, in der „noch immer vorherrschenden engen Verknüpfung von Sales und Marketing ein echtes Problem“. Damit komme man in der digitalen und vernetzten Welt nicht weiter. „Sales muss im positivsten aller Sinne Klinken putzen, Marketing muss strategisch denken“, so Marti, der sich bei 25hours voll auf Marke und Marketing konzentrieren kann. Vor gut einem Jahr hat die Kette die Corporate Website komplett überarbeitet, mit neuer Content- und Digitalstrategie. Das Ergebnis ist sehenswert. Seit dem Relaunch ist bei den Designhotels „FotoContent King“ und „visuelle Opulenz“ das Erfolgsgeheimnis. D en Nutzen von Bewegtbild hingegen sieht Marti kritisch. Videos als reines Verkaufsinstrument, für die die Kamera einmal durchs Hotel fährt und die im Schnitt für rund 2000 bis 5000 Euro zu bekommen sei, lehnt er ab. Marti: „Solange es um klassische Produktinformationen geht, sind Fotos gegenüber Filmen klar im Vorteil.“ Eine andere Sache seien Werbe- oder Imagefilme, die der Markenbildung dienten. „Das ist spannend“, sagt Marti, „aber eben auch vergleichsweise teuer.“ Für ihn jedoch offensichtlich spannend genug. Anfang Januar hat 25hours zusammen mit der Hamburger Filmproduktion Erste Liebe einen Imagespot erstellt, der mit emotionalen Bildern die Werte von 25hours transportieren soll. Verbreitet wird der Film unter anderem über die eigene Website und über den Kanal Youtube. G enerell basieren erfolgreiche Strategien für visuellen Content meist auf einer dreistufigen Unterteilung. Stufe 1 beschreibt klassische Produktinhalte, die primär informativen Charakter haben. Hier ist in erster Linie Top-Qualität gefragt, wie etwa hochauflösende Fotos. Stufe 2 beschreibt emotionale und bildgewaltige Hintergrundinfos, die inspirieren und Lust auf das Produkt machen sollen. Hier sind neben Top-Qualität des Contents auch Kreation, Dramaturgie und Konzeption wichtig. Bei Stufe 3 schließlich geht es um die hohe Kunst viraler Kampagnen mit exklusivem Storytelling und Vernetzung unterschiedlichster Kanäle. Alle drei Stufen müssen intelligent aufeinander abgestimmt sein. Und spätestens bei Stufe 3 geht nicht mehr viel ohne kreativen Mut, ohne gut gefüllte Kasse und ohne den Nutzer selbst – als viraler Weiterflüsterer und Produzent von User generated Content. Für ihren Mut belohnt wurde Ende 2014 beispielweise die Tourism Authority of Thailand (TAT). Im November tauchte im Netz der Film „I hate Thailand“ auf, der den ganzen Hass eines vermeintlich ausgeraubten Backpackers während einer Reise durch das südostasiatische Königsreich zeigte und erkennen ließ, dass letztlich nur die unerschöpfliche Gastfreundschaft der Thai den Mann gerettet hatte. Erst zwei Wochen später outete sich TAT als Absender des Viralhits, der binnen vier Wochen auf rund 2,5 Millionen Viewer und 27000 Likes kam. Ein hübsches Lehrstück für erfolgreiches Onlinemarketing mit Bewegtbild-Content und Storytelling – und ein von langer Hand geplantes. Supranee Pongpat, Direktorin des Thailändischen Fremdenverkehrsamts in Frankfurt, sagt: „Wir sind fest davon ausgegangen, dass ,I hate Thailand‘ ein großer Erfolg wird. Denn er wurde auf der Grundlage intensiver Marktforschung produziert.“ Diese habe ihnen klar gezeigt, dass nicht gebrandete Werbung höhere Aufmerksamkeit erzielt. Der Filmtitel wurde deshalb bewusst ins Negative gekehrt. Hört sich nachvollziehbar an, doch ist so viel Mut in der Branche noch immer eher selten zu bestaunen. Das Produkt Reise bietet vielfältige Möglichkeiten für opulente Bilder, diese müssen aber auch etwas aussagen G leiches gilt für User generated Content. In neuen großen Kampagnen tasten sich hier gerade Thomas Cook („One campaign“) und TUI („Discover your smile“) noch ein Stückchen weiter vor. Kern beider Kampagnen ist, dass die Nutzer selbst den visuellen Content zur viralen Verbreitung liefern. Ob das tatsächlich in großem Stil funktioniert und wirksam auf die Markenwerte einzahlt, muss abgewartet werden. Kolle-Rebbe-Chef Poser, der die TUI-Kampagne mitkonzipiert hat, sieht – naturgemäß – jetzt schon viel Gutes: „User generated Content hat den großen Vorteil, dass er Emotionen verkauft und die Erlebnisse der Menschen direkt miteinbindet.“ Zudem bediene er den Trend zu Authentizität in der Kommunikation, den es in anderen Branchen schon sehr lange gebe. Nur die Reisebranche mit ihrer „gelernten Fototapetenästhetik“ hege dagegen noch immer viel zu große Ressentiments. „Touristiker müssen endlich die Perspektive wechseln und ihre Contentstrategie aus Sicht der Reisenden denken und umsetzen“, so Poser. Mit Himmelfahrtskommandos habe das nichts zu tun. „Auch User generated Content ist nur erfolgreich, wenn man zuvor eine konsequente Strategie erarbeitet hat, ein klares Gefühl für seine Zielgruppen besitzt und den Content entsprechend kuratiert“, sagt Poser. HORIZONT 6/2015 REPORT TOURISTIKMARKETING 35 5. Februar 2015 @HORIZONT T „Für TV-Fläche gibt es im Markt genügend zahlende Nachfrager“ Anja Stockhausen, Zenith Optimedia Von Anja Sturm homas Cooks macht’s, Alltours macht’s wieder, JT Touristik zum ersten Mal und Trivago, Weg.de und Fluege.de tun es sowieso. Sie alle werben mehr oder weniger konstant in TV und unterstreichen damit auch für die Reisebranche, was aktuell für fast alle werbeintensiven Industrien gilt: TV ist wieder mächtig in. Allen Unkenrufen zum Trotz. Schließlich galt Fernsehen vielen Digitaljüngern lange Zeit ebenso als vom Aussterben bedroht wie die Printgattung. Doch von wegen. Laut Nielsen hat TV bis November 2014 bei den Bruttospendings über alle Branchen satte 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt. In der Touristik inklusive OnlineReiseportalen sogar um rund 37 Prozent. Das passt zu den Sehgewohnheiten der Deutschen. Die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie belegt, dass die über 14-Jährigen im vergangenen Jahr im Schnitt 242 Minuten vor dem Fernseher verbrachten – täglich! Und nur rund 108 Minuten vor dem Computer und rund 33 Minuten mit Zeitungen und Zeitschriften. Viel trockenes Zahlenwerk, das aber die „Renaissance des Fernsehens“ (HORIZONT 51-52/ 2014) sehr schön untermauert. Für die Reisebranche nicht weniger wichtig ist, dass Fernsehen noch immer ein Medium ist, mit dem sich gut Emotionen wecken, Traumreisen verkaufen und Zielgruppen massenweise erreichen lassen. Anja Stockhausen, Media Director Trivago legt noch etwas mehr drauf Die TV-werbeintensivsten Touristikunternehmen (inkl. Online-Reiseportale) 2013 Spendings in Tausend Euro 2014 63506 67292 Trivago 10068 Weg.de 42028 16945 Ab-in-den-Urlaub.de Tropo 7002 Fluege.de Booking.com − 8769 12164 8153 Expedia − 11333 7518 6292 6845 5100 5530 Holidaycheck Aida Cruises Air Berlin L'TUR − Heide-Park Soltau Tour.Mark.Ges. Sachsen Österreich Werbung Ethihad Airways Condor Irische Fremdenverkehrszentrale Alltours Thomas Cook M 18800 14653 15626 14018 Lufthansa TUI 31586 24066 22578 1 4265 2172 3406 3318 2490 3288 1439 2901 1917 2605 2530 2594 2529 − 435 2389 * 2013 und 2014 (jeweils Januar bis November) Kanal voll Quelle: Nielsen TV bei der Mediaagentur Zenith Optimedia, sagt: „Die Aktivitäten in dieser Branche bestätigen, dass TV immer noch Massenmedium Nummer 1 ist. Kein anderes Medium schafft in kürzester Zeit gemeinschaftlich wahrnehmbare Reichweite und damit Aufmerksamkeit in den Köpfen von pozentiellen Kunden.“ Und selbst Jan Hinrichs, als Head of Omni Channel Digitalmarketing und E-Commerce bei Thomas Cook nicht gerade als großer TV-Befürworter verdächtig, weiß: „Fernsehen als Massenmedium ist absolut relevant für uns. Durch die Ausstrahlung von TV-Spots können wir unsere Markenbotschaft schnell in der relevanten Zielgruppe platzieren.“ K ein Wunder also, dass der Kanal gerade jetzt, zur wichtigen Hauptbuchungszeit für die Sommersaison 2015, wieder voll mit bunten Urlaubsempfehlungen und verlockenden Angeboten ist. Schon seit Ende November läuft die neue Kampagne für Neckermann Reisen im TV, zum Jahreswechsel frisch gestartet sind unter anderem die TV-Premiere des virtuellen Veranstalters JT Touristik und – nach einjähriger Fernsehabstinenz – ein neuer Spot von Alltours. Jasmin Taylor, Chefin von JT Touristik, beziffert das Mediavolumen für ihre neue Kampagne, die zusätzlich mit Onlinemarketingmaßnahmen flankiert wird, auf rund 6,4 Millionen Euro. Bei Alltours wurde das TVGeld teilweise vom Radio-Etat geshiftet. Allerdings will man noch nicht verraten, ob das 2013er-TVBruttobudget in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro in diesem Jahr getoppt wird. Klar ist aber in jedem Fall: Die ganz großen TV-Töpfe stehen in der Reisebranche ohnehin woanders – näm- Es überrascht nicht, dass derlei Gerüchte bis Redaktionsschluss von Unister Travel nicht kommentiert wurden. Doch sollte der Deal zustande kommen, hätte er – zumindest am Rande – sicher auch Auswirkungen auf das künftige TV-Engagement von Unister Travel. Schließlich ist 7 Travel bekannt für seine „Media for Equity“-Deals und dürfte den einen oder anderen Sendeplatz in die Waagschale werfen. HORIZONT 6/2015 fE – Werbezeit gegen Firmenbeteiligung – führt zu Marktverzerrung, wie zum Beispiel an Weg.de zu sehen ist. Seit Ende 2013 gehört es zu 7 Travel, was sich auch an den TV-Spendings bemerkbar macht. Von 10 Millionen Euro auf 42 Millionen ist das Schaltvolumen für Fernsehwerbung bei Weg.de im vergangenen Jahr gestiegen. Meist kommen die Partner drei bis fünf Jahre lang in den Genuss besonderer TVRabatte. Über die Höhe schweigen sich alle Beteiligten aus, doch die Rede ist mitunter von Tarifen, die nur noch einen kleinen Bruchteil der normalen Bruttopreise betragen. Ein Invesment, das sich lohnt – und von dem in den vergangenen Jahren auch Tropo profitiert hat. Der Reiseveranstalter, 2011 gegründet und seit 2012 zu Pro Sieben Travel gehörend, hat seine Marke seither mit massiver TVWerbung in den Markt gedrückt. CEO Frank Riecke gibt deshalb gerne zu: „Ohne 7 Travel wären wir heute nicht da, wo wir sind.“ Für 2015 will Riecke mit Tropo 90 bis 100 Millionen Euro Umsatz machen (FVW 2/2015). TV ist einer der großen Gewinner 2014. Auch die Reisebranche liebt das Medium immer mehr. Treiber sind Onlineportale und Media for Equity lich bei den Online-Reiseportalen. Laut Nielsen haben allein die acht werbeintensivsten Anbieter 2014 rund 194 Millionen Euro für Fernsehwerbung ausgegeben, ein Plus von 58 Prozent gegenüber 2013 und rund 94 Prozent ihrer gesamten Werbeausgaben in allen Kanälen (außer Performance). Am meisten aus der Tasche holt dabei das zu Expedia gehörende Vergleichsportal Trivago. Satte 67 Millionen Euro Brutto-TV-Spendings weist Nielsen 2014 für die Düsseldorfer aus. Intensiv auf Fernsehen setzt auch die Leipziger Unister Travel. Für das Portal Ab-in-den-Urlaub.de machte Group CMO Thomas Wagner laut Nielsen im vergangenen Jahr rund 31,5 Millionen Euro locker, für Fluege.de rund18,8 Millionen. Wagner: „TV-Werbung hat für Unister Travel eine hohe Relevanz und ist eine wichtige Ergänzung zum eher Performance-orientierten Onlinemarketing. Für 2015 planen wir mit stabilen Anteilen.“ Vor allem Letzteres bleibt spannend, gibt es doch schließlich seit Monaten Gerüchte, dass die Unister-Gruppe, zu der auch Unister Travel gehört, verkauft werden könnte. Namen zahlreicher potenzieller Käufer wurden schon genannt, auch Axel Springer soll mit den Leipzigern in Gesprächen gewesen sein. Mittlerweile ist die Rede meist von Finanzinvestoren, aber ein strategisch interessanter Name taucht zusätzlich immer wieder auf: Pro Sieben Sat 1 beziehungsweise deren Tochter Pro Sieben Travel (7 Travel), zu der unter anderem das Reiseportal Weg.de und der Veranstalter Tropo gehören. Mitte Januar war das „Handelsblatt“ sogar schon über erste Preise informiert. Am 13. Januar nannte das Wirtschaftsblatt 7 Travel als einen der UnisterInteressenten und spekulierte über einen Verkaufspreis für Ab-in-den-urlaub.de und Fluege.de zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro. Nicht wenige in der Reisebranche schäumen deshalb angesichts der MfeDeals. Öffentlich sagen wollen dies allerdings nur wenige. Eine erfreuliche Ausnahme macht an dieser Stelle Stefanie Schulze zur Wiesch. Die Leiterin TUI Marketing sagt: „Media for Equity verzerrt natürlich den Markt und führt aktuell im TV zu einem großen Einerlei aus Preiswerbung, unterlegt mit schönen Strand- und Hotelbildern.“ TUI setzt deshalb seine 2014 begonnene TV-Pause auch 2015 fort und hat im Januar eine integrierte Social-Media-Kampagne gestartet, um den neuen TUI-Claim „Discover your smile“ unter die Leute zu bringen (FVW 25/2014). „Momentan ist aus unserer Branche so viel Werbedruck im TV, dass man als Werbungtreibender dort nur einer unter vielen ist. Wir entsagen deshalb im Januar der TV-Flut“, so Schulze zur Wiesch. Dabei weiß natürlich auch sie, dass der ausschließliche Fokus auf Digital zur Etablierung eines neuen Claims und zum Abfischen der Buchungspeaks am Jahresanfang riskant ist. „Wir sind sehr gespannt, wie viel Traffic uns diese Kampagne bringen wird. Im Zweifel können wir schnell reagieren, da unser Mediamix sehr agil ist“, so die Managerin. A uf gute Preise wird sie dann aber nicht hoffen können. Denn die Annahme, dass die TV-Tarife durch MfE-Deals und entsprechende Rhetorik aus dem Markt unter Druck geraten könnten, hält Mediaexpertin Stockhausen für einen „großen Irrtum“. Im Gegenteil: „Die Vermarkter sehen sich aufgrund der beständig hohen Nachfrage nach TV nicht veranlasst, dem Markt – trotz Reichweitenverlusten und -verschiebungen zu kleineren Zielgruppensendern – bessere Konditionen anzubieten. Für TV-Fläche gibt es im Markt genügend zahlende Nachfrager.“ 36 REPORT TOURISTIKMARKETING HORIZONT 6/2015 5. Februar 2015 Spielend leicht ans Ziel Immer mehr Unternehmen der Touristikbranche setzen Big Data für individuellen Echtzeit-Service ein F Von Ulrike Langer luggesellschaften erheben bei der Buchung jede Menge Daten über ihre Kunden. Das löst bei vielen negative Assoziationen an datenschnüffelnde US-Behörden aus. Dabei können sich Airlines, Hotelketten oder Reisebuchungsportale im Alltag von Reisenden durch den Einsatz von Big Data ausgesprochen nützlich machen. Und zwar dann, wenn sie einen individuell und situativ passenden Service anbieten, der nicht einmal aufwendig ist. Ein Geschäftsreisender in der Business Class bekommt in der Regel die gleichen standardisierten Mietwagen- und Hotelzimmerangebote wie die vierköpfige Familie mit Economy-Flug, die einmal pro Jahr die gleiche Reise macht, um ihre Verwandten zu besuchen – also weder Hotelzimmer noch Mietwagen benötigt. Individueller Service sieht anders aus. „Warum nicht rechtzeitig vor dem Abflug eine SMS an einen Passagier schicken, mit dem Hinweis, einen Regenschirm einzupacken, weil es nach der Ankunft am Reiseziel regnen wird?“, rät Allyson Barr, Marketing-Vizechefin bei Boxever im Unternehmensblog. „Oder darauf hinweisen, dass der Gangplatz im Flieger, den ein Passagier bei der letzten Buchung favorisiert hat, soeben verfügbar wurde?“ Personalisierte Angebote für Reisende: Mobilgeräte wissen wo das Gepäck ist, welcher Sitzplatz frei ist und schlagen ungefragt Umbuchungen vor kostenfrei zur Verfügung. Das soll ihnen die Sorge nehmen, ob ihr Koffer nach dem Flug wieder auftauchen wird. DeltaPassagiere können auf ihrem Smartphone jederzeit verfolgen, wo sich ihr Gepäckstück befindet, die mobile App wurde seit 2013 mehr als 11 Millionen Mal heruntergeladen. Das 2011 in Dublin gegründete Startup Boxever hilft Fluggesellschaften, Passagierdaten plattformübergreifend auszuwerten, um mehr aus Kundenbeziehungen zu machen. So baute Boxever für die norwegische Airline Wideroe eine Datenmaske, in der Mitarbeiter des Callcenters nicht nur alle vergangenen Buchungen eines Kunden abrufen können. Sie sehen auch, auf welche Marketing-E-Mails reagiert und welche Seiten der Unternehmenswebsite abgerufen wurden. Für mehrere Unternehmen entwickelte das Startup Lösungen, die dem Phänomen des „verlassenen Einkaufswagens“ entgegenwirken sollen. Bricht ein Kunde eine Buchung ab, bekommt er eine E-Mail mit Nachfragen und individuellen Angeboten. D ILLUSTRATION: KREIZIHORSE / FOTOLIA er Softwarekonzern Microsoft wiederum nutzt Echtzeitdaten, damit seine eigenen Mitarbeiter effizienter um die Welt jetten können. Wenn ein Programmierer oder Manager auf dem Weg zu einem entfernten Einsatz strandet, weil sein Flug gestrichen wurde, muss sich der Mitarbeiter nicht selbst um eine Umbuchung kümmern. Eine von Microsoft entwickelte Reiselogistiksoftware arbeitet proaktiv im Hintergrund und informiert den Geschäftsreisenden selbstständig per Handy über seine neuen Reisedaten. Auch die Hotelbranche setzt zunehmend Big Data für personalisierten Kundenservice ein. Der Buchungsalgorithmus der Hotelkette Four Seasons weiß, welches Stockwerk, welche Zimmerkonfiguration und sogar welche Matratzenhärte ein Gast bevorzugt, und wählt daraufhin das passende Zimmer aus. In Hilton-Hotels kann ein Check-in-Mitarbeiter mittels Software erkennen, dass ein später eintreffender Gast lukrativer ist als derjenige, der gerade vor ihm steht und besser nicht das letzte verfügbare Zimmer-Upgrade bekommen sollte. Für ein rundum personalisiertes Reiseerlebnis ihrer Kunden sollten Unternehmen stärker kooperieren. Dann könnte beispielsweise eine Bar, die auf Singles eingestellt ist, einen Gast, der soeben als Alleinreisender im Hotel auf der anderen Straßenseite eingecheckt hat, zum Cocktail einladen. Oder ein Ticketservice bietet ihm frei gebliebene Einzelplätze in Kinos oder Konzertsälen an, alles koordiniert per App. Wenn die Touristikbranche Geo- und weitere Echtzeitdaten nicht umfassend für personalisierte Dienste nutzt, wird Google es sicherlich tun. Dessen Service Google Now liefert schon heute von der Terminerinnerung über die Verkehrslage bei der Ankunft bis hin zu Echtzeittipps für den Zielort nützlichen individuellen Service auf Reisen. E inige US-Fluggesellschaften steigen mittlerweile vom traditionellen Marketing für aggregierte Zielgruppen auf personalisiertes Echtzeitmarketing um. Bei Delta Airlines werden seit vergangenem Herbst 20000 Flugbegleiter laut einem Report von Boxever und dem Reiseanalysedienst Skift mit Mini-Tablets ausgerüstet. Mit den richtigen Informationen im passenden Moment können sie Passagiere in der gewünschten Sprache ansprechen und Menüs vorschlagen, die ein Fluggast bei vergangenen Reisen mochte. Auch bei United Airlines tut sich was im Big Data Marketing. „Wir analysieren mehr als 150 Datenpunkte zu jedem einzelnen Passagier und bekommen die Auswertung 200 Millisekunden später“, sagt Scott Wilson, stellvertretender Vorstand für E-Commerce und Merchandising bei United Airlines. Auf diese Weise stiegen die übrigen Erlöse außerhalb von Flugtickets laut Scott im vergangenen Jahr um 15 Prozent. Allerdings könnte United dabei konsequenter vorgehen. Derzeit bekommen Kunden immer noch einige Tage vor dem Abflug das Angebot, ihr Gepäck per Fed Ex vorauszuschicken – egal ob eine zweiwöchige Reise oder ein Tagestrip gebucht wurde. Nicht immer geht es beim personalisierten Echtzeitmarketing um sogenanntes Upselling (Zusatzgeschäfte). Delta Airlines stellt die gleichen Logistikdaten, die das Bodenpersonal in der Gepäckabfertigung nutzt, auch seinen Kunden Unentschlossene im Netz Eine Untersuchung von Intelli Ad Media zeigt, wie schnell sich Kunden online für eine Reisebuchung entscheiden E Von Lisa Naumann s gibt sie, die Kurzentschlossenen: Viele Reiselustige entscheiden sich recht spontan, einen Urlaub zu buchen. Das zeigt eine Auswertung der Performance Marketing Plattform Intelli Ad. Mithilfe von Multichannel-Tracking hat das Unternehmen das Nutzungsverhalten von Usern auf Online-Reiseplattformen nachvollzogen und genau festgehalten, wie viel Zeit zwi- schen dem ersten Kontakt zum Reiseangebot bis zur endgültig abgeschlossenen Buchung liegt. Danach sind 51 Prozent der Suchenden kurz entschlossen und buchen schon nach einem Tag, wobei sich ein Fünftel von ihnen bereits nach einer Stunde für den Kauf entschieden hat. Das ist ein beachtlicher Anteil, denn: Im Vergleich mit anderen Branchen – beispielsweise Mode oder Kosmetik – ist der Entscheidungsprozess bei Reise selten von Impulsen getrieben. Tobias Kiessling, Ge- schäftsführer von Intelli Ad, erklärt: „Reisen sind keine alltägliche Investition und emotional, da muss die Buchung gut überlegt sein. Der Entscheidungsprozess ist insgesamt ein viel langsamerer als in anderen Branchen.“ Das wiederum beweist die durchschnittliche Dauer bis zum Abschluss aller Buchungen: Sie beträgt 139 Stunden – eine knappe Woche. Kiessling empfiehlt daher: „Man muss beim User über den ganzen Entscheidungsprozess hinweg präsent sein. Über einen Gutschein für die Newsletter-An- meldung kann die E-Mail-Adresse der User gespeichert werden, um daraufhin individualisierte Newsletter zu versenden.“ Direktmailings führen laut Intelli Ad in den meisten Fällen zur GoogleSuche und einem Abschluss am nächsten Tag: „Sie sind oft der entscheidende Auslöser für die Buchung .“ Neben Suchmaschinenmarketing rät der Geschäftsführer außerdem zu einer Werbeform, die zurzeit aufgrund rückläufigen Wachstums und einer Qualitätsdiskussion unter Druck steht: „Der User sollte proaktiv mit Displaywerbung angesprochen werden, solange er unentschlossen ist. Intelligentes Retargeting verhindert, dass er am Ende die Reise auf einer anderen Plattform bucht.“ Außerdem könne dies vorbeugen, dass der potenzielle Kunde sich nur Informationen besorgt und am Ende doch nicht bucht. Auch auf Social-Media-Sites seien User im Übrigen empfänglich für Urlaubsangebote, der Überraschungseffekt sei dort sehr hoch – einfach, weil sie nicht konkret auf der Suche sind. Kurzentschlossene brauchen nur eine Stunde Abgeschlossene Buchungen binnen einer Stunde, einem Tag, einer Woche 25 % Buchung binnen 1 Stunde 10 Quelle: Intelli Ad Media Durchschnittliche Dauer bis zur Buchung* 139 Stunden (ca.6 Tage) 51 % Buchung binnen 1 Tag 20 30 40 50 60 70 80 90 100 * vom ersten Kontaktpunkt bis zur Buchung; n = 274 275 Onlinebuchungen im Zeitraum 1.9. bis 31.10.2014 110 120 130 140 150 71 % Buchung binnen 1 Woche (168 Std.) 160 Stunden 170 HORIZONT 6/2015 HORIZONT 6/2015 S REPORT TOURISTIKMARKETING 37 5. Februar 2015 bung, insbesondere in TV, investiert. In den 90er Jahren hat das noch sehr gut funktioniert. Aber schon mit der Diversifizierung der TV-Kanäle wurde es für uns schwieriger. Meiner Meinung nach haben letztlich alle klassischen Medien zu große Streuverluste. Zumindest aus Sicht einer so etablierten und starken Marke wie Spanien auf einem so entwickelten touristischen Quellmarkt wie Deutschland. Von Anja Sturm Seit September 2014 vertreten Sie bereits zum dritten Mal in Ihrer langen Karriere Turespaña in Deutschland. Wie hat sich der Markt aus Ihrer Sicht verändert? Grundsätzlich wird unsere Arbeit am stärksten durch die erhebliche Veränderung der Medienlandschaft beeinflusst. Wie in allen anderen Branchen auch, stellt sich für die Touristik die Frage: Wo sollen wir unsere Marketinggelder investieren, um möglichst zielgerichtet mit den Konsumenten kommunizieren zu können. FOTO: TURESPAÑA panien ist seit Jahrzehnten das beliebteste Auslandsreiseziel der Deutschen. Doch die Finanzkrise zwingt die spanische Tourismusbehörde Turespaña zu harten Einschnitten. Ihr Deutschlandchef setzt auf „100 Prozent Onlinemarketing“ und ist kein großer Fan des Claims „I need Spain“. Wobei Sie mittlerweile wesentlich weniger investieren können: Turespaña hat die Marketingetats in den vergangenen Jahren dramatisch reduziert. Das ist richtig. Der ganz große Break kam Anfang 2012, zu den Hochzeiten der Finanzkrise. Wie alle staatlichen Behörden in Spanien muss auch Turespaña seither sparen. Das weltweite Marketingbudget wurde allein 2012 im Vergleich zu 2011 mehr als halbiert. Sieht es für den deutschen Quellmarkt besser aus, immerhin ist Deutschland einer der wichtigsten Märkte für den spanischen Tourismus? Leider nein. Ich kann Ihnen keine absoluten Zahlen nennen, aber verglichen mit meiner letzten Amtszeit hier in Berlin, die von 2007 bis Ende 2011 dauerte, haben wir für Deutschland heute rund 60 Prozent weniger Marketinggelder zur Verfügung. Das ist ziemlich hart. Natürlich hätte ich gerne ein größeres Budget. Aber so schlecht finde ich die Etatkürzungen gar nicht, weil sie uns zu größtmöglicher Effizienz zwingen. Wir setzen im deutschen Quellmarkt seit 2014 zu 100 Prozent auf Onlinemarketing. Print machte schon 2012 und 2013 nur noch rund ein Fünftel des klassischen Werbeetats aus, TV haben wir in Deutschland bereits 2010 gestrichen. Was haben Sie gegen Fernsehwerbung? Das ist keine Frage der persönlichen Einstellung, sondern der Effizienz und der Positionierung. Die meisten Destinationen haben in den vergangenen Jahren viel zu viel Geld in klassische Wer- „Eine Frage der Effizienz“ Manuel Butler, Chef von Turespaña in Deutschland, erteilt klassischen Medien eine klare Absage Dennoch vermissen hierzulande viele eine großangelegte emotionale Werbekampagne für die Marke Spanien. Ein Markenexperte sagte jüngst, dass selbst die FreixenetWerbung mit ihrer Grandezza mehr für das positive Image von Spanien beitrage als Turespaña. Als Marktführer für Auslandsreisen in Deutschland müssen wir das positive Image von Spanien als Top-Destination für Sonne, Strand und Meer nicht mehr kommunizieren. Das ist bestens bekannt. Unser Ziel ist es, das sogenannte „andere Spanien“ zu vermarkten, als eine hervorragende Destination unter anderem für Kultur-, Städteund Ruraltourismus. Die Deutschen machen sehr gerne ruralen Urlaub, allerdings in Österreich und nicht so sehr in Spanien. Mit knapp 65 Millionen ausländischen Gästen, davon über 10 Millionen aus Deutschland, war 2014 erneut ein Rekordjahr für Spanien. Sind Sie damit nicht zufrieden? Was die Entwicklung der Gästezahlen angeht, ist das natürlich sehr gut. Aber schaut man sich die drei wichtigsten Parameter – Gäste, Übernachtungen und Einnahmen – in Relation zueinander an, zeigt sich: Das Verhältnis bleibt mehr oder weniger stabil. Weil im Schnitt seit Jahren jeder ausländische Tourist in Spanien rund 950 Euro pro Aufenthalt ausgibt? Ja. Aber wir wollen mehr. Ziel ist es, Umsätze und Rentabilität deutlich zu steigern. Hinzu kommt der demographische Wandel in Deutschland. Trotz der aktuell sehr guten Entwicklung müssen wir davon ausgehen, dass die Zahl der deutschen Gäste in Spanien langfristig sinken wird. Deshalb ist es so wichtig für uns, mit dem „anderen Spanien“ neue und vor allem kaufkräftigere Zielgruppen zu erschließen. würde in der Tat Millionen Werbegelder kosten, die wir nicht haben. Wir können unser Image also nicht drehen, sondern wollen es klug weiterentwickeln. Und deshalb ist der ausschließliche Fokus auf Onlinemarketing die richtige Wahl? Ja, in Verbindung mit einer exzellenten Marktforschung. Wir wollen touristische Nischen besetzen, deshalb müssen wir den Konsumenten besser kennenlernen. 2012, als Chef von Turespaña in Madrid, habe ich eine große Marktforschung für unsere wichtigsten Quellmärkte durchführen lassen, mit weitreichenden Erkenntnissen auch für den deutschen Markt. Diese haben wir im Herbst 2014 gemeinsam mit der Gfk nochmals verfeinert. Jetzt wissen wir sehr genau, welche Zielgruppen wir für das „andere Spanien“ ansprechen wollen und wie und wo wir diese künftig erreichen. Spanien ist seit über 50 Jahren als TopDestination auf dem deutschen Markt aktiv, auch die Diversifizierung Ihrer Produkte ist nicht wirklich neu. Eigentlich müssten Sie Ihre Zielgruppen doch schon seit langem ziemlich gut kennen. Die Parameter sind heute ganz andere, die Konsumenten und Zielgruppen viel komplexer und fragmentierter. Ich persönlich finde das gut, weil ich sehr filigran kommunizieren will. Es gefällt mir, Marketing wissenschaftlich und präzise anzugehen. Oder wenn man es martialisch ausdrücken möchte: Früher haben wir mit Kanonen geschossen, heute setzen wir gezielt Drohnen ein. Rekordzahlen Seit September 2014 ist Manuel Butler erneut Deutschlandchef von Turespaña in Berlin. Denselben Posten hatte er bereits von 2007 bis 2011, danach leitete er bis September 2013 die Zentrale in Madrid. Der Auslandstourismus in Spanien entwickelt sich seit Jahren und trotz europäischer Finanzkrise positiv, 2014 war ein weiteres Rekordjahr – mit 64,9 Millionen internationalen Touristen (+7,1%), davon10,4 Millionen Deutsche (+6,2 %). SpanienistdamitdasbeliebtesteAuslandsreiseziel der Deutschen; für Spanien ist Deutschland nach Großbritannien und vor Frankreich der zweitwichtigste Quellmarkt. Diese Zielsetzung hört man von Turespaña schon seit mehr als zehn Jahren – ohne allzu großen Erfolg. Ist der Blick auf das „andere Spanien“ ein Kampf gegen Windmühlen? Das ist der Plan, um die Rentabilität des Tourismus in Spanien zu steigern. Und uns ist durchaus bewusst, dass dies ein sehr langer Weg ist. Kurzfristige Resultate werden wir nicht erreichen. Wie also sieht Ihr Online-Marketingplan konkret aus? Auch wenn sich das radikal anhört: Ich bin der festen Überzeugung, dass heute keiner, egal in welcher Branche, genau weiß, wo die Gelder tatsächlich am besten investiert sind. Ich sehe für Onlinemarketing nirgends die eine richtige Strategie. Im Grunde agieren derzeit alle noch nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Jeder sagt, probiert dies, testet das – und wo es funktioniert, investiert er künftig mehr. Online basiert noch immer vor allem auf Erfahrungswerten und weniger auf empirischen Daten. Umso unverständlicher, dass Turespaña seit fünf Jahren weltweit mit dem Claim „I need Spain“ wirbt. Nicht jeder findet diesen für ein so vielfältiges Land wie Spanien sonderlich passend. Wie sehen Sie das ? Ich persönlich bin von dem Claim auch nicht wirklich begeistert, aber in Fokusgruppen hat er damals gut funktioniert. Doch ich kann Sie beruhigen: Ab 2016 wird es einen neuen Claim geben. Die große Herausforderung ist, dass wir zur Vermarktung des „anderen Spanien“ kein komplett neues Image aufbauen können. Denn das Was heißt das für Turespaña? Wir wissen zwar, dass Online für uns der richtige Weg ist. Aber auch wir haben noch kein klares Onlinekonzept. Im Tourismus herrscht noch ein sehr statisches Marketingdenken vor. Ich aber kämpfe für eine dynamische Mentalität, die man braucht, um vieles auszuprobieren. Mir geht es darum, unterschiedliche Formate zu testen. Ich will 10 bis 20 Prozent in ein Format investieren, dann die Erfolge anschauen und erst dann die restlichen 80 Prozent investieren. Allerdings ist es nicht ganz leicht, eine solche Strategie in einem staatlichen Ministerium durchzusetzen. 38 REPORT TOURISTIKMARKETING HORIZONT 6/2015 5. Februar 2015 Übergepäck im Kofferraum Touristikanbieter setzen gerne und oft auf Out-of-Home-Kampagnen. HORIZONT zeigt eine Auswahl Von Lisa Naumann „Design Your Journey“ – diese Aufforderung richtete Pullman an die mehr als 13 Millionen internationalen Vielflieger, die jährlich am Flughafen Frankfurt an- und abreisen.Warum gerade dort? Besonders Geschäftsreisende bewegen sich häufig am Flughafen. Und genau darauf zielt die Hotelkette mit ihrer Werbekampagne ab: Sie möchte Geschäftsleuten vermitteln, dass ihnen die Markenhotels und Resorts einen komfortablen Aufenthalt ermöglichen – trotz des harten Business. Kunde: Pullman; Kreation: DDB Group Die Schweiz machte wieder einmal mit den kulturellen und historischen Reizen ihrer Städte als Reiseziele auf sich aufmerksam. Zur Buchmesse 2014 schmückten die Highlights aus Zürich, Luzern und sieben weiteren Städten die Haltestellen der Straßenbahnlinie 16 zwischen Hauptbahnhof und dem Messegelände in Leipzig. In diesem Jahr war das Alpenland Partner auf der Buchmesse. Kunde und Kreation: Schweiz Tourismus Ein Taxi vor der Abflughalle am Frankfurter Flughafen wurde innerhalb kurzer Zeit zum Publikumshit. In Anspielung auf die Verdopplung der Freigepäckmenge wurde ein Wagen positioniert, dessen Kofferraum so überladen war, dass die Vorderräder abhoben. „Für alle, die gern mehr mitnehmen. Die neue Premium Economy Class“ lautete der Claim der LufthansaKampagne auf den Türen. Die Vielzahl der Passagiere macht den Flughafen zur wichtigen Werbeplattform: „Nirgendwo sonst erreichen Touristikkunden so viele Travel Key Consumers wie an internationalen Airports“, sagt Simone Schwab, Geschäftsführerin Media Frankfurt. Kunde: Deutsche Lufthansa; Kreation: Kolle Rebbe „Werbung auf Bus oder Straßenbahn steigert nicht nur die Markenbekanntheit, sondern auch den Online Traffic“, erklärt Mathias Wolfgang Keim, Geschäftsführer von KWS Verkehrsmittelwerbung. Genau darauf setzte das Kreuzfahrten-Reisebüro Treffpunkt Schiff. Nach seinem Umzug nach Ludwigsburg nutzte es die Werbefläche auf dem Bus, der den neuen Reiseanbieter vor Ort auf seiner Fahrt durch die Stadt im ganzen Gebiet bekannt machen sollte. Kunde: Treffpunkt Schiff, AtourO Kreation: Treffpunkt Schiff, AtourO, KWS HORIZONT 6/2015 REPORT TOURISTIKMARKETING 39 5. Februar 2015 Zwiespältiges Verhältnis Der Brand Asset Valuator zeigt die Ambivalenz der Kunden zu Marken aus dem Touristikbereich Von Bettina Sonnenschein S o richtig trauen wollen Reisende, die Online buchen, den entsprechenden Plattformen nicht – trotzdem halten sie sie für immer beliebter werdende Tools: Das geht aus einer Auswertung des Brand Asset Valuator von Young & Rubicam hervor. Für die weltweit größte Markenstudie werden Beziehungen von Menschen zu Marken erfasst, allein in Deutschland werden dafür 2500 Bürger befragt. Die jüngsten Ergebnisse 2015 zeigen auch Markeneinstellungen aus dem Reisesektor: Gefragt nach der Zuverlässigkeit von Buchungsplattformen liegen die Werte insgesamt nicht hoch. Trivago.de erzielt mit 52,5 Prozent Zustimmung den Bestwert. Dasselbe Unternehmen steht auch auf Platz 1 beim Thema Unverwechselbarkeit – mit nur 25,9 Prozent. Beide Begriffe treffen demzufolge kaum das Empfinden der User. Ganz anders sieht es mit der Zustimmung zur Aussage aus, dass die Portale immer populärer werden: Hier erreicht Flüge.de einen Topwert von 97,6 Prozent, auch HRS.de auf Platz 8 erhält noch 79 Prozent Zustimmung. Interessante Ergebnisse liefert auch ein Blick auf Hotelmarken: Zwar schneiden NH Hotels (85,4 Prozent) und Motel One (82,8 Prozent) bei der Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis bestens ab. Doch als besonders modern werden sie nicht empfunden: Mit nur jeweils 59,8 Prozent führen beide Businesshotelketten das Feld in der Kategorie „liegen im Trend“ an. Ganz ihrem hohen Anspruch gerecht werden Marken wie Kempinski (99,8 Prozent), Steigenberger (99 Prozent), Hilton (97,8 Prozent) und Ritz-Carlton (96,9 Prozent) in der Kategorie Exklusivität. Nicht allen gelingt dabei allerdings, auch Offenheit zu vermitteln: 93,2 Prozent der Befragten empfinden Ritz-Carlton gleichzeitig als unnahbar. Businessketten bieten guten Schnitt Hotelmarken nach Preis-Leistungs-Verhältnis First-Class-Häuser wirken nicht offen Angaben in Prozent 85,4 NH Hotels 82,8 Motel One 80,4 B&B Hotels 72,0 Holiday Inn 64,2 Mercure (Hotel) DoubleTree by Hilton Sheraton 88,3 HORIZONT 6/2015 Fluege.de hebt ab 55,9 55,8 48,9 Quelle: Y&R BAV HORIZONT 6/2015 Hohe Gleichförmigkeit Buchungsportal ist nützlich/hilfreich Angaben in Prozent 84,1 Fluege.de 77,7 Trivago.de Ab-in-den-urlaub.de Weg.de 75,7 Airbnb.de 9,8 Fluege.de 9,2 56,1 Airbnb.de WIMDU.de 12,0 HRS.de Quelle: Y&R BAV HORIZONT 6/2015 Es könnte leichter gehen Angaben in Prozent 77,2 Ab-in-den-urlaub.de 5,4 4,5 1,2 Quelle: Y&R BAV HORIZONT 6/2015 Buchungsportal ist zuverlässig Fluege.de Fluege.de Weg.de 65,1 Weg.de 60,5 Trivago.de 52,5 48,1 43,0 39,2 Ab-in-den-urlaub.de Airbnb.de 47,6 38,2 30,6 HORIZONT 6/2015 37,8 Expedia.de 31,7 HRS.de 31,6 WIMDU.de 18,1 Quelle: Y&R BAV Angaben in Prozent Trivago.de 65,5 Expedia.de 15,2 Keine große Sicherheit Buchungsportal ist einfach WIMDU.de 23,9 Ab-in-den-urlaub.de Weg.de Angaben in Prozent 25,9 Trivago.de 76,2 65,9 HRS.de Buchungsportal ist unverwechselbar Expedia.de 69,2 Expedia.de Airbnb.de 84,1 Motel One 19,2 HRS.de 87,4 86,0 InterContinental Quelle: Y&R BAV WIMDU.de DoubleTree by Hilton 88,8 Steigenberger 29,7 Marriott 92,4 Hilton Marriott 35,0 Maritim 93,2 Ritz-Carlton Hyatt 40,0 Westin Angaben in Prozent Kempinski 55,4 25hours Hotels Hotelmarken nach Unnahbarkeit 13,5 Quelle: Y&R BAV HORIZONT 6/2015 Eindruck für die Ohren Alltours hat mit Audioeffekt überprüft, wie sich Radiowerbung aufs Image auswirkt Von Bettina Sonnenschein W enn die stimmungsvolle Weihnachtszeit vorbei ist und das neue Jahr mit dem gewohnten Alltag losgeht, motivieren sich nicht wenige Konsumenten gleich mit der Aussicht auf einen nächsten Urlaub. Von der Tourismusin- Markenprofil verbessert sich durch Hörfunkkampagne Eigenschaften, die auf Alltours zutreffen Angaben in Prozent 28 ist zuverlässig 26 bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis 36 25 bietet gute, kompetente Beratung 14 hat die besten Urlaubsangebote Quelle: TNS Infratest / Audioeffekt 37 25 bietet ein abwechslungsreiches Angebot am Urlaubsort hat die besten Last-Minute-Angebote 37 24 bietet einen attraktiven Frühbucherrabatt bietet eine Notfallnummer 41 27 12 12 34 ohne Radio-Regognition mit Radio-Recognition 24 22 HORIZONT 6/2015 dustrie werden sie dafür um diese Zeit in der Regel mit Frühbucherrabatten belohnt. Die Unternehmen wollen ihrem Geschäft damit gleich in den ersten Wochen des Jahres einen Schub verpassen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie vom Buchungswilligen auch wahrgenommen werden. Der Pauschalreiseveranstalter Alltours wollte das für den Jahresanfang 2014 nicht dem Zufall überlassen und bewarb seine Angebote für sonnige Ziele inklusive Frühbucherrabatt bereits im November 2013 mit einer nationalen Radiokampagne. Der Funkspot, in dem eine Frau mitten im Winter ihren Bikini sucht und auf die Frage, was sie damit wolle, nur mit einem „Ohne meinen Alltours sag ich nichts“ antwortet, sollte für mehr Bekanntheit der Marke sorgen und die Imagewerte verbessern. Mithilfe der Werbewirkungsforschung Audioeffekt der beiden Hörfunkvermarkter AS&S Radio und Radio Marketing Service konnte der Anbieter sich im Nachhinein vom Erfolg der Maßnahme überzeugen. Über das Tool Brand Effekt wurden über den Kampagnenzeitraum pro Woche 2000 Onliner im Alter von 14 bis 69 Jahren befragt und die Werte derjenigen, die den Spot gehört hatten, mit den In der Erinnerung verankert Mit Radio öfter Nummer 1 Alltours im Relevant Set von Angaben in Prozent Pauschalreise-Anbietern* Alltours als First Choice von Angaben in Prozent Pauschalreise-Anbietern* 50,7 32,4 4,6 ohne Radio-Recognition mit Radio-Recognition ohne Radio-Recognition 8,4 mit Radio-Recognition * „Markieren Sie alle Anbieter von Pauschalreisen, die für Sie infrage kommen“ * „Markieren Sie von allen infrage kommenden Anbietern den, der Ihre erste Wahl ist“ Quelle: TNS Infratest / Audioeffekt Quelle: TNS Infratest / Audioeffekt HORIZONT 6/2015 Werten derer verglichen, die ihn nicht gehört hatten. Am Ende stand fest: Sowohl die ungestützte als auch die gestützte Bekanntheit von Alltours als Anbieter von Pauschalreisen hatte zugenommen. Bei Befragten, die den Spot gehört hatten, liegt die ungestützte Bekanntheit um 118 Prozent, die gestützte um 22 Prozent höher als bei Befragten ohne Recognition. Ebenso gut funktionierte die Kernbotschaft „Alles, aber günstig“. Die Bekanntheit des Slogans liegt bei denjenigen mit Spotkontakt 130 Prozent höher als bei Personen ohne. Auch im Relevant Set konnte sich der Reiseanbieter mit der Kampagne festsetzen. Mit Radio-Reco- HORIZONT 6/2015 gnition liegt der Wert knapp 60 Prozentpunkte über dem Wert von Personen, die den Spot nicht gehört haben. Außerdem ist Alltours für Hörer, die von der Kampagne erreicht wurden, fast doppelt so häufig die erste Wahl wie bei denen, die nicht erreicht wurden. Dass sich die Kampagne so positiv auf die Imagewerte ausgewirkt hat, kommt bei Alltours-Marketingleiter Christoph Dollhausen gut an: Der Stärke von Radio als Aktivierungsmedium sei man sich schließlich bewusst gewesen – die Steigerung beim Image „bestätigt uns noch stärker in unserer Strategie, auf Radio zu setzen.“